Studien Zur Soziologie Und Politikwissenschaft
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Studien zur Soziologie und Politikwissenschaft Herausgegeben von: Ilse Dröge-Modelmog, Gerhard Kraiker, Stefan Müller-Doohm Die editorischen Absichten des Publikationsprogramms orientieren sich an der Tradition einer historisch kritischen Gesellschaftstheorie sowie metho- disch reflektierten Sozialforschung. Die sozialwissenschaftlichen Voraussetzungen für Erkenntnisse über den Zustand und die Zukunft moderner Gesellschaften sind nach Auffassung der Herausgeber − historische Analysen über die Geschichtlichkeit sozio-ökonomischer, poli- tischer und kultureller Verhältnisse sowie kollektiver Weltbilder, − empirische Analysen über reale Arbeits- und Lebensbedingungen, − theoretisch-begriffliche Analysen sozialen Handelns. In der Reihe sollen Texte zu unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Posi- tionen, kontroverse Interpretationsversuche und Studien mit neuen methodi- schen Untersuchungsverfahren erscheinen. Ekkehard Darge Korruption in der Bundespolitik Deutschlands Fälle und Bekämpfungsstrategien BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Oldenburg, 2009 Verlag / Druck / Vertrieb BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Postfach 2541 26015 Oldenburg E-Mail: [email protected] Internet: www.bis-verlag.de ISBN 978-3-8142-2079-6 Inhalt Vorworte 9 1 Einleitung 10 1.1 Korruption und die Folgen 11 1.2 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit 13 1.3 Forschungsmethodik 17 1.4 Übersicht über den Stand der Forschung 21 2 Wie lässt sich das Phänomen Korruption begreifen? 27 2.1 Was ist Korruption? 27 2.2 Korruption aus ethischer Sicht: Verhaltensweisen im Widerstreit von Wertesystemen 36 3 Politische Korruption auf Bundesebene – Schlaglichter von damals und heute 51 3.1 Die Deutschen und ihre Hauptstadtfrage 51 3.2 Parlamentarier im Fokus 53 3.3 Ein Minister und ein Staatssekretär unter Korruptionsverdacht: Möllemann, Pfahls und die Waffengeschäfte nach Saudi-Arabien 59 3.4 Netzwerk der Bestechungen: Die Flick-Affäre 61 3.5 Ein verwickelter Kanzler: Helmut Kohl und die Parteispenden-Affäre 69 3.6 Relevanz politischer Korruption in der Bundesrepublik von heute 75 3.7 Erste Schlussfolgerungen aus den Korruptionsvorgängen und den Expert/innenbeurteilungen 78 4 Korruptionsbekämpfung per Gesetz: Bisherige und aktuelle Maßnahmen 83 4.1 Korruptionsbekämpfung: Eine Einführung 83 4.2 Übersicht: Bisherige Aktivitäten zur Korruptionsbekämpfung auf Bundesebene 85 4.3 Die Odyssee des Straftatbestandes der Abgeordnetenbestechung 90 4.4 Die rechtliche Stellung und die Diäten des politischen Personals 100 4.5 Im Fokus: Die Verhaltensregeln für Mitglieder des Deutschen Bundestages 104 4.6 Das Parteiengesetz: Eine dauerhafte Reformbaustelle 119 4.7 Informationsfreiheitsgesetz: Das Recht des Bürgers auf Akteneinsicht 122 4.8 Effektivität der Mittel zur Korruptionsbekämpfung 123 5 Wer kontrolliert die Kontrolleure? Akteure und Institutionen der Korruptionsbekämpfung 127 5.1 Einfluss, Macht und Korruptionsbekämpfung 127 5.2 Kontrolle in der Einflusssphäre des Parlaments 129 5.3 Die Exekutive am Werk 136 5.4 Die Judikative 144 5.5 Vierte Kraft im Staat: Die Schlüsselrolle der Medien 146 5.6 Aufstand der Zivilgesellschaft oder Dornröschenschlaf? 148 5.7 Was geht uns Korruption an? Die Parteien in der Sonderrolle 152 5.8 Die Wirtschaft und ihre Lobby 154 6 Auswege aus der Korruptionsfalle: Welche Formen der Korruptionsbekämpfung erscheinen für die Zukunft sinnvoll? 161 6.1 Dilemmata bei der Korruptionsbekämpfung – Lösungen in Sicht? 161 6 6.2 Grundprinzipien zukünftiger Korruptionsbekämpfung 167 6.3 Politische Korruption auf Bundesebene und ihre Bekämpfung: 45 Thesen und Schlussfolgerungen 171 7 Anhang 1 189 7.1 Literatur- und Internet-Quellen 189 7.2 Gesetze, Richtlinien, Geschäftsordnung und Bundestags- Drucksachen 206 8 Anhang 2 211 8.1 Beratervertrag zwischen Leo Kirch und Helmut Kohl 211 8.2 Hauptbeweisstück in der Flick-Affäre: Die Diehl-Liste 214 9 Abkürzungsverzeichnis 219 Anhang 3 (Einlage) Gesellschaftliches Netzwerk der Kontrolle politischer Korruption auf Bundesebene 223 7 Vorwort des Herausgebers Gesellschaften und Staaten neigen dazu, ihr Idealbild, das mit der Verfassung umrissen ist, für das Realbild darzubieten. Vor allem die Machtträger reproduzieren fortwährend das Idealbild, während kritische Journalisten und Wissenschaftler auf dem Realbild insistieren. Das gilt vornehmlich für ein Phänomen wie die Korruption, deren Vorhandensein Zweifel an der moralischen Integrität staatlicher Institutionen bzw. ihrer Träger aufkommen lässt. Schon bei Montesquieu ist die Korruption in diesem Sinne thematisiert. Von den politischen Systemen sah er die Monarchie noch am besten gegen sie gewappnet, weil in ihr das Leitprinzip Ehre entgegensteht. Die westlichen Demokratien haben sich lange des Themas für sich selbst entledigt, indem sie Korruption für eine Erscheinung noch in Entwicklung begriffener Staaten erklärten. Wo sich Falschspieler noch erfolgreich in der Politik präsentieren können, wie in Lateinamerika, oder wo sich noch Stammes- bzw. Familien- beziehungen zu klientilistischen Systemen verdichten, wie in Afrika oder in arabischen bzw. Balkanstaaten, ja, da ist Korruption eine Regelerscheinung, jedoch in entwickelten rechtsstaatlichen Demokratien gilt sie als Einzeler- scheinung von überall anzutreffenden schwachen Charakteren. Obwohl es höchste Zeit ist, dieses Zuordnungsbild von Korruption zu korrigieren, zu- nächst mit der Annahme, dass auch rechtsstaatliche Demokratien – vor allem in Verbindung mit dem kapitalistischen Eigennutzdenken – systemisch an- fällig für Korruption sind, sind die wissenschaftlichen Beiträge dazu knapp gehalten. Das mag an dem interdisziplinären Anspruch liegen, der sich an Korruptionsforschung stellt. Es sind Kenntnisse der Politikwissenschaft und Soziologie, der Rechts- und Wirtschaftswissenschaft dafür erforderlich, die selten in einem fertigen Wissenschaftlicher und noch seltener in einem Ab- solventen zur Verfügung stehen. Mit Ekkehard Darge hat sich solch ein Glückstreffer ergeben. Er hat die erforderlichen Kenntnisse entwickelt und das unumgängliche Engagement für ein noch weitgehend unbeackertes Feld aufgebracht, was im Ergebnis zu einem beachtlichen Beitrag zur Korruptionsforschung geführt hat, der einem breiten Publikum zugänglich gemacht zu werden verdient. Prof. Dr. Gerhard Kraiker Oldenburg, im Januar 2009 9 Vorwort des Verfassers Wenn im Bereich der Politik Fälle von Korruptionsverdacht bekannt werden oder sich verhärten, hinterlassen sie nur zu oft Kopfschütteln, Empörung, vielleicht Neid und eine Verunsicherung darüber, was denn „die da oben so treiben“. Um das schwer Fassbare einzuordnen, locken leicht Pauschalisie- rungen wie „alle Politiker sind korrupt“. Auch bleibt eine Hilflosigkeit zu- rück, wie mit solchen Verhaltensweisen umgegangen werden kann. Dieses Buch liefert Unterstützung für eine differenziertere Sicht auf das Thema und zeigt Wege zur Handhabung dieses Phänomens auf. Die Grundlage für dieses Buch wurde in den Jahren 2004/05 erarbeitet und für die nun vorliegende Ausgabe in Bezug auf die neue Gesetzgebung aktu- alisiert. Das Thema Korruption und ihre Bekämpfung hat an Präsenz, Brisanz und Dringlichkeit nichts verloren. So sind erhebliche Lücken in der Strafvor- schrift des Paragraphen gegen die Abgeordnetenbestechung (§ 108e StGB) immer noch nicht behoben worden, obwohl eine entsprechende Neufassung spätestens durch die im Jahr 2003 beschlossene UN-Konvention gegen Korruption längst hätte ratifiziert werden müssen. Mein Dank gilt Prof. Dr. Gerhard Kraiker und Prof. Dr. Eberhard Schmidt für ihre Begleitung bei der Entstehung dieser Arbeit und allen Interview- partner/innen, die für diese Untersuchung befragt wurden, namentlich Dr. Anke Martiny, Rainer Funke, Joachim Stünker, Dominik Meier, Hans Leyendecker und den befragten Mitarbeitern aus dem Bundestag und dem Bundesministerium für Justiz, sowie Prof. Dr. Gert Jannsen. Sie haben die explorative Datenbasis dieser Arbeit erst entstehen lassen. Besonderer Dank geht an die Geschäftsstelle von Transparency Deutschland, insbesondere Dagmar Schröder für Rat und informative Unterstützung sowie an die Mitglieder der Transparency-AG "Korruption in der Politik". Den Mitarbeiterinnen des Bundestagsarchiv Frau Jungklaus und Frau Johann danke ich für ihre hilfreiche Unterstützung bei den Archivrecherchen. Allen Mitarbeiterinnen des BIS-Verlags und der Druckstufe sei ferner für ihre Bemühungen zur Entstehung dieser Auflage gedankt. Zudem danke ich meiner Familie und allen Freunden für ihre Unterstützung bei der Entstehung dieses Buches, insbesondere Käthe Nebel. Ekkehard Darge Oldenburg, im Mai 2009 10 1 Einleitung 1.1 Korruption und die Folgen In aufgedeckten Skandalen der Tagespresse stehen immer wieder Politiker, in jüngerer Zeit auch Politikerinnen1, im Fokus der Öffentlichkeit, die in der einen oder anderen Weise unter Korruptionsverdacht geraten sind. Dies löst den Unmut der Bevölkerung aus und hinterlässt den Eindruck, dass Politiker/innen alle „Dreck am Stecken haben“ oder zumindest viele von ihnen unerwünschten oder auch unerlaubten Verlockungen ihres Amtes oder Mandats erliegen. Umfrageinstitute stellen zahlreiche Studien vor, die belegen, dass Korruption in Deutschland sehr deutlich als Problem wahrgenommen wird. Korruption wurde in einer Rangfolge unter den 18 größten Sorgen einem Spitzenplatz zugeordnet, so dimap2 (1996, zitiert nach Scheuch, 2003). Aller- dings gaben auch 50% der Befragten an, selbst bereit zu sein, Schmiergelder zu zahlen, wenn sie dadurch einen Vorteil erlangen könnten (Ockenfels, 1996).