Einführungen in Den Buddhismus
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UCHBESPRECHUNGEN R4 B Ein Wort zur Auswahl der Bücher: Einführungen in den Buddhismus Angesichts der unüberschaubaren Masse auch deutsprachiger Publika- 8 Besprechungen von 7 Büchern tionen über den Buddhismus ist es schwierig, eine repräsentative Aus- wahl relevanter Neuerscheinungen zu Im Wintersemester 2000/01 fand am die einzelnen Rezensionen wurde im treffen. Wir haben uns entschieden, Religionswissenschaftlichen Institut Seminar intensiv diskutiert, wobei vor allem solche Werke besprechen zu der Freien Universität Berlin ein Se- naturgemäß nicht alle Meinungsver- lassen, die entweder ganz neu sind, minar mit dem Thema »Rezensionen schiedenheiten ausgeräumt werden neu aufgelegt wurden und damit zu- von Neuerscheinung zum Thema konnten. Als Seminarleiter haben wir mindest aus Sicht der Verlage weiter- Buddhismus« statt. Hauptziel der Ver- uns lediglich bemüht, sachliche, gram- hin als aktuell gelten, oder aber Bü- anstaltung war das Erlernen eines kri- matikalische, orthographische oder cher, die von Studierenden und Leh- tischen Umgangs mit religionswissen- stilistische Mängel zu korrigieren, renden – zu Recht oder zu Unrecht – schaftlich relevanter Literatur, hier am aber nicht, die allgemeine Wertung immer wieder gern aus den Regalen Beispiel von Büchern über den Bud- der Rezensenten zu beeinflussen. Nun gezogen werden. Unsere Hoffnung ist dhismus. Gerade angesichts einer ist in den Geisteswissenschaften die es, daß Studierende wie Lehrende den wahren Flut von Veröffentlichungen Unterscheidung zwischen »falsch« Rezensionen wertvolle Hinweise ent- über den Buddhismus scheint es not- und »richtig« nicht immer so einfach nehmen können, welche Bücher sich wendig, die Spreu vom Weizen zu zu treffen wie vielleicht in der Ma- als Einführungen oder Seminarlektüre trennen, unterscheiden zu lernen, wel- thematik. Im Zweifelsfall haben wir eignen und welche nicht. che Bücher als Primärquellen bzw. uns entschieden, die Meinung der Re- Unser Dank gilt abschließend den buddhistische Erbauungsliteratur zu zensenten auch dann gelten zu lassen, Herausgebern der SPIRITA Online, lesen sind, welche als populäre Bei- wenn wir selbst ihren Auffassungen die die Veröffentlichung über das In- träge zum Bereich »Lebenshilfe und nicht zustimmen konnten. Einige Bei- ternet unterstützt haben. z Esoterik« und welche als wissen- träge können also durchaus der Mei- schaftliche Abhandlungen. Immer nung der Seminarleiter entgegenlau- Dr. Inken Prohl wieder werden Seminarleiter von Stu- fen. Dr. Christoph Kleine dierenden nach geeigneten Einführun- (Seminarleiter) gen gefragt, und immer wieder sehen diese sich in der Situation, zwischen persönlichen wissenschaftlichen Präferenzen und pädagogischen Über- legungen abwägen zu müssen. Nicht Martin Baumann: jedes Buch, das die ungeteilte fachli- Kompaß Buddhismus / Compass Buddhism che Zustimmung der Lehrenden fin- (Kompaß Weltreligionen / Compass World Religions). det, wird von den Studierenden als be- Hannover: Lutherisches Verlagshaus (LVH) 1999. reichernd und erkenntnisfördernd be- 70 Seiten, dt./engl. Mit vielen farb. Abb., br., 4,90 Euro. trachtet; und umgekehrt finden bei den Studierenden mitunter solche Bücher Unter dem schlichten und für Ver- niert. Zudem mag es verwundern, daß besondere Zustimmung, die wir als wechslungen anfälligen Namen »Bud- Antes und Baumann sich als dezidiert Lehrende bestenfalls unter äußerstem dhismus/Buddhism« veröffentlichte neutrale Religionswissenschaftler in Vorbehalt empfehlen würden. So war das Lutherische Verlagshaus (LVH) das Programm eines ausgesprochen es, wie wir finden, für beide Seiten im Jahr 1999 in der Reihe »Kompaß kirchlichen Verlagshauses einbinden interessant und wichtig zu sehen, wie Weltreligionen / Compass World Reli- ließen. Beides offenbart jedoch den lo- unterschiedlich die Wahrnehmung be- gions« ein kleines Büchlein über die benswerten Ansatz der jüngeren Reli- stimmter Publikationen sein kann, »Trendreligion 2000« (S. 5) aus gionswissenschaft, öffentliche Präsenz wobei die Meinungsunterschiede sich Asien. Herausgeber dieser Reihe, in zu zeigen und sich am Diskurs über durchaus nicht allein auf den jeweili- der auch Bücher über Christentum, Religion in der Gesellschaft auch au- gen Status (Lehrende oder Studie- Judentum, Islam, Hinduismus und ßerhalb der Universitäten zu beteili- rende) zurückführen lassen, sondern Bah’ai erschienen sind, ist der renom- gen, in dem Bemühen, das Feld nicht auch auf individuelle Vorlieben und mierte Religionswissenschaftler Peter ganz den Religionsvertretern (hierzu- Abneigungen. Antes aus Hannover. Mit dem vor lande den Theologen) zu überlassen. Ein zweites wichtiges Lernziel be- kurzem nach Luzern berufenen Reli- Eine Kritik an der Wahl des Buchtitels stand darin, der systematischen und gionswissenschaftler Martin Baumann mag übertrieben erscheinen – geht es kritischen Rezeption der Bücher einen konnte der Herausgeber einen ausge- hier doch auch um Verlagspolitik, verwertbaren »Output« folgen zu las- wiesenen Experten für den Buddhis- Marketing und Reihenkompatibilität –; sen und die Studierenden sich im mus im Westen gewinnen. Gemessen dennoch will ich ein gewisses Unbe- Schreiben kurzer Texte üben zu las- an dem bescheidenen Umfang und hagen an dem im Titel mitschwingen- sen. Das Ergebnis dieser Übungen Anspruch des schmalen Bändchens den Anspruch, über »den Buddhis- liegt hier nun vor, ergänzt durch zwei wirkt die hochkarätige Herausgeber- mus« zu informieren, nicht verhehlen. Rezensionen der Seminarleiter. Über und Autorenschaft fast überdimensio- Der Reihentitel »Kompaß Weltreligio- SPIRITA. Zeitschrift für Religionswissenschaft. 2002. UCHBESPRECHUNGEN B R5 nen« deutet jedoch schon eine bewuß- zwang Baumann zu einer äußerst zentral und maßgebend sei. Da der te Beschränkung an: es geht darum, strengen Themenbeschränkung. Dabei Buddhismus aber eine extrem vielge- den Menschen eine grobe Orientie- bemüht er sich, alle wichtigen The- staltige Religion ist – Autoren wie B. rung in der sich stetig pluralisierenden menbereich wenigstens anzusprechen. Faure (Buddhismus, 1997, S. 6) spre- religiösen Landschaft der modernen Es liegt auf der Hand, daß beim Ver- chen von »vielen Buddhismen« anstatt Industrienationen zu bieten. Rein äu- fassen eines 70seitigen, zweisprachi- von einem Buddhismus –, wäre zu- ßerlich fällt an dem vorliegenden gen und illustrierten Buches im For- mindest ein Hinweis darauf ange- Büchlein auf, daß es, wie alle anderen mat von 11,5 x 16,5 cm, das sich zu- bracht gewesen, daß dieser angeblich in der Reihe, zweisprachig ist. Der dem nicht an ein wissenschaftliches kleinste gemeinsame Nenner aller deutsche Ursprungstext wurde durch- Publikum wendet, Zurückhaltung bei »Buddhismen« nicht unbedingt für gehend in einer zweiten Spalte typo- der Auseinandersetzung mit Proble- alle Buddhisten zentrale Bedeutung graphisch abgesetzt in einer engli- men der Buddhismus-Forschung an- besitzt. Auch finde ich die Überset- schen Übersetzung (von Kabita Rump) gebracht ist. Immerhin gibt Baumann zung »Ethik« (S. 15) für »4ila« (besser wiedergegeben. Durch seine Zwei- zu erkennen, daß die Frage nach den »Sittsamkeit«, »Züchtigkeit«) nicht sprachigkeit schrumpft der Inhalt des Lebensdaten des Buddha noch immer besonders gelungen, trägt sie doch Bandes natürlich noch einmal auf die ungeklärt ist. Ein Hinweis darauf, daß dazu bei, das Klischee von einer Re- Hälfte zusammen; die zahlreichen Ab- die klassische Buddha-Vita (die »vier ligion zu verfestigen, die angeblich bildungen – viele vom Autor selbst fo- Ausfahrten«, Beginn des Asketenle- mehr auf Einsicht und allgemeine tografiert – haben den gleichen Effekt. bens mit 29, Erleuchtung mit 35 etc.) ethische Gesinnung baue, als auf klare Warum der Herausgeber sich dafür dem Bereich der Hagiographie zuzu- Regeln, Gebote und Verbote. Zwar entschied, den Text zweisprachig zu ordnen ist und eher ein religiöses Pro- werden die für Kleriker wie Laien veröffentlichen, bleibt das Geheimnis gramm als »historische Wirklichkeit« geltenden fünf Hauptgebote »nicht zu der Herausgeber. Es ist nicht davon wiederspiegelt, hätte dennoch nicht töten, nicht zu stehlen, unzulässige se- auszugehen, daß das Buch über den geschadet. Auch die Behauptung, die xuelle Beziehungen zu unterlassen, deutschen Sprachraum hinaus Verbrei- »Reden Buddhas wurden […] münd- nicht zu lügen und keine berauschen- tung finden wird. Vielleicht wollten lich überliefert und 300 bis 400 Jahre den Mittel zu sich zu nehmen« (S. 17) die Verantwortlichen den in Deutsch- später in Pali, später auch in Sanskrit, nachfolgend eben als solche ausge- land lebenden Buddhisten nicht-deut- niedergeschrieben« (S. 11), stellt eine wiesen; mit der Formulierung »Bud- scher Herkunft – die ja auch Gegen- unnötige Verkürzung dar, denn die dhisten versprechen, sich zu bemü- stand der Darstellung sind –, die Mög- Tatsache, daß der erste vollständig er- hen« die Gebote einzuhalten, wird lichkeit geben, das, was hier über ihre haltene Kanon des Buddhismus in Pali aber wiederum suggeriert, es handle Religion gesagt wird, verstehen zu verfaßt wurde, bedeutet nicht not- sich hier lediglich um mehr oder min- können. Ein lobenswerter Ansatz! wendig, daß die ersten Texte in Pali der unverbindliche Empfehlungen. Zum anderen mag die Übersetzung verfaßt wurden.1 Ein unnötiger und Noch deutlicher vertritt der Autor des Textes ins Englische den Zweck etwas peinlicher Fehler ist ebenfalls diese Interpretation der Regeln, die verfolgen, deutsche Leser mit einem auf Seite 11 enthalten: hier wird eine keine Gebote seien, deren Mißachtung englischen