Bonn Verschenkt Ostdeutschland! Nationale Würdelosigkeit Kann Man Nicht Als Einen Außenpolitischen Erfolg Rühmen
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£>as tfiraßmWati Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Jahrgang 21 / Folge 48 2 Hamburg 13, Parkallee 84 / 28. November 1970 3 J 5524 C Bonn verschenkt Ostdeutschland! Nationale Würdelosigkeit kann man nicht als einen außenpolitischen Erfolg rühmen HAMBURG — Aus Anlaß der Veröffent• lichung des deutsch-polnischen Vertrages Brandts Bäume gab die Landsmannschaft Ostpreußen fol• gende Erklärung über Presse und Rundfunk: wachsen nicht Die Ostpreußen hatten bereits erkannt, daß die Vertretung ihres Landes und seiner in den Himmel... Menschen von der amtierenden Bundes• H. W. — Wie immer auch die nun angestreng• regierung verfassungswidrig und grundlos ten Verfahren ausgehen werden, in zunehmen• dem Maße verstärkt sich der Eindruck, daß der aufgekündigt wurde. Der Warschauer Ver• „Fall Geldner" als ein klassisches Schulmodell trag ist die empörende Bestätigung dieser der kommunistischen Provo-Agitation anzuse• Tatsache. hen ist. Allerdings, und das kann nach dem letzten Wahlsonntag gesagt werden, ist diese Oder und Neiße wurden für die Regie• „Bombe" ohne Wirkung geblieben. Dafür aber rung Staatsgrenze, damit Ostpreußen und hat sie mit Gewißheit dem bundesdeutschen Normalverbraucher einen Schock versetzt. Und ein Viertel Deutschlands zu Teilen Rußlands zwar hinsichtlich der hier zutage getretenen und Polens. Die betroffenen Menschen aber verwerflichen Taktik, die nicht einmal davor sind nicht mehr gleichberechtigte Staatsbür• zurückschreckte, das höchste parlamentarische ger. Ihre Vertreibung wird vielmehr ver• Amt — nämlich das des Bundestagspräsidenten — für ihre Zwecke zu mißbrauchen. traglich vollendet und im östlichen Deutsch• In Bayern jedoch — und ganz zweifelsohne land werden sie gnadenlos ihrem Schicksal war auf den Wahltermin gezielt — hat der Fall überlassen. Mit allen nüchternen Staats• Geldner nicht die Wirkung gehabt, die er nach bürgern muß jeder Ostpreuße das Wort dem Willen der Initiatoren hätte haben sollen. Die Christlich-Soziale Union hat nicht nur wie• vom unverzichtbaren Selbstbestimmungs• der die absolute Mehrheit im Parlament; sie recht aller Deutschen künftig als puren hat diesmal sogar 56 Prozent der abgegebenen Hohn verstehen, denn tatsächlich wurde Stimmen erhalten. Sicherlich sind bei der Ana• Polens nationaler Rassismus zum Zwing• lyse dieses Wahlergebnisses zahlreiche Fakto• ren zu berücksichtigen; man wird aber davon herrn der ostdeutschen Mitbürger gemacht. ausgehen können: die bayerische Bevölkerung hat den Fall Geldner als das erkannt, was er Mit beispiellosem Zynismus wird Frie• tatsächlich war, und sie hat derartigen Prakti• denssehnsucht politisch mißbraucht, eigene ken eine Abfuhr erteilt. Wenn die Freien Demo• Versicherungen von gestern zur Lüge ge• kraten durch das Wahlergebnis in Mittelfranken wieder in den Bayerischen Landtag gekommen stempelt und trotzdem soll Vertrauen be• sind, dann sicherlich nicht zuletzt deshalb, weil stehen. auch hier eine Stützungsaktion für Bonn das Verhalten von Wählern beeinflußte, die sonst Nur nationale Würdelosigkeit kann Po• die SPD gewählt hätten. Wieweit die in Hessen lens Verzicht auf weitere Gebietsansprüche generell gemachte Beobachtung, daß gerade in als schwer errungenen außenpolitischen Er• den Hochburgen des Linksradikalismus die FDP ihren höchsten Stimmenanteil erhielt, auch (oder folg rühmen, nachdem Schlesien, die öst• überhaupt) für Bayern zutrifft, wird erst eine liche Mark, Pommern und beide Preußen sehr genaue Analyse des Wahlergebnisses er• verschenkt wurden. möglichen. Ob die Sozialdemokraten ob solcher Josef Stalin saß unsichtbar mit am Warschauer Verhandlungstisch: Die Abtretung der Deut• Erfolge ihres Koalitionspartners sehr glücklich schen Ostgebiete an Polen, zu denen sich die Sieger des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 nicht be• sind, muß bezweifelt, zumindest aber unter ver• Reinhold Rehs reit fanden, wurde nun von der derzeitigen Bundesregierung Brandt/Scheel vorgenommen. Sta• schiedenen Gesichtspunkten gesehen werden. Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen lin erlebte einen späten Triumph. Foto dpa Was die bisher in den Bundesländern durch• geführten Landtagswahlen erkennen ließen, hat sich auch in Bayern fortgesetzt: eine Zunahme der Christdemokraten. Das ist ganz eindeutig und ist nicht wegzudeuteln. Diese Landtagswahl aber auf die nächste Bundestagswahl über• Der Polen-Vertrag erfordert Zweidrittel-Mehrheit tragen, zeigt unmißverständlich, daß die liberal- sozialistische Regierung Brandt heute schon Warschauer Abkommen widerspricht dem gesamtdeutschen Auftrag des Grundgesetzes nicht mehr mit der Mehrheit der bundesdeut• schen Wähler rechnen kann und im Jahre 1973 Der Vorsitzende der Studiengruppe für Politik Linie „die Westgrenze der Volksrepublik Polen hindern vermöchten, so enthält auch der geplante - wenn sie nicht solange halten sollte - abgelöst und Völkerrecht beim Bund der Vertriebenen, bildet". Die entsprechenden Formulierungen im deutsch-polnische Vertrag zumindest die De• werden wird. der eine Reihe international bekannter Staats• deutsch-polnischen Abkommen gehen im Ergeb• facto-Anerkennung des augenblicklichen Zu- Das Wahlergebnis in Bayern aber rechtfertigt und Völkerrechtler angehören, Rechtsanwalt nis noch darüber hinaus. Die Oder-Neiße-Linie standes und damit ein Präjudiz für die künftige vor allem den Schluß, daß die Heimatvertriebe• Reinhold Rehs, ehemaliger Präsident des Bun• wird also als Staatsgrenze im Sinne des Völker• Friedensregelung. Diese vorweggenommene nen sich nicht für die Bonner Koalitionsparteien des der Vertriebenen und früherer Bundestags• rechts gewertet. Die Bundesrepublik werde Selbstbindung der Bundesrepublik aber wider• entschieden haben, die noch wenige Tage vor abgeordneter, übergab der Presse auf Grund vor• heute und künftig von sich aus nichts unterneh• spricht der zwischen ihr und ihren westlichen der Wahl den deutsch-polnischen Vertrag auf angegangener Beratungen in der Studiengruppe men, um sie im Wege friedlicher gegenseitiger Hauptverbündeten durch Art. 7 des Deutsch• den Tisch legten. Wir gehen sicherlich nicht fehl folgende erste Stellungnahme zu der rechtlichen Verständigung zu ändern oder aufzuheben. land-Vertrages zwingend vereinbarten „gemein• in der Annahme, daß das Ergebnis für die Christ• Seite des geplanten Abkommens mit der Volks• Damit wird die mehrfache Teilung Deutsch• samen Politik", die auf ein ganz anderes Ziel lich-Soziale Union deshalb so imponierend aus• republik Polen: lands seitens der Bundesrepublik als endgültig gerichtet ist. gefallen ist, weil sich ihr Parteivorsitzender und — falls die geplanten Ostverträge vom Franz Josef Strauß eindeutig und klar gegen Ebenso wie im deutsch-sowjetrussischen Ver• Sie widerspricht auch dem gesamtdeutschen die Preisgabe deutscher Rechtstitel und gegen trag vom 12. August 1970 soll auch in dem ge• Bundespräsidenten ratifiziert werden sollten — Auftrag des Grundgesetzes. Ferner beeinträch• auch als rechtmäßig anerkannt. Selbst wenn man einen Verzicht auf weite Gebiete deutschen planten Abkommen zwischen der Bundesrepu• tigt sie den deutschen Gebietsstand, wie er dem Landes ausgesprochen hat. blik Deutschland und Polen der gegenseitige dieser Feststellung entgegenhalten könnte, daß Grundgesetz zugrunde liegt. Dieser Gebietsstand Gewaltverzicht mit einer Grenzregelung ver• die nach Art. 4 des Moskauer Vertrages auch ist derjenige des 31. Dezember 1937; denn aus Dabei ist das ganze Ausmaß dieses von der bunden werden. Im Moskauer Vertrag (Art. 3 gegenüber Polen geplanten vermeintlichen Ein• Art. 116 des Grundgesetzes ergibt sich, daß die Regierung BrandtScheel ausgesprochenen Ver• Abs. 2) wird festgestellt, daß die Oder-Neiße- schränkungen eine solche Rechtswirkung zu ver- Begriffe „im Gebiet des Deutschen Reiches nach zichtes noch nicht einmal richtig in das Bewußt• dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme sein der Bundesdeutschen eingedrungen. Es be• finden" (Abs. 1) und „seinen Wohnsitz in ginnt jetzt eine wirklich staatspolitische Auf• Deutschland nehmen" (Abs. 2 Satz 2) ein und gabe: der bundesdeutschen Bevölkerung auf• denselben geographischen Bereich meinen müs• zuzeigen, welcher Verzicht ohne Gegenleistung sen, wenn Ungleichheiten bei Anwendung die• von Bonn ausgesprochen wurde. Niemand be• Ostpreußen-Telegramm an CDU/CSU ser Vorschriften ausgeschlossen werden sollen. streitet die Notwendigkeit einer Aussöhnung Hinzuweisen ist auch darauf, daß durch den § 7 mit Polen. Das aber ist ein langwieriger Prozeß, dem keineswegs damit gedient wird, daß man „Deutschland muß vor diesem Verhängnis bewahrt bleiben" Abs. 1 des Staatsangehörigkeitsregelungsgeset- zes vom 22. Februar 1955 die Begriffe „Gebiet vor den Forderungen der kommunistischen Füh• des Deutschen Reiches nach dem Stand vom rung in Moskau und Warschau kapituliert. Bei Für die Landsmannschaft Ostpreußen haben scher Staatsbürger rechtlos gemacht und end• 31. Dezember 1937" und „Deutschland" aus• dem Ehrgeiz des Kanzlers und seines Außen• gültig der polnischen Willkür ausliefert, drücklich als gleichbedeutend erklärt worden ministers, im Osten eine „Bereinigung" — wie die Sprecher Reinhold Rehs, Joachim Frh. von sich zeigt, zur falschen Zeit und mit untauglichen Braun und Gerhard Prengel an die CDU/CSU- daß sie Völkerrechts, und menschenrechtswi• sind. Was für Art. 116 gilt, muß aber auch für Präambel und Art. 23 des Grundgesetzes gelten. Mitteln — herbeizuführen, müssen wir damit ßundestagsfraktion folgendes Telegramm gerich• drige Vertreibungen legalisiert und rechnen, daß weitere Schritte, etwa in Richtung tet: das deutsche Selbstbestimmungsrecht zur Der