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Dezember 2012 17. Jahrgang 57 Scheinwerfer Themenschwerpunkt: Politische Korruption Der „Bienenkorb“, das Parlamentsgebäude in Neuseelands Hauptstadt Wellington. Laut Korruptionswahrnehmungsindex gilt Neuseeland mit Dänemark und Finnland als das am wenigsten korrupte Land der Welt. Foto: Ulla Trampert / pixelio.de Foto: Ulla Trampert Michael Koß: Steter Tropfen höhlt den Christian Humborg: Wenn die Drehtür Mit internationaler Rückendeckung im Stein – Im Kampf gegen Korruption quietscht – Der Wechsel von Politikern Kampf gegen Korruption in der Politik zeigen sich Teilerfolge in die Wirtschaft ............................................................ 4 ............................................................ 8 .......................................................... 18 | Inhalt Scheinwerfer 57 Editorial ............................................................................................................................................... 3 Themenschwerpunkt: Politische Korruption 4 Michael Koß: Steter Tropfen höhlt den Stein – Im Kampf gegen Korruption in der Politik zeigen sich Teilerfolge ............................................................................................... 4 Sebastian Wolf: Alle Jahre wieder – Austausch bekannter Positionen bei der Sachverständigenanhörung zur Abgeordnetenbestechung ................................................... 5 Tilman Höffken: Vertrauen hat keine Stufen ................................................................................. 6 Edda Müller: „Man muss sich den Anfängen von Einflussnahme sofort widersetzen“ ........... 7 Christian Humborg: Wenn die Drehtür quietscht – Der Wechsel von Politikern in die Wirtschaft ................................................................................ 8 Anja Schöne: Von Super-PACs und Registrierungspflichten – Wahlkampfspenden und Lobbying in den USA. ............................................................................ 9 Richtigstellung ................................................................................................................................... 10 Nachrichten und Berichte 10 Politik .................................................................................................................................................. 10 Die Uni Lüneburg und ein Sponsoringvertrag ............................................................................. 11 Der bessere Wissenschaftler bekommt den Job? Eine Anmerkung zu Wolfgang B. Schünemann ............................................................................ 12 Wirtschaft ........................................................................................................................................... 13 Informationsfreiheit .......................................................................................................................... 15 Aus den Ländern .............................................................................................................................. 15 Sport .................................................................................................................................................... 17 Über Transparency 18 Mit internationaler Rückendeckung im Kampf gegen Korruption ............................................ 18 Der Beirat stellt sich vor: Ernst Elitz .............................................................................................. 19 Transparency-Einführungsseminar in Berlin ............................................................................... 20 Transparency Bangladesch: 5.000 Freiwillige im Kampf gegen Korruption ............................ 21 Treffen der Scheinwerfer-Redaktion in Kochel am See ............................................................... 22 Stadt Halle startet eVergabe-Portal ................................................................................................ 23 Zehn Jahre im Kampf für Transparenz im Rohstoffsektor: Publish what you pay richtet sich neu aus .................................................................................. 24 Impressum ......................................................................................................................................... 22 Rezensionen 25 | Transparency Deutschland | Scheinwerfer 57 Editorial I 3 Jochen Bäumel, Mitglied im Vorstand von Transparency International Deutschland e.V. Liebe Leserinnen und Leser, wenn Bertolt Brecht schreibt, „Bank- ist Sponsoring auch noch steuerlich ge der 1,5 Milliarden DM konnte die raub ist eine Unternehmung von Di- absetzbar. Besonders praktisch ist das Staatsanwaltschaft nicht nachweisen. lettanten. Wahre Profis gründen eine für Unternehmen in öffentlicher Hand. Also war alles rechtens und korrekt? Bank“, so hat er damit ein Prinzip Hier sitzen so manche Profiteure prak- Um allem die Krone aufzusetzen, plan- beschrieben, das übertragen auf Po- tischerweise auch im Aufsichtsrat. ten CDU, FDP und auch Teile der SPD litik bedeutet: Der wahre Profi ölt die Spenden dürfen solche Unternehmen eine Amnestie für beteiligte Politiker. Parteischarniere, wenn er auf Politik nicht, aber sponsern. Zu Fall gebracht wurde das alles vom Einfluss nehmen will. Denn zur Cham- damaligen SPD-Justizminister Jürgen pions League der Korruption gehört In der Geschichte der Bundesrepub- Schmude und SPD-Abgeordneten um der Einfluss auf die Gesetzgebung. Das lik haben sich Parteispendenskandale Dieter Spoeri. verspricht „nachhaltigen“ Gewinn. eine traurige Verlässlichkeit erarbeitet. Der wahre Profi zeichnet sich mitt- Unvergesslich eingegraben haben sich Die Zeiten haben sich geändert und lerweile dadurch aus, dass er, wie ein mir die Skandale um Kohl, Kanther, Elf auch das Wissen: Zu große Dreistigkeit Wünschelrutengänger, Gesetzeslücken Aquitaine und Flick. Jeder von ihnen kommt zu Fall. Deshalb haben Wün- aufspürt. Sponsoring ist zum Beispiel hat seine Besonderheiten. Der dreisteste schelrutengänger auf der Suche nach so eine Lücke. Im Parteiengesetz exis- von allen scheint mir der Flick-Skandal Gesetzeslücken Konjunktur. Wie schwer tiert Sponsoring gar nicht und ist so- Anfang der 80er Jahre. Damals hat der es Abgeordneten fällt, auf Privilegien mit bestens geeignet, um geräuschlos Konzern seine Schwarzgeldkassen auch zu verzichten, zeigt das zähe Ringen um Türen zu öffnen. Berichten Medien mit Hilfe gefälschter Spendenquittun- die Verschärfung der Abgeordnetenbe- über Parteitage, so sind ihnen die Fir- gen der katholischen Steyler Mission stechung. Drei Gesetzentwürfe von SPD, menstände, die die Parteitage wie Fes- gefüllt. Mit dem so erwirtschafteten Grünen und der Linken liegen auf dem tungswälle umgeben und an Industrie- Schwarzgeld wurden Politiker und Tisch. Die Koalition von CDU und FDP messen erinnern, kaum ein Bild oder Parteien geschmiert. Alles penibel auf- versteckt ihren politischen Unwillen, et- eine Zeile wert. Umso lieber nutzen gezeichnet im Notizbüchlein des Kon- was daran zu ändern, hinter juristischen Banken und Unternehmen die Chance, zernzahlmeisters. Flick selbst konnte Konstrukten. Leider haben Beschwerden um sich bei den Delegierten, Spitzen- damals Aktien im Wert von 1,5 Mil- des Bundesgerichtshofes, von über drei- funktionären, Ministern und Frakti- liarden DM steuerfrei verkaufen, weil ßig Großkonzernen und die massiven onsführern mit Sponsoring „anzuwan- Wirtschaftsminister Friderichs (FDP) Proteste der Zivilgesellschaft noch nicht zen“. Für Sponsoring gibt es keinen die Wiederanlage als „volkswirtschaft- zu einer besseren Einsicht geführt. Hof- Einzelnachweis – wie etwa für Spen- lich besonders förderungswürdig“ an- fen wir also weiter. den – in den Rechenschaftsberichten sah. Einen Zusammenhang zwischen der Parteien. Als nützliche Dreingabe Spenden und steuerfreier Wiederanla- Ihr Jochen Bäumel Scheinwerfer 57 | Transparency Deutschland | 4 | Themenschwerpunkt: Politische Korruption Steter Tropfen höhlt den Stein – Im Kampf gegen Korruption in der Politik zeigen sich Teilerfolge Von Michael Koß Sich gegen Korruption in der Politik zu engagieren, ist nach Meinungswechsel oder der nahenden Bundestagswahl ge- wie vor wie ein Kampf gegen Windmühlen. Doch es ist nicht schuldet ist, bleibt abzuwarten. zu übersehen: Transparenz ist auf dem Vormarsch. Zumin- dest in kleinen Schritten. Damit sind wir auch schon mitten im Bereich der Neben- tätigkeiten von Abgeordneten. Hier ist es der Verdienst des Beginnen wir mit der guten Nachricht: Im Bereich der Partei- SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, der das Thema zu- enfinanzierung ist es seit der letzten substanziellen Reform rück auf die Tagesordnung gebracht hat. Bislang muss das von 2002 grundsätzlich möglich, nachzuvollziehen, wer wie Einkommen aus Nebentätigkeiten von Abgeordneten nur in viel an wen spendet. Der Fall des Spielautomatenherstellers drei Stufen veröffentlicht werden, die bei 7.000 Euro enden; Gauselmann, dessen leitende Angestellte (angeblich freiwil- ob ein Abgeordneter also für einen Vortrag oder einen Auf- lig) systematisch Beträge unterhalb der Veröffentlichungs- sichtsratsposten mit 7.001 Euro oder 100.000 Euro entlohnt grenze von 10.000 Euro an CDU, SPD, FDP und Grüne spen- wird, stellt im Lichte der aktuellen (In)Transparenzregeln kei- deten, verdeutlicht jedoch, dass diese Grenze noch immer nen Unterschied dar – faktisch aber sehr wohl, so zumindest zu hoch liegt, um die Stückelung von Großspenden (das die Position von Transparency. Es ist Zeit für ein umfangrei- Unternehmen spendete seit 1990 angeblich mehr als eine cheres