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725 Jahre Esingen – Beiträge zur Geschichte Folge 1 Die Anfänge von Esingen Schon vor der ersten schriftlichen Erwähnung 1285 existierte das Dorf Esingen. Arbeit und Le- ben auf den Höfen in der Großfamilie erfolgte für viele Jahrhunderte in ähnlicher Weise. Um 1700 entstand die Streu- Die fruchtbaren Pinnauwiesen und die Verkehrsverbindung waren siedlung Ahrenlohe im entscheidende Faktoren bei der Ansiedlung des Urdorfes Esingen. Norden der Bauernvogtei Esingen. Personen, wie sie für einen Hof Aus dem Fleischvorrat von über dieser Größe üblich war, konn- 350 Pfund im März des Jahres Von Annette Schlapkohl te nur die Hälfte sitzen. Die 1797 ist zu erkennen, wie wich- Kinder auf den Höfen standen tig dieses Lebensmittel für die zu dieser Zeit generell zu Tisch. Versorgung auf dem Hof war. Esingen, das Urdorf der Stadt Sie redeten ihre Eltern zudem Der Braukessel und zwei Bier- , ist im Jahr 1285 in ei- mit „Sie“ an. Neben zehn höl- krüge, „Bierkruken“ genannt, ner Schenkungsurkunde von zernen Tellern, irdenen Schüs- geben einen Hinweis auf den Heinrich IV. von Barmstede an seln und Töpfen gab es auf dem regelmäßigen Konsum des da- das Kloster erstmalig Hof Witt auch noch Delfter mals gering alkoholhaltigen urkundlich erwähnt worden. Porzellan für besondere Tage. Getränkes. Trinkgefäße sind Somit begeht Esingen in die- nicht aufgeführt, aber ein „Bier sem Jahr seine 725-Jahrfeier. Die wertvollsten Hausgerät- Lechel“, eine Schöpfkelle, aus Doch ist das Dorf, von dem schaften waren ein großer Mes- der reihum getrunken wurde. 1285 Nutzungsrechte an das singkessel, ein kupferner Brau- Bis zur Einführung von Tee und Kloster Uetersen verschenkt Foto der Brinkkate, ein typisches Haus einer kleinen Esinger Bauernstelle, wie sie jahrhundertelang kessel zum Bierbrauen, ein Trog Kaffee war das Dünnbier neben worden sind, schon älter. ausgesehen haben (Grundriss des Hauses siehe unten). zum Brotbacken aus Eichen- dem Brunnenwasser das übli- che Getränk.

Streusiedlung Ahrenlohe Das verwaltungsmäßig zu Esin- Ausschnitt aus der lateinischen Urkunde vom 10. Februar 1285, in der Esingen erstmals erwähnt wur- gen gehörende Dorf Ahrenlohe de. Text: „colonos meos de Osterbruke Mur Lo et Esinge“. Übersetzung: „Meine Hintersassen (Kolo- entstand ab dem ausgehenden nisten) von Osterbruke Mur Lo und Esinge“. (Urkunde Klosterarchiv Uetersen) 17. Jahrhundert. Der erste Ah- renloher Hof war ein am alten ten der Tiermast. Das höher ge- chen Holzpflug gut geeignet. Haufendorf Esingen Ochsenweg, der heutigen Ah- legene Geestland mit seinem Die verhältnismäßig geringe renloher Straße, gelegenes Ge- Im heutigen Straßenverlauf sandigen Boden war zudem für Bodengüte des Geestbodens höft, heute im Besitz der Fami- Halloh und Riedweg in Esingen die Bearbeitung mit dem einfa- ließ den Roggenanbau vorherr- lie Hatje. Auf dem Gebiet von ließen sich die ersten Siedler Asperhorn, mittlerweile umge- wegen der natürlich gegebenen wandelt zum Gewerbepark Vorteile dieser Region nieder. In Oha, entstanden durch Rodun- unmittelbarer Nähe liegt der gen weitere Ahrenloher Siedler- Fluss Pinnau. Das wertvollste stellen. Die Ländereien der Kulturland der bäuerlichen Be- Backtröge gehörten zu den wertvollen Gegenständen der Höfe, neuen Ahrenloher Ansiedlun- völkerung war das Grasland an weil das zu ihrer Herstellung notwendige Eichenholz nicht frei zu gen lagen direkt um die Hofge- der Pinnau, welches bei Über- schlagen war, sondern aus der königlichen Hölzung des Esinger bäude, so dass eine weit von- schwemmungen jedes Mal mit Wohldes ausgewiesen und bezahlt werden musste. Exemplar des einander abgelegene Streusied- Schwebstoffen des Flusses ge- Volkskundlichen Museums der Kulturgemeinschaft in Esingen. lung entstand. düngt wurde. Der Fluss war auch als Verkehrsweg zu nut- schend werden. Außerdem holz und insbesondere eine Die in den Jahren nach der Re- zen, zu einer Zeit, in der es kei- wurden Buchweizen und Hafer „stählerne Schlaguhr“, welche formation ausgewiesenen ne befestigten Straßen gab. Ein angebaut und Gerste für die zu dieser Zeit als Luxusartikel Landstellen, das betraf alle Ah- weiterer Vorteil der Ansiedler Bierbrauerei. bezeichnet werden kann. Mit renloher Hofstellen aber auch war der Fischbestand in Bilsbek den beiden Wassereimern die östliche Erweiterung Esin- und Pinnau. Zum anderen be- Im Jahr 1464 gab es sieben Bau- fand sich ein üppiger Wald auf ernstellen im Dorf Esingen, einem Großteil des später gero- darunter wohl auch schon den deten, heutigen Stadtgebietes. in der Frese-Karte von 1588 mit Der Flurname „Bockhorn“, „Ternes“ bezeichneten Torne- welcher noch als Straßenname scher Hof. 1591 hatte sich die in Esingen existiert, weist auf Zahl der Hofstellen bereits auf einen solchen Ausläufer des 25 erhöht. Die Einwohner- Esinger Wohldes hin. Das Holz schaft der Bauernvogtei Esin- der großen Waldbestände war Auf diesem Ausschnitt der Frese-Karte von 1588 ist deutlich in der gen war sehr einfach gegliedert. nützlich für den Hausbau und Mitte das Haufendorf „Esens“ (Esingen) zu sehen. Die wasserreiche Sie setzte sich bis zur Eisen- die Befeuerung. Eicheln und Bilsbek, welche bei in die Pinnau floss und deren Lauf ver- bahnanbindung 1844 nur aus Bucheckern des Waldes dien- breiterte, erleichterte die Schifffahrt bzw. Flößerei Richtung . Ackerbau betreibenden Famili- en mit ihren Dienstkräften, Ta- gelöhnern und einigen Dorf- handwerkern zusammen. Eini- ge Arme, darunter überwie- gend ältere Frauen, wurden von der Armenkasse unter- stützt.

Jahrhundertelang lebten Mensch und Tier unter einem Dach. Im Bauernhaus wohnten neben den Hofbesitzern die Knechte und Mägde, die eige- nen Kinder und manchmal auch noch die Altbäuerin und Die Fleischvorräte haben ständig im Rauch gehangen. Noch bis der Altbauer. etwa 1962 wurden Speck und Schinken im Esinger Rauchhaus Ka- land unter das Dach gehängt. Foto von 1960, Lisa Knoop. Wohnung und Ernährung auf einem Esinger Hof musste vom Brunnen auf dem gens Richtung Prisdorf, wurden Ein Inventarverzeichnis aus Hofplatz alles Wasser geholt dem Kloster Uetersen wegen dem Jahr 1797 des 32 ha gro- werden. Zwei Lampen, die mit der Säkularisation nicht mehr ßen Esinger Bauernhofes Witt, dem übel riechenden Brenn- abgabepflichtig. Die Neubau- In de Hörn, gibt uns Aufschluss mittel Tran brannten, sorgten ern hatten ihre Abgaben nur an über die damaligen Lebens- auf der dunklen Diele für etwas das Amt zu leisten. und Vermögensverhältnisse. zusätzliches Licht neben dem Die Altbauern zahlten an das An beweglichem Mobiliar gab Feuer. Die vornehmlich dick- Amt Pinneberg und zusätzlich Grundriss des Esinger Hofes Nr. 23, der Brinkkate in der Esinger Kaffeetwiete, angefertigt von dem es nur sehr wenig. Es existierten breiigen täglichen Speisen aß weiter an das Kloster. Chronisten Christian Wegener bereits nach dem Abbruch des Hauses 1933. Tier und Mensch lebten ein Tisch und vier Stühle. Bei man mit einem Löffel direkt unter einem Dach. Fotos: Archiv Kulturgemeinschaft einer Anzahl von ca. 8 bis 10 aus der Schüssel. Fortsetzung folgt