Im Geiste Der Beiden Testamente Aus De
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RUNDBRIEF zur Förderung der Freundschaft zwischen dem Alten und dem Neuen Gottesvolk — im Geiste der beiden Testamente 11111V. Folge 1951/1952 Freiburg, Dezember 1951 Nummer 12/15 4 SONDER-AUSGABE: FRIEDE MIT ISRAEL Aus dem Inhalt: 1. Erste Schritte auf dem Wege zum Frieden mit Israel von Karlheinz Schmidthüs Seite 3 a) ,Wo ift dein Bruder Abel?' Ansprache zur Einweihung des Gedächtnismales auf dem alten Judenfriedhof in Schlüchtern von Wilhelm Praesent am 7. August 1949 Seite 4 b) „Gib, o Gott, daß in keines Menschen Herz Haß aufsteige !" Rede von Landesrabbiner Dr. Robert R.Geis auf dem Jüdischen Friedhof anläßlidi der Einweihung des Gedenksteins für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Kassel, Sonntag, den 25. Juni 1950. Seite 5 c) „Wir bitten Israel um Frieden" von Eridt Lüth Seite 7 d) Nahum Goldmann an Erich Lüth Seite 8 e) Die Erklärungen Bundeskanzler Dr. Adenauers und der Parteien zur Wieder- gutmachung . Seite 9 n Rabbiner Dr. Leo Bai& zur Regierungs- und Parteienerklärung .. Seite 11 g) Resolution des Zentralrats der Juden in Deutschland über die deutsche Regierungs- erklärung . . Seite 11 h) Jüdischer Weltkongreß zur deutschen Regierungserklärung Seite 12 1) Israel antwortet auf die Erklärung der Bundesregierung zum jüdisch-deutschen Verhältnis , Seite 12 k) „Ich schenke Deutschland den Frieden !" Aus einem offenen Brief an Erich Lüth und Rudolf Küstermeier von ihrem 1(2-Leidensgefährten Israel Gelber aus Jerusalem Seite 13 2. Deutschland und Israel von E. L. Ehrlich Seite 14 3. Der neue Staat Israel und die Christenheit. Bericht von der Düsseldorfer Tagung des Deutschen evangelischen Ausschusses für Dienst an Israel, 26. Februar bis 2. März 1951 Seite 16 Als Anhang: Brief an Bundeskanzler Dr. Adenauer 4. • Die Judenfrage im Licht der Heiligen Schrift. Von Msgr. Dr. Johann Straubinger, Stuttgart- La PlitafArgentinieti Seite 17 5. *Jüdischer Gnostizismus und Chassidismus. Ein Buchbericht über Bücher G. Scholems und M. Buben. Von Karl Thieme Seite 22 6. • Einiges über den jüdischen Segensspruch. Von Hugo Bergmann, Jerusalem Seite 26 7. • Internationale Konferenzen zur christlich -jüdischen Zusammenarbeit Seite 28 a) Die Basler internationale christlich-jüdische Konferenz(19.-21. Mai 1951) b) Die Hattenheimer,Konferenz internationaler Perfönlichkeiten des religiösen Lebens' (3.--6.Juli 1951) 8. Echo und Aussprache: a) Drei Zuschriften, die uns verpflichten Seite 33 b) Sind Reform - Juden religiös keine Juden? Von E. J. Cohn/London - N. Monzel • • Seite 33 c) Zur' Parallele Bar Kochba-Hitler: E. L. Ehrlich — K. Thieme Seite 35 d) Ist das auserwählte Volk ein Händlervolk? Janine Auscher • Paul Claudel Seite 37 e) Wirklich „Antigermanismus''? K. Thieme — R. Haerdter Seite 38 f) Zur Sinnfrage christlich-jüdischer Freundschaftsarbeit. K. Kaiser - IC Thieme . Seite 40 9. Rundschau (u. a. Zum religiösen Problem in Israel) Seite 42 10. Kleine Nachrichten (u. a. Erich Lüth in Freiburg) Seite 50 11. Literaturhinweise (u. a. Paul Claudel, Höre Israel 1 'Chaim Weizmann, Memoiren) . .. - . Seite 53 12. Aus unserer Arbeit (u. a. Gast in Israel von Gertrud Ludcner) . • Seite 55 Nachdrudc gestattet. Für die im Inhaltsverzeichnis mit • gekennzeidineten Beiträge wird um das übliche Zeilenhonorar gebeten Als M anuskript gedruckt Herausgegeben von Dr. Rupert Gießier, Msgr. Kuno Joerger, Dr. Gertrud Ludcner, Karlheinz Schmidthüs, Prof. Dr. Karl Thieme. Geschäftsstelle: Dr. Gertrud Ludcner, Freiburg I. dr., Deutscher Caritas-Verband, Werthmannplatz 4 zur Förderung der Freundschaft zwischen dem Alten und RUNDBRIEF dem Neuen Gottesvolk im Geiste der beiden Testamente 1. Erfte Schritte auf dem Wege zum Frieden mit Israel Von Mainz 1948 bis Bonn 1951 Man darf bei der Erörterung und Darstellung des Verhältnisses beseitigt. Das trat zu Tage als der Weges der Versöhnung - zwischen Deutschen und Staat Israel sich weigerte, dem Beispiel von 47 Staa- Juden nie vergessen, daß all unser guter Wille, alle ten, die den Kriegszustand mit Deutschland für be- unsere Anstrengungen und Bemühungen, all das endigt erklärten, zu folgen. Die Friedenslosigkeit also, was wir schon getan haben, gegenüber der und Unversöhntheit zwischen Deutschen und Juden Maßlosigkeit des wiedergutzumachenden Unrechts reicht in Tiefen der Schuld und des Leidens, die nur wenig bedeuten kann und erst Wirklichkeit ge- durch keine politischen Zweckmäßigkeitserwägungen winnt, wenn und soweit es von denen, die dies Un- zu verdecken, die nur durch einen vollgültigen, recht erlitten haben, angenommen ist. Es darf also glaubwürdigen Akt der Sühne zu überbrücken sind. darin für uns keine Beruhigung geben, daß wir „schon Auch hier wäre es freilich unrealistisch zu glauben, getan haben"; es handelt sich immer noch um nicht daß ein solcher Akt bewußt und reflektiert von mehr als erste Schritte, die freilich die Voraussetzung einem ganzen Volke innerlich gleichzeitig vollzogen von unserer Seite für das sind, worum wir die an- werden könnte. Auch hier kann kaum mehr verlangt dere Seite bitten und wozu wir ihre Antwort brau- werden, als daß dieser Akt repräsentativ gesetzt chen: Versöhnung und Frieden. wird und daß ihm zunächst aus dem Vertrauen in Wir schulden auch dem Bruder, gegen den wir ge- diese Repräsentanz zugestimmt und die Zustimmung fehlt haben, für seine Vergebung nicht weniger, als in der Folge durch unermüdliche Aufklärungs- und der Katechismus als Voraussetzung für die göttliche Erziehungsarbeit bewußter gemacht, gestärkt und Vergebung unserer Schuld aufzählt: die aufrichtige vertieft wird. Reue aus Einsicht in das Böse unseres Tuns und Un- Der Weg solcher repräsentativer Akte und solcher terlassens; den festen Vorsatz, das Sdiuldigwerden Arbeit ist in Deutschland zunächst innerhalb der nicht wieder geschehen zu lassen; die Wiedergut- christlichen Kirchen vorbereitet worden. Die Evan- machung des angerichteten Schadens. Denn . gelische Kirche trat schon früh mit diesem Anliegen drei: Reue, Vorsatz und Wiedergutmachung sind an die Öffentlichkeit. Innerhalb des deutschen Ka- keine formalen Bedingungen sondern Anzeichen tholizismus wurde es zunächst von einem Kreise eines inneren Zustandes, der nötig ist, damit Ver- von Menschen getragen, die sich schon während der söhnung aufrichtig und wirklich geschieht, Anzeichen Verfolgungszeit des organisierten Hilfswerks für einer echten Bekehrung, in der der Mensch eines die Juden angenommen hatten und die sich mit wahren Verhältnisses zu Gott und seinem Bruder anderen dann in unserer Freiburger christlich-jüdi- wieder fähig wird. schen Arbeitsgemeinschaft zusammenfanden. Aber Die Bekehrung des deutsdien Volkes war die Hoff- als die deutschen Katholiken 1948 zum ersten Male nung von 1945. Die Erschütterung, die es erlitt — seit dem Kriege auf dem Mainzer Katholikentag und zu der die Enthüllung der furchtbaren Greuel wieder an die Offentlidtkeit traten, machte sich der des Regimes, dem es mehr oder weniger willig ge- Katholikentag das Anliegen der christlich-jüdischen dient, jedenfalls aber nicht widerstanden hatte, nicht Versöhnung sofort rückhaltlos zu eigen, der Bochu- wenig beitrug — schien bis in jene Tiefen der Seele mer Katholikentag wiederholte die Mainzer Forde- zu reichen, in denen Bekehrung anheben muß. Aber rungen mit der Betonung ihrer Dringlichkeit und in. die Hoffnung auf die plötzliche Bekehrung eines Passau-Altötting wurde die christlich-jüdische Ar- ganzen Volkes war wohl eine Überschätzung — min- beit zum ständigen Anliegen der Katholikentage destens der psychologischen — Wandlungsfähigkeit erhoben. des durchschnittlichen Menschen. Was blieb und was Der Mainzer Katholikentag hat bewußt die notwen- bis heute geblieben ist, ist die Hoffnung, daß die digen Bestandteile eines vollgültigen Aktes der Erschütterung das Volk williger machen würde, sich Sühne hervorgehoben. Er sprach zunächst ein klares von nun an von den guten Kräften, die in ihm am Bekenntnis der Schuld der Christen aus: der Schuld Leben geblieben oder aufgewacht waren, einen lang- des harten Herzens gegen die Brüder, die die Ver- samen und mühsamen Weg der Rehabilitierung füh- folgung durch die Mächte, die in Wirklichkeit ebenso ren zu lassen, auf dem es allmählich die innere und Widersacher der Christen wie der Juden sind, in äußere Möglichkeit des Friedens mit den Völkern ihrer vollen mörderischen Härte fast allein traf; der wiedergewinnen würde. Schuld, aus Uneinsichtigkeit der schleichenden Ver- Wie die macht- und wirtschaftspolitischen Konstel- giftung durch den Antisemitismus erlegen zu sein; lationen seit 1945 diesen Prozeß beeinflußt — ge- der Schuld der Angst und Feigheit vor der Macht hemmt, gehindert, in andere Richtung gelenkt und des Bösen. anscheinend im Augenblick in ein für uns und unsere Als zweites prägte er dann die Aufgabe ein, die aus Nachbarn kritisches Stadium gebracht haben —, ist dem Vorsatz, nicht wieder schuldig zu werden, er- ein verwickelter Vorgang, dessen positive und nega- wächst: durch unermüdliche Erziehungsarbeit in tive Seiten in eben diesem Augenblick kaum abzu- Seelsorge, Schule und Haus die Lücken des christ- wägen sind. Unberührt davon aber blieb auf jeden lichen Bewußtseins zu schließen, in die der antisemi- Fall unser Verhältnis zu den Menschen, an denen wir tische Irrtum über die Judenfrage eindringen kann, am schuldigsten geworden waren, den Juden. Keine und jeden neu aufflammenden Antisemitismus uner- äußere Entwicklung konnte die Ungelöstheit dieses bittlich zu bekämpfen. 3 Als drittes aber läßt er keinen Zweifel an der Pflicht der Inhalt der Regierungserklärung und die Tatsache, der Wiedergutmachung