www.roteanneliese.ch NR. 245 | JULI 2018 | FR. 6.–

Seit 1973 Die kritische Stimme des Oberwallis

Fazit WNF Depressionen bei Im Interview blickt SP-Gemeinderat Bern­ hard Imhof auf das Debakel mit dem World Nature Forum zurück und erklärt, wieso Jugendlichen dank einer Beschwerde der Blitzkrieg er- Die Zahl der an Depressionen erkrankten Jugendlichen folgreich gestoppt werden konnte. › Seite 9 steigt weltweit an. Interview und Erfahrungsbericht. › Seite 4-6

KlimaSeniorinnen klagen an! Die KlimaSeniorinnen informieren die Presse über ihre Klage gegen den Bundesrat, mit ungenügenden Mass­ nahmen gegen die Klimaerwärmung vorzugehen und so ihre Gesundheit zu gefährden. › Seite 10-11 1918:

RRO und Mengis Generalstreik Die Mengis Gruppe hat die Aktienmehrheit in Brig vom Lokalradio RRO gekauft. Was heisst das für die Medienlandschaft im Oberwal- lis? Und wie genau spielte sich der Verkauf ab? Die Antworten dazu auf… › Seite 21

Postauto Wallis Vor 100 Jahren kämpften die Arbeiterinnen und Arbeiter für SP-Grossrätin Doris Schmidhalter-Näfen eine soziale und moderne Schweiz. Auch im Bahnhof Brig. Ein hat ein Postulat eingereicht. Sie fordert unter anderem eine Erhöhung der Löhne politisches Erdbeben, das die Schweiz veränderte. Frank Garbely um zehn Prozent. › Seite 22 erzählt ein Stück verdrängter Walliser Geschichte. › Seite 12-14

Für Jürg Stahl waren die Gegnerinnen und Gegner von Sion 2026 «Mörder». Olympia Politik und Medien machten wider- rechtlich mit öffentlichen Geldern Erdbeben Stimmung für ein JA. Das Nein setzte sich durch. Ein politisches Erdbeben, im Wallis das verdrängt wird. › Seite 20 2 folglichinhaltlich NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 kritischpolitisch 3

– SEIT 1973 – Gesundheitspolitik: IMPRESSUM Editorial Inhalt lokalsozial Krankenkassenprämien AUSGABE Depressionen bei Jugendlichen Juli 2018, RA 245 4-6 konstruktivinformativ AUFLAGE werden so weiter explodieren Exit – Selbstbestimmter Tod 1’500 Exemplare 7

kritischpolitisch HERAUSGEBER Die Schweiz gibt pro Kopf der Bevölkerung 10’000 Franken für das Gesundheitswesen aus. Das Ober- Autobahn Verein Rote Anneliese 8 walliser Gesundheitswesen beansprucht pro Jahr rund 800 Millionen Franken. Viele Familien wissen Postfach 441 reichlichwirtschaftlich nicht mehr, wie sie die ständig steigenden Prämien bezahlen sollen. Und dies, weil die Kosten explodie- 3900 Brig-Glis Silvia Eyer: Redaktorin der Roten Anneliese. World Nature Forum – Das Fazit ren und weil der Kanton in den letzten Jahren die Subventionen zusammengestrichen hat. RA 9 VERANTWORTLICHER kritischpolitisch Reinhard Jossen Liebe Leserinnen und Leser Elisabeth Joris – KlimaSeniorinnen 10-11 INTERNET eben der Gesundheitspolitik steht das Thema s braucht eine neue Gesund- www.roteanneliese.ch Depressionen bei Jugendlichen im Mittelpunkt. wirklichgeschichtlich heitspolitik mit vier Standbei- Es ist ein Thema, welches heute durch Leistungs- Frank Garbely – Generalstreik Teil 1 nen. Erstens müssen wir ein N 12-14 E FACEBOOK druck in der Schule oder beim Berufseinstieg, in der Spital der nächsten Generation bau- konstruktivinformativ facebook.com/rote.anneliese Gesellschaft oder durch den Druck in sozialen Medien en. Und kein Occasion-Spital. Zwei- aktueller ist denn je. Im Interview klären der Klinikleiter German Eyer – Baudemo Zürich tens braucht das Oberwallis eine KONTAKT 15 sowie die Chefärztin des Psychiatriezentrums Oberwallis eigene Einheitskasse-Krankenkasse, Telefon 027 923 63 89 reichlichwirtschaftlich auf. Auf der dritten Seite zu diesem Thema findet ihr ei- damit wir nicht länger andere Re- Besser zu erreichen unter: Lonza [email protected] nen Erfahrungsbericht von einer jungen Frau. Sie erzählt 16-17 gionen querfinanzieren. Drittens aus ihrem Leben und von ihrem Leiden. müssen die Krankenkassenprämi- kritischpolitisch Ebenfalls zum Thema Gesundheit gehört der Beitrag en schweizweit so sozial- und re- REDAKTION Gilbert Truffer – Steuerreform Silvia Eyer über die Organisation Exit. Der Verein hat sich im Laufe 18 gionalverträglich finanziert werden

der Jahre gegen den Missmut von Behörden und der kritischpolitisch wie die AHV. Und viertens brauchen MITWIRKENDE Kirche durchgesetzt. Heute zählt die Organisation mehr Tamara Funiciello – JUSO 99%-Initiative wir intelligente Globalbudgets der German Eyer, Frank Garbely, Mitglieder als die CVP Schweiz. Der Beitrag dazu gibt es 19 nächsten Generation. Elisabeth Joris, Jonas Jossen, auf Seite 7. kritischpolitisch Der Chefredaktor des Walliser So sah das Siegerprojekt aus, bevor es in der Logik von Maurice Tornay kastriert wurde. Hintenrum Daniela Kämpfen,­ Stephan Wenige Gebiete leiden mehr unter der Klimaerwär- Rückblick auf Olympia-Abstimmung Boten befürchtet, dass die auch in werden jetzt die Zimmer renoviert, um eine zukunftsgerichtete Lösung zu verhindern. Niklaus, Christian Schnidrig, mung als das Wallis. Die Gletscher schmelzen wie der 20 diesem Herbst weiter steigenden ­Gilbert Truffer, Brigitte Wolf Schnee vom letzten Winter. Elisabeth Joris gehört zu jenen reichlichwirtschaftlich Krankenkassenprämien Luft unter LAYOUT mutigen KlimaSeniorinnen, die den Bund einklagen. Sie Übernahme RRO durch Mengis Gruppe die Flügel der Initiative der SP für Entsprechend sind die Resultate: Das hen Baulöwen über diese Beute her- • Die Verwaltung wird ausquartiert, 21 Martina Studer berichtet für uns auf den Seiten 10 und 11. Einheitskassen bedeutet. Wir hof- heute verlotterte Glacier du Rhô- machen. Ob das zu guten Resultaten obwohl nichts wichtiger wäre und 1918 fand der Landesstreik statt. Mit acht goldrich- kritischpolitisch fen es und befürchten, dass weitere ne war einst eine Perle des alpinen führt, wagen wir zu bezweifeln. ist, als der direkte Kontakt zwischen KARIKATUR tigen Forderungen, wie der Schaffung der AHV und der Postulat Postauto Wallis tiefgreifende Reformen weiter auf Tourismus. Letzten Sommer zählte Als einzige Partei forderte die SP- Ärzten, Pflegenden, Handwerkern 22 Felix Grundhöfer Einführung des Frauenstimmrechts. Im Wallis verfolgte sich warten lassen. Und beginnen es nur noch 500 Übernachtungen. Oberwallis von Beginn der Diskus- und der Verwaltung. Der informelle die Justiz Karl Dellberg und seine Genossen. Frank kritischpolitisch deshalb mit einer Serie zu diesem Schlicht und einfach, weil viele Zim- sionen an ein neues Spital für das tägliche Kontakt optimiert die admi- ADMINISTRATION Garbely erzählt in dieser Nummer die Geschichte des Brigitte Wolf – Gefahrenguttransporte Thema. Weil sich in Bern und Sitten mer wegen Brandschutzgefahr gar Oberwallis. Kostenpunkt 200 Millio- nistrativen Abläufe und die Pflege. 23 Martina Studer Landesstreiks im Wallis. zu wenig bewegt. Trotz SP-Bundesrat nicht gebraucht werden dürfen. nen Franken. Alle anderen Parteien • Die Operationssäle werden zusam- konstruktivinformativ Die Gewerkschaft Unia rief im Juni zur grossen und SP-Staatsrätin. Immer, wenn das Wallis nicht waren anderer Meinung. Das beste- mengestaucht. DRUCK Baudemo in Zürich auf. Rund 200 Bauarbeiter aus dem Stephan Niklaus – Didier Eribon mehr weiter weiss, schafft es einen hende Spital sollte umgebaut und s+z:gutzumdruck 24-25 Oberwallis folgten diesem Aufruf und demonstrierten Plötzlich ein Fonds. Inzwischen haben wir 50 durch einen Neubau ergänzt werden. Dies alles sind massive Ver- 3902 Brig-Glis konstruktivinformativ lautstark gegen den drohenden Kahlschlag im Baugewer- 500-Millionen-Fonds Fonds. Fonds wirken wie Schlafta- Die Realisierung des Siegerprojekts, schlechterungen und keine Verbes- Christian Schnidrig – Digitalisierung be. German Eyer berichtet auf Seite 15. 26 Das Wallis kennt seit Jahr und Tag bletten. Je mehr man nimmt, desto das faktisch einen Neubau vorsieht, serungen. Trotzdem wird das so ver-

Wo Rauch ist, Auf der Seite 19 findet ihr einen externen Beitrag von konstruktivinformativ eine unsinnige doppelte Schulden- würde 209 Millionen Franken kosten. schlechterte Spital in der Endabrech- da ist auch Feuer! Tamara Funiciello, Präsidentin der JUSO Schweiz. Darin Ein anderer Blickwinkel & Buchtipp bremse. Das Resultat: Die Bauten, die «Geld für alles, Dazu kämen noch die Kosten für das nung wieder 200 Millionen kosten. geht es um die 99%-Initiative für Gerechtigkeit und eine 27 der Kanton Wallis besitzt oder mietet, Parkhaus in der Höhe von etwa 15 Mil- Weil Kostenüberschreitungen bei der Haben Sie etwas gehört echte Demokratie. Mit der beigelegten Unterschriftenkar- dickeeier sind verlottert. Dies gibt inzwischen nur nicht für ein lionen Franken. Jetzt hat man das gute Sanierung von Altbauten so sicher oder gesehen? Melden Sie te könnt ihr die Initiative unterstützen. Oberwalliser Männerstuben selbst der Staatsrat zu. Maurice Tor- Projekt nach alter Manier kastriert. sind wie das Amen in der Kirche. Der sich bei uns: Die Postchauffeure sind auch im Oberwallis stocksau- und andere dicke Eier nay hat uns einen Rosthaufen hin- neues Spital» Grund: Das heutige Spital Brig wurde er. Sie wollen seit Jahr und Tag mehr Lohn und bessere 28-29 terlassen. • Die zu kleinen Zimmer im jetzigen im Jahr 1978 eröffnet. Mitglieder der Arbeitsbedingungen. Stattdessen haben die Boni-Pöstler aktuellkulturell Ein Beispiel für die bisherige Lot- weniger nimmt man wahr. In einer Bau, die über eine Nasszelle verfü- damaligen Baukommission waren 400’000 Rechnungen gefälscht. Doris Schmidhalter-Näfen Filmgespräch, Agenda und terpolitik des Staates ist das ehema- einzigen Lesung und ohne grosse gen, werden nicht vergrössert, son- Erich Kronig, Walter Escher und Wer- zeigt den Weg aus dem Schlamassel auf. Veranstal­ tungen­ lige Seiler Hotel Glacier du Rhône Diskussion verabschiedet der Gro- dern nur einer Pinsel-Renovation ner Bodenmann. Es braucht die Rote Annelies mehr denn je. Denn 30-31 in Gletsch. Zuerst war alt-Staatsrat sser Rat einen 500 Millionen Bau- unterzogen. Diese ist bereits im Man kann diese Flächen für alles neu kennt das Oberwallis eine Medienkonzentration in wissenswert Wilhelm Schnyder Verwaltungsrat. fonds, der sich einen Dreck um die Gang. brauchen nur nicht für ein Spital, aus­ [email protected] Informationen werden vertraulich behandelt. der Mengis Gruppe. Wir gewinnen laufend wieder neue Wussten Sie schon, dass…? Jetzt ist alt-Staatsrat Jean-René Four- doppelte Schuldenbremse kümmern • Weiterhin sollen und müssen die An- ser man räumt das ganze Spital – wie 32 Abonnenten. Dank euch liebe Leserinnen und Leser.… n nier sogar Verwaltungsratspräsident. muss. Jetzt werden sich die staatna- gestellten ohne Tageslicht arbeiten. im Siegerprojekt vorgesehen – aus. n 4 lokalsozial NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 lokalsozial 5

Immer mehr Jugendliche werden F. Walter: Depressive Reaktionen wegen Depressionen behandelt können durch das Zusammentreffen von mehreren Ereignissen entstehen, die im Jugendalter einfach schwer zu ertragen sind. Schlechte Schulnoten, Mädchen sind Streit Zuhause oder mit den Freun- den. Eine ausgewachsene Depressi- on sollte man aber auf jeden Fall von gefährdeter als Jungs einer Fachperson behandeln lassen.

J. Huber: Unbedingt, denn eine un- Brig | Weltweit steigt die Zahl der an Depressionen erkrankten Jugendlichen. behandelte Depression ist auch mit Auch im Psychiatriezentrum Oberwallis PZO hat die Zahl der Jugendlichen, die Felix Walter, Klinikleiter Psychiatriezentrum Oberwallis, und erheblichen Risiken verbunden. Das

wegen einer Depression in Behandlung sind, zugenommen. Silvia Eyer Josette Huber, Chefärztin Kinder- und Jugendpsychiatrie, im Risiko sich zu suizidieren ist um das Gespräch. 7- bis 20-fache erhöht.

Bei rund der Hälfte der betroffenen mmer mehr Menschen leiden an lie, dem Freundeskreis, der Schule Sind Mädchen also einfach sensibler existenzielle Sorgen. Heute definiert Prozent der Jugendlichen kommen Jugendlichen kehrt die Krankheit im Depressionen. Besonders tragisch oder den Hobbys. Oft kommen bei als Jungs? sich Leistung einfach anders. Drogen- oder Alkoholmissbrauch Erwachsenenalter zurück. Wieso ist Iist das bei Jugendlichen. Denn der Depression noch psychosoma- J. Huber: Mädchen sind anfälliger hinzu. Essstörungen kommen vor die Prognose so ernüchternd? die Jugend ist eine Lebensphase mit tische Beschwerden hinzu wie Kopf- für depressive Erkrankungen. Das J. Huber: Heute haben Familien im allem bei Mädchen vor. Nicht zu F. Walter: Weil es strukturelle Defizite wichtigen körperlichen, emotionalen oder Bauchschmerzen, Schlaf- und liegt auch an ihrer Sozialisierung. Gegensatz zu früher meist nur noch vergessen sind auch die nicht oder gibt. Man darf nicht vergessen, dass und sozialen Entwicklungsschritten. Appetitstörungen. Dann sollte man Mädchen haben oft einen geringe- ein oder zwei Kinder. Die meisten ge- ungenügend behandelten ADHS- vieles von dem, was wir uns bei der Wie sieht die Situation im Oberwallis genauer hinschauen und sich von ren Selbstwert als Jungs. Sie zweifeln ben sich grosse Mühe, alles richtig zu Erkrankungen, was auch zu Depres- Therapie wünschen, nicht eingehal- aus? Was sind die Anzeichen einer einer Fachperson beraten lassen. eher an sich selber. Hinzu kommt, machen. Manche sehen ihre Kinder sionen führen kann. ten wird. Dann ist die Therapie wie Depression? Und wie können die dass sich Mädchen oder Frauen eher fast schon als Projekte an. Schicken ein Narbengewebe. Das kann immer Eltern reagieren? Felix Walter, Klinik­ Gibt es äussere Umstände, die bei Hilfe suchen und sich in Behandlung sie in Privatschulen, fördern sie in Gibt es Unterschiede in der Behand­ mal wieder aufreissen. Es gibt aber leiter des PZO, und Josette Huber, Jugendlichen eine Depression auslö­ begeben. Dadurch wird die Diagnose ihrer Freizeit mit Frühenglisch oder lung von Depressionen bei Jugendli­ auch Faktoren, die in der Hirnstruk- Chefärztin für Kinder- und Jugend- sen können oder sind die Betroffenen bei ihnen häufiger gestellt. Jungs oder am besten noch Chinesisch. Das ist chen im Vergleich zu Erwachsenen? tur bedingt sind. Da geht es darum, Symbolbild: pixabay.com psychiatrie im PZO, stehen Rede und meist genetisch veranlagt? Männer wollen oder müssen oft noch aufgrund des vielfältigen Angebotes J. Huber: Vieles ist sehr ähnlich. Der mit den Patienten Frühwarnzeichen Antwort. F. Walter: Man muss das trennen. das Bild des starken Geschlechts auf- aber eher ein Problem in grossen Stellenwert und der Einbezug der zu erarbeiten, so dass sich der Pati- Es gibt Jugendliche, die aufgrund rechterhalten. Dieses stereotypische J. Huber: Das Wechselspiel von Gene- ten sprechen. Negative Kommentare Städten. Bei uns im Oberwallis hält Familie sind aber beim Jugendlichen ent frühestmöglich wieder therapeu- Schweizweit steigt die Zahl der an ihrer Herkunft eine deutliche gene- Bild ist leider immer noch stark in der tik, Belastungen und Schutzfaktoren bei Facebook können sehr verletzend sich dieser Förderwahn zum Glück viel grösser und gewichtiger. tische Hilfe suchen kann. einer Depression erkrankten Jugend­ tische Belastung in sich tragen. Bei Gesellschaft verankert. ist wesentlich für die Entstehung sein. Es gibt auch Jugendliche, die ge- meist noch in Grenzen. lichen. Können Sie das auch für das ihnen treten unter Umständen schon einer Depression. Eine sichere Bin- radezu nach positiven Kommentaren­ Und wie schnell greift man bei der Wie können Eltern und Lehrer auf Oberwallis bestätigen? früh Depressionen auf, die klinisch Gibt es denn abgesehen vom Ge­ dung in den ersten Lebensjahren oder Likes hungern. Es gibt eine Stu- F. Walter: Da sind wir wieder beim Behandlung einer Depression zu Me­ den Befund Depression reagieren? F. Walter: Wir haben für das Ober- dem Krankheitsbild von Eltern oder schlecht noch weitere Faktoren, die ist zum Beispiel ein solcher Schutz­ die aus Amerika, wonach sich in den gesellschaftlichen Phänomen, dass dikamenten? Was können sie zur Gesundung des wallis keine konkreten Zahlen. Es Grosseltern entsprechen. Das hängt eine Depression begünstigen? faktor oder auch ein offenes und letzten sieben Jahren die Suizidrate man glaubt, Kinder dürfen nicht F. Walter: Je nach Schweregrad ei- Jugendlichens beitragen? ist aber so, dass die Anzahl der Be- mit den Botenstoffen im Gehirn zu- F. Walter: Ja klar, zum Beispiel ein wohlwollendes Familienklima oder bei jugendlichen Mädchen um über mehr Kinder sein, sondern müssen ner Depression ist die gleichzeiti- J. Huber: Wenn das Umfeld merkt, handlungen der an einer Depression sammen, die deutlichen Schwan- vernachlässigender oder überstren- verlässliche Beziehungspersonen sechzig Prozent erhöht hat. Das ist gebildet werden. Doch Kinder müs- ge Behandlung der Jugendlichen dass der Jugendliche sich verändert erkrankten Jugendlichen am PZO kungen unterliegen. Diese werden ger Erziehungsstil. Es gibt den Be- auch ausserhalb der Familie. Oft gibt vor allem auf die sozialen Medien sen ihre Welt erfahren. mit Medikamenten und einer Ge- hat, gilt es in erster Linie das Ge- zugenommen hat. Wir gehen davon im Rahmen der Pubertät durch die griff Selbstwirksamkeit, sprich das es, was die Belastungen anbetrifft, zurückzuführen. sprächstherapie am effizientesten. spräch zu suchen. Zuhören, sich in aus, dass die Sensibilität für die- hormonellen Veränderungen noch Gefühl, durch das eigene Handeln den berühmten Tropfen, der das Fass Äussern sich die Symptome einer De­ Depression passiert im Kopf. Die die Situation des Jugendlichen ein- se Thematik gestiegen ist. Das liegt verstärkt. Aber auch bei Jugendlichen das eigene Schicksal beeinflussen zum Überlaufen bringt: Mobbing, Und was trägt der Leistungsdruck pression bei Jugendlichen anders als Nervenzellen kommunizieren über fühlen und das Akzeptieren seiner sicher an den Entstigmatisierungs- ohne genetische Vorbelastung gibt zu können. Das ist enorm wichtig Leistungsversagen in der Schule oder unserer heutigen Gesellschaft in der bei Erwachsenen? Botenstoffe miteinander. Das sind in Gefühle sind wesentliche Punkte.­ kampagnen, die seit geraumer Zeit es Faktoren, die zu einer Depression für Heranwachsende. Dazu braucht den Verlust einer bedeutsamen Per- Schule und im Arbeitsleben zum J. Huber: Bei Jugendlichen gleichen erster Linie Dopamin, Serotonin und Wichtig ist auch Unterstützung an- betrieben werden. Zum anderen liegt und bis hin zur Suizidalität führen es Eltern, die ihre Kinder ernst neh- son durch Streit, Tod, Scheidung oder Krankheitsbild der Depression bei? die Symptome schon sehr denen von Noradrenalin. Die drei beeinflussen zubieten, Druck und Stress zu re- es auch am Generationenwechsel. können. So zum Beispiel das weibli- men, ihnen Mut zusprechen und Trennung. F. Walter: Mein persönlicher Eindruck Erwachsenen. Sie fühlen sich wertlos, unser Fühlen stark. Bei einer De- duzieren, erneut Erfolgserlebnisse Früher war man konservativer. Man che Geschlecht… ihnen Entfaltungsraum sowie ein ist eher, dass der Leistungsdruck nicht einsam, ungeliebt oder als Last für pression ist die Balance dieser Stoffe zu ermöglichen. Tipps und Auffor- war schneller abgestempelt, wenn stützendes Umfeld bieten. Wenn ein Frau Huber, Sie haben gerade das zwingend zugenommen hat. Beim ihre Umwelt. Die typische Selbst- häufig gestört. Medikamente helfen, derungen wie: «Reiss dich doch mal man zum Psychiater ging. Soll das heissen, Mädchen sind auf­ Kind das nicht bekommt oder sogar Thema Mobbing gestreift. Das führt Ausbildungsweg stehen Jugendliche­ wertproblematik. Hinzu kommen der diese wieder herzustellen. zusammen» oder «Wenn du nur grund ihres Geschlechts gefährdeter Gleichgültigkeit oder Ablehnung er- mich direkt zu meiner nächsten Frage. nicht mehr so unter Druck, weil es breite Interessenverlust und Rückzug willst, geht das schon» sind nicht Ab wann ist es eine Depression und als Jungs? lebt, dann wird sich das Gefühl der Mobbing findet heute oft in den sozia­ mehrere Möglichkeiten gibt, sein aus mehreren Lebensbereichen. Ein grosser Teil der Jugendlichen mit hilfreich. nicht mehr eine pubertäre Verstim­ J. Huber: Ja, dies gilt für Mädchen Selbstwirksamkeit nur unzureichend len Medien statt. Erhöhen Facebook, Ziel zu erreichen. Wie ein höherer einer Depression bleibt jedoch unbe­ mung? ab dem Jugendalter. Sie haben auf- entwickeln. Ein vernachlässigender Instagram und Co. das Risiko einer Schulabschluss auf dem zweiten Bil- Depressionen gehen oft mit anderen handelt. Kann sich so eine Erkran­ Die letzte Frage: Welche Anlaufstellen J. Huber: Einiges ist ähnlich. Typi- grund der hormonellen Verände- Erziehungsstil beginnt oft schon im Depression bei Jugendlichen? dungsweg. Der Leistungsdruck in der psychischen Erkrankungen einher. kung mit den Jahren auch einfach gibt es für die Betroffenen im Ober­ sche Anzeichen für eine Depression rungen ein doppelt so hohes Risiko Säuglingsalter. Ein vernachlässigtes F. Walter: Ja, massiv. Vor allem, wenn Gesellschaft war meines Erachtens Was sind die häufigsten Begleiter­ herauswachsen? wallis? im Gegensatz zu einer pubertären an einer Depression zu erkranken Baby schüttet Stresshormone aus, die sozialen Medien einen übermäs­ vor hundert Jahren viel grösser. Man krankungen bei Jugendlichen? J. Huber: Sind genügend Schutz- J. Huber: Kinderärzte, Hausärzte, der Verstimmung sind jedoch der an- wie gleichaltrige Jungs. Im Kindes- was die Gehirnentwicklung nach- sigen Einfluss auf das Leben der denke nur an die Nachkriegszeit. Da J. Huber: Das sind zu vierzig Pro- faktoren Zuhause und im sozialen Schulsozialarbeiter, das Zentrum für haltende und bereichsübergreifende alter ist das Geschlechterverhältnis haltig beeinträchtigt. Es kommt zu Jugendlichen nehmen. Zum Beispiel, herrschte quasi eine kollektive De- zent Störungen im Sozialverhalten. Umfeld vorhanden, kann sich eine Entwicklung und Therapie des Kin- Interessenverlust und der Rückzug noch ausgeglichen. Auf ein erkrank- Veränderungen im limbischen Sys- wenn sie sich mehr als drei Stunden pression. In Grossfamilien ging es da- Fast gleichauf sind Angststörungen. leichte Depression auch von alleine des und Jugendlichen, die Kinder- aus mehreren und nicht nur einem tes Mädchen kommt ein erkrankter tem, welches für die Verarbeitung pro Tag darin aufhalten. Dann kann mals ums Überleben, weil es einfach Die treten meist schon vor einer wieder geben. Tragfähige Beziehun- und Jugendpsychiatrie im PZO. Hier Lebensbereich, sprich aus der Fami- Junge. von Emotionen zuständig ist. man schon von einem Suchtverhal- nicht genug zu essen gab. Es waren Depression auf. Bei rund zwanzig gen sind hier wesentlich. kann man sich Hilfe holen. n 6 lokalsozial NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 konstruktivinformativ 7

Erfahrungsbericht: Leben mit Depression und Borderline-Persönlichkeitsstörung EXIT – Der selbstbestimmte Weg in den Tod «Meinen Leidensdruck hat Mehr Freiheit niemand erkannt» am Ende des Lebens

Oberwallis | S. B.* ist eine junge Frau von 28 Jahren. Sie wuchs unter sehr schwie- Oberwallis | EXIT ist ein Schweizer Verein, der sterbewilligen Menschen mit rigen Umständen auf. Ihre Mutter litt unter Zwangsstörungen und einer posttrauma- hoffnungsloser Prognose oder unerträglichen Beschwerden den Weg in den tischen Belastungsstörung. Ihr Vater hatte schwere Depressionen. Doch nach aussen Tod erleichtert. Wie sehen die Zahlen im Wallis aus? Und wie stehen die Ober-

spielte die Familie eine heile Welt vor. Silvia Eyer walliser Alters- und Pflegeheime zu diesem Thema? Silvia Eyer Symbolbild: pixabay.com

ie Eltern von S. B. gehörten ei- men. S. B. zog sich immer weiter kurze Zeit später einen Selbstmord- in eine Aussenstation der Psychiatrie. ie zentralen Begriffe im Leitbild von EXIT fragen für Freitodbegleitungen. Effektiv durch- nehmen? Im Oberwallis ist das nur im Alters- und ner Freikirche an. Psychische zurück. Sie verbrachte viel Zeit in versuch unternahm. Sie schluckte Hier konnte sie eine Ausbildung zur sind Autonomie und Menschenwürde. geführt wurden davon im vergangenen Jahr 734. Pflegeheim Englischgruss in Brig-Glis möglich. Dund physische Erkrankungen Internetforen über Selbstverletzung eine Überdosis Tabletten. Es war für Verkäuferin beginnen. «Doch mei- DDer Verein besteht seit 1982 und hat sich Davon zwei im Wallis. Auch in den vorherigen Das Seniorenzentrum Naters hat sich gegen diese nahm man dort nicht ernst. Man und Selbstmord, in denen es Anlei- sie eine Flucht. Eine Flucht vor dem nen Leidensdruck hat auch hier nie- gegen den Widerstand von Behörden, Kirchen Jahren sieht die Situation ähnlich aus. In den Möglichkeit entschieden. n wurde als Sünder abgestempelt. Statt tungen zum perfekten Suizid gab. Mobbing in der Schule und den Pro- mand bemerkt. Sie sagten zu mir, ich und anderen Moralinstanzen durchgesetzt. Seit Jahren 2016 und 2015 wurden im Wallis je- zum Arzt zu gehen, wurde gebetet. «Ich suchte nach Gleichgesinnten.» blemen zu Hause. «Es war mir egal, sei hysterisch und leide an einer pu- der Gründung steigt die Mitgliederzahl stetig weils drei Freitodbegleitungen durchgeführt. Die Stellungnahme Ephraim Salzmann «Jesus vergib uns unsere Sünde», war Erst als ihre Mutter die zahlreichen ob ich lebte oder starb. Ich wollte bertären Störung.» S. B. kam in eine an. Bis zu hundert Neuanmeldungen pro Tag häufigsten Diagnosen, denen der Sterbewunsch das Lösungswort für jedes Problem. Schnitte auf ihrem Arm bemerkte, einfach, dass alles ein Ende hat.» Gastfamilie. Härtere Drogen kamen erreichen den Verein. Das liegt nach Aussage zugrunde liegt, sind Krebs im Endstadium, alters- Dann wurde nicht mehr darüber hat sie die Tochter bei einem Kinder- Niemand in ihrer Familie hat ihren ins Spiel. «Ich wollte damit meine von Geschäftsführer Bernhard Sutter daran, dass bedingte Mehrfacherkrankungen und chronische gesprochen. Während der Vater von und Jugendpsychologen angemeldet. Selbstmordversuch bemerkt. Sie hat Emotionen unterdrücken, vergessen nun eine Generation ins Alter kommt, die für ein Schmerzen. EXIT sorgt für einen würdevollen, S. B. an schweren Depressionen litt Da war sie 15 Jahre alt. überlebt und ihrer Therapeutin da- können. Doch irgendwann merkte selbstbestimmtes Leben gekämpft hat und mehr sicheren und selbstbestimmten Tod. Die Betrof- und stets mit Suizid drohte, kämpf- ich selber, dass es so nicht weiter Freiheit speziell am Ende ihres Lebens fordert. fenen können im Beisein ihrer Angehörigen im te die Mutter mit Zwangsstörungen, gehen kann.» Sie brach ihre Lehre ab Aktuell zählt der Verein 105’000 Mitglieder. Das eigenen Zuhause sterben. Doch wie sieht es aus, die den Alltag der Familie stark ein- und fortan begann nach ihren eige- sind 5’000 Mitglieder mehr als die CVP Schweiz wenn die Sterbewilligen bereits in einem Alters- schränkten. Die ersten Anzeichen nen Worten der Klinikmarathon. Im- vorzuweisen hat. und Pflegeheim leben? Schliesslich ist das für einer Depression zeigten sich bei S. B. mer wieder rein und raus. Über Jahre die Bewohner und Bewohnerinnen oftmals seit © Christian Pfammatter schon früh. Als Kind begann sie, sich hinweg. Dazwischen Aufenthalte im Begleiteter Freitod im Wallis Monaten und Jahren ihr neues Zuhause. Dürfen Musiker & Leiter für entwicklungsorientierte Musik den Kopf gegen die Wand zu stossen. betreuten Wohnen oder zu Hause bei EXIT Deutschschweiz erhält pro Jahr 3’500 An- sie auch hier eine Freitodbegleitung in Anspruch im Spillrüm Naters. Als sie dann sieben Jahre jung war, den Eltern. Während einer ihrer Kli- artete die Situation aus. Ihre Mutter nikaufenthalte lernte sie dann einen Ich bin seit fünf Jahren Mitglied bei der Organisation Exit. Durch persönliche Erfahrungen in meinem wurde in eine Klinik eingewiesen. wichtigen Menschen kennen, ihren PRO – Englischgruss Brig-Glis CONTRA – Seniorenzentrum Naters Familienkreis habe ich begonnen, mich mit dem Der Vater war mit den beiden Kin- Partner, mit dem sie heute über zehn Thema zu befassen. Einerseits hat mein Vater vor dern überfordert. So landeten sie Jahre zusammen ist. Jahren selbst den Freitod gewählt, weil er innerlich während des viermonatigen Klinik- gelitten hat. Anderseits war da mein Onkel, der aufenthalts der Mutter im Heim. Die Kehrtwende trat ein nach einer Herztransplantation an Krebs erkrankt

pixabay.com Ihr Partner und die Selbsthilfegruppe, ist und einen qualvollen, langsamen Tod erleiden Jeglichen Halt verloren der sie mit 19 Jahren beigetreten ist, musste. Das war für ihn und uns Angehörige enorm In ihrer Pubertät wurde S. B. in der gaben und geben ihr immer noch schwer zu ertragen. Der eigene Tod sollte in mei- Schule gemobbt. Um ihren Schmerz Symbolbild: viel Kraft. S. B. fand Stabilität in ihrem nen Augen nicht in der Entscheidungsgewalt einer zu bewältigen, verletzte sie sich Leben. Mit 24 Jahren begann sie die Die Autonomie, Eigenverantwortung und Selbst- Wir lehnen die Sterbehilfe ab. Wir respektieren Institution wie einem Altersheim oder dem Spital selbst. Ausserdem trug sie immer Keine nennenswerte von erzählt. Es folgte die Einweisung Ausbildung zum Peer – einem Ex- bestimmung unserer BewohnerInnen ist uns ein das Leben und betrachten das Sterben als einen liegen, sondern beim Menschen. Denn es ist ein ein schwarzes Tagebuch auf sich. ­Besserung in die geschlossene Anstalt. Nach perten aus Erfahrung. Heute arbeitet grosses Anliegen. Das schliesst auch das Recht natürlichen Prozess. Bei uns steht ausschliesslich Menschenrecht. Es geht um Menschenwürde. Ich ein, selber entscheiden zu können, wann, wie und die Palliative Care im Vordergrund und die damit will nicht Gott spielen und entscheiden, wann ich Darin schrieb sie depressive Texte Die Behandlung beim Psychologen dem kurzzeitigen Klinikaufenthalt sie auf diesem Beruf. Hilft anderen wo das eigene Leben beendet werden soll. Einen verbundene Verbesserung der Lebensqualität. sterbe, sondern wie. Ich will die Freiheit haben, das und Gedichte nieder. Und auch ihre brachte keine nennenswerte Besse- von rund vier Wochen kam auch Menschen, mit ihren Krankheiten Suizidwunsch­ nehmen wir ernst, ohne ihn mora- Der Stiftungsrat des Seniorenzentrums hat dazu selbst zu bestimmen. Ich möchte lieber in Frieden Zeichnungen waren von Schmerz rung. Die Therapie war zu stark auf sie wie bereits ihr Bruder in ein be- zu leben. «Das ist eine Bereicherung lisch zu bewerten. Wird ein Suizidwunsch geäussert, einen Grundsatzentscheid gefällt und diesen im sterben, als in Leid auf den Tod zu warten. Ich und Trauer geprägt. Etwa zu dieser Kinder ausgerichtet, zu spielerisch treutes Wohnen. Denn zurück nach für mein Leben.» Immer noch muss versuchen wir zuerst lebensbejahende Alternativen Betriebsleitbild verankert. Bereits beim Heim­ möchte zu einem Zeitpunkt, zu dem ich dazu noch Zeit kam ihr Bruder aufgrund sei- für eine Jugendliche. Ausserdem Hause wollte sie zu dem Zeitpunkt sie Traumas aus ihrer Kindheit auf- anzubieten. Dennoch haben wir vor vier Jahren be- eintritt wird die eintretende Person darüber infor- fähig bin, Abschied nehmen können von meinen nes aggressiven Verhaltens in ein brachte der Arzt mehr Verständnis auf keinen Fall. Doch die Probleme arbeiten. Doch heute ist sie so stabil, gonnen, uns mit dem begleiteten Freitod auseinan- miert, dass wir Sterbehilfeorganisationen keinen Mitmenschen. Hinzu kommt, dass ich auch das betreutes Wohnheim. «Damit verlor für die Eltern auf als für die Patien- rissen auch hier nicht ab. dass sie nicht mehr in eine Klinik derzusetzen, da es ein gesellschaftlich relevantes Zutritt gewähren. Wir lehnen Sterbehilfe ab und Leid meiner Angehörigen nicht künstlich verlängern ich meine Bezugsperson und jeden tin. «Meine Eltern beherrschten es, muss. Nach wie vor ist sie selbst in Thema ist. 2016 haben wir uns entschieden, diese legen unsere ganze Energie und Fachkenntnis möchte. Und auch der Gedanke der Organspende Halt.» Einem Mitschüler von S. B. nach aussen hin eine perfekte Maske So konnte es nicht ambulanter Behandlung und nimmt Möglichkeit in unserem Heim anzubieten. Damit in die Sterbebegleitung. Aufgrund unseres Er- spielt für mich eine wichtige Rolle. Der Tod muss fiel ihr Leid auf. Mit 13 Jahren kam aufzulegen. Ich möchte heute jedem weiter ­gehen Medikamente. Ihr Ziel: Eines Tages wollen wir den Willen unserer BewohnerInnen kenntnisstandes entspricht die Sterbehilfe in den nicht etwas Schreckliches sein. Es gibt heute die sie zum Schulpsychologen. Der hat Arzt ans Herz legen, den Kindern S. B. verletzte sich weiterhin selbst. ganz ohne Medikamente leben zu respektieren. Wir haben mehrere BewohnerInnen, Oberwalliser Pflegeheimen keinem Bedürfnis. Mir Möglichkeit, sich von Leid zu befreien. Und diese jedoch nicht viel unternommen. und Jugendlichen, die bei ihnen in Sie begann zu trinken und zu kiffen. können. «Doch ich will nichts über- die Mitglied bei EXIT sind. Bisher hat jedoch noch persönlich ist kein Bewohner bekannt, der Mit- Möglichkeit möchte ich nutzen können, wenn es niemand die Möglichkeit bei uns genutzt. glied einer Sterbehilfeorganisation ist. soweit ist. Rückblickend gesehen hat er die La- Behandlung sind, mehr Glauben zu Nach einem Jahr erfolgte wieder die stürzen. Alles zu seiner Zeit.» n ge vielleicht zu wenig ernst genom- schenken.» So kam es, dass S. B. nur Einweisung in eine Klinik. Sie kam *Name der Redaktion bekannt. Direktor Daniel Kalbermatten Direktor Reinhard Venetz Ephraim Salzmann 8 kritischpolitisch NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 reichlichwirtschaftlich 9

Interview mit Bernhard Imhof: Autobahn- Dank Beschwerde tunnel Blitzkrieg gestoppt Bernhard Imhof: SP-Gemeinderat Turtmann­ von Naters. Naters | Die meisten Oberwalliser Gemeinderäte sind Black Boxen, schwarze Löcher. rinnt. Statt objektiver Informationen gibt es nur Gemeindepropaganda. Bernhard Imhof als Gemeinderat der SP in Naters hat in den letzten Monaten mit klaren Positionen Mut Riedberg- bewiesen. Wir haben ihm Fragen gestellt. RA

Wie war das mit den Einbürgerungen die Biker nicht im Höllentempo um war immer überall dabei und wirkt Natischer Beizer eine subventionier- Bombe genau? jene steilen Kurven jagen, auf denen nun munter im Verwaltungsrat der te Konkurrenz betreibt. Die SP hat In Naters haben wir eine Kommis- die Wanderer Richtung Belalp unter- Feriendorf Blatten AG mit. Es war eine vernünftiges Konzept vorgelegt: sion, die sich um Einbürgerungen wegs sind. Die Wege und die Pisten sicher ein Fehler, dass überall die Die AXA muss den Preis weiter sen- tickt. kümmert. Diese stellt Anträge zuhan- müssen im Interesse beider Seiten Kontrollorgane abgeschafft wurden. ken, weil sie in einem Konkurs noch den des Gemeinderates. Obschon getrennt werden. Im Gegensatz zu Der Rückgriff auf die Revisionsgesell- schlechter davon kommt. Es braucht ich regelmässig kritisch nachgefragt den selbsternannten Tourismusex- schaft brachte einen Kontrollverlust einen Ideenwettbewerb, damit im habe, gab ich mich mit den Antwor- perten vom RWO weiss ich, um was mit sich und als Gemeinderat ist eine zweiten Anlauf etwas aus dem Zen- ten zufrieden, was rückblickend ein es geht. Wir brauchen nicht zuerst Kontrolle quasi unmöglich. trum wird. Und die beiden obersten ie OGUV (Oberwalliser Grup- den Haarrisse sichtbar. Um von den Im Sonntagsblick vom 31. Juli 2005 ihn vor allem die Ausführungsplä- Fehler meinerseits war. Unfälle um klüger zu werden. Stockwerke müssen vermietet wer- pe für Umwelt und Verkehr) eigenen Fehlern abzulenken, haben schrieb Beat Jost: UNBEUGSAM ne für zwei konkrete A-9-Projekte Die Natischer haben – obwohl alle den. Und wenn klar ist, wie das WNF Dwar in Sachen Autobahnbau Kanton und Bund das ausserkanto- Alt-Nationalratspräsident Paul getrieben: Die SVP hat Dich persönlich massiv Du hast die Belalp Bahnen angespro­ anderen Parteien und auch der Prä­ weiter geführt werden kann, sollen die erfolgreichste Umweltbewegung nale Planungsbüro auf einen Scha- Schmidhalter (74, CVP) kämpft wie Erstens die Südumfahrung von Visp. angegriffen. chen. Was macht die Gemeinde als sident für Sion 2026 waren – gegen die die Natischerinnen und Natischer ein Löwe: gegen den Krebs und Gegen den Widerstand der lokalen der Schweiz. Sie hat das ganze Auto­ denersetz von 40 Millionen Franken Aufgrund eines konkreten Falles ging Hauptaktionärin? Olympiade gestimmt. War dies wegen an der Urne abstimmen. die Verschleuderung von Millionen Ingenieurlobby hat Schmidhalter bahnprojekt zwischen Siders Ost und verklagt. ich den Dingen auf den Grund. Das Ich glaube die Zeit der Illusionen dem World Nature Forum? durch Parteifreunde im Walliser Au- mitgeholfen, dass eine umwelt- Brig West mit Hilfe von Professor Südlich vom Gampel Gare im tobahnbau. Regionalspital Siders schonendere Linienführung reali- Resultat: Naters verhinderte die Ein- ist vorbei. Es ist an der Zeit den Ver- Es lohnt sich das Gemeinde-Info zu Warum wurde eine Beschwerde gegen ­Bovy selig und seinen Assistenten Riedbergtunnel tickt die nächste VS, Zimmer 321. Paul Schmidhalter siert wird. Jetzt warnt er, dass die bürgerung von bestens integrierten waltungsrat auszutauschen. Statt die lesen, dass damals vor der Abstim- die Abstimmung an der Urversamm­ umweltfreundlich auf den Kopf ge- Zeitbombe. Nach einem jahrelangen war der Kleinste in seiner Kolle- Tunnels auf einer Länge von 600 Einwohner. Dies zeigen auch die Amtszeit abzusitzen, brauchen die mung publiziert wurde. Uns wurde lung eingereicht? stellt. Unterbruch der Bauarbeiten kom- giumsklasse. Nach einem Zirkus- Metern ins lockere Gestein eines Zahlen im Vergleich etwa zu Brig- Bahnen neue Ideen bei den Ticket- das Blaue vom Himmel versprochen. Falsch, die Beschwerde wurde ein- 1989 bekämpfte Paul Schmidhal- men die Arbeiten pro Tag nur um 50 besuch nannten sie in Cicio – wie Bergsturzgebietes hineingebaut Glis und Visp. Dagegen hat die SP preisen und im Tourismus. Inzwi- Nichts von dem ist eingetroffen. Zu gereicht, damit die Bevölkerung an ter mit der CVP die Südumfahrung Zentimeter voran. Ein Bauarbeiter den Clown in der Vorstellung. Nun würden. Drohende Mehrkosten: 150 protestiert und ich habe im Gemein- schen sind die Preise nach Zermatt lange Zeit hat man die Wahrheit ver- der Urne entscheidet, denn es geht von Visp. Im Gegensatz zu Pascal verlor sein Leben, ein zweiter wurde sitzt Cicio verloren zwischen In- Millionen – fast doppelt so viel wie derat interveniert. Die Aufregung die höchsten im Oberwallis und die steckt. Auch vor dem Gemeinderat. um über sechs Millionen Franken. fusionsschläuchen und Geräten, budgetiert. «Das lässt sich verhin- Couchepin, der in dieser Frage Peter schwer verletzt. war gross. Die SVP versuchte mit Leistungen nehmen kontinuierlich Obwohl die WNF Aktiengesellschaft Die Gemeinden dürfen nicht mit sein Gesicht ist von der Krankheit dern, indem der Tunnel rund 100 Bodenmann unterstützte. Trotzdem Traurig und wahr zugleich: persönlichen Angriffen gegen mich ab. Hinzu kommen die fatal­en Ent- bereits seit zwei Jahren überschuldet immer neuen Aktiengesellschaften gezeichnet. Er wirkt zerbrechlich. Meter in den Fels verschoben wird», setzte sich der Süden leider verspätet ­Kanal 9 hat in seinen Berichten den Das Sprechen macht ihm Mühe. ist er überzeugt – obwohl ihm das die Fakten vom Tisch zu wischen. ist, wurde die Bilanz nicht depo- und Stiftungen die Bürgerinnen und durch. Nach seinem Rücktritt als Kampf von Paul Schmidhalter mit Doch in den Augen des Alt-Natio- aus familiären Gründen gegen den Inzwischen haben die Kommission «…am Ende werden niert. Von den Verwaltungsräten ist Bürger austricksen. Denn am En- Nationalrat wurde aus dem Beton keinem Wort erwähnt. Stattdessen nalratspräsidenten flackert die alte Strich gehen müsste. «Das Büro und der Gemeinderat ihre Praxis einer nach dem andern heimlich de werden immer die Steuerzahler Paulus Schmidhalter eine Umwelt liessen sie den aus Turtmann stam- Kampfeslust: «Die Chance, dass ich meines Sohnes ist im Ingenieur- angepasst. Die Zahl der abgelehnten immer die Steuer­zahler abgeschlichen. Der Gemeinderat die Suppe auslöffeln müssen. Die Saulus. Er warnte – neben anderen menden SVP-Grossrat Gra- davonkomme, ist klein. Aber wenn Konsortium beteiligt. Eigentlich soll- Gesuche hat markant abgenommen. die Suppe ­auslöffeln beschloss trotzdem mehrheitlich Beschwerde verhindert unüberleg- – vor der unterirdischen Linienfüh- ber zu Wort kommen, der die wahren ich noch einmal auf die Beine kom- te ich froh sein, wenn sich die Kosten Zusammen mit der SP habe ich bei und gegen besseres Wissen, dem tes Handeln. Die heutige AG muss rung im Raum Turtmann. Ursachen des Debakels nicht beim me, kämpfe ich bis zum Umfallen verdoppeln.» Zweitens der Abschnitt den Einbürgerungen einen Paradig- müssen» Verwaltungsrat Decharge zu ertei- Nachlassstundung verlangen und im weiter gegen die Geldverschleude- Bahnhof Turtmann. Im vergangenen Auch die Umweltorganisationen Namen nennen durfte. menwechsel eingeleitet. Darauf kön- len. Nur dank dem Druck der SP Rahmen dieser werden alle Fakten rung beim Bau der Nationalstrasse Oktober prangerte Schmidhalter im waren mit einer oberirdischen Li- Die SVP unternimmt alles, da- nen wir gemeinsam stolz sein. scheide aus dem Verwaltungsrat, ge- konnten wir dies verhindern. Die auf den Tisch kommen. Dank der im Wallis.» Cicio, das Energiebün- BLICK an: «Hier werden 100 Milli- nienführung einverstanden. Nicht mit Franz Ruppen Staatsrat wird. So del. Er agiere «ohne Rücksicht auf onen zum Fenster rausgeworfen.» gründet auf massive Selbstüberschät- Partei fordert zurecht, dass der neue Beschwerde wurde der von Albert so Staatsrat Jean-Jacques Rey-Bellet vertuscht sie nicht nur den Skandal Verluste», schrieb der «Walliser Auf einer Länge von 1,7 Kilometern Du bist der mit Abstand sportlichs­ zung gepaart mit einer Portion Igno- Präsident der Walliser Kantonalbank Bass und Franz Ruppen geplante und Bundesrat Moritz Leuenberger. von Turtmann, sondern war auch für Bote» einst über ihn. Er verlangt werde die Autobahn in einen Tunnel te Natischer Gemeinderat. Trotzdem ranz. Leider taugt die Gemeinde als seiner Verantwortung gerecht wird Blitzkrieg erfolgreich gestoppt. Unter dem Druck von Rey-Bellet Sion 2026. Das kommt bei der Un- einen sorgfältigeren Umgang mit und ins Grundwasser versenkt, statt bist Du gegen die geplanten Biker- Hauptaktionärin nicht. Besser wäre, und die Vermietung der zwei obers- warfen die Partner Cicio aus dem terwalliser SVP verdammt schlecht dem Geld. Zum Beispiel im jahr- die Strecke oberirdisch zu führen. Abfahrtsstrecken. die Aktien bei der Jungbürgerfeier zu ten Stockwerke übernimmt. Was möchtest du noch unbedingt los­ Ingenieurbüro, das er mitbegründet an. Der Sittener Gemeinderat Cyrille zehntelangen Streit über den Bau Reaktion bisher: keine. Schmidhalter Ich bin passionierter Wanderfreund verschenken und so die jungen Leute werden? hatte. Und Moritz Leuenberger zeig- Fauchère hatte in der welschen Fern- der Autobahn im Oberwallis. Ende ist aufgebracht: «Nicht einmal im und deshalb oft auf dem ausgedehn- dem Tourismus näher zu bringen. Hat das World Nature Forum eine Ich werde mich weiterhin mit mei- Juni hat der Ingenieur ETH und Parlament hat jemand eine Frage te ihm die kalte Schulter. Der dama- sehsendung infrarouge einen super ten Wanderwegnetz im Natischer Zukunft? nen Möglichkeiten für ein offenes Baumeister an Bundespräsident dazu gestellt. Dabei ist das Projekt lige Blick-Journalist Beat Jost hatte Auftritt gegen Sion 2026. Er will einen Berg anzutreffen. Naters kann und Wie sieht es aus mit den Zweitwoh­ So wie bis heute sicher nicht. Es und familienfreundliches Naters ein- Schmid einen langen Brief reine Geldverlochung. Sogar die den todkranken, aber kämpferischen Staatsrat Franz Ruppen verhindern. geschrieben. Eindringlich fordert Grünen haben mich unterstützt.» muss – auch um die Belalp Bahnen nungen der Gemeinde im REKA-Dorf? braucht ein neues Betriebskonzept. bringen und eine nachhaltige Ent- Cicio im Spital besucht. Neu sollen zwei Staatsräte Schmidhalter: «Bund und Kanton Er komme zu spät, wimmelte man etwas zu reanimieren – ein kleines Beim Reka-Dorf muss die Gemeinde Dieses haben Albert Bass und Franz wicklung einfordern. Für die positive Heute liegen die Fakten auf dem aus dem Bezirk Sitten stammen: müssen mit ihren Geldern sparsam ihn in Sitten und Bern ab. Unglaub- Biker-Paradies schaffen. Platz dazu weitere Abschreiber in Kauf neh- Ruppen bisher nicht. Was gar nicht Unterstützung und die konstruktiven Tisch: Der Tunnel von Turtmann ver- Fauchère für die SVP und Reynard umgehen und diese effizient ein- lich: Zehn Monate später fuhren die ist für beide vorhanden, für Wan- men. Franz Ruppen kann seine Hän- geht, ist, dass ein Chefbeamter hier Rückmeldungen bedanke ich mich sinkt im Grundwasser. Überall wer- für die SP. n setzen.» Auf die Barrikaden haben Bagger auf. dersleute und die Biker. Nur dürfen de nicht in Unschuld waschen. Er mit seinen Kollegen auf Kosten der an dieser Stelle. n 10 kritischpolitisch NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 kritischpolitisch 11

KlimaSeniorinnen klagen: Gefährdet sind Personen und Landschaften im Wallis Rhonegletscher um 1900 und heute…

Schweiz | Der Klimawandel ist in aller Munde, doch spräche man besser von «gefährlicher Störung des Klimasystems». Er ist auch im Wallis augenfällig. Dass nicht nur die Gletscher schmelzen, son- das «Begehren um Einstellung von Breites Interesse an dern neben Kleinkindern insbesondere auch ältere Menschen in starkem Masse davon betroffen Unterlassungen im Klimaschutz» ein. der Klimaklage Konkret bedeutet die etwas kom- Weltweit wurden um die 900 Kla- sind, wird dabei gerne übersehen. Elisabeth Joris plizierte juristische Formulierung, gen von Einzelpersonen, Stiftungen, dass die Frauen den Bundesrat be- NGOs und Menschenrechtskom- ziehungsweise das Departement für missionen eingereicht, von Asien n den letzten 130 Jahren hat sich des Klimawandels» lag die Erwär- che Folgen für die Menschen. Betrof- nicht und wird im Parlament wohl Umwelt, Verkehr und Kommunika- über Europa und die USA bis nach unsere Erde um 0,85 Grad erwärmt. mung der letzten Jahre im Wallis über fen ist auch die Wasserkraft. Wegen noch verwässert. Frei nach dem Mot- tion (UVEK) anklagen, notwendige Südamerika. Die meisten Klagen IDie letzten drei Jahrzehnte waren dem gesamtschweizerischen Durch- der Zunahme des Niederschlags im to «Nach uns die Sintflut!». Dabei Handlungen zum Schutze vor Folgen sind noch hängig. Dass aber in der wärmer als jedes andere Jahrzehnt schnitt. In der Ebene des Rhonetals Winter bei gleichzeitiger Abnahme wären weit drastischere Massnah- des Klimawandels zu unterlassen. Sie Schweiz Frauen im Grossmutteralter seit 1850. Das Polareis schmilzt, der kam es zur schweizweit höchsten im Sommer wird eine Minderung der men angezeigt. Auch zum Schutz der berufen sich dabei auf das Nachhal- gegen den Staat klagen, das hat über Meeresspiegel steigt, was nicht nur Anzahl von Hitzetagen. Für die Peri- Erträge um 5 bis 20 Prozent erwar- Gesundheit der Bevölkerung. tigkeits- und das Vorsorgeprinzip in die Landesgrenzen hinaus Aufsehen zu starken Landverlusten in Bangla- ode 2045 bis 2074 dürfte der Anstieg tet bei gleichzeitigem Mehraufwand der Bundesverfassung, das den Bun- erregt. In Deutschland erschienen desch und den Philippinen, sondern der Durchschnittstemperaturen im für die Erhöhung der Ausgaben für Mehr Tote als im Bildbericht in der deutschen Frauenzeitschrift TINA über desrat verpflichtet, die Menschen vor Reportagen, der Sender ARD hat auch in Italien führen wird. In Afrika Rhonetal gegenüber den Mittelwer- Schutz gegen Hochwasser. Eventu- ­Strassenverkehr die Aktion der KlimaSeniorinnen beim WEF in Davos 2017. lebensbedrohlichen Einflüssen zu sich gemeldet. Wegen der detaillier- drohen wegen Dürren gigantische ten von 1981 bis 2010 zwischen 2 ell ist auch die Schutzfunktion des Die Klimaerwärmung beeinträch- schützen. Sie berufen sich ebenso ten und umfangreichen Begründung Hunger-, wegen erhöhter Nieder- und 4 Grad im Sommer liegen, in Bannwaldes beeinträchtigt. tigt schon heute die Gesundheit der auf das in der Europäischen Men- des Behrens gewinnt die juristische schläge Hochwasserkatastrophen. Visp im Sommer von 18,4 auf 20,4 bis Zwar kann nur mit einem koor- Menschen. So hält auch das Bun- stärkere Betroffenheit der Frauen ab ehemalige CVP-Nationalrätin Ros- schenrechtskonvention verbriefte Argumentation international aber Der jüngste Weltbankbericht spricht 22,3 Grad steigen. Je nach Szenario dinierten internationalen Handeln desamt für Gesundheit unmissver- 75 festgestellt, sind 2015 in gleichem marie Zapfl, die Fast-Bundesrätin Recht auf Leben, auf Gesundheit auch unter Menschenrechtsexper- von 140 Millionen Klimaflüchtlingen steigt sie also im Wallis weit über die diese Entwicklung gestoppt werden. ständlich fest, dass Hitzewellen für Masse auch alte Männer gefährdet. Christiane Brunner und Judith und körperliche Integrität. tinnen und -experten an Interes- bis 2050. vom Pariser Abkommen anvisierte Gefordert sind aber auch die Schweiz, gewisse Bevölkerungsgruppen wie Die Studie über die Todesfälle von Giovanelli-Blocher, die Schwester se. Brunner und Bähr präsentieren maximale Erwärmung von 2 Grad ab die Kantone und die Gemeinden, alte Personen und Kleinkinder «ein 2015 wurde allerdings erst nach dem des abgewählten SVP-Bundesrats. Die Anwältinnen vertreten ne- in diesem Herbst im renomierten Das Pariser Klimaabkommen von Beginn der Industrialisierung. denn Massnahmen werden auf die- lebensbedrohliches Risiko» darstel- rechtlichen Gutachten für die Klage Als vom Klimawandel besonders ben dem Verein auch vier Einzel- Journal of Human Rights and the 2015 will dieser Entwicklung entge- sen Ebenen umgesetzt. Doch das im len. Die Hitzewelle von 2003 führte der KlimaSeniorinnen veröffentlicht. bedrohte Bevölkerungsgruppe sind klägerinnen, darunter die Zürcherin Environment den Fall der Klima­ genwirken. Auch die Schweiz hat das Bedrohung von Umwelt Schweizer CO2-Gesetz verbriefte Re- in der Schweiz zusätzlich zu 905 Die KlimaSeniorinnen sind ein diese Frauen klageberechtigt. Ruth Schaub, 85-jährige Mutter von Seniorinnen. Dazu liessen sie auch Abkommen ratifiziert. Es verpflichtet und Menschen duktionsziel bis 2020 ist ungenügend, Todesfällen. Das sind doppelt so viele im Sommer 2016 gegründeter Verein fünf Kindern, Grossmutter von 18 ihre 150-seitige Rechtsschrift ins die Unterzeichnerstaaten zu Hand- Wallis Tourismus pflegt das «ins Herz es müsste mindestens 25 bis 40 Pro- wie im Strassenverkehr ums Leben von Frauen um die 70 und mehr, Klage gegen den Bundesrat Enkeln und Urgrossmutter von sie- Englische übersetzen. Ein Interesse lungen, um eine Durchschnittstem- gemeisselte» Bild des Kantons mit zent betragen. Auch das gegenwärtig kamen. Im ebenfalls heissen Som- der heute um die 1000 Mitglieder Vertreten durch die Anwältinnen ben Urenkeln. An einem besonders an einer Übersetzung ins Franzö- peratur weltweit auf deutlich unter 2 den höchsten Bergen und den meis- diskutierte Klimapaket für die Zeit mer 2015 starben 804 Menschen an zählt (www.klimaseniorinnen.ch). Ursula Brunner und Cordelia Bähr heissen Tag im Sommer fiel sie in sische kam ebenfalls von Paris. Sie Grad im Verhältnis zur vorindustriel- ten Gletschern der Schweiz. Doch nach 2020 erfüllt die Anforderungen der Hitze. Wurde 2003 noch eine Darunter sind Prominente wie die reichte der Verein im November 2016 der Arztpraxis in Ohnmacht, wor- stellen den Fall als Länderbericht len Zeit zu erreichen. Weltweit müs- selbst Viertausender zeigen sich Bildquelle: Miriam Künzli auf ihr Hausarzt die Ambulanz rief. Schweiz im Herbst auch an einer sen alle Staaten in den Jahren nach langsam grau und 2017 gehört zu In der Notaufnahme untersuchte renommierten internationalen Kon- 2060 Null (!) Emissionen erreichen. den drei schmelzintensivsten Jahren man sie von Kopf bis Fuss, um sie ferenz in Japan vor. Die aktuell verpassten Reduktionen seit Beginn der Gletschervermes­ schliesslich wieder zu entlassen mit können später kaum nachgeholt sungen. Der Rückgang ist spektaku- dem Rat, sich bei über 30 Grad nicht Die KlimaSeniorinnen versu- werden wie nicht nur Greenpeace, lär visualisiert (www.gletscherverglei- mehr im Freien aufzuhalten. Schöne chen ihrerseits mit weiteren Ak- sondern mit Nachdruck auch Hans che.ch). Bis Ende des Jahrhunderts Aussichten für alte Frauen in Zeiten tionen den politischen Druck zu Joachim Schellnhuber, Herausgeber wird der Griesgletscher vollständig zunehmender Hitzewellen. Leiden erhöhen. Denn es geht ihnen nicht des Buches «Selbstverbrennung» und verschwinden, das Volumen des auch Walliserinnen? nur um ihre Gesundheit, sondern renommiertester Klimaforscher welt- Aletschgletschers­ um über 90 Prozent um die Erhaltung einer menschen- weit, warnt. abnehmen und vom Rhone- und Das UVEK hat es im Frühjahr freundlichen Umwelt für die Gene- Mattmarkgletscher werden nur noch 2017 abgelehnt, auf das Gesuch ein- ration ihrer Enkelkinder. So werden Überdurchschnittliche kleine Reste übrig sein. Auch der zugehen. Gegen diesen Entscheid sie die Lancierung der im März vom ­Erwärmung im Wallis Permafrost hat sich in den letzten hat der Verein eine Beschwerde Buchautor Marcel Hänggi* vorge- In der Schweiz gehörten die vergan- 100 Jahren um 150 bis 200 Meter nach beim Bundesverwaltungsgericht in stellten Gletscherschutzinitiative genen 15 Jahre zu den wärmsten oben verschoben und könnte sich St. Gallen eingereicht. Die Klima- unterstützen. Und das sollte eigent- innerhalb der letzten rund 500 Jahre. im Laufe dieses Jahrhunderts um Seniorinnen warten immer noch lich auch das vom Klimawandel Die vier wärmsten Jahre traten alle weitere 200 bis 750 Meter nach oben auf Antwort. Wird die Beschwerde stark betroffene Wallis interessie- nach 1990 auf. So rechnet man in verschieben. Gelände wird instabil, abgewiesen, beabsichtigen sie, ans ren. n der Schweiz bis um 2050 mit einer Fels- und Steinschlag, Murgänge, Einzelklägerin Ruth Schaub (vorne links), 85-jährige Mutter des ­Arztes KlimaSeniorinnen beim Malen von Transparenten Bundesgericht und allenfalls an den *Marcel Hänggi: Null Öl. Null Gas. Null Kohle. Erwärmung von 1,0 bis 3,5 Grad. Laut Hochwasser, Lawinen und abneh- André Seidenberg, mit Mitkämpferinnen nach dem Beschluss, die auf der Reise zum WEF in Davos. Europäischen Menschenrechtshof Wie Klimapolitik funktioniert. Ein Vorschlag. der Studie «Das Wallis angesichts mendes Grundwasser sind bedrohli- ­Klage weiterzuziehen. in Strassburg zu gelangen. Rotpunktverlag, 2018. 12 wirklichgeschichtlich NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 wirklichgeschichtlich 13

Generalstreik in Brig: Längst hätte der Zug losfahren müssen. Aber Heizer Bachmann steht noch immer unentschlossen unten auf dem Perron. Und ohne Kämpfend siegen Heizer darf Lokführer Rosenmund seine Maschine nicht starten. Ro- senmund ist ratlos. Kein Mensch oder sterbend untergehen! in der Nähe, der ihm helfen könn- te, weder vom Bahnpersonal noch vom Sicherheitsdienst. Rosenmund Teil 1 | Während des Landestreiks 1918 erlebt Brig dramatische Stunden. Lokführer beschliesst, Unterstützung zu ho- und Heizer legen die Arbeit nieder. Kein Zug verlässt mehr Brig. Dann besetzen Solda- len. Er springt auf der Hinterseite

ten den Bahnhof. Frank Garbely von seiner Maschine und rennt ins nächste Büro, dort will er den De- potchef anrufen und einen anderen Heizer verlangen. Ihm hinterher ienstag, 12. November 1918 der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn ginnt erst um neun, kommen sie spä- die Männer vom Streikkomitee. Sie in Brig. Ein kalter Wind pfeift (BLS); und schliesslich Hammer- ter», sagt halb verschlafen der Sous- wollen Rosenmund unter allen Um- Düber den Bahnhofplatz. Noch schmied und Werkmeister chef. «Nicht später. Jetzt! Sofort!», ständen rumkriegen. Sein Zug ist ist Nacht. Die Uhr der Kollegiums- Imhof, 34, Präsident der Sektion Brig bellt Streikführer Karl Dellberg und der erste. Es ist wichtig, dass er nicht kirche hat eben fünf Uhr geschlagen. des Schweizerischen Eisenbahnar- knallt ein Flugblatt auf den Tisch: fährt; andere Lokführer werden sei- Vor dem Bahnhof treffen sich vier beitervereins. Noch während der «Wir können nicht warten, wir sind nem Beispiel folgen. Die Männer

Männer, jeder ein Pack Flugblätter nächtlichen Sitzung konstituierten das Streikkomitee». Der Souschef Verkehrspersonals des Gewerkschaft sev vom Streikkomitee versuchen, Ro- unter dem Arm. Sie haben es ei- sich die vier Gewerkschafter als fährt zusammen, greift sofort zum senmund bei seiner Arbeiterehre zu

lig, grusslos verschwinden sie in der Streikkomitee. Joseph Imhof – Dell- Telefon und holt den Bahnhofsvor- Bildquelle: packen. «Die Kollegen der BLS strei- Bahnhofshalle, stürmen die Treppe bergs Schwager – wurde speziell mit stand aus dem Bett2). Die Eisenbahner werden dem Kriegsrecht unterstellt; trotzdem verkehren nur wenige Züge, ken, alle; wir dürfen sie nicht im hinauf zum Perron 1 und steuern der Organisation der Eisenbahnar- Die Männer vom Streikkomitee geführt von Streikbrechern und unter militärischem Schutz. Stich lassen», sagt einer der Streik- schnurstracks auf das Dienstgebäu- beiter betraut. Dann verfassten sie sind nervös, vor allem aber besorgt, führer. Aber Rosenmund lässt nicht de der SBB zu, wo sie sogleich ein gemeinsam ein Flugblatt: «Flugzettel vielleicht haben sie sogar Angst. Sie Bildquelle: Privatarchiv Bildquelle: Schweiz. Sozialarchiv / F-5043-Fb-003 mit sich reden. Im Gegenteil, er Büro in Beschlag nehmen. Nr. 1», ein Streikaufruf mit acht prä- wissen, gestern Montag wurden nicht, auf jeden Fall nicht von Brig wurde. Aber da hatte er bereits den liest dem Streikkomitee die Leviten: zisen Anweisungen. Die Herstellung auch im Oberwallis Truppen auf- aus. Der Heizer weiss nicht, wie er festen Entschluss gefasst, nicht zu «Eine Schande ist das. Es herrscht Das Streikkomitee eines Flugblattes war ein mühsames geboten, mehrere Abteilungen des sich entscheiden soll, ein Mal sagt er: streiken. Krieg, unser Land durchlebt wirt- Die vier Männer sind Gewerkschafter Unterfangen. Der Text musste mehr- Landsturm-Bataillons 40. Oberwal- «Ja, ich streike, ich fahre nicht»; dann schaftlich sehr schwierige Zeiten, und bilden das Briger Landesstreik- mals abgetippt werden, jede Seite liser Soldaten – die Gewehre mit wieder: «Nein, ich fahre». «Verräter!» viele Menschen haben kaum genug Komitee. Ihr Wortführer: Karl Dell- mit jeweils einem halben Dutzend aufgepflanztem Bajonett und scharf Es ist inzwischen 6.25 Uhr. In Jetzt ist ihm mulmig zumute, er fühlt zu essen. In solchen schlimmen berg, 32, Postbeamter, ohne Zweifel Durchschlägen. Es war bereits zwei geladen – bewachen seither das fünf Minuten soll der Zug abfah- sich bedroht. Er fasst sich ein Herz, Zeiten einen Streik organisieren, ist der damals aktivste Linke nicht nur Uhr als Dellberg die erste Sitzung Zeughaus in Brig sowie alle Muni­ ren. Aber noch immer keine Spur zwängt sich durch die skandierende eine Schande». von Brig, sondern des ganzen Wallis. des Streikkomitees schloss. In drei tionsdepots in der Umgebung. vom Lokführer: Adolf Rosenmund, Gruppe der Streikenden und klettert Lokführer Rosenmund kehrt In Brig einer der Gründerväter des Stunden wollten sich die vier Männer ein «Üsserschwizer», wie das meiste auf die Maschine. Beinahe kommt es zu seiner Maschine zurück – im Grütlivereins, der Sozialdemokrati- wieder treffen. «Kein Zug darf Brig Fahrpersonal, er stammt aus Liestal. zu einem Handgemenge. Oben auf Schlepptau das Streikkomitee – und schen Partei sowie sämtlicher linker ­verlassen!» der Maschine stehen zwei Zugführer wartet auf den Depotchef, der nur Vereine und Gewerkschaftssektionen. «Genossen, auf zum Kampf!» Endlich trifft der Bahnhofsvorstand «So-li-da-ri-tät! der BLS, die sich dem Streik ange- wenig später antanzt. Doch der De- Seit sechs Jahren sitzt er im Briger Jetzt sitzen die vier Genossen im ein: Louis Delaloye, ein Unterwalliser So-li-da-ri-tät!» schlossen haben. «Macht, dass ihr potchef hat keinen anderen Heizer Gemeinderat. Und vor allem, Dell- Streikbüro. Karl Dellberg greift zum aus Ardon. «Wir sind das Streikko- Auf dem Perron haben sich inzwi- runter kommt; ihr habt hier nichts auftreiben können. Darum knöpft berg ist der einflussreichste Gewerk- Telefon und ruft in Bern an; er will mitee», begrüsst ihn Karl Dellberg schen über zwanzig Reisende einge- verloren», schnauzt Rosenmund sie er sich nochmals den unentschlos- schafter. Er präsidiert den Verband sich vergewissern, dass der Streik und gibt gleich den Tarif durch: «Die funden, unter ihnen mehrere Gross- an. «Verräter», flucht einer der Zug- senen Heizer Bachmann vor. «Was des Verkehrspersonals, dem alle tatsächlich begonnen hat. Seine drei hiesigen Eisenbahnarbeiter schlies­ Josef Imhof: Werkmeister und Karl Dellberg: Postbeamter und räte, die nach Sitten wollen, gestern führer und die Streikenden unten ist, können wir fahren?», haut er ihn wichtigen Gewerkschaftssektionen Kollegen sehen zu, wie er die Wähl- sen sich dem Landesstreik an; kein ­Mitglied des Streikkomitees. Präsident des Streikkomitees. hat dort die Novembersession be- wiederholen im Chor: «Verräter!», an. «Nein, ich fahre nicht», antwortet der Eisenbahnarbeiter angeschlos- scheibe dreht und mit versteiner- Eisenbahner hat einer anderen Order gonnen. «Verräter!» Rot vor Zorn hebt Lok- Bachmann. Darauf der Depotchef: sen sind. ter Miene auf eine Antwort wartet. Folge zu leisten als der des Aktions- Plötzlich ein Mordsgeschrei vor- führer Rosenmund die Hand, aber «Entweder du fährst oder gestern war Darum war er es, den die Or- Plötzlich hellen sich seine Gesichts- komitees». Bahnhofsvorstand Dela- Fahrplan soll der erste Zug Punkt an. «Wir müssen jetzt alle solidarisch ne bei der Lokomotive. Endlich ist es bleibt bei der Drohung. Er besinnt dein letzter Arbeitstag.» Die Drohung ganisatoren des Landesstreiks zu- züge auf. «Es geht los. Genossen, auf loye scheint nicht wirklich beein- 6.30 Uhr Brig verlassen. Sie sprin- sein», mischt sich Karl Dellberg ein Lokführer Rosenmund aufgetaucht. sich und verschwindet im Führer- wirkt, Heizer Bachmann knickt ein erst informierten. Gestern Montag, zum Kampf!» Dellberg liebt theat- druckt: «Ich werde mein Möglichstes gen über die Geleise zum Perron 2, und gibt dem Kondukteur einen gu- Kaum haben ein paar Streikende stand. Während er sein blauweiss- und klettert auf die Maschine. kurz vor 24.00 Uhr, wurde er über ralische Auftritte. Er legt den Hörer tun, damit alle Züge abgefertigt wer- wo Zug Nr. 1369 eben bereitgestellt ten Rat: «Am besten du steigst nicht ihn erblickt, gehen sie auf ihn los. gestreiftes Überkleid anzieht, wird Es ist bereits deutlich nach sieben den Streik-Entscheid benachrich- auf und fasst den Bescheid aus Bern den können», antwortet er gelassen wird. Auf dem Trittbrett des hin- ein, ohne Zugpersonal darf der Zug Alle reden durcheinander. Jemand von unten herauf andauernd auf Uhr. Lokführer Rosenmund gibt ei- tigt1). Sofort trommelte er die Vor- zusammen: «Der Landesstreik hat in gebrochenem Deutsch. «Und wir tersten Wagens Kondukteur Konrad nicht abfahren». In dem Moment brüllt: «Heute wird nicht gefahren». ihn eingeredet, um ihn vom Streik nen Pfeifstoss. Die Lokomotive ruckt standsmitglieder des Verbandes begonnen, auf der ganzen Linie. Seit werden alles machen, um das zu Andereggen aus Biel im Goms. Die kommt der Heizer, Hermann Bach- Andere skandieren: «So-li-da-ri-tät! zu überzeugen. Streikführer Jakob an und der Zug setzt sich langsam zusammen. Albert Delz, 26, Tele- Mitternacht ruht jede Arbeit». verhindern», schwört Streikführer Streikführer stürzen sich auf ihn. mann aus Naters, über die Geleise. So-li-da-ri-tät!» Stamm steigt sogar noch einmal zu in Bewegung. «Unter Verwünschun- fonmonteur, Präsident des Uhren- Als Erstes rennen die Männer Dellberg. Und seine Kollegen wie «Hast du gehört: Landesstreik; du Sofort nehmen ihn die Streikführer in Heute Morgen, als sich Lokfüh- ihm auf die Maschine. «Der Zug darf gen von Seiten der Streikenden und und Metallarbeiterverbandes; Jakob vom Streikkomitee zum Stationsbüro, aus einem Mund: «Kein Zug wird Brig machst doch mit; wir können auf die Mangel. «Du fällst nicht um, auf rer Rosenmund in letzter Minute nicht abfahren», insistiert er. «Hau einem gewaltigen Hurra von Seiten Stamm, 35, Zugführer, Präsident des sie müssen dem Bahnhofsvorstand verlassen». dich zählen», bestürmt ihn Imhof. dich ist Verlass, bist einer von uns?» auf den Weg zum Bahnhof machte, ab!» schreit Rosenmund zurück: «Ich der Reisenden» tuckert Zug Nr. 1369 Zugpersonalvereins sowie Mitglied den Streikbeginn melden. Doch der Die Zeit drängt. Die Männer vom Kondukteur Andereggen sagt kein Heizer Bachmann sagt: «Andere sind wusste er noch nicht, ob der Lan- brauche keine Instruktionen, schon mit einer Verspätung von 43 Minuten der ständigen Personalkommission ist noch nicht da. «Sein Dienst be- Streikkomitee müssen weiter. Laut Wort, tut so, als ginge ihn das nichts auch gefahren». Aber das stimmt desstreik tatsächlich beschlossen gar nicht von dir». zum Bahnhof hinaus. 14 wirklichgeschichtlich NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 konstruktivinformativ 15

Wilde Gerüchte Lausanne sind nur zwei Züge ab- 200 Bauarbeiter aus dem Oberwallis an der grossen Baudemo in Zürich Um diese Zeit sitzt Johann Walz gefahren (…) Seither ist der Verkehr noch zuhause und macht sich für eingestellt». Dann erklärt er, warum die Arbeit bereit. Er ist Heizer bei es zum Generalstreik gekommen ist. der SBB und soll den 9-Uhr-Zug Auch hier beschränkt sich Dellberg Hände weg bedienen. Seine Frau war schon weitgehend auf Informationen der einkaufen und kommt mit aufre- nationalen Kartell-Leitung, abge- genden Neuigkeiten zurück: «Die druckt auf dem «Flugzettel Nr. 2». von unserer Rente Leute sagen, auf dem Bahnhof ge- Der Bundesrat hatte Truppen he alles drüber und drunter, der aufgeboten – «zur Aufrechterhal- Zürich | Nach dem Hitzesommer steht für die Bauarbeiter ein heisser Herbst bevor. Ende Jahr läuft der Ge- Landesstreik habe begonnen». Es tung von Recht und Ordnung». Und samtarbeitsvertrag des Baugewerbes aus. Die SVP-nahen Baumeister aus der Deutschschweiz wollen im neuen ist das erste Mal, dass Heizer Walz es kam zu Militäreinsätzen gegen Vertrag die Löhne der älteren Bauarbeiter senken, den Kündigungsschutz für ältere Bauarbeiter reduzieren und vom Streikbeginn erfährt. Im Städt- demonstrierende und streikende die Arbeitszeit auf bis zu 50 Stunden erhöhen. Schlimmer noch: die Hardliner im Schweizerischen Baumeister- chen kursieren die wildesten Ge- Arbeiter. Die Gewerkschaften und rüchte, berichtet Frau Walz. «Beim die Sozialdemokratische Partei re- verband greifen die Rente mit 60 an. German Eyer ersten Zug hätten Streikende den agierten mit einem Proteststreik und Heizer von der Maschine herunter- forderten den Rückzug der Truppen. gezerrt, so jedenfalls erzählt man Als der Bundesrat das ablehnte, kam er sein Leben lang bei je- Warum braucht es auf dem Bau die im Städtchen», sagt Frau Walz. Sie es zum Generalstreik. dem Wind und Wetter hart Rente mit 60 überhaupt? macht sich Sorgen um ihren Mann Wauf dem Bau schuftet, hat Die Rente mit 60 für die Bauarbeiter und möchte, dass er zuhause bleibt. «Keine Streikbrecher! die Rente mit 60 mehr als verdient. ist eine der wichtigsten sozialpoli- Doch der denkt nicht daran. Keine Höseler!» Die Frühpensionierung mit 60 für tischen Errungenschaften der ver- Rechtzeitig macht er sich auf zur Zum Schluss wird Streikführer Dell- die Bauarbeiter ist die grösste Er- gangenen Jahre. Sie bedeutet eine Arbeit. Als er kurz vor neun Uhr auf berg doch noch kämpferisch: «Ka- rungenschaft der Gewerkschaften zentrale Verbesserung der Arbeits- den Bahnhof kommt, bemerkt er meraden, haltet durch! Der Sieg ist im letzten Jahrzehnt. Seit der Ein- bedingungen im Bauhauptgewerbe. sofort, dass niemand arbeitet. Weder sicher! Keine Streikbrecher, keine führung der Rente mit 60 können Und die Rente mit 60 war auch eine der Zug noch die Lokomotive ste- Streikszene vom Bahnhof Grenchen. In Grenchen hinterlässt Höseler, nur Männer & wir haben Bauarbeiter in Würde in Rente gehen. bedeutende Leistung der Sozialpart- hen bereit. Auf dem Perron überall der Landestreik sogar blutige Spuren. Hier erschiessen Sol- gewonnen (…) keine Unruhen, kei- Früher erreichte gerade ein Fünftel ner, die vorgängig hart um die Rente in kleinen Gruppen Reisende und daten drei Menschen. ne Betrunkenheit, dafür Ordnung, der Bauarbeiter gesund das Ren- mit 60 gerungen haben. Bahnangestellte, die heftig disku- Mut und Entschlossenheit! Kamera- tenalter; 80 Prozent der Bauarbeiter tieren. Ein Streikführer orientiert den, tut das!» Jetzt ist Dellberg ganz wurden in die Invalidität, Arbeitslo- Zeigt die finanzielle Schieflage nicht Heizer Walz über den Streik. Um Während seine Kollegen in müh­ zuletzt eine gehörige Anzahl Spitzel. in seinem Element. Ein letztes Mal sigkeit oder aus dem Beruf gedrängt. gerade, dass das System der Frühpen­ 9.15 Uhr wird endlich der 9-Uhr-Zug samer Kopierarbeit mehrere Dutzend Die Polizei, der Regierungstatthalter wendet er sich ausdrücklich an die Die Frühpensionierung hat hier für sionierung versagt hat? bereitgestellt. Weil alle Bahnarbei- Exemplare des «Flugzettel Nr. 2» her- Josef von Stockalper, Hauptmann Streikenden: «Kameraden», schreit Verbesserungen gesorgt. Die Alters- Im Gegenteil. Die Vorpensionierung ter streiken, ist es der Depotchef stellen und anschliessend auf dem Imesch vom Platzkommando, der er: «Wir wollen kämpfend siegen struktur der Bauarbeiter ist präzise Massnahmen. Das ist Mathematik. Rentenalters würden die Bauarbeiter funktioniert: Dank der Rente kön- persönlich, der die Lokomotive Bahnhof, aber auch in Brig und Na- Bahnhofvorstand, die Postdirektion, oder sterbend untergehen – Hoch die bekannt. In den kommenden Jahren Und wenn in der Deutschweiz das würdelos in die Arbeitslosigkeit abge- nen Bauarbeiter Bauarbeiter blei- und den Zug vorfährt. Sofort begibt ters verteilen, zieht sich Karl Dellberg alle haben wenigsten einen Aufpas- Solidarität». Es sind nicht Dellbergs kommen die geburtenstarken Jahr- Rentenalter um zwei Jahr erhöht schoben oder invalidisiert. ben – und müssen nicht im Alter sich Heizer Walz zum Depotchef zurück, um seine Rede von heute ser abkommandiert. Worte, er wiederholt nur den letzten gänge der 60er Jahre in Rente. Die wird oder die Leistungen um einen irgendeinen Tieflohn- annehmen. und erklärt ihm: «Ich fahre nicht; Abend vorzubereiten. Zuvor macht er Satz aus dem Aufruf zum unbefriste- Zahl der Rentner wird bis 2024 vorü- Drittel gesenkt werden, wird dies Der Baumeisterverband behauptet, Dies hat aber auch die Fluktuation ich bin Mitglied des Eisenbahner- einen Abstecher zur Post. Eigentlich «Kameraden, haltet durch!» ten Landestreik vom 11. November3). bergehend ansteigen. Daher braucht früher oder später auch im Wallis die Gewerkschaften würden eine Sa­ gesenkt und die Rentenzahlen er- Verbandes, und ich streike». Der hätte er Dienst. Heute Morgen liess Karl Dellberg spricht länger als eine es für einen begrenzten Zeitraum der Fall sein. Deshalb haben gerade nierung verhindern – die Gewerk­ höht. Das Modell «Rente mit 60» 9-Uhr-Zug muss annulliert werden. er sich vertreten; ein Freund über- halbe Stunde. Keine Brandrede, wie Dramatische Stunden zusätzliche Massnahmen, um die auch wir im Wallis alles Interesse an schaften behaupten, der Baumeister­ leidet, wenn man so will, unter dem Heute wird kein einziger Zug mehr nahm seine Schicht. Jetzt geht er zum üblich. Zumindest nicht zu Beginn. Brig erlebt höchst dramatische Stun- Frühpensionierung zu retten. Und einer nationalen Lösung. verband würde die Verhandlungen eigenen Erfolg. Brig verlassen. Postchef und meldet ihm, dass er ab Er befindet sich in einer schwieri- den. Am nächsten Morgen erhalten darum geht es konkret: verweigern. Was stimmt nun? Mittag streiken werde. Er ist der ein- gen Situation. Grund: Sein eigener alle Eisenbahner einen Marschbefehl. Warum kürzt man nicht einfach die Im Stiftungsrat hat sowohl die Ar- Was passiert, wenn Sie sich nicht eini­ Die Streikführer dürfen zige Postbeamte im ganzen Kanton, Verband – der Postbeamten-Verband Wer trotz Marschbefehl weiterstreikt, Sie fragen, wir antworten Leistungen? beitgeberseite Sanierungsvorschläge gen können? ­zufrieden sein der sich dem Landesstreik anschliesst. – stimmte gegen den Streik. Doch riskiert bis zu einem Jahr Gefängnis Schon heute verzichten die Bauar- eingebracht wie auch die Arbeitneh- Ohne Verhandlungen und ohne Ei- Sie begeben sich hinüber ins Streik- Die Arbeiterversammlung mit Dellberg ist auch Präsident des Ver- oder bis 1’000 Franken Busse. Die Im Wallis haben wir mit RETABAT beiter bei der Frühpensionierung merseite. Die Arbeitgeber schlugen nigung wird die finanzielle Lücke büro, um die nächsten Aktionen dem Präsidenten des Streikkomi- bandes des Verkehrspersonals und Armee greift ein. Im Wallis werden eine eigene Pensionskasse für die Bau­ auf rund einen Drittel ihres Lohnes. ausschliesslich einen Leistungsab- grösser und grösser. Daran hat nie- zu planen. Als Erstes wollen sie ein tees Karl Dellberg ist für 16.30 Uhr vertritt somit auch jene Eisenbahner- 2’000 Soldaten aufgeboten, die Bahn- arbeiter. Was stört uns der Konflikt in Mit der vom Baumeisterverband bau vor, ihre Forderungen gingen mand Interesse. Wir werden uns also zweites Flugblatt schreiben, um bes- angekündigt. Vor dem Hotel Termi- Gewerkschaften, die für den Streik höfe von Brig, Sitten und St. Maurice der Deutschweiz? vorgeschlagenen zusätzlichen Ren- bis zu Rentenalter 62 oder einer Ren- einigen müssen. An Verhandlungen ser über Vorgeschichte und Verlauf nus, unten beim alten Bahnhof. Als sind. Darum beschliesst er, sich zu- militärisch besetzt. Es kommt zu In der Tat haben wir hier im Wallis tenkürzung von 30 Prozent betrüge tenkürzung von 30 Prozent. Diese führt kein Weg vorbei. des Streikes zu informieren. Und: Dellberg eintrifft, wird er von einer rückzunehmen, so schwer es ihm Verhaftungen. In Brig werden zwölf eine eigene Frühpensionskasse. Auf die Übergangsrente nur noch 3’000 Vorschläge hat die Arbeitnehmer- Heute noch soll Karl Dellberg zu den grossen Menschenmenge erwartet. auch fällt. Er tritt ausdrücklich als Lokführer und Heizer abgeführt und den ersten Blick könnten wir tat- Franken. Kaum ein Bauarbeiter seite im Stiftungsrat abgelehnt. Die Bis wann braucht es eine Einigung? Arbeitern reden. Allerdings, präzise Zahlen liegen kei- Sprecher des Streikkomitees auf. eingesperrt. n sächlich sagen, die Zürcher, Basler könnte sich damit die Frühpensio- Arbeitnehmerseite hat Vorschläge Je länger wir warten, desto grösser Schnell haben sich die vier Män- ne vor, nur ziemlich unterschiedliche Dellberg informiert über den und Berner sollen ihre Probleme nierung noch leisten. Zudem wird eingebracht, die einen vertretbaren wird das Problem. Wir brauchen ner des Streikkomitees auf den Flug- Schätzungen: vielleicht 100 Personen, Streikverlauf, hält sich dabei ziemlich (Fortsetzung in der nächsten Nummer.) alleine lösen. Das ist aber zu kurz das Leben generell immer teurer: Abbau der Leistungen mit einer Er- also möglichst schnell eine Lösung. blatt-Text geeinigt. Sie übernehmen meint eine Quelle, eine andere da- genau an den Text des «Flugzettels gedacht. Die Probleme im Wallis Teuerung, höhere Mieten und Kran- höhung der Beiträge kombinieren. Unser Ziel ist, dass die Sanierungs- 1) Notizen zum Landestreik, Schriftlicher Nachlass von weitgehend einen Aufruhr der natio- gegen spricht von mehreren Hun- Nr. 2»: «Sämtliche Eisenbahner-Orga- Karl Dellberg. Staatsarchiv, Sitten. sind dieselben wie in der übrigen kenkassenprämien. Eine Erhöhung Diese Vorschläge hat die Arbeitge- massnahmen auf Januar 2019 grei- nalen Kartell-Leitung der Eisenbah- dert Personen. Nicht nur streikende nisationen von Brig haben beschlos- 2) Prozessunterlagen des Divisionsgerichtes 3, das dem Schweiz. Die geburtenstarken Jahr- des Rentenalters kommt auch nicht berseite im Stiftungsrat abgelehnt. fen. Um dieses Ziel zu erreichen, ner und fügen zum Schluss gerade- Bähnler und Anhänger der Sozialde- sen, die Arbeit einzustellen … Die Briger Streikkomitee den Prozess machte.Enthalten gänge gehen auch im Wallis in den in Frage. Denn die Bereitschaft, älte- Darum gibt es im Stiftungsrat derzeit müsste der Baumeisterverband aber auch die Zeugenaussagen von Delaloye, Andereggen, mal ein Dutzend Zeilen «An die Ei- mokratischen Partei sind gekommen, Arbeit ruht auch bei uns vollständig. Walz oder Rosenmund… Bundesarchiv, Bern. nächsten Jahren in Pension. Des- re Bauarbeiter zu beschäftigen, sinkt keinen Entscheid – nicht etwa, weil endlich auf Verhandlungen einstei- senbahnerschaft des Platzes Brig!» an. auch zahlreiche Neugierige und nicht Auf der BLS verkehrt kein Zug. Nach 3) Willi Gautschi, Der Landestreik 1918, Zürich, 1968. halb braucht es vorübergehende deutlich. Mit einer Erhöhung des die Gewerkschaften blockieren. gen. n 16 reichlichwirtschaftlich NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 reichlichwirtschaftlich 17

Licht und Schatten bei der Lonza Lonza – 5 Milliarden schwerer als Ems-Chemie

Schlagzeilen: toren. Industriell die Lonza. Und • Der Wert der Ems Chemie stieg im Das Oberwallis ist auf die Lonza touristisch Zermatt. gleichen Zeitraum von 6,2 Milliar- angewiesen. Und die Lonza auf das den auf 15 Milliarden. Oberwallis. In der letzten Zeit sorgte Wir versuchen etwas Licht in den die Lonza für Schlagzeilen. Dschungel dieser teils widersprüchli- Der Grund: Die Ems-Chemie chen Meldungen zu bringen. investiert wenig in Forschung. Sie Die Lonza will schrittweise fünf gigan­ 290 Millionen Franken kosten. Das Ziel: Von Lonza-Manager blickt zurück: «Zu meiner Zeit war das hier Ar- • In Visp sind die ersten der fünf ge- perfektioniert als Autozulieferin die tische Maya-Pyramiden in Visp er­ Dritten entwickelte Pharma-Produkte kommen mut». Siegfried Henzen – oder Sigi, wie ihn alle nannten und planten Maya-Pyramiden im Bau. Ebner und Blocher Produktion von Kunststoffen und de- richten. Die erste ist im Bau und soll ein Jahr schneller auf den Markt als bisher. nennen – ist 85 Jahre alt. Er diente vier Jahre lang als Gardist Der Druck auf die Bauarbeiter ist Ebner und Blocher haben die Alu- ren Verwendung. Anders die Lonza. in Rom. Im Buch «Auswanderungsziel Vatikan» schildert er gewaltig. suisse gekauft. Und kurz darauf fi- Sie hat den Sprung in das Biotech- informativ und kritisch die damaligen Zustände im Wallis und • Der Kanton Wallis weigerte sich letiert. Alles wurde einzeln verkauft. Zeitalter gewagt. Mit vielen Risiken, se – wann immer möglich – wäh- len Angebot. Der von der SVP ge- versucht diesen Prozess konstruktiv seine Jahre in Rom. Tauchen wir ein: rechtswidrig, Journalisten Einsicht Die Alusuisse, die Kraftwerke und die aber auch mit vielen Chancen. rend 365 Tagen zu je 24 Stunden pflegte Fremdenhass ist dabei ein und kritisch zu begleiten. «Zu meiner Zeit? Nein, da war das hier Armut. Das besserte im in das Quecksilber-Dossier zu ge- Lonza. Mit grossem Gewinn. So sieht das System Lonza in der laufen lassen. In keinem Betrieb Standortnachteil. Wallis erst in den 1970er Jahren. In den 1950er Jahren entliess währen. Datenschützer Fanti liess Ebner, an dessen Auftritt 1999 Zukunft aus, wenn alles zum Klap- der Schweiz arbeiten bereits heute • In den nächsten Jahren gehen vie- Schatten der Vergangenheit beispielsweise die Lonza viele Leute. Die Anbauschlacht war sich das nicht gefallen. Und bekam in der Simplonhalle sich noch ei- pen kommt: Weltweit entwickeln mehr Leute Tag und Nacht sowie le Lonza-Baby-Boomer in Pension. und Gegenwart vorbei und es wurden nicht mehr so grosse Mengen Dünger vor Kantonsgericht Recht. Jetzt soll nige erinnern werden, bekam den Biotech-Start-Ups neue Produkte, werktags wie sonntags. Daran wird Die Lonza muss – nur schon um den Die Lonza hat zurzeit die Umwelt- benötigt. Im Oberwallis hatten wir in den 1950er Jahren nichts, er, wenn es nach den Schwarzen Grössenwahn. Er legte mit seinen etwa gegen Krebs oder beginnende sich wenig ändern. Aber die Arbeits- Personalbestand zu halten – viele probleme nicht im Griff. Wir werden viele mussten immer noch auswandern. Im Militärdienst, da geht, abgewählt werden. Und wenn Visionen faktisch eine Pleite hin. Der Demenz. Sobald die Produkte markt- bedingungen für Schichtarbeitende neue Leute rekrutieren. Die ande- in den nächsten Roten Anneliese sah ich auf den Namenslisten, dass die Hälfte unserer Leute in sich sonst niemand findet, wenigs- vorsichtigere Blocher stieg rechtzei- reif und zugelassen sind, werden können und müssen besser werden. ren Branchen werden unter diesem auch diese Schattenseiten beleuch- der Deutschschweiz wohnten. Wenn ich an meine Jahrgänge tens finanziell abgestraft werden. tig aus den gemeinsamen Visionen diese dank weltweit einzigartigem • Die New Lonza braucht viel und Sog leiden. Die Lohnabhängigen ten. Seit 30 Jahren verlangt die SP im und an die Gardisten meiner Zeit denke, da waren, vor einer • Die Sanierung der Lonza-Deponie aus. Und rettete später Ebner vor Produktions-Knowhow in Visp pro- sauberes Wasser. Nicht weniger als davon profitieren. Walliser Grossen Rat immer wieder Ausnahme oder zweien abgesehen, alle nicht Gelernte. Da in Gamsen ist offenbar gescheitert. dem Untergang. Bei jeder passenden duziert. 100 Liter pro Sekunde. Das ist ein die Schaffung eines fähigen Chemie- war die wirtschaftliche Not schon häufig. Pacelli hatte nie ein Es braucht eine neue Lösung, die und unpassenden Gelegenheit be- kleiner Sturzbach. Die Gemeinden Wir haben im Oberwallis eine Inspektorates. Melly darf nicht län- Lächeln, ich konnte mich nie erinnern, dass er gelächelt hätte, auf sich warten lässt. tont Blocher, wie genial er und seine Alles wird sich verändern sind bisher nicht in der Lage etwas industrielle Kultur. Deshalb verdrän- ger alles vertuschen und unter den er war aristokratisch distanziert… und hatte keinen Kontakt • Die Lonza hat weder die ARA noch Tochter Martullo die Ems Chemie zu Die neuen Ibex-Bauten sind eine zu bewegen. Alle wollen saugen, gen die Visper die Tatsache, dass Tisch kehren. Auch die Lonza muss zu den Gardisten. Und das Kommando schätzte ich eher als ihre Abwässer im Griff. Bereits am immer neuen Erfolgen führen. Wette auf die Zukunft. Diese Zukunft niemand will liefern. So etwas geht es in den Kleegärten regelmässig alles Interesse daran haben, dass die schwach ein, ein alter Kommandant, der dann auch im Dienst 17. November 2017 – also vor acht muss das Oberwallis mitgestalten. gar nicht. zum Himmel stinkt. Auch im neuen Negativ-Meldungen aus dem Wallis starb, und es gab peinliche Konflikte zwischen dem Kaplan Monaten – verfasste die Staatsan- Die Zahlen sprechen eine Sonst funktioniert das Ganze wegen • Wer Spitzenleute nach Visp holen Oberwalliser Medienhaus in der Po- aufhören. und den Offizieren…» Das Interview mit Sigi Henzen lehrt uns: waltschaft eine Anklageschrift. leicht andere Sprache: schlechten Rahmenbedingungen will, muss für diese Frauen und mona. Dank Gentech und Biotech Wer begreifen will, wie sich alles Das Wallis hat für den Grossteil der Bevölkerung erst in den • Für die Konjunkturforschungsstelle • Der Börsenwert der Lonza AG stieg nicht: Männer optimale Rahmenbedin- verändert sich die Industrie. Und verändert hat, sollte einen Blick in letzten 60 Jahren den Sprung aus der Armut geschafft. Hen- der ETH Zürich (KOF) gibt es im in den letzten 5 Jahren von 3,7 Mil- • Wer absehbar 1,5 Milliarden in gungen schaffen. Das geht von der die Belegschaft und die Gesellschaft das Buch des ehemaligen Lonza- zen holte auf dem zweiten Bildungsweg die Matura nach. Stu- Oberwallis wirtschaftlich zwei Mo- liarden auf über 20 Milliarden. neue Anlagen investiert, muss die- Kinderbetreuung bis zum kulturel- mit ihr. Das bringt Chancen und Managers Sigi Henzen werfen. Wir dierte in Freiburg Wirtschaft. Und arbeitet dann nach einem Risiken mit sich. Die Rote Anneliese haben dies für Sie gemacht. n Zwischenstopp bei der Lonza in Basel in deren Werk in Visp.

Bildquelle: Bundesamt für Statistik Lonza-Werbeplakate

Der Wert der Lonza-Aktie ist in den letzten Die Aktie der Ems-Chemie hat sich eben- Diese Graphik erschien am 21. Juni 2018 auf der Titel- Jahren explodiert. Heute ist die Lonza nicht falls gut entwickelt. Heute ist die Ems- seite der NZZ. Sie müsste das Oberwallis wachrütteln. weniger als 20 Milliarden Franken wert. Dies Chemie allerdings 5 Milliarden Franken Wir haben nicht zu viele Alte, weil wir zu wenig Junge ist nicht zuletzt auch das Verdienst der weniger wert als die Lonza. Wer hätte das haben. Die Bewegenden und Beweglichen wandern ab. Lohnabhängigen­ in den Lonza-Werken von vor einigen Jahren gedacht, als Blocher Dieser Trend kann und muss sich umkehren. Es ist denk- Als der Gardist Henzen nach Rom ging, litt die Tonnenchemie der Lonza unter zu wenig Nachfrage. Trotz schöner Plakate. Jetzt verlangt eine Visp. und Ebner die Lonza plünderten. bar, dass die Lonza zum Motor der Veränderung wird. Volks­initiative mehr Schutz des Grundwassers. Und die Lonza hat sich vom Dünger verabschiedet. 18 kritischpolitisch NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 kritischpolitisch 19

Steuergesetz-Revision: 99%-Initiative: Hier Steuergeschenke – Für Gerechtigkeit dort Abstrafung der Ärmsten und echte Demokratie!

Wallis | Noch in diesem Jahr wird sich JUSO | Der Wohlstand der Schweiz beruht auf der bezahlten und unbezahlten der Grosse Rat mit einer Änderung des Arbeit von Millionen von Menschen. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Betagte kantonalen Steuergesetzes befassen. betreut und Kinder grossgezogen werden, Schokolade produziert wird und Züge Die Rote Anneliese unterhielt sich mit pünktlich abfahren können. Dennoch werden die Früchte dieser Arbeit unglaub-

dem Visper Grossrat Gilbert Truffer. lich ungleich verteilt. Tamara Funiciello

Gilbert, du bist seit Mitte Juni der neue Kantone gefordert, ihr o gibt es zum Beispiel für viele ben werden und wie hoch der Lohn Dieses System gilt es zu ändern. Präsident der SPO. Wie war der Start? Steuergesetz anzupassen. Angestellte 2018 erneut eine ist. Ob diese Jobs hier angeboten Wir müssen aus der Geiselhaft des Ich übernehme eine motivierte SP Das kann man aber so SNull-Runde bei den Löhnen werden oder in . Der entschei- Kapitals ausbrechen. Die 99%-Initi- Oberwallis mit vielen jungen Men- oder so machen. Im Wal- und dies, obwohl es unserer Wirt- det, wie hoch die Mieten sind in den ative macht einen Schritt genau in schen, die das Oberwallis und un- lis wird auf den Ärmsten schaft eigentlich gut geht und wir Wohnungen, die auf seinem Boden diese Richtung. Sie zieht die Kon- seren Kanton voranbringen wollen. herumgehackt. So soll immer produktiver werden. gebaut wurden. In einem solchen fliktlinien in der Gesellschaft dort, Tamara Funiciello: Nach der Abstimmung über Sion die Mindeststeuer, die System kann es keine Demokratie wo sie hingehören: Nicht zwischen JUSO-Präsi­dentin. 2026 war in der Walliser Politik etwas jede Person im Kanton Gleichzeitig sind die 300 reichs- geben. In einem solchen System Menschen mit unterschiedlicher die Luft raus. Aber neue Stürme kün- zahlt, verfünffacht wer- ten Menschen in diesem Land 2016 kann es auch keine echte Freiheit Passfarbe, sondern zwischen oben Menschen, die andere dafür arbei- digen sich an. den. Das ist weder christ- um rund 60 Milliarden Franken rei- geben, denn wer kann unter sol- und unten. Denn sie macht eins ten lassen. Einfach, weil sie bereits lich noch sozial, und der cher geworden. 60 Milliarden – das chen Umständen auch wirklich frei klar: Es gibt Menschen, die für ihr Geld haben. Und Letztere werden Dazu gehört wohl die anstehende Re­ Vorschlag stammt vom ist beinahe das Bundesbudget. Und entscheiden? Geld arbeiten. Und dann gibt es steuerlich auch noch massiv privi- vision des kantonalen Steuergesetzes… CSPO-Staatsrat. Umge- dies in Zeiten, in denen im Kanton legiert. Allerdings. Was da Staatsrat Roberto kehrt werden ausgerech- Luzern die Prämienverbilligungen Schmidt im Vernehmlassungsver- net den Firmen Geschenke gemacht, ausgenommen werden. Auch die Was sind denn die Steuerausfälle? von Menschen, die an der Armuts- Diesen Privilegien, die zum Teil fahren auftischte, ist starker Tobak. die das gar nicht brauchen. Valgrid AG, die im Oberwallis den Wenn die Vorlage gemäss Vernehm- grenze leben, zurückgezahlt werden Darum geht es: Die 99%-Initiative verlangt, dass Kapitaleinkommen (Zinsen, mit der USR II eingeführt wurden, Da sollen die grossen Unternehmen Strom auf der 65kV-Ebene trans- lassungsentwurf durchkommt, ver- müssen. In Zeiten, in denen Fächer Dividenden etc.) 1.5 × so stark wie Arbeitseinkommen besteuert werden. Es wollen wir ein Ende bereiten. Die gilt ein Freibetrag von beispielsweise 100’000 Franken pro Jahr. Der dadurch im Wallis tiefere Steuersätze haben Welchen denn? portiert, kommt zum steuerlichen liert der Kanton jährlich 72 Mil- dezimiert, Lehrer*innen entlassen erzielte Mehrertrag wird verwendet, um die Einkommenssteuern für Personen 99%-Initiative will das reichste Pro- als beispielsweise etwa in den Kan- Der Kanton kennt heute eine Steuer Handkuss. Allfällige Steuerentlas- lionen und die Gemeinden rund und Schulen geschlossen werden. In mit tiefen und mittleren Arbeitseinkommen zu senken. Ebenfalls können die zent in diesem Land, das Prozent, Mehreinnahmen für Leistungen der sozialen Wohlfahrt wie Familienleistungen, tonen Zürich oder Bern. Das Wallis auf der Produktion dienender Instal­ tungen müssten zwingend mit der 60 Millionen Franken. Geld, das Zeiten, in denen das Gesundheits- Bildung und Gesundheit verwendet werden. das reicher und reicher wird, ohne will im unsinnigen und unsozialen lationen und Maschinen. Von die- Auflage verbunden werden, das ge- fehlt, um die Krankenkassenprä- wesen unter dem Spardiktat der einen Finger zu rühren und das von Steuerwettbewerb unter den Kanto- ser Steuer profitieren in erster Linie samte 65 Kilovolt-Netz im Kanton mien anständig zu subventionieren. Bürgerlichen zusammenzubrechen der Arbeit anderer lebt, zur Kasse nen an vorderster Front mitmachen. Gemeinden mit Industriebetrieben in einer einzigen Gesellschaft zu Geld, das fehlt, um unseren Jungen droht. In Zeiten, in denen wir uns bitten. Und zwar wollen wir konkret, wie zum Beispiel Visp, St. Niklaus, organisieren. Aber davon sind wir anständige Stipendien zu zahlen. nun seit Jahren über eine minime dass Kapitaleinkommen, also zum «Die Kassiererin, der Bauarbeiter, die Hausfrau: Aber muss der Kanton gar nichts un­ Siders und Chippis, Martinach und leider noch weit entfernt, weil der Und Geld, das fehlt, um im Kanton Erhöhung der AHV die Köpfe ein- Beispiel Zinsen und Dividenden ab Sie alle arbeiten, um zu leben. Das reichste ternehmen? Monthey. Wenn die Betriebe wenig politische Wille für Reformen in die- innovative Projekte auf den Weg zu schlagen. Prozent der Bevölkerung lässt einfach diese einem Freibetrag von 100’000 Fran- Doch, das schon. Durch die Reform Gewinn machen oder diese verschie- sem Bereich fehlt. bringen. Menschen, die 99%, für sich arbeiten. Es ken, eineinhalbmal so stark besteuert auf eidgenössischer Ebene sind die ben und andernorts versteuern, so Die Reichen werden immer rei- ist Zeit, das reichste Prozent fair zu besteuern.» werden wie Arbeitseinkommen, also zahlten sie wenigstens Grundstück- Alles «Chabis», oder gibt es auch gute Erfreuliches gibt es aber aus dem Bun­ cher – die Armen immer zahlreicher. Tamara Funiciello, JUSO-Präsidentin Löhne und Renten. steuern und dann eben diese Steuer Ansätze? deshaus zu berichten. Oder? Dies hat mit einer demokratischen, auf Installationen und Maschinen. Positiv ist sicher die Erhöhung der Die Unternehmenssteuer-Reform III solidarischen Gesellschaft herzlich Wieso wollen wir das Kapital- Der Kanton würde rund sieben Mil- Abzüge vom Einkommen für die Kos- (USR III) wurde vom Volk im Februar wenig zu tun. Und dennoch ist der einkommen stärker versteuern? lionen Franken verlieren. Aber das ten der Krankenversicherung sowie 2017 zu Recht gebodigt. Den Steuer- Widerstand gegen solche Entwick- «Die Konzentration der Vermögen schwächt Weil Geld nicht vom Himmel99%-Initiative fällt. demo kratische Prozesse. Die JUSO-Initiative ist nicht der einzige grosse Bock im für die Kosten der ausserhäuslichen ausfällen wurde nichts gegenüber- lungen verhältnismässig klein. Geld wird erarbeitet. Und zwar von stärkt hingegen den sozialen Ausgleich. Sie Theaterplatz 4 Reformvorschlag. Kinderbetreuung. Davon profitieren gestellt. Jetzt hat sich im Parlament wertet die Arbeit gegenüber dem Kapital auf. Menschen, die Lohn beziehen. Di- aber zu einem guten Teil auch Gutver- eine Koalition der Vernunft gebildet. Doch wie kann das anders sein Das ist dringend nötig.» videnden sind nichts andersPostfach als der Welche Böcke gibt es denn sonst noch? dienende. Alleinerziehenden Müttern Diese macht den interessanten Vor- in einer Gesellschaft, in der Kapi- Gewinnüberschuss einer beliebigen Ueli Mäder, Prof. em. für Soziologie 3001 Bern Von der Grundstücksteuer ausge- fehlt oftmals das Geld, die Kinder in schlag, wonach einerseits die Steu- tal Macht bedeutet? Durch den Be- Dienstleistung oder eines beliebigen nommen werden auch die Strom- einer Kita betreuen zu lassen. Sozialer ern OECD-konform werden, aber sitz von Kapital erhalten Menschen Produkts. und Gasleitungen sowie andere wäre es, wenn für die Kinderbetreu- für jeden verlorenen Steuerfranken Macht über andere Menschen. Wer ähnliche Anlagen. Es ist nicht zu ung direkt ein Abzug vom Steuer- ein Franken in die AHV fliessen Geld hat, wer Grossunternehmen Diese Umstände müssen wir än- glauben: Ausgerechnet Swissgrid, betrag gemacht werden könnte. Da muss. Dieser Vorschlag zeigt, dass und Boden besitzt, entscheidet. Der Weitere Unterschriftenlisten können bestellt werden unter: dern. Wir, die 99%. n www.99prozent.ch, [email protected] jene Gesellschaft also, welche die würden die kleinen Einkommen am die Politik manchmal doch beweg- entscheidet, wer Jobs bekommt und 99%-Initiative, Theaterplatz 4, 3011 Bern Gilbert Truffer: Visper Grossrat gesamte Walliser Politik an der Nase meisten entlastet, was sozialpolitisch licher ist als ein Krokodil auf einem wer nicht. Der entscheidet, zu wel- Spenden: IBAN CH50 0900 0000 6137 3861 6 und SPO-Präsident. herumführt, soll von dieser Steuer der Vernunft entspräche. Apfelbaum. n chen Bedingungen diese Jobs verge- Tamara Funiciello, JUSO-Präsidentin 20 kritischpolitisch NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 reichlichwirtschaftlich 21

Tourismus und Olympiade Mengis neuer Hauptaktionär von RRO Wallis | Als erste Zeitung berichteten wir über das Desaster des World Nature Forums Aktienverkauf in Naters. Als einziges Medium im Oberwallis waren wir gegen die Olympischen Spiele im Wallis. Als einzige Zeitung vertreten wir innovative Konzepte im Bereich des Touris- im Schnellschussverfahren mus. Ein kleiner Rundgang durch den touristischen Schadensplatz Wallis. RA

Oberwallis | Anfang Juni liessen die Verantwortlichen an der Generalversammlung der - Erst die halbe Wahrheit Zwei weitere Zeitbomben Schmid gegen Frédéric Bumann. Der Nach dem 2. Weltkrieg wollte com die Bombe platzen: Durch den Verkauf ihres Anteils an den Aktien von RRO in der Höhe von

Franz Ruppen und Albert Bass glau- Die Natischerinnen und Natischer Ehrverletzer wird durch Pascal Rup- niemand auf der Welt Olympische 25,2 Prozent an die Mengis Gruppe wurde diese nun zum Hauptaktionär des Lokalradios. Silvia Eyer ben, sie hätten ein Sanierungskon- sind zur Hälfte Miteigentümer des pen, den Bruder des Präsidenten, ver- Spiele durchführen. Die Menschen zept für das World Nature Forum. Reka-Feriendorfes. Vor der Abstim- teidigt. Auch das noch. und die Länder hatten andere Haben sie leider (noch) nicht. Ihr mung versprach man dem Volk sorgen. Deshalb kam St. Moritz Durchmarsch ist gestoppt. Eine das Blaue vom Himmel. In Tat und Wir sind kein Narruvolch zum Handkuss. Im Wallis ging das nsgesamt stimmten etwas mehr Meinung des Verwaltungsrates von bunte Schar von Einsprechern ver- Wahrheit bezahlt Reka nur eine Mi- Noch nie rollte eine vergleichbar olympische Sonnen-Feuer frühzei- als 82 Prozent dem Verkauf der RRO zu dieser Übernahme blieben langt eine Urnenabstimmung. Weil ni-Miete. Die beiden Miteigentümer staatlich finanzierte Propaganda- tig unter. In der Host-City Sitten IAktien an die Mengis Gruppe zu. die Antworten eher unklar. Matthias man sich nicht am Volk vorbei in Reka und Gemeinde Naters müssen Lawine wie zugunsten von Sion stimmten mehr als 60 Prozent ge- Das sieht auf den ersten Blick nach Bärenfaller erklärte dazu: «Das war das nächste Abenteuer stürzen darf. deshalb je sechs Millionen Fran- 2026 durch das Wallis. Im Ober- gen dieses Abenteuer. Ein grosser viel aus. Nimmt man die ganze Sa- ein schleichender Prozess. Für mich Bisher hat nur die SP ein konkretes ken auf ihre Investition abschrei- wallis waren offiziell nur die SP, die Erfolg für die SP und ihre beiden che aber genauer unter die Lupe, ist diese Frage schwierig zu beant- Sanierungskonzept auf den Tisch ben. Die Salamitaktik: Jedes Jahr wenigen Grünen, die Umweltorga- Co-Präsidenten. entsteht dieses Bild: Jede Oberwal- worten». Und Fredy Bayard antwor- gelegt. Die grösste Zeitbombe tickt wird je eine Million abgeschrieben. nisationen und Waldemar Schön liser Gemeinde ist mit Aktien an der tete: «Ich glaube, entscheidend war, noch unter dem Natischer Ratstisch. Das einst soziale Reka-Modell funk- gegen die Spiele. Der Walliser Bote Valaiscom beteiligt. Je nach Grösse dass Matthias so dominant ist beim Roger Michlig ist einer der bestbe- tioniert nicht mehr richtig. Des- mutierte während Wochen zum jahre hinter sich. Den Bahnen geht der Gemeinde nimmt auch die An- Radio.» Diese Antworten lassen die zahlten Chefbeamten des Oberwal- halb werden aus Reka-Feriendörfer Olympia Boten. Selbst im Oberwal- es immer noch schlecht, aber im- zahl an Aktien zu. Den Entscheid für Vermutung aufkommen, dass sich lis. Er hat zusammen mit seinen neu Reka-Ferienhotels. So auch in lis stimmte die knappe Hälfte der merhin besser als ohne Wintercard. jede Gemeinde trafen die Gemein- die Begeisterung im Verwaltungsrat Freunden die Beiz im World Nature Blatten, wo man das Reka-Hotel Stimmenden nein. Die Bevölkerung Dies gilt auch für das Skigebiet Hoh- deräte. Doch einstimmig fiel dieser von RRO durchaus in Grenzen hielt. Forum zu einem Spottpreis gemie- über booking.com buchen kann. hat kein Vertrauen mehr in die Re- sass, das jetzt mittels Nachlassstun- Entscheid wohl in den wenigsten tet. Der Auftrag wurde nicht ausge- Rechtswidrig, denn Naters hat nie gierung. Zu Recht, wenn man die dung saniert wird. Die Geschichte Gemeinden aus. Naters enthielt sich Synergien nutzen? schrieben, obwohl die Gemeinde beschlossen, Miteigentümer eines Fälle World Nature Forum und Tun- hinter der Geschichte: Der Investor sogar ihrer Stimme. «Der Gemeinde- Was die Übernahme der Aktienmehr- dies als Mehrheitsaktionärin hätte Reka-Hotels zu werden. Trotzdem nel Turtmann näher unter die Lupe Oppermann will die Mehrheit, um rat von Naters hat sich im Sinne des heit von RRO durch die Mengis Grup- machen müssen. Seit der Eröffnung ist Franz Ruppen der neue Hotel- nimmt. Vonseiten der politischen dann alles an die französische CDA Ausdrucks seiner Skepsis gegenüber anderen Parteien keine Diskussion Insgesamt nahmen Gemeinden mit pe genau für die Zukunft unserer macht der so von der öffentlichen könig von Blatten. und medialen Befürworter von Sion zu verkaufen. der Entwicklung der Oberwalliser zu diesem Thema stattgefunden. Auf einer Aktienbeteiligung von 26'346 Medienlandschaft heisst, ist heute Hand subventionierte Chefbeam- Vergleichbar schlimm sieht es bei 2026 gab es bisher kein Wort der In der welschen Schweiz machen Medienvielfalt für Stimmenthaltung diese Frage angesprochen, antworte- Aktien gar nicht teil. Diese stimmten noch schwer absehbar. Im erwähnten te den Natischer Beizern illoyale den Belalp-Bahnen aus. Hier verliess Selbstkritik. Stattdessen nichts als 30 Ski-Stationen beim Magic Pass entschieden», erklärt Gemeindeprä- ten die Gemeinderäte unisono: «Der folglich auch nicht ab. Die Valaiscom Interview im Walliser Boten blieben Konkurrenz. Viele Natischer Beizer Frédéric Bumann das sinkende Schiff. billige Ausreden. Eine kalte Dusche mit. Deshalb ist der Erfolg grösser sident Franz Ruppen. Entscheid lag in der Kompetenz des selber hält 23’845 Aktien. Zusam- die beiden Protagonisten diesbezüg- stimmten bisher SVP. Wann wird Gegen alle Vernunft wurde eine zwei- reicht nicht. als bei der Wintercard. Die Probleme Gemeinderates». mengefasst heisst das also, dass von lich ebenfalls recht vage. Von einem Franz Ruppen ihnen endlich reinen te Zufahrtsbahn gebaut. Angeblich lösen würde – auch für Grächen – das Fragen bleiben offen den insgesamt 100’000 Namensakti- Monopol könne keine Rede sein. Wein einschenken? Und ausgerech- weil die Reka dies verlangt hatte. Die Wintercard, Magic Pass und Projekt übertragbare Generalabos. Wir fragten im Laufe unserer Re- Eine Gemeinde stimmte en abzüglich der Aktien der Valais- Denn die beiden Medien blieben ja net die RWO soll jetzt, wenn es nach Gegenanträge und Warnungen von übertragbare GAs cherchen auch die Gemeinde Brig- mit Nein com nur 49’809 an der Abstimmung in Walliser Händen und man siche- Thomas Egger geht, den Oberwalli- Jean-Marie Schmid und Peter Boden- Dank der Saaser Wintercard haben • Die Bahnen von Grächen haben ei- Glis an. Die Gemeinde hält 10’508 Als einzige Gemeinde im Oberwallis teilnahmen. re so das Überleben der Medien in ser Tourismus reorganisieren. Hat mann wurden in den Wind geschla- Hoteliers, Wohnungsvermieter, Res- ne Kapazität von 4’500 Skifahrern der insgesamt 100’000 Namensakti- entschied sich Guttet-Feschel gegen unserem Kanton. Nur hat ein Mo- uns noch gefehlt. gen. Jetzt läuft der Prozess Jean-Marie taurants und Geschäfte zwei Super- pro Tag. en. Brig-Glis ist somit die Gemeinde den Verkauf der Aktien. Mit ihren 414 Konzentration der nopol ja nichts damit zu tun, ob die • Grächen hat in Chalets und Hotels mit den meisten Aktien. Statt des Aktien konnten sie dem Entscheid ­Lokalmedien Medien in Walliser Händen bleiben in etwa so viel Betten. angeschriebenen Stadtpräsidenten aber nicht viel entgegenhalten. Ge- Bereits im Jahr 2014 übernahm die oder nicht. Klar, Fredy Bayard ist uns • Mit sicheren Einnahmen von fünf Louis Ursprung antwortete Gemein- meindepräsident Christian Pfam- Mengis Gruppe die wöchentlich er- immer noch lieber als Christoph Blo- Millionen Franken kann man die deschreiber Eduard Brogli. Seine Ant- matter erklärt dazu: «Die Gemeinde scheinende Gratiszeitung RZ. Nun cher. Nichtsdestotrotz will man künf- Bergbahnen rentabel betreiben. wort auf die Frage nach dem Resultat Guttet-Feschel ist der Ansicht, dass folgte die Übernahme der Aktien- tig Synergien zwischen den beiden • Pro Bett müssten die Eigentümer im Gemeinderat lautet wie folgt: «Ich der Verkauf der Anteile der Firma mehrheit am lokalen Radiosender Redaktionen nutzen. Falls künftig nur für 1’100 Franken ein frei übertrag- bitte Sie um Verständnis, dass wir RRO zu einem Rückgang der Medien- RRO. Unabhängig von der Mengis noch ein Journalist an einen Anlass bares Generalabo kaufen. keine Abstimmungsresultate im Rat vielfalt im Oberwallis führt. Das Risi- Gruppe bleiben weiterhin die Regio­ geschickt wird statt deren zwei, hat • Wer das Abo nicht nutzt, müsste kommunizieren…» Das lässt Fragen ko besteht darin, dass der Mengis AG nalzeitung Aletsch Goms, die Rote man eben auch nur noch eine Mei- dieses auf dem Internet anbieten. offen. Klarer kommunizierte da Ni- Konzern wirtschaftliche Gründe ge- Anneliese sowie der lokale Fern- nung statt zwei. Matthias Bärenfaller klaus Furger, Gemeindepräsident von genüber der journalistischen Quali- sehsender Kanal9. Klar, somit hat erklärte im RRO-Interview: «Dank der Bisher haben sich Jean-Michel Visp. Die Gemeinde hält 5’740 Aktien tät bevorzugt.» Und dieser Entscheid die Mengis Gruppe noch lange kein Beseitigung von Doppelspurigkeiten Cina, Christoph Darbellay, Beat der Valaiscom. Furger betont: «Mit wurde übrigens einstimmig gefällt. Monopol inne. Aber es ist defini- kann auch der Qualitätsjournalismus Bereits 36’864 Skifahrende haben ein Abo für die Rieder und Berno Stoffel geweigert, dem beantragten Aktientausch waren Zu der Sachlage kommt ausserdem tiv eine Medienkonzentration. Im gesteigert werden». Doch das Wort ­nächste Saison gebucht. Wenn 66’600 mitmachen, dieses Zukunftsmodell zu prüfen. alle Ratsmitglieder einverstanden.» noch Folgendes hinzu: Die Betei- Walliser Boten gab es ein grosses Medienvielfalt gibt es nicht umsonst. kommt der nächste Deal zustande. Sollte drin liegen. So gut lief der Magic Pass. Leukerbad müsste Stattdessen wollen sie immer mehr Zu beklagen ist: Es hat im Vorfeld der ligung an der Abstimmung an der Interview mit den beiden Protago- Denn es ist eben gerade die Vielfalt, In die Röhre­ gucken die Gläubiger der Hohsaas- unbedingt mitmachen. Leider weigern sie sich. Geld von den Steuerzahlern, um ihre Abstimmungen in den Gemeinderä- Generalversammlung der Valaiscom nisten Fredy Bayard und Matthias die eine objektive Meinungsbildung Bahnen. ­Hätten sie auch ohne Deal machen müssen. Trotz Anfragen aus dem Welschen. Bähnli-Kolochsen zu erneuern. n ten innerhalb der Linken wie auch in betrug nicht 100 Prozent. Das heisst: Bärenfaller. Auf die Frage nach der stützt. n 22 kritischpolitisch NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 kritischpolitisch 23

Statt Briefmarke für den Papst… Gefahrguttransporte über den …sollten Anton Karlen und Co. Simplon und durchs Wallis gescheiter beichten

Sitten | Man muss sich das vorstellen. Die Verantwortlichen der Post haben in den letzten Jahren 400’000 Buchungen gefälscht, um Geld von einem

öffentlichen Kässeli in andere öffentliche Kässeli zu transferieren. RA Ein riesiges Verbots- schild haben Aktivis- tinnen und Aktivisten lle internen und externen meinderat Rupert Hänni nicht mehr der Revisionsstelle. Im Verwaltungs- der EnBAG verrechnet. Gelernt ist der Alpen-Initiative am Kontrollmechanismen sollen den Sprung in den Gemeinderat rat zusammen mit seinem Angestell- schliesslich gelernt. Und als Beloh- Simplon | Die Gefahrguttransporte über den Simplon sind eine tickende Zeitbombe. 14. April 2018 auf dem Aversagt haben. Wer’s glaubt, schaffte. Trotz eines Stimmenanteil ten Luggen, ehemaliger Gemein- nung sponserte die EnBAG Postauto Seit vielen Jahren setzen sich deshalb Umweltorganisationen und linke PolitikerInnen – Simplon mit biologisch abbaubarer Lebensmit- wird selig. Wahr ist eher das Gegen- von jeweils mehr als 30 Prozent. In depräsident von Termen. Dabei Wallis mit Werbung. allen voran Doris Schmidhalter-Näfen – für ein Verbot von Gefahrguttransporten auf der telfarbe in den Schnee teil: Die interne Revision hat auf der EnBAG deckte er als Mitglied wurden und werden die gleichen Simplonpassstrasse ein. Die Politik bewegt sich aber nur äusserst langsam. Brigitte Wolf gezeichnet. die Probleme aufmerksam gemacht. der Finanzkommission die Machen- Methoden wie bei der Post ange- Gefahr der Privatisierung Den Hinweisen wurde nicht nach- schaften des Verwaltungsratspräsi- wendet. Den Gemeinden wurden Staatsrat Melly ist der zweitfreund- gegangen. denten, der Geschäftsleitung und zu hohe Preise für die Leistungen lichste Walliser westlich der Raspille. er Staatsrat ist in die- erforderlich sein, ist der Bund bereit, len Voraussetzungen für einen Bahn- und Füssen. Die Produktion vor Ort Haben die Post-Manager Niemand kann auf ihn böse sein. sem speziellen Fall der diese […] zu unterstützen.» verlad bereits heute gegeben. Im Wal- sei zu teuer, weil die Strompreise wirklich nichts daran verdient? Obwohl in seinem Departement «DAnsicht, dass die Bahn So richtig ernst scheint es dem lis gebe es Umschlagsanlagen in Visp höher seien als in Frankreich. Do- Erhielten sie, dank den so er- ein Skandal den nächsten jagt. den Erwartungen und Bedürfnissen Bundesrat dann aber doch nicht zu und in Monthey und auf italienischer ris Schmidhalter-Näfen stellte aber zielten rechtswidrigen Gewinnen, Die Stichworte: Autobahn, Lon- besser entspricht, um den Anwoh- sein. Bis Ende 2019 will er eine Risi- Seite existierten im Raum Mailand schon 2016 in einer Interpellation keine höheren Boni? Und keine za und jetzt Post. Melly will die nern der betreffenden Fahrstrecke koanalyse machen, zur Überprüfung, und im Raum Novara genügend Ka- im Grossen Rat fest, dass neue Pro- zusätzlichen Einlagen in die Pen- bestehenden 43 Postautolinien die bestmögliche Sicherheit zu bie- ob der Bahnverlad von Gefahrgut- pazitäten für den Bahnverlad. duktionsanlagen für Chlor viel we- sionskasse? ausschreiben. Private sollen mit- ten. Der Staatsrat wird […] weiter- transporten weniger gefährlich sei als niger Energie brauchen als bisherige Noch weiss niemand viel Ge- bieten können. Obwohl das gar hin die nötigen Kontakte mit den der Strassentransport. Als wäre inzwi- Verbot von Chlortransporten Anlagen und dass die Lonza den naues. Nur eine Sache ist klar: Die nicht notwendig ist, wie die Gross- Bundesbehörden pflegen und auf schen nicht hinlänglich bekannt, dass mit der Bahn Strom zu europäischen Marktpreise Post hat national und regional rätin Doris Schmidhalter-Näfen eine Lösung der Gefahrguttrans- die Bahn sicherer ist als die Strasse! Der Transport von gefährlichen Gü- beziehen kann. viel zu grosse Wasserköpfe. Sonst in Bern herausgefunden hat. SBB porte am Simplon drängen.» Diese Er empfiehlt zudem, als alternative tern per Bahn ist zwar sicherer als auf Im September 2016 haben Indus- hätte niemand Zeit gehabt, flä- und Postauto bilden zusammen etwas hilflos anmutende Antwort Massnahme eine Selbstverpflichtung der Strasse, aber Gefahrguttransporte trie, SBB und Behörden eine Verein- chendeckend 400’000 Buchungen sinnvollerweise das Rückgrat des gab Staatsrat Jacques Melly am 15. der Unternehmen zu prüfen. Dieses sind und bleiben generell ein Prob- barung zur Verminderung des Risikos zu fälschen. öffentlichen Verkehrs im Wallis. Mai 2018 auf eine Interpellation von Zuwarten des Bundesrates und das lem. Rund 350 Kesselwagen verflüs- von Chlortransporten unterzeichnet. Der Kanton muss die Filetierung Werner Jordan und Doris Schmid- Abschieben der Verantwortung sind sigtes Chlor (25’000 Tonnen) werden Unter anderem sollen die Geschwin- Was geschieht mit und Privatisierung des öffentli- halter-Näfen zu Proto­koll. Mit der unverantwortlich. jährlich von Genf über Lausanne, digkeit der Züge in dicht besiedeltem Anton Karlen? chen Verkehrs verhindern. Und Interpellation wollten die beiden Vevey und Montreux zu Syngenta Gebiet reduziert und die Waggons Anton Karlen war und ist Chef diesen mit einem guten Vertrag SP-Leute wissen, was die Walliser Zuerst Vermeidung, sonst in Monthey und zur Lonza in Visp sicherer gemacht werden. Aber von der Postautobetriebe im Wallis. stärken. Regierung zu unternehmen beab- Transport per Bahn gebracht. Die Grünen der Kanto- einem Verbot will das nationale Parla- Gleichzeitig war Karlen ein ak- sichtigte, um möglichst rasch ein Am sinnvollsten wäre natürlich die ne Wallis, Waadt und Genf fordern ment weiterhin nichts wissen. Zuletzt tiver CVP-Politiker. Wird er den 5’000 Franken Minimallohn Gefahrguttransportverbot am Sim- grundsätzliche Vermeidung von Ge- ein Verbot der Chlortransporte. Das wurde eine Standesinitiative des Kan- Sturm bei der Post überleben? für Postchauffeure plonpass zu verwirklichen. fahrguttransporten, indem die ge- Chlor könnte problemlos in Visp und tons Genf zum Stopp von Chlortrans- Wird gegen ihn Klage erhoben? Die Unzufriedenheit bei den fährlichen Güter von der Industrie Monthey produziert werden. Dage- porten sowohl vom Stände- als auch Wird Postauto-Schweiz – wie an- Postchauffeuren ist auch im Wal- Bundesrat schiebt vor Ort hergestellt würden. Die Ana- gen wehrt sich die Lonza mit Händen vom Nationalrat abgelehnt. n gekündigt – Regionalfürsten wie lis hoch. Während die zu vielen ­Verantwortung ab lyse der Quell- und Zielorte der Ge- Anton Karlen entmachten und Chefs und Souschefs Rechnun- Hintergrund der Interpellation war fahrguttransporte über den Simplon alles nach Bern verlegen? Un- gen fälschten, erhöhten sie den der Verlagerungsbericht von Ende zeigt nämlich, dass über die Hälfte sere Einschätzung: Wie bei der Druck auf jene, die hinter dem 2017, in welchem sich der Bundes- der Gefahrguttransporte über den Autobahn wandern Kompeten- Steuer sitzen. rat erstmals zu einem Verbot für Simplon dem Import von Gütern zen und Arbeitsplätze Richtung Wenn das Wallis nicht end- Gefahrguttransporte auf der Simp- (52,3%) dient. Zielorte sind vor allem Bern. Weil das Departement Mel- lich selber aufräumt, werden alle lonstrasse äussert. Der Bundesrat die Kantone Genf, Waadt und Wallis. ly einfach nichts im Griff hat. We- Postauto-Büros nach Bern verlegt. schreibt sogar, dass er bereit sei, Etwa ein Drittel der Fahrten führen der den Autobahnbau noch die Anstatt weiterhin auf der Tauch- ein generelles Gefahrgutverbot über Waren aus der Schweiz aus. Der Tran- Rotten-Korrektion oder Postauto. station zu verharren, müssten Kar- den Simplon umzusetzen, sofern sitverkehr spielt eine untergeordnete Anton Karlen war ein knallharter len und Melly aufzeigen, was sie das Parlament einen diesbezügli- Rolle (siehe Grafik). Politiker mit einer umgänglichen aus ihren Fehlern gelernt haben. chen Auftrag formuliere. Und weiter: Da, wo der Transport von ge- Schale. Er war in Bitsch für die Nur so hat der Sünder Karlen eine «Sollten Investitionen in zusätzliche fährlichen Gütern unvermeidbar ist, Änderung des Wahlrechtes, damit zweite Chance verdient. n Umschlagsanlagen für den kombi- müssen die Güter auf die Bahn. Laut Grafik: Wichtigste Relationen der Gefahrguttransporte auf der der beliebte und kritische Ge- ‹ Dieser Vorstoss ist in Sitten hängig! nierten Verkehr bzw. Anschlussgleise Bundesrat wären die infrastrukturel- Strasse am Simplon 2014. 24 konstruktivinformativ NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 konstuktivinformativ 25

Ungleichheit noch und noch an der Geschichtsverdrehung weiter mus gibt die kulturelle Revolte der und plant für den Herbst eine Ge- 68er-Generation. Es war eine neue, genveranstaltung mit dem Ziel, den umfassende Kultur auszumachen. Prozess der sozialen Desidentifikati- Junge Leute kümmerten sich einen Was hat Zermatt on aufrecht zu erhalten. Blocher ver- Moment lang wenig um Klassen- sucht mit diesem Vorgehen der Ge- schranken. Ein anderes Kulturver- schichtsfälschung dem reaktionären ständnis war am Entstehen. Weg mit mit Eribon zu tun? Bürgertum ihre Definitionshoheit der «legitimen Kultur», die zu Hause über die Geschichte zurückzugeben. nur Langeweile erzeugte und bei den populären Klassen als «Trieb- Erinnern Sie sich noch an Zermatt in diesem Winter? Ein von Schneemassen abgeschnitte- Legitime Kultur versus Kultur feder der Desidentifikation» wirkte. nes Tal. Ein exklusiver Touristenort mit gutbetuchten Skigästen, die nicht abreisen können. der populären Klassen Blues- und Rockmusik sowie zeit- Und was bleibt davon im Gedächtnis? Eine Medienflut sondergleichen. Stephan Niklaus Dem Bürgertum fehle die Empa- gemässe anklagende Lyrik in Form thie gegenüber den populären Klas- von Rap und Reggae haben vorwie- sen, sagt der englische Katholik und gend ihren Ursprung in den popu- Didier Eribon ist französischer Journalist, Marxist Terry Eagleton. Mehr noch: lären Klassen. Die kulturpolitische erschüttete Zufahrten. Un- zudecken. Wie schon in seinem Buch ckelt hat. Stets erleben die popu- Autor, Soziologe und Philosoph. Es will nicht nachvollziehen, was Revolte entwickelte sich zu einem freiwilliger Aufenthalt in Zer- «Rückkehr nach Reims» analysiert lären Klassen gesellschaftsbedingte unten in der populären Klasse im Massenphänomen. Das Primat der Vmatt. Tausende Touristen er auch hier die Gewalt der sozialen Diskriminierung. Ihr Gefühlsleben Denken, Fühlen, Verarbeiten von Un- «legitimen Kultur» war ins Wanken eingeschneit.­ Solche und ähnliche Ordnung, die das Individuum in sei- wird dabei in Mitleidenschaft gezo- lären Klasse haben kaum eine Idee recht und Identitätsversuchen vor geraten. Aber Halt: Das durfte nicht Schlagzeilen durchziehen diesen nen Schichtverhältnissen, Normen, gen. Eribon schildert aus eigenem von ihrer eigenen Geschichte. Beim sich geht. Hier entsteht eine Kultur, sein. Die bürgerlichen Geldsäcke Winter die Berichterstattungen der Verhaltens- und Denkweisen, seiner Erleben unterschiedliche Verletzun- Bürgertum vermischt sich Familien- und das Handeln und Leiden ist und Kulturagenturen nutzten diese Schweiz. Die Medien berichten lau- Akzeptanz gegenüber etablierten gen und Verhinderungen, Lebens- geschichte in vielen Fällen mit der kulturbildend. Davon hält das Bür- Entwicklung schnell zu ihren Guns- fend über die Befindlichkeiten der Hier­archien sowie Zukunftsaus- entscheidungen selbstbestimmt zu Geschichte schlechthin. An Beispie- gertum wenig. Die grossbürgerliche ten. Geschickt integrierten sie die «eingekesselten» Touristen in Zer- sichten prägt. Ein Ausbrechen aus treffen. Die Scham über seine Her- len mangelt es nicht. Beim Durch- Kultur definiert sich, indem sie zu- aufkommende systembedrohend matt. Jedoch kein einziges Wort über diesem «fürchterlichen Gesetz des kunft lässt ihn nicht los, und damit wandern der grossen Städte in Euro- erst allgemeine Kulturgüter explizit kulturelle Entwicklung in ihre nach die Angestellten und deren Familien, Determinismus, das dem Einzelnen das «verstörende Gefühl», an einem pa strebt man auf prunkvolle Paläste, für sich beansprucht und somit die wie vor bestehende «legitime Kul- die im Wintersportort Zermatt für einen Platz zuweist, uns vorschreibt, Ort zugleich zu Hause und fremd zu Häuser, Plätze oder Denkmäler zu. meisten Menschen ausschliesst. Eri- tur». Bob Dylan, die Rolling Stones, das Wohl der Touristen arbeiten, aber wie wir uns zu verhalten haben, was sein. «Ich habe die Zugehörigkeit zu Stadtpläne verweisen nicht auf Plätze bon spricht von «legitimer» Kultur. von den Beatles ganz zu schweigen, aufgrund der für sie unerschwingli- wir zu sagen haben und wer wir einer Klasse immer gespürt», erklärt oder Gegebenheiten der populären Im Schulsystem fliesst dieser elitä- gehören heute zur «legitimen Kul- chen Mieten nicht wohnen können. zu sein haben» scheint praktisch Didier Eribon. «Manche Klassenre- Klassen, sondern führen zu stilvollen re Charakter des Kulturbegriffs ein, tur» – den populären Klassen blieb Auch diese Angestellten mussten in unmöglich. Neben der Herkunfts- flexe bleiben einfach und mit ihnen aus gut situierten Familien zeigt, dass und Leistungen darüber bestimmen, Ratshäusern, zu geschichtsträchtigen der nichts anderes als wie Eribon nichts. Zermatt bleiben in Sorge um ihre familie tragen soziale Instanzen wie ein schlechtes Gewissen». inzwischen 85 von 100 dieser Kinder was wir sind. Wo wir auch hingehen, Ereignisorten, zu grossbürgerlichen meint «ritualisierte Feiergesänge auf Familienangehörigen. Das Phäno- der Freundeskreis, Medien und das eine Matura machen. Diese Quote ist tragen wir eine soziale Identität mit Strassenalleen oder Museen. «Die die Grösse und Höhe der Kultur» Zum Schluss men ist keine Seltenheit, denn das Schulsystem wesentlich zur Stabili- Eribon analysiert das Erleben der gestiegen. Hingegen ist die Quote der uns herum, die mehrere Generatio- gesamte städtische Topografie steht sei. Damit leistet sie einen weiteren Eribon versteht es, die Leser auf seine Ausblenden arbeitender Schichten sierung der sozialen Ungleichheit bei. eigenen Klassenzugehörigkeit schon Arbeiterkinder, dazu zählen heute nen zurückreicht. Ich musste damals bereit, um das Alter und die Wich- Beitrag zur Festigung der sozialen in Buchform gehaltene Studienreise ist alltäglich in unserer Welt. Genau beim Aufwachsen, und zwar durch auch Kinder aus Migrantenfamilien, sehr lachen und gab meinem Neben- tigkeit der bürgerlichen Familien zu Ungleichheit. mitzunehmen. Das Urteil, dass die von diesen Arbeitenden ist im neuen Sozialer Determinismus – das Bewusstwerden, dass man nicht im Vergleich zu den siebziger Jah- mann zurück: Meine Familie auch! bezeugen, vor allem ihre Rolle in Gesellschaft fällt, bleibt festgebun- Buch von Didier Eribon «Gesellschaft ­soziale Festlegung dazugehört, nicht die gesellschaft- ren des letzten Jahrhunderts kaum Meine Replik war kaum zu wiederle- der allgemeinen oder offiziellen, von «Im ethnografischen Sinne ist es den: einerseits an die Machtverhält- als Urteil» die Rede. Er nennt sie die Die Identität der populären Klassen lich passenden Redewendungen gestiegen. In der Schweiz stört die- gen. Falsch war sie trotzdem. Weiter den Mächtigen erzählte Geschichte», völlig richtig, von einer populären nisse, die durch gesellschaftlich fest populären Klassen und versucht die ist mit Schamgefühlen verbunden. und Codes bei gesellschaftlichen ser Umstand kaum jemanden, es als zwei oder drei Generationen kann schreibt Eribon. Den populären Klas- Kultur zu sprechen. Begreift man verankerte Strukturen aufrecht er- Ursachen, die zur Stabilität gängi- Was meint Eribon damit? Es ist das Ereignissen beherrscht. Die Verun- wird mit einem Schulterzucken zur ich den Stammbaum meiner Familie sen fehlt die Vertrautheit der städti- die soziale Struktur aber als Sys- halten bleiben. Andererseits durch ger Macht- und Klassenverhältnisse Gefühl, das sich über die Vielheit sicherungen werden nicht positiv als Kenntnis genommen». nämlich nicht zurückverfolgen», so schen Geografie. tem funktionaler Gegensätze, dann die Scham, welche die Teilnahme führen, mit neuem Blickwinkel auf- der erlebten Missachtungen entwi- treibende Kraft bewertet und in einer Eribon in seinem Buch. Diese Pas- findet sich die populäre gegenüber am dynamischen gesellschaftlichen Identität des Andersseins festgelegt, Das klassenspezifische sage verdeutlicht, dass die Prägung Das systematische Missachten der an den Universitäten gelehrten Geschehen im Grossen und Ganzen sondern mit Schamgefühlen herum- ­Gedächtnis im Gedächtnis nicht unabhängig und Herabwerten der Kultur der po- legitimen Kultur jederzeit in einer behindert, womit der Aufstieg in ein getragen und die soziale Ordnung Durch das ganze Leben kann man der Klassenlage ist – denn Eribon pulären Klasse steht dem Erinnern untergeordneten Position. In dieser besseres Leben den Charakter der als Mechanismus der Ungleichheit die einmal erworbene Identität, die ist ein Kind aus der verarmten Ar- an die eigene Geschichte im We- hierarchischen Struktur kann es eine Seltenheit annimmt. akzeptiert. Herkunft zensiert: Wer aufgrund äusserer Umstände gege- beiterschaft in den Ardennen, auch ge. Sie verblasst und verschwindet positiv definierte populäre Kultur gar in eine der unteren Gesellschafts- ben ist und sich über viele Gene- wenn er heute Soziologieprofessor in mit der Zeit aus dem Gedächtnis. nicht geben, beziehungsweise sie Das Buch zwingt zum Nachden- schichten hineingeboren wird, bleibt rationen herausgebildet hat, nicht Amiens und hoch geachteter Schrift- Ein Anschauungsbeispiel liefert die ist genau das, wodurch die unteren ken. Das Wahrnehmen der gegen- bildungsmässig dort gefangen. Die abstreifen. «Mir wurde auf einer steller ist. zurzeit geführte Auseinanderset- Schichten auf ihren untergeordneten wärtigen politischen Vorgänge wird herbeigeredete Mobilität ist kaum mondänen Party eine Dame vorge- zung zum 100-jährigen Jubiläum Rang verwiesen werden», schreibt geschärft und lässt fragen, was ist vorhanden. stellt, deren altehrwürdiger Name Im Gedächtnis der Bürgerfamili- des Landesstreikes 1918. Zwar ist Eribon. übersehen worden in der Bewertung angeblich in den Memoiren - en zeichnet sich der Stolz der Famili- dieser im Gedächtnis der populären gesellschaftlicher Zustände. Auch In der Schweiz schaffen es nicht Simons vorkommt. Ich weiss noch, engeschichte ab, die ausschliesslich Klassen hängen geblieben, aber das Das Herkunftsmilieu der popu- wenn der Begriff populäre Klassen viel mehr Arbeiterkinder an die Uni wie mir mein Nebenmann in beina- von Männern geprägt ist, im Gegen- Bürgertum versucht, diese Erinne- lären Klassen hat auch seinen Kul- erklärungsbedürftig ist, bleibt er vor- als vor einem halben Jahrhundert. he ekstatischer Erregung zuflüsterte, satz zu den Arbeiterfamilien, bei de- rung zu beschädigen. Trotz histo- turanspruch. Nur wird dieser negiert, läufig als Behelfskonstruktion für die Warum das so ist, erklärt die Pä- ihre Familie reiche bis ins 12. Jahr- nen es kein Familiengedächtnis gibt. risch einwandfreier Faktenlage ist im Schulsystem diskret ausser Acht Bezeichnung der unteren Schichten dagogikprofessorin Margrit Stamm hundert zurück. Ich begriff zu dieser Um es mit Paul Nizan zu sagen, «ein der Versuch nie unterblieben, den gelassen oder wenn es nicht an- in unserer Gesellschaft hilfreich. Es aufgrund ihrer Studien in der Wo- Zeit, wie sehr Namen, Vornamen und echter Bürgerlicher ist ein Mann mit Landesstreik negativ darzustellen. ders geht, integriert und zu einer sind jene Schichten, die Gefahr lau- chenzeitung (WOZ) im November Abstammung in jedem Moment und einer Geschichte, die er kennt und Zurzeit werkelt der Multimilliardär Geldmaschinerie gemacht. Einen fen, in das Präkariat abzugleiten und 2017: «Die Maturaquote von Kindern ganz unabhängig von unseren Taten liebt». Die Menschen aus der popu- und Rechtsaussen-Politiker­ Blocher guten Einblick in diesen Mechanis- auf diesem Weg verarmen. n 26 konstruktivinformativ NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 konstruktivinformativ 27

Ein anderer Blickwinkel: Buchtipp: Das Leben des Vernon Subutex

Jonas Jossen ist bal- diger Kunststudent an Fragen der ECAV – Walliser Schule für Gestaltung in Siders. über Fragen

ieso sind «die Linken» so zerstritten? für die Dekonstruktion und Hinterfragung der Was bedeutet «links sein» überhaupt? etablierten Ordnung und für das Interesse an WWas vereint denn noch die vielen ver- einer offenen Kultur, die sich auch von aussen Replik zur 1.-Mai-Rede von Christian Schnidrig: schiedenen Clans und Parteien, die sich welt- beeinflussen lässt, ohne Stigmatisierung und weit «die Linken» nennen? Ablehnung des Fremden, aber trotzdem einer Links hat sich oft gegen etwas verbunden klaren moralischen Linie. Dieser Austausch er- – wie jede Bewegung. Vielleicht war es allzu möglicht meines Erachtens die Entwicklung der Digitalisierung lange nur noch gegen etwas und nicht mehr Menschheit zu einer Gesellschaft, die unseren FÜR etwas Konkretes. Gegen Kapitalismus und Erkenntnissen entspricht. dogmatische Gesellschaftsregeln, aber wofür Trilogie von Virginie Despentes in unserem Alltag denn? Zu oft haben Widersprüche linker Be- Unserer Gesellschaft fehlt es an Akzeptanz Christian Schnidrig ist Softwareprogrammierer, wegungen eine Distanzierung verlangt, bis von und Austausch. Toleranz ist ein schönes Wort Co-Präsident der Piratenpartei Wallis und Netzak- der internationalen Solidarität nur noch ein und alle halten es hoch, aber eben diese Tu- rzählt wird die Geschichte von Vernon Sub- Brig | «Die Digitalisierung ist aus unserem Alltag nicht tivist. Er hält jährlich Kurse zum Thema «Digitale unstimmiger Haufen bestand. gend fehlt unserer missgünstigen, zynisch-hä- utex und seinem rasanten sozialen Abstieg. mehr wegzudenken.» Ein kalter Schauer durchfährt mich Medien» an den Oberwalliser Schulen und enga- mischen Zeit. Wenn die Diversität unterhalten EMit seinem Plattenladen ging er pleite und bei diesem Spruch! Christian Schnidrig giert sich in der Lehrlingskommission in Naters. Einerseits vereinen gemeinsame Fragestel- und erhalten bleibt, also ein Nebeneinander als einer seiner besten Freunde, der ihn finanziell lungen. Ist denn eine bürgerliche Lebensfüh- von Tradition und Interesse, könnte man von- unterstützt hat, stirbt, steht er plötzlich auf der Stras­ rung wirklich die «gute Bahn», von der «ach» einander lernen, miteinander die Probleme se und quartiert sich bei alten Freunden ein. Somit so viele abgekommen sind? Oder ist es eine der Welt und des Alltags zu beheben. Wenn beginnt eine Reise zu den Abgründen einer zutiefst iesen Spruch kriegen wir bis zum Smart-Kühlschrank werden Antwort. Nicht betroffene Arbeit- tion, die Arbeit, der Firmensitz, die mögliche Auslegung unter vielen, die einfach man die verschiedenen Kulturen toleriert und verunsicherten Gesellschaft. Man begegnet ihnen al- überall als Einführungs- Produkten eine unnötige Intelligenz nehmerInnen erfahren dabei auch Tochterfirma ausgelagert. über die anderen hinweg gestellt wird, weil es versucht sie zu integrieren, könnte ein Polylog len, den Gescheiterten, den scheinbar Erfolgreichen, Dsatz zu lesen und hören. zugeschrieben. Klassische Produk- drastische Änderungen. Neudeutsch: einfacher ist, vom grossen Geld träumende Leu- entstehen. Ein friedliches, lockeres Plenum, das den Schrillen und den Durchgeknallten. Es entsteht Sei es im Walliser Bote, der über te und Dienstleistungen wiederum Optimierung/Restrukturierung. Sie Und wie reagiert die Politik? te zu kontrollieren? Ist es nur alte Gehirnwäsche die verschiedenen Gruppen atmen lässt, aber ein grandioses Sittengemälde, das kein gesellschaft- «Unternehmenstrends» berichtet werden ersetzt und konkurrenziert. müssen «flexibler» werden. Flexible Nach Jahren des Verschlafens setzt eines expansiven Systems im kollektiven Leis- auch nach Konfliktlösungen sucht und nicht liches Thema unberührt lässt, die Islamismusdebatte und von «Industrie 4.0» schwadro- Airbnb gegen die Hoteliers, Uber ge- Arbeitszeiten, flexible Arbeitsstellen, oder besser redet sie auch von Di- tungswahn? Haben die Gewinner zu viel und nach Eskalation. Durch einen solchen Diskurs ebenso wenig wie den Aufstieg der Rechten. niert, im Schweizer Fernsehen, das gen Taxis, Amazon gegen alle mögli- flexibler Arbeitsinhalt, flexible Er- gitalisierung. Doch meist geht es die Verlierer zu wenig? Braucht es überhaupt könnten sowohl Identitäten als auch Kamerad- Auch im zweiten Band entwirft Virginie Despen- über unser Schulsystem inklusive chen KMUs. Die Produktion wird ra- reichbarkeiten! Arbeiternehmer wer- dabei nur um «Wirtschaftsförde- Konkurrenzkampf? Vereint eine gemeinsame schaften zwischen Ungleichen entstehen und tes wieder ein gestochen scharfes und eindringliches «Cyber­mobbing» berichtet, durch ei- tionalisiert und Arbeitskraft automa- den zu mehr «Selbständigkeit» ge- rung». Um die Konkurrenz zu an- Sehnsucht nach gerechterem, entspannterem, längerfristig erhalten bleiben. Bild der französischen Gesellschaft. Vernon ist mitt- ne deutsche Kanzlerin vor längerem tisiert. So wird gar der Kunde selber drängt. Durch mehr Verantwortung deren Ländern. Die Wirtschaft und liebevollerem Beisammensein? Oder ein ge- lerweile obdachlos und lebt auf einer Parkbank. Die über das «Neuland» Internet oder zur VerkäuferIn dank Self-Checkout wird man fast zum «ArbeitgeberIn». deren Unternehmen agieren also meinsames Trauma, ausgelöst von den Übel- Ein persönlich wichtigerer Teil der Linken anderen Obdachlosen helfen ihm, sich in seinem ein Grossratsmitglied, das damit nur und Self-Scanning. Zuletzt werden Gleiches Risiko, aber ungleiche Rech- global und sind vernetzt. Wir jedoch, taten mächtiger, grausamer Menschen? Die stellt Kulturschaffung dar, als Sprachrohr der neuen Leben zurechtzufinden. Seine ehemaligen den Umstieg vom Papierberg zu ein- Daten vereinfacht, schaffen Über- te. Die Digitalisierung wird also zur in der Gewerkschaft, in der Politik, Antworten lassen wir aus. Jugend und der Epoche. Die dekonstruktiven Freunde, Bandkollegen und Exfreundinnen finden gescannten Dokumenten beschreibt. blick und Transparenz und im selben Liberalisierung und Deregulierung als Menschen agieren meist lokal! Gedankenketten, die die Linke zu ihrer Recht- sich zusammen, um Vernon aus seiner prekären Lage Digitalisierung gehört seit lan- Atemzug werden sie verkapitalisiert. der Sozialsysteme und dem Arbeits- Zudem kann ein System, in dem Ich denke, all diese Fragen ergeben so wenig fertigung zurechtlegt, führen leider zu oft in herauszuhelfen. gem zu unserem Alltag und ist keine Unsere Nutzungs- und Personen­ schutz missbraucht. Wirtschaftsinteressen weltweit gül- Sinn, weil das «Links-Sein» an sich weder den eine Art Sackgasse. An der Ziellinie hat man Im dritten und letzten Teil (erscheint im Sep- Zukunftsmusik mehr. Sie ist seit min- daten werden als Ware gehandelt. tig – aber Gesellschaftsinteressen nur richtigen Titel, noch den rechtmässigen Status die Flausen und Fehler des Systems und der tember auf Deutsch) führt uns Despentes in das destens 40 Jahren fester Bestandteil Es zeigt sich, wer primär vom Die Wirtschaft um diese Unter- bis zur Landesgrenze reichen, nicht erlangt hat: Es ist eine weltweit verbreitete Geschichte erkannt, hat aber vergessen, den Frankreich der Attentate vom 13. November – und unserer Realität. Und Anfang wie vermeintlichen technologischen nehmen herum funktioniert dank funktionieren. Dank Digitalisierung Kultur, mit jahrhundertealter Tradition, eine Fokus auch auf die Dinge zu richten, die einen damit ins Herz eines gesellschaftlichen Traumas. Fortschritt beginnen meist in und Fortschritt profitiert. Es sind die Un- Digitalisierung global und ver- ist die Welt kleiner geworden! Freies Gegenkultur, eine Alternative, ein Versuch, es stolz machen, und zwar als Linker gesehen zu Die Gruppe hat Paris mittlerweile verlassen und um unsere Arbeitswelt. ternehmer. netzt. Unternehmen fusionieren zu Wissen, weltweite Vernetzung, freie besser zu machen. Nicht nur Parteien sind werden. Es fehlt der Linken an Inspiratoren, an lebt an verschiedenen Orten auf dem Land. Die dort Grossunternehmen und zu «Global Informationen überall. Drehen wir links, auch nicht nur die zur Schau gestellten «Helden». Die praktische, kreative und attraktive veranstalteten Raves sind total angesagt und jeder Was heisst eigentlich Für sie generiert Digitalisierung Playern», wie es so unschön heisst. den Nutzen um und profitieren als Chaoten; zu den «Linken» zählen sich unzählige Seite des Links-Sein wird vernachlässigt. versucht, eine Einladung zu ergattern. Doch auch ­Digitalisierung? hohe Einnahmen und sinkende Per- Dank kantonaler und internationa- Gesellschaft davon! Es bringt nichts, Mikrokulturen und Lebensentwürfe. dies ist nicht das Paradies, es gibt Misstrauen und Digitalisierung ist die Umwandlung sonalkosten. Das «Human Kapital», ler Steuer-Konkurrenz bezahlen die nur im Oberwallis, dem Wallis, der Das Schema «Links-Rechts-Mitte» propa- Aus einem jungen, vielleicht naiven Blick- Eifersüchteleien, die Gruppe zerfällt. Dann kommt und Automatisierung analoger Wer- wie es so unschön heisst, kostet viel, «Big-Player» dann nur «little» oder gar Schweiz oder in Europa zu handeln. giert die Illusion eines Gleichgewichts um die winkel erhofft man sich mehr Zusammenarbeit der 13. November 2015 und die Stimmung ändert te, Prozesse und Daten in maschi- ist unzuverlässig, ab und zu krank, keine Steuern. Und wenn ein Land Nutzen wir die digitalen Mittel für Konservative, an dem von beiden Seiten gezerrt zwischen den Splittern der «Linken» und in ers- sich schlagartig. nenlesbare Form. Konkret werden geht schnell kaputt, moniert und ein gutes Sozialsystem fordert und eine Gesellschaft 4.0 statt Wirtschaft wird und eines zu vermeidenden Abgleitens ter Linie einen gemeinsamen Kampf gegen die Mit dieser Trilogie hat sich Despentes in den bestehende Produkte und Dienstleis- fordert ständig. Automatisierung bessere Arbeitsbedingungen schafft, 4.0. Proletarier aller Länder vernetzt in die «undemokratischen» Extreme. Politik Vereinsamung und das gegenseitige Misstrauen Olymp der zeitgenössischen französischen Literatur tungen erweitert. Vom Smartphone oder Outsourcing ist scheinbar die wird «geoutsourced» und die Produk- euch, digital. n ist komplexer, persönlicher. «Linke» standen unserer Zeit. n geschrieben. Daniela Kämpfen 28 männerstuben NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 dickeeier 29

Oberwalliser Dicke Männerstuben Eier

Wo steckt Vitek? SVP-Fälscherbande: Die SP war immer gegen die Pauschalbesteu- Aufgrund der Anklageschrift ist klar, dass bei den Die Walliser Ex-Gardisten bei ihrer traditionellen Zusammenkunft erung. Weil diese verfassungswidrig ist. Unser letzten Wahlen eine SVP-Fälscherbande unterwegs in Naters. Seit 500 Jahren dienen Gardisten dem Papst in Rom Milliardär Vitek ist ein Pauschalbesteuerter. Nach war. Mit unterschiedlichem Erfolg: Oskar Freysinger und stehen ihm treu zur Seite. Doch wir leben nicht mehr im Aussagen des Gemeindepräsidenten zahlt Vitek in konnten sie nicht retten. Den Gelben haben sie einen Mittelalter. Sogar in der Schweizer Armee sind Frauen anerkannt. Crans-Montana gar nicht so viel Steuern. Obwohl er Sitz geklaut und bis heute nicht zurückgeben. Seit zwölf Anders in der Garde. Papst Franziskus will den Bestand nun von ein Vermögen von 3,5 Milliarden hat. Vitek müsste sich 180 Monaten fordert Doris Schmidhalter-Näfen öffentlich, dass die 110 auf 135 Mann aufstocken. Warum nicht gleichzeitig die Garde Tage im Jahr in Crans-Montana aufhalten. Macht er aber offenbar SVP die schnelle Lösung des Problems mittels Rücktritten löst. Jeder für Frauen öffnen? nicht. Kanton und Gemeinde schauen widerrechtlich weg. Sie müssten halbwegs anständige Dieb gibt, nachdem er erwischt wurde, das geklaute ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung anstreben. Ein Argument für Handy zurück. die Pauschalbesteuerung war: Die Reichen und Superreichen, die zwecks Steuervermeidung ins Wallis ziehen, investieren hier. Vitek hat das nach- Kassiber: weislich gemacht. Mit etwas unerwarteten Folgen. Wenn der Investor mehr Die FührungsMANNschaft der Kraftwerk Aegina AG. Geld von den Gemeinden braucht, stellt er diesen einfach die Bahnen ab. Der Fraktionsvorsitzende der SVP Michael Graber hat versucht, über einen Was hätte er wohl kurz vor den olympischen Spielen gemacht? Das Gleiche ihm bekannten Gefängniswärter eine geheime Rücktrittserklärung ins im Quadrat. n Gefängnis zu schmuggeln. Graber kannte den Bandenchef. Und wollte den Eindruck erwecken, dieser sei gar nicht (mehr) Mitglied der SVP. Der Sponsoring für Doppelmeter Gefängniswärter gab den Kassiber an die Justiz weiter. Ramon Zenhäusern hat beim SP-nahen Professor Urs Birchler seine Lizen- Brogli-Brogler: ziatsarbeit geschrieben. Birchler ist von Zenhäusern als Wissenschaftler wie als Skifahrer tief beeindruckt. Das Forschungsgebiet von Zenhäusern: «In- Eduard Brogli behauptet, mit ihm hätten weder Staatsanwaltschaft noch dividualsponsoring – Wofür bezahlen Sponsoren.» Wir wünschen unserem Polizei geredet. Wahr ist genau das Gegenteil: Er musste in Gegenwart Die MANNschaft, die an der Podi- Doppelmeter alles Gute auf dem Weg zur künftigen Olympia-Goldmedaille. der Justiz seinen Tresor öffnen und die 45 Couverts herausrücken. Ohne umsdiskussion Sion2026 an der Abseits der Pisten von Crans-Montana. Inklusive Individual-Sponsoring. die Gemeindeangestellten und ihre Mails wäre der Vertuschungsversuch Das OK der Heimattagung Simplon Dorf. Sie wol- Vifra teilgenommen hat. Denn Olympia Sponsoring liegt für einen finanzschwachen und schlecht vielleicht geglückt. Der Briger Gemeindeschreiber hat seinen Präsidenten len anlässlich der Heimattagung die Vielfalt ihres Die verantwortlichen Männer regierten Kanton wie das Wallis einfach nicht drin. n angeblich nicht informiert. Obwohl dieser im nahen Saas-Fee in den Bergdorfes herausheben. an der GV der Aletsch AG. ­Ferien war. Auch den gelben Vize-Präsidenten hat er angeblich im Dun- Kartelle: Aufregung im Engadin. keln gelassen. Weil er es gewohnt sei, die Verantwortung zu übernehmen. Typisch: In Brig haben die Chefbeamten längst die Kontrolle übernommen. Belohnung im Wallis. Das Kontrollorgan wurde liquidiert. Die befreundete Revisionsstelle ist In Graubünden müssen die Kartell-Brüder vom Bau tief unten durch. eine lahme Ente. Funktionierende Kommissionen gibt es keine mehr. Die Anders im Wallis. Hier brummte die Weko dem Immer-Noch-Mengis- Protokolle werden vorformuliert. Und die Gemeinderatssitzungen werden Verwaltungsrat Bringhen Junior ein Busse von drei Millionen Franken auf. immer kürzer. Offenbar wegen den genau gleichen Schweinereien wie in Graubünden. Wir alle haben für unsere Rohrleitungen und Wasserhähne während Jahren Mehr Geld für alle: Ist der Heilige Geist ein Mann oder eine Frau? Oder nur eine Erfindung aus dem Nahen viel zu viel bezahlt. Bringhen junior hatte in Sachen Sion 2026 keine Funk- Osten, wie uns der emeritierte Professor Beda Stadler aus Bürchen immer wieder predigt? tion. Trotzdem durfte der Gelbe sich im Walliser Boten auf einer ganzen Selbst die Redaktion des Walliser Boten regt sich über dieses Trauerspiel auf. Die Meinungen sind geteilt. In Niedergampel kommt alle zwei Jahre die «Heilig-Geist- Seite aufblähen. Und jetzt macht er gleich noch – nach der Walliser Kan- Der Walliser Bote hat noch nicht darüber berichtet, dass sich in den letzten Bruderschaft» zusammen. Dieses reine Männerstübli hat den Vorstand neu bestellt. Ganz tonalbank – eine zweite Karriere im Sozialbusiness. Im Wallis gibt es kein 15 Monaten die Gemeinderäte ihren Lohn erhöht haben und gleichzeitig so heilig sahen unsere Brüder im Geiste beim Fototermin nicht mehr aus. Der Geist kam Der männliche Verwaltungsrat der Schämdi und keinen Sozialanstand. Der gelbe Papa Bringhen gehörte zu Eduard Brogli für seine Verdienste um eine Lohnklasse höher eingestuft diesmal offenbar direkt aus der Flasche. Flasche leer würde Trapattoni sagen. KW Jungbach AG. jenen Oberwalliser Cinceras, die unter anderem für das Berufsverbot von haben. Aufgrund eines Gutachtens, das Eduard Brogli veranlasst hat. So Stephan Niklaus verantwortlich war. n munter geht es im Schloss drüber und drunter. n

Wurde die Kirche ­profanisiert? Die neuapostolische Kirche in Glis steht seit zwei Jahren zum Verkauf. Wie- jedoch eine sehr wesentliche Frage. Denn: Sieht sich eine Kirchgemeinde so die Kirche an bester Lage wohl seit so langer Zeit keinen Käufer findet? gezwungen eine Kirche zu veräussern, so muss sie zuerst «profanisiert» Eine Leserin der Roten Anneliese hat nachgeforscht und eine Kaufanfrage werden. Das heisst, sie muss entweiht werden, sodass die Kirche einem gestellt. Die Antwort kam postwendend: «Es gibt keinen festen Verkaufs- nicht sakralen Verwendungszweck zugeführt werden kann. Diese Profani- preis, aber eine Erwartung, die zwischen 2 und 2,5 Millionen Franken sierung kann nur der Bischof persönlich vornehmen. Geschieht dies nicht, liegt. Bezüglich der künftigen Verwendung der Kirche gibt es lediglich zwei obliegt der Kirche eine Nutzungsbeschränkung. Das heisst, ein sakraler Die Herren Gemeindepräsidenten von Embd, ­Eisten, Einschränkungen: Erstens keine unsittliche Nutzung. Zweitens keine Zweck soll in jedem Fall erhalten bleiben. Solange diese Frage nicht geklärt Staldenried, Stalden und Törbel mit dem roten Die Männerstube Gemeinderat Naters an der Urversammmlung im Mai, bei der die Be- muslimische Glaubensgemeinschaft.» Auf die Frage hin, ob die Kirche ist, wird sich wohl auch kein Käufer für die Kirche finden lassen… n Olympia­schal Sion2026 anlässlich der Vifra 2018. völkerung die Überführung der World Nature Forum AG in eine Stiftung angenommen hat. denn profanisiert sei, bekam die Leserin jedoch keine Antwort. Das ist 30 aktuellkulturell NR. 245 | JULI 2018 NR. 245 | JULI 2018 aktuellkulturell 31 Das Filmgespräch mit Jean-Pierre L. D’Alpaos: AGENDA KINO Sommerpause Veranstaltungen: Juli/August 2018 Der Film der Filme Gedicht Kino Astoria Visp In der Roten Anneliese erscheinen regelmässig ausgewählte Veran­staltungstipps für Jung Der besondere Film – jeweils montags um 20.30 Uhr Verdienst und Alt. Möchten auch Sie Ihre Veranstaltung hier abgedruckt sehen? Dann schreiben Sie 16.07.2018 ON CHESIL BEACH Faschismus in Italien, damals mit der Jahre übrigens achtmal getan. uns an [email protected] mit dem Vermerk ­«Veranstaltung». Mussolini, ist heute mit Berlusconi Fellini schrieb Filmgeschichte.

Soblue Weina Soblue Solange die Gesellschaft

Bild: Bild: und dem Lega Nord Politiker Matteo Auf der Suche nach Darstellern Ihren Mitgliedern die Qualität Agarn Brig-Glis Jean-Pierre L. D’Alpaos ist der Salvini nach wie vor aktuell.» Eines schuf er zuerst auf einem Blatt Pa- Der Entscheidungsfreiheit ­Filmkenner im Oberwallis. ist für Jean-Pierre allerdings klar. Den pier eine Skizze der Filmfigur. Im 31. August – 1. September 2018 Film sollte man sich aufgrund der Anschluss suchte er auf den Stras­ Ins Bewusstsein einstanzt World Food Festival ean-Pierre ist der absolute Film- gewaltigen Bilder unbedingt im Kino sen Italiens nach den passenden Und daraus Die Liebe zwischen Florence und Edward ist trotz Unterschieden gross. Doch eine kenner in unserer Region. In sei- ansehen und nicht Zuhause auf dem Menschen. «Fellini arbeitete nicht Verantwortung und Haftbarkeit Ein Festival der kulinarischen Entscheidung hat schwere Konsequenzen. Jnem Leben hat er bereits mehr Fernseher. Er selber hat das im Laufe nur mit bekannten Schauspielern. Ableitet Entdeckungen! Auf dem Sebas- 23.07.2018 CUORI PURIIE als 3’000 Filme gesehen. Deshalb Er engagierte auch Amateure und tiansplatz werden hunderte exo- Und diese Lüge noch erscheint er in jeder Ausgabe der Ro- machte Schauspieler aus ihnen», tische Gerichte von Köchen aus Zum Leitmotiv für die Gestaltung ten Anneliese mit dem Filmgespräch. erklärt Jean-Pierre. Aus dem Film aller Welt zubereitet. Ein gemüt- Manch einer hat sich vielleicht schon geht auf Anhieb hervor, dass Fel- Der Gesellschaft ausruft liches Ambiente mit dekorierten gefragt, ob er so etwas wie einen Lieb- lini selber ein Antifaschist war. «In Und mit dieser List Essensständen und Sitzgelegen- lingsfilm hat. Ja, hat er. Neugierig? Federico Fellini ist am 20. Januar Amarcord zeigt er die Blödheit des Den Einen persönliche Verdienste heiten lädt die ganze Familie Essen. Am Samstagabend ab 19 1920 in Rimini geboren und am 31. 21. Juli 2018 Es ist der Film «Amarcord» von Faschismus.» Zudem nimmt Felli- Zugesteht zum Verweilen ein. Für die Klei- Uhr tritt die Band «Marvinca» Agnese und Stefano sind von Grund auf Oktober 1993 verstorben. In diesem SONNEMOND & BERGE verschieden. Ihre Romanze entwickelt Regisseur Federico Fellini aus dem ni in seinem Film durch freizügige nen gibt es ein extra Kinderzelt mit ihren modernen und ener- Jahr jährt sich somit sein Todestag Den Anderen sich aus einer unerwarteten Begegnung. Jahr 1973. Der Titel stammt aus dem zum 25. Mal. Er zählt zu den grossen Szenen Stellung zu der sexuellen Festival mit Spielen rund um das Thema giegeladenen Klängen auf. Selbstverschuldetes Versagen Dialekt von Rimini und bedeutet Figuren der Filmgeschichte. Zum Verklemmtheit dieser Zeit. «Er hat Gemeinsam Einsam… Raus aus 30.07.2018 THE RIDER Star wurde Fellini mit «La Strada» «Ich erinnere mich». Es ist ein bio- Italien den Spiegel vorgehalten.» Vorwirft dem Alltagsgrau und rein in den (1954). Der Film wurde mit einem Lax (Mein Reichtum – mein Verdienst graphischer Film über die Jugendzeit Oscar als bester nicht englisch- Auf die Frage hin, ob er denn Tanzrausch. In einer Welt, in der die des Regisseurs an der Adria und des sprachiger Film ausgezeichnet. Mit auch eine Lieblingsszene im Film Deine Armut – deine Schuld) schönen Zeiten länger je kürzer wer- 19. Juli – 21. Juli 2018 aufkommenden Faschismus in Itali- «La Dolce Vita» (1959) festigte er habe, antwortet Jean-Pierre: «Der Und die Gemeinschaft den. In der mehr auf sich, als auf 10. Gommer Open Air en in den 1930er-Jahren. «Es ist die seinen Starruhm. Ebenfalls einen Film besteht nur aus Lieblingssze- das Umfeld geschaut wird. Eines der hohen Bekanntheitsgrad erreichte In Sieger und Verlierer Nach einem Rodeo-Unfall verbieten die Aufmachung, die Inszenierung, der nen. Er ist ein Gesamtkunstwerk. wenigen Bindemittel, welches über Beim Gommer Open Air in Lax haben Ärzte dem jungen Cowboy Brady Black- der Film «Casanova» (1976). Insge- Auseinander bricht burn weitere Wettkampfteilnahmen.. Humor des Films, der mich so fas- samt war er während seiner Lebzei- Ich möchte keine Sekunde davon die letzten Jahre die Gesellschaft zu- junge Musikbands aus dem Oberwallis ziniert», erklärt Jean-Pierre. «Hinzu ten an 34 Filmen als Regisseur oder missen. Es ist Kino pur. Halt ein- Solange sammengehalten hat, ist die Musik. und der ganzen Schweiz die Gelegen- 06.08.2018 JE VAIS MIEUX kommt: Das Thema rund um den Autor beteiligt. fach der Film der Filme.» n Wird ein gerechtes Verteilen Musik verbindet, SONNEMOND & heit, vor grossem Publikum aufzutre- Der gemeinsam erschaffenen Werte BERGE auch. Ein Event, welcher der ten. In diesem Jahr findet bereits die Nur schwer möglich sein Gesellschaft die Chance gibt zusam- zehnte Auflage des Musikfestivals statt. men aufzuwachen. Auszubrechen Das Open Air beginnt am Donnerstag aus dem Korsett des Alltagsstress mit dem Comedy-Abend. Der Freitag Laurent kann nur noch gebückt durchs Le- Brig-Glis und einzutauchen in die Welt der und der Samstag stehen dann ganz im ben gehen. Aus heiterem Himmel haben ihn heftige Rückenschmerzen befallen. elektronischen Tanzmusik. Zeichen der Musik. Ab sofort bis Ende Sommer Aufbruch 1968 Ausstellung in der Galerie Jodok IRCHEL der Jahre 1968 bis 1970. Leser in Brig mit einer Wandzeitung der Besuch nur nach telefonischer 5 RA-Abos 1968er-Jahre. Dazu gibt es einen Vereinbarung. Einblick in die Wohngemeinschaft : 079 232 81 32 zu gewinnen!!! Brief direkt zum Abo Liebe Leserinnen und Leser Die RA abonnieren Abonnieren Sie die Rote Anneliese Leserbriefe regen zum Nachden- und mit etwas Glück gehören Sie ken an und fördern die Diskussion. zu den fünf Gewinnern, die Ihr Abo Aus dem Gedichtband «Ketten» von dem Name/Vorname für ein Jahr lang gratis erhalten. In der Rubrik Leserbriefe veröf- Natischer Künstler Marcel Eyer. Die Gewinner werden persönlich fentlichen wir künftig Zuschriften, Strasse die in unser medienspezifisches angeschrieben. Konzept passen. Möchten auch PLZ/Ort Sie gerne zu einem bestimmten Sommerpause Talon bitte ausschneiden und einsenden an: E-Mail Thema Ihre Meinung äussern oder Verein Rote Anneliese auf einen Beitrag der Roten Anne- Zeughaus Brig Telefon Postfach 441, 3900 Brig-Glis liese reagieren? Dann schreiben Kellertheater Brig Sie uns unter dem Betreff «Leser- oder per E-Mail an: Moshpit Naters ■ Ich bestelle ein RA-ABO für 50 Franken. brief» an [email protected]. [email protected] ■ Denn Ihre Meinung ist uns wichtig. Ich bestelle ein RA-Unterstützungs-ABO für 100 Franken. ■ Ich bestelle ein Online-RA-ABO für 50 Franken. www.roteanneliese.ch Redaktion Rote Anneliese 32 wissenswert NR. 245 | JULI 2018

Wussten Sie schon, dass…

sie Meldungen über Missstände, unzureichende Dutzend Fälle zu behandeln hatte. In 80 Prozent Betreuung oder unangemessene Verhaltens- der Fälle bestand die Aufgabe der Ombudsstelle weisen im Gesundheits- und Sozialwesen von darin, einen Entscheid eines Versicherers zu Angestellten der Branche an, die bei ihren Vor- bestätigen oder diesen der versicherten Person gesetzten kein Gehör finden. Solche Meldungen zu erläutern. In insgesamt 400 Fällen ist die sind auch anonym möglich. Die Beratung ist Anlaufstelle mit einem Antrag an die Kranken- kostenlos. Frau Détienne arbeitet vertraulich versicherung herangetreten. Dabei war sie in 318 und unabhängig von den Verwaltungsinstanzen Fällen erfolgreich. Viele Versicherte halten die › es seit dem 1. Januar 2018 im Wallis eine Om- im Straf- und Zivilrecht. Ombudsstelle fälschlicherweise für eine unent- budsstelle für Gesundheitswesen und Sozialein- geltliche Rechtsvertretung. Die Anlaufstelle hat richtungen gibt? Diese neue Anlaufstelle ist dafür › es auch eine Ombudsstelle für Probleme jedoch das Ziel, den Versicherten kostenlos und zuständig, Beschwerden und Meldungen über mit Krankenkassen gibt? Die deutschsprachige unbürokratisch bei der Lösung ihrer Probleme Missstände von Patienten und Angestellten dieser Anlaufstelle mit Sitz in Luzern steht für Versi- mit der Krankenkasse zu helfen. Leider kann Branchen entgegenzunehmen. Geleitet wird die cherte offen, die Fragen oder Probleme mit ihrer sie aber beim ansehnlichen Lohn in der Höhe neue Ombudsstelle von der Unterwalliser Rechts- Krankenversicherung haben. Geleitet wird die von 188’600 Franken vom Visper Jodok Wyer, anwältin Ludivine Détienne. Meldungen sind bei Anlaufstelle von Ombudsfrau Morena Hostettler seinerseits Verwaltungsratspräsident der CSS, ihr übrigens auch in deutscher Sprache möglich. Socha. Allein im vergangenen Jahr hat sie sich auch nichts unternehmen. n Sie berät Patienten, die mit ihrer medizinischen mit fast 5’500 Fällen auseinandergesetzt Versorgung unzufrieden sind, überprüft deren Fall, (siehe Aufteilung der Fälle in der Gra- informiert sie über mögliche Rechtswege und leitet fik). Das sind viele, verglichen sie im Anschluss an die zuständigen Stellen weiter mit der Beschwerdestelle des oder schlägt eine Mediation vor. Ebenfalls nimmt Optikverbands, die rund ein AZB CH-3900 Brig-Glis CH-3900

Der heitere Schlusspunkt: Chef der Aargauischen JULI 2018 Kantonalbank tritt zurück

ascal Koradi ist nicht mehr der Direktor der NR. | 245 NR.

| AKB. Er stolpert über seinen früheren Job Pals Finanzchef der Post. Er begründet den Schritt mit der Wahrung der Reputation der Bank. Wir sollten die Forderung aufstellen diesen hoch

bitte melden bei: bitte qualifizierten Herrn in die Leitung der Walliser Kan- BRIG-GLIS tonalbank aufzunehmen. Denn schliesslich sind wir doch in diesen und noch gravierenderen Fragen viel toleranter als im Kanton Aargau. n

Die nächste Ausgabe der Roten Anneliese erscheint im September 2018. AZB CH-3900 AZB CH-3900 Adressänderungen oder 3900 Brig-Glis 441, Postfach Anneliese, Rote Verein an: [email protected] per E-Mail