SEEN- SUCHT LITERATUR Der Zürichsee Als Inspiration

CHF 9.90 goldkueste-magazin.ch 2018/2 GOLDKÜSTE GESELLSCHAFT KULTUR STIL

SEEN- SUCHT LITERATUR Der Zürichsee als Inspiration

FISCHEREI Puls der Natur, Launen der Politik

TRAUMBERUF Zwei Frauen pﬂegen Boote

UNTER WASSER Taucher entdecken alte Zivilisation EDITORIAL

machen. Als Inserenten profitierenund Sie auf dabei Facebook. auch von unserem Onlineauftritt im Internet Sie, liebe Leserinnen und Leser, könnenweiter zu wachsen. GOLDKÜSTE Ein E-Mail genügt: [email protected] abonnieren und helfen uns so dabei, Ihr GOLDKÜSTE-Team Urezza Famos Am Zürichsee zu leben ist ein Privileg,Wasser, Licht denn und die Luft Region bilden hat zusammeneine besondereund eineWellen einzigartige Qualität:erleben wir Atmosphäre.einen See mit undBei einer windstillenSturm sehr temperamentvollen Verhältnissen weitet Seele.Alpenpanorama. sich Bei der Sonnenschein Blick Ich bis liebe zum allfaszinierenden dieseDer Momente. See fasziniert. Die Stille Egal genauso ob vom wie Uferverschiedensten das aus Rauschen. oder auf Aktivitätendem Wasser. Er ein,lädt istErzu istdenAusflugsort aber auch und Forschungsgebiet, Freizeitplatz gefährlich.für Wasserspender, Gross und Und Klein.Arbeitsplatznicht zuletzt – istund fürdermanchmal DichterSee seit sehr und Jahrhunderten Schriftsteller. eine All Inspirationsquellein diese Reportagen vielfältigen und Hintergrundgeschichten Aspekte zeigenGOLDKÜSTE. wir Ihnen in dieserFotografisch vierten begleitet Ausgabe hatunseres uns Magazinsdiesmal Patrick Gutenberg.Ein Qualitätsmagazin hat seinen Preis.dass sieWir diesesdanken Magazinallen Inserentinnen schätzen und und GOLDKÜSTE Inserenten, mit ihrer Werbung erst möglich h c . en d a l t et k r a p . w ww

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32 HERALDISCH Die Wappen von Hombrechtikon stehen für zwei Welten. und Feldbach WETTBEWERB Gewinnen Sie eine Übernachtung fürPersonen zwei im Victoria-Jungfrau Grand& Spa Interlaken. Hotel VIELFARBIG Das Stäfner Ortsmuseum zur Farb von 550zeugtGeschichte. Jahren BÄUMIG Jasmin Schwegler schult prächtige Bäume für die Goldküste. IMPOSANT GOLDKÜSTE macht einen Seitensprung und das Sardona-Gebiet.besucht PRÄHISTORISCH Archäologietaucher suchen am Seegrund Spuren der Pfahlbauer. STYLE & SERVICE 36 32

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ABGEFÜLLT Im Frühjahr bringen die Winzer ihre auf die Flasche. Weine EISKALT Seepolizisten müssen bei winterlichenTemperaturen voll bekleidet im See schwimmen. 6 28 20

6 17 11

20 28

Berufsfischer Fritz Hulliger zieht hinaus. auf den See magisch es EXOTISCH In Meilen erlernt die Bootsfach- wartin Sina-Marie Suter ihren Beruf. TRINKBEREIT Das Seewasserwerk Männedorf bereitet das Wasser für 30000 auf. Menschen INSPIRIEREND Die Lieblichkeit des Zürichsees an. und Dichter regt Dichterinnen Z U FR I E D E N IDYLLISCH Unterwegs mit einem der wenigen Ledischiffen verbliebenen

INHALT 11 LANGE TAGE AUF DEM

Wasser,See Wind und viel Ruhe – die Idylle scheint vollkommen. Doch für die Arbeit auf dem Ledischiff braucht es gute Nerven.

TEXT: LUZIA CAMPELL FOTOS: PATRICK GUTENBERG

LS Grynau fährt weniger als zehn Stunden- kilometern, um die empfindlichen Ufer zu schonen. Zwischen den Wolken zeigt sich die in kühler Frühlingsmorgen Sonne – Wolken und Bäume spiegeln sich im kurz nach sieben Uhr. Im Wasser, idyllischer könnte es kaum sein. Doch e Kieswerk Grynau in Uznach so beschaulich ist es nicht immer. «Manchmal ist einiges los. Lastwagen werden beladen, Ma- ist der Nebel so dick, dass wir das Ufer des Ka- schinen rattern, die Chauffeure gönnen sich ei- nals fast nicht sehen. Wenn es ganz schlimm nen letzten Kaffee vom Automaten. Im kleinen ist, sehen wir nicht einmal die Spitze unse- Hafen liegt das Ledischiff LS Grynau. Es wird res Schiffes», erzählt Markus von Aarburg. mit Sand und Kies beladen. Am Steuer steht Da steige der Puls, denn das Radar nütze hier Markus von Aarburg. Sein Kollege Kurt Duba- nichts und «wir müssen höllisch aufpassen, cher kontrolliert die Ladung. 300 Tonnen ha- dass wir im engen Kanal nirgends anstossen.» ben auf dem Schiff Platz – so viel wie auf etwa 14 Lastwagen. Kurze Zeit später ist das Schiff WILDE BÖTLER fertig beladen. Nun heisst es: «Leinen los!» Doch heute ist die Sicht gut. Nach kurzer Zeit Der Seitenkanal der Linth ist eng. Das erfordert sind wir auf dem Zürichsee, nirgends ist ein vom Schiffsführer grosses Geschick. Langsam Boot zu sehen. Die Wasseroberfläche ist spie- geht es Richtung See. Taucherli schwimmen gelglatt, keine Welle kräuselt das Wasser. Die neugierig zum Schiff, Schwäne lassen sich «Grynau» nimmt Fahrt auf. Mit ihren beiden nicht stören, stecken ihre Köpfe zusammen und gleiten langsam den Kanal hinab. Am Ufer 6 stehen Weiden neben mächtigen Bäumen. Das

G O L D K Ü S T E 2018 TOURING GARAGE KLASSISCHE FAHRZEUGE SPORTWAGEN

Kurt Dubacher hat 100-PS-Motoren erreicht sie 15 km/h mit voller den See voraus- Ladung. Damit ist sie unglaublich effizient: DER KAUF VON OLDTIMERN schauend im Blick, Mit der Motorisierung eines Mittelklassewa- steuert. Bei bis zu zwei Fahrten pro Tag können denn Ausweich- gens kann sie 300 Tonnen Material transpor- die Arbeitstage lang werden. IST VERTRAUENSSACHE manöver sind mit tieren. Voll beladen hat sie einen Tiefgang von dem trägen Schiff zwei Metern. WÄLDLI OHNE WALD DESHALB SIND WIR SEIT 1977 IHR PARTNER schwierig. Am Bug flattert die St. Galler Fahne, im Wasser Das Hurdnerwäldli kommt in Sicht. Aller- darunter zeichnet die sanfte Bugwelle ein in- dings: Kein Wald weit und breit, dafür ein teressantes Muster. «Mit unseren kleinen Mo- Sammelsurium verschiedenster Villen, von Die Touring Garage AG in Oberweningen im Zürcher Unterland ist schweizweit eine toren sind wir relativ träge und unbeweglich», mediterranen Palästen bis zu modernen Ku- der bedeutendsten Garagen für klassische Fahrzeuge und Sportwagen. Das Familienun- erklärt Dubacher. Einem Schiff schnell auszu- bushäusern. Dazwischen führt ein enger Kanal ternehmen, in zweiter Generation geführt von Katrin Schena-Rau, ist bekannt für sein weichen ist fast unmöglich. Leider wissen das an Bootsplätzen und gepflegten Gärten vorbei breites Angebot verschiedenster Hersteller und Preisklassen. Einen Topolino oder VW offenbar viele Freizeitkapitäne nicht. «Kaum zum Betonwerk in Pfäffikon SZ. Käfer fnden Sie hier genauso wie einen Porsche, Aston Martin oder Ferrari. Mit bis zu wird es im Frühling warm, sind die Bötler wie- Das Schiff legt an, Dubacher klettert an Land 70 Oldtimern auf über 1000 m2 bietet Ihnen die Touring Garage AG eine der grössten der wild unterwegs – bis im Herbst beruhigen und steigt in den Bagger. Nun beginnt er, die permanenten Ausstellungen klassischer Fahrzeuge in der Schweiz. sie sich dann», lacht von Aarburg. Da kann es Ladung zu löschen. Mit jeder Baggerschau- zu hektischen Situationen kommen, zum Bei- fel hebt sich das Schiff ein bisschen mehr aus Auch wenn Sie ein Fahrzeug verkaufen möchten, sind wir der richtige Partner für Sie. spiel mit Seglern, welche die Situation falsch dem Wasser. Am Schluss wird alles blitzblank Unser erfahrenes Team berät Sie stets kompetent, transparent und fair. einschätzen. Heute ist nicht viel los, denn es geputzt. Das Ledischiff Grynau hat nun einen ist noch viel zu kalt. Langsam fahren wir in Tiefgang von 80 Zentimetern und ist bereit für Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Richtung unseres Ziels in Hurden. Fünf bis die Rückfahrt. Es ist kalt und hat begonnen zehn Mal pro Woche fährt das LS Grynau diese zu regnen. Doch Kurt Dubacher und Markus Strecke. Selten wird Stäfa oder Horgen ange- von Aarburg scheint die Kälte nichts auszuma- chen. Ein warmer Tee aus der Thermoskanne Ihre Katrin Schena-Rau und Team und die beiden fahren los über den See zurück 8 nach Grynau.

G O L D K Ü S T E Touring Garage AG – klassische Fahrzeuge | Sportwagen 2018 Wehntalerstrasse 25, CH-8165 Oberweningen, Telefon +41 44 856 11 11 oldtimers.ch Ozon AKTIVKOHLE UND 7380 m2 FILTER

Wie aus Seewasser Trinkwasser wird.

TEXT: MARTIN MÜHLEGG NORAH JONES Ernie Watts CURTIS STIGERS FOTOS: PATRICK GUTENBERG China Moses JAN GARBAREK Billy Cobham

JUDITH HILL Dave Grusin presents West Side Story Die Aufbereitung vom Seewasser zum Trink- wasser erfolgt in drei Schritten. Zuerst wird dem Seewasser, das 600 Meter vom Ufer ent- Nigel Kennedy MARCUS MILLER Somi fernt aus 43 Metern Tiefe gefördert wird, ie Wände und De- Ozon (O3) beigegeben. In einem Kon- NIK WEST Kyle Eastwood HELGE SCHNEIDER cken sind weiss, taktbecken oxidiert das Mole- ddie Böden kül mit Verunreinigungen wie himmelblau. Es ist wenig wär- Arzneimittelrückständen und Stanley Clarke LUDOVICO EINAUDI and many more … mer als in einem Kühlschrank. macht diese unschädlich. Rohre aus Chromstahl verlau- Ozon wirkt desinfizierend und 5. JULI – 5. AUGUST 2018 fen durch die Räume. Grün, stoppt das Wachstum von Al- türkis, blau und braun bemalte gen. Zudem beseitigt es unan- Ventile, Klappen und Pumpen genehme Gerüche, Geschmäcke sind zu sehen. Grün steht für das und Verfärbungen. rohe Seewasser, Türkis für das zur Die zweite Stufe ist die Aktivkohle: FESTIVALDAJAZZ.CH presenting partner Hälfte aufbereitete Wasser und Kobaltblau Sie absorbiert im Wasser gelöste Biomasse für das fertige Trinkwasser. Durch die braun bemalten Pumpen und Ventile fliesst das «dre- host main partners partner main media partners ckige» Wasser mit den Filterrückständen. 11

G O L D K Ü S T E 2018 Durch diese 60 und organische Arzneimittelrückstände oder zent-Pensum für das Seewasserwerk, in einem Es ist sehr sauber im Zentimeter dicke Pflanzenschutzmittel. Auf der Aktivkohle sie- 70-Prozent-Pensum betreut sie als Brunnen- Seewasserwerk. Vom Leitung gelangt deln sich Bakterien an, die gewisse Substanzen meisterin das Trinkwassernetz der Gemeinde Wasser ist nichts zu das Seewasser biologisch abbauen können. Männedorf. Ihr steht ein Betriebswart zur Sei- sehen und zu hören. ins Werk. im März verstorbenen Architekten Theo Hotz Rundgang schaue ich gut hin und achte auf Ge- te, der ebenfalls zu 30 Prozent im Seewasser- SAUBERER ALS MINERALWASSER steht seit 2004 an der Ecke Seestrasse/Sauren- rüche und Geräusche. Ich kenne die Geräusche werk tätig ist. Mit zwei weiteren Mitarbeitern Schliesslich wird das Wasser mit einem Druck bachstrasse. Es war am Zürichsee das erste der Pumpen und Klappen. Ich höre, wenn eine der Männedörfler Wasserversorgung teilen von 0,4 Bar durch Ultramembranfilter ge- Trinkwasserwerk mit Ultramembranfiltern. Es davon nicht mehr optimal läuft. Dann wird sie sich die beiden ihre Pikettdienste. presst. Diese sind mit einer Porengrösse von produziert bis zu 800 Kubikmeter Trinkwasser ausgewechselt, bevor sie nicht mehr funktio- 10 bis 20 Nanometer so fein, dass selbst Bak- pro Stunde. niert.» HALBZEITPAUSE BEMERKBAR terien, Viren und Luftbläschen zurückgehalten Messgeräte überwachen sämtliche Aufberei- werden. Im Männedörfler Seewasserwerk gibt LAUTE PUMPEN HELLE STÄBCHEN HINTER GLAS tungsstufen. Sobald sich ein Parameter stark es 164 dieser Filtermodule mit einer Filterflä- Vom Wasser aus dem Zürichsee ist im Männe- Durch die Gucklöcher sieht Hoch manchmal verändert oder eine Störung vorliegt, bekommt che von insgesamt 7380 Quadratmetern. Das dörfler Werk weniger zu hören als vom Spül- eine stärkere Trübung des Rohwassers. Diese der Pikettmitarbeiter eine Meldung aufs Mo- fertige Wasser ist so rein, dass kein desinfizie- wasser, das durch ein WC fliesst. Rauschen kann nach einem starken Sturm entstehen, biltelefon. Auf sinkende Pegel in den Wasser- rendes Chlor beigegeben werden muss. In der oder Gurgeln? Fehlanzeige. Manche Pumpen weil der unruhig gewordene See Sedimente reservoiren reagiert das Leitsystem mit einem sind sehr laut, dann und wann hört man das vom Seegrund aufgewühlt hat. Besonders im Hochfahren der Leistung. Wann wird am meis- «Wasser: Es ist nicht so, dass man dich zum Leben braucht: Klacken eines Ventils oder einer Klappe. Nur in Winter sind helle Stäbchen zu sehen. Dabei ten Wasser verbraucht? «Wenn es heiss und Du bist das Leben!» Antoine de Saint-Exupéry der Halle mit den Membranfiltern ist ein sanf- handelt es sich um Burgunderblutalgen, die trocken ist, produzieren wir mehr, weil dann tes Geräusch zu vernehmen. Eine Mischung sich in dieser Jahreszeit von der kalten See- die Gärten gewässert werden», sagt Betriebs- Regel gelangt das Wasser innert zwei bis fünf aus Rauschen und Pfeifen – etwa so, wie ein oberfläche zum wärmeren Seegrund bewegen. Tagen zum Endverbraucher. Es ist sauberer alter Heizradiator tönt. Das Wasser sieht man Wenn das Wasser trüb ist, bleibt mehr Schmutz «Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser und vor allem viel frischer als Mineralwasser nur durch kleine Luken und Sichtgläser. Nir- in den Filtern hängen. Dann wird mehr aufbe- ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück.» aus der PET-Flasche. gends hat es Wasserlachen oder -flecken. Über- reitetes Trinkwasser für die Rückspülungen der Thales von Milet Ein Zweckverband der Gemeinden Männedorf, haupt ist es im Seewasserwerk sehr sauber. Filter benötigt. Vor dem Rundgang überprüft Stäfa und Oetwil am See betreibt das Seewas- «Wenn es irgendwo tropft, sieht man es so- Hoch an den Monitoren des Steuerungsraumes leiterin Hoch. «Wir sehen auch, wenn in ei- serwerk, das 30 000 Menschen in den drei Ge- fort», sagt Alexandra Hoch. Als Betriebslei- das Leitsystem des Werkes. Dabei begutachtet nem wichtigen Fussballspiel Pause ist, weil meinden versorgt. Das auffallende Gebäude des terin macht die 30-Jährige täglich einen Kon- sie die Protokolle der Messsensoren oder die dann viele aufs WC gehen.» Merklich tiefer trollrundgang. Falls etwas nicht rund läuft, Mengenmessungen. Das ganze System läuft bemerkt sie dies fast immer, bevor es eine automatisch, der Personalaufwand ist überra- 12 undichte Stelle oder einen Defekt gibt. «Beim schend klein. Hoch arbeitet in einem 30-Pro- 13

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018 «Des Menschen Seele gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder nieder zur Erde muss es. Ewig wechselnd.» Johann Wolfgang Goethe Weil Werbung in der GOLDKÜSTE wirkt Ihr neues Verkaufsteam für Inserate und Social Media Produkte

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Die Betriebs- sei der Verbrauch während der Schulferien. Proteinen, die in winzigen Krustentieren und leiterin Alexandra Zum Schluss der Führung bekommt der Besu- organischem Plankton enthalten sind. Dieses Hoch geht täglich cher doch noch ein offenes Wasserbecken zu Rückspülwasser veranschaulicht, dass aus dem auf einen Kontroll- sehen. Es ist ausgerechnet jenes mit den Fil- eigentlich sehr sauberen Zürichseewasser viel Fabrikneue SCHWEIZER-QUALITÄTS-MATRATZEN rundgang. Rechts terrückständen. Braun und unappetitlich sieht Schmutz entfernt werden muss, bevor es den das dreckige es aus, an seiner Oberfläche schwimmt ein di- Anforderungen an Trinkwasser genügt. zu unschlagbaren Tiefstpreisen! Wasser mit den cker Schaumteppich. Dieser entsteht aus den atzen - Matr Filterrückständen. ste Beratung durch geschultes Personal tenro - Lat etten TRINKWASSER ENTHÄLT WENIGER VERUNREINIGUNGEN ALS FISCH Gratis: Liefern + Montage + Entsorgen ringb - Boxsp Der Zürichsee ist in den letzten Jahrzehnten sauberer geworden. Dazu haben bessere Kläran- vets lagen und strengere Abwasservorschriften beigetragen. Messungen zeigen einen deutlichen Meilen - Du Rückgang von Verunreinigungen wie Phosphor oder Nitrat. Zunehmend zu einem Problem - Kissen werden aber Rückstände von Pestiziden, Medikamenten, Drogen, Hormonen (zum Beispiel cher Wädenswil ixleintü aus der Antibabypille) und hormonell wirkenden Substanzen (zum Beispiel Weichmacher aus Baar - F Kunststoffen). Eine systematische Untersuchung von fünf für das Mittelland repräsentativen Fliessgewässern wies 2012 über 230 verschiedene Mikroverunreinigungen auf. Beunruhigend ist auch die Verweiblichung von Fischbeständen. Diese zeigt sich vor allem in der Nähe von Kläranlagen. Also dort, wo zum Beispiel Stoffe aus der Antibabypille ins Wasser, die Nah- rungskette und schliesslich auf unsere Teller gelangen. Bei der zeitgemässen Aufbereitung von Trinkwasser mit Ozon, Aktivkohle und Ultramem- branfiltern werden diese Stoffe praktisch vollständig entfernt und/oder unschädlich gemacht. Ozon zerteilt die meisten Moleküle solcher Stoffe, die Aktivkohle absorbiert sie zusätzlich. Auf der Aktivkohle angesiedelte Mikroorganismen bauen Rückstände ab. Damit weniger dieser Verunreinigungen in die Umwelt gelangen, sind vor allem grosse Klär- Erb-Matratzen Baar anlagen um eine sogenannte Ozonungsstufe erweitert worden. Zudem verabschiedete der Erb-Matratzen Meilen Erb-Matratzen Wädenswil Langgasse 40, Bundesrat 2017 einen Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Seestr. 824, Gratisparkplätze Seestr. 151, Gratisparkplätze Tel. 043 477 90 82 Tel. 043 477 90 84 (Gewerbepark an der Lorze) Pflanzenschutzmitteln. Tel. 044 820 75 15

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DerHelle Zürichsee in der Literatur.

TEXT: HEINRICH BOXLER FOTO: ZVG

asser hat seit jeher Dichter inspiriert. Sie bevölkerten ❦ Das Wasser das so still thet stehen w es mit Nixen und anderen Sagengestalten oder nutzten dunkle Bergseen Unnd sittlich durch die Statt weg gehen als Kulisse für dramatische Geschichten. Auch Ist dieser See / den du siehst wol Der nicht allein mit Fischen vol Wir haben uns auf den Bereich über den Zürichsee wurde viel geschrieben. Nixen sah hier zwar kaum jemand und dunkle Noch dass sein breite auch hiemit Saisonflor spezialisiert und bieten Dramen erlebten nur wenige. Dafür ist der Zü- Hat auff die dreissig hundert schritt: richsee zu freundlich. Aber passend zu diesem Sondern weil er so zimlich lang Pflanzen für jeden Anlass und jede See, seiner Landschaft und seinen Bewohnern Dass auff zwo Teutscher Meil sein gang … Jahreszeit – bei unserer Auswahl gibt es eine Reihe Gedichte, die den See oder eine Fahrt auf ihm beschreiben. Wer sie auf- Das angekündigte Lob des ursprünglich aus von rund 1000 Pflanzensorten Karrer Gärtnerei AG merksam liest, erkennt Stimmungen und Ge- Sachsen stammenden Autors fällt allerdings fühle, die der See auch heute noch auslöst. Der sehr sachlich aus. Der Zürichsee wird als ru- werden Sie garantiert fündig. Egal Weinmannstrasse 65 Blueme folgende Text von Heinrich Boxler ist ein Quer- hig, sittlich, fischreich, gut zwei Kilometer ob Terrasse, Balkon oder Garten 8700 Küsnacht Chrütli schnitt durch fast 500 Jahre Literatur über den breit und 15 Kilometer lang bezeichnet. – unsere Pflanzen eignen sich für Telefon 044 910 07 65 Zürichsee. Es gibt einiges zu entdecken. Fax 044 910 07 55 Luzia Campell JEDEM SEINE DULCINEA verschiedenste Standorte im und Gmües www.karrer-gaertnerei.ch Da schlägt 150 Jahre später Friedrich Gott- Dass ausgerechnet ein Basler als früher Sänger lieb Klopstock ganz andere Töne an. Der sit- ums Haus. [email protected] des Zürichsees gelten soll, könnte einem Zür- tenstrenge Johann Jakob Bodmer hatte ihn, cher den angestimmten Lobgesang fast vergäl- den Verfasser des «Messias», nach Zürich Wir beraten Sie gerne und geben Öffnungszeiten len. Der Anfang von Huldrich Frölichs «Lob- eingeladen. Aber statt als frommer Tugend- Montag bis Freitag spruch auf Zürich» aus dem Jahr 1586 beginnt engel entpuppte sich der 26-jährige Dichter als nützliche Tipps zur Pflege, damit mit folgenden Versen: Schwarm der weiblichen Zürcher Jugend. Ent- 08.00 – 11.30 Uhr Sie sich lange an deren Blüten sprechend frivol wirkt die Einladung zu einer 13.30 – 17.30 Uhr Seefahrt, die von jungen Zürchern ausging. freuen können. Samstag je nach Saison Sie versprachen Klopstock, dass jeder seine 17 G O L D K Ü S T E 2018 Dulcinea mitbringen werde und dass auch für ihn eine Dame vor- ❦ Wo hätte die Jugend sich und ihr Glück gesehen sei, die ihm ihre Reize so abwechslungsreich wie möglich schöner geniessen können? Wenn die Sonne sich darbieten werde. neigte, mietete man ein Boot und ruderte in den richsee auf. Max Frisch erwähnt den See wiederholt im «Tagebuch Im Überschwang seiner Gefühle hat Klopstock die angekündigte SCHWARZSCHATTENDE KASTANIE See hinaus. 1946–1949», Gerold Späth lässt in seinem «Unschlecht» Lützelau Seefahrt vom 27. Juli 1750 in 19 Strophen beschrieben. Er ist vor al- und Ufenau auseinanderdriften und Hugo Loetscher wählt in sei- lem begeistert von den Mitfahrenden. Zwei der Strophen befassen ❦ Schwarzschattende Kastanie, Ironisch beschrieb Franz Kafka das Baden im nem Roman «Saison» als Schauplatz die Badeanstalt Utoquai. sich mit der Seelandschaft: Mein windgeregtes Sommerzelt, See: Immer wieder greifen Gedichte bis in die jüngste Zeit auf den See Du senkst zur Flut dein weit Geäst, zurück. Allerdings wird er darin nicht zum Gegenstand einer Ge- ❦ Schon lag hinter uns weit Uto, an dessen Fuss Dein Laub, es durstet und es trinkt, ❦ Bad in Zürich: Nur Männerbad. Einer am schichte oder einer Idylle. Die Texte wecken vor allem Impressi- Zürich in ruhigem Thal freie Bewohner nährt; Schwarzschattende Kastanie! andern. Schweizerisch: Mit Blei ausgegossenes onen, Bilder und Assoziationen. Zwei Beispiele mögen das zum Schon war manches Gebirge, Im Porte badet junge Brut Deutsch. Zum Teil keine Kabinen, republikanische Schluss belegen: Voll von Reben, vorbeigeflohn. Mit Hader oder Lustgeschrei, Freiheit des Sichausziehens vor einem Kleiderha- … Und Kinder schwimmen leuchtend weiss ken, ebenso Freiheit des Schwimmmeisters, mit GEGEN ABEND, Hans Davatz Jetzo nahm uns die Au in die beschattenden Im Gitter deines Blätterwerks, einer Löschspritze das volle Sonnenbad zu leeren. Kühlen Arme des Walds, welcher die Insel krönt; Schwarzschattende Kastanie! ❦ Vorbei des Sommers Kraft, Da, da kamst du, Freude! Und dämmern See und Ufer ein Und Albin Zollinger spöttelte 1937 über die Zür- unwiederbringlich, Volles Masses auf uns herab! … Und rauscht vorbei das Abendboot, cher Bahnhofstrasse: vorbei die weisse Mittagsglut. So zuckt aus roter Schiffslatern BEGEISTERUNG UND MELANCHOLIE Ein Blitz und wandert auf dem Schwung ❦ Südwärts schlüpft sie über einen gepfläster- Am westlichen Rand nun Am 15. Juni 1775 fuhr Johann Wolfgang von Goethe mit Lavater und Der Flut, gebrochnen Lettern gleich, ten Hang geradewegs unter den See, und wenn die das mildere Feuer der Abendsonne. einigen Begleitern von Zürich nach Richterswil. Die Fahrt regte Bis unter deinem Laub erlischt Dampfer dort liegen in ihrer Wucht, denkt man Auf der rosigen Wasserhaut ihn zum Gedicht «Auf dem See» an: Die rätselhafte Flammenschrift, nicht anders, sie würden auf Rädern hinaus in die ein Schimmer Zärtlichkeit. Schwarzschattende Kastanie! Gassen fahren. ❦ Und frische Nahrung, neues Blut Saug’ ich aus freier Welt: Zur Zeit dieses Gedichts hatte sich der Autor Wie ist Natur so hold und gut, mit seinem Versepos «Huttens letzte Tage», Die mich am Busen hält! das auf der Ufenau spielt, bereits einen Namen Die Welle wieget unsern Kahn gemacht. Im Rudertakt hinauf, Auch Meyers Dichterkollege Gottfried Keller Und Berge, wolkig himmelan, erwies im Gedicht «Ufenau» dem Flüchtling Begegnen unserm Lauf. … Ulrich Hutten, einem Humanisten und Pub- lizisten, seine Reverenz. In seinem Gedicht In Goethes Begeisterung mischen sich dann allerdings melancho- «Winternacht» sieht er unter dem Eis die Nixe lische Erinnerungen an seine Verlobte Lili Schönemann, die er mit aufsteigen und im «Schifferliedchen» schildert seiner Reise zu vergessen suchte. er in zarten Tönen eine nächtliche Kahnfahrt zur Geliebten. UNTER DER MEILEMER KASTANIE

Zum unermüdlichen Sänger des Zürichsees schwang sich im RUCH DER HEIMATTÜMELEI 19. Jahrhundert Conrad Ferdinand Meyer auf (1825–1898). Er wuchs In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Zürich auf und wohnte später in Küsnacht, danach in Meilen widmeten zahlreiche Autorinnen und Auto- und schliesslich in Kilchberg. Der See wird zum Abbild seiner ren ihre Aufmerksamkeit dem Zürichsee, un- Gefühle und Gedanken. Mit der Abendwolke kehrt im Hafen Stil- ter ihnen Maria Waser, Robert Faesi, Albert le ein, der dumpfe Schlag der Ruder wiegt ihn in den Schlaf. Im Ehrismann, Rudolf Hägni und Hermann Hilt- Frühjahr weckt das brechende Eis seine Wanderlust, am schwülen brunner. Häufig stand nicht mehr die Schön- Sommerabend sehnt er sich nach den ersten Sternen, die ihn vom heit des Sees im Zentrum. Vielmehr nahm er ZÜRICHSEE, Anne Broger Sog der Wassergruft befreien, und das rauchende Spätboot wird für symbolhafte Züge an, die für das Leben und Zu erwähnen sind Ida Bindschedler mit ihren ihn zum Nachen des Charon. das Verhalten der Menschen standen. Bedingt «Turnachkindern» und Robert Walser, der viel ❦ Zug um Zug Unter der ausladenden Kastanie im Park des Seehofs in Meilen durch die Bedrängnisse zweier Weltkriege ge- Autobiografisches aus seiner Wädenswiler Zeit gleite ich aus dem Uferschatten schrieb Meyer an seinem «Jürg Jenatsch». Hier lauschte er dem Ge- rieten einzelne Gedichte in den Ruch des Hei- in den Roman «Der Gehülfe» einfliessen liess hinaus in die glitzernde Helle schrei der Kinder. Hier rauschte das Abendboot vorbei und hinter- mattümelns. und ein sonntägliches Bad im See schildert. lautlos ein Achter liess seine rätselhafte Flammenschrift: Lobend äusserte sich Ricarda Huch (1864–1947) Die Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg wartet mit traumhaft schnell über den See. Als eine der ersten Frauen stu- einer unerwarteten Fülle von Texten zum Zü- bis in der erwachenden Stadt dierte sie an der Universität Zürich. Sie emp- Kirchturm hinter Kirchturm sich hervorschiebt fand die Stadt als recht rigide. Umso willkom- Auf dem Sonnenband schwimme ich 18 mener war ihr der See: zu den Ufersteinen zurück 19

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018

UMKampf DIE FISCHE

Fritz Hulliger ist einer der letzten Berufsﬁscher. Die Arbeit ist einsam, anstrengend und bringt wenig ein – und doch lässt sie ihn nicht los.

TEXT: ANNA SIX FOTOS: PATRICK GUTENBERG

s ist kurz nach vier Uhr, die Nacht liegt noch über Stäfa, e als Fritz Hulliger in sein Boot steigt, sich eine Jacke überzieht, dann eine man unwillkürlich den Blick zum Himmelszelt weitere sowie ein Gilet. Der Fischer schlüpft hebt. In der Ferne liegt ein Band aus Lichtern. aus den Halbschuhen und in Wollsocken, steigt Dorthin geht die Fahrt: Auf der anderen See- in Gummistiefel und eine leuchtend orange seite hat der Berufsfischer am Vortag seine Ölhose. Das alles geschieht in Sekunden, an Netze gesetzt. Wo genau, zeigt das bordeigene sechs Tagen die Woche, das ganze Jahr. «Ich GPS- und Radar-System mit Kreuzchen an. habe allerdings auch nicht jeden Morgen Lust aufzustehen», sagt er und grinst. HÄNSI LANDET An diesem Morgen tanzen schwarze Schlieren Seit Hulliger vor Jahren von einem Stahlboot auf der Wasseroberfläche, «die giftige Bise», gerammt wurde und daraufhin länger im Spi- sagt Hulliger. Das Boot gleitet hinaus ins tal lag, fährt er stets mit Navigation. Es sei Dunkle; es ist einer jener Momente, in denen unglaublich, sagt er, wie unvorsichtig manche Leute auf dem See unterwegs seien. Heute 20 kreuzt niemand unsere Fahrt. Besuch erhalten

G O L D K Ü S T E wir dafür aus der Luft: «Hänsi», wie Hulliger 2018 tet, findet er jedoch bemühend. Wer behaupte, die Berufsfischer würden den See leerfischen, verkenne die Tatsachen. Früher habe es deren 18 auf dem Zürichsee gegeben, heute seien es noch zehn. Vor wenigen Jahren erst habe der Kanton zwei Lizenzen aufgehoben – die Zahl der Sportfischer sei indes nie reduziert worden. «Im Übrigen ist die Natur immer noch stärker, auch wenn wir das Gewässer bewirtschaften.»

KAMPF GEGEN SCHWARZE VÖGEL

Wie stark, das zeigt sich jetzt in der Luft und im Wasser: Kormorane zielen pfeilschnell auf die Netze, versuchen Fische herauszureissen. Den Kampf gegen die schwarzen Vögel, die Mitte der 1980er-Jahre am Zürichsee auftauch- ten, hat Hulliger schon fast aufgegeben. Er muss lachen, wenn er daran denkt, dass die Anzahl Brutpaare einst schweizweit auf 100 be- schränkt werden sollte. Solche Bestrebungen hat er als ehemaliger Präsident des Schweize- Auch für den den Fischreiher getauft hat, landet nach we- rischen Berufsfischerverbands hautnah mit- Fischreiher Hänsi nigen Minuten auf dem Bug des namenlosen erlebt. Dann hätten die Vogelschützer Druck wird ein Happen Boots. Er weiss: Auch für ihn wird heute ein gemacht, der Bund sei zurückgekrebst. Heute abfallen. Happen abfallen. brüten in der Schweiz über 1500 Kormoranpaare. In der Bucht von Richterswil zeigen Bojen an, An diesem Morgen ist Hulliger schneller als wo in der Tiefe die Netze warten. Es sind so ge- die gefrässigen Vögel. Von Hand zieht er die nannte Grundnetze, die wie ein zweieinhalb Netze über eine Rolle hoch, fädelt sie auf eine Meter hoher Vorhang auf dem Seegrund ste- waagrecht am Boot angebrachte Stange. Im- hen, beschwert durch eine Bleileine. Im Win- mer wieder blitzt es in den Maschen silbern ter darf sie der Fischer zwei Tage lang im See auf. Die Felchen, Schwalen – auch Rotaugen lassen, im Sommer nur einen. Auch die Ma- genannt – und wenigen Egli löst er mit flin- schengrösse ist gesetzlich geregelt, damit kei- ken Fingern heraus, um sie dann mit einem ne zu kleinen Fische darin hängen bleiben: Es Schlag auf den Bootsrand zu töten. «Das bricht dürfen nur Tiere gefangen werden, die schon ihnen das Genick, sie sterben sofort», erklärt mindestens einmal gelaicht haben. er. Früher nahm man die Fische lebendig mit an Land, liess sie im Laden oder Restaurant im NACHTBUBEN AM WERK Wassertank weiterschwimmen. Das erlauben Die kantonale Fischereiaufsicht kontrolliert je- die Tierschutzgesetze nicht mehr. Stattdessen des Netz vor der Zulassung zweimal. Doch all muss der Fang sofort gekühlt werden, was heu- das bewahrt die Berufsfischer nicht davor, dass te die eisige Bise übernimmt. sie immer wieder Opfer von Nachtbuben wer- Als die 270 Meter Netz eingeholt, geleert und den, die ihre Netze zerschneiden – bis zu 1000 an derselben Stelle wieder gesetzt sind, fahren Franken kostet ein grosses – und den Fang steh- wir zur nächsten Boje, umkreist von Möwen. len. Sind da militante Tierschützer am Werk? «Da», ruft Hulliger plötzlich, «der Milan!» Wie «Nein», vermutet Hulliger, «eher frustrierte der Reiher schaut auch dieser regelmässig vor- Hobbyfischer.» Ein heikles Thema. Erst im bei, wenn der Fischer unterwegs ist. Hulliger März haben zwei Verbände von Zürcher Sportfi- drosselt das Tempo, nimmt einen Fisch aus der schern die Berufsfischer wieder einmal frontal Kiste mit den Schwalen, streckt ihn dem Vo- angegriffen: Es gebe zu viele von ihnen, und sie gel entgegen und legt ihn auf den Bordmotor. wollten nach dem Rückgang der Felchenfänge Buchstäblich ein gefundenes Fressen. Doch der nun den kleineren Albeli an den Kragen (vgl. mächtige Schwarzmilan zaudert, nimmt einen Kasten auf Seite 26). Hulliger stellt klar: «90 Prozent der Sportfischer sind gute Kollegen.» 22 Das Hickhack, das die Minderheit veranstal-

G O L D K Ü S T E 2018 PUBLIREPORTAGE

perlich anstrengend, manchmal einsam und oft kaum ergiebig genug, um am Ende des Monats einen sicheren Lohn auf der Seite zu WOHNTRÄUME wissen. «Und doch hat man als Berufsfischer diesen Drang, immer wieder auf den See zu gehen», sagt Hulliger. Vom Einholen der Netze REALISIEREN frühmorgens bis zum Auslegen am Abend: Die stets gleichen Abläufe erfüllen den Tag, Erfolg und Misserfolg sind unmittelbar. «Uns Fischer VORHER... IM INNEN- UND AUSSENBEREICH macht das zufrieden.» Schon der Grossvater war Berufsfischer, vor fast 100 Jahren am Pfäf- fikersee beheimatet. 1947 zog der Betrieb nach er Traum dieses Auftraggebers war, ein Ürikon, 1984 übernahm der Enkel – notabene grosszügiges Schwimmbad inklusive Aus- nach einer Erstausbildung als Schreiner. Vor senküche, Bar, Essbereich, Lounge, Um- Dkleidekabine mit genügend Platz zu erschaffen. drei Jahren erfolgte der Umzug an die Bahnhof- strasse in Stäfa. Dem Lebensstil und den Vorstellungen des Kun- Hier empfangen Partnerin Barbara Stühlin- den entsprechend wurde dieses Projekt geplant, ger und Koch Joel Rutishauser den Rückkeh- visualisiert und umgesetzt. Im Einklang mit dem rer kurz vor acht Uhr. In der Luft liegt heitere Wohnhaus wurden hochwertige Materialien Routine. Der junge Mitarbeiter lässt erst die verarbeitet wie auch die Gartengestaltung und Felchen, dann die Schwalen in die Entschup- das Beleuchtungskonzept in das Gesamtprojekt pungsmaschine gleiten. Letztere gehören zu integriert. Die Schwimmbad- und Whirlpool- den Weissfischen, einer unterschätzten Sorte, technik ist automatisiert, so dass der Kunde die Anlage ohne jeglichen Aufwand von Frühjahr bis wie Hulliger findet: «Gut gebacken, schmecken Herbst geniessen kann. sie köstlich.» Aus den heutigen Exemplaren gibt’s Knusperli – tiefgekühlter Vorrat für den ...NACHHER Sommer. Die Felchen werden als Filets direkt in der Verkaufstheke landen. Zuerst kommen Fritz Hulliger mit Anlauf zu viel – da kommt ihm «Hänsi» zuvor aber alle unters Messer: Kopf ab, Schwanz ab, Seit 35 Jahren plant und realisiert Dorian Huber Interiors die indi- einem Hecht. und schnappt sich die Schwale. in der Filetiermaschine gespalten. Während viduellen Kundenwünsche des qualitativ hochwertigen Wohnens Diese Fischart ein Anruf eingeht – der Küchenchef des Spitals im gesamten Innen- und Aussenbereich. Mit innovativen Visionen gedeiht prächtig EIN ERFÜLLTER TAG Männedorf bestellt 20 Kilo Fisch –, enthäutet und kreativen Ideen werden bestehende und neue Lebensräume gestaltet. Das faszinierende Angebot und der interaktive Kontakt im Zürichsee. In solchen Szenen, am Puls der Natur, ist Fritz Hulliger ein Zanderfilet, von dem im Laden mit dem Kunden versichert höchstes Niveau von Interior- und Ex- Hulliger im Element. Auch wenn sein Beruf vorne gerade 300 Gramm gewünscht werden. terior Design. nicht immer so idyllisch sei, wie es Fotos von Jeder Handgriff sitzt. Und wenn er einmal ein Fischerbooten im Sonnenaufgang über spie- paar Minuten Zeit hat? Dann tüftelt Fischers ANGEBOTE UND DIENSTLEISTUNGEN gelglattem Wasser vermittelten. Sondern kör- Fritz an seinem neusten Projekt, dem hausge- machten Fischburger. n Gesamtprojekte, Umbau und Sanierung AUS DER SICHT DES KUNDEN n Inneneinrichtung und Raumgestaltung DIE FELCHEN VERSCHWINDEN n 3D-Visualisierungen und Detailplanung «Das Team von Dorian Huber Interiors hat unser n Internationale Möbel- und Textilkollektionen Seit drei Jahren sind die Felchenfänge im Zürichsee stark rückläufig. 2015 etwa gingen den Berufsfischern satte anspruchvolles Projekt von A bis Z perfekt um- n Beleuchtungs- und Lichtkonzepte 40 Prozent weniger ins Netz als im Vorjahr. In der Statistik für 2016 machten die Felchen und ihre kleineren Ver- gesetzt. Es ist eine wahre Freude, die umfassen- n Textilberatung und Vorhänge nach Mass wandten, die Albeli, nur noch ein Drittel des Gesamtfangs aus. Die Baisse belastet die Berufsfischer finanziell, den Dienste von Dorian Huber Interiors genies- n Beschattungen und Sichtschutz sen zu dürfen.» denn die Felchen sind ihr «Brotfisch», also der ökonomisch wichtigste. n Entwürfe und Herstellung von Sonderanfertigungen A.M., Herrliberg Die kantonale Fischereiverwaltung führt derzeit eine Untersuchung, um das Problem zu ergründen. Wie Adjunkt Andreas Hertig erklärt, werden zu verschiedenen Jahreszeiten in unterschiedlichen Wassertiefen und mit unterschiedlichen Maschengrössen Felchen und Albeli gefangen. Davon erhofft man sich Aufschluss über das Alter der Fische im See, ihr Wachstum, den Zeitpunkt ihrer Geschlechtsreife und den sogenannten «Fangerfolg pro Netzaufwand». Resultate liegen noch keine vor. Den Lesern des Goldküste-Magazins Im Gegensatz zu den Felchen geht es den Hechten im Zürichsee bestens. Seit diesem Jahr setzt der Kanton Zürich bietet Dorian Huber Interiors die deshalb keine Jungtiere aus der Fischzuchtanlage mehr aus. Auch die Schonzeit und das Mindestfangmass wur- erste Beratung kostenlos an. den für den Hecht aufgehoben, weil diese für die Bestandeserhaltung nicht mehr relevant sind. Felchenbrütlinge werden aber weiterhin jeden Frühling millionenfach im See ausgesetzt.

24 Dorian Huber Interiors, Forchstrasse 17, 8704 Herrliberg, Tel. +41 44 991 66 00, [email protected], www.dorian-huber.ch

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KANNMadchen DAS AUCH Sina-Marie Suter lernt Bootsfachwartin – als einziges Mädchen ihres Jahrgangs. Auch ihre Cheﬁn ist eine Frau.

Sina-Marie Suter (links) TEXT: CHARLOTTE WALDER BRINER und Ariane Vonwiller FOTOS: PATRICK GUTENBERG haben ihren Traumberuf wuchs», sagt sie, «aber unser Beruf strahlt einen Glanz aus, der gefunden. sich dann im Alltag nicht so stark findet, ähnlich wie die Mo- debranche oder die Berufe mit Tieren.» Gefragt seien nicht Tag- er Sommer ist die Zeit der Lehr- träumer, die schnelle Luxusboote über den See jagen wollten. Der stellensuche. Ein ganzer Jahr- Alltag besteht vielmehr aus Instandhalten, Putzen, Lackieren, dgang von Jugendlichen ent- «und natürlich kommt noch die Fahrdynamik Reparieren und Aufräumen. scheidet, welchen Beruf sie erlernen wollen. Dabei haupt erst durch eine Google-Su- hinzu.» Diese gab für Vonwiller den Ausschlag existieren in den Köpfen noch immer typische che entdeckt und sich anfangs im Vergleich zum Beispiel mit einer Schreiner- UNVERGESSLICHE MOMENTE «Frauen-» und «Männerberufe». Die Branchenver- nicht viel darunter vorstellen lehre. Auf einem Rundgang durch die Werft wird dies rasch sichtbar. In bände Letzterer bemühen sich nach Kräften, weibliche Teenager können. Aber das erste Lehrjahr habe ihr ge- Nach einer Zusatzausbildung zur Technischen den Werkstätten ist präzise Handarbeit gefragt, kombiniert mit für sich zu gewinnen, und dies durchaus mit Erfolg. So sind zum zeigt: «Das ist mein Traumberuf!» Kauffrau zog es sie zurück zu den Booten. unermüdlichem Tüfteln, wenn an einem der vielen gängigen An- Beispiel 47 Prozent weibliche Lernende vergangenes Jahr zur Lehr- «Das möchte ich jedem jungen Menschen für triebssystemen ein unbekannter Defekt auftritt. Und an den Boo- abschlussprüfung Maler/Malerin EFZ angetreten. DAS GESCHLECHT IST KEIN KRITERIUM die Berufswahl mitgeben», betont sie, «wer ten wird vor allem ausgebessert, geputzt und instandgehalten. Sina-Marie Suter steigt jeden Morgen um 5.45 Uhr in Mettmen- Verständnis für Sina-Maries Begeisterung hat erfolgreich sein will, der muss echte Begeis- Vonwiller sagt: «Es gibt unvergessliche Momente, zum Beispiel stetten im Säuliamt in den Zug, um pünktlich in ihrem Lehrbe- ihre Chefin Ariane Vonwiller. Seit über zehn terung und Leidenschaft mitbringen.» Darum etwas zu installieren, ein neues Boot in Betrieb zu nehmen oder trieb, der Yachtwerft Portier AG in Meilen, anzukommen. In ihrem Jahren ist die Thalwilerin Geschäftsführerin hört Vonwiller auch die Bezeichnung Männer- natürlich die erste Probefahrt mit einem neuen Modell.» Aber Traumberuf Bootsfachwartin EFZ (Eidgenössisches Fähigkeitszeug- bei Portier, einer der ältesten Werften am Zü- beruf nicht gerne und sie ist überzeugt, dass man müsse bereit sein, hart dafür zu arbeiten. «Und da unsere nis) ist sie eine doppelte Exotin. Mit lediglich rund 20 Lernenden richsee mit über 100 Standplätzen und zwölf eine Frau die Ausbildung ebenso gut bewälti- Kundschaft allgemein sehr betucht ist, muss man auch ihren An- pro Jahrgang ist der Beruf nahezu unbekannt – und sie ist noch Mitarbeitenden. Als sie 1992 die vierjährige gen kann. Sie selbst habe damals noch schwe- sprüchen gewachsen sein.» Diese seien selbstverständlich «nicht dazu das einzige Mädchen ihres Jahrgangs in der Deutschschweiz. Lehre als Bootsbauerin bei der Boesch Motor- re Bretter heben und bewegen müssen, «das bescheiden». Hingegen sei die Perspektive, nach abgeschlossener Das kümmert die 16-Jährige kein bisschen: «Ich könnte mir nicht boote AG in Kilchberg antrat, war das auch für braucht dann schon eine gute körperliche Kon- Lehre einen Job zu finden, ausgezeichnet. vorstellen, irgendeinen anderen Beruf zu lernen», sagt sie ernst sie nicht bloss eine Erstausbildung: «Ich war stitution.» So weit denkt ihre Lehrtochter noch nicht. Sina-Marie freut sich und nicht ohne Stolz. Zwar habe auch sie den Bootsfachwart über- hingerissen von der Arbeit mit diversen Mate- Aber diese Zeiten sind vorbei. Heute, als Lehr- über die tägliche Arbeit: «Mein Beruf ist Teamarbeit, es geht rialien, dem lackierten Holz, dem Leder und meisterin, sieht Ariane Vonwiller ganz andere den verchromten Beschlägen, von den runden, Herausforderungen als das Geschlecht: «Wir 28 eleganten Formen der Boote», schwärmt sie, bekennen uns klar zur Ausbildung von Nach- 29

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018 nur gemeinsam», nennt sie als grössten Plus- Klassische- und medizinische Kosmetik auf höchstem punkt, zudem habe sie realisiert, wie vielfäl- Niveau ! tig sie ausgebildet werde, zum Beispiel in der aufgrund ihres Geschlechts an ihr gezweifelt? 2011 Schweizer Meisterin N. Spahr Elektronik und Motorentechnik. «Ich traue mir Ariane Vonwiller überlegt einen Moment. «Es 2013 Vize Schweizer Meisterin S. Cianciarulo 2017 4. Platz Schweizer Meisterschaft V. Pfenninger zu, auch in der Wohnung Dinge selber an die braucht ein Quäntchen glückliche Fügung»,

Hand zu nehmen, wo andere eine Fachperson sagt sie, «ich habe immer wieder Chancen • Klassische Kosmetikbehandlungen beiziehen müssen.» Letzteres sieht ihre Chefin bekommen. Und es braucht wohl auch einen • Manicure und Fusspflege • Aknebehandlungen in Zusammenarbeit mit Dermatologischer Praxis nicht nur positiv: Weil sie so vielseitig sind, Mentor, der an einen glaubt. Den habe ich • Pigmentfleckenbehandlungen werden Bootsfachwarte sehr gerne abgewor- im Firmeninhaber Jürg Weber gefunden, und • Mesotherapie • Microdermabrasion ben, zum Beispiel von der Automobilbranche er ist es für mich bis heute geblieben.» Sicher • Micro Needling und vom Flugzeugbau. habe es von ihm damals Idealismus und Mut • Chemische Peelings gebraucht, eine Frau, noch dazu eine sehr jun- • Elektrische Haarentfernung ES SICH SELBER ZUTRAUEN • Permanent Make up ge, als Werkstattchefin einzustellen, stellt • Entfernung von Permanentverzeichnungen Sina-Marie betont, ihr Umfeld reagiere be- sie fest. «Aber es hat meinetwegen keine per- • Wimpern- und Brauenextentions • Hochzeits Make up geistert und bewundernd auf ihre Berufswahl. sonellen Abgänge gegeben.» Auch im Kontakt «Meine Freunde und Freundinnen finden das zu Lieferanten und Kunden fühlt sie sich nicht Mit diesem Inserat erhalten Sie bei einer Behandlung überhaupt nicht seltsam. Ich glaube eher, dass benachteiligt. Wichtiger als das Geschlecht eine Manicure gratis ! ein Mädchen da vielleicht an sich selber zwei- seien Kompetenz und Verbindlichkeit.

felt und sich diese Berufswahl trotz Interesse Ob sie jemals selber Chefin werden möchte, das

gar nicht erst zutraut. Da möchte ich aber je- weiss Sina-Marie Suter noch nicht. Sie möchte der Mut machen: Wir können das auch!» nach der Lehre gerne zuerst reisen. «Mit mei- Hat sich ihre Chefin in der Männerdomäne nie nem Beruf habe ich super Möglichkeiten, im unwohl gefühlt? Hat ihre Belegschaft nie bloss Ausland Geld zu verdienen. Zum Beispiel in Australien, wo Bootsfachwarte sehr gesucht sind, da keine vergleichbare Ausbildung exis- tiert.»

Wir sind ein Kompetenzzentrum für Dermatologie, Allergologie, ästhetische Medizin und Laser- therapie mit einem ausgewiesenen und kompetenten Team von Fach- leuten.

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G O L D K Ü S T E 2018 UNDFrieren FLUCHEN

Der Zürichsee bringt auch die härtesten Seepolizisten an ihre Grenzen. die Truppe auf den zweiten Einsatz wartet, zit- Leere im Kopf tern zwar die Hände, aber noch ist die Laune und schmerzverzerrte ob ihr diese Strapaze aushaltet oder nicht.» Die gut. Lachend tauschen sich die Frauen und Gesichter. Die Kälte Teilnehmer müssen 60 Meter im See schwim- Männer über ihre Erfahrungen aus. fordert ihren Tribut. TEXT: R EG I N E I M HOLZ men, einen Taucher «retten», eine kurze Stre- Im zweiten Akt «retten» die Schwimmer einen FOTOS: PATRICK GUTENBERG cke unter Wasser schwimmen und vier Meter der Taucher und ziehen ihn zum Steg. Mühe- in die Tiefe tauchen. los absolviert jeder Teilnehmer diesen Part. Schmid scherzt im Wasser sogar noch mit dem DIE ATMUNG SETZT AUS Taucher. Doch als sie wieder auf festem Boden nglaubliches tut sich an die- Max Weidmann geht als Erster. Langsam steigt steht, sind ihre Zehen eiskalt. «Wenigstens sem trüben Januarmorgen er die Stufen hinunter, taucht bis zur Hüfte spürst du sie noch», sagt Lars Graf bibbernd uam Zürichsee: Voll beklei- in den See, schnappt nach Luft und lässt sich zu ihr. Er zittert im kalten Ostwind so sehr, dete Menschen schwimmen in den eisigen Flu- macht freiwillig mit. «Ich habe an Land schon dann in das fünf Grad kalte Wasser gleiten. dass er beinahe seine Bouillon verschüttet. Der ten. Am Ufer stehen Polizisten, Taucher, Sa- grenzwertige Erfahrungen gemacht», sagt der Zügig schwimmt er die 60 Meter und steigt Gruppenzwang helfe ihm durchzuhalten, al- nitäter und ein Krankenwagen. Was aussieht 51-Jährige, «aber im See ist es ganz anders.» Er relativ locker die Leiter wieder hoch. Bevor er leine würde er sich so was nicht antun, stellt wie das Szenario einer Schiffskatastrophe, ist wolle wissen, wie sein Körper und sein Kopf re- zur nächsten Disziplin antreten muss, darf er er klar. «In meinem Kopf ist nur Leere», sagt in Wirklichkeit eine Übung für die Frauen und agierten. heisse Bouillon oder Tee trinken – in seinen einer seiner Kollegen und läuft mit verzerrtem Männer der Seepolizei. Im Hypothermiekurs Bevor die Teilnehmer in den See steigen, wer- pflotschnassen Kleidern. Gesicht im Kreis. Bei allen rinnt das Wasser (Hypothermie = Unterkühlung) sollen sie ihre den sie von Kursleiter Christian Frieden auf «Reingehen ist verdammt brutal», sagt Weid- aus den Kleidern, die Hände sind rot vor Kälte körperlichen Grenzen kennen lernen und da- die Ausnahmesituation vorbereitet: «Es wird mann. Die Atmung setze aus und er habe und das Zittern lässt sich nicht mehr kontrol- mit in einer Notsituation die Risiken einer Ret- euch zuerst den Atem verschlagen», warnt er, sich konzentrieren müssen, um überhaupt zu lieren. tung einschätzen können. «taucht den Körper ganz langsam ein.» Er emp- schwimmen. Anders hat es Simone Schmid er- Neun Polizisten und drei Polizistinnen neh- fiehlt, möglichst viel Kleidung zu tragen. Es lebt, die gleich hinter Weidmann ins Wasser AUFGEBEN IST KEINE OPTION men an dem Kurs teil. Für sie ist die Übung stimme nicht, dass diese den Schwimmer run- gegangen war: «Ich habe einfach den Kopf aus- Sämi Benz ist besonders schlimm dran. Der Pflicht. Max Weidmann hingegen ist «norma- terziehe, sagt er bestimmt, vielmehr würden geschaltet.» schlanke Polizist hat kein Fett, das ihn warm ler» Polizist bei der Kantonspolizei Zürich und die Kleider den Körper wärmen. Die Übungsteilnehmer sind nie alleine im halten könnte. «Es ist der Horror», sagt er, «ich Der erfahrene Seepolizist betont, dass die Wasser: Taucher begleiten sie und Stefan Ma- könnte mir vorstellen, dass ich es nicht schaf- mentale Einstellung das A und O sei bei dieser thiuet, Gruppenchef der Seepolizei, beobachtet 32 Übung: «Euer Kopf wird darüber entscheiden, das Ganze aufmerksam vom Steg aus. Während 33

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018 Für ale feinen Objekte rund um den Zürichsî g#drichtig!

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www.fsp.immo Tel. 044-915 4600 fe.» Auch Kollegin Schmid ist nach ihrem Unterwasserschwumm bleich wie eine Wand. Stöhnend stemmt sie sich aus dem Was- ser. Jetzt sei es fast nicht mehr zum Aushalten, sagt sie. Er spüre seine Beine nicht mehr, bemerkt ein anderer. Die Hautfarbe wird den Kopf so lange unter Wasser zu halten, aber bei fast allen Teilnehmern fahl und die Schritte werden unsicher. sie geben ihr Letztes, keiner bricht die Übung Einem der Seepolizisten wird übel. Das sei eine normale Reaktion, ab. «De huere Seich!», presst einer nach dem beruhigt Sanitäter Stefan Eschenmoser. Aber sie zeige, dass der Ausstieg zwischen seinen tauben Lippen her- Mann an seine Grenzen komme. Doch trotz seines Zustandes ist vor und taumelt vorbei Richtung Dusche. Doch Aufgeben keine Option für diesen. ein Seepolizist bringt tatsächlich noch ein La- Für die vierte Prüfung mobilisieren alle ihre letzten Kräfte. Noch chen zustande: «Jetzt ist es ja vorbei, ab in die einmal stellen sie sich an die Treppe, um in den eisigen See zu Sauna!» Über eine Stunde lang haben die Leute steigen und eine Puppe aus vier Metern Tiefe zu bergen. Plötzlich in Wasser, Wind und Kälte ausgeharrt. stiehlt sich ein Sonnenstrahl durch die grauen Wolken und lässt Christian Frieden ist sehr zufrieden mit seinen das Wasser wie Silber leuchten. «Das tut gut», sagt einer der Män- Frauen und Männern. Dass es alle schafften, ner bibbernd, «auch wenn es nur eine Illusion von Wärme ist.» sei nicht die Regel. Allerdings helfe es, wenn Während er auf seinen Einsatz wartet, schlottert Sämi Benz un- Frauen dabei seien. «Wenn die es durchziehen, kontrolliert und kann sich kaum noch auf den Beinen halten. gibt kein Mann auf», sagt er mit einem Au- «Das ist absolut krass», sagt er, «ich verfluche diese Aktion.» Das genzwinkern. Alle strömen in die Sauna und AUSSTELLUNG Schlimmste sei das Warten, sagt ein anderer. Das Lachen ist ver- Frieden erinnert sich an seine Erfahrungen in 20. JULI – 20. OKTOBER 2018 stummt, keiner macht mehr Scherze, alle wollen nur noch, dass der Schwitzkammer nach seinem eigenen Hy- die Qual aufhört. pothermiekurs: «Bis der erste Schweisstropfen kam, dauerte es fast 50 Minuten.» SYLVAN MÜLLER NACH DER KÄLTE IN DIE SAUNA Es ist also nicht so, dass die Teilnehmer schnell ALPINELODGING.CH HELDEN Nicht alle schaffen es, die Puppe aus der Tiefe heraufzuholen. kuschlig warm haben werden. Noch am Nach- Aber das spielt auch gar keine Rolle, wie Kursleiter Frieden betont. mittag wird ab und zu ein kalter Schauer über Stilvolle Ferienwohnungen in zeitgemässer DAS KULINARISCHE ERBE DER ALPEN Hauptsache, die Leute tauchten ein paar Meter unter. Alle stei- ihren Rücken kriechen. Aber es gibt auch An- alpiner Architektur, individuelle VERNISSAGE gen noch ein letztes Mal in den See, trotz des sichtlichen Leidens genehmes, das sie erwartet, wie Frieden weiss: Ferien gestaltung auf hohem Niveau. Freitag, 20. Juli 2018 um 18 Uhr – und alle schaffen es, zu tauchen. Sie müssen sich überwinden, «Nach diesem eisigen Erlebnis werden sie für Reservieren Sie rechtzeitig ein Weilchen ein bisschen high sein – und stolz KÜNSTLERGESPRÄCH Ihre Lieblingslodge! auf ihre aussergewöhnliche Leistung.» Samstag, 22. September 2018 um 16 Uhr

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18.213_InseratGoldkueste.indd 1 03.05.18 17:19 SchockIN DER FLASCHE

Bevor es im Rebberg wieder losgeht, füllen die Winzer den vorjährigen Wein ab.

TEXT: RAPHAEL BRINER FOTOS: PATRICK GUTENBERG

abgefüllt werden kann, wird er aus einem der Stahltanks im Keller durch Schläuche und eine n den ersten paar Tagen auf der im Boden einbetonierte Leitung mit einem Flasche ist der Räuschling gut sanften Druck von 0,1 bis 0,2 Bar in die Abfüll- itrinkbar. Danach verliert er die anlage gepumpt. Dabei läuft er durch einen Balance, verschliesst sich und bereitet wäh- Kerzenfilter, damit die Keimzahl reduziert rend rund eines Monats wenig Freude. Unmit- wird. telbar nach der Abfüllung seien Weine noch Nötig ist dies nur bei den Weissweinen, die oft «fröhlich», dann herrsche ein «Chrüsimüsi» in etwas Restzucker aufweisen. Weil dieser den der Flasche, beschreibt Sara Gasteiger die Ent- Keimen als Nahrung dient, kann es zu uner- wicklung. Bottle Shock nennt man im Engli- wünschten nachträglichen Veränderungen im schen diesen Vorgang, der nach der Abfüllung Produkt kommen. Einen Einfluss hat auch, einsetzt. Aus dem gleichen Grund sollte man dass Weissweine im Gegensatz zu Rotweinen mit dem Trinken zuwarten, wenn eine Flasche in der Regel keine Tannine enthalten. Diese vor kurzem weit transportiert worden Gerbstoffe haben einen stabilisieren- ist. Die Weine seien in dieser Phase den Einfluss. «verplagt», sagt Reto Honegger. Honegger senior steht auf einer um- Er, seine Lebensgefährtin Henni Panzer, gedrehten Plastikkiste, damit er die Vater Ruedi Honegger und Sara Gastei- ersten der rund 1200 mehrstöckig auf ger, ebenfalls Winzerin, sind das Team, einem Palett wartenden grünen Fla- das an diesem Morgen im Weingut am schen erreicht, und legt diese auf das Lattenberg in Stäfa Räuschling und Rosé 36 auf die Flasche zieht. Bevor der Wein

G O L D K Ü S T E 2018 Laufband der Abfüllmaschine. Nach rund ei- ger Säure haben, mehr Dichte aufweisen, also nem Meter ergreift ein rotierender Metallkranz mehr Inhaltsstoffe wie Glycerin enthalten, die Flaschen und schiebt sie auf runde Podes- und/oder im Holz ausgebaut sind. Da Reto Ho- te, die sich um eine Achse drehen. Von oben ger die Flaschen einzeln unter die Drehver- negger fette Weine nicht sonderlich mag, baut kommt ein Stutzen und füllt den Wein ein. schlussmaschine, welche die Kapseln presst, er seine Weissen schlank aus. In jedem Fall Noch bevor die Umdrehung beendet ist, saugt damit sie ein Gewinde bekommen und halten. wartet der Weinbauer ab, bis der Weinstein der Niveauregler die überschüssige Flüssigkeit Würden die Bouteillen mit Zapfen verschlos- ausgefällt ist. Dafür braucht es die tiefen Tem- wieder ab, dann nimmt ein weiterer Kranz die sen, geschähe dies vollautomatisch und der peraturen der Winterzeit im Keller. Flasche vom Podest und schiebt sie wieder auf letzte Arbeitsschritt entfiele. Rotweine müssen länger warten, bis sie auf die das Laufband. 700 bis 1000 Flaschen kann ein Viererteam an Flasche gezogen werden. Leichtere, tanninar- Henni Panzer stülpt die Schraubverschlüsse dieser Maschine in der Stunde abfüllen. Insge- me Sorten wie Dornfelder, Zweigelt, Cabernet auf die Flaschenhälse. Dann hält Reto Honeg- samt sind es im Weingut am Lattenberg jähr- Dorsa oder auch der aus Blauburgunder gekel- lich maximal 25 000 Flaschen. Diese enthalten terte Clevner füllen die Weinbauern rund ein die Weine der Honeggers. Dazu kommen dieje- halbes Jahr nach der Gärung ab. Werden die nigen von Gasteiger, die ihre Reben im Männe- Roten im Barrique, dem kleinen Holzfass, aus- dörfler Ausserfeld stehen hat, das direkt an gebaut, dauert es bis zu zwei Jahre. den Lattenberg angrenzt, und einer weiteren Winzerin. EIN JAHR IM BARRIQUE Am Zürichsee sei rund ein Jahr Wartezeit üb- KÄLTE ABWARTEN lich, bis im kleinen Fass ausgebaute Rotweine Warum kommt der Wein gerade jetzt auf die abgefüllt werden, sagt Gasteiger. Danach kann Flasche? «Der Zeitpunkt des Wümmet hat ei- der neue Jahrgang in die Barriques gefüllt wer- nen Einfluss», sagt Reto Honegger. Drei bis den, die somit nie leer sind, dadurch «gesund» vier Monate nach der Lese ist der Räuschling und länger benutzbar bleiben. Wirtschaftliche trinkreif. Das gilt grundsätzlich für alle sprit- Überlegungen beeinflussen auch bei anderen zigen, frischen Weissweine. Mehr Zeit bis zur Tropfen den Zeitpunkt der Abfüllung. «Je frü- Trinkreife brauchen «fette» Weisse, die weni- her ich die Weine anbieten kann, desto mehr

Ein Generationen- team: Vater Ruedi Honegger stellt Flaschen auf das Fliessband während Sohn Reto die Dreh- verschlussmaschine bedient.

familiär MIT DEM WINZER DURCH & kompetent DAS WEINJAHR

Auch wenn der Bestand stark zu- rückgegangen ist, prägen Rebberge das Landschaftsbild am Zürichsee mit. Der Lattenberg in Stäfa gilt als grösste zusammenhängende Einzel- lage im Kanton Zürich. An seinem Spital Männedorf Fuss, im Weiler Mutzmalen, befin- det sich das Weingut am Lattenberg Ihr Spital der Familie Honegger. GOLDKÜSTE begleitet die Honeggers durch das Weinjahr 2018. am Zürichsee 38

G O L D K Ü S T E 2018

SMA_Goldküstenmag_116x287_180528.indd 2 28.05.18 15:43 PUBLIREPORTAGE

LA DOLCE VITA DIREKT AM ZÜRICHSEE UMSTÄNDE MÖGEN SICH ÄNDERN, DER ANSPRUCH BLEIBT. Die exklusive Lage mit herrlichem Blick auf den mediterranen Park und den Zürichsee sowie die edle Ästhetik des Gebäudes vermitteln ein Gefühl von Leichtigkeit des Seins. Leben und Wohnen in der Tertianum Parkresidenz bedeutet die Förderung und Erhaltung der Selb- ständigkeit und Selbstbestimmung. Die Parkresidenz bietet den idealen Rahmen für einen aktiven, genussvollen Lebensstil im Alter und setzt alles daran, dass sich die Gäste wohl und geborgen fühlen. Ein professionelles Dienstleistungsteam aus den Bereichen Hotellerie, Administration und Gesundheit unterstützt die Gäste in allen Lebenslagen abgestimmt auf die individuellen, persönlichen Bedürfnisse.

GENUSS & KULINARIK IM PARKRESTAURANT Das öffentliche Parkrestaurant mit seiner sonnigen Terrasse am Seero- senbecken im mediterranen Park ist der ideale Ort, um sich zusammen mit Freunden kulinarisch verwöhnen zu lassen. Ein abwechslungsreiches, täglich wechselndes 4-Gang-Auswahl-Menu wird ergänzt durch ein saisonales À-la-carte-Angebot. Und wenn auf der Sonnenterrasse süsse, erfrischende Köstlichkeiten serviert werden, möchte man diese Oase der Ruhe gar nicht mehr verlassen. An Feiertagen überrascht die Küchencrew unter der Leitung von Küchen- chef Armando Schneller mit raffinierten Buffets. In den Sommermonaten finden regelmässig BBQ-Abende mit musikalischer Unterhaltung statt. Auch sonst wird Kultur in der Tertianum Parkresidenz grossgeschrieben. Ein vielfältiges, hochstehendes Konzertangebot bildet den perfekten Rahmen, um kulturellen mit kulinarischem Genuss zu verbinden.

GESUNDHEIT & WOHLBEFINDEN IM FIT-CENTER Sich wohlfühlen bedeutet auch, dem Körper Gutes zu tun. Dazu lassen die Gesundheits- und Präventionsangebote der Tertianum Parkresidenz keine Wünsche offen. Das Herzstück der Gesundheitsprävention bildet das in- tegrierte, öffentliche Fit-Center. Hier können das körperliche Wohlbefin- den, die Beweglichkeit und die Gangsicherheit unter Anleitung von fachkundigen Therapeutinnen und Therapeuten trainiert und gestärkt werden. Das Angebot umfasst Vibrationstherapie, Sturzprophylaxe, Kraft- und Ausdauertraining, Physiotherapie sowie individuelle Einzel-Coachings und vielfältige Gruppenlektionen in persönlich-vertrauter Atmosphäre. Yoga, Pilates sowie Aquagym im wohltemperierten, entspannenden Thera- piebad und eine private Sauna ergänzen das Fitnessangebot.

Erholung vom Alltag schöpfen Sie bei einer wohltuenden Massage. Sei es bei einer klassischen oder medizinischen Massage, bei einer Fussreflex- zonenmassage, bei einer Lymphdrainage oder bei einer entspannenden Spa-Massage. Für die Schönheit stehen die Angebote des Kosmetikstu- dios, der Podologie sowie ein Coiffeursalon zur Verfügung.

verkaufe ich bis zum Sommerloch, in dem sehr Weines auf den frisch abgefüllten Flaschen Tertianum Parkresidenz & Parkrestaurant Meilen wenig läuft», erklärt Reto Honegger. Kondensat bilden kann. Die Etiketten würden … und übrigens: bei einem Probeaufenthalt – bereits ab 3 Näch- Dorfstrasse 16, 8706 Meilen Damit der Räuschling angeboten werden kann, nicht kleben. Zudem hat das Team jetzt ande- ten buchbar – lernt man die Vorzüge der Tertianum Parkresidenz Telefon 044 925 06 00 braucht er eine Etikette. Diese wird zu einem res zu tun, es macht sich an die Abfüllung des am besten kennen und schätzen. [email protected] anderen Zeitpunkt aufgeklebt, unter anderem, Rosés. www.parkresidenz.tertianum.ch 40 weil sich aufgrund der tieferen Temperatur des

G O L D K Ü S T E 2018 DAS BUNTE Hau s ZUR FARB Ein Rundgang durch über 550 Jahre Regionalgeschichte im Stäfner Ortsmuseum

TEXT: MARC PHILIP SEIDEL FOTOS: PATRICK GUTENBERG Mit seiner polychromen Gestaltung lädt das breit angelegte Haus zu einem Besuch ein. In den Blumenbeeten werden Pflanzen zum Färben gezogen.

bunte Palette an unterhaltsamen Angeboten dieser historischen Auseinandersetzung deut- für Klein und Gross in verschiedenen Sprachen lich wird. Die Benachteiligung der Zürcher hält das Museum bereit. Im Entrée begegnen Landbevölkerung, die im florierenden Textil- n den Gemeinden an der Gold- uns in Vitrinen platziert drei Symbole, die auf Der zentrale Hausteil, ein sogenannter Boh- geschäft den Stadtzürcher Industriellen zu- küste lassen sich immer wieder die verschiedenen Themenräume im Haus ver- lenständerbau auf einem gemauerten Sockel, diente, aber wirtschaftlich und politisch von ihistorisch wertvolle Bauten ent- weisen: ein rezyklierter Nagel aus dem Gebälk, geht auf die Zeit um 1460 zurück. Gut 250 Jahre diesen kleingehalten wurde, löste ein Begeh- decken. Zumeist an beschaulicher und pro- ein schmiedeeisernes Zierelement mit der Frat- später liess der Landrichter und Färbermeister ren nach der Änderung der Verhältnisse aus. minenter Lage bilden sie Wegmarken, ob im ze eines Stadtzürchers sowie ein Wachsbaby in Johannes Pfenninger den Bau um einem nörd- Mit Aktualitätsbezug werden Fragen nach Dorfkern oder in Aussenweilern. Eines dieser bunter, blumiger Staffage. lichen Teil vergrössern, bevor im 19. Jahrhun- Gleichstellung und Mitsprache, nach Flucht markanten Gebäude ist das Haus zur Farb im dert zwei ergänzende Erweiterungen ausge- und politischem Exil thematisiert. Historische Stäfner Ortsteil Dorf, welches das Ortsmuse- WOHNKULTUR UND ARCHITEKTUR führt wurden. Im Hinblick auf die Farbe fallen wie zeitgenössische Persönlichkeiten aus dem um beherbergt. Es ist nicht nur wegen seiner Der alte Nagel steht sinnbildlich für das Haus dabei zwei nebeneinander gelegene Zimmer Raum Stäfa kommen in Zitaten und Biografi- beeindruckenden alten Trotte einen Besuch an sich, wie es erbaut, im Laufe der Jahrhun- auf: Die ornamentalen barockisierenden Deko- en zu Wort. Hörstationen und spielerische Ele- wert. Die Dauerausstellung zeugt unter ande- derte erweitert und von über 20 Generationen rationsmalereien in dem von Pfenninger ange- mente vermitteln auf kurzweilige Art und Wei- rem von der Textilindustrie. Diese war in der bewohnt und gepflegt wurde. Allein diese ar- bauten Teil kamen erst kürzlich bei Restaurie- se die Inhalte der Ausstellung. einst neben Winterthur und Zürich drittgröss- chitekturhistorische Entwicklung des Objekts rungsarbeiten zum Vorschein. Wie findig das Team des Museums zur Farb ten Gemeinde des Kantons ein wichtiger Wirt- zu verfolgen lohnt sich, sind doch die einzel- ist, zeigte sich 2015, als das «Museum mobil» schaftsfaktor und spielte in der Geschichte des nen Bauelemente dicht ineinander verzahnt ZÜRICHS STADT-LAND-KONFLIKT Schauplätze des Stäfner Handels besuchte. In Hauses eine Rolle, da einer der Besitzer darin und trotzdem noch deutlich voneinander Vom Stäfner Handel, Teil des Stadt-Land-Kon- Meilen, Küsnacht, Stäfa und Horgen brachten eine Färberei betrieb. abgegrenzt. flikts ab 1794/1795, handelt die zweite thema- Schauspieler mit szenischen Lesungen die Be- Die dem Haus seinen Namen gebende Farbe, tische Ebene. Die ansprechend kuratierte Aus- sprich die Färbung, kommt in diesem Zusam- stellung öffnet ein Fenster zu einem politisch 42 menhang gleich mehrfach zur Geltung: Eine gefärbten Thema, wobei auch die Aktualität 43

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018 Anlässlich des Eids Sicherlich finden die jüngsten Museumsbesu- auf die Helvetische deutung des historischen Konflikts ins kollek- cherinnen und -besucher Gefallen an diesen Verfassung vom tive Gedächtnis zurück. Votivgebilden. Für sie wurde eigens eine «Kin- 16. August 1798 derspur» durchs ganze Museum konzipiert. in Stäfa malte der HEILIGE PUPPEN UND BUNTE BLUMEN Mit gedrucktem Führer und Lupe dürfen sie Künstler Felix Maria Der dritte Themenbereich ist den sogenann- sich auf Entdeckungsreise begeben. Als Sher- Diogg das Gemälde ten Fatschenkindern gewidmet. In der ka- lock Holmes lösen sie Rätsel rund um die Hin- mit der Allegorie tholischen Volkskultur des Alpenraums be- terlassenschaften im historischen Bau, in dem der Gerechtigkeit. heimatet, waren diese in Bänder (Fatschen) einst Tuchfärber, Rebbauern und Schuster ge- gewickelten Wachspuppen jahrhundertelang arbeitet und gelebt haben. Und wenn die Tage weit verbreitet. Die 26 Votivgebilde sind aus wieder länger und wärmer sind, die Blumen der Sammlung von Walter Tobler-Pfenninger und Kräuter in den Beeten vor dem Haus zur (1918–1971), Volkskundler und Weinbauer in Farb ihre Farbigkeit und Schönheit entfalten, Stäfa, ins Museum gekommen und laden heute sind Gross und Klein dazu eingeladen, deren im sogenannten Schablonenzimmer im zwei- färbende Eigenschaften in Workshops zu er- ten Stock zum Staunen ein. Die auf den ersten fahren. Blick kitschig wirkenden Assemblagen entfal- Alles in allem lässt sich also im Stäfner Orts- Das einstige Kinder- ten erst bei näherer Betrachtung und in der Ne- museum ein vielfarbiger Rundgang durch über zimmer ist mit unter- beneinanderstellung ihre bunte Blüte, ist doch 550 Jahre Regionalgeschichte erleben. schiedlich farbigen jedes Heiligengebilde für sich liebevoll gestal- Schablonen- tet – einem farbigen Mikrokosmos gleich. malereien dekoriert.

Einst hingen hier die gefärbten Tücher zum Trocknen, geschützt vor Regen und Sonne.

EIN BEGEGNUNGSORT FÜR ALLE

Das von der Stäfner Lesegesellschaft geführte Haus zur Farb zeigt sich als Begegnungsort für alle, die an der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Stäfas und seiner Umgebung inter- essiert sind. Es lädt dazu ein, in den Alltag vergangener Jahrhunderte einzutauchen und an wichtigen Ereignissen der Geschichte teilzuhaben, um so auch das heutige Stäfa besser ken- nenzulernen.

44 Museum zur Farb, Dorfstrasse 15, 8712 Stäfa, www.museumzurfarb.ch 45

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018 FREITAG, 21.9.2018 – SONNTAG, 23.9.2018 Exklusive Kunst- und www.berninaexpress.ch Kulturreise ins Bergell für Leserinnen und -Leser Bernina Express von piz und GOLDKÜSTE

Chur / Davos / St. Moritz — Tirano — Lugano Zwei Tage führen Urezza Famos (Verlegerin der Magazine «piz» und «GOLDKÜSTE») und Dora Lardelli (Kunsthistorikerin und Leiterin Kultur- archiv Oberengadin) die Leserinnen und Leser durch das Bergell. Das Bergell ist das Tal, in dem Alberto Giacometi geboren wurde, wo sich Giovanni Segantini aus dem Licht und Varlin aus den Farben und den Menschen ihre Inspiration holten. Über Jahrhunderte und bis heute sind es Kunst- und Kulturschafende, die im Bergell ihren Zuﬂuchtsort gefunden haben. Sie sind und waren auf der Suche nach Ruhe und Natur, in einem Tal mit einem an- genehmen Klima, einer grossartigen Landschaf und einem Hauch von Süden. MUSEO CIÄSA GRANDA PROGRAMM FREITAG, 21.9.2018 Begrüssung und Abendessen im Hotel Castell, Zuoz. Anschliessend wird ein Film über Giovanni Segantini gezeigt, mit Diskussion und Erklärungen.

SAMSTAG, 22.9.2018 Besuch des Ateliers und des Privathauses von Segantini in Maloja Picknick beim Turm Belvedere Besuch des Zentrums Pretorico (Gerichtshaus) in Vicosoprano und des Museums Ciäsa Granda in Stampa SOGLIO

SONNTAG, 23.9.2018 Besuch der Villa Garbald in Castasegna mit anschliessendem Dorfrundgang und einem Referat zur Dorfentwicklung: «Vom Durchgangsort zum Wohnort» Mittagessen im Hotel Bregaglia, Promontogno, oder Picknick Dorfrundgang in Soglio mit Architekt Armando Ruinelli ßØÎ seinen Erläuterungen zum Umgang mit Tradition und Moderne Kurze Wanderung zur Segantiniwiese Rückreise nach Zuoz. Individuelle Rückreise ab ca. 19 h

ATELIER GIACOMETTI KOSTEN Inkl. Reisebegleitung durch fachkundige Personen, alle Fahrten ab Hotel Castell, Museumseintritte, Führungen, Unterkunft im Hotel Castell mit Frühstück: Im Einzelzimmer: Fr 699.– /Person * Im Doppelzimmer: Fr. 620.– / Person *

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Die Strecke des Bernina Express ist ein Meister werk der Ingenieurskunst. Sie führt auf eisige Höhen von über 2 200 Meter hinauf, um dann 1 800 Meter tiefer in den warmen Süden einzutauchen. Die beeindruckende Strecke mit ihren Anmeldung bis 20.#08.#2018 an [email protected] BELVEDERE, MALOJA weltberühmten Viadukten und spektakulären Kehren fügt sich harmonisch in die grandiose Gebirgslandschaft ein. Darum erhielt sie auch das Prädikat UNESCO Welterbe! Fotos: www.bergell.ch Reservierung / Buchung: Railservice der Rhätischen Bahn, Tel +41 (0)81 288 65 65, [email protected]

BEX_220x287mm.indd 1 16.05.18 13:38 800 BAUMARTEN

IM Kopf Als angehende Baumschulistin ist Jasmin Schwegler eine Exotin – genau wie viele ihrer Schützlinge.

TEXT: LUZ IA CAM PE LL FOTOS: PATRICK GUTENBERG

Jasmin ist im ersten Lehrjahr. Sie habe nie ei- min muss alle Pflanzenarten kennen, die auf nen Bürojob gewollt, sondern mit den Händen den elf Hektaren ihres Lehrbetriebs wachsen. arbeiten wollen, erklärt sie. Nach längerer Jede hat andere Bedürfnisse an Wasser, Platz, er Zürichsee ist aus jeder Suche ist sie auf die «Pflanzenschau» in Hom- Standort, Dünger, Nachbarpflanzen. All dies schaut sie sich die Bäume aus einer anderen Perspektive schön. Auch die brechtikon gestossen. Es gibt nur wenige Lehr- lernt Jasmin nun. Perspektive an und kann gleich die Gelegen- dSicht vom See zum Ufer, so- stellen und noch weniger Frauen, die sich für Voller Stolz führt sie die Besucher durch den heit nutzen, die Sorten zu bestimmen. Denn zusagen die umgekehrte Seesicht, begeistert die Baumschulisten-Ausbildung entscheiden, Schaugarten. Begeistert zeigt sie die prächti- der schwierigste Teil ihrer Ausbildung ist die immer wieder aufs Neue. Prächtige Villen in aber Jasmin gefällt es sehr gut. Der Beruf sei gen japanischen Ahorne oder die eleganten Pflanzenkunde. 800 verschiedene Arten muss gepflegten, parkähnlichen Gärten gibt es hier vielseitig und im Team fühle sie sich wohl, er- Bonsai, beantwortet Fragen und gibt bereits Jasmin bis zur Lehrabschlussprüfung kennen, zu sehen. Bäume jeder Art – elegante Solitäre, zählt sie. erste Ratschläge. Der Kontakt mit den Kunden und zwar mit lateinischen Namen und wich- riesige Mammutbäume, Hecken, Formgehöl- gefällt ihr besonders gut. Sommer und Winter tigsten Merkmalen. Ziel ist es, anhand eines ze, Palmen und wie sie alle heissen. Besonders WIE AUS SETZLINGEN BÄUME WERDEN arbeitet Jasmin im Freien. Sie ist wetterfest Ästchens die Sorte nennen zu können. Zum spannend wäre eine solche Uferschau mit Jas- In einer Baumschule werden aus kleinen Setz- und überhaupt kein Stubenhocker. Glück hat sie noch zwei Jahre Zeit. min Schwegler. Die 16-Jährige macht eine Leh- lingen grosse Pflanzen. Dazwischen wird viel Auch in ihrer Freizeit ist sie viel draussen un- Ob ihre Zukunft in der Baumschule liegt, weiss re zur Baumschulistin und kennt viele der ed- umgepflanzt, geschnitten, gebunden – der terwegs – am liebsten hoch zu Pferd. Dann Jasmin noch nicht. Sie träumt von einem Jahr len Gehölze mit ihrem lateinischen Namen. Ihr Baum wird erzogen oder eben verschult. Jas- in Kanada und einer Karriere als Polizistin. Lehrbetrieb am Lützelsee ist auf Formgehölze, Doch vielleicht wachsen ihr bis in zwei Jahren japanische Ahorne, Magnolien und Bonsai spe- die Pflanzen auch so ans Herz, dass sie bei ih- 48 zialisiert. nen bleibt. Gute Aussichten hat sie allemal. 49

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018 uf dem Turm des Pfannen- stiels peilt die Spaziergänge- EIN arin mit der Alpenzeigertafel die Gipfel der Glarner Alpen an: in vorderster Reihe das Vrenelisgärtli, weiter hinten der Mürtschenstock, die Tschingelhörner und der STÄNDIGES Piz Sardona. Sardona rückte vor zehn Jahren stärker in die Wahrnehmung der Öffentlich- keit, als das Gebiet zum Unesco-Weltnaturerbe ernannt wurde. Doch warum genau geschah dies? Wir gehen der Frage nach, steigen in den Zug nach Bad Ragaz und nehmen den Bus hoch zum Giger- waldsee im Calfeisental. In Wanderschuhen und mit Rucksack begrüssen wir den Geologen Thomas Buckingham, der uns in den nächsten drei Tagen durch das Sardona-Gebiet führt. Erst einmal geht es dem Stausee entlang nach St. Martin. Schon dieses Stück Weg ist bewun- dernswert, der Blick schweift steil hinauf zu UND WACHSEN den Orglen und dem 3247 Meter hohen Ringel- Schieben spitz und wieder hinunter zur Seeoberfläche – fast 2000 Meter Unterschied, und wäre da kein Wasser, ginge es nochmals 135 Meter in die Tie- Im Sardona-Gebiet fe. Das gegenüberliegende Ufer ist zum Greifen nahe, auch dort erhebt der Berg seine Flanken wird Geologie erleb- imposant in die Höhe. St. Martin ist ein Ort, an dem man Pause ma- und sichtbar. chen sollte. Die alte Walsersiedlung wird von Anne und André Riehle in Schuss gehalten. TEXT: SU E LÜTH I Die beiden bieten den Besuchern gepflegte FOTOS: RUEDI HOMBERGER, SUE LÜTHI Gastronomie an. Wer will, kann auch in einem 500 Jahre alten Holzhaus übernachten. Wir aber brechen auf und wandern dem Bach entlang über Gesteinsbrocken und unter Was- serfällen hindurch bis zur Sardonahütte des sehen. Darum ist es Welterbe. Es macht die Thomas Buckingham Schweizer Alpenclubs. Bewegung bei der Entstehung von Bergen und mit einem Stück Tälern sichtbar, denn nichts auf der Erde ist Lochsitenkalk. Aus DAS MAGISCHE BAND statisch. diesem Gestein Am nächsten Tag steigen wir steil bergan zur Buckingham ist in seinem Element: Die Glar- besteht der markante Trinser Furgga, einem Pass, und dort oben ner Hauptüberschiebung sei das Resultat Schnitt. startet «Geo-Action», wie unser Guide schmun- der Alpenbildung, erklärt der Geologe. Vor zelnd sagt. Wir halten die Höhe und wandern 100 Millionen Jahren beginnen sich die Euro- bei strahlendem Sonnenschein unterhalb des päische und die Afrikanische Platte aufeinan- Piz Dolf durch das abgelegene Val Sax. Bis un- der zuzubewegen. 60 Millionen Jahre später ser Führer stehen bleibt, in die Hocke geht und prallen sie gegeneinander und die Europäische einen Gesteinsbrocken aufhebt. Er zerschlägt Platte schiebt sich unter die Afrikanische. Die ihn mit dem Hammer und zeigt uns: Das ist er, Platten bewegen sich immer noch, die Wissen- der Lochsitenkalk. schafter messen in der Region eine horizon- Warum dieser so magisch ist, erfahren wir, tale Bewegung von bis zu 1,5 Zentimeter pro als wir die nächste Bergkante erreichen: Eine Jahr. Gleichzeitig zerfällt das Gebirge stetig atemberaubende Sicht aufs Tal bietet sich uns. von oben und wird langsam aberodiert. Aber es Dieses ist gesäumt von Bergkuppen, durch die kann auch schneller gehen: Ein eindrückliches sich ein scharfes horizontales Band zieht. Das Zeugnis davon bietet der Flimser Bergsturz, 50 Phänomen ist einzigartig und nur hier so zu dessen Ausläufer wir auch sehen. Er ist der 51

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018 grösste Bergsturz der Alpen. Das ist Action in der Geologie. Nachdem wir diese Aufregung und das Pick- nick verdaut haben, wandern wir durch die magische Band die Tschingelhörner, es be- grüne, weite Segnas-Ebene, immer das magi- steht aus dem bereits angetroffenen Lochsi- sche Band im Auge. Auf der nächsten Furg- tenkalk. Es ist hell, gelblich und wirkt wie ga (Gebirgspass) stockt uns der Atem: Unter ein Puffer zwischen den dunklen Gesteinen. den scharfen Spitzen der Tschingelhörner Entlang dieses Bandes wurde während der Al-

– hier steht die Welt quasi auf dem Kopf. Das Martinsloch liegt etwas unter dem magischen Band. Es bildete sich, weil sich genau dort zwei Schwächezonen im Fels kreuzen. Diese Zonen wandern wir an diesen geologischen Wundern entstanden auch durch die Alpenbildung. vorbei und erklimmen schlussendlich den Seg- Dabei wurde das Gestein beim Martinsloch nespass in der Verlängerung der Tschingelhör- schneller als rundherum herauserodiert und es ner. Denn dort ist die kleine Mountainlodge bildete sich eine etwa 20 Meter grosse Lücke im in den Berg gebettet. Herzlich empfängt uns Fels. Es ist mit einigen 1000 Jahren aber eine die Hüttenwartin Petra und verwöhnt uns den geologisch gesehen junge Erscheinung. ganzen Abend hoch über dem Glarnerland, Den Blick ständig auf das spektakuläre Auge während draussen Sonne und Wolken ständig im Berg und die Tschingelhörner geheftet, das Licht verändern und uns klar vorführen: Nicht nur unsere Wahrnehmung der Berge ist ständig in Bewegung, auch die Berge selbst.

ZEHN JAHRE UNESCO-WELTERBE SARDONA

Unter dem Namen «Tek To Nik – 10 Jahre Welterbe Sardona» gibt es Verschiedenes zu entdecken:

KINDERBUCH: «De Sardona macht es Fäscht» von Claudia Wartmann, Illustrationen von Remo Wyss, CHF 25.–, im Buchhandel oder über die Website. 55 LIED: «Sardona-Tektonik» von und mit dem St. Galler Musiker Marius Tschirky, mit der Glarnerin Betty Legler und dem Rätoromanen Conradin Klaiss sowie 100 Kindern, Download via Website.

DIE STEINREISE: Die drei schweren Verrucanosteine Tek, To und Nik aus dem Welterbe gehen auf Schweizer Reise. Bis 4. November 2018 sind die drei Steine an ihrer letzten Station, der Bad RagARTz, zu sehen, bevor sie an ihre Fundorte zurückgebracht werden. Konzipiert hat die Steinreise das St. Galler Künstlerduo Com&Com. Das relativ junge lugt der Himmel durch das Martinsloch. Um penbildung tief im Erdinnern das obere auf Martinsloch. Hier die Entstehung des Martinslochs zu verste- das untere Gesteinspaket geschoben. Solche WANDER-AUSSTELLUNG: Vom 14. Juli bis 21. Oktober 2018 beteiligen sich rund 20 Berghütten in der Welter- steht die Welt Kopf hen, holt unser Guide aus: Die Spitzen der Erscheinungen der Alpenbildung sind nur beregion Sardona an einer Wanderausstellung. Zudem warten Attraktionen auf Besucher: die Künstlergrup- und das harte, Tschingelhörner bestehen aus bis zu 300 hier bei uns so gut erkennbar und machen pe Les Frères Chapuisat hat eine Installation für das Martinsloch entwickelt, im Murgtal wird der Künstler dunkle Verrucano- Millionen Jahre alten Verrucanogesteinen – das Sardona-Gebiet so wertvoll. HR Fricker seinen Steingarten fortsetzen und im Parc la Mutta wird eine zeitgenössische Interaktion mit der gestein liegt über dieses markante rote oder grünliche Gestein 3500-jährigen megalithischen Kultstätte in Dialog treten. dem horizontalen trifft man in der ganzen Sardona-Region an. EIN LOCH ENTSTEHT Band. Mitten durch die Felsflanke zerschneidet das Über dem Band liegen die Verrucanogestei- WEITERE INFOS: www.tektonik.ch ne, darunter viel jüngere Flysch- und Kalk- gesteine. Durch die Überschiebung gelan- 52 gen hier alte Gesteinspakete auf viel jüngere 53

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018 Beleuchtung

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G O L D K Ü S T E 2018 GEFÄHRDETE Zeugen EINER ALTEN ZIVILISATION Ein kalter, einsa- mer Arbeitsplatz: Archäologietaucher an der Fundstelle Vor 164 Jahren brach in der Meilemer wegen einer Meilemer Entdeckung Rorenhaab im Jahr 1974. das Pfahlbauﬁeber aus.

Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich, mit An einem Arbeitsplatz beugt sich Felix Wal- seinem Team dokumentiert und vor der Zer- der gerade über die faserigen Überreste eines störung schützt. Das Problem: Solange sich Baumsarges, gefunden auf einer Baustelle in TEXT: LORENZO PETRÒ Pfähle, Werkzeug, Geschirr und die Überreste der Stadt Zürich. Auch an Land kommen prä- FOTO: UNTERWASSERARCHÄOLOGIE ZÜRICH, AMT FÜR STÄDTEBAU von prähistorischen Mittagsmahlzeiten unter historische Siedlungsreste zum Vorschein. Schlick im Seegrund befinden, bleiben sie er- Meistens, wenn Baugruben ausgehoben wer- halten. Schwemmen aber die Strömungen von den. Es muss sich bei der beigesetzten Person Gruppen von Familien, höchstwahrscheinlich Schiffsmotoren die Sedimente über den Fund- um eine keltische Prinzessin gehandelt haben, keltischer Abstammung … Hütten bewohnten, stellen weg, zersetzen sich die Zeugen dieser den Grabbeigaben nach zu urteilen: wertvoller die sie nicht auf trockenem Boden, sondern an vergangenen Zivilisation innert kürzester Zeit. Schmuck und Waffen. Walder sucht nach ei- s war im Winter 1854/1855, seichten Uferstellen auf Pfahlwerk errichtet Auch Uferverbauungen und Ketten von Anker- nem Sargstückchen, das sich für die Altersbe- als der Altertumsforscher hatten». Keller löste damit ein regelrechtes bojen zerstören die schützenden Sedimente. stimmung mit Hilfe der Radiokarbondatierung eFerdinand Keller in der Mei- «Pfahlbaufieber» in Europa aus. Es führte zur Eine Viertelmillion Quadratmeter dieser soge- eignet, dem zweiten wichtigen Werkzeug zur lemer Rorenhaab nahe der heutigen Badi Entdeckung von Dutzenden Pfahlbausiedlun- nannten Kulturschichten liegen heute offen Datierung. Ländeli bei Dollikon auf Reste von Holz- gen an den Seen des Schweizer Mittellandes am Seegrund. «Sie zu schützen ist eine Sisy- pfählen, Keramik und Knochen stiess. We- und am Bodensee. phusarbeit», sagt Mäder. Es ist auch ein Wett- ALLEIN IN DER KÄLTE, TAGELANG gen des tiefen Wasserstandes wurden in lauf gegen die Zeit. Die Arbeitsplätze der Tauchequipe weiter hin- jenem Winter an verschiedenen Schweizer WETTLAUF GEGEN DIE ZEIT Die Basis der Archäologietaucher ist ein gros- ten im Büro sind verwaist. Die fünf Männer Seen Hafenanlagen erweitert. Keller kamen 164 Jahre später sind es die Überreste von 256 ser, heller Raum im dritten Stock eines Indus- sind gerade im Greifensee beschäftigt. Eben beim Inspizieren der Fundstelle Bilder von Siedlungen im Zürichsee, im Greifensee und triegebäudes an der Grenze der Stadt Zürich zu hat die Stadt einen spektakulären Fund prä- Fischerdörfern in der Südsee in den Sinn. im Pfäffikersee, die Andreas Mäder, Leiter der Zollikon. Zwei von Mäders Mitarbeitern küm- sentiert: In 3,5 Metern Tiefe sind die Taucher Noch im gleichen Winter schrieb Keller in mern sich um die Dendrochronologie, also den Mitteilungen der Antiquarischen Gesell- die Datierung von Hölzern mit Hilfe von Jahr- 56 schaft in Zürich, dass «in frühester Vorzeit ringen. 57

G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018 bei der Schifflände in Maur im Sediment auf einen äusserst gut erhaltenen Schuh aus der Jungsteinzeit gestossen, aus Bast kunstvoll ge- GOLDKÜSTE-KARTEN flochten. Im Sommer, wenn die Fundstelle in heute zum Weltkulturerbe der Unesco. Beim Maur mit Vlies bedeckt und mit einer Schicht Bau des Parkhauses Opéra kamen unter dem Kies geschützt ist, werden die Taucher wie- Sechseläutenplatz acht steinzeitliche Siedlun- der im Zürichsee ihrer Arbeit nachgehen: Ei- gen zum Vorschein. Mit der wissenschaftli- BEI UNS BESTELLEN ner im Boot, vier im Wasser, den ganzen Tag. chen Auswertung entfachten die Zürcher Ar- «Die physische Belastung am Arbeitsplatz ist chäologen den alten Streit um die Pfahlbauten s gross», sagt Mäder, «es ist kalt, man ist iso- neu. Ferdinand Kellers Bild von den Hütten im liert.» Immerhin verfügen die Archäologietau- Wasser, die mit Stegen vom Ufer her zugäng- cher inzwischen über geheizte Handschuhe lich sind wie bei den Polynesiern, wurde in der und Westen. Seit zwei Jahren kann sich die Wissenschaftsgemeinde nämlich bald ange- reeting ganze Equipe überdies per Funk verständigen. zweifelt. Standen die Pfahlbauten womöglich Am rechten Zürichseeufer haben die Taucher an Land? G einiges zu tun: Es finden sich Reste von Sied- Vor der Grabung beim Opernhaus war sich die lungen von Erlenbach bis Hombrechtikon, mit Forschergemeinde einig: Die Dörfer standen einer Häufung auf den flachen Uferplatten in der Regel auf dem flachen Strand, nicht im zwischen Meilen und Männedorf. Weiter see- Wasser. Doch sowohl die rekonstruierte Ufer- abwärts, von Küsnacht bis zur Stadtgrenze, linie deutete darauf hin, dass die Siedlung beim war das Seeufer für die Errichtung von Pfahl- Opernhaus das ganze Jahr im Wasser stand, als Wie polynesische bauten zu steil. auch die Abfallhaufen, die sich unter den Häu- Fischerhütten sern fanden, und Luken im Boden, durch die skizzierte Ferdinand ALTER STREIT LEBT AUF Essensreste und Abfälle entsorgt wurden, las- Keller die Pfahl- Die bedeutendsten Fundstellen, etwa jene an sen nur einen Schluss zu: dass die Pfahlbauten bauten in den der Meilemer Rorenhaab oder die Siedlung Klei- permanent im Wasser standen. Auch die Stege, «Mitteilungen der ner Hafner vor dem Zürcher Bellevue, gehören die vom Land zu den Hütten führten, konnten Antiquarischen die Archäologen rekonstruieren. Keller lag also Gesellschaft in von Anfang an richtig, als er vor über 160 Jah- Zürich» von 1854. ren am Seeufer in Meilen an die Südsee dachte.

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G O L D K Ü S T E G O L D K Ü S T E 2018 2018

ZWEI EIGENEWelten Wie Hombrechtikons Aussenwacht Feldbach zu ihrem Wappen kam.

TEXT: RAPHAEL BRINER ILLUSTRATION: GREGOR GILG

ombrechtikon, am südöst- lichen Rand des Kantons hZürich gelegen, gehört zum Bezirk Meilen und damit zum gemeinhin Gold- Im Zuge der Ereignisse von 1526 ging der unten küste genannten Gebiet. Das weckt Vorstellun- am See gelegene Weiler Feldbach an die Kir- gen vom süssen Leben der Happy Few in ihren che Hombrechtikon. Er ist bis heute eine ei- Villen. Die Realität sieht anders aus. Über 60 gene Welt geblieben. So hat der Ortsteil denn Prozent der Gemeindefläche sind Landwirt- auch ein eigenes Ortswappen und damit eine schaftszone. Es ist also folgerichtig, dass das eigene Fahne. Dies ist aber, darauf legen die wunderbar leuchtende Gemeindewappen ein Feldbacher Wert, keinesfalls als Zeichen von ländliches Sujet hat, eine goldene Garbe auf Separatismus gedacht. Es ist das Symbol ei- rotem Grund. ner speziellen Zusammengehörig- Man vermutet, dass das Wappen im keit der Bevölkerung des doch vom Zuge eines wichtigen Ereignisses im Zentrum sehr abseits gelegenen Jahr 1526 entstanden ist: Der defi- Ortsteils mit seit jeher bestehender nitiven Loslösung Hombrechtikons Eigenständigkeit. Zeugnis für diese von der Grosspfarrei Ufenau und sind auch der Feldbacher Bahnhof – damit indirekt vom Kloster Einsie- die Station oben im Dorf wurde mit deln. Für dieses Datum spricht das dem Ende der Uerikon-Bauma-Bahn Sujet, die sogenannte Sigristengar- nach dem Zweiten Weltkrieg aufge- be. Jeder Hombrechtiker, der Acker- löst –, die eigene Post und die sepa- bau betrieb, musste vor 1526 dem rate Schule. Sigrist der Kirche Peter und Paul auf der Insel Zu den besten Zeiten besuchten 120 Schüler Ufenau jährlich eine Garbe Getreide abliefern. die heute nur noch kleine Schule Feldbach. Das Wappen wäre also ein – vermutlich nicht Die drei Lehrkräfte liessen in den 1970er-Jah- ohne leichte Häme gewähltes – Symbol dafür, ren die Kinder im Malunterricht ein Wappen dass die Bauern die Garbe nun selber behalten entwerfen. Es wurde abgestimmt, welches das konnten. schönste ist. Ein Fery Both obsiegte. Auf die nächste Schulreise nahm der Bub sein Sujet als Fahne mit, die seine Mutter genäht hatte. 62 Das brachte den damaligen Hombrechtiker Ge-

G O L D K Ü S T E 2018 meindepräsiden- ten Kurt Heiniger, der in Feldbach wohnte und dort vier Kinder in die Schule schickte, FÜR GOLDKÜSTEWettbewerb auf eine Idee. Er - gab dem bekann- ten Wappenkund- LESERINNEN UND LESER ler Hans Kläui die Aufgabe, ein Ortswappen zu kreieren. Das Er- WETTBEWERBSFRAGE: gebnis: Ein gewellter silberner Schrägbach auf WIE GROSS IST DIE DIFFERENZ ZWISCHEN DEM HÖCHSTEN PUNKT DES PFANNENSTIELS blauem Grund begleitet von einem goldenen UND DEM JUNGFRAUJOCH? Mühlrad unten links und einem goldenen sogenannten Hakendreipass oben rechts. GEWINNEN SIE FÜR 2 PERSONEN EINE ÜBERNACHTUNG INKL FRÜHSTÜCK. DAS FELD IST EIGENTLICH EIN BAUM

Das diagonal über das Wappen laufende Ge- wässer ist natürlich der Feldbach. Trotz der bis VICTORIA-JUNGFRAU GRAND HOTEL & SPA heute weitgehend ländlichen Umgebung des Im Herzen der Schweiz – eingebettet zwischen zwei Weilers hat der Name aber nichts mit Feldern Seen und zu Füssen des ewig weissen Jungfraumassivs – zu tun. Er stammt mit grosser Wahrscheinlich- liegt das VICTORIA-JUNGFRAU Grand Hotel & Spa. Stil, keit vom althochdeutschen fel(a)wa = Felbe, Eleganz und Grosszügigkeit der guten alten Zeit, Weide (ein Baum) ab und bedeutet «von Weiden kombiniert mit Luxus und Komfort von heute, stehen gesäumter Bach» oder eben Felbenbach. für den Genuss in legerer Ungezwungenheit. Ideen- Die beiden anderen Motive gehen auf die seit reiche französische Küche geniessen Sie im Restaurant Jahrhunderten eingesessene Feldbacher Fami- «La Terrasse» und authentische Kreationen der italieni- lie Bühler zurück, deren Mitglieder früher als schen Küche im Ristorante e Pizzeria Sapori. Landwirte und Müller ihr Geld sowie als Politi- ker, Amtsleute, Richter und Offiziere Karriere Beliebte Treffpunkte im Hotel sind die Bar sowie die machten. Das Mühlrad steht für die Nutzung Terrasse mit bester Aussicht auf die Bergwelt. Das Spa des Feldbachwassers als Antriebsmittel zum Nescens auf einer Fläche von 5500 m2 mit grosszügiger Mahlen des Getreides. Der Hakendreipass war, Schwimmhalle, Aussen-Solebad, Whirlpools, Sauna- wie man heute sagen würde, das Logo der Büh- landschaft, Massagen, Fitness-Gym und den Pflegean- lers, mit dem diese ihre Mehlsäcke und Gerät- geboten des SENSAI SPA. Alles Gründe, das Hotel nie zu schaften kennzeichneten. Am Anfang wurde verlassen. das Wappen manchmal verkehrt herum auf- gehängt. Einige Leute glaubten nämlich, das Wenn nicht die Attraktionen und Erlebnisse des Berner Blau symbolisiere den See und der Hakendrei- Oberlands mit seinen Bergen und Naturschönheiten kompetent pass sei eine Schiffsschraube, die naturgemäss locken würden. unten im Wasser zum Einsatz kommt. begleitet Die Lehrerschaft der Schule Feldbach brachte Schicken Sie Ihre Antwort per Mail mit vollständiger das neue Wappen an einem grossen Schulhaus- Adresse an: [email protected] fest unter die Leute und die Familie Bodmer in (Eingabeschluss: 28.8.2018) Schirmensee organisierte daraufhin spontan eine würdige Feier zur Fahnenweihe. Bald flat- Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa terten überall die neuen Fahnen im Wind. Die Höheweg 41, CH-3800 Interlaken Schüler trugen mit Stolz die mit dem Wappen Telefon +41 33 828 28 28 Spital Männedorf bedruckten Leibchen als Zeichen der schönen Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Zusammengehörigkeit im Sinne einer guten Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Ihr Spital «Corporate Identity», die in Feldbach noch heute immer wieder spürbar ist. Ein Ausdruck davon ist das Forum Feldbach, das die speziellen am Zürichsee Interessen dieser Aussenwacht wahrt und auch kulturell aktiv ist. 65

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