Tätigkeitsbericht 2007

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Tätigkeitsbericht 2007 ThüringerTHÜRINGER Landtag LANDTAG - 4. Wahlperiode Drucksache 4/4171 4. Wahlperiode 03.06.2008 U n t e r r i c h t u n g durch die Präsidentin des Landtags Tätigkeitsbericht 2007 der Landesbeauftragten des Frei- staats Thüringen für die Unterlagen des Staatssicher- heitsdienstes der ehemaligen DDR gemäß § 6 Satz 1 des Thüringer Landesbeauftragtengesetzes Die Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR hat den Tätigkeitsbe- richt 2007 zugeleitet. Prof. Dr.-Ing. habil. Schipanski Präsidentin des Landtags Hinweis der Landtagsverwaltung: Der Tätigkeitsbericht 2007 ist als Anlage übernommen. Druck: Thüringer Landtag, 4. Juni 2008 1 Die Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Tätigkeitsbericht 2007 vorgelegt am 31. März 2008 von Hildigund Neubert, Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen gemäß § 6 Thüringer Landesbeauftragtengesetz 2 3 Einleitung_______________________________________________________ 5 1. Beratungstätigkeit der Landesbeauftragten _________________ 9 1.1. Beratung öffentlicher Stellen __________________________________9 1.2. Bürgerberatung und psycho-soziale Betreuung ____________________9 1.3. Probleme bei Leistungen nach dem Beruflichen Rehabilitierungsgesetz ________________________________________________________10 1.4. Besondere Zuwendung für Haftopfer – „“______________12 1.5. Situation politisch Verfolgter der SBZ/DDR_____________________14 1.6. Stiftung üehemalige politische Häftlinge______________________16 1.7. Statistik der Beratungsgespräche im Berichtsjahr _________________16 1.8. Beispiele aus der Beratung __________________________________19 2. Veranstaltungen, Publikationen und Ausstellungen – traditionelle Hauptformen politischer Bildung ___________ 23 2.1. Veranstaltungen ___________________________________________23 2.2. TLStU-Buchreihe, Veröffentlichungen, Informationsmaterial_______28 2.3. Ausstellungen ____________________________________________31 2.4. Politisches Bildungsangebot im Internet ________________________33 3. Spezifisches Bildungsangebot für Jugendliche____________ 34 3.1. Projekttage, Quellen-Zeitzeugen-Projekt aktuell__________________34 3.2. Politische Bildung Jugendlicher am historischen Ort ______________35 3.3. Unterstützung und Betreuung von Schülerarbeit __________________35 3.4. Praktikanten und Studenten __________________________________36 4. Landesgeschichtliche Forschung und Aufarbeitung ______ 37 4.1. Eigene Recherchen und Archivnutzung_________________________37 4.2. Zeitzeugenarbeit __________________________________________37 4.3. Forschungs-Beratung und Kooperationen _______________________38 4.4. Sachauskünfte ____________________________________________39 4.5. TLStU-Fachbibliothek______________________________________39 5. Der Betrieb der „ Gedenkstätte “ ____________________________________________ 40 5.1. Aktivitäten zur Etablierung einer Gedenkstätte___________________40 5.2. Einschluss III – Juni bis September 2007 _______________________41 5.3. Historiker-Zeitzeugen-üin der provisorischen Gedenkstätte _44 Ausblicke, Aufgaben für 2008 und 2009______________________ 46 4 5 Einleitung Das „“war auch im Jahr 2007, 18 Jahre nach der Friedlichen Revolution, in der Öffentlichkeit. Das ganze Jahr üsorgte der Kinofilm „Leben der Ande- “üöffentliche Diskussionen. Es wurde nach der Authentizität gefragt, die Rolle des Stasioffiziers problematisiert, aber auch ü wirkliche MfS-Verstrickungen im Umfeld der beteiligten Schauspieler diskutiert. Die emotional und dramaturgisch verdichtete Filmsprache üKommunikationsgräben, die sonst unü schienen. Die Zahl der Anträge auf Akteneinsicht bei der Bundesbeauftragten üdie Stasiunter- lagen ist unverändert hoch. Dennoch gab es nach der Änderung des Stasi-Unterlagen- Gesetzes (StUG) von Ende 2006 eine öffentliche Debatte üdie mittelfristige Fort- existenz der Behörde. Während die Debatte um das Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung nur Fach- kreise erreichte, wurde die üder „n“von den Medien sehr intensiv begleitet. In der Folge stieg die Zahl der Rehabilitierungsanträge üpolitische Haft kräftig an. Wissenschaftliche Studien stellten einen eklatanten Bildungsmangel zur DDR- Geschichte fest, während andererseits Gedenkstätten und Bildungsträger die Nachfra- ge kaum befriedigen können und ihre Angebote ausweiten. In diesem vielfältigen, üFeld bewegte sich die Arbeit der Landesbe- auftragten üdie Stasiunterlagen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im letz- ten Jahr. Die „“– Besondere Zuwendung nach § 17 a StrRehaG Lange hatten die Opferverbände und die Landesbeauftragten für die Stasiunterlagen die Einführung einer regelmäßigen Zahlung zur Würdigung derer verlangt, die in der Diktatur Widerstand geleistet hatten und verfolgt wurden. Erst die Große Koalition brachte nun ein Gesetz zustande, das bedürftigen politischen Häftlingen monatlich als „“250 €gewährt. Die Landesbeauftragte war an der Erarbei- tung des Gesetzentwurfes als Sachverständige in der Anhörung beteiligt und hat vor allem solides Zahlenmaterial erarbeitet. Als sich die Verabschiedung des Gesetzes abzeichnete, begann die Zahl der Anträge auf strafrechtliche Rehabilitierung zu steigen. Viele ehemalige politische Gefangene fassten endlich den Mut, sich nach langen Jahren mit dieser schmerzhaften Zeit aus- einander zu setzen. Nicht selten mag auch die Aussicht, nun die eigene bittere soziale Lage wirksam zu mildern, dazu beigetragen haben. Wie die Opferverbände haben auch die Mitarbeiter der Landesbeauftragten seit dem Sommer 2007 einen wahren Beratungsmarathon absolvieren üNachdem sich anfangs zahlreiche Anrufe auf die Gestaltung des Gesetzes bezogen, kamen nach der Verabschiedung im Bundestag Mitte Juni die konkreten Fragen nach den Voraussetzungen und Zuständigkeiten. 6 Immer wieder kritisieren Betroffene die „sonderen “Die Mindesthaft- zeit schließt Personen mit teils nur um einen Tag üHaftzeiten aus. Die üf- tigkeitskriterien bewirken, dass Menschen, die im Arbeitsprozess stehen, in der Regel keine Zuwendung erhalten. Vor allem aber sind alle von der Leistung ausgeschlossen, die ohne Haft durch MfS- oder Verwaltungsmaßnahmen verfolgt wurden. Die auf- wändige ü der Zuständigkeit, der Einkommen, der Haftzeiten und der Aus- ümacht die Umsetzung so kompliziert, dass noch immer allzu viele Antragsteller auf ihren Bescheid warten, obwohl die Mitarbeiter im Rehabilitierung- samt eine ungeheure Arbeitslast bewältigten. ü die Berechtigten aber ist die Besondere Zuwendung ein wichtiger Beitrag zu einem besseren sozialen Status, wenn auch der Charakter einer üüZivil- courage in der Diktatur im Gesetzgebungsgerangel abhanden gekommen ist. Zukunft des Gedenkens und der Aufarbeitung Die Veröffentlichung von Studien zum Kenntnisstand ost- und westdeutscher Schüler über die DDR hat zu laut bekundetem, öffentlichem Erschrecken geführt. Allgemein wird betont, dass Geschichtswissen Orientierungswissen und für das Funktionieren der Demokratie unerlässlich sei. Dennoch sind die finanziellen Mittel für die poli- tisch-historische Bildung ausgesprochen knapp. So kommt es bei den Debatten um die Gedenkkultur auch zu heftigen Verteilungskämpfen um Ressourcen, und zwar auf Bundesebene und den Länderebenen. Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat ein Gedenkstättenkonzept vorgelegt, zu dem die Landesbeauftragte Stellung nahm: „geförderte Erinnerungskultur dient dazu, dass sich die Nation auf die ge- meinsame Herkunft und auf die Traditionen verständigt, auf die sich das Gemeinwe- sen berufen will. Das Konzept nennt dazu den „otalitären Grundkonsens und das Bewusstsein ü den Wert der freiheitlichen “ Insofern unterliegt die staatlich geförderte und finanzierte Erinnerungskultur einer Zweckbindung. Den antitotalitären Konsens in der Gesellschaft zu festigen scheint mir nur dann mög- lich, wenn die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Kommunismus mitein- ander üwerden. Dazu gehört, den DDR-Kommunismus als Teil des sowjetischen Imperiums und des Weltkommunismus zu begreifen, um der Mär von der Harmlosigkeit des „“ in der DDR zu begegnen und die kommunistischen Verbrechen als solche einzuord- nen. Damit werden die Maßstäbe des unabdingbaren Vergleichs historiographisch korrekt zuüDamit wird es auch möglich, mit den ostmitteleuropäischen Ländern der ehemaligen kommunistischen Einflusssphäre in einen Dialog zu treten und eine europäische Erinnerungskultur zu “ Eine intensivere Zusammenarbeit der bisher getrennten Erinnerungskulturen böte neue Chancen, Kontinuitäten der Autoritätshörigkeit, der Fremdenangst, des Etatis- mus aufzuklären und zu bearbeiten. 7 BStU Im Zusammenhang mit dem Gedenkstättenkonzept wurde im letzten Jahr intensiv über die Zukunft der Behörde der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) diskutiert. Die Meinungen spannten sich von der sofortigen Abschaffung der Behörde und Überführung der MfS-Unterlagen in das Bundesarchiv bis zu dem Standpunkt, dass nicht absehbar sei, wann die Aufgaben der Behörde erledigt seien und daher eine Debatte über die Auflösung nur als Störmanöver der DDR-Apologeten zu werten sei. Hilfreich und beruhigend war letztlich das Wort der Bundeskanzlerin, die sich für einen langfristigen Bestand der BStU aussprach. (Spiegel 31.12.2007) Die Regierung des Freistaats Thüringen und die Landesbeauftragte sehen überein- stimmend, dass die BStU auf absehbare Zeit nicht entbehrlich sei. Zweifellos ist es notwendig, dass die Arbeit der Behörde in vielen Einzelaspekten substantiell
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