Der Kreis in Eigener Sache 58
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Oktober 2014 | Nr. 272 | € 7,50 ISSN 2197-6007 DER Zeitschrift des Ārya KREIS Maitreya Maṇḍala Inhaltsverzeichnis Editorial 3 Angela Schmitt Kontemplationen. Bilder aus der Stille - Bilder in die Stille 4 Renate Huf Tārā 7 Volker Zotz Schatten, Koloss, Gartenzwerg: Metamorphosen der Gestalt des Buddha 12 Angela Schmitt Meditationsbilder von Lama Anagarika Govinda. Möglichkeiten Meditativer Betrachtung 25 Historische Perspektiven • Zum 100. Geburtstag Rosemarie Codellis 36 Rita Neumaier Ein bisschen Rilke und Karl Kraus. Die Erinnerungen an Rosemarie Codelli führen in eine große Vergangenheit 36 Manuela Steer Lebensdaten Rosemarie Codelli von Codellisberg 42 Manuela Steer | Renate Huf | Angela Schmitt Erinnerungen an Rosemarie 45 Heinz Pusitz szenenwechsel • ego • Essenale 48 Meldungen 51 Publikationen 57 Der Kreis in eigener Sache 58 Impressum Der Kreis - Zeitschrift des Ārya Maitreya Maṇḍala gegründet 1956 von Hans-Ulrich Rieker und Wilhelm A. Rink Herausgeber: Armin Gottmann | Redaktion: Birgit Zotz Autoren der Ausgabe 272: Renate Huf, Rita Neumaier, Heinz Pusitz, Angela Schmitt, Manuela Steer, Volker Zotz Beiträge müssen nicht die Auffassung von Herausgeber und Redaktion wiedergeben. Bildnachweis: Wenn nicht anders angegeben © Lama und Li Gotami Govinda Stiftung Titelbild: „Koan“ Collage von Angela Schmitt 2009. © Angela Schmitt Verlags- und Redaktionsanschrift: Der Kreis, Lama und Li Gotami Govinda Stiftung, Stückelhäldenstraße 9, D-75175 Pforzheim | E-Mail: [email protected] © 2014 Lama und Li Gotami Govinda Stiftung | ISSN 2197-6007 Spenden für Der Kreis an: Lama Govinda Stiftung, Commerzbank Deggendorf Konto: IBAN: DE65741800090739081600 | BIC: COBADEFF977 Editorial n ihrer 272. Ausgabe ist unsere Zeit- Prozess in einen Prozess künstlerischer schrift dem Thema Kunst gewidmet. Materialisierung“ um, was voraussetzt, Aber warum wurde der Begriff nicht „dass der Künstler jenen intuitiven Zu- aufs Cover gedruckt? Zu banal, stand vorweg selbst erreicht hat.“1 dachten wir. Außerdem sollte Angela Eine Künstlerin, die diese Vorausset- ISchmitts Collage „Koan“ nicht durch ei- zung erfüllte, war Rosemarie Codelli, die nen Schriftzug zum alltäglichen Layout- mit Hingabe spirituelle Werke mit christli- Element verkommen. Womit wir beim chen wie buddhistischen Motiven schuf. Kern der Frage sind: Was ist Kunst? Anlässlich des 100. Geburtstags der Eine nachhaltige Diskussion um diesen Bildhauerin und Yogalehrerin sind ihrem Begriff provozierte Marcel Duchamp, Leben und Wirken die Historischen Per- als er in New York 1917 ein von ihm si- spektiven gewidmet. Sie inspirierte vie- gniertes handelsübliches Pissoirbecken le Schülerinnen nachhaltig - mit Angela unter dem Titel „Fountain“ als Skulptur Schmitt, Renate Huf und Manuela Steer für eine Ausstellung einreichte. Der da- auch drei Autorinnen dieser Ausgabe. mit ausgelöste Skandal erschütterte die bürgerliche Auffassung von Ästhetik, Beiträge dieses Heftes widmen sich Tārā weil Duchamp sich nicht nur einer „Pro- und Meditationsbildern Anagarika Govin- fanierung“ der Kunst schuldig machte, das. „Schatten, Koloss, Gartenzwerg“ sondern auch ausstellte, was man lieber überschreibt Volker Zotz Gedanken zur verdrängte: ein Symbol für Körperlich- Gestalt des Buddha. keit, Entblößung und Ausscheidung. Der Schriftsteller und Anthropologe Während Duchamp provozierende All- Heinz Pusitz hat mit seinem Visual ego tagsgegenstände zur Kunst erklärte, wa- und dem Text „Essenale“ den szenen- ren es für Anagarika Govinda innere Er- wechsel gestaltet: „Öfter schon wollte lebnisse, die er durch seine Bilder nach ER. Sich mit diesem beschäftigen. Jetzt außen trug. Er kehrte „den meditativen hat ER. Es einmal getan. Getan.“ Birgit Zotz 1 Lama Anagarika Govinda: Schöpferische Meditation und multidimensionales Bewusstsein. Freiburg im Breisgau 1977, S. 180 Oktober 2014 | 3 Angela Schmitt war Schülerin von Rosemarie Codelli. Sie unterrichtete unter anderem Kunst, evangelische Religion und Ethik. Heute arbeitet sie künstlerisch und schreibt über Kunst und Religion. Ihr folgender Text reflektiert die Arbeit an ihren Collagen. Das Cover dieser Ausgabe von Der Kreis zeigt die 2009 entstandene Collage Koan. (red) Kontemplationen Bilder aus der Stille - Bilder in die Stille ANGELA SCHMITT ontemplation ist laut Duden Nicht aber sind diese Collagen eine Be- „Beschaulichkeit“ und „Ver- schäftigung mit „Werk und Wort Gottes sunkenheit in Werk und Wort oder einer Gottheit“. Gottes oder einer Gottheit un- Bei intensiver innerer Arbeit an geistigen, Kter Ausschaltung allen Wollens (Rel.).“ spirituellen Themen können sich ruhige Eine Vertiefung, eine „Versunkenheit“, und bewegte Bilder oder Gefühle, Ah- dies trifft auf den Entstehungsprozess nungen von ihnen in einem „Heureka - dieser Werke zu, auch die „Ausschaltung Erlebnis“ zeigen. allen Wollens“ bei der Arbeit. Dieses Der Schaffende „weiß“ dann genau, dass „Ausschalten allen Wollens“ und auch dies die Lösung eines Problems ist, mit das Zurückstellen gedanklicher Überle- dem er sich zuvor kognitiv und emotional gungen beim Schaffen können einen Zu- intensiv auseinandergesetzt hatte. Auf griff auf die Intuition ermöglichen. diese Weise kann beim künstlerischen 4 | Der Kreis 272 Interessiert, wie es weiter geht? Weiterlesen können Sie in Der Kreis Nr. 272 zum Thema KUNST zu bestellen unter: [email protected] 58 Seiten | € 7,50 Oktober 2014 | 5 Tārā R E N A T E H U F ārā ist der populärste und zu- gleich bedeutendste weibliche Bodhisattva des Mahāyāna- Renate Huf M. A., Kunsthistorike- und Vajrayāna-Buddhismus.1 rin und Montessori-Heilpädagogin, Das zentrale Konzept der Tārā ist die studierte Indische Kunstgeschichte, TMutterschaft. Sie wird in der tibeti- Indische Philologie sowie Geschich- schen und Sanskritliteratur und Gebe- te und Gesellschaft Südasiens in ten als „Mutter“ (mātā), „liebende Mut- ter“ (byams-pa´i yum), „höchste Mutter“ Berlin. Schwerpunkte ihrer Interes- (mchog gi ma), „einzige Mutter“ (yum- sen liegen bei den religiösen Kult- gcig), „Mutter der Welt“ (loka-mātā) plastiken des Himalaja-Raums und und „universelle Mutter“ (viṥva-mātā) tantrischen Meditationsformen des 2 bezeichnet. Ihre Natur ist zugleich un- Vajrayāna sowie dem Yoginī-Kult. endliche Liebe (maitrī), umfassendes Sie durchlief eine Yoga-Ausbildung Mitgefühl (karuṇa), vollendente Tatkraft und transzendente Weisheit. bei Rosemarie Codelli von Codel- lisberg und ist Vajrācārya des Ārya Wie jeder der Boddhisattvas der letzten Verwirklichungsstufe ist sie auf drei ver- Maitreya Maṇḍala. Als Pädagogin schiedenen Ebenen erlebbar: führte sie Projekte mit Haṭha-Yoga S als personale Wesenheit, die dem für Kinder durch. Veröffentlichungen Gläubigen in Not, Gefahr und spiritueller u. a.: Avalokiteśvara-Bronzen in Entwicklung beizustehen vermag, der Kunst des westlichen Himālaya S als eine überpersönliche Kraft im Uni- (Berlin 2005); „Das Bodhisattva- versum (wie jeder der großen Bodhisatt- Ideal des Mahāyāna“ (Der Kreis vas – Mahāsattvas), 253/254); „Ursprung und Kultur der S als jene weiblich – mütterlich – spiri- Yoginī-Verehrung in Indien“ (Der tuelle Kraft im eigenen Herzen, die uns Kreis 264). ermöglicht, anteilnehmendes Leben in Oktober 2014 | 7 Interessiert, wie es weiter geht? Weiterlesen können Sie in Der Kreis Nr. 272 zum Thema KUNST zu bestellen unter: [email protected] 58 Seiten | € 7,50 8 | Der Kreis 272 Schatten • Koloss • Gartenzwerg Metamorphosen der Gestalt des Buddha Volker Zotz „Nachdem Buddha tot war, zeigte man noch Jahrhunderte lang seinen Schatten in einer Höhle - einen ungeheuren schauerlichen Schatten.“ Friederich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft § 108 ichts wird so eng mit „Bud- Erinnerten sich seine Schüler nach dhismus“ assoziiert wie Bil- Gautamas Tod an dessen Größe, ging der seines Stifters. Schon im es wohl kaum um die physische Ge- 13. Jahrhundert bewunderte stalt. „Wie Stricke einen alten Karren NMarco Polo in Asien Statuen des Buddha, zusammenhalten, wird auch mein Kör- „meisterhaft gefertigt“ aus Holz, Lehm per von Stricken zusammengehalten,“ und Stein, vergoldet und oft von gewal- kommentierte der hinfällige Greis dem tiger Größe.1 „Buddhas Bild als eines in Mahāparinibbānasutta zufolge seinen stiller Betrachtung dasitzenden Mannes Zustand.3 Dieser Anblick eines Mannes, wurde überall aufgestellt,“ schrieb der der sich zuletzt nur mit Hilfe von Stütz- Theologe Leberecht Uhlich im 19. Jahr- bandagen bewegte, inspirierte keine hundert.2 Bezog er sich damals auf Län- Heldendenkmäler. Zeitgenossen und fol- der Asiens, gilt das Wort überall inzwi- gende Generationen beeindruckte nicht schen buchstäblich, nachdem zahllose das Leibliche an Gautama, sondern die Figuren des Buddha in die guten Stuben von Haften und Jammern freie Haltung, des Abendlands einzogen. in der er dessen Verfall erlebte: „Wie Die heute in Ost und West vertraute Er- könnte es sein, dass Entstandenes, Ge- scheinung des in Betrachtung Sitzenden wordenes nicht zerfiele?“ ist keinesfalls so selbstverständlich, wie Als Jahrhunderte später eine buddhisti- seine Allgegenwart suggeriert. Dass sche Kunst aufkam, war die Erinnerung ein vermeintliches Bild vom Körper des an den wirklichen Mann längst verblasst. Gründers einmal zu dem Symbol des Man erzählte von einem Übermenschen, Buddhismus würde, wäre in den ersten der durch die Luft flog, übers Wasser wan- Jahrhunderten unvorstellbar gewesen. delte und an den Sohlen Male in Form 12 | Der Kreis 272 eines tausendspeichigen Rades trug. Künstler stellten dieses Wunderwesen nicht anthropomorph dar, sondern durch