Plenarprotokoll 16/224

Deutscher

Stenografischer Bericht

224. Sitzung

Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

Inhalt:

Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- – Zweite und dritte Beratung des vom neten , Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- (Wiesloch) und Dr. Uschi Eid ...... 24543 A nes Gesetzes zur Regelung von Ab- sprachen im Strafverfahren Begrüßung der neuen Abgeordneten (Drucksachen 16/4197, 16/13095) . . . 24546 C Dr. Erika Ober ...... 24543 B c) – Zweite und dritte Beratung des von der Wahl des Abgeordneten Christoph Waitz als Bundesregierung eingebrachten Ent- stellvertretendes Mitglied des Stiftungsrates wurfs eines Gesetzes zur Verfolgung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur . . . . . 24543 B der Vorbereitung von schweren staats- Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- gefährdenden Gewalttaten nung ...... 24543 C (Drucksachen 16/12428, 16/13145) . . 24546 C Absetzung der Tagesordnungspunkte 8, 20 – Zweite und dritte Beratung des von und 30 ...... 24545 C den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Ge- Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 24545 D setzes zur Verfolgung der Vorberei- tung von schweren staatsgefährden- den Gewalttaten Tagesordnungspunkt 4: (Drucksachen 16/11735, 16/13145) . . 24546 D a) Zweite und dritte Beratung des von der – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesregierung eingebrachten Entwurfs Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- eines … Gesetzes zur Änderung des nes Gesetzes zur Bekämpfung des Strafgesetzbuches – Strafzumessung bei Aufenthalts in terroristischen Aus- Aufklärungs- und Präventionshilfe (… bildungslagern (… StrÄndG) StrÄndG) (Drucksachen 16/7958, 16/13145) . . . 24546 D (Drucksachen 16/6268, 16/13094) ...... 24546 B d) – Zweite und dritte Beratung des vom b) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- Bundesregierung eingebrachten Ent- nes Zweiten Gesetzes zur Änderung wurfs eines Gesetzes zur Regelung des Gesetzes über die Entschädi- der Verständigung im Strafverfah- gung für Strafverfolgungsmaßnah- ren men (Drucksachen 16/12310, 16/13095) . . 24546 B (Drucksachen 16/12321, 16/13096) . . 24547 A – Zweite und dritte Beratung des von – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der den Abgeordneten , SPD eingebrachten Entwurfs eines (Köln), , Gesetzes zur Regelung der Verstän- weiteren Abgeordneten und der Frak- digung im Strafverfahren tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein- (Drucksachen 16/11736, 16/13095) . . 24546 C gebrachten Entwurfs eines Gesetzes II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

zur Änderung des Gesetzes über die Entwurfs eines Gesetzes zur Schließung Entschädigung für Strafverfolgungs- kreditwirtschaftlicher Aufsichtslücken maßnahmen (Drucksache 16/12884) ...... 24572 A (Drucksachen 16/11434, 16/13096) . . 24547 A c) Erste Beratung des von den Abgeordneten e) Beschlussempfehlung und Bericht des , Dr. h. c. Jürgen Koppelin, Rechtsausschusses zu dem Antrag der Ab- , weiteren Abgeordneten und geordneten Jörg van Essen, Mechthild der Fraktion der FDP eingebrachten Ent- Dyckmans, , weiterer Ab- wurfs eines Gesetzes zur Verbesserung geordneter und der Fraktion der FDP: An- der parlamentarischen Kontrolle von gemessene Haftentschädigung für Justiz- Maßnahmen zur Finanzmarktstabilisie- opfer sicherstellen rung (Drucksachen 16/10614, 16/13096) . . . . . 24547 A (Drucksache 16/12885) ...... 24572 A f) Zweite und dritte Beratung des von der d) Erste Beratung des von den Abgeordneten Bundesregierung eingebrachten Entwurfs Rainer Brüderle, Florian Toncar, Frank eines Gesetzes zur Änderung des Unter- Schäffler, weiteren Abgeordneten und der suchungshaftrechts Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs (Drucksachen 16/11644, 16/13097) . . . . . 24547 B eines Gesetzes gegen Enteignungen (Drucksache 16/12904) ...... 24572 B , Bundesministerin BMJ ...... 24547 C e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Florian Toncar, Frank Schäffler, Jens Jörg van Essen (FDP) ...... 24549 A Ackermann, weiteren Abgeordneten und Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) ...... 24551 C der Fraktion der FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Stärkung der (DIE LINKE) ...... 24554 C Wettbewerbskonformität von Maßnah- men zur Stabilisierung des Finanz- Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ marktes DIE GRÜNEN) ...... 24555 C (Drucksache 16/12996) ...... 24572 B Dr. Carl-Christian Dressel (SPD) ...... 24555 D f) Zweite und dritte Beratung des von den Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) Abgeordneten Otto Fricke, Rainer Brüderle, (CDU/CSU) ...... 24556 D Jens Ackermann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Dr. (SPD) ...... 24558 C Entwurfs eines Gesetzes zur Abschaf- Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ fung der Sozialisierung DIE GRÜNEN) ...... 24560 A (Drucksachen 16/3301, 16/7729) ...... 24572 C Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) g) Beschlussempfehlung und Bericht des (CDU/CSU) ...... 24561 A Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Nešković (DIE LINKE) ...... 24563 C , Rainer Brüderle, Ulrike Flach, Dr. (SPD) ...... 24565 A weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mittelstandsförderung sichern – (CDU/CSU) ...... 24566 C ERP-Vermögen aus der KfW-Banken- gruppe herauslösen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ (Drucksachen 16/8928, 16/11630) ...... 24572 C DIE GRÜNEN) ...... 24567 B (Erfurt) (SPD) ...... 24572 D Joachim Stünker (SPD) ...... 24568 C Florian Toncar (FDP) ...... 24574 B Steffen Kampeter (CDU/CSU) ...... 24575 C Tagesordnungspunkt 5: Otto Fricke (FDP) ...... 24576 D a) Erste Beratung des von den Fraktionen der Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) ...... 24577 B CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortent- (BÜNDNIS 90/ wicklung der Finanzmarktstabilisie- DIE GRÜNEN) ...... 24579 A rung , Parl. Staatssekretär (Drucksache 16/13156) ...... 24572 A BMF ...... 24580 C b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Carl-Ludwig Thiele (FDP) ...... 24582 A Dr. h. c. Jürgen Koppelin, Frank Schäffler, (Weiden) (CDU/CSU) . . . . 24582 D Jens Ackermann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . 24584 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009 III

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) ...... 24584 C derung des Weingesetzes (Drucksache 16/13158) ...... 24588 C (CDU/CSU) ...... 24586 A j) Antrag der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), , Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Tagesordnungspunkt 46: Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- Bleihaltige Jagdmunition verbieten rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- (Drucksache 16/13173) ...... 24588 C zes zur Bekämpfung der Steuerhinterzie- k) Antrag der Abgeordneten Jan Mücke, hung (Steuerhinterziehungsbekämpfungs- Hans-Michael Goldmann, gesetz) (Bayreuth), weiterer Abgeordneter und (Drucksache 16/13106) ...... 24587 D der Fraktion der FDP: Rechte der Flug- b) Erste Beratung des von der Bundesregie- gäste stärken rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- (Drucksache 16/12997) ...... 24588 C zes zur Bekämpfung der Kinderporno- graphie in Kommunikationsnetzen l) Unterrichtung durch die Bundesregierung: (Drucksache 16/13125) ...... 24587 D Strategie der Bundesregierung zur Inter- nationalisierung von Wissenschaft und c) Erste Beratung des von der Bundesregie- Forschung – Deutschlands Rolle in der rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- globalen Wissensgesellschaft stärken zes über die Akkreditierungsstelle (Ak- (Drucksache 16/8338) ...... 24588 D kreditierungsstellengesetz – AkkStelleG) (Drucksache 16/13126) ...... 24587 D m) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Masterplan Güterverkehr und Logistik d) Erste Beratung des von der Bundesregie- (Drucksache 16/10049) ...... 24588 D rung eingebrachten Entwurfs eines Fünf- ten Gesetzes zur Änderung des Straßen- n) Unterrichtung durch die Bundesregierung: verkehrsgesetzes Hauptgutachten 2007 des Wissenschaft- (Drucksache 16/13108) ...... 24588 A lichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen „Welt e) Erste Beratung des von der Bundesregie- im Wandel – Sicherheitsrisiko Klima- rung eingebrachten Entwurfs eines Sechs- wandel“ ten Gesetzes zur Änderung des Straßen- und verkehrsgesetzes Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 16/13109) ...... 24588 A (Drucksache 16/11600) ...... 24589 A f) Erste Beratung des von der Bundesregie- o) Unterrichtung durch den Deutschen Ethik- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- rat: Jahresbericht 2008 zes zu den Beschlüssen vom (Drucksache 16/12510) ...... 24589 A 24. September 2004 zur Änderung des Rotterdamer Übereinkommens vom 10. September 1998 über das Verfahren der vorherigen Zustimmung nach In- Zusatztagesordnungspunkt 2: kenntnissetzung für bestimmte gefährli- a) Erste Beratung des von der Bundesregie- che Chemikalien sowie Pflanzenschutz- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- und Schädlingsbekämpfungsmittel im zes zu der Änderung des Übereinkom- internationalen Handel mens vom 25. Juni 1998 über den Zugang (Drucksache 16/13110) ...... 24588 A zu Informationen, die Öffentlichkeitsbe- g) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- teiligung an Entscheidungsverfahren und brachten Entwurfs eines Gesetzes zur den Zugang zu Gerichten in Umweltan- Durchführung gemeinschaftsrechtlicher gelegenheiten (Erstes Åarhus-Änderungs- Vorschriften über das Schulobstpro- Übereinkommen) gramm (Schulobstgesetz – SchulObG) (Drucksache 16/13115) ...... 24589 B (Drucksache 16/13111) ...... 24588 B b) Erste Beratung des von den Fraktionen der h) Erste Beratung des von der Bundesregie- CDU/CSU und der SPD eingebrachten rung eingebrachten Entwurfs eines Vier- Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung ten Gesetzes zur Änderung des Rind- des Gesetzes über die Sicherung der fleischetikettierungsgesetzes Bauforderungen (Drucksache 16/13112) ...... 24588 B (Drucksache 16/13159) ...... 24589 B i) Erste Beratung des von den Fraktionen der c) Erste Beratung des von den Abgeordneten CDU/CSU und der SPD eingebrachten Hartfrid Wolff (Rems-Murr), Gisela Piltz, Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Än- Dr. , weiteren Abgeordneten 24572 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

Präsident Dr. (A) Damit können wir diesen umfangreichen Tagesord- f) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord- (C) nungspunkt abschließen. Ich bedanke mich für die Mit- neten Otto Fricke, Rainer Brüderle, Jens Ackermann, wirkung. weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ab- Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a bis 5 g auf: schaffung der Sozialisierung a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/ – Drucksache 16/3301 – CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung der Finanz- Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus- marktstabilisierung ses für Wirtschaft und Technologie (9. Aus- – Drucksache 16/13156 – schuss) Überweisungsvorschlag: – Drucksache 16/7729 – Haushaltsausschuss (f) Rechtsausschuss Berichterstattung: Finanzausschuss Abgeordneter Philipp Mißfelder Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union g) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech- b) Erste Beratung des von den Abgeordneten nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge- Dr. h. c. Jürgen Koppelin, Frank Schäffler, Jens ordneten Martin Zeil, Rainer Brüderle, Ulrike Ackermann, weiteren Abgeordneten und der Flach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines der FDP Gesetzes zur Schließung kreditwirtschaftli- cher Aufsichtslücken Mittelstandsförderung sichern – ERP-Vermö- gen aus der KfW-Bankengruppe herauslösen – Drucksache 16/12884 – Überweisungsvorschlag: – Drucksachen 16/8928, 16/11630 – Finanzausschuss (f) Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Herbert Schui c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Flo- rian Toncar, Dr. h. c. Jürgen Koppelin, Otto Fri- Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll diese cke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der Aussprache eine Stunde dauern. – Ich sehe dazu keinen FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Widerspruch. Dann können wir das so vereinbaren. Verbesserung der parlamentarischen Kon- (B) Ich eröffne die Aussprache und erteile mit der Bitte, (D) trolle von Maßnahmen zur Finanzmarktstabi- dass diejenigen, die diesem Tagesordnungspunkt nicht lisierung mehr folgen können oder wollen, ihre Gespräche außer- – Drucksache 16/12885 – halb des Plenarsaals fortsetzen, als erstem Redner dem Überweisungsvorschlag: Kollegen Carsten Schneider für die SPD-Fraktion das Haushaltsausschuss (f) Wort. Rechtsausschuss Finanzausschuss (Beifall bei der SPD) d) Erste Beratung des von den Abgeordneten Rainer Brüderle, Florian Toncar, Frank Schäffler, weite- Carsten Schneider (Erfurt) (SPD): ren Abgeordneten und der Fraktion der FDP ein- Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und gebrachten Entwurfs eines Gesetzes gegen Ent- Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Rhein- eignungen land und das Oderbruch haben etwas Leidvolles gemein- sam. Jedes Jahr aufs Neue besteht die Gefahr eines – Drucksache 16/12904 – Hochwassers. Das ist prinzipiell bekannt. Deswegen gibt Überweisungsvorschlag: es dort Dämme, Überflutungsgebiete, ausreichend Sand- Finanzausschuss (f) säcke und einen gut vorbereiteten Katastrophenschutz. Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f) Trotzdem kann es zu Hochwasserkatastrophen kommen. Rechtsausschuss Haushaltsausschuss Die erste Pflicht des Staates ist es dann, den Betroffenen Federführung strittig mit allen Kräften rasch und effektiv zu helfen. Dafür ist er da, und daran zweifelt hoffentlich niemand. e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Flo- rian Toncar, Frank Schäffler, Jens Ackermann, Die internationale Finanzkrise hatte mehrere Ursa- weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP chen. Die meisten waren bekannt, aber sie wurden unter- eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stär- schätzt. Es gab keine ausreichenden Dämme und keine kung der Wettbewerbskonformität von Maß- Flutungsbecken, vor allem nicht im angloamerikani- nahmen zur Stabilisierung des Finanzmarktes schen Raum. Die Dynamik und Entwicklung der Krise – Drucksache 16/12996 – aber wurden von allen stark unterschätzt. Stichworte sind: der Zusammenbruch von sechs Investmentbanken, Überweisungsvorschlag: 62 Hedgefonds, die Insolvenz von Lehman Brothers, der Haushaltsausschuss (f) Finanzausschuss Interbankenmarkt, toxische Papiere – alles Namen und Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Begriffe, die mittlerweile geläufig sind, es vor der Krise Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009 24573

Carsten Schneider (Erfurt) (A) aber wahrscheinlich nicht waren –, die Zahlungsunfähig- Wenn wir die Regelungen im Gesetzentwurf in Bezug (C) keit eines Staates, nämlich Islands, andere Staaten, die auf die Landesbanken im parlamentarischen Verfahren auf der Kippe stehen, zum Beispiel die Ukraine oder die noch ändern sollten – ich sehe dafür die Notwendigkeit, Staaten im baltischen Raum. Mit diesen Begriffen kann weil das System, so wie es jetzt ist, in seiner Struktur man die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise nicht überlebensfähig ist –, erwarte ich ein klares Kon- beschreiben, einer Finanzkrise, die auch heute noch mit zept seitens der Eigentümer und damit der Länder zu ei- ihren Auswirkungen auf das Wachstum der Wirtschaft in ner Neuaufstellung, das heißt einer Rekonstruktion des der ganzen Welt und vor allen Dingen – durch unsere Landesbankensektors. Anderenfalls wird meiner Frak- starke Exportabhängigkeit – in Deutschland zu spüren tion eine Zustimmung sehr schwerfallen oder nicht mög- ist. lich sein. Wir haben in einem ersten Schritt im Oktober des (Beifall bei der SPD) letzten Jahres mit dem Finanzmarktstabilisierungsgesetz Die Vertreter der anderen Fraktionen werden sich erste Dämme eingezogen. Sie haben gewirkt: Das Fi- zum Gesetzentwurf und zu Bad Banks ja noch äußern. nanzsystem hat sich zunächst stabilisiert. Keiner braucht Was ich bisher öffentlich von der Linken zu diesem Pro- mehr Angst um seine Spareinlagen zu haben. Der Zah- blem gehört habe, läuft darauf hinaus, dass sie eine lungsverkehr funktioniert wieder. Die Kreditversor- Staatsbank gründen und alles selber machen wollen. gung, zumindest nach den aktuellen Zahlen der Bundes- Dieses System hatten wir schon bis 1990. Das hat nicht bank, ist noch in ausreichendem Maße sichergestellt. funktioniert. Ich glaube, diesen Ansatz kann man ad acta Nichtsdestotrotz gibt es einige erkennbare Probleme legen. Das gilt auch für den Vorschlag der FDP, zu dem – darauf gehe ich noch ein –, die mit der hier vorgeleg- man sagen muss: Dort, wo die FDP nach Markt schreit, ten Novelle des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes auf- schreit der Markt nach dem Staat, zumindest nach Teil- gegriffen werden. Nicht nur toxische Wertpapiere von verstaatlichung. Banker, die eine Teilverstaatlichung for- Unternehmen sind von einem schlechten Rating betrof- dern, hätte ich mir vorher nicht vorstellen können. fen; vielmehr sind mittlerweile selbst die Kurse von Unser Ziel bleibt ein stabiler Finanzmarkt. Wir wol- Staatsanleihen gefallen. Das hat zur Folge, dass die Ei- len kein drittes oder viertes Konjunkturpaket – hier ha- genkapitalbasis der Banken zunehmend mehr einge- ben wir genügend Maßnahmen ergriffen –, sondern wir schränkt wird und damit die notwendige Kreditvergabe wollen – das ist zwingend notwendig – den Geldfluss schwieriger wird, wenn es an einer starken Eigenkapital- wieder in Gang bringen. Ich will klar sagen, dass ich unterlegung fehlt. noch Bedenken habe, ob die Regelungen in unserem Ge- Daher hat die Bundesregierung einen Entwurf vorge- setzentwurf ausreichend sind, um die Einsicht der Ban- (B) legt – wir als Fraktion übernehmen ihn und bringen ihn ker in die Notwendigkeit dieser Regelungen herbeizu- (D) heute hier ein –, der auf diese Fragen eine notwendige führen. Ich erwarte, dass das Angebot, das wir als Staat Antwort gibt. Uns als Fraktion waren dabei drei Punkte machen, angenommen wird. Ich erwarte, dass nicht wie- besonders wichtig: der Eigenkapitalrenditen von 25 Prozent hinausposaunt werden, die im Zweifel nichts weiter als Zahlen auf dem Erstens. Es soll keine zentrale Bad Bank für schlechte Papier sind, aber der Realität nicht standhalten, mit der Papiere geben, sondern jedes Institut ist für die Auslage- Folge, dass am Ende die Kreditversorgung für den Mit- rung und in letzter Konsequenz für die Verluste selbst telständler, also für den kleinen Unternehmer, aber auch verantwortlich. für den großen Unternehmer auf der Strecke bleibt. Das Zweitens. Es fließen keine weiteren Steuergelder oder kann und darf nicht sein. zusätzliche Staatsgarantien über das hinaus, was wir be- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten reits im Oktober 2008 beschlossen haben. der CDU/CSU) Drittens. Am Ende der Laufzeit dieser Zweckgesell- Dafür werden wir im parlamentarischen Verfahren zu schaften – das ist sehr technisch; umgangssprachlich sorgen haben. werden sie „Bad Banks“ genannt, man kann aber auch Rekonstruktionsbanken sagen – zahlen die Alteigentü- Die bisherigen Maßnahmen greifen durchaus. In An- mer, das heißt die Aktionäre, nicht die Steuerzahler. Das betracht des ersten Halbjahres der Maßnahmen zur ist für meine Fraktion ein entscheidender Punkt. Finanzmarktstabilisierung bleibt aber eines aufzugrei- fen: das Problem der Rekapitalisierung von Banken. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Banken brauchen Eigenkapital, um Kredite vergeben zu der CDU/CSU) können. Das Eigenkapital wird aber durch Wertberichti- gungen und die schlechtere wirtschaftliche Entwicklung Nicht nur die privaten Banken sind betroffen. Auch aufgezehrt. bei den Landesbanken gibt es erkennbare strukturelle Probleme. Ich habe manchmal den Eindruck, dass es bei An dieser Stelle sehe ich die Notwendigkeit, das den Eigentümern, in diesem Fall den Sparkassen, die das Eigenkapital der Banken deutlich aufzustocken; wir wer- Problem zum Teil erkannt haben, aber vor allen Dingen den zum gesamten Themenkomplex, unter anderem bei den Ministerpräsidenten der Länder wie mit den drei auch zu diesem Punkt, eine Anhörung durchführen. Die Affen ist: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Man Banken dürfen sich das Geld gern am Markt holen, das versucht schon seit einem Jahr, damit durchzukommen, heißt Aktien ausgeben. Sollte dies nicht möglich sein, aber das wird nicht weiter funktionieren. muss der Staat an dieser Stelle – wir haben noch beste- 24574 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

Carsten Schneider (Erfurt) (A) hende Mittel in Höhe von 60 Milliarden Euro – stärker in Deutschland immer stärker bestimmt, verlängern. Es (C) aktiv werden. Im Zweifel müssen wir – so machen es die geht darum, sicherzustellen, dass Unternehmen in Engländer und die Amerikaner – den Banken das Geld Deutschland wieder Kredite zu vernünftigen Konditio- aufdrängen, nen erhalten und dass Investitionen sowie Arbeitsplätze finanziert und gesichert werden. Dies gilt insbesondere (Beifall bei Abgeordneten der SPD) für den Mittelstand, der besonders unter der Krise leidet. damit an die Wirtschaft Kredite zu vertretbaren Kondi- (Beifall bei der FDP) tionen vergeben werden können. Die EZB senkt zwar immerzu den Leitzins, allerdings habe ich den Eindruck, Es ist zugegebenermaßen eine komplexe Aufgabe, si- dass dies bei den Unternehmen nicht so richtig an- cherzustellen, dass die Bilanzen von Banken bereinigt kommt. Auch das kann nicht sein. und gleichzeitig die Risiken für den Steuerzahler be- grenzt werden. Es ist nicht leicht, dies miteinander zu (Beifall bei der SPD) vereinbaren. Ich bin durchaus der Meinung, dass man Ich möchte noch einen Punkt ansprechen, der für diesen Gesetzentwurf schneller hätte erarbeiten können. meine Fraktion sehr wichtig ist. Der Gesetzentwurf Viele Banken haben ihre Papiere heute schon abge- greift viele unserer Bedenken auf, zum Beispiel die schrieben. Das Eigenkapital dieser Banken ist stark be- Frage: Wird der Steuerzahler belastet oder nicht? Er wird lastet, was sich in den Kreditkonditionen niederschlägt; nicht belastet. Es verbleibt aber ein Restrisiko. Das Rest- der Herr Kollege Schneider hat das soeben angespro- risiko ist die Insolvenz einer Bank. In dem Falle wür- chen. Die Leitzinsen sind niedrig, aber die Kreditkondi- den wir, als Vertreter der Bürger, auf den Kosten sitzen tionen haben sich dramatisch verschärft. All das hat mit bleiben. Das will ich nicht. Das gilt es zu verhindern, in- dem Kapitalschwund vieler Banken zu tun. Deswegen dem wir eine Restrisikoumlage einführen. Unsere Par- ist es zu spät, diesen Gesetzentwurf erst heute zu bera- tei bzw. unsere Fraktion haben sich bereits auf dem ten. Parteitag im Oktober dafür ausgesprochen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!) Jeder Finanzmarktakteur profitiert davon, wenn der Staat einen soliden Finanzmarkt garantiert: die Sparkas- Man hätte seit Ende 2008 mit Hochdruck an diesem sen, die Genossenschaften und auch die Großbanken. Es Gesetzentwurf arbeiten müssen. profitieren nicht nur diejenigen, die Mittel in Anspruch (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hätte, könnte, nehmen, sondern alle, weil Vertrauen geschaffen wird. wollte ist nicht!) Wenn eine Bank zusammenbricht, kommt es zu ei- Die ersten Experten haben sich in diesem Zeitraum (B) nem Dominoeffekt, der zu Ausfällen und Verlusten gemeldet. Es war aber vermutlich Sand im Getriebe der (D) führt. Dieses Restrisiko darf daher nicht vom Steuerzah- Koalition, der dazu geführt hat, dass es erst jetzt passiert. ler, also der Allgemeinheit, getragen werden. Es muss Es war sogar so, dass die Bundesregierung von ihren ei- eine Restrisikoumlage eingeführt werden, die von allen genen Institutionen dazu gedrängt werden musste. Die Marktteilnehmern bezahlt wird und das Restrisiko ab- Bundesbank hat angefangen, an Vorschlägen zu arbeiten, schirmt. weil nichts passiert ist. Der SoFFin, die KfW und auch (Beifall bei der SPD) die BaFin haben plötzlich angefangen, eigene Ideen zu entwickeln. Daher kann man sagen, dass dieses Vorha- Das ist systemgerecht und ordnungspolitisch sauber, was ben politisch leider zu spät angegangen worden ist. Die auch vom Bundesbankpräsidenten bestätigt wurde. Das Bundesregierung ist hier von ihren eigenen Institutionen wäre somit eine gelungene Vervollständigung des Ge- getrieben worden. Deswegen tragen Sie, meine Damen setzentwurfs. Ich hoffe, dass wir uns darauf verständigen und Herren von der Koalition, ein gutes Stück der Ver- können. antwortung für diesen Zeitverzug. Vielen Dank. Das Modell steht allen deutschen Banken offen. Aber (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten es ist kein Geheimnis, dass es einige gibt, die ganz be- der CDU/CSU) sonders darauf angewiesen sind, ihre Bilanzen bereini- gen zu können. Ich spreche von den staatlichen Banken, von den Landesbanken, die in massiven Problemen ste- Vizepräsident Dr. : cken. Dieses Gesetz ist faktisch als Rettungsanker ge- Das Wort hat jetzt der Kollege Florian Toncar von der rade für die staatlichen Banken gedacht; sie haben das FDP-Fraktion. größte Interesse daran. (Beifall bei der FDP) Aber jedem ist auch klar – der Bundesregierung eben- falls –, dass der Gesetzentwurf noch geändert werden Florian Toncar (FDP): muss, damit die Landesbanken ihre Bilanzen tatsächlich Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- bereinigen können. Er passt noch nicht so richtig auf die ren! Der heute von den Koalitionsfraktionen vorgelegte öffentlich-rechtlichen Banken. Das heißt, was heute vor- Gesetzentwurf wurde in guter Absicht erstellt. Es geht liegt, ist noch gar nicht das Konzept für diejenigen, die zu Recht darum, die Vertrauenskrise im Bankensektor die größte Hilfe brauchen, die am dringendsten Hilfe be- einzudämmen. Wenn dies nicht gelingt, wird sich die all- nötigen. Insofern besteht noch kein Grund zum Feiern; gemeine Wirtschaftskrise, die den Alltag der Menschen es ist allenfalls ein Einstieg in die Lösung des Bewer- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009 24575

Florian Toncar (A) tungs-, des Bilanzierungsproblems bei den Landesban- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: (C) ken. Das Wort hat jetzt der Kollege Steffen Kampeter von der CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der FDP) Niemand verlangt von der Bundesregierung Unmög- (Beifall bei der CDU/CSU) liches, etwa dass sie die Länder zwingt, sich insoweit vernünftiger zu verhalten und auf eine Konsolidierung Steffen Kampeter (CDU/CSU): der Landesbanken hinzuarbeiten. Ein Gesetz wie das Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und vorliegende sollte aber schon genutzt werden, um Druck Herren! Vertrauen ist ein zentraler Schlüssel zu wirt- auszuüben, um den Druck zu erhöhen, damit in die Lan- schaftlichem Wachstum. An beidem mangelt es leider in desbanken wirklich wieder Nachhaltigkeit einzieht und der deutschen Wirtschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt. ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell entwickelt wird. ( [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist leicht, Nachbarn mit starken Worten zu be- In der Großen Koalition auch!) schimpfen. Ich würde mir wünschen, dass man einmal Vertrauen wiederherzustellen, in einer befristeten Maß- dort Klartext spricht, wo die Missstände am größten nahme durch den Staat, ist das Gebot der Stunde. Wir sind: gegenüber den Ministerpräsidenten, gegenüber den müssen alles daransetzen, dass man im Finanzsystem Ländern. Sonst besteht das systemische Risiko an unse- untereinander wieder Vertrauen fasst und dass die Bür- rem eigenen Finanzplatz weiter und wird uns noch lange gerinnen und Bürger wieder Vertrauen in das finanzielle Sorgen bereiten. System fassen. (Beifall bei der FDP – Fritz Kuhn [BÜND- Wir sind angesichts der Rezession und der Finanz- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer regiert denn in krise in den vergangenen Monaten entschlossene Baden-Württemberg? Ihr regiert doch überall Schritte gegangen, um dieses Vertrauen aufzubauen. Am in den Ländern!) Anfang stand das Sparbuch. Wir erinnern uns kaum noch Die FDP wird den vorgelegten Entwurf prüfen. Wenn daran: Die Garantie der Bundeskanzlerin für die Spar- er wirksam ist, wenn damit die Probleme bei den staatli- einlagen war nicht nur finanziell wichtig; sie war auch chen Banken ernsthaft angegangen werden, werden wir ein wichtiges gesellschaftspolitisches Signal dafür, dass uns überlegen, zuzustimmen. wir uns zuvorderst um diejenigen kümmern, die ihr Er- spartes gesichert sehen wollen. Erst dann, in einem zwei- Ich möchte noch auf eine der Vorlagen der FDP ein- ten Schritt, haben wir uns unter dem Stichwort Finanz- gehen. Sicherlich sind alle sehr diskussionswürdig, aber marktstabilisierung an das herangewagt, was gemeinhin ein Gesetzentwurf ist mir ganz besonders wichtig. Es (B) als „Bankenrettung“ bezeichnet wird. (D) geht um das Thema „Parlamentarische Kontrolle“. Was die Informationspolitik der Bundesregierung angeht, so Die Bezeichnung „Bankenrettung“ führt aber ein bis- gibt es Defizite, die aus den verschiedensten Fraktionen schen vom Kern unserer Politik weg. Unsere Politik ist heraus, auch aus den Regierungsfraktionen heraus, nämlich vor allen Dingen Bürgerrettung; denn jeder ist schon heute beklagt werden. Wenn der Koalitionsent- auf ein funktionsfähiges Finanzdienstleistungssystem wurf so beschlossen wird, wenn diese Zweckgesell- angewiesen – der Handwerker, was die Bezahlung seiner schaften eingerichtet werden, dann – das muss uns klar Rechnung angeht, oder die Rentnerin bzw. der Rentner, was die Auszahlung der Rente angeht. sein – wird der Sonderfonds neben dem Bundeshaushalt noch mindestens weitere 20 Jahre bestehen; das ist ga- (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) rantiert. Er wird nicht vorher liquidiert werden können. Das heißt, mit diesem Gesetzentwurf ist die Verlänge- Diese Politik ist im Kern auch Mittelstandsförderung. rung des Sonderfonds, des zweiten Haushalts, vorpro- Insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen grammiert. Im Übrigen erhöhen sich die Risiken durch sind auf diese Dienstleistung angewiesen; ohne diese diese Garantien beträchtlich. Die Risiken bei den könnten sie nicht existieren. Deswegen ist das eine Poli- Zweckgesellschaften sind höher als die Risiken, die tik nicht nur für die großen, sondern auch für die kleinen und mittleren wirtschaftlichen Akteure, durch Garantien herkömmlicher Art bisher eingegangen worden sind. (Beifall bei der CDU/CSU) ( [CDU/CSU]: Dazu wird der und in diesem Sinne letztendlich auch eine Politik der Kollege Kampeter etwas sagen!) Arbeitsplatzsicherung. Ich glaube, dass das Parlament darauf reagieren muss. Finanzmarktstabilisierung ist Arbeitsplatzsicherung. Wir schlagen in unserem Gesetzentwurf vor, die parla- Die Große Depression in den 30er-Jahren und das damit mentarischen Kontrollrechte klarzustellen und auszu- einhergehende Bankensterben haben zu Massenarbeitslo- weiten. Dieses Anliegen sollte uns alle einen. Wir sind sigkeit geführt. Unsere Politik führt dazu, dass die Folgen an diesem Punkt gesprächsbereit, erwarten aber, dass das der Wirtschafts- und Finanzkrise gemildert werden. Von Parlament mit diesem Gesetzentwurf – damit ist die Ver- daher ist sie gelebte soziale Marktwirtschaft und in die- längerung der Laufzeit des SoFFin um mindestens sem Sinne ein guter Beitrag der unionsgeführten Bundes- 20 weitere Jahre verbunden – auch seine eigenen Mit- regierung zum wirtschaftlichen Fortkommen Deutsch- wirkungsrechte stärkt. lands. (Beifall bei der FDP) (Beifall bei der CDU/CSU) 24576 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

Steffen Kampeter (A) Wenn wir auf die letzten Wochen und Monate zurück- bei dieser Beiboot-Lösung und damit dieses Gesetzent- (C) schauen, können wir feststellen: Diese Politik ist auch wurfes. erfolgreich. Anders als in anderen Ländern ist keine ein- Kollege Schneider hat vorhin ein weiteres Problem zige Finanzinstitution in Deutschland gezwungen wor- angesprochen, ein Problem, das im Gesetzentwurf noch den, ihre Türen zu schließen. Das verloren gegangene nicht geregelt ist, aber für uns ein drängendes Problem Vertrauen der Banken untereinander wird schrittweise ist: die Landesbanken. Hierzu will ich die Position der wieder aufgebaut – für die Techniker: Der Interbanken- Unionsfraktion deutlich machen. handel kommt wieder in Gang; sein Volumen nimmt zu. Der Gesetzentwurf, den wir heute in erster Lesung bera- Landesbanken sind ein unverzichtbarer Bestandteil ten, setzt auf eine qualitative Fortentwicklung dieser not- der Mittelstandsfinanzierung. Ihre Eigentümerstruktur wendigen und erfolgreichen Politik, die im vergangenen stellt sich ja so dar: Eigentümer sind nicht nur die Län- Winterhalbjahr unter Mitwirkung des Bundestages, ins- der, sondern auch die Sparkassen. Wer die Landesban- besondere des Haushaltsausschusses, innerhalb einer ken nun aus politischen Gründen im Stich lässt, gefähr- einzigen Woche konsequent umgesetzt worden ist. det eine zentrale Säule der Kreditfinanzierung des Mittelstands und ist mitverantwortlich für eine mögliche Bei dieser Bankenpolitik gibt es zwischen folgenden Ausweitung der Arbeitslosigkeit. drei Aspekten einen inneren Zusammenhang: Es geht (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- einmal um die Stabilisierung des Bankensystems; zum neten der FDP) Zweiten geht es um den Schutz des Steuerzahlers vor Lasten, die er eigentlich nicht tragen muss; drittens geht Das ist der politische Ausgangspunkt dieser Debatte es um Wachstumsförderung. über die Landesbanken. ( [Heidelberg] [SPD]: Also, Der vorliegende Gesetzentwurf zielt im Kern darauf wer zahlt? – Weiterer Zuruf des Abg. Fritz ab, das Problem des Bilanzschrotts in den Bankbilanzen Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) zu lösen. Wie ein Krebsgeschwür hat es sich dort hinein- gefressen, das Vertrauen der Banken untereinander Außerdem möchte ich deutlich machen, dass die Bei- gefährdet und ihr Eigenkapital ausgezehrt. Dass sie des- boot-Lösung auch eine Option für die Lösung der Pro- halb immer weniger Kredite vergeben, ist nicht in unse- bleme der Landesbanken ist. Auch sie können einen Teil rem Interesse. Deshalb müssen wir dieses Problem lö- ihrer Papiere abwracken. sen. Vor allen Dingen müssen wir es besser lösen als die Es gibt aber einen weiteren Bereich, für den derzeit Amerikaner, die zwar viel Geld der Steuerzahler ausge- noch eine gesetzgeberische Lösung fehlt. Diese wollen geben haben, um diese Papiere aufzukaufen, aber kein (B) wir im Laufe dieses Verfahrens finden. Dafür wird sich (D) positives Ergebnis erzielt haben, oder als die Engländer, die Unionsfraktion einsetzen. Wir lassen den Mittelstand die die Risiken versichert haben. und die Sparkassen mit der Kreditfinanzierung nicht im Stich. Wir wollen eine Lösung innerhalb dieses Geset- Die deutsche Lösung beruht im Kern auf der Eigen- zes. tümerverantwortung; die Eigentümer der Banken haf- ten für den Bilanzschrott. Bei maximaler Schonung des (Beifall bei der CDU/CSU) Steuerzahlers geben wir den Banken die Möglichkeit, entsprechende Papiere in eine Zweckgesellschaft auszu- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: lagern. Dafür werden staatlich garantierte Papiere in die Herr Kollege Kampeter, erlauben Sie eine Zwischen- Bilanzen eingestellt. Letztendlich findet also ein Aktiv- frage des Kollegen Fricke? tausch statt. Das entspricht einem Vorschlag, den ich in die Debatte eingeführt habe, und orientiert sich am Steffen Kampeter (CDU/CSU): Grundgedanken der Ausgleichsforderung. Selbstverständlich. Zentral ist es, meine sehr verehrten Damen und Her- ren, dass der Bilanzschrott auf Dauer aus den Bilanzen Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: herausgenommen und damit das Problem gelöst wird – Bitte, Herr Fricke. fachsprachlich: Ein echter Abgang muss erfolgen. Letzt- lich tragen damit die Aktionäre über die nächsten Jahre Otto Fricke (FDP): die Verluste aus den Papieren. Das ist eine Lösung im Herr Kampeter, mir fehlt ein klares Bekenntnis. Ich Sinne der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, weil deut- stimme vollkommen zu, dass wir die Finanzierung des lich wird, wer eigentlich die Verantwortung trägt. Für Mittelstandes sichern müssen und dass hier die Sparkas- diese Lösung gibt es sehr viele englische Begriffe. Ich sen und auch die Landesbanken eine Rolle spielen. Mich halte sie für wenig zielführend. Ich möchte lieber von ei- interessiert Folgendes: Wer bleibt dann nach Meinung ner Beiboot-Lösung sprechen, und zwar in dem Sinne, der CDU/CSU in der Haftung für den Schrott, den die dass die Banken ein Beiboot zu Wasser lassen, das ihnen Landesbanken haben? Sind Sie der Meinung, dass sich zeitweilig hilft, dass das eigentliche Schiff wieder in sta- die Eigentümer aus der Haftung herausnehmen können, bile Lage kommt und Fahrt aufnehmen kann. Erst wenn indem der Steuerzahler an anderer Stelle – beispiels- die ins Beiboot ausgelagerten Probleme abgearbeitet weise über Kapitalerhöhungen – den Sparkassen hilft, sind, wird dieses von den Banken wieder eingeholt. Die oder bleibt es dabei, dass diejenigen in der Haftung sind, Eigentümerverantwortung ist also das zentrale Anliegen die bisher Eigentümer sind? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009 24577

(A) Steffen Kampeter (CDU/CSU): Sie machen immer nur so weiter. Das ist grob fahrlässi- (C) Der Grundgedanke all unserer Überlegungen zur ges Verhalten. Bankenrettung ist, dass die Eigentümer für das verant- Gerade die deutsche Politik ist in hohem Maße für die wortlich sind, was in ihren Banken passiert ist. Wenn ich weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise verantwortlich. auf die Landesbanken abziele, dann sind die Adressaten einer Lösung selbstverständlich die Eigentümer der Ban- (Beifall bei der LINKEN) ken. Sie haben die Deregulierung der Finanzmärkte massiv (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das vorangetrieben. Um einige Beispiele zu nennen: Erstens. klang aber anders!) 2004 wurden unter Rot-Grün die Hedgefonds in Deutschland zugelassen. Dass war beispielsweise im Fall von Nordrhein-West- falen der Fall, wo sich die Landschaftsverbände, das (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Nicht „die“!) Land und die Sparkassen sehr kooperativ zeigen. – Sie haben sie erstmals in gering regulierter Form zuge- lassen. (Beifall der Abg. Petra Merkel [Berlin] [SPD]) (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das gilt auch für viele andere Bereiche. Es kann keine Keine Ahnung!) Lösung geben, an der sich die Eigentümer der Landes- bank nicht beteiligen. Das ist die Position der Unions- Zweitens. Sie haben jahrelang nichts, aber auch gar fraktion. Das muss man in aller Klarheit sagen. nichts gegen Steueroasen getan. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Drittens haben Sie durch die Zulassung von Zweck- neten der SPD) gesellschaften überhaupt erst die Möglichkeit geschaf- fen, dass Banken in einer solchen Art und Weise agieren Ich will hinzufügen, Herr Kollege Fricke, dass da- konnten. durch, dass wir eine Debatte über die Landesbanken an- gefangen haben, Bewegung in die Szenerie gekommen (Beifall bei der LINKEN) ist. Heute lesen wir in den Zeitungen über das Angebot Die Bankenaufsicht, Herr Sanio, erklärte uns, dass sie der Sparkassen, enger zusammenarbeiten zu wollen. Das zum Beispiel bei der Sachsen LB Manndeckung hatten. wurde bisher immer infrage gestellt. Manche sprechen Alle waren dann völlig überrascht, dass es eine solche jetzt von einer Strukturreform. Wir als Unionsfraktion Katastrophe gab. sind für diese Debatte offen. Wir sind für das eine oder andere Reformmodell durchaus zu haben. Wenn dies so (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was soll das sein?) (B) präzise und so konkret von den Ländern, von den Eigen- (D) tümern der Landesbanken und damit auch der Sparkas- Es fragt sich, warum Landesbanken und Sparkassen sen, eingebracht wird, dann bin ich zuversichtlich, dass so agiert haben. Das ist ein zweiter großer Verantwor- die Bedenken hinsichtlich einer Lösung des Landesban- tungsbereich, dem Sie sich endlich stellen müssten. Sie kenproblems, die es noch in Teilen der SPD-Fraktion haben die Steuerbasis der Kommunen und Länder gibt, ausgeräumt werden können. Dies ist im Interesse immer weiter nach unten getrieben. Durch die Steuer- unseres Landes. Daran wollen wir als Unionsfraktion reformen ist es seit 1999 bei Kommunen und Ländern zu nicht nur mit einzelnen Regelungen, sondern mit dem massiven Steuerausfällen gekommen. Gesetzentwurf insgesamt beitragen. (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. jetzt aber richtig falsch!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Das ist die Realität. neten der FDP) (Beifall bei der LINKEN) Allein durch die im Rahmen der Unternehmensteuer- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: reform 1999/2000 durchgeführte Senkung der Körper- Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Barbara Höll von schaftsteuersätze kam es zu jährlichen Ausfällen von der Fraktion Die Linke. rund 10 Milliarden Euro für die Länder und Kommunen. (Beifall bei der LINKEN) (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist Unsinn!) Dr. Barbara Höll (DIE LINKE): Natürlich bekamen die Landesfinanzminister Dollarzei- Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! chen in den Augen wie Dagobert Duck, als sie die Mög- Nichts hören, nichts sehen, nichts oder nur die Hälfte sa- lichkeit sahen, zum Beispiel durch Gründung einer gen – so agieren Sie von der Koalition, Herr Schneider. Zweckgesellschaft in Irland hohe Renditen zu erzielen. So werden Sie kein Vertrauen schaffen; denn nur wer Sie aber haben diesen Druck erzeugt. Dem müssten Sie sich seiner Verantwortung stellt und aus seinen eigenen sich endlich stellen. Fehlern lernt, ist überhaupt befähigt, das Richtige zu tun. (Beifall bei der LINKEN – Lothar Binding (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [Heidelberg] [SPD]: Das ist wirklich falsch! [CDU/CSU]: Sagen Sie das einmal an anderer Das muss man sagen! Das hat ganz andere Stelle!) Gründe gehabt!) 24578 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

Dr. Barbara Höll (A) Wenn man sich vor Augen hält, dass der Anteil der Lan- Zweitens. Die EZB hat den Leitzins kontinuierlich (C) desbanken und anderer deutscher Banken wie zum gesenkt; er liegt derzeit bei 1 Prozent. Was tun die Ban- Beispiel der Dresdner Bank an den Hochzins-/Hochrisi- ken? Geben sie die Zinssenkung an die Wirtschaft, an kofinanzinstrumenten in den USA 2007 – zu einem Zeit- die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die punkt, als sich amerikanische Banken aus diesem Kredite brauchen, weiter? Nein. Die Kreditzinsen für Geschäft schon wieder schrittweise zurückzogen – 15 Pro- Unternehmen liegen derzeit bei 6 bis 7 Prozent, und der zent betrug, erkennt man: In Erwartung hoher Renditen Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken hat investierten deutsche Unternehmen in die risikoreichsten vor kurzem verkündet, dass sie absehbar noch steigen und zweifelhaftesten Adressen der Wall Street. Die werden. Die Banken geben die Senkung des Leitzinses Realität ist: Sie haben sie dorthin getrieben. also nicht weiter. Das ist nicht hinnehmbar. (Beifall bei der LINKEN – Lachen bei Abge- (Beifall bei der LINKEN) ordneten der SPD – Zuruf von der SPD: Mär- chenstunde!) Drittens. Der Handel mit toxischen und faulen Papie- ren läuft weiter. Letztendlich tun Sie nichts dagegen. Ihr Herr Steinbrück erklärte noch im September 2008: Agieren bei der Commerzbank spricht eine eindeutige Die Krise ist eine amerikanische und wird uns nicht so Sprache. Wir als Linke haben Sie gefragt – ich zitiere interessieren. Frau Merkel verkündet jetzt: Aus der Krise aus unserer Kleinen Anfrage –: werden wir gestärkt hervorgehen. – Wie denn, wenn Sie nicht bereit sind, aus Ihren Fehlern zu lernen? Werden sich die Vertreter der Bundesregierung im Aufsichtsrat dafür einsetzen, die Aktivitäten der Jetzt muss eine Stärkung des Kreditsektors das Ziel Bank hinsichtlich der unter den Fragen 8 und 9 be- sein, um ihn überhaupt wieder funktionsfähig zu ma- nannten Themen kritisch zu überprüfen und ggf. zu chen. Die Firmen klagen über extreme Schwierigkeiten korrigieren? bei der Kreditversorgung. Ein aktuelles Beispiel ist Karstadt; Karstadt hat Schwierigkeiten, überhaupt eine Es geht dabei um Steuerhinterziehung, um das Agieren Kreditlinie zu bekommen. Es braucht eine Klärung der der Commerzbank Eigenkapitalprobleme der Banken; denn die toxischen in verschiedenen Steueroasen, so zum Beispiel An- Papiere fressen die Eigenkapitalbasis der Banken auf, dorra, den Cayman-Inseln, Liechtenstein, Luxem- sodass sie keine Kredite mehr vergeben können. Aber burg, Malta und Singapur. wie kann man verhindern, dass am Ende die Steuerzah- lerinnen und Steuerzahler dafür zahlen müssen? Legen Was antwortet die Regierung? die Banken endlich offen, welche toxischen Papiere ihre Die auf Veranlassung des Bundes gewählten oder (B) Bilanzen belasten? Sind Sie, meine Damen und Herren (D) entsandten Aufsichtsratsmitglieder erfüllen ihre von der Koalition, bereit, die Finanzmärkte zu regulie- Aufgabe im Rahmen der einschlägigen Vorschriften ren? Wenn man sich ansieht, was Regierungskoalition und im Interesse des Unternehmens. und Regierung machen, muss man leider sagen: Getan wird viel zu wenig, fast nichts. Auch das heute vorge- Ich dachte, die sollen die Interessen der Bürgerinnen und legte Modell ist eine Mogelpackung. Bürger vertreten und nicht die Interessen des Unterneh- mens. (Beifall bei der LINKEN) Erstens. Wir werden mit einer Teillösung nicht wei- (Beifall bei der LINKEN) terkommen. Eine Teillösung schafft nicht automatisch Wir sagen Ihnen: Was Sie uns vorgelegt haben, wird Vertrauen; denn es bleibt ein Rest in den Bilanzen. Wir die Krise nicht beheben. Es werden nur Teillösungen an- wissen noch immer nicht, wie groß dieser Rest ist. Einen gestrebt; das funktioniert nicht. Wir haben Ihnen viele Zwang zur Offenlegung, welche toxischen Papiere die Dinge, die jetzt passiert sind, vorausgesagt; doch Sie Bilanzen belasten, gibt es nicht; das wird den Banken wollten nicht hören. Es wäre jetzt an der Zeit, dass Sie überlassen. Jeder, der staatliche Unterstützung wie die Ohren öffnen, um zu hören, nachdenken und dann Hartz IV beziehen will, muss sich de facto vor dem Amt entsprechend agieren. ausziehen. Die Banken bekommen Garantien und Geld, ohne dass von ihnen Derartiges verlangt wird. Es ist eine Das schwedische Modell hat gezeigt, dass es funktio- Unverschämtheit, wie Sie mit dem Vertrauen der Bürge- nieren kann. Aber es hat nur funktioniert, weil die Ban- rinnen und Bürger umgehen. ken verstaatlicht wurden. (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter (Beifall bei der LINKEN) [CDU/CSU]: Das ist doch Blödsinn! – Bartho- Nur dadurch, dass die systemrelevanten Großbanken lomäus Kalb [CDU/CSU]: Was Sie da betrei- verstaatlicht werden, ist überhaupt eine demokratische ben, ist Volksverdummung! – Eduard Oswald Kontrolle möglich. [CDU/CSU]: Eine demagogische Wahlkampf- rede! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: (Rita Pawelski [CDU/CSU]: Da sind Sie ja Das macht einen sprachlos!) sehr erfolgreich gewesen!) Ein Zwang zur Offenlegung ist notwendig. Wir können Nur so wird es gelingen, dass die Banken ihre Geschäfts- die Bewertung der Papiere doch nicht den Banken über- tätigkeit auf das zurückführen, wofür sie gegründet wur- lassen. Das ist doch wohl unsere Pflicht und Aufgabe. den: Abwicklung des Zahlungsverkehrs, Verwaltung der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009 24579

Dr. Barbara Höll (A) Einlagen und Sparguthaben, kostengünstige und flächen- blasen gewesen, wenn bekannt wäre, wie sehr die Deut- (C) deckende Versorgung der Realwirtschaft. sche Bank von den Rettungsmaßnahmen indirekt profi- tiert Ich danke Ihnen. (Beifall bei der LINKEN) (Dr. [DIE LINKE]: Richtig!) und an welchen Stellen der Wert ihrer Anteile und aus- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: stehende Zahlungen und Kredite gerettet worden sind. Das Wort hat jetzt der Kollege Alexander Bonde vom Bündnis 90/Die Grünen. (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: So ist es!) Jetzt ist dies per se nicht illegitim, weil auch die Deut- Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): sche Bank Bestandteil des Finanzmarktes ist. Aber ich Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir glaube, dass in der Frage, wer die Profiteure sind, ein hö- erleben in diesen Wochen ein besonderes Schauspiel: heres Maß an Ehrlichkeit nötig ist. Sie sind bis heute Überall dort, wo sich große Aufgaben stellen, verkündet nicht bereit, dementsprechend vorzugehen. die Koalition eine Lösung, und im Wochentakt wird an dieser Lösung nachgebessert. Wir sehen es am Bundes- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haushalt. Hier wurde uns gerade der zweite Nachtrag sowie bei Abgeordneten der LINKEN) vorgelegt. Die Selbstentmachtung des Parlaments in der Ban- Heute haben wir die erste Lesung des zweiten Nach- kenrettung, die wir zunehmend erleben, ist offensicht- trages zum Finanzmarktstabilisierungsgesetz. Sie haben lich. Ich kann Sie von der Koalition nur auffordern, den dieses Gesetz schon neulich nachbessern müssen. Ihre unhaltbaren Zustand zu beenden, dass das Kernrecht des Ursprungslogik war, uns Steuerzahler in eine milliarden- Parlamentes, nämlich das Haushaltsrecht, im Zusam- schwere Erpressungssituation im Zusammenhang mit menhang mit der Entscheidung, ein Paket von 480 Mil- Herrn Flowers und anderen im Rahmen der Hypo Real liarden Euro zu verabschieden, völlig ausgehebelt ist. In Estate hineinzutreiben. Heute schlagen Sie uns vor, dem diesbezüglichen Entwurf der Bundesregierung sind nachzubessern, weil in Ihrer ursprünglichen Konzeption wieder keine zusätzlichen Parlamentsrechte vorgesehen. nicht vorgesehen war, wie mit Schrottpapieren umzuge- Ich möchte Sie wirklich auffordern, diesen Zustand zu hen ist; denn Sie hatten geglaubt, dass Sie mit einem beenden. Es ist mit der Ehre eines Parlamentes nicht ver- – für die Banken sehr schönen – Verfahren über Bürg- einbar, der Bundesregierung – da kann man ihr noch so schaften durchkommen werden. Die nächste Nachbesse- sehr vertrauen – Blankoschecks auszustellen. Ich appel- rung ist schon angekündigt; denn Sie können bis heute (B) liere an Ihr Gewissen und an Ihre Ehre als Parlamenta- (D) nicht sagen, wie es bei den Landesbanken weitergeht. rier, diesen unhaltbaren Zustand zu beenden. Selbst bei der Frage der Bad Bank – wir alle wissen, dass es hierbei vor allem um die Landesbanken geht – ist (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN diese Koalition nicht in der Lage, für die Landesbanken und bei der LINKEN) einen Weg aufzuzeigen. Zum Thema Bad Banks. Man kann viel darüber dis- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) kutieren. Wir glauben, dass man die Situation schon im Herbst hätte angehen müssen. Ich glaube, dass wir heute Das Ganze macht deutlich, dass Sie, auch wenn die besser dastünden, wenn wir den Weg einer intelligenten Notwendigkeit zur Verabschiedung eines Pakets zur Teilverstaatlichung gegangen wären und nicht den Weg, Bankenrettung unbestritten ist, mit der falschen Logik an den Sie gegangen sind. Es geht nicht darum, Banken un- die Sache herangehen. Das holt Sie jetzt bei jedem ein- bedingt zu verstaatlichen, sondern darum, Sicherheiten zelnen Schritt ein, den Sie im Rahmen Ihrer Nachbesse- für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen und eine Re- rungen machen. kapitalisierung auf Basis einer fairen Risikoabschätzung Ein zentraler Strickfehler ist bis heute, dass es an zu ermöglichen. Transparenz fehlt. Als Parlament werden wir mit der Einstufung „Geheim“ unterrichtet – wenn überhaupt. An dieser Stelle sind wir bei der Frage, welcher Logik Der Bevölkerung lassen Sie bis heute keine Chance, zu man bei der Rettung von Banken folgt. Wenn im Zen- erkennen, wer am Ende von den Rettungsschirmen in trum steht, dass man Banken nicht um ihrer selbst willen Milliardenhöhe profitiert. rettet, sondern, um das System zu erhalten, dann muss man überlegen, ob es Sinn macht, die Banken zu fragen, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) wie sie gerne gerettet würden. Um es mit den Worten des Jetzt wird bekannt, welche Bank welche Bürgschaft be- Kollegen Kampeter zu sagen, der die toxischen Papiere kommt. Aber das Spannende ist doch: Wer sind insge- mit Krebsgeschwüren verglichen hat: Ich kenne keinen samt die Profiteure der Rettung, die die Steuerzahlerin- Arzt, der das Krebsgeschwür interviewt und es fragt: nen und Steuerzahler finanzieren? Wie hätten Sie es denn gerne? Wäre Ihnen der komplette Abgang genehm? (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Etwa die Sparer?) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN) Ich will es einmal benennen: Die Deutsche Bank bzw. Herr Ackermann wären vielleicht etwas weniger aufge- So haben Sie Ihr Bad-Bank-Modell konstruiert. 24580 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

Alexander Bonde (A) Da Sie keine Bank zu einem Stresstest verpflichten tut, aber diese Bad Bank ist auch ein Bad Law. Neben (C) wie in den USA, können Sie auch keine Bank verpflich- der schlechten Bank ist es also auch ein schlechtes Ge- ten, bei einem negativen Ergebnis des Stresstestes eine setz. Diese schlechte Gesetzgebung der Bundesregie- Bad Bank zu konstruieren. Am Ende heißt das, dass rung ist ein Problem, das wir als Parlament ausbaden viele Banken, die eigentlich eine solche Konstruktion müssen. bräuchten, keine Bad Bank gründen werden, weil sich das für die Bank betriebswirtschaftlich nicht rentiert. Herzlichen Dank. Folgt man der betriebswirtschaftlichen Logik, steht näm- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) lich das Interesse des Aktionärs im Vordergrund und nicht die Erhaltung des volkswirtschaftlichen Systems. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie Für die Bundesregierung hat nun der Parlamentari- des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE]) sche Staatssekretär Karl Diller das Wort. Mit Ihrem Entwurf zur Ausgestaltung der Bad Banks sind Sie wieder einmal den Menschen auf den Leim ge- Karl Diller, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister gangen, die der Meinung sind, dass Bankenrettung von der Finanzen: Bankern oder zumindest von Anwälten, die für Banken Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und arbeiten, gemacht werden muss. Das ist es, was wir kriti- Herren! Die Lage ist ernst. Deswegen verbietet es sich sieren. Es ist notwendig, dass wir bei den toxischen Pa- eigentlich auch für Oppositionsparteien, diese Debatte pieren vorankommen. Ich glaube aber, Sie befinden sich für billige Polemik zu nutzen. auf der falschen Spur und folgen der falschen Logik. Ich danke den Rednerinnen und Rednern von SPD Ich glaube, die Teilnahme an einem solchen Modell und CDU/CSU, aber auch Herrn Toncar von der FDP für muss für diejenigen Banken verbindlich sein, die einen ihre Beiträge, die zeigen, dass wir darin übereinstimmen, Stresstest mit realistischen Risikoszenarien nicht beste- dass die vergangenen Monate eindeutig gezeigt haben, hen. dass die bisherigen staatlichen Rettungsmaßnahmen nicht ausreichen, dass wir mehr tun müssen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles andere würde bedeuten, dass die Banken betriebs- Lauter! Mehr Saft für den Kollegen Staatsse- wirtschaftliche Rettungsszenarien entwickeln, die zur kretär! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Folge haben, dass genau die Kredite heruntergefahren Lage ist ernst und leise, Herr Staatssekretär!) werden, die der Mittelstand jetzt braucht. Das betrifft (D) (B) den Handwerker genauso, wie es die Frage berührt, wie Jetzt ist der Ton lauter. Allerdings ist mir eine Minute die Innovationen, die wir heute insbesondere im Bereich Redezeit verloren gegangen, Herr Präsident; vielleicht der Umwelttechniken brauchen, finanziert werden. Wir bekomme ich sie dazu. alle wissen, dass der Aufschwung nur kommen kann, wenn wir in dieser Krise hochinnovative Produkte ent- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: wickeln und in zukünftige Märkte investieren. Genau Diese Minute können Sie gerne hinzubekommen. – das verhindern Sie aber mit Ihrer Strategie. Diese Strate- Bitte schön. gie wird dazu führen, dass viele Banken ihre Kreditvolu- mina herunterfahren, weil sie bezüglich ihrer Eigenkapi- Karl Diller, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister talquote unter Druck stehen. der Finanzen: Das, was Sie hier machen, ist auch wirtschaftspoli- Ich habe gesagt: Die Lage ist zu ernst, als dass man tisch falsch. Sie versuchen wieder einmal, mit einem seitens der Opposition, hier insbesondere von der Lin- möglichst geringen Einsatz eine harte Maßnahme zu ver- ken, die zum Teil verwirrt ist und verwirrende Argu- hindern. Am Ende wird das aber nur dazu führen, dass es mente vorbringt und Behauptungen aufstellt, mit billiger nicht bei diesen Korrekturen am Gesetz bleibt, sondern Polemik arbeitet. Sie munter weiter korrigieren müssen. Wir von der SPD, der CDU/CSU und der FDP stim- Ihre Ansage, dass dieses Modell die Steuerzahlerin- men darin überein, dass die bisher ergriffenen Maßnah- nen und Steuerzahler nichts kosten wird, ist längst über- men nicht ausreichen. Kollege Kampeter hat schon da- holt. Sie haben uns ja auch schon versprochen, dass der rauf hingewiesen, wie das Problem, das auf diesem Haushalt bis 2011 ausgeglichen sein würde. Globus in einer völlig neuen Dramatik aufgetreten ist, weltweit angegangen wurde. Die Amerikaner haben ver- (Widerspruch bei der SPD) sucht, zu einer Lösung zu kommen, die im Wesentlichen Insofern fürchte ich, dass Ihr Versprechen, dies würde den Steuerzahler belastet, was nicht das Gelbe vom Ei den Steuerzahler nichts kosten, leider nichts wert ist. ist. Die Briten haben es mit einer Versicherungslösung versucht; das hat nicht funktioniert. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN) Wir haben lange darüber nachgedacht und hatten am Schluss noch einen Zielkonflikt zu lösen. Wir wollten Sie müssen in der Anhörung und im parlamentarischen nämlich einerseits die Bilanzen der Banken entlasten, Verfahren noch erheblich nacharbeiten. So leid es mir andererseits aber den Steuerzahler damit nicht belasten. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009 24581

Parl. Staatssekretär Karl Diller (A) (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Nicht vor an ihre Anteilseigner – bei Aktiengesellschaft also die (C) dem 27. September!) Dividenden – sperren und an den Bund auskehren, falls der tatsächliche Marktwert bei Fälligkeit unter dem ge- Um dieses Problem doch noch zu lösen, haben wir das schätzten Fundamentalwert liegen sollte. Insofern haben Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland eingeschal- die Koalitionsfraktionen jetzt gemeinsam einen Vor- tet, das Verbesserungsvorschläge angebracht hat, die wir schlag eingebracht, der den Steuerzahler maximal in den Gesetzentwurf eingearbeitet haben, den dankens- schützt. werterweise heute die Koalitionsfraktionen als Frak- tionsinitiative einbringen. Es ist auch über die Frage des Kollegen Toncar disku- tiert worden: Wie steht es mit dem Konsolidierungs- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) modell? Richtig ist: Der SoFFin hat sich mit der Erar- Meine sehr verehrten Damen und Herren, Kollege beitung dieses Modells Verdienste erworben. Bei der Bonde hat gefragt: Wer sind die Profiteure? Die Profi- Diskussion hat sich aber gezeigt, welche vielfältigen teure dieser Rettungsaktion sind Fragen noch zu lösen sind, die noch in der Prüfung sind und auf die der SoFFin noch keine Antworten hat. Ich (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: möchte nur ein Beispiel nennen: Es sollen ja nicht nur Die Banken!) Risikopositionen ausgelagert werden, sondern auch Ge- die Handwerker, die Häuslebauer, schäftsfelder. Die Eigentümer müssen sich endlich dazu äußern, welche Geschäftsfelder sie auslagern wollen. (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Die Deutsche Bank!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD) die Selbstständigen, die Unternehmen. Wenn sie sich geäußert haben, welche Geschäftsfelder sie auslagern wollen, muss geklärt werden, bei wem die (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Arbeits- politische Verantwortung liegen soll. Ich möchte darauf plätze in Deutschland!) hinweisen, dass mit manchen Geschäftsfeldern sehr viel Wir wollen mit unserem Modell im Interesse des Schut- Personal verbunden ist. Was geschieht dann mit dem zes und des Erhalts der Arbeitsplätze den Geldkreislauf Personal? Wer trägt am Schluss die politische Verant- innerhalb der Bankenwirtschaft wieder in Gang setzen wortung dafür, was mit dem Personal zu geschehen hat? und neue vertrauensbildende Maßnahmen ergreifen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das Bad-Bank-Modell funktioniert in folgender Die Eigentümer!) Weise: Die bisher unterschiedlich wertberichtigten Pa- All diese Fragen bedürfen einer vertieften Erörterung. (B) piere werden mit einem zusätzlichen Abschlag von Das kann man nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln, (D) 10 Prozent, den die Bank verkraften muss, in eine Herr Kollege Toncar. Zweckgesellschaft übertragen. Die Bank übernimmt eine Schuldverschreibung dieser Zweckgesellschaft, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Zeit war macht also einen Aktivtausch. Die verbrieften Rückzah- schon vorhanden, um sich dazu ein paar Ge- lungsverpflichtungen der Zweckgesellschaft werden danken zu machen!) vom Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung garantiert. Wir sind dabei, mit den Ländern und den Sparkassen Die Garantie wirkt zugunsten der Bank, die die Schuld- über die noch offenen Fragen zu diskutieren. Wir wollen verschreibung erworben hat. Der Vorteil ist, dass die Abwicklungsgesellschaften in der Rechtsform von An- Bank diese Schuldverschreibung bei der Bundesbank zur stalten des öffentlichen Rechts gründen, auf die die Risi- Beschaffung neuen Geldes einreichen kann, was mit den kopositionen und ganze Geschäftsbereiche übertragen ursprünglichen Wertpapieren nicht möglich war. Damit werden können. können wir Eigenkapital freisetzen, das für die Vergabe neuer Kredite an Häuslebauer, Unternehmen, Selbststän- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Staats- dige und Handwerker dringend gebraucht wird. Das er- sekretär, Sie tun sich als Problembeschreiber möglichen wir durch diese Maßnahmen. hervor und nicht als Problemlöser!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Wir sind im Übrigen, Herr Kollege Kampeter, guten CDU/CSU) Willens, Ihnen die Lösungsvorschläge in der nächsten Zeit zu übermitteln, Diese Garantie wird für die Banken allerdings nicht zum Nulltarif erhältlich sein. Die Bank muss mehrfach (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!) zahlen. Erstens muss sie für die übernommene Garantie damit Sie rechtzeitig vor der Schlussberatung im Haus- eine Garantiegebühr an den SoFFin bezahlen. Sie muss haltsausschuss über diese Lösungsvorschläge nicht nur zweitens einen Ausgleichsbetrag in gleichbleibenden nachdenken, sondern auch entscheiden können. Raten über die Garantielaufzeit von maximal 20 Jahren zahlen, der aus der Differenz zwischen dem um 10 Pro- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: „Vor der Schluss- zent reduzierten Buchwert und dem durch Sonderprüfer beratung“ ist hinreichend präzise!) noch festzusetzenden vermuteten Endwert dieser Pa- In diesem Sinne „Glück auf!“ für unser Vorhaben. piere, dem sogenannten Fundamentalwert bei Fälligkeit, ermittelt wird. Die Differenz muss auf der Zeitachse aus- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten geglichen werden. Drittens muss sie die Ausschüttungen der CDU/CSU) 24582 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

(A) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: dessen müssen wir prüfen, was falsch gelaufen ist und (C) Das Wort hat der Kollege Carl-Ludwig Thiele von der wer die Verantwortung trägt. Die Verantwortlichen müs- FDP-Fraktion. sen klar benannt werden. An der Stelle erwarte ich im- mer noch ein Wort der Entschuldigung des Finanzminis- (Beifall bei der FDP) ters für das Versagen der Finanzaufsicht, das unter seiner Ägide entstanden ist. Carl-Ludwig Thiele (FDP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Staatsse- LINKE]) kretär, Sie haben es zu Recht angesprochen: Die Lage ist Das ist bis heute nicht erfolgt. Das ist ein Armutszeugnis ernst. Es ist kein alltäglicher Vorgang, mit dem wir uns von Verantwortung in unserem Land. Das ist nicht hin- hier heute zu beschäftigen haben. Es sollte auch nicht zunehmen. zur Regel werden. Aber wenn die Notwendigkeit be- steht, dann müssen wir uns im Parlament mit dem Pro- (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten blem so auseinandersetzen, wie es heute geschieht. der LINKEN) Die FDP hat im Interesse der Aufrechterhaltung des Im Gesetz zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabi- Finanzmarktes für die Bürger in unserem Land dem Fi- lisierung ist geregelt, dass die Banken ihre Schrott- nanzmarktstabilisierungsgesetz zugestimmt. Die FDP ist papiere – so werden sie umgangssprachlich genannt – allerdings der Auffassung, dass neben den kurzfristigen zum Buchwert minus 10 Prozent abgeben sollen. Die- Löschaktionen in diesem Bereich auch die Frage nach sem Buchwert soll ein Fundamentalwert gegenüberge- der Verursachung der Brände zwingend gestellt werden stellt werden. Hier stellt sich schon heute die Frage, ob muss. Denn im Zusammenhang mit der Frage, wer die es bilanztechnisch nicht so sein müsste, dass der Buch- Verantwortung trägt, ist gleichzeitig Vorsorge dafür zu wert den Fundamentalwert bereits abbildet. Wenn das so treffen, dass so etwas nicht wieder geschehen kann. wäre, dann gäbe es nämlich gar keinen Unterschied zwi- schen Buchwert und Fundamentalwert. Oder sind in den (Beifall bei der FDP) Buchwerten der Banken Werte abgebildet, die in Wirk- Der Finanzsektor – das ist nicht jedem Bürger unseres lichkeit schon gar nicht mehr zu erzielen wären? Hier Landes klar – ist der am stärksten regulierte und beauf- sollte die Bankenaufsicht sehr vorsichtig sein; denn ei- sichtigte Bereich unserer Wirtschaft. Im Kreditwesenge- gentlich dürfte das gar nicht sein. setz sind klare Regelungen über die Liquidität und das Es gibt also noch viele offene Fragen, mit denen wir Eigenkapital der Banken aufgestellt. Trotz dieser Re- uns in einer Anhörung befassen müssen. Ein Gesetzent- (B) geln, trotz einer staatlichen Aufsicht durch die Banken- wurf liegt zwar vor. Ich gehe aber davon aus, dass er (D) aufsicht und die Bundesbank und trotz einer Aufsicht massiv verändert werden muss. Eines der Hauptpro- durch das Bundesfinanzministerium ist unser Finanzsys- bleme in diesem Bereich sind die Landesbanken. Weil tem in eine Krise geraten, wie sie überhaupt nicht vor- es unterschiedliche Landesbanken gibt, muss für sie eine stellbar war. Deshalb handelt es sich hier aus unserer Lösung gefunden werden, die institutsspezifisch ist. Sicht an erster Stelle um Staatsversagen. Insofern stelle ich fest: Wenn man mit diesem Gesetz (Beifall bei der FDP) versuchen möchte, auf dem Finanzmarkt wieder etwas Um es auch hinsichtlich der Landesbanken klarzu- mehr Vertrauen zu schaffen, dann sollte es so formuliert stellen: Nach Auffassung der FDP sollte der Staat nicht werden, dass es auch angenommen werden kann. Ich Unternehmer sein. Es ist nicht die Aufgabe des Staates, habe Zweifel, ob private Banken angesichts der Bedin- private Banken wie die IKB oder Landesbanken zu füh- gungen und Kautelen, die mit diesem Gesetz verbunden ren, für deren Verluste in vielen Bundesländern der Steu- sind, überhaupt interessiert und in der Lage sein werden, erzahler einzustehen hat. Wir müssen uns wieder auf die dieses Gesetz anzunehmen, um wieder Kapital zu erhal- Grundordnung besinnen. Der Staat sollte die Regeln set- ten und das zu tun, was nötig ist: Kredite an den Mittel- zen und Schiedsrichter sein, aber nicht Marktteilnehmer. stand und die Wirtschaft insgesamt zu vergeben, damit Das sind Grundsätze, die uns die soziale Marktwirtschaft unsere Wirtschaft wieder vorankommt, die Zahl der Ar- gelehrt hat und auf die wir zurückkommen müssen, da- beitsplätze steigt und die Zahl der Arbeitslosen sinkt. mit die Wirtschaft wieder florieren kann. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP) (Beifall bei der FDP) Es ist nach wie vor ein Skandal, dass die Hypo Real Estate, die inzwischen über 100 Milliarden Euro staatli- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: cher Gelder erhalten hat, überhaupt nicht der Bankenauf- Das Wort hat jetzt der Kollege Albert Rupprecht von sicht unterlag. Dadurch kam es zu Problemen. Bis heute der CDU/CSU-Fraktion. hat kein Mitglied der Bundesregierung erklärt, dass ein Fehler passiert sei oder dass man Verantwortung habe. (Beifall bei der CDU/CSU) Verantwortung in unserem Staat kann nicht so aussehen, dass die Repräsentanten des Staates, die in der Aufsicht, Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU): in der Verantwortung sind, sagen: Das ist jetzt alles so Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Un- gelaufen, jetzt lasst uns nur nach vorne schauen. – Statt- sere akute und äußerst dringende Aufgabe ist es, eine Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009 24583

Albert Rupprecht (Weiden) (A) drohende Kreditklemme für Handwerk, Mittelstand und Das vorliegende Modell der Zweckgesellschaft ist in (C) Industrie im Lande abzuwenden. Die Fähigkeit der Ban- den Grundzügen sehr gut gelungen. Kompliment an die ken, Kredite zu vergeben, hängt entscheidend von der Fachleute in den Ministerien! Im Detail gibt es aber ei- Eigenkapitalausstattung ab. Das Eigenkapital ist der- nen Änderungsbedarf zu diskutieren. Zudem fehlt der zeit dreifach massiv unter Beschuss: notwendige zweite Teil für die Landesbanken. Es geht im Konkreten um folgende Punkte: Erstens: Die Produkte in den Bilanzen verlieren tag- täglich weiter an Wert. Das wird auch so bleiben, so- Erstens. Der zehnprozentige Abschlag beim Ausla- lange unter anderem die Immobilienpreise in den USA gern in die Zweckgesellschaft kostet manche Bank wert- fallen. Zum Zweiten: Durch die Wirtschaftskrise fallen volles Eigenkapital in Milliardenhöhe. Wir sollten auf Unternehmenskredite aus. Zum Dritten: Die Herabstu- diesen Abschlag verzichten. fung durch Ratingagenturen zwingt Banken nach Basel II, mehr Eigenkapital zu hinterlegen. Weil Banken Zweitens. Wieso ist der Stichtag der Wertermittlung auf dem Kapitalmarkt derzeit aber kein Kapital bekom- der 31. März 2009 und nicht der 31. Dezember 2008? In men, bleibt ihnen letztendlich nur die Möglichkeit, die diesen drei Monaten ist der Wert der Produkte massiv Kreditvergabe herunterzufahren. Deswegen ist es eine gesunken. Auch das kostet wertvolles Eigenkapital. Schlüsselaufgabe, das Eigenkapital in den Bankbilanzen zu stabilisieren. Sonst kommt es im Laufe des Jahres zu Drittens. Der Anwendungsbereich. Es macht keinen einer breiten Kreditklemme und zu einem weiteren Ein- Sinn, ausschließlich ABS-Papiere zuzulassen. Wenn wir bruch von Wachstum und Beschäftigung. Klarheit in den Bilanzen der Banken und Vertrauen zwi- schen den Banken erreichen wollen, muss alles, was to- Durch den vorliegenden Gesetzentwurf wird das Ei- xisch ist, offengelegt werden und raus aus den Büchern. genkapital stabilisiert. Giftige Produkte in einem Um- fang von 200 Milliarden Euro können in Zweckgesell- Viertens. Die Banken müssen wieder fähig werden, schaften ausgelagert werden. Die Altlasten werden dort privates Eigenkapital zu bekommen, statt dauerhaft am über 20 Jahre abgetragen. Und – das ist entscheidend staatlichen Tropf zu hängen. Das gelingt aber nur, wenn und war unsere klare politische Vorgabe –: Das verblei- die neuen Aktionäre, zum Beispiel nach Kapitalerhöhun- bende Defizit wird von den Alteigentümern getragen. gen, frei von Altlasten sind, das heißt, die Altlasten müs- Wir haben Wort gehalten: Der Steuerzahler wird nicht sen ausschließlich von den Alteigentümern getragen zusätzlich belastet. werden und nicht von den Neueigentümern nach Kapital- erhöhungen. (Beifall bei der CDU/CSU) Fünftens. Wenn wir die Banken wieder auf gesunde (B) Sehr geehrte Damen und Herren, Modellrechnungen Füße stellen wollen, dann ist es notwendig, dass ganze (D) zeigen uns: Im äußersten Fall kann durch die Auslage- Geschäftsbereiche, die nicht zukunftsfähig sind, ausgela- rung giftiger Produkte in einem Umfang von gert werden können. Das gilt vor allem für die Landes- 200 Milliarden Euro die Fähigkeit deutscher Banken, banken, und das geht weit über die toxischen Assets hi- Kredite zu vergeben, in einer Größenordnung von naus. Der SoFFin hat hier bereits vor Monaten 2,5 Billionen Euro steigen. Auch wenn dieses Rechen- Vorschläge für derartige Konsolidierungsbanken vorge- beispiel ein Extremfall ist, der in der Praxis nicht eintre- legt. ten wird, weil nicht alle Banken mitmachen werden und weil nicht jedes giftige Produkt mit 100 Prozent Eigen- Dazu brauchen wir – das ist unsere feste Überzeu- kapital hinterlegt werden muss, zeigt es die Dimension, gung – einen Gesetzentwurf vonseiten des Finanzminis- um die es beim heute vorliegenden Gesetzentwurf geht. teriums, der bis heute leider nicht vorliegt. Wir brauchen Im Vergleich dazu ist das Konjunkturprogramm II mit diese Konsolidierung für die Landesbanken, wir brau- seinem Volumen von 50 Milliarden Euro eigentlich chen sie aber auch, um Schaden von den regionalen nachrangig. Oder andersherum: Ohne die Kraft der Ban- Sparkassen abzuwenden. Es ist der klare Wunsch der ken, Kredite zu vergeben, wird es kein Ende der Wirt- Unionsfraktion, dass der Gesetzentwurf im parlamenta- schaftskrise geben. rischen Verfahren um dieses Element erweitert wird. Wir brauchen hier endlich einen Gesetzestext. Deswegen ist es auch höchste Zeit, dass der Gesetz- entwurf vorliegt. Die Finanzpolitiker der Unionsfraktion Wir werden keinen gesetzlichen Zwang zur Auslage- haben das bereits im Dezember 2008 gefordert, und rung der giftigen Papiere beschließen. Wir erwarten zwar in den jetzt vorliegenden Grundzügen. Ich kann aber, dass die betroffenen Banken mitmachen. Andern- mir die Anmerkung an dieser Stelle nicht verkneifen: falls muss die Bankaufsicht mit Druck dafür sorgen. Minister Steinbrück hat unsere Vorschläge damals mas- siv abgelehnt und geantwortet: Die größte Wirtschafts- und Finanzkrise seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland zu meistern, ist ein Einige sollten erst nachdenken … Die Einrichtung Riesenkraftakt für unser Land. Bundesregierung und Ge- einer sogenannten Bad Bank würde Deutschland setzgeber haben das Land in den vergangenen Monaten 150 bis 200 Mrd. Euro kosten. stabilisiert und das Schlimmste verhindert. Auch der In der Tat: Nachdenken kann etwas bewegen. Das gilt vorliegende Gesetzentwurf hilft, Schaden vom deut- auch beim Finanzminister. schen Volke abzuwehren. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Richtig!) (Beifall bei der CDU/CSU) 24584 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

Albert Rupprecht (Weiden) (A) Die Banken sind aber auch gefordert, das Gesetz zu In dem Augenblick, in dem wir Banken die Möglich- (C) nutzen und im möglichen Rahmen Kredite zu vergeben. keit geben, diese Bestände auszulagern und darüber auch Die Banken haben hier ganz klar eine Verantwortung für noch eine Garantie zu geben, ist doch völlig klar, dass es unser Land. von beiden Seiten einen detaillierten Bewertungsprozess geben wird. Es wird auch gestritten werden, um zu einer Herzlichen Dank. vernünftigen Bewertung zu kommen. Transparenter wird (Beifall bei der CDU/CSU – Lothar Binding es nicht sein. Der Staat und der SoFFin sind mit dabei. [Heidelberg] [SPD]: Das war ein toller Vor- Insofern ist das, denke ich, ein guter Prozess. In dem schlag eben! Das muss man sagen! Wenn er Bereich der Auslagerung von besonderem Abschrei- gerechnet hätte, hätte er ihn nicht gemacht!) bungsbedarf sind im Übrigen die Landesbanken voll mit einbezogen. Wir können gar keinen Unterschied zwi- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: schen Privatbanken, Landesbanken oder irgendwelchen Bankentypen machen. Sie sind mit dabei. Das Angebot Das Wort hat der Kollege Reinhard Schultz von der gilt auch für sie. SPD-Fraktion. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD): Herr Kollege Schultz, erlauben Sie eine Zwischen- Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und frage der Kollegin Dr. Höll? Kollegen! Ich denke, wir haben hier zum ersten Mal in den letzten 16 Jahren – seitdem habe ich die Möglich- Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD): keit, Gesetzgebung mitzugestalten – das Phänomen einer Ja, selbstverständlich. prozessbegleitenden Gesetzgebung. Das muss auch so sein. Wir haben ein neues Problem, das sich in die eine Dr. Barbara Höll (DIE LINKE): oder andere Richtung auf eine Art und Weise zuspitzt, die zwei, drei Monate vorher möglicherweise gar nicht Danke, Herr Kollege. – Ich habe eine Frage. Sie ha- erkennbar gewesen ist. Deswegen müssen wir sozusagen ben eben das Bild der infizierten Hühner verwandt. Wie just in time eine Feinsteuerung an den grundsätzlich machen Sie das, wenn Sie nicht einmal wissen, welche richtigen Instrumenten vornehmen, die wir uns mit dem Hühner infiziert sind? Auf Vermutung hin? Es gibt Finanzmarktstabilisierungsgesetz gegeben haben. Das schließlich keinen Zwang auf Offenlegung. ist der Prozess, und das kann man uns nicht vorwerfen, sondern man müsste uns eigentlich dafür loben, dass wir Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD): (B) so klug sind, diese Feinsteuerung vorzunehmen und So ist das bei der Quarantäne, ob beim Hühnerbestand (D) nicht an Prinzipien festzuhalten, die möglicherweise oder in jedwedem anderen Fall, dass man die Kranken nicht mehr problemadäquat sind. sozusagen von den Gesunden isoliert – das gilt für den gesamten Bestand – und beobachtet, wie sich die Dinge (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Eduard entwickeln. Aber man will eine Infizierung weiterer Be- Oswald [CDU/CSU]) stände – in diesem Fall der guten Bank – vermeiden. Deswegen wird die Trennung vorgenommen. Das gilt auch für das Problem des besonderen Abschreibungsbedarfs für die sogenannten faulen oder Die Transparenz wird dadurch geschaffen, dass be- toxischen Papiere. Dieser Begriff ist eigentlich völlig wertet werden muss, welcher Buchwert jetzt bzw. mit ei- falsch. Wir haben bildlich betrachtet einen Hühnerbe- nem Abschlag realistisch wäre. Der gesamte Abschrei- stand, von dem wir wissen, dass einige der Hühner krank bungsprozess wird dann begleitet werden, und am Ende sind. Wir wissen aber nicht genau, welche. Es gibt ent- gibt es einen neuen Wert, den wir noch nicht kennen. Er weder die Möglichkeit, dass wir uns für Keulung ent- kann viel gesünder sein – um im Bild zu bleiben –, als scheiden – das wäre auf die Banken übertragen eine wir es uns heute vorstellen; er kann aber auch schlechter mittlere Katastrophe –, oder wir entscheiden uns für sein. Die notwendige Transparenz entsteht innerhalb der Quarantäne. Wir haben uns für Quarantäne entschieden. Bad Bank durch den beidseitigen Bewertungsprozess, Die infizierten Papiere kommen in Quarantäne. Auf der nämlich durch die Bank selber als De-facto-Eigentümer Zeitachse wird sich zeigen, wo es einen hundertprozenti- und den Garantiegeber. gen Abschreibungsbedarf gibt und wo es eine Wertauf- Zu dem Sonderthema Landesbanken: Man darf es holung gibt. Das ist die Kunst. Deswegen gibt es auch sich, finde ich, nicht ganz so einfach machen, Herr Kam- zwei unterschiedliche Buchwerte: einen möglicherweise peter. Ich bin immer dafür gewesen, dass wir uns um die jetzt und den zweiten zum Zeitpunkt der Schlussabrech- Landesbanken kümmern, die eine bedeutende Rolle nung. Die Differenz wird bewertet. spielen – 20 Prozent aller Unternehmenskredite, Kredite Auch der Vorwurf, wir würden im Zusammenhang für Selbstständige usw. laufen nach wie vor über die mit dem Abschreibungsbedarf keine Transparenz Landesbanken –, statt nur deshalb nichts zu tun, weil die schaffen, ist aus meiner Sicht, ehrlich gesagt, völliger Landesbanken ausschließlich in den Ländern betroffen Blödsinn. sind, wo derzeit sozusagen eine andere Feldpostnummer regiert. Man muss aber auch zur Kenntnis nehmen, dass (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein bisschen in den letzten Jahren zum Teil durch die Eigentümer, ins- hart, aber zutreffend, was der Kollege sagt!) besondere die Landesregierungen, mehr als merkwürdig Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009 24585

Reinhard Schultz (Everswinkel) (A) und sträflich mit den Landesbanken umgegangen wor- (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Spielchen ha- (C) den ist. ben wir in der Koalition noch nie gemacht!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD) dann werden wir das garantiert nicht mitmachen. Es gab viele Chancen, sie zu sanieren und zu konsolidie- (Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter ren. Das Gegenteil ist gemacht worden. Nach den letzten [CDU/CSU]: Eine WestLB kann gar nicht so Krisen Anfang dieses Jahrzehnts hat man sich nicht be- weitermachen wie bisher!) sonnen, sondern im Grunde genommen weitergemacht, – Die SPD-Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat als wäre nichts passiert. Da muss man nach den Verant- ihre Schularbeiten gemacht, als sie ihre Krisen hatte, und wortlichkeiten fragen. hat der Regierung Rüttgers eine gesunde WestLB über- geben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Lachen bei der CDU/CSU) Sind wir dafür verantwortlich oder sind es diejenigen, Wie man in so kurzer Zeit aus einem relativ gesunden die in den Bundesländern auch die finanzpolitische Ver- Institut einen Todkranken machen kann, antwortung tragen? (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Kollege Schultz!) Dass die Sparkassen dabei mit im Boot sind, wissen wir. Wir wissen auch, dass die Sparkassen als Miteigen- bei dessen Rettung derzeit die Landesregierung und auch tümer gegenüber einer Landesregierung in einer wesent- die Präsidenten der regionalen Sparkassen nur deswegen lich schwächeren Stellung sind. Denn wir haben parallel so konstruktiv sind, dazu die Gesetzgebung der Länder im Zusammenhang (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist ja mit den Landessparkassen als erzieherische Prozesse mit peinlich!) vertikaler Integration und anderem mehr erlebt, die dazu beigetragen haben, dass sich die Sparkassen in ihrer weil sie noch auf dem letzten Drücker aus dem offenen Eigentümerrolle nicht mehr gegen die Länder wehren Sarg springen wollen – das ist doch der Grund –, ist mir konnten. ein Rätsel. Die WestLB ist im freien Fall; leider, muss man sagen. Wie man das so schnell hinbekommen kann, Aber wir müssen das Problem lösen. Deswegen bin ist schon ein finanzpolitisches Kunststück. ich auch froh darüber, dass heute der Sparkassen- und Gi- roverband sein Papier vorgelegt hat, welche Kernfelder (Beifall bei Abgeordneten der SPD) (B) er sich für die künftige Landesbankenstruktur vor- (D) stellt, nämlich, um das zu zitieren, Sparkassenzentral- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: bank, komplementäres Mittelstandsgeschäft, Unterneh- Herr Kollege Schultz – – mensgeschäft, Begleitung der heimischen Kunden im internationalen Geschäft und kundenorientiertes Kapital- Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD): marktgeschäft. Dies ist eine abschließende Aufzählung Ich will zum Ende kommen. der Felder, über die man gut diskutieren kann. Das In- vestmentgeschäft und Kapitalmarktgeschäfte genereller Art fallen weg, ebenso Immobilienspezialfinanzierungen Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: und andere Dinge. Das heißt, sie konzentrieren sich auf Ja, bitte. ein Kernfeld, das auch in Blickweite dessen steht, was die Sparkassen als Miteigentümer zur Verstärkung ihrer Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD): Handlungsfähigkeit brauchen. Ich unterstreiche ausdrücklich die Forderung von Carsten Schneider, beim Risiko für den Steuerzahler Daraus folgt die zweite Frage: Wie viele Landesban- eine weitere Reißleine einzuziehen. Falls die Situation ken brauchen wir? Dazu muss ein klarer Fahrplan her, so- eintritt, dass einzelne Banken während dieses 20-jähri- dass am Ende nur noch eine passgenaue Kapazität an gen Prozesses das Zeitliche segnen, was ich nicht hoffe, Landesbanken vorhanden ist, wie sie die Sparkassen als und damit das Instrument Dividendenausschüttungs- Zentralinstitut und als Mittelstandsbank tatsächlich benö- sperre nicht mehr greift, muss die Finanzfamilie insge- tigen, und kein Stück mehr. Wenn dieser Plan vorliegt und samt dafür bezahlen. die Länder mitmachen, dann ist es doch selbstverständ- lich, dass wir dafür sind, auch die dann überflüssigen, Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: nicht mehr tragfähigen Geschäftsfelder in eine andere Herr Kollege Schultz, bitte! Umgebung zu nehmen und sie sozusagen sozialplanmä- ßig abzuschmelzen. Diesen hierbei stattfindenden Pro- zess wollen wir garantieren. Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD): Nachgelagerte Restrisikoumlage muss sein; anderen- Wenn aber mit uns ein Spielchen gemacht werden falls ist dies politisch gegenüber den Bürgerinnen und sollte, indem im Grunde genommen alles beim Alten Bürgern nicht vermittelbar, die das dann letztendlich be- bleibt und nur eine Holding über die bestehenden Lan- zahlen müssten oder die Sorge hätten, es bezahlen zu desbanken errichtet wird, sie aber weitermachen können müssen. Zumindest die großen Volksparteien dürften das wie bisher, nicht vertreten können. 24586 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009

Reinhard Schultz (Everswinkel) (A) Vielen Dank. heißt, dies ist eine Entscheidung für die Realwirtschaft, (C) die wir zwingend treffen müssen. (Beifall bei der SPD – Rita Pawelski [CDU/ CSU]: Das mit der WestLB war gut!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der SPD) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Bei der Beantwortung der Frage, um welches Volu- Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat men es sich handelt, hat eine Zahl die Öffentlichkeit ein der Kollege Otto Bernhardt das Wort. bisschen verunsichert. Bei den 850 Milliarden Euro, die (Beifall bei der CDU/CSU) einmal genannt wurden, handelt es sich um Papiere, die die Banken gerne abgeben würden nach dem Motto „Wünsch dir was“. Aber ich glaube, bei den Papieren, Otto Bernhardt (CDU/CSU): die wirklich infrage kommen, bewegen wir uns in einer Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Größenordnung von 200 Milliarden Euro. Es ist rich- Herren! Zunächst zu Ihnen, Herr Kollege Schultz: Es ist tig, dass wir beim Prinzip der Freiwilligkeit bleiben. Das eigentlich unter Ihrem Niveau, was Sie zur Westdeut- heißt, jede Bank muss selbst entscheiden, ob sie von die- schen Landesbank gesagt haben, die Sie geordnet über- ser Möglichkeit Gebrauch macht. Mein Eindruck ist, geben haben wollen. Es bedürfte eines speziellen Vor- dass sechs Banken davon Gebrauch machen müssen. trags, dies zurückzuweisen. Ich sage nur ganz klar: Diese Vielleicht kommt noch eine siebte Bank hinzu. Es geht Aussagen haben mit der Wirklichkeit überhaupt nichts um vier Landesbanken, die Hypo Real Estate und die zu tun. Commerzbank. (Beifall bei der CDU/CSU) Das entscheidende Problem, vor dem wir standen Die Debatte hat Folgendes gezeigt: Wir alle sind da- – das hat der Staatssekretär Diller aufgeführt –, war die von überzeugt, dass wir etwas tun müssen, um unseren Beantwortung der Frage, wie wir einen Weg finden, dass Banken die Möglichkeit zu geben, ihre Bilanzen von den auf der einen Seite die Bankbilanzen endgültig entlastet schlechten Papieren zu entlasten. In der Tat ist dies der werden und auf der anderen Seite die Risiken nicht vom einzige Punkt, den wir bisher noch nicht gelöst haben; Steuerzahler, sondern letztlich von den Verursachern aber dies gilt nicht nur für uns in Deutschland. Auch das getragen werden. Hier gibt es aus meiner Sicht durchaus Versicherungsmodell in Großbritannien hat nicht zur eine Reihe ungeklärter Fragen und Probleme. Ich nenne Entlastung der Bilanzen geführt; ebenso ist der Versuch als Beispiel den 10-prozentigen Abschlag. Dieser Vor- der Vereinigten Staaten, mit dem Einsatz umfangreicher schlag stammt nicht von uns oder vom Finanzministe- rium, sondern von der EU. Aber ich kann mich damit (B) öffentlicher Gelder Private zu animieren, diese Papiere (D) zu kaufen, zumindest bisher nicht aufgegangen. noch nicht anfreunden; denn das würde bei Papieren mit einem Volumen von 200 Milliarden Euro einen Ab- Natürlich ist der vorliegende Gesetzentwurf nur ein schreibungsbedarf in Höhe von 20 Milliarden Euro be- erster Schritt; das wissen wir. deuten. Ich weiß nicht, woher die zur Diskussion stehen- den Banken das nehmen sollen. Die Bestimmung, dass (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, es ist diejenigen, denen es schlecht geht, wegen der 7-Prozent- ein zweiter!) Grenze nicht abschreiben müssen, erscheint mir unter Aber, meine Damen und Herren, da wir das Ganze am dem Gesichtspunkt der Gleichbehandlung sehr proble- 3. Juli abschließen müssen – wir brauchen bis zur Som- matisch. Das heißt, wer gut gewirtschaftet hat, muss merpause eine gesetzliche Grundlage für dieses Thema –, 10 Prozent abschreiben, wer schlecht gewirtschaftet hat, war es richtig, zunächst einmal diesen ersten Schritt vor- nicht. Das ist für mich eine ganz offene Frage. zulegen, der natürlich nur das Problem der schlechten Pa- (Dr. h. c. [CDU/CSU]: Wett- piere löst. bewerbsverzerrung!) (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie wissen doch, dass es keine Sommerpause gibt, Herr Ich glaube einfach nicht daran, dass noch so gute Bernhardt!) Fachleute in der Lage sind, den wirklichen Preis der in- frage kommenden Papiere zu ermitteln. Den gibt es ein- Er löst natürlich nicht das Hauptproblem unserer Lan- fach nicht. Wir stellen aber auf diesen Preis ab. Ich bin desbanken, ganze Bereiche abzugeben. Aber ich gehe noch immer nicht sicher, ob wir wirklich die Risiken aus davon aus – der Herr Staatssekretär hat darauf hingewie- den Bankbilanzen nehmen können, wenn die Banken sen –, dass im Rahmen der parlamentarischen Beratun- selber später für die Risiken zahlen müssen. Wie Sie gen noch Lösungen für diesen Teil gefunden werden. Ich wissen, gibt es unterschiedliche Auffassungen unter den bin sicher, dass wir am 3. Juli etwas verabschieden wer- Wirtschaftsprüfern. Ich habe zurzeit mehr Sorge wegen den, das auch dieses Problem löst. der Problematik der Konsolidierung. Weil die gesamten Chancen und Risiken aus den „Beibooten“ beim Mutter- Die Frage, warum die schlechten Papiere aus der Bi- institut bleiben, ist für mich das Thema der Konsolidie- lanz genommen werden müssen, kann man einfach mit rung noch nicht aus der Welt. Wir müssen darüber in einem Satz beantworten: Die betroffenen Kreditinstitute Ruhe diskutieren. sind sonst nicht in der Lage, im notwendigen Umfang neue Kredite zu geben. Wenn sie das nicht können, dann Ich stelle fest, dass ein Aspekt noch nicht angespro- kommt die Realwirtschaft nicht wieder in Gang. Das chen wurde. Ich möchte das in Form einer Frage tun, ob- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 2009 24587

Otto Bernhardt (A) wohl ich vermute, dass dieser Ansatz falsch verstanden (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (C) wird. Deutsche Banken, die von dieser Möglichkeit Ge- NEN]: Ja!) brauch machen, können unter Umständen 20 Jahre keine Dividenden zahlen. In anderen Ländern übernimmt zum Also: Wer stimmt für den Überweisungsvorschlag der größten Teil der Steuerzahler die Risiken. Ich will das CDU/CSU und der SPD? – Gegenstimmen? – Enthaltun- nicht, stelle aber die kritische Frage: Können unsere gen? – Jetzt stimmt es. Der Überweisungsvorschlag ist Kreditinstitute, die von dieser Möglichkeit Gebrauch mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die machen, international konkurrieren, wenn sie 20 Jahre Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen. keine Gewinne ausschütten können? Das ist eine sehr Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent- kritische Frage, mit der wir uns sicherlich auch in der wurf der Fraktion der FDP zur Abschaffung der Soziali- nächsten Legislaturperiode befassen müssen. sierung. Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck- Ich stelle abschließend fest: Die Große Koalition ist sache 16/7729, den Gesetzentwurf der Fraktion der FDP auch in der Lage, das letzte schwierige Problem der inter- auf Drucksache 16/3301 abzulehnen. Ich bitte diejeni- nationalen Finanzkrise zu lösen. Wir haben einen Gesetz- gen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das entwurf vorgelegt, der einen guten ersten Schritt darstellt. Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Wir werden am 3. Juli einen umfassenden Gesetzentwurf Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung bei Zustimmung zu dieser Problematik verabschieden. der FDP-Fraktion und Gegenstimmen aller anderen Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Fraktionen abgelehnt. Damit entfällt die dritte Beratung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschus- neten der SPD) ses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Mittelstandsförderung sichern – ERP-Vermögen aus der KfW-Bankengruppe Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: herauslösen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Be- Ich schließe die Aussprache. schlussempfehlung auf Drucksache 16/11630, den An- trag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/8928 abzu- Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf lehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – den Drucksachen 16/13156, 16/12884, 16/12885 und Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp- 16/12996 an die in der Tagesordnung aufgeführten Aus- fehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und schüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – der Fraktion Die Linke bei Gegenstimmen der FDP-Frak- Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so be- tion und Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen schlossen. (B) angenommen. (D) Die Vorlage auf Drucksache 16/12904 soll ebenfalls Ich rufe die Tagesordnungspunkte 46 a bis 46 o sowie an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse Zusatzpunkte 2 a bis 2 h auf: überwiesen werden. Die Federführung ist jedoch strittig. Die Fraktionen der CDU/CSU und SPD wünschen Fe- 46 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein- derführung beim Finanzausschuss, die Fraktion der FDP gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Be- wünscht Federführung beim Ausschuss für Wirtschaft kämpfung der Steuerhinterziehung (Steuerhin- und Technologie. terziehungsbekämpfungsgesetz) Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der – Drucksache 16/13106 – Fraktion der FDP, also Federführung beim Ausschuss für Überweisungsvorschlag: Wirtschaft und Technologie, abstimmen. Wer stimmt für Finanzausschuss (f) diesen Überweisungsvorschlag? – Gegenstimmen? – Ent- Auswärtiger Ausschuss haltungen? – Der Überweisungsvorschlag ist mit den Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Oppositionsfraktionen abgelehnt. Haushaltsausschuss Ich lasse nun über den Überweisungsvorschlag der b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein- Fraktionen der CDU/CSU und SPD, also Federführung gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Be- beim Finanzausschuss, abstimmen. Wer stimmt für diesen kämpfung der Kinderpornografie in Kommu- Überweisungsvorschlag? – Gegenstimmen? – Enthaltun- nikationsnetzen gen? – Der Überweisungsvorschlag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der Fraktio- – Drucksache 16/13125 – nen der FDP und Die Linke bei Enthaltung der Fraktion Überweisungsvorschlag: Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f) Innenausschuss (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend NEN]: Wir haben dagegen gestimmt!) Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für Kultur und Medien – Nein, Sie haben sich enthalten. Ich kann es nicht än- dern. Wollen Sie gerne, dass wir die Abstimmung wie- c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein- derholen? Ich bin gerne dazu bereit. gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die