Als in Deutschland die Berge noch Feuer spien

Hans-Ulrich Schmincke

lem im Oligozän und Miozän. In der Zeit vor 35 bis vor 5 Mio. Jahren ent- Mitteleuropa Plumes – Aufschmelzbereiche des Erdmantels stand eine lange Kette von Vulkanfel- dern, die von Zentralfrankreich bis nach Schlesien reicht . Diese jungen Vulkanfelder liegen fast überall auf al- ten Schilden, wie im französischen Zen- Rheinischer tralmassiv, auf dem von Belgien bis Kas- Schild Böhmische Masse Vogesen/ sel reichenden Rheinischen Schild oder Schwarzwald in der Böhmischen Masse. Diese Krus- Pannonisches tenbereiche begannen sich im Tertiär zu Zentralmassiv Becken heben und heben sich z.T. heute noch. Am Hohen Venn z.B. steigt die Erd- kruste um etwa 1 mm/Jahr. Das steile Querschnitt durch den ca. 200.000 Jahre alten Schlackenkegel Engtal des Rheins zwischen Bingen im Eppelsberg im Laacher See-Gebiet. Süden und Koblenz im Norden (Lore- lei) ist dadurch entstanden, dass der Rhein schon existierte, als das Gebirge

In Mitteleuropa brachen im Verlauf der anfing sich zu heben, und sich der Fluss junges Vulkanfeld Erdgeschichte immer wieder Vulkane allmählich in das aufsteigende Gebirge gehobene paläozoische Blöcke aus. In Deutschland gab es bereits im einsägte. Ordovizium, später besonders im Die Ursache für diese Hebungen sind Devon einen weit verbreiteten unter- wahrscheinlich Ströme aus langsam © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 nach GRANET u.a. 1995 meerischen Vulkanismus im Raum der fließendem kristallinem Mantelmateri- heutigen Mittelgebirge, als in relativ al, sog. Plumes, die aus mehreren flachem Wasser zahlreiche Vulkankegel 100 km Tiefe aufstiegen . Der Auf- ströme. Die unteren durch kompakte Basaltsäulen bestehen wie die Nürburg entstanden. Aus Spalten drangen war- stieg des partiell aufgeschmolzenen Bereiche von Säulenbasalt charakteri- in der oder die Burg Stolpen öst- me eisen- und manganhaltige Wässer Mantelmaterials war möglicherweise sierten Vulkanstümpfe stellen die am lich von Dresden. Die eindrucksvollen auf, aus denen sich in mächtigen durch die Kollision der afrikanischen weitesten verbreiteten Formen der terti- Berge bei Singen wie der Hohentwiel Tuffpaketen Eisenerze ablagerten, die mit der eurasischen Platte bedingt. ären Vulkanruinen dar und sind häufig ( historische Abb.), der Hohenhöwen später Hunderte von Jahre lang abge- Die tertiären Vulkane sind heute als Härtlinge aus den weichen tertiä- oder der Hohenstauffen sind ebenfalls baut wurden. Sie lieferten u.a. das Roh- weitgehend abgetragen, so dass nur ren Sedimenten herauspräpariert wor- Schlotfüllungen, die aus grünlichem material für den weltberühmten Solin- noch flache Intrusionen, die unteren den. Von der Hocheifel im Westen bis Phonolith bestehen. Der berühmte ger Stahl. Die durch die Erosion freige- Schlotfüllungen und Gänge an der Erd- zur Lausitz im Osten bilden sie oft mar- Drachenfels bei besteht aus etwa legten untermeerischen Lavakegel oberfläche anstehen, beim über 700 m kante, von Burgen gekrönte Bergkup- 22 Millionen Jahre altem Trachyt, der sind trotz späterer tektonischer Über- mächtigen Vogelsberg auch viele Lava- pen, deren Mauern wiederum häufig aus durch seine großen Sanidinkristalle prägung auch heute noch geomorpho- bekannt wurde. logisch als markante Hügel zum Beispiel Auch heute noch ansehnliche Vul- im Siegerland zu erkennen. Junge Vulkangebiete Europas (Ausschnitt) kanbauten entstanden in den letzten Im Karbon gab es eine weitere Peri- 500.000 Jahren im Egergraben (Tsche- Ostsee

ode von untermeerischem Vulkanismus Nordsee chien), in der Westeifel und im Laacher

50

etwa im Gebiet des heutigen Harzes, im 70 See-Gebiet der Osteifel . Hier sind 90

Kellerwald und im -Dill-Gebiet. E die jüngsten Vulkane nur 12.900 (Laa- 50 lb 70 e Im Perm, am Ende des Paläozoi- We cher See) und 11.000 Jahre (Ulmener ichse kums, brachen entlang von Spalten l Maar Foto) alt. R 90 h Kieselsäure- und gasreichere Magmen e DEUTSCHLAND Es können zwei Typen von Vulkanen i auf, die z.T. aus größeren Spalten erup- n unterschieden werden: die relativ gasar- Rheinischer tierten und Decken aus verschweißten Schild men basaltischen Vulkane, die überall Ignimbriten bildeten. In einigen Ge- Böhmische Masse auf der Erde überwiegen, und die höher e n r p a t bieten entstanden zähflüssige intrusi- K a differenzierten trachytischen bis phono- L oi Don ve Staukuppen wie im Odenwald nörd- re au lithischen Vulkane. Zu den basaltischen lich von Heidelberg, in Rheinland-Pfalz Vulkanen gehören die Schlackenkegel 90 und im Saarland sowie in Sachsen, z.B. e n und die Maare. l p bei Meißen. Vulkanisches Gestein, das A 110 Pannonisches Becken bis zum Ende des Perms gefördert wur- Zentralmassiv Basaltische Vulkane de, wird als „alter Vulkanismus“ be- D Die Gesteine der Schlackenkegel sind i A p n

zeichnet. P e n a durchweg dunkle bis graue Basalte un- y n 110 r r e i i n n d Merkwürdigerweise gab es im Meso- ä e terschiedlicher Zusammensetzung. Ebro e n e zoikum in Mitteleuropa keinen nen- n n Schlackenkegel sind die häufigsten Vul- nenswerten Vulkanismus. Erst im Ter- kane der Erde und treten überwiegend tiär begann mit neuen Aktivitäten die Mittelmeer in Vulkanfeldern von etwa 30 bis 50 km Phase des „jungen Vulkanismus“, vor al- Durchmesser auf. In den quartären Vul- kanfeldern der West- und Osteifel sind viele Kegel noch erhalten und durch Mächtigkeit der Lithosphäre Front der Faltengebirge Erklärung der Farbflächen siehe (in km) zahlreiche Steinbrüche gut aufgeschlos- 0 250 500 km sen, die einen Blick bis ins Innerste der © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Autor: H.-U.Schmincke Maßstab 1:18500000 Kegel erlauben. Aus diesem Grund sind die Schlackenkegel der Eifel eingehend

60 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Relief, Boden und Wasser West- und Osteifel Quartäre Vulkanfelder

A 6 R A3 1 h e in Nordrhein- Burg- brohl Neuwieder Westfalen Neuwied Laacher See Becken Adenau Osteifel Kyll Koblenz n Mayen ah Ormont Westeifel L Rheinland-

A48 Nordsee Gerol- stein Mosel NL Gillenfeld Cochem D Bad Bertrich Bonn Pfalz B L F

0 10 20 km

© Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Autor: H.-U.Schmincke Maßstab 1:850000

untersucht worden und erlauben eine die untersten kühl abgelagerten Schich- detaillierte Rekonstruktion ihrer Ent- ten vor allem aus Nebengesteinsbro- Tertiärer phonolithischer Dom Hohentwiel (historische Abbildung nach M. Merian d. Ä.) stehungsgeschichte. Häufig bestehen cken und sind durch Wechselwirkungen

von Magma und Wasser entstanden. ckenkegel in der Eifel und in anderen Junge Vulkangebiete Deutschlands Diese embryonalen Maare werden über- Gebieten haben als Maare begonnen. ragt von den eigentlichen Vulkanke- DÄNEMARK geln, in denen häufig noch ein oder Wirtschaftliche Nutzung OSTSEE mehrere zentrale Kraterbereiche mit Der erste deutsche Vulkanist Rudolf

NORDSEE Zufuhrgängen aufgeschlossen sind. Die Erich Raspe erkannte um 1771, dass die

Kiel Kratermulden enthalten Tuffe von be- sechseckigen Steine im Basaltpflaster nachbarten jüngeren Vulkanen oder eis- seiner Heimatstadt Kassel aus Steinbrü- zeitliche Sedimente wie den Löss und chen im Habichtswald stammten und stellen so ein einzigartiges Dokument dass die dortigen Berge offensichtlich Hamburg Schwerin Müritz für die Umweltentwicklung dar. In die- erloschene Vulkane darstellten. Basalt- sen Schichten finden sich auch Kno- pflaster waren in ganz Deutschland ver- Bremen E lb H chen von Tieren der Vorzeit wie die des breitet, vor allem in den Mittelgebir- e a NIEDER- v POLEN

e

l Oder LANDE Mammuts oder des Hirsches, und gen, wo die älteren tertiären Vulkanrui-

r BERLIN manchmal zeigen die Knochen auch nen über Hunderte von Jahren abgebaut e s e Sp W re Spuren menschlicher Bearbeitung. und für Straßenpflaster oder Deichbe- Hannover Potsdam e

festigungen verwendet wurden, die po-

L a

Ems Magdeburg u Maare rösen quartären Lavagesteine der Eifel s

Elb i e t z R e h r Mehr oder weniger runde, manchmal auch als wertvolle Mühlsteine. Die wei- Meuse e S N in Harz a e a iß le e mit Wasser gefüllte und von einem cheren und durch die Umweltver- R Niederhessische Düsseldorf Senke niedrigen Wall umgebene Krater wer- schmutzung leicht verwitternden Bau- h Fulda Dresden Lausitz den Maare genannt und sind besonders steine aus Sandstein werden bei man- e Sieben- gebirge Erfurt im quartären Vulkanfeld der Westeifel chen Kirchen wie dem Kölner Dom We rra e i rg bi bekannt, wo sie eine touristische heute durch widerstandsfähigeren Basalt Hoch- ge n rz BELG. eifel Wester- E Hauptattraktion darstellen . Früher ersetzt. In den jungen Schlackenkegeln wald Rhön g L Osteifel Vogelsberg Heldburger abe hatte man gedacht, diese eigenartigen der Eifel werden die lockeren Schlacken West- Gangschar Wiesbaden eifel l r Krater seien durch Explosionen von in großem Maße abgebaut, um z.B. als se o Ober- M Mainz pfalz Kohlendioxid (CO ) entstanden, weil Unterbau von Tennisplätzen oder als a TSCHECHIEN 2 LUX. die Ablagerungen häufig vor allem aus Zuschlagstoffe für Bausteine Verwen-

Vltava b N zertrümmertem Nebengestein bestehen. dung zu finden. Vulkankegel oder her- e c Saarbrücken k (

a M e r Neuere Untersuchungen haben indes auspräparierte harte Schlote beleben o

l

d a

u gezeigt, dass Maare dann entstehen, viele Landschaften und bewirken eine )

n D o wenn aufsteigendes Magma auf oberflä- Steigerung ihrer ästhetischen Attrakti- in n FRANK- e Uracher a h Stuttgart u REICH R Tuffschlote chennahes Grundwasser trifft und die vität.

M o Ausdehnung des Dampfes die Zertrüm- s e Schwarz- l Inn l e Der große Ausbruch des Laa- wald merung des Nebengesteins bewirkt. nau München Vogesen Kaiser- Do cher See-Vulkans stuhl Chiemsee ÖSTER- Auch die frühere Annahme, die Maare Hegau REICH seien ein Zeichen für ausklingenden Der eindrucksvollste quartäre Vulkan Bodensee Vulkanismus, hat sich nicht bestätigt, der Eifel ist der explosiv ausgebrochene s ub e n Do r a l p denn Maare haben sich während der Laacher See-Vulkan, der ausschließlich J u SCHWEIZ A Rhein ganzen Zeit der Entwicklung der Vul- aus zersprengtem Magma besteht, das in quartäre Vulkan- tertiäre Vulkanfelder paläozoische alpine Fal- Verwer- kanfelder gebildet, werden aber wegen einem späten Frühjahr vor 12.900 Jah- felder der Eifel und kleinere quar- Schilde tengebirge fungen täre Vorkommen 025 50 75 100 km ihres Kranzes an Lockermaterial viel ren aus dem heute wassergefüllten gro- © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Autor: H.-U.Schmincke Maßstab 1: 6000000 leichter erodiert als die größeren basal- ßen Krater des Laacher See-Beckens ge- tischen Schlackenkegel. Viele Schla- fördert wurde. Die Aschenlagen Ǟ

61 Als in Deutschland die Berge noch Feuer spien Etwa 30 m mächtige Ablagerungen des Laacher See-Vulkans am Wingertsberg bei Mendig. Die nicht sichtbare Basis der Ablagerungen liegt noch etwa 10m tiefer. Untere, helle einspreng- lingsarme, phonolithische Tephraablagerungen (helle Aschenströme im rechten, unteren Bildteil) sind getrennt von den schräggeschichteten, grauen kristallreichen Ablagerungen durch drei ungefähr 50 cm mächtige Lagen aus gut sortierten Bimsen, die von dunklen Aschenbändern voneinander getrennt sind.

Asche – vulkanische Partikel unter 2 mm wasser reagiert, und dieses plötzlich in Durchmesser, unabhängig von ihrer Zu- Dampf umgewandelt. Das ausgeworfene sammensetzung Material, das den Ringwall bildet, ist kalt Basalt – graues bis schwarzes, feinkörni- und feucht abgelagert worden. Maare ges Vulkangestein. Beim Erkalten zieht können mit Wasser gefüllt sein. sich die Gesteinsschmelze zu säulenarti- Magma – Gesteinsschmelzen mit Tem- gen Strukturen zusammen (Säulenba- peraturen von ca. 700-1200 °C, die salt). überwiegend aus dem Erdmantel auf- Glutlawinen (pyroklastische Ströme) – steigen (Basaltmagma) mehrere hundert Grad heiße Mischun- Phonolith – grünliches bis hellgraues, gen aus vulkanischen Gasen, Magmafet- feinkörniges vulkanisches Gestein, das zen (Bims) und Kristallen, die als Dichte- hauptsächlich aus Alkali-Feldspat be-

ströme am Boden fließen (Ignimbrit) steht. SiO2-arme feldspatähnliche Mine- dieses Ereignisses sind in ganz Mitteleur- se, um die wichtigsten Stadien dieses Ignimbrit – erkaltete und unterschied- rale wie Hauyn ( Foto) sind diagnostisch opa nachweisbar und stellen den besten großen Ausbruchs rekonstruieren zu kön- für Phonolithe. lich stark verschweißte Ablagerungen stratigraphischen Leithorizont Mittel- nen ( Foto). von pyroklastischen Strömen. Ignimbrite Phreatomagmatismus – magmatische europas im Spätglazial dar . Das bei der Die Laacher See-Eruption gehört zu sind in vielen Ländern ein beliebtes Bau- Aktivitäten, die durch die Wechselwir- Eruption, deren Hauptphase nur wenige den am umfassendsten untersuchten pli- material wegen ihrer lebendigen Struk- kung von Magmen mit Grundwasser ge- Tage dauerte, herausgeschleuderte Mag- nianischen Eruptionen überhaupt. Der tur und leichten Bearbeitbarkeit. kennzeichnet sind mavolumen ist mit über 6 km³ größer als Ausbruch begann mit einer durch Intrusion – Gesteinsschmelze, die in die Sanidin – sehr kaliumreicher Alkali-Feld- das des gewaltigen Pinatubo-Ausbruchs Wechselwirkung des aufsteigenden obere Erdkruste eingedrungen ist spat (Philippinen) im Juni 1991. Auch wenn Magmas mit Grundwasser ausgelösten Lapilli – Partikel in vulkanischen Locker- Schlackenkegel – kleiner kegelförmiger viele Bimsgruben heute nicht mehr exis- phreatomagmatischen Initialphase in ablagerungen mit einem Durchmesser Vulkan, der aus lockeren bis verschweiß- tieren, gibt es noch genügend Aufschlüs- einem tief zerrütteten älteren Krater. von 2-64 mm ten Lavafetzen und Lapilli besteht Die feuchten Aschen bestehen daher Lava – wenn eine Gesteinsschmelze Tephra – vulkanische Partikel, unabhän- überwiegend aus stark zerkleinertem (Magma) an die Erdoberfläche tritt, wird gig von ihrem Durchmesser und ihrer Zu- Nebengestein. Die Druckwellen der Ini- sie Lava genannt. Der Begriff wird so- sammensetzung tialeruption zerstörten die Vegetation wohl für die fließende Gesteinsschmelze, Trachyt – feinkörnige, helle Vulkanite, bis in eine Entfernung von 3 km. In der wie auch für das erkaltete Gestein ver- die überwiegend aus Alkali-Feldspat be- wendet. stehen und keine SiO -armen Feldspat- ersten Hauptphase stieg eine Eruptions- 2 vertreter (Hauyne etc.) enthalten säule bis über 20 km hoch in die Stra- Maar – vulkanischer Krater, der entsteht, wenn aufdringendes Magma mit Grund- Tuff – verfestigte Asche tosphäre auf ( Foto); ihre Ablagerun- gen bilden den Unterbims. Diese erste große Phase endete mit einem ungeheu- ihrer Farbe von sehr weißen, hellen rungsmassen auf den primären Bimsen. ren Knall, bedingt durch den Einbruch Bimsen unten bis zu grauen, extrem Sie zeugen von den gewaltigen Auswir- Laacher See mit Abtei Maria Laach im der Magmakammerwände . Gleich- kristallreichen, dichten Bomben in den kungen der Eruption auf das Mittel- Vordergrund. zeitig verlagerte sich der Hauptkrater letzten Ablagerungen, die ebenfalls grö- rheingebiet. nach Norden. Während dieser Über- ßere Mengen an Tiefengesteinen von Ist der junge Vulkanismus in Mitteleuropa gangsphase entstanden durch Kollaps den bereits erstarrten Wänden der Mag- Aschenfächer des Laacher See-Vulkans der Eruptionssäule und Aschenfontänen makammer enthalten. Sie spiegeln die der Eifel erloschen? die am weitesten verbreiteten Glutla- Eruption einer kompositionell deutlich Man hatte früher geglaubt, der Vulka- Stockholm winenablagerungen. Die bei der Laacher geschichteten Magmasäule wider. Ge- nismus in der Eifel sei endgültig erlo- See-Eruption entstandenen Glutlawi- gen Ende der Eruption kollabierte der schen. Heute geht man davon aus, dass nen erreichten im Brohltal eine Mäch- temporäre äußerst instabile Tephra- der Oberflächenvulkanismus nur tigkeit von über 50 m ( Foto). In der damm an der Andernacher Pforte und schläft. Mit anderen Worten, auch in zweiten Hauptphase der Eruption wurde erzeugte starke Flutwellen, die noch Zukunft ist mit weiteren Vulkanausbrü- 0 ,5c m die zweite weit verbreitete Bims- und nördlich von Bonn nachweisbar sind, so chen in der Eifel zu rechnen. Die in der Aschendecke gefördert. Sie bildet dass das Rheintal in diesen Abschnitten Eifel entweichenden und wirtschaftlich den so genannten Oberbims der Bims- verwüstet wurde. genutzten großen Mengen an Kohlendi- 1c W m ei chsel steinindustrie im Neuwieder Becken. oxid, anschaulich am Ostrand des Laa- Berlin Warschau Durch die riesigen Ablagerungsmas- Klimaauswirkung der Laacher cher Sees zu besichtigen, zeigen, dass in 5cm Laacher See- Elbe sen wurde der Rhein überfrachtet . See-Eruption der Tiefe große Magmamengen schlum- Vulkan 10cm Bonn An der Andernacher Pforte bildete sich Das Laacher See-Magma war sehr mern, die eines Tages wieder an die Erd- ein Damm, hinter dem sich ein über schwefelreich, was sich z.B. an den be- oberfläche steigen können. 18 m tiefer See aufstaute. Während der kannten blauen Halbedelsteinen, den wiederum hochexplosiven Spätphase Hauynen, zeigt, die auffallendste Kris- München Rhein Donau der Eruption wurden vor allem in hori- tallphase in den Laacher See-Bimsen zontalen Druckwellen (base surges) sehr ( Foto). Die blaue Farbe rührt von dem dichte Lapilli abgelagert, die im Schwefelgehalt dieser Kristalle her. schlotnahen Bereich in einem Umkreis Während der Eruption wurden mehrere

Turin von etwa 4 km bis zu über 30 m mächti- Megatonnen Schwefeldioxid in die ge feucht und kühl abgelagerte Stratosphäre geblasen, was wahrschein- Tephraschichten bilden. Die vielen lich kurzfristig zu einer drastischen Ver- Explosionen der Spätphase entstanden schlechterung des Klimas geführt hat. 0 500 km Schichtmächtigkeit der wahrscheinlich, als die Magmakammer Nach der Laacher See-Eruption hat die Maßstab 1 : 20,5 Mio. Laacher See-Tephra zusammenbrach und Wasser in sie ein- Umlagerung der Aschenmassen mehre- strömte. re Jahrzehnte gedauert. In vielen tiefen Mikrofoto des blauen Halbedelsteins Hauyn, bei Sammlern begehrtes bekanntestes © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Autor: H.-U.Schmincke Die feinen Aschen und groben Bimse Gruben im Neuwieder Becken liegen Mineral des Laacher See-Phonoliths. zeigen eine bemerkenswerte Änderung bis zu über 20 m mächtige Umlage- Durchmesser des Bildes 1 cm.

62 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Relief, Boden und Wasser Wirtschaftlicher und touristi- scher Nutzen Schon die Römer haben vor 2000 Jah- ren im mittleren Neuwieder Becken die schwach verfestigten massigen, in der Eifel Trass genannten Ablagerungen von Glutlawinen unter Tage abgebaut und sie als Baumaterial verwendet. Im 18. Jh. und bis heute wird der Trass des Laacher See-Vulkans, aber auch der äl- terer ähnlicher Vulkane in der Osteifel, zermahlen und zu besonders kostbarem Zement mit besonderen hydraulischen Eigenschaften verarbeitet, da er unter Wasser bindet und daher für Brücken- Ulmener Maar, ca. 11.000 Jahre alt (Westeifel) bauten und Deichbauten in den Nieder- landen besonders geeignet ist. Seit Be- ginn des 20. Jhs. werden die lockeren Angesichts der fast völlig abgebauten Bimsablagerungen in großem Maßstab Bimsvorräte wurden sowohl in der abgebaut, in den letzten Jahrzehnten Osteifel wie in der Westeifel seit Ende mit großen Maschinen. Die daraus ge- der 1980er Jahre Pläne entwickelt, um fertigten Leichtbausteine isolieren gut das Vulkanerbe der Landschaft zu er- und werden über viele hundert Kilome- halten und langfristig für den Touris- ter weit transportiert. Material von mus nutzbar zu machen. Das größte schon durch Grundwassereinwirkung ze- derartige Vorhaben ist die Vulkanpark mentierten massigen älteren Trassabla- GmbH, in der sowohl vulkanische wie gerungen (z.B. Ettringer Tuffstein) fin- auch archäologische Kleinode der det man als Fassadenverkleidung vieler Osteifel für Besucher aufbereitet wer- Bahnhöfe von Hamburg über Frank- den. Ein dichtes Netz von Schautafeln, furt a.M. bis Berlin. Fein zerriebener Wanderwegen, Museen und Informati- Bims wird auch zu vielen anderen Zwe- onszentren bietet einen umfassenden cken in Industrie und Alltag verwendet, Einblick in die einmalige Vulkanland- z.B. als Katzenstreu. schaft.

Montage der Eruptionssäule der Pinatuboeruption vom 15.6.1991 über dem Laacher See Ablagerungen des Laacher See-Vulkans

Sieg Ignimbrite > 1m Prä-eruptives Magma-Reservoir des Laacher See-Vulkans Schichtmächtigkeit der Bonn Laacher See-Tephra Vereinfachtes Modell ungefährer Verlauf des aufgestauten Sees R vermutete Verbreitung h von Flutwellenablage- e ied in W rungen Tephradamm Schlotbereich

4 Sinzig ch Phonolith- nba Say Magma, 2 2 Andernacher Pforte kristallarm, Feldspat- stärker ach kumulate Brohlb starke diffenziert 1 ca. 4-6km Tiefe Laacher See- chemisch/ Vulkan mineralogische N Zonierung et chemische te Lahn m mafisch Sprungschicht 8 phonoli- 3 4m Koblenz thisches Mayen Magma, kristallreich 2m

1 Konvektion, Umverteilung und Absaigern von 3 kristallreiche untere Teile der Magmasäule Kristallen 4 hochdifferenzierte, volatilenreiche (überwiegend 2 Magma und Kristalle, zum Top des Magma- H O) Schmelze im Dachbereich 2 R reservoirs aufsteigend he Mosel in 1m © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Autor: H.-U.Schmincke

0 5 10 km

Maßstab 1: 700000

© Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Autor: H.-U.Schmincke

63 Als in Deutschland die Berge noch Feuer spien