Kunst Und Knete Editorial | Inhalt
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EVENT | Maik Ollhoff zwischen Hoch- und Subkultur MEINUNG | Uwe Becker verliert sein Herz BÜHNEN | Holk Freytag über das Theater in Wuppertal Ausgabe 03 – 2016 Kunst und Knete Editorial | Inhalt Applaus macht nicht satt Kunst und Knete – das steht auf dem Aber ist noch Kunst, was entsteht, um Titelblatt dieser Ausgabe unseres Kul- damit Geld zu verdienen? Diese Frage tur- und Politikmagazins Mina. Kunst eignet sich vermutlich für eine Diskus und Knete bezeichnet kurz und bündig sion auf höchstem intellektuellem das Spannungsfeld, auf dem sich Maler, Niveau. In der Realität stellt sie sich Musiker und Mimen mit Kämmerern wahrscheinlich jedoch gar nicht. FÜR und Kultusministern begegnen. Es Denn zwei Tatsachen können wir als bezeichnet aber auch den Gewissens- unumstößlich voraussetzen: 1. Applaus konflikt, in dem sich viele Künstler und macht keinen Künstler satt. 2. Eine deren Kritiker befinden. Gibt es das Gesellschaft, die kein Geld für Kunst, Geld wegen der Kunst? Oder gibt die Künstler und Kultur hat, sei sie staatlich Kunst wegen des Geldes? oder frei, sei sie genehm oder kritisch, Kunst und Knete sind nicht voneinan- so eine Gesellschaft degeneriert. DEN der zu trennen. Sie gehören beispiels- Ihr weise in der Historischen Stadthalle Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lothar Leuschen zusammen, wo begabte Menschen ihre Lesen unserer neuen Mina. Stv. Chefredakteur Begabung für Geld zur Schau stellen. Westdeutsche Zeitung Sie gehören auch beim Tätowierer zu- sammen, wo Haut für Geld und unter Schmerzen zu einem Kunstwerk werden Mit freundlicher GUTEN kann. Unterstützung der TON 16/17 WEIHNACHTSKONZERT* 20 12 16 Weihnachten in allen Tönen 07.12.2016, 20 Uhr 4 Vor der Wand Tätowierer 12 Tanzfilm Letters from Wuppertal 22 Musik Booking Utopiastadt KLAVIERZYKLUS* Peter Karlsruhen 14 Unterhaltung Pi mal Daumen 24 Veranstaltungskalender Tamar Beraia 24.11.2016, 20 Uhr 6 News Herman van Veen, 16 Location Historische Stadthalle 26 Ausblick Gastbeitrag Aschemond und mehr Radu Lupu 10.02.2017, 20 Uhr von Uwe Becker 18 Event Maik Ollhoff zwischen Martin Helmchen 20.03.2017, 20 Uhr 8 Bühnen Ex-Theaterintendant Hoch- und Subkultur Holk Freytag *(Hist. Stadthalle, Wuppertal) 20 Arbeit Die Unternehmensformel Titelbild: Süleyman Kayaalp SCHAUEN SIE DOCH MAL VORBEI: Abgebildet: Johannes Schmidt WWW.WUPPERTAL.BAYER.DE ODER WWW.KULTUR.BAYER.DE n: Julia Wesely Fotografi 3 03.2016 Editorial | Inhalt Applaus macht nicht satt Kunst und Knete – das steht auf dem Aber ist noch Kunst, was entsteht, um Titelblatt dieser Ausgabe unseres Kul- damit Geld zu verdienen? Diese Frage tur- und Politikmagazins Mina. Kunst eignet sich vermutlich für eine Diskus und Knete bezeichnet kurz und bündig sion auf höchstem intellektuellem das Spannungsfeld, auf dem sich Maler, Niveau. In der Realität stellt sie sich Musiker und Mimen mit Kämmerern wahrscheinlich jedoch gar nicht. FÜR und Kultusministern begegnen. Es Denn zwei Tatsachen können wir als bezeichnet aber auch den Gewissens- unumstößlich voraussetzen: 1. Applaus konflikt, in dem sich viele Künstler und macht keinen Künstler satt. 2. Eine deren Kritiker befinden. Gibt es das Gesellschaft, die kein Geld für Kunst, Geld wegen der Kunst? Oder gibt die Künstler und Kultur hat, sei sie staatlich Kunst wegen des Geldes? oder frei, sei sie genehm oder kritisch, Kunst und Knete sind nicht voneinan- so eine Gesellschaft degeneriert. DEN der zu trennen. Sie gehören beispiels- Ihr weise in der Historischen Stadthalle Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lothar Leuschen zusammen, wo begabte Menschen ihre Lesen unserer neuen Mina. Stv. Chefredakteur Begabung für Geld zur Schau stellen. Westdeutsche Zeitung Sie gehören auch beim Tätowierer zu- sammen, wo Haut für Geld und unter Schmerzen zu einem Kunstwerk werden Mit freundlicher GUTEN kann. Unterstützung der TON 16/17 WEIHNACHTSKONZERT* 20 12 16 Weihnachten in allen Tönen 07.12.2016, 20 Uhr 4 Vor der Wand Tätowierer 12 Tanzfilm Letters from Wuppertal 22 Musik Booking Utopiastadt KLAVIERZYKLUS* Peter Karlsruhen 14 Unterhaltung Pi mal Daumen 24 Veranstaltungskalender Tamar Beraia 24.11.2016, 20 Uhr 6 News Herman van Veen, 16 Location Historische Stadthalle 26 Ausblick Gastbeitrag Aschemond und mehr Radu Lupu 10.02.2017, 20 Uhr von Uwe Becker 18 Event Maik Ollhoff zwischen Martin Helmchen 20.03.2017, 20 Uhr 8 Bühnen Ex-Theaterintendant Hoch- und Subkultur Holk Freytag *(Hist. Stadthalle, Wuppertal) 20 Arbeit Die Unternehmensformel Titelbild: Süleyman Kayaalp SCHAUEN SIE DOCH MAL VORBEI: Abgebildet: Johannes Schmidt WWW.WUPPERTAL.BAYER.DE ODER WWW.KULTUR.BAYER.DE n: Julia Wesely Fotografi 3 03.2016 Vor der Wand Peter Karlsruhen | von Marc Freudenhammer Foto: Süleyman KayaalpFoto: Foto: Süleyman KayaalpFoto: stochenen Haut ist er in seiner Punkzeit ge- Flächen werden plan und so weiter. Danach Unter kommen. Doch was damals als Stigma von wird es mit der Zeit blasser.“ Man brauche selbsternannten Außenseitern genutzt wur- deshalb Begrenzungslinien und starke Kon- de, schmückt heute auch Ottonormalver- traste. Der Alterungsprozess muss also schon die braucher. Das Geschäft ist komplett profes- bei der Motivfi ndung mit bedacht werden, sionalisiert und sehr schnelllebig. Diese sonst ist die Enttäuschung mitunter nach „Banalisierung“ sieht Peter Karlsruhen mit einigen Jahren groß. Eine Tatsache, die viele Haut einem lachenden und einem weinenden Kunden nicht wahr haben wollen, weshalb Auge. Einerseits beschert ihm der lockere die zwischenmenschliche Kommunikation Umgang mit dem dauerhaften Hautschmuck einen großen Part im Arbeitsalltag ein- neue Kunden, andererseits verliere das Tat- nimmt. Oft verbunden mit einer großen too an sich dadurch auch ein Stück weit seine Portion Überzeugungsarbeit. Die Idee kommt Seit über 18 Jahren ritzt Peter Karlsruhen ursprüngliche Bedeutung. vom Kunden – das Know-how vom Fach- Menschen die Haut auf und Farben darun- Die künstlerische Arbeit fi ndet grundsätz- mann. Aber: „Viele Sachen sind schlicht ter. Sein Laden im Luisenviertel hat längst lich vorher auf dem Papier statt. „Das Ein- nicht umsetzbar beziehungsweise langfris- Kultstatus erreicht. Genau wie er selbst. bringen der Pigmente in die Haut erfordert tig sinnlos. Zum Beispiel, wenn es zu fein Viele seiner Kunden kommen seit Jahren zu eine andere Art der Konzentration“, so der oder zu klein wird“, so Karlsruhen. ihm. Seinen Beruf, den der 50-Jährige selbst Tätowierer. Man müsse sich dann von der Genau so traditionsbewusst wie seine Ar- als Kunsthandwerk beschreibt, hat er „von Form lösen. Beim Stechen selbst gehe es um beitsweise geht er auch die gesamte Orga- der Pike auf gelernt“. Er pendelt seit 13 Jah- die abstrakte Linie und die Farbe. Und das nisation an. Wer in seinem Studio „Kraftwerk“ ren zwischen einem Tattoostudio in Berlin muss stimmen, denn eines steht fest: „Die einen Termin ausmachen möchte, muss ent- Peter Karlsruhen: und seinem eigenen in Wuppertal hin und Haut verzeiht nichts.“ Nach dem Stechen weder zum Hörer greifen oder gleich selbst Tätowierer her. „Meine Heimat ist immer da, wo ich bin“, arbeitet das Motiv noch rund ein bis zwei vorbeikommen. Eine E-Mail-Adresse sucht der alten Schule so Karlsruhen etwas knurrig. Zur farbig ge- Jahre weiter: „Schattierungen sättigen sich, man auf seiner Homepage vergeblich. Vor der Wand Peter Karlsruhen | von Marc Freudenhammer Foto: Süleyman KayaalpFoto: Foto: Süleyman KayaalpFoto: stochenen Haut ist er in seiner Punkzeit ge- Flächen werden plan und so weiter. Danach Unter kommen. Doch was damals als Stigma von wird es mit der Zeit blasser.“ Man brauche selbsternannten Außenseitern genutzt wur- deshalb Begrenzungslinien und starke Kon- de, schmückt heute auch Ottonormalver- traste. Der Alterungsprozess muss also schon die braucher. Das Geschäft ist komplett profes- bei der Motivfi ndung mit bedacht werden, sionalisiert und sehr schnelllebig. Diese sonst ist die Enttäuschung mitunter nach „Banalisierung“ sieht Peter Karlsruhen mit einigen Jahren groß. Eine Tatsache, die viele Haut einem lachenden und einem weinenden Kunden nicht wahr haben wollen, weshalb Auge. Einerseits beschert ihm der lockere die zwischenmenschliche Kommunikation Umgang mit dem dauerhaften Hautschmuck einen großen Part im Arbeitsalltag ein- neue Kunden, andererseits verliere das Tat- nimmt. Oft verbunden mit einer großen too an sich dadurch auch ein Stück weit seine Portion Überzeugungsarbeit. Die Idee kommt Seit über 18 Jahren ritzt Peter Karlsruhen ursprüngliche Bedeutung. vom Kunden – das Know-how vom Fach- Menschen die Haut auf und Farben darun- Die künstlerische Arbeit fi ndet grundsätz- mann. Aber: „Viele Sachen sind schlicht ter. Sein Laden im Luisenviertel hat längst lich vorher auf dem Papier statt. „Das Ein- nicht umsetzbar beziehungsweise langfris- Kultstatus erreicht. Genau wie er selbst. bringen der Pigmente in die Haut erfordert tig sinnlos. Zum Beispiel, wenn es zu fein Viele seiner Kunden kommen seit Jahren zu eine andere Art der Konzentration“, so der oder zu klein wird“, so Karlsruhen. ihm. Seinen Beruf, den der 50-Jährige selbst Tätowierer. Man müsse sich dann von der Genau so traditionsbewusst wie seine Ar- als Kunsthandwerk beschreibt, hat er „von Form lösen. Beim Stechen selbst gehe es um beitsweise geht er auch die gesamte Orga- der Pike auf gelernt“. Er pendelt seit 13 Jah- die abstrakte Linie und die Farbe. Und das nisation an. Wer in seinem Studio „Kraftwerk“ ren zwischen einem Tattoostudio in Berlin muss stimmen, denn eines steht fest: „Die einen Termin ausmachen möchte, muss ent- Peter Karlsruhen: und seinem eigenen in Wuppertal hin