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ihkpositionen Unser Standpunkt. Unser Engagement.

Standortpolitik Nummer 3 2019

Regionalpolitische Positionen für die Region Osnabrück Impressum

Herausgeber Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim

Neuer Graben 38 49074 Osnabrück Telefon 0541 353-0 Telefax 0541 353-122 E-Mail: [email protected] www.osnabrueck.ihk.de

Ihr Ansprechparter Frank Hesse Telefon: 0541 353-110 E-Mail: [email protected]

Bildnachweise Titelbilder: stock.adobe.com, ©Yannic Niedenzu Marius Maasewerd Stadt Melle Samtgemeinde Artland

Osnabrück, Dezember 2019

Rechtliches Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim 2

© 2019 Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim Inhaltsverzeichnis © Stadt Osnabrück Presse- und Informationsamt

3 5 Vorwort

6 Handlungsfeld Infrastruktur Kernanliegen 1 – Verkehrsinfrastruktur ausbauen Kernanliegen 2 – Kommunikationsnetze optimieren Kernanliegen 3 – Energiewende für die Region nutzen

14 Handlungsfeld Fachkräfte/Bildung Kernanliegen 1 – Arbeitskräfte finden und binden Kernanliegen 2 – Hochschulstandorte weiterentwickeln Kernanliegen 3 – Berufliche Ausbildung stärken Kernanliegen 4 – Weiterbildungsbeteiligung erhöhen

24 Handlungsfeld Standortattraktivität Kernanliegen 1 – Standort Innenstadt stärken Kernanliegen 2 – Regionalmarketing vorantreiben und Image verbessern Kernanliegen 3 – Weiche Standortfaktoren ausbauen Kernanliegen 4 – Kommunen als attraktive Wohnstandorte positionieren

32 Handlungsfeld Wirtschaftsfreundlichkeit Kernanliegen 1 – Verwaltungshandeln effizient organisieren Kernanliegen 2 – Gründungs- und Unternehmensklima stärken Kernanliegen 3 – Interkommunale Zusammenarbeit stärken Kernanliegen 4 – Kommunale Haushalte nachhaltig und wirtschaftsfreundlich finanzieren

40 Abbildungsverzeichnis

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Vorwort

Die Vollversammlung unserer IHK hat im Dezember 2018 das Ziel vorgegeben, in den drei Regionalausschüssen unserer IHK jeweils Regionalpolitische Positionen für die Wahlperiode 2018 bis 2023 zu erarbeiten.

Dazu fanden in den Sitzungen der drei Regionalausschüsse moderierte Workshops statt, für den Regionalausschuss Region Osnabrück am 9. Mai 2019. Dort wurden Kernan- liegen und Maßnahmen für die Handlungsfelder Infrastruktur, Fachkräfte, Standort- attraktivität und Wirtschaftsfreundlichkeit formuliert und diskutiert.

Das vorliegende Positionspapier fasst die Ergebnisse des Workshops zusammen. Es wurde in einer weiteren Sitzung des IHK-Regionalausschusses Osnabrück am 1. Oktober 2019 genehmigt.

Das Positionspapier ist eine systematische Fortführung der „Wirtschaftspolitischen Positionen der IHK-Organisation“ auf Bundesebene (DIHK) sowie der „Forderungen der Wirtschaft an die neue Landesregierung“ (IHKN). Es schreibt die Regionalpolitischen Positionen unserer IHK aus dem Jahr 2014 fort.1

Das Positionspapier wurde von der IHK-Vollversammlung am 3. Dezember 2019 beschlossen und ist Grundlage für deren Arbeit in der laufenden Wahlperiode (2019–2023). Ergänzt wird das Positionspapier durch ein Indikatorenset, mit dem die Umsetzung der Forderungen kontinuierlich nachverfolgt wird. Über den Stand der Umsetzung wird regelmäßig in den Regionalausschüssen sowie im Präsidium und der Vollversammlung berichtet.

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1 Die vorliegenden IHK-Positionen stellen wirtschaftsrelevante Sachverhalte in den Mittelpunkt. Damit folgt unsere IHK dem durch die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts definierten Rahmen, innerhalb dessen sich eine IHK im Namen ihrer Mitglieder äußern darf. Demzufolge steht – entsprechend §1 des IHK-Gesetzes – das Gesamtinteresse der von der IHK vertretenen regionalen Unternehmen im Vordergrund. Gleichzeitig muss die IHK-Äußerung stets einen spezifischen und nachvollziehbaren Bezug zur gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk haben. Diese Beschränkung auf wirtschaftsrelevante Posi- tionen bedeutet nicht, dass an dieser Stelle nicht genannte soziale, ökologische oder sonstige Aspekte aus unternehmerischer Sicht keine Relevanz hätten. Im Gegenteil: Den Mitgliedsunternehmen unserer IHK ist bewusst, dass sie eine über rein wirtschaftsbezogene Sachverhalte hinausgehende Verantwortung tragen.

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Infrastruktur

Einführung

Eine gut ausgebaute und leistungsfähige Dementsprechend gibt es sowohl im 1. Verkehrsinfrastruktur ausbauen Infrastruktur für Verkehr, Energieversorgung Hinblick auf die Verkehrsinfrastruktur als und Kommunikationstechnik ist Vorausset- auch auf die Kommunikationsinfrastruktur 2. Kommunikationsnetze optimieren zung für einen funktionierenden Wirt- Handlungsbedarf. Hinzu kommt eine schaftsstandort und weiteres Wachstum. In zukunftsfähige Infrastruktur im Energie- 3. Energiewende für die Region nutzen vielen Bereichen ist die Infrastruktur in der sektor. Ohne sie ist eine dauerhaft verläss- Region Osnabrück auf einem hohen Niveau. liche Energieversorgung zu möglichst niedrigen Preisen undenkbar. Auch in der Region Osnabrück sollten die noch bestehenden Engpässe und Lücken in Um die regionale Infrastruktur weiter zu der Infrastruktur durch Aus- und Neubau entwickeln, sind der regionalen Wirtschaft möglichst schnell beseitigt werden. Zuneh- folgende drei Kernanliegen wichtig: mend wichtiger wird auch die Instandhal- tung der vorhandenen Infrastruktur.

6 © Petair, stock.adobe.com © Petair,

„Sowohl die überregionale als auch die innerörtliche Erreichbarkeit haben für die Region Osnabrück einen hohen Stellenwert. Dabei wird der motorisierte Individualverkehr gerade für das ländliche Einzugsgebiet weiter eine bedeutende Rolle spielen. Wichtig wird aber auch sein, einen leistungsfähigen ÖPNV und innovative Verkehrs- und Logistikkonzepte anzubieten. Die Innenstädte sollten von Durchgangsverkehr entlastet werden - auch dafür ist die Infrastruktur auszubauen.“

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Kernanliegen 1 – Verkehrsinfrastruktur ausbauen

Ohne solide Verkehrswege gelangt niemand sicher und schnell an sein Ziel. Liefer-, Pendler-, Freizeit-, Entsorgungsverkehre und Einkaufsfahrten müssen uneingeschränkt möglich sein. Alles in allem ist die Region Osnabrück gut angebunden (s. Abb. 1). Im Rahmen der IHK-Standortumfrage wurde vor allem die überregionale Erreich- barkeit über die Straße positiv bewertet. Zugleich zeigten die Rückmeldungen der Unternehmen aber auch, dass die Leistungs- fähigkeit der Verkehrsinfrastruktur sich dem tatsächlichen und prognostizierten Bedarf anpassen sollte. So sind der zügige Bau und Ausbau wichtiger Verbindungen, etwa der A 33 Nord und der A 30 im Großraum Osnabrück, dringend nötig.

Deutlich weniger zufrieden sind die Unter- nehmen in der Region Osnabrück mit dem Zustand der Verkehrswege sowie mit dem Öffentlichen Personennahverkehr. Zudem werden beide Faktoren insbesondere in der Stadt Osnabrück schlechter beurteilt als in der vorherigen Standortumfrage aus dem Jahr 2013. 7 Quellen: Bundesanstalt für Straßenwesen und Diercke Atlas; Bearbeitung: IHK Abbildung 1: Bundesfernstaßen in der Region

IHK-Position 1.1: Straßeninfrastruktur optimieren

Die Stärke des Wirtschaftsstandortes Verkehrsanbindung für das Wittlager Land Region Osnabrück hängt maßgeblich von und entlastet das Stadtgebiet von Osna- seiner guten verkehrlichen Erreichbarkeit brück sowie die anderen Kommunen vom aus allen Richtungen ab. So erschließt Durchgangsverkehr. Zudem ist analog zu die Stadt Osnabrück als Oberzentrum ein der Entwicklung an anderen Autobahn- großes Einzugsgebiet. Zudem sind auch die neubauten damit zu rechnen, dass neue Kommunen des Landkreises fast durch- Gewerbegebiete entlang der A 33 Nord gängig gut an das überregionale Straßen- entwickelt werden. netz angebunden. Um die regionale und überregionale Ver- Mit dem im November 2019 abgeschlos- kehrsqualität und den Zugang zum Fern- senen Lückenschluss der A 33 Süd in straßennetz zu verbessern, muss die A 33 Richtung Bielefeld hat sich die überregio- Nord rasch gebaut werden. Darüber hinaus nale Erreichbarkeit weiter verbessert. Ihre sollten auch weitere Straßenbauprojekte verkehrliche Funktion für den Fernverkehr umgesetzt werden, die für die überregionale kann die A 33 allerdings nur dann voll Erreichbarkeit der Region Osnabrück von erfüllen, wenn sie als A 33 Nord direkt bis hoher Bedeutung sind, beispielsweise der an die A 1 angebunden wird. 6-streifi ge Ausbau der A 30 als wichtiger Bestandteil der West-Ost-Achse. Alle ge- Auch für die Unternehmen in der Region nannten Maßnahmen sind im sogenannten erfüllt die A 33 Nord eine wichtige „Vordringlichen Bedarf“ des aktuellen Funktion. So verbessert sie die großräumige Bundesverkehrswegeplans enthalten.

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Die im sog. „Weiteren Bedarf“ des aktuellen IHK-Position 1.2: IHK-Position 1.3: Bundesverkehrswegeplans geführte FMO zukunftssicher aufstellen Schieneninfrastruktur/-verkehr Ortsumgehung /Wehrendorf im optimieren Verlauf der B 65 ist vor Ort umstritten. Auch wenn in den vergangenen Jahren Unstrittig ist allerdings, dass in der einige ungünstige unternehmerische Auch in der Region Osnabrück bleibt die Ortslage Wehrendorf die Verkehrssituation Entwicklungen, etwa die Insolvenz der Straße auf absehbare Zeit Hauptverkehrs- unbefriedigend ist und hier eine Lösung für Fluggesellschaften Air Berlin und Germania, träger. Daneben kommt aber auch dem den Durchgangsverkehr gefunden werden die wirtschaftliche Situation des FMO Schienenverkehr eine wachsende Bedeutung muss. Darüber hinaus weist der Bundes- beeinträchtigt haben, bleibt der Flughafen zu. Damit die Verkehrswende hin zu weniger verkehrswegeplan eine Reihe weiterer aus Sicht der Wirtschaft ein unver- Straßenverkehr gelingen kann, braucht der Ortsumgehungen im Verlauf der Bundes- zichtbarer Standortfaktor, der dauerhaft Schienengüterverkehr leistungsfähige Schie- straßen im Weiteren Bedarf aus (z. B. gesichert und zukunftsfähig aufgestellt nenverbindungen und Optimierungen der , Schwagstorf, Fürstenau, , werden sollte. Umschlagmöglichkeiten in den Binnenhäfen. Bersenbrück, Venne und ). Obwohl für den Bau dieser Projekte aktuell Der FMO stellt die Verbindung der Region Der Schienenpersonenfernverkehr ist auf noch keine Mittel disponiert sind, wäre zu den Wirtschaftsmetropolen weltweit zusätzliche Investitionen angewiesen, um es wünschenswert, wenn zumindest die her. Er bietet im Vergleich zu anderen attraktiver zu werden. Hier ist auf der West- Planungen dieser Vorhaben vorangetrieben internationalen Verkehrsflughäfen viele Ost-Achse für Ende 2023 mit der geplanten werden, um die Ortslagen vom Durch- Vorteile: etwa die gute Erreichbarkeit Inbetriebnahme des ECx neues Zugmaterial gangsverkehr zu entlasten. aus der Region, kurze Wege und schnelle avisiert. Die neuen Züge verkürzen die Fahr- Abfertigung. zeit zwischen Amsterdam und Berlin um Für Ausführungen zur Thematik der etwa 30 Minuten und lassen eine qualitative verkehrlichen Anbindung von Innenstädten Bei der Weiterentwicklung des FMO ist aus Verbesserung erwarten. Zu einer weiteren siehe: Handlungsfeld Standortattraktivität, Sicht der Wirtschaft ein besonderes Augen- Reisezeitverkürzung und der Optimierung IHK-Position 1.1 „Erreichbarkeit der Innen- merk auf die Förderung des Geschäftsreise- der Umsteigebeziehungen in Bad Bentheim, städte und Zentren sichern“. verkehrs zu legen. Um die Potenziale in den Rheine, Osnabrück und Hannover sollte die Niederlanden besser zu erschließen, sollte Schienenstrecke zwischen Bad Bentheim Zur Optimierung der Straßeninfrastruktur daher u. a. die Anbindung aus dieser Rich- und Löhne auf eine zulässige Höchst- sind folgende Maßnahmen wichtig: tung verbessert werden. Die Region bleibt geschwindigkeit von zunächst 160 km/h 8 aufgerufen, auch in Zukunft gemeinsam die ertüchtigt werden. A 33 Nord fertigstellen Entwicklung des FMO positiv zu begleiten. A 30 im Bereich Osnabrück sechsstreifig Parallel arbeitet die Deutsche Bahn an ausbauen Zur zukunftssicheren Aufstellung des FMO einem neuen Taktfahrplan nach den Vorbil- Weitere Projekte des Bundesverkehrs- sind folgende Maßnahmen wichtig2: dern in den Niederlanden und der Schweiz. wegeplans umsetzen, beispielsweise Dieser sogenannte Deutschlandtakt soll Ortsumgehungen im Verlauf der Erreichbarkeit des FMO verbessern, u. a. bis zum Jahr 2030 stufenweise umgesetzt Bundesstraßen in Bad Essen/Wehren- aus den Niederlanden sowie über eine werden und die Umsteigezeigen deutlich dorf, Merzen, Fürstenau und anderen verbesserte ÖPNV-Anbindung insgesamt verkürzen. Bislang ist dabei für die West- Kommunen Flugangebote zu für die Wirtschaft Ost-Achse allerdings eine Beibehaltung des Erforderliche Baumaßnahmen an interessanten Destinationen erweitern Zwei-Stunden-Taktes vorgesehen. Diese Straßen und Brücken mit besonderem (z. B. Osteuropa) lange Taktzeit ist sowohl für Geschäfts- als Fokus auf eine möglichst kurze Bauzeit Anbindung an möglichst mehrere inter- auch Privatreisende wenig attraktiv und realisieren nationale Drehkreuze sichern sollte zu einem Stundentakt verdichtet Telematikanlagen an den Autobahnen im Regionale Identifikation mit dem FMO werden. Zunächst könnte hier das Zugan- Großraum Osnabrück installieren stärken gebot auch in den Randzeiten ausgeweitet LKW-Stellplätze an Autobahnen und werden – dies würde erheblich dazu Bundesstraßen ausbauen beitragen, die Attraktivität der Schienen- verbindung Osnabrück–Hannover–Berlin zu steigern.

Auf der Nord-Süd-Verbindung muss es zukünftig neben der bereits angekündigten Verdichtung auf einen 30 Minuten-Takt um eine Aufwertung des Zugmaterials (durch- gängig ICE-Standard) sowie den Ausbau der Teilstrecke Münster – Dortmund (von eingleisig auf zweigleisig) gehen.

2 Eine im Regionalausschuss Region Osnabrück geäußerte Mindermeinung spricht sich dafür aus, das kommunale Engagement im Kontext des FMO zurückzufahren und eine Privatisierung des FMO anzustreben (zu prüfen). Handlungsfeld | Infrastuktur

Zur Optimierung der Schieneninfrastruktur Zur Optimierung der Infrastruktur mit dem Zur Verbesserung des Zustands der und des Schienenverkehrs sind folgende Ziel nachhaltiger Logistikkonzepte sind Verkehrswege sind folgende Maßnahmen Maßnahmen wichtig: folgende Maßnahmen wichtig: wichtig:

West-Ost-Achse durch Einführung eines Umsetzung des zwischen der Stadt und Unterhaltung des Straßennetzes als Stundentaktes stärken dem Landkreis Osnabrück abgestimmten Priorität in den Haushalten der Städte Schieneninfrastruktur zwischen Bad Hafenkonzeptes und Gemeinden sowie des Kreises fest- Bentheim und Löhne für eine zulässige Hafenstandorte als multimodale setzen Höchstgeschwindigkeit von zunächst Umschlagsknoten weiterentwickeln Aktuellen Zustand der Verkehrswege 160 km/h ertüchtigen Hafen am Mittellandkanal ausbauen transparent darstellen und erforderliche Abschnitt Dortmund – Münster zwei- Wasserseitige Erreichbarkeit des Stadt- Baumaßnahmen aufzeigen gleisig ausbauen hafens dauerhaft sicherstellen Ausreichende Haushaltsansätze für die Zugmaterial (Nord-Süd, West-Ost) Terminal für den Kombinierten Verkehr Sanierung und den Ausbau der Verkehrs- modernisieren im Stadthafen Osnabrück realisieren infrastruktur sicherstellen Nah- und Fernverkehr an ausgewählte Hafeninfrastruktur nachhaltig weiter- Im Falle von Landes-/Bundesstraßen: Bahnhöfen besser verknüpfen entwickeln Bei den zuständigen Behörden und Komfort und Zuverlässigkeit bei übergeordneten Stellen für eine rasche Umstiegen steigern Verbesserung des Straßenzustandes Barrierefreiheit in den Bahnhöfen einsetzen sicherstellen IHK-Position 1.5: Im Falle von Schieneninfrastruktur: Bei Flächendeckende Verfügbarkeit von Zustand der Verkehrswege verbessern den zuständigen Behörden und über- mobilem Internet und Mobilfunk in den geordneten Stellen für eine nachhaltige Zügen sicherstellen In der Vergangenheit haben Bund, Land und kontinuierliche Instandhaltung OS-Bahn-Konzept umsetzen und Kommunen nicht immer im nötigen einsetzen Ausmaß in die Unterhaltung der Verkehrs- Durch ausreichend Personalressourcen infrastruktur investiert. Hinzu kommen ausreichende Planungskapazitäten Fachkräfteengpässe in den Baubehörden schaffen (Land) IHK-Position 1.4: und bei den ausführenden Firmen. Diese Baustellenmanagement verbessern, Infrastruktur für nachhaltige Logis- haben die Umsetzung entsprechender insbesondere durch nachvollziehbare 9 tikkonzepte optimieren Maßnahmen zusätzlich verzögert. Die Folge Priorisierung der Baumaßnahmen, sind Infrastrukturmängel, die zunehmend frühzeitige und nachvollziehbare Ebenso wie der Schienengüterverkehr den Verkehr beeinträchtigen. Kommunikation der Sanierungsarbeiten bietet der Wasserstraßentransport Vorteile (gegenüber den Betroffenen) sowie hinsichtlich der Emissionsbelastung je Um eine Belastung der Unternehmen Sicherstellung der Erreichbarkeit von zurückgelegten Tonnenkilometer. Die in der Region Osnabrück aufgrund von Gewerbebetrieben Wasserstraße ist aktuell der einzige Umwegfahrten und Geschwindigkeitsredu- Bei Sanierungen von Straßen und Verkehrsträger mit größeren Kapazitätsre- zierungen zu vermeiden, sollte der Zustand Leitungen auf innovative Techniken wie serven. Insofern ist die Wasserstraße auch von Straßen und Brücken rasch verbessert grabenlose Rohrsanierung setzen, um für die Region Osnabrück ein wichtiger werden. Auch der Zustand der Schienen- Behinderungen gering zu halten Verkehrsträger. infrastruktur sollte kontinuierlich mit dem Verkehrspolitische Abstimmung zwischen Ziel verbessert werden, ein qualitativ hoch- Stadt und Landkreis Osnabrück bzw. Dementsprechend sollte die Hafenent- wertiges Streckennetz und einen sicheren Stadt und Umlandgemeinden verbessern wicklung in der Region weiter vorange- und zuverlässigen Betrieb zu gewährleisten. trieben werden. Aktuell befinden sich zwei Terminals für den Kombinierten Verkehr Voraussetzungen dafür sind eine transpa- in Planung: ein Schiene-Straße-Terminal rente Darstellung des aktuellen Zustandes im Hafen der Stadt Osnabrück und ein sowie der erforderlichen Baumaßnahmen Straße-Wasserstraße-Umschlagpunkt am und geplanter Umleitungsstrecken. Sowohl Mittellandkanal in Bohmte. Diese beiden für die Sanierung als auch für den Ausbau Projekte sollten zügig umgesetzt werden, müssen auskömmliche Haushaltsansätze so dass die sich ergebenen Chancen für die verfügbar sein. Die umzusetzenden Bau- Unternehmen genutzt werden können. maßnahmen sind nachvollziehbar zu priorisieren. Die beiden Standorte sollten sich auf der Grundlage der gemeinsamen Beschlüsse von Landkreis und Stadt Osnabrück sinnvoll ergänzen.

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Kernanliegen 2 – Kommunikationsnetze optimieren

Eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur und ein stabiles, schnelles Mobilfunknetz sind zentrale Voraussetzungen für die digitale Wirtschaft.

Von einer fl ächendeckenden Versorgung ist die Region Osnabrück noch weit entfernt (siehe Abbildung 2). In einer aktuellen IHK-Befragung sind in der Region Osna- brück 47 % der Unternehmen mit Blick auf die Breitbandinfrastruktur weniger zufrieden bzw. unzufrieden. Hinsichtlich der Versorgung mit Mobilfunk sind sogar 51 % der Unternehmen weniger zufrieden oder unzufrieden. Zugleich erachten nahezu alle Unternehmen diese Standortfaktoren als (sehr) wichtig für ihre wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.

Zusätzlich zu den Bemühungen des Bundes Zentrum Niedersachsen (September 2019) Quelle: Breitband Kompetenz und des Landes haben auch Stadt und Abbildung 2: Landkreis bereits zahlreiche Ausbauprojekte Breitbandverfügbarkeit: Versorgung mit 100 Mbit/s in der Region auf den Weg gebracht. Es sind jedoch auch auf regionaler Ebene weitere Anstrengungen erforderlich, damit der Übergang in die Gigabit-Gesellschaft gelingt und die regio- 10 nale Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt.

IHK-Position 2.1: Breitbandinfrastruktur verbessern – vor allem in Gewerbegebieten

In den vergangenen Jahren ist in der Deshalb ist es notwendig, den Ausbau Zur Verbesserung der Breitbandinfrastruktur Region Osnabrück viel in den Breitband- weiter zügig voranzubringen und sind folgende Maßnahmen wichtig: ausbau investiert worden, so dass zahl- bestehende Versorgungslücken zu reiche Gewerbegebiete und Haushalte an schließen. Dabei haben leistungsfähige, Bestehende Versorgungslücken im Fest- die Breitband-Datennetze angeschlossen skalierbare Gigabitnetze oberste Priorität. netz zügig schließen werden konnten. Die Glasfasererschließung muss vorrangig Flächendeckenden Glasfaserausbau in in Gewerbegebieten sowie an Unterneh- Gewerbegebieten bis zum Jahr 2021 Damit wird für viele Unternehmen bereits mens- und Gewerbestandorten erfolgen. umsetzen eine Basisinfrastruktur bereitgestellt. Die Förderung durch die öffentliche Staatliche Förderprogramme auf den Allerdings reichen Versorgung und durch- Hand sollte sich dabei auf den Glasfaser- Glasfaserausbau fokussieren schnittliche Geschwindigkeiten nicht aus, ausbau einschließlich der Ertüchtigung Förderverfahren vereinfachen um die zukünftig im Zuge der Digitalisie- bestehender FTTC-Netze zu FTTB-Netzen Bei der Umsetzung des Masterplans rung stark wachsenden Anforderungen fokussieren. Dort, wo sich kabelgebundene Digitalisierung Niedersachsen auf die der Nutzer zu befriedigen. Schon heute Lösungen nicht realisieren lassen, sollten regionale Partizipation achten zeigt sich, dass auch eine fl ächendeckende funkbasierte Zugangstechniken kurzfristig Ausreichende Breitbandversorgung an Versorgung von mindestens 50 Mbit/s für einen Beitrag zur Erhöhung der Breitband- den Berufsbildenden Schulen sicher- eine langfristige Sicherung der Wett- versorgung leisten. stellen bewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht Funkbasierte Zugangstechniken ausreichen wird. einrichten, sofern sich kabelgebundene Lösungen nicht realisieren lassen Handlungsfeld | Infrastuktur

IHK-Position 2.2: Mobilfunk-Infrastruktur ausbauen

Beim Mobilfunk existieren insbesondere im Eine wichtige Voraussetzung für die Anbin- Zum Ausbau der Mobilfunk-Infrastruktur Landkreis Osnabrück noch immer Netzlü- dung potentieller 5G-Mobilfunk-Sende- sind folgende Maßnahmen wichtig: cken. Diese beschneiden die Wettbewerbs- masten sind leistungsfähige Glasfasernetze. fähigkeit der Wirtschaft und gefährden die Erforderlich ist insofern eine vorausschau- Flächendeckende Versorgung mit Standortattraktivität. ende, aufeinander abgestimmte Planung LTE-Mobilfunk bis zum Jahr 2021 sicher- Die Region sollte gegenüber den Netz- des Ausbaus im Fest- und Mobilfunknetz. stellen betreibern darauf drängen, die Versor- Vereinfachte und beschleunigte Geneh- Gebiete, die auch künftig nicht gungslücken zügig zu schließen und migungsverfahren für Antennenstandorte marktwirtschaftlich ausgebaut werden zugleich die Verfügbarkeit und Stabilität sollten die Errichtung der zukunftsfähigen können, identifizieren und unterstützen der vorhandenen Netze zu verbessern. Ziel Mobilfunknetze ebenso voranbringen wie Verfügbarkeit und Stabilität der vorhan- muss eine flächendeckende Versorgung die Identifikation und aktive Unterstützung denen Netze verbessern der Region mit LTE-Mobilfunk bis zum von Gebieten, die auch künftig nicht Voraussetzungen für 5G-Netzausbau Jahr 2021 sein. Neben der Verbesserung marktwirtschaftlich ausgebaut werden schaffen, u. a. entlang der Autobahnen der Netzabdeckung mit 4G/LTE rückt können. und in Industrie- und Gewerbegebieten zunehmend die Einführung des zukünftigen Genehmigungsverfahren für Antennen- Mobilfunkstandards 5G auf die Agenda. standorte vereinfachen und beschleu- Der 5G-Ausbau bietet insbesondere im nigen flächenmäßig großen Landkreis Osnabrück Öffentliche WLAN-Netze ausbauen viele Einsatzmöglichkeiten, etwa beim autonomen Fahren, bei Industrie 4.0 und beim Smart Farming oder im Bereich der Tele-Medizin. Diese Chancen muss die Region nutzen dürfen.

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Kernanliegen 3 – Energiewende für die Region nutzen

Eine moderne Infrastrukturausstattung besteht nicht nur aus gut ausgebauten Verkehrswege- und Kommunikationsnetzen. Auch eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen ist seit jeher Voraussetzung für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort.

Hier stellt die Energiewende zurzeit eine besondere Herausforderung dar. Absehbar wird die Stromerzeugung in Deutschland zukünftig sehr viel dezentraler erfolgen (siehe Abbildung 3). Ebenso muss viel Strom aus der norddeutschen Küstenwind- erzeugung in den verbrauchsstarken Süden transportiert werden. Von der Durch- leitung wird mitunter auch unsere Region betroffen sein.

Während für Anlagenbauer, Zulieferer und Betreiber aus dem Bereich der erneuerbaren Energien zukünftige Marktentwicklungen von besonderer Bedeutung sind, stehen aus Sicht der energieintensiven Betriebe die Quelle: Bundesnetzagentur Themen Energiekosten und Versorgungs- sicherheit an erster Stelle. Eine gelungene Abbildung 3: 12 Energiewende muss allen berechtigten Vorhaben aus dem Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) und Ansprüchen gleichzeitig genügen. dem Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG)

IHK-Position 3.1: Chancen der Energiewende konse- quent nutzen

Die Energiewende geht einher mit erheb- die Wasserstoffgewinnung, -speicherung Energiewende als Keimzelle für neue lichen technischen und wirtschaftlichen und -nutzung weiter erprobt werden. Start-up-Szene entwickeln Herausforderungen für Anbieter und Hierfür bieten sich auch überregionale Um- und Ausbau der Energienetze Verbraucher, insbesondere aber für die Kooperationen an, beispielsweise mit dem beschleunigen gewerbliche Wirtschaft. Sie birgt allerdings Energiestandort Lingen/Salzbergen oder Quartiersspeicher initiieren auch Chancen, beispielsweise durch mit der geplanten Forschungsfabrik in Speicherfunktion von Biogas stärker in weltweit größer werdende Absatzmärkte Münster. den Vordergrund rücken für energieeffiziente und klimaschonende Eigenerzeugung von Strom aus Wind- Produkte. So ergeben sich für die Unter- Zur konsequenten Nutzung der Chancen und Photovoltaikanlagen in Industrie nehmen beispielsweise im Bereich des der Energiewende sind folgende und Gewerbe unterstützen Maschinen- und Anlagenbaus oder bei Maßnahmen wichtig3: Unternehmen über Fördermöglichkeiten den Dienstleistungen zahlreiche neue informieren Geschäftsmöglichkeiten. Experimentierräume/-flächen für Rechtliche Rahmenbedingungen zur Förde- Energie-Innovationen schaffen rung der Wasserstoffwirtschaft anpassen, Vor diesem Hintergrund können die Kompetenz bei Speichertechnologien zum Beispiel durch die Anerkennung der

Unternehmen der Region Osnabrück die und bei der Wasserstoffgewinnung, CO2-Reduzierung bei der Verwendung von Energiewende durch ihre Innovationen -speicherung und -nutzung in der Wasserstoff im Raffinerieprozess weiter begleiten. Insbesondere sollten in Region weiterentwickeln der Region Speichertechnologien sowie

3 Eine im Regionalausschuss Region Osnabrück geäußerte Mindermeinung spricht sich dafür aus, dass der Aufbau von weiteren erneuerbaren Kraftwerkskapazitäten in der Region Osnabrück befördert werden sollte. Zudem solle der Mindermeinung zufolge die Direktvermarktung des regional erzeugnten Stroms in der Region Osnabrück befördert werden. Handlungsfeld | Infrastuktur

IHK-Position 3.2: IHK-Position 3.3: Für niedrigere Energiekosten sorgen Netzausbau vorantreiben

Die Energiewende führt zu Planungsun- Der Ausbau der Stromnetze hält zzt. Zur Verbesserung des Netzausbaus sind sicherheit bei den Unternehmen. Viele nicht Schritt mit dem Ausbautempo der folgende Maßnahmen wichtig: Unternehmen, vor allem aus der Industrie, erneuerbaren Energien. Die erforderlichen sehen hohe Stromkosten als Risiko für Nord-Süd-Verbindungen werden insofern Bau kostengünstiger und technisch ihre internationale Wettbewerbsfähig- auch nicht bis zum Abschalten der letzten zuverlässiger Netze beschleunigen keit. Tatsächlich liegen die Strompreise Kernkraftwerke Ende 2022 betriebsbereit Dialog zwischen Netzbetreiber und für deutsche Mittelständler bereits heute sein. Die technische Stabilisierung der Anliegern befördern international an der Spitze. Ein Ende des Netze wird daher immer anspruchsvoller Mehrkosten einer Verschiebung von Strompreisanstiegs ist derzeit auch nicht in und teurer. Einen Großteil dieser Kosten Trassen oder einer partiellen Erd- Sicht: Bis 2025 ist ein weiteres Anwachsen trägt die Wirtschaft über ständig steigende verkabelung nachvollziehbar darstellen der jährlichen Belastung der Wirtschaft um Netzentgelte. und kommunizieren 5 Mrd. Euro durch steigende Netzentgelte Bessere Nutzungsentgeltregelungen für und Umlagen absehbar. Zugleich nimmt die Akzeptanz neuer Grundstückseigentümer bei der Gewährung Hoch- und Höchstspannungstrassen bei von Leitungsrechten prüfen Es besteht insofern echter Handlungsbe- den Anliegern ab. Viele Anlieger erheben darf. Damit die Unternehmen im inter- den Anspruch, dass diese Trassen zumindest nationalen Wettbewerb bestehen können, in Siedlungsnähe als Erdverkabelung müssen die offenkundigen Fehlsteuerungen ausgeführt werden. Hierfür sind die Kosten der Energiewende rasch beendet werden. allerdings um ein Mehrfaches höher und So hat es im ersten Quartal 2019 einen die Lebensdauer ist kürzer als bei einer Rekord bei den Abregelungen von Wind- Freileitung. Eine durchgängige Erdver- kraftanlagen gegeben. Hier sind Mecha- kabelung ist deshalb in der Regel weder nismen gefragt, durch die dieser Strom vor gesetzlich vorgesehen noch großtechnisch Ort möglichst ohne staatliche Sonderlasten realisierbar. Insofern wird der erforderliche für die Wertschöpfung genutzt werden Netzausbau auch in unserer Region vor kann, so dass der Weg hin zu erneuer- allem in Form von Freileitungen erfolgen. 13 baren Energien auch für die hier ansässige Industrie wirtschaftliche Vorteile verspricht. Hierbei sollten Netzbetreiber einen engen Dialog mit den Anliegern pflegen. Sie sollten Um die Energiekosten zu reduzieren, sind hierbei nicht allein auf den Bestandsschutz folgende Maßnahmen wichtig4: bestehender Raumordnungspläne und Genehmigungen setzen, sondern in der Maßnahmen zur Steigerung der Energie- Kommunikation mit den Anliegern die effizienz fördern veränderten technischen Bedingungen Abregelung von Erneuerbaren Energien (höhere Anlagen, höhere Spannung etc.) u. a. durch verstärktes Leitungsmonito- berücksichtigen. Die Mehrkosten einer Ver- ring vermeiden schiebung von Trassen oder einer partiellen Ausgleichsregelungen für energieinten- Erdverkabelung sollten von den Netzbetrei- sive Betriebe langfristig sichern bern nachvollziehbar dargestellt werden.

4 Eine im Regionalausschuss Region Osnabrück geäußerte Mindermeinung spricht sich dafür aus, den Strombedarf in Industrie und Gewerbe stärker nach dem Wind- und Solardargebot auszurichten. Zudem solle eine Regionalisierung der Verteilernetze ermöglicht bzw. vorangetrieben werden.

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Fachkräfte/Bildung

Einführung

Größtes Wachstumsrisiko für die Wirt- Gute Ausbildungs- und Arbeitsplatz- 1. Arbeitskräfte finden und binden schaft in der Region Osnabrück ist derzeit angebote, aber auch betriebliche Gesund- die unzureichende Fachkräfteversorgung, heitsförderung, Weiterbildung sowie 2. Hochschulstandorte weiterentwickeln insbesondere mit beruflich qualifizierten familienfreundliche Arbeitszeitregelungen Fachkräften. Hinzu kommt der demo- können helfen, den Fachkräftebedarf zu 3. Berufliche Ausbildung stärken grafische Wandel – auch in der Region sichern. Osnabrück. 4. Weiterbildungsbeteiligung erhöhen Um einem regionalen Fachkräftemangel Zentrale Voraussetzung dafür, dass den entgegenzuwirken und weitere Impulse Unternehmen weiterhin betrieblich quali- im Bereich der Bildung zu setzen, hat die fizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen, regionale Wirtschaft folgende vier Kern- ist die Attraktivität der international anliegen: anerkannten dualen Berufsausbildung.

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„Stadt und Landkreis haben den Fachkräften viel zu bieten: Ein lebendiges Oberzentrum, vielfältige Freizeitmöglichkeiten und attraktive Arbeitgeber quer durch alle Branchen. Wichtig ist, dass wir diese Stärken bestmöglich nach außen vermarkten. Hierbei spielen auch die Universität und die Hochschule eine wichtige Rolle. Sie sollten gestärkt werden und weiter den Austausch mit der Wirtschaft suchen.“

Jutta Beeke | Bauunternehmen Echterhoff GmbH & Co. KG Handlungsfeld | Fachkräfte/Bildung

Kernanliegen 1 – Arbeitskräfte fi nden und binden

Fachkräfte sind gesucht wie nie. Laut IHK- Konjunkturumfrage ist ihr Fehlen das Geschäftsrisiko Nummer 1 für die Unter- nehmen. Nicht zuletzt aufgrund der demo- grafi schen Entwicklung wird die Gewinnung von Fachkräften, aber auch von einfachen Arbeitskräften, in der Region Osnabrück zu einer immer größeren Herausforderung.

Vor diesem Hintergrund sollten Kommunen, Schulen und Hochschulen gemeinsam mit der Wirtschaft Initiativen entwickeln, um der demografi schen Herausforderung erfolgreich zu begegnen und dem Fach- kräftemangel entgegenzuwirken. Stille Reserven sollten stärker als bisher genutzt werden, indem etwa Studienabbrecher, Frauen, Ältere, Langzeitarbeitslose und Ausländer für den Arbeitsmarkt gewonnen werden. eigene Darstellung Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2018); Abbildung 4: Darüber hinaus müssen zur Sicherung der Beschäftigungsquoten von Frauen in Niedersachsen regionalen Fachkräftebasis auch Potenziale „von außen“ – sowohl aus dem In- wie aus dem Ausland – erschlossen werden. Bei der Gewinnung von Rückkehrern und 15 Zuzugswilligen müssen verschiedene Stelle wie Bürgerbüros, Ausländerbehörden oder IHK-Position 1.1: die Wirtschaftsförderungen Hand in Hand Rückkehrer und Andere für die arbeiten. Region sowie den Arbeitsmarkt (wieder-)gewinnen

In den vergangenen Jahren wurde der Bei den Wanderungsbewegungen Beschäftigungsanstieg insbesondere mit kann Osnabrück als Universitätsstadt steigenden Beschäftigungsquoten von insbesondere in der Altersklasse der Frauen und Älteren sowie durch einen 18- bis 25-Jährigen einen positiven Saldo Abbau der Arbeitslosigkeit ermöglicht. verbuchen. Allerdings gelingt es nicht Diese Entwicklung wird sich allerdings nicht in ausreichendem Maße, diese Personen unbegrenzt fortsetzen, da viele Potenziale langfristig an die Stadt zu binden. Dies schon zu einem großen Teil ausgeschöpft zeigen negative Wanderungssalden in den sind. Insofern ist die Wirtschaft in der Altersklassen der 25- bis 50-Jährigen. Im Region Osnabrück darauf angewiesen, dass Landkreis Osnabrück ist der Wanderungs- künftig sowohl Rückkehrer und Zuwanderer saldo bei den 25- bis 50-Jährigen zwar von außen stärker in den Blick genommen positiv, zugleich ziehen im Alter von 18 bis werden als auch die Potenziale der bereits 25 aber deutlich mehr Personen weg als zu. hier Ansässigen besser genutzt werden. Die Region sollte gemeinschaftlich daran Dies gilt insbesondere für die Langzeit- arbeiten, sowohl für Berufsanfänger als arbeitslosen, deren Zahl über die Zeit zwar auch für erfahrene Fachkräfte attraktiv zu zurückgegangen ist, allerdings nicht so stark sein. Ziel muss es sein, potenzielle Ziel- wie der Beschäftigungsboom dies vermuten gruppen noch stärker für die Region zu ließe. Dementsprechend sollte die gute begeistern. Die Kommunen sollten daher Arbeit vom Jobcenter Osnabrück und der ebenfalls regional abgestimmt die Attrakti- MaßArbeit fortgesetzt und weiter daran vität des Standortes weiterentwickeln – gearbeitet werden, für Langzeitarbeitslose Perspektiven im ersten Arbeitsmarkt zu schaffen.

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etwa im Hinblick auf Wohnungsangebote, IHK-Position 1.2: IHK-Position 1.3: Bildungseinrichtungen, soziale Einrich- Zuwanderer und Flüchtlingen besser Frauenerwerbsquote steigern tungen oder Freizeitangebote (s. Handlungs- in den Arbeitsmarkt integrieren feld „Standortattraktivität“). Vorhandene Beschäftigungspotenziale Zur Fachkräftesicherung ist neben der müssen so gut wie möglich genutzt Zur Gewinnung von Rückkehrern und höheren Beschäftigung inländischer werden. Dazu zählt insbesondere auch Anderen sowie für die Integration von Personen auch die Zuwanderung aus dem eine hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen Langzeitarbeitslosen sind folgende Ausland sowie die Integration hier lebender bzw. Eltern, die beide einer vollzeitnahen Maßnahmen wichtig: Ausländer in den Arbeitsmarkt wichtig. Beschäftigung nachgehen möchten.

Kooperationen zwischen den Kommunen Die Wirtschaft in der Region Osnabrück hat Die Unternehmen in der Region Osnabrück ausbauen und überregionales Standort- schon bisher von der Fachkräfte-Zuwande- haben davon profitiert, dass die Erwerbs- marketing forcieren rung von Ausländern profitiert. Zukünftig beteiligung von Frauen sich in den letzten Regionalmarketing internationalisieren könnte die Bedeutung von Ausländern für Jahren positiv entwickelt und zum Beschäf- Städtepartnerschaften zur Anwerbung das Beschäftigungswachstum zunehmen. tigungsaufbau beigetragen hat. So stieg die von Fachkräften nutzen Beschäftigungsquote zwischen 2010 und Unternehmen einerseits sowie Rück- Auf kommunaler Ebene sind ein Ausbau 2018 von 42 % auf 53 % (Stadt Osna- kehrer und Zugezogene andererseits als der Willkommens- und Begleitstrukturen brück) bzw. von 46 % auf 58 % (Landkreis „Botschafter“ für die Region einsetzen wichtig. Städte und Gemeinden sollten die Osnabrück). Damit liegt sie in der Stadt Fokus auch auf nicht-akademische zahlreichen gesellschaftlichen Initiativen Osnabrück allerdings weiterhin unterhalb Fachkräfte richten zur besseren Integration von ausländischen des bundesweiten Durchschnitts (57 %). Erfolgreiche Programme zu Integration Fachkräften unterstützen und bekannt Zudem arbeiten viele Frauen weiterhin in von Langzeitarbeitslosen in den Arbeits- machen. Ineffizienzen im administrativen Teilzeit mit geringen Stundenkontingenten. markt fortführen und mit einer entspre- Prozess der Zuwanderung sollten abgebaut chenden Finanzierung unterlegen werden. Dies gilt auch und gerade für die Daher sollten die Beschäftigungspotenziale Öffentliche Beschäftigungsprogramme Integration von Flüchtlingen, die nur in von Frauen noch stärker genutzt werden, nur übergangsweise nutzen, keine enger Zusammenarbeit von Kommunen sowohl durch die Integration von bisher Konkurrenz zu bestehenden Angeboten und Wirtschaft gelingen kann. In diesem nicht beschäftigten Frauen in den Arbeits- von privaten Unternehmen schaffen Prozess unterstützt unsere IHK die markt als auch durch die Ausweitung von 16 Unternehmen, die Ausbildungsplätze oder Arbeitszeiten bei Teilzeitbeschäftigten. Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Die Unternehmen leisten hier bereits viel, brauchen aber die notwendigen Rahmen- Zur Integration von Zuwanderern und bedingungen. Dazu gehören u. a. eine Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt sind flexible Kinderbetreuung, Ganztagsschulen folgende Maßnahmen wichtig: sowie Pflegeangebote (s. Handlungsfeld Standortattraktivität, IHK-Position 3.1.). Kommunale Willkommens- und Begleit- strukturen ausbauen Zur Steigerung der Frauenerwerbsquote Impulse zur Ausbildungs- und Arbeits- sind folgende Maßnahmen wichtig: marktintegration von Flüchtlingen geben Förderung der Integrationsmoderation Anreize schaffen zur Ausweitung von fortsetzen (Land) Arbeitszeiten bei Teilzeitbeschäftigten „Kennenlernangebote“ zwischen Flücht- Ausbau der Kinderbetreuungsinfra- lingen und der regionalen Wirtschaft struktur fortsetzen (s. Handlungsfeld ausbauen Standortattraktivität, IHK-Position 3.1.) Regelungen des Zuwanderungsgesetzes Ganztagsschulen sowie Pflegeangebote bekannter machen ausbauen Möglichkeiten der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen bekannter machen Verkehrsangebote in ländlichen Gebieten verbessern, um Flüchtlinge und Unter- nehmen besser zusammenzubringen Handlungsfeld | Fachkräfte/Bildung

IHK-Position 1.4: Ältere Beschäftigte länger im Berufs- leben halten

Auch ältere Arbeitnehmer werden für die Zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung Fachkräftesicherung immer wichtiger. Älterer sind folgende Maßnahmen wichtig: So stieg die Beschäftigungsquote Älterer zwischen 2010 und 2018 in der Stadt Einsatz eines Betrieblichen Gesundheits- Osnabrück von 36 % auf rund 54 % bzw. managements zum Erhalt der psychi- von 41 % auf 58 % im Landkreis Osnabrück. schen sowie physischen Arbeitsfähigkeit Sie liegt somit jeweils oberhalb des landes- fördern und bundesweiten Durchschnitts. Flexibles Arbeiten anbieten (beispiels- weise durch Teilrente) Dieser Trend sollte weiter gestärkt werden Anreize zur Beschäftigung von Renten- mit dem Ziel, dass die Beschäftigten länger beziehern steigern; rechtliche Rahmen- beschäftigungsfähig sind. Eine demografie- bedingungen besser kommunizieren (z. B. orientierte Personalpolitik in den Betrieben Fördermöglichkeiten) kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Ältere stärker an Weiterbildungsmaß- Betriebliche Gesundheitsförderung und nahmen beteiligen Prävention, Beteiligung an Weiterbildungs- maßnahmen, Karriereperspektiven, alters- gemischte Teams sowie flexibles Arbeiten sind dabei wichtige Elemente.

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Kernanliegen 2 – Hochschulstandorte weiterentwickeln

Die Hochschulen haben für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft in der Region Osnabrück eine zentrale Bedeutung. Dies spiegelt sich bereits in den stetig steigenden Studierendenzahlen wider. Dies belegt andererseits aber auch das wach- sende Kooperationsinteresse von Seiten der Unternehmen.

Die Wirtschaft in der Region Osnabrück profi tiert von den Hochschulen – etwa vom wissenschaftlichen Transfer, von Absolventen und Ausgründungen. Zudem sorgt der Hochschulstandort dafür, dass weniger junge Menschen aus der Region abwandern und mehr neue hinzukommen. Allerdings ist der Anteil der Beschäftigten mit akademischem Abschluss in der Region nach wie vor vergleichsweise gering (siehe

Abbildung 5). Während er im Landkreis eigene Darstellung Quelle: Bundesagentur für Arbeit (März 2019); Osnabrück sogar stark unterdurchschnittlich Abbildung 5: ist, liegt er selbst in der Stadt Osnabrück, Anteil der Beschäftigten mit akademischem Abschluss in Niedersachsen einem Standort mit immerhin zwei Hoch- schulen, nur leicht oberhalb des Bundes- durchschnitts.

18 Damit die Unternehmen in der Region Osnabrück ihren Bedarf an Mitarbeitern mit IHK-Position 2.1: akademischer Qualifi kation decken können, Duales Studienangebot ausbauen sollten die Universität und die Hochschule Osnabrück ihr quantitativ und qualitativ Das duale Studium verbindet die Vorteile Zum Ausbau des Angebots an dualen hochwertiges Studienangebot ausbauen. In des berufl ichen Bildungssystems mit denen Studiengängen sind folgende Maßnahmen den Studienprogrammen sollte noch stärker des akademischen Systems. Die Hochschule wichtig: auf die Beschäftigungsfähigkeit und die Osnabrück bietet zurzeit – vor allem am Durchlässigkeit zum berufl ichen Bildungs- Standort Lingen, aber auch in Osnabrück – Neue duale Angebote am Standort bereich geachtet werden. Die Studien- bereits verschiedene duale Studiengänge an. Osnabrück schaffen abbrecherquote sollte gesenkt und das Duale Studienangebote am Bedarf der Duale Studienangebot ausgebaut werden. Absolventen dieser Studiengänge werden Wirtschaft ausrichten, auf Qualitäts- auch von den Unternehmen der Region kriterien für die Praxisphasen verstän- Osnabrück stark nachgefragt. Ein duales digen und Praxisanteil erweitern Studienangebot leistet insofern einen Wirtschaft bei Konzeptionierung und Beitrag, junge Nachwuchs-Fach- und Akkreditierung der Studiengänge Führungskräfte an die Region zu binden. beteiligen

Die dualen Studienangebote sollten dem Bedarf der Wirtschaft in der Region Osna- brück folgend weiterentwickelt werden. Hierzu gehört auch die Verständigung auf Qualitätskriterien für die Praxisphasen. Im Rahmen des schon jetzt guten Miteinan- ders bietet die regionale Wirtschaft an, sich bei der Konzeptionierung und Akkreditie- rung der Studiengänge einzubringen. Ziel sollte sein, die Verbindung von Theorie und Praxis systematisch zu stärken. Handlungsfeld | Fachkräfte/Bildung

IHK-Position 2.2: IHK-Position 2.3: mit Partnern weltweit. Diese gilt es stärker Berufliche und akademische Bildung Abbrecherquote senken und zu nutzen, um Innovationsimpulse für durchlässig gestalten Studienabbrecher in Berufsbildung die Wirtschaftsregion zu generieren und integrieren ausländische Wissensträger in die Region Der Trend zur Akademisierung ist auch in zu holen. der Region Osnabrück spürbar. Eine Folge Hohe Abbruchquoten im Hochschulbereich ist, dass die Beteiligung an der beruflichen zeigen, dass der Trend zur Akademisierung Die regionale Vernetzung als Hoch- Bildung relativ abnimmt. auch unerwünschte Folgen hat. schulstandort „Region Osnabrück“ und die Einbeziehung kleiner und mittlerer Für die Betriebe in der Region Osnabrück Für die Wirtschaft in der Region Osna- Unternehmen gelingt z. B. im Bereich ist die Durchlässigkeit zwischen beruf- brück sind Studienabbrecher potenzielle Landtechnik bereits sehr gut. Der enge lichem und akademischem System in beide Fachkräfte. Die Unternehmen können davon Austausch zwischen Hochschule und Richtungen wichtig. Es fiele den Betrieben profitieren, wenn ihnen neue Perspektiven Unternehmen ist hier ein Garant für leichter, Nachwuchskräfte für die berufliche etwa im Bereich der beruflichen Bildung praxisnahe Lehre und Forschung. Die Bildung zu gewinnen, wenn die späteren aufgezeigt werden. Auch die jungen Unternehmen der Region wiederum sind Entwicklungsmöglichkeiten im akade- Menschen können durch eine frühzeitige attraktive Arbeitgeber für die akademisch mischen Bereich frühzeitiger erkennbar Unterstützung bei der Neuorientierung ausgebildeten Fachkräfte. wären. gewinnen. Hohe Bedeutung kommt aktuell dem Vor diesem Hintergrund sollte die Hoch- Bei Unterstützung von Studienzweiflern Thema Künstliche Intelligenz (KI) zu. KI hat schule Osnabrück ihr Angebot berufsbe- und -abbrechern sollten die Einrichtungen sich in unserer Wirtschaftsregion zuletzt gleitender Studiengänge für beruflich der beruflichen und der akademischen sprunghaft nach vorne entwickelt. Davon Qualifizierte ausbauen und noch trans- Bildung Hand in Hand arbeiten. Dies zeugen u. a. ein geplanter KI-Campus, die parenter machen. Zugleich könnte die geschieht beispielsweise im Rahmen des Ansiedlung des Deutschen Forschungs- Hochschule mögliche Wechsel vom Projektes „Neustart“. Hierbei arbeitet unsere zentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), akademischen in das berufliche Bildungs- IHK mit Universität und Hochschule Osna- das im Bau befindliche „Agro-Technicum“ system bei Bedarf unterstützen. Hilfreich brück daran, motivierte junge Menschen, an der Hochschule sowie die Absicht, den dafür wäre eine strukturierte Beratung die ihr Studium ohne Abschluss beenden, Ringlokschuppen in Osnabrück demnächst von bildungs- oder wechselinteressierten für die regionale Wirtschaft zu gewinnen. für wissenschaftliche Zwecke von Hoch- 19 Personen. schule und Universität, dem DFKI sowie als Zur Senkung der Abbrecherquoten und der Ort für mögliche Start-ups zu nutzen. Zur Steigerung der Durchlässigkeit von Integration von Studienabbrechern in die beruflicher und akademischer Bildung sind Berufsbildung sind folgende Maßnahmen Zur Stärkung des Hochschulstand- folgende Maßnahmen wichtig: wichtig: ortes „Region Osnabrück“ sind folgende Maßnahmen wichtig: Angebot berufsbegleitender Studien- Bessere Berufsorientierung in den gänge für beruflich Qualifizierte allgemeinbildenden Schulen, v. a. an den Bestehende Forschungs- und Lehr- ausbauen und transparenter machen Gymnasien schwerpunkte an den Hochschulen Weiterbildung zum beruflichen Beratung von Studienanfängern, stärken, beispielsweise im Bereich Agrar- Bildungssystem für Studienberater -zweiflern und -abbrechern intensivieren technik und KI (KI-Campus und DFKI) anbieten Instrumente zur Eignungsfeststellung Auf- und Ausbau eines Hochschulstand- Hochschule und Universität enger mit von Studieninteressierten entwickeln ortes in Quakenbrück (DIL) unterstützen Ausbildungsbetrieben bzw. Auszubil- Projekt „Neustart“ stärken KI-Campus errichten denden verknüpfen Masterplan Campus Westerberg in Durchlässigkeit von beruflicher und Osnabrück weiter umsetzen akademischer Bildung klar kommuni- Alumni-Netzwerke stärken und zieren IHK-Position 2.4: ausbauen Hochschulstandort „Region Osna- Hochschule und Betriebe enger brück“ stärken vernetzen Anwendungsnahe Forschungs- und Der Hochschulstandort “Region Osnabrück“ Entwicklungsprojekte fördern umfasst nicht nur Universität und Hoch- Studentische Praktikanten in Unter- schule Osnabrück, sondern auch weitere nehmen einsetzen wissenschaftliche Einrichtungen wie etwa Internationale Studienprogramme das Deutsche Institut für Lebensmitteltech- insbesondere im Hinblick auf den Einsatz nologie (DIL) in Quakenbrück. ausländischer Praktikanten ausbauen Hochschulstandort Osnabrück über- Viele dieser Einrichtungen pflegen dabei regional besser bewerben nationale und internationale Verbindungen, beispielsweise durch erfolgreiche Projekte

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Kernanliegen 3 – Berufliche Ausbildung stärken

Für die Betriebe wird es eine immer größere Herausforderung, ihren Fachkräftebedarf über die Ausbildung von eigenem Nach- wuchs zu sichern. So zeigen die regel- mäßigen IHK-Ausbildungsumfragen, dass aktuell knapp jedes dritte Unternehmen in der Region nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen kann. (Fachpraxis und Theorie)

Das größte Ausbildungshemmnis aus Sicht der Betriebe ist nach wie vor eine fehlende Berufsorientierung. Der demografiebedingte Rückgang der Schulabgängerzahl und der Quelle: Niedersächsisches Kultusministerium anhaltende Trend zum Studium tragen Abbildung 6: zudem dazu bei, dass der betrieblichen Unterrichtsversorgung an den BBSn in Niedersachsen 2007–2018 Ausbildung potenzielle Bewerber entzogen werden. Auch eine völlig unzureichende Unterrichtsversorgung an den Berufs- bildenden Schulen (siehe Abbildung 6) IHK-Position 3.1: mindert die Attraktivität der dualen Berufsorientierung verbessern Ausbildung. Hinzu kommt die Konkurrenz rein schulischer Bildungsmaßnahmen. Viele Betriebe beklagen unklare Berufs- Zur Verbesserung der Berufsorientierung vorstellungen bei den Schulabgängern. sind folgende Maßnahmen wichtig: Um diesem Trend entgegenzuwirken, Umso wichtiger wäre eine strukturierte ist ein attraktives Ausbildungssystem Berufsorientierung. Dies ist auch das Zusammenarbeit in der „Ausbildungs- unverzichtbar. Das Erfolgsmodell duale Ziel der „Ausbildungsregion Osnabrück“, region Osnabrück“ vertiefen 20 Ausbildung muss leistungsstark und wett- die gemeinsam von Stadt und Landkreis Jugendberufsagenturen von Stadt bewerbsfähig bleiben, um den Anforde- Osnabrück sowie weiteren Partnern (u. a. und Landkreis Osnabrück möglichst rungen von Unternehmen und Jugendlichen IHK, Handwerkskammer, Arbeitsagentur) zusammenführen auch in Zukunft gerecht zu werden. eingerichtet wurde. Befragung der Schulabgänger zu Berufs- wahl in Stadt und Landkreis Osnabrück Um dieses Ziel zu erreichen, sollte die regelmäßig gemeinsam durchführen (wie Berufsorientierung an den Anforderungen im Landkreis Emsland) und Angeboten der Wirtschaft orientiert Datenabgleich und -transfer zwischen sein. Dabei spielen die Jugendberufs- den Partnern im dualen System (allge- agenturen von Stadt und Landkreis Osna- meinbildende Schulen, berufsbildende brück eine wichtige Rolle, die ihre Angebote Schulen, IHKs u. a.) verbessern (z. B. möglichst zusammenführen sollten. Schüler durch „Schüler-Online“) sollten unter Einbeziehung von Lehrern und Kooperationen von Unternehmen mit Eltern motiviert werden, sich frühzeitig um Schulen voranbringen, etwa durch einen Ausbildungsplatz zu bemühen. Um Betriebspraktika für Schüler oder Gast- dies zu erreichen, sollten auch Koopera- vorträge von Unternehmen in Schulen tionen zwischen Betrieben und Schulen Jugendliche auf Augenhöhe über die initiiert bzw. intensiviert werden. Insbe- berufliche Ausbildung informieren sondere für MINT-Nachwuchskräfte sollten Digitale Formate zur Berufsorientierung entsprechende Angebote ausgebaut werden. und zum Ausbildungsmarketing verstärkt nutzen Projekte wie die „IHK-Ausbildungsbot- Unternehmerische und berufsnahe schafter“ tragen dazu bei, Karrierewege Inhalte an den Schulen lehren mit Aus- und Weiterbildung aufzuzeigen. Angebote für MINT-Nachwuchskräfte Zudem sollten im Ausbildungsmarketing ausbauen auch verstärkt digitale Formate eingesetzt Niedersachsen-Technikum für männliche werden. Ziel sollte sein, Jugendliche zu Bewerber öffnen ermuntern, ihren Weg im dualen Bildungs- Vollzeitschulisches „Übergangssystem“ system zu gehen zurückfahren Elterninformationen zur Berufsorientie- rung ausbauen Handlungsfeld | Fachkräfte/Bildung

IHK-Position 3.2: IHK-Position 3.3: Qualität und Erreichbarkeit der Duales Bildungssystem attraktiver Berufsschulen sichern machen

Eine duale Ausbildung wird sowohl in der Austausch zwischen Lehrkräften an Das duale Ausbildungssystem ist ein Garant Berufsschule als auch im Betrieb absolviert Berufsschulen und Ausbildern in Unter- für die geringe Jugendarbeitslosigkeit und lebt vom effektiven Zusammenspiel nehmen ausbauen in Deutschland. Dies haben viele Länder beider Partner. Unterschiedliche Schülertickets von weltweit erkannt, die das deutsche System Landkreis und Stadt Osnabrück in als Vorbild für ähnliche Ausbildungsfor- Die regionalen Unternehmen sind auf gut allgemeines Azubi-Ticket umwandeln mate nutzen. Es ist nicht zuletzt deshalb ausgestattete Berufsschulen mit einer Günstigen und attraktiven Wohnraum politischer Konsens, dass berufliche und ausreichenden Zahl qualifizierter und enga- insbesondere für Auszubildende schaffen akademische Bildung gleichwertig sind. gierter Lehrer angewiesen. Ein hochwer- Azubi-Wohnheime und vergleichbare In der Praxis jedoch wird die berufliche tiges, gut erreichbares Berufsschulangebot Infrastrukturen in unserer Region prüfen Bildung jedoch gelegentlich von Schülern vor Ort ist damit ein wesentlicher Faktor und Eltern als „Notlösung“ oder „Bildung für die Fachkräftegewinnung und -bindung. zweiter Klasse“ mit geringen Karriere- Insofern muss eine standortnahe Beschu- chancen gesehen. lung in der Region Osnabrück langfristig gesichert werden. Die Eigenständigkeit der Die Betriebe in der Region Osnabrück Berufsschulen sollte dabei gestärkt werden. sind für ihre Fachkräftesicherung darauf angewiesen, dass die duale Berufsaus- Auch in der Region Osnabrück fällt bildung wieder eine höhere gesellschaft- allerdings die Unterrichtsversorgung an liche Anerkennung erfährt. Wichtige den meisten beruflichen Schulen hinter der Bausteine für die Qualität der dualen Versorgung an allgemeinbildenden Schulen Berufsausbildung sind z. B. hohe schulische zurück. Hier muss das Land Niedersachsen und betriebliche Ausbildungsstandards, zügig Personal aufstocken. Zudem besteht moderne Schulausstattung sowie eine gute auch bei Gebäuden und Ausstattung in Erreichbarkeit der Lernorte auch mit dem einzelnen Schulen Handlungsbedarf für die öffentlichen Nahverkehr. 21 kommunalen Schulträger. Zur Attraktivitätssteigerung des dualen Zur Sicherung von Qualität und Erreichbar- Bildungssystems sind folgende Maßnahmen keit der Berufsschulen sind folgende wichtig: Maßnahmen wichtig: Karrierewege mit Aus- und Weiterbil- Wohnortnahe Beschulung durch Erhalt dung aufzeigen der Schulstandorte und möglichst auch Gleichwertigkeit von dualer Berufsaus- der Fachklassen sichern und Weiterbildung mit akademischer Unterrichtsversorgung an den Berufs- Bildung sichtbar machen bildenden Schulen verbessern (Land) Ausbildungsintegrierte duale Studien- Schulgebäude und technische Ausstat- gänge weiter fördern tung einschließlich IT-Support an Qualitativ hochwertiges Prüfungswesen aktuelle Standards in den Unternehmen durch Gewinnung und Schulung von anpassen ehrenamtlichen Prüfern weiterhin Eigenständigkeit der Berufsschulen sicherstellen stärken (Land) Ehrenamt im Prüfungswesen verstärkt Qualitätsmanagement in den Berufs- wertschätzen schulen unterstützen Neue Berufe und Berufsfelder entwickeln Neue Lehr- und Lernkonzepte wie etwa Berufsbildungsprozesse digitalisieren Modelle von Smart Factories in Berufs- Angebote für leistungsstärkere Schulab- bildenden Schulen erproben gänger und Studienabbrecher entwickeln Kommunikation der Berufsschulen mit Leistungsschwächere Schulabgänger den Betrieben stärken besser fördern Digitalisierung in den Berufsbildenden Top-Ausbildungsbetriebe identifizieren Schulen voranbringen und bekannt machen

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Kernanliegen 4 – Weiterbildungsbeteiligung erhöhen

Berufl iche Weiterbildung ist eine Investi- tion in eine erfolgreiche berufl iche Karriere. Angesichts der demografi schen Entwick- lung gewinnt sie an Bedeutung.

Für die Betriebe hat insbesondere die Höhere Berufsbildung, also die Weiterbil- dung zum Fachwirt/-kaufmann, Industrie-/ Fachmeister oder IHK-Betriebswirt, einen hohen Stellenwert. Zugleich zeigt sich, dass die Weiterbildungsbeteiligung in der Region Osnabrück vergleichsweise gering ist.

Insofern sollte die berufl iche Weiter- bildung auch in der Region Osnabrück Quelle: IHK sowie HWK Osnabrück - Emsland Grafschaft Bentheim einen größeren Stellenwert erhalten als Abbildung 7: bisher. Dies gilt vor allem mit Blick auf Prüfungsabsolventen im Bereich der Höheren Berufsbildung 2009–2019 die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung.

22 IHK-Position 4.1: Lebenslanges Lernen stärken

Aufgrund immer schnellerer technischer Zur Stärkung des lebenslanden Lernens sind und inhaltlicher Entwicklungen gewinnt folgende Maßnahmen wichtig: das lebenslange Lernen von Mitarbeitern für die Wirtschaft an Bedeutung. Das gilt Weiterbildungskultur in den Unter- insbesondere für ländliche Regionen, in nehmen stärken denen die formale Weiterbildungsbeteili- Transparenz des Bildungsangebotes gung weniger ausgeprägt ist. verbessern Weiterbildungsbedarf in der Region In der Region Osnabrück ist die Weiter- regelmäßig erfassen bildungsbeteiligung vergleichsweise gering. Weiterbildungsangebote bedarfsgerecht Die regionalen Unternehmen könnten ihre weiterentwickeln, insbesondere im Wettbewerbsposition aber tendenziell Hinblick auf die Digitalisierung verbessern, wenn sie gemeinsam mit ihren Weiterbildungsangebote altersadäquat Belegschaften noch konsequenter auf gestalten und bewerben Weiterbildung setzen. Innovative Qualifi zierungsformate und -standards entwickeln Vor diesem Hintergrund ist ein stärkeres Finanzielle Unterstützung für Weiter- Weiterbildungsengagement aller in der bildungsteilnehmer verstärken (z. B. Region Osnabrück wünschenswert. Hierzu „Meister-Bonus“, Maßnahme auf Ebene sollte der Weiterbildungsbedarf in der des Landes) Region regelmäßig erfasst werden. Soweit Beispiele erfolgreicher berufl icher sinnvoll, sollte das Weiterbildungsangebot Karrieren bewerben vor Ort oder alternativ durch digitale Angebote ausgebaut werden. Handlungsfeld | Fachkräfte/Bildung

IHK-Position 4.2: Gleichwertigkeit der Bildungssysteme herstellen

Eine bessere Durchlässigkeit zwischen für Weiterbildungsabschlüsse, mit denen Zur Herstellung der Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung ist akademischen Abschlüssen vergleichbare der Bildungssysteme sind folgende wichtig, um die Idee des lebenslangen Kompetenzniveaus erreicht werden, auf Maßnahmen wichtig: Lernens umzusetzen und den Anfor- Bundesebene international verständliche derungen einer modernen Arbeitswelt Abschlussbezeichnungen (z. B. „Bachelor Marke „Höhere Berufsbildung“ etablieren Rechnung zu tragen. Die Höhere Berufs- Professional“ und „Master Professional“) Höhere Berufsbildung finanziell und bildung hat hierbei für viele Betriebe eingeführt werden. qualitativ gleich attraktiv wie die einen hohen Stellenwert. Zudem bieten Angebote von Hochschulen gestalten die Abschlüsse, die dabei erlangt werden Neben einer Stärkung der Marke „Höhere Durchlässigkeit zwischen beruflicher und können, gleichwertige Alternativen zu Berufsbildung“ sollte auch die faktische akademischer Bildung durch gegen- akademischen Abschlüssen an Hochschulen Durchlässigkeit erhöht werden, beispiels- seitige Anerkennung bereits erbrachter (gem. Deutschem Qualifikationsrahmen weise indem zwischen Hochschulen Leistungen fördern DQR). und Berufsschulsystem bürokratische Austausch zwischen Lehrpersonal an Hürden weiter abgebaut werden und Hochschulen sowie in Unternehmen und Das Wissen über die Chancen und Möglich- bereits erbrachte Vorleistungen einfacher Berufsschulen intensivieren keiten der Höheren Berufsbildung ist aller- angerechnet werden. Auch ein verbesserter dings vielfach gering. Ihre Bedeutung sollte Austausch zwischen Lehrpersonal an deshalb noch klarer herausgestellt werden, Hochschulen sowie in Unternehmen und um sowohl die Nachfrage nach solchen Berufsschulen würde hierzu beitragen. Weiterbildungen als auch deren Förderung seitens der Unternehmen zu verbessern. Im Rahmen einer stärkeren Berufsorientierung könnten diese Informationen bereits in den Schulen vermittelt werden. Zudem sollten

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Standortattraktivität

Einführung

Städte, Landkreise und Gemeinden kon- Kinderbetreuung, ÖPNV-Angebot, Freizeit- 1. Standort Innenstadt stärken kurrieren um die Gunst von Investoren, und Kulturangebote oder Bildungseinrich- Unternehmen und Einwohnern. Durch die tungen: Eine hohe Lebensqualität zieht 2. Regionalmarketing vorantreiben und fortschreitende politische und wirtschaft- erwerbsfähige Menschen und damit auch Image verbessern liche Integration wird der Wettbewerb Unternehmen an. zwischen Regionen zukünftig noch 3. Weiche Standortfaktoren ausbauen intensiver werden. Um die hohe Standortattraktivität in der Region Osnabrück zu sichern, sind der 4. Kommunen als attraktive Wohnstand- Für Ansiedlungsentscheidungen von Unter- regionalen Wirtschaft folgende vier Kern- orte positionieren nehmen sind auch sogenannte „weiche“ anliegen wichtig: Standortfaktoren wichtig. Sie entscheiden darüber, ob ausreichend Fachkräfte in der Umgebung leben möchten. Wohnraum,

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„Für eine hohe Standortattraktivität ist eine lebendige Innenstadt das A und O. Sie sollte gut erreichbar sein und die Besucher dazu einladen, möglichst lange zu verweilen. Der Stadt Osnabrück kommt hier eine besondere Rolle zu, aber auch die anderen Handelsstandorte in der Region haben den Kunden viel zu bieten. Sie zu stärken und attraktiv zu halten, ist daher eine wichtige Aufgabe für Politik und Verwaltung.“

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Kernanliegen 1 – Standort Innenstadt stärken

Ein attraktiver und vielfältiger Handels- besatz ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Stadt- und Tourismus- marketing und ein bedeutendes Element für die Bewertung der Wohnqualität eines Standortes. Die IHK-Standortumfrage hat ergeben, dass die Zufriedenheit mit den Einkaufsmöglichkeiten in der Region Osnabrück per Saldo hoch ist – auch wenn die Handelszentralitäten insbesondere in den Kommunen des Landkreises Osnabrück mitunter niedrig sind (siehe Abbildung 8).

Hinzu kommt, dass übergreifende Heraus- forderungen auch vor den Kommunen in der Region Osnabrück nicht Halt machen: Online-Handel, demografi scher Wandel, Flächenexpansion und Veränderung des Kundenverhaltens sind hierbei wichtige

Aspekte. eigene Berechnungen und Darstellung MB Research GmbH (1. Januar 2019);

Abbildung 8: Vor diesem Hintergrund müssen sich die Handelszentralität in den Kommunen der Region 2018 Kommunen an die veränderten Rahmen- bedingungen anpassen und individuelle Lösungsansätze für attraktive und vitale Einzelhandels- sowie Dienstleistungsstand- 25 orte erarbeiten. IHK-Position 1.1: Erreichbarkeit der Innenstädte und Zentren sichern

Im Wettbewerb mit peripheren Einzel- Zentrumsnähe notwendig (s. Handlungsfeld handelsstandorten ist es wichtig, dass Standortattraktivität, Position 4.2). die Zentren einfach und komfortabel für Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten zu Um die verkehrliche Erreichbarkeit der erreichen sind. Im weitaus überwiegenden Innenstädte sicherzustellen, sind sowohl Teil der Städte und Gemeinden in der eine gute Pkw- als auch eine gute Region Osnabrück ist dies der Fall. Für ÖPNV-Anbindung zu gewährleisten. einige größere Städte, insbesondere für Vorhandene und zukünftige technologische die Stadt Osnabrück, gilt dies allerdings Entwicklungen sollten beispielsweise für nur eingeschränkt. Dabei orientiert sich intelligente Ampelschaltungen genutzt das Umland nach wie vor auf das Ober- werden, um die bestehenden Verkehrswege zentrum mit seinem starken Handels- und besser auszulasten und den Verkehrsfl uss Gastronomiebesatz, seinen Schulen und zu optimieren. Kommunale Strategien Hochschulen, seinen Krankenhäusern sowie und Konzepte sollten zudem zukünftige seinen Kultur- und Freizeitangeboten. Verkehrsentwicklungen bereits berücksich- tigen, beispielsweise die stark wachsende Allzu oft beeinträchtigen verkehrliche Anzahl von privaten Paket-Lieferungen. Einschränkungen etwa durch Baustellen Hierbei sollte ein umfassender Ansatz die Erreichbarkeit von Unternehmen in verfolgt werden, beispielsweise durch ein der Innenstadt ein. Damit Zentren jedoch regionales Gesamtverkehrskonzept, das lebendig bleiben und die dort ansässigen auch die Verkehrsbeziehungen mit dem Unternehmen Entwicklungsperspektiven Umland und insbesondere den Wirtschafts- haben, muss ihre Erreichbarkeit auf hohem verkehr mit berücksichtigt. Niveau gewährleistet sein. Darüber hinaus ist auch ein ausreichendes und kosten- günstiges Parkraumangebot in fußläufi ger

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Zur Sicherung der Erreichbarkeit der Innen- IHK-Position 1.2: städte sind folgende Maßnahmen wichtig: Handelsstandorte entwickeln

Regional abgestimmtes Gesamtverkehrs- Attraktive Innenstädte und Ortszentren Nutzungsvielfalt in den Innenstädten konzept entwickeln brauchen Vielfalt. Dazu zählen ein erhalten und sichern, beispielsweise Fahrverbote aufgrund von Luftschad- ausgewogener Branchenmix im Handel und durch einen Ausbau der gastronomi- stoffen verhindern ergänzende Angebote in den Bereichen schen und kulturellen Angebote Innenstädte vom Durchgangsverkehr Freizeit, Kultur, Wohnen und Arbeiten. In Aufenthaltsqualität in den Innenstädten entlasten durch stadtrandnahe Umfah- der Region Osnabrück nimmt dabei die verbessern, beispielsweise durch einen rungsmöglichkeiten (in Osnabrück z. B. Stadt Osnabrück als Oberzentrum eine attraktiven öffentlichen Raum (Sauber- durch A 33 Nord und Westumgehung) besondere Rolle ein, indem sie Funktionen keit und Sicherheit), eine einladende Verkehrsfluss durch intelligente Ampel- bündelt und für die Region insgesamt Stadtmöblierung und freies WLAN schaltungen optimieren („grüne Welle“) vorhält. Potenziale des Tourismus auch für Tempo-30-Zonen auf Haupteinfall- Handelsstandorte nutzen straßen vermeiden Aus Sicht der Wirtschaft ist ein regionaler Nahversorgung im ländlichen Raum Ausreichend Parkraum für den motori- Konsens über die zukünftig angestrebten stärken sierten Individualverkehr sicherstellen, Einzelhandelsentwicklungen wichtig. Verzahnung von E-Commerce und Parkgebühren standortangemessen Hierzu sollte das regionale Raumordnungs- Innenstadthandel fördern gestalten programm des Landkreises Osnabrück für Zur Beseitigung von städtebaulichen Park & Ride sowie Park & Bike in der den Bereich Einzelhandel fortgeschrieben Missständen rasch Baurecht für Stadt Osnabrück, den umliegenden werden und in Abstimmung mit dem zukunftsfähige Investitionen schaffen Gemeinden sowie den Mittelzentren im ebenfalls fortzuschreibenden Märkte- und und Städtebauförderung nutzen Landkreis Osnabrück ausbauen Zentrenkonzept der Stadt Osnabrück Sichere Fahrradwege abseits der Haupt- gebracht werden. einfallstraßen und Fahrradparkplätze schaffen Darüber hinaus stärken Maßnahmen wie Leihsysteme für Fahrräder, Roller und eine leistungsfähige Glasfaserversorgung PKW einrichten und ausbauen und kostenloses öffentliches WLAN den Attraktives und emissionsarmes ÖPNV- Standort Innenstadt. Auch nichtinvestive 26 Angebot mit Verknüpfung mit dem Maßnahmen wie Innenstadtwettbewerbe Umland sicherstellen und Veranstaltungen dienen der Profilie- Bedarfsabhängiges (on demand) rung der Standorte. Gerade in Ortszentren ÖPNV-Angebot einführen mit rückläufiger Einzelhandelsbedeutung Kürzere Taktung und kleinere Einheiten sollte die Funktion des Zentrums im Dialog im ÖPNV anbieten mit Eigentümern, der lokalen Wirtschaft, Baustellenmanagement verbessern, der Anwohnerschaft sowie der Öffentlich- Baumaßnahmen besser koordinieren und keit diskutiert und (neu) definiert werden. schneller durchführen Ziel sollte ein lebendiges und dauerhaft Projekte im Bereich der schienengebun- ökonomisch selbsttragendes Zentrum sein. denen Verkehrsmittel prüfen Aufenthaltsqualität am Neumarkt durch Zur Entwicklung der Handelsstandorte sind Reduzierung oder langfristig durch folgende Maßnahmen wichtig: Entfall des Busverkehrs verbessern Kreuzungen und Ampelschaltungen Regionales Raumordnungsprogramm des zur Reduzierung des Unfallrisikos bei Landkreises Osnabrück und Märkte- und Abbiegevorgängen von LKW optimieren Zentrenkonzept der Stadt Osnabrück für Lkw-Fahrtrichtungsvorgabe auf dem den Bereich Einzelhandel fortschreiben Wallring zur Vermeidung von Rechtsab- (Anpassung an LROP) und aufeinander biegevorgängen prüfen abstimmen Tankstelleninfrastruktur für E-Mobilität Einzelhandelskonzepte in den Städten bzw. für alternative Kraftstoffe aufbauen und Gemeinden erstellen bzw. aktuali- Zur besseren Personenbeförderung sieren ausreichenden Raum gewährleisten – Zentrenorientierte Einzelhandelsent- auch für Taxen und Mietwagen wicklung und Sicherung der Nahversor- gung weiter unterstützen Initiativen zur Stärkung des stationären Einzelhandels forcieren, Innenstadt- Wettbewerbe sowie zugkräftige Veran- staltungen initiieren und City-Marketing ausbauen Handlungsfeld | Standortattraktivität

Kernanliegen 2 – Regionalmarketing vorantreiben und Image verbessern

Regionalmarketing ist die Antwort auf die Herausforderungen eines fortschreitenden Wettbewerbs der Standorte. Dabei spielen Lebensqualität, Infrastruktur und Wirt- schaftskraft eine ebenso wichtige Rolle wie Identität und Profi l.

Viele Stärken prägen das Image der Region Osnabrück positiv. Hierzu zählen zahlreiche „weiche“ Standortfaktoren wie der hohe Natur-Erholungswert, gute Schul- und Kinderbetreuungsangebote oder die vielfältigen Kultur- und Freizeitangebote. Im Rahmen der IHK-Standortumfrage bewerteten die Unternehmen das Image der Region jedoch unterdurchschnittlich. Während sich im Landkreis Osnabrück noch 72 % der Betriebe hiermit (sehr) zufrieden zeigen, waren es in der Stadt Osnabrück lediglich 58 %. eigene Darstellung Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen (Durchschnitt der Jahre 2016/2017); Abbildung 9: Insofern sollte es ein Ziel der Region sein, Relativer Wanderungssaldo der 18- bis 30-Jährigen in Niedersachsen ihr Image weiter zu verbessern und die hohe Standortqualität für Investoren und potenzielle Fachkräfte besser zu verdeut- lichen. Hierzu sollte ein gemeinsames 27 Regionalmarketing von Stadt und Landkreis Osnabrück etabliert werden. IHK-Position 2.1: Gemeinsames Regionalmarketing für Stadt und Landkreis entwickeln

Ein effektives Regionalmarketing ist bedeutenden Messen sowie auf Konfe- wichtig für die Ansiedlung neuer Unter- renzen und Kongressen sein. Bei einer im nehmen sowie für die Gewinnung von Zeitverlauf erfolgreichen Zusammenarbeit Fach- und Führungskräften. Stadt und könnten dieser neuen Gesellschaft weitere Landkreis Osnabrück werden national und Aufgaben der Wirtschaftsförderungen international allerdings noch kaum als übertragen werden. erfolgreicher gemeinsamer Wirtschafts- raum wahrgenommen. Hierzu fehlt aktuell Zur Entwicklung eines gemeinsamen Regio- noch die Sichtbarkeit. nalmarketings für Stadt und Landkreis sind folgende Maßnahmen wichtig: Ziel eines gemeinsamen Regionalmarke- tings von Stadt und Landkreis muss sein, Regionalmarketing-Gesellschaft die Vorteile der Region herauszustellen und von Stadt und Landkreis Osnabrück national wie international zu vermarkten. etablieren Dabei sollten auch die Universität und die Marke „Region Osnabrück“ und Regio- Hochschule Osnabrück einbezogen werden, nalmarketing-Konzept unter Beteiligung die die Region als Wissenschaftsstandort regionaler Partner entwickeln prägen und Talente für den Wirtschafts- Regionalmarketing mit Standortmarke- raum gewinnen. ting-Aktivitäten des Landes (Invest in Niedersachsen) und des Bundes (GTAI) Mögliche Handlungsfelder einer von Stadt verzahnen und Landkreis Osnabrück (bzw. ihren Wirt- NRW-Kommunen im Einzugsgebiet schaftsförderungseinrichtungen WFO und Beteiligung anbieten WIGOS) getragenen neuen Regionalmar- Potenzielle Zielgruppen identifi zieren keting-Gesellschaft sollten z. B. gemein- und gezielt ansprechen (z. B. Fach- und schaftliche Auftritte bei international Führungskräfte, Rückkehrer, Investoren)

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IHK-Position 2.2: Image als attraktive und prosperie- rende Region vorantreiben

Die Region Osnabrück glänzt durch zahl- Zur Verbesserung des Images sind folgende reiche Standortvorteile und ihren entspre- Maßnahmen wichtig: chenden wirtschaftlichen Erfolg. Industrie, Dienstleistungen, Handel und Tourismus Allgemeine Standortvorteile, wirtschaft- haben sich in den letzten Jahrzehnten lichen Erfolg und „Hidden-Champions“ gut entwickelt. In der Region Osnabrück sichtbarer machen herrscht in weiten Teilen inzwischen Voll- Starke Bedeutung der Industrie heraus- beschäftigung. arbeiten Attraktivität und Vielfalt der Arbeits- Zahlreiche „Hidden Champions“ in verschie- plätze betonen denen Branchen, flache Hierarchien in den Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Unternehmen und vielfältige Entwicklungs- Beruf und Familie darstellen und weiter möglichkeiten sind wichtige Argumente, verbessern um Fachkräfte für die Region zu begeistern. Spezifische Vorteile von Stadt und Landkreis als attraktive Wohnorte Diese Standortvorteile sollten noch stärker herausstellen (z. B. günstige Wohngele- als bisher transparent gemacht und nach genheiten und hohe Eigentumsquote) außen beworben werden. Hierbei sollten Nutzung von Zertifikaten wie „Ausge- insbesondere die Attraktivität und die zeichneter Wohnort“, um Standortvor- Vielfalt der Arbeitsplätze betont werden. teile zu kommunizieren Auch die Möglichkeiten, Beruf und Familie miteinander in Einklang bringen zu können, sind Argumente im Standortmarketing.

28 © Detlef Heese Handlungsfeld | Standortattraktivität

Kernanliegen 3 – Weiche Standortfaktoren ausbauen

Neben harten Standortfaktoren wie der Infrastruktur beachten Unternehmen wie auch Fach- und Führungskräfte die sogenannten „weichen“ Standortfaktoren. Im Großen und Ganzen ist die Region Osnabrück hier gut aufgestellt und kann z. B. mit guter medizinischer Versorgung, vielfältigen Schul-, Freizeit- und Sport- angeboten oder bedarfsgerechter Kinder- betreuung punkten.

Allerdings steigen die Anforderungen an einen attraktiven Standort immer weiter. Der Wettbewerb zwischen den Regionen nimmt insofern zu.

Die Kommunen in der Region Osnabrück sollten ihre Angebote deshalb weiter- entwickeln. Ziel sollte dabei sein, weiterhin

erfolgreich Investoren sowie Fach- und eigene Darstellung Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen (März 2018), Führungskräfte von außen zu akquirieren Abbildung 10: bzw. die ansässigen Fach- und Führungs- Besuchsquoten der Unter-3-Jährigen in Kindertageseinrichtungen in Niedersachsen kräfte zu halten.

29 IHK-Position 3.1: Soziale Infrastruktur stärken und ausbauen

Neben Kultur- und Freizeitangeboten Notwendig ist in der Region Osnabrück Ferienbetreuung für Kinder einrichten spielt für Fach- und Führungskräfte die auch eine bessere Zugänglichkeit für Kitas oder ausbauen soziale Infrastruktur eine wichtige Rolle. am Arbeitsort, wenn dieser nicht mit dem Pfl egestützpunkte ausbauen und Betreu- Die Region Osnabrück kann hier mit vielen Wohnsitz zusammen fällt. Zudem benö- ungsinfrastruktur für ältere Menschen in Angeboten überzeugen, z. B. dem engen tigen auch die Unternehmen selbst mehr der Fläche sicherstellen gesellschaftlichen Zusammenhalt oder dem Handlungsfreiräume und weniger Büro- Bildungsangebote bedarfsgerecht vielfältigen Vereinsleben. Darüber hinaus kratie, wenn sie eine eigene betriebliche weiterentwickeln wurden in den vergangenen Jahren auch Kita einrichten möchten. Ganztagsangebote an Schulen und staatliche Angebote ausgebaut, beispiels- Kindergärten ausbauen weise zur besseren Vereinbarkeit von Beruf Zum Ausbau und zur Stärkung der sozialen Medizinische Versorgung auf hohem und Familie. Infrastruktur sind folgende Maßnahmen Niveau sicherstellen wichtig: Gründung internationaler Schulen bei Trotz der positiven Entwicklungen in der hinreichender Nachfrage unterstützen Vergangenheit benötigen die Unternehmen Kinderbetreuungsinfrastruktur weiter einen weiteren Ausbau der sozialen ausbauen (siehe auch Handlungsfeld Infrastruktur. Hierzu zählt insbesondere ein Fachkräfte/Bildung, IHK-Position 1.3.) durchgehendes Angebot an Ganztags- Zugang zu Kinderbetreuung verbessern, betreuung in den Kitas und Schulen mit wenn Arbeitsort und Wohnsitz nicht dem Ziel, dass mehr Eltern aktiv am Wirt- identisch sind schaftsleben teilnehmen können, sofern Hürden für betriebliche Kinderbetreuung sie dies wünschen. Diese schließt auch abbauen Betreuungsangebote für ältere Menschen Kinderbetreuungsangebote in Rand- mit ein. zeiten für Nacht-, Schicht- und Wochenendarbeitende organisieren

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IHK-Position 3.2: Bei den Kultur- und Freizeitangeboten mehr Leuchttürme schaffen

Kultur- und Freizeitangebote sind wichtige Standortfaktoren mit großem Einfluss auf die Wahrnehmung der Lebensqualität. Gemeinsam sind Stadt und Landkreis Osna- brück auf diesem Gebiet in einer günstigen Position. So bietet der Landkreis Osnabrück touristische Anziehungspunkte wie die Bäder-Kommunen oder die Naturland- schaften Teutoburger Wald und Wiehen- gebirge. Die Stadt kann andererseits mit vielfältigen Kultur- und Museumangeboten punkten.

Um die Potenziale noch besser ausschöpfen zu können, sollte die Zusammenarbeit im Bereich Freizeit und Kultur zwischen Stadt und Landkreis Osnabrück weiter vertieft werden. Die organisatorische und personelle Neuaufstellung des Tourismus- verbands Osnabrücker Land (TOL) und der Osnabrück-Marketing- und Tourismus GmbH (OMT) sollte auch dazu genutzt werden, das existierende touristische Leit- bild auf Aktualität zu überprüfen.

30 Zur Schaffung von Highlights bei Kultur- und Freizeitangeboten sind folgende Maßnahmen wichtig:

Leuchttürme bei den Kultur- und Frei- zeitangeboten sichtbarer machen Neuaufstellung von TOL und der OMT nutzen, um touristisches Leitbild zu aktualisieren Bevölkerung aller Altersstufen anspre- chen und in die regionale Entwicklung einbeziehen Kulturszene stärken, kulturelle Angebote ausbauen Kooperationen mit anderen Regionen initiieren Profil als attraktive Destination für Städte- und Naturtourismus (Wandern/ Radfahren/Reiten) schärfen © Sven Jürgensen, Stadt Osnabrück Handlungsfeld | Standortattraktivität

Kernanliegen 4 – Kommunen als attraktive Wohnstandorte positionieren

Attraktive Wohnbedingungen sind Voraus- setzung für die erfolgreiche Anwerbung von Fach- und Führungskräften. Viele Kommunen in der Region Osnabrück sind bereits heute attraktive Wohnstandorte. Die aktuelle IHK-Standortumfrage hat zu- letzt allerdings gezeigt, dass der Themen- bereich Wohnimmobilien und Grundstücke zwar insgesamt noch positiv, aber kritischer bewertet wird als bei der vorhergehenden Umfrage im Jahr 2013 (siehe Abbildung 11).

Insofern sollten die Kommunen in der Region Osnabrück weiter an ihrer Attrak- tivität als Wohnstandort arbeiten. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Wohnraum als auch mit Blick auf die Quelle: IHK-Standortumfrage 2018, Dargestellt sind diejenigen Kommunen mit 10 und mehr mit 10 Dargestellt sind diejenigen Kommunen Quelle: IHK-Standortumfrage 2018, mit einem geringeren Rücklauf sind weiß eingefärbt. Antworten. Kommunen Ausstattung mit guter Infrastruktur. Abbildung 11: Zufriedenheit mit der Wohnsituation in der Region

IHK-Position 4.1: Für eine aktive Grundstückspolitik sind Für Unternehmen ist ihre gute Erreich- Aktive Grundstückspolitik betreiben folgende Maßnahmen wichtig: barkeit ebenfalls entscheidend. Nur wenn Unternehmen gut und einfach erreichbar Die Kommunen in der Region Osnabrück Gemeinsame Wohnfl ächenstrategie sind, sind sie für potenzielle Arbeitnehmer bieten insgesamt ein vielfältiges Wohn- für Stadt und Landkreis Osnabrück auch attraktiv. 31 angebot. Die meisten Kommunen, insbe- entwickeln (in Verbindung mit Gewerbe sondere im Landkreis Osnabrück, bieten und Verkehr) Vor diesem Hintergrund kommen einer Zuzugswilligen ausreichend Platz für ihre Flächenverfügbarkeiten kommunal gut ausgebauten Straßeninfrastruktur, Zukunft. Dies verdeutlicht nicht zuletzt die analysieren einem attraktiven öffentlichen Perso- überdurchschnittlich hohe Wohneigen- Konzepte mit wohnwirtschaftlichen wie nennahverkehr, aber auch einer guten tumsquote. gewerblichen Nutzungen anstreben digitalen Infrastruktur zentrale Rollen zu Möglichkeiten der Nachverdichtung (s. Handlungsfeld Standortattraktivität, Infolge der erfolgreichen regionalen Ent- nutzen und Bebauungspläne ggf. Position 1.1). wicklung der vergangenen Jahre bewerten anpassen die Unternehmen aber auch in der Region Verhältnismäßig geringe Wohn- und Zur Verbesserung der Anbindung an Innen- Osnabrück das Wohnraumangebot zuneh- Lebenshaltungskosten in der Region städte und Arbeitsplätze sind folgende mend kritisch. Vielen Betrieben wird die Osnabrück erhalten und bewerben Maßnahmen wichtig: Anwerbung von Fachkräften dadurch er- Kommunale Wohnungsgesellschaften schwert, dass ein entsprechendes Wohn- im Wettbewerb mit privaten Anbietern Integriertes Nahverkehrskonzept angebot z. T. fehlt. nicht bevorzugen von Stadt und Landkreis Osnabrück entwickeln Vor diesem Hintergrund sollten die vorhan- Bedarfsabhängiges (on demand) denen Flächenpotenziale besser genutzt IHK-Position 4.2: ÖPNV-Angebot einführen werden als bisher. Hierbei müssen die deut- Anbindung an die Innenstädte und Kürzere Taktung und kleinere Einheiten lich verschiedenen lokalen Gegebenheiten den Arbeitsplatz verbessern im ÖPNV anbieten berücksichtigt werden. Um Gewerbe- und Gewerbegebiete besser an den ÖPNV Wohnfl ächen hierbei nicht gegeneinander Für die Beurteilung des Wohnstandortes anschließen auszuspielen, bedarf es klarer Konzepte, die ist nicht nur die Verfügbarkeit eines Leihsysteme für Fahrräder, Roller und weiterhin beiden Nutzungen Entwicklungs- ausreichenden und qualitativ hochwertigen PKW einrichten und ausbauen möglichkeiten bieten. Grundsätzlich sollte Wohnungsangebots entscheidend, sondern Digitale Infrastruktur verbessern dabei allerdings stärker als bisher betont auch die verkehrliche Anbindung und die Nahversorgung im ländlichen Raum werden, dass trotz der zwischenzeitlichen Qualität der umliegenden Infrastruktur. stärken Preissteigerungen bei Mieten und Grund- Kommunen können nur dann attraktive stücken die Wohnkosten in der Region Wohnstandorte sein, wenn auch räumlich Osnabrück immer noch vergleichsweise entfernte Arbeitsstellen leicht erreichbar niedrig sind. sind.

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Wirtschaftsfreundlichkeit

Einführung

Im Wettbewerb um Unternehmen einer- keit und attraktive Rahmenbedingungen 1. Verwaltungshandeln effi zient seits sowie Fach- und Führungskräften verstärken die Bindung zur Region und organisieren andererseits ist die kommunale Ebene mehr ermöglichen Gründungen, Erweiterungen denn je gefordert. Die „Wirtschaftsfreund- und Neuansiedelungen von Unternehmen. 2. Gründungs- und Unternehmensklima lichkeit“ ist hierbei ein besonders wichtiges stärken Handlungsfeld. Um in diesem Sinne Wirtschaftsfreund- lichkeit weiterhin zu dokumentieren, sind 3. Interkommunale Zusammenarbeit Der Bürokratieabbau in den Verwaltungen der regionalen Wirtschaft folgende vier stärken ist ein zentraler Ansatzpunkt, um die mittel- Kernanliegen wichtig: ständisch geprägte regionale Wirtschaft 4. Abgabenerhöhungen vermeiden zu stärken. Gelebte Wirtschaftsfreundlich-

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„Ausufernde Bürokratie ist ein echtes Hemmnis für die Unternehmen in Deutschland. Umso wichtiger ist, dass es ihnen auf regionaler Ebene nicht auch noch unnötig schwer gemacht wird. Hier kommt den Verwaltungen eine entscheidende Bedeutung zu. Sie sollten sich gemeinsam als Partner der Unternehmen in der Region verstehen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dies wäre ein echtes Plus im überregionalen nationalen und internationalen Standortwettbewerb.“

Niklas Sievert | Sievert AG Handlungsfeld | Wirtschaftsfreundlichkeit

Kernanliegen 1 – Verwaltungshandeln effi zient organisieren

Kommunen stehen im Wettbewerb um die Gunst von Unternehmen und Fach- und Führungskräften. Ihre Wirtschaftsfreund- lichkeit ist dabei aus Sicht der Unternehmen ein zentraler Faktor.

In der Region Osnabrück wird die Wirt- schaftsfreundlichkeit von Politik und Verwaltung nach den Ergebnissen der aktuellen IHK-Standortumfrage nur noch von 53 % der Unternehmen positiv beurteilt (Stadt: 42 %; Landkreis: 60 %). Damit überwiegt dieser Anteil zwar knapp den der unzufriedenen Unternehmen – zugleich fällt das Ergebnis aber unterdurchschnitt- lich im Vergleich zum übrigen IHK-Bezirk aus. Dabei ist die Zufriedenheit insbeson- dere in der Stadt Osnabrück im Vergleich zur Vorumfrage im Jahr 2013 deutlich

zurückgegangen. und mehr Antworten. Kommunen mit 10 Dargestellt sind diejenigen Kommunen Quelle: IHK-Standortumfrage 2018, mit einem geringeren Rücklauf sind weiß eingefärbt. Abbildung 12: Gerade auf kommunaler Ebene nehmen Zufriedenheit mit der Wirtschaftsfreundlichkeit von Politik/Verwaltung die Betriebe zahlreiche bürokratische Hemmnisse wahr. Bei der Verbesserung der Wirtschaftsfreundlichkeit haben die kommunalen Verwaltungen insofern 33 eine Schlüsselrolle, da sie vor Ort erste Ansprechpartner für die regionale Wirt- IHK-Position 1.1: schaft sind. Verbesserungsmöglichkeiten Unbürokratischere Regelungen bestehen, beispielsweise bei der Nutzung schaffen und digital umsetzen von E-Government-Anwendungen. Bürokratie zählt nach Ansicht der Unter- oder Landesvorgaben sollten nur „eins zu nehmen zu den zentralen Schwächen des eins“ umgesetzt werden. Eine wichtige Wirtschaftsstandortes Deutschland. Der Rolle für eine bessere Kommunikation mit Mittelstand fühlt sich dabei überpropor- Verwaltungen spielen E-Government- tional belastet. Lösungen. Der Weg dorthin sollte konse- Auch für die Unternehmen in der Region quent fortgesetzt werden. Osnabrück bedeutet unnötige Bürokratie, dass Spielräume für ihr eigentliches Zur Schaffung unbürokratischer Rege- Geschäft eingeengt werden. Dabei werden lungen und ihrer digitalen Umsetzung sind vor allem die Fülle an Regelungen und folgende Maßnahmen wichtig: ihre Unübersichtlichkeit als Hemmnis wahrgenommen, beispielsweise mit Entbürokratisierung auf allen Ebenen Blick auf Melde-, Dokumentations- und staatlichen Handelns vorantreiben Aufbewahrungspfl ichten sowie langwierige Vorschriften klar und verständlich Genehmigungsverfahren. formulieren Kommunale Sonderwege oder regulative Vor diesem Hintergrund sollten die Verwal- Flickenteppiche etwa im Bereich der tungen auch in der Region Osnabrück Bauvorschriften vermeiden ihre Effi zienz weiter steigern. Vorschriften Bundes- oder Landesvorgaben nur „eins sollten klar und verständlich formuliert zu eins“ umsetzen werden. Sie müssen nicht nur sachlich Melde- und Genehmigungsverfahren gerechtfertigt, sondern für Unternehmen verkürzen und digitalisieren auch nachvollziehbar sein. Kommunale Chancen der Digitalisierung zum Büro- Sonderwege oder regulative Flickentep- kratieabbau nutzen piche etwa im Bereich der Bauvorschriften Region zum Vorreiter bei der Einführung sollten die Kommunen vermeiden. Bundes- von E-Government machen

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IHK-Position 1.2: IHK-Position 1.3: Dienstleistungsgedanken verankern, Wirtschaftliche Betätigung von Ermessensspielräume nutzen Kommunen zurückfahren

Ein wichtiger Faktor für die Attraktivität Die Kommunen in der Region Osnabrück von Kommunen ist eine konsequente weiten ihre wirtschaftliche Betätigung Dienstleistungsorientierung der Verwal- über die Kernaufgaben der Daseinsvorsorge tungen. Die Unternehmen wünschen sich hinaus immer weiter aus. Auf diese Weise insofern eine „Gelingenskultur“ anstelle entsteht immer häufiger ein direktes Wett- einer „Verhinderungskultur“. bewerbsverhältnis zwischen öffentlicher Hand und privaten Unternehmen. Dieses Aus Sicht der Betriebe in der Region Osna- steht im Widerspruch zur Intention des brück ist es ebenfalls wünschenswert, wenn § 136 des Niedersächsischen Kommunalver- in den Kommunen engagierte Ansprech- fassungsgesetzes (NKomVG), der auf eine partner als Lotsen zur Seite stehen und ihre Begrenzung der wirtschaftlichen Betäti- Anliegen auch auf höherer Ebene begleiten. gung von Kommunen abzielt. Die Unter- nehmen tragen mit ihren Gewerbesteuern Grundsätzliches Ziel sollten bessere erheblich zur Finanzierung der Kommunen Verwaltungsangebote und eine schnellere bei. Treten kommunale Gesellschaften Verfahrensabwicklung sein. Organisato- in einen (privilegierten) Wettbewerb mit rische Zielvorgaben, eine regelmäßige ihnen, reduzieren sie dadurch gleichzeitig Überprüfung der Abläufe und die Abfrage die Steuerbasis in der jeweiligen Kommune. der Kundenzufriedenheit können hierbei hilfreich sein. Orientierung hierbei können Für die Privatwirtschaft hat die wirtschaft- Zertifizierungen bieten, beispielsweise nach liche Betätigung der Kommunen mitunter dem RAL-Gütezeichen für eine mittel- erhebliche Nachteile. Das gilt vor allem standsorientierte Kommunalverwaltung. dann, wenn für private und kommunale Unternehmen unterschiedliche Wettbe- Zur Verankerung des Dienstleistungsgedan- werbsbedingungen bestehen. 34 kens sind folgende Maßnahmen wichtig: Kommunen sollten daher – unabhängig von den zuletzt aufgeweichten landes- „Gelingenskultur“ statt „Verhinderungs- gesetzlichen Regeln – strikt den Grundsatz kultur“ etablieren der Subsidiarität befolgen. Sofern private Zentralen Ansprechpartner innerhalb der Anbieter in der Lage sind, die erwünschte Verwaltung einführen bzw. stärken Leistung ebenso gut wie der öffentliche „Unternehmerisches“ Denken in den Anbieter zu erbringen, sollten sie auch den Verwaltungen verankern Vorzug erhalten. Qualitätsmanagement mit Blick auf effiziente Abläufe einführen Zur Reduzierung der wirtschaftlichen An Kriterien von Gütezeichen orientieren Betätigung von Kommunen sind folgende bzw. diese erwerben, Leistungsverspre- Maßnahmen wichtig: chen abgeben Kundenzufriedenheit bei Verwaltungs- Wirtschaftliche Betätigung auf die angeboten abfragen Kernaufgaben der Daseinsvorsorge beschränken Kommunale Aufgaben und Ausgaben – auch die der Eigenbetriebe und der kommunalen Unternehmen – kritisch überprüfen Faire Wettbewerbsbedingungen zwischen privaten und öffentlichen Anbietern sicher stellen Bei der Grundstückserschließung, im Wohnungsbau und in der Immobilien- wirtschaft den Wettbewerb nicht zugunsten etwaiger kommunaler Gesell- schaften verzerren Interessen von mittelständischen Unternehmen bei öffentlichen Auftrags- vergaben berücksichtigen Handlungsfeld | Wirtschaftsfreundlichkeit

Kernanliegen 2 – Gründungs- und Unternehmensklima stärken

Neue Unternehmen sind eine wichtige Os na brück, Stadt Os na brück, Landkreis Grundlage für den wirtschaftlichen 130 IHK-Bezirk Niedersachsen Erfolg einer Volkswirtschaft. Sie fördern 120 den Wettbewerb, modernisieren die Bund Wirtschaftsstruktur und schaffen neue 110 Arbeitsplätze. 100

90 Die Gründungsdynamik war jedoch auch in der Region Osnabrück zuletzt vergleichs- 80 weise gering (siehe Abbildung 13). Insofern 70 bleiben zahlreiche Wachstumschancen ungenutzt. EInwohner 10.000 je Gewerbeanmeldungen 60 50 Um dies zu verbessern, kann ein intensi- 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Jahr verer Dialog zwischen Unternehmern einer- Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen seits sowie Schulen, Hochschulen, Politik Abbildung 13: und Verwaltungen andererseits hilfreich Gewerbeanmeldungen je 10.000 Einwohner in der Region 2008–2018 sein. Ziel sollte sein, das Verständnis für unternehmerisches Handeln zu verbessern und die Wertschätzung für Unterneh- mertum zu erhöhen.

35 IHK-Position 2.1: Mehr Wertschätzung für das Unter- nehmertum verankern

Die Vermittlung von Wirtschaftswissen, Zur Verankerung von mehr Wertschät- auch zu Unternehmensgründungen, fällt zung für Unternehmertum sind folgende in Deutschland im Vergleich zu anderen Maßnahmen wichtig: Ländern ab. Die Präferenzen für eine unter- nehmerische Selbstständigkeit sind deshalb Verständnis für unternehmerisches eher gering. Handeln durch einen intensivierten Dialog zwischen Unternehmern sowie Wertschätzung für Unternehmertum ist Schulen, Hochschulen, Politik und auch für die regionalen Unternehmen in Verwaltungen verbessern der Region Osnabrück wichtig. So sichern Die Themenfelder „Unternehmertum“ Know-how und Interesse am Unter- und „Wirtschaft“ in den Schulen nehmertum Fachkräftenachwuchs, sind verankern Basis für neue Gründungen und legen den Regionale Wirtschaftsförderung stärken Grundstein für Betriebsnachfolgen. Bestand der Unternehmen vor Ort pflegen und Unternehmen unterstützen Zu einem realistischeren Unternehmerbild kann u. a. die Integration von wirtschaft- lichen Themen in den Schulunterricht beitragen. Die Themenfelder „Unter- nehmertum“ und „Wirtschaft“ sollten dort fest verankert und der Austausch mit Unternehmern intensiviert werden. Zu einer Kultur der Wertschätzung gehört auch, den Bestand der Unternehmen vor Ort zu pflegen und diese zu unterstützen.

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IHK-Position 2.2: IHK-Position 2.3: Gründungen unterstützen Innovations- und Wissenstransfer optimieren Trotz zuletzt sinkender Gründungsintensität hat die Region Osnabrück Erfolge bei Eine flächendeckende Technologieinfra- Existenzgründungen. Eine hohe Bedeutung struktur in der Region Osnabrück fördert haben dabei die Hochschule und die die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Universität. Auch die Zusammenarbeit mit Wirtschaft. Der Wissenstransfer zwischen den zahlreichen mittelständischen „Hidden der Wirtschaft und der Wissenschaft hat Champions“ bieten Entwicklungsmöglich- in den zurückliegenden Jahren deutlich keiten. an Qualität gewonnen. Die Nutzung der wissenschaftlichen Kompetenz durch die Gleichzeitig leiden die Gründer in der Unternehmen ist aber weiter ausbaufähig. Region an den gleichen Problemen wie im Rest des Landes. So bemängeln sie, dass Um die Zukunftsfähigkeit der regionalen auch in der Region Osnabrück Gründer Wirtschaft zu sichern, sollten die Akteure durch Regulierungen und Steuern zu stark der Region dem Thema Innovation mehr belastet werden. Aufwendige und kaum Aufmerksamkeit zu widmen. digitalisierte Genehmigungsverfahren, zahl- reiche unterschiedliche Anlaufstellen sowie Zur Optimierung von Innovations- und neue Berufszugangs- und -ausübungsregeln Wissenstransfer sind folgende Maßnahmen verzögern und erschweren häufig den Start wichtig: von Unternehmen (s. Handlungsfeld Wirt- schaftsfreundlichkeit, IHK-Position 1.1.). Kooperationen unter Unternehmen fördern Kommunen sollten u. a. ihre digitalen Wissens- und Technologietransfer aus Angebote für Gründer weiterentwickeln. der Wissenschaft in die Wirtschaft Darüber hinaus sollte die Start-up-Infra- unterstützen struktur ausgebaut werden. Eine wichtige Regionale Transferkompetenz verbessern, 36 Rolle spielen dabei die Gründerzentren in z. B. durch Gründung von ZIM-Netz- der Region Osnabrück, z. B. das ICO und das werken Seedhouse in Osnabrück sowie das BIQ in Patenschaften von Unternehmen für Quakenbrück. junge Unternehmen initiieren Zusammenarbeit zwischen Hochschule/ Zur Unterstützung von Gründungen sind Universität und Unternehmen stärken, folgende Maßnahmen wichtig: z. B. durch Transfer-Agenten im Verbund- projekt PROACTOS Bürokratie für Gründungen und junge Potenziale des Schwerpunktes „Künst- Unternehmen abbauen liche Intelligenz“ nutzen Gründerzentren stärken Durch Kooperation von Hochschulen und Angebote zur Vernetzung von Start-ups Unternehmen Industrie 4.0 vorantreiben mit kleinen und mittleren Unternehmen Durch Zusammenarbeit von Wirtschaft schaffen bzw. ausbauen und Wissenschaft Smart Areas entwi- Finanzierungsbedingungen verbessern ckeln und Voraussetzungen für Smart Beratungsinfrastruktur weiterentwickeln Farming schaffen Veranstaltungen bündeln, mehr Veran- staltungen wie die Gründertage anbieten Mehr Unterstützung in der zweiten Phase des Wachstums junger Unter- nehmen Handlungsfeld | Wirtschaftsfreundlichkeit

Kernanliegen 3 – Interkommunale Zusammenarbeit stärken

Für eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommunen und regionalen Institutionen Landkreis Osnabrück Auspendler Pendlerverhältnis 0,66 Einpedler gibt es viele gute Gründe. Gerade in der (Auspendlerüberschuss) kleinteilig abgegrenzten Region Osna- Pendlerverhältnis brück spielt dieses Thema eine wichtige 0,60 bis 1,00 1,01 bis 1,70 Rolle. Dies beinhaltet in erster Linie eine 1,71 bis 2,15 engere Zusammenarbeit zwischen der 34.312 28.446 Stadt und dem Landkreis Osnabrück (siehe auch Handlungsfeld Standortattraktivität, Emsland Emsland Pendlerverhältnis 1,21 Position 2.1). Darüber hinaus bieten sich (Einpendlerüberschuss) bei den Städten und Gemeinden bzw. zwischen Landkreis und Kommunen zahl- reiche Formen der Zusammenarbeit an, um Landkreis 44.476 66.936 Grafschaft Osnabrück die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung Bentheim gemeinsam besser zu erledigen.

Osna- brück

Grafschaft Bentheim 54.699 25.718 IHK-Position 3.1: Pendlerverhältnis 0,78 Kommunale Aufgaben gemeinsam 10.426 13.402 (Auspendlerüberschuss) Stadt Osnabrück Pendlerverhältnis 2,13 erfüllen (Einpendlerüberschuss)

Vor dem Hintergrund zunehmender eigene Darstellung Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2018); Anforderungen kann nicht jede Gebiets- Abbildung 14: körperschaft immer jede Dienstleistung Pendlerverknüpfungen der Region 37 auch selbst in der besten Qualität anbieten. Insofern ist wichtig, dass sich Kommunen Anwendungsgebiete für (interkommu- Nach wie vor bestehen rechtliche und ergänzen und mit Kooperationspartnern nale) Zusammenarbeit identifizieren und verwaltungstechnische Hürden, die grenz- abstimmen. Kooperation ausbauen (z. B. Regional- überschreitende Aktivitäten hemmen. Dies marketing; Wohn- und Gewerbeflächen- betrifft u. a. den Öffentlichen Nahverkehr Aus Sicht der Unternehmen bietet (inter- entwicklung; siehe auch Handlungsfeld und den Straßengüterverkehr. Auch die kommunale) Kooperation die Chance, ein Standortattraktivität, Position 2.1) fehlende Abstimmung bei den gesetzlichen aufeinander abgestimmtes Angebots- Regionalen Zusammenhalt unter Feiertagen Reformationstag und Aller- portfolio zu erhalten. Die Zusammenarbeit Einbeziehung des westfälischen Einzugs- heiligen ist für die Wirtschaft diesseits und von Kommunen und anderen regionalen gebietes festigen jenseits der Landesgrenze ein Problem. Einrichtungen bietet zudem die Chance, Synergieeffekte nutzen, um Qualität zu Kosten zu senken. steigern und/oder Kosten zu reduzieren Für eine intensivere Zusammenarbeit über Trassenkorridore für Infrastruktur Länder- und Bundeslandgrenzen hinweg Dabei eignen sich viele kommunale Auf- gemeinsam benennen sind folgende Maßnahmen wichtig: gaben für diese Zusammenarbeit. Dies reicht von der Raumentwicklung, dem Flächen- Initiativen über die Grenzen des Land- management, der Planung und Entwicklung kreises hinweg entwickeln von Wohn-, Gewerbe- und Verkehrsflächen IHK-Position 3.2: Kleinräumige Sonderregelungen für die über den ÖPNV, die gemeinsame Nutzung Über Landesgrenzen hinweg inten- Feiertage Reformationstag und Aller- von Infrastruktur und technischen Einrich- siver zusammenarbeiten heiligen etablieren tungen bis zur gemeinsamen Beschaffung Abstimmung der Baulastträger bei sowie gemeinsamen Dienststellen mit Der Ausbau der grenzüberschreitenden grenznahen Baustellen bundesländer- spezialisiertem Personal. Die Kommunen in Zusammenarbeit ist ein zentraler Baustein, übergreifend verbessern der Region Osnabrück sollten intensiver als um die Funktionsfähigkeit der regionalen bisher mögliche Anwendungsgebiete für Wirtschafts- und Arbeitsräume zu Kooperationen identifizieren. verbessern. Für die Wirtschaft in der Region Osnabrück hat dabei der Austausch mit Zur gemeinsamen Erfüllung von kommu- Nordrhein-Westfalen zwar eine wichtige nalen Aufgaben sind folgende Maßnahmen Bedeutung. Allerdings sind die Möglich- wichtig: keiten der grenzüberschreitenden Zusam- menarbeit noch nicht ausgeschöpft.

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Kernanliegen 4 – Kommunale Haushalte nachhaltig und wirtschaftsfreundlich fi nanzieren

Die Höhe der Steuern ist ein wichtiger Standortfaktor für die Wirtschaft. Auf kommunaler Ebene sind v. a. Grund- und Gewerbesteuer zentrale Einnahmequellen: 2018 sorgten diese in Niedersachsen für rund 57 % aller Steuereinnahmen der Kommunen.

In der Region Osnabrück sind die Real- steuerhebesätze zwar deutlich höher als beispielsweise im benachbarten Emsland (siehe Abbildung 15). Im landesweiten Vergleich und auch im Vergleich zu den Kommunen in Nordrhein-Westfalen sind die Hebesätze allerdings nach wie vor moderat. Dementsprechend zeigt sich auch in der IHK-Standortumfrage ein gemischtes Bild: 47 % der Unternehmen in der Region Osnabrück sind mit der Höhe der Gewerbe- und Grundsteuer zufrieden.

Im Vergleich zur vorherigen Umfrage steigt die Unzufriedenheit der Unternehmen mit der Höhe der Hebesätze allerdings Quelle: IHK-Realsteueratlas 2019 deutlich. Insofern sollten die Kommunen Abbildung 15: darauf achten, ihren bisherigen Standort- Höhe der Gewerbesteuerhebesätze in den Kommunen der Region 2019 38 vorteil nicht zu verspielen und auf weitere Steuererhöhungen verzichten. Darüber IHK-Position 4.1: Die Konsolidierung der Kommunalhaushalte hinaus sollten sie auch ihre Bemühungen Steuer- und Abgabenerhöhungen kann langfristig nicht auf der Einnahmen- um Konsolidierung, unter anderem durch vermeiden seite erfolgen. Steuererhöhungen bei der Aufgabenkritik, Digitalisierung und Koope- Gewerbe- und Grundsteuer dürfen daher ration, intensivieren. Niedersachsenweit liegt der durchschnitt- nicht erster, sondern nur ggf. letzter Schritt liche Gewerbesteuerhebesatz im Jahr sein. Die anstehende Reform der Grund- 2019 bei 403 %. Insofern ist der Landkreis steuer darf zudem nicht für versteckte Osnabrück mit einem durchschnittlichen Steuererhöhungen genutzt werden. Auch Hebesatz in Höhe von 378 % im Steuer- die Einführung neuer Gebühren und wettbewerb noch vergleichsweise gut Abgaben muss vermieden werden. Auf platziert. Allerdings zeigt der Langfrist- die Erhebung von Bagatellsteuern und vergleich, dass die Gewerbesteuer in den -abgaben sollte grundsätzlich verzichtet vergangenen 10 Jahren lediglich in sieben werden. Insgesamt sollte die Steuer- der 34 hebesatzberechtigten Kommunen belastung der Unternehmen am Standort konstant geblieben ist. Durchschnittlich reduziert werden. stieg der Hebesatz in diesem Zeitraum um 28 Prozentpunkte an. In der Stadt Zur Vermeidung von Steuer- und Abgaben- Osnabrück stieg der Hebesatz im gleichen erhöhungen sind folgende Maßnahmen Zeitraum um 15 Prozentpunkte auf aktuell wichtig: 440 %. Gewerbe- und Grundsteuerhebesätze Die kontinuierlichen Steuererhöhungen nicht weiter erhöhen belasten die Unternehmen zunehmend und Steuersenkungspotenziale prüfen sorgen neben den Bundes- und Landes- Reform der Grundsteuer nicht für steuern mit dafür, dass die Unternehmen versteckte Steuererhöhungen nutzen im internationalen Wettbewerb immer Auf die Erhebung von Bagatellsteuern stärker benachteiligt sind. Hohe kommu- und -abgaben verzichten nale Steuersätze verschlechtern auch die Auf neue kommunale Gebühren und regionalen Standortbedingungen. Abgaben, die zu Mehrbelastungen für die Wirtschaft führen, verzichten Handlungsfeld | Wirtschaftsfreundlichkeit

IHK-Position 4.2: Konsolidierung über Ausgabenseite erreichen

Bei konkreten Haushaltsdefiziten sind Zur Konsolidierung der Kommunalhaus- in der Regel nicht die kommunalen halte über die Ausgabenseite sind folgende Einnahmen zu niedrig, sondern die Maßnahmen wichtig: Ausgaben zu hoch. Die Konsolidierung der Kommunalfinanzen darf deshalb nicht auf Aufgabenkritik durchführen, Kosten- der Einnahmenseite beginnen, sondern bewusstsein steigern muss über die Ausgabenseite erfolgen. Maßnahmen zur Kostenreduzierung durchsetzen Aus Sicht der Unternehmen sollten Vergleichbarkeit und Transparenz der Einsparmöglichkeiten insbesondere bei Haushalte herstellen rein konsumtiven Ausgaben ausgeschöpft Ermessensspielräume bei allen Pflicht- werden. Zukunftsinvestitionen – etwa in leistungen für Einsparungen nutzen den Bereichen Bildung und Infrastruktur – Zukunftsinvestitionen in Bildung und bleiben für die Wirtschaft prioritär. Infrastruktur priorisieren Chancen für intelligente Privatisierung Den Ausgangspunkt langfristiger Haus- kommunaler Betriebe prüfen und nutzen haltskonsolidierung sollte eine fundierte Beteiligungsverkäufe prüfen Aufgaben- und Ausgabenkritik bilden. Optimales Verhältnis im Spannungs- Ohne grundsätzliche Aufgabenkritik und feld „Aufgabenerledigung vor Ort“ vs. Disziplin bei den Ausgaben können keine „Notwendige Delegation von Aufgaben finanziellen Reserven erschlossen werden. auf höhere administrative Ebenen“ Es muss systematisch geprüft werden, finden welche Ausgaben tatsächlich notwendig, zielführend und angemessen sind.

39 © Grecaud Paul - stock.adobe.com © Grecaud Paul

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Abbildung 1 Bundesfernstaßen in der Region Abbildung 2 Breitbandverfügbarkeit: Versorgung mit 100 Mbit/s in der Region Abbildung 3 Vorhaben aus dem Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) und dem Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) Abbildung 4 Beschäftigungsquoten von Frauen in Niedersachsen Abbildung 5 Anteil der Beschäftigten mit akademischem Abschluss in Niedersachsen Abbildung 6 Unterrichtsversorgung an den BBSn in Niedersachsen 2007–2018 Abbildung 7 Prüfungsabsolventen im Bereich der Höheren Berufsbildung 2009–2019 Abbildung 8 Handelszentralität in den Kommunen der Region 2018 Abbildung 9 Relativer Wanderungssaldo der 18- bis 30-Jährigen in Niedersachsen Abbildung 10 Besuchsquoten der Unter-3-Jährigen in Kindertageseinrichtungen in Niedersachsen Abbildung 11 Zufriedenheit mit der Wohnsituation in der Region Abbildung 12 Zufriedenheit mit der Wirtschaftsfreundlichkeit von Politik/Verwaltung Abbildung 13 Gewerbeanmeldungen je 10.000 Einwohner in der Region 2008–2018 Abbildung 14 Pendlerverknüpfungen der Region Abbildung 15 Höhe der Gewerbesteuerhebesätze in den Kommunen der Region 2019

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Die vorliegenden Regionalpolitischen in Resolutionen zusammengefasst und Die Bilder zeigen einige der Mitglieder im Positionen wurden von Unternehmern und verabschiedet. Auf diese Weise berät der Rahmen des Workshops. Führungskräften aus der Stadt und dem Regionalausschuss die Vollversammlung, Landkreis Osnabrück erarbeitet. Viele von das Präsidium und die Geschäftsführung Eine vollständige Liste aller Mitglieder Ihnen engagieren sich ehrenamtlich im der IHK. finden Sie im Internet unter www. Regionalausschuss Region Osnabrück der osnabrueck.ihk.de (Dok-Nr.: 3659590) oder IHK. In diesem Rahmen befassen sie sich Zur Erarbeitung der vorliegenden Positions- durch Scannen des folgenden QR-Codes: regelmäßig neben allgemeinen Fragestel- texte fand am 9. Mai 2019 ein moderierter lungen der Wirtschaft insbesondere auch Workshop statt. Am 1. Oktober 2019 mit den wirtschaftlichen Angelegenheiten wurden die Regionalpolitischen Positionen der Ausschussregion. schließlich in einer weiteren Sitzung des Regionalausschusses beschlossen. Im Regionalausschuss tauschen die Mitglieder Erfahrungen aus und erarbeiten auf Basis ihrer Expertise regionale Schwer- punktthemen. Oftmals werden die gebün- delten Meinungen über lokal oder regional bedeutsame wirtschaftliche Vorkommnisse

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