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DER FÖRDERVEREIN THEATERTAGE AM SEE Friedrichshafen e.V.

2019

inhalTSüberSichT

Inhaltsverzeichnis 2 der verein 3 das internationale Theaterfestival seit 35 Jahren 4 Jugend- und Schultheatertage justSEE & JUST-BW 6 Szenisch kommunizieren 11 Von jung bis alt, von nah bis fern 12 Theatertage am See in Nepal 16 auszeichnungen: Das jährlich wechselnde Motto 18 Die Theaterpreise 20 1989 Vorbildliche kommunale Bürgeraktion Das Kursprogramm und die KursleiterInnen 24 des Landes Baden-Württemberg Die Bodensee-Schule als besonderer Festivalort 26 2008 Innovationspreis des Fonds Soziokultur für das besondere projekte European Theatre Adventure Die Schulprojekte 30 2009 Silberne Ehrennadel des Landesverbandes City of Gold - Stadt der Freundlichkeiten 32 Wir…hier 34 Amateurtheater Baden-Württemberg für das Kooperation Schule-Verein 38 gesamte Leitungsteam Das Zeitzeugenprojekt 2014 42 2010 Bundesverdienstkreuz für Jürgen Mack u. a. A European Theatre Adventure 46 für die Leitung der Theatertage am See die anderen Sparten des vereins 2012 amarena Preis TOB für „Hommage an Loriot“ Die ZirkusAkademie 50 Die theaterpädagogische Ausbildung 60 2017 lamathea Preis für die Bodensee-Schule Das TOB (Theater Oberschwaben-Bodensee) 68 St. Martin als Ort beispielhafter UTOBIA - das Improtheater 72 Förderung des Amateurtheaters Referenzen 74 2018 Kulturpreis des Bodenseekreises Das Netzwerk 85 Verantwortungspreis der Stadtwerke am See für die ZirkusAkademie

2 der verein Der Förderverein Theatertage am See ten, das eine theaterpädagogische Friedrichshafen e.v. entstand 1993, um als Ausbildung in enger Kooperation mit Träger das 1984 von Claudius Beck gegrün- dem Staatlichen Seminar für Didaktik und dete und bis 1993 von der Stadt Friedrichs- Lehrerbildung Meckenbeuren, mehrere hafen ausgetragene internationale Festival Theaterensembles und eine ZirkusAkade- „Theatertage am See“ weiterzuführen. mie für Kinder und Jugendliche umfasst. Bereits 1980 wurde an der Bodensee-Schule Der Verein versteht sich in einer Brücken- eine Jugendtheatergruppe gegründet, die funktion zwischen schulischen und über die Schulzeit hinaus interessierten außerschulischen Bildungsprozessen und jungen SpielerInnen des Schultheaters zwischen verschiedensten Gruppierun- die Möglichkeit zur Pfl ege ihrer Theater- gen und sozialen Schichten, organisiert leidenschaft bot. Diese Gruppe nahm an den und fördert kontinuierlich ersten „Häfl er Theatertagen“ teil, wie das theaterpädagogische Festival in seiner Anfangszeit noch hieß. Projekte in vielfältigen Die Folgeveranstaltung fand dann ein gutes Bereichen kultureller Jahr später an der Bodensee-Schule statt. Im Bildung. dritten Jahr stieg der Landkreis als Mitver- anstalter mit ein und seither nennt sich das Im Zentrum der Festival „Theatertage am See“. Mit diesem Aktivitäten steht Namen setzte eine rasante Entwicklung ein. eine kulturpoli- Kurse kamen dazu, Gruppen aus dem Ausland tische Konzep- bewarben sich, Theaterverbände stiegen mit tion, die eine ein. Binnen weniger Jahre wurde das Festival aktive Beteiligung über Europas Grenzen hinaus ein begehrter der Menschen an Treffpunkt der Amateurtheaterszene. Das kulturellen Prozes- jährlich stattfi ndende Theaterfestival genießt sen voranbringen weltweit hohes Ansehen und ist eine der möchte. Es geht um größten, alljährlich stattfi ndenden Veranstal- die Förderung des tungen der Theaterpädagogik in Europa. kreativen Potentials über Generationen Der Trägerverein bietet inzwischen ein brei- und Nationalitäten tes Spektrum theaterpädagogischer Aktivitä- hinweg.

3 daS inTernaTionale TheaTerTaGeFeSTival

Das internationale Theaterfestival Theatertage am See findet seit 34 Jahren in zwei Sparten statt und steht auf vier Säulen.

Die Jugend- und Schultheatertage Die Netzwerkpflege justSEE und zweimal JUST-BW. Das Festival und die anderen Aktivitäten des Vereins sind eingebettet in ein Netz- Die Internationalen Amateurtheatertage werk der namhaften mit Amateurtheater mit teilnehmenden Gruppen aus der und Theaterpädagogik befassten Verbän- ganzen Welt. de und Institutionen in Baden-Württem- berg, Deutschland, dem deutschsprachigen die Fortbildungsangebote Ausland und Europa. In der Parallel zum Theaterprogramm finden seit Jury zur Verleihung des nunmehr 30 Jahren jährlich 20-25 Theater- Theaterpreises der fortbildungen zu allen Sparten des Theater- Theatertage am See sind machens mit namhaften Theaterreferent- diese Verbände aktiv vor Innen aus dem In- und Ausland statt. Ort vertreten.

4 die weiteren besonderheiten des Festivals

Seit 1984, also von Anfang an, ging es immer auch um die Beteiligung von Menschen mit diversen Handicaps und aus unter- schiedlichen inter- und soziokulturellen Lebens- bereichen. Entwicklung von offenen, kritischen und wert- schätzenden Feedbackformaten: Rückspiele und Spielleiterpatenschaften. Jährlich wechselndes Motto, das neben Theater- schwerpunkten immer auch schon politische Akzente und zentrale Fragen kultureller Bildung aufgreift. Alles fi ndet unter einem Dach statt: Theaterauf- führungen, Kurse, Begegnungen, Netzwerktreffen, Verpfl egung, Feiern, Feedbackformate an der Bodensee-Schule. Ein Festival ganz kurzer Wege und unmittelbarer Begegnung. 2017 fanden Menschen aus 48 Nationen den Weg zu den Theatertagen am See. 5 die JuGend- und SchulTheaTerTaGe aM See

Das Festival überwindet immer schon die weithin praktizierte Trennung zwischen Schultheater und außerschulischem Theater mit jungen Menschen. Beide Sparten schöpfen aus demselben Adressatenkreis und stehen vor vergleichbaren Herausforderungen. Das Festival soll die Vielfalt, die Qualität und die Entwicklung des außer- schulischen Jugendtheaters, des Schultheaters und der theaterpädagogischen Arbeit in den Schulen und Theatern des Landes spiegeln. Projekte, deren Fokus auf Integrations- und Inklusionsaspekten liegt, sind von Anfang an selbstverständlicher Part der Konzeption. Seit 15 Jahren trennen die Veranstalter das Festival in zwei Sparten: Theater mit jugendlichen DarstellerInnen und Theater mit erwachsenen DarstellerInnen. Jugendliche kommunizieren untereinander offener und zwangloser. Sind Erwachsene in der Runde, verstummen sie oft. Entschieden wurde auch, in der Sparte justSEE keine Theaterpreise mehr zu vergeben. Die daraus resultierende Konkurrenz ist einer gelingenden Kommunikation abträglich. Die Teilnahme ist der Preis, zu gewinnen gibt es Erfahrungen, Lern- zuwachs, Kontakte, Begegnung und neue Freunde.

6 7 WaS TheaTer iST Slamtext von Eva Sauter (gekürzt)

Jugendspielclub Zimmertheater Tübingen Entstanden im Rahmen des Poetry Workshops bei JUST 1

Meine Herren meine Damen ist man wieder man selbst Ich wollte nur mal fragen, und das Ausgedachte ausgedacht, was Theater denn ist. ausgelacht Es ist doch eigentlich nur das Leben schlussgemacht nachahmen. unangebracht. Und das in einem Rahmen, der Bühne. Ich will wirklich Ritter sein. Wäre nur mal so gefragt Aber so tun als ob ist alles was ich kann. Selber leben nicht besser als Leben nach- Ich will Massen begeistern und nicht damit spielen? wie ich tu sondern was ich tu. Theater ist nicht nur nachspielen. Wirklich. Es ist auch dieses Spielen, das wir als Theater ist nicht echt. Kinder gemacht haben. Ich fühl mich schlecht, Du bist der Dieb, ich der Polizist, wenn ich auf die Welt warte du die Prinzessin, ich der Ritter aber nur auf der Bühne durchstarte. du der Monarch, ich Revolutionär Ich will Prinzessinnen retten und los geht’s. Wir spielen. Und nicht nur spielen. Wir spielen was, Ich kann mehr geben. was, das wir schon immer sein wollten Ich werde die Welt retten und los geht’s. Mich vor der Lüge verstecken. Aber wenn man auf der Bühne steht Ich will die ganz hohen Tiefs Und das erlebt Die ganz tiefen Hochs Was man sich gerade ausgedacht hat Das alles bis oben Und der Scheinwerfer angeht Hin mit Emotionen Wie man dann da so steht, Und ungelogen.

8 9 10 SzeniSch koMMunizieren

BLITZLICHT Spielleiterforum justSEE: Bei den beiden Begrüßungsveranstaltungen Auch die Spielleiter treffen sich untereinander, stellt sich jede teilnehmende Gruppe mit einem um sich über die gesehene Aufführung intensiv kurzen „Blitzlicht“ vor. Dieser Beitrag kann eine und offen auszutauschen. Hier sind auch die Szene, eine Collage oder ein Standbild sein, das Auswahljuroren des Programms miteinbezogen. auf die Produktion neugierig macht. Es muss Abwechselnd moderiert einer das Forum. Jeder keine direkte Szene aus der Inszenierung sein. der Juroren übernimmt eine Patenschaft für Die Blitzlichter haben sich als Impulsgeber einer eine Gruppe. Er war beim Rückspiel dabei, hat offeneren Kommunikation unter den Gruppen sich mit der Spielleitung bereits ausgetauscht erwiesen. Man kann Personen schon zuordnen, und übernimmt im Forum die Rolle des Spiel- wird neugierig, hat Anknüpfungspunkte für erste leiters/der Spielleiterin der Gruppe, stellt sich Kontakte. den Fragen der anderen Spielleiter und „verteidigt“ die Inszenierung. RÜCKSPIELE Die eigentliche Spielleitung hört Die eingeladenen Theatergruppen erst mal nur zu. Nach 15 oder 20 sehen sich ihre Produktionen Minuten ergänzen sie, konkretisie- gegenseitig an und jeweils eine ren und beantworten Fragen, die Gruppe spiegelt der aufführen- von den Paten nicht beantwortet den Gruppe ihre Eindrücke und werden konnten. Wertschätzungen mit den Mitteln Die oft erlebten „Ping-Pong-Spiele“ des Theaters. Wir nennen das einer unbefriedigenden Rechtfer- RÜCKSPIEL. Erst danach kommt tigungskommunikation konnten es zu einer Diskussion mit den damit durchbrochen werden, die anderen Theaterspielern. Dieses Spielleiter äußern fast unisono, seit 2015 erfolgreich erprobte, dass es für sie sehr bereichernd kreative Format der Reflektion auf die gezeigten und entlastend ist, wenn jemand anders ihre Produktionen findet großen Zuspruch unter allen Aufführung verteidigt, erklärt und begründet. Beteiligten. Bei justSEE findet die Erarbeitung Es fällt ihnen dann sehr viel leichter, sich auch des Rü ckspiels mit Hilfe eines Moderatorenteams mit kritischen Anmerkungen zur Inszenierung statt und ist nicht öffentlich. auseinanderzusetzen.

11 Theater kennt keine Grenzen

12 Theatertage am See: generationenübergreifend

Die Theatertage am See verstanden sich immer auch als ein generationenüberspannendes Projekt. Das zeigt sich in den Kursen und auch bei den Aufführungen. 2017 kam die jüngste Darstellerin mit dem Transit Theater aus Darmstadt mit gerade mal 7 Jahren nach Friedrichshafen und die älteste Spielerin, Anneliese Goth, steht immer noch, inzwischen 93 jährig, auf der Bühne mit dem Generationentheater Zeitsprung aus Tübingen. Der Minister für Soziales und Integration, Manfred Lucha, begrüßte und ehrte sie persön- lich. Es war ihr sechster und letzter Auftritt bei den Theatertagen am See, ein gutes halbes Jahr später verstarb sie.

Die Theatertage am See stehen auch für beson- dere Theaterformate. Die polnische Gruppe PRÒG kam 2007 zum ersten Mal als Jugendtheatergrup- pe. 2009 überraschte sie erneut mit einem völlig anderen Format, auch als KursleiterInnen war die Leitung der Gruppe bei den Theatertagen und wirkte bei den Abschlussprojekten der Theater- pädagogischen Ausbildung mit. 2013 zeigte PRÒG grandioses Tanztheater an dem auch unserer langjährige Referentin und Choreographin Pia André beteiligt war, mit inzwischen erwachsen gewordenen DarstellerInnen und auf der Schwelle zum Absprung ins professionelle Theater. Mit einer ganz besonderen Form des Erzähl- theaters beeindruckte das Consol Theater aus Gelsenkirchen. Die Senioren nahmen uns mit auf die Reise eines Kindes aus Hunger und Armut ins Land der Hoffnung.

13 14 Theatertage am See: grenzenlos

Viele Gruppen aus entfernteren Regionen unserer Erde kommen nach Friedrichshafen, um uns mit einfachsten technischen Mitteln, aber beeindruckendem Spiel von ihrem Leben in ihrer Heimat zu erzählen. Von der alltäg- lichen Gewalt wie die Sarwanam Theatre Group aus Nepal, die beim großen Erdbeben ihr Theater verloren und seither auf der Straße spielen. Oder die Pearl Theatre Group aus dem Iran, die uns ihr Stück über den Umgang mit Frauen zeigten, das sie zu Hause nur in privaten Wohnungen „undercover“ spielen konnten. Und ganz anders die Zhejieng Beijng Opera, die als offizielle Kulturbotschafter ihres Landes zu uns kamen und auf der Bühne mit einer atemberaubenden, prächtig ausge- statteten Peking Oper beeindruckten. Als Veranstalter bekommt man natürlich auch mit, was hinter der Bühne abgeht und in der Nachbesprechung zeigte sich, wer in dieser Gruppe das Sagen hatte. Und dennoch sind wir sicher, dass die SpielerInnen, die unsere offenen Begeg- nungsformen und Gesprächskultur erlebten, mit ganz neuen Erfahrungen nach Hause gefahren sind. Wir haben 2017 die TeilnehmerInnen und Zuschauer gebeten, ihre Herkunftsländer in einer ausgehängten Liste fest- zuhalten. 47 Ländereinträge kamen zusammen. Die Welt zu Gast bei den Theatertagen am See und alle feiern gemeinsam ein großes Bühnenfest. Und auch die Volks- hochschulgruppe aus der Region, die mit Mitteln des Theaters Deutsch lernt, spiegelt die große Welt im Kleinen und ganz nah.

15 Theatertage am See: Eine Brücke über Kontinente INTERNATIONAL SOLO THEATRE FESTIVAL, KATHMANDU, NEPAL, APRIL 2018 britta lutz A play cannot be restricted by the boundaries of the stage. Each theatrical presentation creates ist own time and space. Ashesh Malla

Nachdem wir bereits den Die Tochter Sampadha lebt und arbeitet in Mumbai Theatermacher und Gründer im Filmgeschäft und war maßgeblich an der Orga- des Theaters „Sarwanam“ nisation vor und während des Festivals beteiligt. Ashesh Malla aus Kathman- Der Sohn Avineet, selbst Schauspieler am Sarwanam du zwei Mal bei unserem Theater, steuert das Eröffnungsstück zum Festival bei Festival „Theatertage am und betreibt ein Restaurant in Kathmandu, in dem See“ in Friedrichshafen zu Regisseure, Schauspieler und das Organisationsteam Gast hatten (einmal als des Festivals am Abend zusammenkamen. Regisseur und einmal als Workshopleiter), folgte ich Für mich war es eine ganz besondere Ehre, dass ich seiner Einladung zum ersten als Einzige von den mehr als 20 internationalen Gäs- „International Solo Theatre ten im Haus der Familie von Ashesh Malla wohnen Festival“ nach Nepal als Vertreterin des Theatertage durfte. Ich reiste bereits fünf Tage vor dem eigent- am See Festivals. Die Idee für das Festival in Nepal lichen Festivalbeginn an. In dieser Zeit lernte ich wurde in Friedrichshafen geboren. Michael Wood- Asheshs Familie und auch die „Sarwanam Family“, wood und Ashesh Malla lernten sich in Friedrichs- die Helfer und freiwilligen Mitarbeiter am Sarwa- hafen auf unserem Festival kennen: 2016 nahmen nam Theater kennen. Das Theatergebäude im Herzen beide mit ihren Theatergruppen teil, 2017 holten Kathmandus beinhaltet einen großen Workshop- wir sie als Referenten für Kurse, die wir weltweit Raum, eine Cafeteria, eine Galerie (eine der wenigen für Interessierte ausschrieben. Dabei entstand Kunstgalerien des Landes) und ein schlichtes, wun- die Idee für dieses Festival in Nepal. Mit meinem derschönes Guckkastentheater, in dem ungefähr 160 Hintergrund als erfahrene Festivalorganisatorin Zuschauer Platz finden. Das Theater selbst wurde und „Brückenschlägerin“ zwischen Theatermachern vor 30 Jahren gegründet und ist ausschließlich aus weltweit, aktive Theaterspielerin, an politischem eigenen Geldern finanziert. Theater Interessierte, reiste ich als Beobachterin und Unterstützerin nach Nepal, da sich die ur- In den fünf Tagen nach meiner An- sprüngliche Idee, selber mit einer eigenen Auffüh- reise trugen alle dazu bei, dass das rung am Solo-Theater Festival teilzunehmen, aus Theater am Eröffnungstag in vollem Zeitgründen nicht realisieren ließ. Glanz erstrahlte. Meine Aufgaben waren unter anderem: Layout und Ashesh Malla ist in Nepal ein mutiger Wegbereiter Durchsicht des Programmflyers, für gesellschaftliche Aufklärung durch politisches Festlegung des Workshop-Angebots, Theater und wird auf allen Ebenen höchst respek- Aufbauten im Theater. Zusätzlich tiert. Als Pionier für Straßentheater in Nepal war übernahm ich bereits am Folgetag meiner Ankunft er in den Zeiten politischer Instabilität mehrmals bis zu meiner Abreise den Theaterunterricht in der wegen seiner modernen und liberalen Überzeu- „Kids-Summer School“. Jeden Tag zwischen 11:00 gung im Gefängnis. Seine Frau Sabithri arbeitet als und 13:00 Uhr kam eine Gruppe Kinder zwischen Universitätsprofessorin im Bereich Literatur und 7 und 12 Jahren um an diesem Angebot des engagiert sich stark im Bereich Frauenrechte. Sie Sarwanam Theaters freiwillig teilzunehmen. half Ashesh Malla bei der Gründung seines Theaters In dieser Zeit machten wir Unterricht in Theater- und übernimmt häufig repräsentative Aufgaben. spielen, Clowntheater, Tanz und Bewegungstheater. 16 Die Arbeit mit den Kindern fand sprachlich irgend- sprache klar, eindeutig wo zwischen Englisch, Nepali und der Weltsprache und ausdrucksstark „Theater“ statt. war. Die Festivaltage Die letzten sieben Tage begannen wir dann gemein- vergingen wie im Flug. sam eine Abschlussaufführung zum Thema „Parents“ Am letzten Tag mei- zu erarbeiten, die dann eine Woche nach meiner nes Aufenthaltes fand Abreise zur Aufführung kam. Sie war wohl ein voller morgens um 9:00 Uhr Erfolg, wie mir berichtet wurde. Mit der Eröffnung noch eine Abschluss- des Festivals am 02.04.2018 änderte sich mein besprechung mit Tagesprogramm. allen internationalen Theatermachern statt. Sinn und Inhalt sollte sein, 7:00-11:00: Teilnahme an den Workshops der internationalen Regisseure zusammen die aktuelle globale Vernetzung zu beleuchten, sie mit nepalesischen Schauspielstudent- weiter zu pflegen und zu festigen, um die Kraft des Innen. Theaters ohne Grenzen künftig voran zu treiben. 11:30-13:00/ 14:00: Teilnahme und Unterrichten der „Kids Summer“ School. In den zehn Tagen meines Aufenthaltes konnte ich sehr beeindruckende Theatermenschen kennenler- Nachmittags und abends: Anschauen und Nachbesprechen der nen. Die Inhalte der Stücke, die Schauspielkunst 11 internationalen Solotheaterstücke. der Solo-Artists und die unterschiedlichsten ästhe- tischen Formen der Produktionen ließen das erste Das Theaterprogramm mit insgesamt 11 Solobeiträ- „International Solo Theatre“ zu einem vollen Erfolg gen aus 8 verschiedenen Nationen (Bangladesch, für alle Beteiligten. Für mich stellte die Reise ein China, Frankreich, Indien, Nepal, Niederlande, unvergessliches Erlebnis dar, das mir wiederum zeigt, Hongkong, Großbritannien) war äußerst beein- wie verbindend Theater sein kann. Das bestätigt druckend und vielseitig, was die Inhalte und ästhe- mich nachdrücklich in der Überzeugung und dem tischen Mittel anbelangte. Die Stücke aus Nepal, Engagement, mich weiterhin für die internationa- Indien und Bangladesch behandelten das Thema le Ausrichtung des „Theatertage am See“ Festivals „Frauen- und Menschenrechte“- die Darsteller einzusetzen. und Darstellerinnen spielten extrem intensiv und hochprofessionell in Gestik, Mimik und Sprache. Bei einem Besuch in Kathmandu lohnt sich in jedem Die Beiträge aus den anderen Ländern waren sehr Fall ein Besuch des Sarwanam Theaters: Was Ashesh unterschiedlich und bewegten sich zwischen Perfor- Malla und seine „Sarwanam Family“ aufgebaut haben mance-Kunst und Tanztheater. und mit Leben füllen, ist beeindruckend und berüh- rend. (Ashesh Malla Sarwanam Theatre Kalikasthan/ Die Zuschauerreihen waren immer voll, oft saßen Kathmandu Nepal [email protected]) In einem der die Zuschauer sogar noch auf dem Boden vor der Räume hängt ein wunderbares Zitat von ihm, mit Bühne. Theater hier in einer solche Dichte und dem ich diesen Artikel schließen möchte. Atmosphäre erleben zu dürfen war für mich etwas ganz besonderes. Dass die Stücke in der jeweiligen Mind your breathing. Landessprache spielten, war überhaupt kein Pro- Breathing is the source of all exercises. blem: Wir verstanden uns trotzdem, da die Theater- Ashesh Malla 17 daS JÄhrlich WechSelnde MoTTo

Jedes Festivaljahr der Theatertage am See präsentiert sich mit einem eigenen Motto. Für das Aufführungsprogramm und die Kurse fungiert das Motto als Leitthema und inhaltliche Klammer. Es geht um theater- spezifische Themen und um aktuelle gesellschaftspolitische Frage- stellungen. Wir mischen uns ein in den politischen Diskurs und verstehen Theater immer auch als eine politische Veranstaltung. So war es selbstverständlich, dass die Theater- tage am See 2016 die Stellungnahme des BDAT Aufrufs zu einer Bühne der Menschlichkeit gegen die Spektakel des Scheußlichen nicht nur mittrugen, sondern als Orientierungstext aufgriffen für unser Motto 2017.

36. TTas 2020 Solos-Duos-Trios-Quadros 35. TTas 2019 mut 34. TTas 2018 Theater von wem? Theater für wen? 33. TTaS 2017 grenzen los 32. TTaS 2016 Brüche 31. TTaS 2015 Stand.Punkt 30. TTaS 2014 Theater lebt! 29. TTaS 2013 schau spielen 28. TTaS 2012 Heimat 27. TTaS 2011 mund ART 26. TTaS 2010 Mythos Theater 25. TTaS 2009 Spannung?! 24. TTaS 2008 … Verlierer, die wahren Größen der Bühne 23. TTas 2007 Theater bewegt 22. TTaS 2006 Theater und Musik 21. TTaS 2005 Volkstheater für wen? 20. TTaS 2004 Zeit 19. TTaS 2003 Helden 18. TTaS 2002 Theater Räume 17. TTaS 2001 theater: mann - frau 16. TTaS 2000 Theater der Welt 15. TTaS 1999 Theater der Zukunft mit Stücken von gestern? 14. TTaS 1998 Unser alltägliches Theater – Bertolt Brecht 13. TTaS 1997 Theater- ein hautnahes, multimediales Ereignis 12. TTaS 1996 Wo bitte ist denn hier das Komische? 11. TTaS 1995 Endlich herrscht Frieden im Land! 10. TTaS 1994 Heimat !? 9. TTaS 1993 Vom Umgang mit Fremdem und Fremden 8. TTaS 1992 Eines Sommer Nachts Traum 7. TTaS 1991 Versuch es!! 6. TTaS 1990 Lebenskunst 1.- 5. TTaS 1984 bis 1989 noch kein Motto 18 daS JÄhrlich WechSelnde MoTTo

19 die TheaTerpreiSe

Seit den 10. Theatertagen 1994 werden Baden-Württemberg (LABW), der Bund Preise vergeben, in den ersten Jahren unter Deutscher Amateurtheater (BDAT), die dem Namen Seefunk Theaterpreis, seit 2006 Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater unter dem Namen Theaterpreise der Theater- (BAG), der Bundesverband Theaterpädagogik tage am See. Eine international mit Theater- (BuT), der Österreichische Bundesverband für expertInnen besetzte Fachjury vergibt jeweils außerberufliches Theater (ÖBV), der Zentral- die Preise, die in der Abschlussveranstaltung verband Schweizer Volkstheater (ZSV) und der des Festivals vergeben werden. Verband Südtiroler Volksbühnen (STV). Seit 2015 ersetzen partizipative Feedbackverfahren Vertreten sind neben den Theatertagen am und Workshops die Theaterpreise der Sparte See, der Landesverband Amateurtheater Schul- und Jugendtheater. 20 preisträger 2018 Junges Theater Lörrach Seit 2015 Fracasse oder die Meuterei der Kinder von Vermiraux förden wir in der Sparte „Jugend- und Schultheatertage“ Theatre for Adults Kharkov/Ukraine die Begegnungs- und Austauschprozesse Harms der eingeladenen Gruppen anstelle preisträger 2017 der Vergabe von Theaterpreisen. Kunstwerkstatt Akzent, Bruneck (Südtirol) Voll im Leben...neu verspielt

Universitätstheatergruppe ART in Polozk (Belarus) Vorwärts Kätzchen! preisträger 2016 Die Wölfinnen, Zürich (CH) LAUT! Wolf. Puppe. Meerjungfrau.

Layertruppe Die Frauen von Troja preisträger 2015 Spielgemeinschaft Vintl-Weitental, Südtirol Wege mit Dir Preisträger 2014 Sparte Amateurtheater Sparte Schul- u. Jugendtheater Theatergruppe Spielbrett, Theater am Evangelischen Ratsgymnasium, Erfurt Elektra Siegfried

Wellenbrecher Lüneburg (Inklusives Theater) Layertruppe, Mannheim Wo der Pfeffer wächst Eine Odyssee,

Seniorengruppe Bartholomei’s Brixen (Südtirol) Liebe macht Mut zu dem was Liebe tut preisträger 2013 Spina Theater, Solingen Die SCHOTTE e.V. Erfurt 99 Prozent Romeo und Julia Preisträger 2012 Theatergruppe „Die Fremden“ aus Wien Augenblick Theater, Mannheim Happy im Biss Wo bleibt Tell?

Theater Mutabor, Herxheim Der gestiefelte Kater Preisträger 2011 Besigheimer Studiobühne e.V. Spina Theater, Solingen mit Die barmherzigen Leut von Martinsried Book of Faces Próg aus Wadowice, Polen Theater AG der Odenwaldschule, Heppenheim mit Sex War Mann, Klaus

21 21 Preisträger 2010 Sparte Amateurtheater Sparte Schul- u. Jugendtheater Generationentheater Zeitsprung (Tübingen) Augenblick Theater (Mannheim) Das Herz eines Boxers Kopfkarussell

Freie Theatergruppe Zürich FTZ Nach Hause(r)

Preisträger 2009 Die Fremden (Wien) Theatrical and Happening group PRÓG Das Tonnenkind (Wadowice, Polen) SHE

Theater der Migranten () Oppelner Straße

Theaterwerkstatt des Albeck-Gymnasiums (Sulz/Neckar) Annäherungen an Gregor S. und Franz K.

Tempus fugit Jugendtheater (Lörrach) Jugend ohne Gott Preisträger 2008 Theater Abtenau und Holzhausen (Land Salzburg) SpinaTheater, Solingen Mein Ungeheuer Money, money, money Seniorentheatergruppe Bartholomei‘s Brixen (Südtiorl) Mein Leben und Punkt

Preisträger 2007 Dokumentartheater, Berlin Jugendtheater „SpinaTheater“ aus Solingen Und der Name des Sterns heißt Tschernobyl „Schule Nr. 1“ z-phynx Theaters aus Uetendorf in der Schweiz „Beziehungskisten“ von Fritz Zaugg

Preisträger 2006 Tempus Fugit, Lörrach-Rheinfelden Augenblick Theater des Jugendkulturzentrums FORUM, Der kleine schwarze Fisch Mannheim Tag am Strand mit Sturm Theater Apron, Der Faust in der Tasche, eine Goethe-Revue Theater AG Unterstufe des Gymnasiums, Wilhelmsdorf School Rocks

Preisträger 2005 Theater Holzhausen & Theater Abtenau, St. Georgen Theater AG des Adolf-Schmitthener-Gymnasiums, bei Salzburg, Österreich Neckarbischofsheim Der Weibsteufel Der eingebildete Kranke

Dokumentartheater „Ost-Arbeiter“, Berlin Theater AG des Körperbehinderten Zentrum, Tänzerin hinter Stacheldraht Oberschwaben Ravensburg Lisas Reise

22 Preisträger 2004 Sparte Amateurtheater Sparte Schul- u. Jugendtheater Aktionstheater Donzdorf Theaterstudio Helijas (Litauen) Rote Schuhe Weiß

Die Karawane, Düsseldorf Theatergruppe des Wildermuth, „von Mund zu Ohr“ Gymnasium Tübingen Die kahle Sängerin „Gil da Bil” Generationentheater Zeitsprung, Tübingen Vive la comédie – auf den Spuren von Molière

Preisträger 2003 Cámara Negra Teatro, Sevilla THEATRIUM Leipzig Otelo Till Oilenspiegel

Theater-AG des 1. Gymnasiums Sarajevo „HASANAGINICA“

Gebhard-hauptmann-Schule, konstanz Leicht entflammbar!

23 daS kurSproGraMM

Seit den dritten Theatertagen am See wahr. Viele darunter arbeiten als LehrerInnen fi nden im Rahmen des Festivals auch oder in anderen pädagogischen Bereichen. Theaterkurse statt. Von Anfang an war Die Altersspanne reicht von 6 bis 85 Jahren. das eine bunte Mischung aus Theater- Das besondere auch hier: alle Kurse fi nden und Zirkustechniken. Im Lauf der Jahre wuchs zeitgleich und weitgehend in der Bodensee- das Programm zu einem Angebot mit Teilneh- Schule statt. Am Sonntagnachmittag endet mern weit über Deutschlands Grenzen hinaus, das Festival immer mit einem Finale, bei dem das sich bei 20 ca. Kursen jährlich eingepen- ausgewählte Kurse ihre Arbeit präsentieren. delt hat. Friedrichshafen wurde zum alljährlichen Stell- Insgesamt haben 250 KursleiterInnen – viele dichein namhafter TheaterreferentInnen aus davon mehrfach - in 838 Theaterkursen mehr der ganzen Welt. Im jährlichen Durchschnitt als 12.000 TeilnehmerInnen zu allen Bereichen nehmen 250 TeilnehmerInnen das Angebot des Theatermachens angeleitet.

24 die kursleiterinnen der Theatertage am See

Aus Deutschland, Argentinien, Brasilien, Bulgarien, England, Frankreich, Israel, Italien, Iran, Japan, Mexiko, Nepal, Niederlande, Österreich, Polen, Russland, Schweiz, Sierra Leone, Spanien, Tunesien, Ungarn, USA

Chaled Abu Ali, Gudrun Adami, Klaus Adami, Leila Adjemi, Gabi Altenbach, Fé André, Pia André, Michael André-Korbl, Jorge Aquista, Tobias Ballnus, Albert Bauer, L. Baumann, Manuel Baus, Lisa Baus, Alexander Beer, Iris Berghold, Margot Bertolt, Christe Billa, Lambert Blum, Ursula Brotz, Eckart Bücken, Jenny Bücken, Esther Bücken-Bachmann, Tobias Bücklein, Jürgen vn Bülow, Daniela Burkhardt, Stefano Calfi sch, Adenilson Cardosa de Oliveira, Il Cerriglio, Vladimir Chikishev, Laura Conte, Eberhardt Daerr, Christoph Daigl, Stefanie Dammbacher, Ann Dargies, Elke Delarue, Ute Dittmar, Detlef Ditz-Burk, Romi Domkowsky, Rob Doornboos, Thomas Ecke, Christiane Eisel, Avner Eisenberg, Herbert Elischer, Sonja Ellemut, Ardhi Engl, Nicole Erichsen, Agnieszka Erlenbusch, Ulli Ernitz, Sabine Essich, Helmut Faißt, Gerhard Fehn, Steffi Ferdinand, Katja Fillmann, Svenja Leonie Fischer, Cornelia Fleck, Günter Fortmeier, Herbert-Heinz Friedrich, Josef Fröhlich, Wolfgang Frommlet, Bernhard Gedrat, Paul Geiger, Walter Gerriets, Yaron Goldstein, Hedwig Golpon, Maria Gorius, Peter Graef, Pim Griens, Ute Gudian, Max Gwinn, Domi Hahn, Daniel Hahn, Stefan Hallmayer, Ayhan Hardaldali, Hans-Peter Harfold, Maja Hasenbeck-Bücken, Olli Hauenstein, Peter Hauser, Inge Hefel-Lester, Wolfgang Hegewald, E. Hennseler-Ette, Betty Hensel, Jutta Heppekausen, Markus Herlyn, Arno Hermer, Carina Herold-Ecke, Pia Herrn, Markus Herschbach, Anna Hertz, Lorenz Hippe, Roberto Hirche, E. Hoebbel, Christel Hoffman, Andreas Hoffmann, Holly Holleber, Johannes Holzmayer, Hardy Hoosman, Ingrid Irrlicht, Werner Jauch, Marianne Jensen, Michel Joly, Lorenz Kabas, Walter Kainz, Lars Kajuiter, Hristo Ivanov Kanchev, Guido Kasper, Helga Kautz, G. Keim, Cornelia Kieck-Thiele, Harald Kimmig, Corinna Klack, Werner Klaus, Sarah Kleiner, Julian Knab, Liv Knoche, Walter Koch, Judith Koeninger, Sabine Kolbe, Judith König-Serati, Dietrich Körner, Helga Kröplin, Aneta Kruk, Maria Krumm, Sigrun Kubin, Stefan Kuntz, Gustav Kutzer, Rosemarie Lamprecht, Gerhard Lang, Eva Layer, Steffi Lechner, Martina Leeker, Rusty Lester, Gudrun Libnau, Stephan Lipsius, Helmut Liske, Italo Locchi, Markus Löhr, Samuel Maitland, Ashesh Malla, Francisco Mamani, Monika Marschall, Christian Mattis, Stefan Mensing, Günter Menz, Doris Merz, Wolfgang Mettenberger, Hannes Michl, Rainer Michels, Monique Moelter, Carla Müller, Lothar Müller, Jenny Münch, Uta Münstermann-Wilhelm, Dietrich E. Neuhaus, Dieter Neuhaus, Bartosz Nowakowski, Caterine Oberschelp, Benedikt Ocker, Alexander Ourth, Jaroslaw Paczkowski, Evelin Paetz, Thomas Pelzer, Veronika Pernthaner, Jokus-Michael Peters, Pinok & Matho, Maike Plath, Joachim Prasser, Dieter Preindl, Birgit Quirchmayr, Werner Rausch, Birgit Reibel, Ulrike und Friedrich Reinhardt, Bea Remark, Wibke Richter, Oliver Riedel, Fabienne Rohrer, Gaby Roscher-Thomee, Marcelo Royo, Maria Ruffi ng, Lars Ruppel, Dietmar Sachser, Citlali Huezo Sánchez, Laszlo Sary, Mitsuru Sasaki, Duo Scacciapensieri, Lutz Schäfer, Ingo Scheller, Eberhard Schillinger, Stefan Schlenker, Nadine Schlockermann, Jana Schmück, Christine Schoch, Anselm Schreiber, Marina Schubarth, Volker Schubert, Heiko Schuler, Christian Schulz, Doris Schweitzer, Monique Schnyder, Helga Seewann, Ottokar Seifert, Fabio Serati, Lior Shneior, Ralf Siebenand, Raija Siikavirta, Eduard Smetana, Irmgard Sollinger, Nadia Souppkub, Sergej Spiridonov, Andrea Sprenger, Armin Staffl er, Gerald Stöckle, Felix Strasser, Ilona Szurkowska, Maria Thaler-Neuwirth, Cornelia Thiele, Holger und Verit Till, Andor Timar, Mina Tinaburri, Jörg Treiber, Konstantin Tsakalidis, Benjamin Unger, Sonja Utz, Angelique Verdel, Jürgen von Bülow, Hansjörg Voormann, Zwantje de Vries, Kristin Wardertzky, Maria und Peter Warkentin, Lutz Weber, Thomas Wecera, Klaus Wegele, Rita Weiß, Suse Weiße,Andreas Weisser, Andreas Weitkamp, Gerhard Wiedl, Jochen Wietershofer, Friderike Wilkens von Hein, Maria Winter-Wolters, Mischa Wirth, Simone Wirth, Sven Wisser, Jochen Wietershofer, Olek Witt, Coralie Wolf, Petra Wolko, Michael Woodwood, Olle Wroclaw, Thilmann Ziemke, Michael Zier, Bruno Zühlke, Lemes Zula, Jaroslow Zuzanski

Gesamtsumme der Kurse: 838

KursleiterInnen: 250

mehr als 12.000 KursteilnehmerInnen

25 26 Aktivierung der jungen Menschen für sellschaft und bewirkt damit auch eine Schule sich hier in den Dienst der Ge- hin zuden Theaterräumen stelltdie Schulküche überdie Sportstättenbis Dach organisieren zukönnen. Von der um solche Kooperationen unter einem aber auch ideelle Voraussetzungen, und zurKultur zuermöglichen. So Menschen Zugänge zurGesellschaft ber hinaus auch inder Pfl icht, jungen Abschlüssen zubegleitenund darü- und Jugendlichen zubestmöglichen antwortung, die anvertrauten Kinder Wir sehen uns alsSchule inder Ver- haben mehrere Gründe: aus dem Theaterbereich zuöffnen, schaft alsSchule die Türen fürGäste Dieses Engagement und die Bereit- vereins Theatertage amSeee. V.. am Seeund Geschäftsstelledes Förder- Folge, Austragungsort der Theatertage tagen inununterbrochener jährlicher der TheaTerTaGe aMSee alS kooperaTionSparTner undauSTraGunGSorT die bodenSee-SchuleST. MarTin seit 1986,alsoden 2.Theater- ie Bodensee-Schule St.Martin ist liche, personelle beste räum- Gymnasium über senschaftlichem und Sozialwis- Werkrealschule le mitGrund-, ne Ganztagsschu- unsere gebunde- Weiterhin verfügt gelebt. Einrichtungen sporttreibenden mit kultur-und ge Kooperationen werden vielfälti-

Die Theatertage laufen neben dem normalen Schulbetrieb mit 1100 Schülern im Haus grundgelegt wurden. gen, die während der Theatertage Ausgangspunkt sind oft Erfahrun- sind eine Selbstverständlichkeit. pen überalleJahrgänge hinweg pen, Bands, Chören und Zirkusgrup- Freizeitgruppen mitTheatergrup- Schule deutlich. angeboten und Möglichkeiten der Schuljahr inunterschiedlichsten Spuren werden überdas ganze in den Schulalltag zubringen. lige Chance, die Welt und das Theater gen amSeehabenwirhier die einma- schaft und Kultur. Mitden Theaterta- die ernsthafte Einbindung inGesell- Mensch alssoziales Wesen benötigt als Lesen,Rechnen, Schreiben. Der Schülern sollmehr ermöglicht werden zu bilden. Unseren Schülerinnen und Sinne, junge Menschen ganzheitlich aller Welt. Dies istganzinunserem und des Austausches für Gästeaus nung, des Verweilens, des Staunens gerne eineinzigartiger Ortder Begeg- Hinsichtlich der Theatertage sind wir die Schulzeit hinaus. Ehrenämter und die Betätigung über Nach Schulschluss fi nden regel- mäßig unterschiedliche Theater- gruppen der Region und auch die ZirkusAkademie Friedrichshafen Heimat in den Räumlichkeiten der Schule. Diese Gruppen nutzen auch die Einrichtungen für ihre Präsen- tationen. Unsere Schule ist auch nach Schulschluss nicht verwaist, sie ist keine Insel, sondern ein fester, nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des öffentlichen Lebens in Friedrichshafen. Kultur fi ndet für unsere Schule nicht nur draußen im Leben statt. Wir machen unseren Namenszusatz St. Martin auch hier zum Programm und teilen, was wir haben und bekommen dafür Kultur und Welt ins Haus, eine win-win-Situation für beide Seiten. Unsere Schule bewährt sich als „Community School“ weit über ihr eigenes Klientel und auch weit über die Grenzen der Stadt Friedrichshafen hinaus. Wenn bei den Theatertagen am See inzwischen alljährlich Menschen aus mehr als 30 Herkunftsländern zusam- menfi nden, dann kann man auch sagen, die Welt ist zu Gast bei uns und die Bodensee-Schule St. Martin macht es möglich. www.bodensee-schule-st-martin.de

27 28 Gesamtbilanz aller Sparten des Fördervereins Theatertage am See 2017 116 Aufführungen 16.685 Zuschauer 529 Mitwirkende 44 Workshops mit 732 TeilnehmerInnen 40 kleine und 18 große Projekte mit 1880 teilnehmenden SchülerInnen 4 theaterpädagogische Ausbildungskurse mit 84 TeilnehmerInnen 182 ganzjährig aktive Kinder und Jugendliche in der ZirkusAkademie

29 die SchulproJekTe iM rahMen der TheaTerTaGe aM See

Theater ist ein wirkmächtiges Bildungsmittel, das sich in den Bildungsplänen nahezu aller Schularten in allen Bundesländern findet. Die Wirklichkeit hinkt oft hinter dem Anspruch her, es fehlt an ausgebildeten Lehrkräften und am „Wie“. Wir bieten den Schulen in der Region und auch außerschulischen Bildungseinrichtun- gen die Möglichkeit, ihrem Unterricht oder ihrer Theaterarbeit mit Unterstützung professioneller Unsere Referenten sind Profi s: Referenten neue Impulse zu geben. Jedem Kind Schauspieler, Regisseure, Theaterpädagogen, oder jedem Heranwachsenden soll die Möglichkeit Theaterlehrer, Tänzer, Buchautoren, … geboten werden, wenigstens einmal mit Theater in Berührung gekommen zu sein. Darüber hinaus Angesprochen werden die Klassen 1-13: wollen wir auch zeigen, wie Theatermethoden Grundschüler, Werkrealschüler, Gymnasiasten, helfen können, indem sie: Berufsschüler, … . den Unterricht bereichern unsere Schulprojektangebote: Clownerie, . schulische Konfliktfelder bearbeiten helfen Stockkampf, Schauspiel, Märchen spielen, . Persönlichkeit und vielfältige Kompetenzen Improtheater, Tanztheater, Zirkus, fördern Performance-Theater, Schwarzlichttheater, . Impulse für ein Schulcurriculum beisteuern Inszenierungsberatung, . Bausteine zur Entwicklung einer Schulkultur Musical, Präsenztraining, bieten Rhythmustheater, . ästhetisches Lernen fördern Trommelworkshops, Theater . und einfach sehr viel Spaß machen! im Fremdsprachenunterricht …

30 31 ciTY oF Gold

Die Stadt der Freundlichkeiten

Mit „City of Gold – die Stadt der Freundlich- die mit Passanten Kontakt aufnahmen, hier keiten“ führte der Förderverein Theatertage ein kleines Augenzwinkern, dort eine große am See 2007 ein Theaterprojekt mit drei Geste hinter der Scheibe. Wer der Einladung Hauptschulen in Friedrichshafen durch. Wir folgte, konnte in seiner Stadt über einen verbinden mit dem „Gold“ im Titel nicht roten Teppich schreiten oder sich an einem Materielles, wie gelegentlich missverstanden, imaginären Volleyballspiel auf dem zentra- sondern Seltenes, Nichtalltägliches, Strah- len Platz der City beteiligen und am T-Point lendes, Wertvolles. Ziel waren kleine Theater- gab es Tee. aktionen im öffentlichen Raum, Irritationen Es ging darum, den Schülerinnen und Schü- im alltäglichen Treiben der Stadt. Kleine lern ein Forum für ganz neue Erfahrungen Veränderungen, kurze, aus dem Rahmen zu bieten. Sich auf fremdes Terrain wagen, fallende Begegnungen. In jedem Fall sind es den öffentlichen Raum erobern, darauf Irritationen der Freundlichkeit, des Humors, offen agieren, wahrgenommen werden, sich positive Überraschungen, die ihre Spuren selbst und seine Ängste überschreiten, sich hinterließen. Es gab den verkleideten Lift- in anderen Rollen zu erleben. Für die Schü- boy an der Rolltreppe im Kaufhaus, der sich ler und Schülerinnen wurde die Teilnahme Passanten als Rolltreppenbegleiter anbot. zu einer bewegenden Erfahrung. Eine „Schlossführung“ zu den schönsten Die beteiligten TheaterpädagogInnen Türen der Innenstadt, Flamencotänzer in der setzten nach den Erfahrungen des Pilot- Buchhandlung, Leseaktionen an der Schiffs- durchlaufes in Friedrichshafen das Projekt anlegestelle, lebendige Schaufensterpuppen, in anderen Städten Deutschlands fort.

32 „Die Theatertage am See waren und sind aus meiner Sicht - in Anlehnung an ein in ihrem Rahmen stattgefundenes Projekt - eine „City of Gold“. Goldes wert sind die Begegnungen, die Aufführungen, die Fortbildungen, der Austausch, das ganze Drumherum und das persönlich sowie auf internationaler Ebene im künstlerischen, sozialen und pädagogischen Sinn. Ein großes Kompliment an alle „Gold- gräberinnen und Goldgräber“, die das Jahr für Jahr ermöglichen - ihr seid ein Schatz!“ Armin Staffl er, Politologe und Theaterpädagoge, Ranggen/Tirol/Österreich ehem. Vize-Präsident des ÖBV - Österreichischer Bundesverband für außer- berufl iches Theater, Obmann von spectACT - Verein für politisches und soziales Theater seit 2006 in wechselnden Funktionen als Workshopleiter bzw. Jurymitglied der internat. Amateurtheatertage mit den TTaS verbunden.

33 die „Wir...hier“wij ... hier ni ... ci tie proJekTe der TheaTerTaGe aM See FriedrichShaFen

aħna ... hawn

„wir...hier“ ist ein im Jahr 2014 vom Förderverein Theatertage am See ins Leben gerufenes Format interkultureller Projekte, die in Friedrichshafen und Umgebung mit Schulen und außerschulischen Gruppie- rungen/Klassen stattfi nden. Ziel dieser ästhetischen Projekte ist es, Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen, unter- schiedlichster sozialer, nationaler und ethnischer Herkunft und verschiedener Altersgruppen zusammen zu bringen und zu fördern. In- haltlich geht es in allen Projekten darum, ein Verständnis dessen zu entwickeln, was die Beteiligten sich unter „wir...hier“ vorstellen, erhoffen, erleben und auch erträumen.

Nichts trägt mehr zum gegenseitigen Ver- ständnis, zu Toleranz und friedlichem Mit- einander bei als der Dialog im Rahmen des gemeinsamen Tuns, Spielens, Lernens. Hierzu mit den Mitteln des Theaters, der Kunst, der Musik, des Films, des Tanzes, der Poesie und der Zirkuskünste einen Beitrag zu leisten, ist das Anliegen der Theatertage am See.

34 „Wir...hier“

Die Projekte werden von Profi s geleitet und orientieren sich an einem ni ... ci tie gemeinsamen Thema: Fremdsein, Heimat, Freundschaft… und werden am Ende der Projektwoche im Rahmen des Schlussfi nales der Jugend- und Schul- theatertage präsentiert. 25 Klassen und außerschulische Gruppen mit mehr als 600 jungen Menschen haben bislang an diesen Projekten teilgenommen.

35 Weißt du, ni ... ci tie ich dachte, wir sind auf der Erde alle gleich. von Süd bis Nord und von Ost bis West. Aber das stimmt nicht. Ich habe die Welt nicht verstanden. ich bin seit einem Jahr in Europa, in Deutschland. Hier ist es anders. Es ist nicht wie in meinem Heimatland. Ich bin seit einem Jahr hier. Trotzdem kann ich viele Dinge nicht verstehen. Ich verstehe die Verkehrsregeln nicht. Warum haben so viele Häuser das gleiche Dach? Das Wetter wechselt jeden Tag. Es ist schwierig zu verstehen, für Fremde wie mich. Die Frauen tragen hier kein Kopftuch, und am Sonntag ist Ruhetag. Hier gibt es aber sowieso kaum Hektik. Aber alle leben wir unter dem gleichen Himmel.

Ahmedsher, 16 Jahre, Syrien, 2017 im Rahmen eines Projektes mit Olek Witt mit einer internationalen Vorbereitungs- klasse

36 ni ... ci tie

Mit großzügiger Unterstützung: Arbeitskreis interkulturelle des Fördervereins Theatertage Kompetenzen am Seminar Vielfalt gefällt der Stadt Friedrichshafen am See Friedrichshafen e.V.

37 kooperationsprojekte Schule verein des Fördervereins Theatertage am See

Seit 18 Jahren führt der Verein Theatertage am See mit einer ganzen Reihe von Schulen aus der Region Bodensee-Oberschwaben alljährlich Koope- rationsprojekte durch und unterstützt die Schulen bei der Realsierung von ästhetischen Projekten mit Musik, Theater und Zirkus.

2000 Lisa Reise Grundschule Salem-Beuren

2001 Goethe war cool – Eigenproduktion Ludwig-Dürr-Schule FN

2002 Krabat Ludwig-Dürr-Schule FN

2003 Hilfe, die Herdmanns kommen! Ludwig-Dürr-Schule FN Pinkus Quak – Musical Grundschule Ravensburg-Weissenau

2004 Mammon und Fantasie Ludwig-Dürr-Schule FN Vorstadtkrokodile Bodensee-Schule St. Martin FN

2005 Die Zeitmaschine – Musical Grundschule Ravensburg-Weissenau

2006 Die Werkstatt der Schmetterlinge Grundschule Salem-Beuren Guck hinter die Kulisse - Eigenproduktion Ludwig-Dürr-Schule FN

2007 Der Bär auf dem Försterball Ludwig-Dürr-Schule FN

38 2008 Die Werkstatt der Schmetterlinge Bodensee-Schule St. Martin FN Lippels Traum Ludwig-Dürr-Schule FN

2009 In 80 Tagen um die Welt Ludwig-Dürr-Schule FN Clown-Schule-Schule der Clowns Bodensee-Schule St. Martin FN Günni Glühwurm-Musical Grundschule Ravensburg-Weissenau

2010 Die wahre Geschichte von allen Farben Bodensee-Schule St. Martin FN

2011 Träumen vom Fliegen (im Dornier- museum) Ludwig-Dürr-Schule FN

Bilder einer Ausstellung – Eigenproduktion Bodensee-Schule St. Martin FN Der Zauberzoo – Musical Grundschule Ravensburg-Weissenau

2012 Völlig losgelöst von der Erde!!! Bodensee-Schule St. Martin FN Lampenfieber – ein Musical Ludwig-Dürr-Schule FN Die Königin der Farben Grundschulen in Friedrichshafen, Kluftern, Pestalozzischule, Albert-Merglen-Schule und Förderschule Tannenhag Schule

2013 Wir sind alle Astronauten und fliegen auf den Mond! Bodensee-Schule St. Martin FN Alles Familie Ludwig-Dürr-Schule FN

39 40 2014 Geheimnisvoller Zauberwald Bodensee-Schule St. Martin FN

Die Kinderoper Brundibàr im Rahmen der Zeitzeugenprojekte der TTaS Bodensee-Schule St. Martin FN und Kinder- und Jugendchor St. Canisius FN Zirkus lebt Inklusion KBZO Weingarten, Förderschule Bodnegg Zirkusprojekte mit den Grundschulen GS Reichenhofen und Riedhausen

2015 Theater -Artistik - Gesangs - Träume Bodensee-Schule St. Martin FN Kiki Grusel Musical Grundschule Ravensburg Weissenau Zirkus lebt Inklusion KBZO Weingarten; GS Obereisenbach & Förderschule Tettnang

2016 Das Dschungelbuch Bodensee-Schule St. Martin FN Zirkus lebt Inklusion GS Obereisenbach & Förderschule Tettnang, GS Hiltensweiler/Laimnau

2017 Der Zauberer von Oz Ludwig-Dürr-Schule FN Zirkusprojektwoche Grundschule Ravensburg Schmalegg Zirkus lebt Inklusion: Rollstuhl-Zirkus Haslachmühle Horgenzell

2018 Unterwasserzirkus – Blubb! Blubb! Bodensee-Schule St. Martin FN alle Zirkusprojekte wurden durchgeführt von der ZirkusAkademie

Seit 2009 jährlich Projekte der ZirkusAkademie mit der Bodensee- Schule St. Martin in Friedrichshafen und dem Zirkus Ludowico der Ludwig-Dürr-Schule in Friedrichshafen

41 Judith Rosenberg aus Haifa, Israel Zvi Cohen aus Maàbarot, Israel

daS zeiTzeuGenproJekT 2014 „eine inSel iM Tobenden Meer“

Kinder und Theater zur Zeit des Meckenbeuren einbezogen. Mit den Schüler- Nationalsozialismus chören der Bodensee-Schule St. Martin und des Kinder- und Jugendchores St. Canisius 2014 haben wir Menschen eingeladen, die Friedrichshafen entstand eine Inszenierung das Konzentrationslager Theresienstadt der Kinderoper Brundibàr. Die musikalische erleben und erleiden mussten. Sie haben die Leitung hatte Nikolai Gersak, Jürgen Mack, Aufführungen der Kinderoper „Brundibár“ aus Selma Öngel-Chryssowergis und Andreas nächster Nähe miterlebt und teilweise daran Glatz aus dem Theatertage Team führten mitgewirkt. Uns trägt die Überzeugung, dass Regie. Die Zeitzeugen äußerten sich begeis- die Zeugnisse, die uns diese Menschen aus tert und sehr berührt über die Lebendigkeit ihrem Leben geben, nicht in Vergessenheit dieser Inszenierung. geraten dürfen. Die Theatertage am See wol- len so dazu beitragen, dass ihre Geschichten Auch im eigentlichen Festivalprogramm fand weiterleben und an künftige Generationen das Projekt seinen Niederschlag in Form von weitergegeben werden. bewegenden und teilweise höchst aktuellen Inszenierungen zum Thema Umgang mit Parallel zu den Zeitzeugengesprächen, die Nationalsozialismus und Rassismus. nach dem Konzept „Erzählcafé“ von Gerd In fünf Theaterkursen wurden die Koch stattfanden, zeigten wir in einer Aus- Zeitzeugengespräche thematisch stellung des „Room 28“ Projektes dokumen- aufgegriffen und mit ästhetischen tarische Materialien zum Leben der Mädchen Mitteln Formen gesucht, Zeugnisse aus Zimmer 28 im KZ Theresienstadt. Neben aus zweiter Hand weitergeben zu der interessierten Öffentlichkeit wurden können. 200 angehende LehrerInnen vom Seminar

Helga Pollak-Kinski aus Wien, Österreich 42 Anna Lorencova mit ihrem Bruder Hanus Hron aus Brünn, Tschechien

Helga Pollak-Kinski aus Wien, Österreich 43 44 Der 13. theaterpädagogische Ausbildungskurs griff die Thema- tik auf und entwickelte in Anlehnung an das Theresienstädter Tagebuch von Helga Pollak-Kinski mit deren Mitwirkung und unter der Regie von Olek Witt das Abschlussprojekt „Und der Regen rinnt… eine Erinnerung an eine ferne Zeit“.

Ein Jahr später beeindruckte das TOB mit „Der Weltuntergang“ des KZ-Überlebenden Jura Soyfer.

45 „European Theatre Adventure“

als besonders wirkmächtig erwies sich das european TheaTre advenTure projekt, eine internationale Theaterbegegnung mit jungen Menschen und der kulturellen Minder- heit Sinti und roma aus ganz europa. nach drei erfolgreichen projekten mit jeweils 50 Teilnehmerinnen fanden Folgeprojekte in verschiedenen osteuropäischen ländern statt. Wir brachten drei Jahre lang in Folge junge Sinti und roma aus verschiedenen europä- ischen ländern mit nicht-roma-Jugendlichen für 10 Tage zusammen. im zentrum der begegnung standen performative Mittel mit dem ziel ein gemeinsames abschlusspro- jekt zu entwickeln, dessen präsentation das publikum bei den Theatertagen jedes Mal begeisterte. die dabei gemachten erfahrun- gen wurden aufgegriffen, weiterentwickelt und wurden zum festen bestandteil der europäischen bildungsarbeit im kampf gegen antiziganismus und rassismus. 2008 wurde das zweite projekt „lacho drom“ (romanes: der gute Weg) mit dem innovationspreis des Fonds Soziokultur ausgezeichnet. der in der laudatio angesprochene aufbau eines „europäischen bildungswerkes für roma Jugendliche“ wurde Wirklichkeit. in vielen europäischen ländern gibt es inzwischen angegliederte NGOs. Alljährlich fi ndet Anfang august in krakau und ausschwitz ein gro- ßes begegnungstreffen von jungen Sinti und roma aus ganz europa statt.

46 47 Fonds SoziokulTur gefördert von der kulturstiftung des bundes innovationspreis 2007

an den Förderverein »Theatertage am See« Friedrichshafen für die internationale Jugendbegegnung »lacho drom« – der gute Weg oder: Wo ist heimat?

Das Projekt »Lacho Drom« steht für die gelungene Verbindung und Präsentation von verschiedenen Kulturen und ihrer gegenseitigen Beeinfl ussung im zusammenwachsenden Europa. Auf den kulturellen Spuren der Sinti und Roma wurden dabei mit den Mitteln des Theaters, der Musik und des Tanzes neue Wege der internationalen Jugendbegegnung und -verständigung beschritten. Bei »Lacho Drom« trafen sich jugendliche Theater- gruppen aus sieben Nationen, die jeweils zur Hälfte aus Sinti und Roma bestanden, zu einem faszinie- renden Integrationsprojekt. Es ging darum, die Kulturen sozialer Minderheiten als wichtigen Be- standteil der europäischen Identität zu begreifen, aus der kulturellen Vielfalt einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schöpfen und dies als »guten Weg« der Verständigung zu präsentieren. Die besondere Qualität des Projekts lag nicht zuletzt in seinem kulturhistorischen Ansatz begründet. Die musikalischen Spuren der Sinti und Roma auf ihrem jahrhundertelangen Weg von Indien bis Spanien bildeten den kulturellen Hintergrund, auf dem die europäischen Themen der Integration und Interkul- turalität bearbeitet wurden. Ein Europäisches Roma- Jugendnetzwerk ist im Aufbau, und die Beteiligten diskutieren weiter: auf einer eigenen Internet- Plattform. Die Jury lobte besonders die Spielfreude, das Engagement und die Eigeninitiative der Jugend- lichen, die das Projekt zum Einstieg in einen nach- haltigen Dialog machten.

Mit der Verleihung des Innovationspreises 2007 würdigt der Fonds Soziokultur die beispielhafte Arbeit des Fördervereins »Theatertage am See«, die kulturelle Vielfalt Europas mit Hilfe der Künste und am Beispiel der Kultur der Sinti und Roma als internationale Aufgabe kultureller Jugendarbeit auf die Bühne gebracht zu haben. Besondere Anerkennung verdient dabei der Ansatz, Heimat als Prozess der kulturellen Beheimatung, die sich aus verschiedenen Quellen speist, verständlich zu machen.

Bonn/Berlin, 10. April 2008 Kurt Eichler Gerd Dallmann Vorsitzender Kuratoriumsvorsitzender

48 49 die zirkuSakadeMie Leitbild ZirkusAkademie

Zirkus soll in erster Linie Spaß machen. Die Manege bietet eine geniale Mischung aus Vergnügen, Heraus- forderung, spannendem Erlebnis, Grenzerfahrung und Lernen. Jeder fi ndet seinen Platz in der bunten und kreativen Welt des Zirkus. Träume erfüllen sich... selbst in der Manege zu stehen und eine Sensation zu sein. Beklatscht, bejubelt und gefeiert zu werden.

Die Begeisterungsfähigkeit des Zirkus kann spielerisch Berge und Grenzen versetzen. Jedes Genre spricht dabei andere Bereiche von Körper und Persönlichkeit an. Ob Balancieren, Jonglieren, Akrobatik, als Clown... die zirzensischen Inhalte verbinden in idealer Weise körperliche Aktivität mit kreativem Tun.

Kind, Jugendlich oder Erwachsen – alle schulen in abwechslungsreichen, professionell geführten Kursen und Trainings nicht nur ihre physischen Fähigkeiten, sondern stärken darüber hinaus auch Persönlichkeit und Sozialkompetenz.

Unser Anliegen ist es, auf spielerische und pädagogische Weise das Selbst- bewusstsein der jungen Artisten zu erweitern. Manege frei für Träume und Phantasie! Ohne es zu merken für das Leben lernen ...

50 Kein ICH ohne WIR

Die Kinder lernen so ganz nebenbei, unbewusst und absolut unvermeidlich das WIR. Sie lernen in und mit der Gruppe, in und mit der Gemeinschaft - gemeinsam mit vielen anderen ICH‘s. ICH lasse mich auf den anderen ein. ICH höre ihm zu. ICH nehme Rücksicht. ICH kann mich auf den anderen verlassen und vertraue ihm. ICH bin wichtig für die Gruppe. Die Gruppe ist wichtig für MICH. WIR entwickeln und ge- stalten gemeinsam unsere Nummer. WIR sind ideenreiche, kreative Mit-Gestalter unserer gemeinsamen Zirkusnummer. Nur wenn bei einer Vorführung jeder Einzelne sein Potential erleben und präsentieren darf, tritt der Zauber einer ganzen Zirkusgruppe hervor und wird für alle spürbar. Die Kleinen lernen von den Großen, die Jungen von den Alten, die Neu- en von den Erfahrenen. Unsere engagierten wie talentierten Jung-Teamer, die „alten Hasen“, leiten die jüngeren Kinder in den Techniken an und helfen ihnen bei der Erarbeitung ihrer Nummer. Und genau das ist es, worauf alle Beteiligten nach den Vorführungen mindestens so stolz sind wie auf das sichtbar Geleistete: Wenn Kinder von Kindern lernen, wenn Jugendliche sich um Jüngere kümmern, ihnen beibringen, was die „Alten“ nicht mehr so grazil und elegant vermögen, wenn fachliche und soziale Kompetenzen der Heranwachsen- den zu Tage treten - dann werden Träume wahr! Die Jugend- lichen erleben sich als Schöpfer. Sie verhelfen den Jüngeren zum Werden. Auszug aus der Jahresarbeit von Lilly Hartmann

51 Das Faszinierende am Zirkus ist die Vielseitigkeit

Wer schöpferisch tätig ist, erschöpft hier mit Verantwortung und Disziplin nicht. Das beweist die ZirkusAkade- „im positiven Sinne“, wie Andrea mie seit vielen Jahren. Spiel-, Sprenger aus ihrer langjährigen Theater- und Zirkuspädagogin Andrea Erfahrung weiß. Die Schüler müssen Sprenger leitet die ZirkusAkademie sich aufeinander verlassen können, und ist seit 20 Jahren mit ihren Teamfähigkeit beweisen und unter- Zirkus-Kursen an den Theatertagen stützen sich gegenseitig. 110 Kinder beteiligt. „Das Faszinierende am und Jugendliche nehmen jährlich an Zirkus ist die Vielseitigkeit“, sagt den Kursen der ZirkusAkademie sie. Artistik, Akrobatik, Magie, Feuer- teil. show und Clownerie – hier fi ndet jedes Kind, jeder Jugendliche und Davon 100 aus Friedrichshafen. Bis zu auch jeder Erwachsene seinen Platz. 80 Auftritte im Jahr erwartet die Teil- Die ZirkusAkademie gibt es seit 2014 nehmer, „die sehr treu sind“. Denn aus und hat sich aus dem Jugendvarieté dem Nachwuchs rekrutieren sich viele Kraball und der Zirkusschule Papillon Jungtrainer. Die Jungartisten geben ihr formiert. Das mystische Flair des Können und Wissen an die Jüngeren offenen Gauklerlebens verbindet sich weiter.

52 53 Durch gezielte Anleitung und Begleitung erhalten die jungen Menschen selbst eine Fortbildung, die sie an die Kinder weiter- geben. „Unser Trainer-Team setzt sich aus Zirkus- und Erlebnispädagogen, Artisten, Lehrern, Erziehern und Bewegungs- therapeuten zusammen“ sagt Andrea Sprenger. Die ZirkusAkademie bietet Schulungs- und Weiterbildungsangebote in den verschiedensten zirzensischen Techniken. „Man braucht keinerlei Vor- aussetzungen, um im Zirkus arbeiten und wirken zu können – außer dem Spaß“. Zu dem Spaß kommt der Lerneffekt. Motorik und Sensorik werden spielerisch geschult.

Die Manege zu betreten bedeutet Ver- gnügen und Herausforderung zugleich, fördert Selbstbewusstsein und Sozial- kompetenz und fordert Mut, Bewegung und Konzentration. „Manchmal ist der Weg auch steinig, aber diese Erfahrung macht Kinder stark und das Schönste ist, wenn nach einem Auftritt die Kinder mit neu entdecktem Selbstbewusstsein und Stolz die Bühne wieder verlassen und ihren Applaus genießen können“. Eine Manege ist zudem eine Plattform, auf der jeder seinen Platz fi nden kann über ethnische, konfessionelle und soziale Unterschiede hinweg. Inklusion wird hier er- und gelebt. Lydia Schäfer

54 Die ZirkusAkademie in Zahlen 2018 . 108 Auftritte mit 12.500 Zuschauer . 42 Workshops zu Artistik, Akrobatik, Vertikaltuch, Jonglage, Feuer, … mit 1156 Teilnehmern 2016 - 2017: . 10 inklusive Theaterprojekte in der ganzen Region . Zwei Zirkusferienlager in Meckenbeuren mit 60 jugendlichen TeilnehmerInnen aus der ganzen Region, darunter junge Menschen mit Migrationshintergründen . Mitwirkung am Internationalen Stadtfest in Friedrichshafen mit einem breiten Mitmachangebot . Inklusives Wochenprojekt mit der Tannenhagschule . Inklusive Zirkusprojekte in der ganzen Region . 25 Zirkusgastspiele im südlichen Baden-Württemberg . 24 Projekte mit verschiedenen Schulen in Friedrichshafen und der Region . Kontinuierliche zirkuspädagogische Arbeit in Friedrichshafen an der Bodensee-Schule . 8 Kurse für die Öffentlichkeit mit 148 teilnehmenden Kindern (stetig wachsend) . 26 Jugendliche & Teens in der Jugend-Zirkus-Truppe . Ausbildung von 12 Jugend-Übungsleiter . Ausbildung von 18 Zirkustrainern . 196 ganzjährig aktive Kinder und Jugendliche

55 … vom Zirkuskind zum erfolgreichen Artisten

Pascal von Ow 2011 entschied sich der damalige elfjährige Pascal in der ZirkusAka- demie mitzumachen, was sich im Lauf weniger Jahre als weitreichende Lebensentscheidung erwies. Jong- lage wurde zu seinem Schwerpunkt. Dann folgte Auftritt auf Auftritt. 2014 hatte er einen großen Event beim internationalen Stadtfest in Friedrichshafen. 2016 eröffnete er die Jugend- und Schultheatertage Baden-Württemberg, wurde Zir- kusteamer und gehört seither zum Anleitungsteam der ZirkusAkademie. 2107/18 schrieb er seine Jahresar- beit vom Zirkuskind zum Artisten, trat im September 2017 bei der Lamathea-Preisträgergala in Karlsru- he auf und bewarb sich an der Staat- lichen Artistenschule in Berlin, die vor ihm auch schon Liv Knoche und Tim Kriegler erfolgreich absolviert haben. Eine weitere Erfolgsgeschich- te der ZirkusAkademie ... ein Zirkuskind wird zum Artisten.

Liv Knoche Liv Knoche ist ein Zirkuskind der ersten Stunde ... Als siebenjähriges Clownkind stand sie mit einer „singenden Säge“ das erste Mal in der Manege. Ihre Leidenschaft für den Zirkus war geweckt! Es folgte das Einrad, Akrobatik, die Jonglage, Feuerkünste ... und schließlich das Trapez. Mittlerweile tourt sie mit ihrem Partner Tobias Willasch, dessen Wurzeln bei den Überlinger Faustinos zu finden sind, durch die Welt. Bei- de haben Artistik-Ausbildungen in Berlin und Amsterdam absolviert. Als „Companie Me & Us“ gastieren sie europaweit.

56 … vom Zirkuskind zum erfolgreichen Artisten

Tim Kriegler Trotz seines jungen Alters von 20 Jahren zeigt Tim Kriegler eine hochanspruchsvolle, ausdrucksstarke Nummer an den Strapaten - eine der schwierigsten Disziplinen der Luftakrobatik. Mit erst 14 Jahren beschloss Tim, seinem Traum zu folgen und zog von Friedrichshafen nach Berlin um dort eine 5 Jährige Ausbildung zum staatlich geprüften Artisten an der staatlichen Artistenschule in Berlin zu absolvieren. Jetzt - 5 Jahre später arbeitet Tim als professioneller Luftartist in Produktionen und Shows auf der ganzen Welt und gewann zu Beginn des Jahres sogar eine Silbermedaille beim berühmten Zirkusfestival in Paris.

57 die Stadtwerke am See schreiben: ZirkusAkademie Friedrichshafen wird mit Verantwortungspreis ausgezeichnet

scher und psychischer Beeinträchtigung die Möglichkeit haben, Artist zu sein,“ fi ndet der Stadtwerkchef. Die Projektverantwortliche Andrea Sprenger ist glück- lich. „Die 1.500 Euro, die wir vom Stadtwerk am See bekommen, können wir gut gebrauchen – für Requisi- ten, Baumaterialien und unsere Abschlussveranstaltung ‚Zirkus on Tour‘, die wir diese Woche absolvieren“. Über 180 aktive Kinder und Jugendliche zählt die ZirkusAkademie derzeit. Über 80 Auftritte im Jahr Beispielhaftes Engagement in der Kinder- und Jugend- absolvieren die Teilnehmer arbeit – dafür wurde die ZirkusAkademie Friedrichs- und Teilnehmerinnen – bei hafen jüngst ausgezeichnet. Sie hat beim Stadtwerk den Theatertagen am See, am See-Verantwortungspreis den 1. Platz belegt. Dieser beim Internationalen Stadt- honoriert jedes Jahr Projekte in der Bodenseeregion, die fest oder auf Schul- und durch vorbildliche Jugendarbeit herausragen. Der Preis Firmenveranstaltungen. Die ist mit 1.500 Euro dotiert. ZirkusAkademie ist Teil des Jonglage, Artistik, Feuershow, Clownerie, Magie, Akro- Fördervereins Theatertage batik – beim Zirkus gibt es viele Techniken und Formen am See Friedrichshafen e.V., der Unterhaltung. Und: Zirkus kann man lernen. Dass der auch von städtischer Seite fi nanziell unterstützt man mit Geduld, Selbstvertrauen und durch die Kraft wird. „Wir haben Glück“, so Andrea Sprenger. „Neben der Gemeinschaft scheinbar Unmögliches erreicht, einem großartigen Trägerverein haben wir viele Partner, das erleben 3- bis 17-Jährige bei der ZirkusAkademie die uns unterstützen“. Einer der Unterstützer und Förde- Friedrichshafen. Hier lernen Kleine von Großen und rer ist die Bodenseeschule St. Martin, die beispielswei- reifen dabei nicht nur fachlich, sondern auch in ihrer se die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. „Wir sind Sozialkompetenz. „Begeisterung kann spielerisch Berge jeden Tag dankbar“, so die Projektleiterin. und Grenzen versetzen“, weiß Andrea Sprenger, Leiterin Am Stadtwerk am See-Verantwortungspreis nahmen in der ZirkusAkademie. „Es ist unglaublich inspirierend, die diesem Jahr insgesamt 36 Vereine teil, berichtet das Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen zu beob- Stadtwerk. „Uns erreichen jedes Jahr tolle Projekte, achten. Das motiviert uns jeden Tag aufs Neue“, so die und nahezu alle sind es wert, unterstützt zu werden. Zirkus- und Theaterpädagogin. Die Entscheidung fi el wieder einmal schwer“, verrät Bürkle. „Uns ist es wichtig, nachahmenswerte Projekte Die ZirkusAkademie Fried- aus der Region zu fördern und so zu helfen, dass auch richshafen wurde nun mit zukünftig aus guten Ideen gute Aktionen werden“, dem 1. Platz beim Stadtwerk unterstreicht Bürkle das Engagement des regionalen am See-Verantwortungspreis Energieversorgers. ausgezeichnet. Alexander- Insgesamt über 5.000 Euro vergibt das Stadtwerk am Florian Bürkle, Geschäftsfüh- See jedes Jahr an ausgewählte Vereine. Dieses Jahr rer beim Stadtwerk am See, wurde der Verantwortungspreis bereits zum sechsten übergab den Preis und freute Mal vergeben. Der Social Media-Preisträger, der als Teil sich über eine kleine Extra- des Verantwortungspreises allein von der Öffentlichkeit Vorführung der acht jungen bestimmt wird, wurde bereits im März ermittelt. Hierfür Künstler, die stellvertretend veröffentlichte der Energieversorger die Projekte auf für die gesamte Akademie seiner Facebook-Seite und stellte sie in ein Ranking. den Preis entgegennahmen. Mit 322 Gefällt-mir-Angaben sicherte sich die Jugend- „Beeindruckt hat uns die feuerwehr Owingen 500 Euro. Kombination aus Sport, Sozialkompetenz und kognitiven Der Verantwortungspreis richtet sich an Vereine, die Zielen, die bei der ZirkusAdademie spielerisch vermittelt sich mit ihrer Kinder- und Vereinsarbeit verdient werden“, so Bürkle bei der Preisübergabe. „Und auch machen. Ausgezeichnet werden jährlich zehn Projekte die Vielfältigkeit in den Projekten ließ uns staunen“. mit 250 Euro bis zu 2.000 Euro. Inklusion werde hier gelebt. So gibt es beispielsweise /// zur Übersicht :: Aktuelle Berichte - Allgemein Link zum Artikel: Kooperationen mit Förderschulen, Kindergärten und der http://www.bodensee-schule-st-martin.de?Page_ID=10&Article_ID=531 Stiftung Liebenau. „Toll, dass auch Menschen mit physi- Online gestellt von: Frau Evelyn Löscher 58 Schüler machen zirkus Ein „wir…hier“ Projekt mit der Tannenhagschule

Die Schwäbische Zeitung schrieb am 16.6.2018: Kurz vor Ende wird die Bühne noch einmal dunkel und das Publikum ganz ruhig. Die Gruppe Zauberlicht tritt auf und sie verzaubert das Publikum mit einer leuchtenden Sensation: Im Schwarzlicht wirbelten die Schüler mit Tüchern und formten damit Figuren, die das Publikum zum Staunen brachten. Der Lohn: Ein tosender Applaus. Die Zirkusaufführung „Alles Zirkus“ hielt Lehrer und Schüler der Tannenhag-Schule, einer Schule für Kinder mit besonderem Förderbedarf, eine Woche lang auf Trab.

Sehr geehrte vorstandsmitglieder und verantwortliche des Fördervereins TheaTerTaGe aM See Friedrichshafen e.v.,

wir möchten uns auch bei Ihnen recht herzlich bedan- ken, dass wir eine phantastische Projektwoche unter dem Motto „Alles Zirkus“ erleben durften. Gemeinsam mit Andrea Sprenger von der Zirkusakademie und weiteren Mitstreitern haben unsere Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte und weiteren Mitarbei- tern eine sehr intensive und spannende Projektwoche erlebt. Als verantwortlicher Schulleiter bin ich immer noch schwer beeindruckt angesichts der Ereignisse in der letzten Woche. Es war ein unbeschreibliches Erleb- nis die Schülerinnen und Schüler am Ende der Projekt- woche bei der Aufführung im Bahnhof Fischbach zu erleben. Sie haben sich so unglaublich angestrengt, sind über sich hinausgewachsen und haben ganz viele neue Erfahrungen sammeln dürfen. Zahlreiche Eltern und Besucher waren bei der Aufführung dabei und zeigten sich tief beeindruckt von den Leistungen.

Nochmals vielen herzlichen Dank, verbunden mit dem hoffentlich berechtigten Wunsch, dass es bald mal wieder eine wie auch immer geartete gemeinsame Aktion gibt.

Gerold Ehinger Schulleiter Tannenhag-Schule wij ... hier

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við ... hér aħna ... hawn ne-am ... aici noi ... aici vi ... här 59 nós ... aqui noi ... aici Wenn TheaTer Schule MachT Jürgen Mack die TheaTerpÄdaGoGiSche GrundlaGenbildunG aM SeMinar Meckenbeuren

eit September 1999 bietet das Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Meckenbeuren in Kooperation mit dem Förderverein Theatertage am See Friedrichshafen e.V. eine theaterpädagogische Ausbildung in meh- reren Stufen an. Die Ausbildung umfasst 500 Ausbildungsstunden in der Grundlagenstufe und nochmals genauso viele in der Vertiefungsstufe, die zur Anerkennung des sogenannten „kleinen BuT“ durch den Bundes- verband Theaterpädagogik (BuT) führt. Der „große BuT“ bedeutet die komplette Ausbildung zum Theaterpäda- gogen. Dass eine solch umfangreiche Ausbildung fakultativ parallel zum Referendariat angeboten wird, gibt es sonst nirgendwo in der Bundesrepublik Deutschland. Die Ausbildung ist darüber hinaus offen für LehrerInnen aus allen Schularten und für Personen, die in anderen pädagogischen Feldern tätig sind.

idee und enTSTehunG der auSbildunG. Im Jahre 1997 begannen wir uns Gedanken zu ma- chen – vor dem Hintergrund wachsender Gewalt auf unseren Schulhöfen und einem spürbar unverfrorenen Auftreten bestimmter SchülerInnen besonders jungen Lehrern und Lehrerinnen gegenüber –, wie wir unsere LehreramtsanwärterInnen besser auf ihre berufl ichen Herausforderungen vorbereiten könnten. Klar war, dass Auftreten und Haltungen eine wichtige Rolle spielen bei der Frage, warum sich SchülerInnen bei bestimmten LehrernInnen so und bei anderen anders verhalten. Als Theaterpädagoge wusste ich um die Bedeutung paralinguistischer Kontexte, wie z.B. Status, Präsenz, Gestus, Mimik als Ausdruck innerer Haltung für gelingende und misslingende Kommuni- kation. Gleichzeitig bewegte uns auch die Frage, wie Aus diesem Teilnehmerkreis entstand sehr schnell der Aggressionen als Teilaspekt unseres Lebens Wunsch nach einer vertiefenden theaterpädagogi- umgelenkt werden können in lustvolle, schen Grundlagenbildung, die im Rahmen der Mög- kreative, gestaltende Erfahrungen. lichkeit, an Seminaren Profi lschwerpunkte bilden zu können, realisiert werden konnte. Von Anfang an war Zusammen mit der Tänzerin und Kampfkünstlerin klar, eine solche Ausbildung geht nicht ohne zusätz- pia andré entstand der einführungskurs Tanz- und liche Finanzmittel. Denn eine qualifi zierte theater- Theaterpädagogik – umgehen mit aggressionen im pädagogische Ausbildung erfordert über ein Curricu- Schulalltag. lum hinaus auch die Einbeziehung externer Fachkräf- In einem dreitägigen Kompaktseminar zu Beginn des te zur Vertiefung bestimmter Themenfelder. Vorbereitungsdienstes boten wir 50 Anwärtern und Das Kultusministerium wollte keine zusätzlichen Anwärterinnen die Möglichkeit, im Stockkampf und Mittel bereitstellen, da theaterpädagogische Aus- Neuen Tanz spielerisch lustvolle Erfahrungen mit bildungsangebote nur von nichtamtlichen Trägern eigenen Aggressionen zu machen und angeboten werden sollten. Eine solche Ausbildung mit theaterpädagogischen Methoden musste sich selbst fi nanzieren. sich die theatralen Prozesse des Unter- Zum „Glücksfall“ wurde dabei, dass über den För- richtes bewusst zu machen. derverein „Theatertage am See“ und über den Bund Die Rückmeldungen und die Reso- Deutscher Amateurtheater Mittel gewonnen werden nanz auf diesen Workshop ermutigten konnten aus einem Präventionstopf „Rechtsradika- uns, dieses Angebot fortzusetzen. Das lismus und Gewalt“. In Deutschland brannten damals Angebot wurde zum festen fakultativen Häuser, die von Migranten bewohnt wurden. Unser Bestandteil der Ausbildung am Seminar, Projekt hieß „Theater als Mittel zur prävention in den vergangenen 20 Jahren beleg- – angehende Grund- und hauptschullehrerinnen ten mehr als 1.000 TeilnehmerInnen stärken, um Gewaltbereitschaft schon in der diesen Kurs. Schule begegnen zu können“.

60 Wir finanzierten Theaterfachleute für bestimmte geln diese daraus resultierende hohe Qualitätsstufe. Module: Doris Merz für Grundlagen des Schauspiels, Zum festen Kreis von Theaterfachleuten gehören Pia Helga Kröplin für Stimme und Sprache, Pia André André, Doris Merz, Helga Kröplin, Maike Plath, für Bewegungstheater und Tanz. Ein erster Kurs ent- Katja Fillmann, Citlali Hueve-Sanchez, Olek Witt, stand mit 14 Teilnehmern und TeilnehmerInnen, traf Jochen Wietershofer, Ann Dargies. sich jeden Donnerstagabend 3 Stun- den und an 5 Wochenenden mit den Das Seminar für Didaktik und Lehrerbildung stellt externen Referenten. Am Ende stand aus seinem Budget Stundendeputate für die konti- eine Eigenproduktion als Abschlussprojekt mit dem nuierliche Ausbildung an den Donnerstagabenden. doppeldeutigen Titel „Nichts passiert – ein Stück Seit 2009 leiten wir diese umfangreiche Ausbildung Schule“. im Team. Nicole Pengler kam dazu, sie hat den Auf- baukurs inhaltlich und organisatorisch konzipiert. Mit dem großen Erfolg dieses Projektes und den Nach ihren familiär bedingten Ausstieg kamen 2012 Einnahmen daraus konnte ein Folgekurs mit gerin- Jochen Stuppi und Almut Stöckl ins Leitungsteam. gem Teilnehmerbeitrag finanziert werden. Im An- schluss an den 4. Kurs entstand der Wunsch nach einer Anschlussausbildung. Mit dem Bundesverband Einige Fakten belegen eindrucksvoll den Theaterpädagogik entwickelten wir ein eigenes Erfolg dieses Meckenbeurer Modells: theaterpädagogisches Curriculum, das sich stark an Über 400 TeilnehmerInnen wurden bislang in der den An- und Herausforderungen schulischer Theater- Stufe I theaterpädagogisch ausgebildet. Der geo- arbeit orientierte. Das Ministerium stimmte dem zu, graphische Radius der teilnehmenden LehrerInnen verlangte aber einen externen Träger für die Ausbil- reicht über die gesamte Bodenseeregion hinweg dung, der sich mit dem Förderverein „Thetertage am bis Ulm und Villingen-Schwenningen. Davon waren See“ Friedrichshafen e. V. auch schnell fand. Diese 300 AnwärterInnen des GWHRS Seminars Mecken- Kooperation erwies sich als weiterer Glücksfall, schuf beuren, 7 AnwärterInnen der Außenstelle des sie doch Kontakte zur europäischen Theaterpädago- Seminars für Sonderpädagogik , 17 Refe- gik und verortet die Ausbildung in einem interna- rendare des Seminars für Gymnasien in Weingarten tionalen Netzwerk. Wir stehen in engem Kontakt mit mit steigender Tendenz, 51 LehrerInnen aus allen den aktuellen Fragestellungen und „Strömungen“ Schularten, 29 Teilnehmer aus sozialpädagogischen der Theaterpädagogik, haben Kontakte zu renom- Bereichen, 99 Absolventen unserer Grundlagenstufe mierten Referenten und integrieren diese in unsere absolvierten die Ausbildungsstufe II. Ausbildung. Besonders die Abschlussprojekte spie-

61 Inzwischen hat das Ausbildungsangebot auch die elementaren Beitrag zur Persönlichkeitsbildung in Landesgrenzen überschritten. Es nehmen auch Lehrerberufen. TeilnehmerInnen aus Bayern, Vorarlberg und der Entsprechend ausgebildete LehrerInnen verfügen Schweiz teil. über Methodenkompetenzen, ihre SchülerInnen in diesen Bereichen qualifi ziert zu stärken. Theater Absolventen der Ausbildungsstufen gründeten ein als Unterrichtsform entspricht in hohem Maße den Theater, das sich als Theater Oberschwaben-Boden- Erkenntnissen heutiger Lern- und Hirnforschung. see (TOB) und der Improtheatergruppe (UTOBIA) Der Körper ist genauso beteiligt wie der Geist. An weit über die Region hinaus einen Namen geschaf- Texten, Bildern, Szenen und Situationen gewonnene fen hat und 2011 mit dem deutschen Amateur- Erkenntnisse fi nden den Weg zu persönlichem, kör- theaterpreis „amarena“ ausgezeichnet wurde. perlichem und emotionalem Ausdruck. Lernende er- fahren im Spiel sehr viel über sich selbst als Person Seit es an vielen Gymnasien den oberstufenkurs und entwickeln dabei Kriterien für ihre ästhetischen literatur + Theater gibt, erleben wir eine wachsen- Wahrnehmungen. Dabei erfahren sie die Bedeutung de Teilnehmerzahl auch aus dieser Schulart. Diese schulischer Inhalte für ihre persönlichen Lebensfra- gemeinsame Aus- und Fortbildung von allen das gen. Die Lernenden werden nicht zu Konsumenten, Schulleben gestaltenden Berufsgruppen über alle sondern sind Beteiligte ihrer Lernprozesse. Schulartgrenzen hinweg ist eine weitere Besonder- heit der Ausbildung in Meckenbeuren und erweist „Durch alle Fächer hindurch spielt die Bewusstmachung sich in der Praxis als wertvolle Plattform einer ge- der „Präsenz“ und Stärkung des Selbstbewusstseins genseitigen Wahrnehmung und Wertschätzung, eine große Rolle […] Vor allem im sozialen Training des Austausches und der Kooperation über die mit meiner eigenen Klasse kommen viele theaterpäd- Schulartgrenzen hinweg. agogische Methoden zum Zug, wie z. B. bei Kennen- lern- und Gruppenfi ndungsprozessen, Steigerung der WaruM TheaTerpÄdaGoGik an eineM Empathiefähigkeit, Aufarbeitung und Prophylaxe von lehrerSeMinar? 1 Konfl ikten, Stärkung der Persönlichkeit usw.“ Man kann sich fragen, warum Theaterpädagogik am (Teilnehmende Lehrerin, Hauptschule) 2 Seminar angeboten wird und dies gerade in einer kulTurelle, ÄSTheTiSche und Zeit, die allgemein als äußerst stressintensiv erlebt poliTiSche bildunG wird. Unserer Erfahrung nach sind mindestens fünf Theater setzt der virtuellen Medienwelt erfahrungs- Gründe ausschlaggebend, die Theaterpädagogik gera- orientiertes Lernen in realen sozialen Bezugsgruppen dezu als notwendiges Element für eine Optimierung entgegen. Die Medien erfordern heute Fähigkeiten der Lehrerausbildung erscheinen lassen. auf unterschiedlichsten Ebenen, Nutzerkompetenzen sind dabei nur eine Seite der Medaille. Digitalme- professionalisierung dien mit ihren sehr einseitigen Anforderungen an und persönlichkeits- Wahrnehmung und Körperlichkeit machen sinnlich- entwicklung ästhetische Tätigkeitsfelder zu einem elementaren Theaterpädagogische Bestandteil des Bildungsprozesses, aber gerade me- Methoden leisten einen diengestützte Lernprozesse brauchen Gegengewichte wichtigen Beitrag zur körper- und bewegungsorientierter Lernerfahrungen. professionalisierung Theater führt auch zur persönlichen Auseinanderset- für den Lehrberuf. Sie thematisieren Präsenz, Bewusstheit in Bezug auf Sprache, Paralinguistik, Körpersprache, Selbst- und Fremdwahrnehmung bis hin zur persönlichkeits- entwicklung. Unterricht ist szenisches Geschehen. Die Szenerie umfasst Inhalt und Präsentation. Es sind dies auch die beiden Seiten der Interaktions- und Kommunikationsprozesse. Beides zusammen bedingt die inszenierte Situation „Unterricht“. Der Versuch, die Prozesse dieses „wirklichen Lebens“ mit den Methoden des Theaters zu durchschauen, führt zu Kenntnissen und Erkenntnissen, in denen die unmittelbaren Mechanismen des eigenen Verhaltens bewusster werden können. Theaterpädagogik qua- lifziert zu besserem Unterrichten und leistet einen

62 zung mit der allumfassenden Ästhetisierung und In- Sprach- und leSeFÖrderunG und szenierung des Alltags, der Trivialisierung der Inhalte TeXTverSTehen und Wahrnehmungsprozesse. Theaterpädagogische Methoden erweisen sich als sehr effektiv in Sachen Sprach- und Leseförderung. Das abschlussprojekt, dem wir bereits im Grundla- Theater ist untrennbar verbunden mit der Fähigkeit genkurs einen hohen Stellenwert beimessen, spielt und Förderung des Lesens und Textverstehens. Einen dabei eine wichtige Rolle. Die TeilnehmerIinnen Text in Spiel umzusetzen, erfordert tiefes Eindringen erfahren sich selbst in einer ähnlichen Rolle wie die und „erlebte“ Interpretation. Umsetzung mittels For- SchülerInnen in ihren eigenen Projekten. Sie erfah- men des darstellenden Spiels erfordert eine Vielzahl ren, dass Theaterpädagogik sich mitunter auch im von situationsbezogenen Problemlösungsstrategien. Spannungsfeld zwischen Ästhetik und Pädagogik be- Die Schulung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit wegt. Daraus resultiert eine Vielzahl von Konfl ikten, und der Präsentationsfähigkeit der Lernenden steht die im geschützten Rahmen der Gruppe ein wertvol- dabei ebenfalls im Zentrum einer schulorientierten les Lernfeld darstellen. Das beginnt bei der Stück- Didaktik des Theaterspielens. Ohne Eigenverantwor- auswahl und Rollenbesetzung, geht über ästhetische tung und selbstgesteuertes Lernen können solche Gestaltungsfragen, den Umgang mit Regievorstel- Prozesse nicht gelingen. Die hohe Effektivität lungen, Impulsen und deren Verwerfung bis hin zur szenariodidaktischer Konzeptionen und des gestisch, ästhetischen Gesamtkonzeption. Wie viel Demokratie szenisch unterstützten Vorlesens wird in der Zweit- verträgt eine ästhetische Linie oder auf welchen sprachendidaktik eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ebenen fi ndet sinnvolle Partizipation statt? Wie Vielseitig, motivierend und inspirierend; nicht nur für greifen wir Impulse der Mitwirkenden auf, und wie die Theaterarbeit (vor allem) auch für den täglichen kommunizieren wir, wenn wir Angebote der Spieler Unterricht. Lehrerin Waldorfschule nicht annehmen wollen so, dass sich diese als Person immer wertgeschätzt fühlen? Wie transparent machen Lernende erfahren sich in Interaktionsprozessen wir, wenn im Leitungsteam unterschiedliche Vorstel- und -strukturen einer Bezugsgruppe, lernen diese zu lungen existieren? Welche Lernchancen bestehen für durchschauen und werden kompetenter im eigenen die Teilnehmer aus solchen Konfi ktfeldern? Handeln und Auftreten. Das geht einher mit einer Stärkung des Selbstwertgefühls und leistet deshalb Die zwei Intensivwochen beim Abschlussprojekt gehö- effi ziente Beiträge zu interkulturellem und sozialem ren in die Schatzkiste der bewegendsten und intensivs- Lernen, ebenso wie auch zur Sucht- und Gewaltprä- ten Erfahrungen in meinem Leben – vielfältig – einzig- vention. Theaterpädagogik ist Ermutigungspädago- artig und wunderbar! Seminarschulrätin gik und bedeutet „Lust bekommen auf sich selbst“. „Die Ausbildung hat mir viele Ideen für Unterrichts- Theater bietet Spielräume für lebens- und schul- aufl ockerung und Projekte an der Schule gebracht, relevante Fragestellungen. Wir erleben gerade diesen größere Gelassenheit im Umgang mit jugendlichen Bereich, Konfl ikte nicht als Bedrohung wahrzuneh- Gruppen, größere Sicherheit im Stehen vor der men, sondern als Chance für wertvolle Lernprozesse Klasse, praktische Umsetzung szenischer Methoden, aller Beteiligten aufzugreifen, als besonders wert- konkrete Ideen für Lehrproben, Thema Status war vollen Aspekt der Ausbildung. super für den Unterricht und Disziplinprobleme.“ (Ref. Gymnasium)

63 vorbereiTunGSdienST und TheaTer– „Schaffst du das, die Theaterausbildung neben dem STreSS und enTSpannunG Referendariat?“ – „Wie hätte ich das Referendariat Der Vorbereitungsdienst wird in seiner Brückenfunk- ohne die Theaterausbildung schaffen sollen?“ Referendarin Gymnasium tion zwischen Hochschulstudium und Schulalltag als besonders stressintensive Zeit wahrgenommen. Ist es „Oft denke ich nach einem 9-Stunden-Tag an der überhaupt zu leisten, neben dem Lehrauftrag an der Schule: Jetzt auch noch Theater! Und dann raffe ich Schule und den Seminarveranstaltungen nochmals mich gegen innere Widerstände auf, fahre ans 500 zusätzliche Ausbildungsstunden zu absolvieren, Seminar, sitze dort keine Minute rum, sondern ganz abgesehen davon, dass die TeilnehmerInnen bewege mich den ganzen Abend und fahre völlig 500€ für die Grundlagenstufe bezahlen müssen? Der entspannt anschließend nach Hause.“ Ausbildungsplan ist eng abgestimmt mit dem Veran- Lehreranwärterin Gemeinschaftsschule staltungskalender des Seminars und nimmt Rücksicht auf die besonders stressintensiven Prüfungszeit- Die Abschlussprojekte der theaterpädagogsichen Aus- räume. Das ist kein leichtes Unterfangen, zumal die bildungskurse sind seit vielen Jahren fester Bestand- Prüfungsregularien am Sonderschul- und Gymnasial- teil im kulturellen Leben der Region. seminar zum Teil andere Zeitfenster vorsehen. Und Jedes Jahr sind in der ersten Julihälfte 7-10 auch für LehrerInnen mit vollen Lehraufträgen und Aufführungen ausverkauft. Die besondere Qualität zum Teil langen Anfahrten ist die Belastung nicht der Projekte liegt auch darin, dass hier im ländlichen gering. Raum Theaterformate gezeigt werden, die in dieser Form nur in Städten mit professionellen Theatern zu Fast einstimmig melden die TeilnehmerInnen zurück, sehen sind und deren besondere Wirkung aus einer dass sie die Ausbildungsabende als Ausgleich zum Mischung aus chorischen, choreographischen, musika- Alltag erleben, an denen eine Gegenwelt entsteht, lischen Mitteln mit traditionellen Formen des Sprech- die sehr entspannend und erholend wirkt. Dazu drei theaters beruht. exemplarische Zitate aus dem Teilnehmerkreis:

„Die Theaterausbildung hat mir geholfen, vom Stress abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen. Ohne die Theaterausbildung wäre mir das nicht gelungen.“ Lehreranwärterin Grundschule

Anmerkungen1 Vgl. Jürgen Mack/Werner Jauch: Theater als Bildungschance. In: Lehren & Lernen 28 (2002), H. 4, S. 3-4. 2 Äußerungen aus den regelmäßigen Evaluierungen der Kurse. Jürgen Mack, Bereichsleiter Deutsch/Theater am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (GWHRS) Meckenbeuren [email protected]

64 die TheaTerpÄdaGoGiSche auSbildunG ForMierT Sich neu

Mit Jochen Stuppi und Britta Lutz hat sich ein neues Innen aller Schularten an allen Seminaren für Didaktik Leitungsteam für die Grundlagenstufe der theaterpäda- und Lehrerbildung in Weingarten, LehrerInnen aller gogischen Ausbildung gefunden. Auch das Seminar für Schularten, Mitglieder des Fördervereins THEATERTAGE Didaktik und Lehrerbildung ist inzwischen von Mecken- AM SEE und pädagogisch ausgebildete und in pädago- beuren nach Weingarten umgezogen. Die beiden Leiter gischen Feldern tätige Menschen. bringen schon eine Menge Theatererfahrung mit. Beide inhaltlich setzt die neue leitung den Fokus verstärkt haben beide Stufen unserer Ausbildung erfolgreich auf anleitungskompetenzen. durchlaufen und kennen damit die Sache, um die es geht, von Grund auf. Beide sind erfolgreich theater- Kinder und Erwachsene zum Spielen anzuleiten ist eine pädagogisch aufgestellt. Kunst – besonders, wenn es um Theaterspiele(n) geht. Es geht um Verantwortungsbewusstsein, Rollenverständ- Jochen Stuppi ist seit 2012 mit in der Leitung der nis, Fähigkeit zur Empathie, Führungsqualitäten, perso- theaterpädagogischen Ausbildung. Er ist Musik- und nale, soziale und ästhetische Kompetenzen. Theaterpädagoge, arbeitet als Grundschullehrer, bildet LehramtsanwärterInnen in Pädagogik aus und leitet in die ausbildung setzt den Schwerpunkt auf die Radolfzell sehr erfolgreich einen gemischten Chor. basis-kompetenzen, die jede/r Spielleiterin im britta lutz ist ebenfalls Grundschullehrerin, Theater- pädagogischen bereich braucht: pädagogin und gehört zum Kreis der Theatermultiplika- torInnen beim RP Tübingen. Seit vielen Jahren ist sie • Wie leite ich eine Gruppe an? stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Theater- • Wie steure ich kreative Prozesse? tage am See und leidenschaftliche Improtheaterspielerin • Wie und warum entscheiden wir? bei UTOBIA und den Improshnikovs (Weingarten). 2017 übernahm sie die Nachfolge von Jürgen Mack in der Aus- Deshalb übernehmen die TeilnehmerInnen Schritt für bildung. Man könnte auch sagen, beide stehen für Konti- Schritt das Zepter und entscheiden partizipativ und nuität, beide garantieren die Fortschreibung der Qualität selbstbestimmt über die zentralen Eckpunkte ihrer und dennoch stehen beide auch für eine Neuaufstellung Abschlussinszenierung, vom Ausgangsmaterial bis zum der Konzeption. Endszenario. In den letzten Wochen der Ausbildung entsteht eine theatrale Eigenproduktion, die von fast Nach wie vor wendet sich die Ausbildung an denselben 30 Regie-Köpfen mitgedacht und -gestaltet wurde. Die Teilnehmerkreis: LehreranwärterInnen und Referendar- Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler, die Ab- schlussprojekte werden an Schulen aufgeführt und mit den zuschauenden Klassen vor- und nachbereitet. Die Mitwirkenden des Abschlussprojektes erleben sich in der neuen Konzeption nicht mehr in der Rolle des von Theaterprofi s angeleiteter Teilnehmers, sondern werden selbst aktiv als AnleiterIn in der Umsetzung der gemach- ten Ausbildungserfahrungen. Man darf also weiterhin gespannt sein! 65 TheaTerpÄdaGoGiSche auSbildunG aM SeMinar Meckenbeuren die biSheriGen abSchluSSproJekTe

Kurs 1 2002 Eigenproduktion Kurs 10 2011 Eigenproduktion nichts passiert – ein Stück Schule Oliver Twist nach dem Roman von Charles Dickens Kurs 2 2003 Eigenproduktion Schule – oder die Kunst der Komödie Kurs 11 2012 William Shakespeare Ein Sommernachtstraum Kurs 3 2004 Luigi Pirandello Die Riesen vom Berge Kurs 12 2013 Peter Weiss Die Verfolgung und Ermordung des Kurs 4 2005 Michael Ende Jean Paul Marat Momo dargestellt durch die Schauspiel- truppe des Hospizes zu Charenton Kurs 5 2006 Eigenproduktion unter der Leitung des Herrn de Sade Veronika beschließt zu sterben nach dem Roman von Paulo Coelho Kurs 13 2014 Eigenproduktion Und der Regen rinnt… Kurs 6 2007 Thornton Wilder Nach Helga Polaks Wir sind noch einmal davongekommen Mein Theresienstädter Tagebuch

Kurs 7 2008 Eigenproduktion Kurs 14 2015 Garcia Lorca malZeit (nach Arno Wesker Die Küche) Bernarda Albas Haus

Kurs 8 2009 Eigenproduktion Kurs 15 2016 Max Frisch Medea und die Reise der Argonauten Biedermann und die Brandstifter

Kurs 9 2010 Ottfried Preußler Kurs 16 2017 Eigenproduktion nach J.W. Goethe Krabat Mensch? Faust!

Kurs 17 2018 Mach(t)Mal! 66 67 daS Tob (THEATER –OBERSCHWABEN –BODENSEE)

TOB: Ist das Theaterensemble des Fördervereins THEATERTAGE AM SEE FRIEDRICHSHAFEN e.V. Das 2005 gegründete Ensemble ging aus den theaterpädago- gischen Ausbildungskursen des Fördervereins THEATERTAGE TAGE AM SEE FRIEDRICHSHAFEN e.V. und des SEMINARS FÜR DIDAKTIK UND LEHRER- BILDUNG (GHS) MECKENBEUREN hervor. Spieler und Spielerinnen spielen ohne Gage aus Leidenschaft (Amateure), im Hintergrund arbeiten Theater- profi s mit der Gruppe. Mit der ersten ProduktionNur ein Spiel begeisterte das Ensemble seine Zuschauer, wo immer die Truppe auftrat. Helga Kröplin aus Tübingen führt Regie in der von ihr auch konzipierten Inszenierung Vive la Comédie – das Leben des Herrn Molière. Mit seiner dritten Produktion „Hommage an Loriot“ - Regie führte wieder Jürgen Mack – gewann die Gruppe im Jahr 2012 den deutschen Amateurtheaterpreis amarena in der Kategorie Komödie. Der Weltuntergang von Jura Soyfer wurde von Wolfgang Mettenberger aus Heidelberg inszeniert und 2018 startet die Gruppe mit Jürgen Mack zu ihrer fünften Produktion: Luigi Pirandellos Sechs Personen suchen einen Autor.

68 69 laudaTio

Am Montag, den 22. August 2011 ist Loriot in Ammerland am Starnberger See verstorben. Und mit ihm … Aber Familie Hoppenstedt will nicht sterben.

ach was?! Familie Hoppenstedt kann nicht sterben. Laut Wikipedia befi nden sich Untote - in einem körperlich-seelischen Zustand zwischen Leben und Tod. Sie suchen in der Welt der Lebenden . nach unerfüllten Forderungen, . überbringen noch nicht empfangene Botschaften . oder üben an den Lebenden Rache für eine nicht abgeglichene Schuld.“

ach was !? Wie der fl iegende Holländer auf der Suche nach Erlösung über das Meer jagt, so muss Herr Müller – Lüdenscheid sich auf ewig in einer Badewanne sitzend wegen einer Ente streiten. So will es das Theater Oberschwaben Bodensee und so wollen wir es. Dabei macht es manchmal den Eindruck als würde das Ensemble des Theaters Oberschwaben Boden- see … der Name könnte auch von Loriot sein … als würde das Ensemble die Klöbners und Lindemanns, diese Archetypen der vergeblich um Haltung bemühten Deutschen gar nicht spielen … als wäre das Ensemble die Gewerkschaft und die Aufführung die Vollversammlung der Untoten des Loriotschen Kosmos. Transformation und Aneignung nicht imitatio – darin liegt die besondere Komik dieser Inszenierung.

ach was?! Transformation und Aneignung - das ist auch die unerfüllte Forderung, die Botschaft und die Rache der Hoppenstedts am Publikum, an uns … Erst wenn wir uns selbst als Loriotfi guren akzeptie- ren und wirklich über uns selbst lachen können, … dann endlich kann Familie Hoppenstedt … Aber Familie Hoppenstedt wird nicht sterben! Das TOB hat mit seiner „Hommage an Loriot“ dem „dünnsten Buch der Welt, dem Buch über deut- schen Humor“ eine wunderbar vielfältig kalligra- phierte Seite hinzugefügt. Holleradülijö, Hollera Du Dödel Du! …Herzlichen Glückwunsch!!

Stephan Schnell Bildungsreferent des BDAT

70 71 den TapFeren hilFT daS Glück über das improvisationstheater utobia

anche Geschehnisse im Leben sind mitnichten das Ergebnis von klarer Logik, sondern geboren aus zehrender Sehnsucht. Der 11. Theaterpädagogi- sche Ausbildungskurs im Lehrerseminar in Mecken- beuren war in einem wahren Sommernachtsrausch im Juli 2012 opulent zu Ende gegangen, vor uns Absolventen lag eine bleierne Leere, die mit dem an manchen Wochenenden stattfi ndenden Aufbaulehr- gang nur ein schwaches Substitut fi nden konnte. Wir fassten den Entschluss, ein eigenes Theaterprojekt zu starten. Da es im Orbit des Seminars ein klassi- sches Amateurtheater schon gab - das von uns mit Ehrfurcht bedachte TOB – sollte es ein Improvisa- tionstheater sein. Neun Leute aus dem Grund- und Aufbaukurs sowie ein überraschend aufgetauchter externer erfahrener Interessent fanden sich zum Gründungstreffen im Januar 2013 ein. Woche für Woche trafen wir uns fortan im Lehrerseminar, parallel zum Grundkurs. Wir arbeiteten, wir wieder- holten, wir experimentierten, immer neue Leute tauchten auf, während andere verschwanden - die Bühne des Lebens spiegelte sich in unserer kleinen Improtheater-Welt. So entstand Utobia, die Umwer- fende Teutonisch-Oesterreichische Bühneninitiativen AG.

Die Mühen der Ebene begannen: Wohin wollten wir, welches Ziel hatte die Gruppe, wie sollte sie geführt sein, die Finanzierung? In dieser Phase zeigte sich, dass jede Gruppe einen Kern aus verlässlichen, ener- getischen und vorwärtsstrebenden Leuten braucht. Talent und Spaß an der Freud‘ sind gut, Konstanz und stetes Brennen für die Sache aber unerlässlich. Fortis fortuna adiuvat - den Tapferen hilft das Glück: Das

72 Atrium in Friedrichs- hafen bot sich uns als Auftrittsheim- stätte, ein Musiker wurde auf einer Geburtstagsparty gefunden und unter dem Dach der Thea- tertage am See fanden wir einen vereinsrechtlichen Heimathafen. Ein Jahr nach Gründung und aus- giebigen Mäanderns durch das vieldimensionale Theateruniversum starteten wir mit einer Werkschau unseren ersten öffentlichen Auftritt. Seitdem hat Utobia eine eigene Philosophie und eine spezielle Mischung zwischen traditionellem Regie- und Improvisationstheater entwickelt.

Alle Geschichten, die Utobia auf der Bühne spielt, entstehen aus dem Moment. Die acht Spieler und zwei Musiker erfi nden die Geschichten und Melodien augenblicklich - gespielt coram publico. Gleichzeitig sind unsere Geschichten vergänglich, nicht konser- vierbar: Ein seltenes sinnliches Erlebnis im Zeitalter der unendlichen digitalen Reproduzierbarkeit. Neben der schnellen, witzigen Impro-Comedy interessiert sich das Ensemble insbesondere für längere, berüh- rende und ergreifende Geschichten unter Einbezie- hung von Requisiten und Kostümen, eine ungewöhn- liche Spielart in der Welt des Improvisationstheaters.

Utobia tritt regelmäßig in Friedrichshafen und Umgebung, aber auch in anderen Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz auf. Auftrittstermine, Kontaktmöglichkeiten und weitere Informationen fi nden Sie auf unserer Homepage www.utobia.eu Herbert Kessler ist Leiter von Utobia, er lebt in Feldkirch/A.

uTOBI a ...ihr wollt es doch auch! Infos unter: www.utobia.eu

73 die Stadt Friedrichshafen Die Stadt Friedrichshafen, in den ersten acht Jahren selbst Träger des Festivals, ist von Anfang an der wichtigste Förderer der Theatertage an See. Vom früheren Bürgermeister Kurt Brotzer stammt der Impuls zur Gründung des Trägervereins, seine Nachfolger Margarita Kaufmann, Peter Hauswald und Andreas Köster und die Oberbürgermeister Josef Büchelmeier und Andreas Brand gebührt der Ver- dienst, den Verein immer unterstützt zu haben. Besonders erwähnenswert sind auch die Gemeinderäte der Stadt, sie legen mit der Bewilligung der kommunalen Förderung den Grundstein für den Erfolg der Veranstaltung. In den letzten acht Jahren wurden die fi nanziellen Zuwendungen für die Theatertage am See von allen Fraktionen des Gemeinderates einstimmig beschlossen. der bodenseekreis Vom damaligen Kulturreferenten des Bodenseekreises, Dieter Blümel, ging 1986 der Impuls aus, die „Häfl er Theatertage umzubenennen in „Theatertage am See“, der Bodenseekreis stieg mit ein in den Kreis der Veranstalter und damit begann die eigentliche Erfolgsgeschichte des Festivals. Die Landräte Siegfried Tann und Lothar Wölfl e zeigten sich über all die Jahre als großartige Unterstüt- zer und Fürsprecher bei den Oberschwäbischen Elektrizitätswerken (OEW). Am 8. März 2018 zeichnete der Landkreis den Förderverein Theatertage am See mit dem renommierten Kulturpreis des Bodenseekreises aus. Landrat Wölfl e betonte neben dem künstlerischen die generationsübergreifenden, inklusiven und intergativen Schwerpunkte der Theaterarbeit. „Das beispielhafte und nachhaltige theaterpädagogische Wirken der Theaterta- ge am See besitzt europaweite Strahlkraft und trägt maßgeblich zur kulturellen Bereicherung der Region bei.“ Dr. Friederike Lutz Landrat Lothar Wölfl e laudatio von dr. Friederike lutz, Leiterin des Schulmuseums Friedrichshafen und profunde Kennerin der Theatertage am See anlässlich der Verleihung des Kulturpreises des Bodenseekreises an die Theatertage am See am 8. März 2018 Ich bin gefragt worden, als eine, die die Theatertage seit Als Referentin des Häfl er Kultur- und Sozialbürgermeisters, 1996 fast kontinuierlich begleitet hat – und zwar in un- die ich dann später einige Jahre war, durfte ich immer wie- terschiedlichen Rollen. Und diese Perspektive möchte ich der die Reden für die Preisverleihungen oder die Eröffnung einnehmen. 1996 habe ich als Redakteurin der Schwäbischen des Festivals schreiben. Für die Theatertage fl oss mir der Zeitung die Theatertage zum ersten Mal erlebt – und war Text jedes Mal wie eine kleine Verbeugung vor Euch, Eurem begeistert, war fasziniert von diesem unkonventionellen, Geist, Eurem Engagement aus den Fingern in die Tasten. Mir diesem verspielten, diesem lebendigen Geist und auch Chaos wurde immer klarer, dass Ihr in der Szene hier in der Region – Verzeihung! – in der Bodenseeschule in diesen Tagen eine wichtige Rolle spielt, was auch die Bodenständigkeit des Festivals. Bunt, umtriebig, immer auch ein bisschen von Kultur, was die Niederschwelligkeit meint. aufgeregt, Grundschulkinder, Teenager, junge Erwachsene, Nun habe ich das Schulmuseum unter meinen Fittichen, Menschen mitten im Beruf und Senioren – sie alle beweg- sollte es aus seinem Dornröschenschlaf wecken. Nur eine ten sich damals in den Fluren, in der Mensa und auf den – ich gebe zu nachdrückliche – Bemerkung beim Abschluss beiden Bühnen der Bodenseeschule ganz selbstverständlich der vergangenen Theatertage zu Dir, Jürgen – und jetzt sind durcheinander, miteinander, aufeinander zu. Neue Gesichter, wir dabei. Sind Ort für zwei Workshops – einem mit Schü- bekannte Gesichter. Eine animierende Szenerie. lern der Schreieneschschule und einem Wochenendworkshop für Erwachsene. Ganz schnell war dank Eurer Offenheit und Ich erlebte zum ersten Mal geballt, wie faszinierend Ama- Lust auf Neues die Bereitschaft auf Eurer Seite geweckt, teurtheater sein kann. Wie tief sich theaterbegeisterte und jetzt freue ich mich auf die Woche, in der die Theater- Menschen aus allen möglichen Professionen und Hintergrün- tage Einzug halten in die alte Villa Riss. Ich bin gespannt, denjenseits des Theaters ausloten, was machbar ist, wie sie welche Geschichten die beiden Workshops unserem Haus mutig Grenzen überschreiten und uns damit unterhalten, entlocken. anregen, auch irritieren. Und dann diese Aufgeschlossen- heit, sich nach den Aufführungen den Spiegel vorhalten zu Ihr seid Netzwerker. Ihr verschließt Euch nicht, lassen. Natürlich ist das alles hoch pädagogisch, aber eben sondern lasst Euch ein auf immer wieder auch so selbstverständlich, so wertschätzend und die Kunst ernst Neues. Ich würde mir wünschen, dass hier in der nehmend. Das ist es vielleicht, was mich am meisten begeis- Region noch mehr Kulturschaffende und Kultur- tert: dass hier die Kunst und die Kultur ernst genommen wer- veranstaltende von diesem Festival mitbekom- den als etwas Prozesshaftes, etwas sich Entwickelndes, das men. Dass viele von ihnen einmal erleben, wie inspirierend nie perfekt sein wird. Hier wird die Bühnenkunst nicht auf diese Atmosphäre des Festivals ist. Und wie selbstver- die Unterhaltung reduziert, begriff ich schnell, sondern hier ständlich es sein kann, dass es nicht immer die Perfektion wird sie als menschengegebenes Werkzeug der Interpretati- und die vermeintliche Weltklasse sind, die den Menschen on und des Umgangs mit unserem Leben, mit unserer Welt berühren und etwas in ihm in Gang setzen. Wenn wir die, gesehen. Hier lehnt sich niemand nur genießend oder auch die sich auf die Bühne trauen, ernst nehmen, gestehen wir naserümpfend zurück. uns und der zweckorientierten Welt ein, dass es mehr gibt als Zahlen, Daten, Fakten. Und wenn ich heute, 20 Jahre später, durch die Bodensee- Mögen auch die die Nase rümpfen, die nach den großen schule laufe, wenn Theatertage am See sind, dann hat sich Bühnen schielen, ihnen sei gesagt: Die Theatertage und all das in meiner Wahrnehmung nicht geändert… Die forcierte die Menschen, die an den Bodensee pilgern, um an ihnen Öffnung in die Schulen mit den Schultheatertagen… damit teilzunehmen, ob einmal oder immer wieder, sind es, die wirken die Theatertage in die Stadt, unter den Menschen, die den Boden dafür bereiten, dass Menschen einen Zugang zur hier lernen und lehren. Da durchdringt sich etwas, und das Kultur fi nden. Und dafür sorgt der Förderverein der Theater- ist in Friedrichshafen nicht so ganz selbstverständlich. tage.

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76 der landesverband amateurtheater baden-Württemberg (labW)

Der langjährige Präsident Helmut Kuhn legte den Grundstein für die Entwicklung des Festivals über die Region hinaus, sein Nachfolger Rolf Wenhardt setzte den eingeschlagenen Weg fort und auch das neue Präsidium des Landesverbandes Amateurtheater Baden-Württemberg um seine Präsidentin Naemi Keuler und den künstlerischen Leiter Marcus Joos unterstützen das Festival auf großartige Weise.

laudatio von naemi keuler, Präsidentin des Landesverbandes Amateurtheater Baden-Württemberg e.V. für den „Kulturpreis des Bodenseekreises” am 8. März 2018

Es ist mir heute eine große Ehre, als Präsidentin des Landes- licher Veranstaltungsort: Dahinter steht das Bildungs- verbands Amateurtheater Baden-Württemberg die Laudatio zentrum Bodensee-Schule St. Martin mit Freier Katholischer für den Kulturpreis des Bodenseekreises für die „Theatertage Grund- und Werkrealschule sowie Sozialwissenschaftlichem am See“ zu halten. Nicht nur, weil die Theatertage am See Gymnasium. Das Zentrum erhielt den LAMATHEA-Preis 2017 rein sachlich belegbar diesen Preis verdienen, sondern auch, für das besondere bürgerschaftliche Engagement der Lehrer weil ich mich persönlich zutiefst mit den Ideologien, den und Lehrerinnen, der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Werten und den Geschichten der Theatertage verbunden Schüler und Schülerinnen und Kooperationspartner bei der fühle. Unterstützung der „Theatertage am See“ sowie für seine daraus hervorgehende Rolle als nachhaltiges Zentrum der Bei den „Theatertagen am See“, einem der größten euro- Vernetzung von lokalen, regionalen, nationalen und inter- päischen Amateurtheaterfestivals sowie den „Jugend- und nationalen Akteuren des Amateurtheaters, der Theaterpä- Schultheatertagen“ fi nden alljährlich Menschen aus mehr als dagogik und als Dach der Zirkusakademie Friedrichshafen, 30 Herkunftsländern zusammen, im Jahr 2018 bereits zum die sich hier entwickeln konnte. Die Bodensee-Schule wird 34. Mal. Doch für ein nationales wie internationales Festival während der Theatertage am See zu einem einzigartigen, selber ist das nicht unbedingt ungewöhnlich. Warum jedoch inspirierenden Ort der Begegnung, des Verweilens, des stechen die Theatertage am See als herausragend in der Staunens und des Austausches. deutschen Theaterszene hervor? Weil hinter dem Festival ein sich erst auf den zweiten oder dritten Blick ein sichtbares Pädagogische und kreative Erfahrungen behalten die Thea- Konzept und Netzwerk erschließt, das absolut einzigartig in tertage am See aber nicht auf dem Gelände und innerhalb der Kulturlandschaft ist und über Jahrzehnte aus einer Basis des eigenen Mikrokosmos: Mit Projekten wie „wir…hier“ und einem Verständnis für Zeitgeist, Neugier und Lebens- und Kooperationsprojekten an Schulen im Bodensee-Kreis raum erwachsen ist. wurde bereits vor Jahren das Festival auf die ganze Region rundum Friedrichshafen ausgeweitet. Diese Projekte starten Die Theatertage gründeten sich 1984 aus dem Wunsch in der Regel bereits einige Tage vor dem Festival an unter- engagierter Menschen. Wann immer seit 1986 Netzwerke schiedlichen Schulen und in Jugendzentren. Eine öffentliche der Theaterpädagogik in Süddeutschland zusammentrafen, Präsentation der Ergebnisse ist wiederum immer am Freitag waren die Theatertage am See in der Bodenseeschule zum Abschluss der Jugendtheatertage und kurz vor der St. Martin ein wichtiger Schauplatz dieser Begegnung und Eröffnung der Internationalen Theatertage. Somit kann hin- Vernetzung. Auch der europäische Verband CEC und der Welt- ein- und hinausgewirkt werden, das Festival verschmilzt mit dachverband AITA/IATA waren bereits hier zu Gast. In den der Region, man erreicht ein absolut heterogenes Publikum, Räumen der Bodenseeschule hat es Vereins- und Verbands- öffnet die Türen und erschafft Brücken zu einem Lebens- gründungen gegeben, beispielsweise die Gründungssitzung raum „Schule und Theater“. des LVTS - Landesverband Theater in Schulen. Bei den „Theatertagen am See“ haben sich vor einigen Jahren Zusammenfassend: Die „Theatertage am See“ sind eines der erstmals alle Baden-Württembergischen Dachverbände und großen Flaggschiffe des Amateurtheaters und der Theater- wichtigen Institutionen, die sich mit Schule und Theater pädagogik in Baden-Württemberg und Deutschland. Dafür beschäftigen, an einen Tisch gesetzt, um ein gemeinsames werden sie sowohl fi nanziell durch das Land BW gefördert Projekt zu beginnen: JUST-BW, die Jugend- und Schulthea- als auch ideell durch den Landesverband Amateurtheater tertage Baden-Württemberg. Diese fanden ebenfalls zwei BW(LABW) unterstützt. Das besondere Engagement, die Mal in der Bodenseeschule im Vorfeld der Theatertage am Vielseitigkeit und innovative Offenheit der Menschen im See aufgrund der bereits bestehenden Infrastruktur statt, Bildungszentrum Bodensee-Schule St. Martin in Kooperation konnten hier überhaupt erst ins Leben gerufen werden. mit dem Förderverein „Theatertage am See“ ist beispielhaft Das Vertrauen der unterschiedlichen Verbände konnte über für eine Initiative, die für herausragendes bürgerschaftliches Jahre hinweg durch die Vernetzung innerhalb der Jury der Engagement steht. Für ihren Verdienst um das Amateurthe- Theatertage gewonnen werden. Alle Jurymitglieder der The- ater in Baden-Württemberg, in den AddA Ländern, Deutsch- atertage am See werden von den Kooperationsverbänden in land und in der Welt verdienen die Akteure eindeutig eine die jährliche Jury entsandt. ganz besondere Auszeichnung und werden den Kulturpreis Ein wesentlicher Grund für den Erfolg, ein außergewöhn- des Landkreises Bodensee absolut würdig erhalten.

77 daS land baden-WürTTeMberG

Manfred lucha, Minister für Soziales und Integration in Baden- Württemberg, betonte in seiner Begrüßungsrede der Theatergruppen 2017 die Bedeutung kulturellen Austausches, unmittelbarer Begegnung von Menschen unterschiedlicher Herkunftsländer und vor allem die konkrete Zusammenarbeit in kulturellen Bereichen. „Die Theatertage am See stehen dafür beispielhaft als ein kultureller Leuchtturm am Ufer des Bodensees, inklusiv, generationenübergreifend, integrativ, Menschen verbindend.“

Johannes Grebe Regierungsdirektor

petra olschowski, Staatsekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst „grenzen los“ – Ein Motto, das vielfältige Assoziationen weckt. Was zunächst so offen, frei und positiv klingt, ist mitt- lerweile zu einem vielschichtigen Thema geworden. Der regel- mäßige Blick in die Nachrichten zeigt, die Theatertage am See hätten kaum ein aktuelleres Motto wählen können. Das Pro- gramm demonstriert dabei deutlich die wunderbare Eigenschaft des Theaters, Grenzen aufzuzeigen, aber auch Grenzen zu öffnen. Räumliche Grenzen überwinden die vielen Theatergruppen aus ganz Europa sowie die internationalen Gastdozenten, die auch in diesem Jahr in Friedrichshafen erwartet werden. Das ist ein starkes Plädoyer für ein gemeinschaftliches und offenes Europa! Ich begrüße Sie alle ganz herzlich in Baden-Württemberg! Mit ihrem Motto, ihrem leidenschaftlichen Programmvorwort und ihren Programmbeiträgen setzen die Theatertage ein Zeichen für Kommunikation und Vielfalt. Denn nur im Dialog miteinander können wir auch die Grenzen in den Köpfen überwinden. Genau dafür brau- chen wir die Theater: Dass sie der Gesellschaft einen Spiegel vor- halten und dass sie Toleranz und Mitmenschlichkeit einfordern. Sehr gerne habe ich daher die Schirmherrschaft über die 33. Theatertage am See übernommen.

78 daS land baden-WürTTeMberG andreas Stoch, schrieb in seinem Grußwort 2015, damals Kultusminister in BW:

Einen „Stand.punkt“ zu ha- ben ist in unserer von größter Vielseitigkeit geprägten und mannigfaltigen Einfl üssen unterworfenen Gesellschaft von Relevanz. Für die einen heißt es, eine bestimmte Auffassung, eine Denkart, eine Geisteshaltung zu haben, für die anderen klingt der Begriff des „Stand. Punktes“ nach der Einstellung, mit der man etwas beurteilt. Das Motto „Stand.Punkte“ eignet sich aber für die Theatertage am See noch in ganz besonderer Weise. Seit 32 Jahren bietet dieses Festival einmal jährlich im besten Wortsinn einen zeit- weiligen „Stand.Punkt“ von Schul- und Amateurtheatergruppen aus Baden- Württemberg und weit darüber hinaus, weshalb mir die Übernahme der Schirm- herrschaft eine besondere Freude ist. Dass sich diesjährig die 1. Jugend- und Schul- theatertage Baden-Württemberg, JUST-BW in diesen Rahmen fügen, hat Premiere.

helmut rau MdL Minister für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg 2010

Die Friedrichshafener Theatertage am See blicken im Jahr 2010 auf 26 Jahre ihres Bestehens zurück. Seit ihrer Gründung leisten sie einen großartigen Beitrag zur Ent- wicklung des Schul- und Amateurtheaters in Baden-Württemberg und weit darüber hinaus. Durch das breit gefächerte Spektrum theaterpädagogischer Angebote setzt es wichtige Impulse für die qualitative Weiterentwicklung der Theaterarbeit in unserem Land. Nicht zuletzt aber ermöglicht es zahlreiche Begegnungen von Theaterschaffenden aus vielen Ländern Europas und nimmt daher in der Festivallandschaft des Schul- und Amateurtheater- bereichs einen herausragenden Platz ein. Gerne habe ich daher auch wie in den vergangenen Jahren die Schirmherrschaft für diese Theatertage übernommen.

79 der bund deuTScher aMaTeurTheaTer (bdaT)

„Wir rufen als ,bunter‘, aufgreift, sondern vor dem Hintergrund gesell- bürgerschaftlicher Verband schaftlicher und politischer Tendenzen immer mit den unterschiedlichsten auch Position bezieht, beispielhaft. Auch in Menschen darin, mit inter- diesem Jahr spiegelt sich im Programm unter nationalen Partnern und mit dem Motto „Theater von wem? Für wen?“ das einer 125-jährigen Geschich- Thema „Grenzüberschreitung“ auf vielen Ebe- te alle Engagierte unserer nen wider: Regionales Schultheater trifft auf Mitgliedsbühnen, Freunde internationale Theaterszene, trifft auf Theater und Partner auf: (…) Gebt von Menschen mit Beeinträchtigungen, trifft der Menschlichkeit die Hauptrolle und der Würde auf Theater mit Einwanderern und Gefl üchte- jedes Menschen ihren Platz. Tretet Tag für Tag ten, trifft auf… Dabei schaffen es die Macher ein für einen respektvollen Umgang mit allen dieses Festivals spielend, alle Beteiligten in Erdenbürgern. Theater bietet eine Vielzahl an einen Dialog auf Augenhöhe zu bringen – und Möglichkeiten, Menschen verschiedenster dieser Austausch über Kunst, Kultur- und Nationen in einen offenen Dialog zu bringen, Lebensauffassungen ist in dieser Zeit wichtiger Vorurteile abzubauen und gegenseitig zu denn je! Die Theatertage in Friedrichshafen profi tieren von den Schätzen verschiedener sind mit ihrem Programm aus Aufführungen, Kulturen.“ (aus dem „Aufruf zu einer Bühne Fachgesprächen, Theaterpreisen und Workshops der Menschlichkeit - gegen die Spektakel des zugleich ein wesentlicher Impulsgeber für die Scheußlichen“, veröffentlicht vom Bund Entwicklung des bundesdeutschen wie auch des Deutscher Amateurtheater 2015) internationalen Amateurtheaters.

Die Theatertage am See sind mit ihrem Kon- Simon Isser, zept, das nicht nur künstlerische Entwicklungen Präsident des Bund Deutscher Amateurtheater e.V.

80 der bund deuTScher aMaTeurTheaTer (bdaT)

81 Stellungnahme zu den Leistungen der „Theatertage am See“ getragen vom „Förderverein Theatertage am See Friedrichshafen e.V.“ Prof. Dr. Gerd Koch1; Sieglindestr. 5, 12 159 Berlin, 30. Januar 2018

Mit Worten des romantischen Denkens von vor etwa Natürlich wird hier nachgedacht über die Theater, ja es 200 Jahren kann eine solche Aktivität wie die Theater- gibt kritische Blicke der Jurys! tage am See verstanden werden als der „wunderbare Prozeß der Weltergänzung“ (wie der Dichter Heinrich Natürlich gibt es Refl exionen, also Kommentare, Heine sagte), als eine „Weltergänzung durch Poesie“2 wechselseitige Befragungen und Nachgespräche und aus der Welt selber, mittels lebendiger Menschen, Rück-Spiele zu den Stücken unter den Expertinnen mittels der Theater-Akteure und -Akteurinnen selber. und Experten – und damit sind natürlich immer alle Ein Zeitgenosse von Heinrich Heine, der Philosoph und gemeint, die ‚theatrophil‘ sind, also die, die Theater- Politiker Karl Marx bringt diese Idee auf die schöne Liebhaberinnen und Theater-Liebhaber sind! Formel „Wir entwickeln der Welt aus den Principien der Welt neue Principien“3. Natürlich bildet man sich weiter und fort durch Theater Und beim Philosophen des „Prinzip Hoffnung“ aus dem hier auf den Theatertagen: Durch Anschauung, durch 20. Jahrhundert, bei Ernst Bloch, klingt es so: „Was ich Theorie, durch Selbsterfahrung, durch Rollenwechsel, anstrebe, ist, aus der Gegenwart das Mögliche, das in durch Selbermachen, durch Kolleginnen und Kollegen ihr angelegt ist, herauszulesen“4. aus dem In- und Ausland – durch Praxis und Theorie! Und das nun wird hier bei den Theatertagen am See Natürlich muss hier organisiert werden: Ein langer, kontinuierlich gemacht: Aus der Gegenwart das Mög- nicht versiegender Atem ist dafür nötig. liche herausholen und: Es wird vorgezeigt. Natürlich muss auch der theatrophile Mensch Ach, besser noch: Auch das Unmögliche wird heraus- und trinken und übernachten, und er braucht Tech- geholt; denn auch dadurch wird die Welt ja bereichert. nik und Licht und akustische Anlagen und Finanzen. Nochmal: Weltergänzung durch Theater! Die Theatertage am See managen auch das präzis und Theater ist ein umfangreiches, ein maßloses Unterneh- freundlich! men! Es kombiniert so vieles, was es auf der Welt – so noch – nicht gibt. Es erfi ndet immer etwas Neues und Natürlich darf auch gefeiert werden! ergänzt unser Leben, macht unsere Welt vielfältig. Die „Theatertage am See“ stehen exemplarisch für solch Ich habe jede meiner Bemerkung mit dem Wort ein Wirkungsgefüge! „natürlich“ begonnen. Natürlich! Aber so natürlich ist es allüberall (noch) nicht! Doch bei den Theatertagen am See wird theatrale Natürlich wird hier gespielt, ‚richtig‘ Theater gemacht! Weltergänzung zu etwas ganz Natürlichem. Natürlich wird hier ‚performiert‘ – also: aufgeführt; es Stellen wir uns vor: Es hätte sie nicht gegeben, wird künstlerisch Form gegeben! diese Theatertage am See: Das wäre natürlich schrecklich! Natürlich kann Aufführen auch heilsames Verstören sein: Wie der oder die oder diese Gruppe sich wieder Aber, wie gesagt, hier ist es seit 1984 natürlich anders aufgeführt hat …! als sonstwo auf der Welt. Glücklicherweise!

1. Beisitzer im Vorstand der BAG Spiel & eater e. V.; Gründungsherausgeber der „Zeitschri für eaterpädagogik / KORRESPONDENZEN“, Vorstandsmit- glied der „Gesellscha für Sinn und Form e. V.“, Mitbegründer der „Gesellscha für eaterpädagogik“, bis 2015 Jury-Mitglied beim „Alice-Salomon-Poetik- Preis“, erster Leiter des Studiengangs „Biogra sches und Kreatives Schreiben“ an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin (bis 2010) 2. Grigorij Chawtassi: Weltergänzung durch Poesie, in: Weimarer Beiträge, H. 2, 1972, S. 145 – 161.3. 3. Karl Marx an Arnold Ruge, in: Karl Marx, Friedrich Engels: Briefwechsel bis April 1846, in: MEGA, Band 1, 3. Abteilung, Berlin 1975, S. 56.

4. Ernst Bloch: Die Utopie ist eine philosophische Kategorie unseres Zeitalters, in: Tagträume vom aufrechten Gang, hrsg. von Arno Münster, am Main 1977, S. 124. 82 Brückenbauer von Norbert Rademacher Ehem. Präsident des BDAT von 2000 - 2015

Die „Theatertage am See“ sind mir persönlich aus Brückenfunktion und besondere Qualität des Theaters vielfältigen Besuchen, Jurytätigkeiten und Festival- in hervorragender Weise sichtbar. teilnahmen bekannt. Ich habe die Entwicklung des Vereins und des gleichnamigen Festivals in den ver- Das Festival und die im Kontext der Veranstaltung gangenen 30 Jahren mit großem Interesse verfolgt und durchgeführten Theaterlehrgänge und theaterpädago- bewundert. Der ehrenamtlich engagierte und fachlich gischen Maßnahmen nehmen in Deutschland und kompetente Vorstand ist dabei der Garant für eine sta- Europa eine Sonderstellung ein. Die jährlich wechseln- bile, zukunftsweisende und innovative Arbeit auf den den Schwerpunktthemen haben der deutschen Amateur- Gebieten des Amateur-, Schul- und Jugendtheaters. Mit theaterszene wertvolle Impulse gegeben, wie z. B. ein seinen vielfältigen theaterpädagogischen Angeboten Theaterprojekt mit überlebenden Zeitzeugen der KZs in genießen die Theatertage am See eine hohe Anerken- Theresienstadt und Auschwitz 2013. nung nicht nur in Deutschland, sondern sie wirken auch Die Theatertage am See verstehen sich als lebendiges weit über die Landesgrenzen hinaus in die Strukturen Netzwerk nicht nur der Theaterverbände, sondern auch der internationalen Amateurtheaterszene. der Theaterschaffenden in Deutschland.

Entscheidend für den langfristigen Erfolg und die außer- Die Theatertage am See sind immer ein Ort der unmit- ordentliche Bedeutung der Theatertage am See ist dabei telbaren Begegnung und des Austausches künstlerischer das grundlegende künstlerische und kulturpolitische Methoden und Inhalte. Kontroverse Debatten in einer Konzept auf der Basis eines umfassenden kulturellen von gegenseitiger Achtung geprägte, gastfreundliche Bildungsverständnisses. Dabei geht es dem Verein um Atmosphäre gehören zum Selbstverständnis des Vereins. die Förderung des kreativen gestalterischen Potentials Seine Bedeutung für das Amateurtheater in Deutsch- über die Generationen und Nationalitäten hinweg. In land ist außerordentlich und in vielfältiger Hinsicht den Festivals der vergangenen 30 Jahre wird diese einzigartig.

83 84 die Förderer und die kooperationspartner

Stadt Friedrichshafen Bodensee-Schule St. Martin; freies katholisches Schulwerk Friedrichshafen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg Gefördert durch den Bund Deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT) mit Mitteln des Auswärtigen Amtes. Associate International Amateure Theatre Association (AITA/IATA) Bundesverband Theaterpädagogik e.V. (BuT) Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel & Theater (BAG) Fonds Soziokultur Fonds Darstellende Künste Aktionsprogramm JUGEND der Europäischen Gemeinschaft Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit dem Ministerium für Integration Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Meckenbeuren Arbeitskreis „Interkulturelle Kompetenzen” Schulamt Markdorf und Seminar Meckenbeuren Landesakademie für Schulkunst, Schul- und Amateurtheater Schloss Rotenfels Landesverband Theater in Schulen LVTS Baden-Württemberg LAG TheaterPädagogik Baden-Württemberg Theater- und Spielberatung Baden-Württemberg e.V. Freiburger SchulprojektWerkstatt Bodenseekreis Oberschwäbische Elektrizitätswerke ACT e.V. Zeppelin Wohlfahrt Friedrichshafen GmbH Jugendreferat des Dekanats Friedrichshafen Ravensbuch Friedrichshafen und Ravensburg Spielehaus & Spielbus Friedrichshafen Schulmuseum Friedrichshafen 85 86 Gesamtkonzeption: Jürgen Mack Claudius Beck, Harald Eilers, Andreas Glatz, Britta Lutz, Jürgen Mack, Selma Öngel-Chryssowergis, Gerhard Schöll, Andrea Sprenger, Rita Weiss, Jutta Widmaier (Team Theatertage am See) Und von Kurt Eichler, Johannes Grebe, Lilly Hartmann, Simon Isser, Herbert Kessler, Naemi Z. Keuler, Gerd Koch, Friederike Lutz, Jonathan Mack, Petra Olschowski, Norbert Rademacher, Helmut Rau, Harald Ruppert, Eva Sauter, Lydia Schäfer, Stephan Schnell, Armin Staffler und Andreas Stoch Fotos: Paul Silberberg, Nils Bischoff, Ramona Hauk, Anselm Schreiber, Karl Handschuh, S. Heiss und Fotos ohne Namensangabe aus den Bewerbungsunterlagen zum Festival eingeladener Theatergruppen Grafik & Layout: Christine Winghardt

FÖRDERVEREIN THEATERTAGE AM SEE . Bodensee-Schule St. Martin . Postfach 2946 . D-88023 Friedrichshafen 87 Tel.: 07541–9216–32 oder –33 . Fax: 07541–9216–39 . [email protected] . www.theatertageamsee.de . www.facebook.com/theatertageamsee Frühling am See - und Theater pur!

Alle Jahre wieder - Europas größtes Festival mit zwei Sparten, zahlreichen Projekten in der Region, dem Interkulturprojekt „wir...hier“, internationalen Workshops, einem einzigartigen Theatercafé, einer ZirkusAkademie und vielem mehr lädt an den wunderschönen Bodensee im Strahl der ersten Frühlingssonne ein. Ein Muss für jeden Theaterfan!

Marcus Joos Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg