SAMSTAG, 2. SEPTEMBER 2017 – Tanz – Theater – Performance – Musik – Literatur – ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

Lachen im Realismus Tanzfestival Rhein-Main Glück für alle Quo vadis, Männlichkeit? Mit „Five Easy Pieces“ kommt Milo Rau Bruno Beltrão und andere Highlights in Daniel Cremer und sein Musikfest-Liederabend Die internationale Hip-Hop-Konferenz endlich erstmals nach . S. 2 ­Darmstadt, Frankfurt und . S. 5 „Born to make you happy“. S. 7 „Sex, Money & Respect“. S. 8 Engagement und Avantgarde Ja, Engagement – dieses fast in Vergessenheit geratene Wort darf hier ruhig einmal verwendet werden. Der Mousonturm, vom Dach aus betrachtet.

Von Ina Hartwig, Kulturdezernentin Einsichten, wie etwa in ein postheroi- sches Narrativ, sehr wohl formale Kon- Das wunderschöne Gebäude des Künst- sequenzen ergeben oder zumindest er- lerhauses Mousonturm zählt zu den ma- geben können. Diese Konsequenzen gischen Orten Frankfurts. Als Matthias müssen ausprobiert und geprüft wer- Pees bei meinem Antrittsbesuch durch den: Manches wird wieder fallen gelas- das Haus führte, stiegen wir zunächst sen; anderes setzt sich durch. aufs Dach. Das Wetter war prächtig, und ich konnte mich lange nicht lösen vom Dass im Mousonturm nicht nur Anblick der Stadt. Schon einige Male Tanz und Theater, Performance und hatte ich Frankfurt von oben sehen dür- ­Musik, Literatur und Film anzutreffen fen, doch dies hier war ein besonderes sind, ist sein Erkennungszeichen – wo- Erlebnis. Es heißt, der Mousonturm sei, bei die Hierarchien der Kunstgattungen als er noch der Seifen- und Parfümfab- genüsslich unterlaufen werden. Und es rik Mouson zugehörte, das erste Hoch- freut mich, dass das Künstlerhaus sich haus Frankfurts gewesen, erbaut in darüber hinaus als Labor der zeitgenös- den zwanziger Jahren im Stil des indus- sischen Avantgarde-Theorie begreift. triellen Expressionismus. Für meine Denn was einmal Avantgarde war, bleibt norddeutsche Seele ist die Tatsache es nicht für immer. Um es mit der hin- nicht ganz unerheblich, dass es sich um reißenden Sophie Hunger zu sagen, die einen Backsteinbau handelt. ihr Nachdenken über die Gegenwart in trickreiche Songtexte packt: „Zucker- Gäbe es das Künstlerhaus Mouson- berg ist der neue Columbus / Der Bank- turm nicht schon, müsste es erfunden mann die neue Aristokratie / Gesund- werden. Denn ein Ort, wo die experi- heit der neue Exorzismus / Et la fatigue mentellen Künste ein Zuhause finden, c’est la nouvelle folie“. Natürlich ist die und sei es ein Zuhause auf Zeit, ist not- Schweizer Sängerin und Songwriterin wendig und wichtig und inzwischen bereits mehrfach im Mousonturm auf- Spontane Protestaktionen sind ihr Markenzeichen: Nach gefeierten Aufführungen in den USA ist die russische Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot mit ihrer rebellischen Konzert-Performance „RIOT DAYS“ auch unverzichtbar. 1977 hatte Dieter getreten. ­exklusiv in Deutschland im Frankfurter Mousonturm zu erleben. Foto: Denis Sinyakov Buroch die prophetische Idee, in dem verfallenen Gebäude eine „Kultur-Fab- Die Zeichen der Zeit zu erkennen, rik“ einzurichten. Man sprach damals ist das Eine. Sie künstlerisch umzuset- noch von alternativer Kultur, während zen, das Andere. Sie politisch zu deu- wir heute den Begriff der freien Künste ten, bedeutet eine weitere Herausforde- bevorzugen. Geblieben ist eine gewisse rung. Der Mousonturm unter der Lei- Identität war gestern. Abgrenzung gegenüber den institutio- tung von Matthias Pees ist glücklicher- nalisierten Künsten; wobei wir nicht un- weise selbstbewusst genug, dieses alles glücklich darüber sein wollen, dass die für sein eigenes, global vernetztes Pro- freie Szene heute erheblich etablierter grammspektrum zu beanspruchen. Im Populismus für alle! ist als noch in den späten Siebziger- und Programm 2017/18 findet sich beispiels- Mit der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs startet auch das Programm des Mousonturms. Der Schwerpunkt den Achtzigerjahren. weise der Schwerpunkt „Populismus für „Populismus für alle“ will das Publikum mit Erfahrungen, Material und Reflexionen ausrüsten, um dem neuen Autoritarismus in der Welt begegnen zu können. Zum Auftakt stellen die diesjährigen George-Tabori-Preisträger der Radioballettgruppe LIGNA ihre „Studien zum autoritären Charakter“ an – unter dem Titel „Rausch und Zorn“. Ein Überblick aus Künstlerperspektive.

Von Ole Frahm (LIGNA) Rassenmystiker und Faschisten ­Julius den einüben. Die Strategie von LIGNA nach dem Glück umgedeutet: eine Fra- Evola ankündigte, kam es zu Protesten. lässt sich am ehesten als Verfremdung ge, die alle angeht und die Grenzen der Es ist unbehaglich in diesen Tagen. Der Die Ladenbetreiber, die von Rechten auf bezeichnen. Unsere Performances – das Nationen geflissentlich ignoriert. Zur autoritäre Charakter ist zurück auf der ihrer Facebook-Seite auch schon mal als ­Radioballett – erlauben dem Publikum Vorbereitung seiner Performance legt politischen Bühne und hat sich auf ihr „globalist scum“ beschimpft wurden, im öffentlichen Raum dessen Aneig- Cremer diese Frage dem Publikum vor. so eingerichtet, dass es nicht danach sagten den Abend nung – und verfrem- aussieht, als verließe er sie für die schließlich ab. Bei den diese Räume. In Kompromisslose Konfrontation nächste Szene wieder. Im Gegenteil, er vielen guten Argu- LIGNA „Rausch und Zorn“ charakterisiert demgegenüber die vervielfältigt sich: auf der Straße for- menten gegen eine wird sich das Publi- ­Ästhetik von Pussy Riot, die 2012 miert sich mit den Identitären eine neu- solche Veranstaltung Rausch und Zorn. kum selbst fremd – durch ihren Auftritt in der Christ- rechte Jugendbewegung; der französi- – vor allem ange- Studien zum und kann die Fremd- Erlöser-­Kathedrale mit bunten Strick- sche Ministerpräsident Macron, der sich sichts eines zweifel- autoritären Charakter heit der Situation im Motorradmasken international bekannt gegen die Rechtspopulistin Le Pen haften Referenten, Theater erfahren. Es geworden sind. Doch der direkte durchgesetzt hat, sieht sich selbst als der behauptete, Evola 31. 8. – 3. 9. 2017 gerät durch die Stim- ­Angriff auf die Herrschaft Vladimir ­Jupiter – und Intellektuelle wie der werde missverstan- Mousonturm men in den Kopf­ ­Putins, die als eine Art Blaupause für ­Sloterdijk-Schüler Marc Jongen rufen den – gab es den hörern in eine neue autoritäre Regierungen gelten kann, er- nur wenig verblümt zum Bürgerkrieg ebenfalls fragwürdi- Situation, in der im- schöpft die textlichen, musikalischen gegen die „Migranteninvasion“ auf. gen Einwand, mit der Faszination, die mer unklar bleibt, ob es eben jener Stim- und performa­tiven Strategien der Grup- Höchste Zeit also, diesen­ autoritären der Faschismus ausübe, dürfe man sich me, dem eigenen Gewissen oder ande- pe keineswegs – und ihr Stück „Riot Schwabinggrad Ballett & Arrivati-All-Star DJ-Team eröffneten mit „Beyond Welcome!“ die neue Charakter, seinen „Rausch und Zorn“ im nicht beschäftigen. ren Akteuren folgen soll. In Zusammen- Days“ stellt dies unter Beweis. Nach- Mousonturm-Saison. Foto: Frank Egel Theater genauer unter die Lupe zu arbeit mit den bulgarischen Künstlern dem es in Moskau ungestört, allerdings ­nehmen. Die ge­wählten Strategien und Doch wie kann dies möglich sein in Stephan Shtereff und Emilian Gatsov unangekündigt und nur vor geladenen Als Hilmar Hoffmann das Künst- alle“. Da der Populismus ein bedrücken- Taktiken sind dabei selbstverständlich einer Zeit, in der Hipsterbart tragende ­entsteht so eine Performance, deren Gästen uraufgeführt werden konnte, ist lerhaus Ende 1988 eröffnen konnte, des weltweites Phänomen ist, setzt der sehr unterschiedlich. Identitäre „Heimat, Freiheit, Tradition“ ­Ergebnis ungewiss ist – es nun erstmals in wünschte er der jungen Einrichtung, Mousonturm auf ein internationales auf Demonstrationen skandieren, junge und jeden Abend je nach Deutschland und exklu- sie möge ein aktives Förderzentrum für künstlerisches Engagement. Ja, Engage- Als im März dieses Jahres ein von Männer und Frauen sich international Zusammensetzung des Pussy Riot Theatre siv am Mousonturm zu Künste verschiedener Art werden, un- ment – dieses fast in Vergessenheit zwei Israelis geführter Buchladen in von einem wiedererstandenen Kalifat Publikums immer wie- RIOT DAYS erleben. ter Einbeziehung des Werkstattcharak- ­geratene Wort darf hier ruhig einmal Berlin-Neukölln einen Vortrag über den angezogen fühlen oder Alt-Right-An- der anders ver­laufen ters, den wir inzwischen für selbstver- verwendet werden. Der populistischen hänger zu Konferenzen in Kunsträumen kann. 20. 9. & 21. 9. 2017 Es sind nicht zufäl- ständlich halten. Hoffmanns Wunsch Trivialisierung etwas entgegenzuset- eingeladen werden? Die Rückkehr auto- Mousonturm lig Gruppen und Kollek- ist mehr als nur in Erfüllung gegangen: zen, lautet die Devise, und ich bin sehr ritärer Führung ist ja kein Betriebsun- Daniel Cremer tive, die Mittel und Stra- Der Mousonturm selbst ist zu einer der gespannt, wie das konkret aussehen fall europäischer Demokratien, sondern nimmt in „Born to make tegien wählen, um sich wichtigsten Spielstätten freier Künste wird. Wer weiß, vielleicht finden die wird bejaht. Herrscher wie Putin, Orbán you happy“ (siehe auch S. 7) hingegen gegen die autoritäre ­Entwicklung unse- in Deutschland und darüber hinaus Künstlerinnen und Künstler im und Erdo ˘gan werden ­wegen ihrer Kor- eine nonchalante Aneignung populärer­ rer Gesellschaften zu stellen, bilden sie ­geworden. Die freie Szene setzt längst ­Mousonturm eine Lösung dafür, wie der ruptheit, ihrer offensichtlichen Berei- Formen vor. Mit seinem „Liederabend, doch selbst kleine Gesellschaften,­ die Maßstäbe, auch und gerade hinsichtlich Populismus mit seinen eigenen Mitteln cherung nicht gestürzt, sondern bewun- der wirklich allen gefällt“ umarmt er sich den tradierten Hierarchien des The- der Auslotung neuer ästhetischer For- geschlagen werden kann. dert und wiedergewählt. Die neue Rech- geradezu die Kritik am Populismus und aters entziehen. Das ongoing project men. te und der Islamische Staat gerieren sich präzisiert den Konsens, der im ­Publikum stellt in seinem „Kolleg zur Wiederent- Hingegen bleibt der Ausblick vom als ­Jugendrevolte. von Performances freier Theater zu gel- deckung des Klassenbewusstseins“ die Tatsächlich ist es faszinierend zu Dach des ersten Hochhauses der Stadt ten scheint: man ist unter sich, Abwei- Frage nach einer Gegenorganisation zur beobachten, wie sich die künstlerischen unschlagbar. In der Ferne, die in Frank- In „Rausch und Zorn. Studien zum chung von der Norm wird begrüßt und autori­tären Revolte. Ausgangspunkt ist Sprachen im Laufe der Jahrzehnte ver- furt allerdings recht nah ausfällt, lachen autoritären Charakter“ setzen sich die AfDler, die im Theater den von ih- dabei die situatio­nisti­sche Analyse, dass ändern, und ebenso, wie Theorien in Äs- einen stolz die neuen Hochhäuser an. Film und Gespräch: Christoph Schlingensiefs ­LIGNA mit dieser Faszination auseinan- nen imaginierten beschädigten Sinn der die Klassenkämpfe voneinander ge- thetik umschlagen können. Denn wer, Sollen sie lachen und glitzern! In dem „Chance 2000 – Abschied von Deutschland“. der. Dabei erscheint die Bühne nicht als Nation wieder herstellen wollen, bemü- trennt sind. Die siebenköpfige Gruppe wie ich selbst, durch Erkenntnisse der Backsteinturm in der Waldschmidt­ Mit Carl Hegemann, Alexander Karschnia, Refugium, sondern als unheimlicher hen sich selten in den Mousonturm. Der Postmoderne sozialisiert wurde, weiß, straße geschehen derweil ganz eigene, Matthias Pees. 6.9. Foto: David Baltzer Ort, an dem die Populisten ihre Metho- Populismus wird von Cremer als Frage weiter auf Seite 2 dass sich aus gewissen theoretischen große Dinge. SAMSTAG, 2. SEPTEMBER 2017 KÜNSTLERHAUS MOUSONTURM ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG Tickets: www.mousonturm.de – Theater – SEITE 2 Lachen im Realismus Mit „Five Easy Pieces“ kommt Milo Rau endlich erstmals nach Frankfurt – im zweiten Anlauf. Ein Portrait des außergewöhnlichen Regisseurs und neuen Stars des europäischen Projekttheaters.

Von Tobi Müller sind somit mindestens zwei Stücke. Ein drittes: Der Abend stellt eine Berührung Das Projekt von Milo Rau ist der Realis- zur (post-)kolonialen Vergangenheit mus. Seine Kunst sucht Wege, den Wahn- ­Belgiens her, die in Dutroux’ Familien- sinn der Zeit zu benennen und damit zu geschichte eine Rolle spielt. bannen. Zum Beispiel mit Stücktexten, die ordentlich sein wollen und die zur Rau montiert Metonymien, also Ver- Premiere schon gedruckt vorliegen. Es tauschungen und Sinn-Übertragungen; gibt Produktionen von seinem Internati- er schiebt Themen, die sich berühren, onal Institute of Political Murder (IIPM), zu neuen horizontalen Architekturen. wie seine Produktionsfirma heißt, da Die Kunst besteht darin, diese Berüh- sind die Pressemappen im dreistelligen rungen nicht nur zufällig erscheinen zu Megabytebereich. Der Realismus braucht lassen. Rau legt viel nahe, vertraut aber Betreuung, um nicht zu bersten. auf die Gedankenarbeit des Publikums, die Lücken in diesen Montagen selbst Dennoch gibt es kleine Ausbrüche, zu füllen. Bei „Five Easy Pieces“ sind es wenn Gastspiele verhindert oder einzel- eben die Sinnbrücken zwischen dem ne Szenen verboten werden, letzteres Dutroux-Komplex, der Kolonialgeschich- mehrmals beim Stück „Five Easy Pie- te und dem Theaterspielen. ces“. Mal weil ein Mädchen das T-Shirt auszieht, mal weil es arbeitsrechtliche Das ist Realismus, der die Phänome- Bedenken gibt wie im vergangenen ne nicht runterrechnet zu einer ver- ­November, als das Regierungspräsidium meintlichen Essenz, sondern, im Gegen- Darmstadt das geplante Gastspiel im teil, in der Gesamtheit verwirrende, im Belgien, Dutroux und Milo Raus radikales „Five Easy Pieces“ mit 9-13-jährigen: ein komplexer und das Theater an sich reflektierender Abend. Foto: Phil Deprez Mousonturm verweigerte, da die Kinder Einzelnen aber konkrete Vorschläge zu oft mit dem Stück aufgetreten seien. macht. Dieses Verfahren ist modernis- So schnell er denkt, und für einen Vielleicht liegt ein Teil des Erfolgs auch Rolf Bosshart, der Hausphilosoph deren Theater- und Performance-Aben- Allerdings ist der Kontext nicht uner- tisch, geht auf den russischen Avantgar- Schweizer auch redet, so ähnlich zügig an seinem Charisma. des International Institute of Political den ist, dass Rau gerade in „Five Easy heblich: Der Abend des Theaters CAM- defilm zurück und spielt auch in der Post- verlief sein Weg von ersten dokumen­ Murder, schrieb 2013 im Buch „Die Ent- Pieces“ es nicht bei der Behauptung von PO aus Gent verhandelt den Fall des Kin- moderne wieder eine Rolle. „Five Easy tarischen Projekten bis zum Star des Was ihn mit deutschen Künstlern hüllung des Realen“: „Wie kann – jen- Repräsentationskritik belässt. Er insze- dermörders Marc Dutroux. Mit Kindern. Pieces“ auf den Fall Dutroux zu reduzie- ­europäischen Projekttheaters, der bald wie Joseph Beuys und Christoph Schlin- seits der postmodernen Repräsentati- niert sie, mit einem mitdenkenden Mittlerweile hat sich diese Situation, ren, blendet also vieles aus. „Man ver- Flanderns größtes Ensembletheater, das gensief eint, ist ein jederzeit offenes onskritik – Realität dargestellt werden, Schauspieler, einer vielschichtigen Dra- auch durch Zweitbesetzungen der Kin- sucht im Individuellen das Universale zu NTGent leiten wird. „Ich habe Soziolo- ­Visier, die Bereitschaft, mit jedem sofort ohne ihre Widersprüchlichkeit durch maturgie. Ach ja, und mit Kindern und der-Rollen, entspannt – es wird gespielt, finden. Gemäß Bourdieu: Wenn man nur gie studiert und war dann auch Repor- in den Ring zu steigen. Entscheidend ist ­einen rationalen oder moralischen Jugendlichen, die sehr frei zwischen der mit und ohne T-Shirt. genau genug hinblickt, erkennt man in ter, habe einen Film mit Anfang 20 und dabei nicht die kriegerische Konnotati- ­Imperativ zu verdrängen?“ In den vier Performance ihrer selbst und irren Ver- einer Biografie ihre ganze Zeit“, wie Milo viele Schulden gemacht. Ins Umfeld der on, sondern die soziale: mit jedem, mit Jahren seither hat die Liebe zur Wider- körperungen wechseln. Ohne Schreien, Das Dutroux-Projekt hatte psycho- Rau mir im persönlichen Gespräch sagt. Hochschule für Schauspiel Ernst Busch jeder. Für Beuys bin ich zu jung, aber sprüchlichkeit diese ästhetische Debat- ohne Mahnfinger, auch ohne Erotik der logische Begleitung in einem Ausmaß, bin ich in Berlin eher so reingerutscht man hat es im letzten Film von Andres te selbst erreicht. Verrätselung. Mit anderen Worten: Das von der manche innerstädtische Schule Ich habe „Five Easy Pieces“ am und habe dort angefangen, mit den Stu- Veiel schön sehen können, wie jeder Publikum wird ernst genommen. in Deutschland nur träumen kann. Und 1. Juli 2016 in Berlin gesehen. Während dierenden zu arbeiten.“ ­Gesprächspartner stets auf Augenhöhe In der Zürcher Arbeit „Die 120 ­Tage die Empörung über die der Show stand Belgien stand und Beuys gnadenlos freundlich von Sodom“ nach dem Film von ­Pasolini wohl legitime Frage, ob im Viertelfinale gegen Doch was hat den linken Sozio­logen, und radikal offen kommunizierte. Bei arbeitete Rau auch mit geistig behinder- man das dürfe, mit Kin- Milo Rau/IIPM, Wales bei der Fußball­ Reporter und Jungfilmer wirklich zum Schlingensief habe ich es dann selbst er- ten Schauspielern zusammen, die er mal dern über einen Kinds- CAMPO europameisterschaft in Theater hingezogen, zu einem Betrieb, lebt, bei Rau stecken wir alle gerade mit- auf eine verkleinerte Theaterbühne mit mörder zu arbeiten, die- Frankreich. Zur Pause der weder besonders politisch noch be- tendrin. Ungeachtet von Herkunft oder Portal stellte, ja ausstellte, um dann wie- ser erst einmal ver- Five Easy Pieces stand es 1:1. Danach ver- sonders intellektuell wirkt? „Mich hat Status, man wird in solchen Gesprächen der auf einer offenen Bühne zu spielen ständliche Reflex, über- 8. 9. – 10. 9. 2017 loren die Belgier, die fasziniert, dass man im Theater der eige- zur Komplizenschaft verführt. wie in „Five Easy Pieces“ und so manch sieht auf der Bühne et- zweite Halbzeit wurde im nen Leidenschaft in einer Geschwindig- anderer Produktion aus Belgien. Das was Grundlegendes der Mousonturm Theatersaal gezeigt. Trotz keit nachgehen kann, die man beim Film Wenn man ihn auf Podien oder im sind klassische Mittel der Repräsentati- Rau-Kunst. Denn auch Niederlage habe ich gut nicht hinkriegt. Außer man arbeitet so Fernsehen sieht, fällt der freundliche, onskritik. Was ist passiert, Milo Rau? „Five Easy Pieces“ führt den Effekt der gelaunte Kinder und Jugendliche gesehen, seriell wie Fassbinder.“ ausgleichende Charakter auf. Davon sind „Das hängt mit der Besetzung zusam- Empörung selbst vor, verschiebt ihn von gedrückter Stimmung keine Spur. Bei auch seine Stücke, Filme, Bücher geprägt: men, in Zürich mit Behinderten,­ in aber in mindestens einen anderen Kon- aller Härte der Rau-Kunst gilt das Einver- Rau ist mit 40 Jahren bereits der Rau ist kein Wutspielleiter, kein Besser- ­Belgien mit Kindern. Bei beiden wird text, nämlich den des Theaters. ständnis, dass man auf einer Bühne steht ­Elder Statesman der dokumentarischen wisserregisseur, kein Theatertroll. Auch Repräsentationskritik plötzlich Gesell- und spielt und etwas im wahrsten Sinne Welle im Theater. Vor Ort recherchiert deswegen hat er schon verschiedentlich schaftskritik. Weil man so besser sieht, Der (erwachsene) Schauspieler ­Peter des Wortes vorführt. Das Vorführen ent- und auf der halben Welt gezeigt hat er das Format des Prozesses gewählt. In den wie auf sie geschaut wird, wie sich die Seynaeve pendelt zwischen Erzähler, spricht der Komödie im Theater und dem zum Beispiel: eine Rekonstruktion der „Zürcher Prozessen“ ließ er im Theater Wahrnehmung auf diese Minderheiten Kommissar, und Regisseur, der die Kin- Materialismus in der Philosophie. Man Hinrichtung des rumänischen Diktators Neumarkt den Fall des nach rechts verändert.“ der castet. Missbrauch und Ausbeutung, stellt die Dinge dar, wie sie sind, und fragt Ceau ¸sescu, den Völkermord in Ruanda ­gedrifteten Blattes „Die Weltwoche“ Hierarchie und Hegemonie: Mit diesen sich anschließend, wie sie anders sein als Radiosendung, eine Rede des Massen- ­verhandeln, die „Moskauer Prozesse“ Nun könnte man argumentieren, Begriffen lässt sich eine Kette bilden, die könnten. Der Idealismus hingegen wählt mörders Anders Breivik, einen Schaupro- gingen im Sacharow-Zentrum der Frage dass Repräsentationskritik immer schon auch den regiezentrierten, oft sexisti- die Tragödie, das Unweigerliche, die zess in Moskau, eine Recherche über die nach, worum es bei der Zensur von zwei an Fragen der Macht und ihrer domi- Champion des Dokumentartheaters: Milo schen, männerdominierten Sprechthea- ­Alternativlosigkeit. Milo Rau ist furcht­ krisengeschüttelten Ränder Europas Ausstellungen (und beim Prozess um das nanten Wahrnehmungsmuster interes- Raus Realismus rechnet die Phänomene nicht terbetrieb einschließt. „Five Easy Pieces“ loser Materialist und sein Lachen laut. samt Reise in den Irak und nach Syrien. Punk-Gebet von Pussy Riot) wirklich ging. siert war. Der Unterschied zu vielen an- runter. Foto: Thomas Müller

Fortsetzung von Seite 1 ken und Wasserhäuschen in der Stadt, einer „Migranteninvasion“ gar nicht ein, mit denen das Kollektiv seine abschlie- sondern interpretiert die Fluchterfah- begann dazu bereits vor einigen Mona- ßende Performance am Tag der Bundes- rung durch die „Winterreise“ Schuberts ten eine öffentliche Serie von zwölf tagswahl vorbereitet. (siehe auch S. 7). Das bürgerliche Format ­Gesprächen mit unterschiedlichsten des Liederabends wird ­Beteiligten in Berlin, Mannheim und Daniel Cremer, on- durch Szenen und Bilder Frankfurt, in der Kuratorinnen und going project und red red park zersetzt und aktuali- ­Kuratoren, Professorinnen und Profes- park arbeiten alle drei Populisten­ siert, in denen die in soren, Mitglieder der Freien Arbeiter betont prozessual – ­Ungarn gestrandeten Union und die Black Diaspora School, ­ohne ein von vornher- beschimpfung Flüchtlinge zu Wort Sex­arbeiterinnen und Experten für ein festgesetztes Ergeb- 4. 9., 11. 9., 18. 9. 2017 kommen. Die musika­ ­Taktiken des Aufstands diskutierten. nis. In solcher Ästhetik lische Bearbeitung von Nun stellt sich die Frage, ob sich das wird die Autorität über Verschiedene Orte Hans Zender versucht Klassen­bewusstsein des Publikums der das eigene Werk, über 2. 9. & 24. 9. 2017 dabei, die ästhetische Performance organisieren lässt? Wird die eigene ­Arbeit selbst Mousonturm Rou­tine der Klassikerre- es überhaupt einen Klassenstandpunkt befragt und offen gehal- zeption zu durchbrechen einnehmen können? ten. Dies lässt sich nicht – romantischer­ Klassi- zuletzt als ein Erbe Christoph Schlin- ker, deren Aufführung übrigens Hans- Die Frankfurter Gruppe red park gensiefs sehen,­ dessen Partei „Chance Thomas Tillschneider (AfD Sachsen-­ schlägt in „Populistenbeschimpfung“ 2000. Abschied von Deutschland“ an der Anhalt) gegen zeitgenössische Theater- den Weg der Überbie- Bundestagswahl von formen gefordert hat. Vielleicht schaut er tung ein, denn die Be- ongoing project 1998 teilgenommen ja mal vorbei. schimpfung von Po- hat – was nun, 19 Jah- pulisten kann selbst – Kolleg zur Wieder- re später, in einem Das Motiv des Nicht-Identischen Bernd Stegemann hat entdeckung des Film von Kathrin kann als das Verbindende der unter „Po- in seinem Buch „Das Krottenthaler und pulismus für alle“ versammelten Arbei- Gespenst des Populis- Klassenbewusstseins Frieder Schlaich so- ten verstanden werden. Sie schlagen so mus“ wenig Zweifel 12. – 14. 9. 2017 wie in einem­ Ge- einen anderen Umgang mit der neuen daran gelassen – nur spräch mit Chance- Rechten vor. Die Theaterbühne bietet populistisch geraten. Mousonturm 2000-Aktivisten der ­einen Raum jenseits der dieser Tage dis- Umgeben vom rech- ersten Stunde (u.a. kutierten Alternative zwischen mimeti- ten, linken und liberalen Populismus Carl Hegemann, Alexander Karschnia, scher Appropriation von Memes der neu- hilft nur die Beschimpfung. Unter ihrem Matthias Pees) dokumentiert wird. en Rechten oder ihrer in situationisti- „Baum des Dissenses“ wird sicher auch scher Tradition stehenden Negation. Auf – wie im Theater meist – emotionalisiert Das Budapester Proton Theater des der Bühne entsteht ein anderer Hand- werden, und folgerichtig veranstalten red Film- und Theaterregisseurs Kornél lungsraum, mit dem an die Utopie der park immer montags den Populisten- Mundruczó wechselt die Perspektive. Es Kunst erinnert wird, in einer nicht-iden- Das Kollektiv LIGNA macht im Radioballett das Publikum zum Hauptdarsteller. Foto: Anja Beutler stammtisch an unterschied­lichen Kios- lässt sich auf Jongens Wahnvorstellung titären Gesellschaft leben zu können. ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG KÜNSTLERHAUS MOUSONTURM SAMSTAG, 2. SEPTEMBER 2017 SEITE 3 – Tanz – Tickets: www.mousonturm.de

Tanz x 6 Tanzen in der Traumfabrik Das Tanz-Abo Die philippinische Choreografin Eisa Jocson ist Spezialistin für populäre Bewegungsformen. In ihrem Stück „Your Highness“ arbeitet sie erstmals mit am Mousonturm klassischem Ballett. Mousonturm-Dramaturgin Anna Wagner traf sie kurz vor der Premiere in Manila. Die Welt ist voller Widersprüche. Auch wenn deren Ursprünge oft- mals in globalen Entwicklungen lie- Von Anna Wagner Um die Herstellung von Träumen gen mögen, schlagen sie sich als und glänzenden Oberflächen geht es ganz unterschiedliche Erfahrungen „Es ist alles nur ein Traum“, sagt Eisa auch in Eisa Jocsons Stück „Your High- im Körper des Einzelnen nieder. Jocson und grinst. In einer Stunde be- ness“. Und diese Träume sind indirekt Während viele Menschen des glo- ginnt die Uraufführung ihres neuen mit denen von Imelda Marcos verwo- balen Nordens ihren Körper obses- Stücks „Your Highness“ im Cultural ben. Die 1986 geborene Choreografin siv trainieren und formen, werden andere Menschen – zum Beispiel Center of the Philippines. Es ist eine führt die Tänzerinnen und Tänzer des an den immer härter abgeriegelten Zusammenarbeit mit fünf Tänzerinnen Ballet Philippines auf einen energiege- Grenzen Europas – auf ihren Kör- und Tänzern des dort ansässigen Bal- ladenen Trip, bei dem Bewegungsmoti- per und das nackte Überleben let Philippines. Während die junge ve, Körperbilder und Texte aus Walt ­reduziert. Choreografin vor einem Notausgang Disneys Filmuniversum und aus dem steht und versucht ihre Anspannung klassischen Ballett zu einem Labyrinth Als Spezialisten des Körpers haben in Schach zu halten, strömen die ers- der wild gewordenen Zeichen zusam- es sich zahlreiche Tanzschaffende ten Zuschauerinnen und Zuschauer menfließen. zur Aufgabe gemacht, diese Wider- sprüche erlebbar und den Körper zum Haupteingang des Gebäudes. zum Medium individueller und Ideengeber für das Stück war ein ­gesellschaftlicher Reflektion zu Der Szenerie haftet wirklich etwas konkretes Ereignis: Als 2006 Disney machen. Mit sechs bewegenden Traumhaftes an. Elegante Damen, Hips- einen Themenpark in Hongkong eröff- Highlights bringt das Tanz-Abo ter mit Hornbrille und grazile Ballett- nete, verließen viele Mitglieder des ­choreografische Perspektiven von schülerinnen werden von der für ­Ballet Philippines und andere Theater- Manila bis Rio de Janeiro zusam- ­Manila typischen Blechlawine aus schaffende das Land und heuerten für men: Den Beginn markiert Eisa Kleinwagen, Lastern und Pick-up das fünffache ihres bisherigen Lohns ­Jocson, die für „Your Highness“ Trucks ausgespuckt und verschwinden im Vergnügungspark an. „Ich war wie (Abo-Termin: 11.9.) mit fünf Tänze- kurz darauf im Schlund der wuchtigen viele meiner Freunde von dieser Ent- rinnen und Tänzern des Ballet Betonfassade. Fensterlos thront sie wie wicklung geschockt“, erinnert sich ­Philippines arbeitet (siehe Artikel eine Burg aus einem Science-Fiction- ­Jocson. Mittlerweile ist die Abwande- links). Film über dem Verkehrschaos. rung Normalität und spiegelt ein allge- Verschränkungen ganz anderer Art meines Phänomen wider: Auch nach stehen auch bei Bruno Beltrão, Das Cultural Center of the Philip- dem Ende von Marcos’ Herrschaft ist dem Shooting-Star der brasiliani- pines, kurz CCP, und das Ballet Phil- das Land immer noch von der Korrup- schen Tanzszene, im Mittelpunkt. ippines stehen für einen Traum. Mit tion gebeutelt. Arbeitsplätze sind be- „INOAH“ (16.10.) plädiert mit Ges- der Gründung von Kultureinrichtun- grenzt, Löhne niedrig, so dass circa zehn ten des Urban Dance für Bewe- gen wie diesen wollte Imelda Marcos, Millionen ­Filippinos als sogenannte Klassisches Ballett trifft auf Disneyland. Ensemblemitglieder des Ballet Philippines bei den Proben zu „Your Highness“ in Manila. gungsfreiheit in Zeiten sich zuneh- Gattin des umstrittenen Overseas Workers im Foto: Tuchi Imperial mend schließender Grenzen (siehe Präsidenten Ferdinand Ausland arbeiten.­ Seite 5). Marcos, 1969, knapp Eisa Jocson, Auch wenn keiner der Beteiligten Import. Beide stehen für vorgefertigte und Tänzer machen sie mit „Your High- Nachdem der österreichische Cho- zwanzig Jahre nach der Ballet Philippines „Mich interessiert, je in einem Themenpark arbeitete, ken- Bilder: Die Prinzessinnen und Prinzen ness“ in einem unermüdlichen Reigen reograf Ian Kaler auf der Tanzplatt- Unabhängigkeit des was die Tänzerinnen nen sich alle hervorragend aus mit der in beiden Imperien vermitteln Anmut, von Wiederholungen plötzlich sichtbar. form Deutschland 2016 begeister- Landes von den USA, Your Highness und Tänzer jenseits der Welt von Disneys Prinzessinnen und Zurückhaltung, Grazie und versprechen Es ist sowohl ein beständiger Wechsel te, setzt er mit „o.T. (Incipient Manila zur Kulturmet- 10. 9. & 11. 9. 2017 finanziellen Anreize Prinzen wie Belle, Aurora und Elsa. ihren Betrachtern Freiheit – im Happy zwischen der Einfühlung in das vorge- ­Futures)“ (30.11.) seine Zusam- ropole und die Philippi- dafür präkonditioniert, „Disney ist Teil des Unterbewusstseins End des Films, durch eine amüsante gebene Bild der Anderen als auch Ab- menarbeit mit Multimedia Artist nen zum Player in der Frankfurt LAB in Themenparks oder der Philippinen“, resümiert Eisa Jocson. ­Begegnung mit ihnen im Themenpark grenzung. und Music Producer Planningto- internationalen Staa- auf Kreuzfahrtschiffen Das liegt nicht nur an der weltweiten oder durch den Eindruck von Schwere­ rock fort. Auf der Bühne verstärkt tengemeinschaft ma- zu arbeiten“, erläutert Disney-Renaissance in den 1990er und losigkeit im Ballett, der die physische „Es ist alles nur ein Traum“, sagt durch den Tänzer und House-Spe- chen. „Die Filippinos brauchen Schön- Eisa Jocson. In einem intensiven Pro- Nuller-Jahren. Die US-amerikanische ­Realität des Körpers transzendiert. ­Eisa Jocson noch einmal, bevor auch sie zialisten Stephane „Peeps“ Moun heit“ war ihre Devise. Das Präsiden- benprozess befragte sie deshalb die Kultur, ihre Bilder und Sprache, sind hinter der bröckelnden Betonfassade des und die Perkussionistin Joy Leah tenpaar ließ deshalb viel Geld in die fünf Mitglieder des Ballet Philippines während der fünfzigjährigen Domi- „Mich interessiert die körperliche CCP verschwindet. Die Nationalhymne Joseph entsteht aus Tanz, Rhyth- mus und Sounds ein intimes Quar- Fabrikation von kulturellen Träumen zu ihren Träumen, ihren Traumrollen nanz über die Philippinen tief in die Arbeit und die dahinter steckenden der Philippinen ist zu hören, ihre Vor- tett über die Unterschiedlichkeit. mit glänzenden Fassaden und in ihre im Ballett sowie zu ihren bevorzugten Gesellschaft eingedrungen und leben Ideologien, die für die Produktion die- stellung beginnt. Aus der Perspektive eigenen Taschen fließen. Die übrige Disneycharakteren – und spürte so ei- weiter fort. ser Fantasiewelten notwendig sind“, ihrer Choreografie wird klar: Schaut Ebenfalls einen Blick in die Zukunft Wirtschaft ging dabei allerdings zu ne körperliche Beziehung zwischen sagt Eisa Jocson. Die Anstrengung bleibt man genauer hin, verwandelt sich die entwirft das Frankfurter Choreo- Grunde und die Taschen einfacher Leu- Disneys Universum und dem klassi- Ebenso wie Disney ist auch das klas- in den Traumfabriken normalerweise glänzende Oberfläche von Träumen in grafie-Duo Billinger & Schulz mit te blieben leer. schen Ballett auf. sische Ballett im Fall der Philippinen ein verborgen. Jocson und die Tänzerinnen eine raue Fassade. „UNLIKELY CREATURES (drei) us hearing voices“ (5.2.): Sie lassen Körper und Science-Fiction, zer- streute Stimmen und Radiowellen, Leere und Narration in einem viel- perspektivischen Stück kollidieren. Fallen können als Überlebensstrategie Um das Erschließen utopischer Tanzräume geht es dem indone­ Mit ihrem neuen Stück „Protocolo Elefante“ (Das Elefanten-Protokoll) kehren der uruguayisch-brasilianische Choreograf Alejandro Ahmed und seine sischen Star-Choreografen Eko ­Supriyanto. Die Zukunft des Tan- Aufsehen erregende Tanzcompagnie Cena 11 im November an den Mousonturm zurück. Die brasilianische Tanzwissenschaftlerin Cássia Navas hat zes liegt unter Wasser, verkündet das Stück bereits in São Paulo gesehen – und sich (und uns) dazu drei Fragen gestellt. er in „SALT“ (27.3.) und schafft ein suggestiv-kraftvolles Solo, das sein Publikum in unbekannte Von Cássia Navas Das Besondere an seinem Wunsch: 22 Jahren, gründete er die Compagnie „O novo cangaço“ (Der neue Volksauf- die Schöpfungen unserer Zeit durch- ­Tiefen zieht. Ahmed wurde mit einem genetischen Cena 11, die bald zu einer wichtigen stand, 1996) und „Resposta sobre a dor“ drungen (und eingewickelt) werden. Da- Erste Frage, um anzufangen: Was ver- Defekt geboren, mit „Osteogenesis im- ­Referenz des Tanzes in Südbrasilien wur- (Antwort über den Schmerz, 1994). von ausgehend entstand eine Reihe von Mit ihrer Compagnie Rosas hat die setzt uns in Bewegung? (Und was bringt perfecta“ (OI), auch Ekman-Lobstein-Syn- de und Furore machte durch die Kraft Arbeiten, in denen von der Wissenschaft belgische Choreografin Anne Tere- einen Künstler zum Tanz?) drom genannt und umgangssprachlich ihrer Inszenierungen und ihre andauern- Das Fallen als ein – oder ihrer Nomenkla- sa De Keersmaeker legendäre Das sind Fragen, auf deren Antwor- als Glasknochenkrankheit bekannt, da de Experimentierfreude, die sich in – teil- technisches und ästheti- tura – entliehene oder Tanzstücke zu Meisterwerken der ten sich zumindest unbewusst die Kar- die Knochen des Patienten wegen des weise radikalen – Vorschlägen der Tän- sches „Leitverhalten“ Cena 11 entlehnte Vorgehenswei- Musikgeschichte geschaffen: für ihr neues Projekt „Mitten wir im rieren von Tänzern und Choreografen Fehlens eines bestimmten Proteins – und zerinnen und Tänzer äußerte. In den ers- der Gruppe ging struk- sen aus Bereichen wie Protocolo Elefante ­Leben sind. Bach 6 Cellosuiten“ gründen, und die in jedem von uns der Unmöglichkeit seiner entsprechen- ten Stücken der Gruppe trat das beson- turell daraus hervor, Behaviorismus, Robotik (5.6.) findet sie im Cellisten Jean- ­Reflektionen über bestimmte Lebens­ den Synthese – sehr leicht zerbrechlich ders hervor durch die Stürze, das Fallen dass die Tänzerinnen oder Serious Games im 8.11. & 9.11.2017 Guihen Queyras einen kongenialen entscheidungen aufwerfen. Alejandro sind. Selbst bei so alltäglichen Bewegun- und Zusammenbrechen der sich der und Tänzer von ihrem Mousonturm Mittelpunkt standen: Partner, um auf Basis der zeitlosen Ahmed, brasilianischer Künstler urugu- gen wie etwa dem Sich-halb-Herumdre- Schwerkraft ergebenden Körper in künstlerischen Leiter „Projeto SKR“ (2002), Kompositionen für sich ein neues ayischer Herkunft, Leiter und Choreograf hen beim Fortgehen und Abschied­ ­Werken mit so sprechenden Titeln wie verschiedene Möglich- „Skinnerbox“ (2005), Tanzvokabular „für die nächsten der Gruppe Cena 11 aus Florianópolis, nehmen. Da sich bei Ahmed diese Krank- „Violência“ (Gewalt, 2000), „A carne dos keiten des Fallens lernten, welche dieser „Pequenas frestas de ficção sobre reali- Jahrzehnte zu erarbeiten“. wünschte sich Bewegung, und dieser heit nur extrem milde ausgeprägt hat, ist vencidos no verbo dos anjos“ (Das Fleisch sich seit seiner Kindheit notgedrungen dade insistente“ (Kleine fiktionale Wunsch artikulierte sich professionell in sie nur ein Bestandteil unter vielen in der Besiegten in Engelsworten, 1998), hatte antrainieren müssen. So vermisch- ­Lücken über beharrliche Realität, 2007) Das Tanz-Abo des Mousonturms mit 6 Stücken gibt es online auf einer Sehnsucht nach Tanz, nach Kunst. seiner Laufbahn geworden. 1993, mit „In’Perfeito“ (Unvollkommen, 1997), te sich der künstlerische Ausgangspunkt und „Embodied voodoo game“ (2009). www.mousonturm.de sowie an den der Gruppe mit der realen Ausgangssitu- Vorverkaufs- und Abendkassen zu ation ihres Choreografen: ein Tanzpro- Zweite Frage, um zu schließen: Wie in 66 Euro, ermäßigt 44 Euro, noch jekt auf der Basis einer Überlebensstra- Bewegung bleiben? (Und wie mit ihr fort- bis 11.9. tegie. Fallen können bedeutete Überle- fahren?) ben in jeder Hinsicht, in der Wirklichkeit Das ist das Thema des jüngsten des Patienten ebenso wie im künstleri- Stücks der Compagnie Cena 11, „Protoco- schen Prozess und auf der Bühne. Tech- lo Elefante“ (Das Elefanten-Protokoll), wo nachzudenken, warum und auf welche niken des Fallens mussten entwickelt Fragen nach Auslöschung und Kontinui- Weise wir fortfahren sollen, und wohin werden, um inmitten des beabsichtigten tät verhandelt werden (die relevant sind wir ständig gelangen wollen. Risikos sicher tanzen zu können. Ein auch in Bezug auf die kontinuierliche Ar- schönes Programm für eine Gruppe zeit- beit einer Gruppe, die sich immer schon Dritte Frage, ganz am Ende: Was bewegt genössischer Künstlerinnen und Künst- von unregelmäßigen, mitunter aussetzen- uns als Publikum, zu einem Tanzstück ler: mit dem und durch den tanzenden den Zuschüssen finanzieren musste). zu gehen? Körper Themen aufzugreifen, die für Dies geschieht anhand des Rituals der Vielleicht das Risiko, unsere Sehn- Männer und Frauen zugleich unange- sich auf das Sterben vorbereitenden Ele- süchte in Künstlerinnen und Künstlern nehm und verführerisch sind. Risiko, fanten, welche sich im Angesicht des gespiegelt zu sehen, die uns repräsen- Angst, Gewalt, Schmerz, Sturz, Bergung ­Todes zurückziehen und isolieren und tieren in diesem modernen Ritual, das und Besserung, Beherrschung und Wi- ­damit ein Bild der Vereinzelung und des aktualisiert wird durch die gemein­- derstand, Freiheit und Gefangenschaft. Exils schaffen. Die Arbeit verweist zudem same Anwesenheit von Künstlern und auf Fragen der andauernden Konstrukti- ­Zuschauern in einem Theaterraum. In Als das körperliche Zusammenbre- on von Identität, des Einzelnen wie Aller, „Protocolo Elefante“ bezieht sich diese chen zum Markenzeichen von Cena 11 ausgehend vom konstanten Erlernen des (Selbst-)Erkundung auf die Zukunft – und ihr von den Dynamiken des Fallens (vielleicht sogar ungewollten) tänzeri- und auf die Art und Weise, wie wir zu geprägtes Œuvre zur Attraktion auf schen Geschichtenerzählens. ihr gelangen wollen. Was uns antreibt: dem Kunstmarkt geworden war, wand- unsere Sehnsucht nach Bewegung zum ten sich der Choreograf und seine Tän- Das macht aus „Protocolo Elefante“ Leben hin. Eine szenische Überlegung zerinnen und Tänzer neuen Heraus­ fast so etwas wie ein Selbstportrait, auf zum Werden von Welt, ausgehend da- forderungen und Erfahrungen zu. Sie dem sich verschiedene Spuren der Grup- von, was wir gerade selber entwerfen, reorganisierten sich als modernes Labo- pe überlagern. Wie in einer Pose, bei in einem ständigen Lernprozess – des- ratorium und arbeiteten entlang der wis- der wir plötzlich, in einem Moment der sen Ursprung bei Cena 11 im über­ Mit sich und der Welt nicht zimperlich! Eine Tänzerin in „Protocolo Elefante“ von Alejandro Ahmed. Foto: Cena 11 senschaftlichen Narrative, von denen Stille unter vielen, aufhören darüber lebenswichtigen Fallenkönnen liegt. SAMSTAG, 2. SEPTEMBER 2017 KÜNSTLERHAUS MOUSONTURM ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG Tickets: www.mousonturm.de – Tanzplattform Rhein-Main – SEITE 4

Tanz jeden erreichen kann. Man muss Mein Freund, der Baum nur Zugänge schaffen“. Angefangen hat Canan Ereks Kar- Raus aus dem Theater, rein in den öffentlichen Raum: Mit dem „Ensemble Mobil“ lockt riere vor vielen Jahren. Sie wurde 1968 die Tanzplattform Rhein-Main die Kunst hinaus aufs freie Feld und quer durch die in Istanbul geboren, wo sie auch auf- wuchs. Eines Tages bekam sie ein Video Region. Canan Erek choreografiert dafür „Green Move“ in den Kurparks Bad Soden und von Pina Bausch in die Finger und war Bad Homburg sowie in anderen Kurparks in der Rhein-Main-Region elektrisiert: „So wollte ich auch tanzen“. Also packte sie mit 19 Jahren ihre ­Sachen, stellte sich an der Essener Folk- Von Sylvia Meilin Weber Kurparks sollen von jeher Orte der ordnungen von Bäumen, zu denen wir wang-Hochschule bei Pina Bausch vor Genesung sein. Sie sind also gar nicht in Beziehung treten“, sagt Erek. Die und wurde genommen. Danach studier- Schon mal von Forest Bathing gehört? so weit entfernt vom Forest Bathing- Tänzerinnen und Tänzer agieren dabei te sie Regie und Choreografie an der Ist in Japan ein regelrechter Wellness­ Gedanken. Anders als Wälder präsen- nicht als Individuen, von denen jedes Hochschule für Schauspielkunst „Ernst trend. Dieses „Waldbaden“ hat aller- tieren sich Kurparks jedoch sehr kul- nach eigener Heilung sucht, sondern Busch“ in Berlin. Sie entwickelte zu- dings nichts mit Wasser zu tun, sondern tiviert. „Die Frage ist daher: Wie wirkt als ein einziger Organismus. nächst Solos, die sie selbst tanzte, ­später beschreibt Spaziergänge, bei denen die diese von Menschen gemachte Natur konzentrierte sie sich ganz aufs Choreo- Umgebung mit allen Sinnen erfasst auf den Stadtmen- „Green Move“ grafieren und war von 2004 bis 2007 wird. Wissenschaftler fanden nämlich schen, der nach inne- wandert innerhalb künstlerische Leiterin des Leipziger heraus, dass Menschen, die längere rer Ruhe sucht?“, Canan Erek der einzelnen Parks Tanztheaters. Ihre Stücke werden in Zeit in der Natur verbringen, ein stär- sagt Canan Erek. Ge- Green Move von einem Ort zum ­vielen Städten gezeigt. 2017 hat sie ein keres Immunsystem besitzen, weniger meinsam mit vier nächsten und nimmt eigenes Festival ins Leben gerufen: gestresst sind und seltener an Krebs Tänzerinnen und 10. 9. 2017 die Zuschauer mit. „PURPLE – Internationales Tanzfestival erkranken.­ zwei Tänzern aus der Kurpark Bad Soden „Die Tänzerinnen für junges Publikum“. Rhein-Main-Region und Tänzer haben die Das hat Canan Erek fasziniert. Die sowie der Berliner 17. 9. 2017 Freiheit, spontan auf Canan Ereks Choreografie-Stil lässt Choreografin entwickelt die zweite Tänzerin Alessandra Kurpark Bad Homburg die Zuschauer zu re- sich schwer formal beschreiben, dafür ­Ensemble Mobil-Produktion der Tanz- Defazio geht sie die- agieren“, sagt Canan sind ihre Stücke zu verschieden. „Ich bin plattform Rhein-Main – ein Format, das ser ­Frage auf den Erek, die seit 2012 nicht daran interessiert, Bewegungs­ Tanzschaffende dazu einlädt, Stücke zu Grund. Dabei werden in allen Parks Choreografien für den öffentlichen abläufe zu kreieren und diese dann an- kreieren, die das Theater verlassen und ähnliche, jedoch nicht genau gleiche Raum entwickelt. „Bei Kunst geht es für deren Menschen beizubringen“, sagt sie, raus ins Rhein-Main-Gebiet ziehen. Stücke zu sehen sein, denn: „Der Park mich immer um Kommunikation. Es „mich interessiert die Individualität, die „Green Move“ heißt Canan Ereks Cho­ in Bad Homburg fühlt sich anders an war mir deshalb ein Bedürfnis, den Tanz die Tänzer mitbringen, und ich sehe mei- Zurück zur Natur: Mit ihrer Choreografie „Green Move“ führt Canan Erek ihr Publikum an ver- reografie und findet in verschiedenen als der in Bad Soden. Wir treffen auf raus aus dem Theater zu holen. Ich bin ne Aufgabe darin, das herauszuarbeiten, schiedene Orte im Rhein-Main-Gebiet. Foto: Jörg Baumann Kurparks in der Region statt. andere Objekte und verschiedene An- nämlich davon überzeugt, dass man mit was in ihnen selbst angelegt ist.“ Theater ohne Zeigefinger, Tanz für alle Ungeschützt und unvermittelt: beim Residenzprogramm „next generation workspace“ suchen junge internationale und regionale Künstlerinnen und Künstler in Frankfurt nach neuen Positionen für das Kinder- und Jugendtheater. Auch für die Tanzplattform Rhein-Main trägt das Früchte.

von Ekaterina Kel tenalter zu begeistern. „Das hat eine Tür Die Künstlerinnen Wicki Bern- geöffnet“, erzählt Droß. Wenn Jung und hardt und Janna Athena Pinsker fragen Am Anfang steht eine Frage, so banal Alt gemischt sitzen, entstehe durch „die deshalb: Brauchen Jugendliche über- und doch so fundamental: „Wer seid ihr Uneinheitlichkeit der Wahrnehmungen haupt eine Geschichte oder einen roten eigentlich?“ Im Grunde ist es das, was im Saal“ eine spannende Dynamik Faden? Und was passiert, wenn sie Ksenia Ravvina und ihre Kollegin Mara ­innerhalb des Publikums. nichts verstehen? Die beiden wollen er- Gan´ge von den jungen Menschen wis- gründen, wie performative Formen die sen wollen, die ins Theater gehen. Was Der „next gene­ration workspace“ Seherfahrungen der Jugendlichen her- beschäftigt sie eigentlich? Wie nehmen nimmt seit 2015 diese Diversität der ausfordern können. sie Theater wahr? Und was erwarten sie, ­Seherfahrungen und Erwartungen ins wenn sie auf eine Theaterbühne blicken? Blickfeld. Die Residenz soll jungen Künst- Sie gehörten zum ersten Jahrgang lerinnen und Künstlern, die Theater für des Residenzprogramms am Mouson- Um das zu begreifen und mit den ein noch jüngeres Publikum machen wol- turm. Im Februar 2016 ging es für sie Erkenntnissen künst­ len, die Möglichkeit ge- los. Gemeinsam mit zehn anderen jun- lerisch zu arbeiten, ben, erst einmal zu for- gen Theaterschaffenden besuchten sie nehmen Ravvina, die Janna Athena Pinsker schen. Fragen danach das Festival „Starke Stücke“. Sie haben in Gießen Angewandte & Wicki Bernhardt zu stellen, was sie viel über das Gesehene diskutiert und Theaterwissenschaft selbst auf der Bühne ihre eigenen ersten künstlerischen studiert, und Gan´ge, Heute mobben zeigen wollen, aber im- ­Positionen im Kinder- und Jugendthea- ­eine junge Regisseurin wir die Birds mer mit dem Gedanken ter gesucht. Im Sommer 2016 durften aus Lettland, am künst- an junge Zuschauer­ sie sich dann in den Probenräumen des lerischen Residenzpro- 5. 10. & 6. 10., 24. 10. innen und Zuschauer. Mousonturms ausprobieren. gramm „next generati- & 25. 10. 2017 ­„Jedes Kind kann on workspace“ am Mou- Mousonturm Kunst genauso begeg- Anfang März dieses Jahres haben sonturm teil. Sie sind nen wie ein Erwachse- sie ihre szenische Recherche in einem zwei von zwölf Beteilig- ner“, findet Ravvina. Try-Out präsentiert. Entstanden sind so ten, die dank einer Kooperation zwi- Ein Ansatz, der im traditionellen Kinder- vielversprechende szenische und cho- „next generation workspace“-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer erproben den Perspektivwechsel bei einer gemeinsamen Arbeitssession. schen dem Künstlerhaus und dem Inter- und Jugendtheater oft zu kurz komme. reografische Skizzen, dass die beiden Foto: Katrin Schander nationalen Theaterfestival für junges in das Programm der Tanzplattform Publikum „Starke Stücke“ ein Jahr lang „Für die Begegnung mit jungem Rhein-Main aufgenommen wurden. So lich glauben, dass es Jugendliche inte- ein Potenzial für ihre eigene künstle- Residenz zwischen Frankfurt, Darm- neue Formen und Ideen für Bühnenar- ­Publikum interessieren wir uns primär konnten sie seit diesem Sommer an ressiere“, sagt Bernhardt. rische Auseinandersetzung mit der stadt und Wiesbaden das zweiteilige beiten ausprobieren können, die sich an aus künstlerischer Sicht“, so Droß. ­ihrem Projekt weiterarbeiten, mittler- Bühne sieht. Projekt „Maku­latur“, das sich mit nicht ein junges Publikum richten. Die Über- ­Dieser Anspruch sei eine Möglichkeit, weile unter dem Titel: „Heute mobben Um das Aushalten genau dieser realisierten künstlerischen Ideen be- legung, Vorstellungen am Mousonturm die konventionelle Vermittlungsposition wir die Birds“, das sie im Oktober final Ambivalenz zwischen künstlerischem Bernhardt und Pinsker jedenfalls schäftigt. Es startet als interaktive auch einem jungen Publikum zugäng- des Kinder- und ­Jugendtheaters „fun­ präsentieren. Eine performative Ausei- und vermittelndem Anspruch gehe es finden es hervorragend und herausfor- ­Installation während des Tanzfestivals lich zu machen, sei der Kooperation damental zur Disposition“ zu stellen. nandersetzung mit dem, was Bernhardt beim Produzieren für ein junges Pub- dernd, „nicht immer auf der sicheren Rhein-Main in Frankfurt und Wies­ ­voraus gegangen, berichtet der Drama- Denn nichts fürchteten junge Zuschau- und Pinsker selbst auf der Bühne ­sehen likum, meint Droß. Das sei zwar an- Seite“ zu sein. Die Reaktionen der baden und entwickelt sich dann im turg Marcus Droß. Seit 2015 versucht erinnen und Zuschauer im Theater mehr wollen: „Wir haben versucht, uns dar- strengend, aber auch lohnenswert. ­Kinder seien sehr unmittelbar und oft Laufe der Spielzeit an mehreren Stati- die Initiative „All in“ sowohl junges als den erhobenen­ Zeigefinger. Und die an abzuarbeiten, dass wir als 32-Jähri- Denn es sei die Pflicht der Kunst, sich überaus kritisch. „Hier verhandeln onen zu einem Stück. Auch wenn sich ­Publikum als auch Menschen im Ren- Langeweile.­ ge etwas zeigen, wovon wir vermeint- immer wieder neu herausfordern zu eben alle, ob etwas funktioniert oder ­„Makulatur“ nicht exklusiv an ein jun- lassen. Lange genug seien junge Zu- nicht.“ ges Publikum wie die Projekte des schauerinnen und Zuschauer im Pro- „next generation workspace“ richtet, so gramm des Künstlerhauses „wie ein Auch Ksenia Ravvina ist wie färben die Erfahrungen, die ­Ravvina blinder Fleck“ behandelt worden. Nun ­Bernhardt und Pinsker mittlerweile dort gemacht hat, auf diese neue Pro- möchte der Mousonturm engagierten ­Residenzkünstlerin der Tanzplattform duktion ab. Sie hat nun noch stärker Nachwuchs fördern, der in den zu- Rhein-Main. Dort entwickelt sie im die Perspektiven und Erfahrungen des schauenden Kindern und Jugendlichen Rahmen ­einer städteübergreifenden Publikums mit im Blick.

21.10.2017 Tanzplattform Rhein-Main Kunst bewegt! Über 160 Tanz-Schnupperkurse zum Für die Tanzplattform Rhein-Main haben sich Künstlerhaus Mitmachen in Bad Homburg, Darmstadt, Mousonturm und Hessisches Staatsballett zusammenge- Frankfurt, Kelkheim, Oberursel, schlossen, um vielfältige Produktions-, Aufführungs- und Offenbach und Wiesbaden Vermittlungsformate zu entwickeln – sowohl für ein Tanz­ publikum und professionelle Tanzschaffende, als auch für Es gibt ihn wieder, den Tanztag Rhein- Tanzenthusiasten, die Lust haben, selbst zu tanzen. Einer Main. Alle sind eingeladen, an einem Tag von vielen Höhepunkten des Programms ist das Tanzfesti- in sieben Städten der Region in über 160 val Rhein-Main, das einmal im Jahr stattfindet. Die Ziele Schnupperkursen die unterschiedlichsten Tanzstile und ­aller Tanzplattform Rhein-Main-Aktivitäten: den Tanz in der Bewegungspraktiken auszuprobieren. Von klassischem Rhein-Main-Region nachhaltig stärken und Akteure und Ballett und zeitgenössischem Tanz über höfische Tänze, ­Institutionen miteinander vernetzen. © Maciej Rusinek Volkstänze unterschiedlicher Regionen bis hin zu Hip-Hop oder Swing: Der Tanztag bietet für jeden Geschmack Mehr Infos: ­etwas. Das für Deutschland einmalige Projekt führt nicht www.tanzplattformrheinmain.de nur vor Augen, wie vielseitig die Tanzlandschaft im Rhein- Main-Gebiet ist, sondern möchte Menschen unterschied- Die Tanzplattform Rhein-Main, ein Projekt von Künstlerhaus Herausragende Kulturinstitute Was wären Kunst und Kultur ohne Förderung? lichen Alters und unterschiedlicher Herkunft über die Städte- ­Mousonturm und Hessischem Staatsballett, wird ermöglicht durch brauchen herausragende Aufführungen. Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert grenzen bewegen. Zum Abschluss des Tages treffen sich den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und gefördert vom Kulturamt die Kulturlandschaft der Region seit 2007 mit bisher rund 47 Millionen Euro. alle zu einem großen Tanzfest im Künstlerhaus Mousonturm. der Stadt Frankfurt am Main, dem Hessischen Ministerium für Wis- senschaft und Kunst und der Stiftungsallianz [Aventis Foundation, Informationen und Anmeldung unter Getragen wird der gemeinnützige Fonds vom Land Hessen, von Frankfurt am Main, dem Hochtaunuskreis und dem Main-Taunus-Kreis, Darmstadt, Wiesbaden, Hanau, BHF BANK Stiftung, Crespo Foundation, Dr. Marschner-Stiftung, Bad Vilbel und Offenbach am Main. Weitere herausragende Kunst- und Kulturprojekte finden Sie unterwww.kulturfonds-frm.de / Facebook / Twitter / Newsletter www.tanzplattformrheinmain.de ­Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main]. ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG KÜNSTLERHAUS MOUSONTURM SAMSTAG, 2. SEPTEMBER 2017 SEITE 5 – TanzFESTIVAL RHEIN-MAIN – Tickets: www.mousonturm.de Der Tänzer in dir Hip-Hop und Urban Dance Steve Reich, so lebendig wie noch nie: Der französische Choreograf Sylvain Groud bringt für „Music for 18 Musicians“ 150 Mitwirkende zusammen. als Spiegel der Kommunikation Bruno Beltrão eröffnet mit „INOAH“ das zweite Tanzfestival Rhein-Main im Frankfurt LAB. Auch William Forsythe Von Thomas Hahn ­Alive“, oder mit dreimal so vielen, wie stand Pate für das neue Stück des brasilianischen Starchoreografen. in „Music for 18 Musicians“. Denn sei- Sylvain Groud ist kein Mann für ge- ne eigentliche Leidenschaft ist die Be- wöhnliche Tanzstücke. Mal führt er Tän- ziehung zwischen Tanz und Musik. Mal Von Helmut Ploebst zerinnen und Tänzer, Zuschauerinnen experimentiert er mit live gespielter und Zuschauer in ein Altersheim, mal elektronischer Musik, mal wirft er sich Eigentlich wollte Bruno Beltrão die zehn auf eine Wiese. Er stand im Duo mit der mit einer Leinwandgröße (Bénénice Tänzer seiner Grupo de Rua auf einem Schriftstellerin Maylis de Kerangal auf ­Béjo) in Strawinskys „Le Sacre du Prin- überdimensionalen Laufband tanzen der Bühne, er realisier- temps“, wofür beide ge- lassen, um mit dieser Situation das Mo- te in der Universitätskli- meinsam in den Studios tiv der gegenwärtigen globalen Massen- nik von Rouen mit dem Sylvain Groud/ der Pariser Oper probten. bewegungen einzufangen. Dieser Traum Videokünstler Grégoire Compagnie MAD hat sich für den brasilianischen Choreo- Korganow „Getanzte In „Music for 18 grafen, einem Spezialisten der Überset- Chroniken“ zum Kran- Music ­Musicians“ findet seine zung von Breakdance auf Bühnenorte, kenhausalltag. Und er for 18 Musicians soziale Ader den direk- zwar nicht erfüllt. Doch der Schauplatz verschreibt sich, mehr ten Draht zur musika­ von „INOAH“ ist ein Studio mit projizier- und mehr, der gelebten 27. 10. 2017 lischen Leidenschaft. ten Oberlichtfenstern geworden, durch und getanzten Begeg- Hessisches Staats­ Wenn 150 Menschen die Teile von Bäumen, Stromleitungen nung mit dem Publi- theater Wiesbaden ­aller Generationen, Hin- und ein wenig Himmel eine Ahnung von kum. tergründe und Vorbe­ Außenwelt und Tageszeit vermitteln. 31. 10. 2017 halte gemeinsam entde- Groud teilt das Staatstheater cken, dass man zu ­Steve Die Männergruppe, die sich in die- ­Theater nicht in Bühne Darmstadt­ Reich, live gespielt vom sem Studio trifft, bringt das Flair der und Saal auf, er teilt die Ensemble LINKS, so Straße mit. Ihre Mitglieder sehen aus Bühne mit den Zuschau- richtig rocken und swin- wie junge Kerle auf der Suche nach ei- ern. Der Mittvierziger aus der Norman- gen kann, dann lässt Sylvain Groud sei- nem Platz im Leben und auf der Welt. die bringt als Choreograf eine soziale ne bisher höchste Welle auf die Bühne Durch die Art, wie sie sich kleiden und Ader zum Ausdruck, die sich ganz schwappen. Da wird vorab alles bes- verhalten, wollen sie ihre soziale Exis- und gar in zwei Idealen der französi- tens organisiert und strukturiert, da- tenz nach außen hin definieren. Der schen Republik wiederfindet, „égalité“ mit am Ende das Publikum spontan in Breakdance, entstanden vor gut vier (Gleichheit) und „fraternité“ (Brüder- den Tanz eingreifen kann. Groud Jahrzehnten in wenig privilegierten lichkeit). Und das bedeutet: Selbstlosig- wünscht sich, dass jeder­ den natür­ Stadtteilen von New York City, stellt keit. Und mehr. lichen, ursprünglichen Tanzimpuls in ­seinerseits bereits eine Übersetzung sich selbst wiederfindet, der durch die von sozialer Alltagskommunikation in Zwischen Coolness und Verletzlichkeit. Die Tänzer in Bruno Beltrãos Stück „INOAH“ überraschen mit einem außergewöhnlichen Einsatz von Man muss schon ein wenig verrückt Regeln des Berufsverkehrs oder das ästhetische Abstraktionen dar. Hoch­ Power Moves aus dem Break Dance. Foto: Kerstin Behrendt sein, um das Publikum mit Themen wie ­Gedränge in den Einkaufszentren ab- performativ ist dabei der Gestus der Alter und Krankheit zu locken. Nicht handen kam. Deshalb die pulsierende, (Selbst-)Behauptung, etwa durch zung mit der Art, „wie wir miteinander Im Vergleich zu „CRACKz“ lässt Verhältnisbildungen hineinwirkt. Das umsonst nennt er seine Kompanie: hypnotische Musik Steve Reichs. Des- eindrucks­volle „Power Moves“ wie das kommunizieren und in einen Dialog zu- „INOAH“ eine kulminative Verdichtung „show off“ des Street Dance spielt im- MAD. In Großbuchstaben. Anstatt den halb die klaren, einfachen, für alle zu- Überkopfdrehen auf einer Hand. einander treten“. Genau dieses Motiv der räumlichen Bezüge zwischen den mer noch eine wichtige Rolle, obwohl Weg der Bequemlichkeit zu suchen, gänglichen choreografischen Gesten, steht immer wieder hinter seinen ver- Tanzenden erkennen – durch Verstär- deutlich zu sehen ist, wie sehr sich der empfängt er Amateure aller Art mit die von den Tänzerinnen und Tänzern „Uns hat in der Recherche beson- meintlich abstrakten früheren Stücken ken und Loslassen der Spannung oder Choreograf und seine Tänzer um Durch- ­offenen Armen, ganz im Sinn einer der Kompanie zunächst in Workshops ders das Im-Verhältnis-Stehen beschäf- wie „H2“ (2005), „H3“ (2008) oder das Wechselspiel von dringungen der tradier- ­‚inklusiven’ Philosophie. auf 150 Personen und schließlich wäh- tigt – zueinander und zur Welt“, sagt „CRACKz“ (2013, das war die erste in Gruppen- und Einzel­ ten Breakdance-Moves rend der Aufführung auf das gesamte Beltrão. Seine früheren Arbeiten „haben Frankfurt gezeigte Arbeit Beltrãos). aktionen. Wie bei Bruno Beltrão, bemühen, ohne das Risi- Er kann es mit fünfundvierzig sin- Publikum übertragen werden. So wird keine expliziten Themen verhandelt“, „N.N.N.N.“, doch Forsy- Grupo de Rua ko aus den Augen zu las- genden und tanzenden Amateuren auf- das Repetitive der Musik zum Schlüs- aber Hip-Hop und Urban Dance seien Dieses wird stets flankiert von Ver- thes Figuren treten im sen, dass dabei die nehmen, wie in seinem Stück „Come sel des Einmaligen. wunderbare Mittel zur Auseinanderset- suchen über Verräumlichung und Ver- Gegensatz zu jenen in INOAH Glaubwürdigkeit dieses ortung – nicht nur in der Übersetzung Beltrãos Stück als neut- 16. 10. & 17. 10. 2017 sehr spezifischen Tan- auf die Bühne, sondern auch in der rale Repräsentationen zes aufs Spiel gesetzt ­Erörterung von Raumspannungen zwi- auf. Frankfurt LAB werden könnte. schen den Körpern, die sich bei tänze- rischen Untersuchungen zwischen- Pointiert gesagt: Die Beziehungen Statt auf das Laufband setzt Bruno­ menschlicher Kommunikation beinahe zwischen den vier Männern von Beltrão bei „INOAH“ – der Titel ist der zwingend ergibt. Bei Beltrão erfährt die- „N.N.N.N.“ ist auf die Bewegungsver- Name der Stadt Inoã, in der dieses se Investigation eine durch den Street hältnisse zueinander gerichtet. Beltrão Stück entwickelt wurde – seinen Tanz Dance getriggerte Verstärkung. Dabei hingegen fügt eine Spannung von ­Kodes „vor den Hintergrund des politischen wird auch verständlich, warum sich der dazu, die sich in auffälligen Kostümie- Chaos in Brasilien“. Auch dieses prägt Choreograf auf William Forsythes Stück rungen und Tätowierungen äußert und die Bewegungen der zehn Männer in „N.N.N.N.“ aus dem Jahr 2002 bezieht. direkt in die Muster der tänzerischen ihrem Studio. Plastisches Porträt Isabelle Schad hat der Tänzerin Lea Moro ihr „Solo für Lea“ auf den Leib choreografiert

Von Elena Philipp schon länger – getanzt hat sie im klas- dige Skulptur. Plastisch formt sie Moros sischen Ballett und bei der Brüsseler Körper, mit knetend-wogenden Bewe- Eine Studie in Minimalismus, ein phy- Compagnie Ultima Vez, sie ist ausgebil- gungen: Muskelstränge treten hervor, sisches Porträt und eine Skulptur in Be- dete Zen-Shiatsu-Praktikerin, hat sich Rückenwirbel wölben sich unter der wegung ist das „Solo für Lea“. 2016 hat mit Embryologie und Body-Mind-Cente- ­monochromen Haut, anatomische Struk- es Isabelle Schad eigens ring befasst, trainiert turen werden zu verschatteten Mulden für die Tänzerin Lea Aikido. Daneben prägt und lichten Erhebungen. Glieder, gro- ­Moro choreografiert, um Isabelle Schad ein bildnerisches Inter- tesk gerundet, die Materialität von Haut die Rhythmen, Kontu- Solo für Lea esse ihr Werk, das seit und Haar: An Gemälde von Francis ren, Farben und Energi- jeher im Grenzbereich ­Bacon, Plastiken von Henry Moore oder en ihres Körpers aufzu- 19. 10. & 20. 10. 2017 von Tanz, Performance Ingres’ „Odaliske“ lassen die Formun- „SUNNY“ ist ein weiteres Highlight des Tanzfestivals Rhein-Main: Choreograf Emanuel Gat und Awir Leon, Star der französischen Elektro-­Szene, spüren. Reduziert sind Mousonturm und Bildender Kunst na- gen denken. Schad selbst erwähnt schaffen einen fulminanten Tanzabend, der zum gleichnamigen Hit von Bobby Hebb Musik und Tanz auf vielschichtige Weise zusammen- die Bühnenelemente: vigiert. Auch im „Solo ­Picassos „Zeichnungen aus einem bringt. 24.10. Foto: Dajana Lothert Moros Körper, schwarz für Lea“ transformiert Strich“. So skizzenhaft und doch in sich gekleidet bis nackt, das Gesicht stets Isabelle Schad die fleischliche Appara- geschlossen wirkt auch das „Solo für ­abgewandt, steht, kniet und liegt auf tur und ihre Mechanik in eine leben­ Lea“ – ein vollendeter Entwurf. ­einem niedrigen Podest. Dämmrig blau bis fahl golden ist das Licht von Bruno Breakdancer im Bestiarium Pocheron, der Sound von Damir Tanzfestival Rhein-Main Antony Hamilton und Alisdair Macindoe werden in „Meeting“ zum Tänzer-Zwilling ­Simunovi´ć erinnert an Maschinelles, an Natur, ein anonymes Surren, Rattern, 16.10. – 31.10. in Darmstadt, Frankfurt und Wiesbaden Reiben, Klacken über einem flächig-ton- Von Sandra Luzina läufe präzise ineinander wie bei Fließ- hat das fast etwas Dadaistisches. losen Klang, mitunter Regen. 16.10. – 28.10. / Mousonturm & Hessisches Staatstheater Wiesbaden / ravvina/veit: Makulatur bandarbeitern. Offensichtlich sind die Schließlich zwängen sie sich durch ­eine 16. & 17.10. / Frankfurt LAB / Bruno Beltrão, Grupo de Rua: INOAH Wie in einem verzauberten Spielzeugla- Performer auch beeinflusst von den Lücke und entkommen dem magischen Mit repetitiven Bewegungen fokus- den fühlt man sich gegen Ende der Per- Techniken des Popping und Locking, die Klangkreis. siert Isabelle Schad einzelne Körperre- 17. & 18.10. / Staatstheater Darmstadt / Helena Waldmann: Gute Pässe Schlechte Pässe formance „Meeting“. Und die beiden man aus dem Breakdance kennt. Aller- gionen der Tänzerin: Anfangs rotiert 18. – 20.10. / Mousonturm / Olivia Hyunsin Kim: Miss Yellow and Me australischen Tänzer und Choreografen dings bewegen sie sich so langsam, als Die Maschinchen, „drum tapper“ Lea Moro ihren Oberkörper minuten- 19. & 20.10. / Mousonturm / Isabelle Schad: Solo für Lea Antony Hamilton und Alisdair Macin- hätte man ihnen eine Dosis Tranquili- genannt, werden mit Metallrohren lang von rechts nach links, die Unter- 21.10. / Rhein-Main-Region / Tanztag Rhein-Main 2017 doe wirken wie große Jungs, die kurio- zer verabreicht. Uner- ­aufgerüstet und neu arme über dem Kopf zusammengelegt. se Maschinchen in Stellung bringen – bittlich geben die Ma- im Raum platziert. In kaum merklicher Veränderung ver- 24.10. / Frankfurt LAB / Emanuel Gat & Awir Leon: SUNNY Klangobjekte, die mehr und mehr ein schinchen den Takt vor. Antony Hamilton, Wie feindliche Armeen schränken sich Hände, liegen auf 24. & 25.10. / Mousonturm / May Zarhy & Hermann Heisig: Next to Near Eigenleben führen. Zu Beginn der Auf- Alisdair Macindoe stehen sie sich nun Schulterblättern, tauchen unter den 24. & 25.10./ Mousonturm / Bernhardt/Pinsker: Heute mobben wir die Birds führung sind diese 64 computergesteu- Die Disziplinierung ­gegenüber. Das anfäng- Kragen als seien sie eigenständig, ver- 25.10. / Staatstheater Darmstadt / SOL Dance Company - Eyal Dadon: Work in Progress erten Automaten im Kreis angeordnet. des Körpers ist immer Meeting liche Klopfen und huscht zwar, aber selbstbestimmt. Ein 26.10. / Wartburg Wiesbaden / Antony Hamilton & Alisdair Macindoe: Meeting Antony Hamilton und Alisdair Macin- sichtbar, doch man spürt 26. 10. 2017 ­Ticken geht in seltsa- Tanz der Körperglieder, des Torsos 26. & 29.10. / Hessisches Staatstheater Wiesbaden / Tim Plegge: Eine Winterreise doe sind eingeschlossen in diesem auch das Verlangen, sich Wartburg Wiesbaden mes Schnarren und dann, der Rückenlinie. Intim und sach- Klangkreis und bewegen sich mit mini- einen größeren Frei- Klingeln über. Der Dia- lich. Unbemerkt verrinnt die Zeit, im 27.10. / Hessisches Staatstheater Wiesbaden / Cie MAD: Music for 18 Musicians malen Bewegungen zu den geklöppel- raum zu verschaffen. log von Mensch und meditativen Fluss von Körperhaltun- 28.10. / Wartburg Wiesbaden/ Christoph Winkler: Urban Soul Café ten Rhythmen: Tanzroboter in der Test- Wenn Hamilton und Macindoe unabläs- Maschine mündet im Absurden. Am gen, von denen eine aus der anderen 28. & 29.10. / Hessisches Staatstheater Wiesbaden / SOL Dance Company - Eyal Dadon: Sale phase. Macindoe überragt zwar den sig den Takt zählen, scheint die Perfor- Ende sind die Tänzer überflüssig und hervorgeht. Pose um Pose: Entwickelt kleinen, kompakten Hamilton, doch bei- mance vollends in der Kälte der Mathe- verlassen die Bühne, während die hat Schad das „Solo für Lea“ aus Shiat- 31.10. / Staatstheater Darmstadt / Cie MAD: Music for 18 Musicians de mutieren fast zum Tänzer-Zwilling. matik aufzugehen. Doch der Abend ­unbelebten Klangobjekte auf wunder- su-Haltungen, die den Energiefluss in Tickets und weitere Informationen unter Anfangs bewegen sie sich meist syn- kippt noch ins Irrationale. Wenn die same Weise weiterhin miteinander zu den Meridianen anregen sollen. Soma- www.tanzplattformrheinmain.de und auf den Websites der jeweiligen Häuser. chron, dann greifen ihre Bewegungsab- Tänzer Wörter zerlegen und verdrehen, kommunizieren scheinen. tische Techniken nutzt Isabelle Schad SAMSTAG, 2. SEPTEMBER 2017 KÜNSTLERHAUS MOUSONTURM ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG Tickets: www.mousonturm.de – Theater – SEITE 6

Theater x 6 Das Theater-Abo Der Chor im Zeitalter am Mousonturm „Diese einfache Verwandlungsges- te, diese Großzügigkeit des ‚Nur für seiner technischen euch’, dieses gemeinsame So-tun- als-ob: Das ist die Magie des The- aters, das macht Theater macht- voll, und deshalb brauchen wir es Reproduzierbarkeit – jenseits aller Politik.“ Mit dieser Formel erklärte der Schweizer Star- Die Frankfurter Regisseurin Susanne Zaun hat so eine Art. Eine Art, die Sprache regisseur Milo Rau zuletzt auf dem Berliner Theatertreffen seine Fas- im Chor zu spiegeln. Und die schlägt wohl auch bei ihrem neuen Stück kräftig durch: zination für das Theater. In seiner „It’s not over until the fat lady sings“. vielfach ausgezeichneten Inszenie- rung „Five­ easy Pieces“ (Abo-Ter- min: 9.9.) sind es belgische Schul- Von Peter Michalzik lustiger war, dass jetzt kam, worauf liches, humorvoll-chorisches Spiel- und kinder, die aus dieser Haltung her- man schon so lange gewartet hatte. Es Sprechprojekt. aus das gesellschaftliche Tabu und Man wusste ganz genau, dass es so kom- war lustig, dass man darüber lachen das kollektive Schweigen über den men würde, und dann war es doch ein musste, dass man schon vorher wuss- Dabei arbeitet sie fast immer mit Kindermörder Marc Dutroux bre- großartiger Moment. Viele Male hatte te, dass man gleich würde lachen müs- Marion Schneider zusammen. Kennen- chen und auf die Bühne bringen Judith Altmeyer „Guten Abend“ gesagt, sen. Das Lachen war so wenig spontan gelernt haben sich die beiden beim (siehe Seite 2). hatte gesagt, dass sie Judith Altmeyer und unerwartet wie ein Hering in der Studium der Angewandten Theater- heißt, hatte zu einer neuen Rede ange- Dose – aber, und das ist das, was ich wissenschaft in Gießen, vor mehr als Das aktuelle Theater-Abo für die setzt und diese den Zaun-Effekt zehn Jahren. Damals arbeiteten sie an neue Saison des Mousonturms präsentiert Ausnahmeinszenierun- dann auch ausge- nennen möchte: es „Dreckig tanzen“. Vielleicht erinnert gen wie diese zusammen mit Ur- führt, hatte ge- Susanne Zaun & war umso lustiger. sich mancher an den Film „Dirty Dan- aufführungen und Gastspielen von sagt, dass heute Marion Schneider cing“ und kennt jemanden, der bei die- besonderer Intensität und künst­ Abend nur sie Susanne Zaun sem Film die Dialoge, die schlecht lerischer Handschrift. So ist der sprechen werde. It’s not over until hat so eine Art. Sie übersetzten deutschen Synchrondialo- chilenische Autor und Regisseur Und viele Male the fat lady sings oder hat so eine Art, ge, auswendig kannte. Darum ging es Guillermo Calderón mit der Insze- war es auch genau die Sprache im damals. nierung „Mateluna“ (14.11.) erst- so gewesen. Der Chor im Zeitalter Chor zu spiegeln, mals zu Gast (siehe Artikel unten). seiner ­technischen sie auseinander- Seitdem arbeiten sie zusammen, Dem bodenlosen Abgrund des The- Dann kam der Reproduzierbarkeit zunehmen, sie in mit einem immer größer werdenden aters widmet sich das Regie-Duo Chor. Der Chor ihrer Bedeutungs- Kreis von Bühnenkomplizinnen und Susanne Zaun und Marion Schnei- war ein Frauen- 15. – 17. 12. 2017 vielfalt schillern -komplizen, hatten sich auch mal ge- der. Ihr virtuoses Chor-Ensemble quartett und erin- Mousonturm zu lassen, sie ge- trennt und wieder zusammengefunden. tritt auf in „It’s not over until the fat nerte an eine Girl- gen das Bollwerk Dabei sind sie durchaus unterschied- lady sings oder Der Chor im Zeital- group. Der Chor moderner Massen- lich. Susanne Zaun macht die Texte, ter seiner technischen Reproduzier- sagte: „Guten Abend! Mein Name ist kultur anrennen zu lassen. Es ist nun ­Marion Schneider hatte länger am Stadt- barkeit“ (16.12.; siehe Artikel rechts). ­Judith Altmeyer und heute Abend mal nicht ganz gewöhnlich, Chor und theater gearbeitet, und doch verstehen Rassismus und Postkolonialismus ­spreche nur ich.“ Da ex- und implodier- Comedian, diesen angeblich impro­ sie sich blind – intuitiv, wie beide sagen.­ sind die zentralen Themen im Werk te das kleine Theaterstück mit dem lan- visierenden und publikumsnahen Von Anfang an arbeiten sie mit und Erhellend, intelligent und witzig: Susanne Zaun und Marion Schneider lassen in ihrem neuen des südafrikanischen Regisseurs gen Titel „Dieser Witz trägt einen Bart. ­Alleinunterhalter, gegeneinander an- über den Chor. Gibt es nichts Wichtige- Stück Chor und Comedian gegeneinander antreten. Foto: Jana Mila Lippitz Brett Bailey. Mit Migranten und Ak- Der Chor und seine Beziehung zum treten zu lassen. res, werden sie manchmal gefragt. Sie tivisten aus dem Nahen Osten, ­Unbewussten“, war die Behauptung des haben es auch schon selbst gedacht, keit“, wieder am Mousonturm, wo sie sich Interessant wird sein, wie sich die dem afrikanischen Kontinent und ausschließlichen Sprechens in Splitter Sie hat so eine Art, mit den Dingen ­waren dann aber immer wieder zurück- schon etwas zuhause fühlen. Es geht, Textarbeit von Zaun, immer weiter weg Europa inszeniert er in „SANCTUA- zerplatzt, und waren der Chor, klar, zu spielen, die erhellend ist, intelligent, gekehrt. Es hat halt einen Chor ge- klar, um den Chor, er wird wieder Unter- von vorgefundenem Alltagsmaterial und RY“ (25.1.) im Frankfurt LAB bild- aber auch der Witz, der Bartträger vor allem aber Spaß macht. Sie unter- braucht. Beim Schreiben, sagt Susanne suchungsobjekt und Forschungsinstru- seiner Collagierung und Aneignung, hin starke Szenerien vom ungewissen ­(vulgo: Mann), Sigmund Freud (Bart­ sucht Sprecherposition, Geschlechter- Zaun, habe­ sie den Chor im Kopf, seine ment zugleich sein, es geht um den Chor zu selbst Geschriebenem, auswirkt. Dasein Geflüchteter. träger!) und sein Unbewusstes dort, wo rolle, Wortmechanismus und Kultur- Klangmöglichkeiten im Ohr. angesichts unbegrenzter digitaler Ver- Ganz und gar überraschend wird sehr Die britische Theaterlegende sie hingehören: mitten im Spiel. konvention. Zwischen Wiederholung vielfältigung, es geht um die Loslösung wahrscheinlich die Bühne bzw. das Büh- Forced Entertainment wurde 2016 und ­Variante, Intelligenz und Bühnen­- Nun also kommt „It’s not over until des Chorischen von den Körpern, um die nenbild – und deswegen bricht dieser mit dem weltweit wichtigsten The- Es war lustig, dass jetzt alle sag- lust, Performance und Unterhaltungs- the fat lady sings oder Der Chor im Zeit- technische Verstärkung und wahrschein- Text auch an dieser Stelle ab. Augen auf aterpreis, dem Ibsen-Award, prä- ten, dass nur sie sprechen, aber noch show verfolgt sie ein subversiv-weib­ alter seiner technischen Reproduzierbar- lich um das Spiel damit. bei der Stückwahl! miert. Stilprägend, klug, komisch und dabei todernst mischt das Kol- lektiv seit 30 Jahren das Gegen- wartstheater auf. Nun verschanzt sich Forced Entertainment im ­Bockenheimer Depot, um dort das Ästhetik des Widerstands Theater wieder einmal neu zu er- finden. Diese Uraufführung (27.4.) Poetisch und politisch: Der chilenische Autor und Theaterregisseur Guillermo Calderón ist zugleich auch die Premiere ei- ner neuen Kooperation zwischen kommt mit seinem jüngsten Stück über den Stadtguerillero Jorge Mateluna erstmals Künstlerhaus Mousonturm und nach Frankfurt. Schauspiel Frankfurt, die ab 2018 alljährlich eine Gemeinschaftspro- duktion im Bockenheimer Depot Von Matthias Pees Schauspielern Stücke, in denen diese zu Was Tatsache ist und was Fiktion in den herausbringen. Figuren werden, die politisch politi- Schilderungen der Schauspieler-Figu- Politisches Theater machen oder poli- sches Theater machen. Und das ist mit- ren in „Mateluna“, bleibt natürlich im Der Schweizer Regisseur Boris tisch Theater machen: viel wurde in jün- unter sehr poetisch. Unklaren, nur so viel ist klar: das Stück ­Nikitin und sein Ausnahmesolist gerer Zeit diskutiert über diesen feinen „Escuela“ gab es wirklich, es gastierte ­Julian Meding lösen sich in „Hamlet“ Unterschied. Und über die oft große Und nicht nur das. Komplex ist es vor drei Jahren bei „Theater der Welt“ (9.6.) von Shakespeares Vorlage, ­Diskrepanz zwischen dem gesellschaft- auch und hochintelligent, dialektisch in Mannheim. Aber da damals alle be- um das Theater als Ort der Soli­ lich relevanten Inhalt, Thema und verstiegen und auf vielen Ebenen inei- teiligten Schauspielerinnen und Schau- darität zu befragen. Das scho- ­‚Ergebnis’ eines Stücks oder Theater­ nander verschachtelt, dabei höchst spieler den ganzen Abend über ver- nungslose Aufbegehren des Hel- den gegen die Wirklichkeit wird so projekts einerseits und der emanzipato- ­unterhaltsam und zum Verzweifeln mummt blieben (ebenso wie die mitein- zu einem existenziellen Prinzip, um rischen Bewusstmachung von Arbeits- ­komisch. Auch bietet es Anlass zu ander trainierenden Guerilleros in den gerade seine vermeintlich unüber- strukturen und Prozessen andererseits Missverständnissen. „Freiheit für ­Jorge 1970ern, die sich gegenseitig nicht er- windliche Isolation radikal infrage – aus der neue Formen und Ästhetiken Mateluna“ etwa skandieren die Akti- kennen sollten, um sich im Falle ­einer zu stellen. ja ebenso hervorgehen können wie ein visten, die regelmäßig am Ende der Festnahme nicht denunzieren zu kön- anderes Verständnis von Repräsen­- Aufführungen von Cal- nen), ist schwer zu über- Das Theater-Abo des Mousonturms tation in der Kunst, in Politik und Ge- deróns jüngstem Stück prüfen, ob es in „Mate- mit 6 Stücken gibt es online auf sellschaft. Der 46-jährige chilenische mit dem Titel „Matelu- Guillermo Calderón luna“ noch dieselben www.mousonturm.de sowie an den Autor und Theaterregisseur Guillermo na“ in Santiago de ­Chile sind wie in „Escuela“. Vorverkaufs- und Abendkassen zu Mateluna 66 Euro, ermäßigt 44 Euro, noch Calderón ist Spezialist für beides: er ent- von ihren Sitzen sprin- ­Jedenfalls spielen sie bis 9.9. Identität unbekannt! Das Stück „Mateluna“ bewegt sich an der Grenze zwischen Fiktion und wirft, entwickelt und schreibt gemein- gen und entsprechende 14. 11. & 15. 11. 2017 uns nochmal einen Aus- Realität. Foto: Dorothea Tuch sam mit seinen Schauspielerinnen und Transparente entrollen, Mousonturm schnitt aus „Escuela“ als wäre ihnen der vor. Vermummt. Abend nicht eindeutig genug in der Parteinahme für den Dann berichten sie, was nach „Es- ­aktuell wegen Bankraubs inhaftieren cuela“ geschah. Jorge Mateluna wurde Genossen und vormaligen Stadtgueril- festgenommen: wegen Bankraubs. Von Achterbahn fahren im Theater lero gegen Pinochets Militärdiktatur. fadenscheinigen Videoaufnahmen nicht Unter den chilenischen Theaterkri­ zweifelsfrei überführt, lag der Verdacht Nach der Erfolgsproduktion „Germinal“ kehren der ­Theatermacher Antoine Defoort und L’Amicale de pro­duction mit tikern hingegen bemängeln einige, der nahe, hier würde ein ehemaliger Frei- einem neuen Stück an der Grenze zwischen Philosophie und Theater an den Mousonturm zurück. hochbegabte Autor habe sein heraus­ heitskämpfer für ganz andere Taten und ragendes Talent für ein politisches Überzeugungen ideologisch motiviert Pamphlet geopfert. Beide Seiten ver- zur Rechenschaft gezogen. Doch auf den Von Anna Wagner Radio übertragen.“ Diese Begrüßung hat nektivtät“, so Defoort. „Alles ist schein- Lagerfeuers auf der Bühne am Leben, kennen Calderóns Absichten. Obwohl öffentlichen Aufschrei, das politische es in sich. Sie bringt die Grundpfeiler bar mit allem verbunden.“ Ihn interes- als zeitgenössische Variante des Urbilds diese doch so explizit vorgeführt und ­Engagement und mehrere aufrüttelnde Die Stücke des belgisch-französischen des Theaters ins Wanken. Das Schauen siert, welche Formen von Gemeinschaft für menschliche Gemeinschaft und durchverhandelt werden wie selten neue Stückideen der linken Theatergrup- Künstlers Antoine Defoort sind wie eine­ ist dem Schauspiel bereits im Namen und Empathie in dieser Situation mög- Wärme. im Theater. pe folgt ein Wechselbad der Stimmun- Achterbahnfahrt. Sie wirbeln die Sinne als zentrale Sinnes­ lich sind. Und so ver- gen, Meinungen und Gefühle; es tauchen und das Denken durcheinander und erfahrung einge- wundert es nicht, Defoort und seine drei Mitstreiter Auf der Bühne sehen wir eine sogar Hinweise auf, Mateluna könne tat- ­machen dabei großen Spaß. In einem schrieben. In dieser L’Amicale de production dass die Technologi- schaffen einen überraschenden und tief- Gruppe von Schauspielern, die uns in sächlich der Bankräuber sein… Schließ- Bruchteil von Sekunden werden Sicher- Produktion wird sie en, die zu dieser er- sinnigen Erfahrungsraum, in dem die mehreren Kapiteln über Entstehung lich platzt ein Stückauftrag aus Europa heiten, Codes und Konventionen des einem Teil des Pub- Wir überqueren die höhten Verbunden- Grenzen zwischen dem Hier und dem und Hintergründe des laufenden Thea- herein, das Berliner HAU (Hebbel am Theaters über den Haufen geworfen. Das likums, das alleine Brücke erst, wenn wir heit führen, in sei- Anderswo, Eigenem und Fremdem, Sein terstücks aufklären. Die Entstehung Ufer) möchte von Calderóns Truppe Publikum befindet sich im freien Fall. am heimischen Com- sie erreicht haben ner neuen Produkti- und Schein verschwimmen. Trotz aller des Stücks ist das Stück. Ein paar Stü- ­eine Dramatisierung der „Ästhetik des Dabei fängt es meist ganz einfach an, puter sitzt, entzogen. on nicht, wie üblich, Verbundenheit bleibt am Ende der Zwei- cke zuvor, so erfahren wir, haben die Widerstands“, oder wenigstens eine süd- so auch in „Wir überqueren die Brücke 27. 9. & 28. 9.2017 aus dem Theater ver- fel, ob es die unsichtbaren Zuhörer wirk- Schauspieler „Escuela“ („Schule“) auf- amerikanische Aktualisierung, zum erst, wenn wir sie erreicht haben“ (Ori- Auch das viel Mousonturm bannt, sondern zu lich gab. Den räumt nur aus, wer sich geführt, einen Abend über die klandes- hundertsten Geburtstag von Peter Weiss! ginal: „On traversera le pont une fois gepriesene gemein- zentralen Mitspie- unter www.ontraverseralepont.com für tinen Trainingsmethoden der chile­ Passender hätte es ja gar nicht kommen rendus à la rivière“), das Defoort mit same Erleben im lern werden. Per eine weitere Vorstellung von „Wir über- nischen Stadtguerilla während der können. Dabei sind wir schon mitten in drei Kollegen entwickelt hat. Zwei da- Theater, die sogenannte leibliche Koprä- ­Mobiltelefon treten die Zuschauenden queren die Brücke erst, wenn wir sie ­Diktaturzeit, und bei der Recherche zu einer Art Marat/Sade… von stehen mit Schildern am Bühnen- senz von Zuschauern und Akteuren, mit den Zuhörenden indirekt in Verbin- ­erreicht haben“ anmeldet – und die „Escuela“ hat ihnen Jorge Mateluna, rand: „Herzlich willkommen. Die Vor- scheint hier obsolet zu werden. „Wir dung. Über eine Nummer halten sie ge- ­Achterbahnfahrt noch einmal erlebt, ­damals noch auf freiem Fuß, ein Inter- So sind die Stücke von Calderón: er- stellung des heutigen Abends wird per ­leben in einem Zeitalter der Hyperkon- meinsam die Flamme eines künstlichen aus ganz anderer Perspektive. view gegeben über diese Praktiken. hellend verwirrend. ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG KÜNSTLERHAUS MOUSONTURM SAMSTAG, 2. SEPTEMBER 2017 SEITE 7 – Theater und Musiktheater – Tickets: www.mousonturm.de

Von Máté Csabai des gesamten Werkes nicht bestreiten. Mundruczó verewigt sowohl das Schöne Musiktheater x 6 Durch eine außergewöhnliche Ver- als auch das Hässliche und sucht den Das geht dich an Das neue Musiktheater- flechtung von Theater, Video und Mu- hinter den Blicken verborgenen Men- Kornél Mundruczó ist Ungarns radikalster Regisseur und Autorenfilmer. In seiner sik nimmt sich Kornél Mundruczó eines schen – jenen, der mitten in der existen- Abo am Mousonturm ­Insze­nierung von Schuberts „Winterreise“ vereint er Dokumentarmaterial aus Flücht- Themas an, das aufgrund seiner Aktu- tiellen Unsicherheit auf Veränderung hofft. Zwischen den etablierten musika- alität eine direkte Stellungnahme ein- lischen Genres lauert jede Menge lingslagern und den Liederzyklus in Hans Zenders zupackender Orchesterfassung fordert. Ob er durch die Bildmontagen Hans Zender hat Franz Schuberts Unerhörtes: Das neue Musikthea- zu einem anklagenden Plädoyer für die Menschlichkeit. Eine Theaterkritik aus . von Flüchtlingen eine allgemeine Bot- Liederzyklus „Winterreise“ 1993 für ter erforscht Klangwelten, die sich schaft oder eher deren Botschaft durch Kammerorchester im Auftrag des En- der Wahrnehmung zu entziehen einen allgemeingültigen Liederzyklus semble Modern arrangiert. Bei der deut- scheinen und zugleich vehement vermitteln will, ist vielleicht nebensäch- schen Erstaufführung von Mundruczós ins Geschehen einmischen. Stür- lich: Mundruczó hat die Migranten in Inszenierung im Frankfurt LAB, die der misch, lebendig, vielschichtig ­fluten Ungarn mit der Kamera begleitet, auf Mousonturm in Kooperation mit der in den kommenden Monaten die ihren Märschen entlang der Autobahn, ­Alten Oper im Rahmen des Musikfests Klänge die Bühnen des Mouson- in Flüchtlingslagern, er zeigt die be- 2017 an zwei Abenden zeigt, spielen nun turms. Nie zuvor war das Programm so musikalisch und divers zugleich. scheidenen Zimmer, die verschmierten das Mobile Beats Ensemble der Hoch- Wände. Und die Mig- schule für Musik und Darum sind auch jetzt schon sechs ranten selbst, zumeist Schubert/Zender/ Darstellende Kunst der vielen Höhepunkte als Abo im Männer, die schlafen, Frankfurt am Main. 17 Vorverkauf: Den Auftakt macht der , putzen, Liege- Mundruczó/ der 24 Lieder wurden in Cannes für seine poetisch-politi- stütze machen. Die Proton Theatre neu arrangiert. Die schen Filme prämierte Autor und Grenzen der Intimsphä- spannungsgeladene Mu- Regisseur Kornél Mundruczó. Sei- re sind niedergerissen. Winterreise sik lässt viel Raum für ne filmische­ inszenierung von Und schließlich schrei- 19. 9. & 20. 9. 2017 die Texte der Lieder und Schuberts „Winterreise“ (Abo-Ter- ben sie „Die Post“, das bildet zugleich die Basis min: 19.9.; siehe links) führt in die alptraumhafte Realität ungarischer 13. Lied aus Schuberts Frankfurt LAB für das Geschehen auf Flüchtlingslager. Die Aufführung „Winterreise“-Zyklus, Leinwand und Bühne: wird als deutsche Erstaufführung auf Englisch, Italienisch und Arabisch So entfalten der von ohrenbetäuben- im Frankfurt LAB gezeigt, in Koope- nieder. Sie möchten Teil jener Kultur dem Hämmern begleitete, aufgewühlte ration des Mousonturms mit der werden, zu der auch Schubert gehört. Schrei mitten in den feinen Tönen von ­Alten Oper im Rahmen des Musik- „Gute Nacht“ oder die ätherische Dishar- fests 2017. Kann man mir mangelnde Empa- monie der ins Stocken geratenen Beglei- thie vorwerfen, wenn ich Mundruczós tung zu „Der Leiermann“ ihre Wirkung. In Hölderlins „Hyperion“ (28.11.) Bilder manchmal nicht ausreichend Und obwohl er kein klassisch ausgebil- führt die Flucht in die Ferne immer fand? Vor allem, wenn auf der Leinwand deter Sänger ist, macht János Szemenyei tiefer in entrückte, zerbrechliche, hymnische Sprachwelten. Gemein- und auf der Bühne dasselbe passiert, mit seinem Spiel und seinem Charisma sam mit dem Ensemble Modern und die zwei visuellen Ebenen nicht aus- wett, was ihm an Technik fehlt. bringen die beiden Choreografen genutzt werden? Wenn die Flüchtlinge Fabrice Mazliah und Kiriakos sich auf der Leinwand den Finger als Bleibt die Frage: Gibt es einen Aus- ­Hadjiioannou Hölderlins Brief­ Pistole an den Kopf halten und diese weg? Nimmt die Winterreise je ein roman nun für das cresc-Festival dann mit der Botschaft „Das geht auch ­Ende? Man könnte praktisch oder, im zum Klingen und Zittern. dich an!“ auf die Zuschauer richten, tut Sinne Schuberts, romantisch und tran- der Schauspieler János Szemenyei es ih- szendent antworten – oder sogar mit Mitten hinein in die Stadt als eigen- nen auf der Bühne gleich. Manche visu- Kafka, der nach dem Lied „Wasser- ständige akustische Lebensform ellen Elemente grenzen ans Klischee- fluth“ selbst zu Wort kommt: „Du musst führt das urbane Klang-Theater „Stadt (Land Fluss)“ (20.1.): Der hafte: das Stoppschild, das den Protago- nur die Laufrichtung ändern“, sagte die von der Klangkunstlerin Christina nisten gleich am Anfang begrüßt, oder Katze und fraß die Maus. Kornél Mun- Kubisch und dem Musiktheater- das Zerreißen eines geliebten Fotos. druczó sagt, er habe selbst keine Ant- Duo Kötter & Seidl inszenierte Mit mutigeren Bildern könnte man viel- wort, er wolle nur die Distanz zwischen ­interaktive Hörraum wird vom Pub- leicht noch mehr über dieses heute so den Menschen verkürzen. Diesem likum erkundet und darüber erst beunruhigende Thema erzählen. Den- Zweck dient seine Inszenierung sehr zum Klingen gebracht. Filmstills aus Kornél Mundruczós intermedialem Stück „Winterreise“. Foto: Marcell Rév noch lässt sich der schaurige Realismus eindrücklich. Angesichts der musikgeschichtli- chen Fülle an Leid, Klage und Pro- test startet das Theaterkollektiv FUX einen Selbstversuch. In ihrer „Granteloper“ (17.2.) wird, wo im- mer es aktuell an Widerstand man- Fehlende Bilder, kurze Erzählungen gelt, Einspruch erhoben, geme- In „Who Moves?!“ zeichnet das Künstlerinnenkollektiv Swoosh Lieu die Erfahrungen von Frauen auf der Flucht nach. ckert, gemotzt und getobt und da- bei ein ganzes Musiktheatergenre aus der Taufe gehoben. Von Esther Boldt nahm: einem Abend über Care-Arbeit, nachkommen können. Migrierende sichtbar sind, die Frage zu stellen: „Wel- explizit politisch: Johanna Castell, der in Expertinneninterviews Sorgetra- Frauen werden immer Opfer von patri- che Bilder fehlen?“ ­Katharina ­Pelosi und Rosa Wernecke Ob im alltäglichen Geplapper oder „Wir suchen danach, was das Politische gende wie Kindergärtnerinnen, Kran- archalen Systemen.“ Dieses kurz grei- agieren in ihren Produktionen nicht in ausgefeilten Dokumenten, über- sein kann“, sagt Katharina Pelosi. „Wie kenschwestern, Hausfrauen oder Sex- fende, eng gefasste Narrativ möchte Ohnehin ist das Hör- und Sichtbar- als außenstehende Regisseurinnen, all spürt der französische Regis- seur Joris Lacoste komplexe Rhyth- kann man aktuelle gesellschaftspoliti- arbeiterinnen zu Gehör brachte. Zu- Swoosh Lieu aufnehmen und befragen. machen von Marginalisierten ein wich- sondern als Technikerinnen verschie- men, eigensinnige Melodien und je- sche Themen im Theaterraum verhan- gleich verbanden Katharina Pelosi, Ro- Sie interessieren sich de- tiger Aspekt der Trilo- dener Expertisen, die den Abend de Menge unfreiwillige Komik auf. delbar machen, wie kann in der Perfor- sa Wernecke und Johanna Castell die- zidiert für die spezifi- gie, die unter dem Titel ­gemeinsam herstellen und diesen Swoosh Lieu Seine Serie virtuos komponierter mance ein politisches Moment entste- se Perspektiven auf angeblich spezifi- schen Migrationsgründe „What is the Plural of ­Produktionsprozess selbst auch zur und performter Sprech-Suiten hin- hen?“ In den Arbeiten des 2009 gegrün- sche „Frauenarbeit“ mit kulturell tra- und Fluchterfahrungen Who moves?! – Crisis – ein Krisenbe- Darstellung bringen. terlässt stets ein begeistertes deten Künstlerinnenkollektivs Swoosh dierten Frauenbildern aus Theaterlite- von Frauen, um alterna- richt in verteilten Rol- ­Publikum. In „Suite No. 3“ (15.3.) Lieu steht stets auch das Theater selbst ratur und Kunstgeschichte – von Anti- tive Erzählungen zu ent- Eine performative len“ eine feministische Und so finden die Themen, die die verarbeitet er sämtliche Sprachen zur Diskussion, seine Mittel und Metho- gone bis Catwoman. werfen. Wie in „Who Versammlung der Perspektive auf unsere Trilogie verhandelt, ihren Wiederhall der Europäischen Union. den. In seiner neuen Arbeit „Who Moves?!“ arbeiten sie da- Beweggründe krisenhafte Gegenwart auch in der künstlerischen Form: Wäh- Moves?! – Eine performative Versamm- Auch in „Who Moves?!“ und insbe- für mit Expertinnen zu- einnimmt. „Ich bin da- rend „Who Cares?!“ überwiegend auf der Inspiriert von­ eadweard Muy­ bridges legendären fotografischen lung der Beweggründe“ wird dies be- sondere beim Thema Migration stellt sammen, mit Aktivistin- 9. – 11. 12. 2017 von überzeugt, dass Bühne stattfand, wird „Who Moves?!“ Bildserien, in denen er leibliche Be- sonders präsent. sich die Frage nach der Repräsentation: nen und Migrierten, um ­politische Arbeit heute ­eine offenere, installative Situation er- Frankfurt LAB wegungsabläufe erstmals im Detail „Die gängigen Narrative sind sehr mit ihnen über diejenige emanzipatorisch, das zeugen. Der dritte Teil schließlich, „Who sichtbar machte, vereint schließlich Sie ist der zweite Teil einer Trilo- kurz“, sagt Katharina Pelosi: „Die Män- Bildproduktion zu spre- heißt feministisch sein Profits?!“, will die Institution Theater die renommierte Schweizer Künst- gie, die mit „Who Cares? – Eine viel- ner gehen vor, sie erkunden die Flucht- chen, die in den Mainstream-Medien muss“, sagt Katharina ­Pelosi. Auch sei- verlassen und in den Stadtraum gehen lerin Penelope Wehrli in „Eadweard’s stimmige Personalversammlung der route und richten ein neues Zuhause stattfindet. Um auf diese Weise gemein- ne Arbeitsform versteht Swoosh Lieu – soll dann doch die Gentrifizierung Ear“ (23.6.) musikalische, tänze­ Sorgetragenden“ 2016 ihren Anfang ein, damit die Frauen und Kinder dann sam mit jenen Menschen, die darin un- (frei übersetzt: „Rauschende Orte“) als verhandelt­ werden. rische und digitale Virtuosität zu ­einem außergewöhnlichen Perfor- mance-Dialog von Klang und Körper. Das neue Musiktheater-Abo des Cremer unter dem Label „Talking tease, Tombola u.v.m. Es ist ihnen so Unterhaltung, sondern tatsächlich um Mousonturms mit 6 Stücken gibt Straight“, erst solo und ab 2014 mit der ernst damit, dass sie kostenlose One-on- Glück. Glückliche Menschen kann nie- es online auf www.mousonturm.de neugegründeten gleichnamigen Gruppe, One-Konzerte anbieten, um zu testen, mand unterdrücken. Die neue Welt wird Glück für alle! sowie an den Vorverkaufs- und spielerisch die Funktionsweise von po- mit welcher Art von Darbietung man je- aus Glück gebaut. Darum scheitert die- Der Autor, Regisseur, Auftrittskünstler und Spracherfin- Abendkassen zu 66 Euro, ermäßigt pulären Veranstaltungsformaten und Ge- den glücklich machen kann. Denn sie ser Abend, wenn auch nur ein Mensch 44 Euro, noch bis 19.9. der Daniel Cremer plant seinen ersten Liederabend. meinschaftsritualen erkundete. Dazu er- haben ein hehres Ziel: „Es geht nicht um weniger glücklich aus ihm hervorgeht.“ fand er eine Kunstsprache mit eigener Melodie, eigenen Regeln und Vokabeln, Von Annette Reschke lichen Schwesternquartett, das seine die er schlicht „Fremdsprache“ nannte Mutter zum Schweigen gebracht hat, und stetig weiterentwickelte. Das Publi- „Achtung illegal, Achtung eng! Ruhe im ­eine Coming-of-Age-Geschichte der düs- kum sollte nicht das gesprochene Wort Treppenhaus!“ Diese Warnung hing an teren Art: „ein Debüt mit drei Ausrufe- verstehen, sondern das gespielte, nicht einer Einladung, mit der Daniel Cremer zeichen“, schwärmte die Rheinische was, sondern wie es gesagt wird. Erst die „KollegInnen, FreundInnen, Eichhörn- Post, das „mit stehenden Ovationen ge- Kryptierung offenbart den Klartext, erst chen“ vor Jahren zu einem nächtlichen feiert“ wurde. Seither hat Daniel Cremer Fremdheit ermöglicht Erkenntnis: „Tal- Auftritt als Drag Queen in eine Tempel- das Theater als Autor, Regisseur und king Straight“ gipfelte 2015 in einem von hofer Wohnung lud. Sie ist typisch für Auftrittskünstler von allen Seiten er- A (wie „Ansprache des Hauptsponsors“) ihn, denn der Ruhebe- gründet und unterlau- bis Z (wie „Zuschauerdiskussion“) fin- fehl ist nicht, wie man fen und dabei Formate gierten, unfingiert bejubelten Theaterfes- annehmen möchte, iro- Daniel Cremer schneller erfunden und tival in Fremdsprache. nisch als Aufforderung Born to make gewechselt als Kritiker- zum Gegenteil gemeint, tinte trocknet. Er hat an Doch Daniel Cremer ist noch aus je- sondern als ernsthafte you happy Stadttheatern assistiert, der Schublade herausgesprungen, bevor Mahnung, die Nachtru- 16. – 18. 9. 2017 Stücke und Opern in- sie zugeschoben wurde. Deshalb hat er he der übrigen Hausbe- szeniert, Theater mit sich unlängst dem Hörspiel zugewandt. wohner nicht zu stören. Mousonturm Kindern gemacht, Texte gedichtet, Allen Gins- Und deshalb gestaltet er für den Denn Daniel Cremer ist der wohl berg übersetzt und in „zufälligen Kol- Mousonturm und das Musikfest Frank- rücksichtsvollste Guerillero unter den lektiven“ Politinterventionen kreiert. furt jetzt seinen ersten Liederabend. deutschen Theatermachern und Auf- Cremer und sein Mitstreiter Vincent Ste- trittskünstlern. Seinen ersten eigenen 2010 begann er, auch als Solist auf- fan, der den Abend als Komponist und Bühnentext inszenierte er 2001 mit 17, zutreten. Sein erstes Projekt kündigte er Pianist musikalisch rahmt, planen mit „als Gräuel noch mit e geschrieben wur- als „Falsche Führung durch die Berlini- „Born to make you happy“ eine radi- de“, in seiner Heimatstadt Mönchenglad- sche Galerie“ an. Es war der Auftakt zu kalaffirmative Publikumsbeglückung – „Glückliche Menschen kann niemand unterdrücken.“ In einem Liederabend laden Daniel Cremer und Vincent Stefan zur radikalaffirmativen bach. Er handelte von einem jugend­ einer Serie von Simulationen, in der mit Kunstlied, Musical, Techno, Strip- Publikumsbeglückung ein. Foto: PB 1 samsTaG, 2. sePTemBer 2017 KÜnStlerhauS mouSonturm anzeiGen-sonDerVerÖffenTLichunG TICKETS: WWW.MOUSONTURM.DE – BiLDenDe kunsT unD musik – SEITE 8

PROGRAMMVORSCHAU Effektive Minimalisten TANZ MUSIKTHEATER Ganz schön mutig und dabei wirklich gut: Das offenbacher künstlerkollektiv yrD.Works runderneuert derzeit den 10.9., 11 uhr und 17 uhr, 16.–18.9., 20 uhr, mousonturm Kurpark bad Soden Daniel Cremer mousonturm. Was tüfteln die artists in residence nach ihrer „messerschmiede“ und den „1. offenbacher seefestspielen“ Canan Erek/Ensemble Mobil Born­to­make­you­happy Green move als nächstes aus? 19.­&­20.9.,­19.30­uhr,­Frankfurt­LAB 10.­&­11.9.,­19.30­uhr,­Frankfurt­LAB Schubert/Zender/Mundruczó/ Weder zum schwimmen noch zum Lau- künstler/Gestalter. aus Beton, einem Eisa Jocson & Ballet Philippines Proton Theatre fen gut geeignet, erwies sich ausgerech- eher gewöhnlichen Baumaterial, entwi- Your highness winterreise net dieses unsichere Terrain als ideale ckelten sie im keller eines atelierhau- 17.9., 11 uhr und 17 uhr, 22./27.­&­28.11.,­20­uhr,­Mousonturm­ klangkulisse für die elektronischen ses ihr fitness-studio „Pelican-Bay“. Kurpark bad homburg Fabrice Mazliah, Ensemble Modern, sounds des frankfurter musik-Duos Les Während der Titel auf die bösen Jungs Canan Erek/Ensemble Mobil Kiriakos Hadjiioannou Trucs. und als ebenso passende spielflä- im berüchtigtsten Gefängnis der usa Green move Hyperion­–­Higher­States,­Part­2 che für die Performer des halsbreche- anspielte, erinnerten die schlichten for- risch-verspielten kollektivs contact Gon- men der Geräte zweifellos an rob mor- 5.10., 19 uhr, 6.10., 11 uhr, 18.–20.1., 20 uhr, mousonturm 24.10., 11 uhr, 25.10., 19 uhr, zo aus Japan: sie robbten im Becken, ris’ minimalskulpturen der 1960er-Jah- Daniel Kötter & Hannes Seidl mousonturm kämpften im und mit dem Wasser oder re. Darauf angesprochen stellen sich Stadt (land Fluss) Wicki Bernhardt & Janna Pinsker surften über eine improvisierte rampe, yrD.Works aber ahnungslos. Die kunst- heute mobben wir die birds 15.–17.2., 20 uhr, mousonturm um am ende im maul eines märchenhaft geschichte wollen sie auf keinen fall zu FUX 16.­&­17.10.,­19.30­uhr,­Frankfurt­LAB anmutenden krokodils zu verschwinden. verkopft vermitteln. Tatsächlich ist ge- Granteloper rade dieses Quäntchen humor im kul- Bruno Beltrão, Grupo de Rua Dass hier ganz ungezwungen ele- turbetrieb äußerst erfrischend. Inoah 15.­&­16.3.,­20­uhr,­Mousonturm Joris Lacoste/ mente aus dem klassischen erzählthea- 18.10., 20 uhr, 19.10., 19 uhr, ENCYCLOPÉDIE DE LA PAROLE ter mit sportlichen freizeitaktivitäten im kommenden Januar will die 20.10., 21 uhr, mousonturm Suite n°3 verwoben wurden und sogar aggressi- crew, deren zusammenarbeit mit dem Olivia Hyunsin Kim ver körperkontakt zum einsatz kam, mousonturm zwei Jahre u.a. im rahmen miss Yellow and me 22.­&­23.6.,­20­uhr,­Mousonturm brachte Dynamik und rhythmuswech- des fonds „Doppelpass“ von der kultur- Penelope Wehrli 19.­&­20.10.,­20­uhr,­Mousonturm sel ins spiel und lockte die zuschauer stiftung des Bundes und den freunden eadweard’s­ear­–­Muybridge­extended Isabelle Schad am rande des Wasserbeckens aus ihrer und förderern des mousonturms ge- Solo für lea geschützten komfortzone. fördert wird, erneut das künstlerhaus einer kritischen Prüfung unterziehen. 21.10., mousonturm und andere orte KONZERTE / LESUNGEN / SHOWS es sind jene unerwarteten Brüche, als Display steht ihnen diesmal zwei Tanztag Rhein-Main 2017 5.9., 20 uhr, mousonturm man könnte auch von kontextverschie- Wochen lang die „dunkle kammer“ des 24.10., 18 uhr, 25.10., 20 uhr, Bossier Quartet bungen sprechen, mit denen yrD.Works großen Theatersaals zur Verfügung. mousonturm ihr Publikum ebenso wie den etablierten May Zarhy & Hermann Heisig 6.9., 20 uhr, mousonturm Unruhestifter?!? Yacin Boudalfa, Ruben Fischer und David Bausch bringen neuen Wind in die Theater- und kunstbetrieb aus den ge- next to near Film und Gespräch: Kunst- und Theaterszene. Foto: YRD.Works / Gabriel Poblete wohnten Bahnen lenken. im vergange- Christoph Schlingensief nen april installierten sie quer durch das 24.10., 19.30 uhr, Frankfurt lab Chance 2000 – Emanuel Gat & Awir Leon Von­HoRTenSe­PiSAno nen Generation hier eine künstlerische Lokal des mousonturms und bis hinaus abschied von deutschland Plattform bieten. ebenda, vor ihrer auf den hof eine schlicht konstruierte, SunnY 11.9., 20 uhr, mousonturm yacin Boudalfa, ruben fischer und „kressmann-halle“, treffe ich das einge- gut 15 meter lange holzkiste: diese tem- 8.­&­9.11.,­20­uhr,­Mousonturm „Ausgewählte Untertreibungen Vol. 2“ David Bausch sind yrD.Works. zusam- schworene Team. abrissreif sei die vor- poräre okkupation diente zur Produkti- Cena 11 – ein neuer Leseabend mit Texten men mischen sie derzeit gehörig den malige Werkstatthalle gewesen, mehre- on von 100 verkäuflichen küchenmes- Kohl Claudia Foto: Protocolo­elefante von Matthias Beltz kunst- und Theaterbetrieb zwischen re monate habe ihre sanierung gedau- sern. Das haus wiederum sah sich als 29.­&­30.11.,­19.30­uhr,­Frankfurt­LAB mit­Christoph­Pütthoff offenbach und frankfurt auf – und auch ert. Der nun fertige, reduziert weiße aus- institution herausgefordert, bei laufen- The LOKAL Listener Ian Kaler & Planningtorock 17.9., 11 uhr, mousonturm darüber hinaus. Das kollektiv versteht stellungsraum hat viel charme. so lässt dem Betrieb die realisierung dieser o.t. | (Incipient Futures) es gekonnt, bis dahin zumeist leer ste- er zur eingangsseite den Blick auf eine „messerschmiede“ zu garantieren. hat – Gregor Praml trifft ... The LOKAL Listener henden räumen und brachliegenden or- spektakuläre kulisse frei: den im um- diese zusammenarbeit denn funktio- Wer sind die musiker der frankfur- 2./3.­&­5.2.,­19.30­uhr,­Frankfurt­LAB Gregor­Praml­trifft­Max­Clouth Billinger & Schulz ten durch eine komplettumwandlung bruch befindlichen industriehafen. niert? „Wir haben den eindruck“, so yrD. ter szene? Wo kommen sie her? Die vie- 20.­&­21.9.,­20­uhr,­Mousonturm unlIKelY CreatureS (drei) neues Leben einzuhauchen. Was ist das Works, „es tut dem haus gut, wenn wir len fragen, die man sich als zuhörer Pussy Riot Theatre us hearing voices konzept der jungen künstler, die seit Grund genug für yrD.Works, das für kurze zeit quasi parasitär einfallen, stellt, werden an einem normalen kon- rIot daYS 2016 im offenbacher hafen sogar eine areal zum schauplatz der gemeinsam weil wir die geltenden auflagen und re- zertabend nicht unbedingt beantwortet. 9.­&­10.2.,­20­uhr,­ 6.10., 20 uhr, mousonturm kunsthalle betreiben, die sie eigenhän- mit dem mousonturm initiierten „1. offen- geln mit unserer arbeit in frage stellen“. Dafür gibt es jetzt die konzert-Talk- 11.2., 18 uhr, mousonturm dig umgebaut haben? Bis der neubau der bacher seefestspiele“ zu machen. als reihe „The LokaL Listener“. Gregor Antonia Baehr Laura Perrudin hochschule für Gestaltung (hfG), an der Bühne des Projekts, das im Juli über vier räumliche wie institutionelle Praml, selbst kontrabassist, komponist exit 8.10., 11 uhr, mousonturm sie selbst die letzten Jahre studiert ha- Tage unterschiedliche Veranstaltungen strukturen transparent zu machen und und musikredakteur bei hr2-kultur, 27.­&­28.3.,­20­uhr,­Mousonturm­ The LOKAL Listener ben oder noch studieren, an genau die- vorstellte, haben yrD.Works zunächst dabei möglichst effektiv zu arbeiten, ist lädt einmal im monat musiker der hie- Eko Supriyanto Gregor­Praml­trifft­Martin­Wagner ser stelle beginnt, wollen sie der eige- ein Wasserbecken aus Beton gegossen. das anliegen der unkonventionellen sigen szene ins Lokal ein. Salt 19.10., 21 uhr, mousonturm 5.­&­6.6.,­20­uhr,­Mousonturm Der Geheime Salon Anne Teresa De Keersmaeker/ 28.10., 20 uhr, mousonturm Rosas & Jean-Guihen Queyras Matthias Brandt mitten wir im leben sind. und Alexander Gorkow Quo vadis, Männlichkeit? bach 6 Cellosuiten deutSCheS JazzFeStIVal 2017 Die internationale hip-hop-konferenz „sex, money & respect. männlichkeit zwischen Gangsta- und Queer rap“ 29.10., 12 uhr, mousonturm bringt im Dezember im mousonturm klassische rollenbilder ins Wanken. THEATER / PERFORMANCE Matthias Nadolny & Bob Degen 29.10., 20 uhr, mousonturm 31.8.–2.9., 20 uhr, Shabaka and the Ancestors Von marKuS GardIan Das Gemeinsame ist eine konserva- neue rollenmodelle solche zuschreibun- 3.9., 18 uhr, mousonturm und murat GÜnGÖr tive, heterosexuelle form von männlich- gen. in diesem spannungsfeld setzt die LIGNA 6.11., 20 uhr, mousonturm keit. ausgegrenzt werden dabei frauen, internationale hip-hop-konferenz „sex, rausch und zorn. The Residents Studien zum autoritären Charakter Vergangenen Dezember kam es zu homosexuelle und alternative Lebens- money & respect“ (7.-9.12.) an. an drei 10.11., 20 uhr, mousonturm einem denkwürdigen Treffen. kanye entwürfe. rap in seiner mainstream- Tagen stehen die auseinandersetzungen 8.­&­9.9.,­19­uhr,­ Sven Regener West, international erfolgreicher afro- Variante stellt zwar noch ein refugium mit Geschlecht und körper im Gangsta- 10.9., 15 uhr, mousonturm wiener Straße amerikanischer rapper, traf Trump, für solch eine männlichkeit dar. Gleich- und Queer rap im mittelpunkt. Dabei Milo Rau/IIPM & CAMPO 11.11., 21 uhr, mousonturm um ihm zu seinem Wahlsieg zu gratu- zeitig gerät diese von mehreren seiten geht es sowohl um historische als auch Five­easy­Pieces lieren. Laut West habe man sich über ins Wanken. sowohl ökonomisch als um aktuelle Bezüge sowie um eine in- Dorian Wood 12.–14.9., 20 uhr, mousonturm multikulturelle Themen unterhalten. auch gesellschaftlich schwinden die ternationale Vernetzung. Wo steht rap? 12.11., 11 uhr, mousonturm kanye West und Trump, wie passen bei- aufstiegsmöglichkeiten für traditionelle Welche neuen räume kann Breakdance ongoing project Kolleg zur wiederentdeckung The LOKAL Listener de zusammen? rollenbilder. zusätzlich hinterfragen erschließen? und welche rolle spielt der des Klassenbewusstseins Gregor­Praml­trifft­oliver­Leicht körper beim rap? 2.–24.9., mousonturm und andere orte 16.11., 18 uhr, mousonturm streitgespräche, konzerte, Vorträ- red park Tropical Underground ge, ausstellungen und Tanzstücke Populistenbeschimpfung Gespräch mit eduardo Viveiros de Castro und Karl-heinz Kohl bringen die unterschiedlichen Vor- 27.­&­28.9.,­20­uhr,­Mousonturm stellungen von Gender in Bewegung. L’Amicale de production 17.11., 20 uhr, mousonturm Gäste sind unter anderem die Wissen- wir überqueren die brücke erst, Midori Takada schaftlerin Tricia rose – autorin wenn wir sie erreicht haben 21.11., 21 uhr, mousonturm mehrerer Bücher über Black culture, Jambinai hiphop und rap; die rapperin nadia 14.­&­15.11.,­20­uhr,­Mousonturm Guillermo Calderón rose; die deutsche, queere rapperin Geballte Energie und starke Texte: Im De- 24.11., 21 uhr, mousonturm mateluna sookee und amigo von der Break- zember tritt UK-Rapperin Nadia Rose im Andreas Dorau dance-formation flying steps. Mousonturm auf. Foto: Veranstalter 9.–11.12., 19.30 uhr, Frankfurt lab 25.11., 21 uhr, mousonturm Swoosh Lieu Zola Jesus who moves?! – eine performative Versammlung der beweggründe 1.12., 20 uhr, mousonturm Diese Publikation wird Marius Neset gefördert im Rahmen 15.­&­16.12.,­20­uhr,­ des Bündnisses 17.12., 18 uhr, mousonturm Für 5 Euro internationaler 3.12., 20 uhr, mousonturm Produktionshäuser von der Beauftragten der Susanne Zaun & Marion Schneider Grandbrothers Bundesregierung für Kultur und Medien. it’s­not­over­until­the­fat­lady­sings ins Theater! 5.12., mousonturm IMPRESSUM | Anzeigensonderveröffentlichung der 19.–21.12., 19.30 uhr, Frankfurt lab Teilen und Tauschen Studierende, Auszubildende, RheinMainMedia GmbH vom 2. September 2017 in Jan-Philipp Stange buchpräsentation des Goethe-Instituts Schülerinnen und Schüler, die im Kooperation mit dem Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main GmbH, Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt neue arbeit und Vortrag von antonio negri Freundeskreis des Mousonturms am Main. Veröffentlicht in der Frankfurter Allgemeinen 23.–27.1., 19 uhr, Frankfurt lab Mitglied werden, erhalten alle Zeitung, Regionalteil Rhein-Main | RheinMainMedia 6.12., 20 uhr, mousonturm GmbH, Frankenallee 71– 81, 60327 Frankfurt am Main Brett Bailey & Third World Bunfi ght King Rocko Schamoni Karten für Tanz- und Theater- (zugleich ladungsfähige Anschrift für die im Impressum SanCtuarY „die große rocko Schamoni Show“ veranstaltungen für nur 5 Euro. genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtig- ten) | Geschäftsführer: Dr. Thomas Baumann, Ingo Müller 10.–18.2., mousonturm mit tex m. Strzoda! Auf Konzertkarten gibt es eine | Projektleitung: Michael Nungässer, RMM | Verantwort- Tim Etchells & Forced Entertainment Ermäßigung von 5 Euro. lich für den redaktionellen Inhalt: Künstlerhaus Mouson- 7.–9.12., mousonturm turm, Redaktion: Nikola Schellmann I Produktion: Bernd Complete works: table top Shakespeare Sex, Money & Respect. Eine inter- Der Jahresmitgliedsbeitrag beträgt Buchterkirch, RMM | Layout: Dieter Lauer, RMM | Druck: 27.4.–18.5., 20 uhr, nationale Hip-Hop-Konferenz 24 Euro, bis zum Ende dieses Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH, Kurhessenstraße bockenheimer depot Jahres jedoch nur noch 12 Euro! 4 – 6, 64546 Mörfelden-Walldorf. | „Fallen können als 18.­&­19.12.,­20­uhr,­Mousonturm Überlebensstrategie“ (Seite 3): deutsche Übersetzung: Tim Etchells & Forced Entertainment Max Goldt Matthias Pees. | „Breakdancer im Bestiarium“ (Seite 5): new Creation Informationen zur Mitgliedschaft Abdruck gekürzte Fassung mit freundlicher Genehmigung 22.12., 20 uhr, mousonturm der Autorin Sandra Luzina, erschienen in Tagesspiegel am 9.6.,­20­uhr­&­10.6.,­18­uhr,­ fi ndet ihr unter Penny Arcade 22.8.2015. | „Das geht dich an“ (Seite 7): überarbeitete mousonturm www.freunde-mousonturm.de Version des Artikels „Örökké Úton“ von Máté Csabai, longing lasts longer erschienen in Revizor (www.revizoronline.com) am Boris Nikitin 12.10.2015, deutsche Übersetzung: Anna Lengyel. hamlet Änderungen vorbehalten.