Kultur Neues Deutschland / 20. Oktober 1989 / Seite 6

„ Wie kriegt Vicky die tollen Locken in die Haare"/„Angela sieht stark aus!"DEFA-Premiere im Berliner „Colosseum" VDJ zur Arbeit „Moderatoren, werdet lockerer!" /„ Weniger Politik!" — „Mehr Politik!" der Medien „Schickt bitte Autogramme"/ „Stellt neue Kinofilme vor!" in der DDR (ADN/ND). Das Präsi- dium des Verbandes' der Journa- listen der DDR diskutierte am Donnerstag in Berlin über die Viel Zuspruch, viel Widerspruch, Verantwortung der Journalisten in Zeitungen, Rundfunk, Fern- sehen und Nachrichtenagentur für eine Wende in der Medienpolitik. viel Publikum: ELF 99 schlug ein Uns Journalisten geht es dar- um, erklärte der Vorsitzende des Zentralvorstandes, , Eberhard Ralph Kotsch schaute auf den Bildschirm und in die Postmappe Heinrich, die kritischen Meinun- gen, die von vielen Seiten an die Ehrlich: Gleich die allererste und für die nächste Sendung be- Problemen des Sozialismus in der Medien gerichtet wurden, rasch Zuschauerkarte, die ich mir aus seitigt werden. Der augenfälligste DDR befaßte. So richtig und wich- für eine freimütige journalisti- dem Postberg in der ELF-99-Be- Qualitätssprung gelang in dieser tig es ist, als Jugendsendung in sche Arbeit produktiv zu machen, daktion rausgriff, enthielt ein' Hinsicht von der ersten zur zwei- die Debatte einzugreifen, so un- die den ganzen Reichtum der Ge- dickes Lob. „In ELF 99 ist alles ten Sendung. Ohne großen Ab- möglich ist es wohl in ein paar danken in und für unsere sozia- drin, was in eine Jugendsendung schiedsschmerz trennte man sich Minuten, sieben oder acht Gäste listische Gesellschaft zum Aus- gehört", schrieb Ulrike Mund- im zweiten Anlauf von allerlei auch nur halbwegs fundiert dar- druck bringt. Der Journalisten- stock. Als ich weiterkramte, Kinkerlitzchen, fand Ordnungs- über sprechen zu lassen. Man verband trete für die differen- merkte ich, daß das kein Zufall prinzipien, für die einzelnen Bei- wird eine andere Form finden zierte Gestaltung der Medien und war, denn die Mehrheit der ju- träge. Die Sendung wurde (zum müssen. für einen Wettstreit zwischen ih- gendlichen Zuschauer ist begei- Beispiel durch Schrifteinblendun- Neben der Wahl des „Superhits nen um die Gunst des Lesers ein. stert von ihrem neuen Fernseh- gen) übersichtlicher, es zog mehr nachmittag. „Sogar meine Mutter, Ruhe (aber keinesfalls Lange- DDR 40" - eine gelungene Ak- Das Präsidium sprach sich für die sonst «eigentlich was gegen weile) ein. tion — gefiel mir in der vorletz- die Einberufung einer erweiter- ten Sendung der frisch-freche ten Tagung des Zentralvorstandes Sendungen mit Musik hat, vergißt Die Moderatoren gewinnen zu- Im Mittelpunkt des neuen DEFA-Films „Ein brauchbarer Mann", der am Donnerstag seine Uraufführung manchmal über der Sendung ihre Blick hinter die Kulissen eines erlebte, steht ein Mann, der eine bedeutende technische Erfindung gemacht hat, sich dann aber als Toten- aus, auf der über neue Erfahrun- Lieblingsbeschäftigung, das Strik- nehmend an Sicherheit, profilie- Staatsbesuchs. Es scheint über- gen der journalistischen Arbeit ren sich und werden — wie die gräber verkriecht. Szerien mit Rolf Hoppe, Tobias Langhoff und KttrtBöioe Fotos: DEFA/Pufahl und die Anforderungen an die ken", verriet Soren Neumann.i Post beweist — allmählich popu- haupt zum journalistischen Ehr- Und Birgit Presser teilte mit: geiz der ELF-99-Redakteure zu Öffentlichkeitsarbeit der staat- „Freitags sind wir dann immer lär. Jeder Zuschauer hat da seine lichen Organe und gesellschaft- happy, und jeder versucht, nach Favoriten, seien es die attrakti- gehören, für jeden Beitrag eine lichen Einrichtungen beraten dem Unterricht so schnell wie ven und wortgewandten Damen originelle Idee zu haben, neuen wird. Das Präsidium beschloß, in möglich wieder nach Hause zu Angela Mohr und Victoria Herr- Zugang auch zu vertrauten The- Jadeglanz, Brauchbare Männer in einem Schreiben an das Presse- kommen, damit wir Eure Super- mann oder der stets freundlich- men zu finden. Lobenswert ist amt die Einrichtung eines Regie- verbindliche Ingo Dubinski. Tho- ? rungssprechers anzuregen, der Sendung nicht verpassen." mas Weigel schreibt: „Marcel ebenfalls das Bemühen, die Zu- Seidenmalereien schauer nicht mit Material aus die Presse regelmäßig über die Obua finde ich ganz fetzig, aber einem brauchbaren Film Sitzungen des Ministerrates und Streß für Briefträger \ mit dem biss'l Sport, was der zweiter Hand zu bedienen, son- und Kesselgongs die Arbeit der Regierung infor- macht, ist er ganz schön unter- dern etwas Eigenes zu produzie- Eine Gegenwartsgeschichte von Hans-Werner Honert miert. 250 000 Zuschriften fordert." In der vorletzten Aus- ren. Da wird die versammelte Chinesische Kunstschätze aus gabe nutzte Marcel Obua schon Weltpresse beim Wettlauf ums Von Horst Knietzsch Das Präsidium stimmte Mei- Die Gestalter der .„Super-Sen- die Gelegenheit, mehr aus sich Museen der DDR vorgestellt nungen zu, daß die Gremien des dung" können sich freuen. Fast erste Interview mit Michail Gor- Was für ein Aufgebot an pro- den er in seinem Sinne für einen herauszugehen. Überhaupt fand batschow anläßlich seines DDR- VDJ zu Diskussionen mit allen 250 000 Zuschriften haben sie in ich an diesem Tag den kleinen Im Japanischen Palais minenten Darstellern in dem brauchbaren Mann hält. Der soll, bereit sind, die Vorschläge für den nur sieben Wochen des Be- Rollentausch der Moderatoren — Besuchs um Längen geschlagen, ist eine Sonderausstellung zu se- DEFA-Film '„Ein brauchbarer koste es, was es wolle, die tech- eine lebensnahe Berichterstat- stehens von ELF 99 erhalten. Al- die auch nicht mehr stocksteif an da meldet sich Ulli Klein in Ham- hen, die vom Staatlichen Museum Mann". Rolf Hoppe ist dabei, nischen Pläne des Verstoßenen tung der Medien einer sozialisti- lein am 27. September hievten die einer Stelle standen oder saßen burg während der Pressekonfe- für Völkerkunde Dresden initiiert Kurt Böwe, Otto Mellies, Horst bringen, von denen einiges für schen Gesellschaft zu unterbrei- Postboten exakt 23 587 Briefe und — ganz erfrischend. Eine Ent- wurde. Was da unter dem Weinheimer, Karin Ugowski, Pe- das Kombinat und auch für den Karten in die guten Redaktions- renz mit Ex-Beatle Paul Mc- Rubrum „Schätze Chinas in Mu- ten haben. deckung für mich ist Michael Cartney zu Wort. ter Bause und von jungen, die Generaldirektor abhängt. Die stuben — absoluter Rekord. Dazu Beck, der schon die „Neuigkeiten seen der DDR — 4000 Jahre Kunst- sich schon einen Namen gemacht Rigorosität seines Chefs stürzt laufen sich unmittelbar nach der von gestern" verkündete und seit handwerk und Kunst" aus 18 haben, Tobias Langhoff, Anne den jungen Ingenieur in eine Literatur-Nobelpreis Sendung die Telefone heiß. Rund kurzem mit souveräner Gelassen- Anja kommt mit „Paula" Sammlungen unserer Republik Kasprzik; Kirsten Block, Jörg tiefe Vertrauenskrise, läßt ihn 12 000 Anrufe werden jedesmal heit neben Jan Carpentier agiert. gezeigt wird, ist von hohem schließlich zum Aussteiger wer- für Camilo Jose Cela Schauwert und gibt Einblick in Simonides. registriert. Eine überwältigende demnächst am Dienstag den. Stockholm (ADN). Dem spani- Resonanz also, die, nebenbei sei's Zuschauer Robert Riegel gefal- die reichen künstlerischen Tradi- Geschrieben und inszeniert hat Etwas unauffällig hat sich be- tionen Chinas. Das Besucherecho schen Romancier, Erzähler und erwähnt, auch die in der BRD len besonders die Gespräche mit die Geschichte vom „Brauchba- Am Schluß ist es der alte In- Lyriker Camilo Jose Cela ist am erscheinenden bürgerlichen Blät- den Studiogästen. „Leider", so reits ein neues Produkt der ELF- übertrifft die Erwartungen und ren Mann" der Fernsehregisseur genieur, der sein tiefes Verletzt- 99-Mannschaft ins Programm ge- beweist das große Interesse an Donnerstag der Nobelpreis für ter wie „Die Zeit" und die aber sein Einwand, „sind sie viel Hans-Werner Honert. Das ist sein, den erlittenen Vertrauens- Literatur 1989 zuerkannt worden. „Frankfurter Allgemeine" wider- zu kurz und zu oberflächlich." schoben. Am späten Sonnabend- Begegnungen mit Kunst und Kul- keineswegs so selbstverständlich, bruch überwindet, weil er nicht nachmittag läuft im 2. der tur des fernöstlichen Bruderlan- Er habe ihn für „eine reiche und legt, die gleich nach der ersten Mitunter, das ist auch mein Ein- denn Film und Fernsehen in un- anders kann, als schöpferisch tä- intensive Prosakunst, die mit zu- Ausgabe von ELF 99 über deren druck, sollten die prominenten „Countdown". Das ist ein ak- des. serem Lande führen sich nicht tig zu sein. Und es bleibt die totalen Mißerfolg orakelten. Da tuelles Musikmagazin, welches Hoffnung, daß auch der Junge die rückhaltendem Mitgefühl eine Gesprächspartner überlegter und über internationale Trends, neue Die Ausstellung überrascht in selten wie verfeindete Brüder auf, herausfordernde Vision des war wohl der Wunsch der Vater gründlicher befragt werden. Im- ihrer Wertigkeit und Vielfalt ein Unfug, den wir uns nicht lei- ersten großen Konflikte seines des Gedankens. Hits und anderes mehr informiert Lebens bestehen wird. Hat ihm menschlichen Ausgesetztseins ge- merhin gelingt es meist, Gäste ins und eine sinnvolle Ergänzung selbst die Fachwissenschaftler. sten können. staltet", erhalten, heißt es in der Studio zu holen, die man nicht je- Beweis dafür, welche Schätze in doch einer solidarisch zugerufen: Weit wichtiger aber ist, daß ein zum Videoangebot der Freitag- Was uns dieser Film bietet, ist Wenn du nicht raus kommst aus Begründung der schwedischen den Tag im Fernsehen erlebt und sendung (von fast allen Briefe- den Magazinen der Museen unse- solcher Zuspruch zur Verpflich- die eine Menge erzählen können. rer Republik verwahrt sind. Die kein atemberaubendes dramati- deinem Loch, rufe mich, ich helfe Akademie. tung für die Gestalter von ELF 99 schreibern ausdrücklich gelobt) sches Jahrhundertwerk, er trägt rfir. Veronika Röder aus Cottbus übri- ist. Ab 31. Oktober nun wird sich Exposition zeigt, daß sie vorbild- Der 1916 geborene Autor gehört wird, stets den Bedürfnissen ihres gens wünscht sich auch mal den lich gepflegt werden, auch wenn aber alle Züge eines streitbaren jugendlichen Publikums zu ent- ELF 99 auch jeden Dienstag von Pamphlets über moralische Fra- „Ein brauchbarer Mann", das zu den bedeutendsten Vertretern „Direktor des Kombinates für Viertel vor vier bis dreiviertel sie sonst der Öffentlichkeit nicht sprechen. Wühlt man in den Post- Unterwäscheproduktion" in die zugänglich sind. gen unseres sozialistischen All- ist ein Film, der für den Dialog der zeitgenössischen spanischen stapeln, findet man neben dem Sendung, denn an den hätte sie sechs melden. Der Dienstag soll tags, über die in diesen Tagen zwischen den Menschen unseres Literatur. Mit seinem ersten, 1942 Lob gleich massenweise Vor- zum „Ratgeber-Tag" werden. Das Etwa 500 Stücke werden, attrak. mit besonderer Leidenschaft dis- Landes plädiert, der sich kritisch betreffs der Qualität seiner Pro- Mädchenmagazin „Paula" mit tiv angeordnet, dem Besucher erschienenen Roman „Pascual schläge, Wünsche, Kritiken, An- dukte mal ein paar Fragen. kutiert wird. mit Selbstgerechtigkeit von Lei- Duartes Familie" begründete er fragen, Forderungen: „Warum Anja Kling, die Rubriken „Reiz- vorgestellt. Darunter sind Kera- tern auseinandersetzt, auch mit gibt es neben dem Mädchenma- verschluß" (über Partnerschaft mikgefäße (2500 Jahre vor unse- Erzählt wird vom General- hypertrophierten Reaktionen dar- in seiner Heimat eine neue reali- gazin Paula, keins für. Jungen ?",. In der Kürze liegt und Liebe), „Perpetuum,mobile",, rer Zeitrechnung entstanden), direktor eines Kombinates (Otto auf. Doch er versagt • skh-zuni_ stisch orientierte Prosa. Später „Wie kriegt Vicky die tollen Lok- (Neues aus Wissenschaft und BronKearbeitettrStjein- und Holz- Jolßteiv^nter^anderem nicht nur die Würze „ plastiken, Malerei auf Seide und Mellies), der vor Jahren in einem Glück billiger R8S»p^.**KetnW* ken in die Haare?", „Moderato- Technik), „Der aufrechte Gang", Akt von Selbstgefälligkeit seinen der Akteure wird denunziert und ), „Rutsch- ren, werdet lockerer!", „Einen der vielgewünschte Tanzkurs, auch auf Folien, (die aus Pflan- Mehr und mehr gewinnen die zenmark gefertigt wurden, Mei- kreativen, drängenden Produk- vorschneller Verurteilung preis- bahn der Hungrigen" (1962) und Fernseher für über 5000 Mark in eigenproduzierten Beiträge und sowie die neue Serie „Der Schatz gegeben. So kann sich jeder Zu- „Catira — Geschichten aus Vene- einer Jugendsendung anzupreisen Rubriken von ELF 99 an Profil. im AU" sollen nun auch den sterwerke der Kalligraphie. Auch tionsdirektor (Rolf Hoppe) in die schauer mit seiner Erfahrung ist eine Frechheit!", „Weniger Behandelt werden zunehmend Dienstagnachmittag zum „Stra- Elfenbeinschnitzereien und vor Wüste geschickt hat und damit einbringen, wird jeder für sich zuela" (1965). Der Verlag Volk Politik!", „Mehr Politik!", Fragen und Probleme, die die ßenfeger" machen. Schließlich allem Kostbarkeiten aus Jade so- auch eine alte Freundschaft zer- entscheiden müssen, inwieweit und Welt veröffentlichte 1969 in „Schickt bitte Autogramme von bekommt das Moderatorenteam wie Specksteinfiguren, Gewänder dem Band „Spanische Erkundun- junge Generation hierzulande be- und Laternen sind zu sehen. Aku- störte. Der „Unruhestifter" kann die Filmleute Konflikte unseres den Dirty-Dancing-Darstellern", wegen. „Die Neuigkeiten von ge- Verstärkung. Wer das sein wird, den Verlust seiner Arbeit nicht Lebens benannt haben. gen" Celas Erzählung „Die Rosne- „... außer Dirty Dancing könnt stern" beispelsweise vermittelten wollte in Adlershof allerdings stische Umrahmung ist mit chine- ria" und in „ad libitum" Nr. 10 ihr alles vergessen — Die Mäuse ein wirklich interessantes Zeit- keiner verraten. sischer Musik gegeben, so daß verwinden, landet schließlich als Von Brecht ist das Wort: „Die man glaubt, jemand würde die Totengräber in einem kleinen die Geschichte „Die ungewöhnli- Carmen und Sandra", „Angela bild vom Jahr 1949. „Der auf- Kunst ist nicht befähigt, die che und ruhmreiche Heldentat der Mohr sieht ganz stark aus!", rechte Gang" brachte bemerkens- Klar ist: Alle erwarten nun, ausgestellten Kesselgongs schla- Dorf auf der Insel Rügen. Kunstvorstellungen von Büros in „Bitte 3 Autogrammfotos von wert offene, ehrliche und streit- daß es bei ELF 99 so weitergeht, gen und auf den Zupfinstrumen- Kunstwerke umzusetzen. Nur Rute von Ardvidnnm" Vicky", „Ihr spielt die Videos bare Meinungsäußerungen von daß die Gestalter offen bleiben ten spielen, die in den Vitrinen Als der wissenschaftlich-tech- Stiefel kann man nach Maß an- nicht aus — wie gemein!", „Stellt Schülern über Berufswünsche und für Anregungen und Neuerungen zu sehen sind. nische Fortschritt und internatiot fertigen." Honerts Film ist weit Berichtigung doch mal neue Kinofilme vor" ... Berufsberatung. Wohltuend an und daß sie den Dialog zwischen Die Ausstellung mit ihrem Ein- nale Zwänge neue harte Anfor- von nur rationaler Wirklichkeits- Das ELF-99-Team liest die Post den Reportagen, Berichten, Por- den jungen Leuten und mit ihnen blick in .eine 4000jährige Entwick- derungen stellen, besinnt man erfassung und -Verarbeitung ent- Wie ADN berichtigt, ist der in geduldig und aufmerksam, prüft, träts usw. ist deren Kürze, in der befördern. Sicher werden wir lung des chinesischen Kunsthand- sich auf den „Ehemaligen". Der fernt, ist geprägt von erlebter der Meldung „Preise für DDR- sortiert, registriert, antwortet, und bekanntlich die Würze liegt. auch in dieser Hinsicht schon in werks ist eine Attraktion. Sie Generaldirektor, nicht mutig ge- Wirklichkeitserfahrung. Studenten ..." (ND vom 19. 10.) vor allem: feilt an der Sendung. Allerdings ebenso die Gefahr der der heutigen Sendung einiges bleibt bis Ende Februar 1990 täg- nug, das Gespräch mit seinem al- genannte Gesangslehrer von Mat- Oberflächlichkeit, der nicht alle erwarten können. Ich drücke in lich außer freitags von 10 bis 17 ten Mitstreiter selber zu führen, Der Film vom brauchbaren thias Görne nicht Hermann-Chri- Nach siebenmal zwei Stunden Beiträge entgehen. kollegialer Verbundenheit die Uhr, mittwochs bis 18 Uhr geöff- schickt einen jungen Ingenieur Mann — ein brauchbarer, ein stian Polster, sondern Hans-Joa- ELF 99 zeigen sich mittlerweile Daumen. neL Horst Richter (Tobias Langhoff) auf die Reise, nützlicher Film. chim Beyer. Hier liegt auch das Problem der feste Konturen. Die angenehmste Studio-Diskussion, die sich erst- Überraschung für mich ist, wie mals am vergangenen Freitag mit schnell Schwachstellen erkannt gegenwärtigen Entwicklungs- Gediegen, doch wenig überraschend Reichlich Belangloses mit Künstler des Bezirkes zeigen ihre Werke in der Galerie am Fischmarkt Von Rudolf K o b e r Mit ihrer 11. Kunstausstellung dann aber kurzfristig durch Be- nen Architekturbilder von Sieg- Bravour heruntergespielt wollen die Künstler des Bezirkes schluß des Bezirksvorstandes des fried Böhning, die lapidaren Land- Erfurt einen Einblick in ihre Ar- Verbandes Bildender Künstler schafts- und Stadtgrafiken von Teatro di Roma präsentierte den Herrn Bonaventura beit geben und zeigen, wie sie sich für eine juryfreie Ausstellung Reiner Ende und Roland Ginzkey, mit „weltanschaulichen, sie per- entschieden worden. Das damit auch die malerisch kultivierten Von Gerhard E b e r t sönlich bedrängenden Problemen verbundene Hin und Her hat Bilder von Jost Heyder. gestalterisch angemessen aus- wohl manchen dazu veranlaßt, Hinzu kommen die fotorealisti- Wer in der Erwartung ins Herrn Bonaventura" einen Musi- dann doch nicht teilzunehmen. Deutsche Theater gekommen war, einandersetzen und ihren Beitrag scfien Arbeiten von Hans-Peter cal-Klamauk, der zwar ein ani- zur sozialistischen Nationalkultur Juryfreie Präsentationen können Szyszka, der Gouachen-Zyklus die urwüchsige Spielturbulenz der mierbares Publikum fand, doch aber auch ein Gewinn sein. Zu italienischen Commedia dell'arte einbringen". „Das Marionettentheater" von dabei keinen Deut belangvoller prüfen ist nun am Gezeigten, wie Egon Zimpel, die Grafiken, von mit ihrem herrlichen Mas- wurde. Man entschied sich wiederum es hier-damit bestellt ist. kentypen wiederbelebt bewun- dafür, die Malerei, Grafik und Klaus-Dieter Kerwitz und einiges dern zu können, sah sich ent- Vielleicht habe ich in diesen Plastik zuerst zu zeigen (bis Aufregend wird die Erfurter andere, das sich vor allem auf tra- täuscht. Dies neuerliche Gastspiel Tagen zu wenig Sinn für klein- zum 22. Oktober) und die „ange- Bezirkskunstausstellung wohl ditionelle Werte beruft. In der des Teatro di Roma, das 1987 mit karierten Boulevard. Immerhin wandten" Bereiche folgen zu las- kaum jemand finden, eher über- von ihm bekannten Art tun dies Carlo Goldonis „Die schöne zählt Sergio Töfano (1886-1973) sen (vom 15. November bis zum raschend konventionell. Tafel- auch die provokativen Porträts Wilde" in Berlin zu überzeugen zu den beliebten italienischen 26. Dezember). Außerdem ist bis bilder, Grafiken und die von Eberhard Heiland, besonders wußte, bot diesmal mit Töfanos Autoren des heiteren Genres. zum 29. Oktober eine Exposition menschliche Gestalt in der Pla- eindrucksvoll hier „Juri aus „Hier beginnt das Unglück des Als Zeichner, , der er auch „Bauen und Kunst — Werk- stik, kaum Vorstöße in Neuarti- Frunse in Weimar". Lutz Hellmuth schuf die Plastik „Paar verweilend" (Teil des Gesamt- war, kreierte er den lustigen Typ statt 40" im jüngst rekonstruier- ges, ein ausgewogenes Verhältnis Auch wenn stabile Werte wie entwurfs von „Befreiung"), 1986/88 Foto: Katalog Bonaventura, seinerzeit gedacht ten Palmenhaus zu sehen. der Generationen und unter- das Bekenntnis zum Menschen- als italienische Antwort auf ame- schiedliche Handschriften prägen bild, zur malerischen Qualität und und Konzentration des Betrach- soll die Bildhauer nicht abwer- rikanische Comic strips. Ausstaf- das Gesamtbild. Zur Reibung zur grafischen Perfektion nach ters herausfordern. Auf ihre ten. Es macht jedoch deutlich, daß fiert mit rotem Kasack, roter Me- Verwandelte Tradition scheint es wenig Anlaß zu geben, wie vor vielfach betont sind, so Weise tun dies die Bilder von die Grenzen zwischen den Sek- lone, roter Nase, weißer Hose Einerseits garantiert diese Tei- weder untereinander noch mit werden dem immer wieder Ge- Gerd Mackensen durch ihre lapi- tionen aufbrechen, zumal sich und überlangen roten Pantoffeln, lung eine Präsentation in ange- dem Publikum. Es liegt auf der stisches bis zur Ekstase, Zeichen- dare Zeichenhaftigkeit. Ganz an- auch Gebrauchsgrafiker, Restau- soll .dieser Hans-Dampf-in-allen- Hand, daß juryfreie Ausstellun- haftes, Fragmentarisches, Ab- ders als bisher von ihm gewohnt, rateure, Kunsthandwerker und messener Breite und allen Sek- gen ein stärkeres Qualitätsgefälle Gassen nun nicht auf dem Papier, tionen die gleichen Bedingungen straktes entgegengesetzt. Das Re- setzt er farbige Signale, die der Szenografen bei der Malerei und sondern auf der Bühne komische aufweisen als solche, denen eine pertoire wirkt hierdurch ausge- Betrachter mit eigenen Erfahrun- Grafik beteiligen. in der modernen Galerie am Vorauswahl zugrunde liegt. Das weitet, die Beziehungen zu den Purzelbäume schlagen. Als for- gen zu verbinden und zu inter- Das Ausstellungsverzeichnis Fischmarkt. Andererseits er- ist auch in Erfurt nicht anders. Errungenschaften der Weltkunst pretieren hat. scher plebejischer Kasper, der schwert sie es dem Publikum, scheinen intensiviert. weist 257 Werke von 60 Künst- sich nichts bieten läßt, hätte er das tatsächliche Leistungsvermö- Festeustellen ist zunächst, daß Gültiges Angebot im Ungegen- lern auf, unter ihnen eine Reihe alle Chancen, Furore zu machen. gen der Künstler des Bezirkes das den Bezirk jahrzehntelang ständlichen sind die durch ihre derer, die von früheren Präsen- Aber welch Jammerlappen ist er vergleichend zu bestimmen, Gat- prägende Bild des „unmittelba- Vielfalt der Formen Titel thematisierten Bilder Todor tationen her bekannt sind. Dazu bei Töfano. Ob seiner immensen ren Realismus" (Peter H. Feist), Naidenows. Ihre in malerische zählen Erich Enge, Ulf Raecke, tungsgrenzen zu erkennen und Das wäre an sich zu begrüßen, Siegfried Besser, Christian But- Dämlichkeit gerät er als Laufbur- sich ein Bild vom Ganzen zu ma- dessen Wurzeln in den Kunstlei- wenn die Ergebnisse dieses Aus- Form umgesetzte musikalische sche eines Mode- und Konfek- stungen des 19. Jahrhunderts lie- Struktur und ihre Bindung an die ter, Lutz Gode, Rudolf Franke, chen. Vor- und Nachteile halten bruchs die nötige Überzeugungs- Siegfried Körber, Lothar Ham- tionshauses fortwährend in Ka- gen, nur noch durch die „Altmei- kraft hätten. Hier aber stimmen bulgarische Formenwelt setzen lamitäten, von einem Unglück sich also die Waage. ster" Otto Knöpf er und Otto Paetz besondere Akzente. In ähnlicher mer, Hans Wiegandt, Werner die gute Absicht mit dem Erreich- Wagner, Harald Stieding, Anke ins andere. Zum Beispiel bemerkt Um es vorwegzunehmen: Ganz präsent ist. Dies mag man bedau- ten nicht immer überein. Das ist Weise fallen auch die Bilder von aufgegangen ist das hochge- ern, zumal diesen sinnlichen Be- Roger Bonnard durch ihr Be- Besser-Güth, Dietmar Lenz, Olaf er nicht — und das ist der Grund- vor allem dort der Fall, wo der Pietsch, Hubert Schiefelbein und einfall des Stückes! —, daß eine steckte Ziel der Ausstellung kenntnissen zu den Schönheiten Verzicht auf Gegenständliches das kenntnis zur Formenwelt der nicht. Dazu fehlt eine Reihe für der Natur in unseren Tagen eine französischen Kunst auf. andere. Sie alle, dazu eine Reihe überdimensionale Hutschachtel damit verbundene Anliegen nicht neu Hinzugekommener, bieten gar keinen Boden hat. Mit derlei das Erscheinungsbild des Bezir- neue Bedeutung zukommt. Bei sichtbar werden läßt und zur hilf- kes wichtiger Künstler, die keine genauerem Hinsehen zeigt sich In der Plastik dominieren Ar- in Erfurt das Ihre der Betrach- verbrauchten Spaßen hat heutzu- dennoch eine gewisse Weiterfüh- losen Flucht in die Form gerät. tung und Diskussion an. Mehrere tage vielleicht der Pausenclown Arbeiten eingereicht haben; da- beiten kleineren und mittleren her stimmen einige der im Ka- rung auch dieses Anliegens, aller- Im echten Sinne zeitgemäß, das Formats. Den meisten sind Ernst- Arbeiten entstanden im Auftrag, im Zirkus noch bei Kindern Er- talog verzeichneten Namen und dings anders empfunden und vor- haftigkeit und solides Niveau zu so der Zyklus von Zeichnungen folg. heißt modern, wirken die drei Der Belgier Charles Cornette Werke mit dem tatsächlich Ge- getragen als früher. Dies betrifft großformatigen Tafelbilder von bescheinigen, herausragend In- zu Thomas Müntzer von Erich zeigten nicht überein. Das alles beispielsweise die zeichenhaft auf Walter Sachs. Seine auf den novatives findet man kaum. Stell- Enge. Dies verweist auf das im stellte sich im Berliner Ensemble Daß die .Truppe um Regisseurl Bezirk grundsätzlich gute Klima mit dem Soloprogramm „Jong- Gino Zampieri ihre offenbaren hängt mit dem Verfahren zu- Wesentliches beschränkten Land- Grundgestus reduzierten Figuren vertretend sei „Undine" von Wal- Belanglosigkeiten mit Bravour sammen: War doch ursprünglich schafts-Slebdrucke von Walter transportieren Befindlichkeit von ter Sachs genannt, Arbeit freilich für bildende Kunst, das Selbstzu- leure früher und jetzt" vor Sachs, die schwermütig-gebroche- friedenheit geradezu verbietet. Foto: ZB/Braune herunterspielte, sei attestiert. an eine Juryausstellung gedacht, heute, wobei sie Kontemplation eines Malers und Grafikers. Dies