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Kultur Liechtensteiner Vaterland I Montag, 3. Mai 2021 Visueller Rückblick auf einen Traumwinter

Bis 30. Juni sind im Foyer der Stein Egerta in Schaan Winterlandschaften von Peter Beck zu sehen. Am Freitag war die Eröffnung.

Mirjam Kaiser gruppe 90 dabei, mit der er vie- le Malreisen unternommen hat Winterlandschaften im Früh- und mit denen er auch bei ling? Das haben sich so manche Gruppenausstellungen dabei Besucher der aktuellen Ausstel- war. Seine erste Einzelausstel- lung in der Stein Egerta gefragt. lung hatte er vor 19 Jahren im Doch die Erklärung ist einfach: Domus in Schaan. Dort habe er Die Ausstellung war ursprüng- alle ausgestellten Bilder verkau- lich für den Winter geplant, wo- fen können, bei der zweiten sei- für Peter Beck extra einige neue en noch ein paar übrig geblie- Bilder malte. Doch aufgrund der ben. «Doch manchmal trennt Coronamassnahmen wurde die man sich auch ungern von ei- Ausstellung mehrmals verscho- nem Bild», gibt der Maler zu. ben, bis nun gestern die Eröff- Peter Beck malt fast aus- nung mit einigen Besuchern schliesslich Aquarellbilder, ob- stattfinden konnte. «Für mich wohl er auch andere Methoden ist die Ausstellung nun wie ein ausprobiert habe. Doch bevor Rückblick auf den vergange nen, es für ihn ans Malen geht, über- wunderschönen Winter», so lege er sich ein Motiv. Dieses Studienleiterin Anna De Rossi, skizziere er dann, bevor die Far- die die Ausstellung organisierte. be dazukommt. Bilder als Erinnerungen Zeichnerisches Talent an Erlebnisse auch an Skizzen sichtbar Nun sind also bis 30. Juni gut Dass Peter Beck neben dem Ma- 20 Winterbilder von Peter Beck len auch ein Talent zum Zeich- im Eingangsbereich der Stein nen hat, zeigt sich an den zu Egerta zu sehen. Da gibt es ei- Zeichnungen ausgeweiteten nen Föhnsturm mit aufge - Skizzen von Häusergruppen in wirbeltem Schnee vor dem seinem Lieblingsort . Dass Gauschla, ein verschneites See- Auf Einladung von Studienleiterin Anna De Rossi zeigt Peter Beck seine Bilder erstmals in der Stein Egerta. Bild: Daniel Schwendener ihm dies leicht fällt, liegt mitun- lein im Ruggeller Riet, die ma- ter auch daran, dass er ursprüng- jestätischen Drusentürme im lich eine Ausbildung zum tech- Montafon, ein Abendrot auf der mit reflektierenden Sonnen- zu Fuss nach Steg marschier- hat der 83-Jährige ge- Berge wie auch Bäume. Dass nischen Zeichner absolvierte. Gnalpebene, das leicht auf die strahlen. «Für mich sind meine ten. «Ich bin aber kürzlich hin- zeichnet, wie auch mehrere ihm besonders Winterbilder ge- Ebenfalls zugute kommt ihm dortige Schneedecke abfärbt, Bilder wie festgehaltene Erin- gegangen, um zu schauen, ob Heuställe auf und fallen, liegt auch an den vor- beim Zeichnen sein genaues Ar- und mehrere Ortsansichten von nerungen an Erlebnisse», er- ich die beiden Häuschen richtig . Dass Peter Beck immer herrschenden sanften Farben. beiten. Mittlerweile zeichne er Steg. «Für mich ist der Steg wie klärt der leidenschaftliche Ma- platziert habe», so Peter Beck wieder Motive aus fast lieber als zu malen. «Ins Al- eine zweite Heimat», sagt Peter ler. grinsend. Er sei allgemein viel aufgreift, kommt nicht von un- Erst mit 51 Jahren ter wird man eben etwas be- Beck beim Ausstellungsrund- Viele von Peter Becks Bil- in der Natur unterwegs, ob mit gefähr, denn einerseits sei er – angefangen zu malen quem», sagt Peter Beck grin- gang. Nicht nur in der Kindheit dern entstanden aufgrund eige- dem Fahrrad im Ruggeller Riet obwohl in Vaduz aufgewach- Erst mit 51 Jahren fand Peter send. Doch dieser Richtungs- sei er oft in seiner Hütte in Steg ner Fotografien. Doch ein spe- oder mit den Skiern auf dem sen – immer noch ein stolzer Beck zu seinem grossen Hobby. wechsel tut der Qualität seiner gewesen, auch während der zielles Bild, sein Lieblingsplatz Ochsenkopf. Von dort aus näm- «Bärger» und habe viel über die Denn damals, vor gut 30 Bilder keinen Abbruch. Coronazeit. Und so entstanden unterhalb des alten Tunnels, lich hat er die Pfälzerhütte por- Walserkultur geforscht und ge- Jahren, besuchte er seinen ers- dort wiederum einige neue Bil- hat er ganz aus seiner Erinne- trätiert, aus einer eher unge- schrieben. Besonders angetan ten Aquarellkurs bei Evi Die Ausstellung ist bis 30. Juni der wie beispielsweise eine An- rung gemalt. Denn dort sei er wohnten Ansicht. Auch die Ka- haben es ihm dabei die vielen Kunkel. Im Jahr 1990 dann war zu den Öffnungszeiten der Stein sicht des vernebelten Naafkopfs früher oft gewesen, als sie noch pellen in Steg, und Hüttchen in der Landschaft, er bei der Gründung der Mal- Egerta zu sehen. Vom Schüler zum Meister

Er war einer der ersten Stipendiaten der Musikakademie in . Am Donnerstag präsentierten nun Kian Soltanis Schüler ihr Können.

«Dieses Konzert wird in un- negie Hall bis zu den Salzburger torium in Feldkirch. Schostako- serer eigenen Küche gekocht!» Festspielen zeigen: Kian Soltani witschs Cellosonate op. 40 star- Dražen Domjanić freute sich als ist längst an der Klassikwelt- tete sie beinah unprätentiös. Leiter der Internationalen Mu- spitze angelangt. Doch geschickt drehte Gimfer- sikakademie in Liechtenstein rer die Stimmung und unverse- nicht nur, dass er wieder Publi- Weltstar aus der Region – hens war aus der scheinbar kum zu den Abschlusskonzer- mitreissende Moderne «netten» Weise ein dramati- ten der Kurse begrüssen kann. Nach Liechtenstein kehrt er re- scher Hochseilakt über einer Vor elf Jahren nahm Kian Solta- gelmässig zurück – ans TAK zerklüfteten Gefühlslandschaft ni als Stipendiat an den ersten und als Solist beim SOL. Bei der geworden. Kursen der Internationalen Mu- Musikakademie ist der ehema- Zum Schluss bot Bea Mag- sikakademie in Liechtenstein lige Stipendiat inzwischen Stif- dalena Sallaberger das «Lento» teil. Beim Residenzkonzert der tungsrat und gibt selbst Meis- aus Rachmaninows Cellosonate Akademie vom Donnerstag terkurse: «Ich bin dankbar, et- op. 19. Mit geschmeidiger Bo- sassen nun seine Schüler am was von dem zurückgeben zu genführung und weichem Klang Podium des Vaduzer Rathaus- können, was ich hier erhalten entwickelte sie grossräumige, saals. habe.» Die Laufbahn von Solta- fliessende Linien, in denen nur Man könnte Soltani zu den ni bestätige den Sinn solcher In- selten noch manches Detail kla- «Gründungsmitgliedern» der stitutionen gerade für die Regi- Die Kian-Soltani-Schüler präsentierten ihr Können – live und online. Bilder: pd rer herausgestrichen werden musikalischen Kaderschmiede on, erklärte Dražen Domjanić. könnte. Wie bei allen Beiträgen «made in Liechtenstein» zäh- Aus der Region, dem Bre- agierte Levon Avagyan als ani- len. Schon 2010 war hier die genzer Wald, stammt auch die vor eröffnete Carlo Lay mit dem leicht knarzig mit tiefen Tönen niszenzen an Kaffeehaus-Ka- mierender, gleichberechtigter besondere Begabung des knapp jüngste Teilnehmerin des Work- Kopfsatz aus Beethovens 3. Cel- zu Sergei Prokofjews Celloso- pellen, Versatzstücken der ro- Partner am Klavier – auch er üb- 18-Jährigen hervorgestochen. shops: Miriam Dorner. Die 17- losonate den Abend. Das The- nate op. 119 ansetzte. Das ent- mantischen Salonkultur und rigens ein Stipendiat der ersten Seither konnte das «Liechten- Jährige erhält ihren Cello-Un- ma setzte er mit Echo-Schattie- sprach durchaus dem Duktus, Anklängen an Tanzmusik hat Stunde. steiner Vaterland» regelmässig terricht am Konservatorium in rungen an. In die bewegten Pas- den der 19-Jährige aus Bayern sich Farias mit Ernst, aber ohne Die 35 Zuhörer im – gemäss über den Weg des in Bregenz Zürich – und zum ersten Mal an sagen fuhr er heftig, in der Tiefe forsch umsetzte. Überladenheit angenommen. den Bestimmungen – ausver- geborenen Cellisten berichten. der Musikakademie in Liech- fast schnarrend. Da riss schon Anna Olivia Amaya Farias Die ironische Brechung, die kauften Saal waren spürbar ge- Der «Credit Suisse Young Artist tenstein. Sie stellte sich mit dem mal ein Haar am Bogen. Die aus Hamburg brachte den un- Hindemith seinerzeit als «jun- fesselt von der unmittelbaren Award» und der Exklusivver- Intermezzo aus dem Cellokon- restlichen Teilnehmer hatten gestümen Aufbruchsgeist des ger Wilder» intendierte, darf Erfahrung des Livekonzerts. trag mit der Deutschen Gram- zert in d-Moll von Édouard Lalo Werke der klassischen Moderne ersten Satzes aus Paul Hinde- heute ruhig zurücktreten. Den knapp 300 Teilnehmern mophon, Tourneen und Tonträ- vor. Das weiche Schwelgen der gewählt. «Sie gehören zum miths Cellokonzert op. 3 über- des Livestreamings bot das ger u. a. mit Daniel Barenboim Vokalise war bereits angedeu - Standardrepertoire der Cellis- zeugend zur Geltung. Genauso Livekonzert und Team der Musikakademie und dem West-Eastern Divan tet, die rhythmischen Kapriolen ten», erklärte Soltani. traf sie das Suchende, das sich Onlinebonus dafür den Bonus von eingeblen- Orchestra und Auftritte von den mündeten souverän in ein ge- Der zweite Mann der Runde in einer grosszügig aufblühen- Die Katalanin Mar Gimferrer deten Statements der jungen Londoner Proms über die Car- witzt geplopptes Pizzicato. Da- war Michael Wehrmeyer, der den Melodie entlud. Den Remi- studiert seit 2019 am Konserva- Künstler. (hw)