Deutscher Drucksache 13/10081 13.Wahlperiode 09. 03. 98

Sachgebiet 0000

Gesetzentwurf der Abgeordneten Margot von Renesse, Dr. Herta Däubler-Gmelin, , Hermann Bachmaier, Anni Brandt-Elsweier, Edelgard Buhlmann, Christel Deichmann, Dr. Marliese Dobberthien, Peter Enders, Elke Ferner, , Arne Fuhrmann, Monika Ganseforth, Angelika Graf (Rosenheim), Hans-Joachim Hacker, Klaus Hagemann, Christel Hanewinckel, Alfred Hartenbach, Ingrid Holzhüter, Barbara Imhof, Siegrun Klemmer, Christine Kurzhals, Christa Lörcher, Dorle Marx, Heide Mattischeck, , Dr. Jürgen Meyer (Ulm), Ursula Mogg, Dr. Edith Niehuis, Doris Odendahl, Günter Oesinghaus, Leyla Onur, Dr. Eckhart Pick, Marlene Rupprecht, (Aachen), (Meschede), Richard Schuhmann (Delitzsch), Dr. Angelica Schwall-Düren, Lisa Seuster, Erika Simm, Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Wieland Sorge, Wolfgang Spanier, , Dr. Peter Struck, Margitta Terborg, Siegfried Vergin, (Pforzheim), Hildegard Wester, Inge Wettig-Danielmeier, Dieter Wiefelspütz, Verena Wohlleben, Hanna Wolf (München), und der Fraktion der SPD

Entwurf eines Gesetzes zur Durchsetzung des Gleichbehandlungsgebotes des Artikels 3 Grundgesetz (Gleichbehandlungsgesetz)

A. Problem

Gleichstellung und Gleichbehandlung im Sinne des Artikels 3 des Grundgesetzes müssen zum tragenden Bauprinzip des gesell- schaftlichen Miteinanders werden. Dabei geht es ebenso um den Schutz vor Benachteiligungen ± aus welchem Grunde immer sie erfolgen ±, wie um die Durchdringung der gesamten Gesellschaft mit der Erkenntnis, daû die Menschen bei allen Verschiedenhei- ten fundamental gleich sind. Nur wenn dieser Grundsatz Alltag und Normalität prägt, läût sich Friede für alle Menschen bei uns sichern.

Während lange Zeit das Benachteiligungs- und Bevorzugungsver- bot des Artikels 3 des Grundgesetzes als individuelles Grundrecht ausschlieûlich im Verhältnis zu Gesetzgebungs- und Verwal- tungsakten angesehen wurde, hat sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, daû die Grundrechte eine allgemeine Drittwirkung auch im Zivilrecht entfalten können. So hat es der Gesetzgeber in der 12. Legislaturperiode für erforderlich und zulässig gehalten, dem Grundsatz des Benachteiligungsverbots für Frauen durch ein eigenes Gesetz Nachdruck zu verleihen.

s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 1 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Drucksache 13/10081 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode

Entsprechendes muû auch für die Menschen geleistet werden, die die in Artikel 3 Abs. 3 des Grundgesetzes genannten Merkmale aufweisen. Auch auf sie richtet die Verfassung das besondere Au- genmerk des Gesetzgebers, da ihnen in besonderer Weise die Gleichbehandlung verwehrt zu werden droht. Sie waren noch in der jüngeren Geschichte unmenschlichen Verfolgungsmaûnah- men ausgesetzt. Auch heute flammen wieder Ausschreitungswel- len aus rechtsradikaler Gesinnung auf, die Menschen gelten, die als ¹fremdª oder ¹andersartigª wahrgenommen werden. Dane- ben findet mehr oder weniger unbemerkt die alltägliche Ausgren- zung durch vielfältige Benachteiligung statt, die den Boden für Extremismus und Gewalt vorbereiten. Die Bundesrepublik Deutschland wird seit langem ebenso von ge- sellschaftlichen Gruppen, die sich der Hilfe für Benachteiligte zu- wenden, als auch von internationalen Gremien gemahnt, Benachtei- ligungsverbot und Gleichbehandlungsgrundsatz einfachgesetzlich zu verankern. Zu nennen wäre vor allem das ¹Internationale Über- einkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminie- rungª vom 7. März 1966, das eine besonders umfangreiche, interna- tional wohl am weitesten reichende Schutzkonzeption enthält. Mit der Unterzeichnung dieses völkerrechtlichen Vertrages im Jahre 1969 hat sich die Bundesrepublik Deutschland zu einer umfassen- den Antidiskriminierungspolitik verpflichtet. Dennoch sind bis zum heutigen Tage besondere Regelungen zur Umsetzung des Überein- kommens in das deutsche Gesetzesrecht nicht getroffen worden.

B. Lösung Der vorgeschlagene Gesetzentwurf enthält sowohl ein allgemein geltendes Vorschaltgesetz als auch eine Reihe von ¾nderungen, die in geltende strukturprägende Gesetze eingearbeitet werden. Das Vorschaltgesetz enthält das grundlegende Gleichbehand- lungsgebot in der Form eines Benachteiligungsverbots, welches sowohl den Rechtsverkehr als auch staatliches Handeln umfaût. Daran werden niedrigschwellige Durchsetzungsmaûnahmen ge- knüpft, die nicht dem Straf- oder Ordnungswidrigkeitenrecht zu- geordnet sind: ± Ein individualrechtlicher Schadensersatz- und Unterlassungs- anspruch des Betroffenen gekoppelt mit dem Recht, sich vor Ge- richt der Hilfe eines ± zu diesem Zweck zugelassenen ± Vereins oder Verbandes zu bedienen. ± Die Möglichkeit für dieselben Vereine und Verbände, im Allge- meininteresse Verstöûe gegen das Gleichbehandlungsgesetz abzumahnen (analoge Anwendung von § 13 des Gesetzes ge- gen den unlauteren Wettbewerb). ± Die Zubilligung eines Unterlassungsanspruchs an die Vereine oder Verbände in der Form einer Aktivlegitimation aus eigenem Recht. ± Die Betrauung von Dienststellen mit der Aufgabe, im öffent- lichen Dienst sowohl hinsichtlich der Rechtseinzelakte als auch des Verhaltens im übrigen das Gleichbehandlungsgesetz durchzusetzen.

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 2 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode Drucksache 13/10081

Auf diese Weise wird ein spezielles zivilrechtliches Sanktionensy- stem, das im deutschen Recht für eine Grundnorm des Markt- und Wirtschaftslebens entwickelt worden ist, in das Gleichbe- handlungsgesetz übernommen. Was sich zur Verhinderung un- lauterer Machenschaften im Wirtschaftsleben als äuûerst effektiv erwiesen hat, kann als systemgerechtes spezielles Sanktionensy- stem wirksamer sein als die schwerfälligen Instrumente der Ver- folgung von Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten. Vor allem werden die Kompetenz und die Durchsetzungskraft der einschlä- gig erfahrenen gesellschaftlichen Organisationen genutzt und gestärkt, statt auf obrigkeitliche Maûnahmen zu setzen. Gleich- behandlung als Bauprinzip der Gesellschaft selbst ± nicht als staatlich organisierte Schutzzone für Benachteiligte und Bedrohte ± wird auf diese Weise verdeutlicht. Darüber hinaus ist der Einbau von Verbänden in die Durchsetzung des Gleichbehandlungsge- bots in der vorgeschlagenen Weise ohne Systembruch mit den gewachsenen und bewährten Prinzipien der deutschen Rechts- ordnung zu bewältigen. Für den Bereich der öffentlichen Verwaltung wird sichergestellt, daû die Durchsetzung der Gleichbehandlung Aufgabe ausdrück- lich hiermit beauftragter Dienststellen innerhalb der Behörden wird. Neben dem Erlaû eines Gesetzes, das den Gleichbehandlungs- grundsatz im zivilen wie öffentlichen Rechtsverkehr einfachge- setzlich durchsetzt, müssen auch die bestehenden Gesetze von dort vorhandenen rechtlichen Benachteiligungen bereinigt wer- den. Solche Benachteiligungen finden sich nicht selten vor allem in älteren Gesetzen. Dem Vorschaltgesetz sind deshalb als Arti- kelgesetz Regelungen angefügt, die einige, die Lebensgestaltung von Menschen besonders prägende rechtliche Vorgaben, auf den Grundsatz der Gleichbehandlung ausrichten.

C. Alternativen Als Alternative kommt ein Verzicht auf ein Gleichbehandlungsge- setz in Betracht oder die Verschärfung strafrechtlicher bzw. ord- nungsrechtlicher Sanktionen.

D. Kosten Durch die neue Verwaltungsaufgabe entstehen auf Bundes- und Länderebene im begrenzten Umfang Personalkosten. Dem steht eine Kostenersparnis durch verminderten Verwaltungsaufwand ± etwa im Bereich des § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes für die Bundesanstalt für Arbeit ± gegenüber. Die Länder haben die Mög- lichkeit, den von ihnen beauftragten besonderen Dienststellen die Befugnis einzuräumen, am vorgesehenen Abmahnungsverfahren (§ 7 des Gleichbehandlungsgesetzes) kostenmindernd teilzuneh- men.

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 3 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Drucksache 13/10081 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode

Entwurf eines Gesetzes zur Durchsetzung des Gleichbehandlungsgebotes des Artikels 3 Grundgesetz (Gleichbehandlungsgesetz)

Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundesra- kanntzugeben. Sie sind ebenfalls befugt, Disziplinar- tes das folgende Gesetz beschlossen: verfahren und Dienstaufsichtsbeschwerden anzure- gen, soweit sie von einem Verstoû gegen das Gleich- behandlungsgesetz im öffentlichen Dienst Kenntnis Artikel 1 erlangen. Sie können keine Weisung im Einzelfall er- Allgemeine Bestimmungen teilen. (3) In den Ländern werden Register geführt, in wel- § 1 che Vereine oder Verbände aufgenommen werden, Benachteiligungsverbot soweit sie auf Bundesebene tätig sind und die in § 7 Abs. 2 genannten Voraussetzungen erfüllen. Die Ein- (1) Jede Person hat Anspruch auf Gleichbehand- zelheiten regeln die Länder. lung im Rechtsverkehr. Niemand darf insbesondere wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, sei- ner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Her- § 4 kunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politi- Berufliche Bildung schen Anschauungen, seiner Behinderung oder sei- ner sexuellen Identität benachteiligt werden. Die Inhalte der beruflichen Bildung müssen dazu beitragen, Benachteiligungen im Berufsleben wegen (2) Eine Benachteiligung ist nicht gegeben, wenn der in § 1 Abs. 1 genannten persönlichen Merkmale eine Berücksichtigung der in Absatz 1 genannten abzubauen. persönlichen Merkmale der Sache nach geboten ist. § 5 § 2 Stellenausschreibung

Benachteiligung durch den öffentlichen Dienst Stellen sind ohne Rücksicht auf die in § 1 Abs. 1 (1) Öffentlich Bedienstete dürfen bei der Wahrneh- genannten persönlichen Merkmale auszuschreiben, mung ihrer Aufgaben niemanden wegen der in § 1 es sei denn, die ausgeschriebene Tätigkeit gebietet Abs. 1 genannten persönlichen Merkmale benachtei- eine Berücksichtigung dieser Merkmale aus sachli- ligen. chen Gründen. (2) Eine Benachteiligung ist nicht gegeben, wenn § 6 eine Berücksichtigung der in § 1 Abs. 1 genannten Fördermaûnahmen persönlichen Merkmale der Sache nach geboten ist. (3) Hinsichtlich der Kostentragungspflicht für die Maûnahmen zur Förderung von Menschen, die ei- Übersetzung von Schriftstücken, die bei einer Behör- ner von Benachteiligungen bedrohten, insbesondere de vorgelegt werden, gelten die Vorschriften der Zi- durch die in § 1 Abs. 1 genannten persönlichen vilprozeûordnung über Prozeûkostenhilfe (§ 114ff.) Merkmale gekennzeichneten Bevölkerungsgruppe entsprechend. angehören, sind keine Benachteiligung anderer, wenn sie dazu dienen, bestehende soziale Ungleich- heiten auszugleichen. § 3 Überwachung § 7 (1) Bei den Verwaltungen, Körperschaften, Anstal- Abmahnung durch Verbände und Behörden ten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sowie bei den Gerichten sind Dienststellen damit zu beauftra- (1) Wer gegen § 1 Abs. 1 und § 2 Abs. 1 verstöût, gen, über die Einhaltung des Gleichbehandlungsge- kann auf Unterlassung in Anspruch genommen wer- bots zu wachen. Die Einzelheiten für die Verwaltun- den. Der Anspruch kann auch von Verbänden im gen des Bundes, die bundesunmittelbaren Körper- Sinne des Absatzes 2 im eigenen Namen geltend ge- schaften, Anstalten und Stiftungen sowie die ober- macht werden. § 13 Abs. 2 des Gesetzes gegen den sten Bundesgerichte regelt ein Ausführungsgesetz. unlauteren Wettbewerb gilt entsprechend. Landes- recht kann vorsehen, daû die Dienststellen nach § 3 (2) Diese Dienststellen haben die Aufgabe, Schu- auf Landes- oder kommunaler Ebene ebenfalls be- lungs- und Fortbildungsmaûnahmen zu organisieren. rechtigt sind, einen Unterlassungsanspruch dann Bei Disziplinarverfahren und Dienstaufsichtsbe- geltend zu machen, wenn durch den Verstoû gegen schwerden, die einen Verstoû gegen die Gleichbe- dieses Gesetz eine unbestimmte Anzahl von Men- handlung zum Gegenstand haben, geben sie eine schen betroffen ist. Wird die Unterlassung von Be- Stellungnahme ab. Dazu ist ihnen der Vorgang be- diensteten einer Behörde verlangt, so wird der Unter-

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 4 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode Drucksache 13/10081 lassungsanspruch durch Dienstaufsichtsbeschwerde teiligungsverbot des Absatzes 1 zu vertreten, so geltend gemacht. kann der hierdurch benachteiligte Bewerber oder Arbeitnehmer eine Entschädigung in Geld verlan- (2) Vereine oder Verbände, deren satzungsmäûiges gen. Es wird unwiderleglich vermutet, daû bei ver- Ziel in der Verhinderung und Bekämpfung von Be- weigerter Begründung eines Arbeitsverhältnisses nachteiligungen bzw. in der Förderung der Gleichbe- ein Schaden in Höhe von mindestens drei Monats- handlung liegt, sind zur Ausübung der ihnen nach verdiensten, bei Verweigerung des Aufstiegs ein Absatz 1 und nach den durch Artikel 4 und 5 geän- Schaden in Höhe von mindestens des Dreifachen derten Vorschriften der Zivilprozeûordnung und der des höheren Entgelts entstanden ist. Als Monats- Strafprozeûordnung zustehenden Rechten bei den verdienst gilt, was dem Bewerber bei regelmäûi- Dienststellen in ein Register aufzunehmen, soweit sie ger Arbeit in dem Monat, in dem das Arbeitsver- mit ihrer personellen Ausstattung Gewähr dafür bie- hältnis hätte begründet werden sollen, an Geld ten, daû dieses Ziel im Rahmen der Verfassung und und Sachbezügen zugestanden hätte.ª in fachlich angemessener Weise verfolgt wird. 3. Der bisherige Absatz 5 wird aufgehoben.

§ 8 Aktives und passives Wahlrecht Artikel 3 ¾nderung des Arbeitsförderungsgesetzes Soweit Personen als Betroffene oder Mitglieder das aktive und passive Wahlrecht in rechtlich selbständi- § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes in der im gen Anstalten und Einrichtungen des öffentlichen Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 810-1, Rechts genieûen, steht dies ungeachtet der Staatsan- veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert gehörigkeit den Personen zu, die ihren nicht nur vor- durch ¼, wird wie folgt geändert: übergehend genehmigten Wohnsitz im Inland besit- zen und seit mindestens zwölf Monaten die weiteren 1. Absatz 1 wird wie folgt gefaût: Kriterien des passiven und aktiven Wahlrechts besit- ¹(1) Personen, die nicht Deutsche im Sinne des zen. Artikels 116 des Grundgesetzes sind, bedürfen zur Ausübung einer abhängigen Beschäftigung einer Artikel 2 Erlaubnis durch die Bundesanstalt für Arbeit, so- ¾nderung des Bürgerlichen Gesetzbuches weit in zwischenstaatlichen Vereinbarungen nichts anderes bestimmt ist. Diese Erlaubnis ist ih- § 611a des Bürgerlichen Gesetzbuches in der im nen zu erteilen, wenn sie bei genehmigtem Auf- Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 400-2, enthalt ihren Wohnsitz nicht nur vorübergehend veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geän- im Geltungsbereich dieses Gesetzes haben.ª dert durch ¼, wird wie folgt geändert: 2. Absatz 2 wird wie folgt gefaût: 1. Absatz 1 wird wie folgt gefaût: ¹(2) Die erstmalige Erteilung der Erlaubnis kann ¹(1) Der Arbeitgeber darf einen Arbeitnehmer auf bestimmte Betriebe, Berufsgruppen, Wirt- bei einer Vereinbarung oder einer Maûnahme im schaftszweige und Bezirke eingeschränkt werden, Rahmen eines Arbeitsverhältnisses, insbesondere wenn Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes bei dessen Begründung, beim beruflichen Auf- unter Berücksichtigung der Belange des Einzelfal- stieg oder bei einer Weisung oder einer Kündi- les dies erfordern. Einschränkungen nach Satz 1 gung nicht wegen seines Geschlechts, seiner Ab- müssen aufgehoben werden, wenn ein Arbeitsver- stammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner hältnis auf der Grundlage der eingeschränkten Er- Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner re- laubnis zwölf Monate bestanden hat.ª ligiösen oder politischen Anschauungen, seiner 3. Absatz 3 wird wie folgt gefaût: Behinderung oder seiner sexuellen Identität be- nachteiligen. Eine unterschiedliche Behandlung ¹(3) Die Erlaubnis ist auch bei erstmaliger Bean- ist jedoch zulässig, soweit eine Vereinbarung oder tragung uneingeschränkt zu erteilen, wenn die an- eine Maûnahme die Art der vom Arbeitnehmer tragstellende Person ihren nicht nur vorüberge- auszuübenden Tätigkeit zum Gegenstand hat und henden Wohnsitz seit mindestens drei Jahren im die Berücksichtigung eines dieser Merkmale der Geltungsbereich dieses Gesetzes hat. Dasselbe gilt Sache nach für diese Tätigkeit geboten ist. Wenn für ihre minderjährigen Kinder und solche Perso- im Streitfall der Arbeitnehmer Tatsachen glaub- nen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die als haft macht, die eine Benachteiligung wegen eines Kinder oder Heranwachsende den gröûten Teil ih- dieser Merkmale vermuten lassen, trägt der Ar- rer Schul- und Berufsausbildung im Geltungsbe- beitgeber die Beweislast dafür, daû dies nicht der reich dieses Gesetzes absolviert und ein Rückkehr- Fall ist oder daû die Berücksichtigung eines dieser recht nach § ¼ des Ausländergesetzes in An- Merkmale der Sache nach für diese Tätigkeit ge- spruch genommen haben.ª boten ist.ª 4. Absatz 4 wird wie folgt gefaût: 2. Absatz 2 wird wie folgt gefaût: ¹(4) Die Arbeitserlaubnis begründet keinen An- ¹(2) Hat der Arbeitgeber bei der Begründung spruch auf Erteilung oder Verlängerung der Auf- eines Arbeitsverhältnisses oder bei dem beruf- enthaltsgenehmigung. Die Arbeitserlaubnis er- lichen Aufstieg einen Verstoû gegen das Benach- lischt, wenn die Aufenthaltsgenehmigung endet.ª

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 5 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Drucksache 13/10081 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode

5. Die bisherigen Absätze 2 bis 6 werden die 2. § 397a wird wie folgt geändert: Absätze 5 bis 9. a) Absatz 2 wird wie folgt gefaût: 6. Absatz 6 (neu 9) wird wie folgt geändert: ¹(2) Ist Gegenstand eines Verfahrens nach a) Satz 1 entfällt. den §§ 185ff. StGB die ehrverletzende Herab- b) In Satz 2 wird die Angabe ¹Satz 1ª durch die setzung eines anderen wegen seines Ge- Angabe ¹Absatz 2 Satz 2ª ersetzt. schlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politi- Artikel 4 schen Anschauungen, seiner Behinderung oder ¾nderung der Zivilprozeûordnung seiner sexuellen Identität, so ist dem Nebenklä- ger für die Hinzuziehung des Vertreters eines Die Zivilprozeûordnung in der im Bundesgesetz- Vereins oder Verbandes im Sinne des Artikels 1 blatt Teil III, Gliederungsnummer 310-4, veröffent- § 7 Abs. 2 des Gleichbehandlungsgesetzes Pro- lichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert zeûkostenhilfe unter den gleichen Vorausset- durch ¼, wird wie folgt geändert: zungen zu bewilligen.ª 1. In § 78 wird folgender Absatz 5 angefügt: b) Der bisherige Absatz 2 wird Absatz 3. ¹(5) Macht der Kläger Ansprüche nach Artikel 1 3. § 406d wird wie folgt geändert: § 1 Abs. 1 oder nach Artikel 1 § 7 Abs. 1 des Gleichbehandlungsgesetzes oder nach den durch In Absatz 2 werden nach dem Wort ¹Rechtsan- Artikel 2 des Gleichbehandlungsgesetzes geän- waltª die Worte ¹oder einen Vertreter eines Ver- derten Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbu- eins oder Verbandes im Sinne des Artikels 1 § 7 ches geltend, so kann an die Stelle des Rechtsan- Abs. 2 des Gleichbehandlungsgesetzesª eingefügt. walts nach Absatz 1 der Vertreter eines Vereins oder Verbandes im Sinne des Artikels 1 § 7 Abs. 2 4. § 406f wird wie folgt geändert: des Gleichbehandlungsgesetzes treten.ª a) In Absatz 1 wird folgender Satz angefügt: 2. § 78b wird wie folgt geändert: ¹Ist Gegenstand eines Verfahrens nach den Am Ende des Absatzes 1 wird folgender Satz an- §§ 185ff. StGB die ehrverletzende Herabset- gefügt: zung eines anderen wegen seines Geschlechts, ¹Entsprechendes gilt, wenn eine Vertretung nach seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat § 78 Abs. 5 möglich ist.ª und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiö- sen oder politischen Anschauungen, seiner Be- 3. § 110 wird wie folgt geändert: hinderung oder seiner sexuellen Identität, kann a) Absatz 1 wird wie folgt gefaût: an die Stelle des Rechtsanwalts der Vertreter ei- nes Vereins oder Verbandes im Sinne des ¹(1) Hat ein Kläger nicht seinen dauerhaften Artikels 1 § 7 Abs. 2 des Gleichbehandlungsge- Wohnsitz im Inland, so hat er dem Beklagten setzes treten.ª auf sein Verlangen wegen der Prozeûkosten Si- cherheit zu leisten.ª b) In Absatz 2 wird folgender Satz angefügt: b) Absatz 2 Nr. 1 wird gestrichen. Die Nummern 2 ¹Ist Beistand oder Vertreter des Verletzten der bis 5 werden die Nummern 1 bis 4. Vertreter eines Vereins oder Verbandes nach Ab- satz 1, so stehen ihm die gleichen Befugnisse zu.ª

Artikel 5 5. § 406g wird wie folgt geändert: ¾nderung der Strafprozeûordnung a) In Absatz 1 wird folgender Satz angefügt: Die Strafprozeûordnung in der im Bundesgesetz- ¹Ist Gegenstand eines Verfahrens nach den blatt Teil III, Gliederungsnummer 312-2, veröffent- §§ 185ff. StGB die ehrverletzende Herabset- lichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert zung eines anderen wegen seines Geschlechts, durch ¼, wird wie folgt geändert: seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat 1. In § 378 wird nach Satz 2 folgender Satz 3 ange- und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiö- fügt: sen oder politischen Anschauungen, seiner Be- hinderung oder seiner sexuellen Identität, kann ¹Ist Gegenstand eines Verfahrens nach den an die Stelle des Rechtsanwalts der Vertreter ei- §§ 185ff. StGB die ehrverletzende Herabsetzung nes Vereins oder Verbandes im Sinne des eines anderen wegen seines Geschlechts, seiner Artikels 1 § 7 Abs. 2 des Gleichbehandlungsge- Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner setzes treten.ª Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner reli- giösen oder politischen Anschauungen, seiner Be- b) In Absatz 2 wird folgender Satz angefügt: hinderung oder seiner sexuellen Identität, so kann an die Stelle des Rechtsanwalts der Vertreter eines ¹Ist Beistand oder Vertreter des Verletzten der Vereins oder Verbandes im Sinne des Artikels 1 § 7 Vertreter eines Vereins oder Verbandes nach Ab- Abs. 2 des Gleichbehandlungsgesetzes treten.ª satz 1, so stehen ihm die gleichen Befugnisse zu.ª

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 6 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode Drucksache 13/10081

Artikel 6 rigkeit gebunden war, wenn er die Ei- genschaft als Deutscher im Sinne des ¾nderung des Bundesbeamtengesetzes Artikels 116 des Grundgesetzes verliert Das Bundesbeamtengesetz in der im Bundesge- oderª. setzblatt Teil III, Gliederungsnummer 2030-2, veröf- bb) Satz 2 entfällt. fentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert b) Absatz 2 wird aufgehoben. durch ¼, wird wie folgt geändert: 5. § 52 Abs. 1 wird wie folgt gefaût: 1. Nach § 6 wird folgender § 6a eingefügt: ¹§ 6a ¹(1) Der Beamte dient dem ganzen Volk, nicht einer Partei. Er hat seine Aufgaben unparteiisch (1) Ernennungen sind nach Eignung und fach- und gerecht zu erfüllen und darf niemanden, ins- licher Leistung ohne Rücksicht auf Geschlecht, Ab- besondere wegen seines Geschlechts, seiner Ab- stammung, Rasse, Sprache, Heimat und Herkunft, stammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Glauben, religiöse oder politische Anschauungen, Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner re- Behinderung oder sexuelle Identität vorzunehmen. ligiösen oder politischen Anschauungen, seiner (2) Eine unzulässige Berücksichtigung der in Behinderung oder seiner sexuellen Identität be- Absatz 1 genannten persönlichen Merkmale ist nachteiligen. Er hat bei seiner Amtsführung auf nicht gegeben, wenn die Ausübung der in Aus- das Wohl der Allgemeinheit Bedacht zu nehmen.ª sicht genommenen Tätigkeiten die Berücksichti- gung dieser Merkmale der Sache nach gebietet.ª Artikel 7 2. § 7 wird wie folgt geändert: ¾nderung des Beamtenrechtsrahmengesetzes a) In Absatz 1 wird die Nummer 1 aufgehoben. Das Rahmengesetz zur Vereinheitlichung des Be- Die bisherigen Nummern 2 und 3 werden die amtenrechts (Beamtenrechtsrahmengesetz ± BRRG) Nummern 1 und 2. in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnum- b) Absatz 2 wird wie folgt gefaût: mer 2020-1, veröffentlichten bereinigten Fassung, zu- letzt geändert durch ¼, wird wie folgt geändert: ¹(2) Erfolgt die Berufung in das Beamtenver- hältnis aufgrund einer Wahl oder besteht für 1. § 4 wird wie folgt geändert: die zu erfüllenden Aufgaben keine Weisungs- a) In Absatz 1 wird die Nummer 1 aufgehoben. gebundenheit, so können nur Deutsche im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes be- Die bisherigen Nummern 2 und 3 werden die rufen werden. Gleiches gilt für Beamte, die Nummern 1 und 2. ohne Begründung in den einstweiligen Ruhe- b) Absatz 2 wird wie folgt gefaût: stand versetzt werden können.ª ¹(2) Erfolgt die Berufung in das Beamtenver- c) Die bisherigen Absätze 2 und 3 werden aufge- hältnis aufgrund einer Wahl oder besteht für hoben. die zu erfüllenden Aufgaben keine Weisungs- 3. § 8 wird wie folgt geändert: gebundenheit, so können nur Deutsche im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes be- a) Absatz 1 wird wie folgt gefaût: rufen werden. Gleiches gilt für Beamte, die ¹(1) Die Bewerber sind durch Stellenaus- ohne Begründung in den einstweiligen Ruhe- schreibung zu ermitteln. Ihre Auslese ist nach stand versetzt werden können.ª Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung c) Der bisherige Absatz 3 wird aufgehoben. ohne Rücksicht auf Beziehungen, Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat und Her- d) Der bisherige Absatz 4 wird Absatz 3. kunft, Glauben, religiöse oder politische An- 2. Nach § 4 wird folgender § 4a eingefügt: schauungen, Behinderung oder sexuelle Identi- ¹§ 4a tät vorzunehmen.ª b) Absatz 2 wird wie folgt gefaût: (1) Die Bewerber sind durch Stellenausschrei- bung zu ermitteln. Ihre Auslese ist nach Eignung, ¹(2) Eine unzulässige Berücksichtigung der in Befähigung und fachlicher Leistung ohne Rück- Absatz 1 genannten persönlichen Merkmale ist sicht auf Beziehungen, Geschlecht, Abstammung, nicht gegeben, wenn die Ausübung der in Aus- Rasse, Sprache, Heimat und Herkunft, Glauben, sicht genommenen Tätigkeiten die Berücksichti- religiöse oder politische Anschauungen, Behinde- gung dieser Merkmale der Sache nach gebietet.ª rung oder sexuelle Identität vorzunehmen. c) Die bisherigen Absätze 2 und 3 werden die (2) Eine unzulässige Berücksichtigung der in Absätze 3 und 4. Absatz 1 genannten persönlichen Merkmale ist 4. § 29 wird wie folgt geändert: nicht gegeben, wenn die Ausübung der in Aus- sicht genommenen Tätigkeiten die Berücksichti- a) Absatz 1 wird wie folgt geändert: gung dieser Merkmale der Sache nach gebietet. aa) Die Nummer 1 wird wie folgt gefaût: (3) Stellenausschreibungen dürfen sich nicht nur ¹1. soweit die Einstellung an die Vorausset- an Männer oder nur an Frauen richten, es sei zungen der deutschen Staatsangehö- denn, ein bestimmtes Geschlecht ist unverzichtba-

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 7 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Drucksache 13/10081 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode

re Voraussetzung für diese Tätigkeit. Sie sind so von ihnen bestimmten Partnerschaftsnamen. Bestim- abzufassen, daû sie auch Frauen zu einer Bewer- men sie keinen Partnerschaftsnamen, so führen sie bung auffordern. Dies gilt insbesondere für Stellen ihren zur Zeit der Schlieûung der Lebenspartner- in Bereichen, in denen Frauen in geringerer Zahl schaft jeweils geführten Namen auch nach der beschäftigt sind als Männer.ª Schlieûung der Lebenspartnerschaft weiter. 3. § 7 wird wie folgt gefaût: (2) Zum Partnerschaftsnamen können die Partner durch Erklärung gegenüber dem Standesbeamten ¹§ 7 den Geburtsnamen des einen oder des anderen Part- (1) Ernennungen sind nach Eignung, Befähi- ners bestimmen. gung und fachlicher Leistung ohne Rücksicht auf (3) § 1355 Abs. 3, 4, 5 und 6 des Bürgerlichen Ge- Beziehungen, Geschlecht, Abstammung, Rasse, setzbuches finden entsprechende Anwendung. Sprache, Heimat und Herkunft, Glauben, religiöse oder politische Anschauungen, Behinderung oder sexuelle Identität vorzunehmen. § 3 (2) Eine unzulässige Berücksichtigung der in (1) Gesetzliche Regelungen, die Rechtsfolgen an Absatz 1 genannten persönlichen Merkmale ist den Tatbestand der Ehe knüpfen, finden, soweit ein nicht gegeben, wenn die Ausübung der in Aus- anderes nicht bestimmt ist, auf die Lebenspartner- sicht genommenen Tätigkeiten die Berücksichti- schaft entsprechende Anwendung. gung dieser Merkmale der Sache nach gebietet.ª (2) Die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbu- 4. § 22 Abs. 1 wird wie folgt geändert: ches über die Annahme als Kind (§§ 1741ff.) finden a) Nummer 1 wird wie folgt gefaût: auf die Lebenspartnerschaft keine Anwendung. ¹1. soweit die Ernennung an die Vorausset- (3) Die elterliche Sorge für das nichteheliche Kind zung der deutschen Staatsangehörigkeit eines Partners kann nicht von den beiden Partnern gebunden war, wenn er die Eigenschaft als gemeinsam ausgeübt werden. Regelungen über Pfle- Deutscher im Sinne des Artikels 116 des ge- und Stiefelternschaft bleiben davon unberührt. Grundgesetzes verliert oderª. b) Satz 2 entfällt. § 4 5. § 35 Abs. 1 wird wie folgt gefaût: Die Lebenspartnerschaft wird vor dem zuständigen Standesbeamten geschlossen. Das Ehegesetz ist ent- ¹(1) Der Beamte dient dem ganzen Volk, nicht sprechend anzuwenden, wenn ein anderes nicht be- einer Partei. Er hat seine Aufgaben unparteiisch stimmt ist. und gerecht zu erfüllen und darf niemanden, ins- besondere wegen seines Geschlechts, seiner Ab- stammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner § 5 Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner re- Niemand darf eine Lebenspartnerschaft eingehen, ligiösen oder politischen Anschauungen, seiner wenn er bereits in gültiger Ehe oder in einer gültigen Behinderung oder seiner sexuellen Identität be- Lebenspartnerschaft lebt. nachteiligen. Er hat bei seiner Amtsführung auf das Wohl der Allgemeinheit Bedacht zu nehmen. § 6 Er muû sich durch sein gesamtes Verhalten zu der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im (1) Eine Lebenspartnerschaft ist nichtig, wenn ei- Sinne des Grundgesetzes bekennen und für deren ner der Partner zur Zeit der Schlieûung der Lebens- Erhaltung eintreten.ª partnerschaft mit einem Dritten in gültiger Ehe oder in einer gültigen Lebenspartnerschaft lebt.

Artikel 8 (2) Ist vor der Schlieûung der Lebenspartnerschaft die Scheidung oder Aufhebung der früheren Ehe Gesetz über Eingehung oder die Auflösung oder Aufhebung der früheren Le- einer Lebenspartnerschaft benspartnerschaft ausgesprochen worden, so ist, wenn das Urteil über die Scheidung oder Aufhebung § 1 der früheren Ehe oder über die Auflösung oder Auf- hebung der früheren Lebenspartnerschaft nach Eine Lebenspartnerschaft wird von zwei Männern Schlieûung der neuen Lebenspartnerschaft rechts- oder zwei Frauen auf Lebenszeit geschlossen. Die Part- kräftig wird, die neue Lebenspartnerschaft als von ner sind einander zur Lebens- und Verantwortungsge- Anfang an gültig anzusehen. meinschaft verpflichtet. Die Vorschriften über die Ehe (§§ 1353 bis 1588 des Bürgerlichen Gesetzbuches) und das Verlöbnis (§§ 1297 bis 1299 und 1201, 1302 des § 7 Bürgerlichen Gesetzbuches) finden entsprechende Anwendung, soweit ein anderes nicht bestimmt ist. Eine Lebenspartnerschaft darf nur geschlossen werden, wenn mindestens einer der Partner entwe- der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, die § 2 Staatsangehörigkeit eines Staates besitzt, in dem die (1) Die Partner können einen gemeinsamen Part- Schlieûung einer Lebenspartnerschaft oder einer ent- nerschaftsnamen bestimmen. Die Partner führen den sprechenden Form gleichgeschlechtlicher Partner-

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 8 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode Drucksache 13/10081 schaft gesetzlich zugelassen ist, oder im Inland eine Artikel 9 Aufenthaltsberechtigung oder unbefristete Aufent- ¾nderung des Ehegesetzes haltserlaubnis besitzt. Das Ehegesetz in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 404-1, veröffentlichten berei- § 8 nigten Fassung, zuletzt geändert durch ¼, wird wie (1) Angehörige ausländischer Staaten sollen eine folgt geändert: Lebenspartnerschaft nicht eingehen, bevor sie ein 1. § 5 (Doppelehe) wird wie folgt gefaût: Zeugnis der inneren Behörde ihres Heimatlandes darüber beigebracht haben, daû sie weder in gültiger ¹§ 5 Ehe noch in einer entsprechenden in ihrem Heimat- (Doppelehe oder Bestehen land gesetzlich zugelassenen Form gleichgeschlecht- einer Lebenspartnerschaft) licher Partnerschaft leben. Niemand darf eine Ehe eingehen, bevor seine (2) Befreiung von dieser Vorschrift kann in entspre- frühere Ehe oder seine frühere Lebenspartner- chender Anwendung des § 10 Abs. 2 des Ehegeset- schaft für nichtig erklärt oder aufgelöst worden zes erteilt werden. ist.ª 2. § 20 wird wie folgt gefaût: § 9 ¹§ 20 (Doppelehe oder Bestehen Eine Lebenspartnerschaft kann nur durch gericht- einer Lebenspartnerschaft) liches Urteil auf Antrag des einen oder beider Partner aufgelöst werden. Die Lebenspartnerschaft ist mit (1) Eine Ehe ist nichtig, wenn einer der Ehegat- der Rechtskraft des Urteils aufgelöst. §§ 1564 bis ten zur Zeit der Eheschlieûung mit einem Dritten 1568 des Bürgerlichen Gesetzbuches finden entspre- in gültiger Ehe oder in einer gültigen Lebenspart- chende Anwendung. nerschaft lebt. (2) Ist vor der Eheschlieûung die Scheidung oder Aufhebung der früheren Ehe oder die Auflösung § 10 oder Aufhebung der früheren Lebenspartnerschaft ausgesprochen worden, so ist, wenn das Urteil Auf Verfahren auf Auflösung, Aufhebung oder über die Scheidung oder Auflösung der früheren Nichtigerklärung einer Lebenspartnerschaft sowie de- Ehe oder über die Auflösung oder Aufhebung der ren Rechtsfolgen, auf Feststellung des Bestehens oder früheren Lebenspartnerschaft rechtskräftig wird, Nichtbestehens einer Lebenspartnerschaft zwischen die neue Ehe als von Anfang an gültig anzuse- den Parteien oder auf Herstellung des partnerschaftli- hen.ª chen Lebens finden die Vorschriften der Zivilprozeû- ordnung über Verfahren auf Scheidung, Aufhebung oder Nichtigerklärung einer Ehe, auf Feststellung des Artikel 10 Bestehens oder Nichtbestehens einer Ehe zwischen Inkrafttreten den Parteien oder auf Herstellung des ehelichen Le- bens (§§ 606ff.) entsprechende Anwendung. Dieses Gesetz tritt am ¼ in Kraft.

Bonn, den 9. März 1998

Margot von Renesse Ingrid Holzhüter Richard Schuhmann (Delitzsch) Dr. Herta Däubler-Gmelin Barbara Imhof Dr. Angelica Schwall-Düren Gerd Andres Siegrun Klemmer Lisa Seuster Hermann Bachmaier Christine Kurzhals Erika Simm Anni Brandt-Elsweier Christa Lörcher Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Edelgard Buhlmann Dorle Marx Wieland Sorge Christel Deichmann Heide Mattischeck Wolfgang Spanier Dr. Marliese Dobberthien Angelika Mertens Ludwig Stiegler Peter Enders Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Dr. Peter Struck Elke Ferner Ursula Mogg Margitta Terborg Gabriele Fograscher Dr. Edith Niehuis Siegfried Vergin Arne Fuhrmann Doris Odendahl Ute Vogt (Pforzheim) Monika Ganseforth Günter Oesinghaus Hildegard Wester Angelika Graf (Rosenheim) Leyla Onur Inge Wettig-Danielmeier Hans-Joachim Hacker Dr. Eckhart Pick Dieter Wiefelspütz Klaus Hagemann Marlene Rupprecht Verena Wohlleben und Christel Hanewinckel Ulla Schmidt (Aachen) Hanna Wolf (München) Alfred Hartenbach Dagmar Schmidt (Meschede) Rudolf Scharping und Fraktion

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 9 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Drucksache 13/10081 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode

Begründung

A. Allgemeines nen selbst gehandhabt, die über die Einhaltung ihrer eigenen Rechte wachen. Ziel des Gleichbehandlungsgesetzes ist es, die Be- nachteiligung von Menschen, die den in Artikel 3 Das Gleichbehandlungsgesetz dient, wie sein Name Abs. 3 GG angesprochenen Bevölkerungsgruppen andeutet, der Durchsetzung des Gleichbehandlungs- angehören, zu verhindern. Es erklärt die rechtliche gebots. Es geht mit Artikel 3 Abs. 3 GG davon aus, Benachteiligung wegen eines der in Artikel 3 Abs. 3 daû die dort genannten Merkmale für die durch sie GG genannten Merkmale für unzulässig. Damit er- gekennzeichneten Personengruppen eine erhöhte streckt sich der Entwurf auf die Rechtsgeschäfte des Gefahr auslösen, vor allem im Rechtsleben ungleich Zivilrechts und bewirkt, daû Artikel 3 GG eine über behandelt zu werden. Unter diesem Gesichtspunkt das Staatshandeln hinausragende Bedeutung ge- bezieht der Entwurf all diese Personengruppen in ein winnt. einziges Gesetz ein und verzichtet darauf, Schutz- räume für besondere Gruppen, etwa Ausländer oder Was der Gesetzgeber im Bereich der Frauengleich- Behinderte, sicherzustellen. stellung zunächst im Arbeitsrecht (§ 611a BGB) in Durchführung europäischer Bestimmungen für zuläs- Darum erhebt das Gleichbehandlungsgesetz auch sig gehalten hat, nämlich die Ausdehnung des Be- nicht den Anspruch, eine faktische Gleichstellung nachteiligungsverbots auf die Teilnehmer am zivilen bisher Benachteiligter in der sozialen Realität zu be- Rechtsverkehr, wird auch für die weiteren von Be- wirken. Es enthält weder das Gebot, Förderpläne für nachteiligung bedrohten Gruppen, die in Artikel 3 bestimmte Personengruppen aufzustellen, noch ent- GG angesprochen werden, in Anspruch genommen. hält es einen Katalog von sozialrechtlichen Hilfen, Die damit verbundene Einschränkung der Vertrags- die die in Artikel 3 Abs. 3 GG genannten Merkmale freiheit ist, wie bei der Gleichstellung der Frauen weniger hinderlich oder einschränkend erleben las- auch, um der Bedeutung des verfassungsrechtlich sen. So ist für diejenigen, die der Sprache der Mehr- herausgehobenen Rechtsguts der Gleichbehandlung heit nicht mächtig sind, im Gleichbehandlungsgesetz willen zulässig. keine Sprachlernförderung ± für Menschen mit Be- hinderungen nicht eine der zweifellos erforderlichen Der Gesetzentwurf verzichtet darauf, in kasuistischer Unterstützungsmaûnahmen zur Teilnahme am ge- Form die Bereiche des Rechtsverkehrs und die mögli- sellschaftlichen Leben ± vorgesehen. Fördermaûnah- chen diskriminierenden Verhaltensweisen im einzel- men, wie sie möglich und notwendig sind, müssen in nen zu nennen. Eine Aufzählung kann die Vielzahl dem einschlägigen Sozialgesetz (z.B. im SGB 9) oder der denkbaren Varianten nicht erfassen. Dazu gehö- in den Gesetzen verankert werden, die bundes- oder ren ebenso Abänderungen von Vertragsinhalten, wie landesrechtlich Bereiche regeln, in denen auf die be- sie der Öffentlichkeit angeboten werden, wie die Ab- sonderen Probleme einzelner Bevölkerungsgruppen lehnung von Verträgen, zu deren Abschluû öffentlich Rücksicht zu nehmen ist (z.B. barrierefreies Bauen aufgefordert wurde (invitatio ad offerendum). für Menschen mit Behinderungen). Das Gleichbe- Das Gleichbehandlungsgesetz geht von dem im Will- handlungsgesetz stellt zu diesem Punkt lediglich kürverbot begrifflich enthaltenen Grundsatz aus, daû klar, daû die Förderung von Personengruppen mit nicht jede Unterscheidung zwangsläufig eine Be- den Merkmalen des Artikels 3 Abs. 3 GG keine Be- nachteiligung ist, sondern erst diejenige, für die nachteiligung anderer darstellt. Es will die Auswei- keine sachliche Rechtfertigung gegeben ist. Gemäû tung sozialer Maûnahmen möglich machen und för- der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung zu dern, nicht aber schon herbeiführen. Das Gleichstel- Artikel 3 GG ist also eine Unterscheidung nach den lungsgesetz, wie es in der 12. Legislaturperiode zu- in Artikel 3 Abs. 3 genannten Merkmalen dann mög- gunsten der Frauen verabschiedet wurde, bleibt lich, wenn sie der Sache nach notwendig ist. durch das Gleichbehandlungsgesetz im wesentlichen unberührt. Etwas anderes gilt lediglich für § 611a Die Durchsetzung des Gleichbehandlungsgebots im BGB, der durch das Gleichbehandlungsgesetz ein zivilen Rechtsverkehr erfolgt mit zivilrechtlichen Mit- weiteres Mal verändert und auch hinsichtlich der teln: Die verfassungs- und gesetzeskonforme Ausle- Frauen an einem Punkt erweitert wird: Während gung von Willenserklärungen gehört ebenso dazu § 611a BGB mit seiner speziellen Abwehr von Be- wie der Unterlassungs- und der Schadensersatzan- nachteiligung auch auf die weiteren Gruppen des spruch. Eine Ergänzung oder Verschärfung von Artikels 3 Abs. 3 GG bezogen wird, wird gleichzeitig Strafrecht ist nicht vorgesehen, und zwar deshalb die Schadensersatzforderung bei Verstoû dahin prä- nicht, weil kein strafrechtliches oder strafrechtsähnli- zisiert, daû sie eine unwiderleglich vermutete Höhe ches Instrument die Kontrolldichte aufweisen kann von drei Monatsentgelten nicht unterschreiten kann. und soll, die dem Zivilrecht eigen ist. Auûerdem ist Im übrigen bleibt es ± insbesondere hinsichtlich der zu befürchten, daû der Einsatz schwerfälligerer In- Beweislast ± bei der geltenden Regelung. strumente wie des Strafrechts sich sogar nachteilig auf die angestrebte Verbesserung der Rechtsstellung Vereine und Verbände werden entsprechend der Re- der von Benachteiligung bedrohten Menschen aus- gelung des § 13 UWG mit eigenen Rechten ausge- wirken könnte. Das Zivilrecht wird von den Betroffe- stattet. Diese Regelung entspricht derjenigen, die im

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 10 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode Drucksache 13/10081

Gesetz zur Verhinderung des unlauteren Wettbe- Deutschland von internationalen Gremien, z.B. dem werbs für die Lauterkeit des Rechtsverkehrs im Wirt- Europaparlament, zur Sicherstellung der Gleichbe- schaftsleben entwickelt worden ist. Dieses für das Zi- handlung aufgefordert. vilrecht systemkonforme Instrument hat sich als au- ûerordentlich schlagkräftig erwiesen, um Gesetzes- Unter den von Artikel 3 Abs. 3 GG genannten per- verstöûe wirksam aufzudecken, zu ahnden und im sönlichen Merkmalen befindet sich auch das der Ergebnis zurückzudrängen. Was für den fairen Wett- ¹Rasseª. Der Begriff ist nicht unproblematisch, trans- bewerb unter Wirtschaftskonkurrenten für richtig ge- portiert er doch die ± wissenschaftlich unhaltbare ± halten wurde, ist es wert, auch für die Durchsetzung Vorstellung von der ¹Rasseª als einem tatsächlich des Benachteiligungsverbotes im Sinne des Artikels 3 vorhandenen Merkmal von Menschen. Trotz dieser Abs. 3 GG übernommen zu werden. Bedenken ist der Begriff übernommen worden, weil er in der internationalen Rechtssprache Verwendung Das Gleichbehandlungsgesetz führt weder Quoten findet und mit dem Begriff des Rassismus eng ver- noch eine Verbandsklage ein. Quoten, durch die be- bunden ist, der in zutreffender Weise die Ideologisie- nachteiligte Gruppen begünstigt werden könnten, rung dieses Begriffs umschreibt. sind nur dann gesellschaftspolitisch sinnvoll, wenn sie vor dem Hintergrund einer klaren Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe erfolgen, die insgesamt B. Zu den einzelnen Vorschriften gegenüber allen anderen von Benachteiligung be- droht ist. Sie sind unanwendbar, wenn sich mehrere Zu Artikel 1 Gruppen mit ähnlichen Risiken gegenüberstehen und sich durch die jeweilige Quotenbegünstigung ei- Zu § 1 ner anderen Personengruppe ihrerseits benachteiligt fühlen könnten. Das aber ist bei der Mehrzahl der in Die Vorschrift spricht die Grundnorm aus. Sie dehnt Artikel 3 Abs. 3 GG genannten Merkmale zu be- das Benachteiligungsverbot des Artikels 3 GG über fürchten. Die Einführung von Quoten für die einzel- den öffentlichen Bereich auch auf den privaten nen Gruppen würde nicht nur zu groûen praktischen Rechtsverkehr aus. Sie entfaltet ihre Wirkung auf Schwierigkeiten bei der Abwägung der jeweiligen den Abschluû, die Ausgestaltung, die Abwicklung Interessen führen, sondern auch zu Argwohn der und die Beendigung von Rechtsgeschäften. Auch sol- Gruppen untereinander. Statt die Entwicklung von che Rechtshandlungen sind mitumfaût, die der An- Solidarität untereinander zu fördern, käme es viel- bahnung und Vorbereitung von Verträgen dienen. mehr zu Miûgunst und dem Gefühl der Übervortei- Gerade hier, im Vorfeld der eigentlichen Vertragsab- lung. schlüsse, kommt es nicht selten zu Benachteiligun- gen und Ausgrenzungen, denen der Gesetzgeber be- Auch die Verbandsklage wird im Gleichbehand- gegnen muû: wenn etwa an die Öffentlichkeit gerich- lungsbereich nicht eingeführt. Sie ist ein dem deut- tete Aufforderungen, Dienstleistungen in Anspruch schen Rechtssystem eher fremdes Instrument und zu nehmen, gegenüber Menschen, die persönliche eignet sich allenfalls für die Verwaltungsgerichtsbar- Merkmale der in § 1 genannten Art aufweisen, zu- keit, wenn im Planungsbereich allgemeine Interes- rückgenommen oder an erschwerte Bedingungen sen wahrgenommen werden sollen. Im zivilen geknüpft werden (z.B. durch Gaststätten, Reiseunter- Rechtsverkehr, wo das Interesse des einzelnen und nehmen, Banken und Versicherungen). die für ihn geltenden Anspruchsgrundlagen domi- nieren, wäre sie ein schwer handhabbarer Fremdkör- Der Begriff des Rechtsverkehrs umfaût nur rechtlich per. Statt dessen erscheint das aus § 13 UWG ent- relevante Handlungen, nicht das private allgemeine lehnte Instrument der verbandlichen Unterlassungs- Verhalten. Um dieses rechtlich zu binden, reichen klage als wesentlich wirksamer, weil systemgerecht die dafür vorgesehenen Regelungen, insbesondere und bereits seit Jahrzehnten eingeführt. des Strafrechts (Beleidigung, üble Nachrede, Ver- leumdung) aus. Das Gleichbehandlungsgesetz richtet sich gegen die Benachteiligung speziell der Personen mit den in § 1 ist systematisch als Schutzgesetz i. S. des § 823 Artikel 3 Abs. 3 GG genannten persönlichen Merk- Abs. 2 BGB konzipiert. Diese Vorschrift dient den malen. Es ergänzt die dortige Aufzählung allerdings Menschen mit den aufgezählten persönlichen Merk- um die Gefahr der Benachteiligung wegen der sexu- malen zur Abwehr von sie treffenden Benachteili- ellen Identität. Aufgenommen wird damit ein persön- gungen im Privatrechtsverkehr. Sie steht damit dem liches Merkmal, das zwar im Artikel 3 Abs. 3 GG § 138 BGB inhaltlich nahe und setzt wie jener der Pri- nicht eigens erwähnt ist, die dortige Aufzählung aber vatautonomie wertorientierte Grenzen. notwendigerweise vervollständigen muû. Auch Per- Benachteiligung kann Menschen, die die von sonen, die eine andere geschlechtliche Orientierung Artikel 3 Abs. 3 GG aufgeführten Merkmale aufwei- haben als die Mehrheit der Bevölkerung, waren in sen, mittelbar wie unmittelbar betreffen. Mittelbar ist der jüngsten deutschen Geschichte menschenver- sie dann, wenn sie sich etwa gegen ihre Angehörigen achtenden Verfolgungen ausgesetzt, nicht anders als richtet. Auch diese Form der Benachteiligung ist in religiöse Gruppen (z.B. Zeugen Jehovas) und poli- das Benachteiligungsverbot eingeschlossen. tisch Andersdenkende. Auch in der Gegenwart sind sie Opfer von rechtsextremistischen Haûausbrüchen. Satz 2 verbietet Benachteiligung, insbesondere we- Ihre Benachteiligung aus keinem anderen Grunde, gen der persönlichen Merkmale, die in Artikel 3 als das ihr Verhalten von dem der Mehrheit ab- Abs. 3 GG deshalb genannt sind, weil sie Benachtei- weicht, ist nach wie vor alltägliche Erfahrung. Auch ligungen besonders häufig nach sich ziehen. Die Vor- im Hinblick auf sie wird die Bundesrepublik schrift stellt systematisch eine besondere Konkreti-

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 11 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Drucksache 13/10081 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode sierung des § 138 BGB dar. Wie § 138 BGB ist auch Gleichbehandlung betrauten Dienststellen eigens zu sie als Schutzgesetz im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB diesem Zweck errichtet werden müssen. In die Orga- zu verstehen. Willenserklärungen und Verträge sind nisation der Behörden durch den Dienstherrn wird entsprechend dieser Vorschrift auszulegen. Wo dies nicht eingegriffen. Die Vorschrift schafft lediglich die nicht möglich ist, sind sie nichtig. Gegebenenfalls Verpflichtung vorzusehen, daû eine Dienststelle be- werden Ansprüche auf Unterlassung bzw. Schadens- sonders für die Durchsetzung des Gleichbehand- ersatz ausgelöst. lungsgebotes in der gesamten Behörde berufen wird. Die zur Durchsetzung der Gleichbehandlung berufe- Zu Absatz 2 nen Dienststellen sollen keine gesonderten Wei- Absatz 2 enthält eine Begrenzung des Begriffs der sungsbefugnisse erhalten, jedoch mit Zuständigkei- Benachteiligung insofern, als es möglich sein muû, ten ausgestattet sein, die effektive Möglichkeiten eine sachlich gebotene Unterscheidung nach den in bieten, ihre Aufgabe durch Fortbildung, vor allem § 1 Satz 2 genannten persönlichen Merkmalen vorzu- aber auch durch Beteiligung an Disziplinarverfahren nehmen, wenn dies sachlich geboten ist. Das ent- und Dienstaufsichtsverfahren Geltung zu verschaf- spricht der Rechtsprechung des Verfassungsgerichts fen. Während für die Bundesbehörden die Behörden- zu Artikel 3 GG. Eine Unterscheidung kann aber nur leiter unmittelbar zur Benennung der mit der ent- dann zulässig sein, wenn die Gründe dafür unab- sprechenden Aufgabe betrauten Dienststelle ver- weisbar sind. Insbesondere bei Abschluû und Ausge- pflichtet werden, haben die Länder im Rahmen der staltung von Arbeitsverträgen hat das zur Folge, daû ihnen verfassungsrechtlich zustehenden eigenen Or- etwa die Besonderheiten eines Arbeitsplatzes nicht ganisationskompetenz entsprechende Vorkehrungen ohne weiteres als gegeben hingenommen werden zu treffen. können, sondern auch die Zumutbarkeit in finanziel- ler und technischer Hinsicht mit überprüft werden Die Dienststellen, die für die Aufgaben nach § 3 vor- kann. gesehen sind, erfüllen ihre Aufgaben innerhalb der Behörden, zu denen sie gehören. Das ist für ihre Ef- fektivität von entscheidender Bedeutung. Gleich- Zu § 2 wohl bedarf es zusätzlich der Kontrolle durch poli- Zu Absatz 1 tisch verantwortliche Stellen oder Gremien, die in be- sonderer Weise der Öffentlichkeit Rechenschaft Absatz 1 enthält ein weitergehendes Benachteili- schulden und wachsam auf mögliche Fehlentwick- gungsverbot als das ¹im Rechtsverkehrª für die Auf- lungen achten. Das Gleichbehandlungsgesetz ent- gabenerfüllung im öffentlichen Dienst. Hier erstreckt hält bewuût keine Aussage zur Sicherstellung sol- sich das Gleichbehandlungsgebot auch auf das Ver- cher politischer Verantwortung, setzt sie jedoch vor- halten, das noch nicht ¹Rechtsverkehrª darstellt. Dis- aus. Dafür werden in Bund, Ländern und Kommunen kriminierende Handlungen in Wort und Tat werden schon heute verschiedene Modelle diskutiert und zusätzlich zu den eigentlichen Rechtshandlungen praktiziert, ob es sich um ¹Beauftragteª, Ombudsleu- dem Gleichbehandlungsgebot unterworfen. te, gewählte Räte von Betroffenen oder verschiedene Modelle von ¹Runden Tischenª handelt, die insbe- Zu Absatz 2 sondere auch von NGO beschickt werden. Auch im Ausland gibt es positive Erfahrungen mit Einrichtun- Absatz 2 nimmt entsprechend § 1 Abs. 2 wiederum gen dieser Art, so etwa mit der unabhängigen natio- die nach der verfassungsgerichtlichen Rechtspre- nalen Antidiskriminierungskommission, für die sich chung gebotene Eingrenzung des Begriffs Benach- die Schweiz entschieden hat. Es ist damit zu rechnen, teiligung vor. daû der Schluûbericht der beratenden Kommission der Europäischen Union dazu Vorschläge enthalten Zu § 3 wird. Zu Absatz 1 Angesichts der Vielfalt der möglichen Organisations- In Absatz 1 wird der Notwendigkeit Rechnung getra- formen für die politische Kontrolle erscheint es wenig gen, das Gleichbehandlungsgebot als übergreifende sinnvoll, durch ein Gesetz wie das vorliegende, eine Aufgabe des öffentlichen Dienstes in einer speziell Entscheidung für ein bestimmtes Modell zu dotieren. damit betrauten Dienststelle überwachen und durch- Den politischen Ebenen muû vorbehalten bleiben, setzen zu lassen. Nach den Erfahrungen mit den sich für das jeweils angemessene zu entscheiden und Gleichstellungsstellen bzw. Frauenbeauftragten ist es gegebenenfalls zu variieren. davon auszugehen, daû auf diese Weise der Gefahr Die Erfahrungen mit den besonderen Dienststellen von grundgesetzwidrigen Benachteiligungen im und für die Gleichstellung der Frau haben gelehrt, daû es durch den öffentlichen Dienst wirksam begegnet notwendig und sinnvoll ist, die Überwachung von werden kann. grundlegenden Verhaltensregelungen wie Artikel 3 Die Vorschrift schafft für den öffentlichen Dienst durch solche Stellen zu sichern, die im Behördenge- keine neue Aufgabe oder Kompetenz. Sie bezieht schehen ¹Insiderª sind. Nur dadurch kann eine Kli- sich auf einen Auftrag des Grundgesetzes, der dem maveränderung in Richtung auf Sensibilität bei Spra- öffentlichen Dienst schon immer aufgegeben war. che und Verhalten sachkundig bewirkt werden. Ge- Daher steht die Vorschrift auch nicht dem Bestreben gen allgemeine Weisungen von auûen zeigen sich nach der Eingrenzung der öffentlichen Verwaltung nicht selten die kollegialen Strukturen von in sich ge- (¹schlanker Staatª) entgegen. Es wird auch nicht vor- schlossenen Behörden nur begrenzt beeinfluûbar. Es geschrieben, daû die mit der Durchsetzung der liegt nahe, daû sich die gemäû § 3 zu beauftragenden

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 12 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode Drucksache 13/10081

Dienststellen in ihrer Arbeit mit bereits länger instal- mit den persönlichen Merkmalen des Artikels 3 lierten Gleichstellungsbeauftragten kurzschlieûen, Abs. 3 GG verfassungsrechtlich nicht gegen das Be- um von ihren Erfahrungen zu profitieren. Wesentlich nachteiligungsverbot verstoûen. wird dabei auch sein, daû die besonderen Belange von Personen berücksichtigt werden, bei denen meh- Zu § 7 rere Kriterien des Artikels 3 Abs. 3 GG zusammen- treffen (z.B. behinderte, ausländische oder lesbische Zu Absatz 1 Frauen usw.). Absatz 1 Satz 1 und 2 übernimmt für die Durchset- zung der Gleichbehandlung das bewährte privat- Zu Absatz 2 rechtliche System des § 13 UWG. Damit wird für den Grundsatz der Gleichbehandlung ein System von ho- In Absatz 2 werden die besonderen Aufgaben der her Kontrolldichte aktiviert, das ohne die scharfen Dienststellen auf Bundesebene festgelegt. Die Kom- Sanktionen des Straf- oder Ordnungswidrigkeiten- petenzen der Dienststellen innerhalb der unmittelba- rechts auskommt. Durch die Einschaltung von Ver- ren und mittelbaren Bundesverwaltungen sind so ge- bänden werden das hohe öffentliche Interesse an der faût, daû sie effektive Möglichkeiten haben, dem Ge- Durchsetzung der Gleichbehandlung hinreichend sichtspunkt der Gleichbehandlung durch Fortbil- zum Ausdruck gebracht, ebenso die gesellschaftliche dung, aber auch Einschaltung in entsprechenden Selbstorganisation dieses Interesses. Satz 2 ermög- Disziplinar- und Dienstaufsichtsverfahren Geltung zu licht den Ländern, für die von ihnen errichteten verschaffen. Gleichzeitig ist sichergestellt, daû keine Dienststellen dann entsprechende Möglichkeiten neuen, die Verwaltungsabläufe komplizierenden vorzusehen, wenn eine festgestellte diskriminierende Weisungsbefugnisse entstehen. Handlung in die Öffentlichkeit wirkt. Satz 3 schlieût Absatz 2 verpflichtet die Länder bei Beachtung ihrer das Instrument des § 13 UWG gegen diskriminieren- verfassungsrechtlichen Organisationskompetenzen, de Handlungen in der öffentlichen Verwaltung aus ihrerseits entsprechende Einrichtungen innerhalb und setzt an ihre Stelle das diesem Bereich angemes- des öffentlichen Dienstes zu schaffen. sene Verfahren der Dienstaufsichtsbeschwerde. Die- ses wird nach § 3 unter Einschaltung der Dienststel- Zu § 4 len abgewickelt. Entsprechend der Gesetzeskompetenz des Bundes Zu Absatz 2 wird dem Gleichbehandlungsgebot nur bei den In- halten der beruflichen Bildung Geltung verschafft. Absatz 2 schafft inhaltliche Voraussetzungen, die von Hier wird nicht etwa ein neuer Ausbildungsinhalt ge- den Vereinen und Verbänden zu erfüllen sind, die schaffen, sondern der Akzent darauf gelegt, daû die sich des Instruments des Absatzes 1 (und weiterer, Inhalte bestehender Ausbildungsfächer dem Rech- die in geänderten ZPO- und StPO-Vorschriften vor- nung tragen. Dies umfaût sowohl die Ausbildung gesehen werden) bedienen wollen. Die Vorschrift selbst als auch die Fortbildung derer, die Ausbildung trägt der zu § 13 UWG gemachten Erfahrung Rech- zu vermitteln haben. Von der Regelung unberührt nung, daû es solcher Voraussetzungen bedarf, damit bleibt die Frage, ob und in welchen Bereichen und nicht Miûbrauch mit den Möglichkeiten des § 7 ge- auf welchen Ebenen gewählte Interessenvertreter trieben werden kann. (Beiräte oder Beauftragte, etwa Ausländerbeauf- tragte) für die Belange der in Artikel 3 GG angespro- Zu Artikel 2 chenen Gruppen tätig werden. Welche Kompetenzen sie haben, welche Öffentlichkeitsarbeit sie betreiben Zu Nummer 1 (Absatz 1) können und wann sie verantwortlich sind (Bera- Absatz 1 dehnt die um der Frauengleichstellung wil- tungspflicht), ist auûerhalb des Gleichbehandlungs- len eingeführten Regelungen auf die Personengrup- gesetzes zu regeln. pen aus, die die Merkmale des Artikels 3 Abs. 4 (zu- züglich des Merkmals der sexuellen Identität) auf- Zu § 5 weisen. Um das Gleichbehandlungsgebot, insbesondere im Arbeitsleben, durchzusetzen, muû sichergestellt wer- Zu Nummer 2 (Absatz 2) den, daû schon bei der Ausschreibung von Arbeits- Absatz 2 enthält eine unwiderlegliche Vermutung ei- stellen diskriminierende Inhalte vermieden werden. nes Mindestschadens bei der Verweigerung von Ar- Dies ist im Bereich der Gleichstellung von Frauen be- beitsverträgen bzw. der Beförderung aus Gründen, reits erfolgt; die Ausdehnung auf die weiteren per- die dem Gebot der Gleichbehandlung widerspre- sönlichen Merkmale des Artikels 3 Abs. 3 ± einschlieû- chen. Damit ist ein dem Zivilrecht systemkonformes lich der sexuellen Identität ± ist nur konsequent. Instrument geschaffen, das den Schaden bei Fehlver- halten im Zusammenhang mit einem Vertragsab- Zu § 6 schluû handhabbar macht. Die unwiderlegliche Ver- mutung eines Mindestschadens stellt sicher, daû es Das Gleichbehandlungsgesetz in der vorliegenden bei aus Verschulden beim Vertragsabschluû folgen- Fassung begründet keinerlei Ansprüche auf Förder- den Schadensersatzansprüchen nicht nur zu dem Er- maûnahmen ± etwa entsprechend den vorgeschrie- satz der Bewerbungskosten kommt. benen Frauenförderplänen des Gleichstellungsgeset- zes. Gleichwohl wird durch § 6 verdeutlicht, daû spe- Damit kann der bisherige Absatz 5, der diesem Ziel zielle Fördermaûnahmen für die Personengruppen nur unzulänglich dient, aufgehoben werden.

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 13 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Drucksache 13/10081 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode

Zu Artikel 3 Zu Nummer 3

§ 19 AFG in seiner jetzigen Fassung kann vor dem Der rechtspolitische Sinn des § 110 ZPO in seiner ge- Gleichbehandlungsgebot, das Herkunft und Heimat genwärtigen Fassung ist, eine beklagte Prozeûpartei mit umfaût, nicht aufrechterhalten bleiben. An den hinsichtlich ihres Kostenerstattungsanspruchs auch Chancen des Arbeitsmarktes müssen diejenigen glei- gegenüber solchen Klägern sicherzustellen, die sich chermaûen Anteil haben, die an der gesellschaftli- dem Zugriff der inländischen Vollstreckung entzie- chen Substanz durch Teilnahme an ihrer Erarbeitung hen können. Dafür stellt die Staatsangehörigkeit, auf Anteil haben. Dies wiederum beurteilt sich nicht die § 110 ZPO gegenwärtig vorrangig abhebt, kein nach der Staatsangehörigkeit, auf die der gegenwär- relevantes Kriterium dar. Die vorgeschlagene ¾nde- tige § 19 AFG ausschlieûlich Bezug nimmt, sondern rung des § 110 ZPO trägt dem nach wie vor sinnvol- danach, ob eine Beteiligung an dem gesellschaftli- len rechtspolitischen Anliegen durch Umstellen auf chen Leistungsgefüge vorliegt. Bei denjenigen, die das Wohnsitzprinzip Rechnung und beseitigt die sich in der Bundesrepublik Deutschland als Mitglie- mangels rationaler Begründbarkeit diskriminierende der der Gesellschaft aufhalten, ist davon auszuge- Spezialregelung für Prozeûparteien, die nicht die hen, daû diese Teilnahme am gesellschaftlichen Lei- deutsche Staatsangehörigkeit haben. stungsgefüge vorhanden ist. Danach kann bei denen, die hier leben, nicht mehr nach der Staatsangehörig- keit unterschieden werden, sondern nur nach folgen- Zu Artikel 5 den zwei Gesichtspunkten: Die Nummern 1 bis 5 führen die Vertretungsbefugnis der einschlägig tätigen und fachlich qualifizierten Es ist ein Unterschied zu machen zwischen denen, Verbände (§ 7 des Gleichbehandlungsgesetzes) auch die sich mit einem Aufenthaltsrecht hier befinden, in die Strafprozeûordnung ein. Die Vertretungs- bzw. und denen, bei denen das geltende Recht einen Auf- Beistandsbefugnis von Vereinen und Verbänden enthalt nicht gestattet. Jede Form des legalen Auf- wird in Angelegenheiten, die die Gleichbehandlung enthalts, ungeachtet der jeweiligen Qualität des Auf- betreffen, auf den Strafprozeû ausgedehnt. enthaltstitels, muû im Ergebnis zu einem Anspruch auf Teilnahme am Arbeitsmarkt führen, während der unberechtigte Aufenthalt keinen solchen Anspruch Zu Artikel 6 nach sich zieht. Die rechtlichen Vorschriften, die für die Begründung Der Anspruch auf eine uneingeschränkte Teilnahme und Ausgestaltung des Beamtenverhältnisses bis auf am Arbeitsmarkt kann nur für die entstehen, die sich Ausnahmen die deutsche Staatsangehörigkeit vor- bereits für eine Zeitspanne von Gewicht in Arbeit be- aussetzen, werden nach dem Gleichbehandlungs- finden oder zumindest in der Bundesrepublik prinzip bereinigt. Deutschland rechtmäûig aufhalten. Die vorgeschla- gene ¾nderung des § 19 AFG läût nur noch diese Es gehört nicht zu den hergebrachten Grundsätzen beiden Unterscheidungsmerkmale zu, wobei der des Beamtentums, daû ± von Ausnahmefällen abge- Zeitraum für diejenigen, die sich in Arbeit befinden, sehen ± nur deutsche Staatsangehörige Beamte wer- kürzer ist als für diejenigen, die noch keine Erwerbs- den dürfen. Diese Regelung ist erst 1938 in die ein- tätigkeit ausgeübt haben. Die vorgeschlagene ¾nde- schlägigen Gesetze aufgenommen worden. Vorher rung des § 19 AFG geht von einem Anspruch auf galt vielmehr ein umgekehrtes Prinzip: Wer Beamter Teilnahme am Arbeitsmarkt für alle aus, die sich wurde, hatte einen erleichterten Zugang zum Erwerb rechtmäûig im Inland aufhalten. Die Erteilung der der deutschen Staatsangehörigkeit. In der Ge- erstmaligen Arbeitserlaubnis läût Einschränkungen schichte des Beamtentums ist insbesondere in der zu bei denjenigen, die noch keine zwölf Monate er- Zeit vor Errichtung des deutschen Nationalstaats der werbstätig sind, sowie bei denjenigen, die noch Fall nicht selten gewesen, daû in den Beamtenappa- keine drei Jahre hier leben, ohne erwerbstätig gewe- rat Personen Eingang fanden, die keineswegs über sen zu sein. Die möglichen Einschränkungen ent- eine Staatsangehörigkeit mit dem Einzelstaat ver- sprechen denen, die heute generell für Ausländer bunden waren, dem sie als Beamte dienten. gelten, soweit sie nicht aus dem Bereich der Europäi- Zu den hergebrachten Grundsätzen des Beamten- schen Union ins Inland gekommen sind. tums gehört allerdings eine ¹gesteigerte Loyalitätª der Beamten zu dem Dienstherrn und dem Staat, dem sie als Beamte besonders verpflichtet sind. Diese Zu Artikel 4 gesteigerte Loyalitätsverpflichtung behält die vorge- schlagenen Regelungen bei. Zusätzlich zu der allge- Neben die Vertretungsmöglichkeiten für Parteien im meinen Verpflichtung zur Rechtstreue, wie sie für Zivilprozeû, die heute ausschlieûlich durch Rechtsan- jeden gilt, der sich im Inland aufhält, wird sicherge- wälte und Rechtsbeistände gewährleistet wird, tritt stellt, daû für alle Beamte unabhängig von ihrer die Befugnis für die Verbände im Sinne des § 7 des Staatsangehörigkeit eine über die allgemeinen Ge- Gleichbehandlungsgesetzes, die Vertretung von Zi- setze hinausgehende Loyalitätsverpflichtung greift. vilprozeûparteien zu übernehmen. Diese Befugnis Diese wird durch die höheren Weisungs- und Diszi- gilt allerdings nur für solche Verfahren, in denen es plinarbefugnisse des jeweiligen Dienstherrn gewähr- um Ansprüche aus dem Gleichbehandlungsgesetz leistet. Ist dies für die Aufgaben eines Beamten im selbst geht. Bei der Registrierung der Verbände im Einzelfall sichergestellt, so ist die deutsche Staatsan- Sinne des § 7 ist, was die fachliche Qualifikation die- gehörigkeit nicht Voraussetzung für Ernennung und ser Verbände angeht, diese Befugnis zu beachten. Beförderung.

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 14 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Deutscher Bundestag ± 13.Wahlperiode Drucksache 13/10081

Aus eben diesem Grunde macht der Entwurf Aus- zwischen Mann und Frau. Nur die Rechtsfolgen, die nahmen für die Aufgaben, bei denen keine Wei- eine Ehe als familienrechtlicher Vertrag durch weit- sungsabhängigkeit besteht oder wo diese nicht wirk- gehend striktes Recht sowohl während ihres Be- sam werden kann. Soweit eine Aufgabe frei von Wei- stehens als auch in der Form der Nachwirkung nach sungen zu erfüllen ist bzw. wo Beamtenverhältnisse ihrer Auflösung bewirkt, bringt die rechtliche Aner- durch Wahl begründet werden, ist die deutsche kennung intensivster personaler Bindung mit Folge- Staatsangehörigkeit die Voraussetzung für die Er- regelungen im privaten wie im öffentlichen Recht, nennung. die der Ehe entsprechen. Das betrifft ebenso das Vor- handensein von Unterhaltsersatzansprüchen in der Altersversorgung (sowohl Renten- als auch Beamten- Zu Artikel 7 versorgung), da sie das Bestehen eines Unterhalts- anspruches voraussetzen. Das betrifft ebenso weit- Die vorgeschlagenen ¾nderungen im Beamten- reichende zusätzliche ehetypische Rechte und An- rechtsrahmengesetz von Nummer 1 bis 5 überneh- wartschaften, die ebenfalls auf den Bestand durch men die zu Artikel 6 dargestellten Neuregelungen die Ehe begründeter rechtlicher Verpflichtungen be- für das Beamtenrechtsrahmengesetz. ruhen. Dazu gehört ebenso die Familienmitversiche- rung im Krankenversicherungsrecht als auch das Zu Artikel 8 Nachzugsrecht für Ehegatten im gegenwärtigen Ausländerrecht. Alle diese Spezialregelungen für Die Verweigerung eines familienrechtlich verfaûten Eheleute verstehen sich vor dem Hintergrund, daû Instituts stellt eine diskriminierende Ungleichbe- zwischen ihnen rechtsverbindliche Anstandspflich- handlung von gleichgeschlechtlichen Paaren dar, ten bestehen, die die öffentliche Hand teils entlasten, weil für diese Verweigerung ein sachlicher Grund, teils zur Rücksichtnahme zwingen. Um daran teilzu- der eine Unterscheidung gebietet, nicht vorhanden haben, muû ein familienrechtliches Institut für ist. gleichgeschlechtliche Paare in jeder Hinsicht der Ehe nachgebildet werden. Das gilt ebenso für das Ehe- Ein solcher Grund ist nicht etwa darin zu sehen, daû wirkungsrecht wie das Scheidungs- und Scheidungs- gleichgeschlechtliche Paare nicht gemeinsam biolo- folgenrecht. gische Eltern von Kindern werden können. Die Ehe bei heterosexuellen Paaren ist als Rechtsinstitut nicht Der Begriff ¹Eheª ist soziokulturell geprägt und be- davon abhängig, daû die Eheschlieûenden Kinder trifft ausschlieûlich die personale, familienrechtlich haben wollen oder können. Sie ist auch dann möglich verbindliche Form der Gemeinsamkeit zwischen und rechtsgültig, wenn sie gewollt oder ungewollt le- Mann und Frau. Dieser Begriff kann für andere For- benslang kinderlos bleiben. Die Ehe als familien- men des Zusammenlebens nicht übernommen wer- rechtlicher Vertrag zwischen Personen verschiede- den. Deshalb enthält der Entwurf für gleichge- nen Geschlechts respektiert im geltenden Recht die schlechtliche Paare, die ihre Verbindung durch ein personale Verbindung zweier Menschen miteinander inhaltsgleiches Rechtsinstitut zum Ausdruck ge- und verleiht ihr die für das Familienrecht typische bracht sehen wollen, einen neuen Begriff, den der Qualität der Identitätsprägung (z.B. im Namens- Lebenspartnerschaft. Dieser Begriff verdeutlicht eini- recht), der Unumkehrbarkeit (grundsätzlich lebens- ge wesentliche familienrechtstypische Elemente: Die lange Dauer) und der rechtlich verbindlichen Verant- grundsätzliche Dauer auf Lebenszeit, die Ausschlieû- wortungsübernahme, aus der gegenleistungslose lichkeit des Familienrechtsvertrages zwischen zwei Pflichten hervorgehen können (z.B. Unterhalt). Es ist miteinander verbundenen Menschen und die Ver- kein rationaler Grund ersichtlich, warum eben dies bindlichkeit der Rechtsfolgen. bei homosexuellen Paaren so prinzipiell ausgeschlos- sen ist, daû ein familienrechtliches Institut, das der Das Rechtsinstitut des Verlöbnisses ist ebenfalls für Ehe in allen Punkten gleich ist, für sie vom Gesetzge- gleichgeschlechtliche Paare in paralleler Weise über- ber nicht ebenso ermöglicht werden kann wie für nommen worden, obgleich seine Verwendung unter Paare verschiedenen Geschlechts. Partnerschaften zwischen Mann und Frau rechtstat- sächlich eher im Verschwinden begriffen ist. Gleich- Dabei geht es auf der einen Seite darum, eine fami- wohl besteht ein rechtspolitisches Bedürfnis nach der lienrechtliche Regelung für gleichgeschlechtliche Übernahme auch dieses Instituts für gleichge- Paare zu öffnen, die eine mögliche, bei Partnern ver- schlechtliche Paare so lange, wie ein Rechtsinstitut schiedenen Geschlechts anerkannte personale Bin- ohne familienrechtliche Bindung für weniger rechts- dung zum Ausdruck bringt und entsprechend diesel- verbindliche Formen von Lebensgemeinschaft nicht ben Folgeregelungen nach sich zieht wie die Ehe in das geltende Recht eingeführt worden ist.

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s:/temp/081_AR01.3D 25. 6. 1999 12:02 S. 15 Auftr.-Nr. 3911 / 00 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 13 20, 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 ISSN 0722-8333

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