Kunstinstallation Mit Mini-Domen
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REGENSBURGER BISTUMSBLATT 88. Jg. 21./22. September 2019 / Nr. 38 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 2,10 Euro, 2063 „Synodaler Weg“: Brasiliens Oberhirte Offenes Ohr für einen Gegenwind aus Rom wird 70 Jahre alt Sack voller Probleme Der von Bischöfen und Laien geplan- Odilo Scherer (Foto: imago/Zuma- Markus Brunner (Foto: Lukesch) te „synodale Weg“ stößt im Vatikan Press) zählt zu den ein ussreichsten ist ein Pastoralreferent mit be- auf Vorbehalte. Kardinal Reinhard Kirchenmännern Amerikas. Als sonderen Aufgaben. Als Gefange- Marx (Foto: KNA) hat die Kritik Erzbischof von São Paulo bringt er nenseelsorger wirkt er in den Jus- an dem Prozess jedoch zurück- Licht in die Elendsviertel Brasi- tizvollzugsanstalten Weiden und gewiesen. Seite 4, II liens. Seite 5 Amberg. Seite I Vor allem … Liebe Leserin, Kunstinstallation lieber Leser ass ein Zuviel gefährlich ist, mit Mini-Domen Dselbst ein Zuviel des ver- meintlich Guten, zeigt sich an der Kathedrale Saint Pierre in nlässlich der Vollendung der Regens- Beauvais. Sie sollte einmal die Aburger Domtürme vor 150 Jahren hat größte Kirche der Welt werden der Künstler Ottmar Hörl aus Nürnberg (Seite 17). den Dom geschrumpft und in Plastik Stattdessen stürzte der Bau gießen lassen. Als 180-fache Mini-Version im Mittelalter ein und erlebte 1573, nachdem er vier Jahre das steht er nun noch bis 29. September in höchste Gebäude gewesen war, einem Hochregal auf dem Regensburger eine erneute Katastrophe. Heute Neupfarrplatz. Seite VI weist die Kathedrale immerhin das höchste Kirchengewölbe auf, sieht aber von außen aus wie der verkörperte Turmbau zu Babel und die steingewordene Bot- schaft des Märchens vom Fischer und seiner Frau. Übertriebene Forderungen, Er- wartungen, Ansprüche: Das geht leicht schief. Den deutschen Bischöfen ist zu wünschen, dass es ihnen mit ihrem „synodalen Weg“ nicht ähnlich ergeht. Es mehren sich Stimmen, die vor Anmaßung gegenüber der Welt- kirche warnen (Seite 4). Dass sich Papst Franziskus in seinem Brief vorab an das ganze pilgernde Gottesvolk in Deutsch- land gewandt hat (und nicht etwa nur an die Bischöfe), war überraschend. Seine Bitte, Kir- che „nicht auf eine erleuchtete Gruppe“ zu reduzieren, ermutigt und gibt Stoff zum Nachdenken. Wen meint er eigentlich damit? Ihr Johannes Müller, Chefredakteur Foto: Lukesch 2 THEMA DER WOCHE 21./22. September 2019 / Nr. 38 ein ganz normaler Seelsorger. Nur: Er ist immer unterwegs. In drei Jah- ren sei er gut 160 000 Kilometer ge- Ein Rundgang fahren, rechnet Ellinghaus vor, dazu über den noch ungezählte Bahnfahrten und Festplatz, Flüge. Auf gut 120 Hotelübernach- Gespräche mit tungen kommt er im Jahr. den Schaustel- Trauergespräche kennt der Pfar- lern, eine Runde rer natürlich auch. Nur der Ort ist mit dem Riesen- oft ungewöhnlich: eine Raststätte rad, Besuch einer an der Autobahn. Denn Ellinghaus Zirkusvorstellung: versucht, wenn es nur irgend geht, Das gehört für bei den Trauernden zu sein. Sein Pfarrer Ellinghaus Weg lasse sich über seine Posts bei zur Aufgabe eines Facebook genau verfolgen; für ein Schausteller-Seel- Gespräch fährt er den Trauernden sorgers dazu. entgegen und die ihm. Auf halber „Achtung zeigen Strecke folgt dann das Treffen an der vor ihrer Arbeit“, Autobahn. nennt er das. Enge Familienbande SEELSORGER BEIM OKTOBERFEST „Die Schausteller leben in star- ken und engen Familienverbünden. Man bleibt auch im Alter möglichst lange dabei, versucht das Altenheim zu vermeiden“, sagt Ellinghaus. Immer unterwegs „Wenn jemand stirbt, ist die Trauer immer sehr groß.“ Wie der Wunsch nach dem Pfarrer. Ihrem eigenen Sascha Ellinghaus betreut Artisten und Schausteller Pfarrer, dem Schaustellerseelsorger. Der kann das gut verstehen. „Sie Pfarrer Sascha Ellinghaus hat ei- Eine Taufe? Schon mal auf der unterwegs, zwischen einem Volks- sind doch immer unterwegs und gentlich keinen festen Wohnsitz. Fläche beim Autoscooter. Erstkom- fest in Berchtesgaden und einem immer an einem anderen Ort. Die Wie seine Gemeinde: die Schau- munion? Schon mal im Sand der Zirkus in Kiel. Heimat ist immer da, wo gerade der steller in ganz Deutschland. Von Manege. Sascha Ellinghaus kennt Er tauft Kinder und Erwachse- Wohnwagen steht.“ Da sollte we- der Bischofskonferenz ist er für sie das. Der Pfarrer aus Hagen in West- ne, führt Kinder zur Erstkommu- nigstens die Seelsorge Beständigkeit mit der Seelsorge beaufragt und falen arbeitet als Zirkus- und Schau- nion, traut junge Paare, segnet neue vermitteln, durch den nur für sie reist ihnen hinterher. In diesen Ta- stellerseelsorger. Seit fünf Jahren ist Wohnwagen und neue Fahrgeschäf- zuständigen Pfarrer. „Das versuchen gen ist er auf dem Münchner Ok- er zwischen dem „Öcher Bend“ in te, ob „Krake“ oder Achterbahn. Sa- wir anzubieten und zu gewährleis- toberfest „im Einsatz“. Aachen und der Kirmes in Zwickau kramente spenden und segnen – wie ten.“ Auch im Trauerfall. Katholischer Gottesdienst mit Pfarrer Sascha Ellinghaus in einem Zelt auf dem Münchner Oktoberfest 2018. Fotos: KNA (4) 21./22. September 2019 / Nr. 38 THEMA DER WOCHE 3 den Festplatz, Gespräche führen, mal mit dem Riesenrad fahren, sich mal in eine Zirkusvorstellung set- zen. „Achtung zeigen vor ihrer Ar- beit“, nennt er das. Ellinghaus weiß schließlich, wieviel Arbeit hinter der „Glitzerwelt“ steckt. Immer unterwegs und viel Arbeit, die meisten Volksfeste am Wochen- ende – ein normales kirchliches Le- ben mit dem Gottesdienstbesuch am Sonntag hätten Schausteller noch nie führen können, sagt der Pfarrer. „Aber sie leben sehr tradi tionsverbunden, und das gilt auch für ihr Verhältnis zu Glauben und Kirche.“ Deshalb sei es ihnen so wichtig, dass der Pfarrer gerade zu den großen Ereignissen des Lebens bei ihnen sei. „Die feiern sie am liebsten auf dem Kirmesplatz, um die Kirche am Ort ihres Lebens Kommunionausteilung im Festzelt. zu haben.“ Für Ellinghaus ist das kein Pro- blem. Er hat in seinem Transporter Natürlich gehe der Betrieb im alles dabei. Gewänder, Altardecken, Zirkus und beim Fahrgeschäft wei- Kreuze, Leuchter, Osterkerze, E- ter. „Die Schausteller erbringen wie Piano. „Dieser Ort soll wirklich immer ihre Leistung, weil draußen eine sakrale Atmosphäre haben, Menschen stehen, die unterhalten ein Kirch-Ort sein.“ Das sei auch werden wollen.“ Erst nachher sei den Schaustellern wichtig. Ihre Ar- Zeit zum Nachdenken und für die beitswelt sei ja kaum getrennt vom Trauer. „Genau da setzt dann unsere privaten Leben. „Da finden sie es Seelsorge an. Nicht an den bunten sehr schön, dass sie genau dort auch Fassaden von Geisterbahn oder Au- ihren Glauben leben und die Sakra- toscooter, im Glitzerlicht der Mane- mente empfangen können.“ Seelsorger bei einem Spitzenzirkus: Pfarrer Sascha Ellinghaus nach einer Taufe ge. Sondern bei den Menschen, die Franz Josef Scheeben beim Zirkus Roncalli in Köln. Links Direktor Bernhard Paul. Foto: kath-css dahinter stehen und für dieses Un- terhaltungsevent arbeiten.“ Info Mit vielen befreundet Dass er unter Zirkusleuten und Schaustellern inzwischen gut be- Pünktlich zur „Wiesn“: Hofbräuhaus mit neuer Schankanlage kannt und mit vielen gut befreundet ist, macht ihm die Arbeit leichter. Das weltweit bekannteste Volksfest stellt. Gespeist wird sie aus einem der Sascha Ellinghaus lebt in Hagen Deutschlands – das Oktoberfest – modernsten Biertankkeller, der 48 000 („Ganz nah an einer Autobahnauf- erwartet vom 21. September bis 6. Liter vorhält. Von hier aus werden fünf fahrt!“). Sein Büro hat er in Bonn bei Oktober wieder hunderttausende Schenken versorgt. Damit das Bier der Bischofskonferenz. Aber übers Besucher aus aller Welt. Pünktlich noch frischer zum Gast kommt, wur- Jahr lebt er meist auf Zirkusplätzen, zur „Wiesn“ hat das Münchner Hof- den über 850 000 Euro investiert. Volksfesten und Weihnachtsmärk- bräuhaus einer neue, hochmoderne Dass der Staat eine eigene Brauerei ten, oft auf der Autobahn. Schankanlage. betreibt, hat mit Herzog Wilhelm V. zu Wo ist seine eigene Heimat? Als „In München steht ein Hofbräuhaus – tun. Der Wittelsbacher, „der Fromme“ Kind hat er in Hessen und im Ruhr- oans, zwoa, gsuffa!“ heißt es in einem genannt, förderte nicht nur die katho- gebiet gelebt, in Hagen sein Abi- Trinklied aus den 1930er Jahren. Wenn lische Kirche, indem er mit Sankt Mi- tur gemacht, dann Theo logie stu- die Blasmusik „Ein Prosit der Gemüt- chael in München das größte Renais- diert. 1998 wurde er in Paderborn lichkeit“ intoniert, dann heben Einhei- sancegotteshaus nördlich der Alpen zum Priester geweiht. Zuletzt war mische und Gäste ihre Maßkrüge und errichten ließ. Auch das leibliche Wohl er Leitender Pfarrer in Dortmund prosten einander zu. So ein Schluck lag ihm am Herzen. Weil der zuneh- und betreute fünf Gemeinden. Die kühler Gerstensaft ist eine erfrischen- mende Bierkonsum am Hofe ins Geld Schaustellerseelsorge hatte er dane- de Sache, völkerverbindend zudem. ging, ließ er 1589 aus Spargründen das ben schon seit 2002 ehrenamtlich Seit mehr als 400 Jahren wird im Staat- Hofbräuhaus errichten, um eigenes Das Hofbräuhaus in München. unterstützt. lichen Hofbräuhaus bayerische Gemüt- Bier zu brauen. Seit 2014 leitet er nun hauptamt- lichkeit gepflegt. Das Haus am Platzl 2018 zählte das berühmteste Wirtshaus Jedes Jahr am Heiligen Abend lädt üb- lich das Referat Zirkus- und Schau- mit seinem prägnanten Erker ist jedoch der Welt rund 1,6 Millionen Besucher, rigens der Katholische Männerfürsor- stellerseelsorge der Bischofskonfe- jünger. Es entstand Ende des 19. Jahr- die 1,65 Millionen Liter Bier tranken. geverein in den großen Festsaal des renz. Immer noch eine spannende