<<

Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 209

Aus der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung (NOV) und der Staatlichen Vogelschutzwarte Niedersachsen (NLWKN)

Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans Milvus milvus in Niedersachsen und Bremen 2008 – 2012

Lars Wellmann

WELLMANN , L. (2013): Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans Milvus milvus in Niedersachsen und Bremen 2008–2012. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43: 209-240.

Im Jahr 2011 wurde durch die Niedersächsische Ornithologische Vereinigung (NOV) und die Staatliche Vogelschutzwarte im NLWKN eine landesweite Erfassung des Rotmilans initiiert. Zielsetzung war eine möglichst umfassende Übersicht über die Bestandssituation des Rotmilans in Niedersachsen und Bremen zu erhalten, die Bestandsgröße zu ermitteln und eine aktuelle Verbreitungskarte zu erstellen. Weiterhin wurden Informationen zur Habitatwahl abgefragt und der Erhaltungszustand bewertet. Gefährdungen und Beeinträchtigungen waren darzu - stellen sowie Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen zu formulieren.

In den Jahren 2011 und 2012 wurden 688 Brutpaare des Rotmilans (435 Brutnachweise, 253 Brutverdachtsmeldungen) ermittelt. Zusätzlich wurden aus den Jahren 2005–2009 weitere Meldungen aus flächendeckenden Erfassungen, in der Regel aus EU-Vogelschutzge - bieten, mit weiteren 98 Brutpaaren (34 Brutnachweise, 64 Brutverdachtsmeldungen) be - rücksichtigt. Für Bereiche ohne aktuelle Meldungen, die aber innerhalb des flächig besiedelten Areals des Rotmilans liegen, wurden weitere 377 Reviere hochgerechnet. Diese Berechnung beruht auf Daten der ADEBAR-Erfassung 2005–2008 sowie aktueller und gehäufter Brut - zeitbeobachtungen. Damit ergibt sich insgesamt ein Bestand von 1.163 Revieren. Unter Be - rücksichtigung einiger nicht vollständig erfasster Bereiche wird der landesweite Rotmilanbe - stand auf dieser Grundlage auf 1.100-1.200 Brutpaare geschätzt. Regelmäßig besiedelt ist die östliche Hälfte Niedersachsens, etwa südöstlich der Linie Osnabrück–Lüneburg. Hier liegen die Schwerpunkte der Verbreitung an der mittleren Elbe und im Wendland, am Südrand der Börde bei /Wolfenbüttel sowie im Leinebergland.

Der Rotmilan besiedelt möglichst reich strukturierte, überwiegend offene Kulturlandschaften mit einzelnen Wäldern oder Feldgehölzen. Ein gewisser Grünlandanteil ist wegen der beson - ders guten Nahrungsverfügbarkeit von Bedeutung. Die Horststandorte liegen bevorzugt am Rande von Wäldern (62 %) und in Feldgehölzen bis 5 ha Fläche (28 %). 10 % der Horste wurden in Baumreihen gefunden.

Als Nistbäume werden Rot-Buche (33 %), Pappel (21 %), Eiche und Kiefer (je 18 %) genutzt, in geringerer Zahl auch Erle, Esche, Weide, Lärche und Fichte. Der Schwerpunkt liegt auf Laubbäumen, wobei die im jeweiligen Naturraum vorherrschende Baumart genutzt wird.

Die Bestandsentwicklung des Rotmilans war bis etwa 1990 nach einem Bestandstief in den 1950er Jahren positiv, stagniert aber seitdem. Allerdings wurden große Teile des Areals im westlichen Niedersachsen aufgegeben. Die Bestandsentwicklung verläuft dabei in den ein - zelnen Regionen unterschiedlich. Während an der mittleren Elbe deutliche Bestandszunahmen festzustellen sind, nehmen die Bestände an der Arealgrenze ab und stagnieren im südlichen Niedersachsen.

Wichtigste Gefährdungsursache ist die veränderte Landnutzung und der Verlust an klein - strukturierten Landschaften. Eine deutliche Zunahme von Feldfrüchten (Wintergetreide, Raps, 210 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

Mais), die eine dichte und geschlossene Vegetationsdecke zum Zeitpunkt des größten Nah - rungsbedarfs der Art im Juni/Juli bilden, bewirken einen ernsthaften Nahrungsengpass zum Zeitpunkt der Jungenaufzucht, da Beutetiere dann kaum erreichbar sind. Regelmäßig ge - mähtes oder auch extensiv beweidetes Grünland stellt dagegen eine gerade in diesem Zeit - raum günstige Nahrungsverfügbarkeit sicher.

Weitere Gefährdungsursachen sind Störungen am Horstplatz, u. a. durch Forstarbeiten und Freizeitnutzung.

Nicht zu unterschätzen sind Verluste an Strommasten, Windenergieanlagen und im Straßen - verkehr. Gerade Windenergieanlagen haben wegen des fehlenden Meidungsverhaltens der Art und der weiterhin zunehmenden Anlagenzahl das wichtigste Gefährdungspotential be - zogen auf Kollisionsopfer. Negative Auswirkungen auf die Population sind bei weiteren Windparkgenehmigungen zu erwarten.

Nach wie vor werden Greifvögel, darunter der Rotmilan, direkt durch Gift, Abschuss oder absichtliche Störung verfolgt. Das belegen verschiedene Fälle aus den vergangenen Jahren. Die Dunkelziffer von Individualverlusten an technischen Einrichtungen und durch direkte Verfolgung ist vermutlich sehr hoch.

Der Rotmilan hat in Niedersachsen, bedingt durch die umfangreichen Beeinträchtigungen, die sich absehbar eher verschärfen, weiterhin einen ungünstigen Erhaltungszustand. Der Be - stand in EU-Vogelschutzgebieten liegt unter 20 %, und selbst in diesen Gebieten sind die Einwirkungsmöglichkeiten auf Landnutzung und Forstwirtschaft gering.

Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung des Rotmilans müssen die Ausweisung weiterer Schutzgebiete, die Verbesserung der Nahrungsverfügbarkeit durch Vertragsnaturschutz auf landwirtschaftlichen Flächen und Erhalt bzw. Entwicklung des Grünlandes sowie Maßnahmen zum Schutz vor Störungen an den Brutplätzen umfassen. Weiterhin sind zur Vermeidung di - rekter Verluste Maßnahmen zur Sicherung von Leitungsmasten, die umfassende Berücksich - tigung von Brutplätzen bei Windparkplanungen und eine konsequente strafrechtliche Ver - folgung von Vergiftungs- und Abschusstatbeständen erforderlich.

L. W., Lamprecht & Wellmann GbR, Ringstr. 27, D-29525 , wellmann@lw-landschafts - planung.de

Einleitung sehr lokal. Nicht besiedelt sind Hochgebirge und dicht bewaldete Bergländer sowie die küstennahen Der Rotmilan Milvus milvus ist ein in Mitteleuropa Gebiete Frankreichs und Deutschlands. Die Ver - weit verbreiteter und allgemein bekannter Greifvogel breitungsgrenze verläuft durch Niedersachsen. Der (HAGEMEIJER & B LAIR 1997). Mit etwa 50 % des aktuelle Weltbestand liegt bei 20.800-25.400 Brut - Weltbestandes innerhalb der deutschen Grenzen paaren ( KRÜGER & W ÜBBENHORST 2009, A EBISCHER hat die Bundesrepublik Deutschland – und damit 2009, K NOTT et al. 2009). Davon entfallen etwa auch Niedersachsen – eine überragende Verant - 10.000-14.000 Brutpaare auf Deutschland ( GRÜ - wortung zum Erhalt dieser attraktiven Greifvogel - NEBERG 2011). Weitere größere Bestände bestehen art. in Frankreich, Spanien, Großbritannien, Schweden, Polen und der Schweiz. International wird der Rot - Der Rotmilan weist ein kleines Verbreitungsgebiet milan als potenziell gefährdet („near-threatend“; auf, das sich fast ausschließlich auf Europa be - IUCN 2011) eingestuft. Er ist in Anhang I der EU- schränkt. Es reicht von Marokko über Westeuropa Vogelschutzrichtlinie aufgeführt. Für diese Arten und Südskandinavien bis Weißrussland und an das sind gem. Art. 4 Abs. 1 der Richtlinie die „zahlen- Schwarze Meer; weiterhin sind Korsika und Süd - und flächenmäßig geeignetsten Gebiete“ als Be - italien besiedelt, die Balkanhalbinsel dagegen nur sondere Schutzgebiete auszuweisen. Innerhalb Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 211

Tab. 1: Übersicht der Brutbestände des Rotmilans in Niedersachsen sowie den angrenzenden (Bundes-)Ländern und Deutschlands mit Angabe des kurzfristigen Bestandstrends sowie der Einstufung in die Roten Listen. – Numbers of Red Kite breeding pairs in the federal states adjoining and in the whole of as well as the ca - tegories of the regional Red Lists .

Bestände in den angrenzenden Bundesländern und in Niedersachsen Land Rote Liste Bestand Jahr(e) Trend (20-25 Jahre) Quelle

Schleswig-Holstein V 120 2009 stabil KNIEF et al. (2010), KOOP (2009)

MITSCHKE (2007), MITSCHKE pers. Hamburg 2 0-1 2012 stabil Mitt. Mecklenburg- 1.400-2.400 2003 Zunahme >20% EICHSTÄDT et al. (2003) Vorpommern RYSLAVY et al. (2008), Brandenburg 3 1.650-1.900 2005-2009 stabil RYSLAVY et al. (2011) DORNBUSCH et al. (2004), Sachsen-Anhalt 3 2.000-2.500 2005 Abnahme >20% DORNBUSCH et al. (2007)

Thüringen 3 900-1.000 2000 stabil FRICK et al. (2010), PFEIFFER (2012) HGON (Hrsg.: 2006), Hessen 1.000-1.300 2012 Zunahme >20% GELPKE & H ORMANN (2012)

Nordrhein-Westfalen 3 400-500 2005 starke Abnahme SUDMANN et al. (2009)

Niedersachsen & KRÜGER & O LTMANNS (2007), 2 1.100-1.200 2011/2012 stabil Bremen diese Arbeit

Deutschland 10.000-14.000 2010 stabil GRÜNEBERG (2011)

Niederlande 1 2009 AEBISCHER (2009)

Deutschlands weist Sachsen-Anhalt die größten wig-Holstein), Zunahme (Brandenburg, Baden- Rotmilanbestände auf (2.000-2.500 BP; DORNBUSCH Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen) et al. 2007). Hier liegt am nordöstlichen Harzrand bis zu starker Zunahme (Saarland). In den meisten das weltweite Dichtezentrum des Rotmilans mit Bundesländern wird der Rotmilan als „gefährdet“ bis zu 22 BP/100 km² ( NICOLAI 2006). Große geführt. In Niedersachsen gilt er als „stark gefährdet“ Bestände weisen weiterhin Brandenburg ( RYSLAVY (KRÜGER & O LTMANNS 2007). Seit Einführung der et al. 2011), Mecklenburg-Vorpommern ( EICHSTÄDT Roten Liste für Niedersachsen 1974 ( BERNDT et al. et al. 2003), Hessen ( GELPKE & H ORMANN 2012) und 1974) ist der Rotmilan dort in zunehmend höherer Thüringen auf ( PFEIFFER 2012; Tab. 1). Gefährdungskategorie aufgeführt: Von „potenziell gefährdet“ in den 1970er Jahren über „gefährdet“ In Deutschland wird der Rotmilan in der aktuellen in den 1980er und 1990er Jahren bis zur heutigen Roten Liste ( SÜDBECK et al. 2007) nicht mehr geführt. Kategorie „stark gefährdet“ seit 2002 ( SÜDBECK & Auch in einer Reihe von Bundesländern wurde der WENDT 2002, K RÜGER & O LTMANNS 2007). Rotmilan nach Bestandszunahmen oder neueren Erkenntnissen über die Bestandsgrößen aus der Großflächig wurde der Rotmilan im 18. und 19. Roten Liste gestrichen, so in Mecklenburg-Vor - Jahrhundert als Nahrungskonkurrent des Menschen pommern ( EICHSTÄDT et al. 2003) und Hessen (HGON verfolgt, so dass er weite Bereiche seines ehemaligen & STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE FÜR HESSEN , R HEIN - Verbreitungsgebietes aufgab. Zwischen 1950 und LAND -P FALZ UND DAS SAARLAND 2006). Dabei ist die 1990 konnten sich die Bestände teilweise deutlich Bestandsentwicklung in den verschiedenen Teilen erholen. Um 1990 setzte erneut eine Bestandsab - Deutschlands sehr uneinheitlich und schwankt zwi - nahme insbesondere in Mitteleuropa ein, die aktuell schen Abnahme (Bayern, Berlin, Sachsen-Anhalt), noch anhält ( AEBISCHER 2009, G LUTZ VON BLOTZHEIM stabilen Beständen (Hessen, Niedersachsen, Schles - & B AUER 1993). 212 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

Der Bestandstrend des Rotmilans in Niedersachsen Vor dem Hintergrund der hohen internationalen ist langfristig (1900-2005) um mehr als 20 % ab - Verantwortung Deutschlands für den Erhalt des nehmend. Der kurzfristige Bestandstrend (1980- Rotmilans und gebietsweiser Bestandsrückgänge 2005) zeigt sich dagegen weitgehend stabil ( KRÜGER seit 1990 initiierte der Dachverband Deutscher & OLTMANNS 2007). Im Rahmen der landesweiten Avifaunisten (DDA) in den Jahren 2011 und 2012 Erfassung des Jahres 2006 wurde ein Bestand von eine bundesweite Erfassung der Brutbestände ca. 900 Brutpaaren ermittelt ( KLEIN et al. 2009) seines Wappenvogels ( GRÜNEBERG 2011). Für Nie - und im Zuge der ADEBAR-Erfassungen 2005 bis dersachsen griff die Niedersächsische Ornithologische 2008 wurden 1.100 bis 1.300 Brutreviere kartiert Vereinigung (NOV) gemeinsam mit der Staatlichen (T. KRÜGER /S TAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE , pers. Mitt.). Vogelschutzwarte im Niedersächsischen Landes - betrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Natur - Der Rotmilan wird in der Niedersächsischen Strategie schutz (NLWKN) diese Idee auf, obwohl die letzte zum Arten- und Biotopschutz als wertbestimmende landesweite Erfassung erst 2006 stattgefunden Brutvogelart der Vogelschutzgebiete mit höchster hatte ( KLEIN et al. 2009). Ziel war es, neben der Be - Priorität für Erhaltungs- und Entwicklungsmaß - teiligung an der bundesweiten Erfassung die vielen nahmen genannt (NLWKN 2009). Die Bewertung neuen Erkenntnisse über mögliche Areal- und Be - für den landesweiten Prioritätenindex führte den standsveränderungen des Rotmilans in Niedersach - Rotmilan auf Rang 15 aller Brutvogelarten Nieder - sen sowie dessen Gefährdungssituation aktuell zu - sachsens ( KRÜGER & O LTMANNS 2008). sammenzufassen. In Niedersachsen wurde, angeregt durch die landesweite Erfassung im Jahr 2011, ein Der Erhaltungszustand des Rotmilans ist in Nieder - Arbeitskreis Rotmilanschutz gegründet, dessen sachsen als ungünstig zu bewerten (NLWKN 2009). überwiegend ehrenamtliche Mitglieder es sich zur Die geltenden gesetzlichen Schutzmaßnahmen Aufgabe gemacht haben, jährlich den Bestand auf (z. B. Horstschutz, Schutz vor Störungen am Brut - Probeflächen zu untersuchen ( SANDKÜHLER & W ELL - platz) werden leider nicht flächendeckend umgesetzt. MANN 2012, W ELLMANN 2012b). Gezielte Vertragsnaturschutzmaßnahmen zur Ver - besserung der Nahrungsverfügbarkeit werden in einigen Landkreisen angewandt, bedürfen aber noch einer verfeinerten Regelung und größerer Material und Methode, Witterung flächiger Ausdehnung, um effektiver zu wirken. Aufruf zur Mitarbeit und Erfassungsmethode

Eine Vielzahl direkter wie indirekter Beeinträchti - Im Rahmen der Bekanntmachung der landesweiten gungen führt aktuell zu einer Gefährdung des Erfassung des Rotmilans, verbunden mit der Bitte Rotmilanbestandes. Habitatveränderungen durch um Mitarbeit, erfolgte ein Aufruf in den Mitteilungen eine veränderte Landnutzung sind vermutlich der der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung Hauptfaktor, doch sind anthropogen beeinflusste (NOV) Anfang März 2011. Darin wurde detailliert Tötungsursachen ebenfalls sehr häufig. Während über den Rotmilan, die Erfassungsmethoden und - in Westeuropa Vergiftung und Abschuss wohl die zeiten informiert, die sich an den Methodenstandards Hauptrolle spielen, sind in Mitteleuropa nach ak - zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands ( ANDRETZKE tuellem Kenntnisstand Kollisionen mit Stromlei - et al. 2005) orientieren. Zusätzlich erfolgte eine tungen, Windenergieanlagen oder Fahrzeugen die gezielte Ansprache avifaunistischer Arbeitsgruppen, Hauptursache für Individualverluste ( AEBISCHER 2009, bekannter Rotmilankartierer, Mitarbeiter des Atlas LANGGEMACH et al. 2010). Dazu kommen Störungen deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) sowie lokaler an den Brutplätzen, z. B. durch Holzeinschlag oder Institutionen. Auch die Niedersächsischen Landes - Freizeitaktivitäten. In jüngster Zeit zeigen sich, be - forsten und die Forstämter der Landwirtschafts - dingt durch Veränderungen der Landnutzung und kammer wurden informiert. Die Landesforsten der Energieerzeugung, Konfliktpotenziale, die zu empfahlen erfreulicherweise den ihnen unterstellten Beeinträchtigungen der Habitateignung und er - Forstämtern die Teilnahme an der Erfassung, ein heblichen direkten Verlusten geführt haben ( GOTT - weiterer Aufruf wurde in der Zeitschrift „Nieder - SCHALK & W ASMUND i.Vorb., BELLEBAUM et al. 2012). sächsischer Jäger“ Ende März 2011 veröffentlicht. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 213

Darüber hinaus erfolgte im Frühjahr 2011 durch Soweit drei Begehungen nicht möglich waren, den Verfasser und die Staatliche Vogelschutzwarte sollte je eine Begehung im April und Juni oder Juli eine erste Kontaktaufnahme zu Rotmilanerfassern durchgeführt werden. zur Einrichtung von Dauerbeobachtungsflächen für ein Bestandsmonitoring des Rotmilans in Nie - Die Basis für die nachfolgend dargestellten Ergeb - dersachsen. Das Interesse daran war erfreulich nisse ist sehr breit, da verschiedenste Quellen groß. Im Laufe des Jahres 2011 wurden so 18 Pro - genutzt werden konnten. Die wichtigste Daten - beflächen, die nahezu 5 % der Landesfläche Nie - grundlage stellen die gemeldeten Ergebnisse aus dersachsens abdecken, abgegrenzt ( WELLMANN dem Jahr 2011 dar. Daneben wurden in erheblichem 2012a). Umfang aktuelle Daten aus dem Jahr 2012 einbe - zogen, insbesondere für den gesamten Landkreis Der bereits von der Erfassung 2006 bekannte und Göttingen (B. PREUSCHHOF , pers. Mitt.) und Teile des bewährte Meldebogen wurde aktualisiert und allen Landkreises Lüchow-Dannenberg (H.-J. KELM , pers. Kartierern oder avifaunistischen Arbeitsgruppen in Mitt.). Punktuell fanden auch Daten aus den Jahren Papierform oder als excel-Datei zur Verfügung ge - 2009 und 2010 Verwendung (ca. 7 % der Nach - stellt. weise). Ergänzt wurden diese Daten durch die Er - gebnisse aus den Brutvogelerfassungen der EU- Auf diesem Meldebogen waren neben Angaben Vogelschutzgebiete, die bei der Staatlichen Vogel - zur geografischen Lage Anzahl und Status (Brut - schutzwarte vorliegen. Berücksichtigt wurden hier nachweis, Brutverdacht, Brutzeitfeststellung) der Daten zurück bis in das Jahr 2005 (Daten 2005- festgestellten Reviere einzutragen. Daneben wurden 2009: 1,6 % der Gesamtdatenbasis). mit dem Bogen weitere Angaben zum Lebensraum (Acker- oder Grünlanddominanz), Brutplatz (Wald, Insbesondere die für den Rotmilan wichtigen und Feldgehölz, Baumreihe, Einzelbaum) und zur Horst - sehr großflächigen EU-Vogelschutzgebiete (EU- baumart abgefragt. Um weitere Angaben zu Ge - VSG) V68 „Sollingvorland“ und V37 „Niedersäch - fährdungen, Störungen oder Beeinträchtigungen sische Mittelelbe“ wurden jährlich nur auf Teilflächen wurde gebeten. und daher insgesamt über mehrere Jahre bearbeitet. Dagegen liegen für das Gebiet V19 „Unteres Eichs - Von besonderer Bedeutung war die Mitlieferung feld“ durch jährliche flächendeckende Erfassungen eines Kartenausschnitts mit Eintragung des Bru - im Rahmen des Rotmilanforschungsprojekts der treviers oder des Brutstandorts. Damit sollten mög - Uni Göttingen umfassende und aktuelle Daten für liche Doppelzählungen ausgeschlossen werden. mehrere Jahre vor ( BRUNKEN 2011; E. G OTTSCHALK , pers. Mitt.). Besonders für die Bereiche außerhalb des geschlos - senen Verbreitungsgebietes im westlichen Nieder - Die neuen Datenportale für Beobachtungen im In - sachsen wurde auch darum gebeten, untersuchte ternet, ornitho und naturgucker (www.ornitho.de, Gebiete ohne Rotmilannachweis zur Brutzeit zu www.naturgucker.de), wurden ebenfalls berück - melden. sichtigt. Während die Daten aus ornitho für die Jahre 2011 und 2012 insbesondere durch die Ver - Bestandserfassung 2011 und Datenmaterial wendung der Brutzeitcodes C (sicheres Brüten) und B (wahrscheinliches Brüten) noch eine Reihe Für die Erfassung des Rotmilans wurden drei neuer Erkenntnisse zu Brutrevieren ergaben, wurden Termine zwischen Mitte März und Mitte Juli vor - die mit A (mögliches Brüten) sowie die in naturgucker geschlagen, die sich an den Methodenstandards gemeldeten Rotmilandaten als Brutzeitfeststellungen zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands orientieren dazu verwendet, Lücken in unzureichend erfassten (ANDRETZKE et al. 2005). Eine Nestersuche vor der Bereichen zu schließen. Weitere Daten aus 2012 Brutzeit wurde empfohlen. Die Erfassungen sollten konnten durch das 2011 erstellte Netz von Rotmi - ab 1,5 Stunden nach Sonnenaufgang bis in die lan-Probeflächen der AG Rotmilanschutz Nieder - Mittagsstunden sowie nachmittags bis 1,5 Stunden sachsen einfließen, die teilweise 2012 erstmals be - vor Sonnenuntergang stattfinden. arbeitet wurden ( WELLMANN 2012a, 2012b). 214 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

Nicht in allen Fällen wurden die Meldebögen voll - Insgesamt ergibt sich damit eine Bestandsschätzung ständig ausgefüllt, so dass nur für einen Teil der auf einer breiten Datenbasis, die durch eine vor - Meldungen genauere Angaben zum Lebensraumtyp sichtige Bestandsschätzung für die relativ kleinen sowie zu Horststandort und Horstbaumart gegeben Bereiche mit Erfassungslücken ergänzt wurde. werden können. Witterung Auswertung Der Winter 2010/2011 war relativ mild mit stark Berücksichtigt wurden nur Nachweise zwischen schwankenden Temperaturen im Februar. Der Feb - Mitte März und Mitte Juli. Als Brutnachweis (BN) ruar war verbreitet zu trocken. Diese Trockenheit wurden brütende Altvögel, Beute eintragende Alt - setzte sich in den Monaten März bis Mai in ganz vögel oder Nestlinge bzw. Jungvögel im Nestbereich Niedersachsen fort, wobei die Abweichungen vom gewertet. Brutverdacht bestand für Reviere mit langjährigen Mittel im März sehr ausgeprägt waren. Feststellung eines balzenden Paares oder Individuums Der April war insgesamt sehr warm, trocken und mit Territorialverhalten im potenziellen Brutgebiet sonnig mit Temperaturen, die im Mittel 4 °C über sowie eine weitere Feststellung im Abstand von dem langjährigen Mittelwert lagen. Die Monate mindestens 7 Tagen, davon eine Anfang April bis Mai und Juni zeigten sich ebenfalls in ganz Nie - Mitte Juli. Außerdem bestand Brutverdacht bei dersachsen überdurchschnittlich warm und trocken. Nestbau, Warnrufen und bettelfliegenden Jung - Dagegen verlief der Juli sehr wechselhaft, regnerisch vögeln im Juli, wenn vorher bereits Altvögel fest - und kühl. Insgesamt herrschten 2011 für die Er - gestellt wurden. Alle übrigen Feststellungen von fassungen günstige Witterungsbedingungen, u. a. Einzelvögeln oder Paaren im potenziellen Brutgebiet durch die trockenheitsbedingt teilweise verzögerte wurden als Brutzeitfeststellung gewertet. Entwicklung der Vegetation ( DEUTSCHER WETTERDIENST 2012). Trotz der umfangreichen Datengrundlage zeigten sich größere Erfassungslücken insbesondere in den Landkreisen , , , Osterode Ergebnisse und sowie in weiteren Teilbereichen aus ver - schiedenen Landkreisen, die als flächenhaft besiedelt Aktuelle Bestandsgröße in Niedersachsen gelten. Für diese Bereiche wurden vorliegende Brutzeitfeststellungen unter Berücksichtigung ihrer Die landesweite Erfassung 2011 mit Ergänzungen Häufung, Daten aus zurückliegenden Jahren bis 2012 sowie zusätzlichen Daten aus den Jahren 2008, der Landnutzungstypen sowie der Ergebnisse 2005-2010 ergab einen Bestand von 1.163 Revieren der ADEBAR-Erfassungen für die einzelnen MTB- des Rotmilans in Niedersachsen (Tab. 2). Unter Be - Quadranten vorsichtig als Brutrevier (Brutverdacht) rücksichtigung der in einigen Bereichen nicht voll - interpretiert. Dabei wurde folgendermaßen vorge - ständigen Erfassung wird der landesweite Bestand gangen: auf 1.100 bis 1.200 Brutpaare geschätzt. a) berücksichtigt wurden nur MTB-Quadranten im Für die Jahre 2011/2012 wurden 688 Brutreviere bekannten geschlossenen Verbreitungsareal des abgegrenzt, davon 435 mit Brutnachweis. Ergänzt Rotmilans wurden die Ergebnisse aus Daten der Vorjahre bis b) neben nachgewiesenen oder recherchierten Re - 2005 zurück, die sich vor allem auf die Ergebnisse vieren aus ADEBAR mussten auch Brutzeitfest - der Brutbestandserfassungen der nicht alljährlich stellungen aus den Jahren 2011 und/oder 2012 kontrollierten EU-Vogelschutzgebiete beziehen. vorliegen Aus diesem Zeitraum wurden 98 Brutreviere (da - c) die Landnutzung wurde durch Heranziehen von runter 34 Brutnachweise) aus Gebieten berück - Satellitenbildern berücksichtigt, sichtigt, die 2011/2012 nicht kartiert wurden. Wei - d) es wurden jeweils die unteren Werte der Spanne tere 377 Brutreviere wurden im Rahmen der oben der ADEBAR-Größenklassen (also 2 bei 2-3 oder beschriebenen Hochrechnung von Erfassungslücken 4 bei 4-7) verwendet. unter Berücksichtigung von Daten aus der ADE - BAR-Kartierung 2005-2008 sowie weiterer Daten - Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 215

Tab. 2: Datensatz zur Ermittlung der aktuellen Bestandszahlen des Rotmilans in am dichtesten besiedelten Räu - Niedersachsen. Es wurde jeweils der aktuellste Wert je Gebiet bzw. TK 25-Qua - me finden sich im Weser- und drant berücksichtigt. – Breeding records of Red Kites in Lower Saxony 2005– Leinebergland, in den Börden 2012. For each surveyed square the latest available figures were used. sowie im östlichen Weser-Al - Erfassungsjahr BN BV Summe Anteil in % ler-Flachland (Abb. 1).

2005 3 1 4 0,3 Watten und Marschen 2006 1 4 5 0,4 Die einzigen gemeldeten Bru - 2007 0 0 0 0,0 treviere stammen vom Gauen - siekersand bei Drochtersen und 2008 3 6 9 0,8 aus der Winsener Marsch. Ein - 2009 3 41 44 3,8 zelne Brutzeitfeststellungen lie - 2010 24 12 36 3,1 gen darüber hinaus von der 2011/12 435 253 688 59,2 unteren Oste sowie aus dem Alten Land vor. Hochrechnung Erfassungslücken 377 377 32,4 Bestand 1.163 100,0 Ostfriesisch-Oldenburgische Geest Es liegt nur die Meldung eines meldungen (u. a. gehäufte Brutzeitfeststellungen) Brutpaares aus dem Wilden Moor bei Papenburg der Jahre 2008-2012 gewertet. vor, von dem ein Brutpartner im Straßenverkehr verunglückte. An einem weiteren traditionellen Verteilung nach naturräumlichen Regionen Brutplatz bei Edewecht-Süd gelangen 2011 lediglich Brutzeitfeststellungen. Einen Brutverdacht ohne Der Rotmilan besiedelt alle naturräumlichen Re - Kontrolle des Bruterfolgs gab es hier zuletzt 2010 gionen Niedersachsen und Bremens, diese jedoch (A. KESSLER , pers. Mitt.). Eine Brutzeitbeobachtung in sehr unterschiedlicher Dichte (Tab. 3). Nur mit liegt aus dem Stadtgebiet von vor. Einzelpaaren besiedelt sind die nordwestlich gele - genen naturräumlichen Regionen Watten und Mar - Stader Geest schen sowie die nordwestlichen Geestgebiete. Die Die Stader Geest ist mit nur acht Brutrevieren sehr

Tab. 3: Verteilung der Rotmilanreviere (Brutnachweis, Brutverdacht) auf die naturräumlichen Regionen in Niedersachsen und Bremen. – Distribution of Red Kite (confirmed and assumed breeding) across the natural regions of Lower Saxony and Bremen . Fläche 2011/12 [2005-2010] Siedlungsdichte Naturräumliche Regionen km² Anteil % Anzahl BN+BV Anteil % Rev./100 km² Niedersächsische Nordseeküste und Marschen 4.905 10,2 3 0,3 0,06 Ostfriesisch-Oldenburgische Geest 4.570 9,5 1 0,1 0,02 Stader Geest 5.270 11 8 0,7 0,15 Ems-Hunte-Geest und Dümmer-Geestniederung 8.670 18,1 1 0,1 0,01 Lüneburger Heide und Wendland 8.360 17,4 308 26,5 3,68 Weser-Aller-Flachland 4.940 10,3 163 14,0 3,30 Börden 3.400 7,1 214 18,4 6,30 Osnabrücker Hügelland 980 2 8 0,7 0,82 Weser- und Weser-Leinebergland 6.060 12,6 451 38,8 7,44 Harz 850 1,8 6 0,5 0,71 Summe 48.005 100 1.163 100 2,42 216 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 7° 8° zu 9° 10° 11° 21 Hamburg Mecklenburg- 21 Schleswig-Holstein Vorpommern 22 22

23 23 Hamburg 24 24

25 25

26 26

27 27 Branden- burg 28 28

29 29 53° 53° 30 30

31 Niederlande 31

32 32

33 33

34 34 Sachsen-Anhalt 35 35

36 36

37 37

38 38

39 39 52° 52° 40 Rotmilan 40

41 Nachweise 2005-2012 41

42 Brutnachweis/Brutverdacht 42

43 43 Nordrhein-Westfalen 1 -3 -7 2 2 3 -1 44 8 44 45 Brutzeitfeststellung 45 04010 20 30 50 km 46 46 Hessen Thüringen 7° 8° 9° 10° 11° 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 Kartengrundlage:© NLWKN/Peter G. Schader Abb. 1: Verbreitung des Rotmilans in Niedersachsen 2011/12 nach Messtischblatt-Quadranten. – Distribution of Red Kite in Lower Saxony 2011/12.

dünn besiedelt. Brutpaare wurden aus dem Land Bereich der Mittelraddeniederung im Grenzbereich Hadeln, dem Umfeld der Bederkesaer Seen und der Landkreise und . Hier dem Oberlauf der Wümme gemeldet; daneben sollte zukünftig auf besetzte Brutreviere besonders zwei Brutpaare aus dem Landkreis /Wüm - geachtet werden. me. Brutzeitfeststellungen gelangen vor allem im Grenzbereich zum Weser-Aller-Flachland im Süden Lüneburger Heide und Wendland und zur Lüneburger Heide im Osten. Diese naturräumliche Region besiedelt der Rotmilan von West nach Ost in zunehmender Dichte. An Ems-Hunte-Geest und Dümmer-Geestniederung der Mittelelbe und im Wendland hat der Rotmilan Diese naturräumliche Region ist nahezu unbesiedelt. aktuell einen seiner Verbreitungsschwerpunkte in Das einzige festgestellte Brutpaar brütete bei Niedersachsen. Er besiedelt insbesondere die Elb - Bohmte unmittelbar an der Naturraumgrenze. talaue mit den großflächigen Grünlandbereichen Westlich Cloppenburg gelangen Ende Mai/Anfang sowie die kleinstrukturierte Landschaft des Wend - Juni zwei Brutzeitfeststellungen sowie weitere im landes. Weiter westlich, in den Landkreisen , Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 217

Uelzen und Lüneburg ist der Rotmilan in geringerer mit Ackerflächen und Grünland in den Niederungen Dichte flächenhaft verbreitet. Der westliche Rand geprägte Landschaft günstige Lebensraumbedin - des Naturraums ist nur noch spärlich besiedelt. gungen für den Rotmilan. Nicht besiedelt werden Die großen Wälder der Lüneburger Heide werden großflächig geschlossene Waldgebiete. vom Rotmilan gemieden. Harz Weser-Aller-Flachland Der Harz ist nur in den Randbereichen in geringem Im Weser-Aller-Flachland zeigen sich Schwerpunkte Umfang besiedelt. Sechs Reviere wurden festgestellt, der Verbreitung in der Aller- und Weser-Niederung, die sich am Harzrand aufreihen. im Barnbruch, im Drömling sowie in der hanno - verschen Moorgeest. Dazwischen ist die gesamte Vorkommen in Schutzgebieten Region mit Ausnahme der nordwestlichen Bereiche flächenhaft besiedelt, wie intensiv kartierte Räume In Schutzgebieten (Natura 2000 [EU-VSG, FFH] in den Landkreisen Gifhorn und der Region Hannover bzw. NSG [Naturschutzgebiete]) befinden sich von zeigen. Die westlichsten Brutvorkommen befinden den lagegenau bekannten Revieren des Rotmilans sich im südöstlichen Landkreis . in Niedersachsen (n = 786) zusammen ca. 30 %. In Landschaftsschutzgebieten (LSG) siedeln 40 %. Börden 38 % der Brutreviere befinden sich außerhalb der Die Börden sind flächendeckend in hoher Dichte naturschutzrechtlich geschützten Gebietskulisse besiedelt. Die landesweit höchsten Bestände des und entsprechend ca. 62 % in Gebieten, die in ir - Rotmilans befinden sich im südöstlichen Teil im gendeiner Form des Gebietsschutzes rechtlich ge - Bereich Salzgitter und Schladen mit bis zu 29 Re - sichert sind (Tab. 4). vieren auf dem Messtischblatt 3929 Schladen. Diese Region hat unmittelbaren Kontakt zum welt - EU-Vogelschutzgebiete und FFH-Gebiete weiten Dichtezentrum des Rotmilans im nordöstli - Nur 20 % der punktgenau bekannten Reviere lie - chen Harzvorland in Sachsen-Anhalt. In den wald - gen in Europäischen Vogelschutzgebieten (EU- armen Bördelandschaften kommt kleinen Feldge - VSG). Der Anteil liegt unter Berücksichtigung der hölzen und gliedernden Baumreihen, die oft aus hochgerechneten Reviere aus den Erfassungslücken Pappeln bestehen, als Brutplatz eine besondere (n = 377), die sich ausschließlich außerhalb der Bedeutung zu.

Tab. 4: Anteil der Rotmilanreviere in Schutzgebieten in Osnabrücker Hügelland Niedersachsen 2005-2012. – Percentage of the Red Kite Das Osnabrücker Hügelland ist mit acht Brutrevieren population breeding in different categories of conserva - östlich von Osnabrück sowie im Raum Melle relativ tion areas in Lower Saxony 2005-2012 . spärlich besiedelt, stellt aber aktuell den am wei - testen nach Westen vorgeschobenen Vorposten 2011/2012 [2005-2009] eines dauerhaften Brutvorkommens in Niedersachsen Raumeinheit/Schutzstatus BP Anteil % dar. Mehrere Brutzeitbeobachtungen wurden zu - Niedersachsen/Bremen 786 100 sätzlich aus dem Raum westlich Melle gemeldet. EU-Vogelschutzgebiete (EU-VSG) 158 20,1 Weser- und Leinebergland EU-VSG, Rotmilan 141 17,9 Die naturräumliche Region stellt das Kerngebiet wertbestimmende Art (n = 9) der Rotmilanverbreitung in Niedersachsen dar. Über FFH-Gebiete 161 20,5 40 % der Brutreviere wurden hier kartiert. Die Natura 2000-Gebiete gesamt 219 27,9 Region ist flächendeckend besiedelt, wobei auch hier eine Abnahme von Ost nach West festzustellen Naturschutzgebiete (NSG) 61 7,8 ist. Hier liegen auch die großflächigen EU-Vogel - Natura 2000 und NSG gesamt 234 29,8 schutzgebiete V19 „Unteres Eichsfeld“ und V68 Landschaftsschutzgebiete 314 39,9 „Sollingvorland“, die für den Rotmilan eine hohe mit Gebietsschutz 484 61,6 Bedeutung aufweisen. Darüber hinaus bietet die durch bewaldete Höhenzüge und offene Talbereiche ohne Gebietsschutz 302 38,4 218 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

EU-VSG befinden, sogar noch deutlich niedriger Sonstige Schutzgebiete (ca. 14 %). Dagegen wird die hohe Bedeutung In Naturschutzgebieten (NSG) außerhalb der Ge - der neun EU-VSG, in denen der Rotmilan wertbe - bietskulisse Natura 2000 (EU-Vogelschutzgebiete stimmende Art ist, mit 17,9 % der bekannten und FFH-Gebiete) wurden nur 15 Brutreviere (2 %) Reviere deutlich. Von allen Revieren in Europäischen festgestellt, in Landschaftsschutzgebieten (LSG) Vogelschutzgebieten sind das 89 %. entsprechend 250 Brutreviere (32 %).

Die größten Bestände wurden in den EU-VSG V37 Vorkommen außerhalb von Schutzgebieten „Niedersächsische Mittelelbe“ (n= 42; 2007-2011), V68 „Sollingvorland“ (n = 36; 2010-2012) und Ein relativ hoher Anteil der Brutreviere (302, ent - V19 „Unteres Eichsfeld“ (n = 23; 2011) festgestellt. sprechend 38,3 %) befindet sich in der nieder - Die höchsten Siedlungsdichten weisen die EU-Vo - sächsischen Landschaft außerhalb von gesetzlich gelschutzgebiete V47 „Barnbruch" (61,9 BP/100 geschützten Gebieten. Schwerpunkte liegen in km²), V46 „Drömling“ (21,4 BP/100 km²), V68 den naturräumlichen Regionen Lüneburger Heide „Sollingvorland“ (21,3 BP/100 km²) und V19 “Un - und Wendland, wo in den Landkreisen Lüchow- teres Eichsfeld“ (16,8 BP/100 km²) auf. Für das Dannenberg und Uelzen die Mehrzahl der Brutpaare relativ kleine bewaldete Gebiet „Barnbruch“ sind außerhalb von Schutzgebieten nistet, sowie in den die umliegenden Offenlandbereiche nicht berück - Börden und im Weser- und Leinebergland. Hier sichtigt, stellen aber essentielle Teile der Brutreviere sind vor allem die Landkreise Wolfenbüttel und dar, so dass die Siedlungsdichte zu relativieren ist Northeim sowie die Stadt Salzgitter zu nennen. (Tab. 5). Habitatwahl In FFH-Gebieten wurden 161 Brutreviere festgestellt, jedoch nur 61 in FFH-Gebieten, die nicht gleichzeitig Im Meldebogen konnte bezüglich der Verteilung EU-Vogelschutzgebiete sind. Der Schwerpunkt liegt von Acker- und Grünland in den abgeschätzten hier in den FFH-Gebieten „Salzgitterscher Höhen - Nahrungsrevieren der Brutpaare unterschieden wer - zug“ und „Aller mit Barnbruch, untere , den in „Kulturlandschaft ackerdominiert“, „Kultur - untere Oker“ mit jeweils 7 Brutrevieren. landschaft grünlanddominiert“ und „Kulturlandschaft mit Acker und Grünland zu etwa gleichen Teilen“. Innerhalb der Natura 2000-Kulisse befinden sich 219 der punktgenau erfassten Brutreviere (27,8 %). Es liegen für 321 Brutreviere Angaben zu den Nah -

Tab. 5: Rotmilanreviere und Siedlungsdichte in den neun EU-Vogelschutzgebieten in denen der Rotmilan wertbestim - mend ist. – Red Kite population and population density in selected Special Protection Areas of the EU Birds Directive.

Reviere Siedlungsdichte max. Anzahl Reviere Nr. EU-Vogelschutzgebiet Fläche [ha] 2011/2012 Rev./100 km² 2001-2010 V19 Unteres Eichsfeld 13.710 23 16,8 20 (2011) V21 Lucie 8.229 7 8,5 3 (2006/2007) V29 Landgraben- und Dummeniederung 3.970 6 15,1 3 (2004) V37 Niedersächsische Mittelelbe 34.028 42 12,4 keine alten Daten V42 5.327 2 3,8 4 (2008) V46 Drömling 4.219 9 21,4 4 (2001) V47 Barnbruch 2.112 13 61,9 15 (2001) Laubwälder zwischen V48 3.296 3 9,1 8 (2001) und V68 Sollingvorland 16.885 36 21,3 keine alten Daten Summen: 91.776 141 15,4 Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 219

80 rungshabitaten der Brutvögel vor. Die Hälfte dieser ackerdominiert gleiche Verteilung von Acker und Grünland Reviere wurde in der ackerdominierten Kulturland - grünlanddominiert schaft festgestellt. Grünlanddominierte Reviere fan - 60 den sich zu 14 % und Reviere mit etwa gleichen

Anteilen von Grünland und Acker zu 36 %. %

n i

l

i 40 e t n

Bezogen auf die hauptsächlich besiedelten vier Na - A turräume (Lüneburger Heide und Wendland, We - ser-Aller-Flachland, Börden und Weser- und Leine - 20 bergland) liegen die ackerdominierten Reviere in den Börden mit 70 % erwartungsgemäß am höchs - 0 ten. Den geringsten Anteil weist der Naturraum Lüneburger Heide Weser-Aller- Börden Weser- und und Wendland Flachland Leinebergland Weser-Aller-Flachland auf. Bei den grünlanddomi - Naturraum nierten Revieren ist es umgekehrt. Hier weisen Börden und Bergland nur Werte um 12 % auf, Abb. 2: Grünland- und Ackerdominanz der Rotmilanre - während im Weser-Aller-Flachland 21 % der Reviere viere in den flächig besiedelten Naturräumen (n = 321). – durch Grünland dominiert werden (Abb. 2). Ein Proportion of grassland and arable land in habitats of Vergleich mit der realen Verteilung der Nutzungstypen the Red Kite population in Lower Saxony 2011/12. in den Naturräumen war leider nicht möglich.

Sonstige Brutplatz 5% Erle Die Brutplätze des Rotmilans liegen ganz überwie - 5% gend in Wäldern ab 5 ha Fläche (62,4 %, n = Rot-Buche Kiefer 189), und hier fast ausschließlich in den Randbe - 33% 18% reichen bis maximal 150 m in den Waldbestand hinein. In deutlich geringerem Umfang werden Feldgehölze unter 5 ha Fläche als Brutplatz genutzt (27,4 %; n = 83). In Baumreihen brüteten 31 Brut - paare (10,2 %). Eiche 18% Pappel 21% Hinsichtlich der Horststandorte wurden neun ver - schiedene Baumarten gemeldet (n = 261). Etwa ein Drittel der Horste wurde auf Rot-Buchen Fagus sylvatica errichtet. Es folgen Pappel Populus spec., Abb. 3: Anteile der Baumarten an gemeldeten Horstbäu - Eiche Quercus robur und Kiefer Pinus sylvestris . In men des Rotmilans in Niedersachsen 2011/12 (n = 261). – geringem Umfang werden Schwarz-Erle Alnus glu - Tree species used for nesting by Red Kites in Lower Saxony tinosa , Weiden Salix spec., Esche Fraxinus excelsior , 2011/12. Lärche Larix spec. und Fichte Picea abies als Nistbaum genutzt.

Dabei gibt es bedingt durch die Verbreitung der Kiefer und Eiche, auch die Erle wird hier mit Baumarten erhebliche regionale Unterschiede, die Anteilen bis 15 % als Horstbaum genutzt. Pappeln den Rotmilan als wenig wählerisch hinsichtlich der dienen vor allem in der Börde als wichtige Nist - Nistbaumart zeigen. Während die Rot-Buche im baumart. Der Rotmilan nutzt vor allem die im Na - Weser- und Leinebergland von zwei Dritteln der turraum dominierenden Baumarten zur Nestanlage. Rotmilane als Nistbaumart gewählt wird, wurden Eine Präferenz kann aus den Daten nicht abgeleitet in den naturräumlichen Regionen Lüneburger Heide werden. und Wendland sowie Weser-Aller-Flachland keine Horste auf Rot-Buchen gemeldet. Hier liegt der Schwerpunkt auf den dominierenden Baumarten 220 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

Tab. 6: Bestandsschätzungen des Rotmilans in Niedersachsen seit 1970 und Rasterfrequenz der Brutvogelatlanten. – Population estimates of Red Kite in Lower Saxony since 1970 and raster frequency of breeding bird atlas projects.

Jahr Brutpaare Rasterfrequenz Quelle

1970-1975 600 k. A. HECKENROTH (1985)

1976-1980 >550 30 % HECKENROTH (1985)

1985 800-1.200 48 % HECKENROTH & L ASKE (1997)

1989 600-800 k. A. ZANG et al. (1989)

2000 1.050 k. A. FRANZ & H ORMANN (2003)

2006 900 23 % KLEIN et al. (2009)

2005-2008 1.000-1.300 39 % T. K RÜGER /S TAATL . V OGELSCHUTZWARTE , pers. Mitteilung 2011/2012 1.100-1.200 30 % diese Arbeit

Störungen und Verlustursachen den waldarmen Bördelandschaften auch von NICOLAI et al. (2009) für das östliche Harzvorland beschrieben Fünfzehn Kartierer machten Angaben zu Störungen worden (vgl. Abb. 3). und Beeinträchtigungen des Rotmilans im Brutgebiet. In vielen Fällen konnten aber die Ursachen für eine Als Verlustursachen wurden darüber hinaus natür - abgebrochene Brut oder Verluste von brütenden liche Gründe, wie Prädation oder Sturm genannt. Altvögeln oder Jungvögeln nicht benannt werden. Als Prädatoren der Jungvögel oder Eier im Nest genannt wurden Marder Martes spec., Habicht Als Störungen wurden in acht Fällen Holzeinschlag Accipiter gentilis und Uhu Bubo bubo . In vielen während der Brutzeit, teilweise in Naturschutzge - Fällen war der Prädator nicht genau festzustellen. bieten, sowie Freizeitnutzung genannt. Dazu kamen Nur in Einzelfällen gelangen Totfunde im Bereich Störungen durch andere Arten und Nistplatzkon - von Windkraftanlagen oder Straßen, wobei insbe - kurrenten, wie Waschbär, Nilgans und Schwarzmi - sondere für Windkraftanlagen eine hohe Dunkelziffer lan. zu vermuten ist ( MAMMEN et al. 2010).

Von den Kartierern beschriebene Gefährdungsur - sachen beziehen sich einerseits auf Veränderungen Diskussion der Landnutzung, wie Grünlandumbruch und den Vollständigkeit der Erfassung verstärkten Anbau von Energiepflanzen (Mais, Raps), sowie auf technische Anlagen oder Ver - Die Erfassung des Rotmilans in Niedersachsen kehrstrassen, die zu Individuenverlusten führen. 2011/2012 ist bis auf relativ kleine Erfassungslücken Hier wurden insbesondere Windkraftanlagen, Hoch - unter Berücksichtigung der Erfassungsergebnisse spannungsleitungen und Straßen erwähnt. Die aus den EU-Vogelschutzgebieten seit 2005 und starke Gefährdung des Rotmilans durch Wind - den neu eingerichteten Probeflächen des Bestands - kraftanlagen ist bereits seit längerem bekannt monitorings weitgehend flächendeckend. (NICOLAI et al. 2009, AEBISCHER 2009) und durch die Schlagopferdatei der Staatlichen Vogelschutzwarte Für einige Teilbereiche innerhalb des flächenhaft Brandenburg vor allem für Brandenburg gut do - besiedelten Areals lagen nur wenige oder keine kumentiert ( DÜRR 2013). Daten vor, so dass hier unter Verwendung der ver - fügbaren Daten, wie Brutzeitfeststellungen aus Für das FFH-Gebiet „Ilme“ im Landkreis Northeim den Beobachtungsplattformen „ornitho.de“ und wurde das Fällen von Pappelreihen genannt, die „naturgucker.de“ und der Ergebnisse des ADE - als Brutstandorte genutzt werden. Die Bedeutung BAR-Projektes eine Bestandschätzung erfolgte. von Pappelreihen als Brutplatz ist insbesondere in Diese betrifft etwa ein Drittel des Gesamtbestandes, Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 221

so dass exakte Brutpaarzahlen für ganz Nieder - Landesteilen hat sich der Rotmilan fast vollständig sachsen nicht angegeben werden können. Die vor - zurückgezogen. liegende Datenbasis ist allerdings die bislang um - fangreichste, so dass die Bestandsschätzung in ho - Um 1980 zeigte sich eine flächenhafte Verbreitung hem Maße realistisch erscheint. des Rotmilans südwestlich der Linie Osnabrück – Verden (Aller) – Winsen (Luhe). Westlich davon Bestandsgröße in Niedersachsen gab es nur eine punktuelle Verbreitung mit Kon - zentrationen im und der Stader Geest. Lagegenaue Daten liegen von 786 Brutrevieren Der damalige Bestand wird mit >550 Brutpaaren des Rotmilans vor. Dazu kommen die 377 hochge - angegeben ( HECKENROTH 1985). Für 1985 geben rechneten Reviere aus Bereichen mit größeren Er - HECKENROTH & L ASKE (1997) 800-1.200 Brutpaare fassungslücken, aber innerhalb der geschlossenen an. Auch zu diesem Zeitpunkt waren noch große Verbreitung des Rotmilans. Teile der Stader Geest bis an die untere Weser be - siedelt und auch an der Unteren Ems siedelte die Neben flächendeckenden Erfassungen z. B. aus Art. Gegenüber den Daten von 1980 zeigte sich den Landkreisen Lüchow-Dannenberg, , eine dichtere Besiedlung vor allem im Elbe-Weser- und Göttingen gibt es nach wie vor Dreieck sowie rund um den Dümmer. Vermutlich aus einigen Landkreisen im regelmäßig besiedelten ist dies aber eher Ausdruck einer besseren Daten - Areal kaum gesicherte Daten. Dazu zählen insbe - grundlage als einer Arealausbreitung. Die landes - sondere die Landkreise Helmstedt, Osterode/Harz, weite Erfassung 2006 ( KLEIN et al. 2009) ergab Peine und Northeim. Es ist anzunehmen, dass in einen Bestand von 900 Brutpaaren bei deutlich re - diesen Landkreisen die Bestände auch aktuell eher duziertem Verbreitungsgebiet. Die Grenze des unterschätzt werden. Haupt verbreitungsgebietes lag südöstlich der Linie Osnabrück – – Soltau – Lüneburg und Bestandsentwicklung, Verbreitung und Areal - damit deutlich nach Südosten zurückgezogen. veränderungen in Niedersachsen Brutvorkommen westlich der Weser sind mit Aus - nahme des Osnabrücker Hügellandes Einzelfälle Aus den veröffentlichten Bestandsschätzungen seit und auch in der Stader Geest verblieben nur etwa 1970 lässt sich eine Zunahme bis etwa 1990, wenige Brutpaare. Der neueste in Bearbeitung be - danach aber keine grundlegende Bestandsverän - findliche niedersächsische Brutvogelatlas (T. derung des Rotmilans mehr erkennen (Tab. 6). Da - KRÜGER /S TAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE , pers. Mitt.), gegen hat sich das Verbreitungsgebiet seither deut - dessen Datenerhebung im Zeitraum 2005 bis 2008 lich verkleinert. Insbesondere aus den nordwestlichen (ADEBAR) erfolgte, stellt die Verbreitung etwas

45 100

40 80 ] ] V V B B

, , N N B B [ [

35 60 e e r r a a a a t p p t u u r r B B 40

30

l l h h a a z z n n A A 25 20

20 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 1981 2000 2006 2011/12

Abb. 5: Rotmilanbestand im 1.040 km² großen Untersu - Abb. 6: Entwicklung des Rotmilanbestandes im Landkreis chungsgebiet in der Region Hannover (M. WULKOPF ) und Lüchow-Dannenberg 1970 bis 2012. Quelle: AVIFAUNISTI - Trend 2000-2012. – Population trend of a Red Kite po - SCHE ARBEITSGEMEINSCHAFT LÜCHOW -D ANNENBERG e. V. (H.-J. pulation in Region 2000 - 2012 . KELM , briefl .). – Population trend of a Red Kite population in the county of Lüchow-Dannenberg 1970 - 2012. 222 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 7° 8° zu 9° 10° 11° 21 Hamburg Mecklenburg- 21 Schleswig-Holstein Vorpommern 22 22

23 23 Hamburg 24 24

25 25

26 26

27 27 Branden- burg 28 28

29 29 53° 53° 30 30

31 Niederlande 31

32 32

33 33

34 34 Sachsen-Anhalt 35 35

36 36

37 37

38 38

39 39 52° 52° 40 Rotmilan 40 41 41 Veränderungen 2006-2011/12 42 42

43 e e e r l r e e e 43 r r r ie h ie r r r ie ie ie v za vNordrhein-Westfalenie ie ie v v v e n e v v v e e e R R e e e 44 44 R R R 1 A 1 R R R 8 7 3 e 3 7 1 - - + h - - - 1 + 4 2 ic 2 4 - 45 + + le - - 45 g 04010 20 30 50 km 46 1 Revier 2-10 Reviere >10 Reviere 46 Reviere 1985 Hessen Thüringen 7° 8° 9° 10° 11° 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 Kartengrundlage:© NLWKN/Peter G. Schader

Abb. 4: Veränderung in der Rotmilanverbreitung 2011/12 gegenüber der landesweiten Erfassung 2006 ( KLEIN et al. 2009) und Reduzierung des Verbreitungsgebietes des Rotmilans in Niedersachsen gegenüber 1985 ( HECKENROTH & LASKE 1997). – Changes in Red Kite numbers in Lower Saxony 2011/12 compared to 2006 and changes in distribution compared to 1985. optimistischer dar. Der Bestand wird mit 1.000 bis gegenüber 2006 zu werten ist. Vielmehr scheint 1.300 Brutpaaren geschätzt. Gegenüber dem Atlas die Datengrundlage breiter und damit genauer zu von 1985 sind viele der Vorkommen westlich der sein. Gegenüber der Erfassung von 2006 werden Weser verschwunden und die Vorkommen in der die Veränderungen im Bestand und Areal aus Abb. Stader Geest ebenfalls deutlich reduziert. Auffällig 4 deutlich. Grundsätzlich fällt auf, dass große Be - ist dabei, dass viele ehemalige Vorkommen am reiche in Süd- und Ostniedersachsen dichter besiedelt Arealrand, vor allem entlang einer Linie zwischen sind als 2006 erfasst. Das gilt allerdings nicht für Dümmer und Lüneburg, seit dem Erscheinen des den Landkreis Göttingen. Auch der Trend, das Ver - letzten Atlasses nicht mehr besiedelt sind. breitungsareal nach Südosten zu verlagern, hat sich aktuell nicht weiter fortgesetzt. Die Erfassung von 2011/2012 ergibt einen Bestand von 1.100 bis 1.200 Brutpaaren in Niedersachsen, Auf regionaler Ebene liegen aus einzelnen Gebieten was aber offensichtlich nicht als Bestandszunahme bereits mehrjährige Datenreihen zur Bestandsent - Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 223

wicklung des Rotmilans vor. Bereits seit dem Jahr Der Grünlandanteil im Rotmilanrevier ist wegen 2000 bearbeitet M. Wulkopf eine 1.040 km² große der guten Nahrungsverfügbarkeit offensichtlich ein Untersuchungsfläche im Süden der Region Hannover, Schlüsselfaktor. Nach GELPKE & H ORMANN (2012) die sich zwischen dem Steinhuder Meer und dem steigt die Siedlungsdichte in Hessen mit dem Grün - Hämeler Wald erstreckt, mit jeweils der gleichen landanteil deutlich. Raster mit mindestens einem Methode. Die Bördelandschaft hat große Anteile Revier wiesen einen Grünlandanteil von mindestens an diesem Untersuchungsgebiet, daneben aber 17 % auf. Dagegen sinkt die Rotmilandichte mit auch die grünlandgeprägte Leineaue, die Stadt dem Anteil der Waldflächen. Die Ergebnisse der Hannover und der dicht bewaldete Deister. Die landesweiten Erfassung belegen die hohe Bedeutung Bestandsentwicklung weist in diesem Landschafts - der Grünlandflächen nur bedingt, da die Angaben ausschnitt im Ballungsraum Hannover deutliche der Erfasser bzw. die Antwortmöglichkeiten auf Schwankungen mit einem insgesamt negativen dem Erfassungsbogen hierfür zu unspezifisch waren. Trend auf, der sich in den letzten Jahren ins Positive Hier könnten weitergehende Untersuchungen an gewandelt hat (Abb. 5). Aus anderen Regionen, ausgewählten Revieren in den verschiedenen Na - wie dem Landkreis Lüchow-Dannenberg, liegen turräumen genauere Informationen liefern. Für dagegen ansteigende Bestandszahlen vor (Abb. 6; den Barnbruch bei Wolfsburg liegt eine Analyse HENHEIK & N EUSCHULZ 1983, H.-J. K ELM , pers. Mitt.). der Flächennutzung für Radien von jeweils 3 km Als Gründe für den Bestandsanstieg werden neben um sechs bekannte Brutstandorte vor (H.-J. KALISCH , einer intensivierten Erfassung auch Bestandszu - pers. Mitt.). Dabei wurden für die offene Landschaft nahmen entlang der Elbe genannt. 62,8 % Grünland und 37,2 % Ackerfläche ermittelt. Im Weserbergland nutzten die Rotmilane zur Nah - Weitere aussagekräftige Zahlenreihen aus anderen rungssuche überproportional Grünlandflächen und Regionen liegen derzeit nicht vor, doch werden Dörfer gegenüber Ackerflächen ( SCHMIDT 2009). seit 2011 durch Mitglieder der AG Rotmilanschutz Auch die Brutplatzwahl wird offensichtlich durch (SANDKÜHLER & W ELLMANN 2012) auf 18 Probeflächen das Vorhandensein von Grünland begünstigt. Im in Niedersachsen die Rotmilanbestände jährlich er - näheren Umfeld der Brutplätze ist Grünland im fasst, so dass zukünftig Datenreihen aus größeren Landkreis Holzminden doppelt so häufig zu finden Räumen vorliegen werden. wie im Durchschnitt des Kreisgebietes. Das gilt genau umgekehrt für Ackerflächen ( SCHMIDT 2009).

Habitatwahl und Horststandorte MAMMEN et al. (2010) zeigten auf Basis von Unter - suchungen zur Habitatnutzung, dass Rotmilane Der Rotmilan ist als Kulturfolger eine Art der ab - zur Nahrungssuche die Flächen nutzen, auf denen wechslungsreichen Kulturlandschaft. Dort, wo wegen geringer oder lückiger Bedeckung Nahrung Wald flächen und Offenland mit nicht zu geringem besonders leicht erreichbar ist. Dabei werden Rand- Grünlandanteil sowie dörfliche Siedlungen vor - und Grenzstrukturen überdurchschnittlich genutzt. handen sind, erreicht der Rotmilan die höchsten Überproportional werden Schwarzäcker, im Mai Siedlungsdichten. Geschlossene Waldflächen werden und Juni auch die noch weitgehend offenen Mais - vom Rotmilan gemieden. Das gilt in Niedersachsen äcker und später im Jahr Stoppeläcker zur Nah - für den Harz, die geschlossenen Wälder des Solling rungssuche aufgesucht. Auf Maisäckern werden sowie der Lüneburger Heide. im Frühsommer in hohem Maße früh morgens Re - genwürmer aufgelesen und an die Jungen verfüttert Da der Rotmilan für die Horstanlage auf hohe (E. GOTTSCHALK , pers. Mitt.). Die auf diese Weise Bäume – er brütet in der Regel in 15 bis 30 m aufgenommene Nahrung deckt aber den erfor - Höhe ( ZEHRER & B RANDT 2002, AEBISCHER 2009) – an - derlichen Gewichtsanteil für die Jungvögel nur zu gewiesen ist, sind Wälder, Feldgehölze oder Baum - einem sehr geringen Teil. reihen unverzichtbare Bestandteile seines Lebens - raumes. Zur Nahrungssuche werden dagegen Besonders gern wird frisch gemähtes Grünland zur offene Landschaften aufgesucht, in denen der Rot - Nahrungssuche genutzt, da hier ein hohes Nah - milan seine Beute aus seinem typischen Suchflug rungsangebot zur Verfügung steht. Entsprechende aufspürt. Flächen sind Anziehungspunkt für sämtliche Rot - 224 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

milane der Umgebung. Die Attraktivität der Flächen Grundlegende Veränderungen der Landschaft, die sinkt mit jedem Tag nach der Mahd weiter ab. immer noch anhalten, sind vermutlich die Haupt - ursache für Reproduktionsraten, die nicht ausrei - In Niedersachsen und speziell in den Landkreisen chend für den Bestandserhalt sind ( NICOLAI & Göttingen und Holzminden wird im Rahmen des MAMMEN 2009, N ICOLAI et al. 2009). Vor allem der Vertragsnaturschutzes für Ackerrandstreifen die Verlust an Nutzungsvielfalt, die flächendeckende Aussaat von Luzerne bzw. Kleegras gefördert, die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung eine verbesserte Nahrungsverfügbarkeit für Greif - und der zunehmende Anbau von Energiepflanzen vögel bieten. Der Rotmilan ist hier die Zielart der führt zu einer direkten Verringerung der Nah - Maßnahme. Die Schnittzeitpunkte variieren je nach rungsverfügbarkeit und andererseits zu einer schlech - Vertragsgestaltung, doch ist für den Rotmilan die teren Erreichbarkeit der noch vorhandenen Nahrung Mahd im Mai/Juni erforderlich, um als bevorzugte in den für die Reproduktion wichtigen Zeitfenstern, Nahrungsfläche zu dienen. Dies führt allerdings zu z. B. durch zu hohe und dichte Vegetation während Verlusten von Kleinvögeln und Kleinsäugern. Nach der Jungenaufzucht im Juni und Juli. E. GOTTSCHALK (pers. Mitt.) werden die Vertragsflä - chen, von denen 2011 insgesamt 465 ha unter Die höchsten Rotmilanbestände gab es in Ost - Vertrag standen (Landkreis Göttingen 243 ha, deutschland in den 1980er Jahren, in denen in der Landkreis Holzminden 222 ha; F. KRUSE , pers. Mitt.) DDR eine intensive Feldfutterwirtschaft mit Kleegras regelmäßig genutzt, können aber nur zu einem und Luzerne betrieben wurde. Dies änderte sich geringen Teil den erforderlichen Nahrungsbedarf seit 1990 stark, als zunehmend Wintergetreide, für die Jungvögel decken. Raps und Mais angebaut wurden. Die Rotmilanbe - stände nahmen mit dem Rückgang des Feldfutter - anbaus stark ab ( NICOLAI et al. 2009). Auch in Nie - Beeinträchtigungen und Gefährdungen dersachsen wurde die Fruchtfolge stark einge - schränkt und insbesondere in den letzten Jahren Der Rotmilan ist durch indirekte Gefährdungsfak - fand eine erhebliche Ausweitung des Energiepflan - toren, wie die rasche und kontinuierliche Verände - zenanbaus (Mais, Raps) statt. So nahm die Mais - rung der Landnutzung, und direkte Beeinträchti - anbaufläche in Niedersachsen zwischen 2003 und gungen, wie Individuenverluste durch die Techni - 2011 von ca. 17 % auf 32 % der gesamten Acker - sierung der Landschaft oder menschliche Nach - fläche zu ( NDS . ML 2011). Allein 11 % der Acker - stellung gleichermaßen bedroht. Dazu kommen fläche oder 205.000 ha wurden 2011 für Energie - Störungen an den Brutplätzen und Prädation. Die mais genutzt. Wenn diese Entwicklung auch be - Auswirkungen auf den Bestand sind aktuell noch sonders intensiv im kaum vom Rotmilan besiedelten nicht belegt, die Vielzahl an Gefährdungen und Westniedersachsen auftritt, sind die Steigerungsraten ein verringerter Bruterfolg weisen auf einen zu er - auch in den dicht vom Rotmilan besiedelten Land - wartenden Bestandsrückgang hin. schaftsräumen Ostniedersachsens ausgeprägt. So liegt der Energiepflanzenanteil an der Ackerfläche auch in den flächig vom Rotmilan besiedelten Veränderungen der Landnutzung Landkreis Celle, Lüneburg, Hameln-Pyrmont und Lüchow-Dannenberg zum Teil deutlich über dem Als Nahrungsopportunist nutzt der Rotmilan jeweils Landesdurchschnitt von 8 % (Celle und Lüchow- die Nahrung, die für ihn am leichtesten zu erreichen Dannenberg: 19 %). ist. Dabei wird die gesamte Vielfalt kleiner Wirbeltiere der Kulturlandschaft sowie darüber hinaus Wir - Problematisch für den Rotmilan sind die für lange bellose, wie Regenwürmer, genutzt. Die Quantität Zeit dicht und hoch bewachsenen Flächen mit der Nahrung in verfügbarer Form bestimmt die Raps, Mais und Wintergetreide, die es der Art un - Rotmilandichte der Landschaft (E. GOTTSCHALK , pers. möglich machen, seine Beute zu erreichen ( NICOLAI Mitt.). Das Nistplatzangebot ist offensichtlich in & M AMMEN 2009, S CHMIDT 2009). Aus diesem Grund weiten Teilen Niedersachsens gegeben und stellt wurde 2007 die bereits erwähnte Fördermaßnahme in der Regel nicht den limitierenden Faktor für die 432 des Kooperationsprogramms Naturschutz ent - Reproduktion dar. wickelt. Im Rahmen dieser freiwilligen Vertragsna - Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 225

turschutzmaßnahme werden von Landwirten Lu - Der Verlust an Saumstrukturen durch Flächenzu - zerne- und Kleegrasäcker für den Rotmilan ange - sammenlegung und die weit verbreitete schleichende boten und damit die ehemalige Feldfutterwirtschaft Verringerung der in der Regel in kommunalem Ei - kleinflächig nachgebildet. Eine spezielle "Rotmil - gentum befindlichen Wegeseitenräume durch Be - anvariante" wird allerdings nur für Ackerflächen ackerung führen zusätzlich zu Flächenverlusten in der Förderkulisse innerhalb der Landkreise Göt - mit ursprünglich guter Nahrungsverfügbarkeit. tingen, Holzminden und Northeim und damit nur Dazu kommen die verringerten Ernteverluste mit in kleinen Teilbereichen des niedersächsischen Ver - in der Folge weniger Kleinsäugern und immer ef - breitungsgebietes angeboten. Erste Ergebnisse von fektiver eingesetzte Insektizide und Herbizide. Untersuchungen zeigen, dass die Maßnahme noch nicht den gewünschten Erfolg bringt (E. GOTTSCHALK , Eine weitere lokal bedeutsame Nahrungsquelle pers. Mitt.). Daher wurden Optimierungsvorschläge waren bis vor wenigen Jahren Müllplätze und erarbeitet, die mindestens zwei Mahdtermine in Mülldeponien. Hier konnten teilweise große An - der kritischen Zeit der Jungenaufzucht vorsehen sammlungen von Rotmilanen festgestellt werden. und einen höheren Strukturreichtum bewirken Seit die Deponien ab 2009 nach Änderungen im (GROTHEY 2012). Abfallrecht abgedeckt werden, fällt diese zusätzliche Nahrungsquelle weitgehend weg. Der extreme Rückgang an Stilllegungsflächen nach 2007 um etwa 75 % ( DEUTSCHE ORNITHOLOGEN -G E- In der Summe sind die genannten erheblichen SELLSCHAFT & D ACHVERBAND DEUTSCHER AVIFAUNISTEN Veränderungen in der Landnutzung innerhalb we - 2011) führte ebenfalls zum Verlust von Flächen niger Jahre dafür verantwortlich, dass die vorhan - mit günstiger Nahrungsverfügbarkeit, vor allem in denen Nahrungstiere weniger leicht verfügbar sind den Mittelgebirgslagen. Bei den Stilllegungsflächen und damit die Versorgung der Jungen immer handelte es sich in der Regel um Grenzertragsflä - schwieriger wird. Als direkte Auswirkung beginnen chen, die mehrjährig brachlagen. Jeder Betrieb traditionelle Brutpaare erst gar nicht mit der Brut hatte 10 % seiner Fläche stillzulegen oder konnte oder brechen diese während der Brutzeit ab ( WAS - diese mit Energiepflanzen bebauen. Letztere Option MUND & G OTTSCHALK i. Vorb.). Die Folge sind lokale wurde in der Regel auf guten Böden, wie in den Bestandsrückgänge und eine geringe Reprodukti - Bördelandschaften, genutzt. onsrate, wie in gut untersuchten Gebieten, wie dem EU-Vogelschutzgebiet V19 „Unteres Eichsfeld“ Der starke Rückgang des Grünlandes, das in Nie - festgestellt wurde ( BRUNKEN 2009). dersachsen zwischen 1995 und 2010 um 24 % abnahm, stellt eine weitere tief greifende negative Technisierung der Landschaft Veränderung im Lebensraum des Rotmilans dar. Der Schwerpunkt der Rotmilanverbreitung in Nie - Die Fragmentierung der Landschaft durch technische dersachsen liegt in Gebieten, die einen Grünland - Anlagen und Verkehrswege stellt eine weitere sehr anteil von unter 20 % aufweisen ( LANDWIRTSCHAFTS - ernste Gefährdungsursache für den Rotmilan dar. KAMMER NIEDERSACHSEN 2011). Die verbliebenen Rest - Hier kommt es vor allem zu individuellen Verlusten. flächen haben eine entsprechend hohe Bedeutung Zu erwähnen sind insbesondere Stromtrassen und für den Rotmilan, da hier zumindest kurzzeitig Windkraftanlagen. Daneben stellen Straßen oder nach der Mahd und in der Regel inmitten der Bahnlinien eine zusätzliche Gefährdungsursache Nestlingszeit der Jungen eine hohe Nahrungsver - dar. fügbarkeit besteht und diese Flächen eine deutlich höhere Flächenfrequentierung aufweisen ( SCHMIDT Tod durch Stromschlag ist eine häufige Todesursache 2009). Seit 2009 gilt in Niedersachsen ein Grün - bei Rotmilanen ( AEBISCHER 2009, L ANGGEMACH et al. landumbruchverbot, womit ein weiterer Grünland - 2010). Dabei erfolgt der Stromschlag bei der Be - verlust ausgeschlossen sein sollte. Allerdings sind rührung zweier Strom führender Leitungsdrähte Neuansaaten mit wenigen Grassorten, Düngung oder am Mast, wenn gleichzeitig mit dem geerdeten und Walzen als Ausgleich möglich, so dass eine Mast Strom führende Kabel berührt werden. Gerade weitere Intensivierung stattfindet. Vogelarten mit großer Flügelspannweite sind hier besonders gefährdet. Aus Niedersachsen liegen 226 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

keine Erkenntnisse über Verluste von Rotmilanen stufen waren; 57 % wiesen keine Beanstandungen an Stromtrassen vor ( STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE , auf ( BRÜCHER 2010). An 21 der 125 gefährlichen pers. Mitt.), doch sind diese anzunehmen. In § 41 Masten waren zwar Entschärfungsbemühungen BNatSchG ist geregelt, dass Mittelspannungsmasten erkennbar. Die dazu durchgeführten Maßnahmen und Leitungen bei Neubauten sowie in Bereichen wurden allerdings als unzureichend oder völlig un - mit hoher Gefährdung von Vögeln durch geeignete wirksam bewertet. technische Maßnahmen zum Schutz vor Stromschlag bis Ende 2012 zu sichern sind. Dazu hat die Staat - Windenergieanlagen (WEA) stellen für den Rotmilan liche Vogelschutzwarte bereits 2007 eine Gebiets - ein besonders ausgeprägtes Gefährdungspotential kulisse erarbeitet, die das Land in vier Rangstufen dar. Grund ist die Flugweise und Flughöhe der der Priorität einteilt ( OLTMANNS 2007). Die höchste Rotmilane, die sich zu hohen Anteilen innerhalb Priorität betrifft über 30 % der Landesfläche und der „gefährlichen Zone“ von 50 bis 150 m über berücksichtigt die Lebensräume besonders gefähr - dem Gelände aufhalten ( MAMMEN et al. 2009) deter Großvögel, darunter den Rotmilan. Aktuell sowie das fehlende Meidungsverhalten gegenüber ist allerdings unklar, ob die Vorgabe des Gesetzes den Rotoren. Nach LANGGEMACH et al. (2010) stellen durch die Leitungsbetreiber umgesetzt wurde. Da - Kollisionen mit WEA in jüngster Zeit in Deutschland neben ist für einige der technischen Maßnahmen die wichtigste anthropogene Verlustursache dar. bereits bekannt, dass die beabsichtigte Wirkung Dokumentiert werden diese Verluste durch die nicht erreicht wird und nach wie vor ein Gefähr - Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg, die eine dungspotential besteht ( LINDNER 2011, K. S ANDKÜHLER zentrale Fundkartei von Schlagopfern von WEA pers. Mitt.). Eine Untersuchung aus dem Biosphä - führt ( DÜRR 2013). Danach waren von den bis zum renreservat Niedersächsische Elbtalaue ergab, dass 23.04.2013 in Deutschland gemeldeten 1.756 von den 291 Masten auf einer 42 km² umfassenden Schlagopfern 645 Greifvögel (37 %) und 193 Rot - Fläche 125 (43 %) als für Vögel gefährlich einzu - milane (11 %). Für Nie dersachsen ist der Anteil der Greife mit ca. 23 % und auch der Rotmilane mit 7 % deutlich Tab. 7: Gemeldete Verluste von Rotmilanen an Windenergieanlagen in Nie - geringer. Gleichwohl ist der Rot - dersachsen seit 2003 ( DÜRR 2013). – Reported Red Kite losses at wind milan mit 17 gemeldeten Opfern turbines in Lower Saxony since 2003. nach deutlich häufigeren Arten, Datum Windpark Landkreis Melder wie Stockente, Lachmöwe und Sommer 2003 Reinbeck/Aerzen GF A. Klein Mäusebussard die vierthäufigste Art auf der Liste für Niedersachsen; September 2003 Bischhausen GÖ Göttinger Tageblatt in Anteilen am Landesbestand ge - Sommer 2007 Kölkerberg HOL S. Lange messen ist der Rotmilan wegen der Sommer 2007 Kölkerberg HOL A. Borchers geringeren Bestandsgröße sogar die durch Windenergieanlagen ge - Herbst 2007 Kölkerberg HOL T. Farries fährdetste Vogelart. Da in den sel - 04.07.2008 Kölkerberg HOL T. Farries tensten Fällen eine systematische Frühjahr 2009 Kölkerberg HOL W. Bruchmüller Suche nach Schlagopfern stattfin - 21.08.2010 Schweskau DAN F. Manthey det, ist von einer erheblichen Dun - kelziffer auszugehen ( RASRAN et al. 07.09.2010 Schweskau DAN F. Manthey 2009). In den meisten Fällen gelin - 12.09.2010 Schweskau DAN J. Lippert gen die Funde nur durch Zufall. 17.10.2010 Calle NI N. & S. Schröter Die Liste der Schlagopfer an WEA 25.03.2011 Wüsthof-Soltau HK Wein/Marquardt für Niedersachsen (Tab. 7) zeigt 28.03.2011 Estorf NI T. Fuchs eine räumliche Verteilung auf das 06.04.2012 Ruhbrink HM H. Brede gesamte Verbreitungsgebiet. Be - 30.08.2012 Testorf UE L. Wellmann sonders problematisch, vielleicht auch besonders gut untersucht, 14.10.2012 Jelpke GF A. Langbein sind die Windparks „Kölkerberg“ Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 227

im Landkreis Holzminden sowie „Schweskau“ im menden Jahren zu rechnen. Derzeit bereiten viele Landkreis Lüchow-Dannenberg. Am „Kölkerberg“ Landkreise und andere Träger der Regionalplanung wurden in nur zwei Jahren fünf Rotmilane als Windvorrangflächen für die Regionalen Raumord - Schlagopfer gefunden; in „Schweskau“, wo gezielte nungsprogramme vor. Es ist anzunehmen, dass Nachsuchen stattfanden, in zwei Monaten drei sich die Gefährdung des Rotmilans durch WEA tote Rotmilane. Besondere Maßnahmen zum Schutz auch dann weiter verschärfen wird, wenn in stär - des Rotmilans wurde in keinem der Fälle eingeleitet kerem Umfang als bisher Verbreitungsdaten u. a. (M. BUSCHMANN pers. Mitt., F. GUCKEISEN pers. Mitt.). des Rotmilans bei Windpark-Planungen einbezogen werden. Alleine die vorliegenden Zahlen lassen Auswirkungen zumindest auf den lokalen Bestand vermuten. Im Als Opfer an Verkehrstrassen, wie Straßen und Rahmen einer aktuellen Studie für das Land Bran - Bahnstrecken sind Rotmilane ebenfalls dokumentiert. denburg ( BELLEBAUM et al. 2012) wurden vorhandene Die Gefährdung entsteht insbesondere aus der Daten ermittelt und eine Risikoabschätzung im Nutzung von Verkehrsopfern durch den Rotmilan Hinblick auf den Erhaltungszustand der Brutpopu - (DRIECHCIARZ & D RIECHCIARZ 2009). Dabei begibt er lation für Brandenburg durchgeführt. Als Ergebnis sich selbst in Gefahr und wird durch nachfolgende ist festzuhalten, dass eine zusätzliche Mortalität Fahrzeuge erfasst. Allerdings ist die Gefährdung von 3,1 % des nachbrutzeitlichen Bestandes ver - offensichtlich deutlich geringer als beim Mäuse - ursacht wird. Bei Inbetriebnahme bereits geneh - bussard, wie eine Studie aus Frankreich nahelegt migter bzw. weiterer WEA würden sich die Summen (AEBISCHER 2009). In Brandenburg wurde die To - weiter erhöhen und eine zusätzliche Mortalität desursache von 153 flüggen Jungvögeln untersucht. von bis zu 5 % erreichen. Die Auswirkungen dieser 17 Straßenopfer (11 %) und 2 Bahnopfer (1 %) jährlichen Verluste auf die Rotmilanpopulation wur - wurden ermittelt. Die meisten Straßenopfer wurden den berechnet, wobei im realistischsten Szenario an Autobahnen (11) und Bundesstraßen (5) ermittelt der Schwellenwert bei 393 Individuen oder 4 % (LANGGEMACH et al. 2010), also an Straßen mit der Population liegt. Bei fortgesetzter Überschreitung hohem Verkehrsaufkommen, auf denen hohe Ge - des Schwellenwertes besteht nach Ansicht der schwindigkeiten gefahren werden. Aus Nieder - Verfasser die Gefahr einer Verschlechterung des sachsen liegt nur ein Hinweis eines Straßenopfers Erhaltungszustands der Population. Auch für Nie - vor, das leider ausgerechnet einen Altvogel des dersachsen wäre eine vergleichbare Studie interes - westlichsten Brutpaares aus dem Landkreis Emsland sant. betraf (U. VOSS , pers. Mitt.), doch ist die Dunkelziffer hier, vor allem für Autobahnen mit Sicherheit eben - Opfer an WEA sind überwiegend Altvögel und falls sehr hoch. diese zu einem sehr hohen Anteil (86 %) während der Brutzeit ( LANGGEMACH & D ÜRR 2012). Auch Störungen und Prädation mehrjährige bruterfahrene und brutortstreue Tiere verunglücken ( MAMMEN et al. 2009). Damit entstehen Störungen am Brutstandort können anthropogen durch Brutausfälle erhebliche zusätzliche Verluste verursacht oder natürlich sein. Prädation ist in der für die lokale Population. Regel natürlich, wird in einer steigenden Zahl von Fällen aber durch vom Menschen eingebrachte Problematisch ist insbesondere die Tatsache, dass Neozoen verursacht und damit ebenfalls anthro - Rotmilane die WEA nicht meiden, sondern eher pogen verursacht. sogar gezielt aufsuchen, was u. a. am höheren Anteil an Brachstrukturen (Zuwegung, Mastfuß - Der Rotmilan wird als konkurrenzschwach be - brache) mit besserer Nahrungsverfügbarkeit und schrieben, der gegenüber anderen Arten, wie dem einem höheren Nahrungsangebot (extensive Nut - aggressiveren Schwarzmilan Milvus migrans , im zung, evtl. Schlagopfer) als auf den umgebenden Streit um einen Horstplatz in der Regel das Nach - Ackerflächen liegt. sehen hat ( ORTLIEB 1995). Die Brutaufgabe nach Streitigkeiten mit Schwarzmilanen wurde 2011 in Mit der Genehmigung einer Fülle weiterer Windparks Niedersachsen in zwei Fällen dokumentiert. Dagegen ist im Rahmen der „Energiewende“ in den kom - dominiert der Rotmilan über den Mäusebussard 228 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

Buteo buteo . Neben dem Schwarzmilan werden Neuerdings treten vermehrt durch Neozoen verur - als heimische Nistplatzkonkurrenten in Einzelfällen sachte Fälle von Prädation auf, wobei hier insbe - Habicht, Kolkrabe Corvus corax und Uhu genannt sondere der Waschbär Procyon lotor genannt wird, (ORTLIEB 1995). Seit einigen Jahren tritt mit der der die Nester ausräubert und diese auch gerne Nilgans Alopochen aegyptiacus ein weiterer Nist - als Tagesruheplatz nutzt ( NICOLAI et al. 2009, platzkonkurrent auf ( NICOLAI et al. 2009). MAMMEN 2010).

Störungen am Brutplatz mit negativen Auswirkungen Direkte Verfolgung auf den Bruterfolg werden in hohem Maße aber durch den Menschen verursacht. Als wichtigste Die direkte Verfolgung des Rotmilans in Deutschland Ursachen werden Holzeinschlag und andere forst - und Niedersachsen ist nicht mehr vergleichbar mit liche Arbeiten, wie Brennholzgewinnung durch der angestrebten und staatlich geförderten Aus - Selbstwerber sowie Freizeitnutzung genannt. Wei - rottung aller Nahrungskonkurrenten früherer Jahr - terhin wurden der Bau jagdlicher Einrichtungen hunderte; sie findet aber nach wie vor statt. und der Betrieb von Pumpen zur Feldberegnung als Störung ermittelt (eig. Beobachtung). Andererseits Die Rechtslage ist eindeutig: Alle in Deutschland besetzt der Rotmilan nicht selten Horstplätze im heimischen Greifvögel sind nach § 7 Abs. 2 Nr. 14 unmittelbaren Randbereich von Siedlungen (z. B. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in Verbindung BRUNKEN 2011), was generell auf eine hohe Toleranz mit Anhang A der EU-Artenschutzverordnung (EG- gegenüber menschlicher Anwesenheit hinweist. Verordnung 337/97) streng geschützt. Damit gelten für wildlebende Individuen umfangreiche Fang-, In Niedersachsen wurden aus dem Erfassungsjahr Tötungs-, Stör-, Besitz- und Vermarktungsverbote. 2011 in acht Fällen erhebliche Störungen durch Jede Art der Nachstellung (z. B. durch Fangeinrich - forstliche Arbeiten im Brutrevier gemeldet. Nach tungen, Abschuss oder Gift) stellt eine Straftat Auskunft der Niedersächsischen Landesforsten gilt dar, die mit bis zu 5 Jahren Freiheitsentzug geahndet in Niedersachsen für (fast) alle Greifvögel ein - werden kann. Weiterhin unterliegen alle Greifvögel schließlich des Rotmilans eine Brutschutzzone von in Deutschland einer ganzjährigen Schonzeit nach 300 m im Zeitraum vom 15.03. bis 31.07. nach dem Jagdrecht. dem Vogelschutzmerkblatt der Niedersächsischen Landesforsten von 1992 (C. BOELE -K EIMER , pers. In Nordrhein-Westfalen besteht das Problem der Mitt.). Diese wird aber wohl nicht in allen Fällen Greifvogelverfolgung bereits seit längerer Zeit und konsequent eingehalten. In einigen Fällen ist ver - wird dort inzwischen durch eine Schwerpunkt - mutlich der Horststandort dem Revierförster nicht staatsanwaltschaft konsequent verfolgt und durch bekannt, was vor allem bei Neuansiedlungen wegen Naturschutzverbände publik gemacht. Zwischen der relativ kleinen Horste nicht auszuschließen ist. 2005 und 2011 wurden mehr als 320 Fälle von Greifvogelverfolgung dokumentiert, in denen mehr Weiterhin führen Freizeitaktivitäten, wie Fahren als 550 Greifvögel und Eulen gefangen, verletzt mit Geländemotorrädern oder Quads, Ausführen oder getötet wurden, darunter 41 Rotmilane von Hunden, Joggen oder längeres Lagern in Horst - (HIRSCHFELD et al. 2012). Der Schwerpunkt liegt nähe zu erheblichen Störungen, die eine Aufgabe dabei auf dem illegalen Fang sowie der Vergiftung. des Brutplatzes zur Folge haben können ( NICOLAI Weitere Verfolgungsmethoden sind Abschuss, das et al. 2009). Fällen oder „Abklopfen“ von Horstbäumen oder das Aushorsten von Jungvögeln. Als natürliche Prädatoren treten Baummarder Martes martes , Habicht, Seeadler Haliaeetus albicilla Aus Niedersachsen liegt keine Zusammenfassung und Uhu auf ( ORTLIEB 1995, L ANGGEMACH et al. vergleichbarer Fälle vor. Doch kamen auch von 2010), die Eier oder Junge aus dem Horst holen. In hier in den letzten Jahren vermehrte Meldungen drei Fällen wurden Baummarder und in einem Fall über Greifvogelverfolgungen. Nachdem im Landkreis der Uhu im Rahmen der Meldungen aus 2011 als im Mai 2005 die beiden Küken des an Prädatoren in Niedersachsen genannt. der Oste-Mündung ansässigen Seeadlerpaares ver - giftet wurden ( BECHINGER 2011), entstand eine lan - Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 229

desweite Initiative, die in die „Hannoversche Er - west-Frankreich. Einzelne Individuen oder Gruppen klärung gegen illegale Greifvogelverfolgung“ vom bis über 100 Tiere überwintern im Harzvorland 27. März 2007 mündete. Unterzeichner waren (ZANG 1989, O RTLIEB 1995), wobei die Mehrzahl neben den niedersächsischen Ministern für Land - sich im nordöstlichen Harzvorland (Sachsen-Anhalt) wirtschaft und Umwelt der Präsident der Landes - aufhält und hier seit den 1950er Jahren eine Über - jägerschaft sowie die Vorsitzenden der Natur - winterungstradition ausgebildet hat. schutzverbände BUND, NABU und NOV, außerdem der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz. Sowohl aus Frankreich ( AEBISCHER 2009), aber in noch stärkerem Maße aus Spanien ( IÑIGO 2010) Doch auch danach wurden Fälle illegaler Verfolgung liegen Daten über Vergiftungen von Rotmilanen von Greifvögeln, besonders massiv in den Jahren vor, die durch die großflächige Anwendung von 2009 und 2010 aus den Landkreisen und Rodentiziden zur Wühlmausbekämpfung zu Tode gemeldet, denen u. a. auch ein Rotmilan kamen. In Spanien, wo die Überwinterungspopu - zum Opfer fiel (NABU NIEDERSACHSEN 2013), der lation zwischen 1994 und 2004 von 66.000 auf hier nur selten auftritt. Die Tiere wurden durch 35.500 Ind. abnahm stellen die Vergiftung durch Carbuforan vergiftet, ein Insektizid, das seit 2008 Rodentizide und die Abnahme der Nahrungsgrund - in der EU verboten ist und dessen Vertrieb, Verkauf lage (Müllkippen, Schindanger) die Hauptursache und Besitz strafbar ist. Weiterhin wurden am für den Bestandsrückgang dar ( IÑIGO 2010, G ELPKE 29.04.2009 ein ebenfalls durch Carbuforan ver - & H ORMANN 2012). Weitere Gründe sind die Ab - gifteter Rotmilan bei (Region Hannover ; nahme extensiv genutzten Weidelandes sowie An - NABU R EGION HANNOVER 2013) und am 29.04.2010 flüge an Stromleitungen und Windenergieanlagen. ein vergifteter Rotmilan auf dem Horst in der Win - sener Marsch (Landkreis ) tot gefunden. Die Untersuchung ergab, dass der Vogel mit dem Bewertung des Erhaltungszustands Insektizid Mevinphos vergiftet wurde, das ebenfalls Der Erhaltungszustand des Rotmilans wird bislang nicht in der EU zugelassen ist ( BRODOWSKI 2012). für Niedersachsen als ungünstig bewertet (NLWKN 2009). Offensichtlich überwiegen in Niedersachsen Ver - giftungen vor allen anderen Methoden der Greif - Die Bewertung des Erhaltungszustands erfolgt in vogelverfolgung. Besonders kritisch sind die Verluste Niedersachsen und Bremen unter Anwendung der in den Frühjahrsmonaten, die neben dem Verlust Kriterien „Zustand der Population“ (Populations - des Individuums auch einen Brutausfall bewirken. größe, Bestandstrend, Bruterfolg, Siedlungsdichte), „Habitatqualität“ sowie „Beeinträchtigungen und Da die Greifvogelverfolgung versteckt in der Fläche Gefährdungen“. Die einzelnen Parameter werden stattfindet, ist die Dunkelziffer wahrscheinlich hoch. über eine dreistufige Skala (hervorragend, gut, un - Alle Fälle von Greifvogelverfolgung sollten unbedingt günstig) bewertet und anschließend zu einem Ge - angezeigt werden. Die Behörden haben hier wegen samtwert aggregiert ( BOHLEN & B URDORF 2005). der Einstufung als „Offizialdelikt“ die Pflicht ein Er - mittlungsverfahren einzuleiten ( HIRSCHFELD et al. 2012). Zustand der Population

Im Zuge der zunehmenden Konflikte zwischen Die 1.100-1.200 Brutpaare des Rotmilan, die sich Wind energieplanung und Greifvogelschutz sind fast ausschließlich auf die östliche Landeshälfte ver - auch Fälle absichtlicher Störungen im Brutgebiet teilen, stellen eine Populationsgröße dar, wie sie oder der Beseitigung von Horstbäumen bereits vor - vergleichbar auch in den benachbarten Bundesländern gekommen ( STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE , pers. Mitt.). Hessen und Thüringen vorhanden ist. Größere Be - reiche Ostniedersachsens scheinen nahezu flächen - Gefährdungen auf dem Zug und im Winter - deckend besiedelt zu sein. Die Habitatkapazität ist, quartier bezogen auf die aktuelle Habitatqualität, hier in vielen Bereichen vermutlich nahezu erreicht. Dies Die niedersächsischen Rotmilane überwintern über - gilt allerdings nicht für die Bereiche der aktuellen wiegend auf der Iberischen Halbinsel sowie in Süd - Arealgrenze sowie für die westlichen Geestgebiete. 230 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

In Abhängigkeit von der Kleinnagerdichte unterliegt Die Siedlungsdichte des Rotmilans in Niedersachsen die Population natürlichen Schwankungen. und Bremen liegt bei dem aktuell ermittelten Bestand bei etwa 2,4 Brutpaaren/100 km². Be - Die Populationsgröße ist aktuell mit „gut“ zu be - rücksichtigt man nur den besiedelten Teil des werten. Landes, so liegt die Siedlungsdichte bei ca. 5 BP/100 km². Für die Probeflächen, die 5 % der Auf Basis der vorliegenden Zahlen und der veröf - Landesfläche umfassen, wurde 2012 eine Sied - fentlichten Bestände aus vorangegangenen Brut - lungsdichte von 6,2 BP/100 km² ermittelt ( WELLMANN vogelatlanten und Erfassungen scheint der Rotmi - 2012b). In den Nachbarländern Brandenburg, Thü - lanbestand anzusteigen (Tab. 6). Die aktuell vorlie - ringen und Hessen liegt die Siedlungsdichte ebenfalls genden Bestandszahlen basieren aber, bedingt zwischen 5 und 6 BP/100 km²; in Sachsen-Anhalt durch die ADEBAR-Erfassung, die Kartierungen in sogar bei 11 BP/100 km². den EU-Vogelschutzgebieten und den Probeflächen auf der bislang umfangreichsten und belastbarsten Diese Daten zeigen, dass im östlichen Niedersachsen Datenbasis. Für einzelne Regionen, wie das Wend - eine mit angrenzenden Räumen vergleichbare Sied - land ist tatsächlich eine Bestandszunahme festzu - lungsdichte des Rotmilans besteht. Für den Bereich stellen; für die meisten Regionen gilt das allerdings des Arealrandes entlang der Linie Osnabrück – Lü - nicht. Hier ist im besten Fall von einem stabilen neburg und die nur noch spärlich besiedelten Ge - Bestand auszugehen (z. B. Region Hannover; Abb. biete in Westniedersachsen gilt das nicht. Hier ist 6). Im Bereich des Arealrandes und für das westliche die Siedlungsdichte sehr viel geringer (<0,5 BP/100 Niedersachsen ist ein deutlicher Bestandsrückgang km²). verbunden mit Arealverlusten festzustellen. Lan - desweit scheint der Bestand stabil zu sein und ist Insgesamt ergibt sich daher eine ungünstige Sied - daher noch mit „gut“ zu bewerten. lungsdichte für den Rotmilan in Niedersachsen und Bremen. Der Bruterfolg wurde in Niedersachsen bisher nur für Teilflächen errechnet, so für das EU-Vogel - Fazit: Der Zustand der Population des Rotmilans schutzgebiet V19 „Unteres Eichsfeld“ ( BRUNKEN in Niedersachsen ist derzeit noch mit gut zu be - 2011) und die Region Hannover. Die Reproduktion werten. Das Ergebnis tendiert unter Berücksichtigung in V19 betrug in 2011, einem Jahr mit geringen des zumindest in Teilgebieten verringerten Bruterfolgs Wühlmausbeständen, nur 1,0 Junge/BP. Dieser Wert und der vielfältigen Gefährdungen durch den Land - liegt auch für ein Jahr mit schlechter Nahrungsver - nutzungswandel und die Energiewende aber zu sorgung sehr niedrig und ist vermutlich nicht ge - einem ungünstigen Zustand. Die Entwicklung wird eignet, den Bestand dauerhaft zu erhalten. Im Jahr durch die Ergebnisse der Probeflächenuntersu - 2008 wurden sogar nur 0,44 flügge Junge/Brutpaar chungen künftig jährlich verfolgt. ermittelt ( BRUNKEN 2008 in WASMUND & G OTTSCHALK i. Vorb.). Für die Region Hannover (wurden 2011 Habitatqualität und 2012 für alle Brutpaare eine Reproduktion von 1,32 Jungvögel pro Brutpaar (JV/BP) ermittelt. Die Die Habitatqualität hat sich für den Rotmilan in mittlere Fortpflanzungsziffer in Deutschland beträgt den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. mittel- bis langfristig (1972-2000) 1,68 JV/BP ( MAM - Eine weitere Verschlechterung ist bei Fortdauer MEN & S TUBBE 2000); für Niedersachsen bei 1,49 der aktuellen Entwicklung zu unterstellen. Die JV/BP ( ZANG 1989). Damit liegen die aktuell für Nie - Gründe wurden bereits aufgezählt. Sie liegen in dersachsen vorliegenden Werte unter dem Wert den Veränderungen der Ackerbewirtschaftung, in für ganz Deutschland sowie älteren Werten für der Abnahme von Grünland und Brachen sowie Niedersachsen. Aktuell sind landesweit flächende - dem Rückgang von Randstrukturen und der Tendenz ckende Aussagen zum Bruterfolg nicht möglich. zu immer größeren Bewirtschaftungseinheiten. Be - Auf eine Bewertung des Bruterfolges im landesweiten sonders problematisch ist die schlechte Verfügbarkeit Kontext wird daher verzichtet. Hier werden die zu - von Nahrung während der Nestlingszeit der Jungen. künftigen Ergebnisse der Probeflächenuntersuchun - Das gilt auch für die EU-Vogelschutzgebiete, in gen weitreichendere Kenntnisse liefern. denen der Rotmilan wertbestimmend ist, da auch Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 231

in diesen Gebieten kein Einfluss auf die Flächen - • Erhöhung der Siedlungsdichte in den Kernge - bewirtschaftung genommen werden kann. bieten der Verbreitung,

Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes zeigen bis - Bezogen auf die Lebensräume der Brutvögel lang noch keine durchschlagende Wirkung, puffern aber die negative Entwicklung in bestimmten Räu - • Förderung extensiver landwirtschaftlicher Be - men etwas ab. wirtschaftungsformen und einer offenen Tier - haltung, Fazit: Die Habitatqualität wird insgesamt als un - • Förderung eines vielfältigen Nutzungsmosaiks günstig für den Rotmilan eingestuft. (Wiesen, Äcker, Brachen, Hecken, Saumbiotope etc.) und damit der Nahrungstiere (v. a. Klein - Beeinträchtigungen und Gefährdungen säuger), • Erhaltung und Neuschaffung ausreichend großer Habitatveränderungen durch den Strukturwandel Feldgehölze und Baumreihen in der Agrarland - der Landwirtschaft und Gefährdungen durch die schaft des Hauptverbreitungsgebietes und grund - zunehmende Verbauung der Landschaft mit tech - sätzliche Schonung der traditionellen Horstbäume nischen Anlagen führen zu erheblichen Beeinträch - vor forstlicher Nutzung, tigungen der Rotmilanpopulation. Für die nahe • keine forstliche Nutzung im Horstumfeld während Zukunft ist im Rahmen der "Energiewende" mit der Brutzeit, einer weiteren Verschärfung der Situation zu rech - • Entschärfung gefährlicher Strommasten und nen. Freileitungen, • Überprüfung und Reduzierung der Auswirkungen Fazit: Beeinträchtigungen und Gefährdungen treten von Windkraftanlagen und räumliche Steuerung für den Rotmilan in vielfältiger Art und Weise auf des Ausbaus, und nehmen tendenziell weiter zu. Daher wird • intensive Ahndung illegaler Tötungen (Abschuss, diesem Kriterium die Bewertung "ungünstig" zu - Giftköder), geordnet. • Lenkung bzw. Beruhigung des Besucherverkehrs im Umfeld traditioneller Horstbereiche, In der Summe aller Kriterien hat der Rotmilan in • Aufklärung der von EU-Vogelschutzgebieten für Niedersachsen einen ungünstigen Erhaltungszustand. den Rotmilan betroffenen Nutzer (Landwirte, Forstverwaltungen, Waldarbeiter) über die not - Der Rotmilan ist in Niedersachsen als Art mit wendigen Maßnahmen zur Sicherung des Horst - höchster Priorität für Erhaltungs- und Entwick - umfeldes. lungsmaßnahmen ( KRÜGER & O LTMANNS 2008) ein - gestuft. Im Rahmen der Niedersächsischen Strategie Zum Erhalt der Bestände und zur Wiederausbreitung zum Arten- und Biotopschutz wurden für den Rot - der Art in die alten Brutgebiete im Westen Nieder - milan folgende Erhaltungsziele formuliert (NLWKN sachsens bedarf es umfassender Schutz- und Ent - 2009): wicklungsmaßnahmen.

Bezogen auf die Brutvogelpopulation Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen

• Erhalt einer vitalen Population in allen natürli - Die vielfältigen und ineinandergreifenden Gefähr - cherweise besiedelbaren naturräumlichen Re - dungen des Rotmilans machen umfassende und gionen, miteinander verknüpfte Schutzmaßnahmen für die • Ausbreitung der Vorkommen nach Nordwesten, Art erforderlich, die im Ergebnis eine positive Be - • Vernetzung der isolierten Einzelvorkommen mit standsentwicklung und eine Wiederbesiedlung be - den Hauptvorkommen und Förderung des Aus - reits aufgegebener Naturräume in Niedersachsen tausches der Populationen untereinander, zum Ziel haben müssen. Zu unterscheiden ist in • Über die Jahre durchschnittlich mindestens zum Maßnahmen zur Verbesserung der Nahrungsver - Populationserhalt ausreichende Reproduktions - fügbarkeit in den Brutgebieten und zur Vermeidung erfolge, von Störungen an den Brutplätzen sowie Maß - 232 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

nahmen zur Vermeidung von Verlusten an techni - ausgedehnt werden, die nach dem Vollzugshinweis scher Infrastruktur in der Landschaft. Darüberhinaus für den Rotmilan (NLWKN 2009) landesweite sind konsequente Strafverfolgung und Öffentlich - Schwerpunktvorkommen aufweisen. keitsarbeit wichtige Maßnahmen zur Verringerung der direkten Verfolgung des Rotmilans. Der Erhalt von Grünland ist flächendeckend erfor - derlich, da im Zuge des Grünlandumbruchs der Maßnahmen zur Verbesserung der Nahrungs - vergangenen Jahrzehnte der Grünlandanteil in verfügbarkeit vielen Rotmilanrevieren bereits ein kritisches Min - destmaß erreicht hat. Dabei steht der Fokus nicht Erforderlich sind landwirtschaftliche Nutzungsformen alleine auf extensivem (ggf. beweidetem) Grünland, sowie eine räumliche Durchmischung dieser Formen, sondern auch relativ artenarmes und intensiv ge - die dem Rotmilan eine freie Sicht auf seine Nahrung nutztes Grünland ist bei mehrmaligem Schnitt ermöglicht. Besonders kritisch ist die Zeit der Jun - während der Jungenaufzucht des Rotmilans ein genaufzucht in den Monaten Juni und Juli, in überaus wichtiges Nahrungshabitat. denen die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Flächen einen dichten und hohen Vegetationsbestand auf - Weiterhin von hoher Bedeutung sind sämtliche Rand - weisen. Günstige Flächen und Nutzungen sind streifen und Säume. Gerade der Erhalt der Wege - Brachen und Stoppelbrachen, breite Randstreifen randstreifen und ausreichend breiter Grabenränder und Raine, Grünlandflächen und Ackernutzungen steht hier - nicht nur für den Rotmilan - im Vorder - mit Sommergetreide, Grünbrachen sowie Feldfut - grund. Gegen die weit verbreitete Praxis von Flä - terwirtschaft mit Kleegras- und Luzerneäckern. chenbewirtschaftern, kommunale Flächen entlang Wichtig sind auch die Durchmischung der Landschaft der Gemeindewege von der Allgemeinheit unbemerkt mit verschiedenen Nutzungsformen sowie eine oder stillschweigend geduldet zu beackern, sollte möglichst kleinteilige Struktur. verstärkt vorgegangen werden. Die Randstreifen sollten anschließend vor illegaler Nutzung z. B. durch Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes auf Acker - Findlinge oder Eichenspaltpfähle gesichert werden. flächen (Nds. MU 2012) sollte in der neuen För - Die heutigen Möglichkeiten der Katasterverwaltung derperiode ab 2014 eine optimierte „Rotmilanva - in Zusammenhang mit aktuellen Luftbildern lassen riante“ ( GROTHEY 2012, E. G OTTSCHALK , pers. Mitt.) hier Verstöße relativ leicht nachweisen. Aktuell mit auch für Bördelandschaften attraktiven För - mangelt es insbesondere am Vollzug entsprechender derprämien angeboten werden. Da diese Maß - Verstöße und am Willen der Gemeinden und Real - nahmen freiwillig sind, wäre eine Einbeziehung in verbände gegen diese Verstöße vorzugehen. das diskutierte „Greening“ der GAP-Reform von 7 % der Bewirtschaftungsfläche für die Empfänger Maßnahmen zur Sicherung der Brutplätze von Direktzahlungen von hoher Bedeutung. Die Optimierung gegenüber der aktuellen Regelung Vordringlich erscheinen konkrete Regelungen zum der Fördermaßnahme 432 des Kooperationspro - Schutz des Horstumfeldes, die deutlich über die gramms Naturschutz sieht eine Mindest-Schlaggröße veralteten Regelungen der Niedersächsischen Lan - von 1 ha bei einer Mindestbreite von 24 m vor. Die desforsten von 1992 (Vogelschutzmerkblatt) hi - Einsaat hat bis zum 30.04. des ersten Vertragsjahres nausgehen. Konkret sollten sich die Regelungen zu erfolgen, wobei die Leguminosen-Grasmischung an § 33 des Brandenburgischen Naturschutzgesetzes mindestens 25 % Leguminosen enthalten muss. (BbgNatSchG) oder der Naturschutzleitlinie für den Es erfolgt eine Unterteilung in Schonstreifen von Hessischen Staatswald ( HESSEN -F ORST 2010, G ELPKE 8-10 m Breite und in Mähflächen, die zwischen & H ORMANN 2012) orientieren und folgende Min - dem 01.05. und dem 01.07. mindestens zweimal destanforderungen erfüllen: gemäht oder geschlegelt werden müssen (im An - saatjahr nur einmal bis 01.08.). Mit diesem Vorschlag • Erhalt der Horstbäume sowie bekannter oder für die Neuausrichtung der Fördermaßnahme wer - vermuteter Requisitenbäume (Ruhebäume, Kröpf - den die Erfahrungen aus der Förderperiode 2008 plätze usw.) bis 2013 speziell für die Zielart Rotmilan umgesetzt. • Erhalt des Bestandscharakters im engeren Horst - Die Fördermaßnahme sollte auf alle Landkreise bereich von mind. 50 m Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 233

• Keine forstlichen Arbeiten und keine Jagdaus - Maßnahmen zur Verringerung der Individu - übung (mit Ausnahme der Nachsuche) im er - enverluste weiterten Horstbereich bis 200 m zwischen An - fang März und Ende Juli Im Fokus stehen hier vor allem die Windenergie - • Keine Errichtung von jagdlichen Einrichtungen anlagen (WEA) sowie die Planungen zur Ausweisung im erweiterten Horstbereich bis 200 m von Vorrangflächen zur Windenergienutzung, die aktuell in vielen Landkreisen anstehen. Grundsätzlich ist eine gesetzliche Regelung des Horstschutzes im Niedersächsischen Ausführungs - Bereits bei der Ausweisung von Vorrangflächen gesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (NAGBNat - zur Windenergienutzung im Rahmen der Regio - SchG) für störungsempfindliche Großvögel und nalplanung (und auch bei der Planung von Hoch - Greife (außer Rot- und Schwarzmilan auch Schwarz - spannungsleitungen) sind alle bekannten Vorkom - storch, Adler, Uhu, Korn- und Wiesenweihe) erfor - men des Rotmilans zu berücksichtigen. Nach dem derlich, damit die Regelungen nicht auf den Staats - Urteil des VG Hannover vom 22.11.2012 (Az.: 12 wald begrenzt bleiben. A 2305/11) ist bei einem Abstand einer WEA zu einem Rotmilanhorst von unter 1.000 m die Ver - Sinnvoll erscheinen Regelungen des Vertragsna - mutung gerechtfertigt, dass die Anlage gegen das turschutzes auch für den Wald, um für die o.g. Tötungsverbot nach § 44 Abs. 1 BNatSchG verstößt. Maßnahmen, vorrangig in den EU-Vogelschutzge - Allerdings ist die konkrete Raumnutzung durch bieten, die teilweise mit Bewirtschaftungsnachteilen den Rotmilan zu betrachten, die die genannte Ver - und damit Mindererträgen einhergehen, Akzeptanz mutung widerlegen kann. bei den Waldbesitzern zu erreichen. Es ist daher angeraten, bereits vor der Ausweisung Weiterhin erscheint es sinnvoll, alle bekannten von Vorrangflächen für die Windenergienutzung Horststandorte bzw. neue Horststandorte den Re - im Regionalen Raumordnungsprogramm eine Er - vierförstern und den Unteren Naturschutzbehörden fassung der Rotmilanreviere im Planungsraum zu melden. Auf diese Weise sollen Störungen u. a. durchzuführen, wie dies einzelne Landkreise oder durch Selbstwerber von Brennholz oder Freizeit - Gemeinden (z. B. Landkreis Göttingen) in Nieder - nutzungen vermieden werden. Außerdem besteht sachsen bereits durchgeführt haben. auf diese Weise die Hoffnung auf ein erhöhtes Augenmerk der genannten Stellen im Hinblick auf Die immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen Störungen im Umfeld von Horststandorten. Gerade für Windparks sollten folgende Nebenbestimmungen Neuansiedlungen bzw. neue Horststandorte sind zur Vermeidung von Individuenverlusten (vgl. § 15 oftmals durch die kleinen und teilweise unauffälligen Abs. 1 BNatSchG) enthalten: Horste schwer zu entdecken. Voraussetzung dafür ist allerdings die vertrauliche Behandlung der Da - • Der Mastfußbereich der Anlage ist unattraktiv ten. für den Rotmilan zu gestalten (möglichst klein, keine Mahd und kein Umbruch; MAMMEN et al. In durch Freizeitnutzung gefährdeten Brutrevieren 2009). sind ggf. während der Brutzeit Wege zu sperren • Keine Ernte oder Mahd im Windpark vor Beginn oder diese unter Berücksichtigung der Brutreviere der Wintergersteernte gegen Mitte Juli ( MAMMEN neu auszuschildern. et al. 2009) bzw. Abschalten der WEA bei Mahd der angrenzenden Flächen für drei Tage. Das Fällen von Hybridpappelreihen in den Niede - • Verpflichtendes Monitoring der Schlagopfersuche rungslandschaften und Börden ist im Hinblick auf nach allgemeingültigen Kriterien für mindestens die Bedeutung als Brutplatz für den Rotmilan in je - zwei Jahre und Meldung der Ergebnisse an die dem Einzelfall zu überprüfen. Teilabschnitte von Genehmigungsbehörde sowie an die Staatliche Pappelreihen sind möglichst zu erhalten. Vogelschutzwarte.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Natur - schutzverwaltung sollte darauf hingewiesen werden, 234 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

dass Totfunde von Rotmilanen (und anderen streng gelschutzverbände sind über die EU oder das Eu - geschützten Arten) im Umfeld von WEA unbedingt ropäische Parlament sowie über die Behörden in gemeldet werden sollten. Dabei ist auf die Schlag - Frankreich und Spanien Initiativen erforderlich, die opferkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte in das Ausbringen von Wühlmausgiften vollständig Brandenburg zu verweisen. verbieten.

Im Umfeld von Vorkommen des Rotmilans mit Siedlungsdichten über 10 Brutpaare /100 km² Danksagung sollten keine weiteren WEA errichtet werden. Zu Die erfolgreiche landesweite Erfassung des Rotmilans EU-Vogelschutzgebieten ist ein Mindestabstand 2011 war nur durch die ehrenamtliche Mitarbeit der 10-fachen Anlagenhöhe, mindestens jedoch vieler Avifaunisten möglich. Ihnen ist daher beson - von 1.200 m einzuhalten (LAG-VSW 2007). ders zu danken:

Es sind besondere Anstrengungen zu unternehmen, H. Achilles, C. Adler, I. Ahrens, F. Allmer, H. die eigentlich bis 31.12.2012 gesetzlich nach § 41 Averdieck, H. Baumgarten, S. Baumung, F. Bechinger, BNatSchG geforderte Durchführung von wirksamen J. Behling, A. Behrendt, D. Behrendt, G. Bentlage, Sicherungsmaßnahmen an Mittelspannungsmasten R. Berlage, P. Bernardy, S. Beuger, F. Bindrich, D. zum Schutz von Vogelarten so schnell wie möglich Birke, J. Blank, V. Blüml, C. Bock, M. Bögershausen, umzusetzen. Es wirft kein gutes Licht auf die ver - N. Böhm, R. Boll, M. Bollmeier, J. Bommer, S. Bon - antwortlichen Netzbetreiber, dass der Termin of - gers, K. Borkenhagen, A. Borschel, M. Bosch, K. fensichtlich für eine Vielzahl an Masten nicht ein - Boße, G. Braemer, S. Brand, T. Brandt, M. Breede, gehalten wurde oder unwirksame Maßnahmen A. Bruch, G. Brunken, W. Bruns, E. Bühring, R. gewählt wurden. Can, T. Christophersen, M. Corsmann, G. Dahms, M. Dankelmann, M. Deneke, P. Derpmann-Hagen - Eine intensive Bejagung der nicht-heimischen Prä - ström, V. Dierschke, F. Dreyer, H.-G. Düllberg, M. datoren, insbesondere des Waschbären, ist erfor - Dürner, B. Eggert, H. Ehlers, W. Eikhorst, J. Eitner, derlich, um Verluste von Gelegen und Jungvögeln M. Elscher, K. Ewald, I. Fahne, A. Feldhusen, M. Fi - sowie die Belegung von Rotmilanhorsten durch scher, J. Folger, W. Frels, T. Frischgesell, L. Frye, N. den Kleinbären zu minimieren. Die wichtigste Auf - Gaedecke, T. Garczorz, M. Gasse, R. Gerken, A. gabe kommt dabei der Jägerschaft zu, die insbe - Giesenberg, W. Golnik, M. Gorsler, R. Grimm, D. sondere die Fallenjagd in den Siedlungsschwer - Gruber, T. Grüntjens, J. Grützmann, W. Haase, W. punkten des Rotmilans intensivieren sollte. Habicht, W. Hanke, G. Hasse, S. Heer, N. Heinrichs, G.-M. Heinze, U. Heitkamp, C. Hektor, T. Hellberg, Maßnahmen zum Schutz vor direkter Verfol - L. Hellbernd, H. Henschel, L. Henschel, D. Herbst, gung D. Herrmann, V. Hesse, F. Hessing, J. Heuer, A. Hill, H. Hille, U. Hinz, T. Hoffmeister, S. Hohnwald, S. Alle Funde von Giftködern oder vergifteten Greif - Holler, S. Hollerbach, M. Hommes, C. Horn, R. vögeln, Greifvogelfallen oder Tellereisen sowie Hruska, T. Hültkemeier, W. Jakob, K. Jünemann, K. Nachweise von Abschüssen oder dem Fällen von Jung, R. Jürgens, H.-J. Kalisch, M. Kandolf, H. Horstbäumen sind unbedingt anzuzeigen. Die Er - Karsch, B. Kaune, H.-J. Kelm, A. Keßler, B. Kinder, mittlungsbehörden sind zu unverzüglichem Handeln A. Klein, F. Kloas, H.-H. Kluge, K.-H. Köhler, N. verpflichtet, da es sich um einen Straftatbestand Kohls, M. Koitzsch, J. Köhnlein, B. Kondziella, W. handelt. Die Ermittlungsbehörden sind aufgerufen Könecke, W. König, C. König, V. Konrad, K. Kornau, alle Fälle umfassend zu dokumentieren und sämtliche A. Kreusel, J. Kühl, M. Kumitz, D. Kunze, P. Kunze, Beweismittel sicherzustellen. Alle Fälle sollten öf - R. Küthner, F.-J. Lange, S. Lange, V. Laske, H. Lau - fentlich publik gemacht werden. ruschkus, H.-D. Lichtner, M. Lieber, S. Lilje, T.-J. Linke, V. Lipka, K. Löhmer, K.-H. Loske, K. Ludewigs, Maßnahmen zum Schutz auf dem Zug und im E. Luther, M. Maas, D. Meier, W. Meier-Peithmann, Winterquartier M. Meinken, J. Melter, M. Meyer, S. Meyer, U. Meyer, A. Mitschke, N. Molzahn, R. Mönke, B. Durch Initiativen der international agierenden Vo - Moreth, M. Müller, T. Müller, T. Münchenberg, K.- Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 235

H. Nagel, S. Nielsen, K. Nottmeyer, T. Obracay, H.- Ein besondere Dank gilt den sehr motivierten Be - W. Oldekop, K. Otten, M. Otten, K. Pailer, S. Paul, arbeitern der Probeflächen: H. Averdieck, S. Beuger, H. Petersen, C. Pielsticker, U. Pittius, W. Plinz, B. E. Bühring, T. Brandt, G. Brunken, P. Derpmann- Preuschhof, F. Preusse, R. Pudwill, E. Puhlmann, J. Hagenström, J. Folger, G. Hasse, J. Heuer, A. Hill, Pürter, I. Pusch, A. Puschendorf, D. Radde, H. H.-J. Kelm, M. Kumitz, M. Müller, W. Oldekop, I. Rebling, U. Rees, U. Reimers, C. Riesmeier, U. Ratajczak, U. Reimers, P. Schmidt, M. Winter, M. Rinas, A. Rinne, U. Ristig, L. Ritzel, N. Röder, J. Wulkopf. Rösler, K. Sandkühler, K.-H. Schepka, H.-J. Schlosser, H. Schmedes, F.-U. Schmidt, H. Schmidt, P. Schmidt, K. Soltau übernahm die Dateneingabe und Digita - J. Schnötke, W. Schott, A. Schröter, R. Schulz, R. lisierung. H. Wellmann, M. Schilz, K. Sandkühler Schumacher, J. Schumann, H. Schuster, E. Seebass, und H. Zang danke ich für die Durchsicht des Ma - G. Seemann, H.-W. Senge, H. Seyer, S. Siegel, C. nuskripts sowie I. Marmajou und J. Kamp für die Siems-Wedhorn, W. Sorge, S. Spalik, T. Späth, U. Durchsicht und Korrektur der englischsprachigen Stefener, E. Steffen, C. Stolz, A. Stumpner, M. Zusammenfassung. Schließlich gilt J. Kamp ein be - Stüritz, M. Tacke, D.A. Taylor, G. Teenck, B. ten sonderer Dank für die kritische redaktionelle Bear - Thoren, R. Thamm, F. Then-Bergh, J. Thiemann, B. beitung des Manuskripts. Thien, J. Thiery, K. Thye, B. Tiedemann, I. Tietje, M. Tomec, A. Torkler, T. Traill, R. Uebel, P. Velten, M. Viol, M. Völker, F. Vornkahl, U. Voß, J. Wahl, B. Summary – Distribution, numbers and Waschkowski, K.-F. Weber, W. Wehmeyer, M. Wein - threats of Red Kite Milvus milvus in Lo - hold, B. Weißenborn, D. Wendt, T. Wiebe, J. Wild - wer Saxony and Bremen 2008-2012. berger, M. Wilhelm, I. Willenborg, H.-J. Winter, M. In 2011 a country-wide census of Red Kite territories Witt, J. Wittenhorst, H.-J. Witter, G. Wohlfarth, J. was carried out in Lower Saxony. Using additional Wolfarth, K. Wolkenhauer, J. Wübbenhorst, D. data from 2012 and 2005-2010, a total of 786 Wucherpfennig, M. Wulkopf, H. Zang, R. Zietlow. breeding pairs (records of confirmed breeding and probable breeding) was evaluated. For some regions Den Niedersächsischen Landesforsten und insbe - that could not be surveyed, Red Kite numbers sondere dem Sachgebietsleiter für Waldbau, Na - were estimated using records from a nation-wide turschutz und Jagd C. Boele-Keimer danke ich für atlas scheme (ADEBAR) for which data were die Unterstützung der landesweiten Erfassung und collected between 2005 and 2008. This revealed a die Empfehlung an die Forstämter sich an der Er - further 377 territories, suggesting a total population fassung zu beteiligen. of 1.100-1.200 breeding pairs for the entire federal state. Red Kites concentrate in the southern and Der NABU Niedersachsen gestattete die Nutzung eastern parts of Lower Saxony (eastern lowlands, von Meldedaten aus dem Portal „naturgucker.de“, Leinebergland and Börden). In the west of the die durch Herrn S. Munzinger gefiltert wurden. state the Red Kite is almost extinct. Since the Der Dachverband Deutscher Avifaunisten (C. König) 1980s, numbers were largely stable or increased stellte die Rotmilandaten aus ornitho.de für 2011 locally (e. g. at Niedersächsische Mittelelbe), but a und 2012 kurzfristig zur Verfügung. S. Pfützke contraction of the distribution area was observed. übermittelte die Ergebnisse der ADEBAR-Kartierung In Hanover Region the breeding population de - und V. Laske umfangreiche Daten aus dem Harz - creased. vorland. Besonders gedankt sei dem Landkreis Göttingen (B. Preuschhof) für die zeitnahe Über - The proportion of Red Kite breeding pairs in Special mittlung der Ergebnisse der landkreisweiten Rot - Protection Areas (SPA) of the EU birds directive is milanerfassung 2012 sowie dem Landkreis Ha - less than 20 % of the country’s total population. meln-Pyrmont (H. Baumgarten) für die Weitergabe dort vorliegender Daten. Red Kites prefer open landscapes with high structural diversity. Meadows and pastures are of high im - Für weitergehende Hinweise und das Einbringen portance for foraging as is fallow land. Most nest von Gebietskenntnissen danke ich E. Gottschalk, sites are situated at forest edges (62 %) or isolated H.-J. Kelm, K. Sandkühler und M. Wulkopf. little woods (28 %). Preferred nesting tree species 236 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

are beech (33 %), poplar (21 %), oak and pine Abschlussbericht. Unveröff. Gutacht. im Auftrag des (18 % each). Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbrau - cherschutz Brandenburg, Staatliche Vogelschutzwarte. The main threats for the Red Kite include changes BERNDT , R., M. F RANTZEN & H. R INGLEBEN (1974): Die in Nie - in land use, disturbance at nests and losses of indi - dersachsen gefährdeten Vogelarten („Rote Liste“. viduals at wind farms, power line poles and roads. Stand 1.1.1974). Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 6: 1-8. Poisoning is also still happening. The biggest BLÜML , V. (2011): Verbreitung, Bestand und Habitatwahl problem seems to be an increase in the area of von Löffel- und Knäkente Anas clypeata, A. querque - crops that grow tall and have high cover in June dula in Niedersachsen und Bremen: Ergebnisse einer and July such as maize, rape and winter cereals. landesweiten Erfassung 2009 mit Ergänzungen aus During the breeding season, food accessability is den Jahren 2004-2008. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. thus limited and perhaps causes a bottleneck in 42: 61-88. food provision for the nestlings in this period. Re - BOHLEN , M., & K. B URDORF (2005): Auszug: Bewertung des cently cut grassland offers accessible prey and is Erhaltungszustands von Vogelarten der Vogelschutz - thus of high importance during the breeding richtlinie. Unveröff. Manuskript 03/2005, 12 S. season. BRANDT , E. (Hrsg.; 2011): Das Spannungsfeld Windener - gieanlagen – Naturschutz in Genehmigungs- und Ge - Conservation measures presented in this paper richtsverfahren. – Probleme (in) der Praxis – Methodi - can only have some effects if political decisions sche Anforderungen – Lösungsansätze. Berlin consider farmland species including the Red Kite. BRANDT , T., & F. S CHÄFER (2004): Verbreitung, Bestand und Furthermore, there have to be responsible admi - Habitatwahl des Schwarzmilans Milvus migrans in Nie - nistrative decisions considering endangered birds dersachsen: Ergebnisse einer landesweiten Erfassung like the Red Kite and their habitats in the context 2003. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 36: 1-17. of prospective use of wind power. In order to BRODOWSKI , G. (2012): http://www.natur- protect especially the nesting sites strict arrange - beobachtungen.de/news/news-2010.html (download: ments with forest officials and wood-owners are 12.12.2012). needed. BRÜCHER , S. (2010): Untersuchung gefährlicher Mittel - spannungsmasten in der niedersächsischen und meck - lenburgischen Elbtalaue. Unveröff. Gutachten. Bad Literatur Münstereifel. AEBISCHER , A. (2009): Der Rotmilan – Ein faszinierender BRUNKEN , G. (2008): Untersuchungen zur Nahrungsöko - Greifvogel. 1. Aufl., Berlin. logie des Rotmilans ( Milvus milvus ) im östlichen Land - ANDRETZKE , H., T. S CHIKORE & K. S CHRÖDER (2005): Artsteck - kreis Göttingen unter Berücksichtigung der aktuellen brief Rotmilan Milvus milvus . In: SÜDBECK , P. et al. Strukturentwicklungen in der Landschaft. Unveröff. (Hrsg.): Methodenstandards zur Erfassung der Brut - Manuskript. Göttingen. vögel Deutschlands: 242-243. Radolfzell. BRUNKEN , G. (2009): Der Rotmilan Milvus milvus im EU-Vo - BAUER , H.-G., & P. B ERTHOLD (1997): Die Brutvögel Mittel - gelschutzgebiet „Unteres Eichsfeld“ (Landkreis Göttin - europas. Bestand und Gefährdung. 2. Aufl., Wiesba - gen), Inform.d. Nat.schutz Niedersachs. 29: 158-167. den. BRUNKEN , G. (2011): Brutbestand und Reproduktion des BAUER , H.-G., E. B EZZEL & W. F IEDLER (Hrsg.; 2005): Das Rotmilans ( Milvus milvus ) im EU-Vogelschutzgebiet Kompendium der Vögel Mitteleuropas – Alles über V19 (Unteres Eichsfeld) 2011, unveröff. Gutachten, Biologie, Gefährdung und Schutz. Bd. 1 (Nonpasseri - 36 S. Göttingen. formes - Nichtsperlingsvögel). 2. Aufl., Wiebelsheim. CHRISTOPHERSEN , T., C. H ORN , M. K ORSCH & J. W ÜBBENHORST BECHINGER , F. (2011): Dokumentation über die Wiederan - (2009): Vogelkundlicher Jahresbericht Landkreis Lü - siedlung des Seeadlers Haliaaetus albicilla an der Os - neburg 2001-2007. Der Lebensraum. Nat.schutz Na - temündung (Landkreis Cuxhaven) – von illegalen Ver - turbeob. Landkr. Lüneburg. 6: 5-168. folgungen begleitet. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 42: DACHVERBAND DEUTSCHER AVIFAUNISTEN (2011): Warum eine 145-150. bundesweite Erfassung des Rotmilans? http://www. BELLEBAUM , J., F. K ORNER -N IEVERGELT & U. M AMMEN (2012): dda-web.de/index.php?cat=monitoring&subcat= rot - Rotmilan und Windenergie in Brandenburg – Aus - milan&subsubcat=hintergrund (Down load am 07.01. wertung vorhandener Daten und Risikoabschätzung. 2013). Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 237

DEUTSCHE ORNITHOLOGEN -G ESELLSCHAFT & D ACHVERBAND DEUT - milan ( Milvus milvus ) in Hessen. Gutachten im Auftrag SCHER AVIFAUNISTEN (2011): Positionspapier zur aktuellen der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rhein - Bestandssituation der Vögel der Agrarlandschaft. Vo - land-Pfalz und das Saarland. Echzell. gelkdl. Ber. Niedersachs. 42: 175-184. GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N., & K. M. B AUER (1993): Hand - DEUTSCHER WETTERDIENST (2012): Witterungsreport express buch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 4. Falconiformes, 13 (13) - Jahreskurzübersicht 2. durchges. Aufl. Wiesbaden. DOMKE , H., L. K RATZSCH , W. L ÜTJENS , A. S TUBBE , M. S TUBBE , GNIELKA , R., & J. Z AUMSEIL (1997): Atlas der Brutvögel Sach - M. W EBER & H. Z ÖRNER (2009): Bestandssituation und sen-Anhalts. Kartierung des Südteils von 1990 bis Reproduktion ausgewählter Greifvogelarten in ver - 1995. Halle. schiedenen Gebieten des Nordharzvorlandes (Sach - GNIELKA , R. (2005): Brutvogelatlas des Altmarkkreises Salz - sen-Anhalt). Pop.-Ökol. Greifvogel-Eulenarten. 6: 167- wedel. Apus 12, Sonderheft. 179. GROTHEY , U. (2012): Vorschlag Weiterentwicklung „Rot - DORNBUSCH , G., K. G EDEON , K. G EORGE , R. G NIELKA & B. N I- milanvariante“ ab 2014, breit abgestimmte Version, COLAI (2004): Rote Liste der Vögel (Aves) des Landes unveröff. Sachsen-Anhalt, 2. Fassung, Stand Februar 2004. Ber. GRÜNEBERG , C. (2011): Volkszählung beim Rotmilan – bun - Landesamt. Umw.schutz Sachsen-Anhalt. 39: 138- desweite Rotmilankartierung 2011/12. Falke 58: 110- 143. 111. DORNBUSCH , G., S. F ISCHER , K. G EORGE , B. N ICOLAI & A. HAGEMEIJER , E. J. M., & M. J. B LAIR (eds.; 1997): The EBCC PSCHORN (2007): Bestände der Brutvögel Sachsen-An - Atlas of European Breeding Birds: Their Distribution halts - Stand 2005. In: Vogelmonitoring in Sachsen- and Abundance. London. Anhalt 2006. Ber. Landesamt. Umw. schutz Sachsen- HAGGE , N., S. H ERRMANN , A. R ESETARITZ & M. S TUBBE (2006): Anhalt. Halle. Sonderheft 2/2007: 121-125. Aktionsräume im Brutgebiet überwinternder Rotmi - DÖRRIE , H.-H. (2006): Avifaunistischer Jahresbericht 2006 lane Milvus milvus . Pop.-Ökol. Greifvogel-Eulenarten. für den Raum Göttingen und Northeim. Naturkdl. Ber. 5: 281-300. Fauna Flora Süd-Niedersachs. 12: 4-54. HECKENROTH , H. (1985): Atlas der Brutvögel Niedersachsens DÖRRIE , H.-H. (2008): Avifaunistischer Jahresbericht 2007 und des Landes Bremen 1980 mit Ergänzungen aus für den Raum Göttingen und Northeim. Naturkdl. Ber. den Jahren 1976-1979. Nat.schutz Landsch.pfl. Nie - Fauna Flora Süd-Niedersachs. 13: 4-55. dersachs. 14. Hannover. DRIECHCIARZ , R., & E. D RIECHCIARZ (2009): Vergleichende HECKENROTH , H. (1995): Übersicht über die Brutvögel in Untersuchungen zur Jagdstrategie ausgewählter Greif - Niedersachsen und Bremen und Rote Liste der in Nie - vogelarten und die damit verbundene Nutzungshäu - dersachsen und Bremen gefährdeten Brutvogelarten. figkeit verschiedener Landschaftselemente. Pop.-Ökol. 5. Fassung, Stand 1995. Inform.d. Nat.schutz Nieder - Greifvogel-Eulenarten. 6: 181-196. sachs. 15: 1-16. DÜRR , T. (2013): Vogelverluste an Windkraftanlagen in HECKENROTH , H., & V. L ASKE (1997): Atlas der Brutvögel Deutschland, Daten aus der zentralen Fundkartei der Niedersachsens 1981-1995 und des Landes Bremen. Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesamt für Um - Nat.schutz Landsch.pfl. Niedersachs. 37. Hannover. welt, Gesundheit und Verbraucherschutz Branden - HEIDECKE , D., U. S CHWARZ & M. S TUBBE (2006): Der reverse burg. http://www.lugv. Sexualdimorphismus beim Rotmilan Milvus milvus. brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.312579.de Pop.-Ökol. Greifvogel-Eulenarten. 5: 309-323. (download v. 23.04.2013). HEITKAMP , U., G. B RUNKEN , M. C ORSMANN , C. G RÜNEBERG , S. EICHSTÄDT , W., D. S ELLIN & H. Z IMMERMANN (2003): Rote Liste PAUL (2010): Avifaunistischer Jahresbericht 2006 für der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns. Heraus - den Raum Göttingen und Northeim. Naturkdl. Ber. geber: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpom - Fauna Flora Süd-Niedersachs. 14: 4-77. mern. Schwerin. HELLBERG , T., & F.-U. S CHMIDT (2011): Vogelkundliche Be - FLADE , M., & J. J EBRAM (1995): Die Vögel des Wolfsburger sonderheiten im Landkreis Soltau-Fallingbostel Raumes im Spannungsfeld zwischen Industriestadt 2009/2010. Nat.kdl. Beitr. Soltau-Fallingbostel. 17/18: und Natur. Wolfsburg. 75-148. FRICK , S., H. G RIMM , S. J AEHNE , H. L AUSSMANN , E. M EY & J. HENHEIK , H., & F. N EUSCHULZ (1983): Der Rotmilan ( Milvus WIESNER (2010): Rote Liste der Brutvögel (Aves) Thü - milvus ) und der Schwarzmilan ( Milvus migrans ) im ringens. 3. Fassung, Stand: 12/2010. Kreis Lüchow-Dannenberg. Lüchow-Dannenb. Ornit - GELPKE , C., & M. H ORMANN (2012): Artenhilfskonzept Rot - hol. Jahresber. 9: 7-57. 238 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

HEROLD , S., S. H ERRMANN & W. N ACHTIGALL (2006): Zur Über - KOOP , B., K. J EROMIN , R.K. B ERNDT , A. M ITSCHKE & K. G ÜNTHER winterung des Rotmilans Milvus milvus in Spanien. (2009): Ornithologischer Jahresbericht für Schleswig- Pop.-Ökol. Greifvogel-Eulenarten. 5: 301-308. Holstein 2003-2005. Corax 21: 105-207. HESSEN -F ORST (2011): Naturschutzleitlinie für den Hessi - KORN , M., J. K REUZIGER , S. S TÜBING & M. W ERNER (2010): schen Staatswald. Kassel. Vögel in Hessen – Die Brutvögel Hessens in Raum und HGON & S TAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE FÜR HESSEN , R HEIN - Zeit. Brutvogelatlas. Echzell. LAND -P FALZ UND DAS SAARLAND (2006): Rote Liste der der KORSCH , M. (2004): Vögel im Landkreis Lüneburg 1999 bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens, 9. Fas - und 2000 und anderer Jahre. Der Lebensraum. sung, Stand Juli 2006. Frankfurt am Main. Nat.schutz Naturbeob. Landkr. Lüneburg. 5: 119-209. HIRSCHFELD , A. (2011): Illegale Greifvogelverfolgung in KREUZIGER , J., M. K ORN , S. S TÜBING , M. W ERNER , G. B AU - Nordrhein-Westfalen: Bericht für das Jahr 2010. Cha - SCHMANN & K. R ICHARZ (2006): Rote Liste der bestands - radrius 47: 79-86. gefährdeten Brutvogelarten Hessens - 9. Fassung, HIRSCHFELD , A., J. B RUNE , A. H EGEMANN , A. H EYD , J. H INTZ - Stand Juli 2006. Hessische Gesellschaft für Ornitholo - MANN , H. K OWALSKI & J. T UMBRINCK (2012): Greifvogel - gie und Naturschutz & Staatliche Vogelschutzwarte verfolgung in NRW - Ein Leitfaden mit Hinweisen für für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Frankfurt Zeugen, Vogelschützer und Ermittlungsbeamte. Hrsg.: am Main. Komitee gegen den Vogelmord e.V., NABU Landes - KRÜGER , T., & B. O LTMANNS (2007): Rote Liste der in Nie - verband NRW e.V. und Nordrhein-Westfälische Orni - dersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel. 7. thologengesellschaft e.V., 2. überarb. Aufl. Bonn. Fassung, Stand 2007. Inform.d. Nat.schutz Nieder - IÑIGO , A. (2010): The contamination of wintering popula - sachs. 27: 131-175. tion of Red Kite in Spain. Vortrag im Rahmen der Ver - KRÜGER , T., & B. O LTMANNS (2008): Identifizierung von Vo - anstaltung „Der Rotmilan, ein echter Europäer - Status gelarten für die Schwerpunktsetzung im Brutvogel - und Schutzverantwortung“ am 23.08.2010 in Mainz. schutz Niedersachsens anhand eines Prioritätenindex. http://www.mulewf.rlp.de/natur/naturschutz- Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 40: 67-81. konkret/rotmilan/rotmilan-b/(download v. 30.08.2013). KRÜGER , T., & J. W ÜBBENHORST (2009): Ökologie, Gefähr - KELM , H.-J. (2002): Zum Vorkommen von Rot- und dung und Schutz des Rotmilans Milvus milvus in Schwarzmilan Milvus milvus, M. migrans im Landkreis Deutschland. Internationales Artenschutzsymposium Lüchow-Dannenberg - Ergebnisse einer Bestandsauf - Rotmilan. Inform.d. Nat.schutz Niedersachs. 29: 134- nahme in den Jahren 2000 und 2001. Lüchow-Dan - 135. nenberger Ornithol. Jahresber. 15/16. LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NIEDERSACHSEN (Hrsg.; 2011): Land - KIRSCH , K.-W., & U. R ICK (2004): Aus für den Rotmilan im wirtschaft in Niedersachsen - Agrarstatistischer Streif - Amt Neuhaus, Landkreis Lüneburg? – Gefährdung zug 2011. Oldenburg. durch Massentierhaltung, Biogasanlage und Mono - LÄNDER -A RBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN (2007): kulturen. Der Lebensraum. Nat.schutz Naturbeob. Abstandsregelungen für Windenergieanlagen zu be - Landkr. Lüneburg. 5: 71-72. deutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen aus - KLEIN , A., M. F ISCHER & K. S ANDKÜHLER (2009): Verbreitung, gewählter Vogelarten. Ber. Vogelschutz 44: 151-153. Bestandsentwicklung und Gefährdungssituation des LANGGEMACH , T., O. K RONE , P. S ÖMMER , A. A UE & U. W ITTSTATT Rotmilans Milvus milvus in Niedersachsen, Inform.d. (2010): Verlustursachen bei Rotmilanen ( Milvus milvus ) Nat.schutz Niedersachs. 29: 136-143. und Schwarzmilanen ( Milvus migrans ) im Land Bran - KNIEF , W., R. K. B ERNDT , B. H ÄLTERLEIN , K. J EROMIN , J. J. K IECK - denburg. Vogel Umw. 18: 85-101. BUSCH & B. K OOP (2010): Die Brutvögel Schleswig-Hol - LANGGEMACH , T., & T. D ÜRR (2012): Informationen über steins - Rote Liste. 5. Fassung Oktober 2010. Hrsg.: Einflüsse der Windenergienutzung auf Vögel, Stand Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche 10.07.2012. Unveröff. Zusammenstellung der Staat - Räume des Landes Schleswig-Holstein (MLUR). LLUR lichen Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt, SH-Natur - RL 20. Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg. KNOTT , J., P. N EWBERY & B. B AROV (2009): Action Plan for the LEHN , K. (2012): Verbreitung, Bestand, Habitatwahl und red kite Milvus milvus in the European Union. Brüssel. Gefährdungssituation des Raubwürgers Lanius excu - KOOIKER , G. (2005): Vögel und Klimaerwärmung: 28-jäh - bitor in Niedersachsen und Bremen: Ergebnisse der rige phänologische Beobachtungen in und um Osna - landesweiten Erfassung 2010 mit Ergänzung aus den brück von 1976 bis 2004. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. Jahren 2002-2009. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43: 37: 99-111. 47-74. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43 (2013) 239

LIEBL , E., J. G RÜTZMANN , V. M ORITZ & T. K RÜGER (2010): Avi - gelverfolgung in der Region Hannover aufgedeckt. faunistische Beobachtungen im Oldenburger Land Rotmilan wurde vergiftet!, http://www.nabu-region - 2006-2007. Jahresber. Ornithol. Arb.gem. Oldenbg. hannover.de/experten/voegel_02.html#090610 20: 99-217. (Download: 08.01.2013) LINDNER , M. (2011): Aktuelle Entwicklung beim Vogel - NICOLAI , B. (2006): Rotmilan Milvus milvus und andere schutz an Mittelspannungsmasten am Beispiel des Greifvögel (Accipitridae) im nördlichen Harzvorland - Hochsauerlandkreises. Eulen-Rundblick Nr. 61: 43-46. Situation 2006. Ornithol. Jahresber. Mus. Heineanum MÄDLOW , W., & C. M AYR (1996): Die Bestandsentwicklung 24: 1-34. ausgewählter gefährdeter Vogelarten in Deutschland NICOLAI , B. & U. M AMMEN (2009): Dichtezentrum des Rot - 1990-1994. Vogelwelt 117: 249-260. milans Milvus milvus im Nordharzvorland - Bestands - MAMMEN , U., & M. S TUBBE (2000): Trends in Bestand und entwicklung, Ursachen und Aussicht. Inform.d. Reproduktion der Greifvögel (Falconiformes) und Eulen Nat.schutz Niedersachs. 29: 144-150. (Strigiformes) in Deutschland von 1988 bis 1998. Pop.- NICOLAI , B., U. M AMMEN & M. S TUBBE (2009): Zur aktuellen Ökol. Greifvogel-Eulenarten 4: 17-31. Bestandssituation des Rotmilans Milvus milvus im Dich - MAMMEN , U., A. S TUBBE , M. S TUBBE & M. W EBER (2006): tezentrums seines Areals. Pop.-Ökol. Greifvogel-Eu - Farbmarkierte Rotmilane Milvus milvus , Schwarzmilane lenarten 6: 211-222. Milvus migrans und Mäusebussarde Buteo buteo . NIEDERSÄCHSISCHE LANDESFORSTEN (Hrsg.; 2007): 15 Jahre Pop.-Ökol. Greifvogel-Eulenarten 5: 324. langfristige ökologische Waldentwicklung: Das LÖWE- MAMMEN , K., U. M AMMEN , A. R ESETARITZ & C. S TRASSER Programm. Braunschweig. (2009): Rotmilan und Windkraft – eine Fallstudie in NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG , L ANDWIRT - der Querfurter Platte. Pop.-Ökol. Greifvogel-Eulenar - SCHAFT , V ERBRAUCHERSCHUTZ UND LANDESENTWICKLUNG ten 6: 223-231. (2011): Die niedersächsische Landwirtschaft in Zahlen MAMMEN , U., K. M AMMEN , N. H EINRICHS & A. R ESETARITZ 2011, unter Mitwirkung des Landesbetriebes für Sta - (2010): Rotmilan und Windkraftanlagen – Aktuelle tistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen Ergebnisse zur Konfliktminderung. Vortrag auf der (LSKN). Hannover. Abschlusstagung des Projektes Windkraft & Greifvö - NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT , K LIMASCHUTZ UND gel. Berlin. ENERGIE (2012): Kooperationsprogramm Naturschutz MAMMEN , U. (2010): Bestand und Bestandsentwicklung (PROFIL), http://www.mu.niedersachsen.de/themen/ des Rotmilans in Deutschland. Vortrag auf dem Fach - natur_landschaft/foerdermoeglichkeiten/kooperations - symposium „Der Rotmilan, ein echter Europäer – Sta - programm_naturschutz_profil/kooperationspro - tus und Schutzverantwortung“ am 23.08.2010 in gramm-naturschutz-9145.html (letzter Zugriff: Mainz. http://www.mulewf.rlp.de/natur/naturschutz- 19.12.2012). konkret/rotmilan/rotmilan-b/ (download v. 3.8.2013). NLWKN (Hrsg.; 2009): Vollzugshinweise zum Schutz von MICHELI , K.-P. (2004): Rotmilan- und Schwarzmilanbeob - Brutvogelarten in Niedersachsen. Teil 1: Wertbestim - achtungen im Landkreis Lüneburg zwischen 1985 und mende Brutvogelarten der Vogelschutzgebiete mit 2001. Der Lebensraum. Nat.schutz Naturbeob. Landkr. höchster Priorität für Erhaltungs- und Entwicklungs - Lüneburg. 5: 63-70. maßnahmen – Rotmilan ( Milvus milvus ). Niedersäch - MITSCHKE , A. (2007): Rote Liste der gefährdeten Brutvögel sische Strategie zum Arten- und Biotopschutz. Han - in Hamburg, 3. Fassung, 01.12.2006. Hambg. avifau - nover. 7 S., unveröff. nist. Beitr. 34: 183-227. NLWKN (Hrsg.; 2010): Lebensraumansprüche, Verbreitung MITSCHKE , A. (2010): 3. Rote Liste der gefährdeten Brut - und Erhaltungsziele ausgewählter Arten in Nieder - vögel in Hamburg, Stand 2006. Im Auftrag der FHH – sachsen. – Teil 1: Brutvögel. Hannover. Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Natur - OLTMANNS , B (2007): Gebietskulisse zur Umsetzung des § schutzamt – Staatliche Vogelschutzwarte. 53 des Bundesnaturschutzgesetzes erarbeitet. Vo - NATURSCHUTZBUND DEUTSCHLAND (NABU; 2013): Vögel der gelkdl. Ber. Niedersachs. 39: 153-154. Agrarlandschaften – Gefährdung und Schutz. Berlin. ORTLIEB , R. (1995): Der Rotmilan. 4. Aufl. Magdeburg. NATURSCHUTZBUND NIEDERSACHSEN (NABU; 2013): Erneut ver - PETERS , J. (1999): Zum Brutvorkommen des Roten Milans giftete Greifvögel gefunden, http://niedersachsen Milvus milvus im Landkreis Celle im Jahr 1987. Vo - .nabu.de/tiereundpflanzen/vogelschutz/greifvoegel/13 gelkdl. Ber. Niedersachs. 31: 39-43. 760.html (Download: 08.01.2013) PFEIFFER , T. (2009): Untersuchungen zur Altersstruktur von NABU R EGION HANNOVER (2013): Fall von illegaler Greifvo - Brutvögeln beim Rotmilan Milvus milvus . Pop.-Ökol. 240 WELLMANN : Verbreitung, Bestand und Gefährdungssituation des Rotmilans in Niedersachsen

Greifvogel-Eulenarten 6: 197-210. stand der Feldvögel“ gemäß ELER-Durchführungs-Ver - PFEIFFER , T. (2012): Die Brutbestände von Rotmilan Milvus ordnung, nationalem Strategieplan und PROFIL-Pro - milvus und Schwarzmilan Milvus migrans in Thüringen grammplanungsdokument 2011, Teilaspekt Rotmilan, im Jahr 2010 mit Ergänzungen aus 2011. Anz. Ver. Ergebnisse 2011. Unveröff. Gutachten im Auftrag der Thüring. Ornithol. 7: 171-184. Staatlichen Vogelschutzwarte Niedersachsen im PORSTENDÖRFER , D. (1996): Siedlungsdichte und Populati - NLWKN. onsentwicklung des Rotmilans Milvus milvus in Süd - WELLMANN , L. (2012b): Basis- und Wirkungsindikator „Be - niedersachen. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 28: 57-61. stand der Feldvögel“ gemäß ELER-Durchführungs-Ver - PORSTENDÖRFER , D. (1997): Untersuchungen zum Aktions - ordnung, nationalem Strategieplan und PROFIL-Pro - raum des Rotmilans Milvus milvus während der Jun - grammplanungsdokument 2012, Teilaspekt Rotmilan, genaufzucht. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 30: 15-17. Ergebnisse 2012. Unveröff. Gutachten im Auftrag der RYSLAVY , T., & W. M ÄDLOW (2008): Rote Liste und Liste der Staatlichen Vogelschutzwarte Niedersachsen im Brutvögel des Landes Brandenburg 2008. Nat.schutz NLWKN. Landsch.pfl. Brandenbg. 17, Beilage: 1-108. WENDT , D. (2005): Rot- Milvus milvus und Schwarzmilan RYSLAVY , T., H. H AUPT & R. B ESCHOW (2011): Die Brutvögel M. migrans nutzen Mergelgrube als Komfortplatz. in Brandenburg und Berlin – Ergebnisse der ADEBAR- Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 37: 59. Kartierung 2005-2009. Otis 19, Sonderheft 2011. WENDT , D. (2006): Die Vögel der Stadt Hannover. Hanno - SANDKÜHLER , K., & L. W ELLMANN (2012): Arbeitsgemein - ver. schaft Rotmilanschutz in Niedersachsen gegründet. WÜBBENHORST , J. (2012): Der Wendehals Jynx torquilla in Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 43: 123-124. Niedersachsen und Bremen: Verbreitung, Brutbestand SCHMIDT , F.-U. (2001): Die Vogelwelt im Landkreis Soltau- und Habitatwahl 2005-2010 sowie Gefährdungsur - Fallingbostel. Nat.kdl. Beitr. Soltau-Fallingbostel 7/8. sachen, Schutz und Erhaltungszustand. Vogelkdl. Ber. SCHMIDT , P. (2009): Zur Bestandssituation und Habitatnut - Niedersachs. 43: 15-46. zung des Rotmilans Milvus milvus im Landkreis Holz - ZANG , H. (1989): Rotmilan – Milvus milvus , in: ZANG , H., minden (Niedersachsen). Inform.d. Nat.schutz Nieder - H. H ECKENROTH & F. K NOLLE (1989): Die Vögel Nieder - sachs. 29 (3): 151-157. sachsens und des Landes Bremen - Greifvögel. SÜDBECK , P., & D. W ENDT (2002): Rote Liste der in Nieder - Nat.schutz Landsch.pfl. Niedersachs. B, H. 2.3: 57- sachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel. 6. Fas - 73. sung, Stand 2002. Inform.d. Nat.schutz Niedersachs. ZEHRER , C., & T. B RANDT (2002): Siedlungsdichte, Nest - 22: 243-278. standorte und Bruterfolg von Rotmilan Milvus milvus , SÜDBECK , P., H. A NDRETZKE , S. F ISCHER , K. G EDEON , T. S CHIKORE , Schwarzmilan Milvus migrans , Mäusebussard Buteo K. S CHRÖDER & C. S UDFELDT (Hrsg.; 2005): Methoden - buteo und Turmfalke Falco tinnunculus am Steinhuder standards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Meer. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 34: 155-168. Radolfzell. SÜDBECK , P., H.-G. B AUER , M. B OSCHERT , P. B OYE & W. K NIEF (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fas - sung, 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: 23- 81. SUDMANN , S. R., C. G RÜNEBERG , A. H EGEMANN , F. H ERHAUS , J. MÖLLE , K. N OTTMEYER -L INDEN , W. S CHUBERT , W. VON DEWITZ , M. J ÖBGES & J. W EISS (2008): Rote Liste der gefährdeten Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens, 5. Fassung. Charadrius 44: 137-230. VAN DEN BERG , A. B. (2009): Lijst van Nederlandse vogel - soorten; http://www.dutchbirding.nl/content/ page/fi - Ies/webprog20102308-68.pdf. (Download am 14.11.2012). WASMUND , N., & E. G OTTSCHALK (i. Vorb.): Analyse der Rück - gangsursachen beim Rotmilan ( Milvus milvus ). Die Be - deutung von Nahrungsmangel während der Brutzeit. WELLMANN , L. (2012a): Basis- und Wirkungsindikator „Be -