Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis

Auftraggeber: Landkreis Tirschenreuth vertreten durch Herrn Landrat Wolfgang Lippert Mähringer Straße 7 95643 Tirschenreuth

Auftragnehmer: Institut für angewandte Geoinformatik und Raumanalysen e.V. (AGIRA e.V.) vertreten durch Prof. Dr.-Ing. Lothar Koppers und Prof. Dr.-Ing. Holger Baumann Basilikaplatz 3 95652

Autoren: Prof. Dr. Ing.-Lothar Koppers Dipl.-Geogr. Roland Scholz M.A. Martin Maier cand. Geogr. Bianca Franz

Stand: Januar 2011 Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth II

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth III

VORWORT

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Seniorenpolitik – eine der zentralen Zukunftsaufgaben im Landkreis Tirschenreuth

Die Dynamik des demographischen Wandels in der Bevölkerungsentwicklung stellt die Gesellschaft in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen.

Den Lebensabend zu Hause in den eigenen vier Wänden und in gewohnter Umgebung verbringen, auch wenn wir womöglich pflegebedürftig und auf Versorgung und Betreuung angewiesen sind, wer von uns möchte das nicht?! Hierzu sind vielfältige Versorgungsstrukturen notwendig; es gilt Lebensräume und Lebensbedingungen zu schaffen, die es älteren Menschen ermöglichen, nach ihren individuellen Vorstellungen und Möglichkeiten ein zufriedenstellendes und weitgehend selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Ausgehend von diesem Grundgedanken hat der Landkreis Tirschenreuth nach einer umfassenden Bestandsaufnahme der dafür maßgeblichen Strukturen das „1. Seniorenpolitische Gesamtkonzept“ vom Institut für angewandte Geoinformatik und Raumanalysen e. V. (AGIRA), Waldsassen, erstellen lassen.

Es waren hierzu 2010 umfangreiche Vorarbeiten, Bestandsaufnahmen und Analysen, Bürgerbefragungen und Workshops erforderlich. Eingebunden wurden auch die verschiedenen politischen Gremien, wie Kreistag, Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Senioren, die Bürgermeister und Verwaltungen der Städte, Märkte und Gemeinden und insbesondere auch die in allen Kommunen vorhandenen örtlichen Seniorenbeauftragten.

Ich möchte allen ganz herzlich danken, die dazu beigetragen haben, die Inhalte und Aussagen dieses Konzeptes auf eine breite fachliche und auch politische Basis zu stellen. Besonders möchte ich Herrn Prof. Dr.-Ing. Lothar Koppers vom Institut AGIRA für die gute Zusammenarbeit danken; hervorheben möchte ich auch die hervorragende fachliche Begleitung des Konzeptes durch den Kreisseniorenbeauftragten, Herrn Ludwig Spreitzer, und durch Herrn Walter Brucker von der Seniorenfachstelle im Landratsamt. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth IV

Gegliedert nach Handlungsfeldern enthält das Konzept nunmehr Empfehlungen und Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, die Strukturen für einen seniorengerechten Landkreis Tirschenreuth zu stabilisieren, noch weiter auszubauen und zu verbessern.

Mein Appell richtet sich nunmehr an alle Verantwortlichen auf Landkreisebene und in unseren Gemeinden, an die Bürgermeister und an die Entscheidungsträger in den Verbänden, den Einrichtungen und auch in der ehrenamtlichen Seniorenarbeit, die vielfältigen Ideen und Vorschläge dieses Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes umzusetzen, um den älteren Menschen in der Mitte unserer Gesellschaft einen angemessenen Platz einzuräumen.

Tirschenreuth, im Januar 2011

Ihr

Wolfgang Lippert

Landrat

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth V

Sehr geehrte Damen und Herren!

Als im Jahre 1774 der Preußenkönig Friedrich II., also der „alte Fritz“, dem Philosophen Immanuel Kant zu seinem 50. Geburtstag gratulierte, tat der dies mit der Anrede: „Verehrungswürdiger Greis“. 50 Jahre und ein Greis? Jedenfalls eine Seltenheit damals im 18. Jahrhundert bei einer Lebenserwartung von nur gut 30 Jahren.

Dank des medizinischen Fortschritts, einer gesunden Ernährung und einer immer geringer werdenden körperlichen Belastung hat sich die Lebenserwartung bis heute bei Frauen auf 84 und bei Männern auf 79 Jahre beachtlich erhöht. Wenn man zudem weiß, dass etwa ein heute 70-Jähriger den Fitnessstand eines 50- Jährigen aus dem Jahr 1960 erreicht, dann kann man anhand dieser frappierenden Zahlen gut ermessen, welche Bedeutung heute die älteren Menschen für die Gesellschaft an sich haben, aber auch welchen Stellenwert jede einzelne Seniorin oder jeder einzelne Senior für die Gesellschaft besitzt.

Dieser Aspekt des demographischen Wandels wird momentan viel zu wenig beachtet. Sicher, es wird heute schon viel für die ältere Generation getan, durch staatliche und private Einrichtungen, vor allem jedoch auch durch Ehrenamtliche. Man hat die Heterogenität im Alter erkannt und folgerichtig die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung. Es gibt eben neben den gebrechlichen/pflegebedürftigen älteren Menschen auch viele Rüstige und schließlich die sog. „jungen Alten“, die oft noch stark belastbar sind und noch viel Eigenpotential besitzen. Man hat zudem den Vorrang der Selbstbestimmung und der Selbsthilfe im Alter erkannt und sucht diesem Anspruch neuerdings mehr und mehr gerecht zu werden. Dies geschieht freilich oft in zahlreichen, durchaus löblichen Einzelaktionen. Es gilt allerdings, die Seniorenarbeit insgesamt und in einer Gesamtschau zu sehen – und trotzdem spezifisch für unseren ländlichen Raum mit sogar lokalen Aspekten. So wurde nun vor ca. einem Jahr in dankenswerter Weise durch den Kreistag Tirschenreuth beschlossen, dass dies nur im Rahmen eines „Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts für den Landkreis Tirschenreuth“ geschehen kann

Nur ein solch spezielles Konzept für unseren Landkreis konnte etwa die Fragen der Zukunft in der Seniorenarbeit gesichert analysieren, abklären und letztlich auch Perspektiven aufzeigen. Viele, z.T. überraschende Ergebnisse tauchten auf, etwa die zu den seniorengerechten Wohnverhältnissen im Landkreis. Interessant auch die Zahlen zur ärztlichen Versorgung und wie diese zukünftig aussehen wird. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth VI

Die Fragen der verkehrsmäßigen Versorgung erwiesen sich als nicht unproblematisch, ebenso die der Grunddaseinsfunktionen oder die Möglichkeiten der Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Angebot im Landkreis.

Die beauftragte Firma AGIRA hat - aus meiner Sicht - diese Aufgabe der Erstellung eines Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts mit Bravour und termingerecht gelöst, die Menschen vor Ort mit eingebunden und das Ergebnis transparent dargestellt. Dafür gilt Dank und Anerkennung. Diesen Dank möchte ich aber auch unseren Seniorenbeauftragten in den einzelnen Gemeinden draußen zollen. Sie haben eine exzellente Vorarbeit geleistet, ebenso wie Herr Walter Brucker, der Leiter der Seniorenfachstelle am Landratsamt.

Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen, es ist zukunftsweisend!

Waldsassen, im Januar 2011

Ludwig Spreitzer

Bezirkstagsvizepräsident a.D.

Seniorenbeauftragter des Landkreises Tirschenreuth

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth VII

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT ...... III

I. EINFÜHRUNG ...... 1 1. Demographischer Wandel ...... 1 2. Seniorenpolitik im Landkreis Tirschenreuth ...... 2

II. DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG ...... 4 1. Entwicklung im Landkreis Tirschenreuth...... 4 2. Entwicklungen in den Teilräumen ...... 5 2.1 Bevölkerungsentwicklung ...... 6 2.2 Altersstruktur ...... 8 2.3 Geschlechtersymmetrie ...... 12 3. Zwischenfazit „Demographische Entwicklung“ ...... 13

III. SOZIODEMOGRAPHISCHE SITUATION ...... 14 1. Allgemeine Analyse ...... 15 2. Einkommenssituation ...... 23 3. Bildung ...... 27 4. Wohnraum und Haushaltsformen ...... 30 5. Wohnen und Wohnumfeld ...... 32 6. Gesundheit ...... 37 7. Mobilität ...... 40 8. Ethnien ...... 42 9. Lebenssituation und Politikinteresse ...... 42 10. Zwischenfazit „Soziodemographische Situation“ ...... 45

IV. RESSOURCEN UND BEDARFE ...... 46 1. Pflegeangebote und Gesundheitsvorsorge ...... 46 1.1 Ambulante Versorgung ...... 47 1.2 Stationäre Einrichtungen ...... 49 1.3 Mischformen ...... 52 1.4 Betreutes Wohnen ...... 52 1.5 Offene Altenhilfe ...... 53 1.6 Ärzte und Apotheken ...... 53 1.7 Entwicklung des Pflegebedarfs im Landkreis Tirschenreuth ...... 58 1.8 Zwischenfazit „Pflegeangebote und Gesundheitsvorsorge“ ...... 60 2. Versorgungsangebote...... 62 2.1 Lebensmittel des täglichen/wöchentlichen Bedarfs ...... 62 2.2 Banken und Sparkassen ...... 64 2.3 Postniederlassungen und Briefkästen ...... 65 2.4 Gaststätten ...... 65 2.5 Mobile Versorgungsformen ...... 65 2.6 Tankstellen ...... 67 2.7 Zwischenfazit „Versorgungsangebote“ ...... 67 Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth VIII

3. Verkehrsinfrastruktur...... 68 3.1 Öffentlicher Personen-Nahverkehr ...... 68 3.2 Fahrdienste ...... 71 3.3 Zwischenfazit „Verkehrsinfrastruktur“ ...... 71 4. Aktivitäten von und für Senioren ...... 72 4.1 Freizeitgestaltung ...... 72 4.2 Altenclubs und Seniorenveranstaltungen ...... 72 4.3 Selbsthilfegruppen ...... 73 4.4 Zwischenfazit „Aktivitäten von und für Senioren“ ...... 73 5. Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements ...... 74 5.1 Koordination des ehrenamtlichen Engagements ...... 74 5.2 Selbsthilfekontaktstellen ...... 75 5.3 Seniorenbeauftragte ...... 75 5.4 Zwischenfazit „Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements“ ...... 75

V. SENIORENPOLITISCHE LEITLINIEN ...... 76

VI. HANDLUNGSFELDER MIT ZIELSETZUNGEN UND MAßNAHMEN ...... 78 1. Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung ...... 79 1.1 Barrierefrei oder barrierearme Umwelt ...... 79 1.2 Nahversorgung ...... 80 1.3 Medizinische Versorgung ...... 84 1.4 Mobilität im Alter ...... 85 1.5 Zielsetzung und Maßnahmen ...... 86 2. Wohnen zu Hause ...... 88 2.1 Barrierefreies und behindertengerechtes Wohnen/Bauen ...... 88 2.2 Versorgung und Pflege in den eigenen vier Wänden ...... 89 2.3 Familiäre Ressourcen ...... 92 2.4 Alternative Wohnformen ...... 94 2.5 Zielsetzung und Maßnahmen ...... 94 3. Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit ...... 96 4. Präventive Angebote...... 100 5. Gesellschaftliche Teilhabe ...... 102 6. Bürgerschaftliches Engagement für und von Senioren ...... 109 7. Betreuung und Pflege ...... 113 8. Unterstützung pflegender Angehöriger ...... 115 9. Angebote für besondere Zielgruppen ...... 116 10. Kooperations- und Vernetzungsstrukturen...... 117 11. Hospiz- und Palliativversorgung ...... 118 12. Handlungsfelder für Kommunen ...... 119

VII. AUSBLICK ...... 131

VIII. QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS ...... 133

IX. ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS ...... 136 Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 1

I. EINFÜHRUNG

Geburtenrückgang, Alterung und abnehmende Bevölkerung sind in den letzten Jahren zu Recht in das Zentrum der öffentlichen Debatte gerückt. Diskutiert werden dabei vor allem die Folgen für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme. Die sinkende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und die gleichzeitig steigende Zahl an älteren Bevölkerungsgruppen verschieben den demographischen Rahmen in bisher nicht gekannter Art und Weise. Haben sich Zahl und Struktur der Einwoh- ner in Deutschland auch in den letzten Jahrzehnten schon deutlich verändert, wird sich dieser als schleichend empfundene Strukturbruch in den nächsten Jahren deutlich beschleunigen.1 Zusammen mit der Erhöhung der Lebenserwartung nimmt die zukünftige Alterspyramide immer mehr die Form einer Urne an.2

1. Demographischer Wandel

Ganz allgemein bezeichnet der demographische Wandel die Veränderung einer Bevölkerung nach Zahl und Struktur. Er umfasst dabei unterschiedliche Prozesse3:

 Die Veränderung der Bevölkerungszahl,

 die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung und

 die Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung nach Geschlecht („Geschlechtersymmetrie“).

„Die wesentlichen Einflussfaktoren auf die genannten Prozesse sind das Wanderungsgeschehen, d. h. Zu- und Abwanderungen, und die natürliche Bevölkerungsbewegung, d. h. Geburten und Sterbefälle. Darüber hinaus spielen gesellschaftliche Trends (z. B. Individualisierung) und der medizinisch-technische Fortschritt (z. B. hinsichtlich der Lebenserwartung) eine Rolle.“ Schließlich hat der demographische Wandel auch eine räumliche Dimension, da die einzelnen Faktoren je nach räumlicher Einheit – Stadt oder Gemeinde, Landkreis, Region, Bundesland – anders ausgeprägt sein können.4

1 Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hg.): Demografischer Wandel in Deutschland. Heft 1. 2007. S. 3. 2 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.): Bayern in Zahlen 4. 2007. S. 135, 139. 3 http://www.regierung.oberpfalz.bayern.de/wfs/dw_opf/worum_gehts.php (31.02.2011). 4 ebd.. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 2

2. Seniorenpolitik im Landkreis Tirschenreuth (vom Leiter der Seniorenfachstelle Walter Brucker)

Der demographische Wandel, oftmals auf die einfache Formel gebracht „wir werden weniger, bunter und älter“, konfrontiert uns mit gesellschaftlichen Herausforderungen, die nahezu alle Politikbereiche betreffen. Infolgedessen bedarf es insbesondere in den Kommunen neuer (Politik-)Konzepte, denn die Folgen der Alterung der Gesellschaft sind spürbar und deutlich: Es geht um die Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge, um die Sicherung von Lebensqualität für alle Generationen. Vor allem in der Seniorenpolitik und in der Engagementpolitik sind neue Handlungskonzepte erforderlich; ohne die Einbeziehung der Potentiale älterer Menschen und des bürgerschaftlichen Engagements sind in vielen Bereichen die Herausforderungen des demographischen Wandels nicht zu bewältigen.

Der Landkreis Tirschenreuth stellt sich diesen Herausforderungen schon seit einigen Jahren. Die Weichen für einen Paradigmenwechsel von der traditionellen Altenhilfepolitik hin zu einer umfassenden Seniorenpolitik, die sowohl die Potentiale und Ressourcen als auch den Hilfe- und Unterstützungsbedarf von Seniorinnen und Senioren berücksichtigt, wurden bereits 2007 gestellt.

Um die Verstärkung künftiger Seniorenarbeit zu verdeutlichen, wurde mit Wirkung vom 01.01.2007 ein eigenständiges Sachgebiet geschaffen; in dieser Seniorenfachstelle sind alle wesentlichen Bereiche, die unter anderem auch vorrangig die ältere Generation betreffen, zusammengefasst. Diese Seniorenfachstelle bündelt und koordiniert als neutrale Beratungsstelle alle seniorenpolitischen Aufgabenfelder. Seitdem wird verstärkt zur Seniorenarbeit auch Öffentlichkeitsarbeit betrieben.

In einem eigenen Seniorenwegweiser wurde erstmals im Jahr 2007 in Form eines Ratgebers für die ältere Generation und deren Angehörige ein umfassender Überblick gegeben, was es im Landkreis Tirschenreuth an Beratung, Information, gesetzlichen Leistungen und Vergünstigungen, stationären und ambulanten Hilfen, aber auch an Freizeit- und Bildungsmöglichkeiten für die Seniorinnen und Senioren gibt. Diese Broschüre wird auch laufend aktualisiert.

Breiten Raum nahm 2007 und 2008 auch die Erarbeitung und Fortschreibung des Pflegebedarfsplanes für den Landkreis Tirschenreuth mit einer detaillierten Bedarfsanalyse für die gesamte Pflegeinfrastruktur ein.

Um das politische Handeln in der künftigen Seniorenpolitik zu unterstreichen, wurde im April 2008 aus der Mitte des Kreistages Ludwig Spreitzer als „Kreisseniorenbeauftragter“ bestellt. Auch die Bürgermeister und die Kommunen wurden sehr schnell in diese „Intensivierung der Seniorenarbeit“ mit eingebunden. So konnten bis Ende 2008 in allen 26 Städten, Märkten und Gemeinden eigene Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 3

örtliche Seniorenvertreter/-innen bzw. Seniorenbeauftragte initiiert werden. Der buntgemischte Personenkreis bildet zwischenzeitlich für den Landkreis eine Art „Seniorenbeirat“, der das gesamte seniorenpolitische Handeln begleitet. Zusammen mit dem Kreisseniorenbeauftragten wird von der Seniorenfachstelle zwischenzeitlich ein umfangreiches Jahresprogramm angeboten.

Es finden regelmäßig Quartalstreffen in den verschiedenen Gemeinden mit Fachvorträgen und Erfahrungsaustausch, Informationsveranstaltungen, aber auch Fahrten und Besichtigungen statt. Besonders Wert wird darauf gelegt, dass sämtliche Angebote und Aktivitäten auch von den örtlichen Seniorenbeauftragten in ihren Städten, Märkten und Gemeinden „übernommen“ werden können (sog. Multiplikatorenwirkung).

Es wird insoweit auch zwischen allen Verantwortlichen in der Seniorenarbeit eine breite Vernetzungsarbeit geleistet. Gerade das gesellschaftliche Potential unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, der reiche Erfahrungsschatz und das soziale ehrenamtliche Engagement dieser immer größer werdenden Gruppe kann so zur Bereicherung des öffentlichen Lebens unserer Städte, Märkte und Gemeinden des Landkreises Tirschenreuth beitragen.

In den letzten Jahren wurde die Seniorenarbeit im Landkreis bereits stark verändert, deutlich ausgebaut und erweitert. Mit der Erstellung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes konkretisiert nun der Landkreis die eingeschlagene Richtung und durchleuchtet alle zukunftsorientierten und relevanten Handlungsfelder in der gesamten Seniorenpolitik, gerade auch vor dem Hintergrund der demographischen Veränderungen.

Für die Erstellung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes wurde während des gesamten Jahres sehr viel Aufwand betrieben. Eingebunden waren die Landkreisgremien, die Bürgermeister, die Städte, Märkte und Gemeinden, verschiedene Träger und Wohlfahrtsverbände und im besonderen Maße unsere Seniorenbeauftragten. Auch von der Seniorenfachstelle ein großes Dankeschön an alle Verantwortlichen, die zur Erstellung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes beigetragen haben.

Nun gilt es, dieses Seniorenpolitische Gesamtkonzept mit „Leben zu erfüllen“ und die Handlungsempfehlungen und Vorschläge in den verschiedenen Bereichen und Lebensräumen aufzugreifen und umzusetzen, damit das zentrale Ziel erreicht werden kann, nämlich die Lebensbedingungen und die Bedürfnisse der älteren Generation so zu gestalten, dass sie möglichst lange im vertrauten Wohnumfeld leben können.

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 4

II. DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG 1. Entwicklung im Landkreis Tirschenreuth

Betrachtet man den Landkreis, lässt sich im direkten Vergleich der Jahre 2010 und 2025 eine massive Veränderung der Altersstruktur erkennen (Abb. II. 1).

Alter Alter

Einwohner Einwohner

Quelle: Stiftung Bertelsmann (30.06.2009) Abb. II. 1: Bevölkerungspyramide im Landkreis Tirschenreuth 2010 - 2025

Den steigenden Anteil der älteren Bevölkerung und der Rückgang bei der jüngeren macht Abb. II. 2 deutlich.

-15,2% -21,3% -30,4% -38,1% -42,1% -27,9% -24,8%

2,5% 11,7% 64,6%

Quelle: Stiftung Bertelsmann (30.06.2009) Abb. II. 2: Relative Altersentwicklung im Landkreis Tirschenreuth 2006 - 2025

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 5

Infolge dieser Entwicklungen steigt das Durchschnittsalter im Landkreis Tirschenreuth von ca. 44 Jahren im Jahre 2010 auf knapp über 48 Jahre im Jahre 2025.5

Betrachtet man nur die natürliche Bevölkerungsentwicklung, so wird die Bevölkerung zwischen 2010 und 2025 um rund 8% schrumpfen. Durch den verstärkenden Effekt der Abwanderung wird der Bevölkerungsrückgang im Landkreis bei über 9% liegen.6

2. Entwicklungen in den Teilräumen

Zur Analyse von Unterschieden in den demographischen Strukturen und Entwick- lungen innerhalb des Landkreises Tirschenreuth werden folgende Teilregionen abgegrenzt: Kooperationsraum Kemnather Land, Steinwald Allianz (ohne Stadt ), VG , Kooperationsraum „Hauptschule Tirschenreuth“, Hauptschulverband Waldsassen (Abb. II. 3).7

Quelle: Eigene Darstellung Abb. II. 3: Teilregionen im Landkreis Tirschenreuth

5 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg): Demographisches Profil für den Landkreis Tirschenreuth. 2009. 6 Stiftung Bertelsmann: http://wegweiser-kommune.de/datenprognosen/prognose/Prognose.action (31.01.2011). 7 Diese Einteilung folgt der Einteilung des Bayerischen Statistischen Landesamts für die regionalisierte Bevölkerungsberechnung und ist aus statistischen Gründen in Gebiete mit mehr als 5.000 Einwohnern gegliedert. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 6

2.1 Bevölkerungsentwicklung

Innerhalb des Landkreises Tirschenreuth entwickeln sich die räumlichen Einwohnerzahlen unterschiedlich (Abb. II. 4). Nach der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung vom Oktober 2010 verliert der Landkreis in den kommenden 15 Jahren rund 12% seiner Bevölkerung. Die größte Bevölkerungsabnahme in den kommenden 15 Jahren ist auf dem Gebiet der Steinwald-Allianz (ohne die Städte und Kemnath) zu verzeichnen. Am beständigsten stellt sich die Bevölkerung im Kooperationsraum Kemnather Land – vor allem in der Stadt Kemnath – dar. Die Zahl der Bevölkerung im aktiven Ruhestand8 zeigt sich einzig in der Stadt Waldsassen rückläufig, während sie in den übrigen Untersuchungsregionen grundsätzlich steigt (Abb. II. 5). Die größten Zuwächse bei der hochbetagten Bevölkerung verzeichnen die Städte Kemnath, Waldsassen und Mitterteich, gefolgt von Erbendorf. Kennzeichnend für die Regionen des Hauptschulverbands Waldsassen (ohne Stadt Waldsassen), der Steinwald-Allianz (ohne Stadt Erbendorf) und des Kooperationsraums Hauptschule Tirschenreuth (ohne Stadt Tirschenreuth) ist die Abnahme bei dieser Altersgruppe (Abb. II. 6).

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. II. 4: Bevölkerungsentwicklung (absolut)

8 Die Einteilung der Altersstruktur erfolgt im gesamten Bericht nach der folgenden Definition: Vorschule: 3 bis < 6 Jahre, Schule: 6 bis < 16 Jahre, Bevölkerung in Berufsausbildung: 16 bis < 25 Jahre, Bevölkerung in Familienzeit:25 bis < 40 Jahre, Bevölkerung im Vorruhestand: 40 bis < 60 Jahre, Bevölkerung im aktiven Ruhestand: 60 bis < 75 Jahre, Hochbetagte: < 75 Jahre. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 7

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. II. 5: Bevölkerungsentwicklung im aktiven Ruhestand

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. II. 6: Bevölkerungsentwicklung der Hochbetagten

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 8

2.2 Altersstruktur

Der Blick auf die Altersstruktur in den einzelnen Teilregionen lässt zu den jewei- ligen Betrachtungszeitpunkten eine inhomogene Entwicklung erkennen. So stellt sich das Bild der Bevölkerung im aktiven Ruhestand im Jahre 2010 verhältnis- mäßig ausgeglichen dar (Abb. II. 7).

Fünf Jahre später – bei einem nahezu unveränderten Landkreisdurchschnitt von etwas über 10% – ist der Anteil der Bevölkerung im aktiven Ruhestand insgesamt gesunken. Zudem sind Regionen erkennbar, in denen ihr Anteil auf unter 7% sinkt (Abb. II. 8). Weitere zehn Jahre später wird ein deutlich gestiegener Anteil der Bevölkerung im aktiven Ruhestand erkennbar. Die Stadt Erbendorf hat mit knapp unter 13% den geringsten Anteil an dieser Altersgruppe, wohingegen die übrigen Teilregionen und Städte durchweg Werte größer als 13% aufweisen (Abb. II. 9). Der Landkreisdurchschnitt liegt nunmehr bei über 14%.

Der Anteil der hochbetagten Bevölkerung im Jahr 2010 ist mit knapp 13% in der Stadt Waldsassen am höchsten und mit etwas mehr als 7% im Kooperationsraum Kemnather Land (ohne Stadt Kemnath) am geringsten (Abb. II. 10). In den folgenden fünf Jahren steigen die Anteile in allen Teilregionen an (Abb. II. 11). Der Landkreisdurchschnitt steigt von etwas über 10% im Jahre 2010 auf über 12% im Jahre 2015.

Im Jahre 2025 hat der Anteil der hochbetagten Bevölkerung weiter zugenommen (Abb. II. 12). In der Stadt Waldsassen ist er mit knapp 18% am höchsten. Der Landkreisdurchschnitt steigt moderat auf knapp 13%.

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 9

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. II. 7: Bevölkerungsanteil im aktiven Ruhestand 2010

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. II. 8: Bevölkerungsanteil im aktiven Ruhestand 2015

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 10

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. II. 9: Bevölkerungsanteil im aktiven Ruhestand 2025

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. II. 10: Bevölkerungsanteil der Hochbetagten 2010

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 11

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. II. 11: Bevölkerungsanteil der Hochbetagten 2015

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. II. 12: Bevölkerungsanteil der Hochbetagten 2025

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 12

2.3 Geschlechtersymmetrie

Zum 31.12.2009 bestand die Bevölkerung ab 50 Jahren im Landkreis Tirschen- reuth zu über 53% aus Frauen. Die geringsten Anteile sind in den Marktgemeinden (43%) und Mähring (48%) sowie in den Gemeinden Leonberg und Reuth bei Erbendorf (je knapp unter 50%) zu verzeichnen. Die demgegenüber höchsten Anteile an Frauen ab 50 Jahren sind in den Städten Tirschenreuth und Waldsassen sowie in der Gemeinde Brand (je knapp über 55%) zu finden.

Allerdings liegt in der Altersgruppe „60 bis unter 70-Jähirge“ der Frauenanteil bei rund 47%. Konnersreuth stellt hier mit 9% die mit Abstand geringste Frauenquote. Auch die Gemeinden Reuth bei Erbendorf (knapp 41%), Falkenberg (gut 43%), Plößberg (44%) und (45%) sind noch klar unter dem Durchschnitt. Dagegen können die Gemeinde Brand mit knapp 53%, die Stadt Waldsassen mit 52%, die Marktgemeinde und die Kreisstadt Tirschenreuth (je 51%) den höchsten Anteil an „60 bis unter 70-jährige“ Damen vorweisen.

Bei den ab „70-Jährigen“ lag der Anteil der Frauen mit etwas über 60% im Kreisdurchschnitt deutlich höher als in den anderen Altersgruppen. In den einzelnen Gemeinden stellt sich das Bild wie folgt dar (Abb. II. 13):

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (31.12.2009) Abb. II. 13: Anteil der mindestens 70-jährigen Frauen

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 13

3. Zwischenfazit „Demographische Entwicklung“

Im Landkreis Tirschenreuth stellte die Bevölkerung im aktiven Ruhestand 2006 maximal 13% der Einwohner. Im Jahre 2025 wird sich dieses Bild grundlegend gewandelt haben (Abb. II. 9). Nicht zuletzt wegen des steigenden Anteils dieser Bevölkerungsgruppe von durchweg über 21% (Abb. II. 5) werden gerade die in dieser Lebensaktivitätsphase vorhandenen Potenziale beispielsweise für bürgerschaftliches Engagement augenfällig.

Die Notwendigkeit eines verstärkten bürgerschaftlichen Engagements wird zum einen aufgrund des Bevölkerungsrückgangs (Abb. II. 1, Abb. II. 2, Abb. II. 4) und der damit einhergehenden (Rück-) Entwicklung personeller und finanzieller Kapa- zitäten evident; zum anderen steigt dieser Bedarf durch den zunehmenden Anteil an Hochbetagten (Abb. II. 6, Abb. II. 12) und deren spezifischen Bedürfnissen.

Über die Hälfte der Bevölkerung ab 50 Jahren ist weiblich, mit zunehmendem Alter steigt dieser Anteil weiter. Den Frauen kommt bereits jetzt – aber mehr noch angesichts des demographischen Wandels – eine über allgemeine ehrenamtliche Betätigung hinausgehende Rolle zu: Sie leisten bereits heute oftmals wertvolle Dienste in der Betreuung und Pflege, insbesondere von Angehörigen.

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 14

III. SOZIODEMOGRAPHISCHE SITUATION

Die demographische Entwicklung im Landkreis Tirschenreuth zeigt, dass die Einwohner in den kommenden Jahren weniger und älter werden. Doch welche Bedürfnisse entstehen dadurch? Welche Ressourcen sind vorhanden? Welche Maßnahmen sind in Zukunft zu ergreifen, um das Leben den neu entstehenden Bedürfnissen anzupassen? Diese und auch weitere Fragen gilt es in den nächsten Kapiteln zu beantworten.

Zunächst wird die soziodemographische Situation des Landkreises analysiert. Ziel ist die möglichst vollständige Erfassung der Sozialstruktur der Landkreisbewohner. Basierend auf amtlichen Daten der statistischen Ämter des Bundes, des Landes Bayern und der Agentur für Arbeit erfolgt die Aufbereitung demographischer und sozio-ökonomischer Kriterien bezüglich der Bevölkerungs-, Haushalts- und Wohnstruktur. Die Daten werden so weit wie möglich auf Landesebene (Bayern), regionaler Ebene ( Oberpfalz) und Landkreisebene gegenübergestellt.

Anschließend in den Kapiteln III. 2. bis 9. erfolgt eine teilräumliche Perspektive des Landkreises Tirschenreuth. Um die soziodemographische Situation darstellen und einschätzen zu können, wurde eine Erhebung mittels standardisiertem Fragebogen – mit überwiegend geschlossenen Fragen – durchgeführt.9 Dabei diente die Bevölkerung des Landkreises ab 50 Jahren als Grundgesamtheit.

Über ein Verfahren, das nach Alter, Geschlechtszugehörigkeit und räumlicher Verortung (Wohnsitz im Hauptort oder einem Ortsteil) Quoten entsprechend der Verteilung zum 31.12.2009 in den Gemeinden zuwies, sollte etwa ein Prozent der Bevölkerung im betreffenden Alter befragt werden. Die Anzahl der Auskunfts- personen in der einzelnen Kommune richtete sich nach deren Einwohnergröße.

Nachdem die Kommunen die entsprechenden Einwohnerdaten geliefert hatten, wurden die Fragebögen über die Bürgermeister an die einzelnen kommunalen Seniorenbeauftragten weitergeleitet.

Mittels der erstellten Quotenpläne wählten die beteiligten Seniorenbeauftragten im Landkreis Tirschenreuth maximal zehn potenziell zu Befragende aus. Für das Procedere beim Ausfüllen des 29-seitigen Fragebogens wurden keine Vorgaben gemacht.

Mussten mehr als zehn Personen befragt werden, übernahm das Institut AGIRA e.V. die Befragung dieser Personen. Um Kenntnis von möglichen

9 Bürgerbefragung im Landkreis Tirschenreuth. Institut AGIRA. 2010. Wird im Folgenden abgekürzt als „Bürgerbefragung 2010“. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 15

Auskunftspersonen zu erhalten, wandte sich das Institut an die Pfarrer in den jeweiligen Kommunen.10

Dank eines – selbst für diese gewählte Vorgehensweise – großen Rücklaufs von rund 85% kann ein guter Eindruck von einem Großteil der Bevölkerung ab 50 Jahren im Landkreis Tirschenreuth gewonnen werden. Ein Teil der Untersuchungsergebnisse sind im Kapitel VI. zu finden, da sie die dortigen Argumente deuten und unterstützen.

1. Allgemeine Analyse

In Bayern konnten zum 31.12.2009 insgesamt 12.510.331 Einwohner gezählt werden. Davon beherbergte der Regierungsbezirk Oberpfalz 8,6% und der Landkreis Tirschenreuth mit seinen 75.337 Einwohnern 0,6%. Die Tab. III. 1 gibt eine Zusammenfassung über Bevölkerungsstand und –bewegung zum 31.12.2009 für Bayern, die Oberpfalz und den Landkreis Tirschenreuth.

Bevölkerungsbewegung im Jahr 2009

Zu- bzw. Gebiet Wanderungs- Lebend- Geburten- Zuzüge Fortzüge Gestorbene Abnahme saldo geborene saldo insges.

Bayern 730 053 720 897 9 156 103 710 122 494 - 18 784 - 9 628 Oberpfalz 52 350 52 079 271 8 467 11 064 - 2 597 - 2 326 LKR TIR 2 627 2 871 - 244 534 907 - 373 - 617

Bevölkerung am 31.12.2009 insgesamt männlich weiblich Bayern 12 510 331 6 136 004 6 374 327 Oberpfalz 1 081 417 532 706 548 711 LKR TIR 75 337 37 108 38 229 Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung11 Tab. III. 1: Bevölkerungsstand und –bewegung zum 31.12.2009

Der Landkreis Tirschenreuth setzte sich dabei zu 50,7% aus weiblichen und 49,3% männlichen Einwohnern zusammen. Insgesamt verzeichnete der Landkreis im Jahr 2009 einen Einwohnerrückgang von 617 Personen, was einem Minus von 0,8% gegenüber dem Vorjahr 2008 entspricht. Dieser resultiert aus dem Wanderungssaldo von -244 Personen und einem Geburtensaldo von -373 Personen.

10 Folgenden Pfarrerinnen und Pfarrern gilt der besondere Dank des Instituts AGIRA e.V. für ihre Unterstützung: Herrn Pfarrer Amschl, Herrn Pfarrer Früchtl, Frau Pfarrerin Göpfert, Herrn Pfarrer Gruber, Herrn Pfarrer Knoblauch, Herrn Pfarrer Kraft, Frau Pfarrerin Schobel, Herrn Pfarrer Vogl, Herrn Pfarrer Witt, Herrn Pfarrer Wolf. Sie ermöglichten, dass das Institut AGIRA e.V. seinen Beitrag zur Befragung leisten konnte und ausgewogene Ergebnisse erzielt wurden. 11http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/A1110C%20200900/A1110C%2020 0900.xls (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 16

Bei der Gegenüberstellung der Veränderung des Bevölkerungsbestandes von 1999 – 2009 (Abb. III. 1) fällt die Entwicklung des Landkreises auf. Konnte bayern- und oberpfalzweit Bevölkerungszuwachs verzeichnet werden, so verringerte sich die Bevölkerung im Landkreis um -6,3% in den letzten 10 Jahren.

2,9% 4,0% 0,7% 2,0% 0,0% -2,0% -4,0% -6,0% -6,3% -8,0%

Bayern Oberpfalz Landkreis Tirschenreuth

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Abb. III. 1:Veränderung im Bevölkerungsbestand 1999 – 2009 in %

Wird die Altersstruktur der drei Betrachtungsebenen verglichen, lassen sich Abweichungen in der Zusammensetzung der Altersstrukturklassen ausmachen (Abb. III. 2). Der Anteil der „unter 18-Jährigen“ beträgt sowohl in Bayern, der Oberpfalz und im Landkreis Tirschenreuth rund 17,5%. Bei den „18 bis unter 65- Jährigen“ liegen der bayernweite durchschnittliche Anteil und der des Regierungsbezirkes knapp über 63%. Der Landkreis Tirschenreuth bekleidet mit 61,2 % diese Gruppe. Die Quote der „über 65-Jährigen“ betrug zum 31.12.2009 in Bayern 19,6% und in der Oberpfalz 19,1%. Somit liegt der Landkreis Tirschenreuth mit 21,3% fast 2% über dem bayerischen Mittelwert.

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Abb. III. 2: Vergleich der anteiligen Altersstruktur 2009

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 17

Die Auswirkung dieser Verteilung der Altersstruktur macht sich vor allem im Durchschnittsalter der Bevölkerung bemerkbar (Abb. III. 3).

43,8 44

43,5

42,7 43 42,6

42,5

42

Bayern Oberpfalz Landkreis Tirschenreuth

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung12 Abb. III. 3: Durchschnittsalter der Bevölkerung im Jahr 2009

In Bayern sind die Bewohner im Mittel 42,7 Jahre alt (Abb. III. 3). Im Landkreis Tirschenreuth sind die Einwohner im Durchschnitt schon 43,8 Jahre alt, mit steigender Tendenz in den kommenden Jahren.

Im Freistaat Bayern haben im Schuljahr 2008/2009 den Bildungsbereich insgesamt 318.584 Absolventen und Abgänger aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen abgeschlossen. Davon haben 54% ihre schulische Ausbildung beendet und 46% ihren beruflichen Bildungsgang.

Zum 30.06.2008 war gut ein Fünftel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowohl in Bayern, in der Oberpfalz als auch im Landkreis Tirschenreuth ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Eine Lehr- oder Anlernausbildung, bzw. einen Abschluss an einer Berufsfachschule oder Fachschule hatten bayernweit 69% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, auf Ebene des 72% und im Landkreismittel 76%. Den Abschluss an einer höheren Schule besaßen im Landesdurchschnitt 12% der Beschäftigten. Im Regierungsbezirk Oberpfalz lag dieser ein Drittel darunter, im Landkreis Tirschenreuth betrug der Durchschnitt gar nur 4%.

Abb. III. 4 zeigt im Überblick die Verteilung der Beschäftigten nach der Art ihrer Ausbildung und Tab. III. 2 zeigt die Verteilung der Beschäftigten nach Beschäftigungsumfang für Bayern, die Oberpfalz und den Landkreis Tirschenreuth.

12http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/A1300C%20200900/A1300C%2020 0900.xls#Tabelle1!A2306 (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 18

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung13 Abb. III. 4: Prozentuale Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Art der Ausbildung Stichtag 30.06.2008

Während bei der Vollzeitbeschäftigung das männliche Geschlecht dominiert, wird die Teilzeitbeschäftigung überwiegend von weiblichen Personen ausgeübt. Der Landkreis Tirschenreuth liegt dabei bei beiden Vergleichen über dem bayernweiten Durchschnitt.

insgesamt männlich weiblich Bayern Vollzeit 82% 64% 36% Teilzeit 18% 15% 85%

Regierungsbezirk Vollzeit 82% 66% 34% Oberpfalz Teilzeit 18% 14% 86%

Landkreis Vollzeit 84% 68% 32% Tirschenreuth Teilzeit 16% 11% 89%

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Tab. III. 2: Prozentuale Verteilung der Voll- und Teilzeitbeschäftigten nach Geschlecht

Eine feingliedrige Betrachtung der Haushaltsstrukturen ist derzeit noch nicht möglich, da die zur Verfügung stehenden Daten auf Basis der letzten Volkszählung von 1987 beruhen. Dies ist erst mit dem Abschluss der Untersuchungen durch den Zensus 2011 möglich.

Die nachfolgenden Darstellungen beziehen sich auf die Fortschreibung der 1%- Mikrozensuserhebung. Hier wird ein Querschnitt durch 1% der Bevölkerung zu den gewünschten Themenbereichen befragt und diese Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet. Eine Unterscheidung erfolgt dabei

13https://www.regionalstatistik.de/genesis/online;jsessionid=439D194AB487F08519194594E1F06B B8 (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 19 landesweit, nach Regierungsbezirken und Regionen. Die Region Oberpfalz-Nord wurde in die Betrachtungen nicht mit einbezogen, da die zum Landkreis Tirschenreuth zugehörige Stadt zur Planungsregion Oberfranken-Ost gezählt wird.

Nach den Hochrechnungen des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung gab es im Jahr 2009 6.051.000 Privathaushalte in ganz Bayern und 535.000 Privathaushalte im Regierungsbezirk Oberpfalz. Auffällig ist hierbei der mit 40% große Anteil an 1-Person Haushalten und 30% an 2-Personen Haushalten. Besonders die Quote der 1–Person Haushalte wird auch in den kommenden Jahren noch steigen (Abb. III. 5).

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Abb. III. 5: Prozentuale Verteilung der Haushaltsgrößen 2009

Abb. III. 6 zeigt die Altersverteilung der Haupteinkommensbezieher in den Privathaushalten für Bayern und die Oberpfalz. Die wichtigste Altersklasse bildet die der 45-65-Jährigen. Der Anteil von gut einem Viertel der 65-85-Jährigen bei beiden Betrachtungsebenen wird angesichts des demographischen Wandels in den kommenden Jahren noch eine gewichtige Rolle einnehmen.

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung14 Abb. III. 6: Altersverteilung der Haupteinkommensbezieher in den Privathaushalten 2009

14http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/A6205C%20200900/A6205C%2020 0900.pdf (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 20

Die Verteilung des monatlichen Nettoeinkommens im Landkreis ist im Vergleich zur Oberpfalz ausgeglichen (Abb. III. 7). Lediglich in der Kategorie „mehr als 3200€“ liegt der bayernweite Durchschnitt von 23% klar über dem der Oberpfalz mit 17%.

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung15 Abb. III. 7: Monatliches Nettohaushaltseinkommen der Privathaushalte 2009

Vergleicht man das jährlich verfügbare Einkommen je Einwohner, so ist sowohl die Oberpfalz, als auch der Landkreis Tirschenreuth deutlich unter dem bayernweiten Durchschnitt, wie Abb. III. 8 zeigt.

20.399 € 21.000 € 20.000 € 18.390 € 19.000 € 17.444 € 18.000 € 17.000 € 16.000 € 15.000 €

Bayern Oberpfalz Landkreis Tirschenreuth

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Abb. III. 8: Verfügbares Einkommen in € je Einwohner im Jahr 2009

Die Analyse von Wohngebäuden im Landkreisgebiet zeigt auf, dass Einfamilienhäuser (eine Wohnung) die größte Gruppe der Wohnformen darstellen, wenngleich der Anteil dieser im Vergleich zu Bayern und der Oberpfalz geringer ausfällt (Abb. III. 9). Der Anteil von Häusern mit zwei Wohnungen ist dagegen deutlich größer als im Freistaat oder im Regierungsbezirk. Für den ländlichen Raum typisch ist auch die geringe Quote an Mehrfamilien-Häusern mit drei Wohnungen oder mehr. Durch die im Vergleich zu städtischen Gebieten niedrige Siedlungsdichte ist durchschnittlich mehr Raum zum Wohnen vorhanden.

15http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/A6205C%20200900/A6205C%2020 0900.pdf (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 21

8,9 3 Wohnungen und mehr 9,8 13,1 28,8 2 Wohnungen 24,3 20,8 62,3 1 Wohnung 65,9 66,1

Landkreis Tirschenreuth Oberpfalz Bayern

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Abb. III. 9: Anteil an Wohnungen in Wohngebäuden

Die im vorherigen Absatz beschriebene Situation äußert sich sowohl in der Tatsache, dass die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner (Abb. III. 10) als auch die Wohnfläche je Wohnung (Abb. III. 11) deutlich höher ausfällt als dies bayernweit der Fall ist. Auch der Vergleich mit den Werten im Regierungsbezirk Oberpfalz zeigt auf, dass die Einwohner über mehr Wohnraum verfügen.

47,2 46,7 48 44,7 46 44 42

Bayern Oberpfalz Landkreis Tirschenreuth

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Abb. III. 10: Wohnfläche je Einwohner in qm im Jahr 2009

Die Wohnungsgrößen im Landkreis sind unter dem Oberpfälzer Schnitt angesiedelt. Im Durchschnitt beherbergt in Bayern eine Wohnung 2,1 Einwohner, in der Oberpfalz 2,13 Einwohner und im Landkreis Tirschenreuth 2,06 Einwohner.

98,7 100 96,6

93,2 95

90

Bayern Oberpfalz Landkreis Tirschenreuth

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Abb. III. 11: Wohnfläche je Wohnung in qm im Jahr 2009

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 22

Der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung ist im Landkreis Tirschenreuth viel geringer als dies bayernweit und im Regierungsbezirk der Fall ist. Abb. III. 12 verdeutlicht diese Tatsache.

8,52% 10,00%

4,03% 5,00% 2,12%

0,00%

Bayern Oberpfalz Landkreis Tirschenreuth

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Abb. III. 12: Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung im Vergleich zu Bayern und der Oberpfalz in Prozent

Auch bei der Anzahl der Einbürgerungen liegt der Landkreis unter den Zahlen des Landes und des Regierungsbezirks (Abb. III. 13). Zieht man die Einbürgerungsquote pro 1000 Einwohner für das Jahr 2009 heran, fällt auf, dass es im Vergleich zu Bayern und der Oberpfalz deutlich weniger Einbürgerungen in Bezug zur Gesamtbevölkerung gibt.

0,96 1

0,8 0,59

0,6

0,4 0,20 0,2

0

Bayern Oberpfalz Landkreis Tirschenreuth

Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Abb. III. 13: Einbürgerungen je 1000 Einwohner im Jahr 2009

Ist bayernweit ca. eine Einbürgerung pro 1000 Einwohner zu verzeichnen, liegt dieser Wert im Landkreis bei etwa 0,2 Einbürgerungen je 1000 Einwohner. Die Gesamtzahl im Jahr 2008 betrug 30 Einbürgerungen (2009: 15, 2010: 25).16

16 Auskunft Ausländeramt des Landkreises Tirschenreuth. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 23

2. Einkommenssituation

Zur Ermittlung der Einkommenssituation der Befragten wurden folgende Indikatoren herangezogen:

 Sind Sie noch berufstätig?  Wovon leben Sie?  Gehen sie einer Nebentätigkeit nach, um sich etwas Geld dazu zuverdienen?  Wie hoch ist Ihr monatliches Nettoeinkommen?17  Wie kommen Sie mit Ihrem aktuellen Einkommen aus?  Glauben Sie, dass Sie für Ihren Lebensabend finanziell gut abgesichert sind?

Aufgrund der erwähnten Stichprobenzusammensetzung sind bereits 72% der 289 befragten Landkreisbewohner nicht mehr berufstätig18 und 27% stehen noch aktiv im Berufsleben19.

Darüber hinaus üben 11% (33 Personen) der Befragten eine geringfügige Beschäftigung aus. Dabei ist anzumerken, dass 12 der 33 Auskunftspersonen diese im Nebenjob nachgehen und die restlichen 21 durch die geringfügige Beschäftigung, welche regelmäßig 400€ Arbeitsentgelt im Monat nicht überschreiten darf, ihre Rentenbezüge aufbessern.

Zur Finanzierung des Lebensunterhalts20 verwenden 63% der Befragten ihre Rente und 7% ihr Sparvermögen. 1% ist auf Sozialhilfe angewiesen und 2% auf die Unterstützung ihrer Angehörigen. Die übrigen 27% der Kategorie „Sonstiges“, wie Abb. III. 14 zeigt, bestreiten ihren Lebensunterhalt vorwiegend aus ihrem eigenen monatlichen Lohneinkommen, aus dem gemeinsamen Einkommen mit dem Ehepartner, aus der Pension des Ehepartners bzw. durch Witwenrente, oder durch Einkommen aus dem vorzeitigen Ruhestand bzw. durch die Ausübung einer geringfügigen Beschäftigung.

17 Das Nettoeinkommen entspricht dem verfügbaren Einkommen der Haushalte und Selbstständigen abzüglich aller geleisteten Steuern und Sozialbeiträge und zuzüglich aller empfangenen Sozialleitungen, das zu Konsum- und Sparzwecken verwendet werden kann. 18 Als berufstätig gelten hier sowohl alle sozialversicherungspflichtigen Beschäftigte, Beamte, Selbstständige, sowie mithelfende Familienangehörige. 19 1% der Befragten machten keine Angaben. 20 Bei der Frage: Wovon leben Sie? Waren Mehrfachnennungen möglich. So kann sich das zum Lebensunterhalt zur Verfügung stehende Einkommen aus der gesetzlichen Pension und einem Einkommen aus geringfügiger Beschäftigung zusammensetzten. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 24

Rente/Pension

27% Sozialhilfe/Hartz IV

Ersparnissen 7% 63% 2% finanzielle Unterstützung 1% durch Angehörige sonstiges

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 14: Wovon leben Sie?21

Die Höhe des verfügbaren Einkommens22 (Tab. III. 3) für den Lebensunterhalt variiert je nach der individuellen Lebenssituation. So hat ein derzeitig noch berufstätiges Ehepaar mehr zu Konsum- bzw. Sparzwecken zur Verfügung als ein alleinstehender/verwitweter Rentner bzw. eine alleinstehende/verwitwete Rentnerin. 38% der teilnehmenden Befragten haben angegeben, über 1.750 € monatlich zur Verfügung zu haben. Dies lässt sich dadurch erklären, dass es sich hierbei um einen Haushalt handelt in dem mindestens eine Person ein monatliches Arbeitsentgelt bezieht, oder sogar beide Personen noch berufstätig sind. Bedenklich ist die Angabe von vier Personen (1%), die nur über 250€ monatlich zur Verfügen haben. Dies lässt damit aber wiederum erklären, warum - wie oben erwähnt – die finanzielle Unterstützung durch Angehörige von Nöten ist. Hierbei lässt sich ebenso vermuten, dass es sich um Personen handelt, die das Rentenalter noch nicht erreicht haben und Unterstützung durch staatliche Gelder bedürfen. Besonders kritisch ist dies zu betrachten, wenn es sich um Personen im nicht mehr erwerbsfähigen Alter handelt, welche somit in Altersarmut leben müssen. Unter diese Grenze können ebenso diejenigen fallen, welche ein Einkommen von bis zu 750€ monatlich angegeben haben (9%). Hier ist jedoch zu differenzieren, ob es sich um einen Ein- oder Zweipersonenhaushalt handelt, da sich unter Umständen die Finanzierung eines Zweipersonenhaushaltes mit maximal 750€ schwierig gestalten lässt.

21 Mehrfachnennungen waren möglich. 22 In der Befragung wurde darum gebeten (falls möglich), das gemeinsame mit dem Ehe- bzw. Lebenspartner zur Verfügung stehende Einkommen anzugeben; 94 Personen (32%) haben nur ihr eigenes Einkommen angegeben, 164 Personen (57%) das gemeinsame mit dem im Haushalt lebenden Ehe-/Lebenspartner, 31 Personen (11%) enthielten sich der Angabe. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 25

Höhe des monatlichen Nettoeinkommens bis 250€ 1% bis 1500€ 12% bis 2750€ 3% bis 500€ 4% bis 1750€ 8% bis 3000€ 6% bis 750€ 5% bis 2000€ 5% mehr als 3000€ 9% bis 1000€ 11% bis 2250€ 8% k.A. 9% bis 1250€ 12% bis 2500€ 7%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Tab. III. 3: Wie hoch ist Ihr monatliches Nettoeinkommen?

Trotz der Gefahr einer möglichen Altersarmut für einen kleinen Teil aus dem Befragtenkreis kommt niemand mit seinem aktuellen Einkommen „sehr schlecht“ aus, wie der Abb. III. 15 zu entnehmen ist. Im Gegenteil: 11% kommen mit ihrem aktuellen Einkommen „sehr gut“ zurecht (dabei liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Haushalte mit zwei geregelten Einkommen handelt), sogar 61% „gut“. Lediglich 4% sehen sich durch ihr niedriges Einkommen mit mehreren Problemen konfrontiert (dazu zählen vor allem die Personen mit einem Einkommen unter 500€) und 23% versuchen aus ihrer finanziellen Lage das Beste herauszuholen.

4% 1% sehr gut 11% 23% gut teils teils 61% eher schlecht k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 15: Wie kommen Sie mit Ihren aktuellen Einkommen aus?

In Folge dessen lässt sich nun auch erklären, inwiefern die Auskunftspersonen glauben, finanziell gut für ihren Lebensabend abgesichert zu sein (Abb. III. 16), denn eine gesetzliche Rente ist heutzutage für einen sorgenfreien Ruhestand längst nicht mehr ausreichend. Viele entschließen sich bereits in jungen Jahren bzw. im mittleren Alter, um eine private Altersvorsorge zu kümmern. Wie hoch diese letzten Endes ausfallen kann, hängt vom eigenen finanziellen Handlungsspielraum ab. Personen mit mittleren oder hohen Einkommen befinden sich hier klar im Vorteil gegenüber Geringverdienern. In der zugrunde liegenden Befragung gaben insgesamt 68% an, „gut“ bzw. „sehr gut“ abgesichert zu sein. „Eher schlecht“/„sehr schlecht“ haben sich 13% abgesichert. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 26

2% 3%

1% 17% 12% 65%

sehr gut abgesichert gut abgesichert eher schlecht abgesichert sehr schlecht abgesichert weiß nicht k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 16: Glauben Sie, dass Sie für Ihren Lebensabend finanziell gut abgesichert sind?

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 27

3. Bildung

Um einen Eindruck über den Bildungs- und Berufsstand der Auskunftspersonen zu erlangen, wurden folgende Fragen zur Erhebung herangezogen:

 Was ist Ihr höchster Bildungsabschluss?  Welchen Beruf haben Sie erlernt?  Was ist/war Ihr zuletzt ausgeübter Beruf?

Die Untersuchung ergab: 66% der Befragungsteilnehmer schlossen die schulische Laufbahn mit einem Volks-/Hauptschulabschluss ab. 22% erreichten die mittlere Reife, 3% Abitur/Fachhochschulreife. 7% konnten an einer Universität bzw. einer Fachhochschule ihre Schulausbildung beenden. (Abb. III. 17).

66%

22%

7%

1% 1% 3%

Volks-/Hauptschulabschluss Realschulabschluss/mittlere Reife Abitur/Fachhochschulreife Hochschulabschluss kein Schulabschluss k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 17: Was ist Ihr höchster Bildungsabschluss?

Der relativ hohe Wert an Schulabgängern der Volks-/Hauptschulen und der vergleichsweise niedrige Wert an Abgängern von Gymnasien oder ähnlichem, lassen sich dadurch erklären, dass die Befragten zum größten Teil das Rentenalter schon erreicht hat. Der Schulabschluss liegt für die meisten schon 50 Jahre und länger zurück. In dieser Zeit war es eher unüblich höhere Schulen zu besuchen, zum einen durch die damalige wirtschaftliche Lage, zum anderen durch fehlendes Angebot. Handwerksberufe und der landwirtschaftliche Betrieb standen damals im Vordergrund, was auch die Wahl der Ausbildungsbereiche23 der Befragten untermauert (Abb. III. 18). Über ein Viertel der erlernten Berufe lassen sich dem Handwerk und der Landwirtschaft zurechnen. Der „Industrie und Handels“ Sektor verzeichnete vor allem durch den Beruf der

23 Die Angabe der erlernte Berufsbezeichnungen wurden aus Gründen der Übersichtlichkeit den Ausbildungsbereichen Industrie und Handel einschl. Banken, Versicherung, Gast- und Verkehrsgewerbe; Handwerk; Landwirtschaft; öffentlicher Dienst; freie Berufe und Hauswirtschaft zugeordnet. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 28

Einzelhandelskauffrau große Beliebtheit. Der Bereich des öffentlichen Dienstes liegt bei 11%. 17% haben keinen Beruf erlernt.

30% 25% 4% 17% 11% 8% 3%

2%

Handel/Industrie Handwerk Landwirtschaft öffentlicher Dienst freie Berufe Hauswirtschaft keine Ausbildung k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 18: Ausbildungsbereich der erlernten Berufe

Aus den Aussagen über den zuletzt ausgeführten Beruf (Abb. III. 19), geht hervor, dass knapp die Hälfte aller an der Untersuchung Beteiligten (46%) zuletzt im Dienstleistungssektor beschäftigt waren/noch sind. Hier bildet sich der in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts endgültig vollzogene Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft ab. Der Berufsbereich der Fertigungsberufe verzeichnete gegenüber den Ausbildungsbereichen im Handwerk einen Verlust von 6%. Über ein Viertel gab an, vor dem Eintritt in das Rentenalter sich den häuslichen Pflichten gewidmet zu haben.

Land-, Tier-, Forstwirtschaft 4% 3% und Gartenbau Fertigungsberufe 19% 27% 1% technische Berufe

Dienstleistungsberufe 46%

Hausfrau

k.A

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 19: Berufsbereich des zuletzt ausgeübten Berufs

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 29

Vergleicht man abschließend den Ausbildungsbereich, d. h. den erlernten Beruf mit dem zuletzt ausgeführten Beruf (Abb. III. 20), so ist trotz des Wandels von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft festzuhalten, dass gut die Hälfte der Teilnehmer ihrem Berufsbereich treu geblieben sind. 3% wechselten durch eine Umschulung oder Fortbildung ihren Berufsbereich, weitere 11% übten im Gegensatz zu ihrem Ausbildungsbereich Hilfstätigkeiten aus. Dies kann zum einen daran liegen, dass durch eventuelle Arbeitslosigkeit und mangelnden Aussichten auf Arbeit im erlernten Beruf diese angenommen wurden, um der Erwerbslosigkeit zu entfliehen, zum anderen wurden Hilfstätigkeiten von denjenigen ohne Berufsausbildung angenommen. Die Gruppe der Hausfrauen setzt sich aus Frauen ohne Berufsausbildung, Frauen ohne Wiedereinstieg in das Berufsleben nach dem Mutterschutz und aus Frauen im Vorruhestand zusammen.

3%

gleich 25% 48% Umschlung/Fortbildung 11% Hilfstätigkeit 13% Hausfrau k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 20: Unterschied Ausbildungsbereich – Berufsbereich

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 30

4. Wohnraum und Haushaltsformen

Die Haushalte werden immer kleiner, der Wohnflächenverbrauch je Einwohner immer größer. Ist das wirklich so? Wenn ja, warum? Dies galt es anhand unten stehender Fragen herauszufinden:

 Mit wem wohnen Sie zusammen?  Wie viele Personen leben, Sie selbst mitgezählt, in Ihrem Haushalt?  Wie wohnen Sie? In Eigentum? Zur Miete?  Wie viele Zimmer stehen Ihnen in Ihrer Wohnung/in Ihrem Haus zur Verfügung? Wie viele davon nutzen Sie?  Wie groß ist Ihre Wohnung/Ihr Haus?  Seit wann wohnen Sie in Ihrer Wohnung/in Ihrem Haus?

Die Wohnform24 ist nicht gleichzusetzen mit Haushaltsform25. Ein Haushalt wird dann gebildet, wenn einzelne oder mehrere Personen zusammen leben/wohnen und wirtschaften. Jedoch bestimmt die Haushaltsform häufig die davon abhängige Wohnform.

Zur Bestimmung der Haushaltsform wurde nach der Zusammensetzung des derzeitigen Haushalts gefragt (Abb. III. 21).

57% Allein Partner eigenen Kindern

17% 21% Enkeln 4% Verwandten Zimmergenossen 0% 1%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 21: Mit wem wohnen Sie zusammen?26

Wie eingangs erwähnt sind 203 der 289 befragten Personen noch verheiratet. Dies deckt sich mit der Auskunft von 57%, die mit ihrem Partner zusammen wohnen. Haben beim Familienstand noch 32% angegeben verwitwet, geschieden, getrennt lebend oder ledig zu sein, so setzt sich deren Haushalt nur zu 17% aus

24 Die Wohnform wird unter anderem bestimmt von der Größe der Wohnung des Hauses; der Anzahl der Räume; der Ausstattung der Wohnung/des Hauses; den Besitzverhältnissen; der Lage. 25 Grundsätzlich unterscheidet man bei den Haushaltsformen den Einpersonenhaushalt vom Mehrpersonenhaushalt, wobei dieser mehreren Varianten unterliegt, wie zum Beispiel Ehepaar mit Kinder/ohne Kinder; Alleinerziehende; Patchwork-Familien; Mehrgenerationenfamilien. 26 Mehrfachnennungen waren möglich. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 31 den Einzelpersonen zusammen. Jedoch geht aus der Befragung nicht genau hervor, ob die eigenen Kinder, Enkel oder Verwandten mit in der gleichen Wohnung leben oder in einer abgetrennten Wohnung zum Beispiel in einem Mehrfamilienhaus. Wird der Mittelwert aus der Frage berechnet wie viele Personen einschließlich des Befragten selbst in dem bewohnten Haus/der Wohnung leben, kommt man auf eine derzeitige durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,2 Personen27. Somit ist die durchschnittliche Haushaltsgröße von 4,4 Personen zu Beginn des Familienlebens um 2,2 Personen gesunken28. Gründe hierfür sind zum einen das Verlassen des Elternhauses, zum anderen der derzeitige Familienstand.

55% der Befragten wohnen in einem Einfamilienhaus (Abb. III. 22). Dieser hohe Wert ist auf den ländlich geprägten Raum des Untersuchungsgebietes zurückzuführen. Der Bau von Einfamilienhäusern stand vor allem in den Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs im Vordergrund. 39% leben in einem Mehrfamilienhaus.

Einfamilienhaus 55% 39% Mehrfamilienhaus

5% Seniorenheim k.A. 1%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 22: Wie wohnen Sie?

63% der Befragten sind zugleich Eigentümer ihres Wohnhauses (Abb. III. 23). Dabei kann es sich um ein Einfamilienhaus handeln oder ein Mehrfamilienhaus, in dem die Auskunftsperson in einer abgetrennten Wohnung lebt. Weitere 4% sind Eigentümer einer Wohnung, in der sie zugleich wohnen. Ein ganzes Haus zur Miete haben immerhin noch 7% bezogen und eine Mietwohnung rund 10%. Der kleine Anteil von 2% eines eigenen Zimmers lässt sich dadurch erklären, dass der Befragte allein bei seinen Kindern oder Verwandten in einem Haus/einer Wohnung untergebracht ist.

27 Eigene Berechnung auf Basis der Fragebogenauswertung. 28 Die zugrunde liegende Annahme hierfür ist die durchschnittliche Kinderzahl von 2,4. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 32

63% 4%

10% 13% 7%

1% 2% einem eigenen Haus. einer Eigentumswohnung. einem Haus zur Miete. einer Mietswohnung. einem eignen Zimmer. einem Altenteil. k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 23: Ich wohne in…

Als Konsequenz aus der Reflexion der Art der Wohnimmobilie und der Besitzverhältnisse ergibt sich eine durchschnittliche Größe der Wohnung/des Hauses von 119m², wobei hier im Mittel sechs Räume den Bewohnern zur Verfügung stehen von denen 4,8 regelmäßig genutzt werden und dies im Schnitt seit 34 Jahren. Dies lässt auch auf ein vertrautes soziales Wohnumfeld schließen.

5. Wohnen und Wohnumfeld

Ein elementarer Punkt, um im Alter ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen zu können, ist eine seniorengerechte ausgebaute Wohnung. Um Einblicke zu bekommen, wie weit sich die Befragten schon mit ihrer zukünftigen Wohnsituation auseinandergesetzt haben, wurden folgende Indikatoren herangezogen:

 Ist Ihre Wohnung seniorengerecht eingerichtet?  Müssen Sie Treppenstufen steigen, um Ihre Wohnung zu erreichen?  Sind Sie auf Hilfe angewiesen, wenn Sie Ihre Wohnung verlassen wollen?  Welche Art Hilfe benötigen Sie?  Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer jetzigen Wohnung?  Was stört Sie an Ihrer Wohnung?  Wie möchten Sie gerne im Alter wohnen?  Wären Sie bereit, in eine Wohnung umzuziehen, die Ihren Bedürfnissen im Alter gerechter wird?  Können Sie sich vorstellen, in einer Senioren-Wohngemeinschaft zu leben?

Der Wohnraum sollte nicht nur gegenwärtig, sondern auch im zukünftigen Leben allen Bedürfnissen entsprechen. Die Bezeichnung „Barrierefreiheit“ fasst dabei alle Standards zusammen.29

29 Unter DIN 18025-2 sind die Kriterien für eine barrierefreie Wohnung definiert. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 33

Bei der Befragung wurden drei Kriterien zugrunde gelegt. Zum einen muss die Wohnung für einen Gehwagen bzw. Rollator geeignet sein. Zum andern sollten die Räume problemlos mit einem Rollstuhl befahren werden können. Außerdem sollte die Wohnfläche schwellenfrei sein. Treffen alle drei Merkmale zu, kann die Wohnung als seniorengerecht bezeichnet werden. Können zwei Kriterien oder eines vorgewiesen werden, sind die eigenen vier Wände zum Teil seniorengerecht eingerichtet. Kann keine Vorgabe erfüllt werden, sind die Wohnräume noch nicht ausreichend ausgestattet.

Die Wohnung und Häuser von über der Hälfte der Befragten (Abb. III. 24) können keines der Merkmale vorweisen, bei einem Drittel ist die Wohnung nur zum Teil seniorengerecht eingerichtet. 13% haben ihre Wohnung schon auf mögliche Bedürfnisse im Alter abgestimmt. Über 85% haben keine „altersfitte“ Wohnung. Da die Anzahl der Hochbetagten in den nächsten Jahren stark steigen wird (Abb. II. 11, Abb. II. 12), ist von einem enormen Bedarf an seniorengerechten Wohnungen auszugehen. Darauf sind aber die meisten Befragten nicht vorbereitet.

13% Nicht Seniorengerecht 33% 54% Zum Teil Seniorengerecht Seniorengerecht

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 24: Ist Ihre Wohnung seniorengerecht eingerichtet?

Ein weiteres Problem bei der Barrierefreiheit sind Treppenstufen. Rund drei Viertel der Befragten (Abb. III. 25) müssen Treppenstufen steigen, um ihre Wohnung zu erreichen.

Ja, aber nur ein paar 56% Ja, viele 18%

23% Nein

3% k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 25: Müssen Sie Treppenstufen steigen, um Ihre Wohnung zu erreichen?

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 34

Ein Großteil der Befragten (88%) benötigt allerdings keine Hilfe, um die eigene Wohnung zu verlassen (Abb. III. 26). Für 12% stellt dies eine Hürde dar.

Nein, 88% normalerweise nicht Manchmal

5% 7% Ja, ich brauche meisten Hilfe.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 26: Sind sie auf Hilfe angewiesen, wenn Sie Ihre Wohnung verlassen wollen?

Fast drei Vierte benötigen im Alltag keine Hilfe, um mobil zu sein (Abb. III. 27). Jeder Zwanzigste ist auf eine Gehhilfe oder einem Rollator angewiesen. 9% gaben an, dass sie eine Person brauchen, die ihnen hilft. Dabei erfahren sie Unterstützung in verschiedenen Lebensbereichen. Ohne dies wäre für viele Senioren ein Leben in der gewohnten Umgebung nur eingeschränkt vorstellbar. Die ältere, noch aktive Generation ist besonders auf Hilfe bei Hausarbeiten wie Kochen, Wäschewaschen, Fensterputzen und bei der Gartenarbeit angewiesen. Oft benötigen diese Menschen außerdem die Unterstützung einer Hilfsperson, wenn es um das Einkaufen oder eine Fahrt zum Arzt, zur Bank oder zu Behörden geht. Je schlechter der Gesundheitszustand älterer Menschen, umso mehr Fürsorge brauchen sie. Schwächere benötigen daher auch Hilfe beim Waschen, beim Toilettengang, beim Anziehen sowie beim Treppensteigen und Gehen.

Ich benötige keine Hilfe.

73% Gehhilfe/Rollator

Rollstuhl 12% 9% Ich benötige eine Person, die mir hilft. 5% 1% k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 27: Welche Art Hilfe benötigen Sie?

Der Großteil der befragten Bürger ist mit seiner Wohnung „sehr zufrieden“, nur jeder Zwanzigste gab an, mit seiner jetzigen Wohnung nur „zum Teil zufrieden“ oder „sehr unzufrieden“ zu sein (Abb. III. 28). Im Vergleich zu den bayernweiten Daten bewerten die Landkreisbürger ihre Wohnsituation insgesamt positiver. Im Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 35

Freistaat antwortete die überwiegende Mehrheit „eher zufrieden“ mit der Wohnung zu sein. Dabei muss aber beachtet werden, dass die bayernweite Befragung unter Personen ab 18 Jahren erfolgte.

70% 60% 50% 40% 30% Befragte Lkr. Tir 20% Bayernweit 10% 0% Sehr (Eher) Teils, teils Sehr zufrieden zufrieden (Tir)/Eher unzufrieden unzufrieden (Bayern)

Quelle: Bürgerbefragung 2010. Vergleichsdaten: Bayerische Landesbodenkreditanstalt (Hg.): Wohnungsmarkt Bayern 2009. Beobachtung und Ausblick. 2009. 135. Abb. III. 28: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer jetzigen Wohnung?

Die Zufriedenheit mit der momentanen Wohnsituation spiegelt sich zudem in Abb. III. 29 wider. Nur jeder Vierte hatte etwas auszusetzen. Dabei stellten sich bei der Untersuchung als die größten Kritikpunkte die Größe der Wohnung/des Hauses, zu viele Treppen und der Preis der Wohnstätte heraus. In den Einzelaufzählungen („Sonstiges“) wurden die Renovierbedürftigkeit, der Lärm durch Jugendliche und die hohen Energiekosten öfter aufgezählt.

73%

8% 2% 1% 1% 3% 6% 1% 5% Mich stört nichts Zu einsam Zu laut Zu teuer Zu hoch gelegen Zu groß Zu klein Sonstiges k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 29: Was stört Sie an Ihrer Wohnung?30

30 Mehrfachnennungen waren möglich. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 36

Den Wunsch, so zu wohnen wie jetzt, haben 68% der Befragten geäußert (Abb. III. 30). 8% können sich vorstellen, bei den eigenen Kindern oder Verwandten zu leben. 6% haben sich darüber noch keine Vorstellung gemacht, was eine gewisse Sensibilisierung für dieses Thema erahnen lässt. Der gleiche Prozentsatz will in einer seniorengerechten Wohnung leben. Die Möglichkeit des betreuten Wohnens will jeder zwanzigste Bürger wahrnehmen.

68%

8% 6% 6% 5%

1% 3% 3%

So wie jetzt Bei meinen Kindern/Verwandten In einer Wohngemeinschaft In einer kleineren Wohnung Im betreuten Wohnen Im Seniorenwohnheim In einer seniorengerechten Wohnung Hab keine Vorstellung

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 30: Wie möchten Sie gerne im Alter wohnen?

Die Bereitschaft in eine altersgerechtere Wohnung umzuziehen, ist nicht sehr ausgeprägt (Abb. III. 31), da diese Option viele nur im äußersten Bedarfsfall wählen. 18% stehen dieser Frage positiv gegenüber. Über ein Viertel lehnt dies aber strikt ab. Jedoch über die Hälfte der Befragten würde dies nur machen, wenn es gar nicht anders gehen würde.

Ja

Nein 26% 51%

Nur, wenn es gar 18% nicht anders geht. Ich bin deshalb bereits umgezogen. 2% 3% k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 31: Wären Sie bereit, in eine Wohnung umzuziehen, die Ihren Bedürfnissen im Alter gerechter wird?

Ein Leben in einer Senioren-Wohngemeinschaft in der eigenen Gemeinde können sich 18% nicht vorstellen (Abb. III. 32). Ein mögliches Reservoir für diese Idee Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 37 bildet fast die Hälfte der Bürger. Da auch ein Teil der 35% der Befragten, die mit „eher nicht“ antworteten, möglicherweise für ein solches Projekt gewonnen werden könnten, scheint es ein zukünftiges Potential für Senioren-Wohngemeinschaften im Landkreis zu geben.

Ja, gerne 35% 39% Vielleicht Eher nicht 18% 7% Gar nicht k.A.

1% Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 32: Können Sie sich vorstellen, in einer Senioren-Wohngemeinschaft in Ihrer Gemeinde zu leben?

Die Untersuchung zum Wohnen und Wohnumfeld dokumentiert die enge Bindung an den Wohnraum und das Bedürfnis, so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung bleiben zu können. Ein Großteil präferiert ein Leben in den eigenen vier Wänden. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine deutschlandweite Repräsentativbefragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).31

6. Gesundheit

Um den Bereich Gesundheit32 soziodemographisch zu erfassen, wurden folgende Fragen gestellt:33

 Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand beschreiben?  Sind Sie pflegebedürftig? Und falls ja, wer pflegt Sie?  Haben Sie eine anerkannte Pflegestufe? Und falls ja, welche Stufe?  Haben Sie eine Behinderung?  Wie häufig müssen Sie normalerweise zum Arzt?  Kommt der Arzt gewöhnlich zu Ihnen nach Hause?

Über die Hälfte der Befragten bewerten ihren Gesundheitszustand als „sehr gut“ oder „gut“ (Abb. III. 33). „Teils, teils“ gaben 37% an. Fast jeder 15. beklagt sich über größere Beschwerden. Somit kann ein Großteil der Untersuchungsteilnehmer als relativ fit eingestuft werden.

31 GfK Marktforschung GmbH, 2008. 32 Ausführliche Erläuterungen zur Pflege und der Gesundheitsvorsorge sind im Kapitel IV.1 zu finden. 33 Es ist zu beachten, dass bei der Untersuchung keine Teilnehmer aus Pflegeheimen befragt wurden. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 38

Sehr gut 50% Gut 37% Teils, teils Eher schlecht 5% 5% Sehr schlecht k.A. 1% 2%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 33: Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand beschreiben?

Die Erhebungen zur Pflegebedürftigkeit und anerkannten Pflegestufen zeigen ebenfalls den guten Gesundheitszustand auf. Nicht einmal jeder zehnte Befragte ist pflegebedürftig (Abb. III. 34). 4% werden hauptsächlich durch Familienangehörige, Verwandte oder Bekannte gepflegt. 2% müssen die Hilfe eines ambulanten Pflegeteams in Anspruch nehmen. Zudem haben von den 289 Teilnehmern zwölf Personen angegeben, eine Pflegestufe zu haben. Sieben Befragte sind der Pflegestufe 1 und fünf Personen der Pflegestufe 2 zugeordnet.34

92%

4% 2% 2% Ja, hauptsächlich durch ein ambulantes Pflegeteam Ja, hauptsächlich durch Familienangehörige, Verwandte oder Bekannte Nein k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 34: Sind Sie pflegebedürftig? Falls ja, wer pflegt Sie?

Rund zwei Drittel der Befragten haben keine Behinderung.35 Das andere Drittel plagt sich hauptsächlich mit Gehbehinderungen (Abb. III. 35). Aber auch Einschränkungen beim Sehen und Hören wurden genannt. Unter „Sonstiges“ wurde mehrmals angegeben, Schwierigkeiten mit dem Herz zu haben, an Arthrose zu leiden und/oder mit Bandscheibenproblemen zu kämpfen.

34 Bürgerbefragung 2010. 35 ebd.. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 39

27% 36% Gehbehinderung Hörbehinderung 16% 21% Sehbehinderung Sonstiges

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 35: Welche Behinderung haben Sie?36

Die Häufigkeit der Arztbesuche (Abb. III. 36) verteilt sich zu über zwei Drittel auf die Aussagen „Einmal im Monat“ und „Alle paar Monate“. 16% müssen seltener zum Mediziner. Einmal in der Woche sitzen knapp ein Zehntel der Befragten beim Arzt. Dabei muss jeder Zweite zum Arzt in die Praxis kommen (Abb. III. 37). Bei 38% fährt der Doktor nur in Notfällen zu dem Patienten nach Hause. Bei 6% kommt der Arzt grundsätzlich in die Wohnung der Patienten.

2%

16% 9% Einmal in der Woche Einmal im Monat 39% 34% Alle paar Monate Seltener k.A

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 36: Wie häufig müssen Sie normalerweise zum Arzt?

Ja, der Arzt kommt 1% 6% meistens zu mir nach Hause. Der Arzt kommt nur 38% in Notfällen zum mir 55% nach Hause. Nein, ich muss zum Arzt in die Praxis kommen. k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 37: Kommt der Arzt gewöhnlich zu Ihnen nach Hause?

36 Mehrfachnennungen waren möglich. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 40

7. Mobilität

Die Mobilität spielt in fast allen Lebensbereichen eine sehr große Rolle. Oft erfordern beispielsweise Arbeit, Arzttermine oder die Teilnahme an gesellschaftlichen Veranstaltungen die Möglichkeit eines Transportmittels. Folgende Indikatoren wurden ausgewählt, um den Grad der Ortsunabhängigkeit darzustellen:

 Besitzt jemand in Ihrem Haushalt ein Auto?  Besitzen Sie eine Monats-/Jahreskarte, einen Mehrfahrtenschein oder einen Freifahrtschein (z.B. als Schwerbehinderter) für öffentliche Verkehrsmittel?  Wenn Sie außerhalb Ihrer Gemeinde einkaufen wollen oder zum Arzt müssen oder andere Termine haben, wie kommen Sie dann normalerweise dort hin?  Wie häufig verlassen Sie Ihre Gemeinde, um sich in einer andern Gemeinde aufzuhalten?

Knapp 90% der Befragten können in ihrem Haushalt auf ein Auto zurückgreifen.37 Bei 9% ist dies nicht der Fall. Dabei gibt es zwischen Bewohnern von Städten und kleineren Gemeinden nur marginale Unterschiede. Im Schnitt kommen in Deutschland auf 1000 Personen 570 PKWs.38 Dieser Schnitt liegt mit 592 Autos im Landkreis Tirschenreuth wesentlich höher.39

Der Besitz einer Monats-/Jahreskarte, eines Mehrfahrtenscheins oder eines Freifahrtscheins für die öffentlichen Verkehrsmittel ist bei den Befragten nicht sehr groß. Über 98% besitzen keine solchen Busfahrkarten.40 Daher ist davon auszugehen, dass ein Großteil dieser Personengruppe die öffentlichen Verkehrsmittel nicht regelmäßig nutzt.

Um sich zu versorgen oder Termine außerhalb der Gemeinde wahrzunahmen, benutzen über drei Viertel der Befragten ihr eigenes Fahrzeug (Abb. III. 38). 13% lassen sich dazu von Verwandten, Freunden oder Nachbarn fahren. Den Bus nutzten dafür 4%. Aus den oben aufgezählten Daten geht hervor, dass das Auto das bevorzugte Fortbewegungsmittel ist. Es garantiert Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Flexibilität. Die meisten der Befragten sind wahrscheinlich ein hohes Maß an Mobilität gewöhnt und wollen dies auch halten.

37 Bürgerbefragung 2010. 38 http://www- static.shell.com/static/deu/downloads/aboutshell/our_strategy/mobility_scenarios/automobilitaet_im _wandel.pdf (31.01.2011). 39 Eigene Berechnung auf der Datengrundlage der Kfz-Zulassungsstelle Tirschenreuth. 40 Bürgerbefragung 2010. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 41

79%

13%

1% 1% 2% 4% Eigenes Fahrzeug Verwandter/Freund fährt Bus Taxi Zu Fuß Fahrrad

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 38: Wenn Sie außerhalb Ihrer Gemeinde einkaufen wollen oder zum Arzt müssen oder andere Termine haben, wie kommen Sie dann normalerweise dort hin?

Die Wichtigkeit der motorisierten Fortbewegung zeigt sich auch darin, dass die Befragten relativ oft ihre Gemeinde verlassen, um sich in einer anderen Gemeinde aufzuhalten (Abb. III. 39). Dabei sind jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den Kommunen unter und über 5.000 Einwohner festzustellen. Eine Erklärung dafür ist, dass die Bewohner kleinerer Kommunen häufiger ihre Gemeinde verlassen müssen, um beispielsweise Dinge des täglichen Bedarfs zu erhalten oder Arzttermine wahrzunehmen.

45

40

35

30 Täglich 25 Mehrmals in der Woche Einmal in der Woche 20 Einmal im Monat 15

Ein paar Mal im Jahr jeweiliger jeweiliger Prozentanteil 10 Seltener als einmal im Jahr 5

0 Gesamt Kommunen über Kommunen 5.000 unter 5.000 Einwohner Einwohner

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 39: Wie häufig verlassen Sie Ihre Gemeinde, um sich in einer anderen Gemeinde aufzuhalten (z.B. Arztbesuche, zum Einkaufen, für Freizeitaktivitäten)?

33% der Befragten der Kommunen über 5.000 Einwohner verlassen ihre Stadt nur „ein paar Mal im Jahr“. „Einmal im Monat“ antwortete jeder Vierte und „einmal in Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 42 der Woche“ 22%. In Kommunen unter 5.000 Einwohner müssen 43% mehrmals die Woche fahren. „Einmal in der Woche“ gab fast jeder Dritte an. Die Abhängigkeit an motorisierten Verkehrsmitteln ist somit in kleineren Gemeinden wesentlich höher.

8. Ethnien

Die Untersuchung zur Nationalität zeigt ein sehr homogenes Bild auf. Bis auf einen amerikanischen Staatsbürger gab es unter den Befragten nur deutsche Staatsbürger (zwei Personen machten keine Angabe).41

Der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung im Landkreis Tirschenreuth liegt bei rund 2%, bayernweit ist dieser Wert mit 8,5% wesentlich höher.42 Von den 1.594 verzeichneten Ausländern im Landkreis Tirschenreuth kommt rund die Hälfte aus EU-Ländern. 301 Personen haben einen tschechischen (19%) und 103 einen italienischen Pass. Den größten Anteil mit gut 22% stellen die türkischen Staatsbürger. Auffallend im Vergleich zu Bayern ist vor allem der hohe Anteil der tschechischen Bürger (bayernweiter Schnitt: 1,3%), der sich durch die Grenznähe erklären lässt.43 Zudem kann davon ausgegangen werden, dass einige Tschechen aus beruflichen Gründen in den Landkreis kommen.

9. Lebenssituation und Politikinteresse

Die Beurteilung der Lebenssituation kann auf sehr unterschiedliche Arten durchgeführt werden. Ein Gesamtbild entsteht durch die Betrachtung der vollständigen soziodemographischen Situation. In diesem Kapitel erfolgt allerdings eine allgemeine, subjektive Einschätzung durch folgende Fragen:

 Wie zufrieden sind Sie im Allgemeinen mit Ihrer Lebenssituation?  Wie sehen Sie der Zukunft entgegen?  Interessieren Sie sich für Politik?  Gehen Sie regelmäßig wählen?

Der Großteil der Befragten (85%) ist mit seiner Lebenssituation „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ (Abb. III. 40). 12% sehen ihre Lage nur zum Teil positiv. „Eher unzufrieden“ sind lediglich 2%. Kein Bürger gab an, „sehr unzufrieden“ zu sein. Insgesamt beurteilen die Bürger somit ihre momentane Lebenssituation äußerst positiv. Ziel sollte es sein, diesen Standard zu halten und in einzelnen Lebensfeldern auszubauen.

41 Bürgerbefragung 2010. 42 Der Anteil der bayerischen Bevölkerung mit Migrationshintergrund lag 2008 bei 19,3 Prozent. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (Hg.): Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Bayern. Stand der Integration und integrationspolitische Maßnahmen. 2010. 43 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.): Statistische Berichte. Ausländer in Bayern am 31. Dezember 2009. Ergebnisse des Ausländerzentralregisters. 2010. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 43

Sehr zufrieden 55% Zufrieden 30% Teils, teils 12% Eher unzufrieden k.A. 1% 2%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 40: Wie zufrieden sind Sie im Allgemeinen mit Ihrer Lebenssituation?

Von der Zukunft erwarten sich die Hälfte der Untersuchungsteilnehmer eine sehr positive oder positive Entwicklungen (Abb. III. 41). Mit gemischten Gefühlen sehen rund ein Drittel der Befragten den nächsten Jahren entgegen. 14% schätzen die Zukunft „eher negativ“ oder sogar „sehr negativ“ ein. Im Vergleich zur allgemeinen Lebenssituation (Abb. III. 40) bewerten viele die Zukunft nicht so gut. Einige der Befragten gehen somit davon aus, dass sie in den nächsten Jahren auf einigen Gebieten Einschränkungen erleben werden.

2% 2% 5% Sehr positiv 12% Positiv

45% Teils, teils 34% Eher negativ Sehr negativ k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 41: Wie sehen Sie der Zukunft entgegen?

Das Politikinteresse der Befragten stellt sich sehr heterogen dar (Abb. III. 42). Jeder Dritte blickt mit „starkem“ oder „sehr starkem“ Interesse auf politische Belange. Im Gegensatz dazu steht ein Viertel der Befragten, das sich nur „ein wenig“ oder „überhaupt nicht“ mit dieser Materie befasst. 40% setzen sich situationsabhängig mit der Politik auseinander. Beim Vergleich mit bundesweiten Befragungen zeigt sich ebenfalls eine Konzentration auf den Mittelweg.44 Zudem ist festzustellen, dass das politische Interesse bei der älteren Bevölkerung deutlich

44 http://de.statista.com/statistik/diagramm/studie/40139/umfrage/eigenes-interesse-an-politik/ (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 44 größer ausgeprägt ist.45 Insgesamt spiegelt die Befragung aber den bundesdeutschen Durchschnitt wider.

5% 1% 7% Sehr stark Stark 19% 28% Teils, teils 40% Nur ein wenig Überhaupt nicht k.A

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 42: Interessieren Sie sich für Politik?

Äußerst verlässlich werden Wahlen wahrgenommen (Abb. III. 43). Rund drei Viertel der Befragten gehen „immer“ wählen und weitere 20% nehmen „meistens“ dieses Recht wahr. Nur jeder Zwanzigste beteiligt sich „selten“ oder „nie“ an Wahlen. Der Mittelwert der Wahlbeteiligung im Landkreis Tirschenreuth bei den Bundes- und Landtagswahlen seit 2002 lag bei gut 71%.46 Somit kann davon ausgegangen werden, dass die über 50-Jährigen ihr Wahlrecht regelmäßiger wahrnehmen als die unter 50-Jährigen. Dies entspricht auch den bundesdeutschen Zahlen, bei denen die Altersgruppe zwischen 50 und 70 Jahren die höchste Wahlbeteiligung vorweisen kann.47 Zudem zeigt dies den hohen Einfluss dieser Altersgruppe auf die Politik, da sie eine große Wählerschaft bildet.

Immer 74% Meistens Selten 20% Nie 1% k.A. 2% 3%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. III. 43: Gehen Sie regelmäßig wählen?

45http://de.statista.com/statistik/diagramm/studie/458/filter/586/fcode/1,2,3,4,5,6,7/umfrage/allgemei nes-interesse-an-politik/ (31.01.2011) und http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/6- Politische-partizipation-und-buergerschaftliches-engagement/6-5-Zum-stellenwert-von-politik-fuer- frauen-und-maenner/6-5-1-politikinteresse-und-die-einmuendung-in-politische-aktivitaeten.html (31.01.2011). 46 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.): Statistik kommunal 2009. Eine Auswahl wichtiger statistischer Daten für den Landkreis Tirschenreuth. 2010. S. 4. 47 http://www.bpb.de/wissen/C11SZM,0,Wahlbeteiligung_nach_Altersgruppen.html (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 45

10. Zwischenfazit „Soziodemographische Situation“

Ziel dieser Befragung war, Eindrücke von den gegenwärtigen Lebensumständen und zukünftigen Erwartungen zu gewinnen, um sie für die Entwicklung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts zu nutzen. Insofern konnte auf eine reprä- sentative Erhebung verzichtet werden. Trotz der verhältnismäßig geringen Fallzahl zeigt sich aber oftmals, dass die Ergebnisse den Vergleich mit umfangreicheren Analysen nicht scheuen brauchen, was wohl auch am tendenziell mittelschicht- orientierten Erhebungsinstrument des Fragebogens liegt.

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 46

IV. RESSOURCEN UND BEDARFE

Für die Beurteilung von Ressourcen und Bedarfen spielt neben alters- und geschlechtsspezifischen Merkmalen die Verteilung der Bevölkerung im Raum eine wichtige Rolle. Die folgende Grafik veranschaulicht auf Gemeindebasis die Anteile der Bevölkerung ab 50 Jahren, unterschieden nach Wohnlage im Hauptort oder in einem Ortsteil (Abb. IV. 1). Neben den mit größeren roten Punkten hervorgehobenen Hauptorten der einzelnen Kommunen veranschaulichen die kleineren die Ortslagen.

Quelle: Eigene Darstellung. Daten der kommunalen Einwohnermeldeämter Abb. IV. 1: Verteilung der Bevölkerung innerhalb der Kommunen

Für die Visualisierung der im Folgenden behandelten Einrichtungen wurden zu- nächst deren Standorte aus unterschiedlichen Datenquellen erhoben. Um sicher- zugehen, dass die Daten vollständig und korrekt sind, wurden im März 2010 entsprechende Listen an die Bürgermeister der Kommunen mit der Bitte über- geben, diese an die Seniorenbeauftragten zur Überprüfung weiterzuleiten. Nach Bearbeitung und Rückgabe an den Bürgermeister konnten die Daten ab Ende April eingepflegt werden. Bei den Lokalkonferenzen im November und Dezember 2010 konnten zudem noch ergänzende Hinweise aufgenommen und eingearbeitet werden.

1. Pflegeangebote und Gesundheitsvorsorge

In der Bundesrepublik Deutschland liegt der Anteil der Pflegebedürftigen bei 2,7% der Gesamtbevölkerung. Dabei steigt gewöhnlich die Pflegebedürftigkeit mit zunehmendem Alter. Über zwei Drittel der Pflegebedürftigen sind 75 Jahre und älter. Frauen stellen mit über 67% die Mehrheit der gesamten Pflegebedürftigen. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 47

68% der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt.48 Die im Folgenden dargestellten Angebote lassen sich nach dem Ort der Leistungserbringung in ambulante Pflege, stationäre Pflege und Mischformen unterscheiden. 49

1.1 Ambulante Versorgung

Bayernweit liegt der Anteil der Pflegebedürftigen an der Bevölkerung bei 2,5%. Im Landkreis Tirschenreuth liegt dieser Wert bei 3,3%.50 Die Bevölkerung ab 65 Jahren stellt in Bayern knapp 83% der Pflegebedürftigen, rund zwei Drittel davon werden zu Hause versorgt. Eine Unterstützung durch ambulante Dienste wird in 32,8% der Fälle erbracht.51

Wegen der geringen Zahl an Pflegebedürftigen unter 65 Jahren – im Landkreis Tirschenreuth betrug ihr Anteil 2007 14% von allen Pflegebedürftigen – wird der Fokus im Folgenden auf die Bevölkerung ab 65 Jahren gelegt. Auch wird davon ausgegangen, dass die im Pflegebedarfsplan 2007/2008 für den Landkreis Tirschenreuth ermittelte Quote von 4,56% konstant bleibt.

Aufgrund des Altersstrukturwandels verändert sich zukünftig die Zahl der ambulant Pflegebedürftigen in den einzelnen Regionen. Dies ist in den folgenden Abbildungen (Abb. IV. 2 bis Abb. IV. 4) u. a. dargestellt. Ebenfalls werden in den Grafiken die Standorte von ambulanten Einrichtungen visualisiert (orangefarbene Punkte). Insgesamt können derzeit 18 ambulante Pflegeversorgungsdienste in Anspruch genommen werden, von denen 15 im Landkreis Tirschenreuth ansässig sind.

Für die Ermittlung der Betreuungsquote je Vollzeitäquivalent wurde von einer gleichbleibenden durchschnittlichen Pflegerelation von 8,6 Pflegebedürftigen je Vollzeitkraft bzw. -äquivalent (vgl. Pflegebedarfsplan 2007/2008 für den Landkreis Tirschenreuth) ausgegangen. Berücksichtigt wurden nur Mitarbeiter in solchen Einrichtungen, die ihren Sitz im Landkreis Tirschenreuth haben und Leistungen der ambulanten Pflege nach SGB XI erbringen. Bei ihnen handelt es sich um nach dem AGSG vom Landkreis Tirschenreuth geförderte Pflegeleistungen, für die jährlicher ein pauschaler Investitionskostenzuschuss je rechnerischer Vollzeitkraft gewährt wird.

48 Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hg.): Pflegestatistik 2007. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung: Kreisvergleich. 2010. S. 6, 10. 49 Hierbei ist auch auf den Pflegebedarfsplan des Landkreises Tirschenreuth hinzuweisen, in der eine Bestandserhebung und -analyse vorgenommen wurde. Landkreis Tirschenreuth (Hg.): Pflegebedarfsplan 2007/2008 für den Landkreis Tirschenreuth. 2. Fortschreibung. 2008. 50 Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hg.): Pflegestatistik 2007. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung: Kreisvergleich. 2010. S. 17,18. 51 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.): Pflegeeinrichtungen ambulante sowie stationäre und Pflegegeldempfänger in Bayern. 2008. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 48

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. IV. 2: Entwicklung der ambulanten Pflegebedürftigen von 2010 auf 2015

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. IV. 3: Entwicklung der ambulanten Pflegebedürftigen von 2015 auf 2020

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 49

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. IV. 4: Entwicklung der ambulanten Pflegebedürftigen von 2020 auf 2025

1.2 Stationäre Einrichtungen

Rund 5% der Bevölkerung ab 65 Jahren lebte zum Jahresende 2008 in Bayern in Pflegeheimen. Gemäß dem Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung lag der Anteil der Pflegebedürftigen unter den Heimbewohnern bei rund 83%.52 Wegen der geringen Zahl an Pflegebedürftigen unter 65 Jahren – im Landkreis Tirschenreuth betrug ihr Anteil 2007 unter 7% – wird der Fokus im Folgenden auf die Bevölkerung ab 65 Jahren gelegt.

Aufgrund des Altersstrukturwandels verändert sich der Bedarf an Plätzen in Senioren- und Pflegeheimen in den einzelnen Regionen. Dabei wurde das gegenwärtige Angebot ins Verhältnis zu der zu erwartenden Nachfrage gesetzt. Dies ist in den Abb. IV. 5 bis Abb. IV. 8 u. a. dargestellt. Ebenfalls werden die Standorte der derzeit zehn Senioren- und Pflegeheime mit insgesamt 882 Pflegeplätzen (zzgl. eines Heimplatzes für „Rüstige“ in Erbendorf) visualisiert (gelbe Quadrate). Es wird deutlich, dass der durchschnittliche Deckungsgrad im Landkreis bis 2025 kontinuierlich sinkt. Bei unverändertem Angebot sinkt der durchschnittliche Deckungsgrad im Landkreis in den nächsten 15 Jahren auf ca. 87%.

52http://www.statistik.bayern.de/presse/archiv/2009/75_2009.php (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 50

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. IV. 5: Entwicklung des Heimplatzanteils 2010

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. IV. 6: Entwicklung des Heimplatzanteils 2015

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 51

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. IV. 7: Entwicklung des Heimplatzanteils 2020

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (Oktober 2010) Abb. IV. 8: Entwicklung des Heimplatzanteils 2025

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 52

Im Rahmen eines Szenarios wurden die Auswirkungen der Schaffung von 100 zusätzlichen Plätzen auf dem Gebiet der Steinwald-Allianz (ohne Stadt Kemnath) abgeschätzt (Tab. IV. 1). Diesem zufolge würden sich die durchschnittlichen Deckungsgrade wie folgt entwickeln:

2010 2015 2020 2025

Steinwald-Allianz 109% 109% 109% 102% (ohne Stadt KEM)

Landkreis TIR 111% 108% 104% 97%

Quelle: Eigene Berechnung Tab. IV. 1: Szenario

Gegenwärtig werden in der Marktgemeinde 121 Plätze durch den Neubau eines Seniorenheimes geschaffen. Die Einrichtung soll Ende 2011 bezugsfertig sein. In der Stadt Waldershof sind in einem Senioren-Servicehaus weitere 78 vollstationäre Plätze geplant. Beide Kommunen befinden sich auf dem Gebiet der Steinwald-Allianz.

1.3 Mischformen

In Einrichtungen der Tagespflege engagieren sich Fachleute oder ehrenamtliche Helfer tagsüber um pflegebedürftige Personen. Personen, die Pflege beispielsweise von Angehörigen leisten, haben Anspruch auf eine „Auszeit“ von bis zu vier Wochen pro Jahr. In dieser Zeit nimmt die bzw. der Pflegebedürftige Kurzzeitpflege – etwa im Heim – in Anspruch. In allen Senioren- und Pflegeheimen im Landkreis Tirschenreuth werden Kurzzeitpflegeplätze als sogenannte „eingestreute Plätze“ angeboten.

1.4 Betreutes Wohnen

Im Landkreis Tirschenreuth gibt es aktuell fünf Einrichtungen, die betreutes Wohnen anbieten. Sie befinden sich in Erbendorf, Kemnath, Mitterteich, Plößberg und Wiesau. Lediglich die Einrichtungen in Mitterteich und Plößberg verfügen über angegliederte Sozialstationen. Bei allen anderen müssen die Bewohner die Pflege durch externe Anbieter selbst organisieren. Das Angebot an betreuten Wohnanlagen wird durch einen Neubau in Waldsassen erweitert.

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 53

1.5 Offene Altenhilfe

„Als Offene Altenhilfe werden die Einrichtungen, Maßnahmen, Angebote und Veranstaltungen bezeichnet, die sich nicht ausschließlich oder vorrangig auf die Erbringung professioneller Pflegehilfen beziehen, sondern den Bereichen der allgemeinen Beratung, des Wohnens, der Freizeitgestaltung und Beschäftigung und der damit verbundenen Probleme und Hilfebedarfe der älteren Menschen zuzurechnen sind.“53

Offene Altenhilfe ist nicht nur als ergänzender Bereich zur professionellen gesund- heitlichen und pflegerischen Versorgung älterer Menschen zu verstehen, sondern stellt einen eigenständigen gesellschaftlichen Gestaltungsbereich dar mit Elemen- ten wie Bildungsangebote und Kulturarbeit, Prävention, Engagementförderung und Partizipation. Als Beispiel im Landkreis Tirschenreuth kann das Mehrgenerationenhaus in Mitterteich genannt werden.

„Leitbilder der modernen offenen Altenhilfe sind z.B. ‚produktives Alter‘, Selbsthilfe und Prävention, soziale Integration und gesellschaftliche Verantwortung. Eine auf Kooperation von Seniorenselbsthilfe, bürgerschaftlichem Engagement, Unterstützung und Vernetzung zielende offene Altenhilfe stellt einen wichtigen Gestaltungsansatz moderner Seniorenpolitik dar. In Anbetracht der demographischen Entwicklung und den veränderten sozialen Strukturen kommt dabei auch generationenübergreifenden Aspekten eine immer größere Bedeutung zu.“54

1.6 Ärzte und Apotheken

Nicht nur für die ältere Bevölkerung spielt der Hausarzt die zentrale Rolle in der Gesundheitsvorsorge. Spätestens seit Einführung der sogenannten „Hausarztmodelle“55 kommt ihm mehr denn je die Rolle eines „Lotsen“ im Gesundheitswesen zu. Insbesondere für Personen, die aufgrund von Einschränkungen nicht mehr in der Lage sind, eine Praxis aufzusuchen, ist der Hausbesuch oftmals die einzige Möglichkeit, qualifizierte medizinische Betreuung zu erfahren.

Die folgende Darstellung der Hausarztpraxen (gelbe Vierecke) im Landkreis Tirschenreuth gibt Aufschluss über deren Verteilung im Raum und die grundsätzliche Erreichbarkeit - die gelben Linien grenzen Gebiete ab, innerhalb derer die Niederlassung eines Hausarztes am nächsten liegt (Abb. IV. 9).

53 http://www.stmas.bayern.de/senioren/altenhilfe/index.htm (31.01.2011). 54 ebd.. 55 AOK Bayern und die Ersatzkassen kündigten im Dezember 2010 den Hausarztvertrag. Vgl. http://www.br-online.de/aktuell/hausaerzte-krankenkassen-hausarztvertrag-ID1292919337821.xml (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 54

Quelle: Eigene Darstellung. Kassenärztliche Vereinigung Bayern Abb. IV. 9: Standorte der Hausarztpraxen

Im Landkreis Tirschenreuth hatte ein Hausarzt im Jahre 2010 1.356 Einwohner zu versorgen.56 In Abhängigkeit vom jeweiligen Alter und dem Geschlecht verändert sich die Zahl der Arztkontakte (Abb. IV. 10).

Quelle: GEK, Gmünder Ersatzkasse (Hg.): GEK Report ambulant-ärztliche Versorgung 2006. Auswertung der GEK-Gesundheitsberichterstattung. 2006. S. 52. Abb. IV. 10: Durchschnittliche Anzahl Arztkontakte nach Geschlecht und Alter

56 Vgl. Kapitel IV.1.8 Zwischenfazit „Pflegeangebote und Gesundheitsvorsorge“. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 55

Wird diese alters- und geschlechtsspezifische Erscheinung auf die demographische Entwicklung im Landkreis Tirschenreuth übertragen, so erhält man für die kommenden Jahre einen Eindruck von der Veränderung der Zahl der Arztkontakte (Abb. IV. 11 bis Abb. IV. 13). Die deutlichsten Zuwächse in den kommenden fünf Jahren sind in den Städten Kemnath und Erbendorf mit jeweils knapp 9,5% zu verzeichnen. Verhältnismäßig stabil sind die Werte in der übrigen Steinwald-Allianz und dem Kooperationsraum Hauptschule Tirschenreuth (ohne die Stadt Tirschenreuth).

Weitere fünf Jahre später ist auf dem Gebiet der Steinwald-Allianz (ohne Stadt Kemnath) ein Rückgang von über 7% erkennbar, während sich die Werte in den übrigen Teilregionen nur geringfügig im negativen oder positiven Bereich bewegen. In den Jahren 2020 bis 2025 nimmt die Zahl der Arztkontakte weiter ab oder stagniert. Lediglich der Kooperationsraum Kemnather Land und die Stadt Erbendorf verzeichnen steigende Zahlen.

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (31.12.2009) Abb. IV. 11: Entwicklung der Arztkontakte 2010 auf 2015

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 56

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (31.12.2009) Abb. IV. 12: Entwicklung der Arztkontakte 2015 auf 2020

Quelle: Eigene Darstellung. Vorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung (31.12.2009) Abb. IV. 13: Entwicklung der Arztkontakte 2020 auf 2025

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 57

Damit sich Patienten nach erfolgtem Arztbesuch das ggf. verschriebene Medikament umgehend besorgen können, ist u. a. die Nähe zu einer Apotheke entscheidend. Die folgende Darstellung der Apotheken (gelbe Kreise) im Landkreis Tirschenreuth gibt Aufschluss über deren Verteilung im Raum und die grundsätzliche Erreichbarkeit: die gelben Linien grenzen Gebiete ab, innerhalb derer die Niederlassung einer Apothekerin bzw. eines Apothekers am nächsten liegt (Abb. IV. 14). Im Landkreis Tirschenreuth kamen im Jahre 2009 4.019 Einwohner auf eine Apotheke.

Quelle: Eigene Darstellung. Bayerische Landesapothekenkammer Abb. IV. 14: Standorte der Apotheke

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 58

1.7 Entwicklung des Pflegebedarfs im Landkreis Tirschenreuth

Im Sinn des Pflegeversicherungsgesetzes galten am Ende des Jahres 2009 nach dem Bayerischen Landesamt für Statistik im Landkreis Tirschenreuth insgesamt 2.581 Personen als pflegebedürftig. Dabei wurden 47,15% zu Hause von Angehörigen versorgt, 24,14% mit Hilfe von ambulanten Pflegediensten und 28,71% waren in einer vollstationären Pflege untergebracht57.

Quelle: Eigene Darstellung. Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung58 Abb. IV. 15: Pflegebedürftige nach Versorgungsart im Landkreis Tirschenreuth 2009

Seit Einführung der im zwei Jahres Rhythmus zu erhebenden Pflegestatistik im Jahr 1999 verzeichnete der Landkreis Tirschenreuth eine Steigerung des Pflegebedarfs um 17,5% von 2.196 pflegebedürftigen Personen auf 2.581. Dabei liegt der Anteil der pflegebedürftigen Personen an der Gesamtbevölkerung bei 3,4%. Den bislang stärksten Anstieg um 235 pflegebedürftige Personen verzeichnete die Erhebungsperiode von 2005 auf 2007. Eine Unterteilung der Pflegebedürftigen zu ihren zugehörigen Altersklassen ist auf Grund der veröffentlichten Datengrundlage des Statistischen Landesamtes nicht möglich.

Die Inanspruchnahme professioneller Pflege durch ambulante Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtungen wurde in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut: In Pflegeheimen waren bei erstmaliger Erhebung der Pflegestatistik 1999 bei einer Kapazität von 573 Pflegeplätzen 464 Personen in 8 verschiedenen

57 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.): Pflegeeinrichtungen ambulante sowie stationäre und Pflegegeldempfänger in Bayern. 2009. 58 ebd.. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 59

Pflegeheimen untergebracht. Bei der letzten Erhebung 2009 wurden in 10 Pflegeheimen des Landkreises bei einer Kapazität von 861 Pflegeplätzen 741 pflegebedürftige Personen versorgt. Innerhalb von zehn Jahren stieg die Kapazität in den Pflegeheimen um 50% und die Zahl der Betreuten um 60%. So wurden im Durchschnitt 74 Personen je Pflegeheim von insgesamt 606 Mitarbeitern des Pflegepersonals betreut. Mit dem derzeitigen Bau zweier weiterer Senioreneinrichtungen ist der Landkreis gut mit stationären Pflegeeinrichtungen versorgt.

Die im Jahr 2009 vom Bayerischen Landesamt für Statistik 16 verzeichneten ambulanten Pflegediensteinrichtungen mit insgesamt 259 Beschäftigten waren für die Pflege von 623 Personen zuständig. Im Vergleich zum Jahr 1999 (Betreuung von 315 Personen bei 20 ambulanten Pflegediensten und 148 Beschäftigten) entspricht dies einem Anstieg der Zahl von Pflegebedürftigen durch den ambulanten Pflegedienst um 98%. So wurden in der letzten Erhebungsperiode im Mittel je Pflegedienst 39 Personen betreut (1999: Betreuung von 16 Personen).

Die Verdoppelung der Anzahl pflegebedürftiger Personen durch Betreuung von ambulanten Pflegediensten seit Beginn der Erhebung der Pflegestatistik zeigt deutlich die Wichtigkeit dieser Einrichtungen. Eine fundierte Voraussage - ähnlich der Bevölkerungsvorausberechnung - des Bedarfs an ambulanten Pflegeeinrichtungen soll und kann an dieser Stelle nicht getätigt werden. Vielmehr ist es Aufgabe des Landkreises die künftigen Entwicklungen im Auge zu behalten und dementsprechend zu reagieren. Eine Fortführung der bereits zweimal erstellten Pflegebedarfspläne wird als sinnvoll erachtet. Zusätzlich empfiehlt sich ein Monitoring der Inanspruchnahme durch Pflegebedürftige und der Entwicklung der ambulanten Pflegedienste hinsichtlich deren Anzahl, Personal und Wirkungskreis, um auf ständiger Augenhöhe der Entwicklung im Bereich des ambulanten Pflegedienstes zu sein.

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 60

1.8 Zwischenfazit „Pflegeangebote und Gesundheitsvorsorge“

Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden (Tab. IV. 2). Auf dem Gebiet des Landkreises Tirschenreuth nimmt die Pflegebedürftigkeit zudem mit dem wachsenden Anteil der älteren Bevölkerung zu.

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hg.): Pflegestatistik 2007. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung: Kreisvergleich. 2010. Tab. IV. 2: Pflegbedürftigkeit in Abhängigkeit vom Alter

Laut Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) kommen im Jahr 2010 im Freistaat auf einen Hausarzt 1.374 Einwohner, in der Oberpfalz waren es 1.377. Sowohl der Anteil an Einwohnern je Hausarzt (1.356), als auch deren Verteilung im Raum lassen im Landkreis Tirschenreuth auf eine gute Versorgung schließen. Dies zeigt auch der Versorgungsgrad, der nach der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Bedarfsplanung berechnet wird, auf. Er liegt im Landkreis Tirschenreuth bei 106,2%.59

Allerdings sind von den insgesamt 56 Hausärzten im Landkreis Tirschenreuth (Abb. IV. 9) 16 schon 60 Jahre oder älter (28,6%). Dieser Wert ist weit über dem Regierungsbezirks- (21,5%) und Bayernschnitt (23,0%), wie Abb. IV. 16 zeigt. Das Durchschnittsalter der Hausärzte im Landkreis Tirschenreuth liegt bei 54,2 Jahren.60 Dies dürfte in den nächsten Jahren noch steigen, da knapp 20% der Mediziner zwischen 56 und 59 Jahren sind.61

59 Kassenärztliche Vereinigung Bayern (Hg.): Versorgungsatlas Hausärzte. Darstellung der regionalen Versorgungssituation sowie der Altersstruktur in Bayern. 2010. S. 155. Die Bedarfsplanung definiert eine Unterversorgung an Hausärzten, wenn der Versorgungsgrad unter 75% liegt. Weist er einen Wert von über 110% auf, herrscht Überversorgung. 60 In Bayern liegt der Durchschnittswert bei 52 Jahren, in der Oberpfalz bei 52,1 Jahren. 61 Kassenärztliche Vereinigung Bayern (Hg.): Versorgungsatlas Hausärzte. Darstellung der regionalen Versorgungssituation sowie der Altersstruktur in Bayern. 2010. S. 155. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 61

40% 29% 22% 23% 20%

0%

Landkreis Tirschenreuth Oberpfalz Bayern

Quelle: Eigene Darstellung, KVB: Versorgungsatlas Hausärzte. Abb. IV. 16: Anteil der Hausärzte 60 Jahre oder älter

Der Versorgungsgrad mit Fachärzten ist im Landkreis Tirschenreuth ebenfalls als sehr gut zu bewerten. Die Versorgung der Bevölkerung ist stets gewährleistet. Die Frauenärzte weisen mit 108,6% den geringsten Wert auf, die fachärztlich tätigen Internisten den größten (210,7%). Dazwischen bewegen sich beispielsweise Augenärzte (133,1%) Kinderärzte (140,2%) und HNO-Ärzte (149,9%).62 Allerdings ist festzustellen, dass der Altersschnitt der Fachärzte in Landkreis Tirschenreuth wesentlich höher ist als in der Oberpfalz und Bayern. Kommen die Chirurgen im Landkreis auf einen Schnitt von 56 Jahren liegt der bayernweite unter 52 Jahren. Auch sind die heimischen Frauenärzte (56,8 Jahre) über fünf Jahre im Durchschnitt älter als ihre Kollegen im Regierungsbezirk und Freistaat (Tab. IV. 3).63 Um weiterhin die gute Versorgungsstruktur zu erhalten, wird es künftig verstärkt notwendig werden, Nachfolger für die in Ruhestand gehenden Hausärzte und Fachärzte zu finden.

In der Bundesrepublik Deutschland kamen im Jahr 2009 im Durchschnitt 3.800 Einwohner auf eine Apotheke.64 Im Landkreis Tirschenreuth teilten sich 2009 4.019 Einwohner eine Apotheke. Der gesteigerte Medikamentenkonsum im Alter65 und die Konzentration der Apotheken auf die Hauptorte führt zu größeren Distanzen, die für die Medikamentenbeschaffung überwunden werden müssen. Lieferdiensten (von Seiten der Apotheken oder ehrenamtlich) bzw. ortsungebundenen Versandapotheken kann damit zukünftig eine größere Bedeutung zukommen.

62 Vgl. Versorgungsatlanten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern: http://www.kvb.de/partner/versorgungsatlas.html (31.01.2011). 63 Für die weiteren Fachärzte konnte aufgrund der zu geringen Anzahl im Landkreis Tirschenreuth aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Altersberechnung durchgeführt werden. 64 ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Hg.): Die Apotheke. Zahlen Daten, Fakten 2009. S. 12. 65 In Deutschland nehmen Menschen über 60 Jahren mehr als die Hälfte aller verordneten Medikamente ein. Lemmer/Brune: Pharmakotherapie. Arzneitherapie im Alter. 2007. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 62

Anzahl der Altersverteilung der Art des Arztes Ärzte Ärzte Ab 60 Durchschnittswert Jahren Chirurgen Landkreis Tirschenreuth 6 56,0 Jahre 16,7% Oberpfalz 52,0 Jahre 14,1% Bayern 51,8 Jahre 16,7% Frauenärzte Landkreis Tirschenreuth 6 56,8 Jahre 33,3% Oberpfalz 51,7 Jahre 18,7% Bayern 51,3 Jahre 19,8% Fachärztlich tätige Internisten Landkreis Tirschenreuth 9 54,4 Jahre 11,1% Oberpfalz 50,7 Jahre 10,4% Bayern 51,5 Jahre 15,5% Quelle: Eigene Darstellung. Kassenärztliche Vereinigung Bayern: Versorgungsatlanten. Tab. IV. 3: Altersdurchschnitt Fachärzte

2. Versorgungsangebote

Damit insbesondere die ältere Bevölkerung so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben kann, ist ein entsprechendes Angebot an Versorgungsmöglichkeiten nötig.

2.1 Lebensmittel des täglichen/wöchentlichen Bedarfs

Bei der Versorgung mit Lebensmitteln spielen Bäckereien, Metzgereien und Lebensmittelmärkte eine wichtige Rolle. Sie werden daher im Folgenden visualisiert (Abb. IV. 17 bis Abb. IV. 19). Im Landkreis Tirschenreuth gibt es derzeit 69 Niederlassungen von Bäckereien (hellblaue Quadrate). Diesen stehen insgesamt 79 Metzgereien gegenüber (blaugraue Quadrate). Komplettiert wird das Angebot durch 61 Lebensmittelmärkte (blaue Quadrate).

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 63

Quelle: Eigene Darstellung Abb. IV. 17: Bäckereien

Quelle: Eigene Darstellung Abb. IV. 18: Metzgereien

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 64

Quelle: Eigene Darstellung Abb. IV. 19: Lebensmittelmärkte

2.2 Banken und Sparkassen

Für die Beschaffung der nötigen Finanzmittel stehen im Landkreis Tirschenreuth derzeit zehn unterschiedliche Kreditinstitute zur Verfügung (Abb. IV. 20). Im Jahre 2009 kamen auf eine Bankstelle im Landkreis Tirschenreuth rund 1.252 Einwohner.

Quelle: Eigene Darstellung Abb. IV. 20: Banken und Sparkassen

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 65

2.3 Postniederlassungen und Briefkästen

Während sich Filialen und Verkaufspunkte durchweg in den Hauptorten konzentrieren, werden Briefkästen auch in kleineren Ortschaften vorgehalten (Abb. IV. 21).

Quelle: Eigene Darstellung Abb. IV. 21: Einrichtungen der Post

2.4 Gaststätten

Schank- und Speisewirtschaften nach dem Gaststättengesetz finden sich weitgehend dispers über den Landkreis Tirschenreuth verteilt, mit einer Verdichtungstendenz in den Hauptorten sowie touristischen Zentren (Abb. IV. 22).

2.5 Mobile Versorgungsformen

Zur Versorgung mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfs leisten Bäcker einen Beitrag im Landkreis, indem sie ihre Waren zu den Kunden bringen. Manche verfügen über ein erweitertes Sortiment, das beispielsweise auch Obst und Gemüse umfasst. Wie viele mobile Bäckereien die Gemeinden regelmäßig anfahren und wo stationäre Ladengeschäfte (hellblaue Punkte) vorhanden sind zeigt die folgende Darstellung (Abb. IV. 23). Darüber hinaus bieten manche Bäckereien einen individuellen Lieferdienst – vornehmlich zu immobilen Kunden an. Weitere mobile Angebote werden von einzelnen Gaststätten, Dorfläden, landwirtschaftlichen Direktvermarktern und Getränkelieferanten vorgehalten. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 66

Quelle: Eigene Darstellung Abb. IV. 22: Gaststätten

Quelle: Eigene Darstellung Abb. IV. 23: Mobile Bäcker

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 67

2.6 Tankstellen

Für die Gewährleistung der individuellen Mobilität – und in Teilen etwa auch der Nahversorgung – sorgen im Landkreis Tirschenreuth 22 Tankstellen (braune Dreiecke), wie Abb. IV. 24 zeigt. Dabei nutzen viele Landkreisbürger die unmittelbare Nachbarschaft zur Tschechischen Republik, um zu tanken (blaue Dreiecke).

Quelle: Eigene Darstellung Abb. IV. 24: Tankstellen

2.7 Zwischenfazit „Versorgungsangebote“

Sowohl der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, als auch der Deutsche Fleischer-Fachverband weisen auf einen seit Jahren andauernden Konzentrationsprozess hin.66 Darüber hinaus sind auch im Landkreis Tirschenreuth Lebensmittelmärkte nur mehr selten in innenstadtnahen Lagen zu finden; stattdessen dominieren sie – häufig als Ansammlung mehrerer Filialen – an den Randbereichen der Städte und größeren Gemeinden. Zur Sicherung der Versorgung ist daher u. a. an den Ausbau mobiler Dienstleistungen, ggf. mit Verknüpfung unterschiedlicher Angebote, zu denken.

Die Bankstellendichte in der Bundesrepublik Deutschland liegt im Jahre 2002 mit 2.129 Einwohnern im europäischen Mittelfeld.67 Nicht zuletzt wegen des dichten

66 http://www.baeckerhandwerk.de/Marktsituation.30.0.html (31.01.2011). DFV – Deutscher Fleischer-Verband: Geschäftsbericht 2009/2010. 2010. S. 10. 67 Deutscher Sparkassen- und Giroverband (Hg.): Fakten, Analysen, Positionen. Sparkassen und der Bankenmarkt in Deutschland. 2006. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 68

Netzes im Landkreis Tirschenreuth werden daher Banken und Sparkassen – wie im Übrigen auch die „gelbe“ Post – weiterhin ihr Filialnetz überprüfen und Anpassungen vornehmen. Da einige Dienstleistungen in Zukunft noch stärker als bisher auf elektronischem Wege angeboten werden, ist neben der Errichtung leistungsfähiger technischer Infrastrukturen (Breitband), auch an ergänzende Maßnahmen zu denken: etwa an Kurse, mittels deren die ältere Bevölkerung überhaupt erst in die Lage versetzt wird, diese Dienstleistungen nutzen können.

Die Zahl der Restaurants und Schankwirtschaften in Deutschland sinkt seit Jahren.68 Gerade im ländlichen Raum aber stellen Gaststätten, die nur temporär geöffnet sind und/oder über keine bzw. nur eine reduzierte Speisenauswahl verfügen, ein weitgehend unerschlossenes Potenzial im demographischen Wandel dar. So können Senioren an ausgewählten Tagen mit speziellen Angeboten im „Dorfwirtshaus“ gemeinschaftlich verpflegt und darüber hinaus auf weitere spezifische Themen hingewiesen werden.

Ähnlich wie die Standorte von Kreditinstituten sind Postniederlassungen oder auch Tankstellen in der Regel mit der Konzeption der dezentralen Konzentration, d. h. der gehäuften Ansammlung an bestimmten Standorten (meist größeren Sied- lungsgebieten) zutreffend zu charakterisieren. Insofern kann angesichts der visuellen Beurteilung und ohne weiter gehende Strukturanalyse von einer über weite Teile hinreichenden Abdeckung des Landkreisgebietes ausgegangen werden.

3. Verkehrsinfrastruktur

Die Bedeutung der Verkehrsinfrastruktur erfährt mit zunehmendem Alter einen Wandel. Der öffentliche Personennahverkehr sowie Fahrdienste spielen dabei wichtige Rollen.

3.1 Öffentlicher Personen-Nahverkehr

Im Landkreis organisiert die VerkehrsGemeinschaft Tirschenreuth (VGT) den ÖPNV. Zu diesem Verbund gehören folgende Verkehrsunternehmen: Autobusy Karlovy Vary a.s. (Karlovy Vary), ESKA Stiftlandverkehr GmbH (Tirschenreuth), RBO Regionalbus Ostbayern GmbH (Weiden), Anrufbus-Taxi Christian Maischl (Neualbenreuth), Reisebüro & Busreisen Meisl (), Omnibus Reisen Pöllmann (Mehlmeisel), Omnibus Schnurrer (Mitterteich).

Zusammen betreiben sie 27 Linien auf dem Gebiet des Landkreises Tirschenreuth. Hinzu kommen fünf Linien der Verkehrsgemeinschaft Fichtelgebirge (VGF) sowie zwei grenzüberschreitende Buslinien (Abb. IV. 25)

68 http://www.dehoga-bundesverband.de/daten-fakten-trends/anzahl-der-unternehmen/ (31.01.2111). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 69

Quelle: VGT-Tirschenreuth (2010)69 Abb. IV. 25: Öffentlicher Personennahverkehr im Landkreis Tirschenreuth

Über diesen Linienbetrieb hinaus gibt es noch den Freizeitbus zur Eishalle Mitter- teich, den Stadtverkehr in der Kreisstadt Tirschenreuth („Tursolino“) und neun Anrufbuslinien. Dieser sog. bedarfsgesteuerte Flächenbetrieb existiert in den nachfolgend dargestellten Gemeinden (Abb. IV. 26).

69 Die Anrufbuslinie Neualbenreuth – Marktredwitz verläuft mittlerweile folgendermaßen: Neualbenreuth – Waldsassen – Konnersreuth – Mitterteich - Marktredwitz. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 70

Quelle: Eigene Darstellung Abb. IV. 26: Anrufbus-Linienverkehr

Den Anschluss an den überregionalen Verkehr gewährleisten drei Schienenstrecken mit sieben Bahnhöfen (Tab. IV. 4).

Linie Bahnhöfe

Hof - Weiden Wiesau Reuth b. Erbendorf

Nürnberg - Pegnitz - Immenreuth Waldershof Bayreuth/Marktredwitz (- Hof)

Bayreuth - Kirchenlaibach - Kemnath- Weiden Neustadt

Quelle: Eigene Darstellung. Deutsche Bahn. Tab. IV. 4: Schienenverkehr Landkreis Tirschenreuth

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 71

3.2 Fahrdienste

Fahrdienste leisten einen wichtigen Beitrag zum Transport von Personen insbesondere in den Fällen, in denen aufgrund körperlicher Einschränkungen über die bloße Beförderung hinaus weitere Unterstützung notwendig wird.

Im Landkreis Tirschenreuth bieten folgende Einrichtungen Fahrdienste an:

 ARV (Tirschenreuth): 11 Fahrzeuge

 BRK (Tirschenreuth): 5 Fahrzeuge

 Kreisverband AWO (Mitterteich): 27 Fahrzeuge

Der Gesundheitswegweiser auf den Internetseiten des Landratsamtes Tirschenreuth70 benennt sowohl die Anbieter von Krankentransporten, als auch Taxiunternehmen.

3.3 Zwischenfazit „Verkehrsinfrastruktur“

Mit der Steigerung des Massenindividualverkehrs seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, fristete der öffentliche Personennahverkehr zunehmend ein Schattendasein. Die Folge davon war der Rückbau von Bahntrassen und damit verknüpft die Schließung von Bahnhöfen, sowie die Einschränkung der öffentlichen Buslinien. Auch der Landkreis Tirschenreuth blieb von diesen Sparmaßnahmen nicht verschont. Bislang zeigte sich die Bevölkerung davon unbeeindruckt, hatte man doch viele Möglichkeiten mit dem eigenen PKW von Punkt A nach Punkt B zu gelangen. Kleinere Besorgungen für den täglichen Bedarf waren problemlos auch in den kleinsten Gemeinden zu erledigen. Mit dem Wandel der Gesellschaft und auch des Einzelhandels wurde es jedoch in den vergangenen Jahren schwieriger. Kleinere Besorgungen bedurften auf einmal einer größeren Streckenüberwindung als bislang. Der zunehmende demographische Wandel tat sein Übriges. Viele ältere Landkreiseinwohner sind nicht mehr in der Lage einen PKW zu führen oder haben niemanden der für sie diese Dinge erledigen kann. Somit bleibt festzuhalten: Mit der Einschränkung des ÖPNV leidet die Mobilität vor allem der älteren Gesellschaft.

Dem Landkreis Tirschenreuth ist es aber gelungen den drohenden Verlust der Mobilität abzuwenden. Die verkehrenden 32 Buslinien der Verkehrsgemeinschaften Tirschenreuth und Fichtelgebirge ermöglichen eine flächendeckende Versorgung mit dem öffentlichen Nahverkehr und gewährleisten den Anschluss an die noch vorhandenen Bahnhöfe. Hinzu kommen die zahlreichen Angebote der Anrufbusse und Krankentransporte/Fahrdienste durch

70 http://www.kreis-tir.de/gesundheit-verbraucher/gesundheitswegweiser/krankentransporte.html (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 72

Privatunternehmen und soziale Einrichtungen. Diese haben sich mittlerweile zu den Eckpfeilern im Hinblick auf die Mobilität der Senioren entwickelt und werden in Zukunft noch an Bedeutung und Zuspruch gewinnen.

4. Aktivitäten von und für Senioren

Der Landkreis Tirschenreuth verfügt über eine große Bandbreite an Aktivitäten71, die sich an Senioren richten bzw. von diesen organisiert und durchgeführt werden. Dabei ergeben sich Überschneidungen mit dem Themenkomplex der offenen Altenhilfe (vgl. Kapitel IV. 1.5)

4.1 Freizeitgestaltung

Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung reichen von der Ausübung eines Hobbys über Bildungs- und Sportangebote bis hin zu kulturellen Veranstaltungen. Einrichtungen wie die Volkshochschule, das Bildungswerk des Bayerischen Bauernverbands oder die Katholische Erwachsenenbildung mit ihren LeA- Gruppen (Lebensqualität fürs Alter) in Tirschenreuth bieten ein umfangreiches Angebot.

Mit dem Kultur- und Begegnungszentrum der Abtei Waldsassen, welche beispielsweise Koch-, Sprach- und Computerkurse für Anfänger und auch Führungen durch den Hildegard-Garten anbietet72, sowie dem Sibyllenbad-Forum in Neualbenreuth stehen zwei Einrichtungen zur Verfügung, die über kulturelle Aspekte hinaus Möglichkeiten, der zum Teil generationenübergreifenden, Freizeitgestaltung im Angebot haben. Auch vom sportlichen Aspekt gesehen besteht ein umfassendes Angebot. So bieten viele Sportvereine Seniorengymnastik oder Seniorenturnen an. Des Weiteren wurde 2006 in Pfaben ein gesundheitsorientierter AOK-Nordic-Walking-Parcour eröffnet, welcher auch Strecken für die ältere Generation zum Wandern und Nordic-Walking bereithält.73

4.2 Altenclubs und Seniorenveranstaltungen

Der Seniorenwegweiser des Landkreises Tirschenreuth listet eine Vielzahl an Veranstaltern auf, die regelmäßige Seniorentreffen durchführen. In jeder Gemeinde des Landkreises gibt es mindestens ein entsprechendes Angebot. Viele der Seniorentreffs werden von den Kirchengemeinden veranstaltet und helfen den Senioren, sich untereinander auszutauschen und Spaß zu haben.

71http://www.kreis- tir.de/fileadmin/user_upload/Soziales/Betreuung_Heimaufsicht_Senioren/Seniorenfachstelle/Senior enwegweiser/2942008_84621_Seniorenwegweiser.pdf (31.01.2011). 72 http://www.kubz.de/kubz_neu/veranstaltungen/pdf-dateien/KuBZ_Programm_2011.pdf (31.01.2011). 73 Die aufgezählten Angebote dienen als Beispiele und wurden in den verschiedenen Befragungen genannt. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 73

4.3 Selbsthilfegruppen

Im Landkreis Tirschenreuth gibt es Selbsthilfegruppen zu den folgenden Themenkreisen:

 Eltern/Angehörige/Freunde  Frauen  Krankheit/Behinderung  Sonstige Selbsthilfegruppen: Gruppe für Alleinerziehende, Stilltelefon Tirschenreuth  Sucht

Darunter finden sich im Kontext der Seniorenpolitik besonders wichtige Vereini- gungen beispielsweise für pflegende Angehörige, Diabetiker oder Personen mit Koronar- oder Suchterkrankungen. Der Gesundheitswegweiser auf den Internetseiten des Landratsamtes Tirschenreuth74 listet eine Vielzahl weiterer möglicherweise relevanter Selbsthilfegruppen auf und bietet diesen die Möglichkeit eines kostenfreien Eintrags an.

4.4 Zwischenfazit „Aktivitäten von und für Senioren“

Die Angebote, die im Landkreis Tirschenreuth für die ältere Generation bereitgehalten werden, sind sehr vielfältig. In Seniorenclubs engagieren sich des Öfteren auch ältere Menschen im Zuge einer Unterbrechung des Alltags für die Gleichaltrigen in der Gemeinde. Somit wird ein wertvolles Programm geschaffen, das gerne von Senioren genutzt wird.

Das kulturelle und sportliche Angebot der Institutionen und Vereine im Landkreis ist ebenfalls an die Ansprüche der Senioren angepasst und es kommen stets neue Aktionen hinzu, die das Leben der Älteren im Landkreis Tirschenreuth verbessern sollen und auch können.

Hierbei ist auch der Seniorenwegweiser des Landkreis Tirschenreuth eine bedeutende Hilfe für ältere Menschen, da dieser eine große Menge an Informationen für Senioren enthält und über Angebote in den verschiedenen Gemeinden Auskunft gibt. Verbesserungspotentiale auf diesem Gebiet sind in den Handlungsfeldern „Präventive Angebote“, „Gesellschaftliche Teilhabe“ und „Bürgerschaftliches Engagement“ (Kapitel VI. 4., 5. und 6.) zu finden.

74 http://www.kreis-tir.de/gesundheit-verbraucher/gesundheitswegweiser/selbsthilfegruppen.html (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 74

5. Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements im Bereich der Seniorenpolitik. Nachfolgendes Kapitel gibt einen Einblick in einige der bereits vorhandenen Einrichtungen, unter besonderer Berücksichtigung des Koordinierungszentrums für Bürgerschaftliches Engagement im Landratsamt Tirschenreuth.

5.1 Koordination des ehrenamtlichen Engagements

Wird in Deutschland vom ehrenamtlichen Engagement gesprochen, so taucht immer der Begriff der Freiwilligenagenturen auf. Diese Einrichtungen informieren und beraten Engagierte und Interessierte vor Ort zu den Aspekten der Freiwilligenarbeit und bieten eine Auswahl individueller Engagementmöglichkeiten unterschiedlicher Art und Intensität.75 Freiwilligenagenturen (andere Bezeichnungen: Ehrenamtsbörsen, -büros, Freiwilligenzentren) verstehen sich als Brücke zwischen engagementbereiten Menschen und gemeinwohlorientierten Einrichtungen.

Im Landkreis Tirschenreuth kümmert sich hauptsächlich das „Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement“, mit Sitz im Landratsamt Tirschenreuth, um die Koordination des ehrenamtlichen Engagements. In einem „Netzwerk engagierter Bürger“76, ist das Zentrum Bindeglied innerhalb des Netzes und zentraler Ansprechpartner für jeden Bürger, der sich aktiv im Bereich des Ehrenamts beteiligen will. Nicht nur die Vermittlung engagierter Bürger in freiwillige Arbeitsgruppen, zu Alt hilft Jung, zu Kirchendiensten sind dabei Aufgaben, sondern das Koordinierungszentrum tritt als Ansprechpartner in allen organisatorischen Fragen zwischen Bürgern und den ehrenamtlichen Institutionen auf. Es hilft bei Fragen des Versicherungsschutzes, bei der Suche nach neuen Ehrenamtlichen, begleitet und initiiert Projekte und übernimmt die Koordination und den Dialog zwischen allen Beteiligten.77 Auf dem Feld der Seniorenpolitik sind beispielsweise die Unterstützung von Seniorenbesuchsdiensten und Hilfsdiensten für Bedürftige, aber auch die Beratung zum Thema „Selbsthilfe“ und die Vermittlung zu Selbsthilfekontaktstellen zu nennen.

75 http://bagfa.de/index.php?id=1 (31.01.2011). 76 http://www.kreis- tir.de/fileadmin/user_upload/Home/Koordinierungszentrum/flyer2_warum_vers1.pdf (31.01.2011). 77 http://www.kreis-tir.de/fileadmin/user_upload/Home/Koordinierungszentrum/flyer1_vers.2.pdf (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 75

5.2 Selbsthilfekontaktstellen

Chronische Erkrankungen haben in den letzten Jahrzenten stark zugenommen. Zumeist sind Betroffene mit vielfältigen Problemen konfrontiert, welche weitreichender sind, als die Diagnose. Häufig sind Senioren von der angesprochenen Problematik betroffen. Es ist sehr wichtig begleitend zur ärztlichen Behandlung Anlaufstellen zu haben, an die sich Hilfesuchende wenden können:78

5.3 Seniorenbeauftragte

Fraktionsübergreifend wurde im Januar 2008 aus der Mitte des Kreistages ein „Kreisseniorenbeauftragter“ benannt. Die künftige „Kreisseniorenarbeit“ sollte damit gewichtet und auch auf politischer Ebene aktiviert werden. Um 26 Gemeinden (insbesondere die Bürgermeister) im Landkreis Tirschenreuth in die Seniorenarbeit mit einzubinden, wurden im Jahr 2008 in allen Kommunen des Landkreises Seniorenbeauftragte initiiert, welche entweder vom Bürgermeister ernannt oder vom jeweiligen Stadt-, Markt- oder Gemeinderat förmlich bestellt wurden. Sozial engagierte Personen aus der Politik, aus dem Vereinsleben, aus dem kirchlichen oder ehrenamtlichen Bereich oder aus Verantwortlichen aus den Seniorenverbänden und Seniorenclubs vor Ort wurden hierfür eingesetzt. Sämtliche dieser Seniorenbeauftragte sind ehrenamtlich tätig und wurden in den Betätigungsfeldern und Aufgaben geschult.79

5.4 Zwischenfazit „Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements“

Zur Bewertung der Situation im Landkreis Tirschenreuth im Bereich des ehrenamtlichen Engagements bleibt abschließend festzuhalten, dass mit der Einrichtung des Koordinierungszentrums für bürgerschaftliches Engagement ein wichtiger Schritt zum weiteren Ausbau des Ehrenamts vollzogen worden ist. Diese Institution ist vor allem in ihrer Funktion als Bindeglied im Netzwerk ehrenamtlicher Betätigung und als zentraler Ansprechpartner für alle Interessierten eminent wichtig, um das ehrenamtliche Engagement weiter zu forcieren. Auch die Einrichtung der Seniorenbeauftragten kann als wichtige Maßnahme verstanden werden, das Ehrenamt im Bereich der Senioren weiter auszubauen.

78 Seniorenwegweiser des Landkreises Tirschenreuth. 79 Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (Hg.): Fachkonferenz für die Oberpfalz: Innovative Projekte in der Seniorenarbeit. Regionale und überregionale Projekte stellen sich vor. 2008. S. 26. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 76

V. SENIORENPOLITISCHE LEITLINIEN

Für die Entwicklung von Seniorenpolitischen Leitlinien sowie Zielsetzungen und Maßnahmen für die Handlungsfelder wurden an insgesamt fünf Terminen Lokal- konferenzen in den Regionen des Landkreises Tirschenreuth durchgeführt.80

Datum, Uhrzeit Ort Region Kommunen der Region

22.10.2010, Stadt Steinwaldallianz Erbendorf, Falkenberg, 9:00 – 11:30 Erbendorf Süd , Fuchsmühl, Krummennaab, Reuth b. Erbendorf, Wiesau

22.10.2010, Stadt Steinwaldallianz Brand, , 14:00 – 16:00 Waldershof Nord Neusorg, , Waldershof

29.10.2010, Stadt VG Mitterteich und Konnersreuth, 9:00 – 11:00 Waldsassen Hauptschulverband Leonberg, Mitterteich, Waldsassen Neualbenreuth, Pechbrunn, Waldsassen

12.11.2010, Stadt Kemnath Kemnather Land Immenreuth, Kastl, 9:00 – 11:00 Kemnath,

19.11.2010, Stadt Kooperationsraum Bärnau, Mähring, 9:00 – 11:00 Tirschenreuth Hauptschule Plößberg, Tirschenreuth Tirschenreuth

80 Eingeladen zu den Lokalkonferenzen waren die jeweiligen Bürgermeister der Kommunen sowie die kommunalen Seniorenbeauftragten. Daneben wurden die Bürgermeister gebeten, in eigener Verantwortung eine weitere Person zur Veranstaltung einzuladen, von der sie aufgrund ihrer lokalen Kenntnisse davon ausgehen konnten, dass sie einen Beitrag zum Themenkreis des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts leisten kann. Begleitet wurden alle Lokalkonferenzen von Walter Brucker, dem Leiter der Seniorenfachstelle des Landkreises Tirschenreuth. Bei der Konferenz in Tirschenreuth brachte sich auch der Kreisseniorenbeauftragte Ludwig Spreitzer aktiv mit ein. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 77

Im Rahmen des Beteiligungsprozesses waren die Teilnehmer zunächst aufge- fordert, ihre Anliegen hinsichtlich eines Lebens im Alter und angesichts der damit möglicherweise verbundenen Einschränkungen zu artikulieren. Die anschließende Verdichtung dieser Aussagen – unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Bevölkerung ab 50 Jahren – führt zu den folgenden Seniorenpolitischen Leitlinien für die Seniorenarbeit im Landkreis Tirschenreuth.

 Betreuung und Pflege gewährleisten und weiterentwickeln. Dazu die pflegerische Infrastruktur ausbauen.

 Maßnahmen ergreifen, damit Ältere so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Die ambulante Betreuung/Pflege ist der stationären Betreuung/Pflege vorzuziehen.

 Bei Pflege und Betreuung soll die größtmögliche Selbstbestimmung gewährleistet werden.

 Hausärztliche Versorgung flächendeckend sichern.

 Gesellschaftliche Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement von und für Senioren stärken.

 Akteure und Projekte in der Seniorenarbeit koordinieren und vernetzen und Maßnahmen der Selbstorganisation unterstützen.

 Bedarfsgerechte Versorgungsinfrastrukturen und deren Erreichbarkeit gewährleisten.

 Erhalt der Verkehrsinfrastruktur.

 Generationenübergreifende Perspektiven in Projekte einbeziehen.

Ihrem Charakter nach sind die Seniorenpolitischen Leitlinien verbindliche Grund- satzaussagen. Sie sind als Handlungs- und Entscheidungsgrundlage für Politik und Verwaltung anzusehen und dienen dazu, eine ziel- und ergebnisorientierte Seniorenarbeit im Landkreis Tirschenreuth zu ermöglichen.

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 78

VI. HANDLUNGSFELDER MIT ZIELSETZUNGEN UND MAßNAHMEN

Die Lokalkonferenzen dienten auch zur Entwicklung von Zielsetzungen und Maßnahmen für die Handlungsfelder des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts. Die Teilnehmer konnten dabei ihre Vorstellungen und Überlegungen zum Alter darstellen. Anschließend wurden die relevanten Handlungsfelder aufgezeigt.81 Daraus entwickelten und formulierten die Teilnehmer konkrete Forderungen und spezifische Ziele. Diese wurden zum Abschluss gewichtet. Dabei kristallisieren sich unterschiedliche Schwerpunktsetzungen in den einzelnen Regionen heraus.

Region Priorisierte Handlungsschwerpunkte

Steinwaldallianz Süd 1. Gesellschaftliche Teilhabe

2. Barrierefreiheit und Mobilität

3. Unterstützung pflegender Angehöriger

Steinwaldallianz Nord 1. Engagement von und für Senioren sowie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

2. Wohnen zu Hause (Wohnungsgestaltung)

3. Betreuung und Pflege

VG Mitterteich und 1. Nachbarschaftshilfe zur Ermöglichung von Wohnen Hauptschulverband zu Hause Waldsassen 2. Ärztliche Versorgung

3. Beratung von Senioren sowie Anlaufstellen /Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarf

Kemnather Land 1. Engagement von und für Senioren

2. Barrierefreiheit und Mobilität

3. Beratung von Senioren sowie Anlaufstellen

Kooperationsraum 1. Ärztliche Versorgung Hauptschule Tirschenreuth 2. Erhalt und Ausbau der Infrastruktur 3. Gesellschaftliche Teilhabe

81 „Kooperations- und Vernetzungsstrukturen“ als übergeordnetes Handlungsfeld sowie „Handlungsfelder für Kommunen“ als zielgruppenspezifisches Handlungsfeld konnten an dieser Stelle ausgeblendet werden. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 79

Bei der Zusammenfassung der Ergebnisse wurden die Erkenntnisse aus der Befragung der Bevölkerung integriert. Erwähnt werden muss auch, dass sich gewisse Themenblöcke auf mehrere Handlungsfelder erstrecken können. Somit kann es vereinzelt zu Überschneidungen kommen. Zudem muss zu Erläuterungszwecken immer wieder auf die soziodemographische Situationsanalyse zurückgegriffen werden. Am Ende jedes Handlungsfeldes kommt es zur Darstellung der konkreten Zielsetzungen und Maßnahmen, die im vorherigen Text beschrieben werden. Die Verantwortlichkeiten richten sich nach den Zuständigkeiten und sind daher nur bedarfsweise aufgeführt. Die Zielsetzungen und Maßnahmen sind Empfehlung.

1. Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung

Bei der integrierten Orts- und Entwicklungsplanung steht der Erhalt und Ausbau einer seniorengerechten Infrastruktur im Vordergrund. Hauptsächlich ist dabei den Bedürfnissen der älterwerdenden Bevölkerung Rechnung zu tragen. Auf diesem Gebiet haben die kreisangehörigen Kommunen einen großen Gestaltungsbereich. Sie sind meist mit der Landkreisverwaltung der erste Ansprechpartner.

Zu beachten sind eine barrierefreie oder barrierearme Umwelt, erreichbare Einkaufsmöglichkeiten, die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung und die Mobilität im Alter. Für eine eigenständige Lebensführung und eine funktionierende Beteiligung am gesellschaftlichen Leben sind diese Punkte elementar.

1.1 Barrierefrei oder barrierearme Umwelt

Da es mit zunehmendem Alter zu Bewegungseinschränkungen kommt, ist es nötig82, ein entsprechendes Umfeld dafür zu schaffen. Öffentliche Einrichtungen, Straßen und Plätze sollten barrierefrei, wenn dies nicht möglich ist, zumindest aber barrierearm gestaltet werden. Dies bringt nicht nur Vorteile für ältere und gehbehinderte Leute, sondern beispielsweise auch für Familien mit Kindern. Auch sollten Gebäude, in denen Güter des täglichen Bedarfs verkauft werden, und medizinische Einrichtungen gut erreichbar sein.

In den Lokalkonferenzen legten die Teilnehmer folgende allgemeine Verbesserungsvorschläge vor:

 Durch das Absenken von Gehsteigen, das Einrichten seniorengerechter Geh- und Radwege, die Installation von Bedarfsrampen an größeren Straßen, die Aufwertung von Verkehrsrollstühlen und die Schaffung von mehr verkehrsberuhigten Zonen in den Ortschaften soll die

82 Dies belegt auch die Bürgerbefragung (Abb. III. 35) bei der ein Großteil der behinderten Menschen angab, gehbehindert zu sein. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 80

Verkehrssicherheit verbessert werden. Zudem könnten Einmündungsstreifen an stark befahrenen Straßen das Unfallrisiko minimieren.  Das Anbringen von Handläufen und/oder Errichtung von Rampen an den Zugängen zu öffentlichen Gebäuden stellt für viele Bürger eine große Hilfe dar. Damit einher geht die Forderung nach innovativen Lösungen für Treppen und sonstige Hürden. Vor allem die Zufahrten für Rollstuhlfahrer müssen dabei beachtet werden, um behindertengerechte Wege zu garantieren.  Ausschildern von außereichenden Seniorenparkplätzen.  Aufstellen von ausreichenden Ruhe-/Wartebänken und der Zugang zu öffentlichen Toiletten.

Bei der barrierefreien Gestaltung des öffentlichen Raums können auch verschiedene Zielgruppen in der Planungsphase mit einbezogen werden. Dies erhöht die Akzeptanz und sichert die Unterstützung der Bevölkerung.

1.2 Nahversorgung

Durch die eingeschränkte Mobilität im Alter ist eine funktionierende Nahversorgung elementar. Darunter fallen Lebensmittelgeschäfte, Arztpraxen, Apotheken und auch Gaststätten. Das Erhalten einer solchen Infrastruktur ist für viele Kommunen eine gewaltige Aufgabe. Eine wohnortnahe Grundversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs und Lebensmittel sollte allerdings gewährleistet sein. Zudem besteht die Möglichkeit, bei einzelnen Angeboten interkommunal zusammenzuarbeiten. Die Aussagen in den Lokalkonferenzen betrafen die verschiedensten Lebensbereiche:

 Aufrechterhaltung der momentanen Versorgungsstruktur  Erreichbare Einkaufsmöglichkeiten  Schaffung von mobilen Einkaufsmöglichkeiten  Sicherung der Nahversorgungsstruktur mit Gütern des täglichen Bedarfs auch in kleineren Gemeinden  Erhalt der Lebensmittelgeschäfte im Ortskern  Nutzung der Dienstleistungen vor Ort  Erhalt der Kreditinstitute und Postämter vor Ort, Ansprechpartner für Post- und Bankgeschäfte, Innerörtliche Koordination der Postversorgung  Mehr Dorfläden mit regional erzeugten Produkten

Die Bürgerbefragung zeichnet von der Nahversorgungsinfrastruktur ein sehr differenziertes Bild. Dabei benoteten die Personen die Erreichbarkeit von verschiedenen Einrichtungen in ihrer Gemeinde. 83 Es ist zwar festzustellen, dass

83 Neben den Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel, Körperpflege, Bekleidung/Textilien und Presseerzeugnisse beurteilten die Teilnehmer die Erreichbarkeit von Bank/Sparkasse, Post, Hausarzt, Fachärzte, Apotheke, öffentlichen Verkehrsmitteln und Ämter/Behörden innerhalb ihrer Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 81 in den Städten meist eine bessere Bewertung vorliegt, aber auch in etlichen kleineren Kommunen wurden positive Ergebnisse erhoben (Abb. VI. 1 bis Abb. VI. 3). Beispielsweise bewerteten die Befragungsteilnehmer der drittkleinsten Landkreisgemeinde Brand die Erreichbarkeit der Einrichtungen mit insgesamt 2,2. Die beste Bewertung ihrer Bürger erhielt Tirschenreuth mit 1,8. Zur Übersichtlichkeit wurden die Kommunen des Landkreises Tirschenreuth nach Einwohnerzahlen gruppiert.84

Tirschenreuth 1,8 Waldsassen 2,8 Mitterteich 2,4 Erbendorf 2,4 Kemnath 2,5 Waldershof 2,6 Wiesau 2,2 Plößberg 2,7 Bärnau 3,1

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 1: Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit von Einrichtungen in der Gemeinde (Kommunen ab 3.000 Einwohner, größte absteigend)

Kulmain 3,2 Neusorg 2,6 Konnersreuth 3,3 Mähring 3,0 Pullenreuth 2,8 Immenreuth 2,0 Fuchsmühl 3,9 Krummennaab 3,0 Neualbenreuth 2,9

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 2: Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit von Einrichtungen in der Gemeinde (Kommunen zwischen 1.500 und 3.000 Einwohner, größte absteigend)

Gemeinde. Auf einer Notenskala von 1 bis 5 wurde die Bewertung durchgeführt. Zudem gab es die Antwortmöglichkeiten „weiß nicht“ und „nicht vorhanden“. 84 Folgende Einteilung wurde vorgenommen: Kommunen ab 3.000 Einwohner, Kommunen zwischen 1.500 und 3.000 Einwohner und Kommunen bis 1.500 Einwohner. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 82

Kastl 2,5 Pechbrunn 2,7 Ebnath 2,8 Friedenfels 3,0 Reuth b. Erb. 3,9 Brand 2,2 Leonberg 0 Falkenberg 3,4

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 3: Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit von Einrichtungen in der Gemeinde (Kommunen bis 1.500 Einwohner, größte absteigend)85

Die ortsnahen Angebote müssen auch ausreichend genutzt werden. Daher wurde in der Befragung das Thema Nah- und Selbstversorgung untersucht:

 Kaufen Sie auch bei lokalen Bauernhöfen?  Kaufen Sie auch in Dorfläden ein?  Bauen Sie im Garten selbst Gemüse, Obst, Kartoffeln oder ähnliches an?  Halten Sie zur Fleischversorgung selbst Tiere?  Nutzen Sie mobile Bäcker-/Metzgerdienste, die in Ihren Ort kommen, zum Einkaufen?  Würden Sie mobile Bäcker-/Metzgerdienste nutzten, wenn sie Ihren Ort anfahren würden?

Nur jeder Dritte der Befragten nutzt das Verkaufsangebot lokaler Bauernhöfe (Abb. VI. 4) „oft oder „manchmal“. Im Hinblick auf die Nahversorgung liegt auf diesem Gebiet noch ein großes Potential brach, da viele Landwirte auch die Möglichkeiten und Ressourcen besitzen, die älteren, immobilen Bürger in ihrer Gemeinde mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen direkt zu versorgen und zu beliefern. Solche Angebote müssen allerdings auch von der Bevölkerung angenommen werden.

85 Für die Gemeinde Leonberg konnte keine Bewertung vorgenommen werden, da die Befragten bei allen Einrichtungen „nicht vorhanden“ angaben. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 83

3% 6% Ja, oft 26% 42% Ja, manchmal Selten 23% (Fast) nie k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 4: Kaufen Sie auch bei lokalen Bauernhöfen?

Die Angebotsvielfallt von Dorfläden kann mit denen großer Discounter nicht mithalten. Dies dürfte ein Grund dafür sein, dass über die Hälfte der Befragten „selten“ oder „(fast) nie“ in Dorfläden einkaufen (Abb. VI. 5). Allerdings sind diese Anbieter für viele ältere Menschen, die letzte Möglichkeit sich selbst zu versorgen. Neben Lebensmittel werden dort auch oft Presseerzeugnisse und Körperpflegeutensilien verkauft. Zudem ist es ein Ort, an dem sich die Leute treffen und austauschen können. Daher muss es Ziel jeder Gemeinde sein, solche Einrichtungen zu erhalten.

4% 12% Ja, oft 42% 27% Ja, manchmal Selten 15% (Fast) nie k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 5: Kaufen Sie auch in Dorfläden ein?

Nur 25 Teilnehmer gaben an, sich zur Fleischversorgung selbst Tiere zu halten. Knapp die Hälfte von ihnen hält Hühner. Schweine und Rinder führten jeweils fünf Bürger auf. Unter den Einzelnennungen waren Gänse, Tauben, Hasen, Enten und Fische. Diese Art der Selbstversorgung bietet somit kein zukünftiges Potential. Allerdings bewirtschaftet mehr als die Hälfte der Befragten einen kleinen Gemüsegarten oder ähnliches (Abb. VI. 6). Dies kann als Ergänzung zur Eindeckung mit Gütern des täglichen Bedarfs gesehen werden. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 84

40% Ja, sehr viel 43% Ja, ein wenig 15% Nein k.A.

2%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 6: Bauen Sie im Garten selbst Gemüse, Obst, Kartoffeln oder ähnliches an?

Die Auswertung zur Nutzung von mobilen Bäcker- und Metzgerdiensten (Abb. VI. 7) zeigt ein sehr heterogenes Bild auf. Jeder Vierte nutzt solche Angebote „(fast) nie“ oder „selten“. Dem stehen knapp 20% gegenüber, die diesen Service „oft“ oder „manchmal“ nutzen. Bei über der Hälfte der Befragten gibt es diese Versorgungsmöglichkeit nicht und in dieser Personengruppe würden 43% solche Dienste nutzten. Dies zeigt auch die grundsätzliche Notwendigkeit dieser Einrichtungen. Vor allem in kleineren Orten wird mobilen Anbietern eine immer größere Bedeutung zukommen.

Ja, oft 20% 53% Ja, manchmal

6% Selten 9% (Fast) nie 9% Gib es in meinem Ort nicht. k.A. 3%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 7: Nutzen Sie mobile Bäcker-/Metzgerdienste, die in Ihren Ort kommen, zum Einkaufen?

Auf dem Gebiet der Nahversorgungsinfrastruktur ist es denkbar, einen Koordinationsstelle „haushaltsnahe Dienstleistungen“ zu schaffen, die die Senioren bei der Bewältigung des Alltags unterstützt. Dieser Ansatz wird im Handlungsfeld „Wohnen zu Hause“ weiter ausgeführt.

1.3 Medizinische Versorgung

In den Lokalkonferenzen war das Thema der hausärztlichen Versorgung einer der priorisierten Handlungsschwerpunkte. Viele Teilnehmer befürchten, dass die wohnortnahe hausärztliche Versorgung in den kleineren Gemeinden nicht mehr gewährleistet werden kann. Zudem wurde immer wieder das Nachfolgeproblem Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 85 bestehender Praxen aufgeworfen. Wie die Untersuchungen und Zahlen aus Kapitel IV. 1.8 belegen, ist der momentane Versorgungsgrad mit Hausärzten im Landkreis Tirschenreuth als gut zu bewerten. Allerdings bereitet das im Vergleich zu anderen Gebieten Bayerns hohe Durchschnittsalter der Mediziner doch einige Sorgen, da es anscheinend immer weniger gelingt, junge Hausärzte für die Region zu gewinnen. Die Lokalkonferenzteilnehmer stellten daher grundlegende Forderungen zu dieser Problematik auf:

 Verbesserung der haus- und fachärztlichen Versorgung: wöchentliche Sprechstunden in den Gemeinden, Außensprechtage der Fachärzte, mehr Hausbesuche  Ärztliche Versorgung in erreichbarer Nähe  Nachfolgersuche für die Praxen  Vorausschauendes Handeln: Ärzteversorgung in zehn Jahren  Ortsnahe Krankenhäuser  Sensibilisierung der Entscheidungsträger zu diesem Thema

Um auch in Zukunft die haus- und fachärztliche Versorgung vor Ort zu gewährleisten und bei der Nachfolgersuche für die Praxen gerüstet zu sein, erscheint es sinnvoll, eine Art „Ärztenachfolgekonzept“ zu erstellen. Dabei sollen Wege aufgezeigt werden, die den Wegfall von Arztpraxen kompensieren oder die Lösungen beinhalten, diese Stellen mit neuen Medizinern zu besetzten. Ein möglicher Ansatz wäre, Medizinstudenten beim Studium finanziell zu unterstützen, im Gegenzug verpflichten sie sich, nach Abschluss des Studiums sich einige Jahre im Landkreis niederzulassen. Die Teilnehmer der Lokalkonferenzen wiesen zudem darauf hin, dass ein Ausbau der Arzneimittelversorgung an den Wochenenden nötig sei, da die Apothekennotdienste oft sehr weit entfernt seien.

1.4 Mobilität im Alter

Um weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, ist es gerade für Ältere wichtig, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) erhalten bzw. sogar ausgebaut wird. Wie in Kapitel IV.3. beschrieben, ist das ÖPNV-Netz im Landkreis Tirschenreuth gut aufgestellt. Jedoch bleibt auch im Alter das Auto das am meisten genutzte Verkehrsmittel86, daher wäre es sinnvoll für diese Personengruppen spezielle Schulungsprogramme zu entwickeln. In allen Konferenzen wurde auf die geringe Nutzung des Anruflinienverkehrs hingewiesen. Folgende Schwerpunkte nannten die Lokalkonferenzteilnehmer:

 Verbesserung und Ausbau der öffentlichen Verkehrsanbindungen  ÖPNV vor Ort mit Kleinbussen organisieren (ehrenamtliche Fahrer, Rentner als Fahrer).  Übersichtliche Gestaltung der Fahrpläne

86 Vgl. Kapitel III. 7.. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 86

 Fahrangebot zu Fachärzten  Bildung von Fahrgemeinschaften  Fahrdienste für diverse Einkaufs- und Versorgungstätigkeiten  Spezielles Fahrtraining für ältere Leute

Das Problem der Sicherstellung der Mobilität im Alter wurde somit explizit erfasst. Besonders in kleineren Gemeinden erscheint ein Ausbau von ehrenamtlichen Fahrdiensten als sinnvoll. Das Fahrtraining für die Senioren trägt auch zur Erhaltung der Selbstständigkeit bei. Dabei ist neben den Auto- auch an die Fahrradfahrer zu denken.

1.5 Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Barrierefreie bzw. weitgehende Absenken der Bordsteinkanten, Einbau barrierefreie Gestaltung des von Handläufen, Ausschilderung von öffentlichen Raums Seniorenparkplätzen

Ausreichend lange Grünphase an Ampeln, Errichten von Fußgängerüberwegen

Schaffung von Ruheräumen (z.B. Aufstellen von Bänken, Überdachung von Haltestellen)

Sicherstellen einer ausreichenden Beleuchtung (Straßen, Unterführungen)

Barrierefreie Gestaltung von öffentlichen Gebäuden

Nutzung des öffentlichen Raums als Schaffen von „Rentnerspielplätzten“ in Kommunikations- und Aktivitätsraum Verbindung mit vorhandenen Kinderspielplätzen

Beteiligung einzelner Zielgruppen bei Beteiligung folgender Personengruppen: Planungsmaßnahmen Seniorenbeauftragte, räumlich betroffene Teile der Bevölkerung, zukünftige Nutzer Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 87

Beteiligung von Nachbarkommunen Interkommunale Zusammenarbeit bei zur Angebotssteuerung und der Schaffung von zielgruppen- Kostensenkung spezifischen Angeboten

Sicherstellung der ärztlichen und Ausarbeitung eines medizinischen Versorgung Ärztenachfolgekonzepts (Gemeinden, Landkreis, Kassenärztliche Vereinigung)

Verbesserung der Arzneimittelversorgung am Wochenende

Erhalt der örtlichen Ausbau und Koordination mobiler Versorgungsinfrastruktur Dienste für Lebensmittel und Apothekenlieferungen (Vgl. Handlungsfeld „Wohnen zu Hause“: Koordinierungsstelle für haushaltsnahe Dienstleistungen)

Aufbau von Dorfläden

Sicherstellung der Bank- und Erhalt der Bankfilialen, Mobile Postversorgung Bankberater

Innerörtliche Koordination des Postservice

Gewährleistung der Mobilität im Alter Fahrtrainings, Auffrischungskurse

Aufbau von Fahrdiensten (ehrenamtlich, Rentner als Fahrer)

Fahrerbörse für ältere Leute (Bring- Service)

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 88

2. Wohnen zu Hause

Schon in der soziodemographischen Analyse ist das Verlangen der älteren Bevölkerung zu erkennen, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben (Abb. III. 30). Um diesen Wunsch aber umzusetzen, sollten sich die Betroffenen schon in jüngeren Jahren mit dieser Situation auseinandersetzten. Die Gemeinden, der Landkreis und die Träger von sozialen Einrichtungen können strukturelle Voraussetzungen für diese Situation schaffen, denn die Kommunen können auch von dieser Situation profitieren. Der Wegzug kann verringert, die Kaufkraft kann im Ort gehalten und der Leerstand kann etwas abgefedert werden. Ist allerdings ein Verbleib in der bisherigen Wohnform nicht mehr möglich oder nicht mehr gewünscht, kann auf andere Wohnformen zurückgegriffen werden, in denen die nötige Hilfe angeboten wird.

Barrierefreies und behindertengerechtes Wohnen/Bauen, die Versorgung und Pflege in den eigenen vier Wänden, alternative Wohnformen, das Einsetzen von familiären Ressourcen und das Nutzen von Hilfen im Alltag stellen die Unterpunkte dieses Themengebietes dar. Diese Gliederung ergab sich aus den Äußerungen in den Lokalkonferenzen.

2.1 Barrierefreies und behindertengerechtes Wohnen/Bauen

Oft stellt die nicht seniorengerecht ausgebaute Wohnung für ältere Menschen die entscheidende Hürde dar, wegen der sie in eine andere Wohnung oder ein Pflegeheim umziehen müssen. Die abnehmende körperliche Fitness schränkt diesen Personenkreis immer mehr ein. Enge Türen, Treppen oder ein nicht behindertengerechtes Bad/WC verhindern häufig eine selbstständige Lebensführung. Vielen jüngeren Menschen ist dies nicht bewusst und sie setzen sich mit dieser Situation zu spät auseinander. Die frühzeitige Anpassung der Wohnung und des Wohnumfelds wird oft verpasst, obwohl dies auch eine Art Vorsorgemaßnahme ist.

Dies war auch ein Ergebnis der Bürgerbefragung, in der festgestellt wurde, dass die meisten Landkreisbürger ihre Wohnung noch nicht auf die Bedürfnisse des Alters abgestimmte haben.87 In den Lokalkonferenzen wurden daher folgende Forderungen entwickelt:

 Förderungen und Zuschüsse für Umbauten in ein seniorengerechtes Zuhause  Hilfeleistungen, Anreize und Unterstützung für mögliche Baumaßnahmen  Anbieten von Beratung und Information für Umbaumaßnahmen  Beachten einer behindertengerechten Ausstattung schon beim Neubau

87 Vgl. Kapitel III. 5.. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 89

2.2 Versorgung und Pflege in den eigenen vier Wänden

Um die Möglichkeit zu schaffen, trotz Einschränkungen, Behinderung oder Pflegebedürftigkeit weiter in der gewohnten Umgebung bleiben zu können, sind unterschiedliche Dienste und Angebote unerlässlich. Essen auf Rädern, Pflege-, Versorgungs- und Hausmeisterdienste bieten diese Unterstützung an. Ebenso spielt die Nachbarschaftshilfe auf diesem Gebiet eine große Rolle, diese kann außerdem als gegenseitige Hilfe ausgebaut werden. Die Betroffenen benötigen in ihrem gesamten Alltag ausreichend Unterstützung. Dadurch kommen die Senioren, die nicht mehr ihr Wohnumfeld verlassen können, auch immer wieder in persönlichen Kontakt mit anderen Menschen. Auf diesem Gebiet bilden Wohlfahrtsverbände, Pfarrgemeinden und andere soziale Dienste einen starken Stützpfeiler. Diese verschiedenen Aspekte griffen auch die Teilnehmer der Lokalkonferenzen auf:

 Versorgung durch eine Organisation  Kostengünstige Hilfsdienste  Ambulante Dienste ermöglichen ein langes Leben zu Hause.  Heimlieferservice: Lebensmittel, Getränke, Medikamente  Nachbarschaftshilfe zur Grundversorgung  Hilfe im Haus und Garten  Pool für verschiedene Dienste aufbauen

Die Bürgerbefragung ergab, dass die benötigte Hilfe in die unterschiedlichsten Bereiche hineinfällt. Folgende Indikatoren wurden zur Ermittlung herangezogen:

 Sind Sie pflegebedürftig? Und falls ja, wer pflegt Sie?  Was fällt Ihnen ohne Hilfe schwer?  Kochen Sie selbst?  Wie besorgen Sie gewöhnlich Ihre Lebensmittel und andere Dinge?  Was fällt Ihnen ohne Hilfe schwer?

Ein Großteil der Befragten benötigt noch keine Pflege88 (Abb. VI. 8). Pflegebedürftig sind 6%. Zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden durch Familienangehörige, Verwandte oder Bekannte betreut. Das andere Drittel muss auf ambulante Pflegeteams zurückgreifen. Auch wenn die Zahl der Pflegebedürftigen hier noch gering erscheint, muss in den nächsten Jahren vor allem durch die veränderte Altersstruktur mit einem Anstieg dieses Wertes gerechnet werden (Abb. IV. 2 bis Abb. IV. 4).

88 Nicht zur Untersuchungsgruppe gehörten die Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 90

92%

4% 2% 2% Ja, hauptsächlich durch ein ambulantes Pflegeteam Ja, hauptsächlich durch Familienangehörige, Verwandte oder Bekannte Nein k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 8: Sind Sie pflegebedürftig? Und falls ja, wer pflegt Sie?

60% der Untersuchungsteilnehmer können die in Abb. VI. 9 aufgezählten Tätigkeiten problemlos meistern. 40% benötigen allerdings in den verschiedensten Alltagssituationen Hilfe: Fast jeder Fünfte verlangt Unterstützung bei Behördengängen. Darunter fällt auch das Ausfüllen von Formularen. Zudem sind viele Senioren bei Bankgeschäften überfordert (11%). Für über 10% stellen das Treppensteigen, Putzen und die Gartenarbeit hohe Hürden dar.

17% 11% 13% 9% 6% 7% 13%

14% 3% 7%

Treppen steigen Kochen Einkaufen Gartenarbeit Behördengänge Bankgeschäfte Grabpflege Putzen Wäsche waschen Körperpflege

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 9: Was fällt Ihnen ohne Hilfe schwer?89

Knapp zwei Drittel der Befragten kochen meistens selber (Abb. VI. 10). Jeder Fünfte wird von der Familie oder der Verwandtschaft versorgt. Das „Essen auf Rädern“ nützt nur 1%. Die Besorgungen von Lebensmitte erledigen 88% selbst oder sie führt der Ehepartner durch (Abb. VI. 11). Jeder Zehnte lässt sich von Familienangehörigen oder Verwandten beliefern.

89 Mehrfachnennungen waren möglich. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 91

63% Ja, meistens Teils, Teils 12% Familie/Verwandschaft 20% "Essen auf Rädern" k.A. 4% 1%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 10: Kochen Sie selbst?

88% Selbst/(Ehe-)Partner Familie/Verwandte 10% Freunde/Bekannte k.A.

1% 1%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 11: Wie besorgen Sie gewöhnlich Ihre Lebensmittel und andere nötige Dinge?

In der Befragung stellte sich auch heraus, dass die Akzeptanz, fremde Hilfe für verschiedene Tätigkeiten anzunehmen, grundsätzlich vorhanden ist (Tab. VI. 1). Über drei Viertel können sich beispielsweise vorstellen, ambulante Pflege bei Bedarf zu nutzen. 14% lehnen dies grundsätzlich ab. Einkaufshilfe/Besorgungsdienst, Hauswirtschaftshilfe und das „Essen auf Rädern“ würden knapp 60% akzeptieren. Jeder Fünfte steht diesen Angeboten kritisch gegenüber. Über 50% wären auch bereit, sich Unterstützung beim Winterdienst oder kleinen handwerklichen Leistungen zu sichern. Eher „Nein“ sagt hier rund ein Viertel. Nicht ganz die Hälfte der Befragten ist offen für Aufräumhilfe (45%), Hilfe im Garten/Rasen mähen (48%) und Wäsche machen beziehungsweise Nähhilfe (49%). Auch diesen Serviceleistungen erteilen gut 25% eine Absage. Ungefähr jeder Zehnte gab an, Angebote aus diesen Feldern zu nutzten. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 92

Erledigt Würde ich Würde ich schon bei Bedarf nicht k.A. jemand nutzen nutzen für mich Ambulante Pflege 79% 4% 6% 14% Einkaufs-/Besorgungsdienst 61% 7% 12% 20% Essen auf Rädern 59% 15% 3% 23% Hauswirtschaftshilfe 56% 11% 10% 23% Kleinere handwerkliche Leistungen 52% 10% 14% 24% Winterdienst 51% 9% 13% 27% Wäschehilfe/ Nähhilfe 49% 15% 10% 26% Hilfe im Garten/Rasenmähen 48% 14% 12% 26% Aufräumhilfe 45% 17% 11% 27%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Tab. VI. 1: Wenn jemand zu Ihnen nach Hause käme, welche Art von Unterstützung würden Sie in Anspruch nehmen?

Insgesamt zeigt sich doch ein relativ großes Potential für Hilfs- und Unterstützungsdienste des Alltags. Darunter fallen Hausmeisterarbeiten, Pflege, Versorgungs- und Verwaltungstätigkeiten (z.B. Behördengänge, Bankgeschäfte). Wenn diese Aufgabenfelder ausreichend abgedeckt sind, ist ein weiterer Schritt für ein seniorengerechtes Wohnumfeld getan. Um dies allerdings gewährleisten zu können, würde sich die Gründung einer „koordinierenden Stelle“ anbieten. Diese Zentrale würde den älteren Menschen als Anlaufpunkt dienen und eine Art Einsatzstelle bilden, unter deren fachlichen Leitung alle Angebote abgerufen werden können. Ein solcher Dienstleister, der eine Kombination aus haushaltsnahen Dienstleistungen und Seniorenbetreuung anbieten und/oder vermitteln kann („Leistungen aus einer Hand“), könnte durch trägerübergreifende Zusammenarbeit entstehen oder von einem einzelnen Träger (sozialer Dienst, Bildungsträger) gegründet werden. Zudem könnte die freie Wirtschaft mit hinzugezogen werden. Die Verzahnung der oben beschriebenen Leistungen könnte so zu einer Reduzierung der Logistikkosten führen.

2.3 Familiäre Ressourcen

Um so lange wie möglich selbstständig zu Hause leben zu können, ist neben der Nachbarschaftshilfe, der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Unterstützung vor allem die Familie ein entscheidender Faktor. Oft verrichten die Familienmitglieder die anfallenden Arbeiten. Die Verfügbarkeit familiärer Ressourcen entscheidet oft darüber, ob die Senioren in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Allerdings stellt in diesem Kontext der Wegzug der eigenen Kinder ein großes Problem für dieses niederschwellige Angebot dar. Zudem lebt eine immer größere Anzahl von älteren Leuten alleine (Abb. III. 21). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 93

In der Bürgerbefragung gaben 91% an, Kinder zu haben. Davon haben 39% zwei Kinder. Jeder Vierte hat drei Nachkommen und ein Kind zogen 18% groß. Wer besitzt aber die Möglichkeit, sich von diesen helfen zu lassen? Um dies beantworten zu können, wurde erhoben, wo das örtlich nächste Kind lebt (Abb. VI. 12). Von über 80% wohnt diese Person im selben Ort/Ortsteil, derselben Gemeinde oder im Landkreis Tirschenreuth. Von jedem Zwanzigsten lebt es in einem der Nachbarlandkreise (Wunsiedel, Bayreuth, Neustadt a.d.W. oder Weiden). 15% wohnen weiter entfernt. Über 20% der Untersuchungsteilnehmer können somit nicht auf dieses Unterstützungspotential zurückgreifen, da ihre Kinder im übrigen Bayern beziehungsweise außerhalb Bayerns leben oder sie keine Kinder haben.

65%

10% 5% 9% 5% 6%

Selben Ort/Ortsteil Selben Gemeinde Landkreis Tirschenreuth Nachbarlandkreis Bayern Außerhalb Bayerns

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 12: Wo lebt das örtlich nächste Kind?

Diese Zahlen machen deutlich, dass die familiären Ressourcen noch vorhanden sind. Jedoch werden diese Hilfsmöglichkeiten mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung (Abb. II. 1, Abb. II. 2) in der Zukunft geringer. Aus diesem Grund werden der Ausbau des ehrenamtlichen Engagements und die Weiterentwicklung von Nachbarschaftshilfen immer wichtiger werden. Auch die Teilnehmer der Lokalkonferenzen setzten sich mit dieser Problematik auseinander:

 Familie sollte einem im Alter beistehen, dabei wird vor allem auf die Unterstützung der Kinder gehofft.  Wenigstens ein Kind sollte in der Heimat bleiben.  Schaffen von mehr regionalen Erwerbsmöglichkeiten für junge Leute.  Familien übernehmen für Ältere Patenschaften. Dies schafft ein Gefühl von Sicherheit, nicht alleine zu sein. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 94

2.4 Alternative Wohnformen

Die Kombination von Wohn- und Betreuungsangeboten wie „Betreutes Wohnen“ und „Seniorenwohnanlagen“ stellt einen Mittelweg dar.90 Ein selbstbestimmtes Leben ist in diesen Einrichtungen möglich und wenn nötig, kann auf Beratung und Unterstützung zurückgegriffen werden. In den Lokalkonferenzen spielte diese Thematik keine herausragende Rolle. Folgende Vorschläge wurden erfasst:

 Betreutes Wohnen auch in kleineren Orten (dezentral)  Kein Wohnblock mit nur alten Menschen  Weitere Mehrgenerationenhäuser  Wohnen in der Innenstadt  Gründung einer Wohngemeinschaft für Ältere: „Lieber gemeinsam, wie einsam“  Schaffen kleiner, seniorengerechter Wohnungen  Unterstützung beim Verkaufen des Hauses

Die Idee einer Hausgemeinschaft älterer Bürger wird zwar immer wieder angesprochen, umgesetzt wird sie aber selten. Ein Ansatz wäre daher für diese alternative Wohnform, mehr Werbung zu betreiben und das Schaffen eines Beispielprojekts „Alten-WG“ im Landkreis.

2.5 Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Sicherung des seniorengerechten Schaffung einer Anlaufstelle für Wohnens und Bauens Beratung zu barrierefreiem Bauen und Sanieren, auch für jüngere Bauwerber (Bauämter, Landratsamt)

Bereitstellung von einschlägigen Informationsmaterial (Bauämter, Architektur-/Planungsbüros)

Unterstützung des Wohnungsumbaus im Bestand durch Auflegen eines kleinen Förderprogramms (Landratsamt)

Prämierung (Urkunden) von vorbildlichen Neubaumaßnahmen bzw.

90 In Kapitel IV.1. und im Pflegebedarfsplan des Landkreises Tirschenreuth werden die stationären Einrichtungen, Mischformen, betreutes Wohnen und die offene Altenhilfe beschrieben. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 95

Baumaßnahmen im Bestand

Bau bzw. Umbau von kleineren barrierefreien Wohnungen durch Wohnungsbaugesellschaften

Sicherstellung einer selbstbestimmten Ausbau der Versorgung mit Gütern des Haushalts- und Lebensführung täglichen Bedarfs durch wohnortnahe Angebote bzw. Lieferdienste

Schaffung neuer Angebote durch Kooperation unterschiedlicher Anbieter

Schaffen einer Koordinierungsstelle für haushaltsnahe Dienstleistungen: Lebensmittel, Pflege, Hausmeister- dienste, persönliche Betreuung (Soziale Organisationen, Bildungsträger)

Ehrenamtliche Organisation von Hol- und Bringdiensten

Barrierefreiheit bei allen Einrichtungen

Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur

Modellprojekt „Alten-WG“

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 96

3. Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit

Grundsätzlich gibt es eine große Anzahl von Informationsmöglichkeiten. Das erschwert oft die richtige Auswahl der geeigneten Beratung. Wichtig ist für die Betroffenen, dass sie wissen, an welche Stellen sie sich wenden können. Unterschieden werden kann zwischen Fachberatungsstellen, Printmedien, Internet und Informationsveranstaltungen. Auf diesem Fachgebiet tritt im Landkreis Tirschenreuth die Seniorenfachstelle des Landratsamts als koordinierende Stelle auf.

Ein vorbildliches und wichtiges Informationsmedium ist der Seniorenwegweiser des Landkreises Tirschenreuth.91 Senioren und Angehörige können sich darin über Freizeitangebote, Beratungs- und Hilfsmöglichkeiten der Kommunen, Kirchen, Bildungsträger und sozialen Organisationen erkundigen. Dieser Ratgeber kann online abgerufen werden, zudem liegt er in schriftlicher Form aus. Um ihn möglichst aktuell zu halten, wäre es sinnvoll, die digitale Form halbjährlich zu erneuern. Die Ernennung von Seniorenbeauftragten auf Landkreis- und Gemeindeebene hat die Öffentlichkeitsarbeit ebenso gestärkt. Sie können als Ansprechpartner und Mittler zwischen Verwaltung und Bürger dienen.

Insgesamt fühlen sich die älteren Menschen gut über die Angebote und Dienstleistungen der jeweiligen Gemeinden informiert (Abb. VI. 13). In der Bürgerbefragung bezeichnete über die Hälfte den Informationsfluss als „gut“ oder „sehr gut“. Über ein Viertel antwortete mit „teils, teils“. Nur 7% sahen dieses Thema kritisch.

45% 29%

6% 11% 5% 2% 2% Sehr gut Gut Teils, teils Schlecht Sehr schlecht Weiß nicht k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 13: Wie gut fühlen Sie sich informiert über Angebote und Dienstleistungen für ältere Menschen in Ihrer Gemeinde?

Schriftliche Publikationen sind das am meisten genutzte Informationsmedium, um etwas über Angebote und Dienstleistungen zu erfahren (Abb. VI. 14). Die lokalen Tageszeitungen mit 84% und die Gemeindezeitungen/-anzeiger mit 36% stehen

91 http://www.kreis- tir.de/fileadmin/user_upload/Soziales/Betreuung_Heimaufsicht_Senioren/Seniorenfachstelle/Senior enwegweiser/2942008_84621_Seniorenwegweiser.pdf (31.01.2011) Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 97 bei den Befragten am höchsten in der Gunst. Aber auch die Mundpropaganda über Freunde und Bekannte nutzt jeder Fünfte. Zudem gaben 16% an, sich durch Werbezettel und Postwurfsendungen zu informieren.

84%

36%

20% 16% 7% 7% 5%

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 14: Wie informieren Sie sich über Angebote und Dienstleistungen für ältere Menschen in Ihrer Gemeinde?92

Die Teilnehmer der Lokalkonferenzen sammelten zu diesem Handlungsfeld folgende Ansätze:

 Benennen eines speziellen Ansprechpartners für Senioren in jedem Rathaus  Seniorenrat zum Einbringen von Anliegen  Unterstützung bei Behördengängen  Beratungsstelle bei Pflege und Palliativversorgung  Vernetzung der Seniorenclubs zur Angebotssteigerung  Schaffung spezieller, regionaler Internetforen für Senioren  Internetschulung/-fortbildung (Kurse, kostenloser Erfahrungsaustausch)  Monatliche Gemeindezeitung  Infoblätter zum gegenseitigen Austausch (Suche/Biete)  Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit

In diesem Zusammenhang muss beachtet werden, dass die Angebote die Senioren erreichen, damit diese auch ausreichend genutzt werden. Dies kann nur durch eine breit aufgestellte Informationskette gelingen und dazu können die oben genannten Vorschläge beitragen. Die speziellen Ansprechpartner in den einzelnen Kommunen könnten somit als Art Lotsen für die älteren Menschen fungieren.

92 Mehrfachnennungen waren möglich. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 98

Unterstützung bekommen sie dabei von den Seniorenbeauftragten. Auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit sind sie vor allem für die Informationsweitergabe an die ältere Generation zuständig.

Auch wurde in den Sitzungen immer wieder auf die Wichtigkeit des DSL-Ausbaus hingewiesen, um sich weitreichender mit Informationen zu versorgen. Dies ist zudem eine Grundvoraussetzung, um in zahlreichen Handlungsfeldern noch effektiver Vorgehen zu können. Vor allem auch im Hinblick darauf, dass sich die ältere Generation immer mehr mit diesem Medium auseinandersetz.

Die Internetnutzung bei Senioren nahm nach Ergebnissen einer ARD/ZDF- Onlinestudie zwischen 1997 bis 2010 stetig zu. So waren 1997 3% der 50 bis 59- Jährigen und 0,2% der über 60-Jährigen „online“. Bis zum Jahr 2003 stiegen diese Werte mehr oder weniger konstant bis auf 48,8% beziehungsweise 13,3% an. 2010 lag der Prozentsatz der sogenannten Silversurfer schon bei 68,9% beziehungsweise bei 28,2%.93 Das wachsende Interesse von Senioren am Internet ist ersichtlich. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass in den kommenden Jahren der Anteil der älteren Generation ansteigen wird, welcher im Internet surft.

Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Sicherstellung des Informationsflusses Schaffung einer Anlaufstelle in der „top down“ Verwaltung

Benennung von speziellen Ansprechpartnern in der Verwaltung

Barrierefreier Zugang zu Webdiensten

Fortführung und regelmäßige Aktualisierung des Seniorenwegweisers

Publikation von Informationen für Senioren in der Gemeindezeitung

Vortragsreihen über seniorenrelevante Themen wie Gesundheit und Sicherheit

Seniorenteil in der Zeitung (Lokale Presse)

93 http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/fileadmin/Online10/07-08-2010_van_Eimeren.pdf (31.01.2010). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 99

Sicherstellung des Informationsflusses Vernetzung von vorhandenen „bottom up“ Institutionen und Aktivitäten (Vereine, Verbände)

Aufbau einer Seniorenzeitung bzw. eines Newsletters (Vereine, Verbände)

Förderung der Informationsweitergabe DSL-Ausbau und Weiterbildung in der Handhabe neuer Medien Computerkurse und Internetschulungen (Volkshochschule)

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 100

4. Präventive Angebote

Unabhängig und in vertrauter Umgebung alt werden, lautet der Wunsch vieler Senioren, wenn es um die Frage geht, wie sie ihren Lebensabend am liebsten verbringen würden. Dazu ist es von vornherein unabdingbar, durch gesundheitsfördernde Maßnahmen vorzubeugen, um altersspezifische Krankheiten zu vermeiden bzw. deren Auftreten hinauszuzögern.

Mit Hilfe von Informations-, Kultur-, und Bildungsangeboten, sowie durch gezielte seniorengerechte Sportförderung soll das Bewusstsein gestärkt werden, selbstverantwortlich für ein gesundes und aktives Altern zu sorgen.

Informations-, Kultur- und Bildungsangebote

Geistige Fitness ist neben der körperlichen Fitness eine der Grundvoraussetzungen für unabhängiges aktives Altern. Beteiligungen an Spielenachmittagen in Seniorenrunden, oder Kurse von Volkshochschulen ermöglichen durch regen Austausch das Gedächtnis zu trainieren oder Neues zu erlernen. Vorträge und Seminare bieten die Gelegenheit sich über Alternativen zu informieren, wie der Alltag im fortgeschrittenen Alter gemeistert werden kann, ohne dabei Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.

Gesundheitsvorsorge

Für Senioren ist es möglich, altersspezifische Krankheiten zu vermeiden bzw. deren Auftreten hinauszuzögern. Ernährungsberatungen oder Vorsorgeuntersuchungen von Ärzten oder Therapeuten können dazu beitragen, die gesundheitliche Prävention voranzutreiben.

Sportförderung

Eine weitere wichtige Maßnahme zur Gesundheitserhaltung stellt die Förderung von Bewegung und Ausdauer dar. Durch die Inanspruchnahme speziell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Senioren zugeschnittene Angebote von Sportvereinen ergibt sich die Möglichkeit, aktiv und gesund alt zu werden.

In den durchgeführten Lokalkonferenzen wurden für das Handlungsfeld Präventive Angebote folgende Forderungen formuliert:

 Seniorentreffen sollten die Basis für Informationsveranstaltungen jeglicher Art bilden. So können Vorträge über seniorengerechtes Umbauen der eigenen vier Wände einen Beitrag leisten, Denkanstöße in Gang zu setzen, um die Aufenthaltsdauer in der eigenen Wohnung zu verlängern. Medizinische Vorträge können darauf aufmerksam machen, wie wichtig Prophylaxe ab einem gewissen Alter ist. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 101

 Seniorengerechte Sportprogramme sollen Motivation geben, sich aktiv am Vereinsleben zu beteiligen und somit auch soziale Kontakte fördern.  Vorträge und Seminare zur Gesundheitsförderung als Aufklärungsmaßnahme  Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zur Bekanntmachung der Angebote  Einrichtung von Fahrdiensten  Inanspruchnahme ambulanter Pflegedienste zur Entlastung im Alltag

Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Angebote zum Erhalt der Gesundheitsfördernde Maßnahmen in der körperlichen und geistigen Öffentlichkeit stärken Leistungsfähigkeit Bildungsangebote auf Bedürfnisse der Senioren ausrichten

Kulturelles Angebot stärken

Zusammenarbeit von Seniorenbeauftragten und Sportvereinen

Sicherung der (haus-) ärztlichen Außensprechtage/Informationsveranstaltungen Versorgung von Fachärzten oder Therapeuten

Präventive Hausbesuche bei Hochbetagten

Förderung der Inanspruchnahme Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, präventiver Angebote Bekanntmachungen in Gemeindeblättern oder Kirchenanzeigern

Einrichtung von Fahrdiensten zu Veranstaltungen

Möglichst langer Erhalt der Informationsveranstaltungen zum Thema Eigenständigkeit im Wohnalltag seniorengerechtes Umbauen von Wohnungen

Aufzeigen von Fördermöglichkeiten etwaiger Umbaumaßnahmen

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 102

5. Gesellschaftliche Teilhabe

Das Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe versucht, der drohenden Gefahr von Vereinsamung im zunehmenden Alter durch „Begegnung“ und „Kommunikation“ entgegenzusteuern. Ganz klares Ziel ist, die Senioren an der Gesellschaft teilhaben zu lassen, um neue Kontakte aufzubauen bzw. bestehende Kontakte zu stabilisieren und zu vertiefen. Nicht nur eine drohende Einsamkeit im Alter soll dadurch abgewendet werden. Das generationsübergreifende Miteinander in der Gesellschaft soll auch dazu beitragen, das Bewusstsein zu schärfen, dass „Altern“ alle angeht und ein aktives soziales Miteinander unabhängig vom Alter erforderlich ist.

In den Lokalkonferenzen wurden dazu unten stehende Ergebnisse erzielt:

 Schaffen generationenübergreifender Treffmöglichkeiten  Besuchsdienste ausweiten.  Einbindung von Seniorenbeauftragten und Seniorenbeiräten  Nachbarschaftshilfen forcieren.  Umgang mit Neuen Medien ermöglichen.

Bei der Bürgerbefragung wurde bezüglich der gesellschaftlichen Teilhabe ein Akzent bei der Möglichkeit der Freizeitgestaltung und Kontaktpflege gesetzt. So wurden folgende Fragen berücksichtigt:

 Welche elektronischen Geräte stehen Ihnen zur Freizeitgestaltung zur Verfügung?  Was tun Sie gern in Ihrer Freizeit, wenn Sie zu Hause sind?  Was tun Sie gern in Ihrer Freizeit, wenn Sie außer Haus sind?  Wie häufig pflegen Sie Kontakt zu Ihrer Familie, Ihren Freunden, Ihren Nachbarn?  Wie wichtig sind Ihnen diese Kontakte?

In fortgeschrittenem Alter spielt sich die Freizeitgestaltung häufig in den eigenen vier Wänden ab. Dazu werden die dem Haushalt zur Verfügung stehenden Elektrogeräte herangezogen (Abb. VI. 15). So stehen 284 von 289 befragten Personen ein Fernseher zur Freizeitgestaltung zur Verfügung und 275 Personen ein Radio. Weitere 226 Befragte können sich eines Kassettenrekorders oder CD- Players zum Musikhören bedienen und knapp die Hälfte des Auskunftskreises kann zur Freizeitgestaltung mit einem Computer umgehen. Zur Pflege sozialer Kontakte greifen 281 Personen auf ein Telefon zurück, weitere 128 surfen im Internet. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 103

Gerät zum Musikabspielen 226

Internet 128

Computer 145

Fernseher 284

Radio 275

Telefon 281

0 50 100 150 200 250 300

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 15: Was steht Ihnen in Ihrem Haushalt zur Verfügung?94

Die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen sind neben dem erwähnten Fernsehen und Radio hören, Lesen, Arbeiten am Haus erledigen und Zeit mit der Familie verbringen. Weniger wird sich zu Hause mit dem Erlernen neuer Sachen oder einer anderen Sprache beschäftigt. Auch Gesellschafts- und Kartenspiele finden weitaus weniger Anklang, als Sport treiben, oder mit Nachbarn/Freunde plaudern (Abb. VI. 16 und Abb. VI. 17).

Außer Haus stehen zur Freizeitgestaltung vor allem ehrenamtliche Tätigkeiten, Gartenarbeit und Kirchenbesuche im Vordergrund. Verwunderlich hingegen ist die seltene Teilnahme an Kaffeekränzchen oder Altennachmittage, die gute Gelegenheiten zur Pflege sozialer Kontakte im Seniorenalter bieten würden (Abb. VI. 18 und Abb. VI. 19).

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 16: Was tun Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie zu Hause sind (1)?

94 Mehrfachnennungen waren möglich. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 104

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 17: Was tun Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie zu Hause sind (2)?

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 18: Was tun Sie gern in Ihrer Freizeit, wenn Sie außer Haus sind (1)?

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 19: Was tun Sie gern in Ihrer Freizeit, wenn Sie außer Haus sind (2)?

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 105

Um der Vereinsamung vorzubeugen, ist die Pflege sozialer Kontakte unabdingbar. So ist es auch wichtig, mit seinem gewohnten Umfeld in ständigem Austausch zu stehen. Vordergründig im Bereich der sozialen Kontaktpflege steht dabei die Familie. Mehr als 50% der befragten Personen gaben an, täglich mit Familienmitgliedern in Kontakt zu stehen und weitere 20% pflegen diesen mehrmals pro Woche (Abb. VI. 20).

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 20: Wie häufig pflegen Sie Kontakt zu Ihrer Familie?

Dabei stufen 91% der Befragten die Familienkontakte als „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ ein (Abb. VI. 21). Für die restlichen 9% ist anzunehmen, dass diese der Gruppe angehören, die einen losen Kontakt zu ihrer Familie pflegen.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 21: Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Ihrer Familie?

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 106

Auch die Nachbarschaft bekleidet einen wichtigen Teil der gewohnten Sozialkontakte. So besteht zwischen 45% der Auskunftspersonen und seinem Nachbarn ein reger täglicher bzw. mehrmals wöchentlicher Austausch, welchen auch 65% für „sehr wichtig“ einstufen. Ein Viertel aller Befragten steht einmal wöchentlich mit seinem Nachbarn in Kontakt. Die restlichen 20%, welche nur einmal pro Monat bzw. Jahr oder gar noch seltener angegeben haben, lassen auf ein schlechteres Nachbarschaftsverhältnis deuten, hervorgerufen durch mögliche persönliche Differenzen oder Generationenkonflikte (Abb. VI. 22 und Abb. VI. 23).

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 22: Wie häufig pflegen Sie Kontakt zu Ihren Nachbarn?

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 23: Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Ihren Nachbarn?

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 107

Der Kontakt zu Freunden bekleidet eine weitere wichtige Konstante bezüglich sozialer Kontakte. Jedoch basiert diese Regelmäßigkeit nicht auf täglichen Austausch, sondern erstreckt sich über wöchentlichem oder monatlichem Turnus (Abb. VI. 24). Unterstrichen wird dies von der eingeschätzten Wichtigkeit, denn 74% der Befragten gaben an, dass der soziale Kontakt zu Freunden für sie „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ sei (Abb. VI. 25).

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 24: Wie häufig Pflegen Sie Kontakt zu Ihren Freunden?

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 25: Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Freunden?

Um weiterhin in Kontakt mit den Mitbürgern zu bleiben, wäre es denkbar, dass alleinlebende Senioren einmal in der Woche gemeinsam miteinander das Mittagessen einnehmen. Als Treffpunkt würden sich beispielsweise Dorfgaststätten anbieten. Somit würden auch kleinere Dorfwirtschaften unter der Woche zur Mittagszeit frequentiert. Dort könnten die Wirte verschiedene Gerichte anbieten. Außerdem wäre es eine Möglichkeit, an bestimmten Tagen in diesen Räumlichkeiten oder in anderen Gemeinschaftsräumen das „Essen auf Rädern“ Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 108 liefern zu lassen. Somit müssten die Senioren nicht mehr ihre Mahlzeiten alleine einnehmen und hätten zudem gesellschaftlichen Kontakt.

Ein weiterer Ansatzpunkt ist der Ausbau des generationenübergreifenden Aspekts. Beide Seiten – Jung und Alt – können voneinander profitieren. Beispielsweise könnten Senioren bei der Betreuung von Kindern berufstätiger Eltern als „Leihoma/-opa“ unterstützend wirken und Aufsichtsaufgaben übernehmen. Jeder hätte dadurch Vorteile: Die Senioren wären in Familienstrukturen eingebunden und die Eltern würden entlastet. Auch wäre es vorstellbar, dass fitte und rüstige Senioren in Schulen einmal in der Woche ehrenamtlich die Mittagsbetreuung übernehmen oder beim Lernen helfen (z.B. Lesepatenschaften). Dadurch könnten sie ihre Erfahrung weitergeben, aber auch neue Erfahrungen sammeln.

Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen Ermöglichung der Teilhabe Älterer am Schaffung und Ausbau bzw. gesellschaftlichen Leben Verstetigung von Angeboten für Senioren: Sport, Bildung, Kultur

Schaffung niedrigschwelliger Angebote für Senioren

Kurse für neue Medien

"Senioren-Börse" (Biete/Suche)

Nutzung räumlicher Gegebenheiten Vermarktung des Landkreises als seniorenfreundlich

Nutzung noch vorhandener "Dorfwirtshäuser" für gemeinschaftliche Esseneinnahme

Generationenübergreifende Integration Leihoma/-opa bspw. für Berufstätige Älterer Schulung jüngerer Verkehrsteilnehmer über Verhalten und Reaktionen Älterer bspw. im Straßenverkehr

Familienpatenschaften

Lern- und Mittagsbetreuung in Schulen

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 109

6. Bürgerschaftliches Engagement für und von Senioren

Das Handlungsfeld Bürgerschaftliches Engagement leistet einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung und Aufrechterhaltung sozialer Angebote und hat auch inhaltliche Schnittmengen mit dem Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe. Bürgerschaftliches Engagement bietet zum einen die Chance, aktiv selbst an der Gesellschaft teilzuhaben und diese zu gestalten, und zum anderen bildet es eine Hilfestellung für Betroffene, um Vereinsamung entgegenzuwirken und den Alltag zu meistern.

Ohne Bürgerschaftliches Engagement könnte vor allem in der Seniorenarbeit vieles nicht verwirklicht werden. Deshalb formulierten die Teilnehmer der Lokalkonferenzen folgende Notwendigkeiten:

 Förderung des ehrenamtlichen Engagements durch Fortbildungsmöglichkeiten  Verstärkte Würdigung des bürgerschaftlichen Engagements in der Öffentlichkeit, um auch das Bewusstsein für die Notwendigkeit zu stärken.  Ausbau von Nachbarschaftshilfen  Ausweitung des bürgerschaftlichen Engagements durch Teilnahme an Modellprojekten  Einbindung von Erfahrungswerten der Senioren

Bei der Bürgerbefragung beschäftigten sich die Teilnehmer mit dem Thema „Fortbildungsmöglichkeiten beim bürgerschaftlichen Engagement“. Dabei wurde die Frage gestellt, ob es vorstellbar wäre, an einem Kurs teilzunehmen, um sich als Seniorenbegleiter ausbilden zu lassen (Abb. VI. 26). Dabei gaben lediglich knapp 10% (27 Befragte) an, sich für solch einen Kurs zu interessieren und weitere 14%, dass sie an solch einer Ausbildung nur teilnehmen würden, wenn diese auch in ihrer Gemeinde angeboten werden würde. 70% haben kein Interesse für diese Art von Fortbildungsmaßnahme im Bereich Bürgerschaftliches Engagement. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 110

250 205 200 150

100 41 27 16 50 0

Ja, ein solcher Kurs im Landkreis würde mich interessieren. Ja, aber nur, wenn die Ausbildung in meiner Gemeinde angeobten würde. Nein, daran habe ich kein Interesse. k.A.

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 26: Könnten Sie sich vorstellen an einem Kurs teilzunehmen, um ehrenamtlicher Seniorenbegleiter in Ihrer Gemeinde zu werden?

Dabei sollte jedoch nochmals nachdrücklich darauf hingewiesen werden, wie wichtig jegliche Art von bürgerschaftlichem Engagement in zunehmendem Alter ist. Denn ohne das freiwillige Engagement von Bürgerinnen und Bürgern wäre oft eine Aufrechterhaltung von Seniorenangeboten nicht möglich. Jedoch bleibt anzumerken, dass beispielsweise Fortbildungsmaßnahmen nur in Anspruch genommen werden würden, wenn diese auch kostenfrei sind. So gaben 47% der interessierten Bürger an einer Fortbildung zum Seniorenbegleiter an, dass sie diese nur machen würden, wenn sie auch kostenfrei wäre. Nur 10% würden für eine fachgerechte Ausbildung gerne zahlen und weitere 43% würden nur gegen einen kleinen Obolus teilnehmen (Abb. VI. 27).

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 27: Wären Sie bereit, die Ausbildung zum Seniorenbeauftragten gegen eine Teilnehmergebühr zu absolvieren?

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 111

Aber nicht nur Fort- bzw. Ausbildungsmaßnahmen Einzelner bilden einen wichtigen Eckpfeiler bürgerschaftlichem Engagements. Insbesondere die Vereinsarbeit ist auf die tatkräftige Unterstützung seiner Mitglieder angewiesen. Denn ohne freiwilliges Engagement wären viele Veranstaltungen – vor allem im Bereich von Senioren - nicht machbar, oder Traditionen nicht aufrechtzuerhalten. Viele der Befragten gaben an sich in Vereinen mehr oder weniger stark zu engagieren (Abb. VI. 28), kaum einer der Befragten gab an kein Mitglied in irgendeinem Verein zu sein. Fast die Hälfte der Auskunftspersonen engagiert sich „stark“ bzw. „sehr stark“ im Vereinsleben (parallel auch in mehreren Vereinen). Dabei sind die beliebtesten Vereine der Senioren die fast allerorts ansässigen Heimatvereine, Sportvereine, Feuerwehren oder auch politische Parteien.

116 120 100 98 100

80 66 66

60

40

20

0

Sehr stark Stark Teils, teils Eher gering Sehr gering

Quelle: Bürgerbefragung 2010 Abb. VI. 28: Wie stark schätzen Sie Ihr Engagement in Vereinen ein?95

Mit dem demographischen Wandel verändern sich auch die Leistungen der Daseinsvorsorge96. Besonders im Bereich des ehrenamtlichen Engagements ist man vermehrt wachsenden Herausforderungen ausgesetzt. Das Vereinsleben kämpft mit sinkenden Mitgliederzahlen und einer zunehmenden Alterung der Mitglieder. Das Angebot nicht nur im Vereinsleben, sondern in allen sozialen Bereichen muss sich dem demographischen Wandel anpassen. In Zukunft wird es immer wichtiger werden, dass ältere Menschen vermehrt Führungspositionen in Vereinen übernehmen, beziehungsweise länger dort Verantwortung tragen. Dies stellt für das Ehrenamt ein weiteres Potential dar.

Ehrenamtliches Engagement gewinnt zunehmend an Bedeutung im Landkreis Tirschenreuth, da ohne diesen viele Angebote der Daseinsvorsorge – insbesondere in der Seniorenarbeit – nicht mehr aufrecht erhalten werden

95 Mehrfachantworten waren möglich, da mehrere Vereine aufgezählt waren. 96 „Als Leistungen der Daseinsvorsorge oder gemeinwohlorientierte Leistungen werden marktbezogene oder nichtmarktbezogene Tätigkeiten verstanden die im Interesse der Allgemeinheit erbracht und daher von den Behörden mit spezifischen Gemeinwohlverpflichtungen verknüpft werden.“ www.assista.org/files/Wels_Vortrag%20_Hollerweger.pdf (31.01.2011). Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 112 könnten. Mit der Schaffung des Koordinationszentrums Bürgerschaftliches Engagement des Landkreises Tirschenreuth gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen wird dieser Entwicklung Rechnung getragen. Im Hinblick auf die noch bevorstehenden Anforderungen des demographischen Wandels an die ehrenamtliche Tätigkeit empfiehlt es sich, die derzeitige befristete Einrichtung dieser Koordinationsstelle auch nach einer möglichen Beendigung der Förderung durch das Staatsministerium im Landratsamt Tirschenreuth beizubehalten.

Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Fähigkeiten und Fertigkeiten von Schaffung eines Netzwerks von Senioren als Potenzial nutzen. "Business-Paten" für Existenzgründer

Schaffung eines Forums von und für Senioren (Biete/Suche)

Lesenachmittag mit Senioren und Kindern

Organisation von Nachbarschaftshilfen

Stärkung der Stellung des Anhörung des Seniorenbeauftragten bei Seniorenbeauftragten relevanten Planungen

Seniorenbeirat

Einbindung von Senioren in kommunale Ehrenamtliche „lokale Kümmerer“ Aufgaben

Prädikat: Aktive Senioren Landkreis Wirksame Öffentlichkeitsarbeit Tirschenreuth

Weiterführung des Beibehalten des Koordinationsstelle Koordinationszentrum nach Ende der Förderung Bürgerschaftliches Engagement

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 113

7. Betreuung und Pflege

Wie die Ermittlung der Ressourcen und Bedarfe in Kapitel IV. zeigt, wird künftig der Bedarf an Betreuung und Pflege, mit dem steigenden Anteil der älteren Bevölkerung zunehmen. Möglichkeiten dazu bieten die vielerorts ansässigen ambulanten Pflegedienste, Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen, ambulant betreute Wohngemeinschaften, sowie die Alten- und Pflegeheime.

Ziel der ambulanten Pflegeeinrichtungen ist es, den Senioren trotz kleiner Einschränkungen eine soweit wie möglich selbständige Lebensführung zu gewährleisten. Der unterstützende Charakter dieser Einrichtungen hilft den Senioren, sich im Alltag weitestgehend alleine versorgen zu können und die Individualität der eigenen Bedürfnisse beizubehalten. Die vorhandenen Alten- und Pflegeheime richten sich sowohl an intensiv pflegebedürftige Patienten, wie auch an Senioren denen eine eigenständige Haushaltsführung durch kleinere Einschränkungen nicht mehr möglich ist.

Das Handlungsfeld Betreuung und Pflege hat in den Lokalkonferenzen folgende Formulierungen von Notwendigkeiten hervorgerufen:

 Verbesserung der mobilen Dienste  Beratung der Angehörigen  Bereitstellung von ausreichend qualifiziertem Personal  Zentralität von Pflegeeinrichtungen  Schwellenabbau bei der Inanspruchnahme v.a. bei Bedarf an Kurzzeitpflege  Entlastung der pflegenden Angehörigen durch Kurzzeitpflege  Ausbau ehrenamtlicher Tätigkeiten für betreutes Wohnen

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 114

Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Gewährleistung eines bedarfsgerechten Bedarfsermittlungsplanung in den und wohnortnahen Betreuungs- und einzelne Ortschaften und Pflegeangebots interkommunale Zusammenarbeit

Sicherstellung von ausreichendem und Aus-, Fort- und Weiterbildung qualifiziertem Personal Qualifizierung von Führungskräften

Unterstützung hauptamtlicher Bewusstseinsstärkung „Pflege geht alle Mitarbeiter durch Ehrenamtstätigkeit an“

Schaffung alternativer Wohnformen Initiierung von Modellprojekten

Abbau von Ängsten und Vorbehalten Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit gegenüber Senioreneinrichtungen „Tag der offenen Tür“ bei Pflegeeinrichtungen

Gewährleistung eines Kurzzeitpflegeangebots

Erhalt der Individualität in Abbau von Vorurteilen durch Senioreneinrichtungen Infobroschüre über alle Möglichkeiten der Pflege

Zentralisierung der Pflegeangebote

Schaffung von Wohnraum um Pflegeeinrichtungen

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 115

8. Unterstützung pflegender Angehöriger

Werden mit zunehmendem Alter Elternteile oder nahestehende Verwandte gebrechlich und krank, und sind auf Hilfe angewiesen, um den Alltag zu meistern, so ist dies nicht automatisch damit verbunden, diese betroffenen Personen in Pflegestätten unterzubringen. Viele Angehörige entscheiden sich dafür, so lange wie möglich eine benötigte Pflege selbst durchzuführen. Eine Betreuung in den eigenen vier Wänden von Angehörigen hilft, sich trotz Einschränkungen nicht wertlos zu fühlen. Jedoch ist je nach Art und Grad der Erkrankung eine häusliche Pflege sowohl mit finanziellen als auch psychisch und physischen Anstrengungen verbunden.

Das Handlungsfeld Unterstützung pflegender Angehöriger soll dabei unter die Arme greifen und auch für Entlastung im anstrengenden Pflegealltag sorgen, damit sich die pflegenden Angehörigen auch einmal Ruhepausen gönnen und eigenen Stress minimieren bzw. ausgleichen können.

Diesbezüglich wurden in den Lokalkonferenzen folgende Notwendigkeiten formuliert:

 Finanzielle Unterstützung der pflegenden Angehörigen  Informationsveranstaltungen für und von Betroffenen zum Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung  Schaffen von Entlastungsmöglichkeiten  Schaffen von Freizeitangebote für pflegende Angehörige

Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Stärkung der häuslichen Pflege durch Einrichtung eines Pflegetreffs zum Beratung der Angehörigen Austausch von Betroffenen

Stärkere Anerkennung der häuslichen Öffentlichkeitsarbeit ausbauen. Pflege durch Angehörige Gutscheine, Vergünstigungen zur Freizeitgestaltung ermöglichen.

Den pflegenden Angehörigen Ehrenamtliche Helfer einsetzen. Ruhepausen gönnen. Kurzzeitbetreuungsangebote ausbauen.

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 11 6

9. Angebote für besondere Zielgruppen

Je nach Krankheitsbild, sind betroffene Erkrankte auf spezielle Hilfe angewiesen, was zu einem speziellen Betreuungsbedarf führt. Insbesondere Menschen mit Demenzerkrankung, Behinderung oder psychischen Erkrankungen sind auf niedrigschwellige Angebote wie Betreuungsgruppen oder ehrenamtliche Helferkreise angewiesen.

Für das Handlungsfeld Angebote für besondere Zielgruppen wurden daher in den Lokalkonferenzen eingehende Forderungen gestellt:

 Spezielles Freizeit- und Sportangebot für Menschen mit Behinderung  Berücksichtigung von Anforderungen für Menschen mit Behinderung bei der Planung des ÖPNV  Abbau von Berührungsängsten  Einbindung von psychisch Kranken in die Gesellschaft

Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Verbesserung der Lebensqualität an Sicherstellung von ortsnahen Demenz Erkrankter und deren Betreuungsangeboten. Angehörigen Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit, um Schwellen abzubauen.

Vorbeugung von Altersdepression und Betreuungsangebot ausbauen. wiederholten Krankenhausaufenthalten Sport- und Freizeitangebot auf spezielle Bedürfnisse abstimmen.

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 117

10. Kooperations- und Vernetzungsstrukturen

Eine erfolgreiche Seniorenarbeit beschränkt sich nicht nur auf den Einsatz von Seniorenbeauftragten, sondern erstreckt sich über mehrere Ebenen, die auch miteinander verbunden sind. Träger- und ressortübergreifende Vernetzung ist daher dringend notwendig, um die einzelnen Aktivitäten aller beteiligten Akteure miteinander abzustimmen.

Daher ergaben sich in den Lokalkonferenzen folgende Schwerpunkte für das Handlungsfeld Kooperationen und Koordinationsstrukturen:

 Veranstaltungen und Aktionen gemeinschaftlich planen.  Leitstellen einrichten.  Entscheidungsträger sensibilisieren.  Interkommunale Zusammenarbeit fördern.

Ein weiteres Feld ist die Zusammenarbeit zwischen Altenheimen/Senioreneinrichtungen und Schulen. Schüler könnten beispielsweise als Praktikanten in Altenheimen Erfahrungswerte sammeln, oder es könnten gemeinsame Veranstaltungen organisiert werden.

Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Kontaktpflege zu benachbarten Durchführung regelmäßiger Seniorengruppen gemeinsamer Veranstaltungen

Gegenseitige Nutzung von Entwicklung von Angeboten für Möglichkeiten Senioren, aber auch Generationen übergreifend in Kooperation mit Vereinen/Institutionen/Schulen

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11. Hospiz- und Palliativversorgung

Tod und Krankheit sind auch in der heutigen Gesellschaft noch eines der wenigen Tabuthemen. Mit fortschreitendem Alter wird sich jedoch zunehmend mit diesem Thema auseinandergesetzt. Das Handlungsfeld Hospiz- und Palliativversorgung trägt der Entwicklung der letzten Jahre Rechnung, dass viele Senioren und schwer erkrankte Personen den Wunsch äußern, im Kreise ihrer Angehörigen und in gewohnter Umgebung sterben zu wollen.

Das Ziel der Hospiz- und Palliativversorgung ist dabei eindeutig: gebrechlichen und sterbenskranken Menschen sollen die letzten Tage so angenehm und schmerzfrei wie möglich gemacht werden. Mit der Sterbebegleitung in einer vertrauten Umgebung soll den Betroffenen wie den Angehörigen die Angst vor dem bevorstehenden Tod und des Verlustes eines geliebten Menschen genommen werden. Der ambulante Hospizdienst setzt sich dabei aus Medizinern, ehrenamtlichen Hospizelfern, Theologen, Sozialarbeitern und Pflegepersonal zusammen. In Krankenhäusern eingerichtete Palliativstationen ermöglichen Krankheitssymptome sterbenskranker Menschen zu kontrollieren und somit eine Linderung auf Zeit zu verschaffen. Durch die umfassende Betreuung soll sich die Lebensqualität verbessern und der Umgang mit der Krankheit erleichtert werden.

Zielsetzung und Maßnahmen

Zielsetzung Maßnahmen

Enttabuisierung des Themas Tod und Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit Sterben Vorträge und Gesprächsrunden

Auf-und Ausbau von weiteren Bedarfserfassung Hospizgruppen Ausbau der Beteiligung durch ehrenamtliche Tätigkeit

Betreuung von Palliativpatienten in Aufbau von Palliative Care Teams häuslicher Umgebung verstärken.

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12. Handlungsfelder für Kommunen

Um Handlungsfelder für die einzelnen Kommunen ermitteln zu können, wurden die Meinungen der Seniorenbeauftragten eingeholt. Mittels Orientierungsfragen bewerteten sie die Situation vor Ort. Zudem wurde dieses Themenfeld auch durch die Bürgerbefragung abgedeckt:

 Wo in Ihrem Ort gibt es keine Ruhegelegenheiten?  Gibt es Schwierigkeiten bei Straßenüberquerungen oder beim Zugang zu öffentlichen Gebäuden, Ärzten, Apotheke oder Kirchen in Ihrem Ort?  Ist in Ihrer Gemeinde alles gut zu Fuß erreichbar oder gibt es irgendwelche Hindernisse?  Was sollte Ihrer Meinung nach in Ihrer Gemeinde bzw. Ihrem Ortsteil für ältere Menschen getan werden?

Werden die Ergebnisse der Seniorenbeauftragten auf den Landkreis Tirschenreuth projiziert, wird noch in einigen Bereichen des öffentlichen Zusammenlebens mit der älteren Generation Handlungsbedarf gesehen. Insgesamt decken sich die Ergebnisse mit den Empfehlungen und Maßnahmen in den anderen Handlungsfeldern. Es muss noch darauf hingewiesen werden, dass die Seniorenbeauftragen und die Teilnehmer der Bürgerbefragung in manchen Kommunen kaum Verbesserungspotentiale sahen oder angeben konnten. Sie beschränkten sich in ihrer Ausführung hauptsächlich auf die, durchaus vielen, positiven Aspekte der Seniorenarbeit. Dadurch fällt der Beschreibungsumfang für die einzelnen Gemeinden unterschiedlich aus. Für jede Landkreiskommune werden abschließend immer zielgerichtete Maßnahmen genannt, die sich aus den Aussagen der Seniorenbeauftragten, der Befragungsteilnehmer und den Handlungsfeldern ergeben.

Landkreisweit wird bemängelt, dass Teile des öffentlichen Personennahverkehrs des Landkreises nicht senioren- beziehungsweise behindertengerecht sind. So sind die Fahrpläne oft schwer lesbar und es gibt einige Haltestellen ohne Sitzmöglichkeit. Außerdem wird immer wieder kritisiert, dass keine oder zu wenige öffentliche Toiletten in den Hauptortschaften vorhanden sind. Des Weiteren werden die Fußwege thematisiert. Diese sind selten von Radwegen getrennt. Zudem haben viele Gehwege hohe Bordsteinkanten, welche ein Hindernis für viele ältere Menschen und Rollstuhlfahrer darstellen. Öffentliche Gebäude, wie Rathäuser und Banken, sind oft ohne Fahrstuhl ausgestattet. Außerdem fordern die Seniorenbeauftragten einiger Gemeinden, mehr Ruhe- und Parkbänke aufzustellen und die Organisation spezieller Fahrdienste einzurichten. Diese Fahrdienste sollen dafür sorgen, dass Ältere, die nicht (mehr) selbst Autofahren können, mobil bleiben. Außerdem regen die Beauftragten einen Ausbau bei Hilfen zur Gestaltung einer barrierefreien Wohnung an und erheben Forderungen zur Einrichtung von zentralen Seniorenbegegnungsstätten sowie einer Rubrik für Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 120

Senioren im Lokalteil der Tageszeitung oder im Kirchenanzeiger. Diese Hinweise gelten für alle Gemeinden und werden im Folgenden nur noch erwähnt, falls die Befragten explizit darauf hingewiesen haben.

Hinweise für Kommunen im Einzelnen

Stadt Bärnau

Bei dem in der Bahnhofstraße ansässigen Arzt (Dr. Siegbert Weinrich) sieht der Seniorenbeauftragte das Problem des fehlenden Fußweges entlang der Staatsstraße, die auch entlang der Bahnhofstraße verläuft. Der Weg zum Arzt birgt für viele Senioren eine Gefahrenquelle, vor allem im Winter durch den seitlich abgelagerten Schnee. Zudem ist die Praxis von Dr. Rieser ab dem Einkaufsmarkt „Diska“ auf einem Straßenverlauf von etwa 100 Metern nur über die zur Staatsgrenze führende Staatsstraße zu erreichen. Auch dort ist auf beiden Seiten kein Fußgängerweg vorhanden. Außerdem ist die nach etwa 20 Metern auf der Staatsstraße befindliche Abkürzung (unbeleuchteter Fußweg) nicht verkehrssicher. Hinzu kommt die starke Frequentierung der Staatsstraße seit der Öffnung der Grenztankstelle. Zur Deckung des täglichen Bedarfs liegen die vier Ortsteile Bärnaus außerhalb erreichbarer Einkaufsmöglichkeiten.

Weder in Bärnau, noch in den zugehörigen Ortsteilen, gibt es während der Woche die Gelegenheit, ein Mittagessen in Gaststätten einzunehmen, so der Seniorenbeauftragte. Dies sei nur vereinzelt abends möglich. Neben den Seniorenbeauftragten führen ebenfalls die befragten Senioren eine fehlende stationäre Pflegeeinrichtung im Gemeindegebiet an. Jedoch stellen der Elisabethenverein und das Rote Kreuz ambulante Pflege für Senioren zur Verfügung. Die Befragungsteilnehmer sind größtenteils zufrieden, wünschen sich aber einen Seniorenstammtisch oder andere spezielle Angebote für Ältere. Außerdem kritisieren einige die Parkplatzanzahl vor der Apotheke und die Treppen zur Stadtverwaltung, die ein Hindernis darstellen. Ebenso wird die Einrichtung eines betreuten Wohnens gewünscht.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Stadt Bärnau:

 Ansiedlung eines mobilen Lebensmittelversorgers  Verbesserung der Verkehrssicherheit der Zuwegung zu seniorenrelevanten Infrastrukturen  Einführung eines Seniorenstammtisches in Kooperation mit einem Verein  Förderung einer gezielten Vereinsarbeit von und für Senioren

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Gemeinde Brand

Die Seniorenbeauftragte gibt an, dass keine Einkaufsdienste oder Fahrdienste für Senioren vorhanden sind. Zudem fehlt Hilfe bei der Gestaltung einer barrierefreien Wohnung und Informationen zu verschiedenen Wohnformen. Die Befragten erwähnen, dass bei den öffentlichen Gebäuden nur der Mehrzwecksaal mit einem Fahrstuhl ausgestattet ist und so gehbehinderte Menschen eingeschränkt sind. Ein befragter Senior kritisierte die Treppen in der Hausarztpraxis.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Gemeinde Brand:

 Einrichtung einer Koordinationsstelle für Einkaufs- und Fahrdienste  Ansiedlung eines mobilen Lebensmittelversorgers  Durchführung gezielter Informationsveranstaltungen für Senioren

Gemeinde Ebnath

Eine nicht seniorengerechte Komponente stellt nach Auskunft der Seniorenbeauftragten der ÖPNV dar. Die Haltestellen sind nur teilweise mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet und die Fahrpläne sind oft schlecht lesbar. Darüber hinaus ist kein spezieller Fahrdienst für Senioren vorhanden. Dass die öffentlichen Gebäude in Ebnath keinen Fahrstuhl haben, stellt nicht nur die Seniorenbeauftragte heraus, auch die Befragten bemängeln die fehlenden Liftanlagen in der Gemeindeverwaltung und der Hausarztpraxis, sowie den fehlenden Rollstuhlfahrereingang der Raiffeisenbank.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Gemeinde Ebnath:

 Aufwertung der Bushaltestellen mit Sitzgelegenheiten und größeren Fahrplänen  Einrichtung eines speziellen Fahrdiensts für Senioren

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Stadt Erbendorf

Über die Straßenverhältnisse beschweren sich einige Befragungsteilnehmer. Ausdrücklich werden ein fehlender Handlauf auf der rechten Seite in der Frühmeßgasse, die Treppenstufen von der Schloßstraße zum Heinzenweg, dazu lockere Bürgersteigplatten und Stufen auf der Friedhofstreppe genannt. Des Weiteren stört mehrere Befragte der fehlende Eingang für Rollstuhlfahrer zu ihrer Hausarztpraxis und bei der evangelischen Kirche, sowie die vielen Treppen bei den Banken. In diesem Bereich besteht Handlungsbedarf. Außerdem wird eine zentrale Seniorenbegegnungsstätte gewünscht. Ferner gibt es weder ausreichend viele öffentliche Toiletten, noch ist eine zentrale Seniorenbegegnungsstätten vorhanden, so die Seniorenbeauftragte.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Stadt Erbendorf:

 Einrichtung einer zentralen Seniorenbegegnungsstätte  Bauliche Mängelbeseitigung bei angeführten Gefahrenstellen  Ansiedlung eines mobilen Lebensmittelversorgers

Markt Falkenberg

Ein spezieller Kritikpunkt ist der fehlende Arzt vor Ort. Als weiteren Kritikpunkt nennt die Seniorenbeauftragte den öffentlichen Personennahverkehr, welcher nicht seniorengerecht sei. Hinzukommt, dass einige Bushaltestellen weder mit gut lesbaren Fahrplänen ausgestattet, noch überdacht sind und auch über keine Sitzmöglichkeiten verfügen. Überdies ist keinen Fahrdienst für Senioren vorhanden.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Marktgemeinde Falkenberg:

 Aufwertung der Bushaltestellen  Ansiedlung eines Allgemeinmediziners (evtl. Außenstellen mit ein bis zwei Tagen Sprechstunde pro Woche)  Einrichtung eines Fahrdienstes für Senioren

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Gemeinde Friedenfels

Die befragten Senioren bemängeln mehrere Aspekte. Viele wünschen sich den Erhalt des Schwimmbades am Ort. Zudem wird ein Defizit in der Aufklärung der Senioren angesprochen. So fühlen sich einige nicht ausreichend über Vergünstigungen für Senioren, den Vorteil eines Behindertenausweises oder mögliche Gebührenbefreiungen informiert. Ebenfalls wird die fehlende Rampe für Rollstuhlfahrer an der Sparkasse genannt. Im Winter werde zu wenig gestreut. Auch wird eine sichere Überquerung vom Schloßberg (Café Kohl) in Richtung Schule gewünscht und die Instandsetzung des rostigen Geländers an der Friedhofstreppe.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Gemeinde Friedenfels:

 Durchführung zielgerichteter Informationsveranstaltungen für Senioren  Bauliche Mängelbeseitigung zur Verhinderung der Sturzgefahr

Markt Fuchsmühl

Zwischen Kirche und Kloster befindet sich eine gefährliche Stelle zum Überqueren der Straße. Ein weiterer Beitrag betrifft den Bus, der alle 14 Tage ins Sibyllenbad fährt. Dieser Dienst wird von den Senioren gelobt und es wird gewünscht, dass der Bus jede Woche fährt.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Marktgemeinde Fuchsmühl:

 Ansiedlung eines mobilen Lebensmittelversorgers  Ausweitung des bestehenden Fahrdienstes zur Freizeitgestaltung  Entschärfung des Straßenübergangs zwischen Kirche/Kloster

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Gemeinde Immenreuth

Ein großes Manko sieht der Seniorenbeauftragte beim Fuß-/Radweg ortsauswärts zum ansässigen Arzt. Der Bau eines Radwegs war vorgesehen, jedoch scheiterten alle Bemühungen, was der Seniorenbeauftragte als sehr bedauerlich empfindet. Diese Problematik beklagt auch die Mehrzahl der befragten Senioren. Ein weiteres Problem sieht der Seniorenbeauftragte am Bahnsteig in Immenreuth. Dieser ist weder senioren- noch behindertengerecht. Die Gemeinde habe zwar alles nötige veranlasst, die Bahn komme allerdings dem Vorhaben nicht nach. Von Seiten der Befragungsteilnehmer wird die Gründung einer Sammelstelle für Grünabfälle angeregt.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Gemeinde Immenreuth:

 Verbesserung der Zuwegung zum örtlichen Arzt  Senioren- und behindertengerechte Ausstattung des Bahnsteigs  Errichten einer Sammelstelle für Grünabfälle

Gemeinde Kastl

Als wichtigsten Punkt weist der Seniorenbeauftragte auf die Sicherung des Fortbestands der eigenen Pfarrgemeinde und des Pfarrlebens mit einem eigenen Ortspfarrer hin. Zudem wünschen sich einige Befragungsteilnehmer bessere Einkaufsmöglichkeiten.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Gemeinde Kastl:

 Ansiedlung eines mobilen Lebensmittelversorgers  Einrichtung eines (ehrenamtlichen) Fahrdienstes

Stadt Kemnath

Oft wird auf den fehlenden Aufzug in der Stadtverwaltung hingewiesen. Die befragten Senioren wünschen sich zusätzlich noch mehr Ausflüge, Vorträge oder ein besseres Bildungsangebot, sowie die Bildung von Gruppen für Ältere.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Stadt Kemnath:

 Errichtung einer zentralen Anlaufstelle in der Stadtverwaltung im Erdgeschoss  Erweiterung von Freizeitgestaltungen von und für Senioren in Kooperation mit den ortsansässigen Vereinen

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Markt Konnersreuth

Die Befragungsteilnehmer beanstanden die Treppe zur Gemeindeverwaltung. Der Seniorenbeauftragte merkt an, Senioren stärker in die laufenden Projekte und Maßnahmen der Gemeinde einzubinden.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Marktgemeinde Konnersreuth:

 Verbesserung der Bürgerbeteiligung an laufenden Projekten  Verbesserungsmaßnahmen an der Treppe zur Gemeindeverwaltung

Gemeinde Krummennaab

Die Seniorenbeauftragte bemängelt das Fehlen einiger Ruhe- bzw. Parkbänke in der Gemeinde und die schlechte Busanbindung der Kommune. Kritisiert wird von Seiten der Senioren der jeweils fehlende Rollstuhleingang zur Gemeindeverwaltung, sowie bei dem Zahnarzt und der Metzgerei. Zudem wird die Straßenüberquerung beim Rathaus als gefährlich angesehen.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Gemeinde Krummennaab:

 Aufstellung einiger Ruhe- und Parkbänke  Sicherung der Straßenüberquerung an potenziellen Gefahrenstellen

Gemeinde Kulmain

Viele Befragte sind der Überzeugung, dass in der Gemeinde Zebrastreifen fehlen. Beispielsweise von der Wunsiedler Straße zur Pfarrgasse und in der Marktredwitzer Straße äußern sie Schwierigkeiten bei der Überquerung der Straße. Darüber hinaus stellen die Stufen in der Gemeindeverwaltung für viele ältere Menschen ein Hindernis dar.

Zielgerichtete Maßnahme für die Gemeinde Kulmain:

 Entschärfung von Gefahrenstellen durch Ausweisung von Schritttempo und Zebrastreifen

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 126

Gemeinde Leonberg

Der Seniorenbeauftragte bemängelt, die zu geringe Anzahl an Ruhebänken an öffentlichen Orten in der der Gemeinde.

Zielgerichtete Maßnahme für die Gemeinde Leonberg:

 Ansiedlung eines mobilen Lebensmittelversorgers

Markt Mähring

Als Hauptmanko sieht der Seniorenbeauftragte das Fehlen einer zentralen Seniorenbegegnungsstätte an. Im Falle einer Renovierung des alten Rathauses sei es wünschenswert, einen Raum für gelegentliche Zusammenkünfte zu schaffen. Des Weiteren sei die ambulante Krankenversorgung nur sehr dürftig ausgestattet, da der praktische Arzt keine täglichen Sprechstunden in Mähring abhält.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Marktgemeinde Mähring:

 Schaffen einer Seniorenbegegnungsstätte  Ausbau der ambulanten Pflegeversorgung

Stadt Mitterteich

In der Stadt Mitterteich gibt es nicht nur einen Seniorenbeauftragten, es tagt auch ein Seniorenbeirat. Dieser beschäftigt sich ausführlich mit den Erschwernissen älterer Bürger in der Stadt. Bei der Sparkasse empfinden die befragten Bürger die Rampe für Rollstuhlfahrer als zu steil und somit den Abgang für gefährlich. Einige Arztpraxen sind nur über viele Stufen zu erreichen. Auch hohe Bordsteine und die steile Treppe am Heurang machen den älteren Menschen zu schaffen. Viele Auskunftspersonen wünschen sich eine Einkaufmöglichkeit für Dinge des täglichen Bedarfs im Ortsinneren, da sich Geschäfte nur noch am Ortsrand oder im Industriegebiet ansiedeln. Überdies wird geäußert, dass das betreute Wohnen der Stadt Mitterteich zu Abseits gelegen ist. Weiterhin wurde die Einrichtung eines Fahrdienstes für Senioren zu Veranstaltungen in der Stadt angeregt.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Stadt Mitterteich:

 Ansiedlung eines Versorgers mit Gütern des täglichen Bedarfs im Ortsinneren  Verbesserung der Verkehrssicherheit der Zuwegung zu seniorenrelevanten Infrastrukturen  Einrichten eines (ehrenamtlichen) Fahrdiensts zu Seniorenveranstaltungen Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 127

Markt Neualbenreuth

Es wurden lediglich mehr Fuß- und Radwege gewünscht. Konkret wurde der Fußweg zwischen Campingplatz und Neualbenreuth erwähnt. Ansonsten wurden keine Angaben gemacht.

Zielgerichtete Maßnahme für die Marktgemeinde Neualbenreuth:

 Schaffen eines ausgebauten Fußwegs an der genannten Stelle

Gemeinde Neusorg

Der Seniorenbeauftragte der Gemeinde Neusorg beanstandet das Fehlen von speziellen Fahrdiensten für Senioren in der Gemeinde. Außerdem gebe es keine öffentlichen Toiletten. Ein Befragter klagt über einen fehlenden, behindertengerechten Aufgang zur Hausarztpraxis.

Zielgerichtete Maßnahme für die Gemeinde Neusorg:

 Einrichtung eines speziellen Fahrdienstes für Senioren

Gemeinde Pechbrunn

Der Seniorenbeauftragte setzte sich mit verschiedenen Senioren der Ortsgemeinschaft sowie dem Bürgermeister zusammen, um über die Thematiken zu diskutieren. Als Schwachpunkt stellte sich dabei der Nahverkehr heraus und die damit verbundenen eingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten. Zwar gibt es zur Deckung des täglichen Bedarfs zwei Metzgereien und eine Bäckerei, welche auch Lebensmittel anbietet, aber ein Lebensmittelgeschäft oder Supermarkt ist nicht vorhanden. Folglich ist eine Fahrt in die umliegenden Städte für größere Einkäufe nötig. Es wird zwar ein Anrufbus angeboten, diese Lösung wird allerdings vom Seniorenbeauftragten als nicht zufriedenstellend bezeichnet. Es bleibt noch die Bahnverbindung, aber in den umliegenden Städten sind die Supermärkte meist vom Bahnhof weit entfernt. In der Einkaufsfrage sind Senioren in Pechbrunn daher auf ein eigenes Auto oder, wenn sie selbst nicht (mehr) in der Lage sind zu fahren, auf die Familie oder Nachbarn angewiesen. Außerdem besteht das Problem fehlender öffentlicher Toiletten im Gemeindegebiet. Davon gibt es nur eine, welche abends geschlossen wird. Dieser Sachverhalt sei dem Bürgermeister bekannt, eine geeignete Lösung konnte allerdings noch nicht gefunden werden.

Zielgerichtete Maßnahme für die Gemeinde Pechbrunn:

 Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Services „Anrufbus“  Einrichtung eines speziellen Fahrdienstes für Senioren Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 128

Markt Plößberg

Der Seniorenbeauftragte regt an, die sportlichen, kommunikativen und geselligen Angebote für Senioren zu verbessern. Ausführlich wurde jedoch nicht auf diese Thematiken eingegangen. Die befragten Senioren aus Plößberg beklagten sich überwiegend über den unzureichenden ÖPNV und über die Treppen zur Gemeindeverwaltung. Außerdem würden in Schönkirch Ruhegelegenheiten fehlen.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Marktgemeinde Plößberg:

 Verstärkte seniorengerechte Vereinsarbeit  Verbesserungsmaßnahmen an der Treppe zur Gemeindeverwaltung

Gemeinde Pullenreuth

Als Problem werden die vielen Treppen zu Kirche und Gemeindeverwaltung angesehen. Einer der Befragten empfiehlt, die leer stehenden Häuser im Zentrum zu sanieren und für Senioren auszubauen.

Zielgerichtete Maßnahme für die Gemeinde Pullenreuth:

 Entschärfen der Treppen zu Kirche und Gemeindeverwaltung

Gemeinde Reuth bei Erbendorf

Von den Befragten wird vorgeschlagen, auf dem Friedhof Ruhebänke aufzustellen. Außerdem berichtet die Seniorenbeauftragte, dass die Versorgungsstruktur für Senioren miteinander besser vernetzt werden könnte. Die Befragten machen auf den fehlenden Rollstuhleingang der Sparkasse in Premenreuth aufmerksam.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Gemeinde Reuth bei Erbendorf:

 Aufstellen von Ruhebänken auf dem Friedhof  Ansiedlung eines mobilen Lebensmittelversorgers

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Stadt Tirschenreuth

Der Seniorenbeauftragte der Kreisstadt nennt das Fehlen eines Fahrstuhls im Rathaus und in der Stadtkämmerei. Weiter weist er darauf hin, dass in der Kernstadt zu wenig Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind und eine Vernetzung von Versorgungsstrukturen nicht oder kaum gegeben ist. Die befragten Senioren der Stadt haben darüber hinaus zu bemängeln, dass es außerhalb des Zentrums zu wenige Ruhebänke gibt. So fehlen Ruhegelegenheiten im Klenauerweg bei Dr. Schicker, im Teichgebiet, an den Waldwegen links und rechts der B15, am Sägmühlberg oberhalb von Großklenau sowie auf dem TEO-Gelände.

Überdies finden die älteren Menschen in Tirschenreuth den Marktplatz nicht seniorengerecht ausgebaut. Es würden ausreichend Behindertenparkplätze in der Nähe der Stadtpfarrkirche und vor den Apotheken fehlen. Bei einem Arzt sind keine Patientenparkplätze ausgewiesen (nur stundenweises Parken, Zufahrt zum Hof beschwerlich). Ferner fehlen nach Auskunft der Befragten auf dem Marktplatz eine öffentliche Toilette und Zebrastreifen. Die Senioren empfinden des Weitern die Abgrenzungspfosten der Parkplätze und die schwer erkennbaren Bordsteine als störend. Es werden zusätzliche Stühle in der Aussegnungshalle gewünscht.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Stadt Tirschenreuth:

 Ansiedlung eines Versorgers mit Gütern des täglichen Bedarfs in der Kernstadt  Verbesserung für Senioren am Marktplatz  Aufstellen von Ruhebänken

Stadt Waldershof

Die Befragten äußerten, dass Bänke an Geh- und Spazierwegen fehlen, sowie außerhalb der Stadt und am Friedhof. Sie wünschen sich darüber hinaus einen Fahrdienst für Senioren zu z.B. Seniorenveranstaltungen Der Seniorenbeauftragte weist auf die fehlende zentrale Seniorenbegegnungsstätte hin. Weder die Stadtverwaltung, noch die Stadtapotheke oder die Hausarztpraxis sind rollstuhlgerecht ausgebaut.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Stadt Waldershof:

 Schaffen eines (ehrenamtlichen) Fahrdienstes für Senioren  Errichten einer zentralen Seniorenbegegnungsstätte

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Stadt Waldsassen

Die Befragten fordern mehr Ruhebänke bei allen Einkaufsmärkten, in der Pfaffenreuther Straße, am Friedhof, am Goetheplatz, in der Schützenstraße, in der Neualbenreuther Straße und im Umfeld des Altenheim St. Martin in Richtung Kondrau. Probleme haben ältere Waldsassener bei den Treppen der Apotheken und der evangelischen Kirche, sowie beim Überqueren der Egerer Straße in Höhe der Sparkasse. Weitere Wünsche der Befragten sind die Schaffung einer Einkaufsmöglichkeit am Pfaffenreuther Berg und die Errichtung einer zentralen Begegnungsstätte für Senioren.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Stadt Waldsassen:

 Ansiedlung mobiler Versorger mit Gütern des täglichen Bedarfs in den abgelegenen Stadtbereichen  Verbesserung der Verkehrssicherheit an den genannten Stellen  Schaffen einer zentralen Seniorenbegegnungsstätte

Markt Wiesau

Viele Befragte wünschen die Ausstattung des Rathauses mit einem Fahrstuhl und das Errichten einer behindertengerechten öffentlichen Toilette. Ruhegelegenheiten wurden zwischen Fichtenschacht und der Kreuzung Schönberger, am Bahnhof, am Höhenweg, am Kirchgarten und zwischen Wiesau und Tirschnitz angeregt. Außerdem haben einige ältere Menschen Probleme bei den Treppenstufen eines Hausarztes und bei der Kirche, sowie beim Überqueren der Straße bei der Kirche St. Michael und bei der Kreuzung Hauptstraße - Marktstraße beim „Erlacher“. Hinzu kommen als Erschwernis die parkenden Autos am Bürgersteig. Durch diese müssen Ältere immer wieder auf die Fahrbahn ausweichen.

Die Befragten schlagen einen Gehweg entlang der Bahnstrecke zu den Gärten vor. Auch der Wunsch zur Einrichtung einer ambulanten Betreuung älterer und dementer Menschen wird vorgebracht. Zusätzlich wird angeregt, den Bahnhof senioren- und behindertengerecht auszubauen.

Zielgerichtete Maßnahmen für die Marktgemeinde Wiesau:

 Aufstellen von Parkbänken an den genannten Stellen  Senioren- und behindertengerechte Ausstattung des Bahnhofs

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VII. AUSBLICK

Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept gestattet einen detaillierten Überblick über die erforderlichen Angebote für die älteren Bürger. Dabei helfen die Handlungsfelder, mögliche Lücken und Verbesserungsmöglichkeiten aufzudecken. Durch die Vielzahl der Maßnahmenempfehlungen lassen sich Überschneidungen zwischen den einzelnen Handlungsfeldern nicht vermeiden.

Als Handlungsschwerpunkte für den Landkreis Tirschenreuth kristallisierten sich drei Punkte heraus:

1) Die flächendeckende Haus- und Fachärzteversorgung wird in den nächsten Jahren eine der dringendsten Aufgabe werden. Das hohe Durchschnittsalter der ansässigen Ärzte und die geringe Bereitschaft jüngerer Mediziner sich in der Region niederzulassen, erfordern von den Verantwortlichen das Entwickeln eines zukunftsfähigen Konzeptes. Dies ist mit Blick auf die demographische Entwicklung ein wichtiger Aspekt, da die zunehmende Alterung der Bevölkerung auch eine erhöhte Arztfrequentierung in den nächsten Jahren mit sich bringen wird.

2) Um so lange wie möglich eigenständig leben zu können, ist das Schaffen von ausreichenden barrierefreien Wohnungen nötig. Aber auch die Beratung und das Gewähren von Zuschüssen für den Umbau der eignen vier Wände in eine seniorengerechte Wohnung fällt unter diesen Gesichtspunkt.

3) Das Erreichen von Ärzten, Versorgungseinrichtungen und gesellschaftlichen Veranstaltungen stellt das Thema der Mobilität im Alter in den Vordergrund. Um dies weiterhin zu garantieren, ist der Erhalt und spezifische Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs unabdingbar. Dabei gilt es auch, den Bahnhof in Wiesau behinderten- und seniorengerecht zu gestallten.

Um viele Aufgaben weiterhin meistern zu können, ist der Ausbau und die Förderung des Ehrenamts unumgänglich. Daher ist auch die Schaffung des Koordinierungszentrums „Bürgerschaftliches Engagement“ als positiv zu bewerten.

Es ist Aufgabe der Politik und Verwaltung, ziel- und ergebnisorientierte Seniorenpolitik zu betreiben. Dabei leistet das Seniorenpolitische Gesamtkonzept eine Unterstützungshilfe. Die erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen und Empfehlungen kann nur schrittweise geleistet werden. Zudem gilt es die Ernennung des Landkreises Tirschenreuth zu einer Beispielregion für die Abfederung des demographischen Wandels, mit Leben zu füllen. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 132

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die derzeitige Infrastruktur im Landkreis Tirschenreuth als gut zu betrachten ist, aber ab 2025 werden sich die Infrastrukturen extrem wandeln müssen. Die Generation der „Baby-Boomer“ kommt dann in das Renten- bzw. Pflegealter. Die momentan 50 bis 55-Jährigen haben noch keine speziellen Bedürfnisse, aber in 15 bis 20 Jahren wird ihr Bedarf an einer neuen Infrastruktur riesig sein. Vor allem im Bereich der häuslichen und stationären Pflege werden Veränderungen notwendig werden. Dem sollte bei zukünftigen Planungen schon Rechnung getragen werden.

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VIII. QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Hg.): Die Apotheke. Zahlen Daten, Fakten 2009.

Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg): Demographisches Profil für den Landkreis Tirschenreuth. 2009.

Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.): Statistische Berichte. Ausländer in Bayern am 31. Dezember 2009. Ergebnisse des Ausländerzentralregisters. 2010.

Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.): Statistik kommunal 2009. Eine Auswahl wichtiger statistischer Daten für den Landkreis Tirschenreuth. 2010.

Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.): Pflegeeinrichtungen ambulante sowie stationäre und Pflegegeldempfänger in Bayern. 2008.

Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.): Bayern in Zahlen 4. 2007.

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (Hg.): Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Bayern. Stand der Integration und integrationspolitische Maßnahmen. 2010.

Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (Hg.): Fachkonferenz für die Oberpfalz: Innovative Projekte in der Seniorenarbeit. Regionale und überregionale Projekte stellen sich vor. 2008.

Bürgerbefragung im Landkreis Tirschenreuth. Institut AGIRA. 2010.

Deutscher Sparkassen- und Giroverband (Hg.): Fakten, Analysen, Positionen. Sparkassen und der Bankenmarkt in Deutschland. 2006.

DFV – Deutscher Fleischer-Verband: Geschäftsbericht 2009/2010. 2010.

GEK, Gmünder Ersatzkasse (Hg.): GEK Report ambulant-ärztliche Versorgung 2006. Auswertung der GEK-Gesundheitsberichterstattung. 2006.

GfK Marktforschung GmbH, 2008.

Kassenärztliche Vereinigung Bayern (Hg.): Versorgungsatlas Hausärzte. Darstellung der regionalen Versorgungssituation sowie der Altersstruktur in Bayern. 2010. Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 134

Landkreis Tirschenreuth (Hg.): Pflegebedarfsplan 2007/2008 für den Landkreis Tirschenreuth. 2. Fortschreibung. 2008.

Lemmer/Brune: Pharmakotherapie. Arzneitherapie im Alter. 2007.

Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hg.): Demografischer Wandel in Deutschland. Heft 1. 2007.

Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hg.): Pflegestatistik 2007. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung: Kreisvergleich. 2010.

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Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 136

IX. ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS

Kapitel II.

Abb. II. 1: Bevölkerungspyramide im Landkreis Tirschenreuth 2010 - 2025 ...... 4 Abb. II. 2: Relative Altersentwicklung im Landkreis Tirschenreuth 2006 - 2025 ..... 4 Abb. II. 3: Teilregionen im Landkreis Tirschenreuth ...... 5 Abb. II. 4: Bevölkerungsentwicklung (absolut) ...... 6 Abb. II. 5: Bevölkerungsentwicklung im aktiven Ruhestand ...... 7 Abb. II. 6: Bevölkerungsentwicklung der Hochbetagten ...... 7 Abb. II. 7: Bevölkerungsanteil im aktiven Ruhestand 2010 ...... 9 Abb. II. 8: Bevölkerungsanteil im aktiven Ruhestand 2015 ...... 9 Abb. II. 9: Bevölkerungsanteil im aktiven Ruhestand 2025 ...... 10 Abb. II. 10: Bevölkerungsanteil der Hochbetagten 2010 ...... 10 Abb. II. 11: Bevölkerungsanteil der Hochbetagten 2015 ...... 11 Abb. II. 12: Bevölkerungsanteil der Hochbetagten 2025 ...... 11 Abb. II. 13: Anteil der mindestens 70-jährigen Frauen ...... 12

Kapitel III.

Abb. III. 1:Veränderung im Bevölkerungsbestand 1999 – 2009 in % ...... 16 Abb. III. 2: Vergleich der anteiligen Altersstruktur 2009 ...... 16 Abb. III. 3: Durchschnittsalter der Bevölkerung im Jahr 2009 ...... 17 Abb. III. 4: Prozentuale Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Art der Ausbildung Stichtag 30.06.2008 ...... 18 Abb. III. 5: Prozentuale Verteilung der Haushaltsgrößen 2009...... 19 Abb. III. 6: Altersverteilung der Haupteinkommensbezieher in den Privathaushalten 2009 ...... 19 Abb. III. 7: Monatliches Nettohaushaltseinkommen der Privathaushalte 2009 ..... 20 Abb. III. 8: Verfügbares Einkommen in € je Einwohner im Jahr 2009 ...... 20 Abb. III. 9: Anteil an Wohnungen in Wohngebäuden ...... 21 Abb. III. 10: Wohnfläche je Einwohner in qm im Jahr 2009 ...... 21 Abb. III. 11: Wohnfläche je Wohnung in qm im Jahr 2009 ...... 21 Abb. III. 12: Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung im Vergleich zu Bayern und der Oberpfalz in Prozent ...... 22 Abb. III. 13: Einbürgerungen je 1000 Einwohner im Jahr 2009 ...... 22 Abb. III. 14: Wovon leben Sie? ...... 24 Abb. III. 15: Wie kommen Sie mit Ihren aktuellen Einkommen aus? ...... 25 Abb. III. 16: Glauben Sie, dass Sie für Ihren Lebensabend finanziell gut abgesichert sind? ...... 26 Abb. III. 17: Was ist Ihr höchster Bildungsabschluss? ...... 27 Abb. III. 18: Ausbildungsbereich der erlernten Berufe ...... 28 Abb. III. 19: Berufsbereich des zuletzt ausgeübten Berufs ...... 28 Abb. III. 20: Unterschied Ausbildungsbereich – Berufsbereich ...... 29 Abb. III. 21: Mit wem wohnen Sie zusammen?...... 30 Abb. III. 22: Wie wohnen Sie? ...... 31 Abb. III. 23: Ich wohne in… ...... 32 Abb. III. 24: Ist Ihre Wohnung seniorengerecht eingerichtet? ...... 33 Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 137

Abb. III. 25: Müssen Sie Treppenstufen steigen, um Ihre Wohnung zu erreichen? ...... 33 Abb. III. 26: Sind sie auf Hilfe angewiesen, wenn Sie Ihre Wohnung verlassen wollen? ...... 34 Abb. III. 27: Welche Art Hilfe benötigen Sie? ...... 34 Abb. III. 28: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer jetzigen Wohnung? ...... 35 Abb. III. 29: Was stört Sie an Ihrer Wohnung? ...... 35 Abb. III. 30: Wie möchten Sie gerne im Alter wohnen? ...... 36 Abb. III. 31: Wären Sie bereit, in eine Wohnung umzuziehen, die Ihren Bedürfnissen im Alter gerechter wird? ...... 36 Abb. III. 32: Können Sie sich vorstellen, in einer Senioren-Wohngemeinschaft in Ihrer Gemeinde zu leben? ...... 37 Abb. III. 33: Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand beschreiben? ...... 38 Abb. III. 34: Sind Sie pflegebedürftig? Falls ja, wer pflegt Sie? ...... 38 Abb. III. 35: Welche Behinderung haben Sie? ...... 39 Abb. III. 36: Wie häufig müssen Sie normalerweise zum Arzt? ...... 39 Abb. III. 37: Kommt der Arzt gewöhnlich zu Ihnen nach Hause?...... 39 Abb. III. 38: Wenn Sie außerhalb Ihrer Gemeinde einkaufen wollen oder zum Arzt müssen oder andere Termine haben, wie kommen Sie dann normalerweise dort hin? ...... 41 Abb. III. 39: Wie häufig verlassen Sie Ihre Gemeinde, um sich in einer anderen Gemeinde aufzuhalten (z.B. Arztbesuche, zum Einkaufen, für Freizeitaktivitäten)? ...... 41 Abb. III. 40: Wie zufrieden sind Sie im Allgemeinen mit Ihrer Lebenssituation? ... 43 Abb. III. 41: Wie sehen Sie der Zukunft entgegen? ...... 43 Abb. III. 42: Interessieren Sie sich für Politik? ...... 44 Abb. III. 43: Gehen Sie regelmäßig wählen? ...... 44

Tab. III. 1: Bevölkerungsstand und –bewegung zum 31.12.2009 ...... 15 Tab. III. 2: Prozentuale Verteilung der Voll- und Teilzeitbeschäftigten nach Geschlecht ...... 18 Tab. III. 3: Wie hoch ist Ihr monatliches Nettoeinkommen? ...... 25

Kapitel IV.

Abb. IV. 1: Verteilung der Bevölkerung innerhalb der Kommunen ...... 46 Abb. IV. 2: Entwicklung der ambulanten Pflegebedürftigen von 2010 auf 2015 ... 48 Abb. IV. 3: Entwicklung der ambulanten Pflegebedürftigen von 2015 auf 2020 ... 48 Abb. IV. 4: Entwicklung der ambulanten Pflegebedürftigen von 2020 auf 2025 ... 49 Abb. IV. 5: Entwicklung des Heimplatzanteils 2010 ...... 50 Abb. IV. 6: Entwicklung des Heimplatzanteils 2015 ...... 50 Abb. IV. 7: Entwicklung des Heimplatzanteils 2020 ...... 51 Abb. IV. 8: Entwicklung des Heimplatzanteils 2025 ...... 51 Abb. IV. 9: Standorte der Hausarztpraxen ...... 54 Abb. IV. 10: Durchschnittliche Anzahl Arztkontakte nach Geschlecht und Alter ... 54 Abb. IV. 11: Entwicklung der Arztkontakte 2010 auf 2015 ...... 55 Abb. IV. 12: Entwicklung der Arztkontakte 2015 auf 2020 ...... 56 Abb. IV. 13: Entwicklung der Arztkontakte 2020 auf 2025 ...... 56 Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 138

Abb. IV. 14: Standorte der Apotheke ...... 57 Abb. IV. 15: Pflegebedürftige nach Versorgungsart im Landkreis Tirschenreuth 2009 ...... 58 Abb. IV. 16: Anteil der Hausärzte 60 Jahre oder älter ...... 61 Abb. IV. 17: Bäckereien ...... 63 Abb. IV. 18: Metzgereien ...... 63 Abb. IV. 19: Lebensmittelmärkte ...... 64 Abb. IV. 20: Banken und Sparkassen ...... 64 Abb. IV. 21: Einrichtungen der Post ...... 65 Abb. IV. 22: Gaststätten ...... 66 Abb. IV. 23: Mobile Bäcker ...... 66 Abb. IV. 24: Tankstellen ...... 67 Abb. IV. 25: Öffentlicher Personennahverkehr im Landkreis Tirschenreuth ...... 69 Abb. IV. 26: Anrufbus-Linienverkehr ...... 70

Tab. IV. 1: Szenario ...... 52 Tab. IV. 2: Pflegbedürftigkeit in Abhängigkeit vom Alter ...... 60 Tab. IV. 3: Altersdurchschnitt Fachärzte ...... 62 Tab. IV. 4: Schienenverkehr Landkreis Tirschenreuth ...... 70

Kapitel VI.

Abb. VI. 1: Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit von Einrichtungen in der Gemeinde (Kommunen ab 3.000 Einwohner, größte absteigend) ...... 81 Abb. VI. 2: Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit von Einrichtungen in der Gemeinde (Kommunen zwischen 1.500 und 3.000 Einwohner, größte absteigend) ...... 81 Abb. VI. 3: Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit von Einrichtungen in der Gemeinde (Kommunen bis 1.500 Einwohner, größte absteigend) ...... 82 Abb. VI. 4: Kaufen Sie auch bei lokalen Bauernhöfen? ...... 83 Abb. VI. 5: Kaufen Sie auch in Dorfläden ein? ...... 83 Abb. VI. 6: Bauen Sie im Garten selbst Gemüse, Obst, Kartoffeln oder ähnliches an? ...... 84 Abb. VI. 7: Nutzen Sie mobile Bäcker-/Metzgerdienste, die in Ihren Ort kommen, zum Einkaufen? ...... 84 Abb. VI. 8: Sind Sie pflegebedürftig? Und falls ja, wer pflegt Sie? ...... 90 Abb. VI. 9: Was fällt Ihnen ohne Hilfe schwer?...... 90 Abb. VI. 10: Kochen Sie selbst? ...... 91 Abb. VI. 11: Wie besorgen Sie gewöhnlich Ihre Lebensmittel und andere nötige Dinge? ...... 91 Abb. VI. 12: Wo lebt das örtlich nächste Kind?...... 93 Abb. VI. 13: Wie gut fühlen Sie sich informiert über Angebote und Dienstleistungen für ältere Menschen in Ihrer Gemeinde? ...... 96 Abb. VI. 14: Wie informieren Sie sich über Angebote und Dienstleistungen für ältere Menschen in Ihrer Gemeinde? ...... 97 Abb. VI. 15: Was steht Ihnen in Ihrem Haushalt zur Verfügung? ...... 103 Abb. VI. 16: Was tun Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie zu Hause sind (1)? ...... 103 Abb. VI. 17: Was tun Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie zu Hause sind (2)? ...... 104 Abb. VI. 18: Was tun Sie gern in Ihrer Freizeit, wenn Sie außer Haus sind (1)? 104 Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landkreis Tirschenreuth 139

Abb. VI. 19: Was tun Sie gern in Ihrer Freizeit, wenn Sie außer Haus sind (2)? 104 Abb. VI. 20: Wie häufig pflegen Sie Kontakt zu Ihrer Familie? ...... 105 Abb. VI. 21: Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Ihrer Familie? ...... 105 Abb. VI. 22: Wie häufig pflegen Sie Kontakt zu Ihren Nachbarn? ...... 106 Abb. VI. 23: Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Ihren Nachbarn? ...... 106 Abb. VI. 24: Wie häufig Pflegen Sie Kontakt zu Ihren Freunden? ...... 107 Abb. VI. 25: Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Freunden? ...... 107 Abb. VI. 26: Könnten Sie sich vorstellen an einem Kurs teilzunehmen, um ehrenamtlicher Seniorenbegleiter in Ihrer Gemeinde zu werden? ...... 110 Abb. VI. 27: Wären Sie bereit, die Ausbildung zum Seniorenbeauftragten gegen eine Teilnehmergebühr zu absolvieren? ...... 110 Abb. VI. 28: Wie stark schätzen Sie Ihr Engagement in Vereinen ein? ...... 111

Tab. VI. 1: Wenn jemand zu Ihnen nach Hause käme, welche Art von Unterstützung würden Sie in Anspruch nehmen? ...... 92