Wir Berlinerinnen Verbandspublikation des LandesFrauenRates e.V.

LFR Berlin im August 2013 Einladung

5. August Sommerempfang Rathaus Tiergarten

19. August Wahlforum Rathaus Charlottenburg

Beginn jeweils 18 Uhr Anmeldung via Mail an [email protected]

Sommer 2013 Nr. 116 Mitgliedsorganisationen

Al-Dar zur Beratung und Betreuung von frauen+schule Berlin/Brandenburg Familien Arabischer Herkunft Frauen Union Landesverband Berlin Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer GEDOK Berlin Frauen – ASF Berlin Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfreunde Berliner Frauenbund 1945 Guttempler in Berlin-Brandenburg berliner frauen netzwerk (bfn) Sachgebiet Frau und Familie Berliner Landfrauenverband IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit BETAK Türkisch-Deutsche Frauenunion für das Erzbistum Berlin Berufsverband Hauswirtschaft Katholische Frauengemeinschaft LV Berlin-Brandenburg Deutschlands (kfd) im Erzbistum Berlin Business and Professional Women German Katholischer Deutscher Frauenbund Club Berlin Diözesanverband Berlin B.F.B.M. Bundesverband der Frau in Landesarbeitsgemeinschaft Business und Management e.V. der bezirklichen Frauen- und Regionalgruppe Berlin Gleichstellungsbeauftragten dbb Beamtenbund und Tarifunion Berlin Landessportbund Berlin Frauenvertretung Landesausschuss Frauen im Sport Deutscher Akademikerinnenbund Berlin e.V. Landesverband Berlin der Gartenfreunde Deutscher Akademikerinnenbund Frauengruppe Regionalgruppe Berlin-Brandenburg Landesverband Berlin des Deutschen Deutscher Ärztinnenbund Staatsbürgerinnen-Verbands (DStV) Reginonalgruppe Berlin-Brandenburg Liberale Frauen Landesverband Berlin Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordost Polnische Frauen in Wirtschaft und Kultur Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur 13 Schwestern Landesverband Berlin Mörderische Schwestern Berlin DHB Netzwerk Haushalt Schöne Aussichten Berufsverband der Haushaltführenden Verband selbständiger Frauen LV Berlin-Brandenburg Regionalverband Berlin-Brandenburg Deutscher Juristinnenbund Soroptimist International Club Berlin-Mitte Landesverband Berlin Sozialdienst Katholischer Frauen Berlin Deutscher Verband Frau und Kultur Türkischer Frauenverein Berlin European Women’s Management verband aktiv-unabhängiger frauen (vaf) Development International Network Berlin-Brandenburg Verband binationaler Familien und Partnerschaften (iaf) Feministische Partei DIE FRAUEN Regionalstelle Berlin Landesmitfrauenverband Berlin ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Frauenarbeit der Evangelischen Kirche Frauen- und Gleichstellungspolitik Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Bezirk Berlin Fraueninitiative Berlin-Warschau e.V. ZONTA Club Berlin 06/13 Editorial Seite 3

Liebe Ladies,

2013 ist wirklich das Jahr runder Geburtstage und Jubiläen. Wir widerstehen jedoch „mannhaft“ der Verlockung, an dieser Stelle mit einer auch nur annä- hernd kompletten Aufzählung zu beginnen. Sie würde diese Ausgabe von „Wir Berlinerinnen“ sprengen. Nur zwei Jubiläen haben wir im Folgenden gewürdigt: Das eine – 50 Jahre John F. Kennedy in Berlin – ist von so herausragender politischer Bedeutung, dass es für uns keine Rolle spielt, wenn hier ausschließlich ein Mann im Fokus steht. Der damalige US-Präsident hat am 26. Juni 1963 einer eingemauerten (Teil-)Stadt Hoffnung und Stabilität wieder gegeben und dies betraf Frauen wie Männer gleichermaßen. Ein Jubiläum ganz anderer Art feierte am 25. April 2013 die Verbraucher- zentrale Berlin: Sie wurde 60 Jahre alt. Die Verbraucherzentrale ist aber nicht nur eine langjährige und damit konstante Einrichtung, sondern auch eine der wirklich wichtigen, und dies vor allem für uns Frauen. Wir bestimmen schließlich ganz überwiegend, was konsumiert wird. Darüber hinaus passt das 60-jährige Bestehen perfekt zum LFR-Motto 2013: FrauenMACHTKonsum. Der LFR hat es mehrfach behandelt und es wird eine zentrale Rolle bei unserem Sommerempfang spielen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch am 5. August im Rathaus Tiergarten und wünschen Ihnen bis dahin einen schönen Sommer!

Herzlichst Ihre Ihre

Wir Berlinerinnen Seite 4 LFRaktuell 06/13

Der LFR Berlin trauert um Gisela Gasssen Der LandesFrauenRat Berlin trau- terlassen: In „Wohin geht die Frauen- ert um Gisela Gassen, die am 16. April bewegung?“ (Fischer Verlag Frank- 2013 nach längerer Krankheit in einem furt/Main 1981) zieht sie als Herausge- Berliner Pflegeheim verstorben ist. Als berin von 22 Protokollen eine erste erste Geschäftsführerin des LFR Ber- Bilanz der Neuen Frauenbewegung lin hat sie viele Jahre den Dachver- und dokumentiert damit auch gleich- band der Berliner Frauenorganisatio- zeitig die Gründung des LandesFrau- nen mit geprägt, eine Vielzahl von Pro- enRates Berlin 1979. In dem autobio- jekten verantwortet und sich insbeson- grafischen Buch „Morgen beginne ich dere Verdienste als Impulsgeberin für ein neues Leben. Mein Weg in die die Verbandspublikation „Wir Berline- Frauenbewegung“ (trafo verlag Berlin rinnen" erworben, in der ihr Engage- 1999) schildert Gisela Gassen ihren ment bis heute fortwirkt. Gisela Gas- Lebensweg, setzt sich mit Emanzipa- sen hat auch in LFR-Mitgliedsorgani- tion und Feminismus auseinander und sationen ehrenamtlich mitgearbeitet berichtet schließlich über ihre Zeit als und war zum Beispiel in der GEDOK LFR-Geschäftsführerin. Die Antho- Berlin als Kunstförderin aktiv. logie „Vergessene Frauen“ hat sie Die gelernte Fremdsprachenkorres- 2005 mit zwei Mitautorinnen für die pondentin war als Freie Journalistin GEDOK Berlin verfasst. und Autorin unter anderem für den Mit Gisela Gassen verlieren die Ber- WDR, später den SFB tätig. Sie en- linerinnen eine engagierte Mitstreiterin gagierte sich für das Thema „Frauen für Frauenrechte und Gleichberech- in den Medien“ und in der damaligen tigung. Dieser Verlust reißt auch eine Rundfunk Femseh Film Union (RFFU). Lücke in die Gemeinschaft des Lan- Das Thema ihres Lebens war die desFrauenRates Berlin. Gisela Gas- „Morgen beginne Frauenbewegung. Gisela Gassen hat sen bleibt unvergessen. Wir werden ich ein neues Le- dazu mehrere Veröffentlichungen hin- ihr Andenken stets in Ehren halten. ben. Mein Weg in die Frauenbewe- gung“ ist 1999 im „Der Landesfrauenrat, in dem ich nun derwahl, in meist noch jungen Jahren trafo verlag Berlin seit 1982 als Geschäftsführerin arbei- einen lebenslangen Versorgungsan- erschienen. Darin te, bemüht sich, ständig Kontakt zu spruch. Solche Privilegien könnte schaut Gisela Gas- den Abgeordneten, besonders den man als ungerechtfertigt in Frage sen auch auf ihre weiblichen zu halten. Unser Ziel ist es, stellen. Solange sie aber gewährt wür- Zeit als LFR-Ge- die Parteien zu veranlassen, mehr den, sei eigentlich nicht einzusehen, schäftsführerin zu- Mandatsträgerinnen aufzustellen. Bei warum sie nicht auch Politikerinnen in rück, wie nebenste- der Gründung des Landesfrauenrats dem ihnen zustehenden Umfang ge- hender kurzer Aus- im Jahr 1979 berichtete Johanna währt werden. schnitt von S. 94/ Lemke auf einer Pressekonferenz, Wir wollten auf diesem Weg die weib- 95 zeigt. daß in den zwölf Westberliner Bezir- lichen Abgeordneten spüren lassen, ken nur zwei weibliche, aber 82 wohl- daß wir und sie gemeinsam eine bestallte männliche Bezirksstadträte Lobby für Frauen aufbauen müssen. amtierten, die maßgeblich Einfluß auf Andere Segmente der Gesellschaft, soziale, Bildungs-, Gesundheits-, die Wirtschaft, die Arbeitnehmer und Wirtschafts- und Personalfragen hat- Arbeitgeber haben schließlich auch ten. Gewählt wurden die Damen und ihre Interessenvertretungen, über die Herren von ihren Bezirksverordneten, sie im Parlament und über die Medien die wiederum von ihren Parteien dele- in der Öffentlichkeit Druck ausüben, giert worden waren. Sie werden zu- um ihre Forderungen durchzusetzen. nächst für vier Jahre gewählt und be- Frauen haben keine effektive Lobby.“ sitzen, oft nach nur einmaliger Wie- Gisela Gassen

Wir Berlinerinnen 06/13 LFRaktuell Seite 5

Premiere: LFR-Sommerempfang 2013

Der LandesFrauenRat Berlin feiert ne Toepfer-Kataw (CDU) über den in diesem Jahr Premiere: Erstmals Schutz der Verbraucherinnen und die Sommerempfang lädt der Dachverband der Berliner Macht der Konsumentinnen sprechen. am 5. August 2013 Frauenorganisationen zu einem Som- Zum anderen wird der Empfang aber im Rathaus Tiergarten, merempfang ein. Dafür öffnen sich am auch durch die Bundestagswahl ge- Mathilde-Jacob-Platz Montag, dem 5. August 2013, um 18 prägt: Der LFR hat alle 21 Berliner Wahl- 1, 10551 Berlin Uhr die Pforten des Rathauses Tier- kreiskandidatinnen eingeladen, damit (U-Bahn Turmstraße). garten. Dort stehen der frühere BVV- die LFR-Aktiven die Politikerinnen in Beginn: 18 Uhr Saal für Grußworte und Reden und lockerer Runde gut kennenlernen kön- Beitrag: 10 Euro, der Balkonsaal für Imbiss und Aus- nen. Zugesagt haben bisher: Eva Högl Gäste aus den LFR- tausch zur Verfügung. und Ute Finckh-Krämer (beide SPD), Mitgliedsorganisationen Bei dem Empfang steht zum einen Christina Schwarzer (CDU), Anja 5 Euro. das Jahresthema „FrauenMACHT- Kofbinger und Nina Stahr (beide B 90/ Konsum“ im Mittelpunkt. Dazu wird Ver- Grüne) sowie Mieke Senftleben (FDP) braucherschutzstaatssekretärin Sabi- und Therese Lehnen (Piraten).

Netzwerktreffen gestartet

Der LandesFrauenRat Berlin lädt Am 3. Juni ist erstmals das Netzwerk in diesem Jahr erstmals zu Netzwerk- Kirche & Religion zusammengekom- treffen ein, bei denen sich die Dele- men. Im Vorfeld konnten die Teilneh- gierten der Mitgliedsorganisationen merinnen angeben, welcher Aspekt themenspezifisch austauschen und des vielfältigen und breitgefassten The- gemeinsame Aktionen entwickeln menfeldes für sie und ihre Organisa- 2. September 2013 können. Bei den Ersttreffen geht es tion aktuell ganz besonders wichtig Netzwerktreffen zunächst darum, sich über eine ge- ist. Tatsächlich kamen die Diskutan- Arbeit & Beruf meinsame Arbeitsgrundlage zu ver- tinnen bei ihrem ersten Treffen schnell 18 Uhr ständigen und sich über die Aktivitäten überein, dass der Name des Netz- UCW-Konferenzsaal und Projekte der beteiligten Frauenor- werks zu einengend ist und sie lieber ganisationen im jeweiligen Themen- die interkulturelle Zusammenarbeit 9. September 2013 feld zu informieren. stärker betonen wollen. Deshalb Besuch Den Auftakt bildete am 8. April das Netz- könnte das Netzwerk künftig zum Bei- GEDOK-Galerie, werktreffen Kultur & Freizeit: Die Teil- spiel „Interkultureller Dialog“ heißen. Motzstraße 59, nehmerinnen stellten sich mit ihren Als wichtige Themen nannten die 10777 Berlin aktuellen Aktionen und Veranstaltun- Teilnehmerinnen „Bild und Rolle der (U-Bahn Viktoria- gen zum Thema vor und trugen an- Frau in den verschiedenen Religio- Luise-Platz) schließend Ideen für die künftige LFR- nen“ sowie „Das neue Ehrenamt“. Arbeit zusammen. Dabei ist die Idee Weitere Netzwerktreffen stehen im 2. Dezember entstanden, sich einmal intensiver mit Herbst auf dem LFR-Programm: Am Netzwerk der Situation von Künstlerinnen in 2. September trifft sich erstmals das Politik & Soziales Berlin zu beschäftigen. Deshalb steht Netzwerk Arbeit & Beruf und am 2. De- 18 Uhr nun am 9. September 2013 ein Be- zember erstmals das Netzwerk Politik UCW-Konferenzsaal such der GEDOK-Galerie und der & Soziales. Veranstaltungsbeginn ist Ausstellung „LebensSICHTEN“ auf jeweils um 18 Uhr im UCW-Konfe- dem LFR-Programm, bei dem auch renzsaal. ein Gespräch mit dem GEDOK-Vor- stand geplant ist (siehe auch Beitrag Delegierte der LFR-Mitgliedsorgani- auf Seite 21). Das Netzwerk Kultur & sationen, die in einem der Netzwerke Freizeit wird sich voraussichtlich mitarbeiten möchte, melden sich am wieder am 18. November 2013 tref- besten per Email an lfr-berlin@t- fen, um dann Pläne für das kommen- online.de in der LFR-Geschäftsstelle. de Jahr zu schmieden.

Wir Berlinerinnen Seite 6 LFRunterwegs 06/13

Charity-Dinner der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

150 Gäste waren am 25. Mai 2013 sich ebenso erfreut wie Stiftungsvor- ins immer noch neue Hotel Waldorf stand Jörg Litwinschuh. Astoria gekommen – und das am Musikalisches Highlight war Judy Internet-Info: Abend des Championsleague Finales Winter mit ihrem „Marlene“-Pro- mh-stiftung.de in Wembley zwischen Bayern Mün- gramm. Nicht wenige der Gäste fie- chen und Borussia Dortmund. Einge- berten da schon ihrem neuen „Hilde“- laden hatte die Bundesstiftung Mag- Programm entgegen, darunter die nus Hirschfeld, die für die Rechte von Schauspielerinnen Maren Kroymann Homosexuellen eintritt. Das war ange- und Anouschka Renzi. Sie werden sichts der Auseinandersetzungen um zum nächsten Charity-Dinner ebenso die Homoehe im Nachbarland Frank- wiederkommen wie die Fraktionsvor- reich von höchster Aktualität und alle sitzende von Bündnis 90/Die Grünen Karten zur Gala der Vielfalt waren um- im Bundestag, Renate Künast, und gehend verkauft. Schirmherrin und der Berliner Kulturstaatssekretär An- Bundesjustizministerin Sabine Leut- dré Schmitz. heusser-Schnarrenberger zeigte

Jahresempfang der Berliner CDU-Fraktion

Dieter Hallervorden scheint ein Natürlich waren die CDU-Politikerin- liebevoll-nostalgisches Verhältnis zu nen und -Politiker in der Überzahl, wie seinen Krawatten zu pflegen. Vielleicht die Senatsmitglieder Frank Henkel, ist er aber auch nur sparsam und trägt Thomas Heilmann, Mario Czaja und wie beim Jahresempfang der Berliner Cornelia Yzer sowie der ehemalige CDU-Fraktion am 28. Mai 2013 die Regierende Bürgermeister Eberhard Berichte auf den Seiten wildgemusterten Schlipse auf, die Diepgen. Aber auch die SPD war ver- 6 und 7 von Juliane von man schon von Bühnen- und TV-Auf- treten, an der Spitze Bildungssena- Friesen. tritten kennt, die viele Jahre zurücklie- torin Sandra Scheeres. Für Bündnis gen. Irgendwie wirkte er neben dem 90/Die Grünen war Fraktionschefin strahlenden Fraktionschef Florian Ramona Pop gekommen. Der rbb Graf ein wenig aus der Zeit gefallen. wurde prominent von Intendantin Beider Laune aber war prächtig, wie Dagmar Reim repräsentiert und die die 500 Gäste feststellen konnten, die Kultur vom Leiter des Swing Dance in das Umweltforum in der Auferste- Orchestra Andrej Hermlin, der in hungskirche nach Friedrichshain ge- Begleitung seiner Frau Joyce er- kommen waren. Bei Florian Graf lag schien. das wohl daran, dass die Freude über Tatsächlich entzerrt die CDU-Fraktion die Regierungsbeteiligung in Berlin seit einiger Zeit die Terminlage: Neu- immer noch anhält, aber vor allem, jahrsempfänge können alle, das wah- dass er begeistert über den Fami- re Können zeigt sich bei der Terminie- lienzuwachs in Gestalt von Töchter- rung eines Jahresempfangs. Den wird chen Lydia berichtete. es auch 2014 geben.

LandesFrauenRat Berlin

Durchwahl: 030/785 70 10 Web: www.lfr-berlin.de

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Wir Berlinerinnen 06/13 LFRunterwegs Seite 7

Berliner Wirtschaft: „Frauen an die Spitze!“

Warum schaffen wir es nicht, Fami- Ähnlich vage blieb auch der Sinn der lien- und Frauenförderung auseinan- Veranstaltung insgesamt. Die Tat- der zu halten? Rund 80 Unternehme- sache, dass (erst) 42 Unternehmen rinnen und einige wenige Männer dis- bislang die gemeinsame Erklärung kutierten bei der gemeinsamen Veran- „Frauen an die Spitze!“ der Senats- staltung der Senatsverwaltung für Ar- verwaltung und der IHK unterzeichnet beit, Integration und Frauen und der haben, ist nun wirklich kein schlagen- Internet-Infos zum The- IHK Berlin am 23. April unter dem der Beweis für die Bereitschaft der Ber- ma: http://www.ihk- Stichwort „Frauenförderung“ munter liner Wirtschaft, ihre etwas vollmundig berlin.de/standortpolitik/ den Mangel an Betriebskindergärten geratene Absichtserklärung in die Rea- Wirtschaft_und_Gesellschaft/ bzw. Ganztagskinderbetreuung, for- lität umzusetzen. Allein die IHK hat Diversity/ derten familienkompatible Arbeitsplät- rund 275.000 Mitglieder und da ist das ze und Arbeitszeiten sowie ein Mehr Handwerk noch nicht einmal dabei. an Home Office-Angeboten. Erst als Wie war das doch gleich mit der Hälfte Frauensenatorin Dilek Kolat er- des Himmels, die angeblich den Frau- schien, fiel erstmals das Reizwort en gehört? Da ist doch die Erde glatt „Quote“. Sie wies darauf hin, dass die vergessen worden. Selbstverpflichtung der Wirtschaft in den vergangenen zehn Jahren nichts Gemeinsame Erklärung gebracht habe. „Frauen an die Spitze!“ Nicht unerwartet wehrte sich IHK-Prä- sident Eric Schweitzer gegen Wir als zukunftsorientierte Berliner Unternehmen, „Zwangsverpflichtungen“. Auch er ver- Institutionen und Verbände sind uns bewusst, dass mengte Frauen- und Familienpolitik, Frauen für unsere Betriebe und Organisationen ein als er „Wirtschaft und Politik“ auffor- großes Potenzial darstellen – gleich, ob als Mitar- derte, die Vereinbarkeit von Familie beiterin, Führungskraft oder Vorstandsvorsitzende. und Beruf durch flexible Arbeitszeitmo- Dieses Potenzial wollen wir aktiv nutzen und künftig delle und Betreuungsangebote zu ver- mehr Frauen gezielte Karrierechancen bieten. Nur bessern. Woher er die Gewissheit wenn wir für Frauen attraktive Arbeitgeber sind, wer- nimmt, dass dies Frauen an die Spitze den wir in Zeiten eines zunehmenden Wettbewerbs bringt, blieb an diesem Abend im Lud- um qualifizierte Fachkräfte die besten Köpfe gewin- wig Erhard-Haus sein Geheimnis. nen können. Da hatte die IHK-Vizepräsidentin und Im Zuge der Unterzeichnung der Gemeinsamen Geschäftsführerin der Firma Polyphon, Erklärung werden wir daher: Beatrice Kramm, das Veranstal- eine Unternehmenskultur pflegen, in der die Gleich- tungsziel „Frauen an die Spitze!“ zuvor berechtigung von Mann und Frau fest verankert ist, schon zielgenauer ins Visier genom- eine Personalpolitik verfolgen, die Männern und men. Sie forderte ihre Geschlechts- Frauen unabhängig vom Geschlecht die gleichen Auf- genossinnen auf: „Traut Euch!“ und stiegschancen bietet, stellte fest, dass Frauenförderung unsere Mitarbeiterinnen und insbesondere unsere ebenso wie Frauenpolitik grundsätz- Führungskräfte gezielt zu den Möglichkeiten und lich kein Frauenthema sei, sondern Chancen von Frauenkarrieren informieren, ein Thema der gesamten Gesell- unternehmens- und bedarfsgerechte Instrumente schaft. Ziel müsse es sein, Frauenpo- entwickeln, die die Karrieren von Frauen befördern, litik letztendlich abzuschaffen. Bei die Unterzeichnung der Erklärung intern und ex- ihrer These, Frauen seien die größten tern kommunizieren, Feinde von Frauen, regte sich ein klein und zwecks einer Evaluation jährlich Auskunft ge- wenig Unmut im Goldberger Saal, ben zu unseren Aktivitäten und den erzielten Fort- aber die Zustimmung schien zu über- schritten. wiegen. Wir stellen uns dem Wettbewerb um die besten Was Kramm im Einzelnen damit Frauen! meinte, führte sie allerdings nicht aus.

Wir Berlinerinnen Seite 8 Berlin 06/13

Andenken an Hatun Sürücü – Benennung einer Brücke

Autorin: Die Brücke, die künftig die Ober- Cousin befreit und wollte mit ihrem Dr. Christine Kaiser landstraße in Tempelhof mit dem Tem- kleinen Sohn ein freies, selbstbe- pelhofer Feld verbinden wird, wird den stimmtes Leben in einer eigenen Woh- Namen von Hatun Sürücü tragen. Die nung führen. junge Frau kurdischer Herkunft war Mit der Benennung der Brücke sollen 2005 einem so genannten „Ehren- der Mut und die Verantwortung von mord“ zum Opfer gefallen. Einer ihrer Hatun gewürdigt werden. Auf ihrer Brüder erschoss sie aus nächster Nä- jüngsten Sitzung stimmten die Mit- he in der Oberlandstraße. Er wurde glieder der Bezirksverordnetenver- zu neun Jahren Jugendarrest verur- sammlung (BVV) Tempelhof-Schöne- teilt, die anderen beiden Brüder wur- berg mehrheitlich für diese Namens- den aus Mangel an Beweisen freige- gebung. Die Frauen Union unter- sprochen. Nach Überzeugung des stützte das Vorhaben von Anfang an Gerichts hatte ihre Familie ihren Le- ausdrücklich. Der Landesfrauenrat bensstil verurteilt. Hatun hatte sich begrüßt die Entscheidung der BVV als aus einer Zwangsehe mit einem wichtiges Zeichen.

Louise-Schroeder-Medaille für Jenny de la Torre

Autorin: Dr. Jenny De la Torre Castro Schwerpunkt ihrer Arbeit, so Jenny Juliane von Friesen „gehört wie die Namensgeberin der De la Torre, seien vor allem obdach- Louise-Schroeder-Medaille zu jenen lose Frauen. Mit ihrer Dankesrede tatkräftigen und engagierten Frauen, rührte sie die Teilnehmerinnen und ohne die die Stadt Berlin und unser Teilnehmer der Feierstunde sichtlich Am 30. April wurde Dr. Gemeinwesen sehr viel ärmer wären. an, unter ihnen Gesundheitssenator Jenny de la Torre, Ärztin In ihrem unermüdlichen Engagement Mario Czaja, die MdBs Eva Högl und für obdachlose Men- steht sie in bester Nachfolge von Loui- Mechthild Rawert, letztere perma- schen in Berlin, mit der se Schroeder und ist Vorbild für die nent fotografierend für ihren Twitter- Louise-Schroeder-Me- jüngeren Generationen“, so die Begrün- Account, Staatssekretärin Hella Dun- daille 2013 ausgezeich- dung des Auswahlkomitees unter Vor- ger-Löper, Bundestagsvizepräsident net. Der Präsident des sitz von Senatorin a.D. Ingrid Stahmer. Wolfgang Thierse und die frühere Abgeordnetenhauses Der „Engel der Obdachlosen“, wie die Berliner DRK-Präsidentin Sabine verleiht die Medaille aus Peru stammende Kinderchirurgin Bergmann- Pohl. Der LFR war mit jährlich auf Vorschlag zuweilen genannt wird, oder wie die seiner Vorsitzenden Regina Seidel des gleichnamigen Ku- Laudatorin und frühere Ausländerbe- sowie Juliane von Friesen, Susan- ratoriums einer Persön- auftragte Berlins, Barbara John, ne Schröder und Anne Wolf zahl- lichkeit oder einer Institu- sagte, die „begnadete Meisterschnor- reich vertreten. tion, die dem politischen rerin“, ist zu ihrem Engagement in befand vor mehr als 60 und persönlichen Ver- Berlin ursprünglich gekommen, weil Jahren, die Wahl von Louise Schroe- mächtnis Louise Schroe- man ihr in ihrem Heimatland die Ap- der als Oberbürgermeisterin sei „ein ders in hervorragender probation verweigerte. So gründete wahrer Volltreffer“. So sahen das Weise Rechnung trägt. sie auf der Basis eines „Goldene Hen- einschließlich des Präsidenten des Louise Schroeder hat ne“-Preisgeldes in Höhe von 25.000 Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, sich zeitlebens durch Euro eine Stiftung, aus deren Geldern auch alle Gäste des Hohen Hauses unermüdliches soziales und Spenden ein privat finanziertes am 30. April hinsichtlich der mit der Engagement und durch Gesundheitszentrum entstand. Da Louise-Schroeder-Medaille Geehrten. das Eintreten für die Obdachlose ganz überwiegend nicht Ach ja, ungeachtet ihres großen Enga- Gleichstellung von Frau- krankenversichert sind und deshalb gements in und für Berlin, hätte sie en ausgezeichnet. Arztpraxen meiden, ist das Gesund- doch auch gerne einmal in Peru als heitszentrum in der Regel ihre einzige Kinderchirurgin gearbeitet. medizinische Anlaufstelle.

Wir Berlinerinnen 06/13 Berlin Seite 9

Gender Datenreport 2012 veröffentlicht

Der vierte Berliner Gender Daten- gesamt steht Berlin mit einem Anteil report liegt vor: Am 28. Mai veröffent- von rund 30 Prozent Frauen mit an lichte die Senatsverwaltung für Arbeit, der Spitze der Bundesländer (Bun- Nachholbedarf bei der Integration und Frauen gemeinsam desdurchschnitt: 19,9 Prozent).“ Stei- Politik: Nach der Wahl mit dem Amt für Statistik Berlin-Bran- gende Erwerbstätigkeit und weiter ver- zum Berliner Abgeord- denburg die aktualisierte Auflage mit besserte Chancen für Akademikerin- netenhaus 2011 sind Daten zur Situation der Berlinerinnen nen an den Berliner Hochschulen, so deutlich weniger Frauen aus dem Jahr 2012. Der jährliche Re- die Senatorin, hängen zum Beispiel im Parlament und an port ist eine wichtige Messlatte für die mit dem „Berliner Programm zur För- der Regierung beteiligt – Berliner Gleichstellungspolitik, der er derung der Chancengleichheit“, aber unter den Mitgliedern in vielen Feldern ein positives Zeugnis auch anderen Maßnahmen im Rah- des Abgeordnetenhau- ausstellt. „Die Daten des diesjährigen men des Programms „BerlinArbeit“ ses fiel der Frauenanteil Reports zeigen uns genau, wo wir er- zusammen. von 40 Prozent auf 35 folgreich sind und wo wir nachsteuern Allerdings gebe es auch Bereiche, wo Prozent und auf Staats- müssen, um die Chancen von Frauen Berlin nachsteuern müsse, weiß Dilek sekretärsebene von 40 in der Stadt zu verbessern", kommen- Kolat. Beispiele: Zwar hat sich die Er- Prozent auf 32 Prozent. tiert Frauensenatorin Dilek Kolat werbsbeteiligung der Frauen in Berlin (SPD) die neuen Zahlen und betont: erhöht. 2011 wurde eine Erwerbstäti- „Ich bin mit dem Gesamtergebnis zu- genquote von 65 Prozent erreicht Die Differenz beim durch- frieden, denn es zeigt, dass unsere (2010: 63,5 Prozent). Der Anstieg war schnittlichen Stunden- Maßnahmen greifen und dass wir die aber zu großen Teilen mit befristeten verdienst (Gender Pay richtigen Schwerpunkte setzen, aber Arbeitsverträgen und geringfügiger Gap), betrug 2011 in es bleibt viel zu tun.“ Beschäftigung verbunden und auch Berlin knapp 15 Prozent Der diesjährige Gender Datenreport die Teilzeitarbeit erhöhte sich weiter. (15,3 Prozent Vorjahr) zeigt unter anderem, dass Mädchen Sie lag für sozialversicherungspflich- und war damit sieben und junge Frauen beim Bildungsstand tig beschäftigte Frauen bei rund 32 Prozentpunkte besser bereits deutlich besser abschneiden Prozent (31 Prozent Vorjahr). Die als im Bundesschnitt. als ihre männlichen Altersgenossen: Einkommenssituation ist für Männer Von den 25- bis 35-Jährigen haben 61 nach wie vor deutlich besser als für Prozent der Frauen die Hochschul- Frauen: In der Altersgruppe von 35 bis Anstieg des Heiratsal- reife und 29 Prozent einen Hoch- 55 Jahre erzielten 47,2 Prozent der ters: Für Frauen lag es schulabschluss erzielt, bei den Män- Männer, aber nur 36,5 Prozent der 1991 im Durchschnitt nern lagen die Anteile bei 55 Prozent Frauen monatlich ein Nettoeinkom- bei 27 Jahren, heute bei und 23 Prozent. Der Anteil der jungen men von über 1.500 Euro. 32 Jahren, für Männer Frauen in der gymnasialen Oberstufe Eine weitere wichtige Aussage des hat es sich von 29 auf liegt bei 53 Prozent, 50 Prozent der Reports ist die zunehmende Verände- rund 35 Jahre erhöht. Erstimmatrikulierten an Berliner Hoch- rung des Familienmodells: In Berlin schulen sind Frauen. Senatorin Kolat treten neben die Ehe mit Kindern zu- weist darauf hin, dass sich deren Be- nehmend andere Familienformen, so Anhand von Daten der rufs- und Studienfachwahl aber noch sind etwa in der Hälfte aller Familien verschiedenen Themen- weitgehend an traditionellen Geschlech- mit Kindern die Eltern nicht verheiratet. felder betrachtet der terrollen orientieren, was sich später im Knapp ein Drittel dieser Eltern ist Gender Datenreport die Berufsleben oft als Nachteil erweist. alleinerziehend. Dabei handelt es sich Situation der Frauen und Kolat weiter: „Berlin hält jetzt seit acht überwiegend um Frauen (91 Prozent). Männer in Berlin – im Jahren die Spitzenposition bei den Senatorin Kolat: „Auch wenn die Fa- zeitlichen Vergleich und Karrierechancen für Frauen an der milienstruktur sich verändert, bleibt im Vergleich der Ge- Hochschule. Der Anteil der Frauen die Erziehungslast immer noch über- schlechter. Er ist im In- unter den Promovierten erhöhte sich wiegend bei den Frauen. Deshalb müs- ternet auf www.statistik- im letzten Jahr auf 49 Prozent (47 sen wir weiterhin auf allen Feldern berlin-brandenburg.de/ Prozent Vorjahr) und unter den Junior- große Anstrengungen unternehmen, gender abrufbar. professuren auf 56 Prozent (54 Pro- deren Chancen auch in der Berufswelt zent Vorjahr). Bei Professuren ins- zu verbessern.“

Wir Berlinerinnen Seite 10 Berlin 06/13

Friedrichstraße 235: Gedenktafel für Hedwig Dohm

Text und Fotos: „Mit Hedwig Dohm ehren wir eine schaft ihrer Zeit auseinander. Politisch Sabine Röhrbein frühe und profilierte Vertreterin der vertrat sie die Ansicht, dass eine Gleich- Frauenbewegung in Deutschland. stellung von Frau und Mann verwirk- Politisch war sie ihrer Zeit weit voraus. licht werden müsse, um Abhängigkei- Gedenktafeln, Ehren- Mit der Anbringung einer Plakette er- ten zu beseitigen und eine wirkliche gräber, Straßen und weisen wir ihrem visionären Lebens- Gleichberechtigung der Geschlechter Plätze – Frauen im Berli- werk unsere ehrende Anerkennung.“ zu erreichen." Durch Dohms Darstel- ner Stadtbild sind rar. Die Mit diesen Worten enthüllte Staats- lung von antifeministischen Argumen- nach Frauen benannten sekretärin Hella Dunger- Orte haben jetzt Zu- Löper, Berlins Bundesbe- wachs bekommen: Am vollmächtigte und Euro- 30. Todestag der frühe- pabeauftragte, am 5. Juni ren Bundesministerin für 2013 am Haus Friedrich- Wirtschaftliche Zusam- straße 235 in Kreuzberg menarbeit Marie Schlei eine Gedenktafel für die (26. November 1919 bis Frauenrechtlerin Hedwig 21. Mai 1983) wurde das Dohm, die im 19. Jahr- Rondell an der Egidy- hundert ihre Stimme für straße in der Freien die Gleichberechtigung Scholle (Reinickendorf) der Frauen und als eine zum Marie-Schlei-Platz. der Ersten 1873 für das Die Sozialdemokratin Frauenwahlrecht erhob. lebte bis zu ihrem Tod in Hedwig Dohm gehört zu der Baugenossenschaft den wichtigsten politischen Autorinnen ten ihrer Zeit, die Frauen auf Mutter- „Freie Scholle“. Bei der des 19. und beginnenden 20. Jahrhun- schaft reduzierten, fühlte sich die Benennung des Platzes derts, in den intellektuellen und politi- Staatssekretärin an die aktuelle De- vor dem Jüdischen Mu- schen Kreisen im damaligen Berlin batte zum Betreuungsgeld erinnert. seum hat es inzwischen war sie eine feste Größe. Die Schrift- Ihre Schriften besäßen bis heute eine eine Einigung gegeben. stellerin, Publizistin und feministische erstaunliche Aktualität. Davon sind Er soll künftig Fromet- Theoretikerin gilt als eine Pionierin der auch Nikola Müller und Isabel Rohner und-Moses-Mendels- Frauenemanzipation. Hella Dunger- überzeugt, die Dohms Werk in einer sohn-Platz heißen – Löper: „In unzähligen Essays, Artikeln Edition neu herausgeben. Eine der ra- nach dem großen deut- und Büchern setzte sie sich kritisch dikalsten Stimmen der Frauenbewe- schen Aufklärer und sei- mit der Rolle der Frau in der Gesell- gung und ihre Polemiken, mit denen ner Frau. sie die antifeministischen Aussprüche von angesehenen Namen aus Philo- sophie, Medizin und Politik ad absur- dum führte, bleibt so jüngeren Frauen- generationen als Richtschnur erhalten. Als Hedwig Marianne Adelaide Schle- singer am 20. September 1831 in der Friedrichstraße 235 als elftes von achtzehn Kindern eines Tuchfabrikan- ten geboren, musste die 15-Jährige die Schule verlassen, konnte aber 18- jährig eine Ausbildung zur Lehrerin be- ginnen. Mit 22 Jahren heiratete sie Ernst Dohm, den späteren Chefredak- Staatssekretärin Hella Dunger-Löper (links) mit teur des „Kladderadatsch“, eine ihrer den Herausgeberinnen der neuen Dohm-Edition, Enkeltöchter ist Katja Mann. Hedwig die unter www.hedwigdohm.de zu finden ist. Dohm starb am 4. Juni 1919 in Berlin.

Wir Berlinerinnen 06/13 Special: Bundestagswahl 2013 Seite 11

Bundestagswahl 2013: Frauenanteil bald höher?

Programm und Personal – das zu erwarten, dass der Frauenanteil Wahlergebnis sind die zwei Seiten der Medaille, sinkt, wenn sich die bisherige Regie- 2009 wenn es um Politik und die Entschei- rungskoalition erneut durchsetzt oder dung für eine Partei bei Wahlen geht: die Piraten in den Bundestag einziehen CDU/CSU Bei der Bundestagswahl 2009 zogen sollten. Sollten dagegen SPD und Bünd- 33,8 Prozent 204 Frauen in den Bundestag ein (bei nis 90/Die Grünen die Wahl gewinnen SPD insgesamt 622 Sitzen), davon haben oder die Linkspartei Zuwächse ver- 23,0 Prozent 65 Frauen Wahlkreissitze direkt ge- zeichnen, wird der Frauenanteil im Bun- FDP wonnen. Trotz einiger Mandatswech- destag sehr wahrscheinlich steigen. 14,6 Prozent sel gehörten im Dezember 2012 im- Dafür ausschlaggebend ist das Auf- Die Linke mer noch 204 Frauen dem Bundestag stellungsverfahren für die Kandidatin- 11,9 Prozent an, was einem Anteil von 32,9 Prozent nen und Kandidaten: Die Parteien des Bündnis 90/Die Grünen entspricht. linken Spektrums kennen eine feste 10,7 Prozent Die weiblichen Abgeordneten verteilen Quotierung, die sie auch konsequent sonstige sich folgendermaßen auf die Fraktio- umsetzen. Die CDU hat statt Quote 6,0 Prozent nen: Bei der CDU/CSU stehen 45 ein Frauenquorum, FDP und Piraten Frauen 192 Männern gegenüber, bei haben weder das eine noch das ande- Wahlbeteiligung: der SPD sind es 58 Frauen und 88 re. Dadurch haben sie im Schnitt auch 70,8 Prozent Männer, der FDP-Fraktion gehören 24 weniger Kandidatinnen. Die Übersicht Frauen und 69 Männer an, Die Linke arbeitet mit 42 Frauen und 33 Män- nern und Bündnis 90/Die Grünen mit 35 Frauen und 33 Männern. Ob die- se Werte bei der Bundes- tagswahl 2013 wieder erreicht werden oder sich vielleicht sogar verbessern, hängt ent- für Berlin ist beispielgebend und ver- scheidend davon ab, wie das Wahler- anschaulicht recht gut die Kandida- Wahlsystem gebnis insgesamt ausfällt. Dabei ist tinnenlage. Gewählt werden bei den Wahlbroschüre in leicht verständlicher Sprache Bundestagswahlen mit der Erststimme Wahl- Die Landeszentrale für politische nachrichtigung und des Stimmzet- kreiskandidaten, mit der Bildungsarbeit Berlin hat jetzt in Ko- tels. Die Broschüre ist kostenfrei in Zweitstimme die Landes- operation mit dem Blauen Kamel, der Buchausgabe der Landeszentra- listen politischer Partei- dem Berliner Aktionsbündnis für Men- le, An der Urania 4-10, 10787 Berlin- en. Die Zweitstimme ent- schen mit Behinderungen, und der Schöneberg (1. Etage, Zimmer 137) scheidet über die Zusam- Landeswahlleiterin eine Broschüre in erhältlich. Öffnungszeiten sind mon- mensetzung des Bun- leicht verständlicher Sprache zur tags bis mittwochs von 12 bis 16 Uhr, destages und gilt damit Bundestagswahl am 22. September donnerstags von 12 bis 18 Uhr sowie als „Kanzlerstimme“. 2013 erstellt. Die Broschüre „Klar freitags von 10 bis 18 Uhr. Das Heft Umfangreiche Informa- geh’ ich wählen!“ richtet sich beson- kann auch auf der Website http:// tionen dazu bei der Bun- ders an Menschen mit Behinderun- www.berlin.de/lzpb/ unter „Aktuelles“ deszentrale für politische gen, ist aber auch für alle Wählerinnen als PDF heruntergeladen werden. Bildung unter www. und Wähler interessant. Sie erklärt die Die Landeszentrale und das Blaue bpb.de/politik/wahlen/ Bedeutung der Bundestagswahl und Kamel laden ferner zu der Wahlver- bundestagswahlen/ schildert anhand von Abbildungen anstaltung „Klar geh’ ich wählen!“ am und kurzen Texten das Wahlgesche- 29. August 2013, um 15 Uhr ins Kes- hen und enthält Muster der Wahlbe- selhaus der Kulturbrauerei ein.

Wir Berlinerinnen Seite 12 Special: Bundestagswahl 2013 06/13

Stichtag 22. September: Frauen wählen wen oder anders?

Text: Frauen wählen im Schnitt anders zent der Frauen, aber nur 7,4 Prozent Sabine Röhrbein als Männer. Warum das so ist, ist wis- der Männer den Grünen ihre Stimme. senschaftlich nicht abschließend ge- Aber: Frauen wählen nicht automa- klärt. Klar ist, dass Frauen nachdem tisch Frauen. Das hat auch die Kanz- sie 1918 das Wahlrecht erhalten hat- lerin 2005 spüren müssen. Mehr Frau- ten, viele Jahrzehnte lang eher kon- en als Männer (2,7 Prozent) gaben der servative und christliche Parteien wähl- SPD und somit Gerhard Schröder ihre ten. Dies gilt auch für die junge Bundes- Stimme und nur 35 Prozent der Wäh- republik. Bis zur Bundestagswahl 1969 lerinnen der CDU und Angela Merkel. waren Frauen stets eine sichere Bank Drei Gründe dafür benennen Wahl- für die Union, die bei den Wählerinnen forscher: Merkel setzte auf Finanz- und immer einen Vorsprung von zehn Pro- Wirtschaftspolitik und präsentierte den zent hatte. Dann kamen Frauen kaum Antworten auf ihre drän- und die Frauenbewegung und fortan genden Fragen zur Gleichstellungs- wählten die Frauen eher links. und Familienpolitik. Merkel bot kein ak- Es ist ein weltweiter Trend: Seit den zeptables Rollenmodell und wehrte sich 1980er Jahren stimmen rund um den gegen den Eindruck, sie mache weibli- che Politik. Und noch immer wählten Frauen eher links als konservativ. Vier Jahre später hatte sich die Situa- tion geändert und verhalfen die Wäh- lerinnen der Union zum Wahlsieg. Bei insgesamt 33,8 Prozent der abgege- benen Zweitstimmen für die CDU/ CSU wählten 31 Prozent der Männer, aber 36,4 Prozent der Frauen die Union. Bei der SPD hielt sich das mit 23 Prozent insgesamt, 23 Prozent bei den Männern und 23,1 Prozent bei den Frauen die Waage. Die Werte für Berlin: 22,8 Prozent aller Wählenden stimmten für die CDU, aber nur 20,9 Prozent der Berliner, dafür 24,6 Pro- zent der Berlinerinnen. Die Frauen zeigten sich von der Kanzlerin beein- Gilt immer noch: Motiv Globus mehr Frauen für Mitte-Links- druckt, die sich in der Koalition und einer LFR-Postkarte und eher Männer für Mitte-Rechts-Par- gegen Streithähne aus den eigenen 2009. teien. Der „Gender Gap“, die Kluft zwi- Reihen durchgesetzt hatte und ziel- schen den Wahlentscheidungen von strebig ihren Weg ging. Und sie hatte Frauen und Männern, hält in der For- als starke Mitstreiterin die Frauenmi- schung Einzug. Danach wählen Frau- nisterin Ursula von der Leyen an der en eher eine Politik gegen militärische Seite, die eine für die Union recht fort- Einsätze und für Umweltschutz, für Be- schrittliche Gleichstellungspolitik vor- nachteiligte und für die Gleichstellung antrieb. von Menschen verschiedener Herkunft. Und 2013? Die Kanzlerin ist bei „Bri- Das sind vor allem auch Themen der gitte“ zu Gast und lädt Führungsfrauen Grünen, so dass seit den 1990er Jah- ins Kanzleramt. Viel hängt davon ab, ren zunehmend gebildete Frauen der ob sie die Wählerinnen weiter an sich jüngeren und mittleren Generation bei binden kann. Das gleichstellungspoli- „grün“ ihr Kreuzchen machen. Bei der tische Profil ihrer Partei überzeugt je- Bundestagswahl 2005 gaben 8,8 Pro- denfalls nicht.

Wir Berlinerinnen 06/13 Special: Bundestagswahl 2013 Seite 13

Wahlforum 2013 mit Spitzenpersonal

Die Bundestagswahl am 22. Sep- Zugesagt haben bisher: Moni- tember 2013 ist eine wichtige politi- ka Grütters, die Spitzenkandi- sche Weichenstellung – auch und ge- datin der Berliner CDU, Eva rade in Fragen der Frauen- und Gleich- Högl, Spitzenkandidatin der stellungspolitik. Deshalb wollen der Berliner SPD und Gregor Gysi, LandesFrauenRat Berlin und die Spitzenkandidat der Partei Die Gleichstellungs- und Frauenbeauf- Linke in Berlin. Der Spitzen- tragten der Berliner Bezirke den Ber- kandidat der FDP, Martin Lind- linerinnen die Möglichkeit eröffnen, mit ner, wird durch Mieke Senftle- Politikerinnen und Politikern zur Bun- ben vertreten, die die einzige destagswahl ins Gespräch zu kom- liberale Kandidatin bei dieser men und sich mit Programmen und Bundestagswahl in Berlin ist. Positionen zu beschäftigen. Uns ist Ferner angefragt sind die grü- wichtig, dass sich Frauen mit den Vor- ne Spitzenkandidatin Renate stellungen der Parteien sowie der Kan- Kühnast sowie die Spitzen- didatinnen und Kandidaten auseinan- kandidatin der Piratenpartei dersetzen, um so eine gute Wahlent- Cornelia Otto. Das politische scheidung treffen zu können. Spitzenpersonal steht den Ber- Nach einem ersten Wahlforum zu- linerinnen in kurzen Gesprächs- sammen mit dem Frauenpolitischen runden Rede und Antwort. Da- Rat Land Brandenburg und dem Deut- zu werden Kleingruppen gebil- schen Frauenrat sowie Evas Arche det, denen sich die Kandidatin- Anfang Juni bereiten wir derzeit ein nen und Kandidaten jeweils in zweites Wahlforum vor – dieses findet einem festen Zeitrahmen präsentie- am Montag, dem 19. August 2013, in ren. Am Ende hat jede Kandidatin/je- Internet-Infos zur Bun- der Zeit von 18 bis 20 Uhr im Rathaus der Kandidat noch einmal Gelegenheit destagswahl: Charlottenburg an der Otto-Suhr-Allee zu einem politischen Statement und www.bundeswahlleiter.de statt. Dabei können die Berlinerinnen zu einem Fazit. Die Veranstaltung wird und www.bpb.de/ mit den Spitzenkandidatinnen und Spit- von der Aviva-Macherin und Preisträ- nachschlagen/zahlen- zenkandidaten der Berliner Parteien gerin des Berliner Frauenpreises, und-fakten/wahlen-in- ganz direkt und konkret diskutieren. Sharon Adler, moderiert. deutschland/

Übersicht: Berliner Wahlkreiskandidatinnen

CDU SPD FDP Linke B90/Grüne Piraten 75 Eva Högl Therese Lehnen 77 Mieke Senftleben 78 Monika Merk 79 Ute Finckh-Krämer Nina Stahr 80 Ülker Radziwill Marlene Cieschinger Lisa Paus 81 Mechthild Rawert Aziz Tank Renate Künast 82 Christina Schwarzer Anja Kofbinger Anne Helm 83 Cansel Kiziltepe Halina Wawzyniak 85 Monika Grütters Iris Spranger Petra Pau 86 Gesine Lötzsch

Wahlkreise: Mitte (75), Pankow (76), Reinickendorf (77), Spandau/Charlottenburg Nord (78), Steglitz-Zehlendorf (79), Charlottenburg-Wilmersdorf (80), Tempelhof-Schöneberg (81), Neukölln (82), Friedrichshain-Kreuzberg/ Prenzlauer Berg Ost (83), Treptow-Köpenick (84), Marzahn-Hellersdorf (85), Lichtenberg (86).

Wir Berlinerinnen Seite 14 Special: Bundestagswahl 2013 06/13

Positionen des Deutschen Frauenrates

Im Vorfeld der Bundestagswahl lungen von Gleichstellungspolitik. Die lädt der LandesFrauenRat Berlin zu ebenfalls angekündigte CDU-Bundes- mehreren Gesprächsrunden und Ver- tagsabgeordnete Stefanie Vogelsang anstaltungen ein, bei denen die Berli- war leider nicht erschienen. Basis für nerinnen Kandidatinnen der im Bun- die Debatte waren die Wahlprüfsteine destag vertretenen Parteien kennen- 2013 des Frauenrates, der auf seiner lernen und befragen können. Den Auf- Website alle Diskussionsbeiträge der takt bildete die Podiumsdiskussion Kandidatinnen ausführlich dokumen- „Im Gespräch: Frauenverbände mit tiert hat (http://www.frauenrat.de/ Bundestagskandidatinnen“ am 7. Juni deutsch/aktionen/bundestagswahl- 2013, zu der der LFR gemeinsam mit 2013). dem Frauenpolitischen Rat Land Aktion zu „Minijobs“ Brandenburg, dem Deutschen Frau- enrat und Evas Arche eingeladen hat- Mit einer weiteren Aktion mischt sich te. Dabei gaben Mechthild Rawert der Deutsche Frauenrat in den Wahl- (SPD), Mieke Senftleben (FDP), Dr. kampf ein: Gemeinsam mit der BAG Gesine Lötzsch (Linke) und Beate kommunaler Frauenbüros und Gleich- Müller-Gemmeke (Bündnis90/Die stellungsstellen fordert die Frauen- Grünen) Auskunft über ihre politischen lobby alle Bundestagskandidatinnen Schwerpunktthemen und ihre Vorstel- und -kandidaten auf, zum Thema „Minijobs“ Position zu beziehen. Die- ses habe für viele Frauen in unserem Programme der Parteien Land existenzielle Bedeutung, so der CDU/CSU Frauenrat. „Die Auswirkung der Mini- „Gemeinsam erfolgreich für Deutschland. Regierungspro- jobs auf Frauen wird seit Jahren de- gramm 2013 - 2017“ battiert; mit Blick auf deren eigenstän- Beschluss Parteivorstände am 23. Juni 2013 dige Existenzsicherung und ihre Alters- http://www.cdu.de/regierungsprogramm vorsorge gab es bisher keine Verbes- serungen“, betont die Frauenlobby. Im SPD Gegenteil ermögliche die kürzlich ein- „Das WIR entscheidet. Das Regierungsprogramm 2013 - 2017“ geführte 450-Euro-Verdienstgrenze Beschluss Bundesparteitag in Augsburg am 14. April 2013 pro Monat Arbeitgeberinnen und Arbeit- http://www.spd.de/95466/regierungsprogramm_2013_ gerbern, sogar Überstunden innerhalb 2017.html der sozialversicherungsfreien Beschäf- tigung flexibel unterzubringen. Auch FDP eine Rentenversicherungspflicht las- „Bürgerprogramm 2013“ se sich derzeit schwerlich durchset- Beschluss Bundesparteitag in Nürnberg am 4. und 5. Mai 2013 zen. Daher fordern der Deutsche Frau- http://www.fdp.de/Buergerprogramm-2013/1793b658/ enrat und die BAG kommunaler Frau- index.html enbüros und Gleichstellungsstellen: „Gleicher Lohn und gleiche Rechte für Die Linke jede Teilzeitarbeit. Existenzsicherung „100 Prozent sozial. Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013“ für Frauen – mit Entgeltgleichheit und Beschluss Dresdner Parteitag vom 14. bis 16. Juni 2013 sozialer Sicherung – statt Minijob.“ http://www.die-linke.de/wahlen/wahlprogramm/ Die Antworten der Kandidierenden, die Bündnis 90/Die Grünen bundesweit angeschrieben werden, „Zeit für den grünen Wandel. Teilhaben. Einmischen. Zukunft werden ebenfalls auf der Website schaffen. Bundestagswahlprogramm 2013“ www.frauenrat.de sowie auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Berlin vom 26. bis 28. April 2013 Website www.frauenbeauftragte.de http://www.gruene.de/partei/gruenes-wahlprogramm-2013.html dokumentiert.

Wir Berlinerinnen 06/13 Berlin Seite 15

Festakt: 50 Jahre John F. Kennedy in Berlin

108mal Berlin. Aber wie Präsident vor der Rede des Präsidenten aus. Barack Obama am 19. Juni 2013 hat Der 91-Jährige erzählte von dem Ge- schon sein legendärer Amtsvorgänger dränge im Amtszimmer des Regie- John F. Kennedy nur das „echte“ renden Bürgermeisters. Erst als dem Berlin besucht. Mutmaßlich jedenfalls. der Geduldsfaden riss und er eigen- Den Festakt am 26. Juni 50 Jahre nach dessen von 400.000 händig bis auf Kanzler Konrad Ade- 2013 hat Juliane von Menschen bejubeltem Bekenntnis „Ich nauer, ihn, Bahr, selbst und natürlich Friesen begleitet und für bin ein Berliner!“ am 26. Juni 1963 vor Kennedy und dessen Berater Ted den LFR zusammenge- dem Rathaus Schöneberg grüßten Sorensen alle anderen vor die Tür fasst. Berlin-Bürgermeisterinnen und -Bür- setzte, kehrte so etwas wie Ruhe ein. germeister aus aller Welt per Video Der Präsident übte „Ich bin ein die deutsche Hauptstadt. Berliner!“, während Adenauer an Die 300 Gäste im ehemaligen West- Brandts Schreibtisch in der Ost-Zei- Berliner Regierungssitz reagierten be- tung „Neues Deutschland“ blätterte. geistert. Sichtlich angesteckt trat Schwere Sprache nach dem 12-Uhr- Läuten der Freiheitsglocke ans Mikro- „ISH bin ine BEar-LEAN-er“ – so hatte fon. Er dankte spontan für die Gruß- es der amerikanische Dolmetscher worte seiner Kollegen in den USA, un- für Kennedy phonetisch notiert. Be- ter denen auch die Bürgermeisterin rater Sorensen quälte sich übrigens von East-Berlin (!), Pennsylvania, noch 45 Jahre später mit dem Vor- Infos rund um den Roberta Teal, war. wurf, er hätte seinem Präsidenten Festakt und das Jubi- Dann erinnerte der Regierende Bür- einen Satz in fehlerhaftem Deutsch läum im Internet auf germeister an die von Angst um Leib aufgeschrieben, der ins Englische www.berlin.de/kennedy und Leben geprägte Stimmung im seit übersetzt „I am a jelly-filled doughnut“ sowie die Kennedy- dem 13. August 1961 eingemauerten lauten würde. Erst ein US-amerikani- Rede in deutschr Über- West-Berlin. Es war auch die Angst scher Sprachwissenschaftler erteilte setzung unter http:// davor, dass aus dem Kalten Krieg in ihm 2008 Absolution. Die Berlinerinnen www.berlin.de/berlin-im- der Stadt ein heißer würde. Mit dem und Berliner konnten Kennedy an ueberblick/geschichte/ so überaus charismatischen damali- jenem denkwürdigen Tag gar nicht historische-reden/ gen US-Präsidenten zog wieder Hoff- missverstehen: Schließlich verzehren kennedyrede.de.html. nung in die „Frontstadt“ ein. sie keine Berliner, sondern Pfann- kuchen. Davon abgesehen klingt „Ich Aus dem Nähkästchen... bin EIN Berliner!“ weit eindrücklicher Das bestätigte auch Egon Bahr. Der als ohne den unbestimmten Artikel, ehemalige Bundesminister und Willy- um den sich die Diskussion in den Brandt-Vertraute erinnerte daran, dass USA so lange drehte. mit dem berühmten Kennedy-Satz Denglish-Expertin Gayle Tufts zeigte sich „für die Berliner die Welt stabili- sich 50 Jahre nach der Kennedy-Re- siert“ und er ihnen die so schmerzlich de hochzufrieden, dass sie diesmal vermisste Sicherheit gegeben habe. zu den Geladenen des Festaktes Er rief auch in Erinnerung, dass nach zählte. 1963 war sie zu jung, weil ge- dem 26. Juni 1963 keine Krise mehr rade in den USA auf die Welt gekom- ausgebrochen sei, weder um Berlin men, 2013 hatte man „vergessen“, die noch um Deutschland oder Europa. Entertainerin zu Präsident Obama Erst als die deutsche Einheit mit dem ans Brandenburger Tor einzuladen. Mauerfall am 9. November 1989 ihren Ein schwerer Schlag für den beken- Anfang nahm, habe Kennedys Rede nenden Obama-Fan. ihr Ziel erreicht. Heiterkeit löste Bahrs Schilderung der Begebenheiten in Willy Brandts Büro

Wir Berlinerinnen Seite 16 Literatur 06/13

Alles normal, Sie suchen noch eine interessante Schorpp ist das Verdienst zuzuschrei- oder was? Strandlektüre? Ein Buch für kurz- ben, diesen faulen Zauber zu entlar- weilige Mußestunden? Dann können ven: Banalitäten und Nichtigkeiten Buchbesprechung von wir das Buch von Maria Schorpp „Die werden zu hochwichtigen Informatio- Dr. Christine Kaiser Lust normal zu sein“ empfehlen. nen „gehypt“, das Überdrehte, Schrille Schorpp bewegt uns dazu, über unser als Normalität verkauft. Den Rest Leben nachzudenken, uns selbst erledigt Photoshop. Wir haben alle mal wieder schätzen zu lernen und auch eine Laufmasche im Strumpf, aber der unspektakulären Routine etwas das steht nicht gleich in der Zeitung. Positives abzugewinnen. Bei mancher prominenter Frau, die Es wird uns klar vor Augen geführt, das nur deshalb ist, weil sie die Ver- dass uns in der medialen Parallelwelt flossene eines seinerseits bekannten eine Glitzer-Scheinwelt vorgegaukelt Promis ist, wäre diese Meldung eine wird, die es nicht wert ist, beachtet zu ganze Titelgeschichte wert. werden. Im Gegenteil: Wir werden nur Die Botschaft des Buches lautet: immer unzufriedener. Via TV, Radio, Seien wir wieder normal. Normal nicht Internet und Zeitschriften werde uns im Sinne von spießig und engstirnig, permanent eingeredet, dass die von sondern im Sinne von geerdet. Besin- diesen Medien vorgeführten so ge- nen wir uns auf uns selbst. Beschäfti- nannten Prominenten angeblich ein gen wir uns mit den Dingen, die uns Maria Schorpp: Die Lust beneidenswertes Leben führen. Uns Freude machen. Eifern wir keinen fal- normal zu sein. Ich bin werde durch die Medien die Botschaft schen Vorbildern nach. Das gibt uns kein Star, holt mich hier vermittelt, dass wir diesen Stars und die Kraft und lässt uns glücklich sein. raus! Orell Füssli Ver- Sternchen nacheifern sollten, um Eigentlich ein verblüffend einfaches lage München 2013, ebenfalls glückliche und besondere Rezept. Es muss einem nur einer mal 14.95 Euro. Menschen werden zu können. so sagen. Danke Frau Schorpp!

Mädchen wollen Die Sexismus-Debatte ist in den keit gerade des Äußeren wieder zu- „normal sein“ vergangenen Wochen abgeebbt, aber rückzuerobern“. Die für die Studie inter- sie bleibt virulent. Die auch metho- viewten Mädchen haben einen deut- Buchbesprechung von disch spannende Studie „Kleine Mäd- lichen Gleichheitsanspruch und wollen Sabine Röhrbein chen und High Heels“ kann helfen, die beruflich erfolgreich und unabhängig Auswirkungen der „Sexualisierung“ un- sein, aber keine Feministinnen. Für serer Lebenswelt in einen größeren sie ist „die kulturelle Unterscheidung gesellschaftlichen Kontext einzuord- der beiden Geschlechter und die Zur- nen. So stellt die Autorin fest, dass schaustellung ihrer weiblichen Iden- Frauen in TV-Serien den Männern in tität hochgradig relevant“. Kein Wun- ihren beruflichen Erfolgen zwar immer der also, wenn Leserinnen der Zeit- mehr gleichgestellt sind, weibliche schrift Mädchen im Web ihre High und männliche Charaktere aber in Heels zeigen und in Infoportalen rund unterschiedlicher Weise vom Schön- um Beauty und Lifestyle die Frage kur- heitsideal abweichen dürfen. So sind siert, für welches Alter welche Absatz- die Frauen zwar auf Augenhöhe mit höhe geeignet ist. den Männern. „Andererseits werden Für Mädchen sind dies ernst zu neh- sie aber immer noch durch die größere mende Alltagsfragen, denn tatsächlich Notwendigkeit zum guten Aussehen beziehen sie über solche Inszenierun- Sarah Dangendorf: Klei- in ihrem Wirkungsspektrum und Ein- gen ihre Identität. Enge Kleidung und ne Mädchen und High fluss begrenzt.“ Make-up schon bei Zehnjährigen re- Heels. Über die visuelle Weibliche Schönheit wird zur neuen präsentieren nicht etwa sexuelle Früh- Sexualisierung frühado- Strategie des Machterhalts des Pa- reife, sonden den Wunsch nach Nor- leszenter Mädchen. triarchats. Weil Geschlechtergleich- malität, die Konfrontation mit verän- Transcript Verlag 2012. heit bereits erreicht sei, werde ver- derten Anforderungen und die Gewiss- 29,80 Euro. sucht, „das durch die alte Frauenbe- heit, weit vor dem Erwachsenenalter wegung verlorene Recht auf Weiblich- für sich selbst verantwortlich zu sein.

Wir Berlinerinnen 06/12 Frauen in aller Welt Seite 17

Mehr Schutz für Gewaltopfer in der EU

Im Mai 2011 hatte die Europäische dadurch besser geschützt, ihre Rech- Kommission ein ganzes Paket von te wurden gestärkt. Maßnahmen vorgelegt, die EU-weite „Opfer häuslicher Gewalt werden sich Standards für die Gewährleistung von überall in der EU auf eine Schutzan- Rechten, Unterstützung und Schutz ordnung verlassen können, die in von Gewaltopfern schaffen sollen. ihrem Herkunftsland erlassen wurde. Jetzt hat das Europäische Parlament Das ist ein greifbares Beispiel dafür, mit der großen Mehrheit von 602 Stim- wie die EU dazu beiträgt, Opferrechte Internet-Infos: men für die in diesem Paket enthalte- überall in Europa zu stärken“, be- http://ec.europa.eu/ ne gegenseitige Anerkennung zivil- grüßte die für Justiz zuständige Kom- http://ec.europa.eu/ rechtlicher Schutzmaßnahmen vo- missionsvizepräsidentin Viviane Re- deutschland/ tiert. ding den Parlamentsbeschluss vom Damit will die EU sicherstellen, dass 22. Mai und betonte: „Man schätzt, sich Gewaltopfer auf eine Schutzan- dass jede fünfte Frau in Europa min- ordnung gegen den Gewalttäter im destens einmal im Leben Opfer von Heimatland auch dann verlassen kön- Gewalt wird. Leider wird den Frauen nen, wenn sie in ein anderes EU-Land physische Gewalt meistens von ihnen reisen oder dorthin umziehen. Insbe- Nahestehenden zugefügt, üblicher- sondere Opfer häuslicher Gewalt sind weise von ihren Partnern.“

UN Women: Nationale Kampagne zur Gleichstellung

Im März 2013 ist die deutschland- erstmals mit einem eigenen TV Spot weite Kampagne von UN Women Na- beim Sender Sixx zu sehen. Dieser tionales Komitee Deutschland e.V. ge- 30-sekündige Spot wurde zusätzlich startet. Ziel der Kampagne ist es, bun- auf YouTube, der Website des Natio- desweit auf die Themen Gleichstel- nalen Komitees sowie auf der Face- lung der Geschlechter und Stärkung book-Seite veröffentlicht. Er macht auf der Rechte der Frau aufmerksam zu das Thema häuslicher Gewalt gegen machen. Gewalt gegen Frauen ist da- Frauen in Deutschland und weltweit bei neben der Förderung von Frauen aufmerksam und ruft dazu auf, sich in Politik und Wirtschaft sowie der Ent- als Fördermitglied oder mit einer Spen- geltungleichheit zwischen Männern de für UN Women zu engagieren. und Frauen das zentrale Thema der Am 21. März machte UN Women Na- Kampagne. Unter dem Motto „Schau- tionales Komitee Deutschland mit en Sie hinter die Maske“ deckt UN Wo- einer ungewöhnlichen Aktion zum men Nationales Komitee Deutschland Equal Pay Day auf die Entgeltun- e.V. Ungleichheiten zwischen Män- gleichheit zwischen Männern und nern und Frauen auf und zeigt, dass Frauen aufmerksam. Die Idee: Wer Deutschland von einer Vorzeigenation mehr verdient, muss auch mehr be- im Bereich Gleichstellung der Ge- zahlen. Ein Einrichtungshaus zeich- Mehr Informationen, schlechter noch weit entfernt ist. nete gleich einen ganzen Bereich im Spots und Filme im In- Die Kampagne startete am 16. März Erdgeschoß mit unterschiedlichen ternet: www.unwomen.de mit einem Paukenschlag: Abends wur- Preisen aus, wobei die Preise für de in Berlin an mehreren hochfre- Männer um 22 Prozent höher lagen quentierten Plätzen ein Spot durch als für Frauen. Damit wurde augen- Hochleistungs-Beamer auf Häuser- zwinkernd auf den ungleichen Ver- fassaden projiziert. Der Spot themati- dienst von Männern und Frauen hinge- siert das Problem häuslicher Gewalt wiesen. Die Reaktionen der Frauen gegen Frauen. UN Women Nationales wurden gefilmt und in einem Kurzfilm Komitee Deutschland ist außerdem zusammengefasst.

Wir Berlinerinnen Seite 18 FrauenMACHTKonsum 06/13

Blick hinter die Kulissen der Edeka

Ein Dutzend Frauen besichtigten bildet die Obst- und Gemüseabtei- am 27. Mai 2013 im Rahmen des lung, die nach Feng Shuí-Aspekten LFR-Jahresthemas „FrauenMACHT gestaltet worden ist. In Reichweite der Konsum“das EDEKA E-Center am Weine informiert ein Kundenterminal Tempelhofer Damm 227. Dabei han- über die passende Weinwahl und delt es sich mit 45.000 Artikeln auf Kochrezepte. Eine Sitzecke in Mu- 3.800 Quadratmetern um den größten schelform befindet sich in der Mitte Edeka-Markt in ganz Berlin, der im Ein- des Ladens und lädt zum Ausruhen Text: Regina Seidel, kaufszentrum am historischen Tem- ein. Hinter dem Geschäft können Kun- Susanne Schroeder, pelhofer Hafen, einem klassischen Nah- den an separat zu erreichenden Fri- Sabine Röhrbein versorgungszentrum, zu finden ist. schetheken Fisch und Salate kaufen. Nach einer kurzen informativen Ein- Alle im Markt erhältlichen Artikel wer- führung durch den Filialleiter Herrn den auch per Bestellservice berlinweit Hempel und den Kaufmännischen nach Hause geliefert. Die Waren sind Leiter des ebenfalls dort ansässigen dadurch etwa 20 Prozent teurer. EDEKA-Lieferservice Herrn Gohlke In der sich anschließenden Diskus- folgte ein Rundgang durch das Ein- sion stand unter anderem das Thema kaufszentrum und den Edeka-Markt. „Nachhaltigkeit“ im Mittelpunkt: Durch Beim Ausbau des historischen Hafen- den Verkauf von Lebensmitteln mit be- gebäudes waren zahlreiche Denkmal- kannter Herkunft wird die Nachhaltig- auflagen zu beachten, viele Zeugnisse keit gefördert. Im Gegensatz dazu der Vergangenheit lassen sich beim wollen Industrie und Handel mehr ver- Shoppen entdecken: Schienen, altes kaufen und vermarkten „Emotionen“. Mauerwerk, ein Flaschenzug. Der auf- Produkte mit dem Siegel „Fairer Han- wändig sanierte älteste Kran Deutsch- del“ werden in einem 6-Meter-Regal lands, ein altes Wiegehäuschen und angeboten. Um mehr solcher Artikel das Hafenbecken mit Verbindung zu ins Sortiment aufzunehmen, wären allen europäischen Binnengewässern mehr zuverlässige Anbieter nötig. Die sind im Außenbereich zu bewundern. Teilnehmerinnen formulierten am En- Das Entrée des EDEKA-E-Center de einen Auftrag an die Edeka: Nach- haltigkeit und gesunde Ernährung Fragebogenaktion fördern und den Anforderungen des modernen Lebens anpassen. Im Frühjahr startete der LFR seine Fragebogenaktion zum Jahresthema „FrauenMACHTKonsum“, die derzeit ausgewer- Schlemmernacht tet wird. Bis Ende Mai gingen 164 ausgefüllte Fragebögen in Ganz zum Schluss erhielten alle LFR- der LFR-Geschäftsstelle ein, einige Gruppen der Mitgliedsorga- Besucherinnen noch VIP-Karten zur nisationen, besonders des DHB-Netzwerk Haushalt, nutzten Schlemmernacht am 22. Juni 2013. die Aktion, um sich über die Bedeutung regionaler Erzeugnisse Und das war wahrhaft eine Schlem- und ihr Wissen über Lebensmittelkennzeichnung und Produkt- mernacht: Von Kaviar bis Bratwurst siegel auszutauschen. war alles möglich und so haben es Die ersten Ergebnisse zeigen schon, dass es den Aktiven der sich rund 2.000 Edeka-Kunden bei Frauenorganisationen wichtig bis sehr wichtig ist, Produkte Musik, Wein und Köstlichkeiten jeg- aus Deutschland oder der Region Berlin-Brandenburg zu kau- licher Art gut gehen lassen. Petrus war fen und Informationen zum Herstellungsland und den Arbeits- auch in guter Wochenend- und Som- bedingungen vor Ort zu erhalten. Fast alle achten zumindest merlaune, so dass es viel Spaß mach- ab und an beim Einkauf von Lebensmitteln auf die Kennzeich- te, am neu ausgebauten Tempelhofer nung der Inhaltsstoffe und Eigenschaften. Das Begleitteam Hafen zu sitzen. Abgerundet wurde zum Jahresthema wird sich mit den Ergebnissen bei seinem der laue Sommerabend von einem nächsten Treffen Ende Juli beschäftigen und sie für die Vorbe- wunderschönen Feuerwerk um 22 Uhr reitung weiterer Veranstaltungen nutzen. Wer daran mitwirken und als Absacker für den fröhlichen will, meldet sich bitte in der LFR-Geschäftsstelle. Heimweg nochmals um 24 Uhr.

Wir Berlinerinnen 06/13 FrauenMACHTKonsum Seite 19

60 Jahre Verbraucherzentrale Berlin

Perfekt passend zum LFR-Jah- ständige Staatssekretärin, Renate Autorin: resmotto „FrauenMACHTKonsum“ Künast, Fraktionsvorsitzende Bünd- Juliane von Friesen feierte die Verbraucherzentrale Berlin nis 90/Die Grünen im Bundestag, und (VZ) am 25. April ihr 60-jähriges Be- Hatice Akyün, Kolumnistin beim „Ta- stehen. Verbrauchersenator Thomas gesspiegel“, teilnahmen. Heilmann (CDU) erinnerte im Forum Letztere erzählte, dass ihre Eltern, seit des Stilwerks an der Kantstraße Anfang der 1970er-Jahre in Deutsch- daran, dass zehn Jahre zuvor kaum land, sich schlicht nicht vorstellen jemand davon ausgehen konnte, dass konnten, dass Verbraucherinnen und die VZ 2013 ihren 60. Geburtstag be- Verbraucher in diesem Land über- gehen würde. Zu massiv waren die haupt eines Schutzes bedurften. Für Mittelkürzungen und zudem wurde sie war hier alles bis ins Kleinste eine Fusion mit der Verbraucherzen- akkurat geregelt und alle würden sich Zahlreiche Informatio- trale Brandenburg von seiten der Poli- auch akribisch an die Vorgaben hal- nen zur Verbraucher- tik angestrebt. Bekanntlich kam die ten. Allerdings hatte Hatice Akyüns zentrale und Hinweise „Ehe“ der beiden Länder nicht zustan- Mutter die Sorge, dass ihre Kinder in rund um den Schutz der de und damit war auch die Verbande- Deutschland nichts Gesundes zu es- Verbraucherinnen und lung der Verbraucherzentralen vom sen bekämen. Deshalb wurde im Verbraucher sind im Tisch. Duisburger Garten auf den vorgefun- Internet unter www.vz- Inzwischen gucken der Vorsitzende denen üppigen Rosenbeeten Gemüse berlin.de zu finden. des Verwaltungsrats der VZ, Prof. Dr. wie Zucchini und Auberginen in gro- Jürgen Keßler, und die VZ-Vorstands- ßen Mengen angebaut. Die Journalis- frau, Eva Bell, optimistischer in die tin selbst räumte ein, dass sie sich Zukunft, hat doch der Verbraucherse- mit gesunder Ernährung und Verbrau- nator im vergangenen Jahr die institu- cherschutz erst intensiv nach der tionelle Förderung auf knapp eine Geburt ihrer Tochter befasst habe. Million Euro p.a. aufgestockt. Unge- Dafür jetzt umso intensiver und die VZ trübt von Zukunftssorgen verlief dann müsse unbedingt erhalten bleiben. auch die Talkrunde zum Thema „Bera- Mal sehen, ob die Mittel reichen, um tung im Wandel der Zeit“, an der unter nicht erst das 70-jährige, sondern anderem Sabine Toepfer-Kataw schon das 65-jährige Bestehen zu (CDU) als für Verbraucherschutz zu- feiern.

Am 14. März besuchte der LFR die Verbraucherzentrale Berlin am Har- denbergplatz. Die Teilnehmerinnen informierten sich allgemein über die Arbeit der Verbraucherzentrale und speziell über „Lebensmittel und Ernährung“.

Wir Berlinerinnen Seite 20 Landesfrauenräte 06/13

Rückblick: KLFR 2013 in München

Unter der Überschrift „Veränderte ten die renommierten Expertinnen Rollenbilder – Traditionelle Wirklich- Nadja Bennewitz, Prof. Dr. Uta Meier- Infos und alle beschlos- keiten tagte vom 7. bis 9. Juni die Kon- Gräwe und Prof. Dr. Susanne Kinne- senen Anträge der ferenz der Landesfrauenräte (KLFR) brock die Vorstellungen über weibliche KLFR 2013 im Internet in München: Frauen finden sich immer Rollen und ihre aktuellen Auswirkun- auf www.lfr.bayern.de. noch in traditionellen Rollen, obwohl gen auf Politik, Gesellschaft und Me- sie in vielen Bereichen – etwa in der dien. Ergebnis war, dass die Gesell- Bildung – bereits „die Nase vorn ha- schaft keinen Erkenntnisrückstand, ben“. Vertreterinnen aller 16 Landes- sondern einen akuten Handlungsbe- frauenräte diskutierten bei der Bun- darf hat. In der Arbeitsmarkt- und So- deskonferenz unter dem Vorsitz zialpolitik müssen dringend Anstren- Bayerns intensiv über Rollenvorstel- gungen unternommen werden, damit lungen und Wirklichkeiten. Sie fordern Frauen in allen Lebensphasen ihre unter anderem eine paritätische Be- Existenz eigenständig sichern kön- setzung der Kommunal- und Landes- nen. parlamente, notfalls über eine Grund- Zum Auftakt der Konferenz feierten die gesetzänderung, damit die berechtig- Vertreterinnen der Landesfrauenräte ten Interessen von Frauen in der Ge- am 7. Juni gemeinsam mit hochrangi- setzgebung berücksichtigt werden. gen Gästen beim Staatsempfang der Bei der öffentlichen Fachtagung „Ver- Bayerischen Staatsregierung den 40. änderte Rollenbilder – Traditionelle Jahrestag der erfolgreichen Arbeit des Wirklichkeiten“ am 8. Juni beleuchte- Bayerischen Landesfrauenrates.

Gruppenfoto der Delegierten aus den Auf Antrag des LFR Berlin empfiehlt die KLFR den Ländern. Für den LFR Berlin nahm Landesfrauenräten in Deutschland die Schatzmeisterin Anneliese Wolf in ihren Räumlichkeiten und bei ihren Veranstaltungen an der KLFR teil. Sie sprach die Ein- bevorzugt Erzeugnisse aus fairer Produktion und fairem ladung zur KLFR 2014 nach Berlin Handel zu nutzen und anzubieten, aus – turnusgemäß übernimmt der ihre Mitgliedsorganisationen für das Thema „Fairtrade“ LFR Berlin die Geschäftsführung des zu sensibilisieren und sie aufzufordern, ebenso auf sol- Zusammenschlusses der Landes- che Produkte zurückzugreifen, frauenräte und richtet dann das Jah- ihre Entscheidung für Erzeugnisse aus fairer Produk- restreffen aus. Dieses wird voraus- tion und fairem Handel öffentlichkeitswirksam darzu- sichtlich Mitte September 2014 statt- stellen, ihre Kooperationspartnerinnen und -partner dar- finden. auf hinzuweisen und diese ebenfalls für das Thema zu Foto: LFR Bayern sensibilisieren.

Wir Berlinerinnen 06/13 LFR-Mitgliedsorganisationen Seite 21

Ausstellungen in der GEDOK-Galerie

Die GEDOK-Galerie hat sich als zum Thema Zerstörte Vielfalt, an- neuer Ausstellungsraum für Künstle- schließend findet die Leseperfor- rinnen etabliert. Im Rahmen des Ber- mance „Worte in Räumen“ (Text: Ulri- liner Themenjahres „Zerstörte Vielfalt“ ke Prasse, Musikimprovisation: Sylvia ist unter der Überschrift „BILDER Hinz, Flöte) statt. DENKEN“ derzeit abstrakte Kunst von Im Anschluss öffnet die GEDOK-Ga- Infos über die GEDOK- Reinhild Bartunek, Rosa Dames, Inge lerie für die Ausstellung „LebensSICH- Galerie im Internet unter Denker, Tamara Ebert, Ade Frey, TEN“, die Werke von GEDOK-Künst- www.GEDOK-berlin.de. Doris Hinzen-Röhrig, Margret Holz, lerinnen der Generationen 40-50 und Elisabeth Leyde, Jenny Löbert, Erika 70-80 Jahre zeigt. Die Vernissage fin- Matsunami, Almud Moog, Eva-Maria det am 8. August um 19 Uhr statt, die Treppe und Nham-hee Völkel-Song zu Arbeiten sind bis 19. September zu sehen. Das LFR-Netzwerk Kultur & sehen. Auf Anregung des Netzwerks Freizeit empfiehlt den Besuch der Aus- Kultur & Freizeit besichtigt der LFR stellung, die durch durch das Künstle- Berlin diese Ausstellung am 9. Sep- rinnenprogramm der Senatskanzlei, tember. Es schließt sich ein Gespräch Kulturelle Angelegenheiten gefördert mit dem GEDOK-Vorstand unter an- wird. Zur Finissage am Donnerstag, derem zur Situation von Künstlerinnen dem 25. Juli 2013, um 19 Uhr liest Ulri- in Berlin an. Eine Einladung mit allen ke Prasse Texte von Christel Guhde Details folgt Mitte August.

Helga-Moericke-Preis 2013 Neue Website Die Kurt-Tucholsky-Grundschule Die Mörderischen Schwestern in Moabit erhält den Helga-Moericke- haben eine neue Website: Unter Preis 2013. Der Verein frauen+schule www.moerderische-schwestern- Berlin/Brandenburg e.V. vergibt den berlin.de finden sich aktuelle Meldun- Arbeit von Tamara Helga-Moericke-Preis für Soziales gen, eine Übersicht der beteiligten Ebert Lernen in diesem Jahr zum fünften Autorinnen und die Lesepakete, das Mal. Die Auszeichnung wird der sind Programme, die die Mörderi- Staatssekretär für Bildung Mark schen Schwestern für Lesungen ge- Rackles vornehmen, die Laudatio schnürt haben. In der Rubrik „Veran- wird der Bezirksstadtrat für Jugend, staltungen“ sind Auftritte und Lese- Schule, Sport und Facility Manage- abende in Berlin und anderswo ge- ment des Bezirks Mitte, Ulrich Davids, sammelt. halten. Und so erfährt die Krimifreundin zum Die Preisverleihung findet am Mitt- Beispiel von der Strandkorblesung woch, den 21. August, um 11 Uhr in „Dunkle Fluten“ am 23. Juli 2013 im der Kurt-Tucholsky-Grundschule, Ra- Ostseebad Prerow: Die beiden Ber- thenower Straße 18, 10559 Berlin, liner Krimiautorinnen Heidi Ramlow statt. und Martina Arnold bergen für ihre mörderischen Geschichten so man- Auf der Website www.frauen-und- ches Geheimnis, und zwar bei der schule-berlin-brandenburg.de sind Veranstaltung gleich neben der See- weitere Informationen zum Preis und brücke ab 20 Uhr. zum Verein zu finden.

Wir Berlinerinnen Seite 22 Inhalt/Impressum 06/13

Konferenz Inhalt Der Berliner Beirat für Fami- lienfragen, die Landesarmuts- Special: Bundestagswahl 2013 Seiten 11 bis 14 konferenz und der AWO Lan- LFR Aktuell desverband Berlin e.V. laden am Trauer um Gisela Gassen Seite 4 14. August 2013 zu einer gemein- LFR-Sommerempfang Seite 5 samen Veranstaltung ein: „Was Netzwerktreffen gestartet Seite 5 tun gegen Armut? Strategien und Gelingensfaktoren für die Be- Frauen in Berlin kämpfung von Kinder- und Fami- Andenken an Hatun Sürücü Seite 8 lienarmut in Berlin". Sie findet in Louise Schroeder-Medaille 2013 Seite 8 der Zeit von 9 bis 16.30 Uhr bei Gender Datenreport 2012 Seite 9 der AWO Berlin, Heinrich-Albertz- Gedenktafel für Hedwig Dohm Seite 10 Haus, Blücherstraße 62/63, Festakt: 50 Jahre Kennedy in Berlin Seite 15 10961 Berlin, statt. LFR-Jahresthema Patinnen gesucht Blick hinter die Kulissen Seite 18 Fragebogenaktion Seite 18 Im Frühjahr 2012 startete das 60 Jahre Verbraucherzentrale Seite 19 Online-Magazin AVIVA-Berlin mit Unterstützung der Stiftung LFR-Mitgliedsorganisationen „Erinnerung – Verantwortung – GEDOK: Neue Ausstellungen Seite 21 Zukunft“ und der Stiftung „ZU- frauen + schule: Helga-Moericke-Preis Seite 21 RÜCKGEBEN“ Stiftung zur För- Mörderische Schwestern: Neue Website Seite 21 derung Jüdischer Frauen in Frauen in aller Welt Kunst und Wissenschaft im Rah- Mehr Schutz für Gewaltopfer Seite 17 men des Programms „Jüdische UN Women: Nationale Kampagne Seite 17 weibliche Identitäten heute“ das Projekt „Writing Girls“. Ziel ist, Rubriken verborgene und vergessene jüdi- Editorial Seite 3 sche Frauenbiographien in Berlin LFR unterwegs Seiten 6/7 sichtbar zu machen. Die teilneh- Impressum Seite 22 menden Biographinnen kommen Landesfrauenräte Seite 20 von überall her: aus Israel, aus Literatur Seite 16 den ehemaligen GUS-Staaten, den USA, aus Chile, Deutsch- land und Frankreich. Im Lauf des Jahres entstand so eine Serie von Reportagen in Text und Bild, in de- nen sie verschiedenste Berliner Frauenleben aufspürten und aus Impressum manchmal nur bruchstückhaften Herausgeber: LandesFrauenRat Berlin e.V. im UCW, Sigmaringer Straße 1, 10713 Berlin Informationen mosaikartig eine Telefon: 030/785 70 10, Fax: 030/86 00 88 40, E-Mail: [email protected] Geschichte zusammengesetzt www.landesfrauenrat-berlin.de, www.lfr-berlin.de haben. Der Hentrich & Hentrich Redaktion: Regina Seidel (ViSdP), Juliane Freifrau von Friesen, Dr. Christine Verlag plant, die Biographien in Kaiser, Susanne Schroeder, Sabine Röhrbein Buchform herauszubringen. Um Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasserin und nicht unbedingt die Meinung des LandesFrauenRates wieder. Beiträge oder das Projekt weiterführen zu Auszüge dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des LandesFrauenRates können, sind die Initatorinnen auf Berlin e.V. von Dritten veröffentlicht werden. Davon ausgenommen sind der der Suche nach Patinnen, die Deutsche Frauenrat und die Dachverbände der Frauenverbände in den Bun- einzelne Biographien finanziell desländern. Erscheinungsdatum: 28.06.2013 unterstützen wollen. Kontakt über das Online-Maga- zin am besten per Mail an info @aviva-berlin.de.

Wir Berlinerinnen Mitmachen! Mitgestalten! Beim LFR Berlin!

Der LandesFrauenRat Berlin ist eine starke Gemeinschaft: Unter dem Motto „Frauen bewegen Berlin“ engagieren sich unsere Mitgliedsorganisationen für Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit.

Wollen Sie daran mitwirken? Wollen Sie sich mit anderen Frauenorganisationen vernetzen und austauschen? Wollen Sie gemeinsam mit anderen Berlinerinnen die Frauen- und Gleichstellungspolitik in unserer Stadt mitgestalten?

Dann nehmen Sie Kontakt zu unserer Geschäftsstelle auf und informieren Sie sich über unsere Aktivitäten. Wenn Sie dem LFR Berlin beitreten wollen, finden Sie auf der Website www.lfr-berlin.de unter dem Menüpunkt „Aufnahme“ dazu alle nötigen Hinweise sowie einen Aufnahmeantrag.

LandesFrauenRat Berlin seit 1979 Frauen bewegen Berlin

Als Dachverband der Berliner Frauenorganisationen vertreten wir die Interessen aller Berlinerinnen.

Wir schreiben Berliner Frauengeschichte und setzen gleichstellungspolitische Meilensteine.

Mit Ihrer Hilfe?!? Zur Finanzierung von Aktionen und Projekten sind wir auf Ihre Spende angewiesen.

Spendenkonto: Landesfrauenrat Berlin e.V. Kontonummer 600 487 00 16 Pax Bank eG BLZ 370 601 93 Verwendung: Jahresthema

Der LFR Berlin ist als gemeinnützig anerkannt und Spenden sind von der Steuer absetzbar. Der LandesFrauenRat Berlin e.V. ist der Dachverband der Berliner Frauenorganisationen und Gruppen, er versteht sich seit seiner Gründung 1979 als Lobby aller Berlinerinnen.

Vielfalt ist unsere Stärke.

Wir fördern die Zusammenarbeit demokratischer Frauen- vereinigungen und artikulieren Fraueninteressen in politisch und gesellschaftlich relevanten Gremien des Landes Berlin.

Geschlechtergerechtigkeit, Chancengleichheit und die glei- che Anerkennung von Frauen und Männern in allen Berei- chen der Gesellschaft – in Beruf und Familie, Politik und Kultur, Wirtschaft und Verwaltung, in Bildung und Wissen- schaft – sind unsere zentralen Anliegen.

Wir engagieren uns gegen jede Form der Diskriminierung, insbesondere aufgrund des Geschlechts. Unser Ziel ist die Beseitigung aller Benachteiligungen von Frauen. Wir orien- tieren unser Handeln am Diversity-Prinzip.

Wir arbeiten überparteilich, überkonfessionell und genera- tionsübergreifend. Wir wollen Frauen stark und unabhängig machen. Wir setzen uns für eine eigenständige Existenz- sicherung von Frauen ein. Wir unterstützen die Erhöhung des Frauenanteils in Bereichen, die bisher von Männern Sigmaringer Straße 1 dominiert sind. 10713 Berlin www.lfr-berlin.de Telefon: 030/785 70 10 Fax: 030/86 00 88 40 Frauen bewegen Berlin. Email: [email protected]