Die Neuen Länder Und Ihre Verfassungen
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T21 646q Monatsschrift zu Fragen der Zeit ISSN 0032-3446 Üß olitische Meinung Karl Lichtblau Das Erbe der Treuhand Jochen Tides SPD: Griff nach der Macht Bemdt Seite Drohung von rechts wolfgang Brezinka Der Begriff Gewalt Heinz Bäueriein Italien im Umbruch 290 Januar'94 politische Meinung Januar'94 Karl Lichtblau Wolf gang Brezinka Jochen Thies Ende 1994 wird das opera• Ein unüberlegter Sprach• Nach zwölf Jahren in der tive Geschäft der Treuhand• gebrauch gibt dem Wort Ge• Opposition will die SPD die anstalt ablaufen. Wie sah walt eine einseitig negative Macht in Bonn zurücker• die bisherige Arbeit der Bedeutung. obern. Skepsis wegen ihrer Treuhandanstalt aus, und Der Begriff Gewalt 29 vermeintlich wiedergewon• welche Alternative für die nenen Regierungsfähigkeit Weiterentwicklung des scheint aber angebracht. Reinhard Göhner Treuhand-Konzeptes ist zu SPD: Griff nach Seit mehr als drei Jahren empfehlen? der Macht 49 führt die CDU einen intensi• Das Erbe der Treuhand 4 ven Dialog über die Grund• sätze und Perspektiven gelesen christlich-demokratischer Winfried Gebhardt/ Michael Wolff söhn Politik an der Schwelle zum Georg Kamphausen Verwirrtes Deutschland 21. Jahrhundert. Wird Deutschland das west• Das neue gelesen von liche Demokratieverständ• CDU-Programm 35 Felizitas Küble 55 nis bewahren oder wird es östlicher, protestantischer Heinz Bäuerlein und preußischer werden? dokumentiert Der Niedergang der Christ• Zur Mentalität lich-Demokratischen Partei Heitmanns der Deutschen 11 Italiens hat im fünfzigsten Jahr nach ihrer Gründung Doppelgänger 43 eine Säule zum Einsturz ge• Bemdt Seite bracht, die lange Zeit als Weltweit haben rechtsextre• Jürg Dedial eine der sichersten Stützen mistische und fremden• der europäischen Politik er• Am Beispiel Steffen Heit• feindliche Ausschreitungen schienen war. Es ist schwer, mann läßt sich ablesen, daß zugenommen. Deutschland sich diese Partei aus der po• sich die Deutschen gegen• ist von dieser Entwicklung litischen Szene wegzuden• wärtig in einer Phase tiefer nicht verschont geblieben. ken. Verunsicherung befinden. Drohung von rechts 23 Die glücklose Italien im Umbruch 57 Kandidatur 45 Herausgeber: Bernhard Vogel - Geschäftsführung: Paul B. Wink Redaktion: Peter Höpen (Chefredakteur), Wolfgang Bergsdorf, Marianne Kneuer Redaktionsassistenz: Barbara Inhoff-Guderjahn Wissenschaftlicher Beirat: Theodor Berchem, Karl Dietrich Bracher, Wolfgang Brezinka, Wilhelm Ernst, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Klaus Hildebrand, Klaus Hornung, Wolfgang Jäger, Helmut Klages, Wolfgang Kluxen, Martin Kriele, Ursula Lehr, Hermann Lübbe, Ursula Männle, Hans Maier, Heinz Maier-Leibnitz, Odo Marquard, Albrecht Martin, Hans-Joachim Meyer, Paul Mikat, Elisabeth Noelle-Neumann, Kurt Reinschke, Konrad Repgen, Werner Ross, Hartmut Schiedermair, Hans-Peter Schwarz, Klaus Stern, Klaus Töpfer, Michael Wolffsohn, Hans-Jürgen Zobel, Michael Zöller Anschrift: Markt 81, 53757 St. Augustin, Telefon 0 22 41/24 65 92, Fax 0 22 41/24 6610 2 politische Januar'94 Meinung Ludger Kühnhardt Wie lange werden die ost• europäischen Staaten brau• chen, bis sie stabile Demo• kratien bilden? Wie kann Deutschland dabei helfen? Ost-Erweiterung Europas 63 SwetlanaW. Pogorelskaja Die zur Zeit regierenden KarelVodicka politischen Eliten machen In vielen Umfragen sprach sich die Mehrheit der Tschechen aus ihrer proamerikani• und Slowaken immer gegen eine Abspaltung aus. Warum schen Einstellung keinen kam es dennoch zur Trennung? Hehl. Welchen Stellenwert hat dort Deutschland? CSFR: Die Teilung war nicht notwendig 73 Deutsche Politik aus russischer Sicht 77 Gabriele Wiechatzek Die Unionsparteien haben die Entwicklung des dua• len Systems gefördert. War die Privatisierung des Fern• sehens ein Fehlschlag? Medienpolitik christdemokratisch 83 Gabriele Wohmann Ein Mann, ein Tablett, Selbstbedienung im Café Wolf-Dieter Schleuning Eine Kurzgeschichte 94 Warum zieht die Gentechnik — eine wissenschaftliche Methode, die vom Rest der Welt positiv bewertet wird — bei Gedicht 54 uns vorwiegend negative Publizität auf sich? Gentechnik, Öffentlichkeit, Politik und Medizin 88 Autoren 96 3 politische Meinung Die Wiedervereinigung hat die Gestalt des Bundesstaates verändert und neuen Ideen und Verfassungsgedanken einen Weg eröffnet. Die neuen Länder und ihre Verfassungen Peter Badura Die Umwälzung in der DDR wurde — doku• Bewegung konnte sich nicht durchsetzen. mentiert in den Präambeln der Landesver• Sie lief schließlich in den Reformvorschlä• fassungen — getragen von einer Verfas• gen der auf Artikel 5 des Einigungsvertrages sungsbewegung. Die Bewegung richtete beruhenden Gemeinsamen Verfassungs• sich zuerst auf die Schaffung des Verfas• kommission aus. sungsstaates selbst, auf demokratische Einen anderen, erfolgreicheren Weg dage• Selbstbestimmung, auf den gewaltenteilen• gen fand die Verfassungsbewegung in den den Rechtsstaat, auf politische, wirtschaftli• Verfassunggebungen der neuen Länder, che und kulturelle Freiheit. Sie orientierte also mit den Mitteln und in den Formen des sich an dem Grundgesetz für die Bundesre• Föderalismus. Die lebendige Kraft und die publik Deutschland und zielte damit auf die zur Identifikation einladende Anschaulich• dort angelegte, im Westen von vielen schon keit des föderativen Verfassungsprinzipes abgeschriebene Wiedervereinigung. sind ein verfassungsrechtlich bemerkens• Der Versuch des „Runden Tisches" von werter Faktor des deutschen Einigungspro• 1990, den bisher sozialistischen deutschen zesses. Nach den tiefen Einschnitten der Staat in anderer Form mit einer neuen „Ver• Diktaturen des Nationalsozialismus und des fassung der Deutschen Demokratischen Re• Sozialismus wurden die ursprünglichen publik" zu erhalten, mußte daher scheitern. Länder in der Mitte Deutschlands mit dem Das Grundgesetz wurde allerdings nicht als Beitritt der DDR wiederbelebt und — eine ju• die fertige und einfach zu übernehmende ristische Sekunde nach ihrer Wiederaufrich• Konstitution des wiedervereinigten Deutsch• tung — Länder der erweiterten Bundesrepu• land vorgestellt. Es sollte das Fundament blik. und der Bauplan sein, doch auch neue und Die Neuorientierung der bundesstaatlichen besondere Ideen und Garantien sollten hin• Ordnung wurde von Seiten der DDR durch zukommen. Diese Bestrebungen verbanden das Ländereinführungsgesetz vom 22. Juli sich zum Teil mit einer im Westen hervortre• 1990 erreicht, das den erstgewählten Land• tenden verfassungspolitischen Strömung, tagen zugleich die Aufgabe einer verfas• die eine Zäsur durch die Totalrevision des sunggebenden Landesversammlung zu• Grundgesetzes herbeiführen wollte. Diese wies. Für die zu schaffenden Landesverfas- 57 politische Meinung Peter Badura sungen enthielt das Gesetz in Anlehnung an ßungen und Rechte. Die überall errichteten Artikel 28 Absatz 1 Grundgesetz die Norma• und mit weitgespannten Entscheidungsver• tivbestimmung, daß die verfassungsmäßige fahren ausgestatteten Verfassungsgerichts• Ordnung in den Ländern „den Grundsätzen höfe werden sicher bei der Auslegung und des republikanischen, freiheitlichen, demo• Anwendung dieser bundesrechtlich überla• kratischen, sozialen und ökologisch orien• gerten Landesverfassungsnormen eine eher tierten Rechtsstaates" entsprechen muß. undankbare Rechtsprechungsaufgabe zu erfüllen haben. Die jahrzehntelange Verfassungspraxis un• Verfassungsautonomie der Länder ter dem Grundgesetz, geprägt durch die fort• Die Verfassung des Bundesstaates teilt die schreitende Ziselierung von Rechtsfolgen staatlichen Aufgaben und Befugnisse zwi• durch das Bundesverfassungsgericht und ei• schen Bund und Ländern auf. Der Bund ist nen verbreiteten Aktivismus der Verfas• gegliedert, aber doch eine Einheit und nicht sungsjurisprudenz, hat die normativen Wir• nur ein Zusammenschluß der Länder. kungen der Verfassung ganz in den Vorder• Sache des Bundes sind auswärtige Angele• grund gerückt. Darauf beruht der Erfolg des genheiten und Verteidigung, die Sicherung Grundgesetzes. Die appellativen Wirkungen der verfassungsmäßigen Ordnung in den der Verfassung, die manche Kritiker beim Ländern, nicht zuletzt die Wahrung der Grundgesetz stärker entwickelt sehen wol• Rechts- und Wirtschaftseinheit. Die Länder len — obwohl sie doch gerade durch dessen können im Bundesstaat Staaten mit be• normative Effizienz erreicht werden — , müs• schränkter Hoheitsgewalt und mit Verfas• sen für die Verfassunggebung nach dem sungsautonomie sein, bleiben aber einem Sturz der DDR in anderem Licht gesehen föderativen Homogenitätsgebot unterwor• werden. Ein nur juristisch vorgehender Ver• fen. Dennoch bleibt ihnen ein großer Spiel• fassungsrationalismus könnte der verfas• raum verfassungspolitischer Gestaltung. Er sungspolitischen Lage in den neuen Län• kann sich allerdings in den Bereichen, die dern nicht gerecht werden. Die neuen Ver• von den Erfordernissen der Rechts- und fassungen müssen wegen der selbständigen Wirtschaftseinheit — und überdies von den Ziele und Bedürfnisse der selbstbestimmten Regeln und Maßgaben des europäischen Neuordnung und um der anzustrebenden Gemeinschaftsrechtes — bestimmt werden, Integrationswirkung willen einen legitimi• nur wenig auswirken. Bundesrecht bricht tätsschaffenden Konsens bekunden. Sie las• Landesrecht, auch das Landesverfassungs• sen sich nicht allein mit den verfassungspo• recht. litischen Kriterien der alten Bundesrepublik Dieser Geltungsvorrang des Bundesrechtes, messen, gerade weil in Zukunft eine ge• vor allem im bürgerlichen Recht, im Wirt• meinsam gelebte Verfassungsordnung aus schafts-, Arbeits- und Sozialrecht, im Um• der Vielfalt der Interessen und