Grenzüberschreitendes Gewässerkonzept Schlinge/Bovenslinge Kurzbericht

Herausgegeben durch: Bezirksregierung Münster, Kreis Borken, Gemeinde Südlohn, Waterschap Rijn en IJssel, Provinicie , Dienst Landelijk Gebied Oktober 2014

www.brms.nrw.de/ schlinge-projekt Impressum

Auftragnehmer: Planungsgemeinschaft bestehend aus:

Planungsbüro Koenzen (Koordination) Schulstraße 37 40721 Hilden

ARCADIS Postbus 673 7300 AR Apeldoorn

ProAqua Turpinstr. 19 52066 Aachen

Bearbeitung: Planungsbüro Koenzen Dr. Uwe Koenzen Dipl.-Ing. (FH) Harald Grote Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ökol. Hans-Peter Henter

ARCADIS Arjan ter Harmsel MSc Wilco Klutman MSc

ProAqua M.S. Dipl.-Ing. Joachim Steinrücke

Für die

Bezirksregierung Münster Kreis Borken Gemeinde Südlohn (Dezernate 54.5 und 33) Domplatz 1-3 Burloer Str. 93 Winterswyker Str. 1 48143 Münster 46325 Borken 46354 Südlohn und

Waterschap Rijn en IJssel Provincie Gelderland Dienst Landelijk Gebied Regio Ost Liemersweg 2 Markt 11 Rosendaalstraat 64 7006 GG 6811 CG Arnhem 6824 CM Arnhem 3

Inhalt

1 Ausgangssituation ...... 4 Die Ziele ...... 4 Die Beteiligten ...... 4 Der Untersuchungsraum ...... 4 Die Aufgabe ...... 4 2 Planungsprozess ...... 5 Referenzzustand ...... 6 Bildung von Planungsabschnitten ...... 6 3 Ergebnisse ...... 8 Ergebnis der Planungen ...... 8 Auswirkungen der Maßnahmenplanung auf die Hochwasserschicherheit ...... 9 Auswirkungen auf die Gewässerökologie ...... 10 Auswirkungen der Maßnahmenplanung auf Niedrigwasser und Landschaftswasserhaushalt ...... 11 4 Fazit ...... 13

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Oberlauf der Schlinge in Deutschland - Regelprofilierung und große Einschnittstiefe überwiegen ...... 5 Abbildung 2: Mittellauf der Schlinge in den Niederlanden – regelprofilierte und stauregulierte Abschnitte wechseln sich ab ...... 5 Abbildung 3: Mittellauf der Schlinge in den Niederlanden im FFH-Gebiet Bekendelle in naturnahem Zustand ...... 5 Abbildung 4: Der wilde Bach ...... 6 Abbildung 5: Der gezähmte Bach ...... 7 Abbildung 6: Der repräsentative Bach ...... 7 Abbildung 7: Der artifizielle Bach ...... 8 Abbildung 8: Ist-Zustand und modelliertes Szenario HQ 100 ...... 10 Abbildung 9: Potenzielle Ertragssteigerungen und Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes durch Kulturstaue ...... 12

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1 Ausgangssituation

Die Schlinge / Bovenslinge ist ein grenzüberschreitendes Gewässer, das nach Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) bis 2015 bzw. 2027 so zu bewirtschaften ist, dass das Gewässer das gute ökologische Potenzial erreicht. Zudem sind die Aufgaben und Ziele der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (EG-HWRM-RL) umzusetzen. Im November 2011 fand vor diesem Hintergrund ein deutsch-niederländischer Workshop statt, in dem konkrete Ansätze zur Zusammenarbeit diskutiert wurden. Die Zielsetzung wurde in Arbeitsgruppen weiter konkretisiert.

Die Ziele Formuliert wurden kommunale Ziele, landwirtschaftliche Ziele, Ziele der Gewässerplanung, Straßenplanung etc. Das Leitmotiv des Gesamtprojektes ist die Möglichkeit, Synergieeffekte zu schaffen und zur Umsetzung der notwendigen Maßnahmen das Instrument der Flurbereinigung und seine Vorteile zu nutzen. Im Rahmen des Projektes sollte daher ein grenzüberschreitendes Gewässerkonzept für die Schlinge / Bovenslinge erarbeitet werden, welches diesen Anforderungen gerecht wird.

Die Beteiligten Die Ausgestaltung der gesamtheitlichen Gewässerplanung erfolgte unter Beteiligung der Waterschap Rijn en IJssel, der niederländischen Flurbereinigungsbehörde DLG, der Provincie Gelderland, der Bezirksregierung Münster (deren Flurbereinigungsbehörde und deren Dezernat Wasserwirtschaft), vom Kreis Borken und der Gemeinde Südlohn sowie zeitweise von Straßen NRW, den Wasser- und Bodenverbänden sowie der örtlichen Landwirtschaft, um eine gesamtheitliche und gesellschaftlich akzeptierte Lösung zu finden. Hierbei liegt die Betonung auf der internationalen und interdisziplinären Zusammenarbeit.

Der Untersuchungsraum Das Projektgebiet erstreckt sich auf einer Lauflänge von rund 27 km, die zu gleichen Teilen in den Niederlanden und in Deutschland liegen. Dieses Teileinzugsgebiet der Schlinge / Bovenslinge hat eine Größe von etwa 90 km² und eine Nord-Süd-Ausdehnung von durchschnittlich 3 - 5 km sowie eine Ost-West-Ausdehnung von ca. 20 km. Die Schlinge / Bovenslinge fließt von Südlohn westwärts über Oeding nach Winterswjk, wo sie als Bielheimerbeek und weiter als Oude IJssel in die IJssel mündet

Die Aufgabe Für das Gewässer sollte ein gesamtheitliches Gewässerkonzept erstellt werden, welches den vielfältigen Ansprüchen an das Gewässer und an sein Umfeld Rechnung trägt und die umfassenden Synergieeffekte erschließt. Im vorliegenden Kurzbericht werden die Ergebnisse stark komprimiert dargestellt. Eine Darstellung des Ist-Zustandes erfolgt in knapper Form, da sie u.a. aus der umfangreichen Dokumentation zur EG-WRRL entnommen werden kann. Eine umfassende kartographische und tabellarische Ergebnisdarstellung stehen auf der Homepage www.brms.nrw.de/schlinge-projekt zum Download zur Verfügung.

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Abbildung 1: Oberlauf der Schlinge in Deutschland - Abbildung 3: Mittellauf der Schlinge in den Niederlanden – Regelprofilierung und große Einschnittstiefe regelprofilierte und stauregulierte Abschnitte überwiegen wechseln sich ab Aufgrund der intensiven Bewirtschaftung des Einzugsgebietes ist die Schlinge strukturell auf weiten Strecken sehr stark überprägt (siehe Abbildung 1 und Abbildung 3). Es wird daher angestrebt, das Gewässer in einen natürlicheren Zustand zu überführen (siehe Abbildung 2). Hierbei sind die teils divergierende, teils synergistische Anforderungen der Landwirtschaft, der Stadtentwicklung, des Tourismus, des Hochwasserschutzes und des Naturschutzes zu berücksichtigen.

Abbildung 2: Mittellauf der Schlinge in den Niederlanden im FFH-Gebiet Bekendelle in naturnahem Zustand 2 Planungsprozess

Die Erstellung des grenzüberschreitenden Gewässerkonzeptes für das Einzugsgebiet der Schlinge- Bovenslinge erfolgte mit dem Instrument der Flusslandschaften. Dies ist ein im Rahmen der Regionale 2016 entwickeltes Planungstool, welches speziell für die Region Münsterland entwickelt wurde und ein transparentes Vorgehen in der internationalen Planung ermöglicht: die „Gesamtperspektive Flusslandschaften: Werkzeuge und Spielregeln für die Zukunft unserer Flüsse“ (siehe http://www.regionale2016.de/de/projekte/grundlagenprojekte/flusslandschaften.html). Durch die beteiligten Fachbüros wurden Vorschläge, wie u.a. Flussraumtypen- und Maßnahmenvorschläge, für die Diskussion vorbereitet. Die Diskussion erfolgte im Rahmen einer Arbeitsgruppe durch die Waterschap Rijn en IJssel, die niederländische Flurbereinigungsbehörde DLG, die Provincie Gelderland, die Bezirksregierung Münster, deren Flurbereinigungsbehörde und deren Dezernat Wasserwirtschaft, den Kreis Borken und die Gemeinde Südlohn sowie zeitweise durch Straßen NRW, die Wasser- und Bodenverbände sowie durch die örtliche Landwirtschaft.

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Referenzzustand Als Grundlage für die Ausrichtung der Gewässerentwicklung wird die Gewässertypologie und Leitbildbeschreibung herangezogen.

In NRW entspricht die Schlinge dem Gewässertyp 14 ‐ einem sandgeprägten Tieflandbach. In den Niederlanden entspricht sie dem Typ R5: "Langzaam stromende middenloop / benedenloop".

Bildung von Planungsabschnitten Auf Grundlage bestimmter Rahmenparameter, wie Leitbild, hydraulische und hydrologische Anforderungen, Stützung des Basisabflusses, bestehende Siedlungsflächen, Natur- und Landschaftsschutzgebiete, FFH-Gebiete und der landwirtschaftlichen Nutzung, wurden planerisch homogene Abschnitte gebildet. Für jeden der so gebildeten Abschnitte – die sogenannten Flussetappen – wird als Ergebnis der Diskussion aus Sicht der Landwirtschaft, des Hochwasserschutzes, der Stadtentwicklung und des Naturschutzes ein Entwicklungsziel, die so genannten Flussraumtypen, festgehalten. Die Planungsabschnitte mit den zugeordneten Flussraumtypen sind in den Karten im Anhang dargestellt. Grundsätzlich stehen hier vier Haupttypen, der wilde Bach, der gezähmte Bach, der repräsentative Bach und der artifizielle Bach als Szenarien für die Beschreibung der Entwicklungsziele zur Verfügung. Sie beschreiben schematisch den Ziel-Zustand. Der wilde Bach ist der Flussraumtyp, der dem natürlichen Zustand der heimischen Bäche und Flüsse am nächsten kommt. Er hat eine natürliche Gewässersohle und naturnahe Ufer, die den typischen Gewässerarten ausreichend Lebensräume bieten. Bestehende Bauwerke im Gewässer werden zurückgebaut. Zudem wird dem Gewässer ausreichend Raum gegeben, um sich frei entwickeln zu können. Dieser Raum ist nötig, da viele heimische Fließgewässer natürlicherweise ihr Gewässerbett verlagern, wodurch sich in den Auen Restwasserbereiche, so genannte Auengewässer, ausbilden, die Abbildung 4: Der wilde Bach ihrerseits wichtige Refugien für zahlreiche Arten darstellen. Neben diesen ökologischen Belangen gibt es auch einige Nutzungen, die am wilden Bach realisierbar sein können. Solche Nutzungen sind zum Beispiel geführte Kanutouren, punktuelle Zugänge zum Gewässer (Stichwort „Natur erleben“) und auch der Hochwasserschutz.

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Der gezähmte Bach ermöglicht am Gewässer eine verstärkte Nutzung der Auen. Im Vergleich zum wilden Bach kommen vor allem agrarische Nutzungen hinzu, die ökologische Aspekte berücksichtigen. So kann die Aue landwirtschaftlich genutzt werden. Auch gibt es naturnahe Nutzungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel der Anbau von naturtypischen Energiepflanzen statt Mais. Der Bereich, in welchem das Gewässer über seine Ufer treten darf, ist, im Gegensatz zur natürlichen Auenbreite, meist eingeschränkt worden, um außerhalb dieses „Entwicklungskorridors“ intensive Landwirtschaft betreiben zu können. Zudem gibt es vermehrt Kontaktpunkte Abbildung 5: Der gezähmte Bach zwischen Gewässer und „Kultur“landschaft. So können innovative Brückenbauwerke und die Integration von Kulturbauwerken, wie Höfen und Mühlen dem Besucher seit Jahrhunderten bestehende Verbindungen von Gewässer und Mensch verdeutlichen.

Der repräsentative Bach findet sich in den Siedlungslagen. Dort können verstärkt bauliche Akzente gesetzt werden. So sollen sich öffentliche Plätze und Gebäude in ihrer Gestaltung wieder zum Gewässer hin öffnen. Dadurch entstehen attraktive Aufenthaltsorte und das Gewässer tritt verstärkt ins Bewusstsein der Menschen. Die Nähe zwischen Mensch und Gewässer soll auch genutzt werden, um die Bedeutung von Themen, wie dem Hochwasserschutz oder der Wasserqualität, zu erläutern und um die Akzeptanz für nötige Maßnahmen zu erhöhen.

Abbildung 6: Der repräsentative Bach

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Der artifizielle Bach ist ein Flussraumtyp der sehr stark überprägten Fließgewässerabschnitte. Zu diesen Bereichen gehören vollständig überbaute Gewässer in Stadt- oder Industrielagen sowie eingedeichte Fließgewässer. In diesen Bereichen kann das Gewässerumfeld sehr kreativ gestaltet werden, da weitergehende Maßnahmen kaum umsetzbar sind. Einzig eine naturnahe, durchgängige Gewässersohle sollte gegeben sein, damit Fische und andere Gewässerbewohner diese Abschnitte unbeschadet passieren können.

Abbildung 7: Der artifizielle Bach

3 Ergebnisse

Ergebnis der Planungen Aufbauend auf den Flussraumtypen als Zielzustand haben die Beteiligten Maßnahmen identifiziert, die den Anforderungen der Landwirtschaft, der Stadtentwicklung, des Hochwasserschutzes, des Klimawandels und des Naturschutzes gerecht werden. Das Konzept basiert auf einer Verbesserung der Hochwassersituation, des Niedrigwassermanagements und der Gewässerökologie unter Verwendung von Synergien. Durch die Umsetzung der konzeptionell abgeleiteten Maßnahmen zur Strukturverbesserung des Gewässers werden sich positive Effekte auf die Gewässerökologie, die Hochwasser- und Niedrigwassersituation einstellen. Die Auswirkungen werden im folgenden Kapitel beispielhaft beschrieben. Überblicksweise wurden die entsprechenden Maßnahmen für den zutreffenden Gewässerabschnitt in den sogenannten Maßnahmenkarten dargestellt und tabellarisch in den Maßnahmentabellen zusammengefasst. Das detailierte Vorgehen kann dem „Abschlussbericht des Grenzüberschreitenden Gewässerkonzeptes Schlinge / Bovenslinge“ entnommen werden. Die Maßnahmenkarten und -tabellen sowie der Abschlussbericht stehen auf der Homepage www.brms.nrw.de/schlinge-projekt zum Download zur Verfügung.

Nachfolgend werden beispielhaft besondere Laufabschnitte – wie die Hochwassersituation der Siedlungslage Oeding –, die gewässerökologischen Effekte sowie die Wirkungen auf den Landschaftswasserhaushalt dargestellt.

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Auswirkungen der Maßnahmenplanung auf die Hochwasserschicherheit Durch die Umsetzung der geplanten Maßnahmen im und am Gewässer kann für die Kommunen an der Schlinge / Bovenslinge die Hochwassersicherheit bis zu einem 100 jährlichen Abflussereignis erreicht werden. Die Rückhaltung des Hochwassers im Oberlauf bewirkt eine Entspannung der Hochwasserbelastung in den Niederlanden gemäß der Oberlieger-/Unterlieger-Thematik durch eine Verringerung der Intensität der Abflussspitzen.

Derzeit besteht in Oeding eine besondere hydraulische Situation - die Hochwassersicherheit des Ortskernes ist aufgrund der bestehenden Querbauwerke und des hydraulisch nicht leistungsfähigen Gerinnes nicht in ausreichendem Umfang gegeben. Das Ziel des Konzeptes stellt für diesen Bereich die Sicherstellung der Hochwassersicherheit sowie die ökologische Längsdurchgängigkeit dar. Da die Schlinge im Siedlungsgebiet von Oeding oberhalb der Mühle keine hydraulisch ausreichende Leistungsfähigkeit aufweist, wurde ein Bypass zur Entlastung südlich um Oeding planerisch entwickelt und im hydraulischen Modell berücksichtigt. Dieses Umgehungsgerinne (Bypass) würde zudem als Fischpass dienen und so die Durchgängigkeit in einem zentralen Bereich der Schlinge ermöglichen. Die Kombination der gewässerökologischen Maßnahmen im bzw. am Gewässer zusammen mit der Anlage des Bypass in Oeding führt dazu, dass in Oeding bei einem HQ 100 keine relevanten Überflutungen mehr auftreten. Dem modellierten Szenario ist eine 100% Umsetzung des Konzeptes zugrunde gelegt. Für die Verbesserung der Hochwassersicherheit wurde ein Grundgerüst an Maßnahmen in die Planung und in die Modellierung einbezogen, so dass sich diese Maßnahmen untereinander in ihrer Wirkung beeinflussen und ergänzen. Die unten stehende Abbildung 8 zeigt einen Ausschnitt des modellierten Szenarios im Bereich der Ortschaft Oeding. In hellblau sind die derzeitigen Überflutungsflächen dargestellt. Dunkelblau umrandet mit schwarzer Schraffur sind die reduzierten Überflutungsflächen im Planungszustand.

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Abbildung 8: Ist-Zustand und modelliertes Szenario HQ 100

Auswirkungen auf die Gewässerökologie Die geplanten gewässerökologischen Maßnahmen (unter Berücksichtigung der Ziele der EG-WRRL) bilden die Grundlage für die positive Entwicklung der Gewässerbiozönosen. Maßgeblich für die im Gewässer vorkommenden Arten sind dabei die Längsdurchgängigkeit sowie ein entsprechend strukturierter Lebensraum. Das heißt, eine abwechslungsreiche Sohle, die von Sanden dominiert wird und auch Kiese, Totholz und Falllaub aufweist. Neben den unterschiedlichen Substraten wird die Sohle im Zielzustand von unterschiedlichen Wassertiefen und Strömungsgeschwindigkeiten gekennzeichnet. Die Strömung unterliegt einem mehrfachen Wechsel zwischen einem glatten und geriffelten Bild. Im Verlauf weist das Gewässer eine große Varianz in seiner Breite auf. In und nach Krümmungen sind zum Teil deutliche vegetationsfreie Substratablagerungen zu erkennen. Das Ufer ist zum großen Teil mit Gehölzen bewachsen, so dass sich ein abwechslungsreiches Licht-Schattenspiel auf dem Gewässer einstellt. Die Ufer werden zum Teil durch den Bewuchs stabilisiert. Durch die Baumwurzeln werden die Strukturen im Gewässer ergänzt. Die Gehölze im Ufer werden zum Teil unterspült. Die konzeptionelle Maßnahmenplanung greift u.a. fachliche Grundlagen und die Diskussion auf und leitet unter Berücksichtigung der abgestimmten Entwicklungsziele, hier den Flussraumtypen, entsprechende grundlegende Maßnahmen ab, um Entwicklungsprozesse im Lebensraum Gewässer zu initialisieren und grenzüberschreitend nachhaltig zu entwickeln (vgl. Maßnahmenkarten und – tabellen). Das Konzept zielt dabei auf die weiträumige Etablierung von Sekundärauen ab, die eine langfristige und nutzungskonforme naturnahe Gewässerentwicklung ermöglichen, da bei entsprechender Auslegung sowohl die sensiblen Vorflutverhältnisse als auch die Hochwassersicherheit gewährleistet bzw. verbessert werden.

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Dem Gewässer soll unter Berücksichtigung der weiteren Nutzungen Raum eingeräumt werden, in dem es sich eigendynamisch entwickeln kann. Somit schafft die Maßnahmenplanung das Grundgerüst für den geforderten ökologischen Zustand der Schlinge, der auf europäischer und nationaler Ebene gefordert wird. Durch Umsetzen von Maßnahmen wie den Bypass in Oeding und einer entsprechenden gewässerverträglichen, extensiven Gewässerunterhaltung, die die initialisierten Prozesse fördert, können die Zielvorgaben in Deutschland für die Schlinge erreicht werden. Die WRRL fordert für alle Fließgewässer den guten ökologischen Zustand bzw. an der Schlinge aufgrund ihrer HMWB-Ausweisung bis 2015, spätesten bis 2027 das gute ökologische Potenzial. Um dieser europäischen Forderung gerecht zu werden, müssen entsprechende Maßnahmen in und an der Schlinge umgesetzt werden. Die Verzahnung von Maßnahmen im Gewässer und seinem Umfeld sind für die Zielerreichung erforderlich. Die Umsetzung der Maßnahmen stellt einen ersten Schritt auf dem Weg zur Zielerreichung der Umweltanforderungen der WRRL dar.

Auswirkungen der Maßnahmenplanung auf Niedrigwasser und Landschaftswasserhaushalt Auf Grund der weitreichenden Dränierung des oberen Einzugsgebietes der Schlinge werden die Niedrigwasserabflüsse im Sommer stark reduziert und die angrenzenden Flächen sowie die Gewässer trocknen aus. Die geplante gezielte wasserwirtschaftliche Nutzung der künstlichen Entwässerungsgräben durch Kulturstaue dient vorrangig den Landnutzern / Landwirten und untergeordnet dem Landschaftswasserhaushalt und damit der Gewässerökologie. Durch diese historische Nutzungsform der Gewässer wird lokal das Wasserdargebot bzw. die Grundwasserverfügbarkeit erhöht. Sie ermöglicht es den Landnutzern / Landwirten das Grundwasserdargebot (pflanzenverfügbares Wasser) auf die Bedürfnisse der Kultur abzustimmen und im Sommer gegebenenfalls auf Bewässerungsmaßnahmen u. Ä. zu verzichten. Durch dieses Wassermanagement kann eine nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser erfolgen. Da der Kulturstau nur im Niedrig- oder Normalwasserfall wirksam ist, hat er keine Auswirkungen auf die Hochwassersicherheit. Diese wird nicht negativ beeinflusst. Erst wenn durch den Kulturstau das Grundwasserdargebot soweit erhöht wird, dass es nicht mehr von den Kulturpflanzen für Zellatmung, Nährstoff- und Assimilattransport benötigt wird, erfolgt eine Erhöhung / Stützung des Basisabflusses. Im Frühjahr und Herbst kann der Bewuchs vernachlässigt werden, es tritt eine unmittelbare Stützung des Basisabflusses auf. In Trockenperioden, wie im Sommer, stellen Kulturstaue einen Wasserspeicher dar, der es den Landnutzern ermöglicht, das Oberflächenwasser über einen längeren Zeitraum zu nutzen. Aus dieser Puffereigenschaft leitet sich auch die Niedrigwasserstützung der Kultustaue im Sommer, aufgrund seiner latenten Versickerung, ab. Bei einer ersten Modellrechnung wurde im Grundwassermodell eine Anhebung des Wasserspiegels in den bestehenden, künstlichen Entwässerungsgräben um 50 cm simuliert. Das Ergebnis dieser ersten Simulation ist der unten stehenden Abbildung 9 zu entnehmen. Das Ausmaß der potenziellen Ertragssteigerung ist in unterschiedlichen Grüntönen dargestellt. Die hellgrüne Farbe kennzeichnet Bereiche mit keiner oder geringer potenzieller Ertragssteigerung, die dunkelgrüne Farbe Bereiche mit einer Verbesserung um 5-15 %. Es ist deutlich zu erkennen, dass eine landwirtschaftliche Ertragssteigerung erreicht werden kann. In die Betrachtung sind keine extremen Ereignisse eingeflossen, so dass es bei extremen Witterungen (Trocken- oder Regenperioden) zu Abweichungen kommen kann.

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Weiterhin können sich Kulturstaue aufgrund ihrer Funktion als Sandfang positiv auf den Chemismus des Gewässers und somit auf die Gewässerökologie auswirken. Die Maßnahme der Kulturstaue in den Entwässerungsgräben dient dazu, das Wasserdargebot besser zu managen. Dies stabilisiert einerseits die Niedrigwasser-Situation in Trockenzeiten, als auch die Entwässerung in feuchten Zeiten. Das Ziel ist eine gleichmäßigere Wasserführung und eine mögliche Ertragssteigerung durch nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Wasser. Der Ausgleich der Wasserführung im Oberlauf kommt der Bewirtschaftung der unterhalb gelegenen Flächen zu Gute. Zudem wird durch diese Maßnahmen auch die Gewässerökologie positiv beeinflusst.

Abbildung 9: Potenzielle Ertragssteigerungen und Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes durch Kulturstaue

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4 Fazit

Das grenzübergreifende Gewässerkonzept Schlinge / Bovenslinge wird den Anforderungen des Hochwasserschutzes, des Niedrigwassermanagements und der Gewässerökologie gerecht. Es integriert die Ziele der Landschaftsplanung, der Siedlungsentwicklung, der Straßenplanung und der Landwirtschaft. Das Gewässerkonzept Schlinge / Bovenslinge bietet mit der konzeptionellen Maßnahmenplanung einen Ansatz zur Erreichung der gesetzten Ziele. Bei Umsetzung der Maßnahmen kann die Gewässerqualität so verbessert werden, dass die Anforderungen der EG-WRRL an ein naturnäheres Gewässer erfüllt werden können. Zudem kann ein Hochwasserschutz bis zu einem hundertjährlichen Hochwasserereignis der Kommunen im Plangebiet erreicht werden. Es bietet sich eine schrittweise Umsetzung an, beispielsweise durch kleinere Pilot-Flächen, an denen richtungsweisende Umgestaltungen vorgenommen werden. Hierzu könnte die Auswirkung der Kulturstaue oder von Sekundärauen vorgestellt, erprobt und gegebenenfalls angepasst werden. Diese Fließstrecken und Flächen müssen in Relation zum betrachteten Raum eine gewisse Größe aufweisen, damit merk- und messbare Auswirkungen dokumentiert werden können. Für die Umsetzung ist eine detaillierte Maßnahmenplanung auf Basis des vorliegenden Konzeptes erforderlich. Diese muss u.a. die genehmigungsrechtlich relevanten hydraulischen oder ökologischen Auswirkungen und ihre Wirksamkeit ermitteln und darstellen. Die größte Restriktion bei der Umsetzung ist der Flächenbedarf und damit die Flächenverfügbarkeit. Durch die intensive Landwirtschaft besteht hier ein erheblicher Zielkonflikt. Zur Lösung empfiehlt sich somit das angestrebte Flurbereinigungsverfahren. Weiterhin ist es notwendig, alle beteiligten Akteure und Institutionen in den Planungs- und Umsetzungsprozess einzubinden. Dies wurde bereits während der konzeptionellen Projektbearbeitung umgesetzt. Auf niederländischer Seite waren die Watershap Rijn en IJssel, die Flurbereinigungsbehörde DLG und die Provincie Gelderland im Arbeitskreis vertreten. Auch hier wurde ebenfalls die Stadt über das Projekt informiert. Auf deutscher Seite waren die Bezirksregierung Münster mit den Dezernaten Wasserwirtschaft und Flurbereinigung, die untere Wasserbehörde des Kreises Borken und die Gemeinde Südlohn am Arbeitskreis beteiligt. Die Ergebnisse der Maßnahmenplanung wurden den Wasser- und Bodenverbänden Obere und Untere Schlinge sowie den Kreis- und den Ortslandwirten vorgestellt.

Grenzüberschreitendes Gewässerkonzept Schlinge / Boven Slinge Übersichtskarte Flussraumtypen Deutschland

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Legende Bezirksregierung Münster Nevinghoff 22 Postbus 148 Flussraumtypen Einzugsgebiet der Schlinge / Projektgebiet 48143 Münster 7000 AC Doetinchem Artifizieller Bach Repräsentativer Bach Telefon: 0251/411-0 Telefon: (0314) 369 369 Lage der bemaßten Querprofile Telefax: 0251/411-2525 Repräsentativer Bach, Telefax: (0314) 343 258 Rückstau beseitigen Sonstige Grenze D / NL

!( Stationierung Grenzüberschreitendes Gewässerkonzept Querbauwerke Projekt: Schlinge / Boven Slinge " Durchgängigkeit geplant " Rückbau geplant Darstellung: Übersichtskarte Flussraumtypen " durchgängig Deutschland " nicht durchgängig Gezähmter Bach Wilder Bach gefertigt: 06/2014 von Zellmer/ Grote Maßstab: 1 : 15.000 Gezähmter Bach, Wilder Bach, Rückstau Gewässer gezeichnet: 06/2014 von Zellmer/ Grote Zeichnungs-Nr.: 2.1 beseitigen Rückstau beseitigen nicht betrachtete Nebengewässer Der Entwurfsaufsteller: betrachtete Nebengewässer Planungsbüro Koenzen Schlinge / Boven Slinge ± Hilden im Juni 2014 Grenzüberschreitendes Gewässerkonzept Schlinge / Boven Slinge Übersichtskarte Flussraumtypen Niederlande

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Legende Bezirksregierung Münster Nevinghoff 22 Flussraumtypen Einzugsgebiet der Schlinge / Projektgebiet Postbus 148 48143 Münster 7000 AC Doetinchem Artifizieller Bach Repräsentativer Bach Lage der bemaßten Querprofile Telefon: 0251/411-0 Telefon: (0314) 369 369 Repräsentativer Bach, Telefax: 0251/411-2525 Telefax: (0314) 343 258 Rückstau beseitigen Sonstige Grenze D / NL

!( Stationierung Grenzüberschreitendes Gewässerkonzept Querbauwerke Projekt: Schlinge / Boven Slinge " Durchgängigkeit geplant " Rückbau geplant Übersichtskarte Flussraumtypen " Darstellung: durchgängig Niederlande " nicht durchgängig Gezähmter Bach Wilder Bach gefertigt: 05/2014 von Zellmer/ Grote Maßstab: 1 : 15.000 Gezähmter Bach, Gewässer gezeichnet: 05/2014 von Zellmer/ Grote Zeichnungs-Nr.: 2.2 Rückstau beseitigen Wilder Bach, Rückstau beseitigen nicht betrachtete Nebengewässer Der Entwurfsaufsteller: betrachtete Nebengewässer Planungsbüro Koenzen Schlinge / Boven Slinge ± Hilden im Mai 2014 14

Bezirksregierung Münster Domplatz 1-3, 48143 Münster

Telefon: 0251 411-0 Telefax: 0251 411-82525 [email protected] www.brms.nrw.de