Z 8398 CX Informationsdienst der Christlich Demokratischen Unfon Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 30. Juni 1977 Die Opposition in der Offensive

Die letzten beiden Parlamentswochen vor Ferienbeginn waren in Bonn von einer Fülle wichtiger Ereignisse gekennzeichnet, die so rasch aufeinander folgten, daß sie für manchen Bürger im Lande im Spiegel von Presse, Hörfunk und Fernsehen verwirrend, ja teilweise sogar wider- spruchsvoll erschienen sind. Die nüchterne Bilanz aber lautet: Unter Führung von hat die Opposition in einer kraftvollen parlamentarischen Offensive die seit Monaten angeschlagene Bonner SPD/FDP-Koalition herausgefordert und in die Enge getrieben. Hier die Fakten:

| Die Haushaltsdebatte wurde zu einer Generalabrechnung mit dieser Re- gierung, vor allem mit Kanzler Schmidt. Ein Tag Helmut Kohls, schrieb die Presse fast einstimmig (Rede-Auszüge, Argumente, Tabellen, Presse- stimmen Seiten 3—16 dieser Ausgabe). | Bei der Abstimmung über das Steuerpaket, aber auch in der Verteidi- gungspolitik demonstrierten die Linken in der SPD-Fraktion Schmidt ihre Macht und brachten ihn damit an den Rand einer Niederlage. | Eine neue schwere Belastung von SPD wie FDP ist vorprogrammiert: Starke Kräfte in beiden Parteien verweigern ihren Parteiführern die Gefolgschaft in der Energiefrage. Die Energiedebatte aufgrund einer Großen Anfrage der CDU/CSU machte erneut deutlich, daß weder Schmidt und Matthöfer, noch Genscher und Friderichs in der Lage sind, Weiter auf Seite 2 UID 26/77 • Seite 2

(Fortsetzung von Seite 1)

dieses für unsere Zukunft entscheidende Problem zu lösen (Seiten 17, 18,21,22).

| Die Führung der SPD ist total zerstritten. Täglich gibt es neue Meldun- gen darüber, wie Schmidt, Brandt und Wehner miteinander umgehen. Gegenseitige „Treueschwüre" sind nur noch billige Pflichtübungen.

• Die SPD-Linke läßt sich auch durch Ausschlußverfahren nicht einschüch- tern; in der FDP wird der linke Schuchardt/Matthäus-Flügel zunehmend aktiv. • Ein angesehener, unabhängiger Informationsdienst (Schmidt-Briefe, 24. 6. 77) zieht folgende Bilanz: Die Union ist heute mehr denn je Re- gierungspartei im Wartestand. Aller Propaganda der Sozialliberalen und ihrer Medien-Hilfstruppen zum Trotz sind die Meinungsunterschiede zwischen CDU und CSU tatsächlich nicht sehr gravierend. Die Union ist regierungsfähig. Auch wenn sich die Regierung Schmidt/Genscher noch in die Sommerpause retten kann, das große Zittern für die Koalition kommt erst.

• Aber auch dies gehört zu dieser Halbjahres-Bilanz: Das Ergebnis des Vermittlungsverfahrens über das Gesetz zur Dämpfung der Kranken- versicherungskosten befriedigt die Union nicht. Die Koordinierung zwi- schen der Politik in Bund und Ländern ist infolge der unterschiedlichen Koalitionen schwierig geworden (hierzu UiD-Extra, gelber Teil).

Generalsekretär Heiner Geißler: Das Sozialpaket ist ein Gesetzeswerk, das unter einer Regierungsverantwortung von CDU/CSU nie so Gesetz gewor- den wäre. Angesichts der schwierigen Position der Opposition im Gesetz- gebungsverfahren muß bei nüchterner Betrachtungsweise anerkannt wer- den, daß die CDU/CSU beachtliche Verbesserungen und erhebliche Teile ihres Alternativkonzepts durchgesetzt hat. Wenn auch zugegeben werden muß, daß das unterschiedliche Abstimmungsverhalten der CDU/CSU-re- gierten Länder der Partei optisch geschadet hat, so hat doch in diesem Falle ihre Politik im Ergebnis dem Bürger genutzt.

Die Union wird noch im Herbst dieses Jahres eine Gesetzesinitiative ein- bringen, die die vorhandenen Widersprüche auflöst und die notwendigen Klarstellungen bringt, und ihre Vorstellungen zur Rentensanierung weiter verfolgen und präzisieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Initiativen zur Erhaltung der bruttolohnbezogenen dynamischen Rente und die Reform der sozialen Sicherung der Frau. UiD 26/77 • Seite 3

HAUSHALTSDEBATTE Helmut Kohl: Der Kanzler ist erpreßbar geworden

Mit überzeugenden Argumenten 3. Wir fordern ein Steuerentlastungs- gegen die Politik der SPD/FDP- programm zur Stärkung der privaten Regierung und insbesondere dem Investitionen und zur Schaffung neuer Verhalten von Bundeskanzler Arbeitsplätze. Forschung, Entwicklung , eröffnete Helmut und Mobilität sind zu unterstützen. Die Kohl im die ganz- Gründung von Unternehmen vor allem tägige Debatte über den Haushalt im mittelständischen Bereich ist zu för- des Kanzlers. Wörtlich sagte er: dern. Leistung muß sich wieder lohnen. 4. Die Politik eines ständig steigenden Der Bundeskanzler hat das Vertrau- Anteils des Staates am Bruttosozialpro- en der Menschen enttäuscht, das dukt lehnen wir ab. Die Finanzpolitik Vertrauen in die Politik, in die Parteien muß auf eine sparsame, die öffentlichen und wenn es so weitergeht, auch in Investitionen fördernde Haushaltspolitik den Staat. Es ist ein politischer Skan- ausgerichtet sein. dal, daß die Regierung nur noch mit 5. Die Beteiligung der Arbeitnehmer am ihrem eigenem Überleben beschäftigt Produktivkapital im Rahmen der Vermö- is t, während draußen im Lande die Pro- gensbildung ist erforderlich. blemberge ständig wachsen. Diese Re- 6. Wir fordern eine systemgerechte und gierung hat durch ihre verfehlte Wirt- sozial ausgewogene Begrenzung des schafts-, Finanz- und Sozialpolitik die Kostenanstiegs bei den Sozialausga- Finanzgrundlagen unseres Sozialsy- ben. stems aufs schwerste erschüttert. 7. Allen jungen Menschen muß die °ie CDU/CSU hält es deshalb für drin- Möglichkeit der Berufsbildung und der gend erforderlich: Berufsbefähigung gegeben werden. 1- Das Vertrauen von Wirtschaft und Dann beschäftigte sich Helmut Kohl mit Verbrauchern in die Politik muß wieder dem Urteil des Bundesverfassungsge- hergestellt, ihre Verunsicherung über richts und stellte fest: die Zukunft abgebaut werden. Zum zweiten Mal innerhalb von weni- gen Monaten muß das höchste deut- 2- Es muß Schluß sein mit immer neuen sche Gericht dieser Bundesregierung Experimenten und dem Irrweg zu immer den Vorwurf eines schwerwiegenden mehr Staat. Die Bundesregierung muß Verfassungsverstoßes machen. s'ch jetzt endlich von dirigistischen Vorstellungen wie Investitionskontrolle, Und damit noch nicht genug. Ein neuer 'nvestitionslenkung, Investitionsmelde- Fall kündigt sich bereits an. Die Vor- stellen, Strukturräten, distanzieren. gänge um die Wehrpflichtnovelle sind UiD 26/77 • Seite 4

für uns alarmierende Anzeichen für die messens- und Beliebigkeitsregel macht, Uneinsichtigkeit und Bedenkenlosigkeit der stellt sich in klaren Widerstand zur der Regierungskoalition. Verteidigungspflicht, wie sie im Grund- Mit der Entscheidung, auf jedes Aner- gesetz verankert ist. kennungsverfahren für Kriegsdienstver- Die Richter des Bundesverfassungsge- weigerer zu verzichten, gibt die SPD/ richts haben dem Bundeskanzler be- FDP-Regierung ohne jede Not die ge- scheinigt, Steuergelder für Wahlkampf- meinsame Grundlage unserer Verteidi- zwecke verschleudert und damit auf gungspolitik auf. Der Gesetzentwurf ist verfassungswidrige Weise die Wähler eine unverhüllte Absage an alles, was beeinflußt zu haben. Als Finanzminister wir bisher gemeinsam unter allgemei- hat Helmut Schmidt die verfassungsmä- ner Wehrpflicht verstanden haben. ßigen Rechte des Parlaments mißach- Wer aus dem sorgfältig eingegrenzten tet. Er hat es zugelassen und teilweise Grundrecht auf Kriegsdienstverweige- sogar selbst veranlaßt, daß Beträge in rung aus Gewissensgründen eine Er- Milliardenhöhe am Parlament vorbei

"£r.E-Ko/-*Lg»g. «fa Schmücke dein Heim Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Juni 1977 UiD 26/77 • Seite 5 ausgegeben wurden. Zu Unrecht unter- Niederlage stellt der Bundeskanzler dem Bundes- verfassungsgericht die Feststellung, des Parlaments sein eigenes Vorgehen sei Staatspraxis Auf Reden, in denen Sprecher der aller vorherigen Regierungen und Fi- SPD/FDP das Verhalten von nanzminister gewesen. Hier geht es Helmut Schmidt zu entschuldigen nicht um die Notwendigkeit der Ausga- versuchten, antwortete Franz Josef ben, sondern um deren Rechtmäßigkeit; Strauß. und gegen die haben der Bundeskanz- ler und die damalige Bundesregierung Wir haben in der vorigen Woche eindeutig verstoßen. erlebt, daß Abgeordnete der Koali- tion es mit ihrem Gewissen nicht ver- Am Abend des 21. Juni griff Helmut einbaren zu können glaubten, einer von Kohl noch einmal in die Debatte ein der Regierung selbst vorgeschlagenen und sagte u. a.: Steuerentlastung zuzustimmen. Wir ha- Gemeinsamkeit heißt nicht, daß wir das ben auch gesehen, welche Strichliste Sauerstoffzelt für eine immer mehr im der Kollege Wehner aus dem Anlaß Verfall begriffene SPD oder Regie- geführt hat, damit es gerade noch rungskoalition sind. reichte, damit das Gewissen in diesem ... das paßt in Ihren Stil, Herr Bundes- Zusammenhang richtig dosiert wurde. kanzler, daß Sie zunächst von Ihrem Ich habe mit großer Rührung vernom- anständigen Sprachgebrauch sprechen, men, daß der Bundeskanzler bereit sei, und dann erklären, es kotze Sie an, und dieses Urteil zu respektieren. Also hat wenn Sie es ausgesprochen haben, das er bisher die Verfassungsrechtslage mit dem Ausdruck des Bedauerns zu- nicht respektiert. Sie versichern jetzt, rücknehmen. Das ... ist der wirkliche daß die Regierung nunmehr bereit sei, Stil feiner Leute mit internationalen Um- die Verfassungsrechtslage zu respektie- gangsformen ... Ich bin bereit, Ihnen ren. Denn das Verfassungsgericht hat heute eines zu versichern: Sie werden nicht etwa geklärt, sondern etwas be- in die Geschichte als der Bundeskanz- stätigt, was schon längst vorher geklärt ler mit der schlechtesten Kinderstube war. eingehen. Das ist immerhin etwas ... Die Ablehnung unseres Antrages zur ... Sie mögen noch so lautstarke Ova- Mißbilligung ist eine Billigung eines be- tionen vom Stapel lassen. Sie mögen wußten Verstoßes gegen die Verfas- sich erheben und den Kanzler hochle- sung. Die Entscheidung sollte nicht ver- ben lassen: Draußen glaubt Ihnen das fälscht werden, indem man sie zu einer längst keiner mehr, und das ist das Art Überlebens-Metaphysik der heuti- Entscheidende in diesem Zusammen- gen Regierung oder zu einer Beistands- hang. Sie, Herr Bundeskanzler, müssen theologie der die Regierung weniger damit leben, daß Sie von einigen weni- tragenden als ertragenden Koalition de- gen in Ihrer eigenen Fraktion inzwi- naturiert. Der Bürger weiß ganz genau, schen politisch erpreßbar geworden daß zur Liberalität des Staates die Kon- sind. Das ist zugleich das Signum Ihrer trolle seiner Machthaber durch das Par- Regierungszeit. Damit werden Sie leben lament gehört. Darum und nur darum müssen, und damit wird diese Regie- geht es hier und heute bei dieser Ent- rung auch ihr Ende finden. scheidung. UiD 26/77 • Seite 6 Und das schreibt die Presse

Kohl, von der Ironie und der Polemik pedos unter der Wasserlinie, entschärf- des Bundeskanzlers offensichtlich ge- te sie gekonnt und witzig, schickte sie reizt, hielt seine bisher beste Bundes- postwendend zurück. Wie der Opposi- tagsrede ... Die Entlastungsversuche tionsführer die (zwecks Irritation) ge- für Schmidt, etwa die des SPD-Verfas- stellten Zwischenfragen von Brandt und sungsexperten Prof. Schäfer und des Ehmke abblockte und die Lacher auf Bundesjustizministers Vogel, überzeug- seine Seite zog, wie er die peinliche ten nicht. Unkenntnis von Bundesjustizminister General-Anzeiger, Bonn, 23. Juni 1977 Vogel über die Verfassung bloßlegte und seine Pfeile gegen die Sozialisten, So mußte Schmidt seinen eigenen Ver- Liberalen und Macher ins Schwarze teidigungsbeitrag leisten, bissig, beleh- setzte, das zeigte Konturen von rhetori- rend, um sachliche Überlegenheit be- schem Profil. Kohl hing der Katze die müht, aber auch von seiner gefährli- Schelle um und kassierte verdienten chen Neigung getrieben, den Opposi- tionsführer zu demütigen und kleinzu- Beifall. Die Welt, 23. Juni 1977 machen. Kohl wehrte sich nicht nur Kohls Tag souverän, er fand nicht nur zu einer Westdeutsche Allgemeine Zeitung. glanzvollen, von überladener Pathetik 23. Juni 1977 freien Rede, sondern zahlte den Regie- Zugegeben: Den Mißbilligungsantrag rungsrednern Hieb für Hieb und Stich der CDU/CSU in der vorliegenden Form für Stich zurück. Kohl sammelte Plus- anzunehmen, hätte die Koalition er- punkte. Er zeigte Figur in einem bisher schüttert. Den damaligen Finanzmini- unbekannten Maß, und er schaffte ster aber gar noch zu verteidigen, be- einen späten Höhepunkt der Debatte. deutet mindestens politisch eine Miß- Frankfurter Neue Presse, 23. Juni 1977 achtung des höchsten Verfassungsge- richts. Wie schwach muß diese Koali- Die Unionsabgeordneten waren hin- tion sein, wenn sie nicht einmal mehr und die Koalitionsparlamentarier wa- die Souveränität hat, sich als Mehrheits- ren hin- und hergerissen. Der Grund gruppierung des Parlaments auch nur der interfraktionellen Überraschung: zur mildesten Form einer Beanstandung der glänzende Auftritt von Oppositions- aufzuraffen? Und wie soll der Bürger führer Helmut Kohl am Dienstagabend das alles überhaupt noch verstehen? in der Haushaltsdebatte. Hamburger Abendblatt, 22. Juni 1977 Helmut Schmidt und piek- Eine Koalition, die derartig ungeniert ten Kohl mit bekannten Nadelstichen: und unbeeindruckt von sachlichen Ar- Der Biedermann aus Mainz, dem die gumenten und einem höchstrichterli- internationale Erfahrung fehlt und der chen Urteil über einen Verfassungs- dringend wirtschaftspolitischer Nachhil- bruch hinweggeht, wie es SPD und FDP fe bedarf. gestern taten, muß sich fragen lassen: In einer anderthalbstündigen Erwide- Stimmt es nicht mehr, daß Vertrauen rung ohne Manuskript ortete Kohl die gut, Kontrolle aber besser ist? süffisanten und manchmal perfiden Tor- Westfälische Nachrichten, 23. Juni 1977 UiD 26/77 • Seite 7 Der Mißbilligungsantrag Nachfolgend der Wortlaut des von der SPD/FDP-Koalltlon abgelehnten Mißbilligungs- antrags: -Mißbilligung des Verhaltens des früheren Bundesfinanzministers Helmut Schmidt bei der Bewilligung überplanmäßiger Ausgaben zum Jahreswechsel 1973/1974. Der Bundestag wolle beschließen: Der Deutsche Bundestag spricht dem früheren Bundesfinanzminister und heutigen Bundeskanzler Helmut Schmidt seine Mißbilligung wegen mehrfachen Verfas- sungsverstoßes bei der Bewilligung überplanmäßiger und außerplanmäßiger Aus- sahen zum Jahreswechsel 1973/1974 und der darin liegenden Mißachtung der verfassungsmäßigen Rechte des Deutschen Bundestages aus. Bonn, den 15. Juni 1977 Dr. Kohl, Dr. Zimmermann und Fraktion. Begründung Das Bundesverfassungsgericht hat mit Urteil vom 25. Mai 1977 — 2 BvE 1/74 — festgestellt: I. Der Bundesminister der Finanzen hat das Recht des Deutschen Bundestages aus Artikel 110 Absatz 1 Satz 1 und Absatz 2 Satz 1 des Grundgesetzes verletzt, indem er zu Lasten des Haushaltsjahres 1973 geleisteten überplanmäßigen und außer- planmäßigen Ausgaben an '• die Deutsche Bundesbahn in Höhe von 1,35 Milliarden DM, 2- die Kreditanstalt für Wiederaufbau in Höhe von 480 Millionen DM, 3- die Vereinigte Industrie-Unternehmungen AG (VIAG) in Höhe von 100 Mil- lionen DM, 4- die Salzgitter AG in Höhe von 100 Millionen DM Zu9estimmt hat, obwohl die Voraussetzungen des Artikels 112 Satz 2 des Grundge- setzes nicht erfüllt waren. II. Die Bundesregierung hat das Recht des Deutschen Bundestages aus Artikel 110 Absatz 1 Satz 1 und Absatz 2 Satz 1 des Grundgesetzes verletzt, indem sie es Ur,terlassen hat, für die unter 1. genannten Ausgaben die vorherige Ermächtigung es Gesetzgebers einzuholen. hUr diesen schweren Verfassungsbruch ist der heutige Bundeskanzler persönlich Ur,d politisch verantwortlich. Als Bundesminister der Finanzen hat er sich im Jahre 1973 über die verfassungsmäßige Kompetenz der Legislative hinweggesetzt und |*lch ureigene Rechte des Deutschen Bundestages angemaßt. Durch die Haushaltsrechtsreform, im Jahre 1969 mit den Stimmen aller im Bundestag vertretenen Parteien verabschiedet, wurden die Grenzen für die Zuläs- si9keit von über- und außerplanmäßigen Ausgaben nach Artikel 112 des Grundge- setzes klargelegt. Helmut Schmidt hat als Finanzminister so gehandelt, als ob es me eine Haushaltsrechtsreform gegeben habe. Ule Fraktion der CDU/CSU erwartet von den Mitgliedern des Deutschen Bundes- a9es, daß sie diesen gravierenden Übergriff der Exekutive nicht hinnehmen und dem dafür Verantwortlichen ihre Mißbilligung auszusprechen." UiD 26/77 • Seite 8 Übersicht der Ausgaben in den Haushaltsjahren 1976 und 1977 nach Einzelplänen

Einzelplan Ist 1976 Soll 1977 Steigerung — in Mio . DM — in v. H.

01 — Bundespräsidialamt 11,7 12,2 4,3 02 — Bundestag 237,0 278,1 17,3 03 — Bundesrat 7,9 8,8 11,4 04 — Bundeskanzleramt 316,2 323,3 2,2 05 — Auswärtiges Amt 1 362,7 1 434.5 5,3 06 — Inneres 2 334,4 2 521,2 8,0 07 — Justiz 275,5 287,6 4,4 08 — Finanzen 2 467,2 2 500,0 1.3 09 — Wirtschaft 2 555,6 3 055,0 2,0 10 — Ernährung 5 423,5 5 696,6 5,0 11 — Arbeit 37 580,4 38 428,2 2,3 12 — Verkehr 19 508,6 21 591,8 10,7 13 — Post- und Fernmeldewesen 301,4 5,2 — 98,3 14 — Verteidigung 32 381,9 32 866,7 1.5 15 — Jugend, Familie u. Gesundheit 13 490.9 14 638,7 8,5 19 — Bundesverfassungsgericht 10,0 9,1 — 9,0 20 — Bundesrechnungshof 31,4 30,6 — 2,5 23 — Wirtschaftliche Zusammenarbeit 3 047,0 3 217,9 5,6 25 — Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 3 926,2 3 852,9 — 1.9 27 — Innerdeutsche Beziehungen 521,2 403,8 — 22,5 30 — Forschung u. Technologie 3 975,8 4 208,6 5,9 31 — Bildung u. Wissenschaft 3 655,4 3 821,6 4,5 32 — Bundesschuld 7 077,1 9 731,4 37,5 33 — Versorgung 7 815,7 7 917,8 1,3 35 — Verteidigungslasten 930,5 973,2 4,6 36 — Zivile Verteidigung 546,7 552,0 1,0 60 — Allgemeine Finanzverwaltung 11 879,7 12 938,9 8,9

Gesamtsumme: 161 671,6 171 305,7 6,0 UiD 26/77 • $9lto 9 So wurde abgestimmt

Einzelplan Abstimmung Nr.

01 — Bundespräsident Ja 02 — Bundestag Ja 03 — Bundesrat Ja 04 — Bundeskanzler Nein Namentliche Abstimmung CDU/CSU: 243, SPD/FDP: 253 05 — Auswärtiges Amt Nein 06 — Inneres Nein 07 — Justiz Nein 08 — Finanzen Nein 09 — Wirtschaft Nein 10 — Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nein 11 — Arbeit und Sozialordnung Nein 12 — Verkehr Nein 13 — Post und Fernmeldewesen Nein 14 — Verteidigung Nein Namentliche Abstimmung CDU/CSU: 242, SPD/FDP 252 15 — Jugend, Familie, Gesundheit Nein 19 — Bundesverfassungsgericht Ja 20 — Bundesrechnungshof Ja 23 — Wirtschaftliche Zusammenarbeit Nein 25 — Raumordnung, Bauwesen, Städtebau Nein 27 — Innerdeutsche Beziehungen Nein 30 — Forschung und Technologie Nein 31 — Bildung und Wissenschaft Nein 32 — Bundesschuldenamt Nein 33 — Bundesversorgungsamt Ja 35 — Verteidigungslasten Ja 36 — Zivile Verteidigung Nein 60 — Allgemeine Finanzverwaltung Nein UiD 26/77 • Seite 10 Generalabrechnung mit der Politik der Regierung Schmidt/Genscher

Nachfolgend kurze Auszüge aus den Plenarsitzungen mit mehr Erfolg den Reden der CDU/CSU-Sprecher anzugehen. in der 2. Lesung des Bundes- haushaltes, in denen die Haltung Einzelplan 05, Auswärtiges Amt der Union zu wichtigen Einzel- themen dargestellt wird. Ernüchterung in der Deutschlandpolitik Einzelplan 02, Bundestag : Das Parlament ist der Kein Verfassungsorgan der Bundesre- wichtigste Garant unserer publik Deutschland darf die Wiederher- freiheitlichen Ordnung stellung der Einheit als politisches Ziel aufgeben, alle Verfassungsorgane sind Bundestagspräsident : verpflichtet, in ihrer Politik auf die Er- In unserer Verfassung ist dem Parla- reichung dieses Zieles hinzuwirken, das ment die zentrale Funktion zugewiesen. schließt die Forderung ein, den Wieder- Es beschließt die Gesetze, es wählt den vereinigungsanspruch im Inneren wach- Bundeskanzler und — zusammen mit zuhalten und nach außen beharrlich zu den Vertretern der Länderparlamente vertreten. — den Bundespräsidenten. Es kontrol- liert die Regierung. Diese Funktionen Seit 1974 geht diese Regierung einen Weg der Desillusionierung ihrer eige- sind auch heute noch in voller Wirk- nen Politik. Wenn ich noch daran den- samkeit. Das Parlament ist der wichtig- ke, wie der Kollege Bahr in Moskau im ste Garant der freiheitlichen Ordnung in März 1974 über Berlin verhandelt und unserem Lande. uns von dort eine Berlin-Formel mitge- Das soll nicht bedeuten, daß wir mit der bracht hat, von der der Außenminister Arbeit unseres Parlaments in jeder Hin- hinterher sagte, sie sei nicht akzepta- sicht zufrieden sein könnten. Die Arbeit bel, muß ich sagen: Insofern hat sich vollzieht sich häufig unter einem außer- die Regierung unserer nüchternen Ein- ordentlichen Zeitdruck. Die Fraktionen schätzung und Betrachtung der Dinge sind genötigt, wichtige Entscheidungen und der Möglichkeiten genähert. in höchster Eile zu treffen. Andererseits sind manche unserer Plenardebatten zu Der große Irrtum, der fast unverantwort- langatmig und zu wenig lebendig. liche Irrtum der Regierung von 196g war, daß sie dem deutschen Volke vor- Eine Straffung der Plenardebatten er- gaukelte, es gebe in der Außenpolitik scheint wünschenswert. Ich werde mir die große Alternative, man könne das erlauben, dazu nach der Sommerpause jetzt alles ganz anders machen. Wjr einen Vorschlag zu machen. Vielleicht haben damals gesagt, die Bewegungs- könnte es uns dann auch gelingen, die räume der Deutschlandpolitik und der leidige Frage der schlechten Präsenz in Außenpolitik sind viel geringer. Hier jst UiD 26/77 • Seite 11 bei Ihnen ein Ernüchterungsprozeß ein- muß, ist sein Verhalten. Trotz der Nie- getreten, den wir begrüßen. derlagen in Karlsruhe und aller Mah- nungen der Opposition werden von der Einzelplan 06, Inneres Regierung und der sie tragenden Koali- tion weiterhin dem Parlament Gesetze Innere Sicherheit vorgelegt und verabschiedet, die einer grob vernachlässigt verfassungsrechtlichen Prüfung nicht standhalten können. Diese Tatsache, : die auch für die Zukunft eine unzurei- Herr Maihofer, wenn auch nur ein Teil chende Erfüllung der Aufgaben des der gestellten Fragen von Ihnen bejaht Bundesministers der Justiz nahezu ge- werden muß, dann sind Ihre bisherigen wiß macht, ist ausschlaggebend für die Beteuerungen unrichtig, dann bestehen Entscheidung der CDU/CSU, den Ein- unsere Besorgnisse zu Recht. Dann zelplan 07 abzulehnen. müssen wir Ihnen auch auf diesem Feld (Ausrüstung des Bundesgrenzschutzes) Heinz Eyrich: den Vorwurf grober Vernachlässigung Die breite Basis, von der aus nur eine der Vorsorge für unsere innere Sicher- gute Rechtspolitik getrieben werden heit machen. Hier gilt das gleiche wie kann, wurde oftmals und leider zu oft im Bereich der Zivilverteidigung und im einer einseitig betrachtenden ideologi- Bereich der Terrorismusbekämpfung: schen Richtschnur wegen aufgegeben. Eine Politik, die Realitäten verdrängt, Ideologie ist nirgends gefährlicher als weil sie unangenehm sind, und dadurch auf dem Gebiete des Rechts. Nicht oh- versäumt, sich auf gefährliche Entwick- ne Grund haben wir unseren ersten lungen rechtzeitig vorzubereiten, ist rechtspolitischen Kongreß unter das nicht zu verantworten. Die derzeitige Motto gestellt: Das Recht sichert die Regierungskoalition hat 1969 unsere Freiheit. Die Funktion des Rechts ist die Republik intakt übernommen. Seitdem Gewährleistung des Rechtsfriedens, der sind nicht nur Vollbeschäftigung und ohne Freiheit nicht möglich ist. soziale Sicherheit zunehmend in Gefahr geraten. Auf dem Feld der inneren und Einzelplan 08, Finanzen äußeren Sicherheit ist es ebenfalls ab- wärts gegangen. Unser Volk, das fleißig Umverteilung und ordentlich seine Pflicht tut und das verschlingt Steuergelder in Frieden und Freiheit leben will, hat (Emstek): eine solche schwache Regierung nicht verdient. Es wird Zeit, daß Sie abtreten. Die Bürger können überhaupt nicht mehr übersehen, in welcher Weise sie Einzelplan 07, Justiz durch Steuern und Abgaben begünstigt oder belastet werden. Es muß bedenk- Nichts aus den lich stimmen, wenn Steuerbelastungen Urteilen gelernt mit gleichzeitigen Steuerentlastungen angeboten werden. Aber ein Großteil : der Bürger spürt, daß ihnen das in die Was dem zur Zeit amtierenden Bundes- Tasche gesteckt wird, was ihnen zuvor minister der Justiz angelastet werden aus der anderen Tasche genommen UiD 26/77 • Seite 12 wurde. Unbestritten sind die erhebli- nach der Wahl gemacht hat, als auch chen Verwaltungs- und Personalkosten die vielen widersprüchlichen Entschei- der staatlichen Umverteilung. Von einer dungen nach der Wahl einigermaßen zu Mark, die der Bürger zahlt, bleiben am korrigieren. Das ist ihm nicht gelungen. Schluß nur 70 oder 80 Pfennige übrig, Unser Nein ist aber auch eine deutliche weil das Eintreiben 10 bis 15 Pfennige Kritik an dem nunmehr verantwortli- und das Verwalten und Wiederausge- chen Arbeitsminister. Er hat die Chance ben dieselbe Summe kostet. eines Neuanfanges, einer vertrauens- Einzelplan 09, Wirtschaft vollen Zusammenarbeit mit der Opposi- tion nicht genutzt. Er hat nicht den Mut Die Krise kommt zu Offenheit und zu einem Mehr an aus der Politik Kooperationsbereitschaft gefunden, sondern vielmehr den Kurs der Schön- : färberei und der Unsolidität fortgesetzt. Die Hauptwachstumsbremse ist für die Bundesrepublik Deutschland in der La- Heinz Franke: ge in Bonn zu suchen. Die Krise kommt Es ist bekannt, daß die SPD eine Sy- aus der Politik. In Italien wird kein Pro- stemveränderung auch im Gesundheits- duktivitätszuwachs, in Frankreich keine wesen will. Es geht der SPD gar nicht Inflationsrate, in Großbritannien kein um Kosteneinsparungen, sondern um Kredit die Probleme lösen. Sie kommen die Durchsetzung sozialistischer Vor- aus der Politik. In der Bundesrepublik stellungen. Aus der Sicht der SPD ist Deutschland kommen sie daher, daß das nur konsequent. Aber daß die FDP Bonn keine Führung und keine Per- ihre Hand dazu bietet, muß herausge- spektive bietet, sondern Nebel und Un- stellt und angeprangert werden. klarheit. Wenn dann die Männer drau- ßen im Lande den Fuß vom Gashebel Einzelplan 12, Verkehr nehmen, dann sind sie nicht Unterlas- ser, sondern reagieren auf eine schlim- Das Dilemma me Situation, die andere herbeigeführt bei der Bundesbahn haben. In dieser Lage sollte die Regie- Karl Heinz Lemmrich: rung abtreten. Das katastrophale Ergebnis zehnjähri- Einzelplan 11, Arbeit und Soziales ger sozialdemokratischer Politik zeigen Ehrenberg hat folgende Zahlen: Während 1969 die Verluste der Bundes- Chance des Neuanfangs bahn eine Milliarde DM ausmachten, verpaßt kletterten sie 1975 auf 4,3 Milliarden Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein: und werden auch 1977 wieder beträcht- lich über 4 Milliarden DM liegen. Der Bundeskanzler hat in der Ausspra- che versucht, seinen sozialpolitischen Die Verschuldung der Bundesbahn, die Zickzackkurs vor und nach der Wahl zu Ende 1969 bei der Regierungsübernah- rechtfertigen. Er hat den Versuch unter- me durch die SPD 12,5 Milliarden DM nommen, sowohl die vielen wider- betrug, stieg in den sieben Jahren ihrer sprüchlichen Aussagen, die er vor und Regierung auf 28,4 Milliarden DM an. UiD 26/77 • Seite 13

Dies ist der Schuldenstand am 30. April Entschiedenheit besitzt, mit der er an- 1977. getreten ist, sondern der sich auf die Straße der Resignation und des Rück- Die Verluste der Bundesbahn werden zugs vor dem Druck seiner Partei bege- weitgehend nicht mehr vom Bund abge- ben hat und der damit den Boden der deckt. Die Bundesbahn muß das Geld Gemeinsamkeit verlassen hat. beim Bundesbürger leihen. In diesem Jahr sollen 68% des Fehlbetrages Die Absage schließlich an eine Art des durch Kredite bezahlt werden. Die Auf- Umgangs mit untergebenen Soldaten, stockung der Investitionsmittel im die wir als unverantwortlich und uner- Haushalt 1977 um 1 Milliarde DM ist träglich empfinden. eine Augenwischerei. Mit dieser einen Milliarde werden nur die vorgesehenen Was bedeutet dieses Nein nicht? Fremdmittel ersetzt, nicht die Investitio- Es bedeutet nicht den Übergang zur nen erhöht. Die Fremdmittel benötigt totalen Konfrontation und einer Politik man an anderer Stelle, nämlich zur Ab- abgebrochener Brücken im Bereich der deckung des Jahresfehlbetrages, der Verteidigung. Noch gibt es viele ge- 9egenüber dem vorgelegten Wirt- meinsame politische Vorstellungen, ins- schaftsplan der Bahn inzwischen für besondere im Bereich der NATO-Politik 1977 von 3,4 Milliarden auf 4,2 Milliar- zwischen dem Bundesverteidigungsmi- den DM angestiegen ist. nister und der CDU/CSU. Wir werden auch in Zukunft nicht zögern, seine Einzelplan 14, Verteidigung Politik im Plenum und in den Ausschüs- Darum Nein zum sen dort zu billigen und zu unterstützen, wo sie der Stärkung der Verteidigung Verteidigungsetat und der Bundeswehr dient. Manfred Wörner: Unser Nein ist kein Nein zur Bündnispo- Das erste Nein in der Geschichte der litik. Die CDU/CSU hat den Eintritt der Unionsparteien zum Verteidigungsetat Bundesrepublik Deutschland in die fällt uns nicht leicht. Wir haben uns NATO durchgesetzt. Das Atlantische diese Entscheidung auch nicht leicht Bündnis bleibt unverbrüchlich Kern- 9emacht. Gemeinsamkeit in Sachen stück unserer Sicherheitspolitik. Unsere verteidigungspolitik ist ein hoher Wert. Verbündeten — allen voran die USA — Aber sie ist kein Selbstzweck. Gemein- sollen wissen, daß sie auch in Zukunft samkeit mit einer falschen Politik wäre mit der CDU/CSU rechnen können, schlechter als entschiedene Opposition wenn es um die Kräftigung und den 9egen eine falsche Politik. Ausbau dieser Allianz geht. Was bedeutet das Nein? Unser Nein schließlich bedeutet keine Absage an die Bundeswehr und ihre Die Absage an eine Politik, die die Soldaten. Wir stehen weiterhin zu ih- allgemeine Wehrpflicht abschafft und nen. Sie können sich weiterhin auf un- damit der Sicherheit der Bundesrepu- sere aktive parlamentarische und politi- blik Deutschland Schaden zufügt. sche Unterstützung verlassen. Unser Die Absage an einen Minister, der nicht Nein wird gerade im Gegenteil gespro- mehr die Standfestigkeit, Klarheit und chen aus Sorge um die allgemeine UiD 26/77 • Seite 14

Wehrpflicht und die Folgen für die Bun- Diese erschreckenden Tatsachen sind deswehr. dem Ministerium wie auch der Wir sagen Nein, nicht weil wir weniger, SPD/FDP bekannt; trotzdem wird diese sondern weil wir mehr Verteidigung Organisation weiterhin mit dem Geld wollen. der Steuerzahler gefördert. Dem wider- setzen wir uns, denn dieses Geld sollte Die CDU/CSU bleibt, was sie bis zum besser, wie wir es beantragt haben, der heutigen Tage war: die einzige in ihrer Deutschen Sportjugend für den Behin- Einstellung zur Verteidigung und zur dertensport zur Verfügung gestellt wer- Bundeswehr geschlossene politische den. Kraft, auf die sich die Bürger unseres Volkes verlassen können. Einzelplan 23, Wirtschaftliche Zusam- menarbeit Einzelplan 15, Jugend und Familie Hilflose Afrikapolitik Dafür sollte es keine der Regierung Steuergelder geben Jürgen Gerhard Todenhöfer: : Durch die sowjetische Offensive sowohl Leider wurde der von uns gestellte An- in Afrika wie im Indischen Ozean und trag, dem Bundesverband der Natur- durch die vorhandenen Konfliktherde freundejugend Deutschlands die Zu- im südlichen Afrika, am Kap Horn, in schüsse des Bundes zu entziehen, weil Nahost, am Persischen Golf und in Süd- er kommunistisch unterwandert ist, von ostasien sind für unsere militärische der SPD/FDP-Mehrheit abgelehnt. Und Sicherheit und für die Rohstoffversor- dies gung unseres Landes neue Belastungen — obwohl sich die Bundesregierung ge- und Gefährdungen geschaffen worden. nötigt sieht, die engen Verbindungen Die Bundesregierung hat auf diese zwischen der Naturfreundejugend und neue Entwicklung vor allem in Afrika der Sozialistischen Deutschen Arbeiter- völlig hilflos und unzureichend reagiert. jugend (SDAJ), der Jugendorganisation Sie leistet insbesondere weiterhin in der DKP, im Verfassungsschutzbereich völlig undifferenzierter Weise Entwick- zur Sprache zu bringen; lungshilfe an kommunistische Regie- — obwohl die Bundesregierung zuge- rungen, ferner an Länder, die mit so- ben mußte, daß ,,in einigen NFJD-Lei- wjetischer oder kubanischer Hilfe Gue- tungen Kommunisten (teils DKP-, teils rilla-Kämpfer für dritte Länder ausbil- SDAJ-Mitglieder) tätig sind; den und neuerdings auch humanitäre Hilfe an sogenannte Befreiungsbewe- — obwohl die Naturfreundejugend — gungen. unter dem Deckmantel eines Touristen- Die Bundesregierung behauptet, sie vereins — nach wie vor für die Zusam- wolle mit Entwicklungshilfe und huma- menarbeit mit Kommunisten eintritt; nitärer Hilfe die Unabhängigkeit dieser — obwohl sich das gesellschaftspoliti- Staaten und der betreffenden Befrei- sche Leitbild der Bundesjugendleitung ungsbewegungen fördern. Das politi- nach wie vor am DDR-Sozialismus sche Ergebnis ist de facto, daß wir orientiert. durch unsere Entwicklungshilfe und hu- UiD 26/77 • Seite 15

manitäre Hilfe diesen Ländern und so- zulehnen, zielte weniger auf eine kriti- genannten Befreiungsbewegungen die sche Diskussion der fortgeschrittenen Möglichkeit verschaffen, sich zusätzlich Reaktorlinien und ihre Finanzierung. Ih- Waffen bei der Sowjetunion und ande- nen paßte die ganze Richtung nicht. ren kommunistischen Staaten zu kau- Dieser Beschluß, und mit ihm viele an- fen." dere aus Landesverbänden der SPD und FDP zeigen, daß weite Kreise der Einzelplan 25, Raumordnung, Bauwesen Regierungsparteien die Politik der Bun- und Städtebau desregierung einer friedlichen Nutzung der Kernenergie nicht mehr mittragen, Niedrigste Bauquote seit 1950 sondern nur noch zähneknirschend er- Oscar Schneider: tragen.

Bundeskanzler Schmidt hat auf dem Einzelplan 31, Bildung und Wissenschaft Mietertag in Hamburg eingeräumt, daß von einem weiteren Absacken des Woh- Junge Generation nungsbaues eine erhebliche Gefahr für wird vernachlässigt die Wohnraumversorgung ausgeht. Die Lage im Wohnungsbau ist in der Tat : mehr als besorgniserregend. Mit Die Regierungen der SPD/FDP-Koalition 390 000 fertiggestellten Neubauwohnun- sind einmal angetreten mit dem Ver- gen wurde 1976 das niedrigste Fertig- sprechen und der Vision, der jungen stellungsergebnis seit 1950 erreicht. Die Generation ein Mehr an allgemeiner Baugenehmigungsziffer ist gleichfalls und beruflicher Bildung, an vollem Zu- stark rückläufig. In den ersten vier Mo- gang zu den Hochschulen, an berufli- naten dieses Jahres ist die Baugeneh- chem und sozialem Aufstieg — frei von migungsziffer im Mietwohnungsbau um Leistungsdruck und materiellen Sorgen 41 %, im Familienheimbau um 11 % bieten zu wollen. und insgesamt um 21 % gefallen. Die heutige Wirklichkeit sieht dagegen sehr nüchtern aus. Die Zahlen der ju- Einzelplan 30, Forschung und Techno- gendlichen Arbeitslosen, der Ausbil- logie^ dungsplatzsuchenden, der Wartenden vor den Hochschulen, der Berufssu- Regierung unter dem Druck chenden sprechen für sich. Nie seit der Linken Beendigung der Wiederaufbauphase in der Bundesrepublik sah sich die junge : Generation vor schlechteren Zukunfts- Einigen SPD-Abgeordneten aus Schles- perspektiven als heute. wig-Holstein ist in den letzten Wochen Die CDU/CSU hat deshalb am 12. Mai der Nachweis gelungen, daß der 1977 ein „Programm zur Sicherung und Schnelle Brüter nicht nur eine techni- Weiterentwicklung des Ausbildungs- sche Entwicklung ist, die noch viele platzangebotes und zur Verbreiterung unbeantwortete Fragen aufwirft, son- der Arbeitsmöglichkeiten für Jugendli- dern sich auch hervorragend zur Diszi- che" im Bundestag eingebracht. Sie do- plinierung der Bundesregierung eignet. kumentiert damit, daß sie zusammen Ihre Drohung, den Forschungsetat ab- mit der Bekämpfung der Arbeitslosig- UiD 26/77 • Seite 16

keit die wichtigste Zukunftsaufgabe Wir lehnen den Einzelplan 31 ab, weil darin sieht, allen jungen Menschen in die Bildungspolitik der Bundesregie- unserem Lande die Möglichkeit einer rung in ihren generellen Zielen und Berufsausbildung in den kommenden Inhalten noch längst nicht von der Jahren zu geben. Diesem Programm Kurskorrektur geprägt ist, um der Bil- hat die Bundesregierung bislang nichts dungsprobleme der nächsten Jahre Vergleichbares entgegenzusetzen. Herr zu werden.

Diese Anträge hat die SPD/FDP-Koalition abgelehnt

Bildung „Unterrichtung der Öffentlichkeit über In der kürzesten Bildungsdebatte seit Entwicklungshilfe" in Höhe von 1,53 Jahren wurde ein Antrag der CDU/CSU Millionen DM. abgelehnt, durch Umschichtung von Mittelstand Mitteln im 3,8-Milliarden-Etat des Bun- Im Verlaufe der Haushaltsdebatte zum des neue Ausbildungsstellen im öffentli- Einzelplan 09 — Wirtschaft — forderte chen Dienst zu schaffen. der Vorsitzende des Diskussionskreises Ernährung und Landwirtschaft Mittelstand der CDU/CSU, Hansheinz Hauser (Krefeld), den Haushaltsansatz Mit den Stimmen von SPD/FDP wurden für die Förderung der Institutionen zur in zweiter Lesung der Etat des Bundes- beruflichen Weiterbildung um 500 000 ministeriums für Ernährung, Landwirt- DM zu erhöhen; ferner sollten die Mittel schaft und Forsten angenommen. Die für überbetriebliche Maßnahmen zur CDU/CSU lehnte diesen Einzelplan ab, Anpassung an den technischen Fort- der ein Volumen von 5,69 Milliarden schritt um 3,5 Mio. auf 17 Mio. DM Mark hat. Von dem Sprecher der Union, erhöht werden. Der Antrag wurde von Hans Peter Schmitz, wurde darauf hin- der SPD/FDP abgelehnt. gewiesen, daß die Einkommen im Wirt- Dazu stellte Hauser fest: „An der Be- schaftsjahr 1976/77 um fünf bis sechs handlung unserer Anträge und den Be- Prozent hinter dem Ergebnis von merkungen, die dazu gemacht worden 1972/73 zurückblieben. sind, ist abzulesen, welchen Stellenwert Mittelstandspolitik, Ausbildungsplatzsi- Entwicklungspolitik cherung und alle damit zusammenhän- Der Antrag der CDU/CSU, die Reiseko- genden Fragen bei der Koalition in sten für Auslandsdienstreisen im Bun- Wirklichkeit haben. Die schönsten Be- desministerium für wirtschaftliche Zu- kenntnisse nützen überhaupt nichts, sammenarbeit um 300 000 Mark zu kür- wenn die beste Gelegenheit, den Wor- zen, wurde von SPD und FDP ebenso ten Taten folgen zu lassen, durch Ab- abgelehnt wie eine von der Union vor- lehnung unserer Anträge ungenutzt ver- geschlagene Reduzierung der Position streichen." UiD 26/77 • Seite 17

ENERGIEPOLITIK Friedliche Nutzung der Kernenergie unverzichtbar

Der Bundestag hat am 15. Juni 1977 lungsverluste bei den bisherigen Moto- die Großen Anfragen der CDU/CSU ren zu verringern. und der SPD/FDP zu energie- Im industriellen Bereich werden ver- politischen Fragen diskutiert. mehrt neue energiesparende Techniken Bei der Anfrage der CDU/CSU eingesetzt. Der Einsatz industrieller stand die friedliche Nutzung der Kraftwerke für Wärme- und Stromerzeu- Kernenergie im Mittelpunkt. gung in Zusammenarbeit mit öffentli- Die energiepolitischen Vor- chen Kraftwerken sollte im Rahmen wirt- stellungen der CDU/CSU enthält schaftlicher Möglichkeiten durch ent- nachfolgender Entschließungs- sprechende Übereinkommen verstärkt antrag. Sie lauten: geregelt werden.

1. Energieersparnis Durch Energieersparnis allein lassen sich aber die Versorgungsprobleme der In den letzten zehn Jahren war das Bundesrepublik Deutschland nicht lö- Verhältnis zwischen Wachstumsrate, sen, weil selbst auf lange Sicht bei Sozialprodukt und Wachstumsrate des radikalen Energiesparmaßnahmen nur Primärenergieverbrauchs 1:1. Durch das Ausmaß des Anwachsens des Pri- vermehrte Energieersparnis in allen Be- märenergiebedarfs verringert wird. reichen ist es möglich, diese Verhältnis ohne Beeinträchtigung des Wirtschafts- 2. Stein und Braunkohle wachstums zu verbessern. müssen auch in Zukunft einen wesentli- Die Ersparnis ist deshalb der vordring- chen Beitrag zur Deckung des Energie- lichste Beitrag zur Deckung des Ener- bedarfs leisten, wobei langfristig ein giebedarfs. Konkrete Maßnahmen sind steigender Beitrag der Kohle anzustre- vor allem zu ergreifen bei: ben ist. Durch verstärkte Kohlevered- lung (z. B. Vergasung und Verflüssi- der Umwandlung von Primärenergie in gung) muß der Einsatz der Kohle über Strom. Die Ausnutzung der Wärme aus den Bereich der Stromerzeugung und den Kraftwerken sollte verstärkt wer- der Eisen- und Stahlindustrie hinaus den. erweitert werden. Im Haushaltsbereich stehen die Verhal- tensweisen sowie technische Maßnah- 3. Die Nutzung regenerativer Energie- men im Mittelpunkt der Ersparnismög- quellen (z. B. Sonnenenergie) lichkeiten. muß mit verstärkter Unterstützung ent- Im Verkehrsbereich sind neue Techni- sprechender technologischer For- ken zu stimulieren, um die Umwand- schung weitergetrieben werden. UiD 26/77 • Seite 18

4. Die friedliche Nutzung der Kernener- langen Investitionsphasen müssen gie Bund und Länder sich über Standort ist für die Bundesrepublik Deutschland zur Konzeption abstimmen. unverzichtbar. In absehbarer Zeit wer- Die Bundesrepublik Deutschland ist den nur diejenigen Kernreaktoren zum auf einen Weltmarkt für kerntechnische Einsatz kommen, die auf dem Prinzip Anlagen angewiesen, weil sie als ex- der Kernspaltung beruhen. Um diese portorientiertes Land hochwertige Kernreaktoren benutzen zu können, be- Technologien in zunehmendem Umfan- nötigt man als Primärenergie Uran oder ge anbieten muß. Die Bewährung der Thorium, die in der Bundesrepublik kerntechnischen Anlagen auf dem ein- Deutschland nur in einem geringen Um- heimischen Markt ist eine entscheiden- fange vorhanden sind. Bei Beibehaltung de Voraussetzung für die Konkurrenzfä- der gegenwärtigen Reaktorsysteme higkeit auf dem Weltmarkt. kann aufgrund der begrenzten Uran- 5. Kernenergie und Kohle und Thoriumreserven die Kernenergie sind die Energiequellen, die langfristig bei der bisherigen Nutzung nur zu zur Deckung des Energiebedarfs heran- einem beschränkten Einsatz kommen. gezogen werden können. Ihre Nutzung Erst durch den Einsatz fortgeschrittener in den verschiedensten Formen gehö- Reaktorsysteme lassen sich Uran und ren zu den wesentlichsten Aufgaben Thorium besser ausnutzen. Dadurch der Energiepolitik, um den Bedarf an läßt sich die Elektrizitätsversorgung der Energie zu sichern. Bundesrepublik besser sichern und in Die gegenwärtige Rechtsunsicherheit absehbarer Zeit auch ein wichtiger Bei- bei der Genehmigung von Standorten trag für die Wärmeversorgung leisten. für Steinkohlenkraftwerke ist zu beseiti- Die Kernfusion ist im Rahmen eines gen. langfristigen Forschungs- und Entwick- Die Forderung nach einer langfristig lungsprogramms mit allen Anstrengun- und realistisch konzipierten Energiepo- gen weiterzuführen, um einen Fusions- litik hat vor allem zum Inhalt, daß zur reaktor zu erhalten. Bei einer mögli- künftigen Energiebedarfsdeckung alle chen Anwendung dieses Reaktors wäre Energieträger herangezogen werden die Bundesrepublik Deutschland im Be- müssen. Dabei sind technologisch reali- reich der Elektrizitätserzeugung von Im- sierbare Lösungen auf ihre wirtschaftli- porten unabhängiger. Die Sicherheit chen Auswirkungen für das Gesamtkon- kerntechnischer Anlagen muß gewähr- zept zu überprüfen. Dies verlangt nach leistet sein. wie vor Angesichts der bisher geleisteten um- • einen entscheidenden Beitrag der fassenden Risiko-Vorsorge ist zu for- Kohle zur Bedarfsdeckung, dern, daß einem weiteren notwendigen • den weiteren Import von Primärener- Ausbau der Kernenergie nichts mehr in gieträgern, insbesondere aus politisch den Weg gestellt wird, um nachteilige stabilen Ländern, Folgen für die zukünftige Energiever- • die Schärfung des Verbraucherbe- sorgung zu vermeiden. Dazu gehören wußtseins, auch politische Entscheidungen für ein- • die Förderung der europäischen deutige Regelungen bezüglich der Ge- energiepolitischen Zusammenarbeit nehmigungsverfahren. Angesichts der und der internationalen Kooperation. UiD 26/77 • Seite 19

WICHTIGE THEMEN Einheitsschule durch die Hintertür

In der vorletzten Arbeitswoche des fraktion deshalb das gesamte Bundes- Bundestages (13. bis 17. Juni 1977) besoldungserhöhungsgesetz ab und hat das Parlament wichtige wird über den Bundesrat versuchen, Gesetze bzw. Anträge behandelt: eine Korrektur durchzusetzen. 6. Bundesbesoldungserhöhung, Verbesserung des Wohngeldes; außerdem hat die Bundestags- Mängel bei der fraktion einen Antrag zur Finanz- Verbesserung situation der Gemeinden ein- gebracht. Nachfolgend die Haltung des Wohngeldes der Union im einzelnen. Dem Gesetz über die schon seit lan- Anläßlich der 2. und 3. Beratung des gem von der CDU/CSU geforderte Sechsten Bundesbesoldungserhö- Verbesserung des Wohngeldes, das im hungsgesetzes erklärte Volker Rühe zur Bundestagsausschuß für Raumordnung, Stufenlehrerbesoldung: Nach wie vor Bauwesen und Städtebau in einigen ist es das unveränderte bildungspoliti- Punkten verändert wurde, hat die Bun- sche Ziel von SPD und FDP, das geglie- destagsfraktion grundsätzlich zuge- derte Schulwesen zu zerstören und die- stimmt. Die Union kritisiert jedoch, daß ses durch ein Einheitsschulwesen zu die Koalition die Benachteiligung vor ersetzen. Mit Hilfe einer nivellierenden allem der kinderreichen Familien nicht Besoldungsregelung machen die Koali- abgebaut hat. Vielfach müssen sie Be- tionsparteien folgenden Versuch: Die lastungssätze für die Mieten, die über Entwicklung hin zum Einheitslehrer vor- 20 Prozent ihres Einkommens liegen, anzutreiben und die integrierte Gesamt- tragen. SPD und FDP haben sich je- schule als Einheitsschule zu verwirkli- doch geweigert, einen entsprechenden chen. CDU/CSU-Antrag zugunsten der kin- Die CDU/CSU wendet sich entschieden derreichen Familien anzunehmen. gegen diesen Versuch und fordert auch Trotz des neuen Gesetzes sind auch die weiterhin eine differenzierte Lehreraus- Mieter in den Ballungsrandzonen weiter bildung und Lehrerbesoldung auf der benachteiligt. Obwohl Wohnen im Bal- Grundlage eines differenzierten Schul- lungsrand praktisch so teuer wie das wesens. Sie wird es nicht zulassen, daß Wohnen im Ballungskern ist, lehnten die Lehrerbesoldung als Hebel benutzt SPD und FDP eine bessere Lösung ab. wird, das gegliederte Schulwesen aus den Angeln zu heben. Wegen der Die CDU/CSU kritisiert ferner, daß SPD schwerwiegenden Bedenken und der und FDP eine Vereinfachung der Pau- ernsten Konsequenzen für unser Schul- schalierung von Freibeträgen abgelehnt wesen lehnt die CDU/CSU-Bundestags- haben, die in Übereinstimmung mit den UiD 26/77 • Seite 20 kommunalen Spitzenverbänden und al- len Praktikern der Wohngeldstellen vor- Neue CDU-Wandzeitung: gelegt worden ist. Sie hätte zu einer So schaffen wir die Arbeitslosigkeit erheblichen Verwaltungsvereinfachung ab geführt. Die CDU/CSU befürchtet, daß Die neuen Konzeptionen der CDU die Verwaltungskosten des Wohngel- zur Arbeitsbeschaffung und Herstel- des, die jetzt schon 200 Millionen DM lung der Vollbeschäftigung geben betragen, durch die Novelle noch weiter dieser Ausgabe eine besondere Ak- steigen werden. tualität. Die Wandzeitung soll dazu beitragen, die einzelnen Punkte des Ausgleich für die Programms in der Öffentlichkeit be- kannt zu machen. Auch auf diesem Gemeinden Wege können die CDU-Verbände Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verdeutlichen: Die CDU packt das. hat auf Vorschlag des KPV-Vorsit- Problem Nummer 1 der deutschen zenden Horst Waffenschmidt und des Innenpolitik an: Der Weg zur Voll- kommunalpolitischen Arbeitskreises beschäftigung. folgenden Antrag eingebracht: Preis: 6,— DM pro 25 Exemplare. Der Bundestag möge beschließen: Die Mindestabnahme: 25 Exemplare. Bundesregierung wird aufgefordert, bei Bestell-Nr. 7770. den Verhandlungen über die Steuerneu- verteilung darauf hinzuwirken, daß den Regiebuch 5: Kommunalwahlkampf Gemeinden (GV) der Steuerausfall er- in einer Neuausgabe setzt wird, der ihnen durch steuerge- Nachdem die früheren Bestände die- setzliche Maßnahmen des Jahres 1977 ser Veröffentlichung vergriffen wa- entsteht. ren, erwies sich eine Bearbeitung als In der Begründung heißt es: notwendig. Angesichts der Finanzsituation der Ge- Die letzten Erfahrungen aus den er- meinden (GV) ist es notwendig, für Ge- folgreichen Kommunalwahlkämpfen setze des Bundes, die bei den Städten, der CDU wurden bei der Neuaus- Gemeinden und Kreisen weitere finan- gabe berücksichtigt. zielle Belastungen bzw. Mindereinnah- Die Verbände können ab sofort die men verursachen, einen entsprechen- Neuausgabe anfordern. den Ausgleich zu schaffen. Preis: 17,25 DM pro 25 Exemplare. Dieser Ausgleich ist insbesondere er- Mindestabnahme: 25 Exemplare. forderlich, Bestell-Nr.: 4320. 1. um die Notwendigkeit weiterer Erhö- hungen der kommunalen Steuern und Bitte richten Sie Ihre Bestellungen Abgaben zu vermeiden, ausschließlich an das 2. um angesichts der für Wachstum und IS-Versandzentrum Vollbeschäftigung notwendigen kom- Postfach 66 66 munalen Investitionen einen weiteren 4830 Gütersloh 1 Verfall der kommunalen Investitions- Telex 9 33 753 iserv d kraft zu vermeiden. UiD 26/77 • Seite 21

KOALITION FDP-Führung ohne Basis

Die tiefgreifenden Meinungsunter- ren Ausbaus der Kernenergie vorzule- schiede zwischen der FDP-Basis gen. Die Bundesregierung ist wegen und ihrer Führungsspitze in der der Uneinigkeit in den eigenen Reihen Kernenergiefrage sind auf dem wiederum einmal mehr nicht hand- „Kleinen Parteitag" in Saarbrücken lungsfähig und in der Lage, Vorsorge offen zutage getreten, nachdem für die Zukunftssicherung unseres Lan- sie bereits auf dem Parteitag im des zu treffen. November 1976 deutlich geworden waren. Der FDP-Bundesausschuß Das Atom plädierte jetzt für eine mindestens spaltet die Koalition dreijährige Pause beim Bau neuer Die Bundesregierung kann sich nicht Kernkraftwerke. immer an die Beschlüsse der sie tra- Er hat damit eine weit restriktivere genden Parteien halten, erklärte For- Kernenergiepolitik beschlossen, als sie schungsminister Hans Matthöfer der die Bundesregierung verficht und auch „Welt" zu den Saarbrücker FDP-Be- mit den Ministerpräsidenten der Bun- schlüssen über Kernenergie. Jede Re- desländer — allerdings gegen den Wi- gierung müsse zwar Rücksicht auf sol- derstand von NRW — vereinbart hat. che Beschlüsse nehmen, meinte er, „Den vier FDP-Bundesministern Gen- aber es sei auch möglich, „daß in kriti- scher, Friderichs, Maihofer und Ertl, die schen Fällen die Verantwortung gegen- sich nach dem Abstimmungsergebnis über der Vollbeschäftigung zum Bei- sofort zu einer Sondersitzung des FDP- spiel unter Umständen eine Regierung Präsidiums zurückzogen, war die Ent- auch zwingt, ihren Parteien zu erklären, täuschung über das Ergebnis anzumer- warum sie bestimmte Parteitagsbe- ken", berichtet „Die Welt". schlüsse nicht vollständig so durchfüh- Zu dem FDP-Beschluß erklärt der for- ren konnte, wie sie gefaßt worden schungspolitische Sprecher der sind", erklärte er. Auf die Haltung der Unionsfraktion, u. a.: SPD angesprochen, bestätigte der Mini- Nach mehreren Juso-Attacken auf den ster, daß auch SPD-Bezirksparteitage ungeliebten Bundeskanzler stellt sich ein Kernkraftwerksmoratorium wie die nun der Bundesausschuß der FDP in FDP beschlossen hätten. der Frage Kernenergie in offenen Ge- Führende FDP-Politiker, wie der Stutt- gensatz zur eigenen Regierung. Man garter Landesvorsitzende Martin Ban- fragt sich, ob die Bundesregierung gemann, forderten inzwischen, die ge- überhaupt noch in der Lage ist, vor den gen einen zügigen Ausbau der Kern- Parteitagen von SPD und FDP ein eige- energie gerichteten Beschlüsse des nes Konzept in der Energiepolitik, ins- FDP-Bundeshauptausschusses sollten besondere aber im Bereich des weite- möglichst bald die bisherige Energiepo- UiD 26/77 • Seite 22 litik der Bundesregierung korrigieren. derter Schärfe fortgesetzt hatte, klarer Auch der nordrhein-westfälische FDP- als erwartet seine Stellung behaupten Vorsitzende und Wirtschaftsminister können. Kritische Stimmen gegen Jan- Horst-Ludwig Riemer schließt einen sen hörte man in der Stadthalle des Konflikt in Sachen Kernenergie zwi- Nordseestädtchens nur selten. Ein An- schen SPD und FDP einerseits und der trag des Ortsvereins Preetz, in dem Bundesregierung andererseits nicht Jansen und Steffen aufgefordert wer- aus. den, „sich in die solidarische Reihe der Parteimitglieder zurückzuziehen, die SPD-Kandidat Bundeskanzler Schmidt weiter unter- mit DKP-Hilfe gewählt stützen werden", wurde mit überwälti- gender Mehrheit verworfen. Mit Hilfe von vier DKP-Stimmen ist in der 14 683 Einwohner zählenden Stadt Reinheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) Volkes Stimme der sozialdemokratische Bürgermei- „Zerstritten wie noch nie" lautet die sterkandidat Engelbart Woerz gewählt Volksmeinung über die SPD, wie das worden. Auf Woerz, der sich zur Wie- demoskopische Infas-Institut — it. derwahl gestellt hatte, entfielen 20 der „Spiegel", 27. Juni 1977 — in einer 37 Stimmen. Sein Gegenkandidat, der Umfrage feststellte. Noch im Oktober von einer Koalition aus CDU, Freier 1976 hielten 38 Prozent der Befragten Wählergemeinschaft und FDP aufge- die SPD für „geschlossener als vor stellte parteilose Dr. Dieter Jenisch, einem Jahr", während 36 Prozent sie konnte 17 Stimmen auf sich vereinigen. als „zerstrittener als vor einem Jahr" SPD und KPD verfügen zusammen über bezeichneten. Im Mai 1977 glauben nur 20, die Koalition über 17 Sitze im Stadt- noch 11 Prozent an die Geschlossen- verordnetenparlament. Als „Alarmzei- heit, während 72 Prozent auf die Frage chen für die Demokratie" bewertete Al- „ist die SPD heute geschlossener oder fred Dregger die Umstände der Wahl zerstrittener als vor einem Jahr?" das von Woerz. Dregger nannte es einen Urteil „zerstrittener" fällten. „Der Spie- „einmaligen Vorgang in der Bundesre- gel" veröffentlichte dieses Ergebnis. publik", daß die Reinheimer SPD ihren Kandidaten „aus reinem Machterhal- tungswillen mit den Stimmen der DKP" Auf dem Marsch nach links durchgepaukt habe. Im SPD-Bezirk Ostwestfalen-Lippe (SPD OWL) gewinnen marxistisch Kieler SPD rebelliert weiter orientierte Sozialisten zunehmend an Der schleswig-holsteinische SPD-Lan- Bedeutung. Diese Feststellung trat die desvorsitzende Günther Jansen ist auf Junge Union des Bezirksverbandes Ost- dem Landesparteitag in Tönning (Nord- westfalen-Lippe in einer veröffentlich- friesland) mit großer Mehrheit (138 ge- ten Dokumentation über die Flügel- gen 23) für weitere zwei Jahre in sei- kämpfe in der ostwestfälischen SPD. nem Amt bestätigt worden. Damit hat Die Broschüre soll aufzeigen, daß ein der „Rebell gegen Bonn", der auch auf schon seit Jahren auf dem linken Flügel dem Parteitag seine Angriffe gegen die der SPD kämpfender Berzirksverband Bonner Koalitionspolitik in unvermin- noch weiter nach links marschiert. UID 26/77 • Seite 23 Programm des Grundsatzforums

22.9. 1977 bis 24. 9. 1977, Sektion 2: Berlin, Kongreßzentrum Familie, Bildung Leitung: Dr. Hanna-Renate Laurien. Donnerstag, 22. September 1977 Kurzreferate: Prof. Dr. Johannes Pech- 15.00 Uhr Plenum stein, Prof. Dr. H. J. Ipfling, Dr. Georg Gölter, Dr. Werner Remmers. Bericht- Dr. Richard von Weizsäcker, Vorsitzen- erstatter: Werner Scherer. der der Grundsatzkommission der CDU: ,,Unser Beitrag zur grundsatzpolitischen Sektion 3: Auseinandersetzung". Wirtschafts- und Sozialpolitik 16.00 Uhr Kurzreferate im Plenum Leitung: Dr. Ernst Albrecht. 1. Verständnis vom Menschen, Grund- Kurzreferate: Prof. Dr. Wolfram Fischer, werte, Staat: Prof. Dr. Hermann Krings. Prof. Dr. Hans-Karl Schneider, Prof. Dr. 2. Verständnis vom Menschen, Grund- Kurt H. Biedenkopf, Wolfgang Vogt. Be- werte, Familie: Dr. h. c. Erwin Wilkens. richterstatter: Prof. Dr. Walter Braun. 3. Grundwerte, Wirtschafts- und Sozial- politik: Prof. Dr. Wilhelm Krelle. Sektion 4: 17.30 Uhr Plenardiskussion Deutschland in der Welt 19.00 Uhr Pause Leitung: Dr. Egon Alfred Klepsch. 20.00 Uhr Dr. Heiner Geißler, General- Kurzreferate: Prof. Dr. Theodor Hanf, sekretär der CDU: ,,Das Grundsatzpro- Prof. Dr. Ulrich Scheuner, Dr. Werner gramm, Instrument einer gestaltenden Marx, Dr. Karl-Heinz Narjes. Bericht- Politik". erstatter: Prof. Dr. Werner Weidenfeld.

Freitag, 23. September 1977 Sektion 5:

Sektionen Staat Leitung: Prof. Dr. Wilhelm Kewenig. Beginn: 9.00 Uhr Mittagspause: 12.30 bis 14.30 Uhr Kurzreferate: Prof. Dr. Karl Döring, Prof. Dr. Roman Herzog. Berichterstat- Sektion 1: ter: Prof. Dr. Dieter Oberndörfer.

Verständnis vom Menschen, Grund- Samstag, 24. September 1977 werte Plenum Leitung: Prof. Dr. Paul Mikat. 9.00 Uhr Berichte aus den Sektionen Kurzreferate: Prof. Dr. Wolfgang Klu- und Plenardiskussion. xen, Prof. Dr. Manfred Hättich. Bericht- 12.00 Uhr Schlußrede des Parteivorsit- erstatter: Dr. Stefan Reimers. zenden Helmut Kohl. UiD 26/77 • Seite 24

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Die Diskussion über das Grundsatz- vom 22. bis 24. September 1977 in Ber- programm ist eine der Hauptaufgaben lin vorgetragen oder auch an die Bun- für die gesamte Partei in diesem und im desgeschäftsstelle geschickt werden. kommenden Jahr. Der „Fahrplan" dafür 3. Schlußtermin für die erste Diskus- wurde zuletzt im UiD 14/15 1977, S. 12, sionsphase ist der 18. November 1977 dargestellt. Verschiedene Anfragen ver- Alle bis zu diesem Termin eingegange- anlassen Bundesgeschäftsführer Karl- nen Stellungnahmen werden bei der Heinz Büke zu folgenden Erläuterun- Überarbeitung des Programmentwurfs gen: beachtet werden. 1. Wir befinden uns in der ersten Phase 4. Das Grundsatzforum entscheidet dieser Diskussion. Beratungsgegen- nicht über den Programmentwurf und stand ist dabei der vorliegende Kom- nicht über Änderungsanträge. Über das Grundsatzprogramm beschließt der missionsentwurf für ein Grundsatzpro- CDU-Bundesparteitag 1978. gramm der CDU. 5. Die zweite Diskussionsphase beginnt 2. In dieser ersten Phase ist die Bera- mit der Veröffentlichung des überarbei- tung formfrei; d.h. jedermann aus Par- teten Programmentwurfs als Antrag des tei und Öffentlichkeit kann sich zum Bundesvorstandes an den Bundespar- Entwurf äußern. Das kann durch allge- teitag 1978. Dazu können dann die an; meine kritische Anmerkungen ebenso tragsberechtigten Gremien der Partei geschehen, wie durch spezielle Ände- Änderungsanträge stellen. Der Bundes- rungsvorschläge. Solche Stellungnah- parteitag berät und beschließt über das men können auf dem Grundsatzforum Grundsatzprogramm.

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