Viel Zuspruch, Viel Widerspruch, Viel Publikum: ELF 99 Schlug
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Kultur Neues Deutschland / 20. Oktober 1989 / Seite 6 „ Wie kriegt Vicky die tollen Locken in die Haare"/„Angela sieht stark aus!"DEFA-Premiere im Berliner „Colosseum" VDJ zur Arbeit „Moderatoren, werdet lockerer!" /„ Weniger Politik!" — „Mehr Politik!" der Medien „Schickt bitte Autogramme"/ „Stellt neue Kinofilme vor!" in der DDR Berlin (ADN/ND). Das Präsi- dium des Verbandes' der Journa- listen der DDR diskutierte am Donnerstag in Berlin über die Viel Zuspruch, viel Widerspruch, Verantwortung der Journalisten in Zeitungen, Rundfunk, Fern- sehen und Nachrichtenagentur für eine Wende in der Medienpolitik. viel Publikum: ELF 99 schlug ein Uns Journalisten geht es dar- um, erklärte der Vorsitzende des Zentralvorstandes, , Eberhard Ralph Kotsch schaute auf den Bildschirm und in die Postmappe Heinrich, die kritischen Meinun- gen, die von vielen Seiten an die Ehrlich: Gleich die allererste und für die nächste Sendung be- Problemen des Sozialismus in der Medien gerichtet wurden, rasch Zuschauerkarte, die ich mir aus seitigt werden. Der augenfälligste DDR befaßte. So richtig und wich- für eine freimütige journalisti- dem Postberg in der ELF-99-Be- Qualitätssprung gelang in dieser tig es ist, als Jugendsendung in sche Arbeit produktiv zu machen, daktion rausgriff, enthielt ein' Hinsicht von der ersten zur zwei- die Debatte einzugreifen, so un- die den ganzen Reichtum der Ge- dickes Lob. „In ELF 99 ist alles ten Sendung. Ohne großen Ab- möglich ist es wohl in ein paar danken in und für unsere sozia- drin, was in eine Jugendsendung schiedsschmerz trennte man sich Minuten, sieben oder acht Gäste listische Gesellschaft zum Aus- gehört", schrieb Ulrike Mund- im zweiten Anlauf von allerlei auch nur halbwegs fundiert dar- druck bringt. Der Journalisten- stock. Als ich weiterkramte, Kinkerlitzchen, fand Ordnungs- über sprechen zu lassen. Man verband trete für die differen- merkte ich, daß das kein Zufall prinzipien, für die einzelnen Bei- wird eine andere Form finden zierte Gestaltung der Medien und war, denn die Mehrheit der ju- träge. Die Sendung wurde (zum müssen. für einen Wettstreit zwischen ih- gendlichen Zuschauer ist begei- Beispiel durch Schrifteinblendun- Neben der Wahl des „Superhits nen um die Gunst des Lesers ein. stert von ihrem neuen Fernseh- gen) übersichtlicher, es zog mehr nachmittag. „Sogar meine Mutter, Ruhe (aber keinesfalls Lange- DDR 40" - eine gelungene Ak- Das Präsidium sprach sich für die sonst «eigentlich was gegen weile) ein. tion — gefiel mir in der vorletz- die Einberufung einer erweiter- ten Sendung der frisch-freche ten Tagung des Zentralvorstandes Sendungen mit Musik hat, vergißt Die Moderatoren gewinnen zu- Im Mittelpunkt des neuen DEFA-Films „Ein brauchbarer Mann", der am Donnerstag seine Uraufführung manchmal über der Sendung ihre Blick hinter die Kulissen eines erlebte, steht ein Mann, der eine bedeutende technische Erfindung gemacht hat, sich dann aber als Toten- aus, auf der über neue Erfahrun- Lieblingsbeschäftigung, das Strik- nehmend an Sicherheit, profilie- Staatsbesuchs. Es scheint über- gen der journalistischen Arbeit ren sich und werden — wie die gräber verkriecht. Szerien mit Rolf Hoppe, Tobias Langhoff und KttrtBöioe Fotos: DEFA/Pufahl und die Anforderungen an die ken", verriet Soren Neumann.i Post beweist — allmählich popu- haupt zum journalistischen Ehr- Und Birgit Presser teilte mit: geiz der ELF-99-Redakteure zu Öffentlichkeitsarbeit der staat- „Freitags sind wir dann immer lär. Jeder Zuschauer hat da seine lichen Organe und gesellschaft- happy, und jeder versucht, nach Favoriten, seien es die attrakti- gehören, für jeden Beitrag eine lichen Einrichtungen beraten dem Unterricht so schnell wie ven und wortgewandten Damen originelle Idee zu haben, neuen wird. Das Präsidium beschloß, in möglich wieder nach Hause zu Angela Mohr und Victoria Herr- Zugang auch zu vertrauten The- Jadeglanz, Brauchbare Männer in einem Schreiben an das Presse- kommen, damit wir Eure Super- mann oder der stets freundlich- men zu finden. Lobenswert ist amt die Einrichtung eines Regie- verbindliche Ingo Dubinski. Tho- ? rungssprechers anzuregen, der Sendung nicht verpassen." mas Weigel schreibt: „Marcel ebenfalls das Bemühen, die Zu- Seidenmalereien schauer nicht mit Material aus die Presse regelmäßig über die Obua finde ich ganz fetzig, aber einem brauchbaren Film Sitzungen des Ministerrates und Streß für Briefträger \ mit dem biss'l Sport, was der zweiter Hand zu bedienen, son- und Kesselgongs die Arbeit der Regierung infor- macht, ist er ganz schön unter- dern etwas Eigenes zu produzie- Eine Gegenwartsgeschichte von Hans-Werner Honert miert. 250 000 Zuschriften fordert." In der vorletzten Aus- ren. Da wird die versammelte Chinesische Kunstschätze aus gabe nutzte Marcel Obua schon Weltpresse beim Wettlauf ums Von Horst Knietzsch Das Präsidium stimmte Mei- Die Gestalter der .„Super-Sen- die Gelegenheit, mehr aus sich Museen der DDR vorgestellt nungen zu, daß die Gremien des dung" können sich freuen. Fast erste Interview mit Michail Gor- Was für ein Aufgebot an pro- den er in seinem Sinne für einen herauszugehen. Überhaupt fand batschow anläßlich seines DDR- VDJ zu Diskussionen mit allen 250 000 Zuschriften haben sie in ich an diesem Tag den kleinen Im Japanischen Palais Dresden minenten Darstellern in dem brauchbaren Mann hält. Der soll, bereit sind, die Vorschläge für den nur sieben Wochen des Be- Rollentausch der Moderatoren — Besuchs um Längen geschlagen, ist eine Sonderausstellung zu se- DEFA-Film '„Ein brauchbarer koste es, was es wolle, die tech- eine lebensnahe Berichterstat- stehens von ELF 99 erhalten. Al- die auch nicht mehr stocksteif an da meldet sich Ulli Klein in Ham- hen, die vom Staatlichen Museum Mann". Rolf Hoppe ist dabei, nischen Pläne des Verstoßenen tung der Medien einer sozialisti- lein am 27. September hievten die einer Stelle standen oder saßen burg während der Pressekonfe- für Völkerkunde Dresden initiiert Kurt Böwe, Otto Mellies, Horst bringen, von denen einiges für schen Gesellschaft zu unterbrei- Postboten exakt 23 587 Briefe und — ganz erfrischend. Eine Ent- wurde. Was da unter dem Weinheimer, Karin Ugowski, Pe- das Kombinat und auch für den Karten in die guten Redaktions- renz mit Ex-Beatle Paul Mc- Rubrum „Schätze Chinas in Mu- ten haben. deckung für mich ist Michael Cartney zu Wort. ter Bause und von jungen, die Generaldirektor abhängt. Die stuben — absoluter Rekord. Dazu Beck, der schon die „Neuigkeiten seen der DDR — 4000 Jahre Kunst- sich schon einen Namen gemacht Rigorosität seines Chefs stürzt laufen sich unmittelbar nach der von gestern" verkündete und seit handwerk und Kunst" aus 18 haben, Tobias Langhoff, Anne den jungen Ingenieur in eine Literatur-Nobelpreis Sendung die Telefone heiß. Rund kurzem mit souveräner Gelassen- Anja kommt mit „Paula" Sammlungen unserer Republik Kasprzik; Kirsten Block, Jörg tiefe Vertrauenskrise, läßt ihn 12 000 Anrufe werden jedesmal heit neben Jan Carpentier agiert. gezeigt wird, ist von hohem schließlich zum Aussteiger wer- für Camilo Jose Cela Schauwert und gibt Einblick in Simonides. registriert. Eine überwältigende demnächst am Dienstag den. Stockholm (ADN). Dem spani- Resonanz also, die, nebenbei sei's Zuschauer Robert Riegel gefal- die reichen künstlerischen Tradi- Geschrieben und inszeniert hat Etwas unauffällig hat sich be- tionen Chinas. Das Besucherecho schen Romancier, Erzähler und erwähnt, auch die in der BRD len besonders die Gespräche mit die Geschichte vom „Brauchba- Am Schluß ist es der alte In- Lyriker Camilo Jose Cela ist am erscheinenden bürgerlichen Blät- den Studiogästen. „Leider", so reits ein neues Produkt der ELF- übertrifft die Erwartungen und ren Mann" der Fernsehregisseur genieur, der sein tiefes Verletzt- 99-Mannschaft ins Programm ge- beweist das große Interesse an Donnerstag der Nobelpreis für ter wie „Die Zeit" und die aber sein Einwand, „sind sie viel Hans-Werner Honert. Das ist sein, den erlittenen Vertrauens- Literatur 1989 zuerkannt worden. „Frankfurter Allgemeine" wider- zu kurz und zu oberflächlich." schoben. Am späten Sonnabend- Begegnungen mit Kunst und Kul- keineswegs so selbstverständlich, bruch überwindet, weil er nicht nachmittag läuft im 2. der tur des fernöstlichen Bruderlan- Er habe ihn für „eine reiche und legt, die gleich nach der ersten Mitunter, das ist auch mein Ein- denn Film und Fernsehen in un- anders kann, als schöpferisch tä- intensive Prosakunst, die mit zu- Ausgabe von ELF 99 über deren druck, sollten die prominenten „Countdown". Das ist ein ak- des. serem Lande führen sich nicht tig zu sein. Und es bleibt die totalen Mißerfolg orakelten. Da tuelles Musikmagazin, welches Hoffnung, daß auch der Junge die rückhaltendem Mitgefühl eine Gesprächspartner überlegter und über internationale Trends, neue Die Ausstellung überrascht in selten wie verfeindete Brüder auf, herausfordernde Vision des war wohl der Wunsch der Vater gründlicher befragt werden. Im- ihrer Wertigkeit und Vielfalt ein Unfug, den wir uns nicht lei- ersten großen Konflikte seines des Gedankens. Hits und anderes mehr informiert Lebens bestehen wird. Hat ihm menschlichen Ausgesetztseins ge- merhin gelingt es meist, Gäste ins und eine sinnvolle Ergänzung selbst die Fachwissenschaftler. sten können. staltet", erhalten, heißt es in der Studio zu holen, die man nicht je- Beweis dafür, welche Schätze in doch einer solidarisch zugerufen: Weit wichtiger aber ist, daß ein zum Videoangebot der Freitag- Was uns dieser Film bietet, ist Wenn du nicht raus kommst aus Begründung der schwedischen den Tag im Fernsehen erlebt und sendung (von