Sozialbericht 2018

Soziales Landkreis Sozialbericht 2018

Aichwald

Lichtenwald Esslingen

Altbach Reichenbach

Hochdorf Denkendorf Leinfelden- Köngen Echterdingen Neuhausen Unterensingen Kirchheim Nürtingen

Neckartailfingen Weilheim Dettingen

Altdorf Großbettlingen Owen Bissingen Beuren Kohlberg

Neuffen Impressum

© LANDRATSAMT ESSLINGEN

Für die Richtigkeit der dargestellten Inhalte zeichnet das jeweils zuständige Fachamt.

Kreissozialamt Kreisjugendamt Amt für besondere Hilfen Amt für Soziale Dienst und psychologische Beratung Amt für Flüchtlingshilfe Sachgebiet Finanzen im Sozialbereich Sachgebiet Migration und Integration

Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, sind ohne Zustimmung nicht getattet.

Impressum Landratsamt Esslingen Dezernat Soziales Pulverwiesen 11 73726 Esslingen am

sozialdezernat @ lra-es. de

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Sozialbericht 2018 Sozialberichterstattung 2018

Nachdem wir für 2017 mit der Neukonzeption der Sozialberichterstat- tung für den Landkreis Esslingen begonnen haben, liegt nun die Fort- schreibung für 2018 vor. Für das Berichtsjahr 2017 wurde in einem ersten Schritt die Umstellung der Sozialberichterstattung zunächst mit der Darstellung der Leistungen zur Existenzsicherung, Sozialhilfe, Ar- beitsmarkintegration und weiterer Hilfen zur Überwindung sozialer Schwierigkeiten begonnen.

Die nun vorliegende Berichterstattung ist in zwei Teile gegliedert: Zum einen sind die im Landkreis derzeit vorgefundenen Sozialstrukturen im Kontext der unterschiedlichen Lebenslagen beschrieben. Zum anderen sind die aus rechtlichen Ansprüchen und Pflichtaufgaben erbrachten Leistungen und die Aufwendungen des Sozialen Leistungsbereichs dokumentiert.

Insgesamt beschreibt der vorliegende Bericht vier soziale Themenfelder aus den Bereichen • Existenzsicherung, Sozialhilfe, Arbeitsmarkintegration und weitere Hilfen zur Überwindung sozialer Schwierigkeiten • Kinder- und Jugendhilfe mit dem Fokus auf die Weiter­- entwicklung präventiver Hilfen im Rahmen des Kinderschutzes • Teilhabe, Rehabilitation und psychosoziale Hilfen • Migration und Integration Der Struktur- und Leistungsbericht 2018 gibt mit diesen Themen einen ersten umfassenden Überblick der Sozialen Lage mit den dazugehörigen Hilfen sowie der Inanspruchnahme der Leistungen.

Wir beabsichtigen, dieses Berichtsformat und das damit verbundene Fachwissen im Hinblick auf die sozialgesellschaftlichen Herausforderun- gen zielgerichtet und nachhaltig weiterzuentwickeln – insbesondere mit Blick auf die sozialpolitischen Weichenstellungen für den Landkreis.

Esslingen am Neckar im Juni 2019

Katharina Kiewel Dezernentin Soziales

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Sozialbericht 2018 I. Strukturbericht

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Strukturbericht 2018 Organigramm

Dezernat Soziales LANDRAT

Revisionsamt

Allgemeine Kreisangelegenheiten

DEZERNAT DEZERNAT DEZERNAT DEZERNAT DEZERNAT Zentrale Gesundheit Soziales Umwelt und Infrastruktur Steuerung Ordnung & Technik Verkehr

Sachgebiete

Finanzen im Sozialbereich

Migration und Integration

Kreissozialamt Kreisjugendamt Amt für besondere Amt Soziale Dienste Amt für Hilfen und Psychologische Flüchtlingshilfe Beratung

Sachgebiete Sachgebiete Sachgebiete Sachgebiete Sachgebiete

Sozialhilfe Beistand, Pfleg-, Eingliederungshilfe Sozialer Dienst Unterkünfte SGB XII Vormundschaft Esslingen Schwerbehinderten- Leistungen Recht und Fachberatung für ausweise Sozialer Dienst Soziale Dienst­ Kindertages­ Filderstadt leistungen betreuung Sozialpsychiatrischer Dienst für alte Sozialer Dienst Betreuungsbehörde, Wirtschaftliche Ju- Mensen (SOFA) Kirchheim Wohngeld, gendhilfe Bildungs- & Sozialpsychiatrischer Sozialer Dienst Teilhabepaket Ausbildungs­ Dienst (SpDi) Kirchheim / Stadt für WG-Empfänger förderung / und Kinderzulage- Unterhaltsvorschuss Interdisziplinäre Früh- Sozialer Dienst bezieher förderstelle (IFS) Nürtingen Kreisjugendreferat Altenhilfeplanung Beratungsstelle Psychologische Sucht und Prävention Beratung und Sozialhilfeplanung Frühe Hilfen Behindertenhilfe- und Psychiatrieplanung Jugendhilfe­planung

Kreisbehinderten­ beauftragte (kBB)

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Strukturbericht 2018 Existenzsicherung, Sozialhilfe Kinder- und 1 und weitere Hilfen 2 Jugendhilfe

1.1 11 Arbeitsmarktpolitische Instrumente 2.1 31 Hilfen zur Erziehung und 1.1.1 11 Integration in den Arbeitsmarkt Eingliederungshilfen 1.1.2 14 Europäischer Sozialfonds für Deutschland (Ambulante und Stationäre Hilfen) 1.1.3 15 Tagesstrukturierende Beschäftigung 2.1.1 32 Soziale Dienste Programm – Neue Bausteine 2.1.2 36 Wirtschaftliche Jugendhilfe 1.1.4 16 Anerkennungsberatung 2.1.3 37 Erziehungshilfestationen 2.1.4 40 Jugendhilfeeinrichtungen 1.2 17 Hilfen zur Überwindung besonderer 2.1.5 45 Trägerverbund Schulbegleitung sozialer Schwierigkeiten 1.2.1 17 Wohnungslosenhilfe 2.2 46 Besondere Themenfelder 1.2.2 21 Fachstelle Mietschuldenübernahme 2.2.1 46 Erziehungs- und Familienberatung, 1.2.3 22 Angebote bei gewaltgeprägten Frühe Beratung und Hilfen Paarbeziehungen 2.2.2 52 Schutzauftrag der Jugendhilfe und Inobhutnahmen 1.3 25 Versorgung und Sorgestrukturen für 2.2.3 54 Hilfen für junge Volljährige ältere Menschen 2.2.4 55 Hilfen für unbegleitete minderjährige 1.4 29 Fazit Ausländerinnen und Ausländer

2.3 56 Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung 2.3.1 57 Kindertagesbetreuung in Einrichtungen und in der Kindertagespflege 2.3.2 60 Kindertageseinrichtungen 2.3.3 61 Kindertagespflege 2.3.4 64 Kinderschutz in der Kindertagesbetreuung

2.4 65 Kinder- und Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit 2.4.1 65 Offene Kinder- und Jugendarbeit 2.4.2 68 Jugendverbandsarbeit 2.4.3 69 Jugendsozialarbeit

2.5 75 Fazit

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Strukturbericht 2018 Teilhabe, Rehabilitation Migration und 3 und psychosoziale Hilfen 4 Integration

3.1 77 Eingliederungshilfe 4.1 91 Vorläufige Unterbringung und Anschlussunterbringung 3.1.1 77 Gesamtentwicklungen 3.1.2 78 Wohnen 4.2 92 Integration 3.1.3 81 Arbeit, Beschäftigung und Bildung 4.2.1 92 Betreuung und Beratung für Geflüchtete 3.1.4 83 Teilhabe und Inklusion 4.2.2 92 Bürgerschaftliches Engagement in der Flüchtlingshilfe 3.2 84 Schwerbehinderung 4.2.3 94 Bildung 3.3 84 Frühförderung 4.2.4 96 Interkulturelle Öffnung

3.4 85 Gerontopsychiatrie 4.3 97 Perspektiv- und Rückkehrberatung

3.5 87 Allgemeine Psychiatrie 4.4 98 Fazit

3.6 89 Prävention und Sucht 182 Abkürzungsverzeichnis

3.7 89 Fazit

Leistungsbericht ab Seite 100

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Strukturbericht 2018 8

Strukturbericht 2018 Allgemeine Statistik

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerung im Landkreis Esslingen

2008 bis 2018 zum 30.06. Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011

533.656 530.789

527.098

519.747 518.698

515.047 515.502 514.169 514.500 514.239

509.762

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Das statistische Landesamt Baden-Württemberg erhebt vierteljährlich die Bevölkerungsdaten der Landkreise. Für den Sozialleistungsbericht wurde für eine einheitliche Vergleichbarkeit als Stichtag der 30.6. jedes Jahres gewählt. Die Darstellung zeigt ab dem Jahr 2013 die Fortschrei- bung nach dem Zensus 2011.

Der Landkreis Esslingen liegt mit mehr als 830 Einwohnern pro Quadrat- kilometer weit über dem Landesschnitt von gut 300 Einwohnern pro Quadratkilometer.

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Strukturbericht 2018 Existenzsicherung, Sozialhilfe 1 und weitere Hilfen

DEZERNAT Soziales

Kreissozialamt Kreisjugendamt Amt für Amt Soziale Amt für besondere Dienste und Flüchtlingshilfe Hilfen Psychologische Beratung

Arbeitsmarkt- politische Hilfen zur Überwindung Versorgung und Instrumente besonderer sozialer Sorgestrukturen für Schwierigkeiten ältere Menschen

Kooperationen mit Freien Trägern

Integration Tagesstrukturierende Anerkennungsbera- ESF Wohnungslosenhilfe: Angebote bei in den Beschäftigung im tung für im Ausland Europäischer gewalt­geprägten Arbeitsmarkt Rahmen – KVJS Neue erworbene Berufs- Sozialfonds Bausteine und Bildungsab- Paarbeziehungen: schlüsse SGB II Jobcenter SGB II Kooperationen mit Jobcenter Fachstelle Freien Trägern Mietschulden- übernahme (Prävention)

Kooperationen mit Freien Trägern

EHAP Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen

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Strukturbericht 2018 1.1 Arbeitsmarktpolitische Instrumente

1.1.1 Integration in den Arbeitsmarkt

Arbeitsmarktprogramm 2018 Das Jobcenter Esslingen konnte 2018 wichtige Vorhaben umsetzen und Ziele erreichen. 557 Teilnehmende haben Kurse zur beruflichen Weiter- bildung besucht, die Arbeitssuchende für den ersten Arbeitsmarkt wett­bewerbsfähig machen und – wenn möglich – zu Fachkräften qualifi- zieren sollen (Berichtsmonat Dezember 2018, vorläufige Daten). Damit wurde das Niveau der Förderungen für Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfänger im Vergleich zum Vorjahresmonat nahezu erreicht (565 Teilnehmende an beruflicher Weiterbildung, Berichtsmonat Dezem- ber 2017, endgültiger Wert).

Auch Jugendliche erhalten Unterstützung in Form einer Förderung im Rahmen der Berufswahl bzw. -ausbildung. Hierunter fallen Einstiegsqua- lifizierungen, ausbildungsbegleitende Hilfen, außerbetriebliche Berufs- ausbildungen oder die assistierte Ausbildung. Im vergangenen Jahr konnten 81 Personen eine Förderung erhalten (Berichtsmonat Dezem- ber 2018, vorläufige Daten).

Ein wichtiger Baustein der Unterstützung von Langzeitarbeitslosen ist die öffentlich geförderte Beschäftigung. Über das Instrument der Ar- beitsgelegenheiten wurde von Januar bis einschließlich Dezember 2018 457 Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfängern die Chance geboten, dem ersten Arbeitsmarkt näher zu kommen (Berichtsmonat Dezember 2018, vorläufige Daten; 2017: 416 Personen).

66 langzeitarbeitslose Personen erhielten die Möglichkeit, im Arbeitsle- ben wieder Fuß zu fassen. Mit Hilfe der Förderung von Arbeitsverhält- nissen konnten diese Personen 2018 eine sozial geförderte Beschäfti- gung aufnehmen (Berichtsmonat Dezember 2018, vorläufige Daten). Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres wurden 46 Personen integriert (Berichtsmonat Dezember 2017, endgültiger Wert).

Neben der Förderung über das Budget für Eingliederungsleistungen wurden die Angebote der Sprachförderung über das Bundesamt für Migra- tion und Flüchtlinge (BAMF) intensiv genutzt. So haben 1.137 Personen ­ im Dezember 2018 an Integrations- und Deutschkursen teilgenommen. Im Dezember 2017 waren es 1.519 Personen.

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Strukturbericht 2018 Arbeitsmarktprogramm 2019 Das Budget von insgesamt 16,09 Millionen Euro für Eingliederungsleis- tungen ist Basis für die Planung der verschiedenen Förderinstrumente.

Schwerpunkt des Arbeitsmarktprogramms: • Die berufliche Weiterbildung wird mit 14,9 Prozent weiterhin einen großen Anteil an Investitionen bei der Budgetplanung bilden. Damit sollen mindestens 578 Personen gefördert werden. • Mit 22,7 Prozent des Eingliederungsbudgets sind Maßnahmen zur Aktivierung für 2.335 Arbeitslose vorgesehen, mit denen eine Integration in Arbeit vorbereitet werden kann (wie z. B. Praktika bei Arbeitgebern/Arbeitgeberinnen, Maßnahmen für Alleinerziehende und (schwerst-) behinderte Menschen). • Mit Eingliederungszuschüssen an Arbeitgeber/Arbeitgeberinnen sollen 215 Einstellungen von Langzeitarbeitslosen gefördert werden. Dafür sind 10,4 Prozent des Budgets vorgesehen. • Für Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation werden 4,5 Prozent und für Arbeitsgelegenheiten 6,8 Prozent des Budgets vorgehalten.

Das Maßnahmenportfolio des Jobcenters beinhaltet Angebote für alle Personengruppen. Neben den klassischen Maßnahmen sind spezielle Maßnahmen für Geflüchtete weiterhin Bestandteil.

Förderung von Arbeitsverhältnissen und Soziale Teilhabe

Projektansatz Soziale Teilhabe Im Rahmen eines mit der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit und dem Diakonieverband Baden-Württem- berg ins Leben gerufenen Modells zur sozialen Teilhabe für langzeitar- beitslose Menschen (Konzeptansatz) wurden im Jahr 2018 zehn Perso- nen durch das Land Baden-Württemberg (sog. Passiv-Aktiv-Tausch) gefördert. Partner/Partnerin im Landkreis Esslingen sind der Kreisdiako- nieverband und die Esslinger Beschäftigungsgesellschaft. Eine Teilneh- merin hat 2019 das Beschäftigungsverhältnis beendet. Förderungen der verbleibenden neun Teilnehmenden wurden für das Jahr 2019 verlän- gert. Hier soll eine Vermittlung in eine reguläre Beschäftigung erfolgen.

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Strukturbericht 2018 Regelförderung von Arbeitsverhältnissen War für Arbeitslose die Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung trotz verstärkter vermittlerischer Tätigkeit und Einsatz verschiedener arbeitsmarktpolitischer Instrumente nicht realisierbar, konnten diese durch das Instrument Förderung von Arbeitsverhältnissen in ein gefördertes Beschäftigungsverhältnis integriert werden. Dies galt insbesondere für die Gruppe der Langzeitarbeitslosen. Die für das Jahr 2018 geplanten 40 Förderungen konnten alle aktiviert werden.

Einführung neuer Instrumente des Teilhabechancengesetzes Die erfolgreiche Implementierung der ab 01.01.2019 zur Verfügung stehenden Instrumente der Sozialen Teilhabe ist ein operatives Schwer- punktthema im Jahr 2019. D. h. alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber der Wirtschaft, die Kommunen sowie die Trägerinnen und Träger der freien Wohlfahrtspflege kennen die neuen Förderinstrumente und werden durch das Jobcenter intensiv beraten. Das Jobcenter des Landkreises Esslingen hat im Verhältnis zu den anderen Jobcentern in Baden-Württemberg bereits einen hohen Anteil an Maßnahmeteilneh- menden im Bereich des Sozialen Arbeitsmarktes / der Sozialen Teilhabe. Für eine erfolgreiche Umsetzung begannen die Vorbereitungsarbeiten bereits im zweiten Quartal 2018. Für das Jahr 2019 sind 80 Förderungen über das Instrument Teilhabe am Arbeitsmarkt und 40 Fälle über das Instrument Förderung von Langzeitarbeitslosen eingeplant. Erste geför- derte Arbeitsverhältnisse wurden bereits im Januar realisiert.

Modellprojekt – Familienzentrierter Ansatz Am Standort Esslingen hat das Jobcenter 2018 mit der Methode des familienzentrierten Ansatzes eine ganzheitliche Betreuung eingeführt. Eltern und Kinder am Übergang Schule–Beruf (13 bis 18 Jahre) werden gemeinsam von einer Integrationsfachkraft betreut, um eine „Vererbung“ des Hilfebedarfs bestmöglich zu verhindern bzw. zu durchbrechen.

Als besonders erfolgreich haben sich hierbei auch Informationsveran- staltungen zum Thema Übergang Schule–Beruf für Eltern in Zusammen- arbeit mit der Berufsberatung erwiesen, welche weiter ausgebaut werden sollen.

Die positiven Ergebnisse und ihre Wirkungen werden 2019 weiterentwi- ckelt. Zum einen bei der Gruppe der Familien mit einem schwerbehin- derten Kind, das an der Schwelle Schule–Beruf steht. Zum anderen wird der familienzentrierte Ansatz am Standort Nürtingen implementiert. Weiterhin wurde das Maßnahmenportfolio um Angebote weiterentwi- ckelt, die sich ganzheitlich um Familien kümmern. Im Rahmen der

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Strukturbericht 2018 Innovationsprojekte wurden auch Konzepte für Flüchtlingsfamilien und für Eltern während der Erziehungszeit aufgestellt. Die bestehenden lokalen Projekte des Europäischen Sozialfonds für Deutschland (ESF) werden zur Unterstützung des Ansatzes genutzt.

1.1.2 Europäischer Sozialfonds für Deutschland

Der Europäische Sozialfonds für Deutschland (ESF) ist das wichtigste Instrument der EU zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung in Europa. Durch den Sozialfond wird eine bessere Bildung, durch Ausbil- dung und Qualifizierung unterstützt. Dies trägt zum Abbau von Benach- teiligung am Arbeitsmarkt bei. Es erfolgt keine Arbeitsvermittlung; gefördert werden praxisnahe und arbeitsmarktbezogene Projekte auf regionaler und bundesweiter Ebene.

Die Programme bzw. Projekte des ESF sind zusätzliche Maßnahmen. Die Unterstützung des ESF darf nicht die regulären Mittel für die Ar- beitsmarktpolitik ersetzen. Deshalb ist eine Unterstützung von gesetz- lich geregelten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen bei ESF-geförder- ten Projekten nicht möglich. Dadurch werden Doppelstrukturen vermieden. Es soll sich um innovative, flankierende und ergänzende Hilfen in Projektform handeln, die an das zentrale Arbeitsmarktpro- gramm andocken können.

Der regionale ESF des Landes ist beim Landkreis angesiedelt. Unter dem Titel „Chancen fördern“ gelten folgende Förderschwerpunkte:

• Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit und der Teilhabechancen von Menschen, die besonders von Armut und Ausgrenzung bedroht sind • Vermeidung von Schulabbruch und Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit

Der Landkreis erhält pro Förderjahr 580.000 Euro. Diese Mittel gehen zu 100 Prozent in die Projekte über. Diese ESF-Förderung kommt grund- sätzlich nur für Projekte mit mindestens zehn Teilnehmenden in Be- tracht. Alle Projekte im Landkreis werden von freien Trägern/Trägerinnen umgesetzt.

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Strukturbericht 2018 Vier der bis 2018 laufenden Projekte sind ab 2019 in das Regelangebot GO!ES übergegangen, welches sich an sozial benachteiligte Jugendli- che richtet. Es entspricht der Zielsetzung des ESF, Inhalte von innovati- ven Projekten in das Regelsystem zu überführen, wenn sich diese bezüglich Übertragbarkeit, Anschlussfähigkeit und Nachhaltigkeit be- währt haben.

1.1.3 Tagesstrukturierende Beschäftigung Programm – Neue Bausteine

Der Landkreis Esslingen hat sich 2016 gemeinsam mit dem Jobcenter des Landkreises Esslingen für die Teilnahme am Programm Neue Bau­ steine in der Eingliederungs- und Wohnungslosenhilfe des Kommunal- verbandes für Jugend und Soziales (KVJS) beworben und eine Förder­ zusage für die Jahre 2017 und 2018 erhalten. Der Schwerpunkt lag auf Konzepten, die innovative Ansätze an der Schnittstelle von SGB XII zu SGB II entwickeln und erproben. Durch verbundene Hilfen sollte die Heranführung von langzeitarbeitslosen, wohnungslosen Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten und Vermittlungshemmnissen an Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse erleichtert werden.

Kooperationspartner/Kooperationspartnerinnen sind neben dem Jobcen- ter die Träger/Trägerinnen von arbeitsmarktintegrativen und tagesstruk- turierenden Maßnahmen sowie die freien Träger/Trägerinnen der Woh- nungslosenhilfe. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit durchgeführt. Durch die intensive Kooperation ist das gegenseitige Wissen über die jeweiligen Handlungsrahmen und das Wissen um die Integrationsbedarfe der Menschen in besonderen sozialen Schwierigkei- ten gestiegen.

Unter den Langzeitarbeitslosen gibt es zahlreiche Personen, die auf- grund ihrer besonderen sozialen Schwierigkeiten derart weitreichende Vermittlungshemmnisse aufweisen, dass Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung gem. § 16 SGB II i. V. m. § 45 SGB III nicht (mehr) greifen. Dies bedeutet, dass auch die niederschwelligste Förderung in Beschäftigung, die durch das SGB II zur Verfügung steht, nicht zielführend ist. Bei arbeits- und beschäftigungswirksamen Maß- nahmen haben diese Menschen zusätzlichen Betreuungsbedarf. Bislang bestanden die Leistungsansprüche und entsprechenden Hilfen weitestgehend unabhängig voneinander und schließen sich sogar teilweise aus.

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Strukturbericht 2018 Zielsetzung der Projektpartner/Projektpartnerinnen: • gemeinsam Lösungen an den Übergängen von SGB II und SGB XII entwickeln, • die Zusammenarbeit von Sozialamt, Jobcenter und Angebotsträgern/Angebotsrägerinnen verbessern und • passende, bedarfsgerechte Maßnahmen für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten, insbesondere mit Suchterkrankungen und psychischen Beeinträchtigungen sowie fehlender Krankheitseinsicht, im Verbund entwickeln und erproben. Die Zusammenarbeit hat sich bewährt. An den Übergängen von SGB II und SGB XII werden zukünftig tagesstrukturierende Beschäftigungsan- gebote im Regelsystem angeboten, die durch Vereinbarungen verbind- lich geregelt und in das reguläre Hilfesystem überführt werden.

1.1.4 Anerkennungsberatung

Seit März 2018 bietet die Anerkennungsberatung für im Ausland erwor- bene Abschlüsse der Arbeiterwohlfahrt (AWO) auch Beratun- gen im Jobcenter Esslingen an. Das kostenfreie Beratungsangebot steht allen Bürgerinnen und Bürgern der Landkreise Esslingen und Göppingen zur Verfügung. Aufgrund der großen Nachfrage werden seit 2019 an drei Tagen der Woche Beratungen durchgeführt.

2018 wurden in Esslingen 123 Personen hierzu beraten – 65 Prozent davon waren männlich.

Die Beratungen lassen sich in drei Bereiche unterteilen: 30 Prozent Beratung zur Anerkennung des Schulabschlusses 50 Prozent Beratung zur Studienanerkennung 20 Prozent Beratung für Ausbildung (IHK und HWK)

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Strukturbericht 2018 1.2 Hilfen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten

Die Hilfen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten sind in §§ 67 ff. SGB XII geregelt. Leistungsberechtigt ist der Personenkreis, der nicht aus eigener Kraft in der Lage ist, seine prekären Lebensverhält- nisse und sozialen Schwierigkeiten zu überwinden. Ziel der Angebote ist es, die besonderen Schwierigkeiten abzuwenden, zu beseitigen, zu mildern oder ihre Verschlimmerung zu verhüten. Im Landkreis Esslingen haben sich zwei Schwerpunkte entwickelt: die Wohnungslosenhilfe und die Hilfen bei gewaltgeprägten Paarbeziehungen.

1.2.1 Wohnungslosenhilfe

Im Landkreis Esslingen gibt es ausdifferenzierte Beratungs-, Betreu- ungs- und Versorgungsstrukturen für wohnungslose und von Woh- nungslosigkeit betroffene Menschen. Angebote der Wohnungslosenhilfe

Fachberatungsstellen Baltmannsweiler Esslingen Stuttgart Aufnahmehäuser

Altbach Ambulant betreutes Wohnen

Plochingen Ambulant betreutes Wohnen Ostfildern Reichenbach im Individualwohnraum Deizisau Göppingen Intensiv betreutes Wohnen Denkendorf Hochdorf Köngen Stationäre Angebote Leinfelden- Wernau Echterdingen Neuhausen Notzingen Wendlingen Tagestreff Filderstadt Unterensingen Wolfschlugen Kirchheim Ohmden Böblingen Oberboihingen Holzmaden Aichtal

Dettingen Weilheim Schlaitdorf Nürtingen

Altenriet Altdorf Großbettlingen Owen Bissingen Frickenhausen Neckartenzlingen Neidlingen Bempflingen Beuren © Geobasisdaten: Landesamt für Geoinformati- Kohlberg on und Landentwicklung Lenningen Baden-Württemberg 2009 Erkenbrechtsweiler Az.: 2851.9-1/19

Reutlingen Für die Informationen aus dem System wird keine Haftung übernommen.

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Strukturbericht 2018 Angebotslandkarte – Trägeraufstellung

Name und Adresse des Trägers / der Trägerin Angebote

eva Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V. Fachberatungsstellen in Esslingen, Nürtingen und Plochingen Büchsenstr. 34/36, 70174 Stuttgart Tagesstätten in Nürtingen Aufnahmehäuser (49 Plätze) Schlachthausstraße, Berberdorf in Esslingen, Paulinenstraße in Nürtingen Ambulant betreutes Wohnen (14 Plätze) in Esslingen, Nürtingen und Plochingen, auch im Individualwohnraum (19 Plätze) Intensiv betreutes Wohnen für Personen mit Suchtproblematik in Esslingen (6 Plätze)

Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen Fachberatungsstelle WABE (Wohnraumarbeit mit Menschen in Alleenstr. 74, 73230 Kirchheim u. T. desorganisierten Haushalten)

Heimstatt Esslingen e. V. Ambulant betreutes Wohnen auch im Individualwohnraum (78 Plätze) Sirnauerstr. 7, 73728 Esslingen a. N.

PräventSozial gGmbH Ambulant betreutes Wohnen im Individualwohnraum (10 Plätze) Stuttgart, Pfarrstr. 3, 70182 Stuttgart Stationäre Wohngruppen in Esslingen (8 Plätze) und Leinfelden- Echterdingen (6 Plätze)

Stadt Esslingen Ambulant betreutes Wohnen (12 Plätze) Amt für Soziales und Sport Beblingerstr. 3, 73728 Esslingen a. N.

Sozialpädagogische Wohngruppen gGmbH Stationäre Wohngruppe ohne tagesstrukturierende Angebote Hermannstr. 35, 73207 Plochingen (6 Plätze) Ambulant betreutes Wohnen im Individualwohnraum (10 Plätze)

Werkstatt für persönliche Entwicklung gGmbH Ambulant betreutes Wohnen (11 Plätze) Friedrichstr. 6, 73730 Esslingen a. N.

Stiftung Jugendhilfe aktiv Ambulant betreutes Wohnen (10 Plätze) Mühlbergstr. 146, 73728 Esslingen a. N.

Kath. Gesamtkirchengemeinde Esslingen Tagesstätte in Esslingen Tagesstätte St. Vinzenz Mittlere Beutau 43, 73728 Esslingen a .N.

Bürger für Berber e.V. Sonstige Angebote (Klamottenkiste, Holzwerkstatt, Anlaufstelle, Eberspächerstr. 31, 73730 Esslingen a. N. Begleitung, Mutter-Kind-Ferien, Weihnachtsfeier, u. v. m.)

Quelle: eigene Erhebung

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Strukturbericht 2018 Anzahl beratener 2014 2015 2016 2017 2018 Personen in den Fachberatungsstellen Esslingen 441 439 233 456 460 der eva Anzahl Personen

Nürtingen 131 139 140 127 115 Anzahl Personen Quelle: Evangelische Gesell- schaft Stuttgart e.V. Plochingen 51 48 11 15 19 Anzahl Personen *Aufgrund einer Softwareum- stellung sind die Fallzahlen für 2016 nicht vollständig erfasst. Gesamt 623 626 384* 598 594

Seit 2016 ist der Fachdienst WABE – Wohnraumarbeit mit Men- schen in vermüllten und desorganisierten Haushalten ein Regelan- gebot im Landkreis Esslingen (SOA-Vorlage 103/2016). Der spezialisierte Fachdienst betreute seitdem 57 Menschen, davon 32 Frauen und 25 Männer. Als Hauptproblemlage werden psychische Erkrankungen beschrieben. Der Erfolg der Maßnahme wird u. a. davon beeinflusst, ob es gelingt, das familiäre Netzwerk von Beginn an einzubeziehen. Um das Erreichte nachhaltig zu sichern, wird in nahezu allen Fällen eine Anschlussmaßnahme organisiert. Als ergänzende Unterstützung in der Nachbetreuung soll eine Begleitung durch Bürgerschaftlich Engagierte aufgebaut werden.

Die Tagestreffs stellen ein niedrigschwelliges Begegnungs-, Vermitt- lungs- und Beratungsangebot dar. Sie bieten nicht nur eine Aufenthalts- möglichkeit, sondern auch die Gelegenheit, bei Bedarf persönliche Beratung in Anspruch zu nehmen.

Der Tagestreff/Mittagstisch in der Bergstraße 66 in Plochingen wurde 2018 eingestellt, weil das Gebäude verkauft wurde. Die Anbindung an den Mittagstisch der AWO ist nur teilweise gelungen. Die Fachbera- tungsstelle bietet in Kooperation mit dem Mittagstisch der AWO einmal in der Woche feste Sprechstunden an. Während im Tagestreff in Esslingen etwa ein Viertel der Teilnehmenden Frauen sind, liegt der Anteil der Besucherinnen in Nürtingen mit über 30 Prozent deutlich höher.

Die Arbeit Bürgerschaftlich Engagierter ist bei den Tagestreffs von besonderer Bedeutung. Sie bereiten nicht nur die Mahlzeiten zu, son- dern geben auch Gelegenheit zur zwischenmenschlichen Begegnung und die Chance, aus der sozialen Isolation herauszukommen. Die beiden Tagestreffs werden von jeweils 30 bis 35 Ehrenamtlichen unterstützt.

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Strukturbericht 2018 Stationäre und teilstationäre Angebote gibt es im Landkreis Esslingen insbesondere an der Schnittstelle zur Jugendhilfe und der Bewährungshilfe. Prävent Sozial gGmbH bietet eine Wohngruppe mit sechs Plätzen in Leinfelden-Echterdingen und eine Wohngruppe mit acht Plätzen in Esslingen. Eine weitere Gruppe in Nürtingen ist in Planung. Die Sozialpä- dagogische Wohngruppen Plochingen gGmbH bieten ebenfalls sechs Plätze und die Stiftung Jugendhilfe aktiv zehn Plätze an.

Für Menschen mit Pflegebedarf hält das Wohn- und Pflegezentrum St. Vinzenz in Filderstadt-Plattenhardt mit gerontopsychiatrischer und sozialpsychiatrischer Fachpflege (zusätzlich zum Demenzbereich) ein Angebot bereit. In Neuffen bietet das Haus Hohenneuffenblick eine Wohngruppe für Menschen mit Korsakow-Syndrom (Vergessen alter Gedächtnisinhalte bzw. Unfähigkeit, sich Neuerlebtes zu merken) ab 50 Jahren an. Für alle weiteren Versorgungserfordernisse wird auf die stationären Angebote außerhalb des Landkreises (Erlacher Höhe in Großerlach, Christoph-Ulrich-Hahn-Haus und Immanuel-Grötzinger-Haus in Stuttgart) zurückgegriffen.

Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen (EHAP) – Projekt:

Das Projekt Brückenschlag wurde vom 01.01.2016 bis 31.12.2018 landkreisweit durchgeführt (Vorlage 141/2015). Dafür standen Förder- mittel der EU und des Bundes in Höhe von über 861.000 Euro für insgesamt 4,5 Vollzeitberatungskräfte zur Verfügung. Ziel war, durch aufsuchende Sozialarbeit in Notunterkünften wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen im Landkreis Esslingen den Zugang zu passgenauen Hilfen zu ermöglichen.

In der Projektlaufzeit konnten 962 Menschen in Wohnungsnot, auch in Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, erreicht werden. Durch die regelmäßige und intensive aufsuchende Sozialarbeit in Notunterkünften ist es gelungen, auch zu Menschen, die dem Hilfesystem sehr misstrauisch gegenüberstehen und resigniert haben, Kontakt aufzubauen. Ihre Lebenssituation hat sich durch EHAP verbessert. Es wurden überdurchschnittlich viele Frauen (fast 40 Pro- zent) erreicht. Gerade mit wohnungslosen Frauen ist es gelungen, neue Perspektiven zu erarbeiten und – insbesondere für Frauen mit Kindern und Familien in Notunterkünften – gute Lösungen zu finden, um ihre Not zu lindern. Teilweise erfolgte auch eine Vermittlung in Wohnraum.

Besonders erfreulich ist, dass während des gesamten Projektes ein hoher Anteil von Personen im Vorfeld von Wohnungslosigkeit erreicht wurde (42 Prozent). In vielen Fällen konnte der Wohnraum

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Strukturbericht 2018 erhalten bleiben. Die Zusammenarbeit zwischen den Sozialen Diensten der Kommunen und des Landkreises und den Beratungskräften der freien Trägerinnen und Träger der Wohnungslosenhilfe hat sich sukzessive intensiviert und wurde seitens der kommunalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als sehr entlastend empfunden.

Teilweise konnten die aufgebauten Strukturen über die Projektlaufzeit hinaus gesichert werden, teilweise bedarf es konzeptioneller Weiterent- wicklungen. Durch EHAP ist es gelungen, Lücken im Hilfesystem zu schließen. Nachdem die Anlaufstelle für drohende Wohnungsverluste in Nürtingen im Rahmen von EHAP eingerichtet wurde, verfügen nun alle Großen Kreisstädte über eine Erstanlaufstelle für Menschen in Woh- nungsnot. Es war auch möglich, neue Wege auszuprobieren, sodass neue Zugänge und Vernetzungen entwickelt werden konnten. So richte- te sich ein Teilprojekt gezielt an wohnungslose Frauen, die Gewalt erlebt haben. Durch die Kooperation mit dem Frauenrat Esslingen und der persönlichen Unterstützung durch die EHAP-Beraterin konnten in kurzer Zeit fünf Frauen in eine Wohnung vermittelt werden. Das Teilprojekt wird nun konzeptionell weiterentwickelt und an das Landesprogramm RAUMTEILER angebunden, das unter anderem in Esslingen und Lein- felden-Echterdingen umgesetzt wird. In Leinfelden-Echterdingen wur- den die aufgebauten Kooperationsstrukturen bei der aufsuchenden Sozialarbeit in Notunterkünften durch freie Trägerinnen und Träger der Wohnungslosenhilfe mit einer 50%-Vollzeitstelle für weitere zwei Jahre gesichert. Die Großen Kreisstädte Ostfildern und Filderstadt werden ihren Sozialen Dienst personell aufstocken, um in ihren kommunalen Notunterkünften stärker aufsuchend tätig zu werden. Auf Landkreisebe- ne wird das Betreute Wohnen nach §§ 67 ff. SGB XII ausgebaut. Aus den Erfahrungen mit EHAP zeigt sich, dass Fachberatungsstellen für diese Zielgruppe möglichst flächendeckend organisiert sein sollten.

1.2.2 Fachstelle Mietschuldenübernahme

Die Fachstelle Mietschuldenübernahme ist ein wichtiges Instrument zur Vermeidung von Wohnraumverlust durch Mietschulden. Die zentrale Zusammenlegung der beiden Rechtskreise SGB II und SGB XII in Fällen von Mietschulden und die geregelten Verfahrensabläufe sind konzeptio- nell und landesweit vorbildlich. Nach Beauftragung durch den Sozialaus- schuss am 17.11.2016 (SOA-Vorlage 102/2016) hat die Verwaltung die Konzeption die Fachstelle Mietschuldenübernahme weiterentwickelt.

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Strukturbericht 2018 1.2.3 Angebote bei gewaltgeprägten Paarbeziehungen

Im Landkreis Esslingen gibt es flächendeckend Unterstützungsangebote für Frauen, Männer und Kinder, die in gewaltgeprägten Paarbeziehun- gen leben.

Rems-Murr-Kreis Beratungsangebot bei Paargewalt

Baltmannsweiler Beratung bei Paargewalt Esslingen Aichwald Stuttgart 17 Lichtenwald Frauen- und Kinderschutzhaus (mit Platzzahl) Altbach Plochingen Psychologische Ostfildern Reichenbach Deizisau Beratungsstelle Göppingen Denkendorf Hochdorf Köngen Leinfelden- Wernau Echterdingen Neuhausen Notzingen Wendlingen Filderstadt Unterensingen Wolfschlugen Ohmden Böblingen 14 12 Oberboihingen Kirchheim Holzmaden Aichtal

Dettingen Weilheim Schlaitdorf Nürtingen Neckartailfingen Stand März 2019 Altdorf Altenriet Großbettlingen © Geobasisdaten: Owen Bissingen Frickenhausen Landesamt für Geoinformati- Neckartenzlingen Neidlingen on und Landentwicklung Bempflingen Beuren Baden-Württemberg 2009 Az.: 2851.9-1/19 Kohlberg Neuffen Lenningen Erkenbrechtsweiler Für die Informationen aus dem System wird keine Haftung übernommen. Reutlingen

Krisenintervention Bereits seit 2008 wird im Landkreis Esslingen das Wohnungsverweis- verfahren bei Partnerschaftsgewalt umgesetzt. Die zugrundeliegende Konzeption wurde im Sozialausschuss am 27.11.2008 verabschiedet (SOA-Vorlage 179/2008). Es handelt sich um eine Leistung im Rahmen der Sozialhilfe. Das proaktive, koordinierte Vorgehen ermöglicht Frauen und Männern, die in Gewaltbeziehungen leben oder gelebt haben, sowie Kindern und Jugendlichen, die mit Gewalt in der Familie aufwach- sen, einen wichtigen niedrigschwelligen Zugang zu Hilfen.

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Strukturbericht 2018 Die Beratung der geschädigten Personen erfolgt durch die Vereine Frauen helfen Frauen Esslingen, Kirchheim und Filder e. V. (FhF) bzw. die Männerinterventionsstelle. Die Beratung der der Gewaltaus- übung beschuldigten Personen erfolgt durch die Sozialberatung Stutt- gart e. V. – Fachberatungsstelle Gewaltprävention. Leben Kinder im Haushalt, informiert die Polizei den Sozialen Dienst des Landkreises i. S. d. Kinderschutzes verbindlich.

Die Polizei hatte 2018 im Landkreis Esslingen insgesamt 412 Einsätze wegen häuslicher Gewalt. Weil die Gewalt derart eskalierte, dass eine Gefahr für Leib und Leben bestand, wurden 2018 dabei 167 Wohnungs- verweise ausgesprochen.

Entwicklung der ge- 2014 2015 2016 2017 2018 schädigten Personen/ Beratungszahlen Esslingen 56 33 49 50 57

Filder 10 18 24 30 46 Quelle: Frauen helfen Frauen Esslingen, Kirchheim und Kirchheim 22 28 29 29 30 Filder e. V.

Gesamt 88 79 102 109 133

Entwicklung der ge- 2014 2015 2016 2017 2018 schädigten Personen/ Beratungszahlen Gesamt 95 104 109 110 121

Quelle: Sozialberatung Stuttgart Stuttgart e.V. Zusätzlich zur Einzelberatung werden von allen Trägerinnen und Trägern Gruppenangebote durchgeführt.

Auch die Psychologischen Beratungsstellen des Landkreises und der freien Trägerinnen und Träger bieten psychosoziale Unterstützung für Menschen mit Gewalterfahrungen an. Darüber hinaus gibt es eine Kindergruppe zur Stärkung der Resilienz.

Um das standardisierte Verfahren qualitativ zu sichern, sind alle am Wohnungsverweis beteiligten Institutionen regional in den sechs Run- den Tischen Hilfen bei häuslicher Gewalt vernetzt (Esslingen, Fildern, Plochingen, Nürtingen, Kirchheim, Kirchheim Umland). Der Kreis wurde um regional relevante Akteurinnen und Akteure erweitert (z. B. Amts- richter/Amtsrichterinnen, Beauftragte für Chancengleichheit, Suchtbera- tungsstellen, OEG-Traumaambulanz). Neben dem wichtigen fachlichen

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Strukturbericht 2018 Austausch arbeiten die Runden Tische auch präventiv und sensibilisie- ren die Öffentlichkeit für das Thema.

Auf Landkreisebene hat die Kreisarbeitsgemeinschaft Hilfen bei häuslicher Gewalt den Auftrag, auf eine Optimierung der Strukturen hinzuwirken. Unter anderem wurde ein Präventionskonzept erarbeitet. Bestandteil sind beispielsweise regelmäßige Schulungen zum Wohnungsverweis- verfahren.

Für Mitte 2019 werden Richtlinien zum Umgang mit Hochrisikofällen seitens des Innenministeriums Baden-Württemberg erwartet.

Beratung in Gewalt- und Krisensituationen Zusätzlich zur Pflichtleistung im Rahmen der Krisenintervention erhalten die Vereine Frauen helfen Frauen mit ihren Standorten Esslingen, Kirch- heim, Filder e. V. Freiwilligkeitsleistungen i. H. v. 31.100 Euro jährlich für die Beratung von Frauen in Gewalt- und Krisensituationen im Landkreis Esslingen auf Basis der zugrundeliegenden Konzeption (SOA-Vorlage 101/2018).

Fallzahlentwicklung Frauen helfen Frauen 2014 2015 2016 2017 2018

Esslingen 89 103 152 220 207

Quelle: Frauen helfen Filder Frauen Esslingen, Kirchheim 56 69 66 59 54 und Filder e. V. Kirchheim 38 41 61 65 68

Gesamt 183 213 279 344 329

Frauenhäuser Im Landkreis Esslingen gibt es drei Frauen- und Kinderschutzhäuser mit insgesamt 43 Plätzen. Sie bieten Schutz und eine sichere Unterkunft für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder. Frauen und Kinder erhalten dort Unterstützung, Beratung, Begleitung und können neue Perspekti- ven für das eigene Leben entwickeln. Die Arbeit der Frauenhäuser wird seit 2004 durch einen Fachbeirat begleitet, in dem auch Abgeordnete des Kreistages vertreten sind.

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Strukturbericht 2018 Fallzahlentwicklung 2014 2015 2016 2017 2018

Frauen 23 22 23 21 12 Quelle: Frauen helfen Frauen Esslingen, Kirchheim und Kirchheim Kinder 25 22 25 24 16 Filder e. V.

Auslastung 85% 85% 81% 80% 95%

Frauen 27 12 13 13 17

Filder Kinder 27 14 14 17 23

Auslastung 84% 87% 87% 80% 82%

Frauen 39 17 30 20 20

Esslingen Kinder 50 24 33 25 24

Auslastung 81% 103% 96% 81% 78%

Gesamt Frauen 89 51 66 54 49

Gesamt Kinder 102 60 72 66 63

1.3 Versorgung und Sorgestrukturen für ältere Menschen

Die demografische Entwicklung ist bundesweit durch eine Zunahme der älteren und einem gleichzeitigen Rückgang der jüngeren Bevölkerung gekennzeichnet. Dieser Entwicklung folgt auch der Landkreis Esslingen. Im Jahr 2030 wird jeder vierte Einwohner / jede vierte Einwohnerin im Landkreis über 65 Jahre alt sein, v. a. die Zahl der Hochaltrigen über 80 Jahre wird stark zunehmen. Mit zunehmendem Alter steigt auch die Wahr- scheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit und somit der Bedarf an entspre- chenden Angeboten und an Beratung.

Der Pflegebedarf stellte sich 2015 wie folgt dar: Der Anteil der stationären Pflege lag somit bei 25 Prozent. Die rest­ lichen 75 Prozent wurden in ambulanter oder teilstationärer Form ver- sorgt, teilweise in Kombination der beiden Pflegeformen.

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Strukturbericht 2018 Ambulante und stationäre Angebote der Pflege

Pflegebedürftige Menschen 14.617 100 %

Ambulante Pflege durch Angehörige 7.249 oder andere Pflegepersonen (Pflegegeld)

Ambulante Pflege durch Pflegedienste 3.533 Davon (Pflegesachleistung) 74,4 %

Kurzzeitpflege 139

Teilstationäre Pflege 311 Quelle: Pflegestatistik 2015, die Pflegestatistik 2017 liegt noch Stationäre Pflege 3.696 25,3 % nicht vor.

Angebote Anzahl

Pflegedienste 59

Teilstationäre Angebote (Tagespflege) 31

Stationäre Einrichtungen (Pflegeheime) 68

Wohngemeinschaften 4

Angebote zur Unterstützung im Alltag 132 Quelle: eigene Erhebung

Aufgrund der Landesheimbauverordnung gelten künftig höhere Stan- dards, so zum Beispiel durch die Einzelzimmerregelung, die dem Wunsch der Heimbewohnerinnern und Heimbewohner nach einer geschützten Privat- und Intimsphäre gerecht werden soll. Sie verhindert, dass Betroffene gegen ihren Willen ein Zimmer mit einer unbekannten Person teilen müssen. Viele stationäre Pflegeeinrichtungen haben die Vorgaben der Landesheimbauverordnung schon umgesetzt, andere befinden sich noch mitten in der Anpassungsphase. Die Platzzahlen der stationären Einrichtungen ändern sich daher ständig.

Auf der Basis der Pflegestatisik von 2017 wird Mitte 2019 auch die Prognose für die ambulanten, stationären und teilstationären Versor- gungsangebote im Landkreis bis auf Gemeinde- und Stadtebene vorliegen.

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Strukturbericht 2018 Weiterentwicklung der Kreispflegeplanung Die Gesetzgebung hat auf die demografische Entwicklung reagiert. Zuletzt wurden mit den Pflegestärkungsgesetzen II und III Möglichkei- ten geschaffen, trotz Hilfe-/Pflegebedürftigkeit in der eigenen Häuslich- keit zu verbleiben. Die gesetzlichen Änderungen sind umfänglich und wirken sich auf die Nachfrage und vor allem auch auf die ambulanten Pflegeleistungen im Landkreis aus.

Vor dem genannten demografischen und rechtlichen Hintergrund wurde bereits 2017/2018 mit den Vorbereitungen zur Weiterentwicklung der Kreispflegeplanung hin zu einer Integrierten Sozialplanung für ältere Menschen begonnen, in der fünf Planungsperspektiven erarbeitet werden (SOA-Vorlage Nr. 39/2017):

1. Bedarfsgerechtes Wohnangebot 2. Infrastruktur, Mobilität und Digitalisierung 3. Prävention und Gesundheitsversorgung 4. Information, Beratung und Edukation 5. Pflege und Untersützung im Alter

Im Jahr 2018 wurden vor allem die o. g. Planungsperspektiven Nr. 3 bis Nr. 5 bearbeitet. Bereits Anfang 2019 wurden erste Erkenntnisse und Empfehlungen in den Kreispflegeausschuss eingebracht.

Im Landkreis bestehen aktuell zwei Pflegestützpunkte, die dezentral an sieben Teilpflegestützpunkten für 310.000 Menschen qualifizierte Beratungsleistungen anbieten. Rund 220.000 Menschen (ca. 40 Prozent der Einwohner) haben somit keine Möglichkeit auf ein qualifiziertes Beratungsangebot.

Das Pflegesstärkungsgesetz III umfasst ein Initiativrecht für örtliche Sozialhilfeträger/Sozialhilfeträgerinnen, um neue Pflegestützpunkte einzurichten bzw. die bestehende Struktur weiterzuentwickeln und bedarfsgerecht auszubauen. Ziel ist, im Landkreis Esslingen bei Aus- übung des Initiativrechts die wohnortnahe und flächendeckende qualita- tiv hochwertige und einheitliche Versorgung mit Beratungsangeboten für ältere Menschen und deren Angehörige (KT-Vorlage 33a/2019) zu intensivieren.

Vorbehaltlich der Gremienbeschlüsse wird der Landkreis von diesem Initia- tivrecht Gebrauch machen und mit den weiteren Kostenträgern/Kostenträ- gerinnen, den Kranken- und Pflegekassen, bezüglich des Versorgungs- schlüssels in Verhandlungen treten. Die künftige Versorgungsstruktur und Beratungsdichte hängt maßgeblich vom Ausgang der Verhandlungen ab.

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Strukturbericht 2018 Rems-Murr-Kreis Pflegestützpunkte

Aichwald Baltmannsweiler Esslingen Stuttgart Lichtenwald

Altbach Plochingen Ostfildern Reichenbach Deizisau Göppingen Denkendorf Hochdorf Leinfelden- Köngen Echterdingen Wernau Neuhausen Notzingen Wendlingen Filderstadt Unterensingen Wolfschlugen Ohmden Böblingen Kirchheim Oberboihingen Holzmaden Aichtal

Dettingen Weilheim Schlaitdorf Nürtingen Neckartailfingen

Altenriet Altdorf Großbettlingen Owen Bissingen Frickenhausen Neckartenzlingen Neidlingen Bempflingen Beuren Kohlberg © Geobasisdaten: Neuffen Lenningen Landesamt für Geoinformati- Erkenbrechtsweiler on und Landentwicklung Baden-Württemberg 2009 Reutlingen Az.: 2851.9-1/19

Für die Informationen aus dem System wird keine Haftung übernommen.

Quartiersentwicklung im Landkreis Esslingen 2017 hat sich der Landkreis mit neun kreisangehörigen Kommunen am Ideenwettbewerb Quartier 2020 Gemeinsam.Gestalten. des Ministe- riums für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg mit seiner Idee „Quartiersforscher – Gestaltung lokaler Altenhilfelandschaf- ten“ beworben (SOA-Vorlage 40/2017). Die Idee wurde im November 2017 prämiert. Auch drei weitere Kommunen im Landkreis wurden mit einem Preis bedacht. Der Quartiersentwicklungsprozess wird vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) begleitet. In nahezu allen der neun kreisangehörigen Kommunen wurden Quartiersanalysen und kleine Beteiligungsformate durchgeführt. Im März 2019 wurden für alle neun kreisangehörigen Kommunen Förderanträge im Rahmen des Sonderförderprogramms des Landes gestellt.

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Strukturbericht 2018 Rems-Murr-Kreis Ideenwettbewerb zur Strategie Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten Aichwald Baltmannsweiler – Preisträger im Stuttgart Esslingen Lichtenwald Landkreis Esslingen

Altbach Plochingen Stadt Ostfildern Reichenbach Deizisau Landkreis in Kooperation Denkendorf mit Gemeinden Hochdorf Göppingen Leinfelden- Neuhausen Köngen Echterdingen Wernau Notzingen Wendlingen Filderstadt Unterensingen Wolfschlugen Ohmden Böblingen Oberboihingen Kirchheim Holzmaden Aichtal Nürtingen Neckartailfingen Dettingen Weilheim Schlaitdorf

Altenriet Altdorf Großbettlingen Owen Bissingen Neckartenzlingen Frickenhausen Neidlingen Bempflingen Beuren

Kohlberg Neuffen Lenningen

Reutlingen Erkenbrechtsweiler © Landkreis Esslingen – Amt für Geoinformation und Vermessung 1.4 Fazit

Orientiert an der demografischen und gesellschaftlichen Entwicklung werden die Hilfe- und Unterstützungsangebote sowie die ihnen zugrun- de liegenden Planungen in den Bereichen der Existenzsicherung, der Sozialhilfe, der Arbeitsmarktintegration und der weiteren Hilfen fortlau- fend auf ihre Aktualität überprüft. So bedeutet dies für die Integration in Arbeit, dass Sozialleistungsträger/Sozialleistungsträgerinnen Angebote, wo möglich, rechtskreisübergreifend weiterentwickeln. Doppelstruktu- ren werden vermieden. Angebote sollen möglichst flächendeckend und standardisiert erfolgen. Mit diesem Ziel wird der Bereich der Hilfen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten weiterentwickelt. Bezüglich der Versorgung älterer Menschen sind bereits die Planungen einer Integrierten Sozialplanung für ältere Menschen und die Weiterent- wicklung der Pflegestützpunktstruktur in Arbeit, die sich bis in die Jahre 2020/2021 fortsetzen werden.

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Strukturbericht 2018 Kinder- und 2 Jugendhilfe

DEZERNAT Soziales

Kreissozialamt Kreisjugendamt Amt für Amt Soziale Amt für besondere Dienste und Flüchtlingshilfe Hilfen Psychologische Beratung

- Wirtschaftliche Jugendhilfe - Bezirkssozialdienst - Beistand-, Pfleg- und Vormundschaft - Spezielle Fachdienste - Unterhaltsvorschuss - Psychologische Beratung - Ausbildungsförderung - Frühe Hilfen und Beratung - Kindertagesbetreuung - Kinder- und Jugendarbeit

Modellpro- Förderkonzept Arbeits- jekt Jugend GO!ES bündnis Stärken im Jugendbüros und Jugend Kooperationen Kooperationen Quartier Workmobil und Beruf mit freien Trägern mit freien Trägern

Abstimmung von mit Einrichtungen, Zielen u. Hilfen Institutionen und zwischen öffentlichen Behörden im Bereich und freien Trägern Erziehung, Soziales, der Jugendhilfe Jugendhilfeeinrichtungen Gesundheit, Arbeit, - im Fest I+II (Fachverfahren) Finanzen, Polizei / Justiz und anderen - im Rahmen der Hilfeplanung - in KAG, AG, Qualitätszirkeln, Steuerungsplenum u. a.

Erziehungshilfestationen mit Inobhutnahmen Umsetzung Betreuungsstandorten Erzieherische Hilfen / Eingliederungshilfen

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Strukturbericht 2018 Die Ziele des Landkreises, bei dem die Gesamtplanungsverantwortung für eine bedarfsentsprechende Leistungsstruktur im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe liegt, sind

• ein gut ausgebautes präventives Angebot, z. B. im Bereich Kindertagesbetreuung und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit sowie • ein niedrigschwelliges Hilfeangebot, z. B. in den Bereichen Erziehungsberatung, Frühe Beratung und Hilfen und sozialraum-­ orientierte Flexible Hilfen in den Erziehungshilfestationen, um nach Möglichkeit intensivere und stationäre Hilfen zu vermeiden.

Die Leistungsstruktur ist vorallem dezentral mit einer starken Sozial- raumorientierung aufgesetzt.

2.1 Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen (Ambulante und Stationäre Hilfen)

Als Besonderheit besteht in der Kinder- und Jugendhilfe eine Zweigliedrigkeit der Behörde Jugendamt. Die Aufgaben des Ju- gendamtes werden durch den Jugendhilfeausschuss und durch die Verwaltung des Jugendamtes wahrgenommen. Im Landkreis Esslin- gen erfolgt dies gemeinsam und zielgerichtet durch das Amt Soziale Dienste und Psychologische Beratung und das Kreisjugendamt.

Wichtige Akteurinnen und Akteure bei der Planung und Umsetzung von Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen sind die Sozialen Dienste und die Wirtschaftliche Jugendhilfe sowie die Jugendhilfe-/Erziehungs- hilfeeinrichtungen als Leistungserbringer/Leistungserbringerinnen, die im Landkreis eng zusammenwirken.

In Kreisarbeitsgemeinschaften, Arbeitsgruppen, Qualitätszirkeln und Steuerungskreisen wird die fachliche Weiterentwicklung der Hilfen kontinuierlich abgestimmt und vereinbart. Es werden entsprechende Kooperations-, Leistungs- und Entgeltvereinbarungen geschlossen.

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Strukturbericht 2018 2.1.1 Soziale Dienste

Kernaufgabe der Sozialen Dienste ist die Sicherstellung des Individuellen Kinderschutzes. Durch eine vollumfängliche Rufbereitschaft ist die ständige Erreichbarkeit für besondere Krisen- und Notfälle zur Sicherung des Kinderschutzes gewährleistet.

Die Sozialen Dienste und Psychologische Beratung sind landkreisweit in den Raumschaften Esslingen, Filderstadt, Kirchheim und Nürtingen dezentral in elf Erziehungshilfestationen organisiert. Fachkräfte der Sozialen Dienste des Landkreises arbeiten in Bürogemeinschaften eng mit freien Trägerinnen und Trägern zusammen.

Für die Stadt Kirchheim werden die Aufgaben des Bezirkssozialdienstes vom Integrierten Sozialen Dienst Kirchheim als gemeinsame Organi- sationseinheit der Stadt Kirchheim und des Landkreises mit Sitz in Kirchheim-Stadtmitte (Rathaus, Haus der Sozialen Dienste) auf Grund­ lage eines öffentlich-rechtlichen Kooperationsvertrags geleistet.

Sozialer Dienst Rems-Murr-Kreis Esslingen Amt Soziale Dienste und Psychologische

Beratung / Zuständigkeit Aichwald der Sozialen Dienste Baltmannsweiler Esslingen Lichtenwald Esslingen Sozialer Dienst Sozialer Dienst Filderstadt Altbach Plochingen Ostfildern Reichenbach Deizisau Göppingen Denkendorf Hochdorf Köngen Sozialer Dienst Wernau Leinfelden- Kirchheim / SDK Echterdingen Neuhausen Notzingen Filderstadt Wendlingen Unterensingen Filderstadt Wolfschlugen Ohmden Böblingen Oberboihingen Kirchheim Holzmaden Aichtal Kirchheim Nürtingen Nürtingen Dettingen Weilheim Schlaitdorf Neckartailfingen

Altdorf Altenriet Großbettlingen Owen Bissingen Stand 06.02.2019 Neckartenzlingen Frickenhausen Neidlingen Bempflingen Beuren © Landkreis Esslingen – Kohlberg Amt für Geoinformation und Vermessung Neuffen Lenningen Erkenbrechtsweiler Sozialer Dienst Nürtingen Reutlingen

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Strukturbericht 2018 Die Sozialen Dienste sind erste Anlaufstellen für Jugendhilfe- und Sozialhilfeangelegenheiten im Sozialraum für rat- und hilfesuchende Menschen bei erzieherischen, familiären, sozialen und persönlichen Schwierigkeiten sowie in Krisenfällen. Sie leisten bedarfsorientierte und lebenslagenbezogene Beratung und Hilfe. Dafür stehen 49,5 Vollkraft­ stellen zur Verfügung.

Ihre Aufgaben im Rahmen der Jugendhilfe (gemäß SGB VIII) sind: • Allgemeine Beratung, Unterstützung und Information in Erziehungsfragen und in Fragen der Partnerschaft, Trennung und Scheidung • Beratung und Mitwirkung in Fragen des Sorge- und Umgangsrechts • Mitwirkung in Verfahren vor den Familien- oder Vormundschafts­- gerichten

• Individueller Kinderschutz und Inobhutnahme • Individuelle Leistungen der Jugendhilfe wie Hilfen zur Erziehung, Eingliederungshilfen für seelisch behinderte junge Menschen und Hilfen für junge Volljährige. Die Sozialen Dienste stellen die Bedarfe für erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen fest und sind feder- führend in der Hilfeplanung und Umsetzung.

Ihre weiteren Aufgaben im Rahmen der Sozialhilfe (gemäß SGB XII) sind: • Beratung bei allgemeinen sozialen Fragen und Vermittlung von Hilfen • Beratung und Unterstützung bei Hilfen zur Pflege, bei der Gewährung von Eingliederungshilfen für behinderte Menschen und ergänzende psychosoziale Beratung / Betreuung im Rahmen des Fallmanagements des Jobcenters des Landkreises • Orientierungsberatung und Case-Management für geflüchtete Menschen in der Anschlussunterbringung

Die Sozialen Dienste sind auch für die Unterbringung, Begleitung und Unterstützung von unbegleiteten minderjährigen Ausländerinnen und Ausländern (UMA) zuständig. Zudem übernehmen sie außerhalb der Jugendhilfe die Aufgabe der Sozialberatung in der Anschlussunter­ bringung (AU) für Menschen mit Fluchterfahrung.

Die Psychologischen Beratungsstellen und die Sozialen Dienste koope- rieren eng mit ProjuFa (Proaktive Beratung und Hilfen für junge Familien).

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Strukturbericht 2018 In allen vier Raumschaften gibt es den Bezirkssozialdienst und damit spezielle Fachdienste:

• Fachdienst Trennung und Scheidung Aufgaben des Fachdienstes sind die Mitwirkung in Familiengerichts- verfahren gem. § 50 SGB VIII, die Trennungs- und Scheidungsbera- tung sowie die Beratung in Fragen des Umgangsrechts gem. §§ 17,18 SGB VIII, in enger Zusammenarbeit mit allen Verfahrensbeteiligten (Gerichte, Verfahrensbeistände u. a.). Der Fachdienst ist regionalisiert nach den drei Amtsgerichtsbezirken (Esslingen, Kirchheim, Nürtin- gen). Er leitet den Betreuten oder Begleiteten Umgang gem. § 18 (3) SGB VIII ein und kooperiert dabei mit den Kinderschutzbünden. Bei hochstrittigen Fällen stellt er die Kontaktanbahnung zu den Psycholo- gischen Beratungsstellen sicher.

• Adoptionsvermittlung Der Fachdienst informiert sowohl die abgebenden Eltern als auch die Adoptivbewerberinnen und Adoptivbewerber zu allen Fragen der Adoption und des Adoptionsverfahrens. Neben der konkreten Vermitt- lung und Auswahl geeigneter Eltern für ein bestimmtes Kind ist es seine Aufgabe, den Prozess der Adoption vorzubereiten, zu unterstüt- zen und zu begleiten. Die Adoptionsvermittlung führt Informationsver- anstaltungen und Vorbereitungsseminare durch und prüft dabei eingehend die Eignung der Adoptiveltern und begleitet nach der Vermittlung die Beteiligten mit Beratungsgesprächen.

• Koordination Einzelintegrationshilfen in Kindertageseinrichtungen Durch Einzelintegrationshilfe soll die gemeinsame Betreuung von einer Behinderung bedrohter, behinderter und nicht behinderter Kinder in Regeleinrichtungen der Kindertagesbetreuung ermöglicht werden. Aufgabe der Koordinationsstelle ist die Information aller Beteiligten und die gesamte Steuerung der Hilfe (Hilfeplanung). Die Koordination prüft die Indikation und setzt die Einzelintegrations- hilfe um. Des Weiteren moderiert sie die Runden Tische (Eltern, Erzieher/Erzieherinnen, Fachberater/Fachberaterinnen, Frühberatung, Therapeuten/Therapeutinnen u. a.).

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Strukturbericht 2018 • Jugendgerichtshilfe Die Jugendgerichtshilfe berät, begleitet und unterstützt Jugendliche und Heranwachsende (14 bis unter 21 Jahre) und Eltern im Rahmen des Jugendgerichtsgesetzes (JGG). Sie wirkt im gesamten ju- gendrichterlichen Verfahren mit und wird tätig, sobald die Polizei, die Staatsanwaltschaft oder das Jugendgericht sie über ein eingeleitetes Verfahren informiert (§ 52 SGB VIII). Sie zeigt dem Gericht mögliche Hintergründe der Straftaten auf und schlägt geeignete erzieherische Maßnahmen vor und vermittelt bei Auflagen, Weisungen und im Täter-Opfer-Ausgleich. Sie bietet ebenso weitergehende Angebote der Jugendhilfe an bzw. leistet Begleitung bis hin zur Haftbetreuung.

• Ambulanter Erziehungshilfedienst Der Fachdienst organisiert die Sozialpädagogische Familienhilfe gem. § 31 SGB VIII, die von 19 Personalstellen geleistet wird. Diese soll durch intensive Betreuung und Begleitung Familien in ihren Erzie- hungsaufgaben, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, Lösung von Konflikten und Krisen u. a. Hilfe zur Selbsthilfe geben. Sie ist auf ca. zwei Jahre angelegt und eine hochwirksame ambulante aufsu- chende Hilfe, die die Mitarbeit der Familie voraussetzt. Für die Erzie- hungsbeistandschaft in Form von Betreuungshelferinnen und Betreu- ungshelfern gem. § 30 SGB VIII werden Honorarkräfte geworben, vor allem an sozialpädagogischen Ausbildungsstätten und Hochschulen. Diese werden vom Fachdienst qualifiziert und fachlich bei der Betreu- ungsarbeit begleitet. Die ambulante zugehende Hilfe soll Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben und bei ihrer Verselbständigung stärken.

• Pflegekinderdienst Der Fachdienst leistet Beratung für Eltern, die ihr Kind aus persönli- chen, familiären oder anderen Gründen nicht mehr selbst versorgen und das Kindeswohl nicht sichern können und ihr Kind in einer Pflegefa- milie unterbringen wollen. Der Pflegekinderdienst wirbt Pflegefamilien, prüft eingehend ihre Geeignetheit und qualifiziert sie. Eine seiner Kernaufgaben ist die Umsetzung und Sicherstellung der Zusammenar- beit zwischen Pflege- und Herkunftsfamilie (§§ 33,37 SGB VIII). Die Vollzeitpflege ist eine der tragenden Säulen der Jugendhilfe und deut- lich weniger kostenintensiv als die Heimunterbringung. Sie wird beson- ders bei jüngeren Kindern auf Zeit oder Dauer eingesetzt. Der Pflege- kinderdienst hat sein Angebot qualitativ kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert. Die Zahl der gewonnenen Pflegefamilien konnte seit 2015 von 18 auf 47 Pflegefamilien im Jahr 2018 gesteigert werden.

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Strukturbericht 2018 • Frühe Beratung und Hilfe Auch die Frühe Beratung und Hilfe ist in allen Sachgebieten als Fach- dienst tätig und richtet sich an Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren. Er gestaltet die Schnittstellen und Übergänge zwischen Fachdiensten und Einrichtungen der Jugend- und Gesundheitshilfe und zielt darauf, durch verbindliche Kooperationen auf frühe Anzeichen von Unsicher- heit und Überforderung von Familien mit niederschwelligen raschen Hilfe zu reagieren. Gerade Kinder in Armut und sozialer Benachteili- gung sind einem erhöhten Risiko für ihre physische und psychische Gesundheit ausgesetzt. In enger Kooperation von Jugendhilfe und Gesundheitshilfe (Ärzte/Ärztinnen, Kliniken, Familienhebammen u. a.) werden Beratung und konkrete Unterstützung sichergestellt.

Die Sozialen Dienste, der Bezirksdienst und die Fachdienste wirken eng mit den Einrichtungen, Institutionen und Behörden des Landkreises in den Bereichen Erziehung, Soziales, Gesundheit, Arbeit und Finanzen zusammen, ebenso mit der Polizei und den Gerichten. Sie bringen sich aktiv in allen aufgabenbezogenen Kreisarbeitsgemeinschaften, Gremien und Arbeitsgruppen im Landkreis, in den Kommunen und den jeweiligen Sozialräumen ein.

2.1.2 Wirtschaftliche Jugendhilfe

Die Jugendhilfeleistungen werden verwaltungsrechtlich und finanziell von der Wirtschaftlichen Jugendhilfe umgesetzt. Sie ist mit 24 Vollzeit- stellen organisatorisch als Sachgebiet im Kreisjugendamt angesiedelt. Neben der Hilfegewährung wird bei Unterbringungen außerhalb des Elternhauses die Kostenbeteiligung der jungen Menschen und ihrer Eltern unter Berücksichtigung des verfügbaren Einkommens überprüft. Zusätzlich werden auch sonstige Ersatzleistungen wie z. B. Waisenren- ten und finanzielle Förderung gemäß dem Bundesausbildungsförde- rungsgesetz (BaföG) zur teilweisen Deckung der Kosten übergeleitet und Kostenerstattungsansprüche geltend gemacht.

Zu den Jugendhilfeleistungen gehört auch die rechtliche und finanzielle Abwicklung der Bezuschussung bzw. der Kostenübernahme in der Kindertagesbetreuung.

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Strukturbericht 2018 2.1.3 Erziehungshilfestationen

Erziehungshilfestationen (11) mit Betreuungsstandorten

Erziehungshilfestationen

Betreuungsstandorte Rems-Murr-Kreis

Präsenzbüro

Aichwald Esslingen-Nord Baltmannsweiler Stuttgart Esslingen Lichtenwald

Ostfildern Altbach Plochingen Esslingen-Süd Reichenbach Unteres Neckartal Ostfildern Deizisau Denkendorf Leinfelden- Göppingen Wernau Hochdorf Echterdingen Denkendorf / Köngen Neuhausen Kirchheim Leinfelden- - Umland Echterdingen Nürtingen - Umland Notzingen Wendlingen Filderstadt Unterensingen Kirchheim Filderstadt Böblingen Ohmden Oberboihingen

Kirchheim Holzmaden Aichtal Weilheim Nürtingen Oberes Neckartailfingen Nürtingen Dettingen Neckartal Schlaitdorf Bissingen Altdorf Großbettlingen Altenriet Owen Kirchheim Neckartenzlingen Frickenhausen Neidlingen Beuren - Umland Bempflingen Nürtingen - Umland Kohlberg Lenningen Neuffen Erkenbrechtsweiler Stand 06.02.2019

© Landkreis Esslingen – Reutlingen Amt für Geoinformation und Vermessung

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Strukturbericht 2018 2006 wurde gemeinsam mit freien Trägern/Trägerinnen der Jugendhil- fe-/Erziehungshilfeeinrichtungen im Landkreis damit begonnen, elf Erzie- hungshilfestationen mit zugehörigen Erziehungshilfestellen und 22 Betreu- ungsstandorten in den Regionen des Landkreises aufzubauen.

Erziehungshilfestationen mit zugehörigen 11 Erziehungshilfestellen

Betreuungsstandorte in Kooperationen mit 22 Freien Trägern

Sozialer Sozialpädagogische Erziehungs- Dienst Familienhilfe beratungsstellen

Intensive Einzel- Heimerziehung Betreutes und Familienhilfen Jugendwohnen

Erziehungsbeistandschaft / Vollzeitpflege Betreuungshilfe

Das Konzept niedrigschwelliger, sozialraumorientierter flexibler Hilfen für Familien mit Kindern unter 14 Jahren hat sich bewährt. Jährlich können rund 440 erzieherische Hilfen (laufende und beendete Hilfen) ermöglicht werden. In elf Sozialraumteams und Bürogemeinschaften arbeiten die Fachkräfte der Sozialen Dienste und der Schwerpunktträge- rinnen – Stiftung Jugendhilfe aktiv und Kinder- und Jugendhilfe Neuhau- sen in den Raumschaften Esslingen und Filderstadt, Stiftung Tragwerk in den Raumschaften Kirchheim und Nürtingen – zusammen.

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Strukturbericht 2018 In dem gemeinsamen Fachverfahren Falleingangssteuerung (FEST I) und abgestimmten Hilfeplanverfahren werden von Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes, der Erziehungsberatungsstellen und der freien Träger/­ Trägerinnen die Ziele und passgenaue Hilfe für die Familien vereinbart. Fachkräfte der freien Träger/Trägerinnen setzen als Erziehungshilfestelle die pauschal finanzierten Flexiblen Hilfen um.

Die Hilfen richten sich an Familien mit jüngeren Kindern und umfassen vier Bausteine: • Elternarbeit • Gruppen- und Einzelarbeit mit den Kindern • Sozialraumorientierte Arbeit • Fallübergreifende Arbeit

Die Hilfen werden mit einem stark lebenswelt- und gemeinwesenorien- tierten Bezug und unter Nutzung vorhanderer eigener oder sozialräumli- cher Ressourcen umgesetzt. Die Vernetzung und enge Zusammenarbeit mit den Einrichtungen im Sozialraum, besonders mit Kindertageseinrich- tungen und Schulen, sind wichtig zur frühzeitigen Kontaktaufnahme und Erschließung von Hilfen für die Familie.

Mit den Erziehungshilfeeinrichtungen sind bezüglich der Flexiblen Hilfen mit Sozialraumbezug als pauschal finanzierte Leistungen entsprechende Entgelt- und Leistungsvereinbarungen geschlossen und feste Platzzahlen vereinbart (rund 325 Plätze). Die Hilfen Soziale Gruppenarbeit und Erziehung in einer Tagesgruppe werden durch die Flexiblen Hilfen kon- zeptionell ersetzt. Durch diese niedrigschwelligen Hilfen sollen intensivere und stationäre Hilfen vermieden werden.

Controlling, Steuerung, konzeptionelle Weiterentwicklung und Wirksam- keit der angewandten Jugendhilfemaßnahmen erfolgen im Steuerungs- plenums der EHST gemeinsam mit den freien Trägerinnen und Trägern. Bedarfsentwicklungen bei den Kindern und Familien, Fallzahlen und Auslastung werden in den Blick genommen, Nachsteuerungen erfolgen auf Grundlage von sozialraumbezogenen Analysen. Eine gemeinsame Statistik wurde vereinbart, ebenso wie ein neues Erhebungsinstrument für die fallunspezifische sozialraumorientierte Arbeit.

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Strukturbericht 2018 2.1.4 Jugendhilfeeinrichtungen

Stationäre Rems-Murr-Kreis Erziehungs- und Jugendhilfe- einrichtungen

Aichwald Baltmannsweiler Stuttgart Lichtenwald Stationäre Erziehungs- und Esslingen 02 Jugendhilfeeinrichtungen 01 04 03 05 Altbach Plochingen Ostfildern Reichenbach Deizisau 06 Göppingen Denkendorf Hochdorf Köngen Leinfelden- 07 Wernau Echterdingen Neuhausen Notzingen Wendlingen Filderstadt Unterensingen Wolfschlugen Ohmden Böblingen Oberboihingen 08 Kirchheim 09 Holzmaden Aichtal

Dettingen Weilheim Schlaitdorf Nürtingen Neckartailfingen

Altenriet Altdorf Großbettlingen Owen Bissingen 11 Frickenhausen 12 Neckartenzlingen Neidlingen Beuren 13 Bempflingen 10 Kohlberg Neuffen Lenningen Erkenbrechtsweiler

Reutlingen

01 Stiftung Jugendhilfe 09 Stiftung Tragwerk e.V. aktiv Esslingen Kirchheim

02 Sozialpädagogische 10 Haus Aichele Beuren Wohngruppen Aichwald 11 Michaelshof Hepsisau 03 Werkstatt für persönliche Entwicklung Esslingen 12 Altes Forsthaus Neidlingen

04 IB Jugendwohnheim Esslingen 13 Ziegelhütte Ochsenwang

05 IB Mutter-Kind-Heim Esslingen

06 Sozialpädagogische Stand 06.02.2019 Wohngruppen Plochingen / Aichwald © Landkreis Esslingen – Amt für Geoinformation und Vermessung 07 Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen

08 Jugendhilfe Gutenhalde Filderstadt

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Strukturbericht 2018 Die Ambulanten und Stationären Hilfen zur Erziehung, Eingliederungs­ hilfen, Hilfen für junge Volljährige und UMA werden bedarfsorientiert mit den Jugendhilfe-/Erziehungshilfeeinrichtungen im Landkreis geleistet.

Kooperationspartnerinnen bei der Umsetzung der Erziehungshilfestatio- nen und des landkreisweiten Inobhutnahme-Konzeptes sind die drei Schwerpunktträgerinnen im Landkreis, die Stiftung Jugendhilfe aktiv e. V., die Stiftung Tragwerk e. V. Kirchheim und die Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen (Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Stuttgart).

Die Einrichtungen haben unterschiedliche Angebote und Betreuungs- konzepte. Als Grundlage für die Leistungserbringung werden Entgelt- und Leistungsvereinbarungen entsprechend dem Rahmenver­­­ trag­ nach § 78f SGB VIII für Baden-Württemberg ausgehandelt. Aktuell gibt es Vereinbarungen bezüglich der Betreuungsleistungen in rund 75 stationären Wohngruppen mit 504 Betreuungsplätzen (in­klusive UMA-Angebote). Bezüglich besonderer spezifischer Bedarfe wurden mit den Trägerinnen und Trägern Leistungsmodule verhandelt, z. B. für intensive Elternarbeit oder intensive Betreuung bei therapeutischen Hilfebedarfen.

Zudem gibt es Leistungs- und Entgeltvereinbarungen bezüglich der Durchführung ambulanter Hilfen, wie der Intensiven sozialpädagogischen Familienhilfe und der Intensiven sozialpädagogischen Einzel­betreuung.

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Strukturbericht 2018 Betriebserlaubte Plätze in der stationären Erziehungs- und Eingliederungshilfe (§§ 34, 35a, 41 und 13 SGB VIII), die ausschließlich im Landkreis Esslingen von den Trägern/Trägerinnen vorgehalten werden

Träger: Sozialpädagogische Wohngruppen gGmbH, Plochingen

Einrichtung: Sozialpädagogische Wohngruppen gGmbH, Aichwald

Platzzahl: 12

Träger: Verein Haus Aichele zur Förderung entwicklungsgehemmter Kinder e. V., Beuren

Einrichtung: Haus Aichele, Beuren

Platzzahl: 12

Träger: Stiftung Jugendhilfe aktiv, Paulinen- und Wilhelmspflege, Stuttgart

Einrichtung: Theodor-Rothschild-Haus, Esslingen

Platzzahl: 117

Träger: Stiftung Jugendhilfe aktiv, Paulinen- und Wilhelmspflege, Stuttgart

Einrichtung: Wilhelmspflege

Platzzahl: 7

Träger: Stiftung Jugendhilfe aktiv, Paulinen- und Wilhelmspflege, Stuttgart

Einrichtung: Paulinenpflege

Platzzahl: 7

Träger: Werkstatt für persönliche Entwicklung, Sozialpädagogische Wohngruppen gGmbH, Esslingen

Einrichtung: Werkstatt für persönliche Entwicklung gGmbH, Esslingen

Platzzahl: 6

Träger: Sozialtherapeutische Jugendarbeit e. V., Filderstadt

Einrichtung: Jugendhilfe Gutenhalde, Filderstadt

Platzzahl: 44

Träger: Stiftung Tragwerk – Paulinenpflege und Wächterheim Kirchheim, Kirchheim / Teck

Einrichtung: Jugendhilfe Tragwerk, Kirchheim / Teck

Platzzahl: 135

Träger: Sozialdienst katholischer Frauen e. V., Diözese Rottenburg-Stuttgart, Stuttgart

Einrichtung: Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen, Neuhausen a. d. Fildern

Platzzahl: 63

Träger: Inga Rubens, Neidlingen

Einrichtung: Altes Forsthaus, Sozialtherapeutische Wohngruppe, Neidlingen

Platzzahl: 8

Träger: Michaelshof – Ziegelhütte, Einrichtung für Erziehungshilfe e. V., Weilheim a. d. Teck

Einrichtung: Michaelshof Hepsisau, Einrichtung für Erziehungshilfe, Weilheim a. d. Teck

Platzzahl: 52

Träger: Internationaler Bund (IB), Freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit e. V., Frankfurt/Main

Einrichtung: IB Jugendwohnheim Esslingen

Platzzahl: 41

Stand: April 2019, Quelle: eigene Erhebung

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Strukturbericht 2018 Gemeinsam erfolgt seit 2019 die landkreisweite Umsetzung des Fach- verfahrens FEST II (Falleingangssteuerungsteam) als verbindliches Indikationsverfahren zur qualifizierten, passgenauen Hilfeentscheidung bei stationären Hilfen, an dem alle Erziehungshilfeeinrichtungen, die Wirtschaftliche Jugendhilfe und der Soziale Dienst zusammenwirken. Voraus ging eine erfolgreiche mehrjährige Erprobung dieses Verfahrens in den Sachgebieten Filderstadt und Kirchheim. Die Evaluation ist für 2020 vorgesehen.

Eine weitere Zielsetzung ist die Erhöhung der wohnortnahen Unter- bringungsquote im Landkreis auf 70 Prozent. Von 2017 bis 2018 konnte der Anteil der wohnortnahen Unterbringung im Landkreis von 44,5 Prozent auf 53,2 Prozent (in 135 Fällen) erhöht werden. 16,9 Prozent der Heimunterbringungen erfolgten in der Region (43) und 29,9 Prozent überregional (76).

Eine wohnortnahe Unterbringung ermöglicht, dass die Kinder und Jugendlichen im vertrauten Umfeld verbleiben können (Schule, Ausbildung, Freundeskreis u. a.), erleichtert eine intensive Elternarbeit im Hinblick auf eine Rückkehroption und eine Hilfeplanung mit den Einrichtungen nach bewährten, vereinbarten Standards.

Die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der stationären Hilfen im Landkreis wird im Qualitätszirkel Heimerziehung zusammen mit Vertretern der Erziehungshilfeeinrichtungen gesteuert. Vorrangig ist aktuell die weitere konzeptionelle und fachliche Ausdifferenzierung des Betreuungsprofils der stationären Hilfen. Für Bedarfe bezüglich stationärer Eingliederungshilfe, teil-/geschlossener, trauma- und intensiv­ pädagogischer Settings für Jugendliche mit komplexen Problemlagen braucht es veränderte Ansätze. Erprobt wird das Konzept mit in Wohn- gruppen eingestreuten Plätzen für Jugendliche mit komplexem Betreu- ungsbedarf. Einrichtungsübergreifende Konzepte bzw. Betreuungskon- zepte mit fachlicher Unterstützung der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind in der Überlegung.

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Strukturbericht 2018 Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kooperationen und Vereinbarungen mit freien Trägerinnen und Trägern zur Umsetzung ambulanter Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien:

• HaushaltsOrganisationsTraining – HOT® Neben erzieherischen Hilfen werden durch Flexible Hilfen (nach § 27 (2) SGB VIII) Familien bei der praktischen Alltagsbewältigung sechs bis neun Monate lang über aufsuchende Unterstützung durch die Katholische Familienpflege Esslingen und Nürtingen stabilisiert (Grundversorgung von Säuglingen und Kleinkindern, Sauberkeit und Ordnung, Kleider- und Wäschepflege, Ernährung und Essenszuberei- tung, Umgang mit Geld u. a.).

• Training Alltag für Familien – TAFF Für Familien in komplexen Lebenssituationen werden alltagspraktische Anleitungen (Säuglingspflege, Organisation des Haushalts, Strukturie- rung des Alltags) als ambulante aufsuchende Leistung über die Familienpflege C. Pukrop Esslingen gGmbH bedarfsorientiert einge- setzt (§ 27 (2) SGB VIII).

Eine spezifischesozialpädagogische Familienhilfe als ambulante aufsuchende erzieherische Hilfe für Familien und junge Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund (nach § 27/31 SGB VIII) und eine ambulante Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung (ISE, nach § 27/35 SGB VIII) wird durch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisver­band Esslingen Sozialdienst mit entsprechender Leistungs- und Entgeltvereinbarung umgesetzt.

Der Begleitete bzw. Beschützte Umgang für Kinder und Jugendliche nach § 18 (3) SGB VIII ist eine individuelle und flexible Hilfe, um den Kontakt zu einem Elternteil aufrechtzuerhalten und das Umgangsrecht zu sichern. Sie kommt vor allem im Rahmen von strittigen Trennungs- und Scheidungsverfahren der Eltern zum Tragen, bei Herausnahme eines Kindes aus einer Familie oder bei Sucht, Gewalt und psychischen Erkrankungen eines Elternteils. Die Hilfe wird in Kooperation mit den Kinderschutzbünden Esslingen und Kirchheim umgesetzt (2018 in 137 Fällen). Die Zusammenarbeit und finanzielle Zuwendung ist in einer Leistungs- und Entgeltvereinbarung festgelegt. Umgesetzt wird die Hilfe durch sozialpädagogisches Fachpersonal und qualifizierte Ehrenamtliche.

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Strukturbericht 2018 2.1.5 Trägerverbund Schulbegleitung

Im Rahmen der landkreisweiten Konzeption Schulbegleitung ist ein Trägerverbund aus sechs Leistungserbringern/Leistungserbringerinnen im Bereich der Eingliederungshilfe und Jugendhilfe mit der Durchführung der Schulbegleitung beauftragt (SOA-Vorlage 16/2017).

Für den Bereich der Jugendhilfe für Kinder und Jugendliche mit einer bestehenden oder drohenden seelischen Behinderung (§ 35a SGB VIII) wirken als Träger/Trägerinnen die Stiftung Jugendhilfe aktiv, die Stiftung Tragwerk e. V. und der Kreisjugendring Esslingen e. V. mit. Ihre Aufgaben im Rahmen des Trägerverbunds sind die Personalgewinnung, Anstellung und Einsatzplanung der Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter mit entsprechender Dienst- und Fachaufsicht. Als Anlauf- und Beratungs- stelle wurde von den Trägerinnen und Trägern eine Fachstelle für die Schulbegleitung für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrende eingerichtet. Sie stellt die Kommunikation zwischen den Beteiligten sicher (Schulbegleitung, Eltern, Schule) und führt Fortbildungen für Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter durch. Die Schulbegleitung wird durch pädagogische Fachkräfte, erfahrene Nichtfachkräfte oder durch Mitarbeitende im Freiwilligendienst des Kreisjugendrings Esslingen (FSJ) erbracht. Im Bereich der Jugendhilfe sind die Schulbegleitungen (2018: 142 Fälle) überwiegend an Grundschulen (45), Gemeinschafts- schulen (19), Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (14) und Realschulen (9) eingesetzt.

Zur Qualitätssicherung und Steuerung, sowohl mit Blick auf den Fallzahlen- als auch den Kostenanstieg, werden die Standards der Bedarfsfeststellung, der Hilfeplanung und der Mitwirkung aktuell über- prüft. Der gezielte und verstärkte Einsatz von FSJ-Dienstleistenden und die Umsetzung der Schulbegleitung in Form von Schulbegleiterpools (Gruppenansatz) wird konzeptionell in den Blick genommen. Zwischen dem Trägerverbund und der Verwaltung wird derzeit die Leistungsbe- schreibung fortgeschrieben und eine Qualitätsvereinbarung entwickelt.

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Strukturbericht 2018 2.2 Besondere Themenfelder

2.2.1 Erziehungs- und Familienberatung, Frühe Beratung und Hilfen

Im Landkreis wird durch sechs Psychologische Beratungsstellen (PBS) Erziehungs- und Familienberatung (2018 in 2.730 Fällen) in enger Abstimmung und auf der Grundlage von Kooperationsvereinbarungen angeboten:

• Psychologische Beratungsstellen für Familie und Jugend in Esslingen und Nürtingen (Landkreis) • Psychologische Beratungsstellen Esslingen, Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen (Kreisdiakonieverband) • Familien- und Lebensberatung in Esslingen/Nürtingen (Caritas Fils-Neckar-Alb)

• Psychologische Beratungsstelle für Erziehungs-, Familien- und Lebensfragen in Kirchheim (Stiftung Tragwerk)

Im Gegensatz zu den anderen PBS leisten die landkreiseigenen Bera- tungsstellen ausschließlich Unterstützung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe (Beratung von Eltern, Kindern bzw. Jugendlichen in der Regel bis 21 Jahre).

Im Aufgabenfeld der Erziehungs- und Familienberatung sind in den PBS bei öffentlichen und freien Trägern/Trägerinnen auf insgesamt 24 Voll- kraftstellen (inkl. Leitungskräften, Stand: 2017) Fachkräfte mit unter- schiedlichen therapeutischen Qualifikationen tätig.

Die PBS wirken mit im Falleingangssteuerungsteam der Erziehungs­ hilfestationen und arbeiten eng mit den Sozialen Diensten zusammen und unterstützen hier die fachlichen Entscheidungen. Die Abstimmung und gemeinsame fachliche Weiterentwicklung erfolgt regelmäßig im Leiterinnentreffen/Leitertreffen der Psychologischen Beratungsstellen. Grundlage des Controllings, der Steuerung und Qualitätsentwick- lung sind die eigenen trägerübergreifenden statistischen Jahresauswer- tungen, die Auswertungen der Integrierten Berichterstattung auf örtlicher Ebene (IBÖ) sowie die Berichte der KVJS-Landesjugendhilfeplanung.

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Strukturbericht 2018 Rems-Murr-Kreis Psychologische Beratungstellen Erziehungs- und Familienberatung

Aichwald Baltmannsweiler Stuttgart Esslingen Lichtenwald 01 Psychologische 01 Beratungsstellen 02 Altbach Plochingen Fachberatungsstellen Ostfildern Reichenbach gegen sexualisierte Gewalt Deizisau Göppingen 03 Denkendorf Hochdorf Köngen Leinfelden- 04 Wernau Echterdingen Neuhausen Notzingen Wendlingen Filderstadt Unterensingen Wolfschlugen 07 Ohmden Böblingen Oberboihingen 02 05 Kirchheim Holzmaden Aichtal 06

Dettingen Weilheim Schlaitdorf Nürtingen Neckartailfingen

Altenriet Altdorf Großbettlingen Owen Bissingen Frickenhausen Neckartenzlingen Neidlingen Beuren Bempflingen

Kohlberg Neuffen Lenningen Erkenbrechtsweiler

Reutlingen

01 Psychologische Beratungsstelle 06 Psychologische Familien- Esslingen (KDV ES) und Lebensberatung (Caritas Fils-Neckar-Alb) 02 Psychologische Beratungsstelle für Familie und Jugend Esslingen (LK) 07 Psychologische Beratungsstelle Erziehungs-, Familien- u. Lebensfragen 03 Außenstelle Psychologische Kirchheim (Stiftung Tragwerk e. V.) Beratungsstelle Filder Leinfelden-Echterdingen (KDV ES) 01 Wildwasser e. V., Fachberatungsstelle bei sexueller Gewalt 04 Psychologische Beratungsstelle Filder Filderstadt (KDV ES) 02 Kompass e. V., Psychologische Fachberatungsstelle bei sexualisierter 05 Psychologische Beratungsstelle für Gewalt Familie und Jugend Nürtingen (LK ES)

Stand 06.02.2019

© Landkreis Esslingen – Amt für Geoinformation und Vermessung

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Strukturbericht 2018 Die Arbeit mit Trennungs- und Scheidungskonstellationen, die Beratung zum Umgang mit Neuen Medien und die fachdienstliche Beratung bei Gefährdungslagen nach § 8a SGB VIII im Rahmen des Kinderschutzes werden weiter an Bedeutung gewinnen. Daher wird die Zusammenar- beit mit der Medizin und besonders der Kinder- und Jugendpsychiatrie zunehmend wichtiger.

Interkulturelle Beratung Beratungskonstellationen im interkulturellen Kontext stehen besonders im Fokus der Weiterentwicklung. Die Hilfe für psychisch belastete Geflüchtete ist über das sogenannteTrauma-Konzept eine Handlungsempfehlung aus dem Integrationsplan des Landkreises. In sechs Beratungsstellen wurden in diesem Kontext befristete Aufsto- ckungen von jeweils einer Viertelstelle zur Versorgung traumatisierter Menschen mit Fluchterfahrungen befristet eingerichtet.

Die PBS des Landkreises hat seit 2016 die Geschäftsführung für den trägerübergreifenden Qualitätszirkel Psychische Hilfen, Beratung, Therapie für psychisch belastete Menschen mit Fluchterfahrung, insbesondere Traumatisierung inne.

p t i o n – t r ä g z e e r ü o n b K e r e g d r e n i e f n e r n e d L Qualitätszirkel 6 Psychologische Beratungsstellen Fachberatungsstellen Pool an Kompass / Wildwasser Sprachmittlern Fallwerkstätten Refugio Stuttgart e. V. für Psychologische Fallbesprechungen Beratung / Therapie mit Refugio für die (Aufbau durch Psych. Psychologischen Beratungsstelle des Beratungsstellen Landkreises, Schulung durch Refugio)

Telefon- Sprechstunde (refugio) für fachdienstliche Beratung

48

Strukturbericht 2018 Die PBS wirken in vielen fachspezifischen Gremien und Arbeitsgruppen im Landkreis, in den Kommunen und Sozialräumen aktiv mit, besonders in den Kreisarbeitsgemeinschaften Erziehungshilfe, Individueller Kinder- schutz, Häusliche Gewalt, Jugendhilfe und Schule, Psychiatrie/Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Lenkungskonferenz des Kommunalen Suchthilfenetzwerks.

Frühe Beratung und Hilfen (ProjuFa) Organisatorisch ist ProjuFa im Amt Soziale Dienste und Psychologische Beratung integriert. In den vier regionalen ProjuFa-Koordinierungs- stellen Esslingen, Filderstadt, Kirchheim und Nürtingen arbeiten in interdisziplinären Kernteams Fachkräfte mit sozialpädagogischen und psychologischen Kompetenzen mit jeweils einer Familienhebamme und einem Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger / einer Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin (FGKiKP) zusammen.

Der Aufgabenbereich ProjuFa wird mit insgesamt 9,8 Vollkraftstellen umgesetzt. In den PBS der freien Trägerinnen und Träger sind dies­ bezüglich vier 50%-Stellen (2018) finanziert.

Darüber hinaus gibt es landkreisweit Offene ProjuFa-Treffs für Eltern und Kinder für Kontakt, Austausch, Information, Bildung und Beratung:

• Esslingen: Mütterzentrum und Mehrgenerationen- und Bürgerhaus Pliensauvorstadt • Filderstadt: Bürgerzentrum Bernhausen • Filderstadt-Sielmingen: WIE-Zentrum für Begegnung und Bildung • Leinfelden-Echterdingen: Kinderhaus Aicher-/Layhweg Echterdingen • Nürtingen: Bürgertreff • Ostfildern: Café Frida bei friz • Weilheim: Treff im Freiraum • Wendlingen: Treffpunkt Stadtmitte • Dettingen: Evangelisches Gemeindehaus

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Strukturbericht 2018 Frühe Beratung und Hilfen (ProjuFa) Koordinationsstellen und ProjuFa-Treffs

Aichwald Baltmannsweiler ProjuFa-Koordinationsstellen Stuttgart Esslingen Lichtenwald Esslingen ProjuFa-Treffs Altbach Plochingen Ostfildern Reichenbach Deizisau Göppingen Denkendorf Hochdorf Köngen Leinfelden- Wernau Echterdingen Neuhausen Notzingen Wendlingen Filderstadt Unterensingen Filderstadt Wolfschlugen Ohmden Oberboihingen Kirchheim Holzmaden Aichtal Kirchheim Nürtingen Nürtingen Dettingen Weilheim Schlaitdorf Neckartailfingen

Altdorf Altenriet Großbettlingen Owen Bissingen Frickenhausen Neckartenzlingen Neidlingen Bempflingen Beuren Kohlberg Neuffen Lenningen Erkenbrechtsweiler Stand 06.02.2019

© Landkreis Esslingen – Amt für Reutlingen Geoinformation und Vermessung

Zur Qualitätsentwicklung der Netzwerke Frühe Hilfen tragen u. a. drei Qualitätszirkel Medizin und Jugendhilfe nach dem Rahmenkonzept der Kassenärztlichen Vereinigung bei. Diese werden jeweils im Tandem aus einer ärztlichen Fachkraft und einer Netzwerkkoordinatorin / einem Netzwerkkoordinator von ProjuFa moderiert.

Handlungsbedarf besteht in der Sicherung der Nachhaltigkeit der Hilfen von ProjuFa und im bedarfsgerechten personellen Ausbau, insbesonde- re im Bereich der Gesundheitsberufsgruppen. Dieser ist erschwert durch den strukturellen Fachkräftemangel im Bereich der Entbindungs- pfleger/Hebammen und der Gesundheitspflege.

Außerdem sollen Hilfen für psychisch belastete Elternteile in Kooperation mit den Kliniken für Psychiatrie bzw. Kinder- und Jugendpsychiatrie weiter- entwickelt werden (Fortschreibung der Psychiatrieplanung, SOA-Vorlage 99/2018).

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Strukturbericht 2018 ProjuFa koordiniert für die Arbeit wichtige regionale Netzwerke Frühe Hilfen mit vielen Institutionen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich unter Einbeziehung des Bürgerschaftlichen Engagements als Grundlage für eine wirkungsvolle Arbeit und Unterstützung für die Familien.

Kooperationsverträge und Refinanzierung Die Bundesstiftung Frühe Hilfen unterstützt ProjuFa mit jährlichen Zu- wendungen. Diese betrugen im Jahr 2018 insgesamt 234.195 Euro. Mit den Psychologischen Beratungsstellen der freien Trägerinnen und Träger gibt es Kooperationsvereinbarungen zur Mitwirkung im interdisziplinären Kernteam von ProjuFa (Erstattung von insgesamt 70.293 Euro/Jahr). Im Bereich der Freiwilligenarbeit werden der Kinderschutzbund Esslingen (Projekt Familienpaten) sowie drei regionale Familienbildungsstätten und ein Familienzentrum (wellcome-Projekte) mit insgesamt 37.531 Euro finanziell unterstützt. Darüber hinaus werden Mittel aus dem Landespro- gramm STÄRKE des Landesministeriums für Soziales und Integration (derzeit ca. 160.000 Euro/Jahr) überwiegend im Bereich der Bildungsan- gebote für Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren gezielt einge- setzt. Damit wird in breitem Umfang eine finanzielle Unterstützung der Bildungsangebote freier Trägerinnen und Träger im Landkreis ermöglicht.

Familienbildungsstätten Die Familienbildungsstätten im Landkreis werden als niedrigschwellige, präventive Strukturen zur Stärkung und Unterstützung für alle Familien im Rahmen des § 16 SGB VIII mit einem jährlichen Zuschuss gefördert. Im Landkreis Esslingen gibt es insgesamt fünf Familienbildungsstätten als Einrichtungen der Erwachsenenbildung mit einem breiten differen- zierten Programm und Angeboten für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern.

Familienbildungsstätten im Landkreis Esslingen • Familienbildungsstätte Esslingen • Familienbildungsstätte Filderstadt • Familienbildungsstätte Kirchheim • Familienbildungsstätte Köngen • Haus der Familie Nürtingen Traditionell bieten sie als Elternschulen u. a. geburts- und familienvor­ bereitende Kurse, Eltern-Kind-Angebote, pädagogisch-psychologische Vorträge sowie Ernährungs- und Gesundheitsseminare an.

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Strukturbericht 2018 2.2.2 Schutzauftrag der Jugendhilfe und Inobhutnahmen

Zur Sicherstellung dieser hochsensiblen Wächteraufgabe des Ju- gendamtes durch die Sozialen Dienste gibt es im Landkreis Esslingen differenzierte Standards für das Vorgehen und Verfahren in Kinderschutzfällen (Kontrolle vor Ort, Arbeit im Team, Dokumentation u. a.) und eine hohe Qualifizierung der Fachkräfte. DasRufbereit - schaftsmodell des Sozialen Dienstes gewährleistet, dass außerhalb der normalen Dienstzeiten rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche, auf Not- und Krisenfälle und besonders auf Kindeswohlgefähr- dungen umgehend reagiert werden kann.

Leistungsstruktur Meldung an den Sozialen Dienst Inobhutnahmen

Abschätzung des Gefährdungsrisikos (§ 8a SGB VIII)

Entscheidung über eine Inobhutnahme zur sofortigen, unmittelbaren Sicherung des Kindeswohls

Inobhutnahmen (§ 42 SGB VIII)

Unterbringung in Erzie- Unterbringung in Unterbringung bei hungshilfeeinrichtungen: Bereitschafts- und anderen geeigneten Kurzzeit- Personen aus dem 1. Stiftung Jugendhilfe aktiv Pflegefamilien unmittelbaren Esslingen Umfeld des Kindes / 2. Kinder- und Jugendhilfe Jugendlichen Neuhausen 3. Stiftung Tragwerk Kirchheim

Bezüglich der Inobhutnahmen im Rahmen des Kinderschutzes gibt es eine landkreisweite Konzeption und Verfahrensstandards. Mit den Schwerpunktträgerinnen Stiftung Jugendhilfe aktiv, Stiftung Tragwerk und der Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen wurden Kooperationsver- einbarungen mit Entgelt- und Leistungsvereinbarungen geschlossen. In Obhut genommene Kinder und Jugendliche können umgehend in Bereitschaftspflegefamilien/Gastfamilien oder Erziehungshilfeeinrichtun- gen je nach Alter und Erfordernis untergebracht werden. Die fachliche Weiterentwicklung und Reflexion erfolgen im Qualitätszirkel Heimerzie- hung zusammen mit den freien Trägerinnen und Trägern.

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Strukturbericht 2018 Zur fachlichen und bedarfsorientierten Weiterentwicklung des Kinderschutzes nutzt der Landkreis aktuell das Angebot der Wissen- schaftlichen Vor-Ort-Beratung im Rahmen des Kinderschutzkonzeptes Qualitätsentwicklung im Kinderschutz Baden-Württemberg. Über eine Selbstevaluation wurden die Fachkräfte zu ihrer Arbeitssituation und dem Vorgehen im Kinderschutz differenziert befragt.

Auf Grundlage der Ergebnisse von Interpretationsworkshops mit Lei- tungspersonen und Mitarbeitenden und Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) werden in einem umfassenden internen Prozess die Standards und Kooperationsvereinbarungen zum Kinderschutz mit den tangierten Einrichtungen weiterentwickelt (Kinder- und Jugend- psychiatrie, Fachberatungsstellen Sucht und Prävention bzw. Fachbera- tungsstellen sexuelle/sexualisierte Gewalt).

Die Kinderschutzstandards fließen ein inLeistungsvereinbarungen und Qualitätsentwicklungsvereinbarungen (z. B. im Bereich der Heimerziehung). Spezifische Gremien und Arbeitskreise in interdiszipli- närer Zusammensetzung befassen sich ausschließlich mit dem Thema Kinderschutz (z. B. AG Individueller Kinderschutz, AG Häusliche Gewalt, Netzwerk insoweit erfahrener Fachkräfte, Qualitätszirkel Medizin und Jugendhilfe u. a.).

Vor allem in den Bereichen Kindertagesbetreuung, Soziale Dienste, Psychologische Beratung, Frühe Beratung und Hilfen, Erziehungshilfe- stationen, Erzieherische Hilfen, Landesprogramm STÄRKE, Kinder- und Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Kooperation Schule und Jugendhilfe wird planerisch auf den Kinderschutz eingegangen. Dies findet Nieder- schlag u. a. in Qualifizierungsangeboten für Fachkräfte, in Arbeits- und Orientierungshilfen und in der Informationsarbeit bezüglich des erweiterten Führungszeugnisses für Ehrenamtliche.

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Strukturbericht 2018 2.2.3 Hilfen für junge Volljährige

Junge Volljährige werden im Rahmen der Heimerziehung und sonsti- ger betreuter Wohnformen sowie der Vollzeitpflege in einer Pflege- familie zur Unterstützung ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Verselbstständigung weiter betreut.

Die stationären Hilfen erfolgen in den Erziehungshilfe-/Jugendhilfe- einrichtungen im Landkreis, ansonsten (über-) regional. An eine Heimerziehung in einer vollstationären Wohngruppe kann sich mit zunehmender Verselbstständigung die Betreuung in einer sonstigen betreuten Wohnform (Betreutes Jugendwohnen – BJW) mit geringerer Betreuungsintensität anschließen. Mit den Trägern/Trägerinnen der Erziehungshilfeeinrichtungen sind entsprechende Leistungs- und Entgeltvereinbarungen auf der Grundlage des Rahmenvertrags nach § 78f SGB VIII für Baden-Württemberg geschlossen.

Die jungen Volljährigen werden überwiegend in den Einrichtungen der Stiftung Jugendhilfe aktiv, der Stiftung Tragwerk und der Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen betreut. Die Leistungsvereinbarungen umfassen rund 22 Gruppen mit ca. 140 Plätzen. Spezielle Einrichtungen für junge Volljährige sind die Sozialpädagogischen Wohngruppen Plochingen und Aichwald (zwei Gruppen mit 17 Plätzen) und die Werkstatt für persönliche Entwicklung Esslingen mit dem Angebot des Betreuten Jugendwohnens. Das Betreute Jugendwohnen kann als Einzel- oder Gruppenwohnen umgesetzt werden. Der immer enger werdende Wohnungsmarkt, auf dem sich nur schwer Vermieterinnen und Vermie- ter mit bezahlbarem Wohnraum finden lassen, macht die Verselbststän- digung für junge Volljährige zunehmend schwieriger.

Junge Volljährige werden je nach Unterstützungsbedarf vor allem auch ambulant durch den Einsatz von Betreuungshelferinnen/Betreuungs- helfer (§ 30 SGB VIII) oder im Rahmen der Intensiven sozialpädago- gischen Einzelbetreuung (ISE, § 35 SGB VIII) im Elternhaus oder im eigenen Wohnraum betreut. Mit der Intensiven Sozialpädagogischen Einzelbetreuung (ISE) sind einzelne Erziehungshilfeeinrichtungen mit Leistungs- und Entgeltvereinbarung beauftragt.

Im Landkreis gibt es das spezielle Betreuungsprojekt für junge Volljähri- ge WAL: Wohnen – Arbeiten – Leben als Unterstützungsangebot zur sozialen und beruflichen Integration. Mit niedrigem Betreuungsschlüssel können in solchen Hilfen entsprechend der Bedarfe und vorhandenen Ressourcen niederschwellige, flexible und sozialraumorientierte Hilfen für die jungen Volljährigen ermöglicht werden.

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Strukturbericht 2018 2.2.4 Hilfen für unbegleitete minderjährige Ausländerinnen und Ausländer

UMA, die vor allem ab 2016 in großer Zahl ohne Eltern bzw. Sorgebe- rechtigte in das Bundesgebiet eingereist und dem Landkreis zugeteilt wurden, mussten nach Jugendhilfestandards untergebracht und betreut werden. Zum Stichtag 31.12.2018 waren im Landkreis insgesamt 293 teils minderjährige, teils volljährige junge Menschen zu versorgen.

Um die besonderen Bedarfslagen bewältigen zu können, mussten die Sozialen Dienste, die Erziehungs-/Jugendhilfeeinrichtungen und die Kommunen eng zusammenwirken, bestehende Betreuungsangebote und Kapazitäten mussten erweitert und vielfältige Wohn- und Betreu- ungsmöglichkeiten in Einrichtungen und in Pflege- oder Gastfamilien in einem kurzen Zeitraum geschaffen werden (JHA-Vorlage 121/2017). Mit dem Rückgang der UMA-Zahlen stehen als Aufgaben der Ab- und Umbau und die Umstrukturierung von Betreuungsplätzen sowie die Überführung in Betreuungen im Rahmen der Regelstrukturen an. Es gibt keine Notunterkünfte mehr, die bisherigen speziellen UMA-­ Gruppen werden sukzessive geschlossen und die UMA werden in Regelwohngruppen betreut. Zum Stichtag 31.12.2018 waren 123 UMA in Heimerziehung, 84 im Betreuten Wohnen, 32 in Jugendwohnheimen und 25 in Gastfamilien als Vollzeitpflege.

Drei UMA wurden im Rahmen Gemeinsamer Wohnformen unterstützt, 16 durch ambulante Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung und 10 durch Betreuungsinnen und -helfer.

Die Vermeidung von Obdachlosigkeit und eine gelingende Integ- ration sind Kernaufgaben und Anliegen der aktuellen Arbeit. Von den im Rahmen der Jugendhilfe betreuten 293 jungen Geflüchteten sind etwa 70 Prozent volljährig. Die Hilfe wird i. d. R. gem. § 41 SGB VIII als Hilfe für junge Volljährige weitergeführt, auf die ein Rechtsanspruch besteht und die eine Altersgrenze bis zum 21. Lebensjahr vorsieht, außer in besonders gelagerten Einzelfällen. Aktuell droht nach Beendigung der Jugendhilfemaßnahme aufgrund der prekären Wohnraumsituation die Obdachlosigkeit. Im Jahr 2019 werden acht UMA 21 Jahre alt, 2020 werden es prognostisch 79 und 2021 insgesamt 118 Personen sein.

Das Präsidium des Landkreistages hat seine Zehn Kernerwartungen an die Integrationspolitik des Landes für eine gelingende Integra- tion ehemaliger (volljähriger) UMA sowohl dem Sozial- als auch dem Innenministerium zugeleitet.

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Strukturbericht 2018 Sofern das Land bereit ist, die Kostenerstattungsregelung des § 89d SGB VIII auch über das 21. Lebensjahr hinaus anzuerkennen, könnte die Hilfegewährung nach § 41 SGB VIII weiterhin erfolgen. Diese Hilfege- währung käme für einen eng begrenzten Personenkreis in Frage (längs- tens bis 25 Jahre, mit guter Bleibeperspektive, in Schule/Ausbildung/ Studium/Beruf und bei hoher Mitwirkungsbereitschaft). Konzeptionelle Überlegungen sind mit Jugendhilfeträgerinnen/Jugendhilfeträgern getroffen. Zielsetzung ist es, unter Umwandlung vollstationärer Plätze in bedarfsgerechte, die Verselbstständigung unterstützende, weniger betreuungsintensive Hilfeformen (Begleitetes Wohnen) zu schaffen.

2.3 Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung

Die frühkindliche Bildung umfasst im Bereich der Kindertagesbetreuung die Betreuung in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege. Beide Betreuungsformen haben den Auftrag der Erziehung, Bildung und Betreuung der Kinder. Organisatorisch sind die Aufgaben der Bedarfs- planung, die Erteilung einer Erlaubnis zur Kindertagespflege für Kinder- tagespflegepersonen und Aufgaben zum Schutzauftrag und Kindeswohl in der Fachberatung Kindertagesbetreuung im Kreisjugendamt verortet. Diese ist derzeit mit einem Stellenumfang von drei Vollzeit- stellen und einem Ausbildungsplatz zum dualen Studium ausgestattet.

Im Landkreis Esslingen zeichnet sich die Kindertagesbetreuung durch eine hohe Trägervielfalt, ein insgesamt sehr gutes Platzangebot und ein qualitativ hochwertiges Angebot in der Kindertagespflege aus. Zum Stichtag 01.03.2018 waren 28 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Kindertagesbetreuung, davon 22,1 Prozent in Kindertageseinrichtungen und 5,9 Prozent in Kindertagespflege.

Seit 01.08.2013 gilt für Kinder unter drei Jahren der Rechtsanspruch auf Tagesbetreuung in einer Einrichtung oder in der Kindertagespflege. Ab drei Jahren bezieht sich der Rechtsanspruch auf die Betreuung in einer Einrichtung.

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Strukturbericht 2018 2.3.1 Kindertagesbetreuung in Einrichtungen und in der Kinder- tagespflege

Der Landkreis Esslingen ist in der Kindertagesbetreuung gut aufgestellt. Städte, Gemeinden und der Landkreis unternehmen große Anstrengun- gen, um den Rechtsanspruch bedarfsgerecht zu erfüllen. Die Städte und Gemeinden sind für den Ausbau und Betrieb der Kindertageseinrichtun- gen zuständig, der Landkreis für die Kindertagespflege.

Für den Altersbereich der Kleinkinder unter drei Jahren ist der familiäre Rahmen durch die Betreuung einer Tagespflegeperson sehr bedeutsam und wird ergänzend zur Betreuung in den Einrichtungen angeboten. Ab dem dritten Lebensjahr eines Kindes ist die Betreuung in einer Einrich- tung zu bevorzugen.

Die z. T. relativ hohe Differenz zwischen genehmigten Plätzen und betreuten Kindern ist darauf zurückzuführen, dass in altersgemischten Gruppen ein Kind unter drei Jahren zwei Plätze belegt.

Zur Erfüllung des Rechtsanspruches ist eine kommunale Bedarfspla- nung durchzuführen. Die Fachberatung prüft die vorliegenden Pläne und teilt den Gemeinden, falls notwendig, Veränderungsbedarfe mit. Dabei wird i. d. R. zur fachlichen Unterstützung das Landesjugendamt (Kom- munalverband für Jugend und Soziales – KVJS) beratend hinzugezogen.

Die Bemühungen der Kommunen und des Landkreises zur Erfüllung der Betreuungsquote sowohl im U3- als auch im Ü3-Bereich zeigen weiter- hin ihre Wirkung. Die fachlichen Empfehlungen gehen von einem weite- ren Bedarf aus. Für Baden-Württemberg werden bis zum Jahr 2025 bis zu 160.000 Betreuungsplätze mehr prognostiziert. Davon im U3-Bereich 50.000 Plätze, im Ü3-Bereich 30.000 Plätze und im Schulkindbereich 80.000 Plätze.

Die Fachberatung Kindertagesbetreuung des Landkreises wird weiterhin die Bedarfsplanung der Kommunen unterstützen. Ein wichtiger Bereich ist die Partizipation der Adressaten, so wie es im SGB VIII vorgesehen ist. Zudem wird ein Handlungsleitfaden Bedarfsplanung zukünftig behilflich sein, den gesellschaftlichen Anforderungen besser gerecht werden zu können.

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Strukturbericht 2018 Kindertagesbetreuung Betreute Kinder Betreute Kinder

im Landkreis Esslingen in Einrichtungen in Tagepflege Ge­nehmigte U3 zum Stichtag 01.03.2018 Plätze in % Davon Davon Davon Davon 0-U7 U3 3-U7 0-14 U3 3-U7

Aichtal 383 328 31 297 66 45 10 28,7

Aichwald 306 246 56 190 16 8 2 34,0

Altbach 244 190 24 166 11 8 2 19,0

Altdorf 98 76 15 61 6 2 3 34,7

Altenriet 80 63 10 53 3 3 0 21,3

Baltmannsweiler 267 229 23 161 38 14 12 25,2

Bempflingen 142 117 20 97 4 2 2 25,3

Beuren 138 118 11 107 9 2 2 16,7

Bissingen 139 116 27 89 6 2 3 29,3

Deizisau 292 261 54 207 6 6 0 35,9

Denkendorf 504 408 64 344 31 18 3 26,7

Dettingen 294 263 57 186 25 10 9 36,2

Erkenbrechtsweiler 80 72 6 63 9 6 0 16,4

Esslingen 3.998 3.471 686 2.750 295 150 80 31,0

Filderstadt 1.910 1.672 247 1.320 154 110 23 28,0

Frickenhausen 341 303 49 254 30 11 12 25,4

Großbettlingen 230 215 42 171 14 3 7 36,6

Hochdorf 200 162 17 145 14 9 4 18,4

Holzmaden 94 79 13 0 7 5 2 25,7

Kirchheim 1.752 1.488 274 1.213 101 62 17 29,8

Köngen 463 380 62 318 19 15 1 27,7

Kohlberg 107 95 16 79 8 5 2 31,8

Leinf.-Echterd. 1.964 1.840 360 1.191 110 68 21 35,9

Lenningen 359 289 30 235 16 10 2 16,3

Lichtenwald 128 102 15 87 8 4 4 20,9

Neckartailfingen 161 115 18 97 3 2 1 17,4

Neckartenzlingen 296 228 42 185 12 4 4 25,4

Neidlingen 85 77 10 61 8 1 3 23,9

Neuffen 241 208 23 185 38 17 10 26,1

Neuhausen 528 472 91 381 25 13 3 29,4

Notzingen 126 96 22 74 3 3 0 30,9

Nürtingen 1.644 1.336 199 1.101 189 51 40 23,2

Oberboihingen 230 192 24 167 12 8 2 21,9

Ohmden 60 46 7 39 8 1 3 17,4

Ostfildern 2.051 1.851 237 1.224 119 95 16 27,2

Owen 159 133 23 110 2 1 1 23,8

Plochingen 572 500 64 436 37 24 7 21,4

Reichenbach 316 241 45 196 26 14 3 24,6

Schlaitdorf 95 81 18 63 5 3 0 37,5

Unterensingen 186 171 31 140 19 8 7 27,7

Weilheim 424 353 71 282 35 19 8 35,3

Wendlingen 577 529 80 448 36 22 4 23,2

Wernau 489 439 89 349 23 19 1 28,3

Wolfschlugen 274 210 24 186 17 9 3 18,8

Landkreis 23.027 19.861 3.327 15.508 1.623 892 339 28,0

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Strukturbericht 2018 Der zeitliche Betreuungsbedarf der Familien im Landkreis liegt über­ wiegend im Umfang von 29 bis 34 Wochenstunden. Dies bezieht sich sowohl auf die Betreuung von Kindern im U3-Bereich, als auch in der Altersspanne von drei bis unter sieben Jahren.

Über 44 Std. Bis 15 Std. Betreute Kinder nach 756 (24 %) 86 (3 %) Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtun- Über 39–44 Std. Über 15–29 Std. gen 0– 3 Jahre 454 (15 %) 142 (5 %)

Stand: 01.03.2018, Quelle: eigene Erhebung

Über 34–39 Std. Über 29–34 Std. 653 (21 %) 1.021 (33 %)

Über 44 Std. 2.045 (14 %)

Über 39–44 Std. Über 15–29 Std. Betreute Kinder nach 1.116 (7 %) 557 (4 %) Betreuungszeiten in Kindertageseinrich- tungen 3 bis unter 7 Jahre Über 34–39 Std. Über 29–34 Std. 3.164 (21 %) 8.079 (54 %) Stand: 01.03.2018, Quelle: eigene Erhebung

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Strukturbericht 2018 2.3.2 Kindertageseinrichtungen

Wie in § 3 SGB VIII gefordert, besteht im Landkreis eine hohe Träger- vielfalt mit den unterschiedlichsten Ausrichtungen und pädagogischen Konzepten. Mit 37 kommunalen, 50 konfessionellen und 56 freien Trägerinnenn und Trägern besteht ein ausgewogenes Verhältnis und eine breit gefächerte Angebotspalette.

Kindertages- einrichtungen Träger Einrichtungen Genehmigte Betreute Betreute Betreute Plätze Kinder Kinder Schulkinder U3 Ü3 (bis 10 J.)

Quelle: eigene Erhebung Kommunal 37 233 13.430 1.676 8.946 699

Evangelisch 34 93 4.896 568 3.645 36

Katholisch 16 43 2.405 291 1.791 44

Freie Träger / 30 35 829 206 498 26 Trägerinnen (Vereine)

Privatge- 14 23 835 459 331 0 werblich

Waldorf 8 10 517 70 324 56

Sonstige 4 4 120 57 52 0

Gesamt 143 441 23.032 3.327 15.587 861

Die Kommunen im Landkreis sind weiterhin bestrebt, die Einrichtungs- vielfalt und den Ausbau der Betreuungsangebote voranzubringen. Als problematisch erweisen sich jedoch nach wie vor die Personalknappheit von Fachkräften und das Raumangebot, vor allem in sehr verdichteten Gebieten des Landkreises.

Durch Initiativen des Landes sowie des KVJS in Bereichen der Personal- ausbildung und -gewinnung sowie der Vereinheitlichung des Betriebser- laubnisverfahrens für Kindertageseinrichtungen sollen die derzeit beste- henden Hürden zum Ausbau der Betreuungsangebote begrenzt werden.

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Strukturbericht 2018 2.3.3 Kindertagespflege

Die Kindertagespflege hat denselben Bildungs-, Betreuungs- und Erzie- hungsauftrag wie die Kindertageseinrichtungen. Sie zeichnet sich insbesondere durch Familiennähe und Flexibilität aus und ist ein unver- zichtbarer Bestandteil der Tagesbetreuung für Kinder. Mit der Vermitt- lung von Tagespflegeverhältnissen sowie der pädagogischen Begleitung und Beratung ist der Tageselternverein Kreis Esslingen e. V. vom Land- kreis beauftragt.

Kindertagespflege findet in drei verschiedenen Formen statt:

Formen von Kinder­ Im Haushalt der Tagespflegeperson 1.333 Kinder tagespflege

Im Haushalt der Eltern 146 Kinder Stand: 01.03.2019, In anderen geeigneten Räumen 98 Kinder Quelle: eigene Erhebung

Insgesamt haben 450 Tagespflegepersonen eine gültige Pflegeerlaub- nis, davon neun Männer. Kindertagespflege wird auch ergänzend zu anderen Betreuungsformen in Anspruch genommen, wenn z. B. die Öffnungszeiten einer Kindertageseinrichtung nicht dem Bedarf der Eltern entsprechen oder die Schule kein Nachmittagsangebot vorhält.

Die Anzahl der Kindertagespflege im Landkreis Esslingen ist seit fünf Jahren ansteigend, mit einem leichten Rückgang im Jahr 2018.

Die Entwicklung der Anzahl Anzahl Tages­ Ø Betreuungs­ Betreuungs­ pflegepersonen verhältnisse Kindertagespflege im Stichtag verhältnisse Davon U3 Davon Ü3 (TPP) pro TPP Landkreis Esslingen

31.12.2018 1.572 858 714 454 3,46 Quelle: eigene Erhebung 31.12.2017 1.577 831 746 458 3,44

31.12.2016 1.520 755 765 458 3,32

31.12.2015 1.451 648 803 443 3,28

31.12.2014 1.433 641 792 466 3,08

31.12.2013 1.388 681 707 445 3,12

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Strukturbericht 2018 Der Tageselternverein Esslingen e. V. gliedert seine Zuständigkeit in vier Regionalabteilungen auf: Esslingen, Filderstadt, Kirchheim und Nürtingen. Diese sind mit ihren 20 sozialpädagogischen Mitarbeitenden (15,5 Voll- zeitstellen) für die Beratung, Vermittlung und Begleitung der Tagespflege­ personen, der abgebenden Eltern und deren Kinder zuständig. Die Geschäftsstelle hat ihren Sitz in Esslingen.

Geschäftsstelle und Regionalabteilungen des Tageselternvereins Aichwald Esslingen e. V. Esslingen Baltmannsweiler Stuttgart Lichtenwald Esslingen

Geschäftsstelle Altbach Plochingen Regionalabteilung Ostfildern Reichenbach Deizisau Göppingen Denkendorf Leinfelden- Hochdorf Köngen Echterdingen Wernau Neuhausen Notzingen Filderstadt Wendlingen Unterensingen Filderstadt Wolfschlugen Kirchheim Ohmden Oberboihingen Holzmaden Aichtal Kirchheim Stand: 10.04.2019 Nürtingen Nürtingen Dettingen Weilheim Schlaitdorf © Geobasisdaten: Neckartailfingen Landesamt für Geoinformati- Altdorf on und Landentwicklung Altenriet Großbettlingen Owen Bissingen Baden-Württemberg 2009 Frickenhausen Neckartenzlingen Neidlingen Az.: 2851.9-1/19 Bempflingen Beuren Für die Informationen aus Kohlberg dem System wird keine Neuffen Lenningen Haftung übernommen. Erkenbrechtsweiler Keine Weitergabe der Daten an Dritte! Reutlingen

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Strukturbericht 2018 Im Unterschied zu den Kindertageseinrichtungen bieten Tagespflegeper- sonen folgende Betreuungsettings:

• Betreuung vor, zwischen und/oder nach dem Kindergarten/der Schule • Über-Nacht-Betreuung • Wochenendbetreuung • Ferienbetreuung • Betreuung für schichttätige Eltern • Betreuung nach individuellen Absprachen

Über 50 Std. Durchschnittliche 1 % Betreuungsstunden 40–50 Std. 5 Std. pro Woche 4 % 5 % 30–40 Std. Quelle: eigene Erhebung 10 % 5–10 Std. 25 %

20–30 Std. 10–20 Std. 23 % 33 %

Die Qualifizierung der Kindertagespflegepersonen mit einem Stunden- umfang von 160 Unterrichtseinheiten übernehmen die Volkshochschu- len Esslingen, Ostfildern und Leinfelden-Echterdingen, die Familienbil- dungsstätten Kirchheim und Filderstadt sowie das Haus der Familie Nürtingen.

Unter anderem erwerben werdende Kindertagespflegepersonen inner- halb der Qualifizierung Wissen über die ThemenKinderschutz, Erste Hilfe am Kind sowie rechtliche und finanzielle Grundlagen.

Gemeinsam mit den Bildungsträgern und dem Tageselternverein Esslin- gen e. V. werden die Tagespflegepersonen auf die verantwortungsvolle Aufgabe der Kinderbetreuung vorbereitet. Am Ende steht nach erfolgrei- cher Absolvierung der Qualifizierung und notwendiger eignungsrelevan- ter Aspekte die Erteilung der Erlaubnis zur Kindertagespflege durch das Kreisjugendamt.

Die Kindertagespflege soll als unerlässliche Ergänzung zur Kinderta- gesbetreuung aufgrund der Mehrbedarfe an Betreuung, insbesondere zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, weiter ausgebaut werden.

63

Strukturbericht 2018 2.3.4 Kinderschutz in der Kindertagesbetreuung

Ein weiterer Aufgabenbereich des Sachgebietes Fachberatung Kinderta- gesbetreuung ist der Kinderschutz in Kindertageseinrichtungen. Dabei geht es insbesondere um folgende Themen:

• Beratung durch eine insoweit erfahrene Fachkraft (§ 8a Abs. 4 SGB VIII) • Beratung zur Erarbeitung eines Schutzkonzeptes in Kindertagesein- richtungen

Beratung durch eine insoweit erfahrene Fachkraft (ieF) Das Sachgebiet Fachberatung Kindertagesbetreuung berät Einrichtungen, vor allem Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonen, bei der Einschätzung von kindeswohlgefährdenden Aspekten. Durch direkte Kontaktaufnahme der unterschiedlichen Adressatenträger werden innerhalb kurzer Zeit Beratungssettings in den Einrichtungen durch die insoweit erfahrene Fachkraft angeboten. Das Sachgebiet stellt hierfür drei erfahrene Mitarbeiterinnen zur Verfügung.

Durch diese Beratungsgespräche werden die Fachkräfte in die Lage versetzt, kindeswohlgefährdendes Verhalten von z. B. Eltern, Verwandten oder anderen Kindern zu erkennen. Gemeinsam wird dann das weitere strategische Vorgehen zur Umsetzung des wirksamen Kinderschutzes überlegt.

Beratungen ieF 45 im Zeitverlauf 38 38 36 37 34 Quelle: eigene Erhebung

25 24 22

16 14 10 6

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Bis 09.04. 2019

Kinderschutz ist ein wichtiges Anliegen das in unterschiedlichen Gremien (z. B. in Zusammenarbeit mit dem Bezirkssozialdienst oder den insoweit erfahrenen Fachkräfte anderer Institutionen) betrachtet und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Durch gesetzliche Anforderungen ist der Kinder- schutz vollumfänglicher, aber auch komplexer geworden. Pädagogische Fachkräfte benötigen hierbei qualifizierten Rat und Unterstützung.

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Strukturbericht 2018 Schulungen der pädagogischen Fachkräfte zum Kinderschutz, die Erarbeitung eines Handlungsleitfadens zur Erstellung eines Schutz­ konzeptes für Einrichtungen der Jugendhilfe und die Optimierung des Beschwerdeverfahrens im Bereich der Kindertagespflege sind Aspekte der weiteren Tätigkeiten innerhalb der Fachberatung.

2.4 Kinder- und Jugendarbeit /Jugendsozialarbeit

Dieses Aufgabenfeld ist organisatorisch überwiegend im Sachgebiet Kreisjugendreferat im Kreisjugendamt verortet. Das Sachgebiet ist mit zwei Vollkraftstellen (VK) für das Kreisjugendreferat, einer halben VK für das Förderkonzept GO!ES und einer 0,65 VK bis 2022 befristet für das ESF-Projekt Jugend Stärken im Quartier personell ausgestattet.

2.4.1 Offene Kinder- und Jugendarbeit

Rems-Murr-Kreis

Offene Kinder- und Jugendarbeit

Aichwald Baltmannsweiler Stuttgart Esslingen Jugendhaus Lichtenwald Jugendhausähnliche Altbach Plochingen Einrichtung Reichenbach Leinfelden- Ostfildern Deizisau Selbstorganisierte Jugendeinrichtung Echterdingen Göppingen Denkendorf Köngen Hochdorf Wernau Neuhausen Notzingen Unterensingen Wendlingen Wolfschlugen Filderstadt Kirchheim Ohmden Böblingen Oberboihingen Holzmaden Aichtal

Schlaitdorf Nürtingen Dettingen Weilheim Neckartailfingen

Altenriet Altdorf Großbettlingen Owen Bissingen Frickenhausen Neckartenzlingen Neidlingen Stand: 19.02.2019 Bempflingen Beuren Kohlberg © Geobasisdaten: Landesamt für Geoinformation und Landentwick- Erkenbrechtsweiler Lenningen lung Baden-Württemberg 2009 Neuffen Az.: 2851.9-1/19 Reutlingen Für die Informationen aus dem System wird keine Haftung über- nommen. Keine Weitergabe der Daten an Dritte!

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Strukturbericht 2018 Die Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit werden im Landkreis Esslingen in verschiedenen Formen durchgeführt: • Jugendhauseinrichtungen im sog. Esslinger Modell: Der Landkreis und die Kommunen führen die Umsetzung und Finanzierung in enger Partnerschaft durch und die Einrichtungen werden nur vom Kreisjugendring Esslingen e. V. betrieben. • Jugendhausähnliche Einrichtungen (Jugendfarmen, Aktivspielplätze, Jugendtreffs) • Selbstorganisierte Jugendeinrichtungen (z. B. Bauwagen und Hütten) In nahezu allen Gemeinden gibt es ein Angebot der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit werden von hauptamtlichem Fachpersonal bei verschiedenen freien Trägerinnen und Trägern verantwortet. Die Selbstorganisierten Jugend- einrichtungen sind Zusammenschlüsse und Initiativen der Jugend ohne hauptamtliches Personal.

(Siehe Tabelle folgende Seiten: Jugendhauseinrichtungen (Esslinger Modell), und Jugendhausähnliche Einrichtungen) Durch die Förderung in den beiden Fördersträngen Esslinger Modell und Jugendhausähnliche Einrichtungen wird eine hohe Trägervielfalt im Arbeitsfeld Offene Kinder-und Jugendarbeit realisiert.

Geförderte Stellen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Jugendhausähnliche Einrichtungen Esslinger Modell (KJR) 53,45 Stellen Stand: 31.12.2018, (verschiedene Träger) Quelle: eigene Erhebung 19,4 Stellen

Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 04.04.2019 die Rahmenkonzeption Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis Esslingen und die weiterentwickelte Förderung im Esslinger Modell beschlossen. Ab dem 01.01.2020 können auch Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in den Großen Kreisstädten gefördert werden, wenn sie von einer anderen Trägerinstituti- on als dem Kreisjugendring betrieben werden. Weiterhin wird im Esslinger Modell ab 2020 auch das Aufgabenfeld der Kommunalen Kinder- und Jugendarbeit gefördert. Dadurch stärkt der Landkreis die Verantwortung für die kommunale Jugendarbeit und schafft zukunftsfähige Strukturen. Um die Qualität in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit nachhaltig zu sichern, wird ein Konzept zur Qualitätssicherung und -entwicklung erarbeitet.

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Strukturbericht 2018 Geförderte Jugendhauseinrichtun- Kommune Einrichtung Träger Stellen gen (Esslinger Modell)

Aichtal Jugendhaus Aichtal 1,5

Aichwald Jugendhaus Domino 1,4 Stand: 31.12.2018, Quelle: eigene Erhebung Altbach Jugenhaus Altbach 1,4

Bempflingen Gleis 1 0,6

Deizisau Zehntscheuer 2,0

Denkendorf Focus 1,5

Esslingen Komma 3,0

Filderstadt Kinder-, Jugend- und 3,0 Kulturzentrum Z

Frickenhausen Jugendcafé Frickenhausen 2,0

Großbettlingen JH Via 0,2

Hochdorf JH SKUNK 1,0

Kirchheim Mehrgenerationenhaus Linde 3,0

Köngen JH Tarfo 2,5 Leinfelden JH Areal 2,9

Lenningen Cafe Olé 1,75

Esslingen Mettingen Jugendhaus Trio Mettingen 1,8

Altdorf. Altenriet, JH Neckardörfer 1,0 Schlaitdorf Kreisjugend­ring Esslingen e. V. Neckartenzlingen JH Nechartenzlingen / 1,5 Die Röhre

Neuffen JH Neuffen 0,75

Neuhausen JZ Penthaus 2,0

Nürtingen JaB 2,25

Oberboihingen Boing 1,0

Esslingen Nexus 2,2

Ostfildern KiJu Kinderaktiv Werkstatt 1,0

Ostfildern Zinsholz 1,5

Ostfildern L-Quadrat 1,5

Plochingen JZP (Jugendzentrum Plochingen) 1,9

Reichenbach Jugendcafé 1,5

Unterensingen Jugendtreff Unterensingen 0,75

Weilheim Kinder- und Jugentreff Weilheim 1,0

Wendlingen Jugendhauszentrum 2,0

Wernau Kiwi 1,31

Wolfschlugen Kinder- und Jugendhaus '75' 0,75

31 Kommunen 33 Einrichtungen 53.45 Stellen

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Strukturbericht 2018 Jugendhausähnliche Geförderte Kommune Einrichtung Träger Einrichtungen Stellen

Esslingen - Lutherbau CVJM Esslingen 3 Stand: 31.12.2018, - Makarios Quelle: eigene Erhebung - Jugendtreff Nord

Esslingen - FunTasia Ev. Jugendwerk 2 - Jugendhaus t1 Esslingen

Esslingen - Sunshine Kath. Gesamt­ 1 kirchengemeinde

Esslingen - Agapedia Kinderzentrum Agapedia gGmbH 1

Esslingen - Jugendfarm Esslingen Jugendfarm 1 Esslingen e. V.

Filderstadt - Jugendfarm Filderstadt Jugendfarm 1 Filderstadt e. V.

Kirchheim - CheckIn / Pavillon BruderhausDiakonie 1

Kirchheim - Kiz im Bohnauhaus KiZ - 1 Kommunikationszentrum für interkulturelle Zusammenarbeit

Köngen - Schmelztiegel Ev. Kirchengemeinde 0,6

Leinfelden-Echterdingen - Jugendcafé Domino Ev. Kirchengemeinde 1 Echterdingen

Leinfelden-Echterdingen - Forum Stetten SJR Leinfelden- 1 Echterdingen e. V.

Leinfelden-Echterdingen - Aktivspielplatz Musberg Aktivspielplatz 1 Musberg e. V.

Leinfelden-Echterdingen - Jugendfarm Echterdingen Jugendfarm 1 Echterdingen e. V.

Nürtingen - Jugendtreff Roßdorf GemeinSinn e. V., 0,5 Nürtingen

Nürtingen - Jugendwerkstatt Trägerverein 2 - Kinder- und Kulturwerkstatt Freies Kinderhaus

Plochingen - Place2be CVJM Plochingen 0,75

Plochingen - Kinder- und Jugendtreff im Verein 0,75 Grünen Menschenkinder e. V.

7 Kommunen 21 Einrichtungen 17 Träger 19,6 Stellen

2.4.2 Jugendverbandsarbeit

Der Kreisjugendring (KJR) ist die kreisweite Dachorganisation von ca. 30 Jugendverbänden. Auf örtlicher Ebene übernehmen die Stadt- und Ortsjugendringe vergleichbare Aufgaben.

Die Strukturen der Mitgliedsverbände stellen sich unterschiedlich dar: Große Verbände verfügen über eigenes hauptamtliches Personal, kleinere werden häufig von Ehrenamtlichen geführt. Der Landkreis

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Strukturbericht 2018 finanziert zwei VK für die Jugendverbandsarbeit beim Kreisjungendring. Damit stärkt und fördert der Landkreis die Arbeit der Mitgliedsverbände. Im Referat Jugendverbandsarbeit beim KJR vernetzen sich die Jugend- verbände im Landkreis. Sie bilden thematische Arbeitsgruppen und organisieren kreisweite Aktionen, wie z. B. die Kampagne zur Kommu- nalwahl 2019. Die Zuschussvergabe der Landkreismittel i.H.v. 60.000 Euro an die Verbände erfolgt mit Beteiligung von Verbandsvertretern über den KJR. Die Richtlinie zur Zuschussvergabe wird aktuell durch eine Arbeitsgruppe überarbeitet.

2.4.3 Jugendsozialarbeit

Rems-Murr-Kreis Jugendsozialarbeit

Schulsozialarbeit

Esslingen Aichwald Baltmannsweiler GO!ES Jugendbüros und Stuttgart WorKmobil Lichtenwald Altbach Plochingen Ostfildern Reichenbach Deizisau Göppingen Hochdorf Denkendorf Köngen Wernau Leinfelden- Notzingen Echterdingen Neuhausen Wendlingen Unterensingen Filderstadt Wolfschlugen Kirchheim Oberboihingen Ohmden Böblingen Holzmaden Aichtal

Schlaitdorf Nürtingen Dettingen Weilheim Neckartailfingen

Altdorf Altenriet Großbettlingen Frickenhausen Owen Bissingen Neckartenzlingen Neidlingen Beuren Bempflingen Kohlberg

Erkenbrechtsweiler Lenningen Neuffen Reutlingen Stand: 19.03.2019

© Geobasisdaten: Landesamt für Geoinformation und Landent- wicklung Baden-Württemberg 2009 Az.: 2851.9-1/19

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Strukturbericht 2018 Schulsozialarbeit Seit 2012 fördert der Landkreis die Stellen der Schulsozialarbeit in gleicher Höhe wie das Land Baden-Württemberg mit einer Drittelfinanzierung (z. Z. in Höhe von 16.700 Euro je Vollkraftstelle). Damit konnte der Ausbau maßgeblich unterstützt werden. Im Schuljahr 2017/2018 waren 99,81 Voll- kraftstellen an 143 Schulen aller Schularten in 33 Kommunen tätig.

Im Landkreis Esslingen gibt es zwölf kommunale und vier freie Träger der Schulsozialarbeit. Fünf der sechs Großen Kreisstädte (außer Ostfildern), die Gemeinden Bissingen, Deizisau, Dettingen, Holzmaden, Neckart­ enzlingen und Weilheim sowie der Landkreis mit seinen Sonderpädago- gischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) und Beruflichen Schulen sind Anstellungsträger für die Schulsozialarbeit.

Freie Trägerinnen/Träger der Schulsozialarbeit sind der Kreisjugendring Esslingen, das Brückenhaus Kirchheim, die BruderhausDiakonie (Fach- dienst Jugend, Bildung, Migration), Lernen fördern e.V. und Pro Liberis.

Im Rahmen seiner Gesamtplanungsverantwortung als öffentlicher Träger der Jugendhilfe hat der Landkreis die Initiative ergriffen und mit allen Beteiligten gemeinsam die Rahmenkonzeption Schulsozialarbeit 2016 erarbeitet, die landkreisweit als Orientierung und Beschreibung von Mindeststandards bei den Rahmenbedingungen empfohlen wird. Laut der aktuellen Berichterstattung des KVJS zu den Entwicklungen und Rahmenbedingungen der Inanspruchnahme erzieherischer Hilfen ist der Landkreis Esslingen landesweit führend bezüglich des Ausbaustandes.

Lernen fördern NT Stellen Schulsozial- 1,5 (2 %) arbeit: gesamt 99,81 Pro Liberis UG Stellen 0,6 (1 %) LRA Bruderhaus Diakonie 12,9 (13 %) 4,42 (4 %) Stand: 31.07.2018, Quelle: eigene Erhebung Brückenhaus 7 (7 %)

KJR 30,11 (30 %)

Städte u. Gemeinden 43,28 (43 %)

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Strukturbericht 2018 Qualitätsstandards und fachliche Weiterentwicklung sind Themen in der KAG Schule und Jugendhilfe auf Landkreisebene. Hier arbeitet der Landkreis eng mit allen Trägerinnen und Trägern, Vertretern von Schule und Jugendhilfe und dem KVJS-Landesjugendamt zusammen. Die Erfahrungen mit der 2016 erstellten Rahmenkonzeption Schulsozialarbeit werden 2019 in den Blick genommen, eine Fortschreibung erfolgt. Schulsozialarbeit braucht aufgrund der komplexen Aufgabenstellung fachli- chen Austausch und Qualifizierung. Bedarfsorientiert werden im Landkreis Fachveranstaltungen und Inhouse-Seminare für die Schul­ sozialarbeit­ initiiert.

Jugendberufshilfe GO!ES – Jugendbüros und WorKmobil Förderung nach §13 SGB VIII und §16h SGB II Die Zusammenarbeit der drei Rechtskreise SGB II, III und VIII wird im Landkreis durch das Arbeitsbündnis Jugend und Beruf gestaltet. Hieraus hat sich 2018 ein gemeinsames Förderkonzept für die Zielgruppe der schwer erreichbaren und benachteiligten jungen Menschen entwi- ckelt. Besonders ist, dass auch die Finanzierung gemeinsam gestemmt wird. Das Jobcenter und die Jugendhilfe tragen die Personalkosten, die Standortkommunen übernehmen die Sachkosten.

Das Förderkonzept GO!ES – Jugendbüros und WorKmobil wird seit dem 01.01.2019 an fünf Standorten – in Nürtingen, Kirchheim, Esslingen, Ostfildern und Leinfelden-Echterdingen – von freien Trägerinnen und Trägern umgesetzt. Hier gibt es niederschwellige Jugendbüros, ein zentrales nachgelagertes Angebot wird in Esslingen vorgehalten. Eine Koordinierungsstelle ist beim Kreisjugendamt angesiedelt. Das Vorhaben wird zudem im Rahmen eines vom KVJS geförderten Modellprojektes extern evaluiert.

Angebot Träger Stellen

GO!ES-Jugendbüro Nürtingen Stadtjugendring NT e. V. 1,5

GO!ES-Jugendbüro Kirchheim Brückenhaus e. V. 1,5 KIZ e.V.

GO!ES-Jugendbüro Esslingen Stadtjugendring Esslingen e. V. 1,0 GO!ES-Jugendbüro Ostfildern Kreisjugendring Esslingen e. V. 1,0

GO!ES-Jugendbüro Stadtjugendring 1,0 Leinfelden-Echterdingen Leinfelden-Echterdingen e. V.

GO!ES WorKmobil Esslingen Berufliches Ausbildungszentrum 1,8 (zentrales nachgelagertes Angebot) Esslingen

Koordinierungsstelle Landratsamt 0,5 Gesamt 8,3

Quelle: eigene Erhebung

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Strukturbericht 2018 Die vormals bestehenden Jugendagenturen wurden in das Konzept integriert, so dass diese nun nachhaltig finanziell abgesichert sind. In den Jugendbüros gibt es regelmäßige Öffnungszeiten, an denen junge Menschen ohne Termin vorbeikommen können. Zunehmend wird auch aufsuchend gearbeitet wird. Dies bedeutet, dass die pädagogischen Fachkräfte an die Treffpunkte der jungen Menschen gehen, die Zielgruppe aktiv ansprechen, eine Beziehung knüpfen und dann versuchen sie (wieder) an Schule, Ausbildung oder Beruf heranzuführen und zu begleiten.

Abbildung: Struktur GO!ES – Jugendbüros und WorKmobil

Landkreis Steuerungskreis Agentur für Arbeit Arbeitsbündnis Jugend und Jobcenter

oordinier K ungs ste lle GO!ES Jugendbüro Kirchheim

GO!ES Jugendbüro Übergang Nürtingen in die Nachgelagertes Regelsysteme GO!ES Jugendbüro Angebot der schulischen Esslingen in Esslingen und beruflichen Bildung und GO!ES Jugendbüro GO!ES WorKmobil sozialen Ostfildern Sicherung GO!ES Jugendbüro Leinfelden- Echterdingen

Das Förderkonzept GO!ES findet bundesweit große Beachtung, vor allem aufgrund der verbindlichen Kooperation zwischen Jobcenter und Jugendhilfe in der dezentralen Praxis. Im Jahr 2019 werden vor allem die Implementierung des Förderkonzeptes an den Standorten sowie die Entwicklung der Qualität im Vordergrund stehen. Ein geeignetes Monitoringtool wird u. a. in Zusammenarbeit mit dem Institut für sozial- pädagogische Forschung Mainz entwickelt. Dieses evaluiert und begleitet das Vorhaben.

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Strukturbericht 2018 ESF-Modellprogramm: JUGEND STÄRKEN im Quartier Der Landkreis beteiligt sich seit 01.01.2015 am Bundesprogramm JUGEND STÄRKEN im Quartier. In der ersten Förderrunde 2015 bis 2018 wurde das Vorhaben in Esslingen, Plochingen, Nürtingen und Kirchheim implementiert und dadurch die kommunale Jugendsozial­arbeit vor Ort entscheidend gestärkt.

Die Angebote kommen insbesondere jungen Menschen im Alter von 12 bis 26 Jahren zugute, denen eine Perspektive für die Zukunft fehlt. Ziel ist, die Teilnehmenden mit niedrigschwelligen Angeboten zu aktivieren und ihre Kompetenzen und Persönlichkeit zu stärken. Das Modellprogramm kombiniert verschiedene sozialpädagogische Angebote, die passgenau entsprechend der Bedarfslage der Zielgruppen in der Kommune ausge- staltet werden können: • Case Management (Intensive Sozialpädagogische Einzelfallarbeit) • Niedrigschwellige Beratung/Clearing (z. B. Anlaufstellen mit Lotsenfunktion, in denen Jugendliche eine Erstberatung erhalten) • Mikroprojekte mit Mehrwert für das Quartier und dessen Bewohnerinnen und Bewohner Das Modellprojekt wird durch die Koordinierungsstelle beim Jugendamt Esslingen gesteuert und begleitet. Die Erfahrungen aus dem Projekt sind 2018 in den Planungsprozess der Jugendberufshilfe eingeflossen. In der ersten Förderperiode wurden 396 Teilnehmende durch die Projektaktivi- täten erreicht und begleitet. Die freien Trägerinnen und Träger haben die Angebote in den Standorten umgesetzt: Brückenhaus e. V. und Stiftung- Tragwerk in Kirchheim, Stiftung Jugendhilfe aktiv in Esslingen, Bruder- hausDiakonie in Nürtingen und Kreisjugendring in Plochingen.

Seit dem 01.01.2019 beteiligt sich der Landkreis an der zweiten Förder- periode, die bis 30.06.2022 läuft. Die Struktur des Fördervorhabens wurde weiterentwickelt, so dass sich die Angebote in der zweiten Förder- phase verstärkt an junge Menschen richten, die nicht in den Großen Kreisstädten leben. Berücksichtigt werden z. B. Altbach, Reichenbach, Lenningen und Dettingen/Teck. Somit werden Erfahrungen gesammelt, wie ein Angebot der Jugendsozialarbeit auch in ländlicher geprägten Kommunen wirken kann. Auch die zweite Förderphase wird mit den Freien Trägerinnen/Trägern Kreisjugendring Esslingen e. V., BruderhausDiakonie und Stiftung Jugendhilfe aktiv realisiert. Die Koordinierungsstelle beim Jugendamt ist weiterhin steuernd tätig.

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Strukturbericht 2018 Mobile Jugendarbeit Im Landkreis Esslingen leben junge Menschen unter schwierigen Bedingungen, die von herkömmlichen Angeboten nicht oder nicht ausreichend erreicht werden. Diese Jugendlichen werden häufig als Cliquen und Szenen im öffentlichen Raum auffällig. Die Fachkräfte der Mobilen Jugendarbeit suchen diese jungen Menschen in ihren Lebens- welten auf. Sie beraten und begleiten sie individuell, nutzen aber insbe- sondere auch Cliquen- und Gruppenarbeit, um soziales Lernen und Prozesse solidarischer Unterstützung zu initiieren. Dieser Arbeit liegen die vier Säulen Streetwork, Cliquen- und Gruppenarbeit, Einzelfallhilfe und Gemeinwesenarbeit zugrunde.

Im Landkreis Esslingen gibt es in Plochingen (Kreisjugendring Esslingen e. V.), Filderstadt, Esslingen (Stadtjugendring Esslingen e. V.), Ostfildern (Kreisjugendring Esslingen e. V.) und Kirchheim (Brückenhaus e. V.) das Angebot der Mobilen Jugendarbeit mit insgesamt 8,25 Vollkraftstellen. Dieses wird vom Land Baden-Württemberg bezuschusst. Die Konzepte richten sich nach den jeweils spezifischen Anforderungen im jeweiligen Sozialraum. In Kirchheim wird zudem ein Modell zur Mobilen Kindersozi- alarbeit erprobt.

Jugendmigrationsdienst Die Angebote der Jugendmigrationsdienste (JMD) richten sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund vom 12. bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres, unabhängig vom Aufenthaltsstatus, solange sie sich rechtmäßig oder aufgrund einer ausländerrechtlichen Duldung in Deutschland aufhalten. Ebenso gehö- ren die Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, insbesondere in Fragen der Bildung/Ausbildung ihrer Kinder, zur Zielgrup- pe der Dienste. Der JMD arbeitet eng zusammen mit Initiativen und Institutionen, die für den Integrationsprozess junger Migrantinnen und Migranten relevant sind, einschließlich der Bevölkerung im Lebensum- feld der jungen Menschen.

Im Landkreis Esslingen werden die Aufgaben des Jugendmigrations- dienstes von der BruderhausDiakonie (JMD Nürtingen) und vom Interna- tionalen Bund (JMD Esslingen) ausgeführt. Der JMD Nürtingen ist für den Altkreis Nürtingen zuständig (28 Gemeinden mit den großen Kreis- städten Kirchheim/Teck und Nürtingen), der JMD Esslingen für die großen Kreisstädte Esslingen, Ostfildern, Filderstadt und Leinfel- den-Echterdingen und die umliegenden Gemeinden. Die Jugendmigrati- onsdienste werden über den Kinder- und Jugendplan des Bundes gefördert.

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Strukturbericht 2018 2.5 Fazit

Die Weiterentwicklung des Kinderschutzes hat weiterhin absolut oberste Priorität.

Der Landkreis ist bezüglich der Leistungsstruktur seiner Kinder- und Jugendhilfe bedarfsorientiert aufgestellt und bietet ein breites, ausdiffe- renziertes Hilfesystem. Über Qualitätsentwicklung und Controlling werden hochwirksame Hilfen den aktuellen Bedarfen und Entwicklun- gen unter Beachtung wirtschaftlicher Gesichtspunkte kontinuierlich angepasst. Dies erfolgt in enger Kooperation vor allem mit freien Träge- rinnen und Trägern im Landkreis Esslingen.

Im Bereich der präventiven Jugendhilfeleistungsstruktur, Kindertagesbe- treuung, Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit ist der Landkreis zukunfts- gerichtet sehr gut aufgestellt.

Personalgewinnung, Personalbindung und -qualifizierung sind wesentli- che Grundlagen für eine gelingende und bedarfsgerechte Aufgaben- und Leistungserbringung und werden vorrangig verfolgt.

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Strukturbericht 2018 Teilhabe, Rehabilitation und 3 psychosoziale Hilfen

DEZERNAT Soziales

Kreissozialamt Kreisjugendamt Amt für Amt Soziale Amt für besondere Dienste und Flüchtlingshilfe Hilfen Psychologische Beratung

Psychiatrische Versorgung Sozial- und Einrich- tungsplanung Leistungserbringer Eingliederungshilfe Behindertenhilfe und Einrichtungen und - Bedarfsermittlung Sozialpsychiatrie Dienste - Gesamtplanung Altenhilfe - Fallsteuerung und Pflege - Leistungsgewährung Schwerbehinderung - Feststellung - Blinden- und Mobilitätshilfe

Medizinische Teilhabe am Medizinische Rehabilitation Arbeitsleben Versorgung Sozialpsychiatri- scher Dienst für alte Menschen

Kooperation / Sozialpsychia- Rehabilitation trischer Dienst Vernetzung Teilhabe an Soziale Nürtingen Bildung Teilhabe

Interdisziplinäre Kindertages- Frühförderstelle einrichtungen und Schulen Andere Rehabilitationsträger (Krankenkassen, Agentur für Arbeit, Sucht und Rentenversicherung...) Prävention

Frühförder­ verbünde

Freie Träger

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Strukturbericht 2018 3.1 Eingliederungshilfe

Die Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg sind durch das Land mit dem Gesetz zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes vom 10.04.2018 als Leistungsträger bestimmt und somit weiterhin Träger der Eingliederungshilfe. Die Konkretisierung der Leistungen, die vertragli- chen Regelungen, die Finanzierung, die Teilhabe- und Gesamtplanung, die Fallsteuerung, die Einrichtungsplanung und Bedarfsfragen sind auf kommunaler Ebene umzusetzen. Sie setzen auf dem Landesrahmenver- trag auf und berücksichtigen das Bedarfsermittlungsinstrument (BEI Baden-Württemberg), das sich gegenwärtig noch in der Erprobung befindet. Ein modernes Teilhaberecht nimmt die individuellen Bedarfe ins Blickfeld. Es löst die Eingliederungshilfe aus der Fürsorge/Sozialhilfe heraus, entwickelt die Rehabilitationssysteme und -strukturen weiter und bezieht Wirkungs- sowie Steuerungsfaktoren mit ein.

Standortperspektive: Die Angebote, Leistungen und Konzepte stehen im Zusammenhang mit den kreisspezifischen Rahmenbedingungen. Sie sind sozialplanerisch und leistungsrechtlich beeinflussbar und steuerbar, während auf landkreisexterne Angebote und Leistungen nur durch Teilhabe- bzw. Gesamtplanung im Einzelfall reagiert werden kann. Ein weitergehendes Anliegen ist es, die Teilhabe von Menschen mit Behin- derung im Landkreis zu verbessern und die Bedarfe möglichst im Kreis abzudecken. Dies erfordert den Aufbau neuer und inklusiv ausgerichteter Beschäftigungs- und Wohnangebote im Landkreis und Aktivitäten im Zuge der Konversion.

3.1.1 Gesamtentwicklungen

Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie weisen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Systematik der Leistungsarten auf. Die wesentlichen Angebote sind nach Personen und Behinderungen landkreisbezogen getrennt dargestellt.

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Strukturbericht 2018 Belegte Plätze im Landkreis (Standortperspektive) 2013–2017

sB: seelische Behinderung g/mB: geistige/mehrfache Behinderung n. e.: nicht ermittelt

Quote* Leistungsart 2013 2014 2015 2016 2017 Trend 2017

Ambulant Betreutes Wohnen, 236 244 234 241 269 81,9 % Menschen mit sB

Ambulant Betreutes Wohnen, 95 120 141 155 170 82,4 % Menschen mit g/mB

Stationäres Wohnen, 102 105 105 111 112 61,0 % Menschen mit sB

Stationäres Wohnen, 421 412 406 419 431 65,7 % Menschen mit g/mB

Werkstatt einschl. 345 362 353 354 356 n. e. Berufsbildungsbereich, Menschen mit sB

Werkstatt einschl. 705 717 739 747 751 76,6 % Berufsbildungsbereich, Menschen mit g/mB

Förder- und Betreuungsbereich, 185 190 189 190 203 72,9 % Menschen mit g/mB

Tagesbetreuung Senioren u. a., 52 55 53 54 50 68,0 % Menschen mit g/mB

*Erläuterung: Die Zahl stellt die Quote in Leistungsträgerschaft des Landkreises zum Stichtag 31.12.2017 dar. Andere Kreise, Selbstzahler oder andere Rehabilitationsträger kennzeichnen den weiteren Anteil auf 100 %, Quelle: eigene Erhebungen

3.1.2 Wohnen

Beim Ambulant Betreuten Wohnen (ABW) im Landkreis zeigen sich die höchsten Zuwächse. Während für den Personenkreis der seelisch behinderten Leistungsberechtigten die Anzahl immer schon höher lag, zieht die Behindertenhilfe im Ausbau ambulanter Betreuungsangebote nach. Das Durchschnittsalter lag im Jahr 2017 bei 45,2 Jahren (sB-ambu- lant) und 41,6 Jahren (sB-stationär) bzw. 43,5 Jahren (g/mB-ambulant) und 47,3 Jahren (g/mB-stationär). Beim Vergleich über mehrere Jahre ist festzustellen, dass der Altersdurchschnitt kontinuierlich ansteigt. Der demografische Faktor bildet sich in der Altersstruktur der Wohnangebote der Eingliederungshilfe im Landkreis ab und wird mittelfristig konzeptio- nelle Veränderungen erfordern. In den Wohnformen werden etwa zwölf Prozent mehr Männer als Frauen betreut.

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Strukturbericht 2018 Während bei Menschen mit einer seelischen Behinderung die privaten und ambulanten Wohnformen deutlich überwiegen, stellt sich – wie die folgende Abbildung zeigt – die Situation bei Menschen mit einer geistigen und/oder mehrfachen Behinderung anders dar. Zum Stichtag beziehen im Landkreis mehr als die Hälfte der Leistungsberechtigten (54,3 Prozent) Leistungen im Wohnen und ggf. in der Tagesstruktur. Besonders deutlich fällt die Zunahme an stationärem Bedarf in der Alters- spanne 40 bis 49 Jahre auf. Dies ist mit dem Alter der Eltern und den sich verändernden Familienkonstellationen zu erklären.

Wohnform und Altersgruppen zu Stichtagen bei Menschen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung (Angaben in Prozent)

73,8 56,7 38,4 24,4 24,6 5,0 0,0 45,7 47,0 50,4 50,2 50,1 51,4 53,1 52,6 59,0 9,6 19,7 12,8 21,1 10,5 17,5 11,1 15,4 14,3 11,3 11,2 9,2 8,9 8,6 7,8 4,0 16,6 23,5 48,8 54,5 64,9 77,5 88,9 38,9 38,7 38,3 38,6 40,7 39,7 38,3 39,6 37,0

Unter 30 30-39 40-49 50-59 60-64 65-74 75+ Summe Summe Summe Summe Summe Summe Summe Summe Summe N=271 N=238 N=250 N=242 N=57 N=40 N=9 2017* 2016* 2015* 2014* 2013* 2012* 2011* 2010* 2007* N=1.107 N=1.084 N=1.060 N=1.070 N=1.035 N=1.018 N=975 N=930 N=817

*31.12. des jeweiligen Jahres

Zum Stichtag 31.12.2017 (N=1107), Quelle: eigene Erhebung Privat Ambulant betreut Stationär

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Strukturbericht 2018 2016 und 2017 wurde das Angebot im Landkreis um zwölf stationäre Plätze des Vereins für Sozialpsychiatrie in Esslingen, zwölf stationäre Plätze (investiv gefördert über 435.200 Euro) und Appartements der Lebenshilfe in Kirchheim, sieben stationäre Plätze der LWV Eingliede- rungshilfe (neu firmierend unter Habila GmbH) und zwölf stationäre Plätze des Leistungserbringers Das Wohnhaus in Ostfildern erweitert. Ein Neubau der Lebenshilfe Esslingen für geistig und/oder mehrfach behinderte Menschen (gefördert mit 1,19 Millionen Euro) und des Rudolf-­ Stationäre Sophien-Stifts für seelisch behinderte Menschen mit jeweils 24 Plätzen Einrichtungen in der wurde ab Herbst 2018 bzw. ab Frühjahr 2019 erstmals belegt. Eingliederungshilfe

Geistige, mehrfache Behinderung stationäres Wohnen

Körperliche Behinderung stationäres Wohnen Aichwald

Seelische Behinderung Baltmanns­ 24 26 32 Lichtenwald stationäres Wohnen weiler Esslingen In Planung 12 24 48 Alt­ Plochingen Ostfildern bach 9 24 Reichenbach 32 12 9 Deizisau 16 29 Wernau Hochdorf Denkendorf Leinfelden- Köngen 14 Echterdingen Neuhausen Notzingen 23 Filderstadt 24 9 Unterensingen Wendlingen Wolf­­ schlugen 16 36 16 33 25 12 8 Ohmden Ober­­ Kirchheim boihingen Holz­ 79 24 maden Aichtal 7 34 Nürtingen Neckart­ 7 Dettingen Weilheim Schlaitdorf ailfingen

Altdorf Groß­ Altenriet­ Bissingen Neckart­ bettlingen 26 12 24 Owen Stand: März 2019 enzlingen Bempflingen Frickenhausen Neidlingen Beuren © Geobasisdaten: Landesamt für Geoinformati- on und Landentwicklung Kohlberg Baden-Württemberg 2009 Neuffen Az.: 2851.9-1/19 Erken­ Lenningen brechtsweiler 12 Für die Informationen aus dem System wird keine Haftung übernommen. Keine Weitergabe der Daten an Dritte!

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Strukturbericht 2018 Die Karte zeigt die Standorte und Platzzahlen der stationären Wohnein- richtungen nach Behindertenart.

72,3 Prozent aller Leistungsberechtigen im ABW in unserer Träger- schaft wurden im Jahr 2017 im Landkreis betreut. Beim stationären Wohnen (Erwachsene) betrug die Eigenbelegungsquote 39,6 Prozent. Sie steigt mit der Ausweitung der Angebote im Landkreis langsam an. Im Jahr 2007 betrug sie noch 31 Prozent.

3.1.3 Arbeit, Beschäftigung und Bildung

Im Bereich der Werkstätten ist eine Stagnation der Zahl der Beschäftig- ten zu beobachten. Abgänge und Zugänge sind in etwa ausgeglichen. Zum Stichtag 31.12.2017 waren 1.107 Werkstattplätze im Kreis belegt (einschließlich Berufsbildungsbereich). Rund 27 Prozent der Werkstatt- beschäftigten sind im Alter von über 50 Jahren und werden daher abseh- bar aus den Werkstätten ausscheiden. Die meisten Werkstattanbieter haben ihre Arbeitsbereiche differenziert und bieten zunehmend Außen­ arbeitsplätze an. Die Übergangsquote auf den allgemeinen Arbeitsmarkt liegt weiter unter einem Prozent. Arbeit inklusiv und das mit dem Bundesteilhabegesetz eingeführte Budget für Arbeit sind Instrumente, um den Zugang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu verbessern. Die Netzwerkkonferenz arbeitet auf Kreisebene im Zusammenwirken am Übergang von der Schule in den Beruf und am Übergang von den Werk- stätten in den allgemeinen Arbeitsmarkt.

Eine Steigerung der Fallzahlen ist auf Kreisebene im Förder- und Betreu- ungsbereich festzustellen. Dabei handelt es sich um Leistungsberechtig- te, die nicht oder noch nicht werkstattfähig sind. Mit zwei Werkstatt­ trägern konnte eine Vereinbarung zum sogenannten Werkstatttransfer abgeschlossen werden. Das Leistungsangebot richtet sich an Personen, für die eine gezielte Vorbereitung in den Arbeitsbereich in Frage kommt oder denen der Verlust des Werkstattstatus krankheits- oder behinde- rungsbedingt droht. Die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer der Tages- struktur für Seniorinnen und Senioren stagniert gegenwärtig noch, sie wird aber in den nächsten Jahren deutlich ansteigen.

In Frickenhausen wurde im Jahr 2017 ein neues Werkstattgebäude mit 90 Werkstattplätzen – Arbeitsbereich einschließlich Berufsbildungsbe- reich – und 18 Plätzen im Förder- und Betreuungsbereich eröffnet. Die neue Werkstatt dient als Ersatzbau für die alte Werkstatt in Linsen­ hofen und wurde bei Gesamtkosten von knapp vier Millionen Euro mit rund 1,3 Millionen Euro investiv gefördert.

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Strukturbericht 2018 Werksätten / Förder- Auf Kreisebene wurden die Leistungen der Eingliederungs- und Jugend- und Betreuungsbereich hilfe zwischen der Verwaltung und dem Trägerverbund bzw. der Fach- (FuB) stelle im Bereich der Schulbegleitung konzeptionell, qualitätsorientiert und leistungsrechtlich neu aufgestellt. Die individuellen Bedarfe und deren Geistige, mehrfache Umsetzung stehen in einem Spannungsverhältnis zum allgemeinen Auf- Behinderung Förder- und trag der schulischen Inklusion, unabhängig vom jeweiligen Lern- und Betreuungsbereich (FuB) Bildungsort. Seelische Behinderung Förder- und Betreuungsbereich (FuB)

Geistige, mehrfache Behinderung Werkstatt Aichwald Baltmanns­ Seelische Behinderung 20 Lichtenwald Esslingen weiler Werkstatt 8 26 38 Alt­bach Ostfildern Plochingen 13 20 191 12 Reichenbach Deizisau 100 30

Wernau Hochdorf Denkendorf Leinfelden- Köngen 4 Echterdingen Neuhausen 22 80 Notzingen 110 14 Wendlingen Filderstadt Unterensingen Wolf­­ 18 schlugen 40 30 92 Ohmden Ober­­ 87 Kirchheim boihingen 12 Holz­maden 15 Aichtal 29 Nürtingen 45 Neckart­ Dettingen Weilheim Schlaitdorf ailfingen

Altdorf Großbettlingen­ Altenriet­ Neckart­ 100 30 Owen Bissingen enzlingen Frickenhausen Bempflingen Neidlingen Beuren

Kohlberg Neuffen Erken­ Lenningen Stand: April 2019 brechtsweiler

© Geobasisdaten: Landesamt für Geoinformati- on und Landentwicklung Baden-Württemberg 2009 Az.: 2851.9-1/19

Für die Informationen aus dem System wird keine Haftung übernommen. Keine Weitergabe der Daten an Dritte! Die Karte bildet die belegten Werkstattplätze und die Plätze im Förder- und Betreuungsbereich im Landkreis mit Stand April 2019 ab.

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Strukturbericht 2018 3.1.4 Teilhabe und Inklusion

Das Bundesteilhabegesetz stellt die Umsetzung individueller Ansprüche in den Mittelpunkt. Die Bedarfsermittlung richtet sich an der Internatio- nalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit aus. Neben diesen bedarfsbezogenen Aspekten kann Teilhabe dann gelingen, wenn die strukturellen Voraussetzungen und die Rahmenbedin- gungen auf kommunaler Ebene inklusiv weiterentwickelt werden.

Die Verwaltung hat von Herbst 2015 bis Jahresende 2018 als einer von vier Landkreisen – gefördert über Landesmittel in Höhe von 140.000 Euro – am Projekt Inklusionskonferenz teilgenommen. Das Projekt konnte in der Behindertenhilfe- und Psychiatrieplanung umgesetzt werden. Zum einen sollten die Ergebnisse des Projektes nachhaltige Wirkungen entfalten und zum anderen sollte eine aktive Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden.

In Nürtingen wurden Erfahrungen mit einem Sozialraumprojekt im Stadtteil Braike gemacht mit dem Ziel, ein neu eröffnetes Wohnangebot im Quartier mit unterschiedlichen Akteuren zu verbinden und dabei auf Selbstbestimmung und Empowerment zu achten. Die Themenfelder Inklusion im Sport und barrierefreie Mobilität wurden im weiteren Verlauf vorbereitet und vertieft. Im Mittelpunkt standen eine Schulung für Bürgerbusfahrerinnen und -fahrer und die Vernetzung zwischen Verantwortlichen in den sogenannten Regelsystemen (z. B. Sportvereine) mit dem System der Behindertenhilfe.

Im Rahmen der neuen Bausteine in der Eingliederungshilfe wird mit der Behinderten-Förderung-Linsenhofen von 2017 bis 2019 ein über drei Jahre laufendes Projekt zur inklusiven Tagesstruktur für Seniorinnen und Senioren erprobt. Hier werden Erfahrungen mit dem Älterwerden mit Behinderung außerhalb bestehender Sonderwelten und üblicher Leistungs- angebote im kommunalen Raum gesammelt.

Die Weiterentwicklung von Inklusion und Teilhabe wird durch zusätzliche Initiativen und Projekte unterschiedlicher Leistungserbringer und anderer Anbieter im Landkreis unterstützt. Fördermöglichkeiten werden beispiels- weise über Aktion Mensch (Inklusionsprojekt Plochingen der Werkstätten Esslingen-Kirchheim) oder Impulse Inklusion (Bewegungszentrum Pfulb) genutzt.

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Strukturbericht 2018 3.2 Schwerbehinderung

Im Landkreis Esslingen nimmt die Zahl von Menschen mit festgestellter Behinderung stetig zu, wenn auch zuletzt weniger stark als in der Gesamt­ entwicklung der Bevölkerung. Innerhalb dieser Gruppe steigt überpro- portional der Anteil von Menschen, die älter als 60 Jahre sind. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird der Anteil stetig weiter steigen.

Bei rund 30 Prozent der Menschen mit festgestellter Behinderung, bzw. 4,6 Prozent aller Einwohner im Landkreis Esslingen, liegt eine orthopä- dische Funktionseinschränkung vor. 29 Prozent der Menschen leben mit Behinderungen aus dem Bereich der Funktionseinschränkungen der inneren Organe (einschl. des Stoffwechsels). An dritter Stelle stehen mit rund neun Prozent die Behinderungen aus dem Bereich der psychischen Funktionseinschränkungen (einschl. Suchterkrankungen).

Diese Entwicklung im Landkreis Esslingen erfordert den konsequenten Abbau der Barrieren im öffentlichen Raum, um ein menschenwürdiges Wohnumfeld und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft für Men- schen mit Behinderung im Landkreis sicherzustellen. Dies umzusetzen, ist ein wichtiges Handlungsfeld für die zuständigen Akteure im Land- kreis Esslingen.

3.3 Frühförderung

Der Frühförderung kommt von der Geburt bis zur Einschulung eine wichtige Funktion im Gesamtgefüge der Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder zu.

Interdisziplinäre Frühförderung zielt mit medizinisch-therapeutischen und heilpädagogischen Maßnahmen, sonderpädagogische Frühförde- rung mit sonderpädagogischen Maßnahmen darauf ab, die direkten oder indirekten Auswirkungen von Beeinträchtigungen auf die Entwick- lung des Kindes zu verhindern oder abzumildern und die Familie zu begleiten.

Neben der Behandlung von Beeinträchtigungen und Störungen liegt der Fokus auf der Verbesserung der Partizipationsmöglichkeiten des Kindes sowie auf der Betrachtung der Familienbedürfnisse. Durch die Implementierung des Instrumentes zur Erfassung der Situation von Kindern auch in Bezug auf Umweltfaktoren und sozialer Teilhabe (ICF-CY) und durch die Einführung der Komplexleistung Frühförderung im

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Strukturbericht 2018 Rahmen der Landesrahmenvereinbarung Frühförderung tritt die ­Förderung der Teilhabe der Kinder und ihrer Familien am gesellschaftli- chen Leben in den Vordergrund.

Im Bereich von Diagnosen ergeben sich immer wieder Veränderungen. War in der Frühförderung vor einigen Jahren noch ADS/ADHS ein zentrales Thema, so rücken in der Zwischenzeit Autismus und die Autismusspektrumsstörung sowie das fetale Alkoholsyndrom als Stö- rungsbilder in den Fokus. Darüber hinaus werden durch die medizini- sche Forschung immer wieder neue Syndrome entdeckt. Dies bedeutet für die Frühförderung und deren Fachkräfte eine hohe fachliche Heraus- forderung und eine ständige Weiterentwicklung ihrer Kenntnisse und Kompetenzen.

Eine Besonderheit im Landkreis Esslingen sind die Frühförderverbünde in den Regionen Esslingen, Nürtingen, Kirchheim und Filder. Sie setzen sich aus den verschiedenen sonderpädagogischen Frühförderstellen der jeweiligen Region sowie der Interdisziplinären Frühförderstelle des Landkreises zusammen. Dadurch erhalten die Kinder mit ihren Familien von Beginn an ein ganzheitlich orientiertes Angebot aus der Gesamtpa- lette der Frühförderung. Doppeltstrukturen werden vermieden und die Förder- und Unterstützungsmaßnahmen können an die jeweilige Situati- on des Kindes und seiner Familie angepasst werden.

3.4 Gerontopsychiatrie

Aufgrund der demographischen Entwicklung wird die Versorgung von älteren Menschen mit einer psychischen Erkrankung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Statistisch gesehen ist derzeit mindestens jeder fünfte Einwohner im Landkreis Esslingen über 65 Jahre alt. 2030 wird das bereits jeder vierte Einwohner sein. In der Fortschreibung des Psychiatrieplanes 2018 bis 2027 wurden differenziert Handlungsemp- fehlungen erarbeitet, die Aussagen zur Weiterentwicklung in den Themen­feldern Wohnen, Tagesstruktur, Pflege, Beratung, Behandlung und Rehabilitation beinhalten.

SOFA – Sozialpsychiatrischer Dienst für alte Menschen Der Sozialpsychiatrische Dienst für alte Menschen hat seinen Sitz in Nürtingen. Er berät und begleitet Menschen ab 65 Jahren, die an einer psychischen Erkrankung leiden, und deren Angehörige. Typische Erkran- kungen im Alter sind Demenz, Depression, Suchterkrankungen, wahn- hafte Störungen und Angsterkrankungen. Bei Vorliegen einer Demenz­ erkrankung können sich Betroffene und Angehörige auch unterhalb der

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Strukturbericht 2018 Altersgrenze von 65 Jahren an SOFA wenden. Die Patienten werden meist einzeln in Form von Hausbesuchen betreut. Die Gruppenangebote richten sich nach den Bedarfen. Depression tritt bei Frauen deutlich häufiger auf als bei Männern, ebenso tritt Frühdemenz bei Männern häufiger auf als bei Frauen.

Angehörige werden sowohl einzeln als auch in Gruppen beraten und unterstützt. Durch SOFA wird die ambulante psychiatrische Versorgung der gerontopsychiatrischen Patientinnen und Patienten verbessert. Mit dem Ziel der häuslichen Stabilisierung der Betroffenen werden Klinikauf- enthalte reduziert und Heimaufnahmen hinausgezögert oder vermieden. Dazu kooperiert der Dienst eng mit den an der pflegerischen und psychia- trischen Versorgung und Behandlung beteiligten Institutionen. Zu nennen sind hier Haus- und Fachärzte /-ärztinnen, Psychiatrische Kliniken, Heime, Pflegestützpunkte, Sozialstationen, Pflegedienste und Nachbarschaftshilfen.

Als besonderes inklusives Projekt in der Gerontopsychiatrie ist der Männerschuppen hervorzuheben. In Kooperation zwischen SOFA und dem Pflegestützpunkt der Stadt Leinfelden-Echterdingen hat sich das Projekt in den letzten beiden Jahren gut etabliert. Das Angebot richtet sich an handwerklich interessierte Männer mit oder ohne geistige und körperliche Einschränkungen. Einige der Teilnehmer sind an einer Demenz erkrankt. Im Männerschuppen wird gewerkelt, gebastelt, gemalert, repariert und gefachsimpelt. Das Angebot ist vielfältig: von einfachen Malerarbeiten über das Bauen von Regalen oder Palettenmöbeln bis hin zu Arbeiten mit Metall. Die Teilnehmer können ihre Fähigkeiten (wieder-) entdecken und erhalten. Sie erfreuen sich daran, Erfolge zu haben und genießen die Gemeinschaft unter Gleichgesinnten. Ähnlich wie im früheren Arbeitsleben wird das Gefühl des Gebrauchtwerdens gestärkt und ermöglicht Demenzerkrankten so eine bessere Lebens- qualität. Zudem beugt es der psychischen Vereinsamung vor und trägt so zu einer Unterstützung des Lebens in der eigenen Häuslichkeit bei. Nicht erkrankte ehrenamtliche Helfer unterstützen diese Arbeiten, sodass bei Bedarf eine persönliche Anleitung möglich ist.

Der Männerschuppen schließt eine Lücke in den Betreuungsangeboten für Menschen mit Demenz. Diese richten sich bisher vorrangig an weibliche Teilnehmende mit Aktionen wie Singen und Malen. Männer fühlen sich dort häufig nicht wohl, möchten eher etwas arbeiten und weniger reden. Daher wird das Angebot des Männerschuppens ständig nachgefragt, sowohl von neuen interessierten Teilnehmern in Leinfelden-­ Echterdingen als auch von anderen Gemeinden zur Umsetzung eines entsprechenden Angebotes vor Ort.

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Strukturbericht 2018 Die Angebote der Beratungsstelle Sucht und Prävention stehen auch älteren Menschen offen. Durchschnittlich sind ca. zwölf Prozent der Klienten der Beratungsstelle Sucht und Prävention älter als 60 Jahre. Die Klienten müssen ein bestimmtes Maß an Mobilität aufweisen, um die Beratungsstellen aufsuchen zu können. Die Gehstruktur des Dienstes soll perspektivisch verbessert werden, um Beratungsangebote zugängli- cher zu machen.

3.5 Allgemeine Psychiatrie

Am 20.03.2019 hat sich der Psychiatrie-Arbeitskreis mit den Handlungs- empfehlungen des Psychiatrieplanes befasst (SOA-Vorlage 99/2018). Grundlegende Erfordernisse werden in einer bedarfsgerechten Weiter- entwicklung der Sozialpsychiatrischen Dienste, einschließlich SOFA, der Wohn- und Tagesstrukturangebote und der Umsetzung der gesetzlichen Anforderung durch das Bundesteilhabegesetz (BTHG) und das Psychisch-­ Kranken-Hilfe-Gesetz (PsychKHG) gesehen. Notwendigkeiten der Nachsteuerung lassen sich aus der Zunahme der Fallzahlen und der Komplexität der Bedarfslagen ableiten.

Ein besonderes Augenmerk legt der Plan auf die Übergänge von der Kinder- und Jugendpsychiatrie in die allgemeine Erwachsenenpsychiatrie. Hier soll ein klinisches Angebot speziell für Adoleszentinnen und Adoleszenten im Übergang der Versorgungssysteme bei den medius KLINIKEN in Kooperation mit den beteiligten Systemen aufgebaut werden. Mit der sogenannten Stationsäquivalenten Behandlung (StäB) entsteht außerdem eine Behandlungsform, die für bestimmte Patientinnen und Patienten in medizinisch geeigneten Fällen anstelle einer stationären Behandlung eine alternative Behandlung im häuslichen Umfeld er- möglicht. Die stationsäquivalente Behandlung ist auch für Kinder und Jugendliche und für psychisch kranke Menschen im Alter umsetzbar. Durch die Klinikträger erfolgt eine Prüfung der Umsetzbarkeit. Dabei ist die Einbeziehung der an der ambulanten Versorgung beteiligten Leistungs­ erbringer zu berücksichtigen.

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Strukturbericht 2018 Gemeindepsychiatrische Verbünde – Behandlung, Beratung und Begleitung

Verbund Esslingen 100.541 Einwohner Verbund Plochingen 82.395 Einwohner

Aichwald

Baltmanns­ Lichtenwald weiler 26 30 11 Verbund Filder Esslingen 136.617 Einwohner Ostfildern Alt­bach Plochingen Reichenbach

Deizisau Hochdorf Wernau Denkendorf Köngen

Leinfelden- Neuhausen Echterdingen Notzingen

Wendlingen 6 20 Unterensingen Filderstadt Wolfschlugen­­ Ohmden Oberboihingen­­ Kirchheim Holzmaden­ Aichtal

220 18 Nürtingen Neckart­ 25 Schlaitdorf ailfingen Dettingen Weilheim

Altenriet­ Altdorf Großbettlingen­ Owen Bissingen Frickenhausen Neckart­enzlingen Bempflingen Neidlingen Beuren Tagesstätte Kohlberg Sozialpsychiatrischer Dienst Neuffen Erken­ Zuständigkeit für den brechtsweiler Lenningen gesamten Landkreis:

Gerontopsychiatrische Tagesklinik

medius KLINIKEN Verbund Nürtingen (Klinik für Psychiatrie) 112.963 Einwohner

Tagesklinik Verbund Kirchheim Tagesklinik Kinder- und Jugendpsychiatrie 99.931 Einwohner

Klinikum Esslingen (Kinder- und Jugendpsychiatrie)

Quelle: eigene Erhebung

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Strukturbericht 2018 3.6 Prävention und Sucht

Zum 01.01.2019 wurden auf der Basis eines Organisationsentwicklungs- prozesses die Bereiche Jugend- und Drogenberatung, Psychosoziale Beratungsstelle und die Funktion der Beauftragten für Suchtprophylaxe in einer gemeinsamen Organisationsform, der Beratungsstelle Sucht und Prävention Landkreis Esslingen, im Amt für besondere Hilfen zusammengefasst. Die Beratungsstelle Sucht und Prävention ist an vier Standorten (Nürtingen, Kirchheim, Leinfelden-Echterdingen und Esslingen) unter einer gemeinsamen Telefonnummer erreichbar.

Im Jahr 2018 nahm der Organisationsentwicklungsprozess einen wichtigen Teil der Arbeit ein. Er wurde maßgeblich von einem Projektteam, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der drei Bereiche vertreten waren, mit externer Begleitung gestaltet. Die Stelle der Gesamtleitung wurde zum 01.04.2019 neu besetzt.

3.7 Fazit

Der Landkreis Esslingen ist im Bereich Teilhabe, Rehabilitation und psychosoziale Hilfen gut aufgestellt. Die wesentlichen Herausforderungen der Eingliederungshilfe sind durch die Anforderungen des Bundesteilha- begesetzes bestimmt. Die Umsetzung auf Kreisebene erfordert neue Leistungs- und Vergütungsvereinbarungen, die Trennung von Fachleis- tungen und existenzsichernden Leistungen, die Bedarfsfeststellung und die gesetzlich normierte Gesamt- bzw. Teilhabeplanung. Mit der Fort- schreibung der Psychiatrieplanung im November 2018 und der eingelei- teten Fortschreibung der Teilhabeplanung für Menschen mit geistiger und/ oder mehrfacher Behinderung ab April 2019 sind zahlreiche Handlungs- empfehlungen auf Kreisebene verbunden oder werden derzeit entwi- ckelt. Für die psychosozialen Dienste und Beratungsangebote ist die demografische Entwicklung ein entscheidender Faktor, auf den sich der Landkreis konzeptionell und strukturell einzustellen hat.

89

Strukturbericht 2018 Migration und 4 Integration

DEZERNAT Soziales

Kreissozialamt Kreisjugendamt Amt für Amt Soziale Amt für besondere Dienste und Flüchtlingshilfe Hilfen Psychologische Beratung

Landeserstaufnahme­ Untere Aufnahmebehörde einrichtung

Landkreis, Freie Träger Vorläufige Psychosoziale durch Unterbringung Begleitung und Ehrenamt Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Esslingen e. V.

Nach 24 Monaten (während/nach dem Asylverfahren)

Anschluss- Sozialberatung Integrationsmanagement unterbringung in der Kommune

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Strukturbericht 2018 Deutschland befindet sich seit Mitte der 1950 er Jahre auf dem Weg zu einem modernen Einwanderungsland. Migrantinnen und Migranten sowie ihre Nachkommen sind zu einem wichtigen Teil der deutschen Sozialstruktur geworden. Vor dem Hintergrund der Zuwanderung in den letzten Jahren wird deren Anzahl weiter zunehmen. Der Landkreis steht vor der Aufgabe, ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Die Integrationsplanung des Landkreises stellt hierfür den Rahmen zur Verfügung, so dass sich die integrativen Strukturen im kommunalen Raum individuell entfalten können.

4.1. Vorläufige Unterbringung und Anschluss­ unterbringung

Die Aufnahme von Geflüchteten in Baden-Württemberg ist im Flücht- lingsaufnahmegesetz (FlüAG) geregelt. Aufgenommen werden überwie- gend Asylbewerberinnen und Asylbewerber, zu deren Aufnahme das Land nach dem Asylgesetz (AsylG) verpflichtet ist. Im Anschluss an ihre Erstaufnahme in den Landesaufnahmeeinrichtungen werden sie den Stadt- und Landkreisen als untere Aufnahmebehörden zur Unterbringung zugewiesen. Dort werden diese Personen in der sogenannten vorläufi- gen Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Die Dauer der vorläufigen Unterbringung ist ebenfalls im FlüAG geregelt. Sie endet in der Regel mit Abschluss des Asylverfahrens bzw. mit der Unan- fechtbarkeit der Entscheidung über den Asylantrag, den Folgeantrag oder 24 Monate nach der Aufnahme durch die unteren Aufnahmebehörden.

Situation in der Anschlussunterbringung Bei den Aufnahmen in die kommunale Anschlussunterbringung (AU) ist 2018 eine positive Entwicklung zu verzeichnen. Das angestrebte Ziel der Überleitung von rund 2.350 Personen zzgl. Familiennachzug konnte mit ca. 2.000 Personen annähernd erreicht werden. Bis zum Stichtag 31.12.2018 konnten rund 2.300 Personen in die Anschlussunterbringung gehen, davon etwa 300 Personen im Rahmen des Familiennachzugs.

Für das Jahr 2019 beträgt die geschätzte AU-Quote 800 Personen, für 2020 beträgt sie 500 Personen. Hinzu kommt jeweils der Familiennach- zug, der nachträglich zum jeweiligen Jahresabschluss eingerechnet wird. Nach Berücksichtigung des Familiennachzugs und der Übertragung des Defizits aus 2018 stehen somit für das Jahr 2019 rund 1.000 Personen zur Verteilung in die AU an.

91

Strukturbericht 2018 4.2 Integration

Am 14.12.2017 wurde der Integrationsplan des Landkreises Esslingen als ein Teil der Sozialplanung durch den Kreistag verabschiedet. Die Zielsetzung ist, eine kreisweite Gesamtstrategie zum Thema Integration umzusetzen.

4.2.1 Betreuung und Beratung für Geflüchtete

Das Landratsamt Esslingen ist nach § 12 FlüAG berechtigt, die Aufgabe der sozialen Betreuung auf geeignete nichtstaatliche Trägerinnen und Träger der Flüchtlingssozialarbeit zu übertragen.

Für die Flüchtlingssozialarbeit in der vorläufigen Unterbringung wurde die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Esslingen e. V. beauftragt, die es den untergebrachten Personen durch eine psychosoziale Begleitung und Beratung ermöglichen soll, ein menschenwürdiges, selbstverantwortli- ches Leben in Deutschland zu führen. Dabei wird ein Betreuungsschlüssel von 1 zu 100 zugrunde gelegt.

Wichtiges Ziel der Sozialbetreuung ist es, im Anschluss an die vorläufige Unterbringung einen guten Übergang in die Anschlussunterbringung in den jeweiligen Kommunen zu gewährleisten. Dies trägt zur sozialen Stabilität bei. Dabei werden die Geflüchteten in der vorläufigen Unterbrin- gung noch bis zu zwei Monate durch die Sozialbetreuung beim Übergang in die Anschlussunterbringung begleitet.

4.2.2. Bürgerschaftliches Engagement in der Flüchtlingshilfe

Die Soziale Betreuung und Beratung für Geflüchtete wird ergänzt durch das Bürgerliche Engagement, das seit 2015 geflüchtete Menschen intensiv im Alltag begleitet.

Das Bürgerschaftliche Engagement (BE) im Landkreis hat in den letzten Jahren eine große Organisationsfähigkeit und enorme Hilfsbereitschaft bewiesen und ist ein fester Bestandteil in der Flüchtlingsarbeit. Die Betreuung von Geflüchteten wird als gemeinschaftliche, humanitäre Aufgabe wahrgenommen.

Das seit 2015 umgesetzte landkreisweite Konzept für das Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe ist auf strategischer Ebene für die Planung, Steue- rung, Koordination sowie die Vernetzung der Ehrenamtsstruktur zuständig (SOA-Vorlage 50/2015).

92

Strukturbericht 2018 Ein Teil dieses Konzeptes ist das freiwillige landkreisweite Förderpro- gramm Kommunale Koordinierungsstellen. Zielsetzung ist, das ehrenamtliche Engagement zu unterstützen. Qualifizierte Ansprech­ personen moderieren zwischen den Ehrenamtlichen der Kommune und dem Landkreis. Sie sorgen außerdem für eine optimale Vernetzung der in der Flüchtlingshilfe Aktiven vor Ort. Ein reger Informationsaustausch zwischen den Handelnden, die Entwicklung von Strukturen und Maßnah- men, Fortbildungen und Supervision stellen einen bedeutenden Mehrwert für das Gemeinwesen dar.

Begleitung des Ehrenamts in der Flüchtlingshilfe

Landkreiskoordination für das Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe

Fachberatung Geschäftsführung Koordination Konzeptionelle im Bereich des Kreisarbeitsg­emeinschaft und Vernetzung Weiterentwicklung Bürgerschaftlichen Netzwerk Flüchtlinge Ehrenamt, Kommune in die Regelstrukturen Engagements in und Freie Träger der Flüchtlingshilfe

So wurden Standards für Bürgerschaftliches Engagement entwickelt, welche das Grundverständnis in der Zusammenarbeit mit Engagierten beschreiben und die zentralen Ziele und Rahmenbedingungen benennen. Dies ist für die Kommunen wertvoll. Heute schon ist erkennbar, dass Kommunen durch die geschaffenen Strukturen und Standards ihre Auf­gaben in der Begleitung und Zusammenarbeit von Haupt- und Ehren- amt nachhaltig sichern können.

93

Strukturbericht 2018 4.2.3. Bildung

Die Maßnahmen im Handlungsfeld Integration durch Bildung werden schrittweise durch das Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte umgesetzt. Durch ein überzeugendes Konzept konnte der Landkreis Esslingen 2018 eine Verlängerung des Projektes und der damit verbundenen Personalstellen erreichen. Das bedeutet, dass die Bildungskoordination bis in das Jahr 2020 weiter durch das Bundesministerium vollumfänglich gefördert wird. Die Synergieeffekte, die sich aus der kreisweiten Integrationsplanung im Bereich Bildung und der sogenannten Bildungskoordination ergeben, kommen vor allem den vordringlichen Aufgaben Koordination, Wissenstransfer und Abstim- mung mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren der Integrationsarbeit zu verschiedenen Themen zugute (SOA-Vorlage 14/2018).

Die Projekte des Handlungsfeldes Integration durch Bildung haben das Ziel, die Regelsysteme, wo nötig, zu stärken sowie Neuzugewanderten Angebote zu machen, um deren Integration in Deutschland zu unterstüt- zen und gegebenenfalls zu beschleunigen. Somit tritt der Kreis als zentraler Akteur beispielsweise im Bereich Sprachförderung auf und gewährleistet gemeinsam mit dem Jobcenter durch Vernetzungsformate, wie dem Arbeitskreis (AK) Sprache, eine hohe Abstimmungsqualität im Kreisgebiet. Darüber hinaus bezieht die Arbeit innerhalb des Handlungs- feldes Integration durch Bildung stets auch die Neuzugewanderten selbst sowie ihre haupt- und ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer mit ein und adressiert sie mit ihren Dienstleistungsangeboten. Qualifi- zierung und Vernetzung, gemeinsamer Austausch und die Identifikation von Bedarfen können so sichergestellt werden. Diese Bündelungs- funktion des Landkreises konnte im Jahr 2018 ausgebaut und verstetigt werden.

Auch 2019 werden verschiedene Bausteine des Integrationsplans in Angriff genommen, die auf das Handlungsfeld Integration durch Bildung wirken (SOA-Vorlage 97/2018). Das auf Freiwilligkeitsleistungen basie- rende Engagement im Sachgebiet Migration und Integration in den Handlungsfeldern Sprachförderung sowie Produkte und Dienstleistungen im Jahr 2018 wird im Folgenden näher dargestellt.

Sprachförderung Die Sprachförderung ist bereits seit 2016 fester Bestandteil der Arbeit im Sachgebiet Migration und Integration. Im Wesentlichen besteht die Arbeit darin, im Rahmen des Arbeitskreises Sprache in Kooperation mit dem Jobcenter Esslingen eine enge Vernetzung mit und zwischen den Sprachkursträgerinnen und -trägern im Landkreis herzustellen.

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Strukturbericht 2018 Die Mitglieder des AK Sprache sind die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zugelassenen Integrationskursträger, die Integ- rationsbeauftragten der Großen Kreisstädte, die Migrationsdienste, die Arbeiterwohlfahrt (AWO) als die Zuständige für die Sprachfördermaß- nahme nach §13 Absatz 2 des FlüAG sowie die Regionalkoordination des BAMF. Daneben verantwortet seit der Förderperiode 2017/2018 die Bildungskoordination für Neuzugewanderte die Umsetzung der Verwal- tungsvorschrift VwV-Deutsch für Flüchtlinge (SOA-Vorlage 97/2018).

Am Ende der einzelnen Kurse wird eine Evaluation durchgeführt. Auf deren Grundlage werden die Sprachkurse den jeweiligen Bedürfnissen angepasst.

Im Jahr 2018 ging es im Rahmen der Umsetzung der VwV-Deutsch für Flüchtlinge darum, das Angebot in die bestehende Sprachkurslandschaft im Landkreis sinnvoll einzubetten und auf Veränderungen der Angebote zeitnah und flexibel zu reagieren. Dazu findet eine enge Absprache mit den verschiedenen Sprachkursträgern im Landkreis statt – auch über die regelmäßigen Treffen des AK Sprache hinaus.

Für die Förderperiode 2017/2018 wurde festgelegt, dass die Anmeldung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die größtenteils in Unterkünften des Landkreises untergebracht waren, ausschließlich über die zuständige Sozialbetreuung der Arbeiterwohlfahrt oder die vor Ort tätige Ehren- amtskoordination erfolgen soll. Damit fand jeweils eine regionale Bünde- lung der Anmeldungen statt, um Mehrfachanmeldungen zu vermeiden. Im Laufe des Jahres musste diese Regelung angepasst werden. Grund war, dass viele Personen in die Anschlussunterbringung kamen und damit nicht mehr durch die AWO betreut wurden. Gleichzeitig nahmen die Integrationsmanagerinnen und -manager ihre Vernetzungsarbeit auf. Über eine Informationsveranstaltung wurden die Integrationsmanagerinnen und -manager eingehend über die Sprachkursangebote informiert.

Im Jahr 2018 wurde gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Esslingen und der Deutschen Angestellten Akademie (DAA) erstmals ein Konzept zur Durchführung eines Teilzeitkurses entwickelt, der zur Erreichung des Sprachniveaus B2 führt. Gefördert werden in erster Linie Personen, die parallel eine Einstiegsqualifizierung (EQ) absolvieren, jedoch noch Sprachförderbedarf haben. Bei Erreichen des Sprachniveaus B2 sollten sie die Sprachkompetenz haben, eine Berufsausbildung zu absolvieren.

Aufgrund wegfallender Bundesförderung für Personen mit schlechter Bleibeperspektive werden ab 2019 nur Sprachkurse angeboten, welche von Land und Landkreis anteilsfinanziert sind.

95

Strukturbericht 2018 Elternbeteiligung Die Handlungsempfehlung aus dem Integrationsplan zum Thema Eltern- beteiligung ist in der Umsetzung. Hierbei sollen neuzugewanderte Eltern als Zielgruppe adressiert und durch verschiedene Angebote unterstützt werden. Die Schwerpunkte der Konzeption liegen dabei auf der Gewin- nung und Qualifizierung sogenannter Elternbegleiter/Elternbegleiterinnen oder Elternmentoren/Elternmentorinnen in Zusammenarbeit mit der Elternstiftung Baden-Württemberg, der Vernetzung bereits bestehender Eltern-Projekte im Landkreis sowie dem Transfer von Beispielen guter Praxis. Abschließend sollen auch engagierte Bildungseinrichtungen und andere relevante Akteurinnen und Akteure mit kleineren Aktionen bei der Sensibilisierung gegenüber Eltern mit Zuwanderungsgeschichte und deren aktiver Beteiligung am Bildungsprozess unterstützt werden.

4.2.4 Interkulturelle Öffnung

In dem Handlungsfeld des Integrationsplanes Interkulturelle Öffnung der Verwaltung werden seit 2018 verschiedene Maßnahmen geplant und durchgeführt.

Produkte und Dienstleistungen Dem Handlungsfeld Produkte und Dienstleistungen kommt als Teil der Interkulturellen Öffnung der Verwaltung eine besondere Bedeutung zu. Im Jahr 2018 konnten bereits verschiedene der im Integrationsplan dazu aufgezeigten Handlungsempfehlungen umgesetzt werden. Im September 2018 wurde die Handreichung mit dem Titel Den Über- gang gut meistern – Informationen zu Schule und Beruf für Neu- zugewanderte veröffentlicht. Ziel der Broschüre ist, die diversen landkreisweiten Angebote und weitere mit dem Thema des Übergangs von der Schule in den Beruf verbundene Informationen transparent darzustellen. Dabei kann sie zum einen Neuzugewanderten selbst als Unterstützung dienen, zum anderen kann sie von Bürgerschaftlich Engagierten, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und Beratungsstellen genutzt werden. Auch 2019 werden weitere Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählt die Veröffentlichung der Handreichungen zum deutschen Schulsystem und zur Sprachförderung im Landkreis Esslingen. Diese sollen zudem in Leichter Sprache sowie auf Englisch erscheinen.

Ebenfalls im September 2018 fanden dezentrale Inputveranstaltungen in Nürtingen, Filderstadt und Ostfildern statt, die von der Bildungskoordi- nation durchgeführt wurden und sich in erster Linie an Integrations­ managerinnen und -manager im Landkreis wendeten. Ziel war es, über relevante Themen und Fragestellungen des Handlungsfeldes Integration durch Bildung zu informieren.

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Strukturbericht 2018 Dolmetscherdienste Des Weiteren wurde im Zuge der interkulturellen Öffnung ein Dolmet- scherkonzept aufgestellt, das die Sprachbarriere im Verwaltungsalltag innerhalb und außerhalb der Verwaltung ausgleichen soll. Einerseits wurde zur verwaltungsinternen Nutzung eine professionelle Dolmetscher- hotline eingerichtet, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landkreisverwaltung zur Verfügung steht.

Außerdem wird ein Dolmetscherpool im Gesundheitsbereich in Koope- ration mit der Psychologischen Beratungsstelle Esslingen aufgebaut. ­ Es sollen interessierte Sprachmittlerinnen und Sprachmittler auf das Dolmetschen in der psychologischen Beratung vorbereitet werden.

Des Weiteren sollen gemeinsam mit den Kommunen Strukturen und Standards erarbeitet werden, die die kommunalen Dolmetscherpools stärken. Der Landkreis wünscht, dass die Großen Kreisstädte ihre Dolmetscherpools für den Bildungsbereich öffnen, damit alle Kommunen Zugriff auf die entsprechenden Sprachmittlerinnen und Sprachmittlern haben.

4.3 Perspektiv- und Rückkehrberatung

Die Rückehrberatung des Landkreises Esslingen unterstützt Asyl­ suchende, ausreisepflichtige Drittstaatsangehörige sowie geduldete und anerkannte Flüchtlinge bei der freiwilligen Rückkehr in ihr Heimatland. Die Rückkehrberatung ist bei der Vorbereitung und Organisation der Ausreise behilflich. Schutzbedürftige Gruppen werden dabei besonders berück- sichtigt. Freiwillige Rückkehr hat grundsätzlich Vorrang vor rechts­ staatlichen Zwangsmaßnahmen. Ein Schwerpunkt der Rückkehrberatung liegt auf der Reintegrationsplanung, um die Nachhaltigkeit der Rückkehr zu fördern.

Rückkehrprogramme:

• REAG GARP/ ERRIN Die Programme, die die freiwillige Rückkehr fördern, werden aus Mitteln des Bundes und der EU finanziert. In wenigen Einzelfällen, etwa bei Ausreisen nach Syrien, Libyen und Eritrea, die nicht Teil der Rückkehrprogramme sind, finanziert der Landkreis die freiwillige Ausreise und kann eine bis zu 60-prozentige Rückerstattung vom Bund erhalten.

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Strukturbericht 2018 • Projekte: Lernen für die Rückkehr 40 Personen nahmen 2018 zur Vorbereitung der freiwilligen Rückkehr an berufsqualifizierenden Maßnahmen teil. Diese umfassten die Vermittlung handwerklicher Grundkenntnisse, ein Training zum Thema Finanzen und Geschäftsgründung sowie Einzelcoachings in Businessplanung zur Existenzgründung im Heimatland. Zwei Personen absolvierten einen Schweißlehrgang mit Abschlussprüfung und Zertifikat.

Wegen der hohen Zahl der Menschen ohne Bleibeperspektive, die nach mehrjährigen Asylverfahren und häufig anschließender längerer Duldung in die Perspektivlosigkeit verfallen, möchte die Rückkehrberatung 2019 weiterhin verstärkte Öffentlichkeitsarbeit im Hinblick auf bestehende Programme und die vielfältigen Möglichkeiten zur Vorbereitung der Reintegration leisten.

4.4 Fazit

Migrantinnen und Migranten kommen aus den unterschiedlichsten Beweggründen in den Landkreis. Damit Integration gelingen kann, müssen diese Menschen zunächst differenziert betreut und begleitet werden. Um dies zu gewährleisten, hat der Landkreis flächendeckend Strukturen für soziale Betreuung und Beratung sowie für das Ehren­amtliche Engagement aufgebaut.

Der Integrationsplan des Landkreises Esslingen ist dafür ein wegwei- sender Begleiter. In ihm sind Handlungsempfehlungen für die Zivilbe- völkerung, freie Trägerinnen und Träger, Arbeitskreise und für Behörden formuliert.

Der Integrationsplan sieht über die soziale Integration hinaus auch die Integration durch Bildung und die interkulturelle Öffnung insgesamt als zentrale Herausforderungen der Zukunft.

98

Strukturbericht 2018 II. Leistungsbericht

99 Existenzsicherung, Sozialhilfe Kinder- und 1 und weitere Hilfen 2 Jugendhilfe

1.1 103 Grundsicherung für Arbeitssuchende 2.1 128 Hilfen zur Erziehung und 1.1.1 103 Entwicklung der Arbeitslosigkeit Eingliederungshilfen (Ambulante 1.1.2 104 Abgänge aus der Arbeitslosigkeit und Stationäre Hilfen) 1.1.3 105 Arbeitslosigkeit nach Personengruppen 2.1.1 128 Fallzahlen 1.1.4 105 Integration in den Arbeitsmarkt 2.1.2 135 Kostenentwicklung 1.1.5 106 Bedarfsgemeinschaften 2.2 138 Besondere Themenfelder 1.1.6 107 Leistungsberechtigte in 2.2.1 138 Erziehungs- und Familienberatung, Bedarfsgemeinschaften Frühe Beratung und Hilfen 1.1.7 108 Arbeitsmarktpolitische Instrumente 2.2.2 141 Schutzauftrag der Jugendhilfe und 1.1.8 109 Zahlungsansprüche für Leistungen der Inobhutnahmen Grundsicherung 2.2.3 142 Hilfen für junge Volljährige 1.1.9 111 Kommunale Leistungen der 2.2.4 143 Hilfen für unbegleitete minderjährige Grundsicherung für Arbeitsuchende Ausländerinnen und Ausländer 1.2 115 Sozialhilfe 2.3 144 Weitere Aufgabenfelder 1.2.1 115 Hilfe zum Lebensunterhalt 2.3.1 144 Beistand-, Pfleg- und Vormundschaften 1.2.2 115 Grundsicherung im Alter und bei 2.3.2 145 Unterhaltsvorschuss Erwerbsminderung außerhalb von 2.3.3 147 Ausbildungsförderung Einrichtungen 1.2.3 117 Hilfe zur Pflege 2.4 148 Frühkindliche Bildung, Betreuung 1.2.4 119 Hilfe zur Überwindung besonderer und Erziehung sozialer Schwierigkeiten 2.4.1 148 Kindertagesbetreuung in Einrichtungen 1.2.5 119 Hilfe zur Gesundheit 2.4.2 148 Kindertagesbetreuung in 1.2.6 120 Bestattungskosten Kindertagespflege 1.2.7 120 Mietschulden / Energieschulden 2.5 149 Kinder- und Jugendarbeit / 1.3 121 Wohngeld Jugendsozialarbeit 2.5.1 150 Offene Kinder- und Jugendarbeit 1.4 122 Bildung und Teilhabe 2.5.2 151 Jugendverbandsarbeit 1.5 124 Soziale Dienste und Beratungen 2.5.3 151 Jugendsozialarbeit 1.5.1 124 Betreuungen 1.5.2 125 Schuldner- und Insolvenzberatung 1.5.3 126 Ehe-, Familien- und Lebensberatung 1.5.4 126 Haus- und Familienpflege

100

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Teilhabe, Rehabilitation Migration und 3 und psychosoziale Hilfen 4 Integration

3.1 153 Eingliederungshilfe 4.1 169 Entwicklung der Flüchtlingshilfe 3.1.1 157 Wohnen in Bund, Land und Landkreis 3.1.2 158 Arbeit, Beschäftigung und Bildung 4.2 171 Entwicklung der Leistungen nach 3.1.3 159 Persönliches Budget dem Asylbewerberleistungsgesetz 3.2 160 Schwerbehinderung und Leistungen 4.2.1 173 Vorläufige Unterbringung und 3.2.1 160 Menschen mit Behinderungen Anschlussunterbringung 3.2.2 161 Blindenhilfe 4.2.2 174 Krankenhilfe und Hilfe zur Pflege 3.2.3 162 Mobilitätshilfe 4.3 174 Integration 3.3 163 Interdisziplinäre Frühförderstelle 4.3.1 174 Betreuung und Beratung für Geflüchtete 4.3.2 177 Bürgerschaftliches Engagement 3.4 164 Sozialpsychiatrischer Dienst für alte in der Flüchtlingshilfe Menschen 4.3.3 178 Bildung / Sprachförderung 3.5 165 Sozialpsychiatrischer Dienst Nürtingen 4.3.4 181 Perspektiv- und Rückkehrberatung 182 Abkürzungsverzeichnis 3.6 166 Beratungsstelle Sucht und Prävention

101

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Sozialer Leistungsbereich 2018 (Nettoaufwand 171,55 Mio. €)

Sonstige Hilfen Asylbewerber Hilfe für blinde 7.255.000 € und sonstige Menschen 4% geduldete 1.799.000 € Personen 1% Hilfe zur Pflege 10.666.000 € (ohne Lebensunterhalt 6% in Einrichtungen) Hilfe zur Gesundheit 16.090.000 € 1.745.000 € 9% 1%

Grundsicherung Grundsicherung für Arbeitssuchende im Alter und bei nach SGB II Erwerbsminderung 27.749.000 € 0% 16%

Eingliederungshilfe Kinder-, Jugend - für Menschen mit und Familienhilfe Behinderung (ohne einschließlich Lebensunterhalt Unterhaltsvorschuss in Einrichtungen) 38.656.848 € 67.585.000 € 23% 40%

Quelle: eigene Erhebung

102

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Existenzsicherung, Sozialhilfe und 1 weitere Hilfen

1.1 Grundsicherung für Arbeitssuchende

1.1.1 Entwicklung der Arbeitslosigkeit

10.781 9.915 10.060 9.097 8.925 Arbeitslose im Landkreis Esslingen

Insgesamt

6.027 5.928 5.726 5.443 5.198 SGB II

SGB III

Datenquelle: Statistik der 4.754 3.987 4.334 3.654 3.727 Bundesagentur für Arbeit

2017 2018

Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt

Im Bereich der Grundsicherung (SGB II) sank die Zahl der Arbeitssu- chenden gegenüber dem Vorjahr (5.906) um 301 (ca. minus fünf Prozent).

103

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 1.1.2 Abgänge aus der Arbeitslosigkeit

Der weitere Abbau der Arbeitslosigkeit durch qualitativ hochwertige Beratungs- und Vermittlungsarbeit bliebt angesichts des hohen Anteils an Langzeitarbeitslosen und der Quoten an Arbeitslosen ohne bzw. mit (zu) geringer beruflicher Qualifikation zentraler Aufgabenschwerpunkt im Jobcenter Esslingen.

Dez 16.407 Dez 15.288

Sep 12.008 Sep 11.198 Jul Jul 9.280 8.844

Apr Apr 5.298 5.081

Quelle: eigene Erhebung 2017 2018

Die Zahl der Abmeldungen, 15.288 im Jahr 2018, lag mit einem Delta von minus 6,8 Prozent nahezu auf dem Vorjahreswert (16.407). Die Zahl der Einmündungen von Arbeitslosen in die Erwerbstätigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr – 2017 waren es noch 2.774 – um minus 0,4 Prozent auf 2.763 gesunken. Ebenfalls haben die Abgänge in Ausbildung und sonstige Maßnahmen abgenommen. Während 2017 noch 5.761 Personen eine Qualifizierung begonnen haben, waren dies 2018 noch 4.737 Personen. Dies entspricht einer Abnahme von 17,77 Prozent.

Die spezialisierte Betreuung von Geflüchteten in der rechtskreisübergrei- fenden Integrationsstelle für Arbeit und Ausbildung (ISAA) und an den Außenstandorten stellte 2018 weiterhin einen wichtigen Aufgaben- schwerpunkt des Jobcenters Esslingen dar. Neben der Unterstützung einer nachhaltigen Sprachförderung, die immer noch den größten Teil der Geflüchteten betrifft, geht es zunehmend um eine individuelle Integrationsplanung und den dazu passenden Einsatz arbeitsmarktpoliti- scher Instrumente.

104

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 1.1.3 Arbeitslosigkeit nach Personengruppen

Arbeitslose Personen im Sozialgesetzbuch II nach Merkmalen

Jahresdurchschnitt Dezember 2017 Jahresdurchschnitt Dezember 2018

5.906 5.525

3.404 3.221 2.832 3.688 2.685 3.048 2.696 2.626 2.477 2.381 1.782 908 1.686 972 513 313 441 299

Insgesamt Frauen Männer Ausländer Flucht Ohne Berufs- Langzeit- 50 Jahre Unter 25 Schwer- ausbildung arbeitslose und älter Jahren behinderte

Quelle: eigene Erhebung

1.1.4 Integration in den Arbeitsmarkt

Eine Integration im Sinne der Kennzahlen nach § 48a SGB II liegt vor, wenn ein erwerbsfähiger Leistungsberechtigter / eine erwerbsfähige Leistungsberechtigte (ELB) eine sozialversicherungspflichtige Beschäfti- gung, eine voll qualifizierende berufliche Ausbildung oder eine selbststän- dige Erwerbstätigkeit aufnimmt. Hierbei muss der Leistungsbezug nicht beendet worden sein. Auch die Arbeitszeit und die Dauer der Befristung der Beschäftigungsaufnahme sind bei der Zählung unerheblich.

4.005 3.832 4.522 4.040 Insgesamt

201 300 742 Integrationen 1.122 nichteuropäische Asylherkunftsländer

3.804 3.532 3.780 2.918 Integrationen europäische Asylherkunftsländer

Dez Dez Dez Okt 2015 2016 2017 2018 Quelle: eigene Erhebung

105

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 1.1.5 Bedarfsgemeinschaften

Bedarfsgemeinschaften 12.119 im Landkreis Esslingen 11.924 11.737 11.699 11.567 2017 11.156 2018 11.486 10.954

2018 vorläufige Daten

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Quelle: eigene Erhebung

Die Zahl der hilfebedürftigen Familien und Einzelpersonen (Bedarfsge- meinschaften) lag 2018 durchschnittlich 3,9 Prozent unter dem Vorjah- reswert.

Regelleistungsbedarfs- + 10 % + 7 % gemeinschaften im - 7 % Landkreis Esslingen

Berichtsmonat August 12.141 im Jahresvergleich 11.082 11.339 10.409

*Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien

Quelle: Statistik der + 75 % Bundesagentur für Arbeit - 6 % + 144 %

2.724 2.571 638 1.557

2015 2016 2017 2018 2015 2016 2017 2018

Insgesamt Darunter: Nichteuropäische Asylherkunftsländer*

106

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 1.1.6 Leistungsberechtigte in Bedarfsgemeinschaften

15.810 Erwerbsfähige 15.573 Leistungsberechtigte im 15.312 15.250 15.120 Landkreis Esslingen 14.653 15.032 14.441 2017

2018

2018 vorläufige Daten

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

+ 10 % Erwerbsfähige - 6 % Leistungsberechtigte

Berichtsmonat August + 40 % 15.913 im Jahresvergleich 14.550 14.898

*Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und 10.409 Syrien

Quelle: Statistik der Bundes- + 79 % + 1 % agentur für Arbeit + 202 %

3.442 3.470 638 1.926

2015 2016 2017 2018 2015 2016 2017 2018

Insgesamt Darunter: Nichteuropäische Asylherkunftsländer*

107

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 1.1.7 Arbeitsmarktpolitische Instrumente

Leistungsart Ausgaben Stand: Ausgaben Stand: Dez 17 Dez 18 (in Tsd. Euro) (in Tsd. Euro)

Eingliederungsleistungen insgesamt 9.536 10.392

Eingliederungszuschüsse 945 1.375

Förderung der beruflichen Weiterbildung 2.014 2.098

Maßnahmen zur Aktivierung 3.420 3.279 von Leistungsberechtigten

Arbeitsgelegenheiten 898 988

Förderung von Arbeitsverhältnissen 258 947

Weitere Instrumente 2.000 1.706 Quelle: eigene Erhebung

Insgesamt wurden 0,9 Millionen Euro im Jahr 2018 mehr für Eingliede- rungsleistungen investiert als im Vorjahr.

Das Jobcenter Esslingen konnte 2018 wichtige Vorhaben umsetzen und Ziele erreichen. 557 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten Kurse besuchen, die Arbeitslose wettbewerbsfähig für den ersten Arbeitsmarkt machen und – wenn möglich – zu Fachkräften qualifizieren (Berichts­ monat Dezember 2018, vorläufige Daten). Damit wurde das Niveau der Förderungen für Leistungsempfängerinnen und -empfänger im Vergleich zum Vorjahresmonat nahezu erreicht, in dem 565 Leistungsempfänge- rinnen und -empfänger an beruflichen Weiterbildungskursen teilgenom- men hatten (Berichtsmonat Dezember 2017, endgültiger Wert).

Auch Jugendliche erhalten Unterstützung in Form einer Förderung im Rahmen der Berufswahl bzw. -ausbildung. Hierunter fallen die Einstiegs- qualifizierungen, ausbildungsbegleitende Hilfen, außerbetriebliche Berufsausbildungen oder die assistierte Ausbildung. Im vergangenen Jahr konnten 81 Personen eine Förderung erhalten (Berichtsmonat Dezember 2018, vorläufige Daten).

Ein wichtiger Baustein der Unterstützung von Langzeitarbeitslosen ist die öffentlich geförderte Beschäftigung. Über das Instrument der Arbeits­gelegenheiten wurde von Januar 2018 bis einschließlich Dezember 2018 457 Leistungsempfängerinnen und -empfängern die Chance geboten, dem ersten Arbeitsmarkt näher zu kommen (Berichtsmonat

108

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Dezember 2018, vorläufige Daten). Im Vergleich zu 2017 wurden 41 Personen weniger in diese Form der öffentlich geförderten Beschäfti- gung vermittelt.

Dagegen erhielten 66 langzeitarbeitslose Menschen die Möglichkeit, im Arbeitsleben wieder Fuß zu fassen und konnten mithilfe der Förderung von Arbeitsverhältnissen eine sozial geförderte Beschäftigung aufnehmen (Berichtsmonat Dezember 2018, vorläufige Daten). Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres wurden 46 Personen integriert (Berichtsmonat Dezember 2017, endgültiger Wert).

Neben der Förderungen über das Budget für Eingliederungsleistungen wurden die Angebote der Sprachförderung über das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die sogenannte Fremdförderung, intensiv genutzt. So haben 1.137 Personen im Dezember 2018 an Integra- tions- und Deutschkursen teilgenommen. Im Dezember 2017 umfasste die Teilnahme 1.519 Personen.

1.1.8 Zahlungsansprüche für Leistungen der Grundsicherung

Ausgaben Stand: Dez 17 Ausgaben Stand: Dez 18 Leistungsart (in Tsd. Euro) (in Tsd. Euro)

Zahlungsanspruch insgesamt aller Bedarfsgemeinschaften (BG) 102.332 101.062

Gesamtregelleistung (Arbeitslosengeld II und Sozialgeld) 85.243 84.266

Regelbedarf Arbeitslosengeld II 37.758 37.178

Regelbedarf Sozialgeld 2.139 2.028

Mehrbedarfe 2.026 1.952

Kosten der Unterkunft 43.319 43.107

Sozialversicherungsleistungen 16.032 15.851

Weitere Zahlungsansprüche 1.057 945

Sonstige Leistungen 856 755

Unabweisbarer Bedarf 188 182

Leistungen für Auszubildende 3 0

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

109

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Durchschnittliche 970,97 € monatliche Höhe der Leistungen je Bedarfs­gemeinschaft 809,62 € im Zeitraum Januar 2018 bis September 2018

Quelle: eigene Erhebung 414,21 € 357,16 €

152,29 €

19,49 € 18,76 € 9,06 €

Ø monatlicher Regelbedarf Mehrbedarfe Weitere Zahlungsanspruch Arbeitslosengeld II Sozialversiche- in Euro je BG rungsleistungen

Gesamtregelleistung Regelbedarf Kosten der Weitere (Arbeitslosengeld II und Sozialgeld Unterkunft Zahlungs­ Sozialgeld) ansprüche

Der Leistungsanspruch zur Sicherung des Lebensunterhaltes nach SGB II ergibt sich aus dem ermittelten individuellen Bedarf, dem anzurechnenden Einkommen und den Sanktionen, die die Höhe des Leistungsanspruchs beeinflussen.

Im Zeitraum Januar 2018 bis einschließlich September 2018 (aktuelle Datenlage) umfassten die Zahlungsansprüche aller Bedarfsgemeinschaf- ten im Landkreis Esslingen 101,062 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor waren dies 102,332 Millionen Euro und somit 1,2 Prozent weniger.

110

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 1.1.9 Kommunale Leistungen der Grundsicherung für Arbeits­ suchende

Entwicklung der 11.904 Kosten der Unterkunft 11.442 11.006 Zahl der Bedarfs­ gemeinschaften im 10.385 10.235 Jahresdurchschnitt

2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: eigene Erhebung

Entwicklung des Bruttoaufwands für die erstattungsfähigen Kosten der Unterkunft und Heizung (KdU) und die Einnahmen aus der Bundesbeteiligung

56.416.579 € 55.809.622 € Rechnungsergebnis 51.034.962 € 28.461.724 € 30.839.104 € KdU und 48.080.834 € 48.868.419 € 22.320.875 € Bundesbeteiligung 16.117.415 € 19.500.136 € Kosten der Unterkunft in Euro

Bundesbeteiligung in Euro

Quelle: eigene Erhebung

2014 2015 2016 2017 2018

111

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Bundesbeteiligung

Entwicklung in Sockel- Anteil zur Anteil zur Anteil zur besonderen Anteil für Gesamt Prozentzahlen betrag Entlastung von weiteren Entlastung für Bildung Ländern und Entlastung flüchtlingsbedingte und Teilhabe Kommunen KdU-Ausgaben Quelle: eigene Erhebung 2016 31,6 % 3,7 % 5,0 % 4,5 % 44,8 %

2017 31,6 % 3,7 % 3,7 % 9,1 % 4,5 % 52,6 %

2018 31,6 % 7,9 % 9,1 % 4,3 % 52,9 %

2019 31,6 % 3,3 % 9,1 % 4,3 % 48,3 %

2020 31,6 % 10,2 % 41,8 %

Die landesspezifischen Werte für die flüchtlingsbedingten KdU für die Jahre 2019 und 2018 wurden rückwirkend angepasst. Ebenfalls an­ gepasst wird der Wert für Bildung und Teilhabe. Der Wert für 2019 ist vorläufig und für 2020 noch nicht festgesetzt.

Nach dieser Anpassung Sockel- Anteil zur Anteil zur Anteil zur beson­ Anteil für Gesamt findet sowohl für betrag Entlastung von weiteren deren Entlastung für Bildung und Bildung und Teilhabe Ländern und Entlastung flüchtlingsbedingte Teilhabe als auch für den flücht- Kommunen KdU-Ausgaben lingsbedingten Anteil bei den KdU eine kreis- 2018 31,6% 5,8 % 12,2 % 4,3% 53,9 % scharfe Umverteilung in Baden-­Württemberg 2019 31,6% 3,3 % 12,2 % 4,3% 51,4 % statt.

112

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Verwaltungs- und Gesamt- Kommunaler Aufwendungen verwaltungskosten Finanzierungsanteil in des Landkreises Personalkosten des in Euro Prozent in Euro Landkreises in der gemeinsamen RE 2013 15.757.585 15,2 % 2,395 Mio. Einrichtung Jobcenter

RE 2014 16.171.796 15,2 % 2,458 Mio. *Planansatz des Jobcenters (Stand 01/2019) RE 2015 16.835.716 15,2 % 2,559 Mio. **Planansatz Landkreis (lt. Haushaltsplan 2019) RE 2016 17.542.338 15,2 % 2,666 Mio. ***Vorläufiges Rechnungs­ ergebnis. Differenzen ergeben RE 2017 19.738.810 15,2 % 2,979 Mio. sich aus unterschiedlichen Abgrenzungen von Jobcenter RE 2018 21.469.481 15,2 % 3,231 Mio.*** und Landratsamt.

Plan 2019 23.028.408* 15,2 % 3,900 Mio.** Quelle: eigene Erhebung

Nach § 46 Abs. 3 SGB II beträgt der Anteil des Bundes an den Gesamt- verwaltungskosten des Jobcenters Esslingen 84,8 Prozent. Demnach beträgt der kommunale Finanzierungsanteil (KFA) 15,2 Prozent der Gesamtverwaltungskosten.

Am 31.12.2018 waren im Jobcenter Esslingen 91 Mitarbeitende des Landkreises beschäftigt. Nach dem vorläufigen Rechnungsergebnis beliefen sich die Personalkosten für die Landkreismitarbeitenden im Job- center im Jahr 2018 auf 3.840.775,47 Euro. Sie werden dem Landkreis vom Jobcenter aus dem Gesamtverwaltungskostenbudget erstattet.

Landesarbeitsmarktprogramm, Baustein Passiv-Aktiv-Tausch PLUS Am 11.05.2017 stimmte der Sozialausschuss (SOA-Vorlage 42/2017) der Teilnahme von maximal 30 Langzeitarbeitslosen am Programm Pas- siv-Aktiv-Tausch PLUS (PAT PLUS) vom 01.07.2017 bis 30.06.2018 zu. Der Vertrag wurde bis zum 31.12.2019 verlängert. Zum 31.12.2018 waren 24 Plätze belegt.

Die Zuschüsse des Landes im Rahmen des PAT PLUS ergänzten bisher den von den Jobcentern finanzierten Minderleistungsausgleich nach § 16e SGB II um eine Anreizprämie für die Arbeitgeberinnen und Arbeit- geber von 400 Euro monatlich. Damit hatten beide Leistungen an die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber unterschiedliche Zielsetzungen. Die Zuschüsse des Landes waren daher nicht auf den aus Bundesmitteln finanzierten Minderleistungsausgleich nach § 16e SGB II anrechenbar. Durch die umfassende Umgestaltung des § 16e SGB II ist eine Anwen- dung der Zuwendungsverträge ab 2019 nicht mehr möglich und sinnvoll. Alle Bewilligungen, die bis zum 31.12.2018 erlassen wurden, gelten weiter und laufen damit bis maximal zum Programmende am 31.12.2019 weiter.

113

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Aufwendungen der Frauenhäuser Im Jahr 2018 lagen die Nettoaufwendungen des Landkreises nach Abzug der Kostenerstattung von Herkunftskommunen bei 508.054 Euro (vor- läufiges Ergebnis). Im Laufe des Jahres 2018 hielten sich 21 Frauen aus dem Landkreis mit 31 Kindern in Frauenhäusern im Landkreis auf. Insge- samt 27 auswärtige Frauen mit 32 Kindern suchten in Frauenhäusern des Landkreises Esslingen Schutz, 24 Frauen mit 31 Kindern aus dem Landkreis Esslingen waren in auswärtigen Frauenhäusern untergebracht.

Die drei Vereine Frauen helfen Frauen in Esslingen, auf den Fildern und Kirchheim betreiben Frauenhäuser mit insgesamt 43 Plätzen. Die verein- barten Kosten der Unterkunft übernimmt das Jobcenter Esslingen, die Betreuungskosten werden zentral durch das Kreissozialamt des Land- kreises Esslingen nach § 16a SGB II übernommen. Aus der Natur der Sache heraus flüchten schutzsuchende Frauen mit ihren Kindern in Frauen­häuser in einiger Entfernung zum bisherigen Wohnort. Die Kosten für auswärtige Frauen sind vom Herkunftslandkreis bzw. Herkunftsjob- center nach § 36a SGB II zu erstatten. Seit Beginn der Finanzierung über Tagessätze im Jahr 2006 ist der Rückgriff gegenüber kostenpflichtigen Trägerinnen und Trägern in ganz Deutschland sehr problembehaftet. Oft kann die Erstattung nur durch Klage beim Sozialgericht erreicht werden.

114

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 1.2 Sozialhilfe

1.2.1 Hilfe zum Lebensunterhalt

Entwicklung der Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfänger außerhalb von Einrichtungen

1.174.555 1.292.910 € Hilfe zum 1.206.919 € 1.163.146 € 1.124.326 € € Lebensunterhalt

Ergebnis

HE

252 279 276 268 225 Quelle: eigene Erhebung

2014 2015 2016 2017 2018

1.2.2 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung außer- halb von Einrichtungen

Hilfeempfänginnen und -Empfänger Ergebnis

Über 65 Jahre Unter 65 Jahre Gesamt Euro

2014 1.680 1.203 2.883 15.375.406

2015 1.861 1.227 3.088 17.395.166

2016 1.853 1.209 3.062 17.648.144

2017 1.797 1.247 3.044 18.395.102 *2018 vorläufiges 2018 1.992 1.217 3.209 19.116.366* Rechnungs­ergebnis, Quelle: eigene Erhebung

115

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Der Bund erstattet seit dem Jahr 2014 die vollen Aufwendungen für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung.

Grundsicherung 19.116.366 € im Alter und bei 17.648.144 18.395.102 € 17.395.166 € € Erwerbsminderung 15.375.406 € 3.209 Ergebnis 3.088 3.062 3.044 2.883 HE gesamt

Über 65 Jahre 1.992 1.861 1.853 1.797 Unter 65 Jahre 1.680

1.203 1.227 1.209 1.247 1.217

Quelle: eigene Erhebung

2014 2015 2016 2017 2018

Die Stagnation der Berechtigten in den Jahren 2016 und 2017 ist auf die Wohngeldnovelle 2016 zurückzuführen. Bedürftige erhalten vorrangig Wohngeld, wenn dieses höher ist als der Anspruch auf Grundsicherung. Seit 2018 steigen die Zahlen wieder, da die maßgeblichen Daten im Wohn­geldr­echt nicht mehr turnusmäßig angepasst wurden, wie dies vorgesehen war. Künftig wird die Zahl der Leistungsempfängerinnen und -empfänger infolge der demografischen Entwicklung, wegen zuneh- mend unterbrochener Erwerbsbiografien und der Entwicklung am Woh- nungsmarkt wieder steigen.

116

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 1.2.3 Hilfe zur Pflege

Häusliche Pflege

Leistungsberechtigte Ergebnis

2014 333 2.487.905 €

2015 300 3.070.171 €

2016 275 2.907.616 €

2017 232 2.649.260 € *2018 vorläufiges 2018 231 2.789.863 €* Rechnungsergebnis, Quelle: eigene Erhebung

3.070.171 € Häusliche Pflege 2.907.616 € 2.649.260 € 2.789.863 € 2.487.905 € Ergebnis

HE 333 300 275 232 231 Quelle: eigene Erhebung

2014 2015 2016 2017 2018

Nichtversicherte Pflegebedürftige erhalten Pflegegeld für pflegende Angehörige bzw. selbstbeschaffte Pflegekräfte. Das Pflegegeld wird in gleichem Umfang gewährt wie bei Pflegekassenversicherten. Ergänzend erbringt das Sozialamt auch Leistungen an Pflegedienste für ver­sicherte Pflegebedürftige, wenn die Leistungen der Pflegekasse nicht ausrei- chen, um den Bedarf zu decken und die sonstigen Voraussetzungen nach SGB XI und SGB XII erfüllt sind.

Mit dem Pflegestärkungsgesetz II (PSG II) wird seit 01.01.2017 die Pflege in der Häuslichkeit gestärkt. Der Leistungsumfang der Pflegekassen nach SGB XI ist diesbezüglich deutlich gestiegen, was eine Reduzierung der Fälle und Kosten in der Hilfe zur Pflege nach SGB XII mit sich bringt. Betroffene pflegeversicherte Menschen sind vermehrt in der Lage, die Kosten für ambulante Pflege ohne zusätzliche Unterstützung aus SGB XII zu tragen.

117

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Stationäre Pflege

Leistungsberechtigte Ergebnis

2014 1.065 14.916.224 €

2015 1.041 14.133.038 €

2016 1.122 14.594.989 €

2017 1.028 13.128.900 € *2018 vorläufiges Rechnungsergebnis, 2018 1.019 14.307.750 € Quelle: eigene Erhebung

Stationäre Hilfe 14.916.224 € 14.594.989 € 14.307.750 zur Pflege 14.133.038 € € 13.128.900 € Ergebnis 1.065 1.122 HE 1.041 1.028 1.019

Quelle: eigene Erhebung

2014 2015 2016 2017 2018

Bei der stationären Hilfe zur Pflege wirken sich die Änderungen durch die Pflegestärkungsgesetze zum 01.01.2017 merklich aus – im stationä- ren Bereich v. a. wegen der großzügigen Überleitung von Bestandsfällen von den Pflegestufen in die neue Struktur der Pflegegrade. Dies führte vorübergehend zu höheren Leistungen der Pflegeversicherungen.

Bei neuen Anträgen ab dem 01.01.2017, wenn der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MdK) im vorgesehenen Verfahren die Pflege- bedürftigen begutachtet, werden diese wieder in geringere Pflegegrade eingestuft. Die Kosten in der Pflege steigen v. a. auch wegen der stei- genden Personalschlüssel in der Pflege. Die Leistungen der Pflegekassen sind pauschaliert, sodass alle Erhöhungen zulasten der Pflegebedürftigen bzw. der Hilfe zur Pflege nach SGB XII gehen.

118

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 1.2.4 Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten

2014 2015 2016 2017 2018

HE Ausz. HE Ausz. HE Ausz. HE Ausz. HE Ausz.

Betr.pausch. Aufnahmehaus 36 426 47 481 47 563 44 532 39 506

Betr.pausch. in sonst. Wohnraum 119 969 138 1.185 115 1.406 122 1.474 142 1.759 (z. B. Verein Heimstatt)

Hilfen in Einrichtungen* 49 1.092 47 871 59 892 61 877 41 934

Insgesamt 227 2.487 232 2.537 221 2.861 227 2.883 222 3.199

Angaben in 1.000 EUR *I. d. R. außerhalb des Landkreises, Quelle: eigene Erhebung

Diese Hilfe erhalten Menschen, deren besondere Lebensverhältnisse ­(z. B. Wohnungslose, aus der Haft Entlassene) nur überwunden werden können, wenn die sozialen Schwierigkeiten (ausgrenzendes Verhalten bei der Wohnungssuche / beim Wohnungserhalt, am Arbeitsplatz etc.) beseitigt werden. Hilfe wird in der Regel als ambulant betreutes Wohnen und in stationären Einrichtungen gewährt. Daneben werden über diese Hilfeart die Leistungen für die Beratung bei häuslicher Gewalt gebucht. Im Jahr 2018 fielen für die Opferberatung Aufwendungen von 57.125 Euro an, für die Täterberatung 54.131 Euro.

Darüber hinaus finanziert der Landkreis institutionell Personal- und Sach- kostenzuschüsse (Fachberatungsstelle und Tagesstätten für Wohnungs- lose) in Höhe von 564.000 Euro.

1.2.5 Hilfe zur Gesundheit

Für nichtversicherte Personen, die ärztlich versorgt werden müssen und deren Einkommen und Vermögen für die Kostentragung nicht ausreichen, übernimmt der Sozialhilfeträger / die Sozialhilfeträgerin die erforderlichen Aufwendungen auf Antragstellung. Zum Stichtag am 31.12.2018 waren dies 239 Leistungsberechtigte.

119

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 1.2.6 Bestattungskosten

Kann den Erben, Unterhaltspflichtigen und Angehörigen (in dieser Rang- folge), die nach dem bürgerlichen Recht zur Tragung der Bestattungskos- ten verpflichtet sind, die Kostentragung nicht zugemutet werden, da sie z. B. selbst hilfebedürftig im Sinne des SGB XII sind, werden die er- forderlichen Kosten übernommen. Übernommen werden Kosten einer einfachen Bestattung, die Anbieter sind frei wählbar. Im Jahr 2018 entstanden Aufwendungen von 240.000 Euro.

1.2.7 Mietschulden / Energieschulden

Ziel der Mietschulden-/Energieschuldenübernahme ist, den drohenden Wohnraumverlust abzuwenden und dem säumigen Mieter / der säumigen Mieterin den angemessenen Wohnraum zu erhalten. Der präventive Ansatz der Kostenübernahme dient allein der Sicherung des Wohnraums und hat nicht das Ziel, den Vermieter / die Vermieterin zu entlasten.

Fallzahlen und 68.229,46 € Rechnungsergebnis

Rechnungsergebnis 42.527,10 € 27.539,67 € 44.350,90 Neufälle € 372 396 377 19.148,03 € 367 393 352 Erledigte Fälle 306 306 313 310

Quelle: eigene Erhebung

2014 2015 2016 2017 2018

Die Zahl der Fälle ohne Reaktion des Schuldners / der Schuldnerin war in den letzten Jahren rückläufig, im Jahr 2018 ist wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Aus der Beratungspraxis lässt sich feststellen, dass ein falsches Konsumverhalten oder unüberlegte Geldeinteilung die Hauptursache für das Entstehen von Mietschulden sind auch die Beglei- chung anderer Schulden führt zu finanziellen Engpässen, sodass die laufende Miete nicht mehr gezahlt werden kann. Mietrückstände ent­ stehen häufig, weil Ansprüche bei Behörden nicht geltend gemacht und beantragt wurden. Des Weiteren nehmen psychische Erkrankung und / oder Suchterkrankung an Bedeutung im Kontext von Mietschulden zu.

120

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 1.3 Wohngeld

2016 2017

Empfängerinnen und Aufwand Empfängerinnen und Aufwand Empfänger Empfänger

Wohngeld insgesamt 2.139 4.102.000 € 1.954 (-8 %) 4.764.000 €

Mietzuschuss 1.999 3.741.000 € 1.831 4.444.000 € Davon Lastenzuschuss 140 361.000 € 123 323.000 €

Durchschnittliches Wohngeld 191 € 182 €

Mietzuschuss 187 € 179 € Davon Lastenzuschuss 250 € 223 €

Die Zahlen für 2018 gehen dem Landkreis erst im August 2019 zu. Quelle: eigene Erhebung

Das Wohngeld wird jeweils zu 50 Prozent aus Mitteln des Bundes und des Landes finanziert. Antragstellerinnen und Antragssteller aus den Großen Kreisstädten erhalten das Wohngeld von den Wohngeldstellen ihrer Stadtverwaltung.

Nach der Wohngeldstatistik 2017 des Statistischen Bundesamtes erhielten am Jahresende in Deutschland rund 592.000 Haushalte bzw. 1,4 Prozent der Privathaushalte Wohngeld, in Baden-Württemberg 62.308 bzw. 1,3 Prozent; dies bedeutet einen Rückgang von 6,2 Prozent bundesweit und 6 Prozent landesweit gegenüber dem Vorjahr.

Die Ausgaben sind mit der Wohngeldnovelle 2016 um 68 Prozent gestie- gen. Im Jahr 2017 erfolgte eine weitere Erhöhung um 16 Prozent, die durch Nachberechnungen zu begründen ist. Seit 2018 ist ein deutlicher Rückgang von 20 Prozent feststellbar. Grund hierfür ist die Nichtanpassung der Wohngeldbeträge trotz steigender Miet- und Einkommenserhöhung. Die nächste Wohngeldnovelle soll erst 2020 erfolgen.

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StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 1.4 Bildung und Teilhabe

2014 2015 2016 2017 2018

§ 28 SGB II 1.145.602 € 1.166.270 € 1.236.630 € 1.351.439 € 1.387.223 €

§ 6 BKKG 496.086 € 451.987 € 405.880 € 416.487 € 402.571 € Quelle: eigene Erhebung

Das Bundesverfassungsgericht hat mit dem Urteil vom 09.02.2010 dem Bundesgesetzgeber aufgegeben, die Leistungen zum Lebensunterhalt u. a. an Kinder bedarfsgerecht zu gestalten. So wurden neben der Gewährung der Regelbedarfe Leistungen für Bildung und Teilhabe geschaffen, die sowohl Kindern gewährt werden, die nach SGB II und SGB XII leistungsberechtigt sind, als auch solchen, deren Eltern Wohn- geld oder Kinderzuschlag nach dem Bundeskindergeldgesetz (BKGG) beziehen.

Leistungen werden gewährt für: Anteilig • Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben 4 % • Lernförderung 4 % • Schulausflüge und mehrtägige Klassenfahrten 15 % • Schülerbeförderung 22 % • Mittagsverpflegung 24 % • Schulbedarf 31 %

Die Bundesmittel für BuT orientieren sich prozentual an den Gesamt­ mitteln der Bundeserstattung für die KdU und nicht am konkreten Be­darf in einem Landkreis. Die Mittel konnten in den vergangenen Jahren, so ver­mutlich auch 2018, nicht vollständig ausgeschöpft werden. Die landesweite Revision und Neuverteilung steht noch aus.

Gründe für den verminderten Abfluss sind Gesetzesänderungen, wie die des Unterhaltsvorschussgesetzes (UVG). Die Ansprüche sind vor­rangig vor der Inanspruchnahme von SGB II und Wohngeld auszuschöpfen. Unterhaltsvorschuss ist jedoch keine Anspruchsgrundlage für Leistungen des BuT. Kommunen rechnen trotz mehrfacher Aufforderung ihre Ansprüche aus der Mittagsverpflegung in Höhe von ca. 300.000 Euro nicht ab. Ziel ist es dennoch, die Mittel künftig vollständig ausschöpfen zu können.

122

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Am 06.02.2019 fand im Landratsamt eine Informationsveranstaltung mit den Schulsozialarbeitern/Schulsozialarbeiterinnen und Schulmitarbeitern/ Schulmitarbeiterinnen des Landkreises statt. Sie wurden über die grundsätzlichen BuT-Leistungen informiert, die Verfahrensabläufe der beteiligten Organisationseinheiten wurden erläutert, die Ansprechpart- nerinnen und Ansprechpartner in den Organisationseinheiten wurden vorgestellt sowie die aktualisierten Flyer übergeben.

Die Infoflyer und neu gedruckte Plakate werden den Netzwerkpartnerin- nen und -partnern, wie auch Schulen, Kommunen etc. zur Verfügung gestellt.

Ein Anstieg der Bewilligungen ist bei den Teilhabeleistungen im Job­ center zu verzeichnen. Hierzu hat insbesondere die gezielte Information über BuT im Rahmen von Veranstaltungen für berufliche Wiedereinstei- gerinnen und Wiedereinsteiger beigetragen. Bei diesen werden insbe- sondere Elternteile mit kleineren Kindern frühzeitig erreicht. Diese Veran- staltungen werden im Jobcenter auch im Jahr 2019 durchgeführt.

Bei der nächsten Aktion werden auch die Kindertageseinrichtungen im Landkreis einbezogen. Die konkrete Umsetzung ist derzeit in Vorberei- tung. Über eine E-Mail sollen alle Schulen und Kindertageseinrichtungen über die Leistungsvoraussetzungen, das Leistungsspektrum und den Verfahrensweg informiert werden. Diese E-Mail soll in der jeweiligen Einrichtung an alle Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher weitergeleitet werden mit dem Hinweis, die Eltern der Kinder und Jugendlichen entsprechend zu informieren. Diese Aktion wird in Kürze umgesetzt, da nun die neuen Leistungsansprüche aus dem Bildungs- und Teilhabegesetz, die ab Juli 2019 bzw. Januar 2020 gelten, bekannt sind. Die Gesetzesänderung (Starke-Familien-Gesetz) wurde vom Bundesrat am 12.04.2019 verabschiedet.

Mitte 2019 ist voraussichtlich eine Gesetzesänderung zu erwarten. Diese sieht folgende Änderungen vor:

• Erhöhung des jährlichen Schulbedarfs von 100 Euro auf 150 Euro • Wegfall der Eigenbeteiligung von 1 Euro bzw. 5 Euro beim Schulmittag­essen bzw. bei der Schülerbeförderung • Abkopplung des Anspruchs auf Lernförderung von einer ­ Versetzungsgefährdung • Vereinfachtes Antragsverfahren • Erbringung von Geldleistungen statt Gutscheinen

123

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 1.5 Soziale Dienste und Beratungen

1.5.1 Betreuungen

Die Zahl der Betreuungen ist trotz des demografischen Wandels und der Zunahme von Isolation, psychischen Erkrankungen und Auflösung von Familienstrukturen nahezu unverändert. Dies ist auf die spürbar stark gestiegene Vollmachterteilung seit 2005 und Vermittlung anderer Hilfen zur Vermeidung einer Betreuung zurückzuführen.

Betreuungen pro 1.000 Einwohner.

2016 2017

Bundesweit 16,43 16,20

Landesweit 11,97 11,84

Quellen: Bundesamt für Justiz, Landkreis Esslingen 9,06 8,89 KVJS und eigene Erhebung

Betreuungsstatistik 2016 2017 Landkreis Esslingen

1. Einwohner im Landkreis am 31.12. des Jahres der Statistik 524.127 532.447 Die Zahlen für 2018 gehen dem Landkreis erst Ende 2019 zu. 2. Zahl der am 31.12. insgesamt bestehenden Betreuungen 4.749 4.738 Quelle: eigene Erhebung 3. Neu eingerichtete Betreuungen / einstweilige Anordnungen 704 684

4. Sachverhaltsermittlungen 827 840

5. Beglaubigungen von Vorsorgevollmachten 234 254

Die Betreuungen werden zu 65 Prozent ehrenamtlich und zu 35 Prozent von Berufsbetreuerinnen und Berufsbetreuern geführt. Den größten Teil der Betreuungsbedürftigen bilden weiterhin die 71- bis 90-Jährigen mit 60 Prozent. Hauptgründe sind unverändert Altersdemenz (35 Prozent) und seelische Behinderungen / psychische Erkrankungen (33 Prozent). Zum 01. 01. 2018 wurden die Aufgaben der Betreuungsgerichte von den Bezirksnotaren auf die Amtsgerichte übertragen. Dies führte zu einer Mehrbelastung der Betreuungsbehörde, da diese in jedem Verfahren eine Sachverhaltsermittlung durchführen und andere Hilfen vermitteln muss.

124

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 1.5.2 Schuldner- und Insolvenzberatung

Entwicklung der Überschuldung im Landkreis Esslingen

Betroffene Bevölkerung Schuldnerquote (in %) Trendlinie Schuldnerquote

7,45 7,46 7,62 7,40 7,07 7,22 7,29 6,98 6,68 6,84 6,58 6,52 6,91 6,28 6,11 31.873 32.434 33.466 32.757 29.630 30.550 27.893 28.643 29.314 27.724 28.663 26.105 25.774 27.617

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Statistisches Landesamt Stuttgart, 2018; Vereine Creditreform e. V. 2018

Die Überschuldungssituation in Deutschland hat sich trotz stabiler Konjunkturlage und niedriger Arbeitslosenzahlen nicht verbessert. Die Haushalte profitieren zwar einerseits von den günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie Einkommensentwicklung und niedriger Arbeitslosigkeit, positive Einkommenszuflüsse werden aber gerade bei mittleren und unteren Einkommensgruppen durch Inflation und steigen- de Mietpreise weitgehend negiert.

Im Landkreis Esslingen blieb die Überschuldungsquote mit 7,29 Prozent bei wachsender Bevölkerung weitgehend gleich zum Vorjahr. Die so­ genannten Big Five – Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut, Scheidung / Trennung, Krankheit, gescheiterte Selbstständigkeit – sind mit 59,5 Pro­zent ursächlich für Überschuldung.

Zum Stichtag 31.12.2018 konnten von 561 längerfristigen Beratungen 80 Prozent erfolgreich abgeschlossen werden. Im gleichen Zeitraum fan- den 744 Kurzberatungen statt.

125

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 1.5.3 Ehe-, Familien- und Lebensberatung

Schwierige Lebensphasen gehören zum Leben eines jeden Menschen. Die Auslöser für eine Krise können vielfältig sein. Beispiele dafür sind der Verlust der Partnerin oder des Partners durch Trennung oder Schei- dung, Krankheit oder Tod. Auch Arbeitslosigkeit, Konflikte in der Familie oder am Arbeitsplatz sind der Grund für tiefgreifende Probleme. In solch einer Krisenzeit können Menschen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen.

Fünf Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen im Landkreis bieten kompetente Hilfe bei Konflikten und Problemen, im persönlichen, partnerschaftlichen oder familiären Bereich. Das Beratungsangebot richtet sich an Paare, Familien und Einzelpersonen.

Angeboten wird diese Beratung vom Arbeitskreis Leben, von Pro Familia, vom Kreisdiakonieverband Esslingen und von der Caritas ­Fils-Neckar-Alb an den Standorten Esslingen, Nürtingen und Kirchheim.

Der Landkreis unterstützt die Tätigkeit dieser Beratungsstellen mit einem jährlichen Gesamtbetrag von 64.000 Euro.

1.5.4 Haus- und Familienpflege

Der Landkreis bezuschusst die Trägerinnen und Träger der Haus- und Familienpflege in Höhe des hälftigen Landeszuschusses. Es handelt sich um eine Hilfe bei Ausfall der haushaltsführenden Person infolge einer ernsthaften Erkrankung, eines Krankenhaus- oder Kuraufenthalts.

Landkreisförderung 2015 2016 2017 2018

Quelle: eigene Erhebung Katholische Familien- 19.064 € 18.061 € 18.744 € 19.278 € pflege im Dekanat Esslingen-Nürtingen

Familienpflege 13.576 € 15.199 € 17.591 € 16.438 € Esslingen C. Pukrop

Summe: 32.641 € 33.260 € 36.335 € 35.716 €

126

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Kinder- und 2 Jugendhilfe

Gesetzliche Grundlage für die Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe ist das SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz), das nach Leistungen und anderen Aufgaben differenziert.

Leistungen sind insbesondere • Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit (§§ 11–13 SGB VIII) und erzieherischer Kinder- und Jugendschutz (§ 14 SGB VIII) • Angebote zur Förderung der Erziehung in der Familie (§§ 16–21 SGB VIII), Beratung und Unterstützung z. B. bei der Wahrnehmung der elterlichen Sorge bei Trennung und Scheidung, bei der Ausübung der Personensorge und des Umgangsrechts • Angebote zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und Tagespflege (§§ 22–25 SGB VIII ff.) • Hilfen zur Erziehung und ergänzende Leistungen (§§ 27–35, 36, 37, 39, 40 SGB VIII) • Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche und ergänzende Leistungen (§§ 35a–37, 39, 40 SGB VIII) • Hilfe für junge Volljährige und Nachbetreuung (§ 41 SGB VIII)

Andere Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe sind u. a. • Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen (§ 42 SGB VIII) bei Kindeswohlgefährdung (§ 1666 BGB) • Mitwirkung in Verfahren vor den Familiengerichten (§§ 50 ff. SGB VIII) • Jugendgerichtshilfe (§ 52 SGB VIII) • Beratung und Unterstützung von Alleinerziehenden bei der Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen (§ 52a SGB VIII) • Beistandschaften, Amtspflegschaften und Amtsvormundschaften für Minderjährige (§§ 55–58 SGB VIII)

Bei der Wahrnehmung der Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe wirken das Jugendamt als öffentlicher Träger und die anerkannten Trägerinnen und Träger der freien Jugendhilfe zusammen. Die sogenannten anderen

127

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Aufgaben obliegen nahezu ausschließlich der öffentlichen Jugendhilfe. Es sind überwiegend hoheitliche Aufgaben und somit Ausdruck des staatlichen Wächteramtes.

2.1 Hilfen zur Erziehung und Eingliederungs­ hilfen (Ambulante und Stationäre Hilfen)

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz sieht unterschiedliche Hilfeformen vor. Entsprechend gibt es im Landkreis Esslingen ein breit ausdifferen- ziertes Angebot von Ambulanten und (Teil-) Stationären Erziehungshilfen, wie

• Flexible Hilfen (§ 27 II SGB VIII), Erziehungsberatung (§ 28 SGB VIII), Erziehungsbeistand (§ 30 SGB VIII), Sozialpädagogische Familienhilfe (§ 31 SGB VIII), Vollzeitpflege (§ 33 SGB VIII), Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform (§ 34 SGB VIII) und Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (§ 35 SGB VIII) sowie • Ambulante und (Teil-) Stationäre Eingliederungshilfen nach § 35a SGB VIII.

2.1.1 Fallzahlen

Fallzahlen und Kostenentwicklungen für die Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen werden systematisch erhoben und sind Grundlage für Controlling und Steuerung.

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LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Empfängerinnen und Empfänger von Jugendhilfe mit erzieherischem Bedarf §§ 27 ff. Hilfen für junge Volljährige § 41 SGB VIII und Eingliederungshilfe (§ 35a SGB VIII)

In den Fallzahlen sind die Hilfen für unbegleitete minderjährige Ausländerinnen und Ausländer (UMA) enthalten. Stichtag 31.12.

Jahr 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

1. Heimunterbringung

- Minderjährige* 265 225 225 239 242 220 223 300 402 285 257

- Volljährige** 35 49 33 21 31 37 47 49 73 109 128

2. Betreutes Jugendwohnen

- Minderjährige** 3 8 5 4 4 5 1 7 16 10 4

- Volljährige** 33 20 25 21 25 31 28 22 48 76 107

3. Jugendwohngemeinschaft** 7 9 13 11 11 8 12 5 4 60 33

4. Gemeinsame Wohnformen

für Mutter, Vater, Kind** 13 5 9 10 12 11 14 16 19 15 12

5. Notsituationen 3 3 3 6 7 8 9 15 13 10 5

6. Inobhutnahmen** 3 9 10 13 21 26 13 108 52 21 16

7. Tagesgruppe*** 32 29 27 24 25 24 25 16 12 20 15

8. Vollzeitpflege

- Minderjährige* 256 250 235 257 261 266 253 261 321 316 305

- Volljährige** 17 21 32 21 17 14 20 22 35 38 42

9. Ambulante Hilfen

- Soziale Gruppenarbeit*** 2 1 1 2 1 1 0 0 1 1 1

- Erziehungsbeistand** 266 279 244 266 304 299 301 225 199 200 210

- Soz. päd. Familienhilfe**** 148 138 146 153 144 141 156 354 423 443 511

- Heilpäd. Maßnahmen 171 164 116 66 52 53 43 41 31 29 29

- Legasthenie-Therapien 106 147 156 176 199 215 226 173 144 129 138

- Arithmasthenie-Therapien 46 57 60 65 57 56 63 45 42 42 35

- Autismus-Therapien 17 15 16 19 18 20 22 14 10 12 22

- Schulbegleitung 6 9 18 27 27 31 47 72 93 125 142

- Sonst. Eingliederungshilfe 4 15 16 17 25 32 31 38 43 45 48

- Integration Kindergarten 51 64 54 54 59 70 73 76 80 90 84

- Intensiv soz. päd. Einzelhilfe** 88 94 94 100 100 78 91 60 75 65 80

- Flex.Hilfe Einzelfinanzierung 42 52 59 64 74 84 107 72 64 78 58

- Flex.Hilfe Pauschalfinanzierung 442 347 347 347 347 347 347 386 386 380 380

Summe: 2.056 2.010 1.944 1.983 2.063 2.077 2.152 2.377 2.586 2.599 2.662

*Inklusive seelisch behinderter Minderjähriger und UMA (unbegleitete minderjährige Ausländerinnen und Ausländer) **Inklusive UMA ***Rückgang/Wegfall dieser Einzelfallhilfen durch Umbau der Hilfen. Die Fälle fließen nun in die flexiblen pauschalfinanzierten Hilfen. Tagesgruppen laufen in kleinem Umfang noch im Rahmen der Eingliederungshilfe und in den tagesstrukturierenden Plätzen. ****Fallzahlen Sozialpädagogische Familienhilfe: Bis einschl. 2014 ­Anzahl der betroffenen Familien; ab 2015 Anzahl aller betroffenen Kinder Quelle: eigene Erhebung

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StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Die Fallzahlenaufstellung jeweils zum 31.12. eines Jahres zeigt den Stand aller aktuell laufenden Hilfen bezogen auf die Kinder, Jugendlichen und ihre Familie, jungen Volljährigen und unbegleiteten minderjährigen Ausländer/Ausländerinnen (UMA).

Sie ergeben ein Gesamtbild aller Empfängerinnen und Empfänger von Jugendhilfe mit erzieherischem Bedarf nach §§ 27 ff. Hilfe für junge Volljährige nach § 41 SGB VIII und Eingliederungshilfe nach § 35a SGB VIII.

Von 2008 bis 2018 fällt eine Zunahme der Hilfeempfängerinnen und Hilfeempfänger von 2.056 auf 2.662 auf (+ 606). Die starke Zuwanderung von unbegleiteten minderjährigen Ausländerinnen und Ausländern (UMA) hat ab 2014 besonders im Bereich der stationären Hilfen (Heim­ unterbringung, Betreutes Jugendwohnen, Jugendwohngemeinschaft und Vollzeitpflege) sowie bei den Inobhutnahmen zu einem starken Anstieg geführt.

Gleichzeitig spiegelt der Anstieg der Hilfen die zunehmenden und kom­ plexer werdenden Hilfe- und Unterstützungsbedarfe bei vielen Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern sowie bei jungen Volljährigen wider.

Erzieherische Hilfen nach Hilfearten für minderjährige Kinder und Jugendliche (ohne Hilfen für UMA) Um einen Überblick über alle erbrachten Hilfen innerhalb eines Jahres zu erhalten, werden in den folgenden Tabellen zu den laufenden Hilfen am 31.12. (Stichtag) auch die beendeten Hilfen im Jahr addiert. Dies ist­ auch Standardpraxis der Landesjugendhilfeplanung des Kommunalver- bandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS). Erfasst wird jede einzelne Hilfe, die für ein Kind, einen Jugendlichen/eine Jugend- liche und seine/ihre Familie geleistet wurde. Für das Jahr 2018 liegen die Auswertungen der beendeten Hilfen noch nicht vor. Die Hilfen für junge Volljährige und für UMA sind nicht enthalten und werden gesondert dargestellt.

130

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Ambulante und teilstationäre erzieherische Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien – ohne Hilfen für UMA

Hilfen am 31.12. + beendete Hilfen (ohne Eingliederungshilfe nach § 35a SGB VIII)

Heim­ erziehung, Sozialpäd. Sonstige Intensive Soziale Erzie- Familien- Betreute sozialpäd. Flexible Gruppen- hungs- hilfe Tages- Vollzeit- Wohn­ Einzel- Hilfen arbeit beistand (Familien) gruppe pflege formen betreuung § 27 II,III* § 29 § 30 § 31 § 32 § 33 § 34 § 35

2008 521 106 363 242 18 252 250 91

2009 449 3 348 239 23 251 227 105

2010 474 1 328 248 19 239 222 103

2011 482 3 340 238 18 259 252 119

2012 511 2 337 249 13 248 244 105

2013 508 1 335 277 10 253 243 98

2014 582 1 329 274 15 241 226 96

2015 523 0 321 317 11 233 221 63

2016 469 1 218 364 6 239 192 56

2017 465 1 194 406 9 244 166 58

*Ohne beendete Hilfen in den Erziehungshilfestellen, Quelle: eigene Erhebung

Bei den Hilfeleistungen in den Jahren 2008 bis 2017 ohne die Hilfen für UMA fallen unterschiedliche Dynamiken in den jeweiligen Hilfearten auf:

• Durch den ab 2006 begonnenen Aufbau von Erziehungshilfestationen und den konzeptionellen Umbau fließen die Hilfen für Soziale Gruppen- arbeit und Erziehung in einer Tagesgruppe in die Angebote im Rahmen der Flexiblen Hilfen ein. Diese ermöglichen eine niedrigschwellige, bedarfsorientierte Hilfe für Familien mit Kindern unter 14 Jahren (Kap. 2.1.2 Erziehungshilfestationen). Die einzelfallfinanzierten Flexib- len Hilfen sind zugunsten der pauschal finanzierten Flexiblen Hilfen in den Erziehungshilfestationen zurückgegangen. • Einen Rückgang der Hilfen gab es im Bereich der Erziehungsbeistand- schaft. Sie wird von Honorarkräften mit pädagogischem Hintergrund durchgeführt, die für die Begleitung von Kindern und Jugendlichen gewonnen und qualifiziert werden. Die vorhandenen Honorarkräfte

131

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 wurden 2016 und 2017 vermehrt in der Schulbegleitung eingesetzt, ebenso waren die vorhandenen Kapazitäten in längeren, intensiven Betreuungen gebunden. • Auch bei der Intensiven sozialpädagogischen Einzelbetreuung von Jugendlichen im Elternhaus oder im eigenen Wohnraum, durchge- führt von Fachkräften bei freien Trägerinnen und Trägern, gingen die Hilfen zurück. • Ein besonderer Fallanstieg ist bei der Sozialpädagogischen Familienhil- fe zu verzeichnen. Sie wird von Fachkräften des Sozialen Dienstes mit einem festgelegten Stellenanteil geleistet. Aufgrund des hohen Bedarfs wurde ab 2015 ergänzend konzeptionell eine Intensive sozialpädago- gische Familienhilfe (I-SPFH) neu aufgesetzt, die durch freie Trägerinnen und Träger durchgeführt wird. • Bei den Stationären Hilfen sind bei der Vollzeitpflege in Pflegefamilien die Fallzahlen leicht angestiegen. Pflegeeltern wurden intensiv geworben und qualifiziert und besonders bei erforderlicher außerfamili- ärer Unterbringung jüngerer Kinder eingesetzt. Leicht zurückgegangen sind die Fallzahlen bei der Heimerziehung.

Eingliederungshilfe nach Hilfearten für minderjährige Kinder und Jugendliche (ohne Hilfen für UMA) Die Eingliederungshilfe für seelisch behinderte oder von einer seelischen Behinderung bedrohte Kinder und Jugendliche (§ 35a SGB VIII) zählt nicht zu den Hilfen zur Erziehung. Hier besteht ein individueller Rechts- anspruch des Kindes bzw. Jugendlichen, für die die Eltern die Hilfe beantragen können. Der Hilfebedarf und die erforderliche Ausgestaltung der Hilfe werden im Rahmen der Hilfeplanung unter Heranziehung der gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligung von Fachärzten/Fachärztinnen, Psychologen/Psychologinnen und Therapeuten/Therapeutinnen sowie deren Stellungnahmen festgelegt.

Die Eingliederungshilfen nehmen bei den Hilfen im Landkreis auch bezüglich der Fallzahlen einen besonderen Stellenwert ein. Unterschieden wird in Ambulante und Therapeutische Eingliederungshilfen und (Teil-) Stationäre Eingliederungshilfen.

Bei den Ambulanten und Therapeutischen Eingliederungshilfen gibt es eine Zunahme im Bereich der Einzelintegration in Kindertagesein- richtungen. Ebenso fällt ein starker Anstieg bei der Schulbegleitung auf. Im Rahmen der gesellschaftlich angestrebten Inklusion soll diese Hilfe Schülerinnen und Schülern mit Behinderung ermöglichen, Regelschulen zu besuchen.

132

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Ambulante und therapeutische Eingliederungshilfen für Kinder und Jugendliche – ohne Hilfen für UMA

Hilfen am 31.12. + beendete Hilfen

Intensive Integra- Arithmas- Heilpäd. sozialpäd. Sonstige Schul- tion thenie- Autismus- Maßnah- Einzel- Maßnah- Gesamt be­gleitung in Kitas Therapie Therapie men LRS* betreuung men

2008 549 6 68 61 15 255 132 6 6

2009 611 11 87 74 17 221 179 4 18

2010 628 20 89 83 19 186 205 2 24

2011 607 33 96 86 22 120 227 1 22

2012 595 42 90 83 22 72 257 2 27

2013 597 49 88 78 24 57 263 2 36

2014 625 62 96 76 24 52 272 2 41

2015 664 92 123 65 22 52 264 3 43

2016 584 109 105 65 13 42 201 2 47

2017 597 144 114 58 13 37 180 1 50

*Lese- und Rechtschreibeschwäche, Quelle: eigene Erhebung

133

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 (Teil-) Stationäre ­Eingliederungshilfen Gesamt Tagesgruppe Vollzeitpflege Heimerziehung für Kinder und ­Jugendliche 2008 142 23 2 117

Hilfen am 31.12. + 2009 119 19 2 98 beendete Hilfen 2010 113 20 2 91

Quelle: eigene Erhebung 2011 115 19 3 93

2012 113 20 3 90

2013 114 22 3 89

2014 101 18 2 81

2015 105 13 3 89

2016 103 10 3 90

2017 105 13 1 91

Die Hilfehäufigkeit zeigt die besonderen Bedarfslagen von Kindern und Jugendlichen mit drohender oder bestehender seelischer Behinderung, die intensiver Unterstützung, Erziehung und Förderung bedürfen. Sie fallen vermehrt mit z. B. massiver Selbst- und Fremdgefährdung, Schul- absentismus, Ängsten und Depression auf.

Zum ausdifferenzierten Angebot an Jugendhilfeleistungen im Landkreis Esslingen gehören insbesondere die niedrigschwelligen Erziehungs- und Familienberatungen durch die Psychologischen Beratungsstellen mit 2.730 Hilfen und die Familienbetreuungen durch die Proaktive Beratung und Hilfen für junge Familien (ProjuFa) mit 489 Hilfen. Darüber hinaus gab es 2017 insgesamt 689 Hilfen für UMA.

134

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 2.1.2 Kostenentwicklung

Bezüglich der Kosten im Bereich der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe ist für die individuellen Hilfen für junge Menschen und ihre Familien einschließlich Krisenintervention in den Jahren 2008 bis 2018 ein deutli- cher Anstieg festzustellen. Der Netto-Zuschussbedarf für diese Hilfen einschließlich Unterhaltsvorschuss ist bis 2017 kontinuierlich angestie- gen, 2018 gab es einen deutlichen Anstieg.

In Millionen Euro 42,996 Entwicklung des 1,147 Zuschussbedarfs in 37,663 37,673 der Kinder-, Jugend- 35,491 1,390 0,984 34,731 und Familienhilfe 33,130 33,921 0,619 30,145 0,673 29,512 0,684 0,681 einschließlich 28,803 0,835 Unterhaltsvorschuss 0,793 0,724 (netto)

Kinder-, Jugend- und Familienhilfe

Unterhaltsvorschuss

(Siehe Anlage 1 zur Vorlage 69/2018, SOA/JHA 22.11.2018 – Beratung des RE RE RE RE RE RE RE RE Plan Plan Haushaltsplanentwurfs 2019, Teilhaushalt 6 – Soziales und 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Jugend, S.18)

29,60 30,98 30,24 33,81 34,60 36,11 35,40 39,05 38,66 44,14 Quelle: eigene Erhebung

Hintergrund hierfür ist die Zunahme der Fallzahlen bei einzelnen Ambu- lanten und Stationären Hilfen, aber in noch stärkerem Maße die Zunahme der Kosten pro Fall. Dies hängt mit den zunehmend komplexeren und schwierigeren Fallkonstellationen zusammen. Die besonderen Problem- lagen erfordern kostenintensivere Hilfeformen, wie z. B. geschlossene Unterbringungen, Unterbringungen in trauma- oder intensiv-pädagogi- schen Gruppen sowie intensive Settings mit hohem Betreuungsschlüs- sel.

Um Familien- und Erziehungssituationen zu stabilisieren und Stationären Hilfen adäquat begegnen zu können bzw. teilweise auch zu vermeiden, wurden Ambulante und Aufsuchende Hilfen wie das Training Alltag für Familien (TAFF) und das Haushalts-Organisations-Training (HOT) gezielt verstärkt und die Intensive sozialpädagogische Familienhilfe (I-SPFH) aufgebaut.

135

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Kostenentwicklungen nach Hilfearten

Kostenentwicklung 8.446.096 in den statonären 6.897.000 Hilfen zur Erziehung (in €)

Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform (§ 34) 1.768.000 2.006.758 Vollzeitpflege (§ 33) 201.000 131.080 Betreutes Jugendwohnen 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: eigene Erhebung

Die Kosten für die Heimunterbringungen beliefen sich 2017 auf 8.446.096 Euro, für die sonstigen betreuten Wohnformen auf 131.080 Euro und für die Vollzeitpflege auf 2.006.758 Euro.

Kostenentwicklung 5.297.233 in ambulanten Hilfen zur Erziehung 4.644.977 3.818.000 (in €)

Flexible Hilfen (§ 27) - EHST

Sozialpädagogische Familienhilfe (§31) 1.123.000 617.511 Erziehungsbeistand 933.000 (§ 30) 0 761.316

Flexible Hilfen (§ 27) 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 - einzelfallfinanziert

Quelle: eigene Erhebung Bei den pauschal finanzierten Flexiblen Hilfen in den elf dezentralen Erziehungs­hilfestationen beliefen sich 2017 die Kosten auf 5.297 233 Euro, bei den einzelfalfinanzierten Flexiblen Hilfen auf 617.511 Euro. Eine deutliche Kostensteigerung gab es bei der Sozialpädagogischen Famili- enhilfe, dort beliefen sich die Kosten 2017 auf 4.644.977 Euro. Zusätz- lich entstanden für die Erziehung in einer Tagesgruppe Kosten in Höhe von 176.294 Euro und für Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung von 715.160 Euro.

136

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 3.566.000 4.220.617 Kostenentwicklung der Eingliederungshilfen für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche nach § 35a SGB VIII 1.641.104 (in €) 886.000 Heimerziehung (§ 35a) 1.279.215 Ambulante therapeutische 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Maßnahmen (§ 35a) Inklusion Schule Die Kosten für die Heimunterbringungen im Rahmen der Eingliede- rungshilfe als zahlenmäßig wichtigste Hilfeart beliefen sich auf Quelle: eigene Erhebung 4.220.617 Euro, gefolgt von den ambulanten und therapeutischen Maßnahmen in Höhe von 1.641.104 Euro. Deutlich wird die Kostensteige- rung im Bereich der schulischen Inklusion in den Jahren 2015 bis 2017 auf 1.279.215 Euro. Die Unterbringungen in Vollzeitpflege ergaben Kosten in Höhe von 46.336 Euro und die Erziehung in einer Tagesgruppe in Höhe von 221.971 Euro.

Bei der Schulbegleitung gab es einen Anstieg der Fallkosten von 393.077 Euro im Jahr 2014 auf 2.671.188 Euro bei 142 Fällen im Jahr 2018 (SOA-Vorlage 35/2019). Mit der Neukonzeption und Beauftragung eines Trägerverbunds zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität von Schulbegleitung sind an die Stelle der bisherigen Honorarverträge zunehmend die Festanstellung von Fach- und Nicht-Fachkräften getreten. Die Ausgleichszahlungen des Landes (§ 2 AusgleichsG) deckten im Schuljahr 2016/2017 lediglich rund ein Viertel des tatsächlichen Gesamt- aufwands.

Die Hilfen für geflüchtete UMA haben ab 2014, besonders aber ab 2016/2017, einen breiten Umfang in den Leistungen eingenommen. UMA müssen nach Jugendhilfestandards untergebracht werden. Zum Stichtag 31.12.2018 waren im Landkreis 293 teils minderjährige, teils volljährige junge Menschen im Rahmen der Jugendhilfe zu versorgen (Stand 31.12.2016: 357; 31.12.2017: 328).

Bei den Bruttoaufwendungen wird für 2018 von insgesamt 12,55 Millionen Euro ausgegangen, im Jahr 2019 von 11,7 Millionen Euro. Diese Kosten werden weitestgehend vom Land erstattet. Keine adäquate Erstattung gibt es dagegen bei den Personal- und Sachkosten.

137

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 2.2 Besondere Themenfelder

2.2.1 Erziehungs- und Familienberatung, Frühe Beratung und ­Hilfen

Erziehungs- und Familienberatung Die Erziehungsberatung nach § 28 SGB VIII wird unter den Hilfen zur Erziehung am häufigsten in Anspruch genommen. Sie bietet niedrig- schwellige Hilfe und wird im Landkreis in sechs Psychologischen Beratungsstellen (PBS) erbracht, zwei in Landkreis- und vier in freier Trägerschaft.

Fallzahlen Erziehungs- 2.929 und Familienberatung 2.831 2.780 § 28 SGB VIII 2.735 2.730 2.627 2.628 2.624 Hilfen am 31.12. + 2.588 beendete Hilfen

Die Fallzahlen sind nicht in der Gesamtstatistik der Erziehungshilfen enthalten.

Quelle: eigene Erhebung 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Der Rückgang der Fälle bis 2017 war durch personelle Stellenwechsel und Vakanzen in den verschiedenen Beratungsstellen sowie durch veränderte Aufgabenanforderungen bedingt. 2018 gab es wieder einen Fallzahlenanstieg auf insgesamt 2.730 Hilfen. 46 Prozent der Fälle wurden 2018 durch die beiden Landkreisberatungsstellen betreut, die organisa- torisch eingebunden sind im Amt Soziale Dienste und Psychologische Beratung. Im Rahmen der Onlineberatung konnten 2018 von den PBS (Landkreis, Kreisdiakonieverband) weitere 230 Personen erreicht werden.

Angesichts zunehmender Fälle von Familien mit starken psychischen Beeinträchtigungen und Zahlen von Belastungen sind in den PBS komplexe Beratungssettings erforderlich. Die PBS leisten gerichtsnahe Beratung bei hochstrittigen Trennungs- und Scheidungssituationen nach Ver­mittlung durch das Familiengericht (jährlich 100 Ersttermine). Seit 2018 unterstützen die PBS verstärkt psychisch belastete Menschen mit Flucht­erfahrung im Rahmen des Integrationsplans (SOA-­Vorlage 36/2017). Weitere Leistungen sind Offene Sprechstunden, Gruppen­ angebote für Kinder, Fachdienstliche Beratungen, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit.

138

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Die Zuschüsse im Bereich der Erziehungs- und Familienberatung an die Psychologischen Beratungsstellen der freien Trägerinnen und Träger haben sich seit 2008 um 296.793 Euro erhöht und beliefen sich 2018 auf 1.130.000 Euro. Mit den Trägerinnen und Trägern gibt es Kooperati- onsvereinbarungen und Festlegungen zu den finanziellen Zuwendungen.

Auch in den Fachberatungsstellen Kompass Kirchheim und Wildwasser Esslingen (sexuelle/sexualisierte Gewalt) wird in Einzelfällen Erziehungs- beratung geleistet.

Frühe Beratung und Hilfe (ProjuFa) Die Proaktive Beratung und Hilfen für junge Familien (ProjuFa) findet auf Grundlage der §§ 2 und 16 SGB VIII Förderung der Erziehung in der Familie sowie § 3 Abs. 4 KKG (Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz) statt.

Die ProjuFa arbeiten an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Gesundheitswesen mit Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren, überwiegend in Form aufsu- chender alltagspraktischer Begleitung und Förderung der Beziehungs- und Erziehungskompetenz der Eltern.

Reichen diese Hilfen nicht aus, um eine bestehende Gefährdung des Kindeswohls abzuwenden, sorgen sie dafür, dass weitere Maßnahmen zum Schutz initiiert werden.

ProjuFa ist organisatorisch im Amt Soziale Dienste und Psychologische Beratung des Landratsamtes Esslingen angesiedelt (Sachgebiet Psycho- logische Beratung und Frühe Hilfen) und arbeitet in vier regionalen interdisziplinären Kernteams zusammen mit Familienhebammen und Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pflegern.

534 Durch ProjuFa 506 495 489 betreute Familien 426 393 329 322 274 Die Fallzahlen sind nicht in der Gesamtstatistik der Erziehungshilfen enthalten.

Quelle: eigene Erhebung

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

139

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Die Fallzahlen sind mit zunehmendem Bekanntheitsgrad und gezielter Vernetzungsarbeit von ProjuFa kontinuierlich gestiegen und haben sich von 2010 bis 2016 verdoppelt. Anfragen kommen je zu einem Drittel von Selbstmelderinnen und -meldern, dem Gesundheitswesen und anderen Institutionen sozialer Unterstützungssysteme.

Die Unterstützungsanliegen der Familien weisen eine hohe Heterogenität auf. Sie reichen von prekären materiellen Lagen über brüchige soziale Beziehungen bis hin zu gesundheitlichen Belastungen. Im Jahr 2018 wurden 83 Familien mit Fluchterfahrung betreut, fast doppelt so viele wie im Vorjahr.

Weitere Leistungen neben der Einzelfall- und Vernetzungsarbeit sind regelmäßige Sprechstunden in Kliniken, Offene Treffs und andere Bildungsangebote für Eltern, Fachdienstliche Beratung, Fortbildungen für Fachkräfte und Öffentlichkeitsarbeit.

ProjuFa koordiniert regionale Netzwerke Frühe Hilfen mit verschiedenen Institutionen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich unter der Einbe- ziehung des bürgerschaftlichen Engagements.

Zuschüsse an die Familienstellen Der Landkreis bezuschusst die fünf Familienbildungsstätten (FBS) im Landkreis mit jährlich 85.000 Euro. Die Zuschussverteilung erfolgt im Verhältnis der im Vorjahr geleisteten Unterrichtseinheiten (UE) aus dem Bereich Junge Familie.

2015 2016 2017 2018

UE € UE € UE € UE €

FBS 2.693 12.024 2.184 10.127 2.276 10.271 2.471 10.930 Esslingen

FBS 5.808 25.931 6.061 28.103 6.485 29.265 6.617 29.268 Filderstadt

FBS 4.641 20.721 4.525 20.981 4.469 20.168 3.962 17.524 Kirchheim

Fam. 1.517 6.773 1.447 6.708 1.662 7.502 1.517 6.710 bildungsarbeit Köngen

Haus der Familie 4.379 19.551 4.115 19.081 3.943 17.794 4.650 20.568 Nürtingen

Summe 19.038 85.000 18.332 85.000 18.835 85.000 19.217 85.000 Quelle: eigene Erhebung

140

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 2.2.2 Schutzauftrag der Jugendhilfe und Inobhutnahmen

Gefährdungsabschätzungen gem. § 8a SGB VIII und Inobhutnahmen gem. § 42 SGB VIII Werden dem Sozialen Dienst gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindes- wohlgefährdung (Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung u. a.) bekannt, ist er verpflichtet, das Gefährdungsrisiko im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte einzuschätzen, den Erziehungsberechtigten Hilfen anzubieten oder ggf. das Familiengericht einzuschalten. In Krisenfällen und zum sofortigen Schutz bei Kindeswohlgefährdung kann eine Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen erfolgen. Eine zeitweise außerfamiliäre Unterbringung kann in Erziehungshilfeeinrichtungen, bei Bereitschafts- pflegefamilien oder anderen geeigneten Personen aus dem unmittelbaren Umfeld des Kindes erfolgen. Von 2013 bis 2018 ist die Zahl der Kindes- wohlüberprüfungen stark angestiegen und hat sich mehr als verdoppelt.

Kindeswohl­über­ 1.146 938 997 püfungen im 855 Rahmen des 607 Schutz­auftrags 483 (Kinder)

Hilfen am 31.12. + beendete Hilfen) 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: eigene Erhebung

2017 mussten als Maßnahme des Kinderschutzes 159 Kinder und Jugend­liche in Obhut genommen werden. Die Kosten für die Inobhut- nahmen beliefen sich 2017 auf 1.277.290 Euro. Zielsetzung ist, den Status der Inobhutnahme nur für einen relativ kurzen Zeitraum aufrecht- zuerhalten (i. d. R. maximal drei Monate), um dann mittels familiärer Ressourcen bzw. bedarfsgerechter Angebote der Jugendhilfe die krisenhafte Situation zu überwinden und die Gefährdung zu beseitigen. Ambulante oder Stationäre passgenaue Hilfen für die Kinder, Jugend­ lichen und ihre Eltern werden ermöglicht.

193 186 190 192 179 Inobhutnahmen 154 164 159 von Kindern und 141 120 Jugendlichen – ohne UMA-Hilfen

Hilfen am 31.12. + beendete Hilfen)

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: eigene Erhebung

141

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Die erhöhte Sensibilität in der Öffentlichkeit wie bei Fachkräften, in Kinder­tageseinrichtungen, Schulen und Vereinen führt zu vermehrten, notwendigen und gewünschten Meldungen, die das Tätigwerden der Sozialen Dienste im Rahmen des individuellen Kinderschutzes mit hoher Priorität erfordert. In diesem Kontext ist eine weitere Stärkung des Sozialen Dienstes kontinuierliche Aufgabe und angezeigt.

2.2.3 Hilfen für junge Volljährige

Auch junge Volljährige können bei bestehender Mitwirkung bedarfsge- rechte Hilfen, in der Regel nur bis zur Vollendung des 21. Lebensjahrs, erhalten. Diese Hilfeform wird im Landkreis bewusst zur Verstärkung der Nachhaltigkeit genutzt. Damit soll eine Gefährdung der erreichten bisherigen Fortschritte verhindert und zur Stabilisierung und Verselbst- ständigung des jungen Menschen beigetragen werden. Neben Stationä- ren erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen werden junge Voll­ jährige mit Ambulanten Hilfen unterstützt. Die Fallzahlen sind in den verschiedenen Hilfearten etwas zurückgegangen. Die Aufwendungen beliefen sich 2017 auf 2.807.644 Euro.

Hilfen für junge Volljährige nach Betreute Intensive Heim­ Wohn­ Vollzeit­ Einzelbe- Erziehungs­­ Hilfearten erziehung formen pflege treuung beistand Gesamt §§ 41,35a §§ 41,35a § 33 §§ 35,35a §30 Hilfen am 31.12. + beendete Hilfen 2008 364 97 79 30 70 88 (mit Eingliederungshilfen nach § 35a SGB VIII) 2009 374 112 64 41 75 82

2010 389 92 51 57 81 108 Quelle: eigene Erhebung 2011 360 86 40 48 87 99

2012 375 76 45 43 83 128

2013 341 90 49 29 65 108

2014 369 101 41 41 71 115

2015 345 98 38 34 68 107

2016 258 70 30 36 52 70

2017 276 81 34 39 59 63

142

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 2.2.4 Hilfen für unbegleitete minderjährige Ausländerinnen und Ausländer

Seit 2014 wurden die Hilfen für unbegleitete minderjährige Ausländerin- nen und Ausländer mit Fluchthintergrund (UMA) gesondert statistisch erfasst. Zum Stichtag 31.12.2018 waren im Landkreis 293 teils minder- jährige, teils volljährige junge Menschen jugendhilferechtlich zu versor- gen (31.12.2016: 357; 31.12.2017: 328). 123 UMA wurden in Heimerzie- hung, 84 im Betreuten Wohnen, 32 im Jugendwohnheim und 25 in Gastfamilien im Rahmen von Vollzeitpflege betreut. Die hohe Zahl an Zuweisungen von UMA bedeutete besonders in den Jahren 2015 und 2016 eine große Herausforderung. In den stationären Einrichtungen wurden Kapazitäten umfassend erweitert, ebenso wurden Pflege­ familien als sogenannte Gastfamilien geworben (JHA-Vorlage 121/2017).

Hilfen für UMA nach Intensive Hilfearten Betreute Jugend­ soz.päd. Er­zie­ Inobhut­ Heimer­ Wohn- Vollzeit­ wohn­ Einzel­ hungs­ nahmen ziehung formen pflege heim betreuung beistand Hilfen am 31.12. + Gesamt § 42 §§ 34,41 §§ 34,41 §§ 33,41 § 13 §§ 35,41 §§ 30,41 beendete Hilfen

2014 44 12 21 8 1 0 0 2 Quelle: eigene Erhebung 2015 267 120 131 8 8 0 0 0

2016 767 296 413 6 47 0 4 1

2017 689 58 382 92 51 88 8 10

Seit 2017 gehen die UMA-Fallzahlen in verschiedenen Hilfearten wieder zurück, vermehrt sind Hilfen für junge Volljährige erforderlich und werden zur Realisierung einer nachhaltigen Integration ehemaliger UMA genutzt.

143

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 2.3 Weitere Aufgabenfelder

2.3.1 Beistand-, Pfleg- und Vormundschaften

Das Sachgebiet Beistand-, Pfleg- und Vormundschaften im Kreisju- gendamt Esslingen bietet eine vielfältige Anzahl von Unterstützungsleis- tungen und Beratung für Alleinerziehende, unverheiratete Eltern, minder- jährige Kinder und junge Volljährige an.

Beistandschaft Auf schriftlichen Antrag des betreuenden Elternteils wird das Jugend­ amt zum sogenannten Beistand des Kindes. Der Wirkungskreis umfasst die Vaterschaftsfeststellung bei Kindern von nicht miteinander verheira- teten Eltern sowie die Geltendmachung der Unterhaltsansprüche eines minderjährigen Kindes. Innerhalb seines Aufgabenkreises vertritt der Beistand das Kind als gesetzlicher Vertreter, einschließlich der Prozess- vertretung vor dem Familiengericht und dem Oberlandesgericht. Durch die Beistandschaft wird die elterliche Sorge jedoch nicht eingeschränkt.

Pflegschaft und Vormundschaft Wenn Eltern in bestimmten Angelegenheiten an der Vertretung ihres minderjährigen Kindes aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen gehindert sind oder durch eine gerichtliche Entscheidung das Sorgerecht entzogen wurde, ordnet das zuständige Familiengericht eine Vormund- schaft an. Sofern nur Teile der elterlichen Sorge durch gerichtliche Entscheidung entzogen worden sind, wird für diesen Wirkungskreis eine Pflegschaft angeordnet. Zum Vormund bzw. Pfleger/Pflegerin kann das Jugendamt bestellt werden, falls keine geeignete Person (z. B. Verwandte, Rechtsanwalt/Rechtsanwältin) zur Verfügung steht. Im Falle der Geburt durch eine minderjährige Mutter tritt eine gesetzliche Amtsvormundschaft in Kraft.

Beurkundung Die Urkundsperson beim Jugendamt ist befugt, die in § 59 SGB VIII genannten Erklärungen zu beurkunden, so z. B. über die Anerkennung der Vaterschaft, das gemeinsame Sorgerecht oder über die Verpflich- tung zur Zahlung von Kindesunterhalt.

Beratung Die Beratung nach §§ 18 und 52a SGB VIII umfasst Fragen zu Partner- schaft, Trennung und Scheidung sowie zur Ausübung der Personensor- ge und zum Umgangsrechts. Zusätzlich werden junge Volljährige in Unterhaltsfragen beraten.

144

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Fallzahlenentwicklung 2015 2016 2017 2018

Beistandschaften 2.423 2.384 2.346 2.278 (Stand 31.12.)

Gesetzliche Amtsvormundschaften 9 13 8 9 (Stand 31.12.)

Bestellte Amtsvormundschaften 209 380 301 190 (Stand 31.12.)

Bestellte Pflegschaften 80 61 65 83 (Stand 31.12.)

Beurkundungsvorgänge im Jahr 2.682 2.733 2.841 2.914

Beratungsvorgänge 6.302 6.162 5.843 5.480 Quelle: eigene Erhebung

Die Fallzahlenentwicklung weist bei den Beistandschaften im Zeitraum 2015 bis 2018 eine geringfügige Verringerung von durchschnittlich zwei Prozent auf. Aufgrund der Entwicklung der Geburtenraten ist zu- künftig wieder mit steigenden Fallzahlen zu rechnen.

Im Bereich Vormundschaften weist die Entwicklung im Jahr 2016 eine beachtliche Steigerung von 81,8 Prozent zum Vorjahr auf. Diese resul- tierte aus den angeordneten Amtsvormundschaften für die unbegleiteten minderjährigen Ausländerinnen und Ausländer. Aufgrund der Tatsache, dass die Vormundschaften mit der Volljährigkeit von Gesetzes wegen enden, sind diese wieder rückläufig.

Bei den Beurkundungsvorgängen wird eine Zunahme von durchschnittlich zwei Prozent im Zeitraum 2015 bis 2018 deutlich. Die Entwicklung der Beratungsvorgänge war mit durchschnittlich 4,5 Prozent rückläufig.

2.3.2 Unterhaltsvorschuss

Kinder alleinerziehender Elternteile, die vom anderen Elternteil keinen oder zu wenig Unterhalt bekommen, können unter bestimmten Voraus- setzungen Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz (UVG) erhalten. In diesen Fällen geht der Unterhaltsanspruch des Kindes auf das Land über und wird von der Unterhaltsvorschusskasse gegenüber den Unterhaltspflichtigen geltend gemacht und durchgesetzt.

Durch die Änderung des UVG können seit dem 01.07.2017 Kinder bis ­zum 18. Geburtstag ohne zeitliche Beschränkung Leistungen erhalten. Davor war dies nur bis zum 12. Geburtstag für maximal 72 Monate möglich.

145

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Zum 31.12.2018 erhielten im Landkreis Esslingen ca. 2.350 Kinder und Jugendliche Leistungen nach dem UVG, etwa doppelt so viele wie zum 30.06.2017.

Um die daraus resultierende finanzielle Mehrbelastung teilweise zu kompensieren, verbleiben dem Landkreis seit der Ausweitung des UVG 40 Prozent der Einnahmen, während er 30 Prozent der Ausgaben zu tragen hat (früher jeweils 33,3 Prozent).

Der Anteil des Bundes beträgt jeweils 40 Prozent, auf das Land entfal- len 20 Prozent der Einnahmen und 30 Prozent der Ausgaben.

Für den Landkreis Esslingen ergibt sich folgende finanzielle Entwicklung:

Ergebnis Ergebnis Ergebnis Ansatz Ansatz 2015 2016 2017 2018 2019

Einnahmen -2.122.267,88 -2.175.043,28 -4.697.907,41 -4.121.000,00 -5.373.000,00

Ausgaben 2.741.338,48 2.848.461,67 6.088.365,90 5.105.000,00 6.520.000,00

Summe 619.070,60 673.418,39 1.390.458,49 984.000,00 1.147.000,00

Quelle: eigene Erhebung

Fallzahlenentwicklung:

2015 2016 2017 2018

Laufende Zahlfälle 1.414 1.392 1.993 2.334

Ausschl. Rückgriffsfälle 2.640 2.581 2.688 2.406

Summe 4.054 3.973 4.681 4.740

Rückgriff in UVK ES 32,6 % 34,8 % 23,2 % 20,8 %

Rückgriff in Land BW Liegt noch 33,0 % 32,5 % 24,1 % nicht vor Quelle: eigene Erhebung

Der Einbruch der Rückgriffsquoten ab dem Jahr 2017 resultiert aus der Reform des UVG zum 01.07.2017 und der damit verbundenen Antragsflut. Je schneller eine UVK die Neuanträge bearbeiten konnte, umso mehr Ausgaben entstanden noch im Jahr 2017, was zu Lasten der Rückgriffs- quote ging. Bei Ämtern mit personalbedingt verzögerter Antragsbearbei- tung verschiebt sich dieser Effekt in die Folgejahre, sodass voraussichtlich erst ab 2020 wieder aussagekräftige Vergleichszahlen vorliegen werden.

146

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 2.3.3 Ausbildungsförderung

Junge Menschen können für ihre schulische Ausbildung Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) erhalten, wenn sie ihren Lebensunterhalt und ihre Ausbildung aus eigenen Mitteln sowie in der Regel unter Berücksichtigung des Einkommens ihrer Eltern nicht finanzieren können. Die Leistungen erfolgen hier grundsätzlich als Zuschuss, während Studierende, für die die Studierendenwerke bei den Hochschulen zuständig sind, eine Kombination aus Zuschuss und Darlehen erhalten.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer an beruflichen Fortbildungsmaßnahmen können Leistungen nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG oder sog. Aufstiegs-BAföG) beziehen und zwar altersunabhängig und ohne Berücksichtigung des Einkommens der Eltern. Die Leistung besteht hier wie beim BAföG aus Zuschuss und Darlehen.

Antragszahlen und Ausgaben beim Amt für Ausbildungsförderung Esslingen haben sich in den vergangenen Jahren wie folgt entwickelt:

2014 2015 2016 2017 2018

Anträge 860 812 846 945 873 BAföG Ausgaben 5.525.022,45 3.203.831,95 3.033.331,75 4.908.116,32 1.600.568,24

Anträge 1.032 1.000 989 1.082 1.027 AFBG Ausgaben 1.426.801,61 1.368.810,41 1.517.549,93 2.056.325,20 2.127.564,73

Quelle: eigene Erhebung

Die Finanzierung erfolgt beim BAföG zu 100 Prozent durch den Bund, beim AFBG zu 78 Prozent durch den Bund und zu 22 Prozent durch das Land.

Zum Schuljahr 2019/20 ist eine BAföG-Reform geplant, die zu höheren Leistungen für eine größere Zahl von berechtigten Personen führen soll.

147

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 2.4 Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung­

Im Rahmen der Jugendhilfe werden Beiträge für Kindertageseinrich- tungen ganz oder teilweise übernommen, sofern die Eltern nicht in der Lage sind, den Elternbeitrag selbst zu entrichten. Im Bereich der Kin- dertagespflege werden die Tagespflegepersonen gefördert, die Eltern leisten einen Kostenbeitrag unter Berücksichtigung der Betreuungszei- ten, weiterer minderjähriger Kinder im Haushalt und des Familienein- kommens. Einkommensschwache Familien können zudem einen Erlass des Kostenbeitrags in der Kindertagespflege beantragen.

Während die Städte und Gemeinden für den Ausbau und die Finanzie- rung der Kindertageseinrichtungen zuständig sind, ist der Landkreis für die Bereitstellung einer Struktur in der Kindertagespflege zuständig. Diese Aufgabe wird überwiegend vom Tageselternverein Landkreis Esslingen e. V. übernommen, der nahezu umfänglich vom Landkreis bezuschusst wird.

2.4.1 Kindertagesbetreuung in Einrichtungen

Förderung der Elternbeiträge:

Jahr 2015 2016 2017 2018

Fallzahlen 1.539 1.640 1.576 1.547 (Stichtag 31.12.)

Fördersumme 2.139.853 2.237.189 2.378.925 2.550.000 im Jahr / € netto (HH-Ansatz) Quelle: eigene Erhebung

2.4.2 Kindertagesbetreuung in Kindertagespflege

Förderung der Tagespflegepersonen:

Jahr 2015 2016 2017 2018

Fallzahlen 1.408 1.427 1.472 1.473 (Stichtag 31.12.)

Fördersumme 2.549.209 2.414.699 2.369.872 2.225.934 im Jahr / € netto (HH-Ansatz) Quelle: eigene Erhebung

148

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Förderung des Tageselternvereins:

Jahr 2015 2016 2017 2018

Fördersumme 931.247 1.091.061 1.081.359 1.170.000 im Jahr / € netto (HH-Ansatz) Quelle: eigene Erhebung

2.5 Kinder- und Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit

Der Landkreis Esslingen fördert die Kinder- und Jugendarbeit/Jugend­ sozialarbeit in hohem Maße. Die gesamten Zuschüsse für die einzelnen Arbeitsfelder entwickelten sich zwischen 2015 und 2019 wie folgt:

5.075.843 Gesamtförderung 4.458.018 der Kinder- und 4.102.227 3.958.718 3.880.446 Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit (in €)

Offene Kinder- und Jugendarbeit

Jugendverbandsarbeit

Jugendsozialarbeit

Ergebnis Ergebnis Ergebnis Ansatz Ansatz 2015 2016 2017 2018 2019 *Die Zuschüsse für die ­Jugendverbandsarbeit sind bis zum Jahr 2017 im Förder­ Die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit ist für betrag der Offenen Kinder- und ­Jugendarbeit enthalten. den Landkreis bedeutsam, da er ein hohes Interesse an der strukturellen und inhaltlichen Weiterentwicklung des Themenfeldes hat. Vor allem Quelle: eigene Erhebung unter dem Fokus des demografischen Wandels und der Zukunftsfähig- keit der Städte und Gemeinden ist eine gut aufgestellte Kinder- und Jugendarbeit entscheidend.

149

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 2.5.1 Offene Kinder- und Jugendarbeit

Die Offene Kinder- und Jugendarbeit wird im Rahmen des sogenannten Esslinger Modells beim Kreisjugendring (KJR) Esslingen gefördert. Der Landkreis übernimmt 50 Prozent der Personalkosten in den Jugendhaus­ einrichtungen, die Personalaufwendungen und Sachkosten der Geschäfts- stelle des KJR, die Personalaufwendungen für Studierende der Dualen Hochschule und die Aufwendungen für die Stellen im Freiwilligendienst beim KJR. Die anderen 50 Prozent der Personalkosten in den Jugendhäu- sern sowie die dort anfallenden Sachkosten werden von den Kommunen getragen.

Der Anstieg der Fördersumme im Bereich der Jugendhausähnlichen Einrichtungen im Jahr 2017 ist durch die Förderung von nun 20 Einrich- tungen (davor wurden 13 Einrichtungen gefördert) zu erklären, seit 2017 erhalten auch Einrichtungen mit Offenen Angeboten für Kinder einen Zuschuss. Der Landkreis fördert das Personal in den Jugendhausähnlichen Einrichtungen mit einer Förderpauschale pro Vollzeitstelle von 18.500 Euro.

Zuschüsse für die 2.893.348 Offenen Kinder- 2.666.010 2.502.600 2.577.814 und Jugendarbeit 2.376.100 (in €) 2.533.348 Summe 2.297.000 2.310.010 2.177.000 2.224.414 Zuschuss Esslinger Modell (KJR)

Zuschuss Jugendhaus­ 356 000 360.000 ähnliche Einrichtungen 353.400 . 205.600 199.100

Quelle: eigene Erhebung 2015 2016 2017 2018 Ansatz 2019

Ab 2019 fördert der Landkreis zudem innovative Projekte in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, um Handlungsstrategien zur Bewältigung der künftigen Herausforderungen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu entwickeln. Dafür steht ein Fördervolumen von 50.000 Euro zur Verfügung. Für die Förderung der Jugendbeteiligung und Demokratiebil- dung wurden für das Jahr 2019 zudem Mittel in Höhe von 30.000 Euro eingeplant.

150

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 2.5.2 Jugendverbandsarbeit

Die Jugendverbandsarbeit wird vom Landkreis gefördert. Die 30 Mit- gliedsverbände des Kreisjugendrings erhalten einen Zuschuss, der über den Dachverband Kreisjugendring Esslingen e. V. an die Mitgliedsverbände weitergeleitet wird. Der Zuschuss für die Mitgliedsverbände wurde 2018 auf 60.000 Euro erhöht (zuvor 48.000 Euro). Weiterhin werden zwei Vollzeitstellen inklusive 13 Prozent Verwaltungspauschale für die Jugend- verbandsarbeit beim Kreisjugendring gefördert.

2.5.3 Jugendsozialarbeit

Die Angebote der Jugendsozialarbeit stehen jungen Menschen zur Verfügung, um individuelle Benachteiligungen auszugleichen und sie bei der sozialen Integration zu unterstützen. Im Landkreis wird dies durch die Förderung der Schulsozialarbeit und Angebote der Jugendberufshilfe, den sogenannten GO!ES-Jugendbüros und dem sogenannten WorKmobil, realisiert. 1.700.000 Förderung der 305.000 Jugendsozialarbeit 2.005.000 (in €)

1.600.000 Schulsozialarbeit 1.408.100 1.456.400 1.476.400

GO!ES-Jugendbüros WorKmobil

Gesamte Förderung

2015 2016 2017 2018 Ansatz Quelle: eigene Erhebung 2019

Die Zuschüsse für die Jugendsozialarbeit haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Dies hängt mit dem verstärkten Ausbau der Schulsozialarbeit in allen Schularten zusammen. Im Schuljahr 2017/2018 wurden mit dem Zuschuss 99,81 Vollzeitstellen gefördert, für das aktuelle Schuljahr sind 121,46 Vollzeitstellen geplant.

Das Förderkonzept GO!ES-Jugendbüros und WorKmobil wird gemeinsam mit dem Jobcenter und den Standortkommunen (Nürtingen, Kirchheim, Esslingen, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern) finanziert. Für die Um- setzung des Förderkonzepts fallen die Personalaufwendungen bei den freien Trägerinnen und Trägern einschließlich eines Verwaltungs- und Sachkostenanteils sowie die Personalkosten für die Koordinierungsstelle beim Kreisjugendreferat in Höhe von insgesamt jährlich 305.000 Euro

151

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 an, die aus Landkreismitteln zu tragen sind. Das gesamte Fördervolumen liegt bei 583.000 Euro, das Jobcenter beteiligt sich mit 248.000 Euro und die Standortkommunen mit geplanten 30.000 Euro. An den fünf Standorten steht ein niederschwelliges Beratungsangebot für junge benachteiligte und schwer erreichbare Menschen zur Verfügung, weiter- hin kann ein zentrales nachgelagertes Angebot in Esslingen genutzt werden. Konzeptionell ist auch aufsuchende Jugendsozialarbeit integriert. Das Ziel des Angebotes ist, junge Menschen (wieder zurück) in die Systeme der Bildung oder sozialen Sicherung zu führen.

Geförderte Stellen in der Schul­sozialarbeit 98,24 99,81 87,18 91,24 durch den Landkreis 84,94 67,19 (Drittelfinanzierung) 47,14

Quelle: eigene Erhebung

1/2012– 8/2012– 8/2013– 8/2014– 8/2015– 8/2016– 8/2017– 7/2012 7/2013 7/2014 7/2015 7/2016 7/2017 7/2018

Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 20.03.2012 entschieden, die Förderung der Schulsozialarbeit wiederaufzunehmen – auf Basis der Grundsätze zur Förderung der Jugendsozialarbeit an öffentlichen Schulen des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg. Seither fördert der Landkreis die Stellen der Schulsozialarbeit im Landkreis in gleicher Höhe und nach gleichen Fördervoraussetzungen wie das Land. Die Förderpauschale pro Vollzeit- stelle beträgt 16.700 Euro, bei Teilzeitkräften wird diese entsprechend reduziert.

152

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Teilhabe, Rehabilitation und 3 psychosoziale Hilfen

3.1 Eingliederungshilfe

Das Bundesteilhabegesetz tritt seit dem 01.01.2017 stufenweise in Kraft. Die weitreichendsten leistungsrechtlichen Änderungen erfolgen mit der Herauslösung der Eingliederungshilfe aus dem SGB XII zum 01.01.2020, welche als Teil 2 in das SGB IX integriert wird. Bisher erfolgten eine Verdoppelung des Arbeitsförderungsgeldes von 26 Euro auf 52 Euro, eine Anhebung der Vermögensfreigrenze von 2.600 Euro auf 30.000 Euro, welche sich 2020 auf rund 50.000 Euro erhöhen wird, sowie ein höherer Freibetrag beim Einkommenseinsatz. Nachdem die Stichtagserhebungen über den Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) erst im April des Folgejahres erfol- gen, werden hier die Zahlen zum 31.12.2017 dargestellt.

Zum Stichtag 31.12.2017 erhielten insgesamt 2.414 Personen Leistungen der Eingliederungshilfe. Gegenüber dem Vorjahr beträgt die Steigerung 1,1 Prozent (2.388 Personen). Bundesweit lag die Steigerung bei 1,8 %, landesweit bei 2,0 %.

153

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Entwicklung der Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfänger

Leistungsart 2013 2014 2015 2016 2017 Trend

Nicht Ambulante 18 28 28 48 aus­ Hilfen wertbar

Integration in 71 60 70 76 84 Kindergarten

Integration in 54 73 78 95 109 Schulen

Teilstationärer 18 17 21 18 15 Schulkindergarten

Teilstationäre 29 31 28 29 30 Sonderschule

Berufliche Ausbildung, 0 0 0 0 0 Hochschule

Ambulant Betreutes 371 386 418 405 450 Wohnen

Familienpflege 25 29 34 41 48

Persönliches 35 39 39 33 29 Budget

Private Sonderschulen 35 32 36 32 32 am Heim

Heimsonderschulen 43 47 46 48 50 (privat und staatlich)

Teilstationärer 604 615 629 615 588 WfbM*-Arbeitsbereich

Teilstationäre 7 9 10 11 9 Tagesbetreuung

Teilstationärer Förder- 89 91 85 86 84 u. Betreuungsbereich

Stationäre 439 471 467 444 475 Teilhabeleistungen z. B. FuB)

Therapeutische 9 11 23 20 20 Wohngruppen

Stationärer 363 354 357 371 377 WfbM-Arbeitsbereich

Stationärer WfbM- *Werkstatt für 23 14 13 16 14 Berufsbildungsbereich behinderte Menschen Gesamt 2.233 2.307 2.382 2.388 2.414 Quelle: eigene Erhebung

154

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Entwicklung der Aufwendungen

Entwicklung der Bruttoausgaben und des Nettoaufwandes in der Eingliederungs- hilfe für Menschen mit Behinderung

Ausgaben in € Nettoaufwand in € 77.881.772 71.029.535 72.565.267 65.074.277 62.777.866 66.020.044 60.710.145 58.147.584 60.295.082 59.969.137 56.854.751 50.918.926 54.261.242 48.887.759 49.043.533 51.596.782

RE 2010 RE 2011 RE 2012 RE 2013 RE 2014 RE 2015 RE 2016 RE 2017

Quelle: eigene Erhebung

Leistungsempfängerinnen und -empfänger nach Behinderungsarten

Körperlich Leistungsempfänger behinderte nach Behinderungsar- Menschen: ten (insg. 2.414 Kinder 466; und Erwachsene) 19,3 % Geistig behinderte Leistungsempfänger Menschen nach Behinderungsarten 1.274; 52,8 % Quelle: eigene Erhebung

Seelisch behinderte Menschen: 674; 27,9 %

155

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Verteilung nach Leistungsarten Die insgesamt 2.414 Leistungsempfängerinnen und -empfänger vertei- len sich entsprechend ihrem Lebensalter und den behinderungsbeding- ten Bedarfen auf unterschiedliche Leistungsbereiche, welche sich in vorschulische, schulische und berufliche Förderung sowie die Förderung für Erwachsene und speziell für Senioren gliedern.

Eingliederungshilfe für Kinder*

Leistungsart 2013 2014 2015 2016 2017 Trend

Nicht Ambulante Hilfen 10 15 15 15 aus­ für Kinder wertbar

Integration in 71 60 70 76 84 Kindergarten

Integration in Schulen 54 73 69 95 109

Teilstationärer 18 17 21 18 15 Schulkindergarten (privat)

Teilstationäre 29 31 28 29 30 Sonderschule (privat)

Familienpflege 10 7 10 16

Private Sonderschulen 35 32 36 32 32 am Heim

Heimsonderschulen 43 47 46 48 50 (privat und staatlich) * Zu den Kindern zählen auch über 18-jährige Schüler. Kinder gesamt 260 285 292 323 336 Quelle: eigene Erhebung

156

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Eingliederungshilfe für Erwachsene

Leistungsart 2013 2014 2015 2016 2017 Trend

Nicht Ambulante Hilfen 8 13 13 33 aus­ Erwachsene wertbar

Berufliche Ausbildung, 0 0 0 0 0 Hochschule

Ambulant Betreutes 371 386 418 405 450 Wohnen

Familienpflege 25 29 29 31 32

Persönliches Budget 35 39 39 33 29

Teilstationärer WfbM-­ 604 615 629 615 588 Arbeitsbereich

Teilstationäre 7 9 10 11 9 Tagesbetreuung

Teilstationärer Förder- 89 91 85 86 84 u. Betreuungsbereich

Stationäre Teilhabe­ 439 471 467 444 475 leistungen (z. B. FuB)

Stationäre Therapeuti- 9 11 23 20 20 sche Wohngruppen

Stationärer WfbM-­ 363 354 357 371 377 Arbeitsbereich

Stationärer WfbM-­ 23 14 13 16 14 Berufsbildungsbereich

Erwachsene gesamt 1.973 2.032 2.083 2.065 2.078 Quelle: eigene Erhebung

3.1.1 Wohnen

Der Bedarf von Kindern und Jugendlichen ergibt sich zum einen aus einem Wohnbedarf zu einem speziellen schulischen Angebot, welches im Landkreis Esslingen nicht besteht (Private Heimsonderschule), zum anderen aus der Schwere einer Behinderung (Private Sonderschulen am Heim), sodass eine Betreuung im häuslichen Umfeld nicht mehr möglich ist. Die Fallzahlen bewegen sich hier auf einem gleichbleiben- den Niveau.

Bei den Erwachsenen ist zu unterscheiden zwischen stationärem Wohnen, ambulant betreuten Wohnformen und privatem Wohnen. Um einen möglichst hohen Grad an Selbstbestimmung zu erreichen, sind

157

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 ambulant betreute Wohnformen zu bevorzugen. Dies gelingt mithilfe einer engmaschigen Begleitung durch das Fallmanagement, wodurch individuelle und zielgerichtete Maßnahmen umgesetzt werden. Gemessen an der Gesamtzahl der betreuten Wohnformen hat sich die Quote an ambulant betreuten Wohnformen im Landkreis seit 2013 von 32,2 Prozent auf 35,2 Prozent erhöht und das stationäre Wohnen von 67,8 Prozent auf 64,8 Prozent verringert.

3.1.2 Arbeit, Beschäftigung und Bildung

Teilhabe am Arbeitsleben Durch die 3. Stufe des Bundesteilhabegesetzes (BTHG), die zum 01.01.2018 in Kraft trat, wurde für Menschen mit Behinderungen durch die Anerkennung anderer Leistungsanbieter und die Einführung des Budgets für Arbeit eine bessere Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht. Demnach soll jeder Mensch mit Behinderungen entsprechend seines individuellen Leistungsvermögens durch passgenaue Leistungen und Förderung die für ihn größtmögliche Teilhabe am Arbeitsleben erreichen. Menschen mit Behinderungen haben so die Möglichkeit, entweder auf dem freien Arbeitsmarkt, bei einem anderen Leistungsanbieter oder in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) beschäftigt zu werden.

Darüber hinaus gibt es in Baden-Württemberg noch die Möglichkeit, über das Integrationsamt des KVJS in Kooperation mit anderen Leis- tungsträgerinnen und -trägern einen ergänzenden Lohnkostenzuschuss von bis zu 70 Prozent zu gewähren.

Arbeitsplätze auf dem Arbeitsmarkt Echte und damit sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis- se stellen die mit dem Integrationsamt des KVJS vereinbarten Lohnkos- tenzuschüsse seit 2012 dar sowie das Budget für Arbeit seit 2018. Zum 31.12.2017 gab es acht Personen mit Lohnkostenzuschüssen. Beim Budget für Arbeit gab es 2018 keine Nachfragen. Ein einziges Beschäfti- gungsverhältnis konnte über das Persönliche Budget geschlossen werden.

Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) Die Beschäftigten der WfbM wohnen entweder privat, in ambulant betreuten Wohnformen oder in einer stationären Einrichtung. Die Zahl der Werkstattbeschäftigten war 2017 (965) gegenüber dem Vorjahr (986) um 2,2 Prozent rückläufig. Dies hängt vorwiegend mit altersbe- dingtem Ausscheiden zusammen.

158

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Förder- und Betreuungsbereich (FuB) In den Jahren 2015 (552 Fälle) und 2016 (530 Fälle) wurde eine rückläu- fige Fallzahlenentwicklung verzeichnet. 2017 (559 Fälle) wurde wieder annähernd das Niveau von 2014 (562 Fälle) erreicht.

Tagesbetreuung Erwachsene und Senioren Hierbei handelt es sich um Betreuungsangebote für seelisch behinderte Menschen (35 Fälle), die stationär wohnen und (noch) nicht werkstattfä- hig sind, oder um Seniorinnen und Senioren (96 Fälle), unabhängig von der Behinderungsart, die altersbedingt nicht mehr in einer WfbM oder FuB beschäftigt oder betreut werden können.

Eingliederungshilfe zur Schulbildung Der Landkreis Esslingen ist Schulträger für die Sonderpädagogischen Bildungszentren, weshalb für die dortigen Schülerinnen und Schüler keine Schulkosten im Rahmen der Eingliederungshilfe anfallen. Lediglich bei fehlenden schulischen Angeboten oder bei Vorliegen einer schweren Behinderung kommt es zu einer Internatsunterbringung.

Seit dem Schuljahr 2015/2016 beteiligt sich das Land mit einer soge- nannten Kopfpauschale an den Kosten für die schulische Inklusion an den öffentlichen allgemeinen Schulen. Im Schuljahr 2015/2016 entfielen auf den Landkreis 284.152 Euro, im Schuljahr 2016/2017 350.103 Euro und im Schuljahr 2017/2018 509.268 Euro. An den Kosten für Schulbe- gleitungen an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungs- zentrum sowie an privaten allgemeinbildenden Schulen beteiligt sich das Land nach wie vor nicht. Die Gesamtkosten (brutto) für die Schulbeglei- tung im Jahr 2017 betrugen 1.718.929 Euro.

3.1.3 Persönliches Budget

Die Zahl der Leistungsberechtigten blieb weiterhin auf niedrigem Ni- veau. Zum Stichtag 31.12.2017 erhielten 29 Personen Leistungen in Form eines Persönlichen Budgets, vier Personen konnten die Hilfe im Laufe des Jahres 2017 beenden, sieben Personen haben sich neu für diese Form der Hilfe entschieden. Mit vier trägerübergreifenden Bud- gets, die sich zusammensetzten aus Eingliederungshilfe und Hilfe zur Pflege oder Eingliederungshilfe und Leistungen der Agentur für Arbeit, hatte diese Leistungsform eine untergeordnete Bedeutung.

60 Prozent der Budgets wurden von Menschen mit einer geistigen Behin- derung, 21 Prozent von Menschen mit einer seelischen Behinderung,

159

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 zehn Prozent von Menschen mit einer Mehrfachbehinderung und neun Prozent von Menschen mit einer körperlichen Behinderung in Anspruch genommen.

Die Höhe der Persönlichen Budgets reichte von 50 Euro bis 2.700 Euro pro Person und Monat. Dies macht deutlich, dass mit dem Budget ganz unterschiedliche Bedarfe gedeckt wurden. Diese reichen von der Unter- stützung bei der Freizeitgestaltung bis hin zu Assistenzleistungen und sozialpädagogischen Hilfen in allen Lebensbereichen.

Personen, die sich für ein Persönliches Budget entschieden haben, wechseln nur im Ausnahmefall wieder zurück in die Sachleistung. Dies lässt auf eine große Zufriedenheit mit dieser Form der Leistungserbrin- gung schließen.

3.2 Schwerbehinderung und Leistungen

Die Feststellung einer Behinderung (§ 2 SGB IX) ist eine Statusentschei- dung und kann als solche jederzeit auf Antrag oder vom Amt aufgrund der tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden. Sie ist keine Sozialleistung, wird aber vielfach vorausgesetzt, um Sozialleistungen oder Nachteilsausgleiche zu beanspruchen.

am 31.12. 2015 2016 2017 2018

Erstfeststellungsanträge 3.409 3.440 3.450 3.431

Änderungs-/ 6.527 6.483 6.003 6.577 Neufeststellungsanträge Datenquelle: DEVISS-Datenbank bei der Widersprüche 1.818 1.757 1.833 1.929 BIT BW bzw. ITEOS

3.2.1 Menschen mit Behinderungen

Nach § 152 SGB IX werden auf Antrag der Grad der Behinderung (GdB) und die Merkmale für die Inanspruchnahme von Nachteilsausgleichen (Merkzeichen) gemäß der Versorgungsmedizinischen Grundsätze (VG) festgestellt. Als Grundlage für die Feststellungsentscheidungen dienen Aktengutachten der Ärztinnen und Ärzte des Gesundheitsamtes oder der beauftragten Außengutachterinnen und Außengutachter.

160

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Am 31.12. 2015 2016 2017 2018

Einwohnerzahl Land- 524.127 528.792 532.447 539.799 kreis Esslingen (lt. STALA BW)

Einwohner mit 22.277 15.684 16.440 17.006 Behinderung (GdB 20-40)

Mit Schwerbehinde- 41.126 37.984 39.228 37.396 rung (GdB ab 50)

Schwer­ 7,8 % 7,2 % 7,4 % 6,9 % behindertenquote

Merkzeichen G 16.637 15.830 16.375 15.337 (gehbehindert)

Merkzeichen B 8.866 8.462 8.920 8.499 (berechtigt zur Mitnahme einer Begleitperson)

Merkzeichen H 4.315 4.206 4.393 4.191 (dauernd hilflos)

Merkzeichen aG 3.298 3.056 3.242 2.962 (außergewöhnlich gehbehindert)

Merkzeichen Bl 432 427 422 407 (blind)

Merkzeichen GL 261 260 265 260 Datenquelle: (gehörlos) DEVISS-Datenbank bei der BIT BW bzw. ITEOS

Der deutliche Rückgang der Zahl von Menschen mit Behinderung im Jahr 2016 geht auf einen Datenabgleich mit den Meldebehörden zurück (Nacherfassung von Sterbe- und Wegzugsfällen).

3.2.2 Blindenhilfe

Die Landesblindenhilfe und die einkommensabhängige Blindenhilfe nach § 72 SGB XII setzen voraus, dass eine Blindheit oder eine der Blindheit gleichzusetzende Sehstörung im Rahmen einer augenfachklinischen Untersuchung festgestellt werden.

161

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Am 31.12. 2015 2016 2017 2018

Anträge 56 58 71 60

Lfd. 438 423 414 397 Landesblindenhilfefälle

Ausgaben 1.749.043 1.725.735 1.627.278 1.600.282 ­Landesblindenhilfe in €

Lfd. Blindenhilfefälle 44 44 46 55 nach § 72 SGB XII

Datenquelle: Ausgaben nach 125.173 132.292 149.546 179.163 OPEN/PROSOZ- und § 72 SGB XII in € SAP-Datenbank beim LRA ES

3.2.3 Mobilitätshilfe

Menschen mit erheblicher Mobilitätseinschränkung, die ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Landkreis Esslingen haben (gem. § 30 SGB I) und deren Mobilität durch ein eigenes Fahrzeug nicht sicherge- stellt ist, können am Fahrdienst für Menschen mit erheblicher Mobili- tätseinschränkung teilnehmen. Voraussetzung ist, dass das Merkzeichen aG oder die Merkzeichen G und H vorliegen und aufgrund der Schwere oder der Art der Behinderung keine öffentlichen Nahverkehrsmittel benutzt werden können. Für diese Leistung gilt eine Einkommensgrenze.

Am 31.12. 2015 2016 2017 2018

Anzahl der 157 173 166 174 Inanspruchnahmen / Fälle

Ausgaben für die 25.874 35.537 25.236 38.040 ­Mobilitätshilfe - Fahrtkosten in €

Anzahl abgerechneter 1.002 909 661 1.100 Fahrten mit Taxi

Durchschnittliche Kosten 26,85 29,79 30,33 32,36 je Taxifahrt in €

Anzahl der Fahrten mit 11 287 185 234 Spezialbeförderung

Durchschnittliche Kosten je 39,21 32,67 39,04 40,35 Spezialbeförderung in € Quelle: eigene Erhebung

Das jährliche maximale Fahrguthaben wurde 2018 von 400 Euro auf 840 Euro (monatlich max. 70 Euro) erhöht.

162

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 3.3 Interdisziplinäre Frühförderstelle

Fallzahlentwicklung 373 343 2015-2018 275 284

Quelle: eigene Erhebung

2015 2016 2017 2018

2018 haben 373 Kinder an der Interdisziplinären Frühförderstelle (IFS) ­ein Angebot erhalten. Seit Jahren ist ein Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen.­ Im Vergleich zum Vorjahr betrug dieser 8,7 Prozent.

Folgende Angebote wurden 2018 bei der IFS durchgeführt:

Offenes Beratungsangebot: 249 Fälle Die IFS bietet allen Eltern und weiteren Bezugspersonen des Kindes ein niedrigschwelliges, offenes Beratungsangebot zur Information, Prävention und Früherkennung.

Erstgespräch: 220 Fälle Das Erstgespräch mit den Eltern findet je nach Bedarf entweder in den Räumen der IFS oder in den Kindertageseinrichtungen statt. In der Regel werden die Fachkräfte der Einrichtungen einbezogen.

Interdisziplinäre Eingangsdiagnostik: 189 Fälle Die Interdisziplinäre Eingangsdiagnostik wird durch einen Kinderarzt / eine Kinderärztin verordnet. Sie umfasst eine differenzierte, diagnostische Einschätzung, sowohl im medizinisch-therapeutischen als auch im heilpädagogischen Bereich.

Komplexleistung Frühförderung: 119 Fälle Die Komplexleistung ist ein interdisziplinäres Förder- und Unterstützungs- angebot, bei dem die Kinder und ihre Familien einmal oder mehrmals wöchentlich, in der Regel ein Jahr und länger, eine heilpädagogische und medizinisch-therapeutische Leistung erhalten.

163

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Fallzahlentwicklung Komplexleistung 2015 - 2018

2018 119

2017 87

2016 68

Quelle: eigene Erhebung 2015 55

3.4 Sozialpsychiatrischer Dienst für alte Menschen

Im Jahr 2018 wurden bei SOFA 822 Patienten/Patientinnen und Ange- hörige beraten und/oder betreut. Die Zahl der Neuzuweisungen steigt kontinuierlich an. 2018 wurden dem Dienst 483 neue Patientinnen und Patienten zugewiesen, was im Vergleich zum Vorjahr (418) einem Anstieg um 13,5 Prozent und zum Jahr 2016 (361) einem Anstieg um 25,3 Prozent entspricht.

Anzahl der Neuzuwei- sungen 483 418 361 Quelle: eigene Erhebung 253

2003 2016 2017 2018

Die Problemlagen der einzelnen Beratungen und Begleitungen sind in den Jahren umfangreicher geworden. Sehr häufig ist die medizinische und pflegerische wie auch die soziale und finanzielle Situation der Be- troffenen zu klären. Viele Patientinnen und Patienten sind multimorbide, d. h. sie leiden nicht nur unter einer psychiatrischen Erkrankung, son- dern oft an zwei oder mehreren psychiatrischen und/oder somatischen Erkrankungen.

164

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Sonstige Dementielle Verteilung 17,14 % Symptome der Diagnosen 33,14 %

Suchterkr. Quelle: eigene Erhebung 9,35 %

Paran.-Halluz. Depressive Symptome Symptome 9,54 % 30,83 %

Neben der Einzelbetreuung und verschiedenen Gruppenangeboten stellt die Beratung von Angehörigen einen weiteren Schwerpunkt dar. 2018 wurden 349 Gespräche mit Angehörigen geführt und ca. 120 pflegende Angehörige in einer der zwölf Gesprächsgruppen beraten.

3.5 Sozialpsychiatrischer Dienst Nürtingen

Der Sozialpsychiatrische Dienst Nürtingen ist einer von insgesamt fünf SpDi im Landkreis Esslingen. Jeder dieser Dienste versorgt ein regionales Versorgungsgebiet. Das Versorgungsgebiet des SpDi Nürtingen umfasste am 30.09.2018 113.060 Einwohnerinnen und Einwohner.

Die gesetzlichen Aufgaben (§ 6 PsychKHG BaWü) sehen die ambulante Versorgung, die sozialpsychiatrische Vorsorge, die Nachsorge und psychosoziale Krisenintervention, auch aufsuchend, vor. Des Weiteren erbringt der SpDi Nürtingen im Rahmen des § 37a SGB V Leistungen der Soziotherapie und gem. § 53 SGB XII Leistungen im Ambulant Betreuten Wohnen. Außerdem werden, im Rahmen einer Kooperation mit einem örtlichen Pflegedienst, Pflegeleistungen nach SGB V und SGB XI erbracht.

Im Jahr 2018 hat der Sozialpsychiatrische Dienst Nürtingen insgesamt 405 Klienten/Klientinnen und Angehörige beraten und betreut.

165

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Klientenzahlen SpDi Nürtingen

2018 293 17 53 21 21

2017 255 17 51 19 17

2016 287 17 52 19 19

2015 260 17 53 20 24

Grundversorgung Ambulant Sozio­therapie Pflege­ Angehörigen­ betreutes leistungen beratung Wohnen

Klientenzahlen, Quelle: eigene Erhebung

Insbesondere in der Grundversorgung muss zwischen Kurzkontakten (bis zu fünf Kontakte) und längerfristigen Kontakten unterschieden werden. 2018 fanden bei 191 Klientinnen und Klienten Kurzkontakte und bei 102 Klientinnen und Klienten längerfristige Kontakte mit fünf bis zu 40 Kontakten statt.

Die Krisenintervention, häufig zu Beginn der Betreuung, macht es gelegentlich erforderlich, dass schnelle und zeitintensive Hilfen über das gewöhnliche Maß an Kontakten erbracht werden müssen.

Die Zahlen unterliegen im Vergleich zu den Vorjahren nur geringen Schwankungen, da mit den vorhandenen Personalressourcen nur eine bestimmte Anzahl an Klientinnen und Klienten betreut werden kann.

3.6 Beratungsstelle Sucht und Prävention

Nachdem die Zusammenlegung zur Beratungsstelle Sucht und Prävention im Landkreis erst zum 01.01.2019 erfolgte, liegen für das Jahr 2018 drei voneinander unabhängige Auswertungen vor: der ehemaligen Jugend- und Drogenberatung, der ehemaligen Psychosozialen Beratungsstelle Nürtingen und der Beauftragten für Suchtprophylaxe / Kommunale Suchtbeauftragte

166

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Ehemalige Jugend- und Ehemalige psychosoziale Anzahl der Drogenberatung Beratungsstelle betreuten Klientinnen und Klienten 2018 Personen mit Suchtproblematik 1.118 707

Quelle: eigene Erhebung Bezugspersonen / Angehörige 175 113

Gesamt 1.293 (2017: 1.241) 820 (2017: 874)

Das sogenannte Betreuungsvolumen ist im Vergleich zu den Vorjahren im Bereich der Jugend- und Drogenberatung trotz knapper Ressourcen, bedingt durch den Organisationsentwicklungsprozess, leicht angestiegen.

Ehemalige Jugend- und Ehemalige psychosoziale Anzahl der Drogenberatung Beratungsstelle Neuaufnahmen und beendeten Neuaufnahmen 769 (2017: 744) 622 (2017: 646) Betreuungen im Jahr 2018 Beendete Betreuungen 704 533

Quelle: eigene Erhebung

Anzahl Personen Angebotsschwerpunkte­ der ehemaligen Beratung (Personen mit Suchtproblematik, Angehörige, 630 Jugend- und Führerschein, Auflage, Online, Therapievermittlung,…) Drogenberatung 2018 Substitutionsbegleitung 331 Quelle: eigene Erhebung Ambulante Rehabilitation für Drogenabhängige 17

Ambulante Nachsorge 23

Frühintervention 117

Andere 175

Einen besonderen Schwerpunkt neben der Beratung stellte die Substi- tutionsbegleitung dar. Nahezu ein Drittel der Personen wurde in diesem Bereich betreut. Zudem nahmen 117 Personen an den Angeboten zur Frühintervention teil. Durch 109 Präventionsmaßnahmen (z. B. an Schulen) konnten zudem insgesamt 2.033 Personen – davon 390 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren – erreicht werden.

167

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Angebots­ Anzahl Personen schwerpunkte der ehemaligen Beratung (Personen mit Suchtproblematik, Angehörige, Führerschein, 666 Raucherentwöhnung, Therapievermittlung,…) Psychosozialen Beratungsstelle Ambulante Rehabilitation für Alkohol-, Spiel- und 80 2018 Medikamentenabhängige

Ambulante Nachsorge Quelle: eigene Erhebung 76

Ein Tätigkeitschwerpunkt lag neben der Beratung in der ambulanten Behandlung von Menschen mit einer Suchtproblematik. Diese wurde in ambulanten Rehabilitationsgruppen durchgeführt. Insgesamt 156 Personen wurden in der Ambulanten Rehabilitation und Nachsorge versorgt.

Angebotsschwerpunkte der Beauftragten für Suchtprophylaxe / Kommunale Suchtbeauftragte:

Im Jahr 2018 wurden insgesamt 251 Maßnahmen zur Suchtvorbeugung (universelle, selektive und strukturelle Prävention) durchgeführt. Es konnten 4.116 Personen – davon 1.297 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren – erreicht werden. In der Öffentlichkeitsarbeit gab es 28 Maßnahmen (z. B. Aktionsstände, Flyer, Pressemitteilungen).

168

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Migration und 4 Integration 4.1 Entwicklung der Flüchtlingshilfe in Bund, Land und Landkreis

Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler Spätaussiedlerinnern und Spätaussiedler sind Angehörige deutscher Minderheiten aus den Staaten Ost- und Südosteuropas. Spätaussiedle- rinnen und Spätaussiedler sind Deutsche im Sinne des Artikels 16 des Grundgesetzes. Sie erhalten mit der Ausstellung der Spätaussiedlerbe- scheinigung die deutsche Staatsbürgerschaft. Rechtliche Grundlage für die Anerkennung der Spätaussiedlereigen- schaft bildet das Bundesvertriebenengesetz (BVFG).

Der Spätaussiedlerzuzug stieg 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 Prozent (2016: 6.588 Personen) an.

Übersicht Aufnahmen Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler

Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Zugänge Bund 2.350 2.148 1.817 1.817 5.649 6.118 6.588 7.134 7.200

Zugänge Landkreis 11 4 5 9 22 13 10 23 14

Quelle: BAMF, eigene Erhebung

Opfer politischer Haft / Opferpension Der Landkreis Esslingen ist für die monatliche Gewährung der Zuwen- dung (Opferpension) für Opfer politischer Haft in der ehemaligen sowje- tischen Besatzungszone bzw. der DDR im Kreisgebiet nach § 17a Strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz (StrRehaG) zuständig.

Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Fallbestand 116 126 133 135 143 153 158 159 163

Bewilligungen 88 91 95 97 100 94 106 100 101

Ablehnungen 15 18 18 18 19 20 21 22 22

Empfänger 81 85 89 92 91 94 89 81 82

Auszahlungsbeträge in € 241.482 241.482 265.426 273.500 276.250 310.100 321.819 298.937 291.472

Quelle: eigene Erhbung

169

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Flüchtlingsaufnahme Die Geflüchteten werden durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf der Grundlage des Königsteiner Schlüssels auf die Bundesländer verteilt. 2018 betrug der Anteil für Baden-Württemberg 13,0128 Prozent.

In Baden-Württemberg sind im Jahr 2018 insgesamt 19.322 Geflüchtete angekommen. Davon verblieben 11.931 Personen im Land Baden-Würt- temberg, während 7.391 Personen an andere Bundesländer weitergeleitet wurden. Im Landkreis Esslingen wurden bis zum Stichtag 31.12.2018 insgesamt 903 Geflüchtete aufgenommen. Die Zuweisungsquote lag bei rund 5,6 Prozent. Zum 01.01.2019 bestand noch ein Aufnahmedefizit des Landkreises von 134 Personen gegenüber dem Land.

Belegung Unterkünfte im Kreis Esslingen:

Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Stichtag 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Jan.

Max. Kapazität 324 365 550 914 1466 4860 6052 4544 2059 2042

Tats. Belegung 322 427 557 962 1362 4467 4847 3133 1447 1428

Asylbewerber 245 314 478 867 1194 3847 4007 2594 1175 1166

Asylberechtigte 12 11 10 9 27 152 386 240 56 54

Geduldete 64 99 68 84 121 360 347 0 197 197

Deutsche Kinder 1 3 1 2 2 0 3 3 1 1

Davon Kontingentfl. jüdisch 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Kontingentfl. irakisch 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0

Kontingentfl. syrisch 0 0 0 0 18 13 0 2 4 4

Kontingentfl. eritreisch 0 0 0 0 0 0 0 0 3 2

Kontingentfl. somalisch 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3

Minderjährig 34 42 56 77 196 453 392 225 157 156

Externes wohnen 1 20 27 64 9 40 71 106 29 36 Davon JVA 5 4 3 5 19 42 55 58 51 51

Nordirak 0 0 0 0 0 95 103 86 6 1

Quelle: eigene Erhebung

170

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 4.2 Entwicklung der Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz

Zu unterscheiden sind die beiden Bereiche Vorläufige Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften (GU) sowie Kommunale Anschluss­ unterbringung (AU).

Anzahl Leistungsemp- Prognose Jahr 2013 2014 2015 2016 2017 2018 fänger im Bereich des 2019 AsylbLG Landkreis Stichtag 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Dez. 31. Jan. Esslingen Fälle Leistungsbezug 385 1.374 4.167 3.704 2.316 1.139 620 Unterkünfte Quelle: eigene Erhebung Fälle davon § 3 385 1.105 4.002 3.190 955 573 310

Fälle davon § 2 0 0 165 514 1361 566 310

Personen im 568 1.506 4.880 4.350 2.655 1.337 729 Leistungsbezug GU

Personen davon § 3 568 1.506 4.677 3.709 1.124 715 292

Personen davon § 2 0 0 203 641 1.531 622 438

Fälle Leistungsbezug 262 269 449 587 1.074 1.810 2.294 Kommunal

Fälle davon § 3 208 219 175 194 234 313 344

Fälle davon § 2 54 50 274 393 840 1.497 1.950

Personen Leistungsbezug 432 434 699 904 1.353 2.169 2.868 Kommunal

Personen davon § 3 342 354 248 307 297 353 430

Personen davon § 2 90 80 451 597 1.056 1.816 2.438

Fallzahlen Leistung gesamt 647 1.643 4.616 4.291 3.390 2.949 2.914

Leistungsbezieher gesamt 1.000 1.940 5.579 5.254 4.008 3.506 3.597

171

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Hilfen für Flüchtlinge und Aussiedler (Einzelfallhilfen)

Plan Plan RE 2010 RE 2011 RE 2012 RE 2013 RE 2014 RE 2015 RE 2016 RE 2017 2018 2019

Leistungen nach AsylbLG in Mio. €

Nettoaufwand 1,646 1,358 2,344 3,041 3,168 3,990 4,718 9,491 10,666 12,314 Gesamt

Netto kommunale Unterbringung 1,534 1,520 1,642 2,353 2,535 2,850 5,632 7,102 10,710 12,314

GU netto vorläufige 0,112 -0,162 0,702 0,688 0,633 1,140 -0,914 2,389 -0,044 0,000 Unterbringung

Quelle: eigene Erhebung

172

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 4.2.1 Vorläufige Unterbringung und Anschlussunterbringung

Zugänge Landkreis Esslingen 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Jahressummen

Neuaufnahme 186 213 342 683 901 3.860 2.917 1.102 698 10.902

Wiederaufnahme 11 7 5 13 45 68 228 227 143 747

Folgeantragsteller 19 8 29 46 97 129 13 8 24 373

Neugeborene 9 12 12 18 12 24 56 42 39 224

Illegal Eingereiste 8 21 21 15 2 3 4 0 0 74

Umverteilte 4 8 0 1 5 0 9 5 3 35

Kontingentfl. jüdisch 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1

Kontingentfl. irakisch 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1

Kontingentfl. syrisch 0 0 0 0 55 65 11 21 44 196

Kontingentfl. somalisch 0 0 0 0 0 0 0 0 3 3

Kontingentfl. eritreisch 0 0 0 0 0 0 0 0 6 6

Kontingentfl. afghanisch 0 0 0 0 0 7 5 0 0 12

Aus Jugendhilfeeinrichtung 0 0 0 0 0 3 10 1 0 14

Sonderkontingent Nordirak 0 0 0 0 0 98 5 0 1 104

Familienzusammenführung 0 0 0 0 0 0 2 0 0 2

Summe 238 269 409 776 1.117 4.257 3.261 1.406 907 12.640

Abgänge Gemeinschaftsunterkünfte 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Jahressummen

Kommunale Unterbringung 29 42 103 102 173 386 1.257 1.723 1.725 5.540

Private Wohnungen im Landkreis 68 52 68 71 127 260 375 593 352 1.966

Anschlussunterbringung außerhalb LKR 0 0 34 4 0 0 0 0 0 38

Summe 97 94 205 177 300 646 1.632 2.316 2.077 7.544

Davon Geduldete 18 48 108 77 30 219 71 133 259 963

Davon Asylberechtigte 57 46 97 100 77 315 1.162 1.216 440 3.510 oder sonst. Aufenthalt

Sonstige sowie ohne 22 0 0 0 193 112 399 967 1.378 3.071 Asylentscheidung über 24 Monate

Sonstige Abgänge: 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Jahressummen

Unbekannt verzogen 12 17 25 67 88 177 705 538 329 1.958

Umverteilung 21 6 8 17 13 7 36 33 34 175

Freiwillige Ausreise 10 18 24 70 180 165 256 100 41 864

Abschiebung 3 3 4 13 39 51 56 69 69 307

Rückführung 0 0 0 2 0 0 0 0 1 3

Private Wohnungen auch 30 26 9 20 74 98 170 56 41 524 außerhalb Landkreis

Abgang in LEA 0 0 3 4 0 3 4 1 0 15

Verstorben 1 0 1 1 0 0 4 0 2 9

Jugendhilfeeinrichtung 0 0 0 0 23 5 17 7 0 52

Summe 77 70 74 194 417 506 1.248 804 517 3.907

Insgesamt Abgänge 174 164 279 371 717 1.152 2.880 3.120 2.594 11.451

Quelle: eigene Erhebung 173

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Entwicklung der 3.000 AU-Quote zzgl. Familiennachzug 2.356

Quelle: eigene Erhebung

800 500

2017 2018 2019 2020

4.2.2 Krankenhilfe und Hilfe zur Pflege

Leistungsberechtigte im Bereich des Asylbewerberleistungsgesetzes (AsylbLG) mit Grundleistungsbezug (§ 3 AsylbLG) erhalten Leistungen bei Krankheit, Schwangerschaft und Geburt. Zur Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände sind die erforderliche ärztliche und zahnärztliche Behandlung einschließlich der Versorgung mit Arznei- und Verbandmitteln sowie sonstiger zur Genesung, zur Besserung oder zur Linderung von Krankheiten oder Krankheitsfolgen erforderlichen Leistun- gen zu gewähren. Dabei erfolgt z. B. eine Versorgung mit Zahnersatz nur, soweit dies im Einzelfall aus medizinischen Gründen unaufschiebbar ist. Zusätzlich erhalten werdende Mütter und Wöchnerinnen ärztliche und pflegerische Hilfe und Betreuung, Hebammenhilfe, Arznei-, Verband- und Heilmittel.

4.3 Integration

4.3.1 Betreuung und Beratung für Geflüchtete

Das Landratsamt ist als untere Aufnahmebehörde zur Aufnahme von Geflüchteten auf der Grundlage des Flüchtlingsaufnahmegesetzes (FlüAG) verpflichtet, die ihm zugeteilten Personen aufzunehmen und in Einrich- tungen der vorläufigen Unterbringung unterzubringen. Zu diesen Perso- nen gehören Asylbewerberinnen und -bewerber und sonstige Geflüchtete, zu deren Aufnahme sich das Land verpflichtet hat. Während der vorläufi- gen Unterbringung ist eine angemessene Flüchtlingssozialarbeit (soziale Beratung und Betreuung) zu gewährleisten. Die Aufnahmebehörden beauftragen geeignete nichtstaatliche Trägerinnen und Träger der

174

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Flüchtlingssozialarbeit. Derzeit ist die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Esslingen e. V. mit der Sozialbetreuung von Flüchtlingen in der vorläufi- gen Unterbringung beauftragt.

2018 befanden sich durchschnittlich 2.196 Personen in der vorläufigen Unterbringung und 339 Personen in der Übergangsbetreuung zur Anschlussunterbringung in der Sozialbetreuung. Der Bruttoaufwand belief sich für diesen Bereich auf 1.726.896 Euro im Jahr 2018. 2018 wurden vom Land Baden-Württemberg 665.806 Euro für die Sozial­ betreuung in der vorläufigen Unterbringung an den Landkreis Esslingen im Rahmen der pauschalisierten Kostenübernahme an den Landkreis überwiesen.

Die Betreuung der Geflüchteten in der Anschlussunterbringung der Kommunen wird durch die Sozialberatung und das Integrationsma- nagement gewährleistet. Unter Federführung des Integrationsmanage- ments wird für alle Geflüchteten eine gemeinsam getragene Orientie- rungsberatung angeboten.

Grundlage für die inhaltliche Ausgestaltung ist eine Rahmenkonzeption, die trotz der regional unterschiedlichen Gegebenheiten einen landkreis- weiten einheitlichen Standard für die Betreuung in der Anschlussunter- kunft bietet.

In den Großen Kreisstädten werden das Integrationsmanagement und die Sozialberatung durch die kommunalen Sozialen Dienste gewährleis- tet. In den Städten und Gemeinden ohne eigenen Sozialen Dienst sind freie Trägerinnen und Träger mit dem Integrationsmanagement beauftragt.

175

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Landkreis Esslingen Integrationsmanagement

AWO

Eigenes Personal der Kommune

BruderhausDiakonie

Malteser Hilfsdienst

Aichwald

Baltmanns­ weiler Lichtenwald Esslingen

Alt­ bach Ostfildern Plochingen Reichenbach Deizisau

Hochdorf Denkendorf Wernau Leinfelden- Köngen Echterdingen Neuhausen Notzingen Wendlingen Unterensingen Filderstadt Wolf­­ schlugen Ober­ Ohmden boihingen Kirchheim Holz­ maden

Nürtingen Aichtal Neckar­ Dettingen Weilheim Schlaitdorf tailfingen

Alt- Alten­ dorf Groß­ riet Neckar- bettlingen Owen Bissingen tenzlingen Frickenhausen Neidlingen Bempflingen Beuren

Kohlberg Neuffen Erken­ Lenningen brechtsweiler

Stand: 21.03.2018, Quelle: eigene Erhebung

176

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 4.3.2 Bürgerschaftliches Engagement in der Flüchtlingshilfe

Im Jahr 2018 hatten 30 von 44 Städten und Gemeinden im Landkreis eine Koordinationsstelle. 28 wurden durch das Förderprogramm unter- stützt (siehe Abbildung). Diese sind sowohl bei den Kommunen direkt als auch bei den von der Kommune beauftragten, freien Trägerinnen und Trägern angesiedelt. Die Stellen haben einen Arbeitsumfang zwischen 10 und 150 Prozent.

Kommunale Koordinationsstellen in den Gemeinden des Landkreises

Ja Nein Nicht durch den Landkreis bezuschusste Gemeinde

|

Ehrenamtliche Aichwald Arbeitskreis Ehrenamt 1 | 20 Baltmanns­ weiler Lichtenwald Esslingen 1 | 35 1 | 30 8 | 263 Alt­ bach 1 | 18 Plochingen Ostfildern 1 | 40 Reichenbach 1 | 150 Deizisau 1 | 30 1 | 12 Hochdorf Denkendorf Wernau 5 | 1 | 48 Köngen 75 Leinfelden- 1 | 38 Neuhausen 1 | 25 Echterdingen 1 | 20 5 | 200 Notzingen Wendlingen 1 | 20 Unterensingen Filderstadt Wolf­­ schlugen 1 | 20 1 | 144 Ohmden 1 | 66 Ober­ boihingen Kirchheim 1 | 10 4 | 258 1 | 25 Holz­ maden

Aichtal Nürtingen Neckar- 1 | 50 8 | 160 Dettingen tailfingen Schlaitdorf 1 | 15 Weilheim 1 | 14 1 1 | 25 Alt- Alten­ dorf Groß­ Neckar- Bissingen 1 riet 1 | 11 bettlingen Frickenhausen Owen tenzlingen 1 1 | 23 1 | 20 1 1 | 22 Bempflingen Neidlingen 1 | 15 Beuren – | 7 Altenriet 1 Kohlberg Neuffen Beuren 1 | 8 Erkenbrechtsweiler 1 Erken­ Frickenhausen brechtsweiler Lenningen Großbettlingen 1 1 | 27 Neuffen Schlaitdorf Zusammen 220 Ehrenamtliche

Stand 01/2019, Quelle: eigene Erhebung

177

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Die Engagierten organisieren sich in 68 Arbeitskreisen. Die Zahl der Ehrenamtlichen beläuft sich auf 2.179 Personen, laut Rückmeldung von 43 Kommunen.

Diese betreuen rund 1.400 Flüchtlinge in der vorläufigen und rund 7.000 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung.

4.3.3 Bildung / Sprachförderung

Die Projektkoordination der Sprachförderung übernimmt die Bildungs­ koordination für Neuzugewanderte. In das Berichtsjahr 2018 fallen zwei Förderperioden. Der Abrechnungszeitraum ist am Ende der jeweiligen Förderperiode.

1. Förderperiode 01. 08. 2017–31. 07. 2018

2. Förderperiode 01. 08. 2018– 02. 08. 2019 Quelle: eigene Erhebung

Der Landkreis beteiligt sich zu 40 Prozent an der Landesförderung. Daraus ergibt sich für die zwei genannten Förderzeiträume folgende finanzielle Aufwendung:

Landesförderung 60 % Landkreisförderung 40 %

1. Förderperiode Haushaltsjahr 2018 225.000 € 150.000 €

2. Förderperiode Haushaltsjahr 2019 225.000 € 150.000 € Quelle: eigene Erhebung

Aus den Fördermitteln werden die Kosten für die Kurse, Fahrtkosten, Prüfungsgebühren sowie Einstufungstests finanziert. Lehrmaterialien werden nicht abgedeckt.

Bei den Aufbaukursen handelt es sich nicht ausschließlich um Kurse, die vom Land gefördert werden. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden im Rahmen von Einzelförderungen in Integrationskursen mit demselben Sprachniveau gefördert. Da der Förderzeitraum 2018/2019 über den Berichtzeitraum hinausläuft, wird der Stand von Februar 2019 dargestellt.

178

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 Programm- Abschlussquote Begonnen Beendet jahr Kursteilnahme

2017- Über 223 202 Grundkurse 86,4 % 81 70 Interes- Kurs­ 2018 senten zulassungen Aufbaukurse 77,5 % 89 69

170 139

2018/ 280 Mind. 158 Grundkurse 75 2019 Interes- Kurs­ senten zulassungen Aufbaukurs Stand 63 Feb. 2019 Aufbaukurs B2 20

158 Quelle: eigene Erhebung

Im Förderzeitraum 2017/2018 fanden vier Grundkurse und vier Aufbau- kurse statt. Durchführende Sprachkursträgerinnen waren die Volks­hoch­ schulen Esslingen, Ostfildern und Kirchheim sowie die Bruderhaus­ Diakonie Nürtingen.

Im Förderzeitraum 2018/2019 wurden drei Grundkurse, zwei Aufbau­ kurse sowie ein Aufbaukurs mit dem Ziel Sprachniveau B2 (Stand: Februar 2019) durchgeführt. Durchführende Trägerinnen waren die Volkshochschulen Esslingen und Ostfildern, die BruderhausDiakonie Nürtingen sowie die Deutsche Angestellten Akademie. Weitere Kurse sind für 2019 geplant.

Daneben wurden insgesamt 23 Personen in verschiedenen Integrations- kursen gefördert (Stand: Februar 2019).

179

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Halbjahr 2017 / 2018 Halbjahr 2018 Halbjahr 2018 / 2019 Halbjahr 2019

Grundkurs Aufbaukurs VHS Abschluss­- A1 A2/B1 Esslingen prüfung 300 UE 300 UE

Grundkurs Aufbaukurs Teilnahme­ Abschluss­ A1 Beruf A2 bestätigung prüfung 300 UE 400 UE

Grundkurs Abschluss­ A1 prüfung 300 UE

Grundkurs Aufbaukurs VHS Abschluss­- A1 A2/B1 Ostfildern prüfung 300 UE 300 UE

Grundkurs Abschluss­ A1 prüfung 300 UE

Aufbaukurs Aufbaukurs VHS Abschluss- Beruf A2 B1 Kirchheim ­prüfung 400 UE 300 UE

Bruderhaus Grundkurs Aufbaukurs Teilnahme­ Abschluss­ -Diakonie A1 Beruf A2/B1 bestätigung prüfung Nürtingen 300 UE 400 UE

Grundkurs Abschluss­ A1 prüfung 300 UE

Deutsche Abschluss­ Angestellten EQ-Begleitsprachkurs B2 / 400 UE prüfung Akademie (DAA)

Einzel­förderungen 23 Personen in verschiedenen Integrationskursen

Quelle: eigene Erhebung

180

LeistungsberichtStrukturbericht 2018 4.3.4 Perspektiv-und Rückkehrberatung

Länder und Anzahl Ausreisen 2018

2017 2018 Einrichtung der Rückkehrberatung am 01. 10. 2017

Irak 1 15 Gambia 10 Pakistan 2 10 Serbien 7 Georgien 1 7 Mazedonien 5 Kosovo 1 5 Indien 4 China 1 4 Syrien 3 Türkei 3 Iran 3 Afghanistan 1 2 Algerien 2 Nigeria 2 Äthiopien 1 Marokko 1 Tschetschenien 1 Tunesien 1 Sri Lanka 1 Albanien 1 Insgesamt 13 82

Quelle: eigene Erhebung

181

StrukturberichtLeistungsbericht 2018 2018 Abkürzungsverzeichnis

A ABW ambulantes betreutes Wohnen

ADS/ADHS Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung

AFBG Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz

AG Arbeitsgemeinschaft

aG außergewöhnlich gehbehindert

Ak Arbeitskreis

AsylbLG Asylbewerberleistungsgesetz

AsylG Asylgesetz

AU Anschlussunterbringung

AWO Arbeiterwohlfahrt

B BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

BAföG Berufsausbildungsförderungsgesetz

BBFestV Bundesbeteiligungsfestlegungsverordnung

BCA Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt

BE Bürgerschaftliches Engagement

BEI Bedarfsermittlungsinstrument

BG Bedarfsgemeinschaft

BI blind

BJW Betreutes Jugendwohnen

BKGG Bundeskindergeldgesetz

BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales

BuT Bildung und Teilhabe

BTHG Bundesteilhabegesetz

BVFG Bundesvertriebenengesetz

BW Baden-Württemberg

D DAA Deutsche Angestellte Akademie

DDR Deutsche Demokratische Republik

DJI Deutsches Jugendinstitut

d. h. das heißt

E EHAP Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen

EHST Erziehungshilfe

ELB Erwerbsfähiger Leistungsberechtigter

EQ Einstiegsqualifizierung

ERRIN European Return and Reintegration Network

ESF Europäischer Sozialfonds

ES Esslingen

EU Europäische Union

EUR Euro

F FAV Förderung von Arbeitsverhältnissen

FBS Familienbildungsstätte

182

Abkürzungsverzeichnis FEST I Falleingangssteuerung – Erzieherische Hilfen ohne Heimerziehung

FEST II Falleingangssteuerung - Heimerziehung

ff. fortfolgend

FGKiKP Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger

FhF Frauen helfen Frauen

FlüAG Flüchtlingsaufnahmegesetz

FSJ Freiwilliges Soziales Jahr

FuB Förder- und Betreuungsbereich

G G Gehbehinderungsbereich

GdB Grad der Behinderung

Gl Gehörlos

gmB geistig mehrfache Behinderung

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GU Gemeinschaftsunterkunft

H H Hilflos

HE Hilfeempfänger

HH Haushalt

HOT Haushalts-Organisations-Training

HWK Handwerkskammer

I i. H. v. in Höhe von

i. S. d. im Sinne des

IBÖ Integrierte Berichterstattung auf örtlicher Ebene

Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit bei ICF-CY Kindern und Jugendlichen (International Classification of Functioning, Disability and Health – Children and Youth)

IFS Interdisziplinäre Frühförderstelle

IHK Industrie- und Handelskammer

ISAA Integrationsstelle für Arbeit und Ausbildung

ISE Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung

I-SPFH Intensive sozialpädagogische Familienhilfe

i. d. R. in der Regel

ism Institut für sozialpädagogische Forschung Mainz e.V.

J JC Jobcenter

JMD Jugendmigrationsdienst

JHA Jugendhilfeausschuss

JVA Jugendvollzugsanstalt

K KDA Kuratorium Deutsche Altenhilfe

KDRS Kommunale Datenverarbeitung Region Stuttgart

KdU Kosten der Unterkunft und Heizung

KFA Kommunaler Finanzierungsanteil

KJR Kreisjugendring

183

Abkürzungsverzeichnis KKG Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz

KT Kreistag

KVJS Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg

L LEA Landeserstaufnahme

lfd. laufend

LIGA Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit

LRA Landratsamt

lt. laut

LWV Landeswohlfahrtsverband

M MdK Medizinische Dienst der Krankenversicherung

Mio. Million

O OEG Opferentschädigungsgesetz P PBS Psychologische Beratungsstellen

ProjuFa Proaktive Beratung und Hilfen für junge Familien

PSG Pflegestärkungsgesetz

PsychKHG Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten

R RE Rechnungsergebnis

REAG / GARP Reintegration und Emigration Programme for Asylum Seekers in

S sB seelische Behinderung

SBBZ Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren

SGB Sozialgesetzbuch

SOA Sozialausschuss

SOFA Sozialpsychiatrischer Dienst für alte Menschen

SPFH Sozialpädagogische Familienhilfe

SpDi Sozialpsychiatrischer Dienst

StäB Stationsäquivalente Behandlung

T TAFF Training Alltag für Familien

Tsd. Tausend

U u.a. und andere

UE Unterrichtseinheiten

UMA Unbegleitete minderjährige Ausländerinnen und Ausländer

UVG Unterhaltsvorschussgesetz

UVK Unterhaltsvorschusskasse

V VG Versorgungsmedizinische Grundsätze

VHS Volkshochschule

VK Vollkraftstellen

VwV Verwaltungsvorschrift

VZ Vollzeit

W WABE Wohnraumarbeit mit Menschen in vermüllten/desorganisierten Haushalten

WAL Wohnen-Arbeiten-Leben

184

Abkürzungsverzeichnis WfbM Werkstatt für behinderte Menschen

Z z. B. zum Beispiel

z. T. zum Teil

zzgl. zuzüglich

185

Abkürzungsverzeichnis