UID 1987 Nr. 4, Union in Deutschland

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UID 1987 Nr. 4, Union in Deutschland CDU-Informationsdienst Union in Deutschland Bonn, den 29. Jai 4/87 ***** Helmut Kohl: Wir haben unser Hauptziel erreicht Der Wähler hat die Koalition der Mitte bestätigt J11 Parteipräsidium und im Parteivorstand haben wir das Ergebnis der Bundestagswahl sehr eingehend diskutiert und analysiert, erklärte Bun- deskanzler Helmut Kohl am Montag auf einer Pressekonferenz in Bonn. s war eine ernsthafte, offene und sehr solidarische Diskussion. Ich will "nächst den Dank des Parteivorstandes weitergeben an unsere Wähler, JJ die Mitglieder und die ungezählten Helfer draußen im Land, an die ^itarbeiter hier im Konrad-Adenauer-Haus — ich nenne Heiner Geißler ^U vertretend für alle — und an alle Hauptamtlichen. Ohne das große "gagement unserer Freunde wäre dieser schwierige Winterwahlkampf ,cht erfolgreich zu bestreiten gewesen. \y* •r haben unser Hauptziel erreicht, nämlich den erneuten Wählerauftrag an den von der DU vorgeschlagenen Bundeskanzler und an die Koalition der Mitte aus CDU/CSU und .UP. Die Bestätigung durch die Wähler ist eindeutig: CDU/CSU und FDP verfügen er 269 Mandate — das sind 20 Mandate über der sogenannten Kanzlermehrheit — fSenüber 228 Mandaten von SPD und Grünen. <, leses Ziel zu erreichen war nicht selbstverständlich. Vor einigen Monaten waren die ^ialdemokraten noch mit dem Anspruch angetreten, die absolute Mehrheit zu ^ binnen. Willy Brandt hat das später relativiert auf ein Wahlziel von 43 Prozent — in .* Hoffnung, daß dann noch eine Mehrheit mit den Grünen zustande kommen lnte. Dies ist nicht eingetreten. (Fortsetzung auf Seite 2) Dokumentation: Die Ergebnisse der Bundestagswahl 1987 Seite 2 • UID4/87 WAHLANALYSf Die Koalition der Mitte hat eine klare gewesen, und deswegen werden wir diese Wählermehrheit erhalten und damit den Aufgabe weiter mit allem Nachdruck an- Regierungsauftrag. Das ist der zentrale gehen. Punkt, denn ich weiß aus eigener Erfah- Es war einmütige Meinung im Parteivor- rung, was es bedeutet, mit über 48 Pro- stand, daß uns darüber hinaus drei DiskuS' zent in die Opposition gehen zu müssen. sionsthemen in den letzten Wochen vor der Wir haben unser zweites Ziel nicht er- Wahl geschadet haben: reicht, nämlich ein gutes Abschneiden Das erste war die Diskussion um die ab- der Union. Die meisten von uns haben solute Mehrheit, die nach allem, was zu mit etwa 46 Prozent gerechnet. Wir haben erkennen war, gar nicht erreichbar war •*" 44,3 Prozent erreicht, sind also unter die- ich selbst habe das oft genug gesagt. Abe ser Erwartung geblieben. Dieses Ergebnis man kann eben in der Bundesrepublik bedrückt uns selbstverständlich, und wir Deutschland gegen das Bild einer absolU' werden die Gründe dafür sehr sorgfältig ten Mehrheit, die nicht populär ist und analysieren. Bisher gibt es eine Reihe von nie populär war, gezielt Stimmungen m°' Hinweisen, aber noch keine aussagekräf- bilisieren. tige Feinanalyse. Einige Punkte will ich Das zweite, was uns geschadet hat, war aber doch schon jetzt herausstellen: die vom Wähler als selbstgerecht empfüI1 Im Präsidium und im Bundesvorstand dene Meinung, die Wahl sei schon ent- waren wir alle der Auffassung, daß die schieden. Dagegen habe ich frühzeitig widrigen Witterungsverhältnisse in die- Stellung bezogen und immer wieder be- sem Wahlkampf eine Rolle gespielt ha- tont: Die Wahl ist erst am Wahltag um 1° ben, daß sie aber die fast fünf Prozent Uhr entschieden und keine Minute vor- her. Wir sind sicher, daß ein nicht unbe- niedrigere Wahlbeteiligung nicht erklä- 1 ren. Wir sind der Auffassung, daß unsere trächtlicher Teil der NichtWähler der A* ' Stimmverluste auch von bewußten Nicht- sieht war: Die Sache ist schon gelaufen» Wählern herbeigeführt worden sind, die ich brauche die Mühe der Stimmabgabe aus den verschiedensten Gründen mit ih- nicht mehr auf mich zu nehmen. rer Wahlenthaltung ein Zeichen setzen Der dritte Punkt: Die Diskussion unter wollten. Die niedrige Wahlbeteiligung den kleineren Koalitionspartnern um e»n' hatte also nachteilige Folgen für das zelne politische Themen und Personen >s Wahlergebnis der Union. ganz eindeutig zugunsten der FDP ausge' Wenn wir die sehr unterschiedlichen Ein- gangen. Das ist unübersehbar. zelergebnisse betrachten, dann stellen wir Für uns in der CDU ist es jetzt wichtig» fest, daß wir vor allem in ländlichen Räu- daß wir nach der Regierungsbildung, die men, also in Hochburgen der Union, zum wir zügig, aber ohne Zeitdruck vorantre»' Teil schwere Einbußen erlitten haben. ben wollen, in unseren Gremien die An*1' Hier wird auch für die kommende Zeit lysen des Wahlergebnisses sehr sorgfäl^ ein Schwerpunkt unserer politischen An- diskutieren. Wir werden uns zu fragen h* strengungen liegen. Ich habe mich per- ben, ob wir auf allen Ebenen der Partei sönlich ganz entschieden zugunsten der hinreichend offen sind für alle Gruppen Bauern engagiert, aber die europäischen der Gesellschaft. Ich denke hier vor alle111 Fehlentwicklungen in der Agrarpolitik auch an die jüngeren Frauen. Das Them sind leider nicht über Nacht abzustellen Familie ist ganz besonders wichtig; aber ÜfAHLANALYSE LHD4/87 • Seite 3 a ch unseren Beobachtungen ist es noch Wählerauftrag eine gute Basis in der Ko- Ic ht voll durchgedrungen. Diese Erfah- alition, um die großen Aufgaben der näch- ün g haben wir jedoch früher auch bei sten Jahre bewältigen zu können. Wir wis- n J deren wichtigen Themen gemacht; sen, daß es schwierige Jahre werden kön- e nken Sie etwa an die dreijährige Debat- nen auch im Vergleich zu den letzten vier e u m das Thema Staatsverschuldung, das Jahren, die ja gewiß nicht einfach waren. a °n plötzlich allen präsent war. Aber wir blicken nach vorn, auch auf die war einhellige Meinung im Parteivor- Landtagswahlen in diesem Jahr, in ^nd, daß uns die Umwelt-Störfälle am Rheinland-Pfalz, Hessen, Bremen und in hein erheblich geschadet haben, obwohl Schleswig-Holstein; eine Analyse des lx doch zum ersten Mal wirklich ent- Wahlergebnisses in Hamburg zeigt, daß cJeidende Schritte für mehr Umwelt- die Sozialdemokraten angesichts ihrer er- chutz getan haben. heblichen Niederlage dort vielleicht den ln Gedanken an Neuwahlen aufgeben und d weiterer Punkt, über den wir nach- doch noch eine sachliche Zusammenar- ^nken müssen, ist die Tatsache, daß die beit mit der CDU suchen werden. ^entliehen wirtschaftlichen Erfolge c Wir werden sehr bald die ersten Gesprä- nt notwendigerweise korrespondieren 11 che aufnehmen und sind entschlossen, im Wahlerfolgen. Wir haben nämlich c Rahmen unserer Möglichkeiten und nach n in Gebieten mit glänzenden ökono- ,s dem Terminplan des Deutschen Bundes- chen Daten herbe Verluste erlitten. as tages, der sich am 17. Februar konsti- v hat sicherlich viele Gründe, denen r tuiert, zügig zu verhandeln. Wir stellen nachgehen müssen. uns der Verantwortung und danken unseren e . Beobachtung der anderen politischen Wählern, daß wir die Chance bekommen j/^Ppierungen, vor allem der SPD, wird haben, auch für die nächsten vier Jahre den den nächsten Wochen und Monaten ei- Weg der Bundesrepublik Deutschland zu ty ßroße Rolle spielen. Die SPD hat ihr bestimmen. anlziel nicht erreicht; sie hat nicht ein- d e 4 de ' 0-Prozent-Marke erreicht, son- ^rn in manchen Gegenden zum Teil %.2 erneblicne Einbrüche erlitten. Es hat Die Kommission der CDU f) auCh hier gezeigt, daß die kleineren Das Präsidium der CDU hat am Diens- 5 ^'en innerhalb der beiden Lager Fort- K r'tte zu Lasten des jeweils größeren tagabend (27. Januar 1987) unter Leitung nners von Bundeskanzler Helmut Kohl die Ge- ^ gemacht haben. Tatsache ist ^n, daß die Zahl derer erheblich zuge- spräche mit der CSU und mit der FDP men vorbereitet. Seitens der CDU werden die- i,la|, hat, die sich relativ rasch inner- d se Gespräche geführt werden von folgen- Qr es jeweiligen Lagers von einer den Politikern: Bundeskanzler Helmut L. Ppierung zur anderen wenden, daß Kohl, Generalsekretär Heiner Geißler, e|i ^ßespolitische Ereignisse oder aktu- Fraktionsvorsitzender Alfred Dregger, tw-i ,skussionen auch unmittelbare Aus- ,'rku Bundesminister Norbert Blüm, Bundes- K ngen auf die Wahlentscheidung ha- minister Gerhard Stoltenberg, Bundesmi- nister Wolfgang Schäuble, Erster Parla- ^äh?SSe zusammen: Wir stellen uns dem mentarischer Geschäftsführer Rudolf Sei- Verauftrag. Wir haben für diesen ters. Seite 4 • LHD4/87 WAHLANALYS* Heiner Geißler im Bundesvorstand: Unsere Wahlkampf Strategie war richtig Die Zahl der Wähler, die unberechen- gierungslager auf der einen Seite und barer, differenzierter, wechselhafter, dem rot-grünen Lager auf der anderen- aber auch bereiter für Stimmenthal- Insoweit, das kann man als Fazit zu- tung ihre Wahlentscheidung trifft, die nächst einmal sagen, ist das Wahlergeb' nis durchaus akzeptabel: Unser Lager0 auch auf kurzfristige Stimmungs- f schwankungen reagiert, ist ganz sicher 2,4 Prozent verloren. Das andere Lage hat 1,5 Prozent gewonnen. Das ist nach größer geworden. Das hängt damit zu- a sammen, daß die Parteibindungen sich vier schweren Regierungsjahren, wo m lockern — dies gilt auch für die Wäh- den Leuten auch einiges zugemutet hat» ein Ergebnis, das zwar nicht exorbitant ler der Christlich Demokratischen a Union —, daß entsprechend politische gut ist, aber das auch nicht aus dem R Themen mehr die Wahlkämpfe domi- men fällt. In den letzten drei oder vier Wochen ist es uns aber nicht gelungen, nieren und Lebensgefühl und Lebens- 1 stile der Wähler zu Bestimmungsgrün- innerhalb des eigenen Lagers den An^ den des Wahlverhaltens werden und zu halten, der eigentlich der Union auj*. weniger traditionelle Bindungen. Auf grund ihrer Leistungen, aufgrund der >-• dieser Erkenntnis
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