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zeitschrift der dramaturgischen gesellschaft 02/14 leben, kunst und produktion wie wollen wir arbeiten? dokumentation der jahreskonferenz der dramaturgischen gesellschaft mannheim 23.– 26. januar 2014 editorial Sagen, was man denkt und tun, was man sagt outside the box: o soll man anfangen, wenn man die diesjährige dg-Jahres- über die man im Verlauf der Konferenz so ausführlich dis- market wkonferenz zusammenfassen will? Wo aufhören? Vielleicht kutiert habe. Mit einem Zitat aus dem alten DEFA-Kultfilm war es ein Spezifikum dieser Tagung, dass es keine Bottom Spur der Steine: »Wichtig ist nur eines. Man muss sagen, was Line, kein eindeutiges Ergebnis, keine politische Forderung man denkt und tun, was man sagt.« oder gar ein künstlerisches Manifest gab. Vielleicht steht 5–7/jun am Ende die einfache, aber deswegen noch lange nicht über- In dieser Dokumentation finden Sie, neben einem ausführ- flüssige Erkenntnis, dass weniger mehr ist. Dass wir Drama- lichen Bericht über die Konferenz von Maren Kames, die zeitraumexit turgen darauf achtgeben müssen, die Balance zu wahren: prägnantesten Vorträge von Niko Paech, Axel Haunschild zwischen künstlerischem Gestaltungswillen, Angestellten- und Ulf Schmidt sowie die auf der Konferenz vorgestellten mannheim dasein und Leitungsverantwortung, zwischen kreativer Fik- Best Practice-Beispiele aus Großbritannien und Belgien tion und institutioneller Wirklichkeit, zwischen Kunst und und die Abschlussdiskussion. Einige Eindrücke von den Leben. Oder ist das alles Work-Life-Bullshit und die Lösung zahlreichen Beiträgen der Teilnehmer geben wir skizzen- liegt ganz woanders, etwa im Übergang ins digitale Zeital- haft in den Stichworten der Open Space-Diskussionen und symposium ter? Am Ende dieser Konferenz schwirrte so mancher Kopf, einigen Randnotizen wieder. und das zu Recht. Aber der Reihe nach. ideas Wir bedanken uns bei unseren Partnern zeitraumexit und Niko Paechs Eröffnungsvortrag darf als ein Glücksgriff gel- dem Nationaltheater Mannheim sowie beim Verband deut- drafts ten. Eindrücklich vermittelte der Volkswirtschaftler der scher Bühnen- und Medienverlage für die gute Zusammen- Universität Oldenburg den Anwesenden, dass der moderne arbeit. Dankbar sind wir außerdem unseren Unterstützern: performances Glaube an stetiges Wachstum und unaufhaltsamen Fort- dem Deutschen Bühnenverein und seinem Landesverband schritt längst an seine Grenzen gekommen und ein radi- Baden-Württemberg, dem Ministerium für Wissenschaft, kales Umdenken vonnöten ist. Drei Tage diskutierten wir Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie der Stadt tryouts Dramaturgen also über die Möglichkeiten und Unmöglich- Mannheim, deren Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz die keiten eines solchen radikalen Umdenkens in zahlreichen Kulturpolitik als eine seiner zentralen Aufgaben begreift. speakers: Keynote-Vorträgen, Panels, Workshops und bei anderen Sein Grußwort leitet diese Dokumentation ein. praktischen Formaten. Einer der womöglich intensivs- jens badura, hendrik folkerts, anders ten Momente entstand im Rahmen einer Schweige-Perfor- Ihr dg-Vorstand härm, bojana kunst, torsten meyer, mance von Jochen Roller; einer der verblüffendsten beim Vergleich deutscher Arbeitsstrukturen mit flämischen und guillaume paoli, walking theory englischen. Den unbestrittenen Konferenz-Höhepunkt lie- ferte der zeitgenössische Dramatiker Ulf Schmidt. Der von www.otb-research.com ihm geforderte Übergang vom analogen hin zu einem Netz- theater (»Willkommen in Digitalien«) wurde im weiteren Verlauf der Konferenz an vielen Stellen aufgegriffen, kont- partners: rovers diskutiert und weitergesponnen; ein idealer Einstieg für den Open Space am Nachmittag desselben Tages in der von David Gonter gestalteten Work-Life-Oase im Foyer des Nationaltheaters Mannheim. Es waren drei Tage voller Ener- gie: Es wurde gedacht und getan, gesagt und geschrieben, gestritten und geschwiegen. Kaum vorstellbar, was dabei alles entstand. Am Ende der Konferenz blieb vor allem ein Wort von Ulrich gefördert durch die Khuon hängen. Ganz unscheinbar, kaum hörbar, am Rande des Abschluss-Panels mit Rolf Bolwin, Matthias Lilienthal, Barbara Mundel, Marion Tiedtke und Moderator Franz Wille hatte er es erwähnt: Es komme darauf an, die Dinge zu tun, 3 inhaltsverzeichnis 3 editorial 58 open space 7 grußwort 61 unternehmensethik – für das theater? Dr. Peter Kurz Daniel Ris 12 fische im think-tank 64 die zukunft hat schon begonnen Maren Kames Kerstin Retemeyer 17 zwischen wachstumswahn & askese: 65 das stadttheater der zukunft: bloß auf der suche nach einer neuen balance tapetenwechsel oder neubau? Niko Paech Isabelle Becker, Laura Kiehne, Viola Köster, Ines Schneider, Nele Winter 27 um der kunst willen Axel Haunschild 68 kleist - förderpreis 2014 Michel Decar mit dem Stück »Jenny Jannowitz« 33 die politische frage Franz Wille 69 neues aus den arbeitsgruppen der dg 43 auf dem weg zum agilen theater 70 die dg | impressum aus dem Vortrag von Ulf Schmidt 51 the national theatre studio- ein raum für experimente Sarah Murray 53 china plate- koalitionen für freies theater in großbritannien Ed Collier 55 jeder ist künstler. jeder ist manager, jeder ist akrobat Erwin Jans Unser Dank gilt den Gastgebern und Förderern der Konferenz: 5 grußwort des Mannheimer Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz teilte Einsamkeit: Alain Platel / Die Kraft der Selbstvergessenheit: Theater und Behinderung / Ge Niedergetrampelt: Bierbichler über Edathy / Die Kunst des Verstummens: Klaus Maria Brandauer April 2014 • Heft Nr. 4 EUR 7 / CHF 14 / www.theaterderzeit.de ehr geehrter Herr Holtzhauer, lieber Ulrich von Kirchbach, Veränderungsprozess in der Stadtverwaltung zu Smeine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich, machen, den wir »Change im Quadrat« genannt Sie auch von meiner Seite ganz herzlich hier in Mannheim haben. Der Untertitel von »Change im Quadrat« zur Jahresversammlung der Dramaturgischen Gesellschaft lautet »gemeinsam mehr bewirken«. Und diese begrüßen zu dürfen. drei Worte fassen sehr gut zusammen, worum es uns in diesem Prozess geht. Da steht als Zen- Sie sind hier in einer Theaterstadt, für die 2014 eine ganz tralwort zunächst einmal »bewirken«. Das ist eine besondere Jahreszahl ist. Denn 2014 begehen wir in Deutsch- Perspektivenveränderung, die uns weg vom Geld Peter Kurz ist Oberbürger- land 175 Jahre Kommunaltheater. Mannheim war dabei führt, weg von den Fragen: Wie viel Geld steht zur meister der Stadt Mannheim. das erste kommunale Theater. Daher ist der Zusammen- Verfügung? Für welche Institution, für welches hang von Stadt und Bühne in dieser Stadt vielleicht beson- Thema? Und auch weg von den Fragen: Wie viel wird produ- ders ausgeprägt. Die Geschichte dieses Hauses führt uns ziert? Wie viele Premieren? Wie viele Stücke? Wie viele Kin- unmittelbar in die Geschichte der Dramaturgie zurück. Der derkrippengruppen? Stattdessen führt es uns zu der Frage: von Lessing geprägte Begriff des Nationaltheaters, der mit Was bewirkt unser konkretes Tun in der Gesellschaft? Wel- einer neuen Art von Dramaturgie einherging, war als große che Wirkung wollen wir erreichen? Also nicht: Wie viel Ambition gegen das höfische Theater formuliert. Hier in Geld geben wir für das Thema »Angebote für Jugendliche« Mannheim wurde das deutschsprachige Nationaltheater aus? Auch nicht: Wie viel Output findet sich darin? Wie viele realisiert. Jugendhäuser? Stattdessen wird relevant: Wie können wir Mannheim versteht sich aber nicht nur als Theaterstadt, feststellen, dass sich Lebensperspektiven verbessern und sondern als Kulturstadt mit einer Vielfalt von Institutionen, Haltungen verändern? Was wollen wir tatsächlich errei- die alle zumindest zum Teil kommunal getragen sind. Das chen – und können wir das messbar machen? führt dazu, dass Mannheim den größten Kulturetat aller Der zweite Gedanke, der sich unmittelbar anschließt, Städte in der Größenklasse zwischen 200.000 und 500.000 lautet: Wenn wir als Stadt insgesamt Wirkungen beschrei- Einwohnern hat. Aber es macht noch keine Kulturstadt aus, ben, zentrale Ziele haben – für uns in Mannheim sind das viel Geld für diesen Bereich auszugeben. Es macht auch sieben sogenannte »strategische Ziele« – dann ist die Frage keine Kulturstadt aus, große Institutionen zu beheimaten. an die jeweilige Einrichtung, an die jeweilige Institution, Die entscheidende Frage ist: Was bedeuten Kunst und Kul- an den jeweiligen Fachbereich: Was ist dein Beitrag zu die- Auftreten und leuchten tur tatsächlich für uns? sen Zielen? Was ist dein Beitrag zu Teilhabe, Gerechtigkeit, Wir sehen Kultur als Treiber von Stadtentwicklung in Bildungsgerechtigkeit, Toleranz, bürgerschaftlicher Betei- vielfältiger Dimension. Die für uns relevanten Fragen sind: ligung? Das ist die Frage, die zunächst an alle gestellt wird. Gisela Höhne und das Theater RambaZamba Was macht überhaupt eine Stadt aus? Was ist eine Stadtge- Schnell kommen alle Beteiligten zu dem Ergebnis, dass meinschaft? Was ist Stadtidentität? Diese Fragen bewusst viele Wirkungen, die wir insgesamt erzielen wollen, in einer zu beantworten, die Antworten bewusst zu gestalten – das Stadt, in einer Gesellschaft, nicht von einer Seite allein zu ist ein kultureller Prozess. Dieser Prozess ist entscheidend verantworten sind. Das heißt automatisch, dass es, wenn für viele andere Bereiche, die wir diskutieren: Integration, ich nach Wirkungen frage, zu Kooperation kommen muss, soziale Entwicklung, wirtschaftliche Entwicklung. Das hat weil selten jemand allein eine Wirkung herstellen kann. bei uns zu der Überlegung geführt, uns um den Titel der Und deswegen ist das