© Arturbo/E+/Getty Images Datenschutz wird erleichtert zeigen mehr Verantwortung Facebook muss effizientere Verfahren Mehr Personal, bessere Ausstattung, Rechtsstaat für den Pakt Das MonatsmagazinderCDU/CSU-Bundestagsfraktion ·Mai2018

»Fraktion direkt« – Die App Jetzt downloaden Inhalt 6 Die Zahl der Straftaten in Deutschland ist auf den niedrigsten Stand seit 1990 gesunken. Kein Grund, sich zurückzulehnen, meint die Unionsfraktion, die im Koalitionsvertrag einen Pakt für den Rechtsstaat durchgesetzt hat.

12 In Deutschland gilt ab dem 25. Mai die europäische Datenschutzgrundverordnung. Nutzer können dann Arhelger/Fotolia © Tobias leichter gegen den Missbrauch ihrer Daten vorgehen. Auch soziale Medien wie Facebook müssen dann mehr Verantwortung zeigen. © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/Picture Alliance Pleul/dpa-Zentralbild/Picture © Patrick 18 Angesichts der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt sollen Langzeitarbeitslose in die Lage versetzt werden, Jobs zu Tariflöhnen zu finden. Einen staatlich geförderten Niedriglohnsektor lehnt

die Unionsfraktion ab. Alliance Heimken/Picture © Axel

3 12 18 Der Monat Die Themen Die Themen Facebook muss mehr Ziel bleibt der erste Arbeitsmarkt Verantwortung zeigen 4 18 Die Meinung 14 Impressum Michael Grosse-Brömer Die Information Der Fraktionsvorstand 19 5 Die Bilder Die Zahlen 16 Das Gespräch 20 6 über die Weiter­ Das Zitat Der Brennpunkt entwicklung der Euro-Zone und Pakt für den Rechtsstaat schädlichen Steuerwettbewerb Der Monat 3

Liebe Leserinnen und Leser, der Schutz vor Kriminalität hat für die Bürger eine zentrale Bedeutung. Zu Recht verlangen sie Sicherheit vor Einbrechern in den eigenen vier Wänden, Sicherheit vor Überfällen auf der Straße, Sicherheit vor Gewalt an den Schulen. Für die Uni- onsfraktion ist die Innere Sicherheit ein Kernthema. Ganz bewusst haben wir deshalb unseren ersten Kongress in dieser Wahlperiode dem »Pakt für den Rechtsstaat« gewidmet, der auf unser Drängen im Koalitionsvertrag verankert wurde. Auf dem Kongress haben wir mit Experten aus Bund und Ländern disku- tiert, wie man die Justiz, die Polizei und die Sicherheitsbehörden am besten stär- ken kann. Auch in »Fraktion direkt« machen wir den Pakt für den Rechtsstaat zum Thema. Wir wollen in dieser Wahlperiode die Handlungsfähigkeit unseres Rechtsstaats durch mehr Personal, bessere Ausstattung und effizienteres Verfah- rensrecht steigern. Denn nur so können leichter Straftaten verhindert, Täter schneller ermittelt und Schuldige konsequent verurteilt werden. Wir wollen den starken Staat. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist uns der Datenschutz, dem wir uns in diesem Heft ebenfalls widmen. Ab dem 25. Mai gilt europaweit die Datenschutz- grundverordnung, die die EU vor zwei Jahren beschlossen hat. Wie nötig dieses Regelwerk ist, zeigte jüngst der Skandal um Facebook, das persönliche Daten seiner Nutzer dem britischen IT-Unternehmen Cambridge Analytica überließ. Vom Datenmissbrauch sind auch rund 310.000 deutsche Nutzer betroffen. Nach der neuen Verordnung drohen sozialen Medien oder anderen Dienstleistern im Netz empfindliche Strafen, wenn sie Daten ihrer User klammheimlich mit Drit- ten teilen. Volker Kauder Erfreulich ist, dass immer mehr Menschen Arbeit finden. Die Zahl der Vorsitzender der CDU/CSU- Menschen ohne Beschäftigung ist inzwischen unter die 2,5-Millionen-Marke Bundestagsfraktion gefallen. Bis 2025 streben wir Vollbe- schäftigung an. Umso wichtiger ist es uns, dass auch Langzeitarbeitslose wieder an den Arbeitsmarkt herange- führt werden. Deshalb beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe damit, wie wir diese Menschen wieder in Lohn und Brot bekommen. Die Lösung liegt nicht in einem staatlich geförderten Niedriglohnsektor, sondern in Quali- fizierung und begleitenden Hilfsmaß- nahmen. © Laurence Chaperon © Laurence

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – Mai 2018 4 Die Meinung Gegen Antisemitismus und für Religionsfreiheit Für die Unionsfraktion gehört beides eng zusammen

nser Standpunkt als Unionsfraktion ist glasklar: kann. Das gilt für den Antisemitismus von Deutschen ebenso In Deutschland gibt es keinen Platz für Antisemi- wie für antijüdische Straftaten von Zuwanderern. Wer in un- tismus und jede andere Form von politisch oder serem Land Gastrecht genießt, muss auch unsere besondere religiös motivierter Gewalt. Es ist unerträglich, Beziehung zu Israel und dem Judentum respektieren – und dassU das Wort »Jude« auf vielen Schulhöfen und Straßen un- zwar ohne jeden Abstrich. seres Landes zu einem Schimpfwort geworden ist. Es ist un- Das gilt umso mehr, als der Staat Israel in diesem Früh- erträglich, dass es als gefährlich gelten muss, mit einer Kippa jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert, wozu auch wir als Uni- als Kopfbedeckung durch deutsche Städte zu laufen. Und es onsfraktion von Herzen gratulieren. Es war richtig und wichtig, ist ebenso unerträglich, dass auch in Deutschland Demonst- dass wir zusammen mit unserem Koalitionspartner SPD und rationen immer wieder dazu genutzt werden, Hass gegen Is- der FDP einen Antrag im verabschiedet haben, in rael zu schüren und öffentlich Sym- dem die außerordentlich engen und bole dieses Staates zu schänden. Wir »Wir gratulieren Israel freundschaftlichen Beziehungen zwi- als Unionsfraktion wollen und wer- schen Deutschland und Israel gewür- den uns mit solchen Vorgängen nie- von Herzen zum digt werden. Auch für mich ganz per- mals abfinden. sönlich ist es von Bedeutung, dass in Deshalb haben wir in den Ko- 70-jährigen Bestehen.« dem Antrag bekräftigt wird, was Bun- alitionsverhandlungen mit der SPD deskanzlerin 2008 in die Einsetzung eines »Beauftragten der Bundesregierung für ihrer Rede vor der Knesset gesagt hat: Das Eintreten für die jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antise- sichere Existenz Israels ist Teil der »deutschen Staatsräson« mitismus« durchgesetzt. Auch die CDU/CSU-Fraktion wird und für Deutschland »niemals verhandelbar«. weiter ihren Beitrag dazu leisten, dass jede Form von Antise- Der Kampf gegen jede Form von Antisemitismus ist mitismus und Fremdenfeindlichkeit mit allen Mitteln des de- für die Unionsfraktion aber auch nicht zu trennen von unse- mokratischen Rechtsstaates entschlossen bekämpft werden rem Einsatz für die Religionsfreiheit weltweit. Leider müssen wir feststellen, dass dieses Menschenrecht in vielen Ländern eingeschränkt oder sogar ganz infrage gestellt wird. Unsere Solidarität gilt allen benachteiligten religiösen Minderheiten, wozu selbstverständlich auch der Einsatz für Millionen ver- folgter Christen zählt. Neben einem Beauftragten für den Kampf gegen Antisemitismus gibt es in der neuen Bundesre- gierung auch einen Beauftragten für Religionsfreiheit, was ebenfalls auf unsere Initiative zurückgeht. Denn das freie und ungehinderte Bekenntnis zu einer Religion ist ein zentrales Menschenrecht – sowohl in Deutschland als auch in jedem anderen Land der Welt.

Michael Grosse-Brömer Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion © Tobias Koch © Tobias Die Zahlen 5 Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind so gut wie lange nicht. Das ist das Ergebnis des aktuellen Berufsbildungsberichts. Auf 100 Bewerber kommen rechnerisch 105 Ausbildungsplätze. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist im vergangenen Jahr leicht um 3.000 auf 523.300 gestiegen. Die Zahl der Betriebe mit Azubis blieb konstant, fast jeder fünfte Betrieb bildet aus. Auf knapp 49.000 stieg die Zahl der unbesetzt gebliebenen betrieb­ lichen Ausbildungsstellen. Dem stehen rund 24.000 unversorgte Bewerber gegenüber. Bis zum Anfang des Berufsschuljahres begannen knapp 10.000 Flüchtlinge eine Lehre. Die Abbrecherquote bei den Azubis liegt bei 12 bis 13 Prozent und damit unter der Quote im Hoch- Bundestagsdrucksache schulbereich. 19/1740

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – Mai 2018 6 Der Brennpunkt

Pakt für den Rechtsstaat Mehr Personal, bessere Ausstattung, effizientere Verfahren – Der Staat muss handlungsfähig sein

atsächliche und gefühlte Sicherheit klaffen oft auseinander. Während die Kriminalität in Deutschland laut Polizeistatistik auf den niedrigs- ten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken ist, geben zwei Drittel aller Befragten in einer INSA-Umfrage an, dass sie fürchten, Opfer einer TStraftat zu werden. Einer Emnid-Umfrage zufolge fühlen sich 41 Prozent der Befragten weniger sicher als noch vor fünf Jahren. Die Unionsfraktion nimmt die Sorgen der Menschen ernst. Bei den Koalitionsverhandlungen mit der SPD drang sie daher auf einen »Pakt für den Rechtsstaat«, an dem sich Bund und Länder gleichermaßen beteiligen. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der in Deutschland registrierten Straftaten um 9,6 Prozent zurück. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, , kommentierte den »Der Rückgang der Trend so: »Dass wir die Innere Sicherheit zu einem Investiti- onsschwerpunkt im Bundeshaushalt gemacht haben, zahlt Straftaten ist kein sich aus.« Die Zahlen seien jedoch »kein Ruhekissen, sondern Ansporn«. Dieser Ansporn findet seinen Ausdruck im Pakt für Ruhekissen, sondern den Rechtsstaat. Der Gedanke, der dem Pakt zugrunde liegt, lautet: Ein Ansporn.« handlungsfähiger Rechtsstaat stärkt das Vertrauen in die De- mokratie. Kern ist gemäß Koalitionsvertrag ein Dreiklang aus mehr Personal, besserer Ausstattung und effizienteren Verfahren auf allen Ebenen der Sicher- heitsbehörden: von der Polizei über die Nachrichtendienste bis hin zur Justiz. So sollen laut Koalitionsvertrag 2.000 neue Richterstellen bei den Gerich- ten der Länder und des Bundes geschaffen werden. Auch der Generalbundesan- walt erhält mehr Mitarbeiter. In Teilen der Justiz ist die Situation gekennzeichnet von Überlastung, Personalengpässen, Nachwuchsproblemen und stockender Digitalisierung, worauf Harbarth hinweist. »Wenn die Staatsanwaltschaften nicht gut ausgestattet sind, dann werden sie zum Nadelöhr im Kampf gegen die Verbrecher.« Bei den Sicherheitsbehörden sollen nochmals weitere 15.000 Stellen ent- stehen, davon 7.500 beim Bund. Das Bundeskriminalamt soll das »zentrale Datenhaus« im polizeilichen Informationsverbund werden. Um die Effizienz zu steigern, soll zudem die Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern verbessert werden. Hierzu muss insbesondere eine zeit- gemäße Informationstechnik zur Verfügung stehen. © Tobias Arhelger/Fotolia © Tobias Der Pakt für den Rechtsstaat sieht unter anderem vor, dass bei den Sicherheitsbehörden weitere 15.000 Stellen entstehen sollen, davon 7.500 beim Bund.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – Mai 2018 8 Der Brennpunkt

Erfolge beim Kampf gegen Einbruchskriminalität

Dass der Staat sehr wohl Erfolge aufweisen kann, wenn es um die Sicherheit der Bürger geht, zeigt sich im Bereich Wohnungseinbrüche. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik ging die Zahl der registrierten Wohnungseinbrüche im vergange- nen Jahr zum zweiten Mal in Folge zurück – und zwar um fast ein Viertel. Der Rückgang lässt sich auch auf Maßnahmen zurückführen, die die große Koalition in der vergangenen Wahlperiode auf Drängen der Unionsfraktion in Kraft gesetzt hat. So hat die Koalition mehr Geld für Prävention zur Verfügung gestellt. Damit Eigentümer und Mieter ihre Wohnungen vor Einbrüchen schützen kön- nen, stehen 50 Millionen Euro pro Jahr für bauliche Maßnahmen bereit – etwa für den Einbau besserer Schlösser oder die Verstärkung von Fenstern und Türen. Investitionen ab einer Summe von 500 Euro werden von der KfW mit einem zehnprozentigen Zuschuss gefördert. Außerdem setzte die Union in der Koalition durch, dass Wohnungseinbruchsdiebstahl mit einer Mindest- »Einbrüche sind strafe von einem Jahr bestraft wird. Die Polizei erhielt weitere Ermittlungsbefugnisse. für die Opfer zutiefst Stephan Harbarth nahm den Rückgang der Woh- nungseinbrüche sowie den gleichzeitigen Anstieg der Auf- verstörend.« klärungsquote erfreut zur Kenntnis, mahnte aber: »Jeder Ein- bruch ist einer zu viel und für die Opfer zutiefst verstörend.« Die Union werde deshalb auch in dieser Wahlperiode jede Anstrengung unter- nehmen, um den Einbruchsdiebstahl weiter zu bekämpfen. Unter anderem wol- le sie das erfolgreiche KfW-Programm aufstocken. Weitere Instrumente müssten mit dem Koalitionspartner diskutiert werden. In der Wahrnehmung der Bürger ist die Verbesserung der Sicherheit auf diesem Gebiet bereits angekommen. Die Angst vor Einbrüchen hat einer Um­ frage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Vergleich zur Angst vor ande- ren Straftaten abgenommen. So gaben nur noch 20 Prozent der Befragten an, sie fürchteten sich am meisten vor Einbrüchen, während es im Dezember 2015 noch 26 Prozent waren. Auf Platz eins rangiert nach wie vor die Angst vor Terror mit 25 Prozent.

Die Koalition stellt jährlich 50 Millionen Euro für bauliche Präventionsmaßnahmen zur Verfügung, etwa für den Einbau besserer Schlösser oder die Verstärkung von Fenstern und Türen. © Susann Prautsch/Picture Alliance © Susann Prautsch/Picture Der Brennpunkt 9

Sicherheit geht vor Zahlreiche Maßnahmen in der vergangenen Wahlperiode bereits auf den Weg gebracht

uch wenn die neue Koalition aus CDU, CSU und SPD sich im Pakt für den Rechts- Astaat zahlreiche neue Aufgaben zur Ver- besserung der Sicherheitsarchitektur gestellt hat, darf nicht vergessen werden, dass bereits in der vergangenen Wahlperiode einiges auf den Weg gebracht wurde. Neben den Maßnahmen zum Schutz des Eigentums sind vor allem solche gegen Terrorismus, organisierte Kriminalität und Cyberkriminalität zu nennen. So wurde bereits in der vergangenen Legislatur beschlossen, bis 2020 bei den Sicher- heitsbehörden des Bundes rund 10.000 neue Stellen zu schaffen – allein 7.500 bei der Bundes-

polizei und 1.300 beim Bundeskriminalamt. Die Alliance © Julian Stratenschulte/Picture Bundespolizei erhielt eine neue Anti-Terrorein- Nach neuem Recht können Gefährder heit, die vor allem in akuten Bedrohungssituatio- intensiver überwacht, ihre Bewegungsfreiheit nen zum Einsatz kommen soll. Zur besseren kann eingeschränkt werden – unter anderem Strafverfolgung werden die Bundespolizisten mit durch elektronische Fußfesseln. mobilen Kameras – sogenannten Bodycams – ausgestattet. Sicherheitskräfte sind jetzt auch strafrechtlich wacht, ihre Bewegungsfreiheit kann eingeschränkt werden – besser geschützt: Tätliche Angriffe auf Polizisten, ermittelnde unter anderem durch elektronische Fußfesseln. Für den Bereich Staatsanwälte oder Feldjäger können mit bis zu fünf Jahren besonders schwerer Straftaten wie Terrorismus, organisierte Haft bestraft werden. Kriminalität und Kinderpornografie haben die Ermittler weiter- Auch die finanzielle Seite des Verbrechens nimmt der gehende Ermittlungsmöglichkeiten erhalten. Staat genauer unter die Lupe. So wird Terrorismusfinanzierung Auch die Sicherheitsarchitektur zur Bekämpfung der Kri- härter bestraft, Vermögen aus kriminellen Taten kann leichter minalität im Netz wurde verbessert. Kritische Infrastrukturen eingezogen werden. Der Tatbestand der Geldwäsche wurde – z.B. die Energie- und Wasserversorgung, Transport und Ver- ebenfalls verschärft. Somit kann die kriminelle Herkunft von kehr, Telekommunikationseinrichtungen und Krankenhäuser – Vermögen nicht mehr so leicht verschleiert werden. werden künftig besser geschützt, wie in einem IT-Sicherheitsge- Was den islamistischen Terror angeht, so kann gewalt- setz festgelegt wurde. Außerdem sollen mobile Einsatzteams bereiten Islamisten Reisepass und Personalausweis entzogen Institutionen, die von schweren Cyber-Attacken betroffen sind, werden. Nachrichtendienste dürfen weiterhin Auskünfte über vor Ort unterstützen können. Die neu geschaffene Zentrale Verdächtige bei Fluggesellschaften, Kreditinstituten und Tele- Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS) kom-Diensten einholen. Gefährder können intensiver über- erweitert die Ermittlungsmöglichkeiten der Behörden.

Terrorgefahr weiterhin hoch

Die Gefahr terroristischer Anschläge ist in der Tat weiterhin hoch – allein des- halb, weil das in Syrien in die Defensive geratene Terrornetzwerk »Islamischer Staat« versuchen könnte, seine Handlungsfähigkeit mittels spektakulärer An- schläge in Europa unter Beweis zu stellen. Ein drängendes Problem sind auch kriminelle Banden, die sich vor allem in einigen Großstädten ausbreiten. Die Antwort lautet auch hier: Wir dürfen unseren handlungsfähigen Rechtsstaat nicht aufs Spiel setzen.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – Mai 2018 10 Der Brennpunkt

Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, , warnte vor sogenannten No-go-Areas in einigen Großstädten. »Zonen unterschiedlicher Sicherheit darf es in unserem Land nicht geben«, betonte der CDU-Politiker mit Blick auf die Länder. Deshalb werde unter anderem ein ge- »Zonen unterschied­ meinsames Musterpolizeigesetz erarbeitet, das möglichst einheitliche und vor allem hohe Standards in allen Ländern licher Sicherheit darf setzen solle. Verbessert werden müsse darüber hinaus die Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei der Terroris- es nicht geben.« musbekämpfung. Sinnvoll sei zudem die Videoüberwa­ chung an öffentlichen Brennpunkten, auch unter Einsatz sogenannter intelligenter Videotechnik zur Gesichtserkennung. Ein entspre- chender Modellversuch läuft erfolgreich am Berliner Bahnhof Südkreuz.

Äußere Merkmale per DNA-Analyse ermitteln

Die rechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Elisabeth Winkelmeier-­ Becker, stellt den Opferschutz in den Vordergrund. »Opfer erwarten vor allem, dass die Täter gestellt und verurteilt werden«, sagte sie. Deshalb sollten über die DNA-Analyse künftig bestimmte äußerliche Merkmale eines Verdächtigen wie Augen-, Haar- oder Hautfarbe ermittelt werden. Bislang dürfen am Tatort gefun- dene DNA-Spuren lediglich mit dem genetischen Fingerabdruck bereits bekann- ter Tatverdächtiger abgeglichen werden. Im Netz liegt der Schwerpunkt der CDU-

»Die Bedrohungen sind immens« Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, über Sicherheitsdefizite und Gegenmaßnahmen

err Wendt, Sie haben in Ihrem Buch »Deutsch- schaften antreten müssen, gleichzeitig aber die Polizei in unse- land in Gefahr« Sicherheitslücken aufgezeigt. ren Städten, Gemeinden oder auf Bahnhöfen schmerzlich ver- HWo ist der Staat Ihrer Meinung nach nicht hand- misst wird, zweifeln die Menschen an der Fähigkeit des Staates, lungs- oder durchsetzungsfähig? seiner Schutzpflicht ausreichend nachzukommen. Wendt: Es geht nicht nur um Sicherheitslücken, sondern um staatliche Strukturen insgesamt. Der öffentliche Dienst in Ist der Pakt für den Rechtsstaat der neuen Koalition die Deutschland ist jahrzehntelang vernachlässigt worden. Ob Ki- richtige Antwort? tas, Schulen, Krankenhäuser, Finanzämter, Feuerwehr, Sozial- Wendt: Sicher ist er ein wichtiger Teil der Antwort. Wenn sich oder Ordnungsbehörden: Personalmangel überall und zwar alle daran halten, können wir einen guten Schritt vorankom- dramatisch. Wer einen starken Staat will, muss das ändern. Vor men. Richtig ist auch, den Nachrichtendienst zu stärken, der allem die Personalnot bei Polizei und Justiz lässt das Vertrauen liefert wichtige Informationen zur Terrorbekämpfung. Vor der Bevölkerung in den Staat schwinden. Wenn Straftäter we- allem die Länder müssen noch erheblich mehr tun, etwa bei gen Zeitüberschreitung aus der Untersuchungshaft entlassen der Präsenz im öffentlichen Raum, in der Bereitschaftspolizei, werden müssen, Strafverfahren zigtausendfach unbearbeitet der Kripo, beim Justizvollzug und den kommunalen Aufsichts- bleiben, Polizeikräfte für zwei simple Festnahmen mit Hundert- behörden. Und in unserer dezentralen Organisationsstruktur Der Brennpunkt 11

Rechtsexpertin zufolge auf der Bekämpfung von Waffen- und Drogenhandel und der Eindämmung der Kinderpornografie. Beim Cyber-Grooming – der Kontakt- aufnahme mit Minderjährigen in Chat-Rooms und Foren zum Zwecke sexuellen Missbrauchs – soll schon der Versuch unter Strafe gestellt werden können. Wichtig ist für Winkelmeier-Becker daher, dass die Sicherheitsbehörden im Internet über die gleichen Ermittlungsbefugnisse verfügen wie außerhalb des Netzes. Dies betont auch der Innen- und Rechtsexperte der CSU im Bundestag, Volker Ullrich. Er verlangt: »Unsere Strafverfolgungsbehör- den müssen technisch auf Augenhöhe mit den Straftätern agieren können.« »Die Behörden müssen auf Augen- Strafprozessordnung modernisieren höhe mit den Tätern Schließlich hat sich die Koalition auf Drängen der Unions- fraktion darauf verständigt, die Strafprozessordnung zu agieren können.« modernisieren, Strafverfahren zu entschlacken und zu be- schleunigen. Damit reagiert sie nicht zuletzt auf den Deutschen Richterbund, der verschiedene Missstände beklagt. Seinen Befunden zufolge dauerten Straf- prozesse im Durchschnitt immer länger. Wegen der langen Verfahrensdauer müssten immer wieder Tatverdächtige auf freien Fuß gesetzt werden. Und im- mer mehr Verfahren würden mit oder ohne Auflagen eingestellt. Hinzu kommt, dass die Gerichte eine Welle von Asylverfahren abarbeiten müssen.

Rainer Wendt Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft

bildungskapazitäten zu schaffen, aber es dauert noch, bis die ersten Verstärkungskräfte in der Pra- xis ankommen. Viele Länder haben in der Vergan- genheit nicht nur die Einstellungszahlen, sondern auch die Ausbildungskapazitäten heruntergefah- ren, das muss jetzt wieder aufgebaut werden. Zur kurzfristigen Entlastung hat u.a. die NRW-Regie- rung 2.000 Stellen für Tarifbeschäftigte als Ein- satzassistenten geschaffen, das begrüßen wir sehr.

© Tomas Moll © Tomas Welche Maßnahmen sind aus Sicht der Poli- zei vorrangig? Was kommt zu kurz? müssen wir deutlich größere Schritte zur zentralen Informa­ Wendt: Wenn der Gesetzgeber seinerseits die Rahmenbedin- tionssteuerung machen. Derzeit werkeln die Länder munter gungen verbessert wie in der vergangenen Legislaturperiode, weiter vor sich hin. können Erfolge erzielt werden, Beispiel: Einbruchskriminalität. Aber es gibt kein Ausruhen, die Bedrohungen sind immens. Der Können die neuen Stellen für die Polizei überhaupt kurz- Kontrollverlust bei der illegalen Zuwanderung und seine Folgen fristig besetzt werden? im Landesinnern sind schwerwiegend, das zu beseitigen hat Wendt: Kurzfristig sicher nicht, denn wir müssen unsere Nach- Priorität. Die Bekämpfung von Gewaltkriminalität und Terroris- wuchskräfte sorgfältig auswählen und ausbilden. Die Bundes- mus darf aber nicht dazu führen, die täglichen Sicherheits­ polizei hat große Anstrengungen unternommen, um neue Aus- bedürfnisse der Bevölkerung aus dem Blick zu verlieren.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – Mai 2018 12 Die Themen

Facebook muss mehr Verantwortung zeigen Der Datenskandal zeigt die Bedeutung der Datenschutzgrundverordnung

ie Diskussion rund um den Missbrauch persön- Jahresumsatz von 40 Milliarden Euro licher Daten von Facebook-Nutzern durch das wäre das ein massiver Betrag. britische Datenanalyse-Unternehmen Cam- Da mit der Datenschutzgrund- bridge Analytica hält an. Nach Facebook-Anga- verordnung künftig nicht mehr das Dben wurden die Daten von rund 310.000 deutschen Nut- Herkunftsland-, sondern das Markt- zern abgegriffen – weltweit könnten bis zu 87 Millionen ortprinzip gilt, müssen auch Unter- User betroffen sein. Obwohl der Vorfall schon 2015 auf­ nehmen aus Nicht-EU-Ländern, die gedeckt wurde, gab sich das soziale Medium mit der Zusi- auf dem europäischen Markt tätig cherung der Analysefirma zufrieden, dass sie die Daten werden und die Daten von EU-Bür- gelöscht habe. gern nutzen, die Vorgaben der DSGVO einhalten. Jarzombek Gegenüber dem US-Kongress zeigte sich Facebook- vermutet daher, dass Facebook sich wahrscheinlich anders Chef Mark Zuckerberg nun erstmals offen für strengere Da- verhalten hätte, wenn die neue EU-Verordnung bereits tenschutzvorgaben. Solche gelten ab dem 25. Mai mit der gegolten hätte. Umso wichtiger sei es nun für einen funkti- vor zwei Jahren beschlossenen Datenschutzgrundverord- onierenden digitalen Binnenmarkt, den Datenschutzstan- nung (DSGVO) europaweit. dard in allen EU-Mitgliedstaaten gleichermaßen durch­ »Die Datenschutzgrundverordnung normiert Vor­ zusetzen. gaben für die Speicherung und den Schutz von Daten und Der Innen- und Rechtspolitiker Harbarth bekräftigt: erleichtert es Nutzern, gegen Missbrauch vorzugehen«, »Der Datenskandal zeigt, dass es notwendig war und ist, so- erklärt Stephan Harbarth (CDU), stellvertretender Vorsit- ziale Netzwerke stärker in die Pflicht zu nehmen.« Damit zender der CDU/CSU-Bundestagsfrak- spielt er auf das sogenannte Netzwerk- tion. Nach der Neuregelung stelle es »Nutzer können durchsetzungsgesetz (NetzDG) an, das einen Rechtsverstoß dar, wenn Daten seit Januar vollständig gilt. Es verpflich- von Nutzern ohne deren ausdrückliche leichter gegen Miss- tet die Betreiber, auf ihren Portalen für Zustimmung mit Dritten geteilt wür- die Einhaltung der bestehenden Geset- den, wie es bei Cambridge Analytica brauch vorgehen.« ze zu sorgen, also strafbare Inhalte zu der Fall war. »Außerdem«, ergänzt der löschen. Außerdem müssen die großen bisherige digitalpolitische Sprecher der Fraktion, Thomas sozialen Netzwerke den Nutzern leicht erreichbare Anlauf- Jarzombek (CDU), »ermöglicht die DSGVO der EU, bei stellen für Beschwerden einrichten. gravierenden Verstößen bis zu vier Prozent des Jahresum- Bislang stand Facebook staatlichen Regulierungen satzes eines Unternehmens als Bußgeld zu verhängen.« immer sehr kritisch gegenüber. Nadine Schön (CDU), stell- Bei einem Unternehmen wie Facebook mit geschätztem vertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, begrüßt die Die Themen 13 © Bloomberg/Getty Images © Bloomberg/Getty

Facebook-Chef Mark Zuckerberg zeigte sich bei seinen Auftritten vor dem US-Kongress erstmals offen für strengere Datenschutzvorgaben.

neue Offenheit des Unternehmens, das sichtlich um Scha- heit in der Informationstechnik und Facebook eng und gut densbegrenzung bemüht ist, deshalb ausdrücklich: »Es ist zusammengearbeitet. Der CSU-Politiker Durz betont: »Die gut, dass Zuckerberg angekündigt hat, den Missbrauch der sozialen Netzwerke dürfen nicht zu einer Gefahr für die De- Plattform für Hass- und Terrorbotschaften und für Wahl- mokratie werden. Facebook muss seine Anstrengungen manipulation zukünftig konsequent zu unterbinden.« zum Schutz der persönlichen Daten seiner Nutzer deutlich Hierfür will Facebook unter anderem mit Mitteln der künst- verbessern.« lichen Intelligenz arbeiten. Dabei gelte es allerdings darauf Auch für die rechtspolitische Sprecherin der CDU/ zu achten, dass es nicht zu einer Überreaktion komme, dass CSU-Fraktion, Elisabeth Winkelmeier-Becker, ist klar: also keine Inhalte geblockt werden, die von der Meinungs- »Datenzugriffe durch Dritt-Apps sind vom Unternehmen freiheit gedeckt sind, sagt Schön. Und natürlich müsse man offenbar jahrelang geduldet worden. Besonders skandalös beobachten, wie nachhaltig dieser Bewusstseinswandel bei ist dabei, dass auch der Zugriff auf Daten von Facebook- Facebook sei. Freunden ermöglicht wurde.« Vieles spreche dafür, dass Mittlerweile wisse man sicher, dass auch die Bun- Facebook hier gegen geltendes AGB-Recht verstoßen habe. destagswahl im vergangenen Herbst mit Angriffen über das »Daher braucht es – wie bei den Banken – letztlich auch Internet manipuliert werden sollte, erklärt Hansjörg Durz, eine Aufsicht, die die Einhaltung von Recht und Gesetz bei stellvertretender Vorsitzender des Bundestags-Digitalaus- den großen Plattformen effektiv kontrolliert«, meint die schusses. In dieser Frage hätten das Bundesamt für Sicher- CDU-Politikerin.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – Mai 2018 14 Die Information Der Fraktionsvorstand Nachdem einige Mitglieder des Vorstands der CDU/CSU-Bundes­ tagsfraktion Funktionen in der Regierung übernommen haben,

Geschäftsführender Vorstand

Vorsitzender Erster Parlamentarischer Geschäftsführer Volker Kauder Michael Grosse-Brömer

Erster Stellvertretender Vorsitzender Stellvertreter des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers Stefan Müller

Stellvertretende Vorsitzende mit Arbeitsbereichen Parlamentarischer Geschäftsführer Recht und Verbraucherschutz, Innen, Sport und Parlamentarische Geschäftsführerin Ehrenamt, Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten Stephan Harbarth Parlamentarischer Geschäftsführer Patrick Schnieder Wirtschaft und Energie, Mittelstand, Tourismus Haushalt, Finanzen, Kommunalpolitik Justiziar Ralph Brinkhaus Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Digitale Agenda Justiziar Nadine Schön Arbeit und Soziales, Arbeitnehmer, Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Hermann Gröhe Sprecher der CDU-Landesgruppen Auswärtiges, Verteidigung, Interparlamentarische Konferenz für die Gemeinsame Außen- und Sicherheits- politik (GASP) und die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP), Europarat Johann David Wadephul Gesundheit, Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Georg Nüßlein Bildung und Forschung, Aufbau Ost, Petitionen Verkehr und digitale Infrastruktur, Bau Ulrich Lange Europapolitik, Europa-Koordination, Parlamentarische Zusammenarbeit in Europa, Verbindungsbüro Brüssel, EVP-Fraktion, Menschenrechte Ernährung und Landwirtschaft, Kirchen, Kunst, Kultur und Medien Die Information 15

fanden im April Nachwahlen statt. Komplett neu gewählt wurde die Riege der Beisitzer. Hier das vollständige Tableau.

Vorsitzende der Arbeitsgruppen Arbeitsgruppe Recht und Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales Arbeitsgruppe Menschenrechte Verbraucherschutz Peter Weiß und humanitäre Hilfe Elisabeth Winkelmeier-Becker Arbeitsgruppe Auswärtiges Michael Brand Arbeitsgruppe Innen und Heimat Jürgen Hardt Arbeitsgruppe Sport und Ehrenamt Mathias Middelberg Arbeitsgruppe Verteidigung Arbeitsgruppe Wirtschaft und Energie Arbeitsgruppe Kultur und Medien Arbeitsgruppe Angelegenheiten Arbeitsgruppe Finanzen der Europäischen Union Arbeitsgruppe Tourismus Arbeitsgruppe Haushalt Arbeitsgruppe Verkehr und digitale Arbeitsgruppe Petitionen Eckhardt Rehberg Infrastruktur Arbeitsgruppe Gesundheit Arbeitsgruppe Digitale Agenda Arbeitsgruppe Bildung und Forschung Arbeitsgruppe Ernährung und Arbeitsgruppe Bau, Wohnen, Landwirtschaft Arbeitsgruppe Umwelt, Naturschutz Stadtentwicklung und Kommunen und nukleare Sicherheit Arbeitsgruppe Familie, Marie-Luise Dött Senioren, Frauen und Jugend Arbeitsgruppe Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Vorsitzende der soziologischen Gruppen Arbeitnehmergruppe Gruppe der Frauen Junge Gruppe Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler Parlamentskreis Mittelstand und deutschen Minderheiten Christian Freiherr von Stetten

Beisitzer Axel E. Fischer Fritz Güntzler Mark Helfrich Carsten Müller Johannes Röring

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – Mai 2018 16 Das Gespräch »Wir wollen einen echten Mehrwert« Ralph Brinkhaus über die Weiterentwicklung der Euro-Zone und schädlichen Steuerwettbewerb

n Brüssel stehen einige einschneiden- Herr Brinkhaus, es war die Idee des ehe­ de Reformen an – mit dem Ziel, die maligen Bundesfinanzministers Wolfgang Euro-Zone besser vor Krisen zu schüt- Schäuble, den Euro-Rettungsschirm ESM zu zen. »Fraktion direkt« sprach mit dem einem Europäischen Währungsfonds (EWF) Istellvertretenden Vorsitzenden der CDU/ auszubauen. Wie sollte der Fonds konstru- CSU-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus, iert sein? Was ist der Mehrwert? über die Einrichtung eines Europäischen Brinkhaus: Wir wollen einen unabhängigen Euro- Währungsfonds und die Vollendung der päischen Währungsfonds mit Zusatznutzen. Dies Bankenunion, aber auch über schädlichen ist bei den vorliegenden Kommissionsvorschlägen Ralph Brinkhaus Steuerwettbewerb. nicht gesichert. Vielmehr scheint es darum zu ge- Stellvertretender Vor­ sitzender der CDU/CSU- Bundestags­fraktion © Michael Wittig Das Gespräch 17

hen, die Stellung der Kommission zu stärken. Kon- Worin besteht die Gefahr eines gemeinsa- kret würde sie zur Hüterin des Fonds, während men Einlagensicherungsfonds? dies heute die Euro-Staaten sind. Daneben wollen Brinkhaus: Mit dem Geld, was in den deutschen Ein- wir an bewährten ESM-Prinzipien wie »Hilfen ge- lagensicherungssystemen erwirtschaftet würde, gen Reformen« und breiten parlamentarischen müssten wir künftig auch geradestehen, wenn zum Mitspracherechten festhalten. Letztlich muss ein Beispiel in Griechenland eine Bank in Schieflage ge- echter Mehrwert gegenüber dem Status quo er- rät. Letztlich werden sehr solide arbeitende Banken zielt werden. Hierzu gehören Kompetenzen bei der in Mithaftung genommen für vielleicht sehr risiko- Krisenprävention, das Begleiten sowie Überwa- reiche Geschäftsmodelle anderswo in Europa. chen von Anpassungsprogrammen und eine Betei- Bevor wir weiter über die Vergemeinschaf- ligung von privaten Gläubigern über die Möglich- tung sprechen, müssen daher erst die bisherigen keit von staatlichen Schuldenrestrukturierungen. Schritte zur Bankenunion gefestigt werden. So war verabredet worden, dafür zu sorgen, dass die Ban- Reicht es nicht, dass es den Internationalen ken in ganz Europa ausreichende Verlustpuffer Währungsfonds (IWF) gibt, der bislang aufbauen. Und die Risiken, die in den Banken­ schon bei der Rettung verschuldeter Euro- bilanzen schlummern, gehören deutlich reduziert. Länder mit im Boot war? Meines Erachtens sind wir von einer Vergemein- Brinkhaus: Der IWF ist und bleibt für uns ein wich- schaftung noch weit, weit weg. tiger Partner. Aber der IWF ist nicht nur in Europa, sondern weltweit engagiert. Dabei reicht sein Innerhalb der EU locken Staaten wie Irland, geldpolitisches Aufgabenspektrum von der Über- Luxemburg oder Malta mit niedrigen Unter- wachung der Währungspolitik und Wechselkurse nehmenssteuern. Brauchen wir eine Steuer- bis hin zur Vergabe von Kre- harmonisierung? diten unter wirtschaftspoli- »Wir brauchen Brinkhaus: Wir brauchen tischen Auflagen an notlei- gleiche Wettbewerbsbedin- dende Mitgliedstaaten. Und gleiche Wett­bewerbs­ gungen. Das heißt konkret, da gibt es einige Staaten, die Berechnungsgrundla- denen es schlechter geht bedingungen.« gen für die Körperschaft- als finanziell klammen Län- steuer zu vereinheitlichen. dern der Europäischen Union. Daher ist es ein Ge- Investoren haben dann die bestmögliche Transpa- bot der Fairness, dass wir in Europa auch allein renz, was überhaupt zur Besteuerung herangezo- handlungsfähig sind und parallel zum IWF eigene gen wird. Wir arbeiten hier zusammen mit Frank- Expertise aufbauen. reich an einem entsprechenden Projekt, das Vor- bild sein soll. Nach der internationalen Finanzkrise 2009 In einem weiteren Schritt kann man über wurde auch die europäische Bankenunion Mindeststeuersätze nachdenken. Im Übrigen soll- ins Leben gerufen. Was fehlt zu ihrer Voll­ ten die Sätze aber jedem Land selbst überlassen endung? bleiben. In die Entscheidungen von Investoren flie- Brinkhaus: Die Bankenunion besteht aus drei Säu- ßen auch ganz andere Faktoren ein wie etwa Infra- len. Zwei sind bereits weitgehend umgesetzt. struktur und Qualifikation der Mitarbeiter. Und Dabei geht es um eine einheitliche Aufsicht über hier haben wir in Deutschland einiges zu bieten. alle bedeutenden Banken in Europa. Diese Aufga- be hat die EZB übernommen. Und es geht darum, Wie sollte Europa auf die Senkung der US- ein Verfahren zu haben, wenn eine Bank in Schief- Steuern auf Unternehmensgewinne reagie- lage gerät und abgewickelt werden muss. Dafür ren? haben wir jetzt einheitliche Regeln und eine ge- Brinkhaus: Wenn die USA und andere Länder die meinsame Abwicklungsbehörde. Unternehmenssteuern senken, dann geraten auch Die dritte Säule ist die Einlagensicherung. wir in Deutschland unter Druck. Dabei geht es In jedem Mitgliedstaat wird ein eigenes Einlagen- nicht um ein Steuerdumping – das machen wir sicherungssystem eingeführt und mit Mitteln be- nicht mit. Aber wir müssen für attraktive Angebote füllt. Bis 2024 ist ein bestimmtes Mindestvolumen sorgen, um Unternehmen anzuziehen. Das kann zu erreichen. Die Kommission will aber darüber etwa eine Initiative zu mehr Vereinfachung bei hinausgehen und alles zu einem einheitlichen den Unternehmenssteuern sein. europäischen Sicherungsfonds zusammenlegen. Wegen des Widerstands der Sozialdemo- kraten ist es nicht gelungen, das Thema prominen- ter im Koalitionsvertrag zu verankern. Dennoch bleiben wir dran. © Michael Wittig

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – Mai 2018 18 Die Themen Ziel bleibt der erste Arbeitsmarkt Keinen staatlich geförderten Niedriglohnsektor für Langzeitarbeitslose schaffen – Vollbeschäftigung erreichbar

artz IV ist wieder in der Diskussion. Politi- ker der SPD, aber auch anderer Parteien, schla- genH vor, das Arbeitslosengeld II ab- zuschaffen und durch ein solida­ risches Grundeinkommen zu erset- zen. Langzeitarbeitslose sollen dabei einen steuerfinanzierten Vollzeit-Job auf Mindestlohnniveau angeboten bekommen. »Nach mei- ner festen Überzeugung sind solche Vorschläge nicht geeignet, die wirk- lichen Probleme im Hartz-IV-Sys- tem zu lösen«, sagt dazu der arbeits- und sozialpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Peter Weiß. Denn es bleibe das Ziel der Unions-

fraktion, möglichst viele Langzeit- © JiSign/Fotolia arbeitslose in die Lage zu versetzen, auf dem weiterhin gut laufenden ersten Arbeitsmarkt zu Langzeitarbeitslose sollen in die Lage versetzt werden, tariflichen Löhnen einen Job zu finden. Vollbeschäftigung reguläre Jobs zu tariflichen Löhnen zu finden. in Deutschland ist erreichbar. Damit das gelingen kann, müssen aber die unter- CDU-Politiker Gröhe. »Unser Ziel ist es, die Menschen aus schiedlichen Gruppen von Menschen, die schon lange ar- dem Leistungsbezug herauszuführen und sie nicht mit beitslos sind, genau in den Blick genommen werden. »Mit sinnlosen Tätigkeiten dauerhaft in der Grundsicherung zu einem ganzheitlichen Ansatz«, so heißt es auch im Koaliti- halten.« Angesichts der guten Wirtschaftslage müssten alle onsvertrag, »wollen wir die Qualifizierung, Vermittlung Chancen genutzt werden, um die Durchlässigkeit in den und Reintegration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeits- ersten Arbeitsmarkt zu erhöhen. »Abstrakte Systemdebat- markt vorantreiben.« Bei Langzeitarbeitslosen müssen alle ten helfen den arbeitslosen Menschen nicht weiter.« gesetzlichen Möglichkeiten zur Aktivierung, Qualifizie- rung und Begleitung klug eingesetzt werden, wobei oft Keine Gießkannenpolitik auch das familiäre Umfeld zu berücksichtigen ist. »Auch die Vermittlungstätigkeit der Die Unionsfraktion setzt sich für eine Arbeitsmarkt- und Bundesagentur für Arbeit muss Sozialpolitik ein, die das Gegenteil einer »Gießkannenpoli- Impressum sich weiter verbessern«, sagt tik« darstellt. »Die entscheidende Frage ist, wie wir die be- Herausgeber Weiß (CDU). sonderen Problemgruppen aus dem Hartz-IV-System be- Michael Grosse-Brömer MdB Stefan Müller MdB Der für Arbeitsmarkt- und kommen«, sagt Peter Weiß. Dazu gehörten ältere Arbeitslo- CDU/CSU-Bundestagsfraktion Sozialpolitik zuständige stellver- se ohne Berufsabschluss ebenso wie junge Menschen, die Platz der Republik 1 tretende Fraktionsvorsitzende weder eine Schul- und Berufsausbildung haben und bei de- 11011 Berlin Hermann Gröhe betont eben- nen oftmals auch weitere Probleme im familiären und sozi- V.i.S.d.P.: Ulrich Scharlack falls, dass die Union an der alen Umfeld hinzukommen. »Für diese Menschen wollen Redaktion: Claudia Kemmer (verantw.) Grundsicherung für Arbeitssu- wir keinen Scheinarbeitsmarkt schaffen, sondern sie mit chende festhält, aber die Ver- allen verfügbaren Hilfsmitteln so lange begleiten, bis sie im T 030. 227-5 30 15 F 030. 227-5 66 60 mittlung in Arbeit weiter verbes- Leben wieder Fuß gefasst haben.« Die Vereinbarungen im [email protected] sern will. »Wir wollen keinen Koalitionsvertrag wie etwa zu neuen Lohnkostenzuschüs- Diese Veröffentlichung der staatlich geförderten Niedrig- sen böten dafür eine gute Grundlage. Das Angebot richtet CDU/CSU-Bundestagsfraktion lohnsektor schaffen, wie wir dies sich sowohl an Arbeitgeber der freien Wirtschaft wie auch dient ausschließlich der Infor­ schon einmal bei vielen ABM- an gemeinnützige Einrichtungen und Kommunen. Die mation. Sie darf während eines Wahlkampfes nicht zum Zweck Maßnahmen hatten«, sagt der Summe orientiert sich an der Höhe des Mindestlohns. der Wahlwerbung verwendet werden. Die Bilder 19

Beziehungen zu Japan weiter intensivieren

Unionsfraktionschef Volker Kauder (2.v.l.) hat im April zum achten Mal in seiner Amtszeit Japan besucht. Kauder betonte, dass Japan gerade in außenpolitisch un­sicheren Zeiten für die Europäer ein Partner sei, auf den Verlass ist. Themen des Gesprächs mit Premierminis- ter Shinzo Abe (Mitte) waren Freihandel, Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Kauder wurde vom stellver- tretenden Fraktionsvorsitzen- den Johann David Wadephul (ganz links) begleitet. © Ulrich Scharlack

Akzeptanz der heimischen Landwirtschaft erhöhen

Die Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der CDU/CSU-Bundestags- fraktion ist auf ihrer Klausurtagung im April mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und dem EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger zusammen­ gekommen (beide Bildmitte). Die Fraktion unterstützt Klöckner dabei, die Akzep- tanz der heimischen Landwirtschaft in der Gesellschaft zu stärken. Für Innovationen in der Tierhaltung oder für ressourcenschonenden Ackerbau stehen zusätzliche 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Oettinger sprach sich für größtmögliche Kon­ tinuität im EU-Agrarhaushalt aus. Nur so könnten bäuerliche Familienbetriebe erhalten werden, meint er. © Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – Mai 2018 © Katja-Julia Fischer Die Fraktion imInternet unddensozialenMedien www.bundestag.de Bundestagsdrucksachen: www.cducsu.de/fraktiondirekt Frakion direkt: blogfraktion.de Der BlogderFraktion: www.cducsu.de Die Webseite derFraktion: cducsubt www.instagram.com/ twitter.com/cducsu www.youtube.com/cducsu cducsubundestagsfraktion www.facebook.com/ »Fraktion direkt« bestellen »Fraktion direkt –DasMonatsmagazin«. erhalten dazuauchdie PDF-Ausgabe von www.cducsu.de/newsletter-abo. Sie Newsletter könnenSieabonnieren unter Der Newsletter«. Denelektronischen miert Siewöchentlich»Fraktion direkt – Über dieaktuellenEntwicklungeninfor [email protected] Bestellen könnenSiedasHeftunter erscheint jeweilsamEndeeinesMonats. »Fraktion direkt –DasMonatsmagazin« für Deutschland.« Volk, sondernauch nur fürdasjüdische ein Geschenknicht »70 Jahre Israel ist - im Nordirak« Eine ZukunftfürChristenundJesiden »Einsatz fürdieReligionsfreiheit – Kongress 16. Mai2018 Termine zum 70.Jahrestag derGründungIsraels der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt,außenpolitischerSprecher Das Zitat