Bahan Ajar Untuk Presentasi Mahasiswa
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Bahan Ajar untuk Presentasi Mahasiswa Regierungswechsel Anlass für den Regierungswechsel Infolge der mit der zweiten Ölpreisexplosion 1979 eintretenden Wirtschaftskrise mit Massenarbeitslosigkeit, hoher Inflationsrate und anhaltender Wachstumsschwäche plädiert die FDP, der liberale Koalitionspartner der SPD, immer deutlicher für harte Einschnitte bei den staatlichen Ausgaben und für eine Neuorientierung der Wirtschaftspolitik. Das am 9. September 1982 von Wirtschaftsminister Graf Lambsdorff (FDP) dem Bundeskanzler Helmut Schmidt überreichte "Strategiepapier" zur Bewältigung der wirtschaftlichen Probleme verlangt entschiedene Sparmaßnahmen durch tiefe Einschnitte ins soziale Netz. Nachdem Schmidt am 17. September 1982 Lambsdorffs Thesenpapier als "Scheidungsbrief" bezeichnet und die Entlassung des Wirtschaftsministers erwägt, erklären die vier FDP-Minister ihren Rücktritt. CDU und FDP waren nun vor die Entscheidung gestellt, den Kanzler zu stürzen oder Neuwahlen anzustreben. Durch den Bruch der Koalition gerät die FDP in eine Existenzkrise. Innerparteilich waren die Widerstände gegen einen Wechsel zu einer Koalition mit der CDU/CSU erheblich. In einem Beschluss vom 25. September fordern 700 Linksliberale den Parteivorsitzenden Genscher zum sofortigen Rücktritt auf. Die Anhänger für eine Koalition mit den Unionsparteien setzen sich durch. Genscher wird auf dem FDP- Parteitag (7. November 1982) als Parteivorsitzender bestätigt. Die Wahl des neuen Bundeskanzlers Am 1. Oktober 1982 bringen die Fraktionen der CDU/CSU und der FDP einen Antrag auf ein konstruktives Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt im Bundestag ein. Aus der Abstimmung geht der CDU-Partei- und CDU/CSU- Fraktionsvorsitzende Helmut Kohl als neuer Bundeskanzler hervor. In der Debatte vor der Abstimmung sprach Helmut Schmidt von einem "Vertrauensbruch ohne Wählerauftrag" und forderte sofortige Neuwahlen. Helmut Kohl (1930 - ), Kanzler der Bundesrepublik Deutschland von 1982 bis 1998 Aufnahme im Jahre 1994 Mit besonderer Genehmigung des Bildautors Josef Albert Slominski (slomifoto). Link: www.slomifoto.de In Kohls erstem Kabinett (4.10.1982 – 30.3.1983) ist die CDU mit 8, die CSU und die FDP sind mit je 4 Ministern vertreten. Die neue Ministerriege deckt ein recht breites mittleres bis 1 rechtes Spektrum von sozialreformerischen bis ordnungspolitischen Orientierungen ab. Zusammensetzung des ersten Kabinetts Kohl (4.10.1982 - 30.3.1983): Bundeskanzler: Helmut Kohl (CDU), Auswärtiges: Hans-Dietrich Genscher (FDP), Inneres. Friedrich Zimmermann (CSU), Justiz: Hans A. Engelhard (FDP), Finanzen: Gerhard Stoltenberg (CDU), Wirtschaft: Otto Graf Lambsdorff (FDP), Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Josef Ertl (FDP), Arbeit und Sozialordnung: Norbert Blüm (CDU), Verteidigung: Manfred Wörner (CDU), Jugend, Familie und Gesundheit: Heiner Geißler (CDU), Verkehr: Werner Dollinger (CSU), Post- und Fernmeldewesen: Christian Schwarz-Schilling (CDU), Raumordnung, Bauwesen und Städtebau: Oscar Schneider (CSU), Innerdeutsche Beziehungen: Rainer Barzel (CDU), Forschung und Technologie: Heinz Riesenhuber (CDU), Bildung und Wissenschaft: Dorothee Wilms (CDU), Wirtschaftliche Zusammenarbeit: Jürgen Warnke (CSU). Regierungsprogramm In seiner ersten Regierungserklärung, die Helmut Kohl am 13. Oktober 1982 abgibt, kündigt er eine "geistig-moralische Wende" und eine "Politik der Erneuerung" an. Die Wirtschaftskrise soll mit einem "Dringlichkeitsprogramm" überwunden werden. Als Schwerpunkte nennt Kohl: 1. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze 2. Die Sicherung des sozialen Netzes 3. Eine Ausländerpolitik, die sowohl Integration als Rückführung ermöglicht. 4. Eine Erneuerung der Grundlagen in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik. 4. In der Ost- und Deutschlandpolitik sollen die bestehenden Verträge eingehalten und die laufenden Verhandlungen fortgesetzt werden. Die Gefährdung der Sozialversicherung führt der neue Bundeskanzler auf die "unkorrigiert überzogenen Ansprüche an den Staat und die soziale Sicherung" zurück. Im Mittelpunkt einer neuen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik sollen "Freiheit, Dynamik und Selbstverantwortung" stehen. Der Staat müsse "auf seine ursprünglichen und wirklichen Aufgaben zurückgeführt" und "die sozialen Leistungen von Staat und Gesellschaft auf die wirklich Hilfsbedürftigen" konzentriert werden. Neuwahlen Nach der Regierungsbildung verbleibt das Problem von Neuwahlen. Das Grundgesetz sah keine Möglichkeit einer Parlamentsauflösung oder vorgezogener Neuwahlen vor. Um die Auflösung des Bundestags und Neuwahlen zu erreichen, stellt Bundeskanzler Kohl am 17. Dezember 1982 die Vertrauensfrage. Verabredungsgemäß enthalten sich 248 Abgeordnete von CDU/CSU und FDP ihrer Stimme, so dass Helmut Kohl die Mehrheit verfehlt. Dem Ersuchen um Auflösung des Bundestags folgt Bundespräsident Karl Carstens am 7. Januar 1983 trotz seiner verfassungsrechtlichen Bedenken gegen das angewandte Verfahren. Seine Entscheidung begründet er mit der "Einigkeit aller Parteien" und mit der "politischen Ausnahmesituation". Das Bundesverfassungsgericht bestätigt Mitte Februar 1983, dass der Bundespräsident, gestützt auf die 'Einschätzungs- und Beurteilungskompetenz' des Bundeskanzlers, legitimiert gewesen sei, den Bundestag vorzeitig aufzulösen. Bei einer Wahlbeteiligung von 89,1% bringt die vorgezogene Bundestagswahl am 6. März 1983 eine deutliche Bestätigung der christlich-liberalen Regierungskoalition. Die Unionsparteien kommen bei einem Zuwachs von 4,3% mit 48,8% der Stimmen auf das nach 1957 beste Ergebnis ihrer Geschichte. Die FDP verlor zwar 3,6% gegenüber 1980, erhielt jedoch trotz der innerparteilichen Auseinandersetzungen 7,0% der Stimmen. Die SPD erlitt mit 38,2% einen Verlust von 4,7%. Einen überraschenden Erfolg verbuchen die Grünen, die mit 5,6% Stimmenanteil erstmals in den Bundestag einziehen.. CDU/CSU und FDP schließen am 22. März 1982 eine Koalitionsvereinbarung auf der Basis des Regierungsprogramms vom Oktober 1982. Bei der Wahl des Bundeskanzlers am 29. März erhält Helmut Kohl 271 von 486 gültigen Stimmen. Die Besetzung des 2 Kabinetts bleibt bis auf zwei Ressorts unverändert. In seiner Regierungserklärung nennt Kohl folgende Schwerpunkte: Fortsetzung der Verständigung mit den osteuropäischen Staaten, Verbesserung der Rahmenbedingungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung, Abbau der Massenarbeitslosigkeit. Wirtschafts- und Finanzpolitik 1982 - 1987 . Wirtschaftliche Situation 1981 - 1982 Wachstumsrate Inflationsrate Arbeitslose (in Arbeitslosenquote Jahr Bruttosozialprodukt (in %) 1000) (in %) (in %) 1981 6,3 1272 5,1 0,0 1982 5,2 1833 7,2 - 1,1 . Als Folge der Wirtschaftskrise erreicht die Zahl der Insolvenzen mit 11.916 Konkursen und Vergleichsverfahren von Unternehmen im Jahr 1982 einen Nachkriegsrekord. Generelle Orientierung der Wirtschafts- und Finanzpolitik Bekämpfung und Überwindung von Wachstumsschwäche und Massenarbeitslosigkeit durch verbesserte Produktionsbedingungen. Das wirtschaftliche Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen sollen über die Verbesserung der Bedingungen auf der Angebotsseite erreicht werden (Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik). Auf Investitionen des Staates soll während des Konjunkturabschwungs grundsätzlich verzichtet werden. Die Grundlage für die Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft wird in der Selbstregelungskraft des Marktes über Angebot und Nachfrage und in der an der volkswirtschaftlichen Produktion orientierten Steuerung der Geldmenge durch die Zentralbank gesehen (Monetarismus). In der Finanzpolitik verfolgt die Bundesregierung den Leitsatz "Über geordnete Finanzen zu einem geordneten Staat". Der Bundeshaushalt soll durch Senkung der Neuverschuldung konsolidiert werden. Dieses Ziel erhielt absolute Priorität vor steuerlichen Erleichterungen. In diesem Sinne verkündet Helmut Kohl eine "Atempause in der Sozialpolitik". Maßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts Am 16. Dezember 1982 beschließt der Bundestag gegen die Stimmen der SPD-Opposition den geänderten Bundeshaushalt 1983. Das Haushaltsbegleitgesetz sieht zum 1. Januar 1983 zahlreiche Änderungen vor: Die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung werden von 4% auf 4,6% erhöht. Zugleich werden die Zuschüsse an die Bundesanstalt für Arbeit um 1,3 Mrd. DM gekürzt. 3 Der 1977 abgeschaffte Krankenversicherungsbeitrag für Rentner wird wieder eingeführt. Leistungsminderungen beim Kinder- und Wohngeld. Verschiebung der Anpassungserhöhungen für Renten und Sozialhilfe. Am 1. Juli 1983 wird die Mehrwertsteuer von 13 auf 14% erhöht. Am 1. August 1983 tritt die Neufassung des Bundesausbildungsförderungsgesetze (BAföG) in Kraft. Die bisherige Förderung von Schülern entfällt fast vollständig, bezugsberechtigte Studenten erhalten nur noch ein zinsloses Darlehen. Ab 1. Januar 1984 müssen die Empfänger verschiedener Sozialleistungen weitere Kürzungen ihrer Bezüge hinnehmen. Unter anderem erhalten Arbeitslose ohne Kinder nur noch 63% statt bisher 68% ihres früheren Nettoentgelts als Arbeitslosengeld. Am 19. April 1985 beschließt der Bundestag die Anhebung der Rentenbeiträge um 0,5 auf 19,2% Maßnahmen zur Ankurbelung der Investitionstätigkeit und der privaten Nachfrage Personen mit höherem Einkommen soll für die Jahre 1983 und 1984 eine unverzinsliche, rückzahlbare Investitionshilfeabgabe von 5% der Steuerschuld abverlangt werden. Diese "Zwangsabgabe" wurde im November 1984 für verfassungswidrig erklärt. Durch die Senkung der steuerlichen Belastung von Unternehmen (u. a. bei der Gewerbesteuer) und weitere steuerliche Anreize soll die Investitionstätigkeit angeregt werden. Im