Städte Und Ihre Märtyrer Der Kult Der Thebäischen Legion
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51 51 PARADOSIS Beiträge zur Geschichte der altchristlichen Literatur und Theologie Vor rund 1700 Jahren soll eine ganze römische Legion Soldaten beim heutigen Saint- Beat Näf Maurice – das nach dem Kommandanten Mauritius benannt ist – für ihre christliche Überzeugung getötet worden sein. Diese Legende ist im ausgehenden 4. Jahrhundert ent- standen. Heilige der Thebäischen Legion sind Patrone zahlreicher Kirchen und Städte. Historisch gesehen zeugt die Legende unter anderem von der Ausbreitung des Christentums, des Mönchtums sowie der in der Spätantike einsetzenden christlichen Bautätigkeit. Die Kultur der Märtyrerverehrung hat während vielen Jahrhunderten kollek- Städte und ihre Märtyrer tive Sinnstiftung geleistet und tut es noch immer: Geschichtliche Kontingenzen und ihre emotionalen Auswirkungen werden dabei auf ein die Zeiten überdauerndes Netzwerk von Beat Näf Der Kult der Thebäischen Legion Orten und Erzählungen bezogen: ein ritualisiertes Tun, das sowohl religiöse und wis- senschaftliche wie ebenso allgemein geläufige kulturelle Praktiken und Techniken anwen- det. Was Macht und Ohnmacht der Märtyrer ausmacht, kommt dadurch in erstaunlich sta- bilen Formen immer wieder neu zur Wirkung. Städte und ihre Märtyrer Der Kult der Thebäischen Legion ISBN 978-3-7278-1694-9 Academic Press Fribourg PARADOSIS Academic Press Fribourg Beat Näf Städte und ihre Märtyrer Der Kult der Thebäischen Legion PARADOSIS 51 Beiträge zur Geschichte der altchristlichen Literatur und Theologie BEGRÜNDET VON OTHMAR PERLER Herausgegeben von Franz Mali / Beat Näf / Gregor Emmenegger Beat Näf Städte und ihre Märtyrer Der Kult der Thebäischen Legion Academic Press Fribourg Umschlaggestaltung: Grafix-Fribourg Veröffentlicht mit Unterstützung des Hochschulrates der Universität Freiburg Schweiz Die Druckvorlagen der Textseiten wurden von den Herausgebern als PDF-Dateien zur Verfügung gestellt. © 2011 by Academic Press Fribourg ISBN 978-3-7278-1694-9 ISSN 1422-4402 (Paradosis Fribg.) Klappentext Vor rund 1700 Jahren soll eine ganze römische Legion Soldaten beim heutigen Saint- Maurice – das nach dem Kommandanten Mauritius benannt ist – für ihre christli- che Überzeugung getötet worden sein. Diese Legende ist im ausgehenden 4. Jahrhun- dert entstanden. Heilige der ebäischen Legion sind Patrone zahlreicher Kirchen und Städte. Historisch gesehen zeugt die Legende unter anderem von der Ausbreitung des Christentums, des Mönchtums sowie der in der Spätantike einsetzenden christlichen Bautätigkeit. Die Kultur der Märtyrerverehrung hat während vielen Jahrhunderten kol- lektive Sinnstiung geleistet und tut es noch immer: Geschichtliche Kontingenzen und ihre emotionalen Auswirkungen werden dabei auf ein die Zeiten überdauerndes Netz- werk von Orten und Erzählungen bezogen: ein ritualisiertes Tun, das sowohl religiöse und wissenschaliche wie ebenso allgemein geläufige kulturelle Praktiken und Techni- ken anwendet. Was Macht und Ohnmacht der Märtyrer ausmacht, kommt dadurch in erstaunlich stabilen Formen immer wieder neu zur Wirkung. Vorwort Die Reihe Paradosis wurde von Othmar Perler 1947 gegründet. Bis 1978 leitete er die Sammlung und gab fünfundzwanzig Bände heraus. Die Grundausrichtung der Reihe formulierte er 1947 folgendermassen: „Vorliegende Sammlung will Untersuchungen aus dem Gebiete der altchristlichen Litera- tur und eologie unter dem Namen Paradosis vereinen. Der griechische, in der frühesten theologischen Terminologie gut beheimatete Titel wurde gewählt, um verschiedensprachi- gen Arbeiten Aufnahme gewähren zu können … Er offenbart auch eine grundsätzliche Haltung und ein Programm. Christliche eologie wurzelt wesensgemäss in der Vergan- genheit. Nur in der lebendigen Verbundenheit mit ihr kann sie sich fortentwickeln. Jede auch noch so bescheidene Klärung der Überlieferung und ihrer Quellen ist daher Beitrag an die eologie der Gegenwart.“ Ab 1980 übernahmen Dirk van Damme, Christoph von Schönborn und Otto Werme- linger die Herausgeberscha gemeinsam. Nach der Ernennung Christophs von Schön- born zum Weihbischof in Wien 1991 und dem Tod Dirk van Dammes 1997 leitete Otto Wermelinger die Paradosis alleine. Vor seiner Emeritierung 2009 konnte er als vorläu- figen Abschluss den fünfzigsten Band der Reihe vorlegen. Gregor Emmenegger und Franz Mali, beide Kirchenhistoriker und Patristiker an der Universität Freiburg Schweiz sowie der Historiker Beat Näf (Universität Zürich) setzen das Unternehmen als Herausgeber fort. Die Reihe ist weiterhin offen für deut- sche, englische und französische Beiträge und behält ihren Fokus bei Alter Kirchenge- schichte, Patristik und eologie; gleichfalls bietet sie Platz für wissenschaliche Publi- kationen der Alten Geschichte mit ihrer Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte, sofern die behandelten emen für die Geschichte des Christentums und seiner altchristli- chen eologie und Literatur von Bedeutung sind. Freiburg Schweiz, am 9. März 2011, dem Fest der 40 Märtyrer von Sebaste Die Herausgeber Inhaltsverzeichnis Vorwort I. Die ebäische Legion. Geschichte, Kult und Legende 1. Umstrittenheit der Märtyrerverehrung . 2. LegendeundGeschichte ....................... 3. Bischöfe als Urheber der Legende? . 4. Elemente des Kults . 5. Imperium Romanum und Christianisierung . 6. Märtyrer................................ 7. Heilstopographien . 8. Märtyrerverehrung und ihre Techniken . 9. Militia, Soldatenheilige, Soldatenmärtyrer . II. Jerusalem und die Wurzeln der Märtyrerverehrung 1. Konstantin und die Grabeskirche . 2. Jerusalem als Pilgerziel . 3. Jerusalem und der Erzmärtyrer Stephanus . III. Umprägungen des traditionellen Totenkults und Entfaltung der (Solda- ten-)Märtyrerverehrung in Afrika und im griechischen Osten 1. Heidnische Wurzeln des christlichen Märtyrerkultes? . 2. Besonderheiten des christlichen Totenkults . 3. DonatistenundihreMärtyrer . 4. Das wiedergefundene Kreuz Christi . 5. Die Umbettung der Gebeine des Babylas . 6. Wirkungen der Religionspolitik Julians . 7. Basileios und Gregor von Nyssa . 8. DerMenaskult ............................ 9. Johannes Chrysostomos und die Märtyrerverehrung in Antiochia undKonstantinopel .......................... 10. Beziehungen zwischen Osten und Westen . INHALTSVERZEICHNIS IV. Rom, Romidee und die Verehrung von Soldatenmärtyrern 1. Roms Wandel und Ambiguität . 2. Das Martyrium der Apostel, der Triumph des Christentums und ihre Bedeutung für Damasus und Ambrosius . 3. Die ebäische Legion und ihre militia Christi . 4. Konstantinische Wurzeln? . 5. Darstellung einer Enthauptung von Märtyrern . 6. Roms Legionäre und die Militärdisziplin . V. Ambrosius, die Mailänder Kirchen und der Triumph der Märtyrer 1. Ambrosius und sein Wirken . 2. Märtyrer und ihre Bedeutung: Victor, Nabor und Felix – Gervasius und Protasius . 3. Basilica Apostolorum und S. Simpliciano . 4. Asketische Gemeinschaen und Martyrien . 5. Reliquienkult, militia Christi und Heiligenleben . VI. Die Bischöfe Maximus von Turin und Vigilius von Trento (Trient): Märtyrer und Mission VII. Märtyrer als städtische Patrone VIII. Ein Ort für ein Kloster: Acaunus / St-Maurice, eodor von Octodurus, Eucherius und die Legenden vom Martyrium der ebäischen Legion 1. Bagauden ............................... 2. Die ebäische Legion . 3. Schändliche und heilbringende Opfer . 4. Ein Ort für ein Kloster und das Vorbild Ägyptens . 5. Wunder . IX. Saint-Maurice und die ebäerstädte 1. Impulse für die Ausbreitung der ebäerverehrung . 2. Heiligen- und Reliquienkult: Bischöfe, Herrscher, Klöster, Städte . 3. Germanus von Auxerre . 4. Gregor von Tours – Venantius Fortunatus . 5. ebäer in Köln . 6. ebäer in Genf, Solothurn und weiteren auf dem Gebiet der heuti- gen Schweiz gelegenen Städten mit Wurzeln in spätrömischer Zeit 7. Xanten, Bonn, Trier – ebäer im Rhein-, Maas- und Moselland . 8. Italien und seine ebäer . INHALTSVERZEICHNIS 9. Die Gestaltung sakraler Topographien . X. Märtyrerkult und die Welt von Wissenscha und Bildung 1. Das humanistische Paradigma und die ersten Editionen der Passio 2. Historische Rekonstruktionen und konfessionelle Einflüsse . 3. Eine neue Textedition und der Streit um die Historizität als Folge konfessioneller und aulärerischer Kritik . 4. Positivismus und Historismus . 5. Spezialisierung und Ausdifferenzierung der wissenschalichen Dis- ziplinen und ihre Folgen . 6. Möglichkeiten unserer Zeit: multi- und transdisziplinäre Forschung – Kultur- und Wissenschasgeschichte . 7. Überlegungen zur gesellschalichen Funktion der Beschäigung mit Zeugnissen des Märtyrerkults – ein Ausblick . Abbildungsnachweise Bibliographie Quellen (Auswahl) und Abkürzungen . Literatur . Index (Auswahl) Kapitel I. Die ebäische Legion Geschichte, Kult und Legende Beim heutigen Saint-Maurice im Wallis soll zur Zeit der letzten grossen Christenver- folgungen in einer blutigen Massenhinrichtung eine ganze römische Legion christli- cher Soldaten ausgelöscht worden sein. Was die alten Legenden berichten, kann man vielleicht folgendermassen in heutige Worte fassen: Der Straefehl des römischen Im- perators Maximian, des westlichen Kollegen Diokletians, die ihre Macht freilich ei- ner Usurpation verdankten, ordnete die Dezimierung einer Truppe an, die zwar ihre militärische Pflicht respektierte, aber es doch gewagt hatte, kaiserliche Befehle nicht zu befolgen, weil die Legionäre überzeugt waren, dass diese in krasser Weise höheres Recht missachteten. Die aus der ägyptischen ebais stammenden und im dortigen Zentrum des Mönchtums mit dem Christentum vertraut gewordenen Soldaten stellten das Gesetz