Malscher Büttel Themenheft Nr
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Malscher Büttel Themenheft Nr. 1 Alte Malscher Wirtschaften 1 Warum gibt es den „Malscher Büttel“? Inhalt Warum gibt es den „Malscher Büttel“? 2 Wirtschaften in Malsch 4 Lageplan der Wirtschaften 5 Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, Adler 6 Biergarten 9 Dachsbau 12 die Heimatfreunde Malsch stellen Ihnen heute mit dem „Malscher Büttel“ Deutscher Kaiser 14 eine neue Heftenreihe vor, die in unregelmäßigen Abständen erscheinen wird. Eintracht 17 Festhalle 21 Im „Malscher Büttel“ werden historische Themen behandelt, die es Wert sind für die Ortsgeschichte festgehalten zu werden. Es ist vorgesehen, um- Hirsch 24 fassende und abgeschlossene historische Themen weiterhin in der Reihe des Krone 27 „Malscher Historischen Boten“ festzuhalten. Lamm 30 Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort Büttel Gerichtsdiener“„ oder im wei- Linde 33 testen Sinne Ausrufer oder Ausscheller vor Ort. In unserem heutigen Kommu- Löwen 34 nikationszeitalter wird oft vergessen, wie in der alten Zeit die Dorfbewohner Mahlberg 36 ihre Informationen bekamen. Der Ausscheller war in der Gemeinde eine feste Neumalsch - Bären - Kreuz - Schwarzwaldpforte 38 Institution, die als Autoritätsperson eine wichtige Funktion ausübte und in der Ochsen 41 Regel noch als Gemeindediener tätig war. Prinz Eugen 44 In früherer Zeit machte in Malsch der Ausrufer mit seiner großen Ortsschel- Rebstock 46 le in der Hand seine festgelegte Runde durch das Dorf. An allen markanten Rössle, ehemals Rebekka 48 Plätzen und in gewissen Abständen blieb er stehen, läutete mit seiner Glocke und verlas die amtlichen Bekanntma- Vom Schützenhaus zum Auerhahn 50 chungen der Gemeinde. In Malsch bekam der Ausrufer den Übernamen „Büttelschell“. Schwanen 53 Mit dem „Büttelschellplatz“, Ecke Bachstraße Händelstraße wurde nicht nur dem Malscher Original Karl Deubel Standke 56 sondern auch indirekt dem Informationsdienst unserer Vorfahren ein Denkmal gesetzt. Sternen 59 Im September 2017 zur Ausstellung der Heimatfreunde im Rathaus mit dem Thema „Alte Wirtschaften in Malsch“ Storchennest 63 erscheint der erste „Malscher Büttel“. Er soll nicht nur zum weiteren Verständnis der Bildtafeln dienen, sondern ist Traube 65 auch eine eigenständige Gesamtschau des obigen Themas. Index 68 Sowohl mit der Ausstellung als auch mit dem ersten „Malscher Büttel“ ist die Absicht verbunden, einerseits die Zeit unserer Eltern und Großeltern noch einmal auferstehen zu lassen und andererseits den Jüngeren zu vermitteln, wie sich das soziale Leben in unserer Gemeinde geändert hat. Neben den verschwundenen Gaststätten sind auch jene tra- ditionellen Lokale festgehalten, die sich bis heute noch über jeden Besuch freuen. Aus Zeit- und Platzgründen haben wir uns auf den Kern-Ort Malsch beschränkt. Wir haben allerdings eine Ausnahme gemacht, um zu zeigen dass eine weitere Arbeit zu diesem Thema möglich wäre. Viele Unterlagen und Beiträge für die Ausstellung sowie den „Malscher Büttel“ verdanken wir den Publikationen von Lore Ernst und unseres Ehrenbürgers Wilhelm Wildemann. Aber auch unser Heimatfreund Eugen Nies hat mit seinen Niederschriften und intensiven Recherchen wertvolle Informationen zur Verfügung gestellt, ihm sei an dieser Stelle herzlichst gedankt. IMPRESSUM • September 2o17 Herausgeber: Heimatfreunde Malsch e.V. Josef Bechler, Wolfgang Rother, Günter Heiberger www.heimatfreunde-malsch.de Gestaltung: Günter Heiberger Autoren: Eugen Nies, Marianne Grässer, Kurt Kistner, Druck: WoRoMa, Malsch Rainer Walter, Donald Werthwein, Manfred Rubel, 2 3 Wirtschaften in Malsch Lageplan der Wirtschaften Geschichte der Malscher Wirtshäuser in den druck des politischen Interesses der Bevölkerung. Bezeich- Dievergangenen Jahrhunderten ist ein Miniatur- nend ist, dass viele Wirte treibende Kräfte der Badischen Abbild der Wirtschaftsgeschichte unserer Region und da- Revolution 1848/49 waren. rüber hinaus. Alle Elemente unternehmerischer Tätigkeit In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden eini- sind darin enthalten. Investitionen, Spekulationen, Fehlin- ge Wirtschaften von Brauereien aus den umliegenden Städ- vestitionen, Konkurrenzkämpfe und Gerichtsprozesse sind ten aufgekauft. Die Pächter mussten dann deren Bier ver- genauso zu finden wie zähes Festhalten am Erarbeiteten, treiben, das nun einen bestimmten Markennamen trug. Da der Aufbau kleiner Familienimperien und der Versuch, Bier ein wesentlich günstigeres Getränk war als der teure neue Wege und Ideen auszuprobieren. Trotz Schicksals- Wein, konnten es sich jetzt mehr Leute leisten, einzukehren schlägen, Kriegen, Hungersnöten und Krisen kann man und in geselliger Runde den Feierabend zu verbringen. immer wieder feststellen, wie mit harter Arbeit und der Das 20. Jahrhundert war, was das soziale Leben in Hoffnung auf Zeiten des Aufschwungs die Malscher Wirts- Malsch betraf, das Jahrhundert der Wirtschaften. Neben leute versuchten, ihren Lebensunterhalt zu sichern. den Stammtischen und Familienfeiern, von der Taufe über Ein Wirtshaus führen zu dürfen war in alten Zeiten ein Hochzeiten bis zum Leichenschmaus, hat auch das rege Privileg, das man sich mit der Berechtigung, ein Schild- Vereinsleben in den Gaststuben und Nebenzimmern die recht zu besitzen teuer erkaufen musste. Ein Wirtshaus im Malscher Gastronomie gefördert. Allerdings ging mit dem 17. und 18. Jahrhundert diente einerseits als Treffpunkt für Ende des 20. Jahrhunderts auch die Bedeutung der Wirt- den Teil der Bevölkerung, der es sich leisten konnte Wein schaften zu Ende. Verändertes Konsumverhalten, neue Frei- zu trinken, aber hauptsächlich als Einkehrmöglichkeit für zeitangebote, Mobilität und andere Faktoren führten dazu, Durchreisende mit dem Angebot von Übernachtungen und dass heute die Wirtschaft traditioneller Prägung praktisch der Versorgung von Pferden. Der Verkauf von Wein oder kaum noch zu finden ist. Aus diesem Grund haben die Hei- gar Branntwein war genau geregelt, die Einhaltung der matfreunde diese Dokumentation erstellt, die natürlich nicht Sperrstunden streng kontrolliert. Bier trank man meist zu den Anspruch erheben kann, alle Aspekte zum Thema Mal- Hause, wo man es manchmal selbst braute oder bei den scher Wirtschaften ausführlich zu erfassen. Sie soll aber in- Malscher Bäckern kaufte. Erst gegen Ende des 18. Jahr- formieren, Erinnerungen wachrufen, Wissen bewahren und hunderts gab es dann Wirtschaften, die ihr meist selbst ge- vielleicht auch dazu beitragen, dass mancher alte Brauch brautes Bier ausschenken durften. Von diesen wurden dar- bestehen bleibt oder aber wieder auflebt. aufhin auch Genehmigungen für Biergärten beantragt, die man über Eiskellern einrichtete. In dieser Zeit gewannen die Wirtschaften als soziale Zentren an Bedeutung. Die Verbreitung von Nachrichten, der Austausch von Meinun- gen, die Gründung von Vereinen waren immer mehr Aus- Brauerei Hatz Brauerei Huttenkreuz Brauerei Franz Brauerei Wulle 4 5 Vom „Schwarzen Adler“ zum Adler Mit dem Ziel, Durchreisende auf dem Weg nach Moosbronn zu verpflegen, erbaute Johannes Deubel das Gasthaus Zum Schwarzen Adler bei der Dorflinde unterhalb der Kirche. 1747 erhielt er das Schildrecht. So richtig erfolgreich war die Wirtschaft allerdings nie. Deshalb verkaufte sie Sohn Georg an die Familie Hitscherich, die das Schildrecht 1846 an Theodor Augenstein abtrat. Dieser wollte zunächst ein Gast- haus an der Stelle des ehemaligen Hirschen betreiben, veräußerte dann aber im Jahre 1857 die Schildge- rechtigkeit des Schwarzen Adlers an Michael Hofmann weiter, der den Schild für sein Haus an der Straße zum Bahnhof erwarb. So entstand der neue Adler, der später dem Adlerkreisel seinen Namen gab. Hofmanns Sohn Josef wurde Kunden“. Darin waren die säumigen Zahler festgehalten. Michael1881 der Ausschank von Amts Im Oktober 1933 gab es erste Schauübungen des späte- wegen verboten, deshalb verkaufte er Haus und Schild 1882 ren „Roten Kreuzes Malsch“ im Saal des Adlers. an die Brauerei Franz in Rastatt. Eugen Harlacher war im Krieg bei der Kriegsmarine GroKaGe vor dem Adler, 1949-1950 in Bergen/Norwegen. Siehe Anzeige 50 Jahre Liederkranz, 1921 „Eugen der Seemann“. Am 3. Januar 1945 wurde die Er- laubnis, eine zweite Fliegeralarmsire- ne zu installieren, erteilt. Die Sirene blieb aber eingelagert und wurde erst 1954 auf dem Dach angebracht. Im August 1946 wurde der Saal freigemacht, um dort kranke Flücht- linge unterzubringen. Wichtig für Malsch war 1947 die Gründung des Motorsport-Clubs Malsch im Gasthaus „Zum Adler“. Am 22. April 1966 fand hier die Motorsportclub Malsch Gründungsversammlung des Ver- kehrs- und Heimatvereins Malsch Gasthaus Adler, an der Adler-Kreuzung, heute Adler-Kreisel (nicht die Heimatfreunde) statt. 1897 wurde der Turnverein gegründet. Zitat „… geturnt Die Arbeiterwohlfahrt Malsch wurde am 14. Januar wurde im Adlersaal.“ In früheren Zeiten fand auch das 1968 ebenfalls im Adler gegründet. Schulturnen im Adlersaal statt. Der Schützenverein hatte Nach Eugen Harlacher übernahm 1968 die Familie Ohn- im oberen Saal einen Luftgewehrstand. macht, die zuvor die Schwarzwaldpforte in Neumalsch be- Schon 1899 gab es große Theateraufführungen im Adler. trieben hatte, den Adler. 1912 fand ein Lichtbildervortrag zum Thema „Deutscher 1967 kauften Eugen und Lina Harlacher das Clubhaus Flottenverein“ statt. des FV Malsch. 1968 eröffneten sie dort das Gasthaus Eugen Harlacher, geb. 13. April 1902 und seine Frau „Prinz Eugen“, das sie bis 1974 betrieben. Zum Ausschank Lina betrieben am Schluchsee die Baukantine, dann für kam Wulle-Bier vom Getränkehändler Paul Bierhaus. zwei Jahre die Wirtschaft „Sternen“ in Malsch und ab Eugen Harlacher verstarb im