CDU-Informationsdienst Union in Deutschland Bonn, den 29. Jai 4/87 ***** : Wir haben unser Hauptziel erreicht Der Wähler hat die Koalition der Mitte bestätigt J11 Parteipräsidium und im Parteivorstand haben wir das Ergebnis der Bundestagswahl sehr eingehend diskutiert und analysiert, erklärte Bun- deskanzler Helmut Kohl am Montag auf einer Pressekonferenz in Bonn. s war eine ernsthafte, offene und sehr solidarische Diskussion. Ich will "nächst den Dank des Parteivorstandes weitergeben an unsere Wähler, JJ die Mitglieder und die ungezählten Helfer draußen im Land, an die ^itarbeiter hier im Konrad-Adenauer-Haus — ich nenne Heiner Geißler ^U vertretend für alle — und an alle Hauptamtlichen. Ohne das große "gagement unserer Freunde wäre dieser schwierige Winterwahlkampf ,cht erfolgreich zu bestreiten gewesen. \y* •r haben unser Hauptziel erreicht, nämlich den erneuten Wählerauftrag an den von der DU vorgeschlagenen Bundeskanzler und an die Koalition der Mitte aus CDU/CSU und .UP. Die Bestätigung durch die Wähler ist eindeutig: CDU/CSU und FDP verfügen er 269 Mandate — das sind 20 Mandate über der sogenannten Kanzlermehrheit — fSenüber 228 Mandaten von SPD und Grünen. <, leses Ziel zu erreichen war nicht selbstverständlich. Vor einigen Monaten waren die ^ialdemokraten noch mit dem Anspruch angetreten, die absolute Mehrheit zu ^ binnen. hat das später relativiert auf ein Wahlziel von 43 Prozent — in .* Hoffnung, daß dann noch eine Mehrheit mit den Grünen zustande kommen lnte. Dies ist nicht eingetreten. (Fortsetzung auf Seite 2) Dokumentation: Die Ergebnisse der Bundestagswahl 1987 Seite 2 • UID4/87 WAHLANALYSf

Die Koalition der Mitte hat eine klare gewesen, und deswegen werden wir diese Wählermehrheit erhalten und damit den Aufgabe weiter mit allem Nachdruck an- Regierungsauftrag. Das ist der zentrale gehen. Punkt, denn ich weiß aus eigener Erfah- Es war einmütige Meinung im Parteivor- rung, was es bedeutet, mit über 48 Pro- stand, daß uns darüber hinaus drei DiskuS' zent in die Opposition gehen zu müssen. sionsthemen in den letzten Wochen vor der Wir haben unser zweites Ziel nicht er- Wahl geschadet haben: reicht, nämlich ein gutes Abschneiden Das erste war die Diskussion um die ab- der Union. Die meisten von uns haben solute Mehrheit, die nach allem, was zu mit etwa 46 Prozent gerechnet. Wir haben erkennen war, gar nicht erreichbar war •*" 44,3 Prozent erreicht, sind also unter die- ich selbst habe das oft genug gesagt. Abe ser Erwartung geblieben. Dieses Ergebnis man kann eben in der Bundesrepublik bedrückt uns selbstverständlich, und wir Deutschland gegen das Bild einer absolU' werden die Gründe dafür sehr sorgfältig ten Mehrheit, die nicht populär ist und analysieren. Bisher gibt es eine Reihe von nie populär war, gezielt Stimmungen m°' Hinweisen, aber noch keine aussagekräf- bilisieren. tige Feinanalyse. Einige Punkte will ich Das zweite, was uns geschadet hat, war aber doch schon jetzt herausstellen: die vom Wähler als selbstgerecht empfüI1 Im Präsidium und im Bundesvorstand dene Meinung, die Wahl sei schon ent- waren wir alle der Auffassung, daß die schieden. Dagegen habe ich frühzeitig widrigen Witterungsverhältnisse in die- Stellung bezogen und immer wieder be- sem Wahlkampf eine Rolle gespielt ha- tont: Die Wahl ist erst am Wahltag um 1° ben, daß sie aber die fast fünf Prozent Uhr entschieden und keine Minute vor- her. Wir sind sicher, daß ein nicht unbe- niedrigere Wahlbeteiligung nicht erklä- 1 ren. Wir sind der Auffassung, daß unsere trächtlicher Teil der NichtWähler der A* ' Stimmverluste auch von bewußten Nicht- sieht war: Die Sache ist schon gelaufen» Wählern herbeigeführt worden sind, die ich brauche die Mühe der Stimmabgabe aus den verschiedensten Gründen mit ih- nicht mehr auf mich zu nehmen. rer Wahlenthaltung ein Zeichen setzen Der dritte Punkt: Die Diskussion unter wollten. Die niedrige Wahlbeteiligung den kleineren Koalitionspartnern um e»n' hatte also nachteilige Folgen für das zelne politische Themen und Personen >s Wahlergebnis der Union. ganz eindeutig zugunsten der FDP ausge' Wenn wir die sehr unterschiedlichen Ein- gangen. Das ist unübersehbar. zelergebnisse betrachten, dann stellen wir Für uns in der CDU ist es jetzt wichtig» fest, daß wir vor allem in ländlichen Räu- daß wir nach der Regierungsbildung, die men, also in Hochburgen der Union, zum wir zügig, aber ohne Zeitdruck vorantre»' Teil schwere Einbußen erlitten haben. ben wollen, in unseren Gremien die An*1' Hier wird auch für die kommende Zeit lysen des Wahlergebnisses sehr sorgfäl^ ein Schwerpunkt unserer politischen An- diskutieren. Wir werden uns zu fragen h* strengungen liegen. Ich habe mich per- ben, ob wir auf allen Ebenen der Partei sönlich ganz entschieden zugunsten der hinreichend offen sind für alle Gruppen Bauern engagiert, aber die europäischen der Gesellschaft. Ich denke hier vor alle111 Fehlentwicklungen in der Agrarpolitik auch an die jüngeren Frauen. Das Them sind leider nicht über Nacht abzustellen Familie ist ganz besonders wichtig; aber ÜfAHLANALYSE LHD4/87 • Seite 3

a ch unseren Beobachtungen ist es noch Wählerauftrag eine gute Basis in der Ko- Ic ht voll durchgedrungen. Diese Erfah- alition, um die großen Aufgaben der näch- ün g haben wir jedoch früher auch bei sten Jahre bewältigen zu können. Wir wis- n J deren wichtigen Themen gemacht; sen, daß es schwierige Jahre werden kön- e nken Sie etwa an die dreijährige Debat- nen auch im Vergleich zu den letzten vier e u m das Thema Staatsverschuldung, das Jahren, die ja gewiß nicht einfach waren. a °n plötzlich allen präsent war. Aber wir blicken nach vorn, auch auf die war einhellige Meinung im Parteivor- Landtagswahlen in diesem Jahr, in ^nd, daß uns die Umwelt-Störfälle am Rheinland-Pfalz, Hessen, Bremen und in hein erheblich geschadet haben, obwohl Schleswig-Holstein; eine Analyse des lx doch zum ersten Mal wirklich ent- Wahlergebnisses in Hamburg zeigt, daß cJeidende Schritte für mehr Umwelt- die Sozialdemokraten angesichts ihrer er- chutz getan haben. heblichen Niederlage dort vielleicht den ln Gedanken an Neuwahlen aufgeben und d weiterer Punkt, über den wir nach- doch noch eine sachliche Zusammenar- ^nken müssen, ist die Tatsache, daß die beit mit der CDU suchen werden. ^entliehen wirtschaftlichen Erfolge c Wir werden sehr bald die ersten Gesprä- nt notwendigerweise korrespondieren 11 Wahlerfolgen. Wir haben nämlich che aufnehmen und sind entschlossen, im c Rahmen unserer Möglichkeiten und nach n in Gebieten mit glänzenden ökono- ,s dem Terminplan des Deutschen Bundes- chen Daten herbe Verluste erlitten. as tages, der sich am 17. Februar konsti- v hat sicherlich viele Gründe, denen r tuiert, zügig zu verhandeln. Wir stellen nachgehen müssen. uns der Verantwortung und danken unseren e . Beobachtung der anderen politischen Wählern, daß wir die Chance bekommen j/^Ppierungen, vor allem der SPD, wird haben, auch für die nächsten vier Jahre den den nächsten Wochen und Monaten ei- Weg der Bundesrepublik Deutschland zu ty ßroße Rolle spielen. Die SPD hat ihr bestimmen. anlziel nicht erreicht; sie hat nicht ein- d e 4 de ' 0-Prozent-Marke erreicht, son- ^rn in manchen Gegenden zum Teil %.2 erneblicne Einbrüche erlitten. Es hat Die Kommission der CDU f) auCh hier gezeigt, daß die kleineren Das Präsidium der CDU hat am Diens- 5 ^'en innerhalb der beiden Lager Fort- K r'tte zu Lasten des jeweils größeren tagabend (27. Januar 1987) unter Leitung nners von Bundeskanzler Helmut Kohl die Ge- ^ gemacht haben. Tatsache ist ^n, daß die Zahl derer erheblich zuge- spräche mit der CSU und mit der FDP men vorbereitet. Seitens der CDU werden die- i,la|, hat, die sich relativ rasch inner- d se Gespräche geführt werden von folgen- Qr es jeweiligen Lagers von einer den Politikern: Bundeskanzler Helmut L. Ppierung zur anderen wenden, daß Kohl, Generalsekretär Heiner Geißler, e|i ^ßespolitische Ereignisse oder aktu- Fraktionsvorsitzender , tw-i ,skussionen auch unmittelbare Aus- ,'rku Bundesminister Norbert Blüm, Bundes- K ngen auf die Wahlentscheidung ha- minister , Bundesmi- nister Wolfgang Schäuble, Erster Parla- ^äh?SSe zusammen: Wir stellen uns dem mentarischer Geschäftsführer Rudolf Sei- Verauftrag. Wir haben für diesen ters. Seite 4 • LHD4/87 WAHLANALYS* Heiner Geißler im Bundesvorstand: Unsere Wahlkampf Strategie war richtig

Die Zahl der Wähler, die unberechen- gierungslager auf der einen Seite und barer, differenzierter, wechselhafter, dem rot-grünen Lager auf der anderen- aber auch bereiter für Stimmenthal- Insoweit, das kann man als Fazit zu- tung ihre Wahlentscheidung trifft, die nächst einmal sagen, ist das Wahlergeb' nis durchaus akzeptabel: Unser Lager0 auch auf kurzfristige Stimmungs- f schwankungen reagiert, ist ganz sicher 2,4 Prozent verloren. Das andere Lage hat 1,5 Prozent gewonnen. Das ist nach größer geworden. Das hängt damit zu- a sammen, daß die Parteibindungen sich vier schweren Regierungsjahren, wo m lockern — dies gilt auch für die Wäh- den Leuten auch einiges zugemutet hat» ein Ergebnis, das zwar nicht exorbitant ler der Christlich Demokratischen a Union —, daß entsprechend politische gut ist, aber das auch nicht aus dem R Themen mehr die Wahlkämpfe domi- men fällt. In den letzten drei oder vier Wochen ist es uns aber nicht gelungen, nieren und Lebensgefühl und Lebens- 1 stile der Wähler zu Bestimmungsgrün- innerhalb des eigenen Lagers den An^ den des Wahlverhaltens werden und zu halten, der eigentlich der Union auj*. weniger traditionelle Bindungen. Auf grund ihrer Leistungen, aufgrund der >-• dieser Erkenntnis hatten wir unsere stung des Bundeskanzlers und der CP Wahlkampf Strategie aufgebaut; sie ist Minister hätte zukommen müssen. jetzt durch das Wahlergebnis bestätigt Ich muß noch einmal rekurrieren auf0, worden. Wahlkämpfe müssen heute se Bereitschaft bestimmter Wähler, fle* politisch-inhaltlich geführt werden, bler zu reagieren, auf Stimmungen zur natürlich auch fernsehgerecht, aber gieren und sich stärker von bestimm^11 auch zielgruppenorientiert. Die poli- politischen Themen beeinflussen zu >a tisch-inhaltliche Auseinandersetzung sen. Wenn dies so ist, dann muß man n in den Wahlkämpfen ist intensiver ge- türlich umso klüger, besonnener und *• worden. sequenter die eigene Wahlkampfstratep Wir haben darauf unsere Wahlkampfstra- durchhalten. Und hier gab es ganz ein' tegie aufgebaut, und ich bin fest davon deutig zwei Brüche: Die Freien Demo' efll überzeugt, daß diese Wahlkampfstrategie kraten — ich will einmal mit dem ^ ftl richtig war. Wir haben gesagt, die Wahl skopischen Befund anfangen — 'aSerV,,' e ist eine Richtungsentscheidung. Wir ha- Durchschnitt im November und D& *\ i ben diese Richtungsentscheidung auch berbei allen demoskopischen Institut cP schlüssig begründet in der Kompetenz- bei 6 Prozent, maximal 7 Prozent. Au die Studie der Konrad-Adenauer-Stif' kampagne und der Zukunftskampagne. 0 Es ist uns auch gelungen, im Wahlkampf tung, die erste Wahlanalyse, weist ein tig nach, daß der Anteil der Freien Vc' die Erkenntnis durchzusetzen, daß es sich e um eine Auseinandersetzung zwischen mokraten ab Anfang Januar kontinu» zwei Lagern handelt, zwischen dem Re- lieh zugenommen hat. WAHLANALYSE LHD4/87 • Seite 5

Es muß also ein Ereignis eingetreten sein, Deutschland" hatte diesen Sinn. Eines das innerhalb unseres Lagers die Gewich- muß man ganz klar sagen: Die Auseinan- te zugunsten der F.D.P. und zu Lasten dersetzung um die Außenpolitik und die der Union verschoben hat. Da ist zu- Frage, ob die Entspannungspolitik fortge- nächst die Wahlbeteiligung. Ganz sicher setzt wird oder nicht, war ein Querschlä- haben Eis und Schnee eine Rolle gespielt. ger und hat von diesen Themen abge- Ich möchte das aber auch nicht überbe- lenkt. Vor allem war ja ganz unstrittig, werten. Man muß bei der Wahlbeteili- daß die Entspannungspolitik fortgesetzt gung auch folgendes sehen: Wir hatten ja wird, so, wie sie vom Bundeskanzler for- alle den Eindruck, im November war ir- muliert worden ist, da gab es ja gar kei- gendwie die Luft heraus aus dem Wahl- nen Zweifel. kampf, und zwar einfach deswegen, weil die Sozialdemokraten in Bayern und in Es hat eine ganze Reihe von anderen Irri- Hamburg so schwer verloren hatten. Da- tationen gegeben. Dies hat zwar nicht da- durch ist innerhalb der Partei und in der zu geführt, daß insgesamt unser Regie- Bevölkerung die Stimmung entstanden, rungslager entscheidend geschwächt wor- a's sei alles schon gelaufen. Wir haben den ist, aber es hat eben dazu geführt, dann nicht ganz ohne Erfolg, glaube ich, daß aus einer ganzen Reihe von Gründen versucht, diese Stimmung wieder umzu- ein Teil der Regierungswähler zur F.D.P. übergegangen sind. kehren dadurch, daß wir die Zweitstim- •nenkampagne gemacht haben, auch mit Ich glaube, das ist eine der wichtigsten der Begründung, daß eine absolute Mehr- Begründungen dafür, warum wir sozusa- heit nicht drin ist. Dies ist im Dezember gen im Endspurt Stimmen verloren ha- einigermaßen gelungen. Dann kam aus ben: Die Wahlbeteiligung und ein gewis- der Union heraus noch einmal die Aussa- ser Bruch in der Wahlkampfstrategie, der ge, die im übrigen auch psychologisch zwar nicht von der CDU ausging, der uns n'cht gut gewesen ist: Wir wissen schon, aber natürlich angerechnet worden ist. Wie die Wahl ausgeht. Das ist gegenüber Als wir unser gemeinsames Wahlpro- dem Wähler, der ja erst noch entscheiden gramm von CDU und CSU verabschiedet 'fiußte, nicht gerade werbewirksam gewe- haben, haben wir von Anfang an gesagt, Sen. Außerdem ist bei uns natürlich auch es widerspricht der politischen Logik, der Eindruck noch einmal verstärkt wor- wenn wir innerhalb des eigenen Lagers den, im Grunde genommen kann ja eine Auseinandersetzung beginnen. In nichts passieren. den wenigen Unterschieden des gemein- samen Wahlprogramms war diese Aus- Per entscheidende Gesichtspunkt ist aber einandersetzung aber schon angelegt: Ei- '°lgender: Ich möchte daran erinnern, ner der Hauptunterschiede bestand ja daß ich in der letzten Fraktionssitzung darin, daß die CSU immer noch die Libe- d'e dringende Bitte geäußert hatte, daß ,r ralen miteinbezogen hat, etwa bei der Be- ^ bei unseren Themen bleiben, dem schreibung des negativen Erbes der so- •hemenbereich der Bundesregierung, wo zialliberalen Koalition. j^,r große Erfolge vorzuweisen haben: J^ie Stabilitätspolitik, Sanierung des Unsere Strategie ist insoweit — wenn ich Haushalts, wirtschaftliches Wachstum, jetzt einmal von dem für uns sehr betrüb- P|*eisstabilität. Unsere Strategie war dar- lichen Ergebnis absehe, daß wir abgefal- auf aufgebaut, daß wir bei diesen The- len sind bei dem grundsätzlich positiven men bleiben — auch das „Weiter so, Ergebnis für das Regierungslager — er- Seite 6 • LHD4/87 WAHLANALYSE

folgreich gewesen, als das rot-grüne La- Regierungslager getragen hat, erhalten ger bei so minimalen Zuwächsen nicht bleibt. Es muß auch durch die Koalitions- von sich behaupten kann, gewonnen zu vereinbarungen gewährleistet werden, haben. Und vor allem haben die Sozial- daß eine kontinuierliche und gute wirt- demokraten ihr eigentliches Wahlziel ja schaftliche Entwicklung gesichert ist. Al- nicht erreicht, die absolute Mehrheit. Sie lerdings meine ich, daß diese Wirtschafts- hatten auch kein zentrales Wahlkampf- kompetenz unbedingt gekoppelt und er- thema. Und es ist ihnen auch nicht gelun- gänzt werden muß durch eine Kompetenz gen, ihre Personalstrategie durchzusetzen. auf anderen Gebieten, wo wir Defizite Ganz im Gegenteil, Rau ist abgefallen, haben. Ich nenne hier einmal einige und Helmut Kohl hat seit Herbst des ver- Stichworte, die man jetzt schon sagen gangenen Jahres Rau glatt überrundet. kann. Das ist der Umweltschutz, obwohl Unter den zwei wichtigsten Aspekten ist wir hier wirklich positive Dinge vorzu- die Wahlkampfstrategie der SPD nicht weisen haben. Aber es ergibt sich aus al- aufgegangen. len Umfragen, daß die Grünen hier einen Dies muß uns auch für die kommende hohen Kompetenzvorsprung haben. Ich Zeit und für die kommenden Jahre eine vermute auch, daß wir uns intensiv be- Lehre sein, wenn es darum geht, be- schäftigen müssen mit dem Erst- und stimmte Themen zu behandeln, die mög- dem Jungwählerverhalten — junge Leute, licherweise für Splittergruppen bei uns Frauen, junge Frauen, ein Wählerbereich, auch von Bedeutung sein könnten. Der wo ich aufgrund früherer Untersuchun- strategische Fehler der Sozialdemokraten gen die sichere Gewißheit habe, daß wir war der, daß sie inhaltlich den Grünen dort nicht mehr die Mehrheit haben. Wie nachgelaufen sind und dadurch die grü- kann man erreichen, daß hier eine Ände- nen Themen aufgewertet haben. Sie brau- rung im Wählerverhalten herbeigeführt chen sich infolgedessen nicht zu wun- wird? Wir müssen Kompetenz für sensi- dern, daß die Leute, die diese grünen ble Themen bei uns in der Bundesrepu- Themen für wichtig gehalten haben — blik Deutschland gewinnen. Für die Ko- und dabei handelte es sich ja keineswegs alitionsverhandlungen heißt das für mich, nur um ökologische Themen, — daß die daß die CDU dafür sorgen muß, daß un- Wähler dann das Original gewählt haben, ser Programm der Mitte nicht zu kurz nämlich die Grünen und nicht die Kopie, kommt. Wir haben ein Programm der die SPD. Das ist auch ein ganz wichtiger Mitte: Das Zukunftsmanifest, das wir Aspekt. verabschiedet haben, ist ja kein leeres Pa- Für die Zukunft — wir haben ja in die- pier, sondern enthält zukunftsweisende, sem Jahr vier Landtagswahlen — möchte moderne Themen. Wir haben die Aufga- ich zwei Bemerkungen machen. Wir müs- be, bei den Koalitionsverhandlungen, sen das Wahlergebnis sauber analysieren, aber darüber hinaus auch bei der Darstel- vor allem was das Wählerverhalten be- lung der Partei, dafür zu sorgen, daß wir stimmter Bevölkerungsgruppen anbe- nicht nur die Wirtschaftskompetenz ha- langt. Wir werden da interessante Auf- ben — das ist ganz sicher die tragende schlüsse bekommen. Wenn wir die kom- Kompetenz -, sondern daß wir uns dem menden Landtagswahlen gewinnen wol- Wähler in der Zukunft darstellen als eine len, müssen wir alles tun, daß dieser wirt- sensible, für moderne Fragen aufge- schaftliche Erfolg, der letztendlich das schlossene, interessante Partei. INTERVIEW UiD4/87 • Seite 7 Heiner Geißler im „Spiegel"

Spiegel: Herr Dr. Geißler, die Union hat nicht mit Inhalten gefüllt werden. Preis- eine Richtungswahl angekündigt. Die Ko- stabilität, wirtschaftliches Wachstum, so- alition aus CDU, CSU und FDP ist jedoch lide Haushaltspolitik, sichere Renten, die schwächer geworden. Wendet sich der beste Familienpolitik seit 1949 — griffi- Trend nach links in Richtung Rot-Grün? ger geht es nicht mehr! Die Antwort auf Geißler: Die Regierungskoalition hat ge- den Terrorismus sind nicht in erster Linie wonnen. Das ist zunächst das wichtigste ständig andere Gesetze, sondern Fahn- Ergebnis. Richtig ist: Die Koalition hat dungserfolge. a °genommen, die Union allein um vier Spiegel: Sie haben der CSU den großen Prozent. Das war zuviel. Dennoch habe Teil der Schuld gegeben, weil sie für Koali- >ch den Eindruck, daß die Wähler mit tionsstreit um die Entspannungspolitik ge- dieser Entscheidung in ihrer Mehrheit sorgt habe. nicht die rot-grüne Richtung gewollt ha- ben. Geißler: Die Kompetenz der CDU für die s Wirtschafts- und Außenpolitik war die Piegel: Der CSU- Vorsitzende Strauß hat Grundlage für den Anspruch der Union, die CDUför das schlechte Ergebnis haft- die Zukunft zu gestalten. Die Frage, die bar gemacht. Er wirft der Union vor, die durch Aussagen aus der Union heraus in CSU in den „ Verlustprozeß" hineingezogen 2 den letzten drei Wochen in den Vorder- " haben. grund geschoben worden ist, ob zum Bei- Geißler: Ich will einfach mal informieren: spiel die Ostverträge eine Bindungswir- Die Bundesregierung hat in den entschei- kung haben oder nicht, ist ungefähr poli- denden Fragen der Wirtschafts- und So- tisch so relevant wie die Frage, wie viele zialpolitik eine gute Arbeit geleistet. Und Engel auf einer Nadelspitze Platz haben, diese Arbeit ist geleistet worden von Mi- eine Frage, die bekanntlich nicht einmal distem der Christlich Demokratischen Thomas von Aquin beantworten konnte. Union. Ich nenne da zum Beispiel — ne- ben dem Bundeskanzler —: Gerhard Spiegel: Also Fragestellungen, die von Stoltenberg, Norbert Blüm, Rita Süss- Strauß und dem Vorsitzenden der Landes- puth, , Heinz Riesen- gruppe, , in den Wahlkampf huber. eingeführt worden sind. Spiegel: Haben die CSU-Minister versagt? Geißler: Das gilt für diejenigen, die es be- Geißler: Die CDU-Leute waren die Lei- trifft. Die Entspannungspolitik im Wahl- stungsträger dieser Regierung. Und alle kampf in Frage zu stellen war Wasser auf ar>deren Parteien haben an dem Gesamt- die Mühle der FDP, hat unsere Wahl- ergebnis dieser guten Arbeit partizipiert, kampfstrategie durchkreuzt und war in- auch die CSU. Das gilt aber auch für die folgedessen ein klassisches Eigentor. DP — nach meinem Geschmack etwas Denn die Entspannungspolitik wird zuviel. selbstverständlich fortgesetzt. Spiegel: Strauß sagt, die Politik der Union Spiegel: Kommt der Kanzler und Partei- dttf „griffiger, profdierter, aussagekräfti- vorsitzende der CDU denn in seiner Partei %?r" sein müssen, insbesondere im Bereich ins Gerede? Er hat der Union das schlech- der inneren Sicherheit. teste Ergebnis seit 1949 beschert. Er hat Geißler: Mit diesen Komparativen kann für eine Richtungswahl gekämpft und ver- nian so lange nichts anfangen, als sie loren. Und er muß — das hat der Wahl- Seite 8 • UiD 4/87 INTERVIEW abend gezeigt — mit drei untereinander Geißler: Also, ich glaube, daß diejenigen, zerstrittenen Koalitionsparteien fertig wer- die jetzt angesprochen worden sind, so den. rasch ihre Konsequenzen ziehen, daß die- Geißler: Die Koalition des Kanzlers hat se Landtagswahlen ein besseres Ergebnis 53,4 Prozent, also eine klare Mehrheit, haben werden als die Bundestagswahl. bekommen. Zweitens will ich gar nicht Wir werden dafür sorgen, daß in Rhein- bestreiten, daß es politische Irritationen land-Pfalz und in Schleswig-Holstein gegeben hat, die zum Teil im Regierungs- nicht die Politik einer X oder Y, sondern lager verursacht wurden, beispielsweise die Politik der CDU zur Abstimmung der Streit um den Kronzeugen, die steht, die Politik der Mitte. U-Boote für Südafrika, den Waffenexport Wir wollen eine leistungsgerechte, aber und was weiß ich alles. gleichzeitig sozial ausgewogene Steuerre- form. Die zukünftige langfristige Siche- Spiegel: KZ-Vergleich, Gorbatschow- rung der Renten verlangt einen klaren so- Goebbels- Vergleich! zialen Akzent in der Gesamtpolitik. Die Geißler: Das hat auch eine Rolle gespielt. Gleichberechtigung der Frauen muß vor- Aber wir haben ganz überwiegend positi- ankommen. In der Umweltpolitik brau- ve Ergebnisse. Ich lehne es ab, den Bun- chen wir greifbare Ergebnisse beim deskanzler haftbar zu machen für alles, Schutz von Luft, Gewässern und Boden. was nicht so gut gelaufen ist, und so zu Außerdem eine farbige und tolerante tun, als ob er mit den positiven Ergebnis- Kulturgesellschaft, die den vielfältigen sen überhaupt nichts zu tun hätte. Ganz Wünschen nach neuen Lebenschancen im Gegenteil. Das Positive in dieser Re- entspricht. Mehr Wahlmöglichkeiten wol- gierung ist ja nicht gegen, sondern mit len wir auch in der Arbeitswelt. Helmut Kohl zustande gekommen. Spiegel: Die FDP verfolgt in der Steuer- Spiegel: Kohls Schicksal stand doch bereits und Rentenpolitik andere Ziele als die im Vorfeld der Niedersachsen- Wahl auf CDU. des Messers Schneide. Damals wurde in Geißler: Die Frage, ob eine Rentenpolitik der Union offen über seine Ablösung disku- oder eine Steuerpolitik richtig ist, kann tiert. nicht danach beurteilt werden, ob die Geißler: Ich weiß nicht, wen Sie da mei- FDP ein Prozent von der CDU abge- nen. Auf jeden Fall hat die Koalition un- staubt hat, sondern nur ausschließlich ter seiner Führung eine klare Mehrheit und allein nach sachlichen Kriterien. bekommen. Ich will allerdings hinzufü- gen: Die CDU wird daraufdrängen, daß Spiegel: Gilt dieses Kriterium auch für die in der kommenden Legislaturperiode die künftige Zusammensetzung der Regie- Politik der Mitte, wie sie im Programm rung? der CDU verankert ist, innen- und außen- Geißler: Ja. Präsidium und Bundesvor- politisch stärker zum Tragen kommt. stand der CDU beginnen unter dem Vor- Dies ist die Garantie auch für die Erfolge sitz des Bundeskanzlers mit den Beratun- in den Landtagswahlen: keine Ausrut- gen. scher nach irgendwelchen Himmelsrich- tungen! Spiegel: Wollen Sie ins Kabinett ? Geißler: Nein. Ich bin als Generalsekretär Spiegel: Müssen die CDU-Ministerpräsi- bis 1989 gewählt. denten in Schleswig-Holstein und Rhein- land-Pfalz ihre Landtagswahlen trotz Entnommen aus dem „SPIEGEL" vom Kohl, trotz Strauß, trotz Bundes-CDUfüh- 26. Januar 1987 in leicht gekürzter Fassung. ren ? Die Redaktion. CDU/CSU-FRAKTION UiD4/87 • Seite 9 Dregger würdigt ausscheidende Funktionsträger Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bun- und Fraktion, aber auch die Nachkriegs- destagsfraktion, Alfred Dregger, hat geschichte unseres Landes, entscheidend "i der ersten Fraktionssitzung nach mitgeprägt: der Wahl die ausscheidenden Abgeord- — als Parteivorsitzender; neten gewürdigt, die wichtige Ämter — als langjähriger Fraktionsvorsitzender; Und Funktionen in der Fraktion, in der — als Bundesminister; Regierung oder in der Partei bekleidet — als Präsident haben. Alfred Dregger führte dazu des Deutschen Bundestages. folgendes aus: hat einmal gesagt, daß es Meine Damen und Herren, es sind viele drei große Entscheidungen gewesen seien, Unter uns, die dem Deutschen die den Gang der deutschen Nachkriegs- ln der 11. Legislaturperiode nicht mehr politik bestimmt und den Wiederaufstieg angehören werden. Ich möchte den aus- unseres Landes aus Trümmern und Not scheidenden Kolleginnen und Kollegen, möglich gemacht hätten: die über Jahre, z. T. über Jahrzehnte hin- — die Entscheidung für den Westen; weg unsere Weggefährten und Mitstreiter — die Entscheidung für die Soziale gewesen sind, im Namen der alten und Marktwirtschaft; der neuen Fraktion von Herzen danken — die Entscheidung für die Soziale Part- für alles, was sie für die Union, für unser nerschaft. Volk und unseren Staat, was sie für Die Namen dreier Unionspolitiker stehen Deutschland geleistet haben. für diese historischen Entscheidungen: Meine Freunde, Sie werden gewiß Ver- Konrad Adenauer für die Westorientie- ständnis dafür haben, daß ich nicht alle rung unserer Außen- und Sicherheitspoli- Kolleginnen und Kollegen, deren Man- tik; für eine freiheitliche, date in diesen Tagen ablaufen, einzeln Dynamik und Kraft weckende Wirt- Würdigen kann. schaftspolitik; Karl Arnold für eine Ge- Ich möchte — stellvertretend für alle — sellschaftspolitik, die partnerschaftliches einige Persönlichkeiten nennen, die wich- Denken an die Stelle verstaubter Klassen- tige Ämter und Funktionen in der Frak- kampfideologie setzte. tion, in der Regierung oder in der Partei Alle drei Männer haben in Ihrem Leben, bekleidet haben. lieber Rainer Barzel, eine zentrale Rolle *ch nenne Rainer Barzel, Paul Mikat, gespielt. Wir haben von Ihnen immer Adolf Müller, Benno Erhard, Herbert wieder erfahren können, wie tief Sie sich Nupka, Gerhard Braun, , dem Erbe Konrad Adenauers, Ludwig ^einhold Kreile und Bernhard Jagoda. Erhards und Karl Arnolds verpflichtet fühlen. Rainer Barzel Meine Freunde, Rainer Barzel scheidet Rainer Barzel hat in den drei Jahrzehn- zwar aus dem Deutschen Bundestag aus, ten, die er dem Deutschen Bundestag an- aber nicht aus der Politik. Er hat als gehört hat, die Geschichte unserer Partei neuer Koordinator für die deutsch-fran- Seite 10 • UiD 4/87 CDU/CSU-FRAKTION

zösische Zusammenarbeit ein Amt über- Arbeit, anschließend zwölf Jahre lang bis nommen, dessen großer Bedeutung wir 1981 stellvertretender Vorsitzender des uns alle bewußt sind. mit einem erweiterten Aufgabenbereich Ich hoffe, lieber Rainer Barzel, wir wer- ausgestatteten Bundestagsausschusses für den Ihren reichen Erfahrungsschatz wei- Arbeit und Sozialordnung. ter nutzen können. Eine besondere Leistung hat Adolf Mül- Paul Mikat ler als Vorsitzender der Arbeitnehmer- gruppe unserer Fraktion vollbracht. In Paul Mikat, Mitglied des Deutschen Bun- den neun Jahren seiner Amtszeit von destages seit 1969, hat ebenfalls an füh- 1972 bis 1981 ist ihm ein schwieriger poli- render Stelle die Politik der Union we- tischer Balanceakt gelungen: sentlich mitformuliert und mitgestaltet. Bei großer innerer Geschlossenheit hat Manche seiner programmatischen Bun- sich die Arbeitnehmergruppe niemals als destagsreden — ich denke an die Debatte „Flügel", sondern immer als integrieren- um die Änderung des § 218 oder an die der Bestandteil der Fraktion verstanden. Auseinandersetzungen um die Reform Dank Ihrer umsichtigen Führung, lieber des Ehe- und Familienrechts — wurden Adolf Müller, hat die Arbeitnehmergrup- zu Höhepunkten der deutschen Parla- pe auch bei schwierigen und zunächst mentsgeschichte. kontroversen sozialpolitischen Streitfra- Paul Mikat hat als Justitiar unserer Frak- gen die Entscheidung der Gesamtfraktion tion ein Amt innegehabt, für das er auf- mitgeprägt und dann auch loyal mitgetra- grund seiner hohen Fachkompetenz, sei- gen. ner persönlichen Autorität und seiner Die Fraktion hat diese besondere Lei- warmherzigen Menschlichkeit geradezu stung Adolf Müllers 1981 mit der Wahl prädestiniert war. zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzen- Vielen aus unseren Reihen hat er in per- den — verantwortlich für die Bereiche sönlichen Angelegenheiten, die aber auch Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und politische Bedeutung besaßen, beratend Gesundheit — gewürdigt. Zweimal wurde und helfend zur Seite gestanden. Dies ge- er von der Fraktion in diesem Amt ein- schah unauffällig, diskret — mit jenem drucksvoll bestätigt. Takt und jenem Einfühlungsvermögen, wie sie Paul Mikat gegeben sind. Benno Erhard Auf Sie, lieber Paul Mikat, auf Ihre unbe- Benno Erhard hat 33 Jahre parlamentari- dingte Loyalität und Integrität war auch scher Arbeit hinter sich: 1954 wurde er in in schwierigen Stunden Verlaß. Deshalb den Hessischen Landtag, 1965 in den hatten Sie unser aller Vertrauen. Deutschen Bundestag gewählt. Er war viele Jahre lang unser Obmann im Adolf Müller Rechtsausschuß des Deutschen Bundes- Adolf Müller hat sieben Legislaturperio- tages. Von 1978 bis 1980 war er Vorsitzen- den lang dem Deutschen Bundestag an- der des Arbeitskreises „Innen- und gehört. In den 25 Jahren seiner parlamen- Rechtspolitik" unserer Fraktion — und tarischen Arbeit ist sein Name zu einem von 1980 bis 1982 Vorsitzender der Ar- Gütezeichen christlich-demokratischer So- beitsgruppe „Recht". zial- und Gesellschaftspolitik geworden. Mit dem Regierungswechsel im Oktober Adolf Müller war von 1965 bis 1969 Vor- 1982 wurde er stellvertretender Fraktions- sitzender des Bundestagsausschusses für vorsitzender. Als unser ehemaliger Kolle- CDU/CSU-FRAKTION UiD4/87 • Seite 11 ge im Oktober 1983 seinen eigenen Worten: „Man sollte Dik- Zum Richter am Bundesverfassungsge- taturen nicht dadurch mästen, daß man r,cht gewählt wurde, wurde Benno Er- deren Forderungen nach Bestätigung ih- hard sein Nachfolger als parlamentari- rer Macht erfüllt. Das war schon im Ver- scher Staatssekretär im Bundesministe- hältnis der Demokratien Hitler gegenüber num der Justiz. vom Übel, das ist heute nicht anders." ^ie FAZ, lieber Benno Erhard, schrieb Ich stimme Ihnen zu, lieber Herbert Hup- anläßlich Ihres 60. Geburtstages — ich zi- ka. tiere: „Politiker sprechen sich gern Ecken und Kanten zu. Einer, der das Wort nicht Gerhard Braun gebraucht, auf den es aber zutrifft, ist Gerhard Braun gehörte dem Deutschen °enno Erhard." Das ist, wie ich meine, Bundestag seit 1972 an. Sein Betätigungs- e,n großes Lob. Sie haben sich in den feld war die Kommunalpolitik: eine Jahren Ihrer Arbeit für die gemeinsame Schule, durch die viele von uns gegangen Fraktion aus CDU und CSU nicht zuletzt sind. Er ist seit langem Mitglied des Bun- deshalb Respekt und Anerkennung er- desvorstandes der Kommunalpolitischen worben — auch beim politischen Gegner Vereinigung der CDU/CSU und wurde "-» weil Sie stets mit offenem Visier ge- im Herbst 1982 als Nachfolger unseres kämpft haben; man wußte eben immer, Freundes Horst Waffenschmidt von der Woran man bei Ihnen war. Fraktion zum Vorsitzenden der Arbeits- gemeinschaft Kommunalpolitik gewählt. Er will sich jetzt mit voller Kraft dem Herbert Hupka, Mitglied des Deutschen wichtigen Amt des „Seniorenbeauftragten Bundestages seit 1969, kam im Februar der CDU Deutschlands" widmen, das er '972 zu uns, weil er die Deutschland- und Mitte Oktober 1985 übernommen hat. Ostpolitik der Regierung Brandt aus Ge- Viel Erfolg dabei, lieber Gerhard Braun! wissensgründen nicht mehr mittragen konnte. Werner Broll Herbert Hupka, 1948 Mitgründer der Werner Broll gehörte dem Deutschen Landsmannschaft Schlesien, seit 1968 ihr Bundestag seit 1976 an. Er war zunächst Vorsitzender, hat im Deutschen Bundes- Obmann unserer Fraktion und stellvertre- tag vor allem im Auswärtigen Ausschuß tender Vorsitzender im Petitionsaus- gearbeitet. Seit April 1977 ist er — als schuß, kam dann 1980 in den Innenaus- Nachfolger von Hermann Götz — Vorsit- schuß und wurde dort 1983 Obmann der *ender der Ost- und Mitteldeutschen Ver- Fraktion. einigung der CDU/CSU. Im vorigen Jahr wählten wir ihn zum Vor- Herbert Hupka hat sich nicht nur als pro- sitzenden der Arbeitsgruppe Inneres und filierter Deutschland- und Vertriebenen- Sport. Politiker, sondern auch als Autor einen Seine Reden fanden Beachtung nicht nur Namen gemacht. Fast alle seine Buchver- bei seinen Freunden, sondern auch bei öffentlichungen sind als Text- und Bild- den Kollegen anderer Fraktionen. Wir bände seiner schlesischen Heimat, ihren werden sein Fachwissen sicherlich noch ^ädten und ihrer Landschaft, ihrer Ge- nutzen können. schichte und ihren Menschen gewidmet, Völlig unerwartet, meine Damen und ^enn ich den Politiker Hupka charakte- Herren, hat uns alle getroffen, daß mit nsieren soll, so tue ich das am besten mit Professor Reinhold Kreile und Bernhard Seite 12 • UiD 4/87 EHRUNG

Jagoda zwei bewährte Vorsitzende unse- rer Arbeitsgruppen 8 und 10, „Finanzen" und „Arbeit und Soziales", ausgeschie- den sind. Reinhold Kreile Professor Reinhold Kreile, Mitglied des Präsidiums und des Vorstandes der CSU, hat fünf Legislaturperioden lang, also seit 1969, dem Deutschen Bundestag ange- hört. Er war Obmann unserer Fraktion im Fi- nanzausschuß, wurde finanzpolitischer Sprecher der Fraktion und übernahm nach dem Regierungswechsel vor vier Jahren die Arbeitsgruppe „Finanzen". Reinhold Kreile gehörte dem Fraktions- vorstand der CDU/CSU an und beklei- Helmut Kohl gratulierte dete eine Zeitlang das Amt des Justitiars der CSU-Landesgruppe. Bundeskanzler Helmut Kohl hat am Gerade im Hinblick auf die anstehenden Dienstag, 20. Januar 1987 in einem Beratungen über eine große Steuerreform Glückwunschschreiben zum 70. Geburts- — wozu wir bereits erste Gespräche ge- tag von Bruno Heck die Verdienste des führt haben — wird uns Reinhold Kreile CDU-Politikers und Ministers unter Kon- im Fraktionskreis sehr fehlen. rad Adenauer beim Aufbau der Bundes- e Das gleiche gilt für Bernhard Jagoda im republik Deutschland gewürdigt. „Du g ' Hinblick auf die Rentenreform, die eben- hörst zu den selbständigen Persönlichkei- falls in der vor uns liegenden Legislatur- ten unserer Partei und unseres Landes, periode zu bewältigen sein wird. die sich aus den vielen herausheben", schrieb der Kanzler. „Mit Deinem Na- Bernhard Jagoda war zehn Jahre lang men und mit Deinem Wirken verbinden Mitglied des Hessischen Landtags und sich Beharrlichkeit, Charakterfestigkeit, gehörte dem Deutschen Bundestag seit profunde Bildung, Gestaltung unserer p0' 1980 an. Nach dem Tode unseres Kolle- litischen Kultur und vor allem aber der gen Haimo George wurde er am 22. Okto- Anteil mit dem Du in ganz maßgeblicher ber 1985 zum Vorsitzenden der Arbeits- Weise zum Neubau unseres Vaterlandes gruppe 10 gewählt und hat in dieser beigetragen hast", heißt es in dem Brief Funktion unser aller Vertrauen und Wert- weiter. Kohl erinnerte auch an die Lei- schätzung gefunden. stungen Hecks als früherer CDU-Gene- Meine Damen und Herren, mit meinem ralsekretär und jetziger Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Im Februar Dank an alle ausscheidenden Kollegin- wird der Kanzler einen Empfang zu Eh- nen und Kollegen verknüpfe ich die ren von Heck geben. Auch Generalsekre- Hoffnung, daß Sie uns auch in den kom- tär Heiner Geißler würdigte in einem sehr menden Jahren verbunden bleiben. persönlich gehaltenen Brief die Verdien- Ich wünsche Ihnen im Namen der neuen ste Bruno Hecks, der Heiner Geißlers p0' Fraktion für die Zukunft alles Gute, Ge- litische Karriere in der CDU maßgeblich sundheit und Gottes Segen. beeinflußt hat.

_i BUNDESTAGSWAHL UiD 4/87 • Seite 13 Pressestimmen zum Ausgang der Bundestagswahl Auf die Koalition im allgemeinen und ihre Die Meinungsforscher haben recht Aal- drei Parteivorsitzenden Kohl, Strauß und ten. Eine klare Mehrheit will Helm Kohl Bangemann kommt damit bei den sicher- weiter an der Regierung lassen. Eine abso- lich zähflüssigen Koalitionsverhandlungen lute Mehrheit allerdings, von Johannes der nächsten Wochen eine hohe Verant- Rau einst erträumt, von Kohl eher ge- wortung zu. Die sichere Mehrheit der Wäh- fürchtet, ist ebenso entschieden abgelehnt ler wollte dieses Bündnis, das im Oktober worden ... Die Deutschen setzten auf das, 1982 die vielberufene Wende herbeigeführt was sie haben. Das ist Kohl, aber nicht hatte, bestätigen. Sie wünscht Stabilität in Kohl allein, auch nicht Kohl mit Strauß, Wirtschaft und Finanzen, eine Sozialpoli- sondern Kohl mit Genscher und Bange- tik mit Augenmaß, die versprochene Ren- mann. ten- und Steuerreform, aber eben auch die (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 26. 1. 87) Fortführung jener Außen- und Sicherheits- Bei aller Genugtuung, die sie jetzt empfin- politik, die vom Kabinett Kohl seit vierein- det, wird der FDP also keine Zeit zum Aus- halb Jahren gefuhrt wird. Ob sie nun, zum ruhen bleiben. Schon die nächsten Land- Ärger von Franz Josef Strauß, neue Phase tagswahlen werden ihr wieder viel abver- der Entspannungspolitik heißt oder sonst- langen. (Kölner Stadt-Anzeiger, 26. 1. 87) wie — in der Sache wird sich nicht viel än- dern. (Rheinische Post, 26. 1. 87) Der beeindruckende Zulauf, den die grüne Partei erhielt, resultiert in nicht geringem Kohl bleibt Kanzler, aber er wird es Maß aus der Abkehr junger Wähler von schwieriger haben. Die Union wird scho- der SPD. Damit wird für die deutsche So- nungslos nach den Gründen der Verluste zialdemokratie die Richtungsentscheidung forschen. Rau hat sein Ziel völlig verfehlt, unumgänglich, wenn sie 1991 mit mehr aber besser abgeschnitten als von der SPD Aussichten auf Erfolg ins Rennen gehen befürchtet. (Bild, 26.1.87) will. (General-Anzeiger, Bonn, 26. 1. 87) Die Art und Weise, wie die SPD-Zentrale Die Bonner Koalition hat den Sieg davon- ihren Spitzenkandidaten im Regen stehen- ließ, läßt manches erahnen. Wenn diese getragen, der Schmelzprozeß gefährdet nicht die Stabilität der Republik. Partei weit links abdriftet, was zur Zeit als (Die Welt, 26. 1. 87) durchaus möglich erscheint, werden die Auseinandersetzungen Formen annehmen, Auch wenn der Kanzler nicht mehr über die die zu Zerreißproben von bisher noch nie komfortable Mehrheit der letzten Legisla- gekannter Härte und Gefahren für diesen turperiode verfügt, bleibt der Kaolition ein Staat führen müssen. sattes Polster an Mandaten. (Kölnische Rundschau, 26. 1. 87) (Schwarzwälder Bote, 26. 1. 87) Die Entscheidung des Wählers ist eindeu- Das relativ ruhige Fahrwasser der ersten tig, das Votum ist klar: in Bonn bleibt alles vier Jahre der CDU'/CSVVFDP-Koalition beim alten, die Regierung ist bestätigt, wird in der nächsten Legislaturperiode ober die Gewichte innerhalb der Koalition stürmischer werden. haben sich geändert. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. 1. 87) (Neue Rhein-Zeitung, 26. 1. 87) Die Union behält die Führung der Regie- Die Verschiebung der Stärken innerhalb Tng, und das noch immer mit weitem Ab- der Koalition zugunsten der Freien Demo- stand vor ihrem Hauptkonkurrenten, der kraten wird für Kohl kaum Probleme brin- SPD. (Kölner Stadt-Anzeiger, 26. 1. 87) gen. (TZ, München, 26. 1. 87) Seite 14 • UiD 4/87 BUNDESTAGSWAHL

7war konnten die Grünen, im Vergleich Die Koalition muß kraftvoll starten. Ange- n, ' den anderen Parteien, die größten Ge- sichts von gleich vier Landtagswahlen in winne verzeichnen, das Ergebnis deutet je- diesem Jahr darf es dabei freilich nicht doch auch an, daß die Umweltpartei ihr bleiben. Die Koalition braucht langen augenblickliches Wählerreservoir weitge- Atem, eiserne Nerven und viel Stehvermö- hend ausgeschöpft hat. gen. (Handelsblatt, 26. 1. 87) (Kölner Stadt-Anzeiger, 26. 1. 87) Der glatte Erfolg für die Regierung Kohl- Die Koalition der Mitte hat sich behauptet, Genscher ist leicht erklärt: Die stabile wirt- auch wenn sie nicht ganz so strahlend da- schaftliche Lage, das sichere Geld und die steht, wie die meisten Meinungsforscher Sorge vor einem rot-grünen Bündnis waren voraussagten. Aber ihre Mehrheit ist kom- die Antriebskräfte für den Erfolg der Re- fortabel. (Frankfurter Neue Presse, 26. 1. 87) gierungsparteien. (Berliner Zeitung, 26. 1. 87) Pressestimmen aus dem Ausland „ Daß die CD U doch empfindlich Federn deutschen sozialistischen Opposition vorge- lassen muß, hat sie vermutlich in erster Li- schlagen worden sind." nie ... Strauß zu verdanken." (De Telegraaf, 26. 1. 1987) (Tages-Anzeiger, 26. 1. 1987) „Dieherrschende Koalition wird... mit ei- „Die Deutschen haben für die Kontinuität ner ausreichenden Mehrheit zurückkeh- gestimmt." (Le Matin ILausanne], 26. 1. 1987) ren. " (The Guardian, 26. 1. 1987) „Ein erwarteter Sieg. Auch ein logischer „In Bonn ist die Wendepolitik Kohls bestä- Sieg angesichts der ausgezeichneten wirt- schaftlichen Bilanz der Regierung." tigt worden, aber die Wähler setzten inter- (Le Figaro, 26. 1.1987) essante Akzente." (Die Presse IWienl) „Für die Niederlande ist es ein beruhigen- „Die heftigen Angriffe von Strauß auf die der Gedanke, daß auch unser wichtigster Entspannungspolitik von Genscher haben Handelspartner seinen Haushalt weiter in sich nicht nur als überflüssig erwiesen, son- Ordnung bringen und wirtschaftliche Aben- dern haben sogar das Gegenteil bewirkt." teuer vermeiden wird, wie sie von der west- (Corriere Delia Sera, 26. 1. 1987) lllllltllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllltllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll schen Automobilindustrie erklärt der Rekordjahr für die stellvertretende Vorsitzende der CDU/ Autoindustrie CSU-Bundestagsfraktion, Hansheinz Hauser (Krefeld): Der Produktions- und Die deutsche Autoindustrie hat im ver- Exportrekord, den die deutsche Autoin- gangenen Jahr gleich zwei neue Rekorde dustrie im Jahre 1986 erzielen konnte, aufgestellt. Neben dem erwarteten Spit- verweist die Horrorprognosen der SPD zenwert bei der Produktion wurde 1986 über die zukünftige wirtschaftliche Ent- auch beim Export von Pkw und Kombis wicklung in unserem Land in das Reich das bislang beste Ergebnis in der lOOjäh- der ökonomischen Horoskope. Deren rigen Geschichte des Autos erzielt. Nach Treffsicherheit ist von Professor Müller- Angaben des Verbandes der Automobil- Armack — schon vor 15 Jahren dezent industrie rollten von Januar bis Dezem- ironisiert worden: „Wir waren froh, unse- ber 1986 fast 4,6 Millionen Fahrzeuge ren wirtschaftlichen Kurs aus den Daten vom Band, drei Prozent mehr als ein Jahr der zurückliegenden Monate immer wie- zuvor. Zum Rekordergebnis der deut- der bestätigt zu finden." SICHERHEIT UiD 4/87 • Seite 15 Spionage-Abwehr erfolgreich Im Jahr 1986 haben die Staatsschutz- tet, erklärte Bundesinnenminister Zim- behörden bisher 32 Personen wegen mermann weiter. Sie zeigt auch die Rich- des Verdachts geheimdienstlicher tigkeit der angeordneten personellen, Agententätigkeit für Nachrichtendien- strukturellen und organisatorischen Maß- ste kommunistisch regierter Staaten nahmen, die nach der Flucht Tiedges in festgenommen. Diese Zahl hat sich die DDR notwendig waren. Diese Maß- im Vergleich zum gesamten Jahr 1985, nahmen haben zu den erwarteten in dem lediglich 18 Festnahmen Abwehrerfolgen des Jahres 1986 geführt. erfolgten, nahezu verdoppelt, erklärte hierzu Bundesinnenminister . Theo Waigel führt die Die enttarnten Agenten richteten ihre CSU-Landesgruppe Spionagebemühungen auf die Bereiche Die CSU-Landesgruppe im 11. Deut- der politischen, militärischen und der schen Bundestag hat sich bereits konsti- Industrie- und Wirtschaftsspionage. In tuiert. Theo Waigel wurde in geheimer mehreren Fällen konnten auch Versuche Wahl mit 48 von 49 abgegebenen Stim- östlicher Nachrichtendienste aufgedeckt men als Vorsitzender der CSU-Landes- und abgewehrt werden, Agenten in gruppe im Deutschen Bundestag wieder- Sicherheitsbehörden der Bundesrepublik gewählt. Wolfgang Bötsch wurde in ge- Deutschland zu gewinnen. Festnahmen heimer Wahl mit 46 von 47 abgegebenen mehrerer Kuriere und Instrukteure Stimmen als parlamentarischer Ge- zeigen, daß die Nachrichtendienste der schäftsführer der CSU-Landesgruppe im DDR auch im Bereich des Führungs- und Deutschen Bundestag wiedergewählt. Verbindungswesens ihrer Spionage spür- bare Verluste hinnehmen mußten. Aus CDU-Slogan: Wir in den aufgeklärten Spionagefällen ergibt Baden-Württemberg sich, daß die Nachrichtendienste der DDR bei der Ausspähung der Bundesre- Mit dem Slogan „Wir in Baden-Württem- publik Deutschland weiterhin eine domi- berg" will die CDU Baden-Württemberg nierende Rolle einnehmen. in den Landeswahlkampf 1988 ziehen. Dies beschloß der Landesvorstand der Die hohe Zahl von Festnahmen enttarn- Partei in Stuttgart. ter Agenten beweist, daß die Spionage- Abwehr wirksam und erfolgreicher arbei- Auch 1987 geringste Zitat Arbeitslosenquote Alles deutet daraufhin, daß Baden-Würt- «Mein Ehrgeiz besteht nicht darin, im- temberg auch 1987 die geringste Arbeits- mer mehr Geld des Staates auszugeben, losenquote im ganzen Bundesgebiet auf- sondern dazu beizutragen, daß die Bun- weisen wird. Der Präsident des Landesar- desrepublik Spitze in der Forschung ist beitsamts Harry Meisel, zeigte sich zuver- und bleibt." sichtlich, daß die relativ positive Ent- (Forschungsminister Riesenhuber) wicklung auch 1987 andauert. Seite 16 • U/D 4/87 SPD

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chen und Monaten müsse Klarheit ge- Zitat schaffen werden, wer die SPD vom näch- sten Jahr anführt. Nach Raus Verzicht ist Lafontaine ante portas weit und breit kein Gegenkandidat für Os- Nicht einmal eine Atempause hat das kar Lafontaine in Sicht. Der aber wird Wahlergebnis der SPD gelassen. Durch die Mühe haben, bis zur nächsten Bundestags- Erklärungen führender Politiker ist die wahl das Bürgerschreck-Image lozuwer- Sach- und die Personaldiskussion der Par- den, das er wegen seiner M...enden Angrif- tei in vollem Gange. Der saarländische Mi- fe auf alles, was Kernkraft heißt, und we- nisterpräsident Oskar Lafontaine hat sich gen seiner Anti-Nato-Eskapaden redlich an die Spitze derer gesetzt, die meinten, erworben hat. Parteifreunde meinen, er sei die prinzipielle Absage seiner Partei an die Opportunist genug, um das zu schaffen. Grünen im Wahlkampf sei falsch gewesen. Dennoch ist Lafontaine ante portas des Johannes Rau, der Kanzlerkandidat, hat SPD- Vorsitzes ein Programm. Er wird, postwendend mitgeteilt, daß er für das Amt wenn es nicht anders geht — und es wird des Parteivorsitzenden, das Willy Brandt nicht anders gehen — die Zusammenarbeit 1988 in andere Hände übergehen lassen mit den Grünen suchen. Und damit hätte möchte, nicht zur Verfügung stehe. sich die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, knapp 30 Jahre nach ihrer Was zählt es da noch, daß der SPD- Vorsit- großen Wendung zur bürgerlichen Mitte, zende vor dem Spitzengremium seiner Par- die sie im Godesberger Programm vollzog, tei erklärte, die Wahlkampfthemen und als Volkspartei aufgegeben. das Wahlprogramm seien richtig und auch (Frankfurter Neue Presse, 27. 1. 1987) der Kandidat sei ohne Fehl und Tadel ge- wesen. Wenn denn alles richtig war, war- Johannes Rau hat „Grün" überflüssig ma- um blieben für die Sozialdemokraten nur chen wollen. Das ist ihm bundesweit nicht 37 Prozent oder: wo wären sie denn gelan- gelungen. Oskar Lafontaine will „Grün" det, hätten sie auch noch Fehler gemacht? zur politischen Bankrott-Erklärung brin- Oskar Lafontaine hat den Fehdehand- gen. Ob das gelingt? Da sind viele Zweifel schuh hingeworfen. In den nächsten Wo- angebracht. (Neue Rhein Zeitung, 28.1.1987)

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