Die Sparkassenorganisation in Österreich
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SPARKASSEN INTERNATIONAL 23. Juni 2019 Die Sparkassenorganisation in Österreich Traditionell wird der österreichische Bankensektor gemäß Autor: Rechtsform und (historischer) Kundenausrichtung der jeweiligen Jürgen Arnoldt - DSGV Institute in acht Sektoren unterteilt, wobei die Grenzen zwischen den Sektoren zunehmend verwischen. Unterschieden wird zwischen Aktienbanken, Sparkassen, Bausparkassen, Volksbanken, Landeshypothekenbanken, Raiffeisenbanken, Sonderbanken und Zweigstellen von Kreditinstituten aus EU-Mitgliedstaaten . Die österreichische Sparkassengruppe besteht aus 48 Instituten: 46 Sparkassen in den Bundesländern, sowie der "Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG" (Erste Bank Oesterreich) und der "Die Zweite Wiener Vereins-Sparcasse" (Zweite Sparkasse). Erste Bank und Sparkassen sind flächendeckend in allen 9 Bundesländern vertreten. Es gilt ein de facto Regionalprinzip, wobei die Marktgebiete der Sparkassen durch den Haftungsverbundvertrag festgelegt werden. Der größte Teil der österreichischen Sparkassen sind Aktiengesellschaften. Anteilseigner sind u.a. Anteilsverwaltungssparkassen (AVS), welche die Erträge aus ihren Sparkassenbeteiligungen für gemeinwohlorientierte Tätigkeiten verwenden. Die übrigen Institute bestehen noch in der traditionellen Form von 3 Gemeinde- und 12 Vereinssparkassen. 1 Der österreichische Bankenmarkt Gesamtwirtschaftlich besitzt der Bankensektor in Österreich eine ähnlich große Bedeutung wie in anderen europäischen Ländern. So war die Bilanzsumme aller Banken 2018 in etwa 2,3-mal so groß wie die gesamtwirtschaftliche Leistung des Landes. Im Vergleich dazu betrug der europäische Durchschnitt das 2,8-fache des BIP. Das Bankfilialnetz in Österreich ist mit 2.340 Einwohnern pro Ge- schäftsstelle stark überdurchschnittlich ausgebaut. Im Vergleich dazu liegt der europäische Durchschnitt bei 4.396 Einwohnern pro Geschäftsstelle (siehe Grafiken 1 und 2). 2018 lag der Bestand an ausfallgefährdeten Krediten bei österrei- chischen Banken mit einem Wert von 2,74% deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 7,81%. Die Cost-Income-Ratio betrug 64% war somit leicht höher als in anderen europäischen Ländern. Die Rentabilität, gemessen am Return on Equity, lag 2018 mit 9,2% in etwa auf dem Niveau von anderen Banken in Europa (siehe Grafiken 3 und 4). Zu Beginn der 1990er Jahre expandierten österreichische Banken in die zentral-, ost- und südosteuropäischen Länder (CESEE- Region). Diese Länder stellen heute ein wesentliches Geschäftsfeld mit hoher Profitabilität aber auch großen Risiken aufgrund gerin- ger Kreditqualitäten dar. Die österreichischen Banken profitierten vom günstigen wirt- schaftlichen Umfeld, das sich in einer historisch niedrigen Kreditri- sikovorsorge und höheren Profitabilität niederschlägt. Die Anpas- sungen der Geschäftsmodelle zeigen erste sichtbare Ergebnisse. Per September 2018 lag das Periodenergebnis der österreichi- schen Banken in Höhe von 5,5 Mrd EUR um 0,4 Mrd EUR über dem Vorjahreswert. Die Kapitalausstattung der Banken hat sich seit Ausbruch der Fi- nanzkrise 2008 deutlich verbessert. Allerdings haben sich sowohl die Gesamtkapital- als auch die Kernkapitalquote seit ihrem Höchststand Ende 2017 wieder etwas verringert. Die dynamische Entwicklung des Kreditwachstum im Jahr 2017 hat sich auch in 2018 fortgesetzt. So ist das Volumen von neuen Un- ternehmenskrediten in den ersten 9 Monaten des Jahres 2018 um mehr als 4% gestiegen. Gleichzeitig hat sich die Kreditqualität im Portfolio sowohl im Inland als auch in Zentral- und Osteuropa wei- ter verbessert. 2 Tabelle 1: Die größten österreichischen Banken/Bankengruppen Gruppe 2017 2016 2015 2014 Erste Group Bank 222 208 200 196 Raiffeisen Bank (RZB Group) 135 135 138 145 UniCredit Bank Austria AG 102 106 194 189 BAWAG Group AG 46 40 36 35 Raiffeisenlandesbank Oberosterreich 40 39 37 39 Quelle: www.relbanks.com, 2019, Bilanzsumme in Mrd. Euro Grafik 1: Bilanzsumme Banken zu BIP (BzBIP), in % 400 300 200 BzBIP Österreich 100 BzBIP Europa Durchschnitt 0 2015 2016 2017 2018 Quelle: Europäische Zentralbank, 2019 Grafik 2: Einwohner pro Geschäftsstelle (EpG) 6.000 4.000 EpG Österreich 2.000 EpG Europa Durchschnitt 0 2014 2015 2016 2017 Quelle: Europäische Zentralbank, 2019 Grafik 3: Cost-Income-Ratio (CIR), in % 80 60 40 CIR Österreich CIR Europa Durchschnitt 20 0 2015 2016 2017 2018 Quelle: Europäische Zentralbank, 2019 Grafik 4: Return on Equity (RoE), in % 10 8 6 RoE Österreich 4 RoE Europa Durchschnitt 2 0 2015 2016 2017 2018 Quelle: Europäische Zentralbank, 2019 3 Die österreichischen Sparkassen Die österreichische Sparkassengruppe besteht aus 48 Instituten: 46 Sparkassen in den Bundesländern, sowie der „Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG“ (Erste Bank Oesterreich) und der „Die Zweite Wiener Vereins-Sparcasse“ (Zweite Sparkasse). In manchen Aufstellungen wird auch die Erste Group Bank AG, die als Holdinggesellschaft und Zentralinstitut fungiert, als 49stes Institut hinzugerechnet. Die Erste Group Bank AG ist als Holding zuständig für die strategische Ausrichtung ihrer Tochterbanken in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Rumänien, Ungarn, Serbien, Kroatien sowie operativ für die Zentralfunktionen Treasury, Large Corporates und internationales Geschäft. Die Erste Bank Oesterreich verantwortet das gesamte Österreich-Geschäft inklusive Haftungsverbund. Erste Bank und Sparkassen sind flächendeckend in allen 9 Bundesländern vertreten. In 2018 konnten 226.000 Neukunden geworben werden. Die Kredite an Kunden der Sparkassengruppe haben sich von 71,0 Mrd. auf 73,6 Mrd. Euro erhöht, was einem Plus von 3,7% entspricht. Tabelle 2: Strukturmerkmale der österreichischen Sparkassen Rechtsform Im weiterhin gültigen Sparkassengesetz von 1979 werden die österreichischen Sparkassen in § 1 Absatz 1 als „von Gemeinden oder Sparkassenvereinen gegründete juristische Personen des privaten Rechts“ definiert. Die Gemeindesparkassen sind Einrichtungen, die durch eine oder mehrere Gemeinden getragen werden, wobei die Gemeinden bis Anfang 2003 voll für die Verbindlichkeiten der Sparkasse hafteten. Die Vereinssparkassen entsprechen in ihren Strukturen in etwa den deutschen freien Sparkassen. 4 Seit 1987 haben die österreichischen Sparkassen die Möglichkeit, ihr Bankgeschäft in eine Aktiengesellschaft einzubringen. Die ursprüngliche Sparkasse verbleibt als Anteilsverwaltungssparkasse (AVS), d.h. ihre Funktion umfasst nur noch die Verwaltung der durch sie gehaltenen Aktien an der Sparkassenaktiengesellschaft sowie gemeinwohlorientierte Tätigkeiten. 33 Sparkassen (inkl. Erste Bank Oesterreich) haben ihren Geschäftsbetrieb in eine Aktiengesellschaft ausgelagert. Die übrigen 15 Institute bestehen noch in der traditionellen Form von 3 Gemeinde- und 12 Vereinssparkassen. Eigentümer- Als Aktionäre der insgesamt 33 Sparkassen- struktur Aktiengesellschaften fungieren u. a. 35 Stiftun- gen und 9 Anteilsverwaltungssparkassen. Das bedeutet, dass bei einigen Sparkassen- Aktiengesellschaften die Aktien von mehreren Stiftungen bzw. Anteilsverwaltungssparkassen gehalten werden. Sparkassen- Seit 01.01.1999 können die stiftungen Anteilsverwaltungssparkassen in private Stiftungen umgewandelt werden. Im Falle von Gemeindesparkassen haftet die Gemeinde mit der Umwandlung in die Stiftung nur mehr für die bei Umwandlung bestehenden Verbindlichkeiten, nicht aber für neu eingegangene Verbindlichkeiten, sodass die Haftung sich im Laufe der Zeit gegen Null reduziert und damit der von der EU angenommene Beihilfentatbestand der öffentlichen Hand an Bedeutung verliert. Bisher wurden 35 Anteilsverwaltungssparkassen gemäß § 27a Sparkassengesetz in eine Sparkassenstiftung umgewandelt. 5 Geschäfts- Die Sparkassen sind seit 1979 als tätigkeit Universalbanken allen anderen Kreditinstituten gleichgestellt. Der Schwerpunkt liegt traditionell auf Privatkunden, klein- und mittelständischen Unternehmen sowie in der Vermögensverwaltung. Regionalprinzip/ 1979 abgeschafft. De facto ist das Marktstellen- Regionalprinzip wieder eingeführt, da das bereinigung Spitzeninstitut Erste Bank Oesterreich seine Filialen im Rahmen der Marktstellenbereinigung im Austausch gegen Sparkassenbeteiligungen an die Bundesländersparkassen weitgehend übertragen hat. Insgesamt sind seit 1998 etwa 100 Bankstellen der Erste Bank an die Sparkassen übertragen worden. Marktgebiete der Sparkassen werden durch den Haftungsverbundvertrag festgelegt. Im Burgenland ist die Sparkassengruppe durch Filialen der Erste Bank und der Sparkasse Hainburg-Bruck-Neusiedl vertreten, die Mitglied des Landesverbandes der niederösterreichischen Sparkassen ist. Gemeinwohl- Die Sparkassen erfüllen in ihrem orientierung/ Einzugsbereich auch gemeinnützige, Corporate Social insbesondere soziale und kulturelle Aufgaben. Responsibility Das gesellschaftliche und soziale Engagement ist freiwillig. Im Jahr 2018 unterstützten Erste Bank und Sparkassen mit insgesamt 22,6 Mio. Euro vielfältige Gemeinwohlaktivitäten wie regionale, soziale, karitative, kulturelle, Jugend- und Bildungsprojekte in ganz Österreich. Haftungs- Erste Bank und Sparkassen haften seit 2002 im verbund Rahmen von wechselseitigen Haftungsvereinbarungen für die Auszahlung der Kundeneinlagen weit über die gesetzlich gesicherten Beträge hinaus. Der Haftungsverbund wirkt ergänzend zur gesetzlichen Einlagensicherung und Anlegerentschädigung als zusätzliches Sicherheitsnetz. Er ist ein subsidiäres Instrument, das im Absicherungsfall (Eröffnung des Konkurses über ein Mitglied des Haftungsverbunds) nach der gesetzlichen Einlagensicherung in Kraft tritt. Der Haftungsverbund