Brücken bauen. Intersektorale Kooperationen zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor in Österreich. Eine quantitative Untersuchung privatwirtschaftlicher Unternehmen.

Masterarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts in Social Sciences an der FH Campus Wien im Rahmen des europäischen Joint-Degree-Masterstudienganges „Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit“

Vorgelegt von Florian Hadatsch, BA

Personenkennzeichen 1610600013

Erstbegutachter FH Campus Wien FH-Prof. Mag. Peter Stepanek

Zweitbegutachter Hochschule München Prof. Dr. Jürgen Sandmann

Eingereicht am 26. April 2018

Erklärung Ich erkläre, dass die vorliegende Masterarbeit von mir selbst verfasst wurde und ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubter Hilfe bedient habe.

Ich versichere, dass ich diese Masterarbeit bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin / einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.

Weiters versichere ich, dass die von mir eingereichten Exemplare (ausgedruckt und elektronisch) identisch sind.

26. April 2018 Unterschrift:

Schlüsselbegriffe Intersektorale Kooperation – Privatwirtschaft – Dritter Sektor – Handlungsfelder – Kooperationsformen – Motive Abstract DEUTSCH: Diese Studie beschäftigt sich mit intersektoralen Kooperationen zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor mit besonderem Fokus auf Österreich. Untersucht wird, mit welchen Handlungsfeldern und in welchen Formen privatwirtschaftliche Unternehmen mit Organisationen des Dritten Sektors zusammenarbeiten und welche Motive dahinterstehen. Ziel ist, einen Überblick über intersektorale Kooperationen in Österreich zu geben. Dazu wird ein theoretischer Bezugsrahmen geschaffen, der die Akteure Privatwirtschaft und Dritten Sektor sowie das Phänomen intersektoraler Kooperation beleuchtet. Darauf aufbauend wird eine quantitative Befragung von 287 privatwirtschaftlichen Unternehmen unterschiedlicher Branchen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Mehrheit der Unternehmen im Bereich intersektoraler Kooperation aktiv ist, sowie Zusammenarbeit mit allen Handlungsfeldern und in allen Kooperationsformen besteht. Knapp drei Viertel der Unternehmen sind in den letzten fünf Jahren intersektorale Kooperationen eingegangen. Dabei gibt es Handlungsfelder und Kooperationsformen mit denen bereits etliche intersektorale Kooperationen realisiert werden, wohingegen andere weniger Verbreitung finden. Außerdem zeigt sich, dass moralische Motive vor relationalen und instrumentellen überwiegen.

ENGLISH: This study focuses on Cross-Sector Collaboration between the Private and the Third Sector with an emphasis on . The fields of action and the forms of cooperation between private companies and organisations of the Third Sector, as well as the underlying motives for these collaborations, are examined in this study. The objective is to create an overview of inter- sectoral cooperation in Austria. For this purpose, a conceptual framework is created, which provides insights into the Private and the Third Sector and presents theories illuminating the phenomenon of Cross-Sector Collaboration. Subsequently a quantitative survey of 287 private companies is conducted. The results show that most companies are active in the field of inter- sectoral cooperation and they take place in all fields of action and in all forms of cooperation. Almost three-quarters of companies have taken part in Cross-Sector Collaborations over the last five years. Cooperation exists in all fields of action and in all forms of cooperation – there are fields of action and forms of cooperation in which inter-sectoral cooperation is frequently realized, whereas it is less common in other fields. The findings also show that moral motives outweigh relational and instrumental ones.

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ...... 9 1.1 Ausgangslage ...... 9 1.2 Erkenntnisinteresse ...... 11 1.3 Aufbau der Arbeit ...... 13 2 Akteure ...... 15 2.1 Verortung ...... 15 2.2 Der privatwirtschaftliche Sektor in Österreich ...... 17 2.2.1 Definitionen ...... 17 2.2.2 Typologisierung ...... 18 2.3 Der Dritte Sektor in Österreich ...... 23 2.3.1 Definitionen ...... 23 2.3.2 Typologisierung ...... 25 2.3.3 Österreichische Spezifika ...... 28 3 Intersektorale Kooperationen ...... 31 3.1 Begriffsbestimmung ...... 31 3.2 Typologisierung ...... 33 3.2.1 Partnerschaftsformen ...... 34 3.2.2 Ressourcen und Kompetenzen ...... 38 3.2.3 Instrumente ...... 39 3.3 Begünstigende Faktoren ...... 40 3.4 Etappen und Prozesse ...... 41 3.4.1 Entstehung ...... 42 3.4.2 Auswahl ...... 42 3.4.3 Implementierung...... 43 3.4.4 Institutionalisierung ...... 43 3.5 Motive aus privatwirtschaftlicher Sicht ...... 43 3.5.1 Instrumentelle Motive ...... 45 3.5.2 Relationale Motive ...... 45 3.5.3 Moralische Motive...... 46 3.6 Nutzen intersektoraler Kooperation ...... 47 3.6.1 Merkmale von Ressourcen ...... 47 3.6.2 Arten von Nutzen ...... 48 3.6.3 Ebenen der Wertschöpfung ...... 50 4 Methodologie ...... 53 4.1 Forschungsfrage ...... 53

4.2 Forschungsdesign und Grundgesamtheit ...... 55 4.3 Operationalisierung ...... 55 4.4 Fragebogenkonstruktion ...... 56 4.5 Stichprobe, Zeitraum der Erhebung und Rücklauf ...... 57 4.6 Vorgehen bei der Datenauswertung ...... 58 5 Darstellung der Ergebnisse ...... 61 5.1 Unternehmensprofil der Stichprobe ...... 61 5.2 Intersektorale Kooperationen ...... 66 5.2.1 Allgemeine Angaben ...... 66 5.2.2 Handlungsfelder ...... 68 5.2.3 Kooperationsformen ...... 73 5.2.4 Motive ...... 76 6 Diskussion der Ergebnisse ...... 79 6.1 Zentrale Befunde ...... 79 6.2 Folgerungen ...... 83 6.2.1 Praxisanwendungen für den Dritten Sektor ...... 83 6.2.2 Potential intersektoraler Kooperationen ...... 85 7 Schlussbetrachtungen ...... 87 7.1 Resümee ...... 87 7.2 Kritik am methodischen Vorgehen ...... 88 7.3 Ausblick ...... 89 8 Verzeichnisse ...... 93 8.1 Abkürzungen ...... 93 8.2 Literatur ...... 94 8.3 Tabellen ...... 100 8.4 Abbildungen ...... 101 Anhang ...... 103 A Operationalisierungstabellen ...... 103 B Gewichtungstabelle ...... 107 C Fragebogen ...... 109 D Über den Autor ...... 121

1 Einleitung

1.1 Ausgangslage Die Zusammenarbeit zwischen den Sektoren Staat, Privatwirtschaft und Drittem Sektor hat eine lange Geschichte, wird jedoch erst seit wenigen Jahren zum expliziten Thema für Politik, Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Die Formation eines eigenständigen Dritten Sektors selbst geschieht seit den 1970er Jahren und ist nach wie vor nicht abgeschlossen1. Erstmalig definiert und abgegrenzt wird der Dritte Sektor in den siebziger Jahren durch Etzioni (1973)2 und somit stellt auch die Forschung dazu eine vergleichsweise junge Disziplin dar.

Der wissenschaftliche Diskurs in Bezug auf intersektorale Kooperationen wird anfangs von Waddocks (1988) Definition der Social Partnerships geprägt, also mit einem Fokus auf gesellschaftliche Problemlösung. Mit den Jahren entwickelt sich der Schwerpunkt hin zu einer strategischen Sichtweise auf intersektorale Kooperationen für privatwirtschaftliche Unternehmen. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 944) Ende des 20. Jahrhunderts ist die kritische Auseinandersetzung mit intersektoralen Kooperationen zumindest in Europa ein relativ neues Phänomen. In diesem Zusammenhang ist damals vorrangig die Rede einerseits von strategischen Allianzen, um die Zusammenarbeit zwischen zwei unabhängigen, privatwirtschaftlichen Unternehmen zu beschreiben, und andererseits von Public Private Partnerships (PPP), also der Kooperation von öffentlicher Hand und Privatunternehmen. In Bezug auf die Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und dem Dritten Sektor ist damals in erster Linie Sponsoring im Blickfeld. (vgl. Seitanidi 2010: xxi) Seit einigen Jahren ist wieder der Trend hin zu der Bedeutung intersektoraler Kooperationen in Hinblick auf den gesellschaftlichen Nutzen zu erkennen. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 944).

Über die letzten Jahre steigt das Interesse an diesem Thema kontinuierlich vonseiten der betroffenen Sektoren, der Öffentlichkeit und der Wissenschaft konstant. Es kommt so zu einer Zunahme der Auseinandersetzung mit intersektoralen Kooperationen, die sich bezugnehmend auf Selsky und Parker (2005) in vier umfassende Typen gliedern lassen: (1) Privatwirtschaft

1 Dieser Umstand zeigt sich beispielsweise in der Begriffsdiskussion, in der hitzige Debatten für bzw. gegen die eine oder andere Begriffsbestimmung geführt werden. In der vorliegenden Arbeit wird vorzugsweise von „Drittem Sektor“ gesprochen und auf den weitverbreiteten Ausdruck „Nonprofit Sektor“ weitestgehend verzichtet. 2 In dieser Arbeit wird das Literaturverwaltungsprogramm „Zotero“ mit dem Zitierstil der „Wirtschaftsuniversität Wien – Wirtschaftspädagogik“ verwendet. Dieser Zitierstil entspricht den Vorgaben des Departments Soziales an der FH Campus Wien am ehesten. 9 und Dritter Sektor, (2) Politik und Privatwirtschaft, (3) Politik und Dritter Sektor sowie (4) dreiseitige Partnerschaften aus Politik, Privatwirtschaft und Drittem Sektor. Im wissenschaftlichen Diskurs setzen sich etliche Disziplinen mit den unterschiedlichen intersektoralen Kooperationen auseinander3. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit sind Kooperationen zwischen dem privatwirtschaftlichen und Dritten Sektor von vorrangigem Interesse.

Austin (2000a) zufolge beschleunigt sich die wechselseitige Abhängigkeit zwischen Staat, Privatwirtschaft und drittem Sektor aufgrund einer zweiseitigen Übertragung von Funktionen: Erstens durch die voranschreitende Dezentralisierung der Staatsgewalt und zweitens durch die vermehrte Aufgabenübertragung von öffentlichem zu privatwirtschaftlichem bzw. Drittem Sektor. Der Bedarf an finanziellen Mitteln trägt zu einem zusätzlichen Verschwimmen der Zuständigkeiten der Sektoren bei und unterstützt den Trend zu intersektoralen Kooperationen. (vgl. Austin 2000a: 69) Einen strukturierten Überblick über Gründe für das steigende Interesse an Partnerschaften zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor gibt Seitanidi (2010) indem sie Makro- und Mesofaktoren dafür zusammenfasst. So werden Globalisierung, die Kommunikationsrevolution, der Verlust staatlichen Einflusses, Empowerment von Privatwirtschaft und Drittem Sektor und Veränderungen im Konsumverhalten als Makrofaktoren betrachtet. Auf der Mesoebene spielen eine Zersplitterung der Zuständigkeiten und eine Machtübertragung vom Nationalstaat durch Globalisierung, Dezentralisierung und steigende Problemkomplexität eine Rolle, sowie die Legitimitätskrise politischer Parteien, der Vertrauensverlust in Institutionen und die Institutionalisierung von Corporate Social Responsibility (CSR). (vgl. Seitanidi 2010: 15ff)

Kooperation zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor beinhaltet die Zusammenarbeit zwischen zwei Akteuren, die in ihrer Orientierung kaum unterschiedlicher sein könnten und deren Verhältnis über lange Zeit durch gegenseitige Indifferenz geprägt ist. Veränderungen in der jeweiligen Umwelt – und dadurch der Sektoren selbst – bringen die Akteure in eine Problemlage: Während die Privatwirtschaft von ökonomischen Zwecken bestimmt wird, werden gesellschaftliche Veränderungen für sie immer wichtiger, wenn sie beispielsweise durch ihre Tätigkeit eine öffentliche Diskussion lostreten. Gegensätzlich verhält es sich für den Dritten Sektor, der von sozialen Zwecken geprägt wird, sich aber immer mehr wirtschaftlich ausrichten muss, beispielsweise in Hinblick auf Leistungsfähigkeit und

3 Seitanidi und Lindgreen (2010: 1) geben einen umfangreichen Überblick über verschiedene Veröffentlichungen, die sich mit den jeweiligen Kooperationstypen befassen. 10 Finanzierung. (vgl. Pankau 2002: 1) Eine wesentliche Charakteristik des Dritten Sektors ist die hohe Bandbreite unterschiedlicher Bezeichnungen und Zugänge sowie einer unüberschaubaren Vielfalt an Organisationen. Die von Pankau (2002) beschriebenen sozialen Zwecke werden seit einigen Jahren immer häufiger unter dem Begriff der Sozialwirtschaft subsummiert. Je nach Betrachtungswinkel wird Sozialwirtschaft für einen Teilbereich des Dritten Sektors erachtet oder sektorübergreifend verstanden. (vgl. Gruber 2014: 4).

Die eingehende Untersuchung des Nutzens von intersektoralen Kooperationen zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor ist sowohl für die Praxis als auch für die Forschung von steigendem Interesse, vor allem, wenn der Fokus auf einem Vorteil nicht nur für die einzelnen Kooperationspartner, sondern für die breite Gesellschaft liegt (vgl. Selsky/Parker 2005: 858; Austin/Seitanidi 2012a: 944). Immer wieder sind intersektorale Kooperationen in diesem Zusammenhang im Dunstkreis von unternehmerischer Verantwortung bzw. den Konzepten CSR und Corporate Citizenship (CC) anzutreffen. Dabei zeigt sich, dass es zwar immer mehr wissenschaftliche Literatur zu den Themen CSR und intersektoralen Kooperationen gibt, aber dennoch etliche spärlich oder gar unbeleuchtete Themen existieren und je nach Disziplin unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden.

Die angloamerikanische Literatur nimmt in Hinblick auf die Forschung zum Thema eine Vorreiterrolle ein und bestimmt die Diskussion. In Praxis und Wissenschaft wird eine Vielzahl von Begriffen, die häufig aus dem Englischen übernommen werden, verwendet und keine einheitliche Definition dafür genutzt. (vgl. Prinzhorn 2008: 256) In der deutschsprachigen Forschung intensiviert sich die Auseinandersetzung mit intersektoralen Kooperationen zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor Ende der 2000er Jahre, häufig aufbauend auf bekannte Konzepte in Hinblick auf unternehmerische Verantwortung (Prinzhorn 2008). Naturgemäß gibt es eine höhere Anzahl an bundesdeutschen Beiträgen für die Wissenschaft, auch in Österreich ist jedoch eine Zunahme zu beobachten (vgl. Christanell et al. 2017).

1.2 Erkenntnisinteresse Es besteht eine generelle Unschärfe des Dritten Sektors, die sich einerseits durch unterschiedliche Definitionsansätze und Zugänge erklärt (vgl. Heitzmann 2001: 24ff) sowie andererseits durch das Fehlen einheitlicher, überschaubarer statistischer Daten (vgl. Pennerstorfer et al. 2013: 61). Der daraus resultierende Graubereich des Dritten Sektors stellt eine besondere Herausforderung für die Forschung dar. In Hinblick auf eine österreichische Perspektive ist unklar, zwischen welchen Organisationen in Österreich intersektorale Partnerschaften existieren und ob es Zusammenhänge in Hinblick auf die Organisationsprofile

11 zwischen den gewählten Kooperationspartnern gibt, wie sich die Zusammenarbeit konkret ausgestaltet und welche Beweggründe dahinterliegen.

Die Problemstellung dieser Arbeit kann daher in folgender handlungsleitender Forschungsfrage formuliert werden:

Mit welchen Handlungsfeldern des Dritten Sektors und in welchen Formen arbeiten österreichische privatwirtschaftliche Unternehmen im Rahmen intersektoraler Kooperationen mit Organisationen des Dritten Sektors zusammen und welche Motive stehen dahinter?

In dieser Forschungsfrage sind etliche Begrifflichkeiten und Konzepte vertreten, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung einer expliziten Erläuterung bedürfen. Bevor es also zur Beantwortung der Forschungsfrage kommen kann, muss sie im Zuge einer theoretischen Annäherung in ihre Bestandteile zerlegt und analysiert werden. In diesem Sinne sollen folgende Fragen durch die Auseinandersetzung mit der Literatur beantwortet werden: Was ist unter dem privatwirtschaftlichem bzw. dem Dritten Sektor und den dazugehörigen Organisationen zu verstehen? Welche Handlungsfelder des Dritten Sektor gibt es? Was sind intersektorale Kooperationen, welche Kooperationsformen gibt es und welche Motive bedingen sie? Wo ist der Bezug zu Österreich?

Anknüpfend an die Literaturrecherche wird die Forschungsfrage, aufgrund ihres deskriptiven Charakters, mittels einer quantitativen Untersuchung privatwirtschaftlicher Unternehmen beantwortet. Das Ziel dieser Studie ist dabei in erster Linie eine deskriptive Darstellung der erhobenen Daten und damit das Schaffen eines Überblicks über intersektorale Kooperationen zwischen Drittem Sektor und Privatwirtschaft. Es wird so abgebildet, mit welchen Handlungsfeldern des Dritten Sektors privatwirtschaftliche Unternehmen intersektorale Kooperationen eingehen, welche Beweggründe dahinterstehen und welche Verteilungen der unterschiedlichen Kooperationsformen vorliegen. In diesem Sinne ist in Hinblick auf die Sozialwirtschaft weniger die Verortung ihres Konzepts, sondern vielmehr ihre Handlungsfelder bzw. Zielgruppen von Interesse, da dadurch eine tiefergehende Analyse des Dritten Sektors einhergehen kann. In weiterer Folge wird durch diese Studie ein Grundstein für die Untersuchung eventueller Zusammenhänge zwischen den Merkmalen eines Unternehmens und intersektoralen Kooperation, gelegt.

Der Erkenntniswert dieser Arbeit liegt also darin, ausgehend von einer Untersuchung privatwirtschaftlicher Unternehmen, eine Bestandsaufnahme bestehender und möglicher

12 intersektoraler Kooperationen zu generieren. Ziel dieser Arbeit ist es also, herauszufinden, zwischen welchen Unternehmen bzw. Organisationen intersektorale Zusammenarbeit stattfindet und wie sich diese konkret darstellt, aber auch, welche Kooperationen für privatwirtschaftliche Unternehmen vorstellbar sind, aber noch nicht bestehen. Daraus können Rückschlüsse gezogen werden, in welchen Bereichen Potential in Hinblick auf mögliche intersektorale Kooperationen besteht und so Strategien abgeleitet werden.

1.3 Aufbau der Arbeit Diese Studie wird in Bezugnahme auf Raithels (2008) Phasen des Forschungsprozesses umgesetzt. In jeder dieser Phasen sind Entscheidungen zu treffen, da jeder Schritt mit mehreren Entscheidungsmöglichkeiten verbunden ist, die von Forschungsziel, Forschungsressourcen und der Einschätzung des Forschenden abhängen. (vgl. Raithel 2008: 26f) Tabelle 1 gibt einen Überblick über diese Phasen des Forschungsprozesses und stellt sie in Zusammenhang mit dem Aufbau dieser Arbeit.

Die Problemformulierung geschieht anhand der Darstellung von Ausgangslage und der daraus abgeleiteten Forschungsfrage, sowie der Formulierung des Erkenntnisinteresses in Kapitel 1 und entspricht demnach Phase 1, der Konkretisierung des Untersuchungsziels.

In den Kapiteln 2 und 3 findet durch die Auseinandersetzung mit dem aktuellen Foschungsstand die Theorie- und Hypothesenbildung statt, also Phase 2. Inhaltlich geht es dabei erstens um die Darstellung der Akteure, also den privatwirtschaftlichen und den Dritten Sektor, sowie zweitens um die Erarbeitung eines theoretischen Bezugsrahmens zu intersektoralen Kooperationen.

Phase 3, die Konzeptualissierung des Forschungsvorhabens, wird in Kapitel 4 umgesetzt. Dies geschieht durch die Operationalisierung des Untersuchungsgegenstands, die Konstruktion des Erhebungsinstruments, die Festlegung des Erhebungsinstruments und der Stichprobe, sowie eine Erprobung und eventuelle Adaption des Erhebungsinstruments mithilfe eines Pretests.

Kapitel 5 beinhaltet die Darstellung der erhobenen (Phase 4) und aufbereiteten (Phase 5) Daten hinsichtlich einer Beschreibung der Stichprobe sowie deskriptiven Auswertung der Untersuchungsergebnisse in Hinblick auf die Forschngsfrage und entspricht demnach Phase 6.

Die Diskussion und Interpretation der Ergebnisse wird in Kapitel 0 durchgeführt, hierbei stehen zentrale Befunde sowie Folgerungen im Mittelpunkt der Betrachtungen. Abschließend wird in Kapitel 7 ein Bogen über die gesamte Studie gespannt, indem erstens ein Resümee gezogen, zweitens die konkrete Vorgehensweise kritisch betrachtet und drittens ein Ausblick auf 13 weiterführende Untersuchungen gegeben wird. Die letzten beiden Kapitel bilden demnach die siebte Phase des Forschungsprozesses. (vgl. Raithel 2008: 27ff)

Tabelle 1: Phasen des Forschungsprozesses nach Raithel (2008: 27) mit entsprechenden Kapiteln dieser Arbeit

Kapitel Forschungsablauf Phase 1 Untersuchungsziel 1 Problemformulierung, Forschungsfrage 2 und 3 Theorie- und Hypothesenbildung 2 4 Konzeptualisierung 3 • Operationalisierungsvorgang • Konstruktion des Erhebungsinstruments • Festlegung des Forschungsdesigns • Festlegung der Stichprobe • Pretests Erhebungsvorbereitung und Datenerhebung 4 Datenaufbereitung 5 • Erstellung der Datenmatrix • Dateneingabe • Datenbereinigung • Datenmodifikation 5 Datenanalyse 6 • Häufigkeiten und univariate Maßzahlen • Bi- und multivariate Analyseverfahren • Hypothesentests, Signifikanztests 6 und 7 Interpretation und Dissemination 7

14 2 Akteure

Dieses Kapitel zielt vorrangig darauf ab, die beteiligten Akteure, also den privatwirtschaftlichen und den Dritten Sektor, in Hinblick auf die Forschungsfrage zu beleuchten. Dabei stehen einerseits die Erarbeitung von Charakteristika des jeweiligen Sektors im wissenschaftlichen Diskurs sowie andererseits die konkrete Ausgestaltung in Österreich im Fokus. Um einen umfassenden Blick auf Privatwirtschaft und Dritten Sektor zu bekommen, ist es in einem ersten Schritt notwendig, bei der Konstitution des Verständnisses von Sektoren anzusetzen und aus systematischer Sicht auch den Bezug zum öffentlichen Sektor herzustellen (Kapitel 2.1). Darauf aufbauend werden der privatwirtschaftliche Sektor in Kapitel 2.2, sowie der Dritte Sektor in Kapitel 2.3 näher beleuchtet.

2.1 Verortung Im deutschsprachigen wissenschaftlichen Diskurs findet seit den siebziger Jahren eine intensive Auseinandersetzung mit den Unterschieden zwischen Markt und Staat und der damit einhergehenden sektoralen Einteilung statt. Dabei stehen die jeweils spezifischen Zielorientierungen und Organisationsstrukturen im Vordergrund (vgl. Blossfeld/Becker 1989: 233). Von Amerika aus gibt Etzioni (1973) den Anstoß auch einen Dritten Sektor neben privatwirtschaftlichem und öffentlichem zu berücksichtigen. Im deutschsprachigen Raum entwickelt sich die Diskussion um diesen zusätzlichen Sektor schließlich in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre (vgl. Wex 2013: 5). Inzwischen hat sich die Einteilung des wirtschaftlichen Handelns von Organisationen in den öffentlichen, den privatwirtschaftlichen und den Dritten Sektor etabliert. (vgl. Gruber 2014: 4).

Die Trennlinien zwischen diesen drei Bereichen gelten keineswegs als scharf umrissen, sondern sind als mehr oder weniger fließende Übergänge zu verstehen und verfügen über eine gewisse Durchlässigkeit. Ein Aspekt hierbei ist, dass gewisse Tätigkeitsfelder von allen Sektoren bedient werden können. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung wird auch eine voranschreitende Konvergenz der drei Sektoren, also ein Verschwimmen der Grenzen, diskutiert. (vgl. Badelt 2002: 68; Pankau 2002: 12)

Da für das vorliegende Forschungsinteresse der öffentliche Sektor nicht im Vordergrund steht, wird dieser bei den nachfolgenden Ausführungen außer Acht gelassen.

15 Weder in der deutschsprachigen, noch in der internationalen Fachliteratur setzt sich ein einheitlicher Begriff für den privatwirtschaftlichen als auch für den Dritten Sektor und ihre Organisationen durch. Je nach Definitionsansatz, Hintergrund oder Disziplin werden unterschiedliche Bezeichnungen verwendet, die häufig ein Gegensatzpaar darstellen: Profit- und Nonprofit-Organisationen, kommerzielle und nichtkommerzielle Organisationen, eigenwohl- und gemeinwohlorientierte oder eigen- und gemeinwirtschaftliche Unternehmen. (vgl. Pankau 2002: 11)

Auch Sozialwirtschaft wird in der Literatur teils als Gegensatz zur Privatwirtschaft dargestellt und somit gleichgesetzt mit dem Dritten Sektor oder als Teilbereich davon betrachtet (vgl. Gruber 2014: 4). Die Verortung des relativ jungen Konzepts der Sozialwirtschaft, das sich im deutschsprachigen Raum seit Mitte der 2000er Jahre ausbreitet, ist jedoch Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion (vgl. Gruber 2014: 1). „Der Begriff Sozialwirtschaft umfasst ein Segment der Wirtschaft, welches personenbezogene Dienstleistungen mit der Aufgabenstellung der Bewältigung sozialer Probleme erbringt. Als Wirtschaftssektor wird die Sozialwirtschaft als Teil des Dritten Sektors zwischen Markt und Staat angesiedelt. (…) Sie umfasst eine große Bandbreite individueller und kollektiver Formen der privaten, gemeinschaftlichen oder öffentlichen, gemeinnützigen oder gewerblich gewinnorientierten Versorgung mit Leistungen der sozialen Daseinsvorsorge.“ (Dimmel/Schmid 2013: 78) In der deutschsprachigen Literatur werden unter Sozialwirtschaft häufig soziale Dienstleistungsangebote aller drei Sektoren subsummiert (vgl. Gruber 2014: 4), wobei der überwiegende Teil in den Dritten Sektor fällt (vgl. Dimmel/Schmid 2013: 78). Im Rahmen dieser Arbeit wird das Konzept der Sozialwirtschaft in diesem sehr umfassenden Sinn verstanden. In Hinblick auf die Forschungsfrage rücken jedoch sozialwirtschaftliche Handlungsfelder respektive Zielgruppen in den Vordergrund, um den Gegenstandsbereich des Dritten Sektors näher zu spezifizieren.

Nachdem nun also ein Überblick auf Makroebene über die Sektoren und ihre Beziehung zueinander vorliegt, wird nachfolgend das Verständnis dieser Arbeit der auf Mesoebene handelnden Subjekte in diesem Kosmos der Sektoren vorgestellt: Unternehmen und Organisationen.

Die Europäische Union definiert als Unternehmen „jede Einheit, unabhängig von ihrer Rechtsform, die eine wirtschaftliche Tätigkeit ausübt. Dazu gehören insbesondere auch jene Einheiten, die eine handwerkliche Tätigkeit oder andere Tätigkeiten als Ein-Personen- oder Familienbetriebe ausüben, sowie Personengesellschaften oder Vereinigungen, die regelmäßig einer wirtschaftlichen Tätigkeit nachgehen.“ (EU Kommission 2003: 39) Hierbei wird also von

16 einem sehr breit gefassten Unternehmensbegriff gesprochen, der sich durch den nicht näher erläuterten umfassenden Ausdruck wirtschaftliche Tätigkeit definiert. Dieser Ansatz fasst also sowohl den privatwirtschaftlichen, als auch den Dritten Sektor mit ein und macht den Terminus Unternehmen für beide Bereiche anwendbar.

Der Begriff der Organisation wird umgangssprachlich sowie betriebswirtschaftlich in verschiedenen Bedeutungen verwendet und kann sowohl für Akteure des privatwirtschaftlichen als auch des Dritten Sektors verwendet werden (vgl. Thommen et al. 2017: 434). Aus betriebswirtschaftlicher Sicht stehen folgende drei Aspekte im Vordergrund: „Gestalterischer Aspekt: Das Unternehmen wird organisiert (…) Instrumentaler Aspekt: Das Unternehmen hat eine Organisation (…) Institutionaler Aspekt: Das Unternehmen ist eine Organisation“ (Thommen et al. 2017: 434). Gemeinsame Merkmale von Organisationen des privatwirtschaftlichen und des Dritten Sektors sind, dass es sich dabei erstens um soziale Systeme handelt, in denen Menschen tätig sind, zweitens übernehmen beide Sektoren produktive Funktionen, indem sie eine spezifische Leistung durch die Kombination von Produktionsfaktoren erstellen und drittens richten sie sich auf einen bestimmten Markt aus und befriedigen so ein ganz bestimmtes Bedürfnis. (vgl. Thommen et al. 2017: 22)

Trotz Gemeinsamkeiten handelt es sich zwischen den Organisationen der beiden Sektoren um sehr unterschiedliche Akteure, die in den nachfolgenden Kapiteln dieser Arbeit näher betrachtet werden.

2.2 Der privatwirtschaftliche Sektor in Österreich In diesem Kapitel wird dargestellt, welches Verständnis von Privatwirtschaft dieser Forschungsarbeit zugrunde liegt. Der Anspruch liegt nicht darin, eine allumfassende, detaillierte Wiedergabe der österreichischen Privatwirtschaft abzubilden, sondern einen grundlegenden Überblick darüber zu geben. In einem ersten Schritt wird daher anhand der recherchierten Literatur eine Arbeitsdefinition erarbeitet, während sich die nächsten Schritte darauf konzentrieren gebräuchliche Klassifikationsmuster sowie für diese Studie relevante Charakteristika des privatwirtschaftlichen Sektors abzubilden.

2.2.1 Definitionen Organisationen in Form von Unternehmen des privatwirtschaftlichen Sektors sind dadurch gekennzeichnet, dass sie AkteurInnen eines Wirtschaftssystems sind, indem sie Waren herstellen, Dienstleistungen erbringen und diese über einen Markt an KundInnen zu einem bestimmten Preis verkaufen. Wesentliches Merkmal ist das Streben nach Gewinn. Die

17 Organisationen dieses Sektors sind vorrangig auf ökonomische Zwecke ausgerichtete Systeme zur Profitmaximierung in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem. (vgl. Herzka 2013: 8; Thommen et al. 2017: 22)

Ein wesentlicher Faktor des privatwirtschaftlichen Sektors ist also eine Orientierung am Profit, der durch Tauschgeschäfte, wie beispielsweise Ware gegen Geld, erwirtschaftet wird. Beim dahinterstehenden wirtschaftlichen Prinzip geht es darum, das Ergebnis bei gegebenem Aufwand zu maximieren oder im Umkehrschluss den Aufwand bei gegebenem Ergebnis zu minimieren. Die Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens werden in diesem Sinne also von privaten oder staatlichen Subjekten, sogenannten KundInnen, erworben, die dafür eine Vergütung an das Unternehmen abtreten. (vgl. Schellberg 2017: 30) Dieser Tausch geschieht zum einen auf freiwilliger Basis und muss sich zum anderen für beide Seiten rechnen. (vgl. Schellberg 2017: 214)

Privatwirtschaftliche Unternehmen zeichnen sich in der Marktwirtschaft zusammenfassend also durch folgende Faktoren aus: Erstens verfügen sie über Autonomie, der Staat nimmt also keinen Einfluss auf Produktionsprogramme und Dienstleistungen. Zweitens sind Unternehmen Privateigentum und drittens streben sie nach Gewinn. Viertens ergeben sich Marktpreise durch das System von Angebot und Nachfrage. (vgl. Wobbermin et al. 2005: 5).

2.2.2 Typologisierung Es gibt eine große Bandbreite an Möglichkeiten Unternehmen zu klassifizieren, beispielsweise nach Branche, der Größe, der Rechtsform oder dem geografischen Wirkungsbereich (vgl. Paul 2015: 26; Thommen et al. 2017: 21ff). Statistische Klassifikationen sind im Wesentlichen durch folgende Merkmale charakterisiert: Sie decken das gesamte behandelte Spektrum ab; die Kategorien müssen sich gegenseitig ausschließen, sodass ein Element nur jeweils einer Kategorie zugeordnet werden kann; und ein einheitliches methodologisches Vorgehen hinsichtlich der Zuordnung der Elemente zu den jeweiligen Kategorien ist notwendig. (vgl. Eurostat 2008: 14)

2.2.2.1 Branche In Bezug auf eine Typologisierung des privatwirtschaftlichen Sektors hinsichtlich der unterschiedlichen Tätigkeitsfelder bzw. Branchen hat sich in Europa die sogenannte NACE (Nomenclature Générale des Activités Économiques) durchgesetzt. Diese Klassifikation der Wirtschaftstätigkeiten hat ihre Ursprünge in den sechziger Jahren und wird seit den späten Achtzigern abgeleitet von der durch die Vereinten Nationen entwickelte internationale Standardklassifikation ISIC (International Standard Industrial Classification). Durch die

18 einheitliche Einteilung ist es möglich, zuverlässige und vergleichbare internationale Studien durchzuführen. Die Mitgliedsstaaten der EU adaptieren die vorgegebene NACE Klassifikation entsprechend nationaler Ausprägungen und Besonderheiten. (vgl. Eurostat 2008: 13f)

In Österreich wird aktuell die auf der NACE Rev. 2 basierende sogenannte ÖNACE 2008 angewandt. Seit dem Beitritt zur EU im Jahr 1995 ersetzt die jeweils gültige ÖNACE die bis dahin angewandte österreichische Grundsystematik der Wirtschaftstätigkeiten, die sogenannte Betriebssystematik 1968 (BS 68). (vgl. WKÖ 2014: 2) Die Statistik Austria berücksichtigt bei ihren Berechnungen die Produktions- und Dienstleistungsbereiche der ÖNACE 2008 B bis N und S95 und bezeichnet diese als marktorientierte Wirtschaft. Land-, Forstwirtschaft und Fischerei werden hierbei ausgeklammert. (vgl. BMWFW 2016: 20) Tabelle 2 zeigt eine Übersicht über die von der Statistik Austria im Sinne der marktorientierten Wirtschaft erfassten Branchen und gibt über die Anzahl der Unternehmen und Beschäftigten für das Jahr 2015 Auskunft.

Tabelle 2: Leistungs- und Strukturdaten 2015; Ergebnisse der Produktions- und Dienstleistungsbereiche ÖNACE 2008 B bis N und S95 (vgl. Statistik Austria 2017b: 58ff)

Branche ÖNACE 2008 Abschnitte Unternehmen Unternehmen % Beschäftigte

B Bergbau 348 0,11 6.222 C Herstellung von Waren 25323 7,71 624.354 D Energieversorgung 2390 0,73 29.168 E Wasserversorgung und Abfallentsorgung 2030 0,62 20.339 F Bau 34564 10,52 287.944 G Handel, Instandhaltung und Reparatur 77930 23,71 655.210 von Kraftfahrzeugen H Verkehr und Lagerei 14065 4,28 196.069 I Beherbergung und Gastronomie 47317 14,40 297.234 J Information und Kommunikation 18549 5,64 109.842 K Finanz- und Versicherungsleistungen 6313 1,92 119.316 L Grundstücks- und Wohnungswesen 17923 5,45 48.854 M Freiberufliche, wissenschaftliche und 65393 19,90 241.054 technische Dienstleistungen N Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 15088 4,59 222.259 S95 Reparatur von Gebrauchsgütern 1405 0,43 4.106 Insgesamt 328.638 100,00 2.861.971

19 2.2.2.2 Größe Es gibt international und national unterschiedliche Ansätze, die Größe eines Unternehmens zu bestimmen, die am häufigsten verwendeten Maßgrößen sind die Beschäftigtenanzahl, der Umsatz und die Bilanzsumme (vgl. Thommen et al. 2017: 22). In Bezug auf die sogenannten Unternehmensgrößenklassen existiert also keine einheitliche Definition und unterschiedliche Parameter werden in Hinblick auf eine Unterteilung herangezogen. Im europäischen Raum weit verbreitet ist die Definition der Europäischen Union (vgl. EU Kommission 2003), die zur Bestimmung, wie in Tabelle 3 ersichtlich, Beschäftigtenanzahl, Umsatz und Bilanzsumme heranzieht. Unternehmen gelten demnach als Kleinstunternehmen, wenn sie weniger als zehn MitarbeiterInnen haben und weniger oder gleich zwei Millionen Euro Jahresumsatz oder Bilanzsumme erwirtschaften. Für Kleinunternehmen gelten die Grenzen weniger als 50 Beschäftigte und zehn Millionen Euro Umsatz bzw. Bilanzsumme. Mittelgroße Unternehmen haben weniger als 250 MitarbeiterInnen, einen Jahresumsatz von maximal 50 Millionen Euro bzw. eine Bilanzsumme von 43 Millionen Euro. Diese Unternehmen werden auch als kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bezeichnet. Demzufolge gilt ein Unternehmen als Großunternehmen, wenn es die definierten Schwellenwerte überschreitet.

Tabelle 3: Schwellenwerte für Beschäftigungsgrößenklassen (vgl. EU Kommission 2003)

Unternehmenskategorie Beschäftigte Jahresumsatz in Jahresbilanzsumme Millionen Euro in Millionen Euro Kleinst < 10 ≤ 2 ≤ 2 Klein < 50 ≤ 10 ≤ 10 Mittelgroß < 250 ≤ 50 ≤ 43 Groß ≥ 250 > 50 > 43

Für Österreich zeigt sich, dass es sich bei ganzen 99 Prozent der ca. 330.000 privatwirtschaftlichen Unternehmen im Sinne der marktorientierten Wirtschaft um KMU handelt. Davon wiederum entfallen 87 Prozent auf Kleinstunternehmen mit bis zu neun MitarbeiterInnen. Außerdem arbeiten mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten in kleinen und mittleren Unternehmen. Für die österreichische Perspektive nimmt also das Feld der KMU einen besonderen Stellenwert ein. (vgl. BMWFW 2016: 15ff) Aus diesem Grund wurde vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft eine zusätzliche statistische Gliederung von Unternehmensgrößenklassen mit einer deutlich differenzierteren Aufsplittung der MitarbeiterInnenanzahl im niedrigen Segment vorgenommen, so wird inzwischen auch eine

20 Unterscheidung von Unternehmen mit einer Beschäftigtenanzahl von null4, eins bis vier, fünf bis neun sowie zehn oder mehr getroffen. (vgl. BMWFW 2015a: 1).

Tabelle 4: Beschäftigungsgrößenklassen österreichischer Unternehmen im Jahr 2015 (Quelle: Statistik Austria 2017b: 12; 24f)

Unternehmenskategorie Beschäftigte Unternehmen Unternehmen % Beschäftigte Kleinst 0 - 9 286.302 87,12 708.774 Klein 10 - 19 23.344 7,10 310.538 Klein 20 - 49 12.390 3,77 368.416 Mittelgroß 50 - 249 5.454 1,66 545.414 KMU 0 - 249 327.490 99,65 1.933.142 Groß ≥ 250 1.148 0,35 928.829 Insgesamt 328.638 100,00 2.861.971

2.2.2.3 Geografischer Wirkungsbereich Thommen et al. (2017) definieren den Standort eines Unternehmens als den geografischen Ort, an dem dieses seine Produktionsfaktoren einsetzt. Außerdem kann ein Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen mehrere Standorte aufweisen, v.a. bei Konzernen verteilen sich Niederlassungen auf verschiedene Orte. Ein weiteres Kriterium stellt die internationale Verwobenheit dar: Ein Unternehmen kann Standorte im Ausland haben oder auch Tochterorganisation eines ausländischen Unternehmens sein. In Hinblick auf den Standort eines Unternehmens ergeben sich zwei Perspektiven: (vgl. Thommen et al. 2017: 38ff)

(1) Der Grad der geografischen Ausbreitung beschreibt verschiedene Standortkategorien anhand der Örtlichkeiten an denen die Produktion und der Absatz eines Unternehmens stattfinden. Beispielsweise ist so eine Einteilung in lokal, regional, national, international oder multinational möglich. (2) Die Standortanalyse, also die Bestimmung und Darstellung des konkreten Standorts in einem bestimmten Land, einer Region oder Gemeinde. Eine Möglichkeit einer Zuordnung zu einem Standort stellen auch der von der EU verwendete Grad der Verstädterung dar, hier wird in schwach, mittel und hoch besiedelte Gebiete unterschieden (vgl. Eurostat 2017: 10f).

4 Unter einem Unternehmen mit null MitarbeiterInnen sind Ein-Personen-Unternehmen (EPU) zu verstehen, da es neben dem Unternehmer keine sonstigen Beschäftigte gibt. 21 2.2.2.4 Weitere Charakteristika Unternehmen des privatwirtschaftlichen Sektors können neben einer Einteilung in Branchen oder Größenklassen noch durch etliche andere Charakteristika unterschieden und eingeteilt werden. Einige Beispiele sollen nachfolgend kurz umrissen werden.

So existiert eine große Bandbreite an Rechtsformen, die Unternehmen in Österreich haben können. Die mit Abstand größte Gruppe machen Einzelunternehmen aus, gefolgt von GesmbH, Gesellschaft nach bürgerlichem Recht, Personengesellschaften, Aktiengesellschaften sowie anderen Rechtsformen. (vgl. Statistik Austria 2017a: 98)

Außerdem kann auch in Hinblick auf die KundInnenstruktur eine Kategorisierung erfolgen, indem beispielsweise zwischen Privat- und Firmenkunden unterschieden wird. Im betriebswirtschaftlichen Kontext werden hierbei vermehrt die Anglizismen business to business (b2b) oder business to consumers (b2c) angewandt (vgl. Piekenbrock 2010: 78).

Eine weitere Möglichkeit zur Klassifizierung privatwirtschaftlicher Unternehmen stellt die Zusammensetzung der EigentümerInnen dar. Sogenannte Familienunternehmen im weitesten Sinn werden von der österreichischen Wirtschaftskammer definiert als Unternehmen beliebiger Größe, „wenn [1] sich die Mehrheit der Entscheidungsrechte im Besitz der natürlichen Person(en), die das Unternehmen gegründet hat/haben, der natürlichen Person(en), die das Gesellschaftskapital des Unternehmens erworben hat/haben oder im Besitz ihrer Ehepartner, Eltern, ihres Kindes oder direkten Erben ihres Kindes befindet und [2] die Mehrheit der Entscheidungsrechte direkt oder indirekt besteht, und/oder [3] mindestens ein Vertreter der Familie oder der Angehörigen offiziell an der Leitung bzw. Kontrolle des Unternehmens beteiligt ist.“ (WKO 2013: 4) Bei Familienunternehmen im engeren Sinn werden Ein-Personen- Unternehmen (EPU) nicht mit eingerechnet, da bei diesen durch ihre strukturellen Gegebenheiten – v.a. das Fehlen von MitarbeiterInnen – nur bedingt die Komplexität von Familienunternehmen vorliegt. Diese entsteht durch den wechselseitigen Einfluss von Familie und Unternehmen, sowie Eigentum und Führung. Bezugnehmend auf die österreichischen Zahlen wird von einer Summe von 156.400 Familienunternehmen gesprochen, denen zwei Drittel aller selbstständig und unselbstständig Beschäftigten sowie 60 Prozent aller Umsätze zugerechnet werden. (vgl. WKO 2013: 4)

22 2.3 Der Dritte Sektor in Österreich Dieses Kapitel beleuchtet den Dritten Sektor, wobei ein stärkerer Fokus auf theoretische Konzepte in Bezug auf Definitionsansätze und Klassifizierungsversuche gelegt wird. Dieser Schritt ist notwendig, da der Dritte Sektor im Vergleich zur Privatwirtschaft noch immer einen Graubereich darstellt und im wissenschaftlichen Diskurs unterschiedliche Ansichten vorliegen. Erkenntnisinteresse ist dabei, einen für die weitere Untersuchung stimmigen und nützlichen Überblick in Hinblick auf den Dritten Sektor zu geben und einen österreichischen Bezug herzustellen.

2.3.1 Definitionen In den siebziger Jahren wurde die Existenz eines Dritten Sektors zwischen Staat und Markt erstmals wissenschaftlich artikuliert und u.a. als Reaktion auf Staats- und Marktversagen zurückgeführt (vgl. Etzioni 1973: 315). Der Dritte Sektor wird im wissenschaftlichen Diskurs auch als jener Bereich bezeichnet, der im Spannungsfeld zwischen Staat, Markt und der Gesellschaft steht. Er ist also nicht eindeutig abzugrenzen, sondern beinhaltet je nach Organisationstyp mehr oder weniger Elemente eines oder mehrerer dieser drei Faktoren. (vgl. Zimmer/Priller 2002: 13) Bisher gibt es keine einheitliche Definition des Dritten Sektors, was auf seine Heterogenität, aber auch auf die unterschiedlichen kulturellen, geografischen, politischen oder wissenschaftsdisziplinären Zugänge zurückzuführen ist (vgl. Sieper 2008: 13). Der Dritte Sektor ist also teilweise nur unklar abzugrenzen und in den letzten Jahren entwickelten sich neue Unternehmenskonzepte, wie beispielsweise Social Business, wodurch sich die Trennlinien zwischen den Sektoren zusätzlich verklären. (vgl. Vandor et al. 2015: 5)

2.3.1.1 Begriffsdiskussionen Gerade in den Anfangsjahren der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Dritten Sektor etabliert sich eine Negativdefinition – Definitionsversuche werden gemacht, indem dargestellt wird, was der Dritte Sektor nicht ist. Dieser Umstand schlägt sich auch in diversen Begriffen nieder Ein Beispiel dafür, das durchaus irreführend sein kann, ist NPO, also nonprofit organisation. Durch die Bezeichnung könnte angenommen werden, dass diese Organisationen keinen Gewinn erwirtschaften dürfen, tatsächlich darf der Gewinn jedoch nicht an Mitglieder oder EigentümerInnen ausgeschüttet werden. Der Begriff NPO ist auf seinen angloamerikanischen Ursprung zurückzuführen, da dort eine stärkere Marktorientierung der Organisationen des Dritten Sektors stattfindet. Im kontinentaleuropäischen Raum ähneln diese Organisationen jedoch eher öffentlichen, als gewinnorientierten Institutionen, weshalb sich hier eher die Negativdefinition NGO, also nongovernmental organisation durchsetzt. Auch dieser

23 Begriff ist trügerisch, da als Nichtregierungsorganisationen streng genommen jede private Organisation gesehen werden kann, also privatwirtschaftliche und solche des Dritten Sektors. Als weiteres Beispiel lässt sich der Begriff intermediärer Sektor anführen, da dieser keinen eigenständigen Sektor darstellt, sondern im Spannungsfeld zwischen den Systemen Markt und Staat steht. Lediglich der Begriff des Dritten Sektors ordnet Organisationen explizit einem eigenen Status zu, der unabhängig von den anderen Sektoren gesehen werden kann. (vgl. Heitzmann 2001: 31f)

2.3.1.2 Legaldefinition Dieser Definitionsansatz beruht auf der Grundlage gesetzlicher Rahmenbedingungen sowie Richtlinien und versucht Organisationen des Dritten Sektors in diesem Sinne beispielsweise hinsichtlich steuerlicher Aspekte oder der Rechtsform einzugrenzen. Hierbei kommt also den jeweiligen Gesetzen eines Staates oder Gerichtsurteilen die Funktion zu, den Sektor zu definieren. (vgl. Anheier/Salamon 1992: 133; Heitzmann 2001: 32) In dieser Definition ist der Dritte Sektor stark abhängig vom politischen System und variiert zwischen verschiedenen Staaten.

2.3.1.3 Ökonomisch finanzielle Definition Ein weiterer Ansatz zur Abgrenzung des Dritten Sektors ist, sich mit Finanzressourcen bzw. Einkommensquellen auseinanderzusetzen. Diese Definition findet beispielsweise in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) ihre Anwendung. Die UN gliedert in diesem Sinne alle wirtschaftlichen Tätigkeiten in die vier Bereiche Privatwirtschaft, Dritter Sektor, Staat und Haushalte. Der Dritte Sektor zeichnet sich dadurch aus, dass der Großteil seiner Einnahmen nicht aus dem Verkauf von Gütern erzielt wird, sondern durch Spenden und Beiträge von Mitgliedern und UnterstützerInnen. (vgl. Anheier/Salamon 1992: 133f; Heitzmann 2001: 32f)

2.3.1.4 Funktionale Definition Diese Definition geht davon aus, dass die unterschiedlichen Wirtschaftssektoren unterschiedliche Ziele bzw. Zwecke verfolgen. Die Sektorzugehörigkeit ergibt sich aufgrund der Funktionen oder Ziele einer Organisation. Im Gegensatz zur Privatwirtschaft, deren Zweck Gewinnmaximierung ist, geht es im dritten Sektor darum, dem Allgemeinwohl zu dienen und dem Wohl der Gesellschaft beizutragen. (vgl. Anheier/Salamon 1992: 134; Heitzmann 2001: 33)

24 2.3.1.5 Strukturell-operationale Funktion Ein sehr populärer Definitionsansatz wurde im Rahmen des John Hopkins Projekts der gleichnamigen amerikanischen Universität entwickelt. Diesem Ansatz folgend sind Organisationen des Dritten Sektors: (vgl. Anheier/Salamon 1992: 1)

• Institutionalisiert. Sie zeichnen sich also durch ein Mindestmaß an formaler Organisation in Hinblick auf Entscheidungsstrukturen und Verantwortlichkeiten, sind dabei aber auf keine Rechtsform eingeschränkt. • Unabhängig vom Staat. Es handelt sich dabei also um private Organisationen, die aber sehr wohl vom Staat finanziert werden können. • Selbstbestimmt. Sie weisen also ein Mindestmaß an Selbstverwaltung und Entscheidungsautonomie auf. • Nicht gewinnausschüttend. Gewinne können zwar sehr wohl erwirtschaftet werden, dürfen aber nicht an EigentümerInnen bzw. Mitglieder ausgeschüttet werden. • Durch ein Mindestmaß an Freiwilligkeit gekennzeichnet.

Auch durch diesen Kriterienkatalog ist eine eindeutige, klare Abgrenzung zu anderen Sektoren jedoch nicht völlig möglich. Die genannten Merkmale können in unterschiedlichem Ausmaß erfüllt werden, wichtig dabei ist, ein Mindestmaß zu erreichen. (vgl. Badelt 2002: 9)

2.3.2 Typologisierung Ebenso umfangreich wie die Definitionsansätze zeigen sich auch die Möglichkeiten zur Typologisierung des Dritten Sektors. Der Zweck einer Klassifizierung liegt im Versuch verschiedene Organisationen des Sektors zu unterscheiden und zusammenzufassen, um somit von ihnen erfüllte Aufgaben sichtbar zu machen. Wie in der Privatwirtschaft, ist auch im Dritten Sektor eine Differenzierung in verschiedene Ausprägungen notwendig, um ein konkretes Verständnis für unterschiedliche Erscheinungsformen zu entwickeln und eine statistische Fassbarkeit zu ermöglichen. Die Klassifikationen stehen mit den ihr zugrundeliegenden Definitionen in Zusammenhang. (vgl. Kunz 2006: 21)

2.3.2.1 Verwaltungs-, Basis- und Wirtschaftsnähe Eine Differenzierung von Organisationen ist möglich, indem sie in ihrer Nähe zu den anderen Sektoren (Markt, Staat, Gesellschaft) betrachtet werden. Basisnahe Organisationen des Dritten Sektors zeichnen sich demnach durch ihre Nähe zum informellen Sektor aus. Es handelt sich dabei meist um junge Organisationen, die aus idealistischen Motiven gegründet wurden, beispielsweise Sportvereine, politische Initiativen, Nachbarschaftszentren, etc.

25 Verwaltungsnahe Organisationen zeichnen sich durch ihre Nähe zum Staat oder Kommunen aus, das zeigt sich beispielsweise durch die Abstimmung vom Leistungsangebot oder eine finanzielle Abhängigkeit. Wirtschaftsnahe Organisationen zeigen eine Nähe zu privaten, kommerziellen Organisationen durch das Verwenden von ähnlichen Steuerungsinstrumenten. (vgl. Heitzmann 2001: 26; Badelt 2002: 5)

2.3.2.2 Eigenleistung und Fremdleistung Eine weitere Möglichkeit der Klassifizierung von Organisationen des Dritten Sektors ist die Klassifizierung nach der prinzipiellen Zielgruppe. Eigenleistung bezieht sich darauf, dass Leistungen ausschließlich für Mitglieder erbracht werden, wie beispielsweise bei Autofahrerclubs. Unter Fremdleistung fallen Organisationen, die ihre Leistungen für Nicht- Mitglieder erbringen bzw. gar nicht auf Mitgliedschaft aufgebaut sind, wie beispielsweise Umweltschutzorganisationen. Der Arbeitsinhalt steht hier im Mittelpunkt und nicht die Art des produzierten Outputs. (vgl. Heitzmann 2001: 25; Badelt 2002: 5)

2.3.2.3 Handlungsfelder

Seit den neunziger Jahren laufen an der John-Hopkins-Universität umfangreiche, länderübergreifende Studien zum Dritten Sektor. Im Zuge der Forschungsarbeiten zu diesem Schwerpunkt wurde eine Klassifikation des Sektors nach ihrer Wirtschaftstätigkeit, also ihrem Handlungsfeld bzw. ihrer Branche, erstellt. Im Rahmen dieser Klassifizierung namens International Classification of Nonprofit Organisations (ICNPO) werden Organisationen des Dritten Sektors in zwölf Haupt- und insgesamt 24 Untergruppen unterteilt (vgl. Salamon/Anheier 1996). Zur ICNPO wurde von den Vereinten Nationen eine ISIC- Äquivalenzliste erstellt (vgl. UN 2006). Somit können zwischen ICNPO und NACE Zusammenhänge hergestellt und Vergleiche durchgeführt werden. Allerdings kann im direkten Vergleich zwischen der in Österreich verwendeten Systematik, der ÖNACE, nur eine teilweise Übereinstimmung zur ICNPO festgestellt werden. Die ICNPO stellt eine um einiges detailliertere Aufgliederung nach Wirtschaftsklassen dar, als sie in der österreichischen Systematik zu finden ist. (vgl. Heitzmann 2001: 24f)

Tabelle 5 gibt einen Überblick über die wesentlichen Handlungsfelder des Dritten Sektors bezugnehmend auf Salamon und Anheier (1996) und Heitzmann (2001).

26 Tabelle 5: Überblick über Klassifikation der ICNPO (vgl. Salamon/Anheier 1996; Heitzmann 2001)

Gruppe Untergruppe

1 Kultur, Sport, Freizeit • Kunst und Kultur • Sport • Andere Freizeitangebote 2 Bildung und Forschung • Allgemein- und Berufsbildende Schulen • Universitäten • Erwachsenenbildung • Forschung 3 Gesundheit • Spitäler und Rehabilitation • Alten- und Pflegeheime • Psychische Gesundheit und Krisenintervention • Andere Gesundheitsdienste (Rettung, …) 4 Sozialwesen • Sozialwesen (Kinder, Jugendliche, Ältere, Familien, Menschen mit Behinderung, Selbsthilfegruppen, etc.) • Katastrophenschutz und -hilfe • Materielle Unterstützung und Grundsicherung 5 Umwelt • Umweltschutz • Tierschutz 6 Lokale Entwicklung und • Lokale Entwicklung (Nachbarschaftshilfe, Wohnungswesen Infrastrukturmaßnahmen, etc.) • Wohnungswesen • Berufliche Integration und Weiterbildung 7 Interessensvertretungen • Nicht-berufliche Interessensvertretungen (Bürgerrechte, und Politik Minderheiten, etc.) • Rechtliche Dienstleistungen (Kriminalitätsprävention, Opferhilfe, Rechtsberatung, Konsumentenschutz, etc.) • Politische Organisationen 8 Philanthropische • Stiftungen Organisationen und • Freiwilligenmanagement Freiwilligenmanagement • Fund-Raising Organisationen 9 Internationale Aktivitäten • Internationale Aktivitäten (Austausch- und Freundschaftsprogramme, Entwicklungshilfe, Katastrophenhilfe, etc.) 10 Religionsgemeinschaften • Religionsgemeinschaften und -organisationen 11 Wirtschafts-, • Wirtschaftsverbände Berufsverbände und • Berufsverbände Gewerkschaften • Gewerkschaften 12 Sonstige

27 2.3.3 Österreichische Spezifika Der Österreichische Dritte Sektor wird von staatlicher Seite nicht statistisch als Ganzes erfasst. Die Schwierigkeit dabei besteht darin, dass Organisationen dieses Sektors in unterschiedlichen Branchen der Wirtschaftsstatistik zu finden sind. Es gibt keine regelmäßigen Erhebungen und eine unvollständige Datenlage, da beispielsweise viele Ehrenamtliche im Dritten Sektor tätig sind und diese von statistischer Seite überhaupt nicht erfasst werden. Es existieren aber einige Untersuchungen, die verstreut verfügbares Datenmaterial sammeln und so einen Überblick bieten (vgl. Heitzmann 2001; Neumayr et al. 2007; Simsa/Schober 2012; Pennerstorfer et al. 2013; 2015; Leisch et al. 2016). In Bezug auf die gesamte Anzahl von im Dritten Sektor tätigen Unternehmen gibt es unterschiedliche Zahlen. Schneider und Haider (2006) führen bei ihrer Studie eine Vollerhebung durch und kommen auf eine Anzahl von 5.104 Organisationen, die zumindest eine Person bezahlt beschäftigen, wobei aber gemeinnützig organisierte Krankenhäuser, Schulen und Pfarren ausgeklammert wurden. Die Nachfolgestudie von Pennerstorfer (2015) geht von einer Grundgesamtheit von 2.413 Organisationen aus. (vgl. Pennerstorfer et al. 2015: 3f) Es ergibt sich eine hohe Dunkelziffer aufgrund der großen Freiwilligenrate und der Komplexität einer Sektordifferenzierung bei einigen Handlungsfeldern.

Es gibt allerdings ein zunehmendes öffentliches Interesse am Dritten Sektor, wie beispielsweise das erstmalige Erscheinen eines eigenen Abschnitts zum „gemeinnützigen Sektor“ im Wirtschaftsbericht 2015 des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (vgl. BMWFW 2015b: 59f). Leisch et.al. (2016) zählen in ihrer Studie die in Tabelle 6 gelisteten Bereiche zum Dritten Sektor und kommen auf eine Anzahl von insgesamt 234.443 Beschäftigten im Jahr 2013 (vgl. Leisch et al. 2016: 379). Anzumerken ist dabei, dass hierbei jedoch nicht ausschließlich vom Dritten Sektor gesprochen werden kann, da die Branchen teilweise auch Organisationen aus anderen Bereichen beinhalten. So können beispielsweise Kindergärten oder Altenheime öffentliche, privatwirtschaftliche oder Einrichtungen des Dritten Sektors sein (vgl. Pennerstorfer et al. 2015: 33).

Die im österreichischen Dritten Sektor mit Abstand am häufigsten anzutreffende Rechtsform ist der Verein (vgl. Simsa/Schober 2012: 3), gefolgt von öffentlich-rechtlichen Organisationen, (gemeinnützigen) GesmbH, Personengesellschaften, Stiftungen und sonstigen Rechtsformen. (vgl. Pennerstorfer et al. 2015: 33)

28 Tabelle 6: Beschäftigte im Dritten Sektor im Jahr 2013 (vgl. Leisch et al. 2016: 379) und Anzahl ehrenamtlicher MitarbeiterInnen im Jahr 2014 (vgl. Pennerstorfer et al. 2015: 29)

ÖNACE Code Bezeichnung Beschäftigte Ehrenamtliche (2 Steller) (2013) (2014)

72 • Forschung und Entwicklung 1.825 34 85 • Erziehung und Unterricht 26.092 4.260 85.5 • Sonstiger Unterricht 3.185 86.1 • Krankenhäuser 20.136 109.144 86.9 • Gesundheitswesen 9.746 87.3 • Altenheime 21.400 10.926 87.9 • Sonstige Heime 7.998 88 • Sozialwesen 90.525 16.166 90 • Kreative, künstlerische und unterhaltende Tätigkeiten 1.625 80 91 • Bibliotheken, Archive, Museen, botanische und 651 1.161 zooologische Gärten 93 • Erbringung von Dienstleistungen des Sports, der 4.596 5.584 Unterhaltung und der Erholung 94 • Interessensvertretungen sowie kirchliche und sonstige 45.468 359.552 religiöse Vereinigungen 94.1 • Wirtschafts- und Arbeitgeberverbängde, 1.196 Berufsorganisationen Insgesamt 234.443 506.907

Ein wesentlicher Faktor des Dritten Sektors ist die Mitarbeit von Freiwilligen, die nicht von der Statistik Austria erhoben werden. Pennerstorfer et al. (2015) leisten in ihrer Studie über Organisationen des Dritten Sektors in Österreich einen wertvollen Beitrag hierzu, indem sie ausgehend von einer Stichprobenziehung zu einer Hochrechnung von über 500.000 Freiwilligen kommen, die sich ehrenamtlich in Organisationen des Dritten Sektors engagieren. Wie in Tabelle 6 zu sehen ist, entfallen davon etwa 70 Prozent auf Interessensvertretungen, sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen und ca. 20 Prozent auf das Gesundheitswesen. (vgl. Pennerstorfer et al. 2015: 29) Ein interessanter Aspekt dieser Studie sind außerdem die Ergebnisse in Hinblick auf den geografischen Wirkungsraum bzw. Aktionsradius der befragten Organisationen. So ist festzustellen, dass hauptsächlich überregional agiert wird: Nur etwas mehr als zehn Prozent der befragten Organisationen geben an, in der Gemeinde oder gemeindeübergreifend aktiv zu sein. Etwa 20 Prozent agieren bezirksübergreifend oder auf Bezirksebene, knapp ein Drittel hat ein Bundesland als

29 Aktionsradius und das restliche Drittel ist über das Bundesland hinaus aktiv, bis hin zu einem internationalen Wirkungskreis. (vgl. Pennerstorfer et al. 2015: 9)

30 3 Intersektorale Kooperationen

Aufbauend auf die im vorherigen Kapitel gegebene Darstellung des privatwirtschaftlichen und Dritten Sektors steht das Phänomen intersektoraler Kooperationen im Fokus dieses Abschnitts. Ausgehend von einer Begriffsbestimmung und Verortung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Sektoren in Kapitel 3.1 wird, im Zuge einer wissenschaftstheoretischen Auseinandersetzung, ein Überblick über konzeptionelle Ansätze der intersektoralen Kooperationsforschung gegeben. Die im Rahmen dieser Arbeit wesentlichen Themen dabei sind: Typologisierungsmöglichkeiten (Kapitel 3.2), Gründe für die steigende Bedeutung intersektoraler Kooperationen (Kapitel 3.3), die ihnen zugrunde liegenden Etappen und Prozesse (Kapitel 3.4), dahinterliegende Motive aus privatwirtschaftlicher Sicht (Kapitel 3.5) und der sich aus intersektoralen Kooperationen ergebende Nutzen (Kapitel 0).

3.1 Begriffsbestimmung Seinen etymologischen Ursprung hat der Begriff der Kooperation in der lateinischen Sprache. Er setzt sich aus den Wörtern cum, also zusammen bzw. gemeinsam, und operatio, was so viel bedeutet wie bzw. Tätigkeit oder Ausübung, zusammen (vgl. Stowasser et al. 1997: 133, 352). Die Wortherkunft deutet also auf eine gemeinsam verrichtete Tätigkeit hin und kann mit Zusammenarbeit übersetzt werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Kooperation die freiwillige Zusammenarbeit von zumindest zwei Subjekten verstanden. In Bezug auf Organisationen rückt dabei der Zweck des gemeinsamen Erfüllens einer Aufgabe und das gemeinsame Erreichen von Zielen in den Vordergrund (vgl. Holzberg/Meffert 2009: 4; Wohlgemuth 2002: 11). Durch das gemeinsame Vorgehen wird eine erhöhte Handlungsfähigkeit, Problemlösungsfähigkeit oder Optimierung angestrebt, im Vergleich zu einem individuellen Vorgehen, um eine bestmögliche Zielerreichung zu forcieren (vgl. Van Santen/Seckinger 2003: 29). Merkmale von Kooperationen auf Organisationsebene sind erstens eine rechtliche und wirtschaftliche Unabhängigkeit der beteiligten Partner, zweitens die Koordination des gemeinsamen Handelns und drittens eine durch die Zusammenarbeit optimierte Zielerreichung (vgl. Etter 2004: 44).

In wirtschaftswissenschaftlicher Literatur wird der Begriff Kooperation häufig in Zusammenhang mit intrasektoraler Zusammenarbeit verwendet, also der Kooperation zwischen privatwirtschaftlichen, gewinnorientierten Unternehmen desselben Sektors (vgl. Wohlgemuth 2002: 11). Intersektorale Kooperation betreffen jedoch die Zusammenarbeit von

31 Organisationen aus den verschiedenen Wirtschaftssektoren Staat, Markt und Drittem Sektor. Solche intersektoralen Kooperationen lassen sich, wie in Abbildung 1 ersichtlich ist, in vier Konstellationen unterteilen: (1) Staat und Privatwirtschaft, (2) Staat und Dritter Sektor, (3) Privatwirtschaft und Dritter Sektor sowie (4) Staat, Markt und Dritter Sektor gemeinsam. (Selsky, Parker 2005: 1).

Staat Privatwirtschaft Dritter Sektor

Staat Staat Privatwirtschaft Privatwirtschaft Dritter Sektor Dritter Sektor

Abbildung 1: Mögliche Konstellationen intersektoraler Kooperationen (eigene Darstellung nach Seitanidi/Crane 2009: 414)

Im wissenschaftlichen Diskurs werden in Bezug auf Kooperationen unterschiedliche Begrifflichkeiten angewandt, teils voneinander abgegrenzt oder synchron verwendet, wie beispielsweise strategische Kooperationen (vgl. Hafenmayer 2007: 185), Allianzen (vgl. Badelt 2002: 668; Pankau 2002), Netzwerke und Leistungsverbünde (vgl. Grossmann et al. 2007: 108) oder Partnerschaften (vgl. Lang 2010). Um die Zusammenarbeit zwischen Organisationen der verschiedenen Wirtschaftssektoren, also Staat, Markt und Drittem Sektor, zu bennen, sind die gebräuchlichen Begrifflichkeiten ebenfalls vielfältig. Beispiele hierfür sind Cross-Sector Relationship (vgl. Simpson et al. 2011: 297), Cross-Sector Partnership (Selsky/Parker 2005), Social Partnership (Waddock 1988) und Cross-Sector Collaboration (Bryson et al. 2006; Al-Tabbaa 2014). Im Deutschen werden zumeist entweder Termini aus dem Englischen übernommen (vgl. Christanell et al. 2017) oder es wird von intersektoraler Kooperation (vgl. Lorenz/Spescha 2012: 115) gesprochen. Im Rahmen dieser Studie werden vorrangig die Begriffe intersektorale Kooperation, Partnerschaft und Zusammenarbeit verwendet und sind synonym zu verstehen.

Da für diese Forschungsarbeit Partnerschaften zwischen Privatwirtschaft und Organisationen des Dritten Sektors im Mittelpunkt stehen, werden die anderen Möglichkeiten intersektoraler Kooperation im weiteren Verlauf außer Acht gelassen. Es gibt keine allgemeingültige Kategorisierung der Kooperationen zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor. In der Literatur werden beispielsweise Systematisierungsansätze erörtert, die sich mit Ressourcen- und Kompetenzeinsatz, mit Kooperationsinstrumenten, oder Partnerschaftsformen befassen. (vgl. Pankau 2002: 177ff) In Bezug auf intersektorale Kooperationen zwischen

32 Privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor ist die nachfolgende Definition von Waddock (1988) verbreitet:

„A partnership is a commitment by a corporation or a group of corporations to work with an organization from a different economic sector (public or nonprofit). It involves a commitment of resources – time and effort – by individuals from all partner organizations. These individuals work cooperatively to solve problems that affect them all. The problem can be defined at least in part as a social issue; its solution will benefit all partners. Social Partnerships addresses issues that extend beyond organizational boundaries and traditional goals and lie within the traditional realm of public policy – that is, in the social arena. It requires active rather than passive involvement from all parties. Participants must take a resource commitment that is more than merely monetary.” (Waddock 1988: 18)

Diese Definition fasst Merkmale zusammen, die intersektorale Kooperationen zwischen Privatwirtschaftlichem und Dritten Sektor beschreiben. Wesentlich dabei ist, dass sämtliche Partner gemeinsam durch das Einbringen verschiedener Ressourcen an der, sowohl die Partnerorganisationen, als auch die Gesellschaft betreffenden Problemlösung, mitwirken. Die zu erreichenden Ziele gehen dabei über die Organisationsgrenzen hinaus und schaffen einen gesellschaftlichen Nutzen durch das Einbringen und die Verbindung unterschiedlicher Kompetenzen und Ressourcen. In diesem Sinne kann auch Pankaus (2002) Definition gelesen werden, der intersektorale Kooperationen definiert als „zweckgerichtetes System freiwillig aufeinander bezogener Handlungsweisen, die auf einer wechselseitigen Verflechtung der ökonomischen respektive sozialen Ziele und Mittel von Profit- und Nonprofit-Organisationen basieren.“ (Pankau 2002: 40)

3.2 Typologisierung Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor sind außerordentlich vielfältig und in ihrer gesamten Bandbreite nicht allumfassend abzubilden. Eine umfangreiche Typologisierung diesbezüglich wurde von Felix Dresewski und Stephan Koch (2011) erarbeitet. Sie postulieren, dass sich die Formen der Zusammenarbeit aus drei Perspektiven betrachten lassen: „Nach Partnerschaftsformen, welche die „Qualität“ und Intensität von Kooperationen kategorisieren; nach Ressourcen und Kompetenzen, die Unternehmen in Kooperationen einbringen; und nach Instrumenten, die Unternehmen einsetzen“ (Dresewski/Koch 2011: 450). Nachfolgend werden diese drei Aspekte erläutert und um das in der Literatur weit verbreitete Collaboration Continuum, einer von Austin (2000a)

33 entwickelten Einteilung intersektoraler Kooperationen zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor, erweitert.

3.2.1 Partnerschaftsformen Grundsätzlich kann die Beziehung zwischen privatwirtschaftlichen Organisationen und solchen des Dritten Sektors einerseits in ihrer Ausprägung kooperativ oder antagonistisch sein, sowie andererseits in ihrer Qualität kommerziell oder rein ideell. Daraus lassen sich vier allgemeine Beziehungsoptionen ableiten, die in Abbildung 2 dargestellt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass je nach konkreter Situation unterschiedliche Beziehungstypen zwischen denselben Akteuren gelebt werden können. (vgl. Dresewski/Koch 2011: 451f)

Wettbewerber, Geschäftspartner / Mitbewerber, Konkurrent Kundenbeziehung

• Z.B. Caritas vs. • Zulieferer- / Vivantes Kundenbeziehung (Krankenhausbetrie • Sponsoring b) • Caused Related KOMMERZIELL Marketing

Partner, Mitstreiter, Gegner Verbündete • Z.B. Greenpeace vs. • Spenden Shell (Brent Spar • Corporate

IDEELL Volunteering • Gemeinsame Initiativen

KOOPERATIV ANTAGONISTISCH

Abbildung 2: Grundsätzliche Beziehungsoptionen zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor (eigene Darstelltung nach Dresewski/Koch 2011: 452)

Die Beziehung zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor hat also keine statische, sondern eine flexible Natur. Austin (2000a) entwickelte in diesem Sinn das sogenannte Collaboration Continuum, das verschiedene Formen oder Entwicklungsstufen von Zusammenarbeit zwischen den beiden Sektoren beschreibt: die philantropische, die transaktionale und die integrative Kooperation (vgl. Austin 2000a: 71f). Dieses System wurde von Austin und Seitanidi (2012b) um die Stufe der transformierenden Kooperation erweitert (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 735f). Es handelt sich bei dieser Konzeption um ein Bezugssystem aus vierzehn Dimensionen, aus dem die Art einer intersektoralen Kooperation

34 zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor bestimmt werden kann. Wie in Abbildung 3 zu sehen ist, entsprechen diese Dimensionen spezifischen Charakteristiken der Zusammenarbeit und werden auf einer vierstufigen Skala, den Entwicklungsstufen, dargestellt (vgl. Austin 2000a: 71f; vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 735f).

Abbildung 3: Kooperationskontinuum (Quelle: Austin/Seitanidi 2012b: 736)

Ein wesentlicher Aspekt des Collaboration Continuums ist, dass es sich dabei um kein hierarchisches Konzept handelt. Es soll damit keine Wertung der unterschiedlichen Stufen geschehen, sondern Eigenarten und Funktionen intersektoraler Kooperationen abbilden (vgl. Austin 2000a: 71). Die Zusammenarbeit ist dabei nicht auf eine dieser Formen begrenzt, sondern kann mehrere durchlaufen (vgl. Seitanidi/Ryan 2007: 3). Durch das Konzept des Kooperationskontinuums kann so eine Verortung intersektoraler Kooperationen erfolgen und Tendenzen abgelesen werden. Der Verlauf einer Kooperation erfolgt dabei nicht unbedingt linear –sie können sich in alle Richtungen entwickeln oder auch auf einer Stufe verbleiben. Die Entwicklung der Kooperation geschieht dabei nicht automatisch, sondern basiert auf Entscheidungen und Handlungen der beteiligten Kooperationspartner (vgl. Austin 2000a: 72).

Nachfolgend werden die vier Entwicklungsstufen intersektoraler Kooperationen zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor beschrieben.

3.2.1.1 Philanthropische Kooperation Die philanthropische Phase zeichnet sich dadurch aus, dass die hierbei bestehende Beziehung zwischen den Kooperationspartnern eine einseitige ist. Der Ressourcenfluss läuft in den meisten Fällen von der privatwirtschaftlichen zur Organisation des Dritten Sektors, ohne dass 35 dabei eine Gegenleistung verlangt wird. (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 838) Diese Phase ist die am weitesten verbreitete Beziehung zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor (vgl. Austin 2000b: 20) und beinhaltet hauptsächlich sporadische Geld- oder Sachspenden (vgl. Lang 2010: 23). Die Organisation des Dritten Sektors kann hierbei die erhaltenen Mittel einsetzen, um ihre Mission weiterzuverfolgen, es ergibt sich also der Nutzen durch eine Ressourcenübertragung. Interaktionen zwischen den Kooperationspartner finden in dieser Phase nur sehr begrenzt statt und es macht in diesem Sinn keinen Unterschied, von welchem privatwirtschaftlichen Unternehmen die Ressourcen kommen. (Austin/Seitanidi 2012b) Diese karitativen Zuwendungen von Seiten der Unternehmen werden in der wissenschaftlichen Literatur in Bezug auf CSR auch als Zukauf von sozialer Verantwortung angesehen (vgl. Margolis/Walsh 2003: 289).

3.2.1.2 Transaktionale Kooperation Die Beziehung zwischen den Kooperationspartnern ist in der transaktionalen Phase vielseitiger. Hierbei findet ein wechselseitiger Fluss der Ressourcen statt, der sich durch gewisse Maßnahmen abzeichnet. Es findet also ein Austausch von Gütern oder Dienstleistungen statt die auf einer impliziten oder expliziten vertraglichen Grundlage basieren. Charakteristisch für diese Phase ist ein vielschichtiger Einsatz von Ressourcen mit höherem Wertschöpfungspotenzial auf beiden Seiten. (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 739) Der Mitteleinsatz wird als relativ ausgeglichen angesehen, da sich beide Partner zu einer wirtschaftlichen Gegenleistung bereiterklären. Infolgedessen wird auch von einer Käufer/Verkäuferbeziehung (vgl. Austin 2000a: 74; Dresewski/Koch 2011: 452) gesprochen. Konkrete Kooperationsformen dieser Phase sind beispielsweise Sponsoringverträge oder Cause Related Marketing. Ressourcen stehen also auch hier im Vordergrund, Verwendung und Charakteristika haben im Vergleich zur philanthropischen Phase aber an Komplexität gewonnen. (vgl. Christanell et al. 2017: 10) Den Kooperationspartnern ist hierbei bewusst, dass eine gegenseitige Abhängigkeit in Bezug auf den Nutzen und das Gelingen der Kooperationen besteht. Dadurch kommt es zu einer Intensivierung der Kommunikation bzw. Interaktion und einer vermehrten strategischen Abstimmung in Hinblick auf das gemeinsame Kooperationsprojekt. (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 739f)

3.2.1.3 Integrative Kooperation Bei der integrativen Phase findet eine Veränderung der Partner durch die Kooperation und der damit einhergehenden Beziehung statt. Ein intensiver Einsatz und Austausch von vielfältigen Ressourcen, wie beispielsweise Geld, Personal, Zeit, Infrastruktur ist notwendig, sowie beiderseitiger Einsatz und die Verpflichtung zur Zusammenarbeit. Es wird eine gemeinsame 36 Strategie entwickelt und zahlreiche gemeinsame Projekte und Aktivitäten werden durchgeführt. Ausgegangen wird dabei von der Annahme, dass beide Kooperationspartner massiv von der Zusammenarbeit profitieren. Diese Kooperationsform erfordert durch ihre Intensität einen konstanten Austausch und bildet sich häufig in Organisationsstrukturen, z.B. durch eine eigene Abteilung, ab. (vgl. Christanell et al. 2017: 10) Der Ressourcenfluss ist ein verbundener, gemeinsamer. Als Resultat der erfolgreichen Zusammenarbeit und Vertiefung der Beziehung ergibt sich eine Annäherung der Strategien, Werte und Ziele. Die Kooperation wird als integraler Bestandteil des jeweiligen Organisationserfolgs angesehen und trägt v.a. zu einer gesellschaftlichen Verbesserung bei. Das Erreichen dieser Phase ist mit einem hohen Einsatz der Beteiligten verbunden. (Austin/Seitanidi 2012b) Ein Beispiel für die integrative Kooperation ist das von REWE International und Global 2000 eingeführte PestizidReduktionsProgramm, bei dem ein eigenständiges Team gegründet wurde, um das Projekt zu begleiten (vgl. Christanell et al. 2017: 26f).

3.2.1.4 Transformative Kooperation Die transformative Phase wird von Austin und Seitanidi (2012b) als die am weitesten entwickelte Partnerschaft beschrieben, die im Sinne intersektoraler Kooperation erreicht werden kann. Dabei betonen die Autoren, dass es sich hierbei eher um ein theoretisch konzipiertes als empirisch nachgewiesenes Konstrukt handelt, es aber vermehrt Indikatoren gibt, die dieser Phase zuzurechnen sind. (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 736) Dagegen zeigen Christanell et al. (2017) in ihrer Untersuchung etliche österreichische Beispiele einer transformativen Kooperation auf, wie beispielsweise die Zweite Sparkasse, eine seit 2006 aktive Organisation, die von Banken, Schuldnerberatung, Caritas und Anderen gemeinsam entwickelt wurde. (vgl. Christanell et al. 2017: 32f) Die Beteiligten einer transformativen Kooperation haben ein gemeinsames Verständnis von gesellschaftlichen Entwicklungen und sehen sich in der Verantwortung, an der Lösung für ein soziales oder ökologisches Problem beizutragen. Ziel dabei ist eine langfristige, gesellschaftliche Wirkung. Organisationsinterne, strategische Ziele treten hierbei in den Hintergrund. Transformative Kooperationen manifestieren sich im Allgemeinen durch das Entstehen von neuen, von den Kooperationspartnern formal unabhängigen, Organisationen. (vgl. Christanell et al. 2017: 10) Das Ziel ist die Etablierung von stabilen, langfristigen gesellschaftlichen Innovationen, wie die Entwicklung von völlig neuen, hybriden Organisationen, die zu einem Benefit für einen großen gesellschaftlichen Bereich oder die Gesellschaft als Ganzes führen. Diese Entwicklung soll dem Phänomen der steigenden Komplexität gesellschaftlicher Probleme entgegenwirken, indem Grenzen zwischen den Sektoren durchbrochen werden. Der transformative Effekt solcher

37 Kooperationen betrifft dabei nicht nur soziale, politisch oder wirtschaftliche Systeme, sondern verändert auch die jeweilige Organisation und die MitarbeiterInnen in einer tiefgreifenden, strukturellen und irreversiblen Art und Weise. (vgl. Austin/Seitanidi 2012: 743f)

3.2.2 Ressourcen und Kompetenzen In der Praxis werden intersektorale Kooperationen durch verschiedene Maßnahmen umgesetzt, Dresewski und Koch (2011) sprechen in diesem Zusammenhang von Ressourcen und Kompetenzen, die sie in die vier Kategorien (1) Finanzmittel, (2) Dienstleistungen, Produkte und Logistik (3) Zeit, Knowhow, Wissen der MitarbeiterInnen sowie (4) Kontakte und Einfluss gliedern. Dabei verdeutlicht sich eine hohe Bandbreite an Möglichkeiten im Rahmen intersektoraler Kooperationen, wie Tabelle 7 veranschaulicht. Diese eröffnen ein weites Spektrum, das über die in der öffentlichen Wahrnehmung vorherrschenden rein finanziellen Zuwendungen, wie Spenden oder Sponsoring, hinausgehen. (vgl. Dresewski/Koch 2011: 454)

Tabelle 7: Mögliche Ressourcen und Kompetenzen von intersektoralen Kooperationen (vgl. Dresewski/Koch 2011: 454)

Kategorie Kooperationsformen

Finanzmittel: • Geldspenden • Sponsoring • Zinslose Kredite • Förderpreise • geschäftliche Partnerschaften (Aufträge, Produktentwicklung) • Beteiligung an Bürgerstiftungen, Förderfonds, Spendenparlamenten Dienstleistungen, Produkte • Kostenlose oder kostengünstige Dienstleistungen und Logistik: • Kostenlose oder kostengünstige Bereitstellung von Produkten und Sachleistungen • Nutzung von Räumen, Gelände, Geräten, Werkstätten, Material, Werbeflächen, etc. • Bereitstellung zusätzlicher Praktikums-, Beschäftigungs-, Qualifizierungsmöglichkeiten z.B. für benachteiligte Jugendliche Zeit, Knowhow und • Unterstützung des Engagements von MitarbeiterInnen in deren Freizeit Wissen: • Freistellung in der Arbeitszeit • Engagement-Einsätze von Teams oder der gesamten Belegschaft • Entsenden von Führungskräften in Vorstände von gemeinnützigen Vereinen, etc. • Beratung, Schulung, Qualifizierung sozialer Organisationen, z.B. im Bereich PR, IT, Controlling, etc. Kontakte und Einfluss: • Vermittlung von Kontakten (z.B. zu Lieferanten, Kunden, etc.) • Lobbying für Organisationen des Dritten Sektors • Fundraising für die Organisationen

38 3.2.3 Instrumente Im sogenannten Corporate Citizenship Mix werden Kooperationsinstrumente zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor systematisiert. Ähnlich dem Marketingmix ist er dazu gedacht, Unternehmen als eine Art Baukasten zu dienen, aus dem sie den für sie am besten geeigneten Mix zusammenstellen können. In der Literatur wird teilweise nicht zwischen Spenden und Sponsoring unterschieden, diese Maßnahmen werden teils unter dem Konzept des Corporate Giving subsumiert. Da es sich dabei jedoch um sehr unterschiedliche Ausdrucksweisen von Kooperation handelt – Spenden sind ohne und Sponsoring mit Gegenleistung – werden sie im Rahmen dieser Arbeit getrennt behandelt. Im Folgenden werden die neun Instrumente des Corporate Citizenship Mix vorgestellt: (vgl. Dresewski/Koch 2011: 455ff)

Corporate Giving (Unternehmensspenden) bezeichnet das Überlassen, Spenden oder Stiften von Sach- bzw. Geldmittel und Leistungen, Produkten oder Logistik aus einer selbstlosen, ethischen Motivation heraus.

Social Sponsoring (Sozialsponsoring) bezeichnet ein wechselseitiges Geschäft von dem privatwirtschaftliche Unternehmen durch neue Kommunikationskanäle (Image und Bekanntheitssteigerung) und Organisationen des Dritten Sektors durch das Erschließen neuer Einnahmequellen profitieren.

Cause Related Marketing (Zweckgebundenes Marketing) bezeichnet das Marketinginstrument, bei dem der Kauf eines Produkts oder einer Dienstleistung ein Teil der Erlöse einer sozialen Organisation bzw. einem „guten Zweck“ zukommt. Ähnlich wie beim Sponsoring ist hier der kommerzielle Charakter im Vordergrund, hinzu kommt jedoch, dass es um direkte Verkaufsförderung geht.

Corporate Foundations (Unternehmensstiftungen) stellen eine Art des gesellschaftlichen Engagements von Unternehmen durch die Gründung einer Stiftung dar.

Corporate Volunteering (Gemeinnütziges MitarbeiterInnenengagement) bezeichnet die Zurverfügungstellung von Zeit, Knowhow und Wissen der MitarbeiterInnen innerhalb sowie die Unterstützung deren ehrenamtlichen Engagements außerhalb der Arbeitszeit.

Social Commissioning (Auftragsvergabe an soziale Organisationen) ist der Aufbau einer gezielten geschäftlichen Partnerschaft zwischen privatwirtschaftlichen Unternehmen und Organisationen des Dritten Sektors mit der Absicht einer ideellen und finanziellen Unterstützung.

39 Community Joint Venture (Gemeinwesen Joint Venture) ist ein gemeinsames Projekt, in das privatwirtschaftliche Unternehmen und Organisation des Dritten Sektors Ressourcen und Knowhow einbringen. Dieses Projekt könnte ohne ein gemeinsames Vorgehen nicht bestehen.

Social Lobbying (Lobbying für soziale Anliegen) bezeichnet den Einsatz von Netzwerken, Einfluss und Ressourcen, um die Ziele einer Organisation des Dritten Sektors oder das Anliegen bestimmter Gesellschaftsbereiche zu unterstützen

Venture Philantropy (Soziales Risikokapital) bezeichnet die zeitlich begrenzte Investition von Ressourcen (Geld, Knowhow) in Organisationen des Dritten Sektors für ein bestimmtes Vorhaben, wie beispilsweise die Implementierung eines neuen Projekts.

3.3 Begünstigende Faktoren Austin (2000b) erläutert in seinen Ausführungen, wesentliche Gründe, die für eine Steigerung des Interesses an intersektoralen Kooperationen, verantwortlich sind. Er unterscheidet zwischen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren auf Makroebene und nennt auf Mikroebene Gründe innerhalb der Organisationen selbst. (vgl. Austin 2000b: 7ff) Einen weiteren strukturierten Überblick über Faktoren für das steigende Interesse an Partnerschaften zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor gibt Seitanidi (2010) indem sie dafür ausschlaggebende Makro- und Mesofaktoren erörtert:

Auf Makroebene spielt demnach Globalisierung eine große Rolle, da sich durch die voranschreitende Verflechtung der Welt eine stärker werdende wechselseitige Abhängigkeit entwickelt und immer mehr Ereignisse weitreichende, globale Folgen haben. In diesem Zusammenhang ist die sich durch die Entwicklung neuer Kommunikationsmittel und -wege ergebende Kommunikationsrevolution von zentraler Bedeutung. Damit einher geht v.a. durch die Entwicklung des Internets eine Vereinfachung, Beschleunigung und Kostenreduktion von Kommunikation zur Informationsgewinnung und auch -übermittlung. Ein weiteres Resultat der Globalisierung ist eine voranschreitende Deregulierung der Wirtschaft und der damit einhergehende Verlust staatlicher Einflussnahme auf Finanzflüsse sowie einem sich daraus ableitenden Empowerment der Privatwirtschaft. Damit gemeint ist, dass sich privatwirtschaftliche Unternehmen, v.a. wenn sie transnational aktiv sind, staatlichen Regulierungsmaßnahmen ausweichen können und so an Selbstbestimmung und Einfluss gewinnen. Es kommt also zu einer Art Staatsversagen im Rahmen der Sozialen Marktwirtschaft. Die politische Rechtsprechung ist meist an nationale Grenzen gebunden – für Unternehmen gibt es diese Grenzziehung am Weltmarkt nicht. Die Wirtschaft ist hochgradig

40 globalisiert, was zu einem Regulierungsdefizit führt. Außerdem ergibt sich durch die in Kapitel 2.3 dargestellte Entwicklung des Dritten Sektors seit den siebziger Jahren und der damit einhergehenden Steigerung seines Selbstbewusstseins ein Empowerment zivilgesellschaftlicher Akteure. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist auch die Veränderung des Konsumverhaltens in Richtung Nachhaltigkeit, also ein bewussteres Kaufverhalten in Hinblick auf Produktherkunft, -entwicklung und -herstellung wie beispielsweise der Trend zu Bioprodukten. (vgl. Seitanidi 2010: 15ff)

In Hinblick auf die Mesoebene spielt die Machtübertragung vom Nationalstaat eine Rolle, die sich einerseits durch Globalisierung, also beispielsweise dem oben beschriebenen Empowerment der Privatwirtschaft und anderseits durch eine Dezentralisierungstendenz, wie z.B. die Zunahme der Bedeutung der Regionen innerhalb der EU, ergibt. Dadurch und in Zusammenhang mit einer steigenden Themenkomplexität kommt es zu einer Zersplitterung der Zuständigkeiten. Außerdem werden intersektorale Kooperationen durch die Politik gefördert, aufgrund einer Legitimitätskrise politischer Parteien durch einen zunehmenden Vertrauensverlust in Institutionen. Auch die Diskussion um die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, die in einer Institutionalisierung von CSR mündet, spielt eine wesentliche Rolle für die Zunahme der Auseinandersetzung mit dem Thema der Zusammenarbeit zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor. (vgl. Seitanidi 2010: 17ff) So legt die EU seit etwa 20 Jahren ein starkes Augenmerk auf das Thema gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, was schließlich zur „CSR Strategie 2011 – 2014“ (vgl. EU Kommission 2011) führte. Unternehmen ab einer Größe von 500 Mitarbeitern sind demnach verpflichtet einen Bericht über ihre CSR Aktivitäten zu verfassen. Auch die UN mit ihren „Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte“ (vgl. UN 2011) und die OECD mit den „Leitsätzen für multinationale Unternehmen“ (vgl. OECD 2011) bezeugen diesen Trend.

3.4 Etappen und Prozesse Im wissenschaftlichen Diskurs herrscht der Konsens, wonach intersektorale Kooperationen in verschiedenen, chronologischen Stufen ablaufen, wobei sich in der Literatur verschiedene Stufenmodelle mit unterschiedlicher Stufenanzahl und Bezeichnung entwickelt haben (vgl. Selsky/Parker 2005: 854).

Austin und Seitanidi (2012a) untersuchen die unterschiedlichen Phasen von intersektoralen Kooperationen und betonen dabei die Bedeutung von Prozessen, die als Antriebsmotor für einen wechselseitigen Nutzen intersektoraler Kooperation fungieren. Die Prozesse variieren dabei von geplant zu emergent, von formell zu informell oder von intern zu extern. In Bezug

41 auf intersektorale Partnerschaften bilden sich dabei die nachfolgend näher erläuterten vier Stufen Entstehung, Auswahl, Implementierung und Institutionalisierung von intersektoralen Kooperationen heraus. Die Autoren beziehen sich in ihren Ausführungen auf den privatwirtschaftlichen und den Dritten Sektor gleichermaßen. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 930f) In all diesen Phasen laufen etliche Prozesse ab und Entscheidungen müssen getroffen werden. Der Erfolg oder Misserfolg hängt dabei stark von cultural fit, strategic fit und mission fit der Partnerorganisationen ab – ihre Zusammensetzung, die Passform und das Zusammenspiel von beispielsweise Zielen, Werten, Motiven oder Strukturen hat demnach einen großen Einfluss auf das Ergebnis und Gelingen einer Kooperation. Auch eine Beendigung bzw. ein Abbruch der Zusammenarbeit ist in jeder Stufe möglich, in diesem Zusammenhang ist von Exit-Strategien die Rede. (vgl. Austin 2000b: 176ff; Austin/Seitanidi 2012a: 934)

3.4.1 Entstehung Die Entstehung von intersektoralen Kooperationen kann als anfängliche informelle Einschätzung betrachtet werden, bei der die Eignung einer intersektoralen Kooperation in Hinblick auf die jeweilige Zielerreichung evaluiert wird. Gründe für die Suche nach alternativen Handlungsmöglichkeiten abseits des jeweiligen Sektors können u.a. ein externer Druck oder der Wettbewerb nach Ressourcen darstellen. Es kann also zwischen internen und externen Faktoren unterschieden werden, die die Entstehung von intersektoralen Kooperationen beeinflussen. (vgl. Selsky/Parker 2005: 856) Einen wesentlichen Faktor stellen auch gesellschaftliche Problemlagen dar, die die jeweiligen Organisationen selbst in einer gewissen Weise betreffen. Dabei zeigt sich, dass intersektorale Kooperationen eher eingegangen werden, je mehr eine Organisation von einer solchen Problemlage direkt betroffen ist. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 932f)

3.4.2 Auswahl Austin und Seitanidi (2012a) definieren die Auswahlphase der konkreten Partner aufgrund unterschiedlicher Zugänge in der Literatur als eine Grauzone, die als Brücke zwischen Entstehung und Implementierung fungiert (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 931). Der Prozess der Partnerwahl kann ein langer oder kurzer sein. Es zeigt sich, dass in Zusammenhang mit intersektoralen Kooperationen unerfahrene Organisationen dazu neigen, weniger reflektiert in Bezug auf die Partnerwahl aufzutreten und in weiterer Folge eher kurzlebige Kooperationen zustande kommen. Manche Organisationen entwickeln einen Kriterienkatalog, um passende Kooperationspartner zu finden. In der Literatur werden diesbezüglich Merkmale wie Verfügbarkeit und Art der Ressourcen, persönliche Betroffenheit oder Tragweite der

42 Maßnahmen formuliert. Eine Risikoabschätzung vor dem Eingehen intersektoraler Kooperationen wird empfohlen, um möglichen negativen Auswirkungen entgegenzutreten. (vgl. Seitanidi/Crane 2009: 416f)

3.4.3 Implementierung In dieser Phase beginnt die Kooperation Resultate zu zeigen. Ergebnisse können dabei geplant oder ungeplant auftreten. Um gemeinsam den größtmöglichen Nutzen aus einer Kooperation zu gewinnen, ist es notwendig, dass die Partnerorganisationen sowohl gemeinsame, verbindende Interessen haben, als auch eingebettet sind in das System ihrer Stakeholder. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 936f) Es geht hierbei in einem ersten Schritt um das Ausprobieren der Kooperation, durch das gemeinsame Ausgestalten von Zielen, Vereinbarungen und die laufende Überprüfung. Demzufolge wird die Kooperation adaptiert bis die Zusammenarbeit einen Grad erreicht, in dem beide Partner zufrieden sind und schließlich eine Implementierung – also die Stabilisierung von Partnerschaftsinhalten und Prozessen – stattfindet. (vgl. Seitanidi/Crane 2009: 418ff)

3.4.4 Institutionalisierung Die letzte Stufe ist die Phase der Institutionalisierung der Kooperation innerhalb der Organisationen. Dabei geht es darum, auszuhandeln, bis zu welchem Ausmaß die Kooperation, ihre Maßnahmen und Prozesse, als Teil der jeweiligen Organisation integriert werden. Wesentlicher Faktor hierbei ist die Akzeptanz der Partnerschaft innerhalb der Organisationen selbst und die Einbindung in ihre Strukturen, Strategie, Kultur und Wertehaltungen. Damit einher geht das Anheben der Beziehung zwischen den Kooperationspartnern auf eine höhere Stufe, durch das gemeinsame Durchstehen von Krisensituationen und das Akzeptieren von Unterschiedlichkeiten. Außerdem wird auch die Verbundenheit auf persönlichem, individuellen Level intensiviert. Etliche Kooperationen erreichen diese Phase nicht, da einerseits die Partnerschaft als nicht zielführend für einen oder beide Kooperationspartner erachtet wird oder andererseits vereinbarte Ziele der Partnerschaft mitunter schon vor dem Eintreten der Institutionalisierungsphase erreicht werden. (vgl. Seitanidi/Crane 2009: 420f; Austin/Seitanidi 2012a: 939ff)

3.5 Motive aus privatwirtschaftlicher Sicht Im wissenschaftlichen Diskurs wird in Bezug auf Motive intersektoraler Kooperationen auf die Erkenntnisse der etablierteren CSR-Forschung zurückgegriffen. Hierbei gibt es verschiedene Ansätze zu dieser Thematik. In der Literatur finden je nach Kontext und Betrachtungsweise

43 unterschiedliche Zuordnungen von Motiven statt (vgl. Lohmeyer 2017: 54f). Dabei ist jedoch nicht immer direkt vom Begriff Motiv die Rede, sondern beispielsweise auch von Ziel (Marx 1999) oder Nutzen (Lang 2010).

Bei etlichen Studien werden Motive für gesellschaftliches Handeln ohne ausführlich dargestellten Theorierahmen aufgelistet (vgl. Bertelsmann Stiftung 2006: 16; Raith et al. 2009: 111; Voithofer et al. 2012: 65ff). Lang (2010) ordnet das gesellschaftliche Engagement in einen Bezugsrahmen, der den Nutzen für das jeweilige Unternehmen in den Vordergrund stellt und definiert dabei die fünf Aspekte Marktdifferenzierung und Reputationsgewinn, Verkaufsförderung, Produktinnovation und Marktentwicklung, Personalentwicklung und MitarbeiterInnenbindung, sowie Mitgestaltung der Standortbestimmungen (vgl. Lang 2010: 31ff).

Es wurden aber auch Versuche einer klaren Systematisierung von Motiven unternehmerischer Verantwortung unternommen, wobei häufig zwischen strategisch-instrumentellen und ethisch- moralischen Zielen unterschieden wird (vgl. Lohmeyer 2017: 45f). Auch Marx (1999) teilt die von ihm erarbeiteten Ziele von unternehmerischen Verantwortung in strategische und moralische ein.

Garriga und Melé (2004) erarbeiten eine Typologisierung in die vier Gruppen: (1) Ökonomische Motive zielen auf das gewinnorientierte Geschäftshandeln eines Unternehmens ab, mit der Einbeziehung verschiedener Stakeholder – es geht also um den ökonomischen Nutzen einer Maßnahme. (2) Politische Motive zielen auf eine Verbreiterung der öffentlichen Akzeptanz eines Unternehmens ab, indem es nicht abgekoppelt von der Gesellschaft wahrgenommen wird, sondern als einflussnehmender Teil. (3) Managementbezogene Motive gehen davon aus, dass Unternehmen von der Gesellschaft in Hinblick auf Wachstum und Nachhaltigkeit abhängig sind und sie eine Balance zwischen den verschiedenen Interessen der Stakeholder anstreben. Durch die Maßnahmen sollen also Problematiken in Bezug auf die Anspruchsgruppen gelöst werden, indem die Stakeholder-Beziehungen gemanagt werden. (4) Ethische Motive sehen die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und Umwelt als Verpflichtung eines Unternehmens im Einklang mit ethischen Werten. (vgl. Garriga/Melé 2004: 52f; Dinh 2011: 221f)

Aguilera et al. (2007) nehmen eine übersichtliche Gliederung der Motive unternehmerischer Verantwortung in drei Gruppen vor: instrumentelle, relationale und moralische Motive, die im Anschluss näher erläutert werden. Diese drei Kategorien sind nicht absolut klar und trennscharf voneinander abzugrenzen. Lohmeyer (2017) erarbeitet anhand einer Textanalyse von 497

44 Dokumenten, die im deutschsprachigen Diskurs anzutreffenden Motive für unternehmerische Verantwortung und teilt sie dem Kategoriensystem nach Aguilera et al. (2007) zu (vgl. Lohmeyer 2017: 120ff). Im Anschluss an Tabelle 8, die einen Überblick der Kategorien und Motive nach Aguilera et al. (2007) und Lohmeyer (2017) gibt, wird eine nähere Erläuterung dieses Motivverständnisses unternommen.

Tabelle 8: Motivkategorien und Motive (vgl. Lohmeyer 2017: 130)

Instrumentelle Motive Relationale Motive Moralische Motive

• Wettbewerbsfaktor • Systemerhalt / • Anspruch Dritter • Erfolgsfaktor / Investition Gesellschaftsordnung • Anliegen / eigener Anspruch • Versicherung • Beziehungsaufbau • Moralische Verpflichtung • Strategie • Akzeptanz • Tradition / Kultur / Werteerhalt • Win-Win • Gesellschaftsvertrag • Altruismus • Freiwilligkeit • Gemeinwesen / -wohl • Ethos (sittliche Gesinnung)

3.5.1 Instrumentelle Motive Bei instrumentellen Motiven stehen die Shareholderinteressen im Vordergrund, also der Nutzen für das Unternehmen bzw. seiner Eigentümer aus strategischer Perspektive. (vgl. Aguilera et al. 2007: 841f). Das Unternehmen wird hierbei dementsprechend als reine Privatsache angesehen mit dem Ziel der Profitmaximierung (vgl. Garriga/Melé 2004: 53f). Die Verantwortung eines Unternehmens wird also vor allem als die Verantwortung gegenüber dem Unternehmen selbst bzw. den Shareholdern aufgefasst. Gesellschaftliche Verantwortung und Maßnahmen werden in diesem Sinne nur als legitim erachtet, wenn daraus zumindest potentieller Nutzen für das Unternehmen entsteht. (vgl. Lohmeyer 2017: 51f) In diesen Bereich fällt die Definition des sogenannten Business Case for Corporate Social Responsibility, wonach sich sämtliche Ausgaben lohnen müssen, um sie zu rechtfertigen (vgl. Carroll/Shabana 2010: 92). Es geht hierbei also um ein monetäres Kosten-Nutzen Verhältnis aus Unternehmensperspektive (vgl. Lohmeyer 2017: 52), wobei sich in Hinblick auf die konkrete Ausgestaltung vier Gruppen unterscheiden lassen: (1) Kosten- und Risikoreduktion, (2) Wettbewerbsvorteil, (3) Entwicklung von Reputation und Legitimation sowie (4) die Ausbildung eines Win-Win Zustands für Unternehmen und Gesellschaft (vgl. Carroll/Shabana 2010: 97ff).

3.5.2 Relationale Motive Relationale Motive gehen davon aus, dass unternehmerisches Handeln Einfluss auf die Beziehung zu ihren Stakeholdern hat. Sie zielen auf eine Stärkung dieser Beziehung und einer

45 Bedürfniserfüllung ab, wodurch sich eine gesteigerte gesellschaftliche Akzeptanz ergibt. Im Vordergrund hierbei stehen also die Beziehungen zwischen den einzelnen Anspruchsgruppen und deren positive Gestaltung. (vgl. Aguilera et al. 2007: 842) Ausgegangen wird von der Annahme, dass die Gesellschaft einen Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat und daher ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, da der Fortbestand von einer dauerhaften Akzeptanz abhängig ist (vgl. Garriga/Melé 2004: 52). Durch verantwortungsvolles Handeln und die sich daraus ergebende Akzeptanz der Gesellschaft erhält das Unternehmen also eine soziale Legitimation. Folglich müssen sich Unternehmen aus eigenem Interesse an gesellschaftlichen Forderungen und Erwartungen orientieren, um ihre Existenz zu sichern. Unternehmen werden in diesem Sinne nicht als private Angelegenheit, sondern als Teil der Gesellschaft betrachtet, die nach Akzeptanz und Legitimation streben. (vgl. Lohmeyer 2017: 50f) Im Mittelpunkt der relationalen Motive stehen also die Stakeholder eines Unternehmens.

3.5.3 Moralische Motive Moralischen Motiven liegen Wertvorstellungen und Überzeugungen zugrunde. Unternehmen sind demnach in der Pflicht ihren gesellschaftlichen Beitrag zu leisten (vgl. Aguilera et al. 2007: 841ff). Hierbei tritt der ökonomische Nutzen in den Hintergrund. Ausgegangen wird von einem Verantwortungsgefühl gegenüber Dritten – wie Umwelt, Mitmenschen oder zukünftigen Generationen – das sich an gesellschaftlichen Normen orientiert, sowie an Konsequenzen des eigenen Handelns für Andere. Mit der Fähigkeit moralisch zu handeln, geht auch eine Verpflichtung einher. Unternehmen, die ihrer Verantwortung in diesem Sinne nicht nachkommen, verhalten sich unverantwortlich und stören die moralische Ordnung der Gesellschaft. (vgl. Lohmeyer 2017: 48f) Moralische Motive beinhalten Kriterien wie beispielsweise Fairness oder Gerechtigkeit ohne einen ökonomischen Vorteil bzw. Nachteil für das Unternehmen zu berücksichtigen (vgl. Aguilera et al. 2007: 842).

46 3.6 Nutzen intersektoraler Kooperation Austin und Seitanidi (2012b, 2012a) erörtern in ihrer Studie die Zusammenarbeit von Privatwirtschaft und Drittem Sektor in Hinblick auf die Wertschöpfung5, die sich aus der Zusammenarbeit ergibt. Es wird dabei davon ausgegangen, dass sich aus intersektoralen Kooperationen ein umfassender mehrdimensionaler Nutzen für die beteiligten Organisationen selbst sowie ihre Stakeholder ergeben kann und dieser Nutzen den wesentlichen und zentralen Faktor intersektoraler Kooperationen darstellt. Das von Austin und Seitanidi (2012b, 2012a) entwickelte Konzept der Collaborative Value Creation basiert auf dem in Kapitel 3.2.1 vorgestellten Kooperationsformen und den in Kapitel 3.4 erörterten Kooperationsetappen und wird nachfolgend vorgestellt.

Wertschöpfung im Rahmen einer intersektoralen Kooperation kann einerseits durch unabhängige Aktionen eines Kooperationspartners geschaffen werden – also in Eigenproduktion – und andererseits durch gemeinsame, verbindende Handlungen beider Partner – also in Koproduktion. Dabei ist zu beachten, dass bei jeder intersektoralen Kooperation ein gewisses Maß an Interaktion vorhanden ist. Dieses kann jedoch stark in Ausprägung, Art und Nachhaltigkeit variieren. In der Literatur wird häufig eine Unterscheidung in wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nutzen getroffen, dabei aber nicht auf die Vielschichtigkeit der Thematik geachtet. Um einen umfassenden Blick auf den Nutzen, der sich durch intersektorale Kooperationen ergeben kann, zu richten, sind vier Ressourcenmerkmale und vier Nutzentypen in den Fokus zu bringen, auf die im Folgenden näher eingegangen wird. (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 729ff)

3.6.1 Merkmale von Ressourcen Anhand von vier Merkmalen (sources of value) lassen sich unterschiedliche Bereiche der Nutzengenerierung näher bestimmen. Diese geben Aufschluss darüber, ob Wertschöpfung durch einen Kooperationspartner allein oder durch Koproduktion beider Partner geschieht und damit auch über die Höhe des Potentials. (vgl. Austin/Seitanidi 2012: 729f)

5 Hierbei ist nicht von Wertschöpfung in einem eindimensionalen, rein ökonomischen Sinn die Rede, sondern von einem umfassenden Nutzen, der sich durch die intersektorale Zusammenarbeit ergibt – man spricht in diesem Zusammenhang auch vom „Impact“ oder „Outcome“ im Sinne der Evaluationsforschung. Dieser Aspekt intersektoraler Kooperation ist von zunehmendem Interesse für Politik, Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Die englischsprachigen Autoren Austin und Seitanidi (2012b, 2012a) schreiben in ihren Ausführungen von „values“. Ins Deutsche übertragen ergeben sich aufgrund der Doppeldeutigkeit des Begriffes der „Werte“ – einerseits durch eine moralisch-ethische und andererseits durch eine monetäre Konnotation – einige Schwierigkeiten, weshalb in dieser Arbeit vorrangig vom „Nutzen“ intersektoraler Kooperationen die Rede ist. Des Weiteren werden andere nicht eindeutig übersetzbare Ausdrücke aus dem Englischen übernommen, um semantische Sinninhalte weitestmöglich beizubehalten. 47 Resource complementary: Basis für Kooperationen ist die Akquirierung zusätzlicher Ressourcen, die in der eigenen Organisation nicht vorhanden sind. Je höher die Kongruenz des organisational fit (vgl. Kapitel 3.4) und der zusätzlichen Ressourcen ist, desto höher ist das Wertschöpfungspotential.

Resource nature: Die im Zuge der Partnerschaft eingesetzten Ressourcen können entweder unspezifisch sein, wie z.B. Geld, oder organisationsspezifisch, wie Wissen, bestimmte Fähigkeiten oder Infrastruktur. Je mehr charakteristische Ressourcen eingesetzt werden, desto höher das Wertschöpfungspotential.

Resource directionality and use: Die Richtung des Ressourcenflusses kann einseitig von einem zum anderen Kooperationspartner oder wechselseitig zwischen ihnen verlaufen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass beide Organisationen ihre Ressourcen in eine gemeinsame Richtung einbringen und so etwas Neues schaffen. Je eher der Ressourcenfluss in eine gemeinsame Richtung läuft, desto höher das Wertschöpfungspotential.

Linked interests: Intersektorale Kooperationen zeichnen sich vorrangig durchunterschiedliche Ziele der Partner in Hinblick auf ihr Geschäftsfeld aus und dadurch auch durch ein unterschiedliches Werteverständnis. Je breiter bzw. stärker ein gemeinsames Werteverständnis ist, desto höher ist das Wertschöpfungspotential.

3.6.2 Arten von Nutzen Durch die Kombination dieser Merkmale können vier Arten von Nutzen (resource value types), der sich durch intersektorale Kooperationen ergibt, näher bestimmt werden (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 730f):

Associational value: Jeder Partner bringt sein spezifisches Image in die Partnerschaft, also beispielsweise Bekanntheitsgrad, Handlungsfeld oder Interessensgruppen, mit ein, woraus sich ein potentieller Nutzen durch die bloße Verbindung ergibt. Die Stärke hängt dabei mit dem Grad der Kongruenz der Organisationen – also dem organizational fit – zusammen, der darüber entscheidet, inwieweit das Potential der Verbindung zwischen den Kooperationspartnern ausgeschöpft wird. In diesem Zusammenhang ist auch ein negativer Effekt möglich, wie etwa durch unpassendes Verhalten.

Transferred resource value: Aufgrund des Austauschs von Ressourcen zwischen den Kooperationspartnern entsteht ein Nutzen. Seine Bedeutung hängt dabei von der Art und Höhe der Ressourcen ab und wie diese verwendet werden. Der Austausch kann von einmaliger bzw. verbrauchbarer Natur sein, wie Geld- oder Sachspenden, oder dauerhaft wie beispielsweise

48 spezielle Fertigkeiten und Wissen. Wesentlich dabei ist, dass beide Varianten je nach Notwendigkeit nützlich sein können und daher immer im Kontext der jeweiligen Bedürfnisse zu sehen sind.

Interaction value: Aus dem Prozess der Zusammenarbeit entsteht ein Nutzen, der von der Intensivität der Kooperation abhängig ist. Er beinhaltet Kompetenzen wie Vertrauen, Wissen, Reputation, Koordination, Transparenz oder Konfliktlösung. Diese Faktoren sind dadurch bestimmt, dass sie sich nicht nur als Output der Zusammenarbeit ergeben, sondern auch als Input einfließen müssen.

Synergistic value: Diese Art Nutzen beinhaltet Ergebnisse von intersektoralen Kooperationen, die sich ausschließlich aufgrund der Zusammenarbeit ergeben. Die Kooperationspartner wären alleine nicht imstande, dieselben Resultate zu erzielen. Der Nutzen entsteht hier, da die Zusammenlegung von Ressourcen der einzelnen Partner einen Mehrwert schafft, der durch alleiniges Handeln nicht möglich wäre. Ein wesentlicher Treiber für diesen Wert ist Innovation, wodurch völlig neue Formen der Zusammenarbeit geschaffen werden. Möglich ist dies durch eine Kombination der durch die Kooperationspartner eingebrachten Ressourcen. Dies schafft das Potential zur Veränderung der Organisationen und der sie betreffenden Systeme, wodurch Transformation und Fortschritt ermöglicht werden.

Tabelle 9 zeigt die oben beschriebenen vier sources of value und vier resource value types in Bezug auf den Nutzen intersektoraler Kooperation zwischen Eigenproduktion durch einen Partner und Koproduktion durch beide und bringt diese in Verbindung mit Austins Collaboration Continuum (vgl. Kapitel 3.2.1)

Tabelle 9: Collaborative Value Creation Spectrum (Eigene Darstellung in Anlehnung an Austin/Seitanidi 2012b: 745)

49 3.6.3 Ebenen der Wertschöpfung Austin und Seitanidi (2012a) kategorisieren mögliche Outcomes – also Ergebnisse – von Kooperationen in einer mehrdimensionalen Weise und definieren die sogenannten loci of value creation. Sie gliedern dabei den Nutzen von intersektoralen Kooperationen in internal value creation auf Mikro- und Mesoebene sowie in external value creation auf Makroebene. Unter die Mikroebene fallen die MitarbeiterInnen der Partnerorganisationen, die instrumentelle oder psychologische Vorteile aus den intersektoralen Kooperation ziehen können. Die Mesoebene betrifft die Partnerorganisationen selbst, die Vorteile in den oben erörterten resource value types generieren können. Die Makroebene hat einen externen Fokus in Form eines Nutzens für andere Individuen, andere Organisationen, die Gesellschaft als Ganzes oder Systemveränderungen durch die intersektorale Kooperation. Nachfolgend werden diese Ebenen der Nutzengenerierung angeführt. Zu beachten ist dabei, dass es sich dabei um einen potentiellen Nutzen handelt, also dass er sich nicht automatisch aufgrund intersektoraler Kooperationen ergibt sondern mit den oben beschriebenen Faktoren zusammenhängt. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 945)

3.6.3.1 Mesoebene - Internal Value Creation Für Organisationen des Dritten Sektors ergibt sich in Hinblick auf den associational value höhere Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit, eine erhöhte öffentliche Wahrnehmung des Handlungsfelds der Organisation und größere Unterstützung der Mission. Bezüglich transferred values können Organisationen des Dritten Sektors durch finanzielle Unterstützung durch privatwirtschaftliche Unternehmen, erhöhtes Freiwilligenpotential und zusätzliche organisationsspezifische Vorzüge profitieren. Als interaction values zählen Lernmöglichkeiten, Entwicklung von einzigartigen Fähigkeiten, Zugang zu Netzwerken, technische Expertise, erhöhte Flexibilität, verbesserte Beziehungen zur Privatwirtschaft und Marktwissen. Als synergistic values ergeben sich Innovationsmöglichkeiten, Prozessverbesserungen, Leistungsverbesserung, Steigerung des politischen Gewichts in Sektor und Gesellschaft. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 949)

Für privatwirtschaftliche Unternehmen ergeben sich associational values durch erhöhte Glaubwürdigkeit, verbesserter Reputation und Image, Verkaufssteigerung, Markterweiterung, öffentliche Unterstützung, größere Stakeholderloyalität und verbesserte Kommunikation mit Stakeholdern. Transferred values sind die Steigerung des Marktwissens, der Wettbewerbsfähigkeit und Kundenbindung sowie -akquise. Als Interaction values gelten Zugang zu Netzwerken, technische Expertise, verbesserte Beziehung zur Öffentlichkeit und

50 Politik, Senkung von Lang- und Kurzzeitkosten, Beschleunigung des Erhalts einer „license to operate“, mehr politisches Gewicht im Dritten Sektor. Außerdem mitarbeiterInnenspezifische Vorteile wie Erweiterung der Fähigkeiten, Steigerung der Arbeitsmoral, Motivation, Produktivität, Bindung, verringerte Recruitingkosten, niedrigere Absenzen, höhere Produktqualität. Zu den investorspezifischen Vorteilen zählen u.a. eine erhöhte Treue. KundInnenspezifische Vorteile sind eine geringere Bedeutung des Preises von Produkten oder Dienstleistungen sowie eine verringerte Distanz bzw. Assymetrie zwischen Unternehmen und KundInnen. Synergistic values für das Unternehmen sind Produkt- und Prozessinnovation, Verbesserung des Risikomanagements, Innovationen im Bereich Management und Fähigkeiten, mehr politisches Gewicht im Sektor und in der Gesellschaft. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 949f)

3.6.3.2 Mikroebene - Internal Value Creation Auf der Mikroebene ergibt sich für die MitarbeiterInnen der Organisationen des Dritten Sektors auf der instrumentellen Ebene eine Stärkung der Fähigkeiten, z.B. im Management, auch Aufstiegsmöglichkeiten, Verbesserung von technischem Wissen und Kenntnissen über den Sektor und erweiterte Perspektiven. Auf der psychologischen Ebene neue Freundschaften. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 949)

Auf der Mikroebene ergibt sich für die MitarbeiterInnen von privatwirtschaftlichen Unternehmen auf der instrumentellen Ebene eine Stärkung von Fähigkeiten, auch Aufstiegsmöglichkeiten, Verbesserung von technischem Wissen und Kenntnissen über den Sektor und erweiterte Perspektiven. Auf der psychologischen Ebene neue Freundschaften und psychische Befriedigung im Sinne einer Selbstverwirklichung. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 949)

3.6.3.3 Makroebene - External Value Creation Auf Makroebene können sich Austin und Seitanidi (2012a: 950f) zufolge, ausgehend von ihrer Recherche, folgende Vorteile durch intersektorale Kooperationen ergeben:

Für Einzelpersonen gesteigertes Krankheitsbewusstsein und Prävention, Reduktion von Sterberaten, Suchtmittelmissbrauch, gesteigerte Gesundheit, Lebenserwartung, Wohlbefinden, soziale Inklusion, Unabhängigkeit und Verantwortungsbewusstsein, niedrigere Analphabetenrate, gesteigertes Einkommen. Andere Organisationen können von Innovationen profitieren, diese implementieren, Standards verbessern, Sozialkosten reduzieren, höhere Gewinnspannen erzielen, Netzwerke erweitern, neue Märkte entwickeln Gesellschaft und Umwelt können profitieren durch Verringerung der Umweltverschmutzung, höheres

51 Recycling, höhere Adoptionsraten, verbesserte Umwelt- und Sozialstandards, verbesserte globale Governance-Mechanismen, reduzierte Sozialausgaben, erhöhte Werte, erhöhtes Wohlbefinden und Empowerment. Systemveränderungen können geschehen durch die Einführung und Implementierung neuer Technologien, verringerte Sozialausgaben durch die Bearbeitung gesellschaftlicher Problemfelder, verbesserte intersektorale Beziehungen, verbesserte Gesundheit und Wohlbefinden, erhöhte soziale Inklusion, gesteigerte Unabhängigkeit und Verantwortungsbewusstsein. (vgl. Austin/Seitanidi 2012a: 950f)

52 4 Methodologie

Während in den vorhergehenden Kapiteln der theoretische Bezugsrahmen in Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand dieser Studie erarbeitet wird, liegt der Fokus in diesem Abschnitt auf der Darstellung der methodologischen Umsetzung dieser Studie. Dazu wird in Kapitel 4.1 die Forschungsfrage in Beziehung zur Theorie gesetzt und daran anschließend das Forschungsdesign und die Grundgesamtheit der Studie erörtert (Kapitel 4.2). Aufbauend auf die Operationalisierung in Kapitel 4.3 wird das Erhebungsinstrument in Kapitel 4.4 ausgearbeitet. Abschließend werden die konkrete Durchführung der Erhebung (Kapitel 4.5) sowie die Vorgehensweise bei der Datenauswertung (Kapitel 4.6) beschrieben.

4.1 Forschungsfrage Nachfolgend wird die Forschungsfrage in Zusammenhang mit den in der theoretischen Auseinandersetzung gewonnen Erkenntnissen gesetzt um daraus das Forschungsdesign abzuleiten. Die in Kapitel 1.2 bereits formulierte Forschungsfrage lautet:

Mit welchen Handlungsfeldern des Dritten Sektors und in welchen Formen arbeiten österreichische privatwirtschaftliche Unternehmen im Rahmen intersektoraler Kooperationen mit Organisationen des Dritten Sektors zusammen und welche Motive stehen dahinter?

In Hinblick auf die Kooperationspartner intersektoraler Kooperationen lassen sich in der Forschungsfrage der privatwirtschaftliche und der Dritte Sektor als Akteure festmachen, wobei die österreichischen privatwirtschaftlichen Unternehmen aus grammatikalischer Sicht das Subjekt der Fragestellung repräsentieren. Privatwirtschaftliche Unternehmen weisen, wie in Kapitel 2.2 dargestellt, verschiedene Merkmale auf, durch welche sie differenziert werden können; beispielsweise Branchen, Größenklassen, Rechtsformen oder geografischer Wirkungsbereich. Diese Charakteristika von privatwirtschaftlichen Unternehmen werden in dieser Studie unter dem Begriff Unternehmensprofil subsummiert.

Die Forschungsfrage beinhaltet also die Beziehung zwischen den beiden Akteuren der intersektoralen Kooperation aus Sicht der Privatwirtschaft; diese Beziehung wird in der Forschungsfrage anhand dreier Dimensionen charakterisiert:

(1) Handlungsfelder des Dritten Sektors: Wie in Kapitel 2.3 beschrieben, gibt es unterschiedliche Ansätze für eine Typologisierung von Organisationen des Dritten Sektors.

53 In Hinblick auf die Forschungsfrage wird im Rahmen dieser Studie auf die ICNPO (vgl. Salamon/Anheier 1996) zurückgegriffen, da diese zum einen in der österreichischen Forschung zum Dritten Sektor etabliert ist und zweitens eine Einbettung in die ÖNACE Klassifizierung ermöglicht (vgl. Heitzmann 2001; Pennerstorfer et al. 2013, 2015; Leisch et al. 2016). Bei der Analyse bezüglich der Handlungsfelder wird ein besonderes Augenmerk auf Anspruchs- bzw. Zielgruppen des Dritten Sektors gelegt. Diese werden im wissenschaftlichen Diskurs zum Dritten Sektor nicht explizit ausgeführt, können jedoch mit Hilfe einer Ableitung aus verschiedenen Quellen unternommen werden. Im Rahmen dieser Studie wird hierfür auf die ICNPO (vgl. Salamon/Anheier 1996) zurückgegriffen, sowie – aufgrund der engen Verzahnung zwischen Drittem Sektor und Sozialwirtschaft – auf das Curriculum der Sozialen Arbeit an der FH Campus Wien (vgl. FH Campus Wien 2014) und die Handlungsfelderbeschreibung des Berufsverbands der Sozialen Arbeit (vgl. OBDS 2004). (2) Kooperationsformen: Im Rahmen intersektoraler Kooperationen bestehen unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit. Wie in Kapitel 3.2.2 dargestellt, können diese u.a. in Finanzmittel, Dienstleistungen, Produkte und Logistik, Zeit, Knowhow und Wissen sowie Kontakte und Einfluss eingeteilt werden. Außerdem kann ein unterschiedliches Beziehungsverständnis zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor bzw. verschiedene Entwicklungsstufen intersektoraler Kooperation vorliegen (vgl. Kapitel 3.2.1). (3) Motive für intersektorale Kooperationen: In der Literatur gibt es unterschiedliche Ansätze in Hinblick auf Motive, die intersektoralen Kooperationen zugrunde liegen. Im Rahmen der Studie werden diese in Bezugnahme auf Aguilera et al. (2007) und Lohmeyer (2017) in instrumentelle, relationale und moralische Motive eingeteilt (vgl. Kapitel 3.5).

Ziel dieser Untersuchung ist eine deskriptive Darstellung der Ergebnisse, also die Beschreibung der erhobenen Daten in Form von Grafiken, Tabellen oder einzelnen Kennwerten im Sinne einer Deskriptivstatistik (vgl. Raab-Steiner/Benesch 2015: 17). Das Resultat ist eine beschreibende Darstellung der erhobenen Daten und damit das Schaffen eines Überblicks über intersektorale Kooperationen zwischen Drittem Sektor und Privatwirtschaft in Österreich. Es wird dabei u.a. abgebildet, mit welchen Handlungsfeldern des Dritten Sektors privatwirtschaftliche Unternehmen intersektorale Kooperationen eingehen, was die Beweggründe dahinter sind und welche Verteilung der unterschiedlichen Kooperationsformen besteht.

54 4.2 Forschungsdesign und Grundgesamtheit Aufgrund des deskriptiven Charakters dieser Studie wird für die Untersuchung ein quantitatives Forschungsdesign gewählt und nachfolgend erarbeitet. Wie bereits dargestellt, bilden österreichische, privatwirtschaftliche Unternehmen das Subjekt der Forschungsfrage. Dieser Umstand legt nahe, in Hinblick auf die Untersuchung hier anzusetzen und diese Unternehmen als Grundlage für eine Befragung zu betrachten. Bei der Grundgesamtheit dieser Untersuchung handelt es sich demzufolge, wie in Kapitel 2.2 dargestellt, um knapp 330.000 Unternehmen, die von der Statistik Austria unter dem Begriff marktorientierte Wirtschaft subsummiert werden (vgl. BMWFW 2016: 20).

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird als Untersuchungsinstrument eine schriftliche Befragung mittels standardisiertem Online-Fragebogen gewählt. Die Vorteile dabei liegen darin, dass es sich um eine relativ kostengünstige und leicht umsetzbare Methode handelt, mit der außerdem eine hohe Anzahl an potentiellen Studienteilnehmenden erreicht werden kann. Außerdem kommt es dabei zu keiner Antwortverzerrung, die durch InterviewerInnen zustande kommen könnte. Berücksichtigt werden muss bei dieser Methode jedoch auch der Nachteil, dass die konkrete Erhebungssituation nur äußerst schwer bis gar nicht kontrolliert werden kann. Um den Fragebogen zu konstruieren, ist als erster Schritt die konkrete Ausformulierung des Untersuchungsgegenstands notwendig, um auszuarbeiten, was überhaupt beforscht werden soll. (vgl. Raab-Steiner/Benesch 2015: 48ff) In diesem Sinne wird im nächsten Kapitel eine Operationalisierung des Untersuchungsgegenstandes vorgenommen, um darauf anschließend, das konkrete Erhebungsinstrument zu entwickeln.

4.3 Operationalisierung Um eine Forschungsfrage zu beantworten und Hypothesen überprüfen zu können, ist es notwendig, sie in messbare Merkmale zu zerlegen. Theoretische Begriffe, die nicht unmittelbar erfahren oder beobachtet werden können, werden als auch als Konstrukt bezeichnet. Um ein solches Konstrukt wissenschaftlich zu untersuchen, muss es im Rahmen einer Operationalisierung in ein empirisch fassbares und überprüfbares Merkmal überführt werden. Es geht dabei darum, den theoretischen Begriff durch eine schrittweise Zuordnung von ihn beschreibenden Merkmale messbar zu machen. Wesentlich ist dabei die Kenntnis darüber, dass Begriffen unterschiedliche Bedeutungen und Vorstellungsinhalte zugeschrieben werden. Daher ist es eine Voraussetzung der wissenschaftlichen Praxis, relevante theoretische Begriffe zu definieren und zu präzisieren. So kann innerhalb eines Forschungsvorhabens ein gemeinsames Verständnis der verwendeten Begrifflichkeiten hergestellt werden. Um Begriffe bzw. 55 Konstrukte fassbar zu machen, erhalten sie im Rahmen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung eine offen gelegte Zuordnung bestimmter messbarer Merkmale. Ein Merkmal oder eine Merkmalsdimension ist daher eine konkrete Eigenschaft, die einen theoretischen Begriff bzw. ein Konstrukt messbar macht. Unter Merkmalsträgern werden die Untersuchungseinheiten, also die privatwirtschaftlichen Unternehmen, verstanden. Merkmalsausprägungen sind die Werte der jeweiligen Merkmale bzw. Kategorien, also z.B. männlich oder weiblich. (vgl. Raithel 2008: 36ff)

Die Operationalisierung erfolgt also in Hinblick auf die für die Forschungsfrage relevanten Konstrukte. Die für diese Studie zentralen theoretischen Begriffe sowie die dazugehörigen Merkmale und Merkmalsausprägungen werden im Theorieteil dieser Arbeit ausführlich erörtert und werden zur Operationalisierung herangezogen. Die so entstehenden Operationalisierungstabellen sind in Anhang A in komprimierter Form zu finden.

4.4 Fragebogenkonstruktion Zur Konstruktion des Fragebogens werden in einem ersten Schritt thematische Blöcke, sogenannte Module, festgelegt. Zu einem dieser Themenbereiche sollen dem Konzept der multiplen Indikatoren zufolge, immer mehrere Fragen gestellt werden. Außerdem sollen Fragen, die denselben Aspekt eines Themas behandeln, direkt nacheinander gestellt werden und nicht über den Fragebogen verteilt, da dies eher zu einer Verwirrung des Befragten führt als dass dadurch Kontrolleffekte erzielt würden. Die Anordnung der Themenblöcke soll nach einer zweckmäßigen Reihenfolge geschehen. (vgl. Raithel 2008: 75)

In Bezug auf die Reihung der Fragen sind folgende Aspekte zu berücksichtigen: Es ist auf eine thematische Hinführung und Überleitung zu achten. Der Spannungskurve soll durch motivierende, schwierige und schließlich leichte Fragen Rechnung getan werden. Außerdem ist auf die Kausalbeziehung von Reizen zu achten, was bedeutet, dass sich das Antwortverhalten durch vorhergehende Fragen oder Antworten beeinflussen lässt. Innerhalb des Fragebogens soll es zu keinen Widersprüchlichkeiten für die Befragten kommen. Durch Filterfragen wird vermieden, dass Befragte für sie irrelevante Fragen nicht beantworten brauchen. Der Fragebogen soll so gestaltet sein, dass die Befragten keinerlei formale Schwierigkeit beim Ausfüllen der Befragung haben. Filterführungen müssen deutlich gekennzeichnet sein und einzelne Fragen nicht durch einen Seitenumbruch unterbrochen, um ein Übersehen von Antwortmöglichkeiten zu verhindern. Zu Beginn sollte sich das Deckblatt befinden, der Titel der Studie, Briefkopf der Auftraggeber bzw. Forscher mit Kontaktperson und -daten. Außerdem ist es wichtig bereits am Deckblatt auf die Freiwilligkeit der Teilnahme und die Anonymität

56 sowie vertrauliche Behandlung der Daten hinzuweisen. In Bezug auf die Länge bzw. den Umfang des Fragebogens soll darauf geachtet werden, dass die Bearbeitungsdauer im Allgemeinen möglichst kurzgehalten wird, wobei sich in der Forschung zeigt, dass es bei besonderem Interesse des Befragten an der Thematik auch möglich ist langandauernde Befragungen durchzuführen. Mit der Bearbeitungsdauer steigt aber auch die Gefahr von Verfälschungen im Antwortverhalten und einer sinkenden Antwortqualität. Durch eine entsprechende Fragebogengestaltung kann die subjektiv erlebte Bearbeitungszeit für die Befragten verkürzt werden, wie beispielsweise durch eine großzügige Gestaltung des Fragebogens über mehrere Seiten anstatt einer Unterbringung vieler Fragen auf einer Seite, damit der Fortschritt der Beantwortung besser ersichtlich ist. (vgl. Raithel 2008: 77)

In Hinblick auf Forschungsfrage und Hypothesen ist der Fragebogen dieser Studie in zwei Hauptbereiche gegliedert: Erstens demographische Daten des befragten Unternehmens hinsichtlich der für die Untersuchung relevanten Merkmale und zweitens spezifische Fragen in Hinblick auf intersektorale Kooperationen und die drei Dimensionen der Forschungsfrage, die in Kapitel 4.3 im Zuge der Operationalisierung zusammengefasst werden – also Handlungsfeld, Kooperationsformen und Motive. Außerdem befindet sich im Fragebogen eine Filterfrage in Anschluss an die demografischen Angaben. Sie splittet den Fragebogen in einen Bereich für Unternehmen, die bereits intersektorale Kooperationen eingegangen sind und einen Bereich für jene Unternehmen, die noch keine Erfahrungen damit haben. Inhaltlich finden sich in beiden diesen Bereichen dieselben Fragen. Bei den Unternehmen ohne intersektorale Kooperationen sind die Fragen jedoch konditional formuliert. Die Fragen und Antwortmöglichkeiten sind nah an den in der Literatur aufgefundenen Formulierungen gehalten, um die Begrifflichkeiten möglichst wenig umzudeuten. Ende Jänner 2018 wurde ein Pretest mit zwölf willkürlich ausgewählten Unternehmen durchgeführt, infolge dessen eine Optimierung u.a. hinsichtlich Frageformulierung und Verständlichkeit vorgenommen wurde6. Der so konstruierte Fragebogen, der auf Google Forms online gestellt wurde, findet sich in Anhang C dieser Forschungsarbeit.

4.5 Stichprobe, Zeitraum der Erhebung und Rücklauf Für die Grundgesamtheit der 328.638 (=N) privatwirtschaftlichen Unternehmen in Österreich aus unterschiedlichen Branchen, wird im Rahmen der Studie eine disproportional geschichtete

6 Beispielsweise wird aufgrund des Pretests die Formulierung „Organisation des Dritten Sektors“ in „gemeinnützige Organisation“ geändert, da diese Bezeichnung auf mehr Verständnis unter den Teilnehmenden stößt. Es ist dabei jedoch darauf hinzuweisen, dass hierbei nicht von gemeinnützig im Sinne des Steuerrechts gesprochen wird, sondern im Sinne eines Nutzens für die Allgemeinheit. 57 Zufallsstichprobe gezogen. Die Stichprobe wird also in sich gegenseitig nicht überschneidende Schichten geteilt, die sich durch eine unterschiedliche Branchenzugehörigkeit bilden (vgl. Raab-Steiner/Benesch 2015: 21). In Hinblick auf die ÖNACE-Einteilung (vgl. Kapitel 2.2) ergeben sich demzufolge 14 Schichten, die für diese Forschungsarbeit relevant sind. Basis für die Kontaktdaten der Stichprobe stellt die österreichische Wirtschaftsdatenbank Aurelia dar7. Diese Datenbank wird von Bureau van Dijk und Creditreform Wirtschaftsauskunftei geführt und bezieht ihre Daten aus öffentlichen Registern, dem Bundesanzeiger, Bilanzen und Geschäftsberichten, Schuldnerverzeichnissen und Amtsblättern, Lieferanten und Kontrollrückfragen, Tagespresse und Befragungen per Brief oder Telefon (vgl. Bureau van Dijk 2011: 3). In der Datenbank sind unter den entsprechenden Branchen 169.156 Unternehmen zu finden, deren E-Mailadressen in der Datenbank eingetragen sind. Aus jeder Schicht bzw. Branche wird eine Stichprobe gezogen. Der so gebildeten gesamten Stichprobe von insgesamt 10.000 Unternehmen wird per E-Mail eine Einladung zur Teilnahme an der Befragung zugesendet. 2.498 E-Mails werden als unzustellbar retourniert.

Der Fragebogen wird zwischen dem 19.03.2018 und dem 07.04.2018 von 293 Unternehmen ausgefüllt, das entspricht einer Rücklaufquote von 3,91 Prozent. Sechs beantwortete Fragebögen müssen aussortiert werden, da diese Unternehmen nicht zu den in dieser Studie untersuchten Brachen gehören, sondern sich selbst der Forst- und Landwirtschaft bzw. Fischerei zuordnen. In der Untersuchung werden demnach 287 Unternehmen (=n) berücksichtigt. Daraus ergibt sich, wie anhand der nachfolgenden Formel zu sehen ist, ein Stichprobenfehler (=d) von 5,9 Prozent in Hinblick auf die Ergebnisse dieser Studie.

328.638 287 = = = = 0,059002 … 1 + ( 1) ( 1) (328.638 1)287 𝑁𝑁 𝑁𝑁 − 𝑛𝑛 − 𝑛𝑛 2 → 𝑑𝑑 � → 𝑑𝑑 � → 𝑑𝑑 𝑑𝑑 𝑁𝑁 − 𝑁𝑁 − 𝑛𝑛 − 4.6 Vorgehen bei der Datenauswertung Da das Sampling mittels disproportional geschichteter Stichprobe gezogen wird, ist es für die Auswertung notwendig, diese durch eine Gewichtung der Grundgesamtheit anzugleichen. Dies geschieht mittels der Berechnung des Gewichtungsfaktors w für jede Schicht h in Bezug auf die Grundgesamtheit N und die Stichprobe n. Die daraus resultierenden Ergebnisse sind in Anhang B in der Gewichtungstabelle dargestellt. Folgende Formel wird dabei zur Ermittlung herangezogen: (vgl. Gabler/Ganninger 2010: 148ff)

7 Siehe auch https://www.wu.ac.at/bibliothek/recherche/datenbanken/info/aurelia/ 58 = ℎ ℎ 𝑛𝑛 𝑁𝑁 𝑤𝑤 ∗ ℎ In Bezug auf das Unternehmensprofil der 𝑁𝑁befragten𝑛𝑛 privatwirtschaftlichen Unternehmen geschieht die Auswertung in Kapitel 5.1 anhand der ungewichteten Ergebnisse, während sämtliche in Zusammenhang mit intersektoralen Kooperationen stehenden Auswertungen (Kapitel 5.2) mit den gewichteten Werten erfolgen. Hinsichtlich der Irrtumswahrscheinlichkeit wird für diese Studie ein Signifikanzniveau von p ≤ 0,05 festgelegt (vgl. Raithel 2008: 123f).

Die erhobenen Daten werden mittels des Statistikprogramms IBM SPSS Statistics 24 ausgewertet. In einem ersten Schritt ist es dabei notwendig, die gewonnen Fragebogendaten als Variablen zu kodieren und in die Datenmatrix der Software einzugeben. Dazu werden auf einem leeren Fragebogen die vergebenen Variablennamen und Kodierungen vermerkt, um eine rasche Orientierung im Datensatz, auch nach längeren Arbeitspausen, zu ermöglichen. Die Fragebögen bekommen eine fortlaufende Nummerierung, die das Auffinden einzelner Daten bei fehlenden Werten oder Auffälligkeiten erleichtert. Nach der Festlegung der Variablennamen erfolgt die Kodierung der Merkmalsausprägungen und der damit zusammenhängenden Festlegung zusätzlicher Eigenschaften der Variablen wie beispielsweise Messniveau, Typ oder Dezimalstellen. Nach Eingabe der Daten müssen diese überprüft werden, um Fehler in der Auswertung zu eliminieren. (vgl. Raab-Steiner/Benesch 2015: 86) Im Zuge der Datenbereinigung werden die einzelnen Daten auf Gültigkeit, Realismus, Vollständigkeit, Plausibilität und Konsistenz überprüft. (vgl. Raithel 2008: 92) Diesbezüglich sind keine Auffälligkeiten bei den erhoben Daten festzustellen. Die einzige durchgeführte Veränderung betrifft einige Angaben zur Branchenzugehörigkeit: Von 21 Teilnehmenden wird in die Antwortkategorie Sonstiges eine eigene Branchenbezeichnung eingefügt, die im Zuge der Datenüberprüfung den entsprechenden ÖNACE Branchen zugeordnet werden.

Da sich der Fragebogen durch eine Filterfrage in zwei Teile aufsplittet (einen für Unternehmen mit und einen für solche ohne intersektorale Kooperationen in den letzten fünf Jahren), werden die Antworten der beiden Fragebögen für die Auswertung zusammengefasst. Dieser Schritt ist möglich, da es sich grundsätzlich um dieselben Fragen und Merkmalsausprägungen handelt. Die Untersuchungsteilnehmenden haben bei allen Fragen, die nicht das jeweilige Unternehmensprofil betreffen, zwei mögliche Antwortsets:

(1) Eine fünfstufige Likertskala (trifft zu – trifft eher zu – teils teils – trifft eher nicht zu – trifft nicht zu), die bei den Fragen zu Motiven, dem Rollenverständnis vom Dritten Sektor und dem geografischen Wirkungsbereich des Kooperationspartners eingesetzt werden. Im Zuge

59 der Datenauswertung wird diese Skala zur besseren Übersicht auf drei Stufen (trifft (eher) zu – teils teils – trifft (eher) nicht zu) reduziert und wird grafisch in Abbildungen durch die Farben grün (trifft (eher) zu), grau (teils teils) sowie rot (trifft (eher) nicht zu) gekennzeichnet. (2) Bei Fragen zu Kooperationsformen, Handlungsfeld und Zielgruppen stehen drei Items (bereits realisiert – vorstellbar – nicht vorstellbar) zur Auswahl. Für die Auswertung ergeben sich so zwei wesentliche Gesichtspunkte. Erstens wird ersichtlich, in welchen Bereichen intersektorale Kooperationen bereits umgesetzt werden. Zweitens in welchen Bereichen Kooperationen möglich sind bzw. eher abgelehnt werden. Hierbei ist anzumerken, dass im Zuge dieser Studie davon ausgegangen wird, dass aus einer bereits realisierten Umsetzung abgeleitet werden kann, dass dieser Bereich für intersektorale Kooperationen grundsätzlich vorstellbar ist. Die beiden Items bereits realisiert und vorstellbar können in diesem Hinblick zusammengefasst werden. In den Abbildungen zur Auswertung werden hierfür die Farben dunkelblau (bereits realisiert), hellblau (vorstellbar) und grau (eher nicht vorstellbar) verwendet.

60 5 Darstellung der Ergebnisse

Dieses Kapitel behandelt die Darstellung der aus den erhobenen Daten generierten Ergebnisse. Im Mittelpunkt steht also die Beschreibung der Resultate, die zur Beantwortung der Forschungsfrage beitragen. Wesentlich ist, dass in diesem Schritt noch keine Interpretation der Daten stattfindet. Kapitel 5.1 stellt die Darstellung der Stichprobe hinsichtlich ihrer strukturellen Merkmale in den Vordergrund. Diese Ergebnisse werden nicht gewichtet präsentiert und von der grafischen Aufbereitung in Grautönen visualisiert. Kapitel 5.2 befasst sich mit der Darstellung der Ergebnisse in Hinblick auf die Forschungsfrage. Diese Ergebnisse sind gewichtet und werden grafisch farbig, mittels der in Kapitel 4.6 vorgestellten Systematik, abgebildet.

5.1 Unternehmensprofil der Stichprobe Nachfolgend werden strukturelle Merkmale der befragten privatwirtschaftlichen Unternehmen dargestellt.

In Bezug auf die Branchenzugehörigkeit wird in dieser Untersuchung auf die in Kapitel 2.2.2.1 vorgestellte derzeit gültige ÖNACE Klassifikation zurückgegriffen. Die größte Gruppe der Untersuchungsteilnehme (n=287) bilden die Branchen J - Information und Kommunikation mit 16 Prozent und C - Herstellung von Waren mit 14 Prozent, während sie in der Grundgesamtheit auf einen Anteil von etwa sechs bzw. acht Prozent kommen. Die Branchen I - Beherbergung und Gastronomie, sowie N - sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen sind mit je neun Prozent in der Stichprobe vertreten, gefolgt von F – Bau und M – freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen mit je acht Prozent. Die Sparte G – Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen, die in der Grundgesamtheit mit einem knappen Viertel die größte Gruppe ausmacht, ist in der Stichprobe mit nur sieben Prozent vertreten. D – Energieversorgung, E – Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung, K – Finanz und Versicherungsdienstleistungen, L – Grundstücks- und Wohnungswesen sowie H – Verkehr und Lagerei sind mit sechs bis vier Prozent unter den Studienteilnehmenden vertreten. Wie in der Grundgesamtheit sind die Branchen B - Bergbau und S 95 - Reparatur von Gebrauchsgütern auch in der Stichprobe die Branchen mit der geringsten Unternehmensanzahl mit drei bzw. zwei Prozent. Die Verteilung der an der Befragung teilnehmenden Unternehmen auf die jeweiligen Branchen wird in Abbildung 4 visualisiert.

61 Branchen

S95 - Reparatur von Gebrauchsgütern 2 7 N - Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 9 26 M - Freiberufliche, wissenschaftliche und technische… 8 22 L - Grundstücks- und Wohnungswesen 5 13 K - Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 5 15 J - Information und Kommunikation 16 45 I - Beherbergung und Gastronomie 9 25 H - Verkehr und Lagerei 4 12 G - Handel, Instandhaltung und Reparatur von KFZ 7 19 F - Bau 8 22 E - Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung 5 15 D - Energieversorgung 6 16 C - Herstellung von Waren 14 41 B - Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 3 9 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Prozent Häufigkeit

Abbildung 4: Branchenzugehörigkeit der Stichprobe (n=287 ungewichtet)

Wie in Abbildung 5 dargestellt, gehört der mit Abstand überwiegende Teil der untersuchten Unternehmen (n=287) – genauso wie in der Grundgesamtheit – der Gruppe der Kleinstunternehmen an. Dabei fällt das Verhältnis der Stichprobe mit 58 Prozent im Vergleich zur Grundgesamtheit mit 87 Prozent kleiner aus. Die restlichen Größenklassen haben in der Stichprobe einen Anteil von je etwa einem Zehntel. Konkret entfallen auf Kleinunternehmen mit zehn bis 19 MitarbeiterInnen elf Prozent, auf Kleinunternehmen mit 20 bis 49 MitarbeiterInnen zehn Prozent, auf mittelgroße Unternehmen mit 50 bis 249 MitarbeiterInnen neun Prozent sowie auf Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiterinnen elf Prozent. Gesamt ergibt sich so für die Kategorie der KMU ein Anteil von 89 Prozent, während dieser Anteil in der Grundgesamtheit 99 Prozent beträgt.

Die untersuchte Stichprobe unterscheidet sich also von der Grundgesamtheit zumindest hinsichtlich ihrer anteilsmäßigen Branchenzugehörigkeit und Größe. Für die Auswertung in Hinblick auf Aussagen für die Grundgesamtheit ist daher eine Gewichtung, auf welche in Kapitel 4.6 näher eingegangen wird, notwendig.

In Bezug auf die Verteilung der Rechtsformen der in der Stichprobe vertretenen Unternehmen (n=283) gibt Abbildung 6 Aufschluss. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass es

62 sich bei ihrem Unternehmen um eine GmbH handelt. Knapp ein Drittel sind Einzelunternehmen, sieben Prozent Aktiengesellschaften, 5 Prozent Personengesellschaften und 4 Prozent Genossenschaften.

Wie in Abbildung 7 abzulesen ist, handelt es sich bei sechs von zehn der befragten Unternehmen (n=284) um Familienunternehmen.

Beschäftigte Rechtsform Familien- 180 166 160 152 unternehmen 160 140 140 120 120 100 86 100 80 80 60 60 32 30 32 40 40 27 19 15 Nein 20 10 20 58 11 10 9 11 7 53 3 5 30 113 Ja 0 0 40% 171 60%

Häufigkeit Prozent Häufigkeit Prozent

Abbildung 5: Abbildung 6: Rechtsform Abbildung 7: Beschäftigtenanzahl (n=287 (n=283 ungewichtet) Familienunternehmen (n=284 ungewichtet) ungewichtet)

Über die Hälfte der an der Untersuchung teilnehmenden Unternehmen (n=287) wurden bereits vor dem Jahr 2000 gegründet, 13 Prozent wurden vor 1945 gegründet, bestehen also bereits länger als die Zweite Republik. Ein Viertel der an der Studie teilnehmenden Unternehmen eröffneten zwischen 2000 und 2009 und bei etwa zwei von zehn handelt es sich um Unternehmen, die ab 2010 gegründet wurden. In Abbildung 8 ist diese prozentuelle Verteilung in Hinblick auf die Unternehmensgründungen der Stichprobe veranschaulicht.

Abbildung 9 zeigt, dass sich der Hauptsitz von 84 der befragten Unternehmen (n=287) in Wien befindet – das entspricht 29 Prozent. 22 Prozent der Unternehmen sind in Niederösterreich ansässig. Oberösterreich und die Steiermark sind mit 14 bzw. 13 Prozent in etwa gleich stark vertreten, während auf die restlichen Bundesländer zwischen drei bis sechs Prozent entfallen.

Wie in Abbildung 10 ersichtlich, hat eine klare Mehrheit von etwa drei Viertel der Stichprobe (n=286) einen einzigen Unternehmensstandort in Österreich. Ungefähr ein Fünftel verfügt über zwei bis neun Filialen und nur fünf Prozent besitzen mehr als zehn Standorte. Abbildung 11

63 gibt Auskunft darüber, dass etwa zwei von zehn der befragten Unternehmen (n=282) auch über einen Standort im Ausland verfügen. Nur fünf Prozent der befragten Unternehmen (n=287) geben an, Tochter eines ausländischen Konzerns zu sein, wie in Abbildung 12 zu sehen ist.

Gründung

vor 1945 nach 2009 37 55 13% 19%

2000-2009 1946-1999 73 122 25% 43%

Abbildung 8: Zeitraum der Abbildung 9: Hauptsitz der Unternehmen nach Bundesländern Unternehmensgründung (n=287 ungewichtet) (n=287 ungewichtet)

Standorte in Standorte im Ausländischer Österreich Ausland Mutterkonzern

10 + 16 Ja 6% Ja 14 2 - 9 53 5% 61 19% 21% 1 209 Nein Nein 73% 229 273 81% 95%

Abbildung 10: Anzahl der Abbildung 11: Abbildung 12: Unternehmen, Standorte in Österreich Unternehmensstandorte im die einem ausländischen (n=286 ungewichtet) Ausland (n=282 ungewichtet) Mutterkonzern angehören (n=287 ungewichtet)

Abbildung 13 gibt über die Einwohnerzahl des Ortes, in dem sich der Hauptsitz der befragten Unternehmen befindet, Aufschluss. Mit 46 Prozent äußert knapp die Hälfte der Stichprobe (n=286), dass sich ihr Unternehmenssitz in einer Ortschaft mit weniger als 10.000 Einwohnern

64 befindet. Zwölf Prozent der Unternehmen sind in Orten mit 10.001 bis 50.000 Einwohnern ansässig. In Bezug auf Österreichs größte Städte lässt sich daher sagen, dass drei von zehn der befragten Unternehmen ihre Zentrale in Wien haben und eines von zehn in , , oder . Lediglich zwei Prozent der befragten Unternehmen geben an, in , Villach, Wels oder Sankt Pölten ihren Hauptsitz zu haben. Der Großteil der befragten Unternehmen ist folge dessen in kleineren Orten mit weniger als 50.000 Einwohnern ansässig.

In Bezug auf die KundInnenstruktur der Unternehmen (n=287) lässt sich anhand Abbildung 14 ablesen, dass nur knapp ein Fünftel v.a. Privatpersonen zu seinen KundInnen zählt, während je zwei Fünftel angeben v.a. andere Unternehmen bzw. Privatpersonen und Unternehmen gleichermaßen zu ihrem KundInnenstamm zu zählen. Wie in Abbildung 15 dargestellt, gibt etwa ein Drittel der befragten Unternehmen an, dass der Großteil seiner KundInnen aus ganz Österreich stammt. 17 Prozent verfügen hauptsächlich über KundInnen aus der EU und elf Prozent über weltweite KundInnen. Nur acht Prozent geben an, dass ihre KundInnen zum Großteil aus der unmittelbaren, lokalen Umgebung stammen. Zwölf Prozent der Unternehmen verfügen über KundInnen, die größtenteils aus dem Bezirk des Unternehmens stammen und 19 Prozent haben vorwiegend ein gesamtes Bundesland als Einzugsgebiet.

Einwohner am KundInnenstruktur Herkunft der Unternehmenssitz KundInnen 93 100 80 84 100 80 80 52 va. B2C 60 55 34 52 60 49 29 B2B & 40 18% 35 32 B2C 40 20 28 18 12 72 10 29 23 0 121 20 42% 8 12 19 32 17 11 0 v.a. B2B 114 40%

Häufigkeit Prozent Häufigkeit Prozent

Abbildung 13: Abbildung 14: Abbildung 15: Herkunft der Einwohneranzahl am KundInnenstruktur (n=287 KundInnen in Bezug zum Hauptsitz des Unternehmens ungewichtet) Unternehmensstandort (n=286 (n=286 ungewichtet) ungewichtet)

65 5.2 Intersektorale Kooperationen In diesem Kapitel werden die nach Branchen gewichteten Ergebnisse8 dargestellt. Inhaltlich geht es nun, nachdem im vorigen Abschnitt die Stichprobe umrissen wurde, um die Resultate in Hinblick auf intersektorale Kooperationen. Das Ziel dabei ist die Darstellung der erhobenen Daten und somit das Schaffen eines Überblicks über die Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor.

5.2.1 Allgemeine Angaben Insgesamt zeigt sich, wie in Abbildung 16 ersichtlich, dass eine klare Mehrheit der Unternehmen in den letzten fünf Jahren Erfahrungen mit intersektoralen Kooperationen gesammelt hat. Nur etwa drei von zehn Unternehmen sind keine Zusammenarbeit mit dem Dritten Sektor eingegangen. Im Gegensatz dazu haben knapp drei Viertel Erfahrungen im Bereich intersektoraler Kooperation vorzuweisen, wobei etwa sechs von zehn Unternehmen angeben, sogar zwei oder mehr Kooperationen eingegangen zu sein. Knapp zehn Prozent der Unternehmen hatten in den letzten fünf Jahren einen Kooperationspartner aus dem Dritten Sektor.

Anzahl realisierter Kooperationen

0 28%

2 + 63% 1 9%

Abbildung 16: Anzahl umgesetzter intersektoralen Kooperationen innerhalb der letzten 5 Jahre (n=287 gewichtet)

Um die Relevanz der räumlichen Nähe zwischen den Kooperationspartnern der beiden Sektoren zu untersuchen, wird in Bezug auf den Standort des privatwirtschaftlichen Unternehmens unterschieden zwischen lokaler Ebene, also der unmittelbaren Umgebung, dem Bezirk, dem Bundeland, ganz Österreich, EU-Ebene und weltweit. Wie in Abbildung 17 ersichtlich, nimmt die Relevanz des geografischen Wirkungsbereichs der Kooperationspartner mit steigender

8 Bezüglich Gewichtung siehe Anhang B Gewichtungstabelle 66 Entfernung zum Unternehmensstandort ab. Für sechs von zehn Unternehmen hat es einen hohen Stellenwert, dass Kooperationspartner direkt am unmittelbaren Unternehmensstandort auf lokaler Ebene aktiv sind. Mehr als der Hälfte der Unternehmen ist es wichtig, dass Kooperationspartner aus dem Dritten Sektor im Bezirk des Unternehmensstandorts agieren. Für je etwa 40 Prozent der Unternehmen ist relevant, dass Kooperationspartner in Bundesland und ganz Österreich tätig sind. Die Schlusslichter bilden internationale Aktivitäten: Für etwa zwei von zehn Unternehmen ist wichtig, dass Kooperationspartner in der EU oder weltweit handeln.

Ist es Ihrem Unternehmen wichtig, dass der Kooperationsparter in folgenden Ebene aktiv ist?

Lokal 60% 14% 26%

Bezirk 52% 17% 31%

Bundesland 40% 25% 35%

Österreich 41% 23% 37%

EU 19% 15% 66%

Welt 18% 14% 68%

0% 50% 100% trifft (eher) zu teils teils trifft (eher) nicht zu

Abbildung 17: Relevanz des geografischen Wirkungsbereichs des Kooperationspartners in Bezug zum Unternehmensstandort (n=287 gewichtet)

Die Ergebnisse in Bezug auf die in Kapitel 3.2 vorgestellten grundsätzlichen Beziehungsoptionen zwischen privatwirtschaftlichen Unternehmen und Organisationen des Dritten Sektors werden in Abbildung 18 visualisiert. Am ehesten werden Organisationen als Geschäftspartner wahrgenommen; etwa vier von zehn Unternehmen stimmen diesem Rollenverständis zu, während es von ebenso etwa vier von zehn Unternehmen tendenziell abgelehnt wird. Ungefähr ein Viertel der Unternehmen sieht Organisationen des Dritten Sektors als Verbündete, Partner bzw. Mitstreiter, wobei über die Hälfte der Unternehmen dieser Ansicht nicht zustimmt. Die wenigsten Unternehmen sehen Organisationen des Dritten Sektors in der Rolle von Mitbewerbern (sieben Prozent) oder gar Gegnern (vier Prozent) – über 80 Prozent lehnen dieses Rollenverständnis ab.

67 Welche Rolle nehmen Organisationen des Dritten Sektors aus der Sicht Ihres Unternehmens ein? Geschäftspartner 38% 20% 42% [Partner / Mitstreiter / Verbündete] 27% 18% 55% Mitbewerber 7% 13% 80% Gegner 4% 10% 86%

0% 50% 100% trifft (eher) zu teils teils trifft (eher) nicht zu

Abbildung 18: Rollenverständnis (n=277 gewichtet)

5.2.2 Handlungsfelder In Bezug auf die Frage, wie privatwirtschaftliche Unternehmen zu bestimmten Handlungsfeldern bzw. Zielgruppen des Dritten Sektors in punkto Zusammenarbeit stehen, zeigt sich, dass den verschiedenen Bereichen sehr unterschiedlich begegnet wird.

Anteil realisierter Kooperationen nach Handlungsfeld

Sport & Freizeit 14,7 Sozialwesen 11,5 Kunst & Kultur 10,2 Umweltschutz 9,0 Berufliche Integration und Weiterbildung 6,9 Lokale Entwicklung 6,8 Wirtschafts, Berufsverbände und Gewerkschaften 6,5 Erwachsenenbildung 5,9 Forschung 5,3 Internationale Aktivitäten 4,7 Katastrophenschutz und - hilfe 4,2 Tierschutz 4,0 Politische Organisationen 3,4 Alten- und Pflegeheime 2,7 Religionsgemeinschaften 2,2 Psychische Gesundheit und Krisenintervention 1,8

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 Prozent

Abbildung 19: Prozentueller Anteil bereits umgesetzter Kooperationen der letzten 5 Jahre nach Handlungsfeld des Dritten Sektors (n=287 gewichtet)

Bei Betrachtung der prozentuellen Anteile aller eingegangenen Kooperationen, ergibt sich eine klare Reihung, wie in Abbildung 19 ersichtlich ist: 15 Prozent aller Kooperationen finden im Bereich Sport und Freizeit statt, ungefähr zehn Prozent betreffen die Handlungsfelder

68 Sozialwesen, Kunst und Kultur sowie Umweltschutz. Die am seltensten anzutreffenden Kooperationen finden in den Bereichen psychische Gesundheit und Krisenintervention, Religionsgemeinschaften, Alten- und Pflegeheime sowie politische Organisationen statt – in nur zwei bis drei von 100 Fällen wird in diesen Handlungsfeldern kooperiert.

In Abbildung 20 werden die drei möglichen Auswahlkategorien der Frage hinsichtlich der Handlungsfelder des Dritten Sektors in Beziehung zueinander gesetzt. Es zeigt sich dabei, dass sich hinsichtlich der Reihung der bereits realisierten Kooperationen das oben beschriebene Schema wiederholt. Die Aussagen hierbei beziehen sich jedoch nicht mehr auf die Gesamtheit aller Kooperationen, sondern die Gesamtheit der Unternehmen. Beinahe die Hälfte der Unternehmen haben demnach Kooperationen mit dem Handlungsfeld Sport und Freizeit. An zweiter Stelle folgt bei etwas mehr als einem Drittel der Unternehmen Zusammenarbeit mit dem Bereich Sozialwesen. Ungefähr drei von zehn Unternehmen unterhalten Kooperationen mit den Handlungsfeldern Kunst und Kultur sowie Umweltschutz. Mit den Sparten berufliche Integration und Weiterbildung, lokale Entwicklung, Wirtschafts- Berufsverbände und Gewerkschaften sowie Erwachsenenbildung bestehen von etwa einem Fünftel der Unternehmen intersektorale Kooperationen. Am wenigsten Zusammenarbeit besteht mit Organisationen, der Handlungsfelder psychische Gesundheit und Krisenintervention, Religionsgemeinschafen und politische Organisationen.

Interessant ist auch der Blick auf andere Aspekte, die in Abbildung 20 dargestellt werden. So zeigt sich, dass sich die Reihenfolge der Handlungsfelder in Hinblick auf Unternehmen, die bereits Kooperationen umgesetzt haben und solchen, die noch keine umgesetzt haben, es sich aber vorstellen könnten, unterscheidet.

Wie in Kapitel 4.6 erörtert, bedeutet eine bereits realisierte intersektorale Kooperation im Rahmen dieser Studie, dass es für diese Unternehmen grundsätzlich vorstellbar ist, Kooperationen im Handlungsfeld der durchgeführten Kooperation einzugehen. Demnach zeigt sich, dass es für mehr als zwei Drittel der privatwirtschaftlichen Unternehmen vorstellbar ist, eine intersektorale Kooperation mit der Sparte Sport und Freizeit, Umweltschutz, berufliche Integration und Weiterbildung, lokale Entwicklung sowie Sozialwesen einzugehen. Für mindestens jedes zweite Unternehmen sind die Handlungsfelder Kunst und Kultur, Erwachsenenbildung, Forschung, Tierschutz, Wirtschafts-, Berufsverbände und Gewerkschaften, sowie Katastrophenschutz und -hilfe vorstellbar für intersektorale Kooperationen. Vier von zehn Unternehmen können sich Engagement in den Bereichen internationale Aktivitäten, Alten- und Pflegeheime, sowie psychische Gesundheit und

69 Krisenintervention vorstellen. Für ein Drittel der privatwirtschaftlichen Unternehmen ist Zusammenarbeit mit politischen Organisationen und für ein Viertel mit Religionsgemeinschaften vorstellbar.

Wie steht Ihr Unternehmen zu intersektoralen Kooperationen mit folgenden Handlungsfeldern des Dritten Sektors?

Sport & Freizeit 44% 35% 20% Umweltschutz 27% 49% 23% Berufliche Integration und Weiterbildung 21% 51% 28% Lokale Entwicklung 21% 50% 29% Sozialwesen 35% 31% 34% Kunst & Kultur 31% 34% 35% Erwachsenenbildung 18% 44% 38% Forschung 16% 45% 39% Tierschutz 12% 49% 39% Wirtschafts, Berufsverbände und Gewerkschaften 20% 39% 41% Katastrophenschutz und - hilfe 13% 46% 41% Internationale Aktivitäten 14% 31% 55% Alten- und Pflegeheime 8% 34% 58% Psychische Gesundheit und Krisenintervention 5% 36% 58% Politische Organisationen 10% 23% 67% Religionsgemeinschaften 7% 16% 77%

0% 50% 100% bereits realisiert vorstellbar eher nicht vorstellbar

Abbildung 20: Handlungsfelder der Kooperationspartner (n=287 gewichtet)

In Abbildung 21 werden die Zielgruppen des Dritten Sektors und die diesbezüglichen Ergebnisse der Untersuchung in Hinblick auf die prozentuelle Verteilung aller Kooperationen auf die jeweilige Zielgruppe dargestellt. Es zeigt sich dabei, dass intersektorale Kooperationen alle sozialwirtschaftlichen Zielgruppen betreffen. Die meisten Kooperationen finden mit Organisationen des Dritten Sektors statt, die sich mit den Zielgruppen Kinder und Jugendliche, Behinderung sowie Familie auseinandersetzen. Knapp ein Zehntel aller intersektoralen Kooperationen betreffen die Bereiche Gesundheit bzw. Krankheit, ältere Menschen, Migration sowie Beruf und Reintegration. Schlusslicht bilden mit lediglich um die drei Prozent der Kooperationen Organisationen, die in den Bereichen Straffälligkeit und Resozialisierung sowie materielle Sicherung tätig sind.

70 Anteil realisierter Kooperationen nach Zielgruppe

Kinder & Jugendliche 12,9 Behinderung 11,5 Familie 11,1 Gesundheit / Krankheit 8,8 Ältere 8,7 Migration 8,2 Beruf & Reintegration 8,2 Gemeinwesen und Sozialraum 6,7 Gender & Diversity 5,5 Sucht 4,3 Psychosozialer Bereich 4,2 Obdachlosigkeit 3,9 Materielle Sicherung 3,2 Straffälligkeit & Resozialisierung 2,9

0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 %

Abbildung 21: Prozentueller Anteil bereits realisierter intersektoraler Kooperationen der letzten fünf Jahre nach Zielgruppen (n=283 gewichtet)

Nachdem nun die prozentuelle Verteilung der bereits realisierten Kooperation hinsichtlich der Zielgruppen bekannt ist, gibt Abbildung 22 wiederum Aufschluss über das Verhältnis der Unternehmen zu den einzelnen Zielgruppen. In Bezug auf bereits realisierte Kooperationen bestätigt sich die oben bereits beschriebene Reihung. Etwa drei von zehn Unternehmen haben Kooperationen mit Organisationen der Bereiche Kinder und Jugendliche sowie Behinderung, ein gutes Viertel der Unternehmen mit dem Handlungsfeld Familie. Etwa zwei von zehn Unternehmen kooperieren in Zusammenhang mit den Zielgruppen Gesundheit bzw. Krankheit, ältere Menschen, Migration sowie Beruf und Reintegration. Am wenigsten verbreitet ist die Zusammenarbeit mit Organisationen, die in den Bereichen Obdachlosigkeit, materielle Sicherung oder Straffälligkeit und Resozialisierung tätig sind.

Wie in Abbildung 22 ersichtlich ist, zeigt sich auch hier, dass es für einen weit größeren Teil der Privatwirtschaft denkbar ist, intersektorale Kooperationen einzugehen, als tatsächlich bereits realisiert sind. Auffallend dabei ist, dass es für bedeutend mehr Unternehmen vorstellbar ist, sich für die spezifischen Zielgruppen zu engagieren, als tatsächlich umgesetzt wird. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass es für mehr als zwei Drittel der Unternehmen vorstellbar ist, sich im Rahmen intersektoraler Kooperationen für die Zielgruppen Familie, Kinder und Jugendliche, Behinderung und Gesundheit bzw. Krankheit zu engagieren. Darüber hinaus ist

71 mindestens jedes zweite Unternehmen bereit, die Zielgruppen ältere Menschen, Gemeinwesen und Sozialraum, Beruf und Reintegration, Migration, Obdachlosigkeit, materielle Sicherung sowie psychosozialer Bereich zu unterstützen. Knapp die Hälfte der Unternehmen können sich Kooperationen im Feld Gender und Diversity vorstellen. Schlusslicht bilden die Handlungsfelder Sucht sowie Straffälligkeit und Resozialisierung – bei beiden können sich etwa ein Drittel der Unternehmen Kooperationen vorstellen.

Wie steht Ihr Unternehmen zu intersektoralen Kooperationen mit folgenden Handlungsfeldern des Dritten Sektors?

Familie 26% 52% 21% Kinder & Jugendliche 31% 43% 26% Behinderung 28% 46% 26% Gesundheit / Krankheit 21% 46% 33% Ältere 21% 45% 34% Gemeinwesen und Sozialraum 16% 48% 36% Beruf & Reintegration 19% 38% 43% Migration 20% 36% 44% Obdachlosigkeit 9% 42% 49% Materielle Sicherung 8% 43% 49% Psychosozialer Bereich 10% 40% 50% Gender & Diversity 13% 35% 52% Sucht 10% 27% 63% Straffälligkeit & Resozialisierung 7% 24% 69%

0% 50% 100% bereits realisiert vorstellbar eher nicht vorstellbar

Abbildung 22: Zielgruppen der Kooperationsparter (n=283 gewichtet)

72 5.2.3 Kooperationsformen Die verschiedenen Maßnahmen, die in Hinblick auf intersektorale Kooperationen gesetzt werden können, sind sehr vielfältig, wie in Kapitel 3.2 beschrieben. Im Rahmen dieser Untersuchung werden die von Dresewski und Koch (2011: 454) beschriebenen Kooperationsformen verwendet.

Abbildung 23 zeigt die Ergebnisse der Studie in Hinblick auf die prozentuelle Verteilung der Kooperationsformen. Mit je ca. 16 Prozent sind Geldspenden und Sponsoring die am weitesten verbreiteten Formen und machen insgesamt ein Drittel der angewendeten Maßnahmen aus. Kostenlose bzw. kostengünstige Dienstleistungen sowie Sachleistungen, respektive Sachspenden machen zusammen etwa ein Fünftel der Kooperationen aus. Nur je eine von 100 Kooperationen betrifft Fundraising, die Vergabe von Förderpreisen sowie die Einrichtung von Stiftungen und Fonds.

Anteil realisierter Kooperationsformen Geldspenden 16% Sponsoring 16% Konstenlose / kostengünstige Dienstleistungen 9% Kostenlose / Kostengünstige Sachleistungen 9% Geschäftliche Partnerschaften 7% Zurverfügungstellung von Räumen, Geräten, etc. 7% Vermittlung von Kontakten 7% ehrenamtliches Engagement der MA in deren Freizeit 5% Freistellung der MA in der Arbeitsszeit 4% Bereitstellung zusätzlicher Beschäftigungsmöglichkeiten 4% Beratung, Schulung 4% Lobbying 4% Gemeinsame Engagementeinsätze mit der Belegschaft 3% Entsenden von Führungskräften in Vorstände 3% Fundraising 1% Vergabe von Förderpreisen 1% Einrichtung von Stiftungen und Fonds 1%

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18%

Abbildung 23: Prozentueller Anteil realisierter Kooperationsformen in den letzten 5 Jahren (n=287 gewichtet)

Ähnliche Resultate, wie bei den Handlungsfeldern des Dritten Sektors in Hinblick auf bereits umgesetzte und vorstellbare Kooperationen, zeigen sich in Abbildung 24. Die mit Abstand von den meisten Unternehmen umgesetzten Formen intersektoraler Zusammenarbeit sind Geldspenden und Sponsoring – mehr als die Hälfte der privatwirtschaftlichen Unternehmen haben diese Maßnahmen in den letzten fünf Jahren eingesetzt. Etwa je ein Viertel der

73 Unternehmen kooperiert mit dem Dritten Sektor mittels kostenloser bzw. -günstige Dienstleistungen sowie Sachleistungen oder geht geschäftliche Partnerschaften ein. Ungefähr zwei von zehn Unternehmen stellen Räume, Geräte, etc. zur Verfügung, vermitteln Kontakte oder unterstützen das ehrenamtliche Engagement ihrer MitarbeiterInnen. Die von den wenigsten Unternehmen umgesetzten Maßnahmen intersektoraler Kooperation sind Fundraising, die Vergabe von Förderpreisen und die Einrichtung von Stiftungen und Fonds.

Wie steht Ihr Unternehmen zu folgenden Kooperationsformen?

Sponsoring 51% 22% 26% Geschäftliche Partnerschaften 23% 48% 30% Vermittlung von Kontakten 22% 45% 33% Geldspenden 52% 12% 35% Kostenlose / Kostengünstige Sachleistungen 27% 35% 37% Konstenlose / kostengünstige Dienstleistungen 28% 34% 37% ehrenamtliches Engagement der MA in deren Freizeit 17% 40% 43% Zurverfügungstellung von Räumen, Geräten, etc. 22% 33% 44% Bereitstellung zusätzlicher Beschäftigungsmöglichkeiten 13% 38% 49% Gemeinsame Engagementeinsätze mit der Belegschaft 10% 40% 50% Beratung, Schulung 12% 37% 51% Entsenden von Führungskräften in Vorstände 8% 37% 55% Lobbying 12% 31% 58% Freistellung der MA in der Arbeitsszeit 14% 25% 61% Fundraising 4% 29% 68% Vergabe von Förderpreisen 3% 23% 74% Einrichtung von Stiftungen und Fonds 2%10% 89%

0% 50% 100% bereits realisiert vorstellbar eher nicht vorstellbar

Abbildung 24: Kooperationsformen intersektoraler Zusammenarbeit (n=287 gewichtet)

Die Reihung der bereits realisierten Maßnahmen ist, wie schon bei den Handlungsfeldern, nicht völlig kongruent mit der Reihung der vorstellbaren Kooperationsformen. Ins Auge stechen hier jedoch zwei Ausreißer: Geldspenden und Sponsoring; diese beiden sind am häufigsten realisiert, sind für die restlichen Unternehmen aber nur in einem vergleichsweise geringen Maß vorstellbar. Durch diese Entwicklung ergibt sich bei gemeinsamer Betrachtung bereits umgesetzter und vorstellbarer Kooperationsformen, dass die zwei Maßnahmen geschäftliche Partnerschaften und Vermittlung von Kontakten, die verhältnismäßig selten umgesetzt werden, auf die Plätze zwei und drei vorrücken. Für die wenigsten Unternehmen kommt die Einrichtung von Stiftungen und Fonds infrage – nur etwa eines von 100 Unternehmen kann sich diese

74 Kooperationsform vorstellen. Insgesamt zeigt sich also auch hier, dass Maßnahmen intersektoraler Kooperation für die Privatwirtschaft interessant sind; sie werden bereits gelebt und sind für Unternhemen ohne Erfahrung mit der jeweiligen Kooperationsform vorstellbar.

Im Rahmen der Auswertung werden die einzelnen Kooperationsformen in Hinblick auf Dresewski und Koch (2011) den vier Kategorien (1) Finanzmittel, (2) Dienstleistungen, Produkte und Logistik, (3) Zeit, Knowhow und Wissen sowie (4) Kontakte und Einfluss zugewiesen und einer konfirmatorischen Faktorenanalyse unterzogen (vgl. Bühl 2012: 608ff). Dabei zeigt sich, dass diese Gruppierung für eine weitere Datenanalyse nicht zielführend ist, da die einzelnen Kooperationsformen als Komponenten bei einer festgelegten Anzahl von vier Faktoren nicht in der zugeteilten Reihung darauf laden. Die einzelnen Kooperationsformen werden daher in der weiteren Analyse einzeln bzw. separat betrachtet.

75 5.2.4 Motive Um die Motive für das Eingehen von intersektoralen Kooperationen von Seiten der Privatwirtschaft zu analysieren, werden bezugnehmend auf Kapitel 3.5 drei Kategorien von Motiven anhand verschiedener Merkmalsausprägungen im Fragebogen angeführt. Im Zuge der Datenanalyse werden diese insgesamt 18 Einzelmotive in den drei Motivkategorien instrumentell, relational und moralisch zusammengefasst.

Aus welchen Gründen geht Ihr Unternehmen intersektorale Kooperationen ein?

Ethische Motive 75% 4% 21%

Relationale Motive 54% 7% 39%

Strategische Motive 45% 6% 49%

0% 50% 100% trifft (eher) zu teils teils trifft (eher) nicht zu

Abbildung 25: Motive zusammengefasst (n=287 gewichtet)

Wie in Abbildung 25 ersichtlich ist, gibt der Großteil der Unternehmen – circa drei Viertel –an, dass moralische Motive tendenziell ausschlaggebend sind für das Eingehen von intersektoralen Kooperationen. Relationale Motive werden von mehr als der Hälfte der Unternehmen als wesentliche Faktoren angesehen, während instrumentellen Motive auf 45 Prozent kommen. Bei diesen Unternehmen ist auch die Ablehnung am größten: Knapp die Hälfte der Unternehmen geben an, dass strategische Motive nicht dafür ausschlaggebend sind, intersektorale Kooperationen einzugehen

.In Hinblick auf die Bestandteile dieser Motivkategorien werden nachfolgend noch einige interessante Aspekte beschrieben und die einzelnen Motive in Kategorien gebündelt dargestellt. Dadurch können Unterschiede hinsichtlich der Kongruenz der Einzelmotive, die die übergeordneten Motivkategorien ergeben, beleuchtet werden.

In Abbildung 26 sind die in der Untersuchung erörterten moralischen Motive dargestellt. Dabei ist interessant, dass alle von ihnen von mindestens sechs von zehn Unternehmen als wesentliche Einflussfaktoren für das Eingehen von intersektorale Kooperationen angegeben. Die einzelnen moralischen Motive weisen eine recht ähnliche Verteilung in Bezug auf Zustimmung und Ablehnung auf – sämtliche moralischen Motive sind für deutlich über die Hälfte der Unternehmen wesentlich für das Eingehen von intersektoralen Kooperationen. Die eigene Überzeugung sticht dabei noch heraus und erhält die höchste Zustimmung aller abgefragten

76 Motive aus den drei Kategorien. Für acht von zehn Unternehmen ist die die eigene Überzeugung ein wesentlicher Faktor, intersektorale Kooperationen zu bilden.

Moralische Motive

Eigene Überzeugung 79% 9% 12%

Nachhaltigkeit für zukünftige Generationen 65% 11% 24%

Verantwortung gegenüber Gesellschaft 64% 15% 21%

Gutes tun 63% 16% 21%

Unternehmenskultur 62% 13% 25%

Moralische Verpflichtung 61% 13% 26%

0% 50% 100% trifft (eher) zu teils teils trifft (eher) nicht zu

Abbildung 26: Moralische Motive (n=287 gewichtet)

Anders verhält es sich bei den relationalen Motiven, welche in Abbildung 27 visualisiert werden. Die einzelnen Motive dieser Kategorie zeigen eine hohe Bandbreite unterschiedlicher Zustimmung und Ablehnung auf: Zwei Drittel der Unternehmen gehen intersektorale Kooperationen ein, um zur Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens beizutragen, während für nur knapp 30 Prozent der Wunsch der Gesellschaft dafür ausschlaggebend ist. Auch in Bezug auf die tendenzielle Ablehnung der befragten hinsichtlich der einzelnen relationalen Motive zeigt sich ein ähnliches Bild, wobei hier die langfristige Sicherung des Standorts von den meisten Unternehmen, etwa der Hälfte, tendenziell eher abgelehnt wird.

Relationale Motive

Verbesserung des gesellschaftl. Zusammenlebens 66% 11% 23%

Verbesserung der Beziehung zu Stakeholdern 54% 20% 26%

Erhöhte gesellschaftl. Akzeptanz 49% 17% 34%

Langfristige Sicherung des Standorts 33% 15% 53%

Wunsch der Gesellschaft 28% 23% 49%

0% 50% 100% trifft (eher) zu teils teils trifft (eher) nicht zu

Abbildung 27: Relationale Motive (n=287 gewichtet)

77 In Bezug auf die instrumentellen Motive zeigt sich, wie in Abbildung 28 zu sehen ist, wiederum ein anderes Bild hinsichtlich der Kongruenz der Einzelmotive. Hier werden Image und positive Berichterstattung, Investition in die Zukunft, Vorreiterrolle und Win-Win Situation von etwa der Hälfte der Unternehmen als wesentliche Gründe für das Eingehen von intersektoralen Kooperationen angegeben, während Wettbewerbsvorteil mit 21 Prozent und Risikoabsicherung mit lediglich 14 Prozent deutlich ausscheren. Diese beiden Motive weisen auch die höchste Ablehnung unter allen untersuchten 18 Einzelmotiven auf, wobei etwa drei Viertel der Unternehmen angeben, dass Risikoabsicherung kein Grund dafür ist, intersektorale Kooperationen einzugehen.

Instrumentelle Motive

Image, Berichterstattung 56% 16% 28%

Investition in die Zukunft 52% 13% 35%

Vorreiterrolle 51% 12% 36%

Win-Win 49% 18% 33%

KundInnengewinnung 41% 14% 45%

Wettbewerbsvorteil 21% 20% 59%

Risikoabsicherung 14% 12% 74%

0% 50% 100% trifft (eher) zu teils teils trifft (eher) nicht zu

Abbildung 28: Instrumentelle Motive (n=287 gewichtet)

78 6 Diskussion der Ergebnisse

In Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfrage bietet Kapitel 5 aufgrund des deskriptiven Charakters bereits konkrete Ergebnisse aufgeteilt nach Handlungsfeldern, Kooperationsformen und Motiven. In diesem Kapitel werden daher die Resultate in Bezug zueinander gesetzt und beleuchtet, indem sie sowohl interpretiert, als auch in Bezug zur Literatur gesetzt werden. Zu diesem Zwecke fasst Kapitel 6.1 zentrale Befunde der Studie zusammen, um danach in Kapitel 6.2 Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen abzuleiten in Bezug auf Praxisanwendungen und das Potential intersektoraler Kooperationen.

6.1 Zentrale Befunde Die Darstellung der Ergebnisse in Kapitel 5 zeigt, dass intersektorale Kooperationen zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor in Österreich ein weit verbreitetes Phänomen sind – knapp drei Viertel der Unternehmen sind in den letzten fünf Jahren mindestens eine intersektorale Kooperation eingegangen, mehr als 60 Prozent sogar mehr als zwei Kooperationen (vgl. Abbildung 16).

In Bezug auf das Rollenverständnis von privatwirtschaftlichen Unternehmen in Hinblick auf Organisationen des Dritten Sektors zeigt sich, dass sich im angewandten Modell nach Dresewski und Koch (2011) insgesamt mehr Ablehnung als Zustimmung abzeichnet (vgl. Abbildung 18). Am ehesten werden Organisationen als Geschäftspartner wahrgenommen; etwa vier von zehn Unternehmen stimmen diesem Rollenverständnis zu, während es von ebenso etwa vier von zehn Unternehmen tendenziell abgelehnt wird. Ungefähr ein Viertel der Unternehmen sieht Organisationen des Dritten Sektors als Verbündete, Partner bzw. Mitstreiter, wobei über die Hälfte der Unternehmen dem nicht zustimmen. Die wenigsten Unternehmen sehen Organisationen des Dritten Sektors in der Rolle von Mitbewerbern oder gar Gegnern – acht von zehn Unternehmen lehnen dieses Rollenverständnis ab.

Die spezifischen Ausprägungen der Zusammenarbeit, die in dieser Studie in Hinblick auf die Forschungsfrage vorrangig untersucht werden, weisen ein breites Spektrum auf: Es gibt Handlungsfelder des Dritten Sektors und Kooperationsformen mit denen bereits etliche intersektorale Kooperationen realisiert werden, wohingegen andere weniger Verbreitung finden. Die Motive, die intersektorale Kooperationen bedingen, erfahren unterschiedlich hohe Zustimmung bzw. Ablehnung. Besonders interessant ist der Aspekt, dass es für eine weitaus größere Anzahl von Unternehmen bei allen Handlungsfeldern und Kooperationsformen

79 grundsätzlich vorstellbar ist, intersektorale Kooperationen einzugehen, als bereits umgesetzt werden.

Insgesamt zeigt sich also, dass der Großteil der privatwirtschaftlichen Unternehmen intersektorale Kooperationen bereits eingeht. In Hinblick auf die Literatur handelt es sich bei intersektoralen Kooperationen um ein sehr breit gefächertes Feld an Kooperationsformen und Handlungsfeldern. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass privatwirtschaftliche Unternehmen den verschiedenen Ausprägungen intersektoraler Kooperation unterschiedlich begegnen und sich Tendenzen ablesen lassen können.

Wie bereits an anderer Stellen erwähnt, lautet die für diese Studie handlungsleitende Frage:

Mit welchen Handlungsfeldern des Dritten Sektors und in welchen Formen arbeiten österreichische privatwirtschaftliche Unternehmen in Rahmen intersektoraler Kooperationen mit Organisationen des Dritten Sektors zusammen und welche Motive stehen dahinter?

Grundsätzlich ist festzustellen, dass intersektorale Kooperationen mit allen Handlungsfeldern des Dritten Sektors und in allen untersuchten Formen eingegangen werden, wobei sich eine sehr unterschiedliche Verteilung zwischen den einzelnen Befunden zeigt. Eine Übersicht der Ergebnisse bereits realisierter intersektoraler Kooperationen zu Handlungsfeld, Zielgruppe und Kooperationsform wird in den nachfolgenden beiden Tabellen veranschaulicht.

Tabelle 10 bezieht sich auf die Summe der bereits realisierten intersektoralen Kooperationen der letzten fünf Jahre und kann wie folgt gelesen werden: Von allen umgesetzten Kooperationen betreffen 15 Prozent das Handlungsfeld Sport und Freizeit und 5 Prozent Forschung.

Zusammengefasst zeigt sich so beispielsweise, dass mehr als die Hälfte der realisierten intersektoralen Kooperationen zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor (1) in den Handlungsfeldern Sport und Freizeit, Sozialwesen, Kunst und Kultur, Umweltschutz, berufliche Integration und Weiterbildung, sowie lokale Entwicklung umgesetzt werden, (2) die Zielgruppen Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderung, Familie, Gesundheit bzw. Krankheit sowie ältere Menschen betreffen und (3) durch Geldspenden, Sponsoring sowie kostenlose bzw. kostengünstige Dienst- und Sachleistungen realisiert werden.

Die verschiedenen Handlungsfelder haben eine maximale Spannweite von 13 Prozentpunkten, die Zielgruppen von zehn und die Kooperationsformen von 15 Prozentpunkten. Es liegt diesbezüglich also ein ähnliches Muster vor mit einem relativ konstanten Anstieg vom niedrigsten zum höchsten Wert. Lediglich die Kooperationsformen Geldspenden und 80 Sponsoring stechen dabei etwas heraus und liegen mit je 16 Prozent ex aequo an erster Stelle mit einem Abstand von sieben Prozentpunkten zur nächstgereihten Kooperationsform.

Tabelle 10: Übersicht über die Anteile der einzelnen Handlungsfelder, Zielgruppen und Kooperationsformen an der Summe der bereits realisierten intersektoralen Kooperationen

Handlungsfeld % Zielgruppe % Kooperationsform % Sport & Freizeit 15 Kinder & Jugendliche 13 Geldspenden 16 Sozialwesen 11 Behinderung 12 Sponsoring 16 Kostenlose / kostengünstige Kunst & Kultur 10 Familie 11 9 Dienstleistungen Kostenlose / kostengünstige Umweltschutz 9 Gesundheit / Krankheit 9 9 Sachleistungen Berufliche Integration und Geschäftliche 7 Ältere 9 7 Weiterbildung Partnerschaften Zurverfügungstellung von Lokale Entwicklung 7 Migration 8 7 Räumen, Geräten, etc. Wirtschafts-, Berufsverbände 7 Beruf & Reintegration 8 Vermittlung von Kontakten 7 und Gewerkschaften Gemeinwesen und ehrenamtliches Engagement Erwachsenenbildung 6 7 5 Sozialraum der MA in deren Freizeit Freistellung der MA in der Forschung 5 Gender & Diversity 6 4 Arbeitszeit Bereitstellung zusätzlicher Internationale Aktivitäten 5 Sucht 4 4 Beschäftigungsmöglichkeiten Katastrophenschutz und - 4 Psychosozialer Bereich 4 Beratung, Schulung 4 hilfe Tierschutz 4 Obdachlosigkeit 4 Lobbying 4 Gemeinsame Politische Organisationen 3 Materielle Sicherung 3 Engagementeinsätze mit der 3 Belegschaft Straffälligkeit & Entsenden von Alten- und Pflegeheime 3 3 3 Resozialisierung Führungskräften in Vorstände Religionsgemeinschaften 2 Fundraising 1 Psychische Gesundheit und 2 Vergabe von Förderpreisen 1 Krisenintervention Einrichtung von Stiftungen 1 und Fonds ∑ 100 ∑ 100 ∑ 100

Tabelle 11 gibt Aufschluss über den Anteil von Unternehmen, die in den letzten fünf Jahren intersektorale Kooperationen eingegangen sind und ist folgendermaßen zu lesen: 27 Prozent aller Unternehmen schließen Kooperationen mit dem Handlungsfeld Umweltschutz oder 13 Prozent der Unternehmen setzen intersektorale Kooperationen durch die Bereitstellung zusätzlicher Beschäftigungsmaßnahmen um.

Im Vergleich zu Tabelle 10 zeigt sich hier eine sehr hohe Spannweite zwischen den einzelnen Ergebnissen. Nur fünf Prozent der Unternehmen gehen eine intersektorale Kooperation mit dem Handlungsfeld psychische Gesundheit und Krisenintervention ein, während es bei Sport und Freizeit 44 Prozent sind – es ergibt sich so eine Spannweite von 39 Prozentpunkten. Bei den Kooperationsformen ist sie mit 49 Prozentpunkten Abstand zwischen der Einrichtung von

81 Stiftungen und Fonds und Geldspenden noch deutlich ausgeprägter. Dagegen zeigt sich bei den Zielgruppen eine Spannweite von 24 Prozent zwischen Straffälligkeit und Resozialisierung sowie Kinder und Jugendliche.

Tabelle 11: Übersicht über die Prozent von Unternehmen, die in den einzelnen Handlungsfeldern, Zielgruppen und Formen intersektorale Kooperationen umsetzen

Handlungsfeld % Zielgruppe % Kooperationsform % Sport & Freizeit 44 Kinder & Jugendliche 31 Geldspenden 52 Sozialwesen 35 Behinderung 28 Sponsoring 51 Kunst & Kultur 31 Familie 26 Kostenlose / kostengünstige 28 Dienstleistungen Umweltschutz 27 Gesundheit / Krankheit 21 Kostenlose / kostengünstige 27 Sachleistungen Berufliche Integration und 21 Ältere 21 Geschäftliche 23 Weiterbildung Partnerschaften Lokale Entwicklung 21 Migration 20 Zurverfügungstellung von 22 Räumen, Geräten, etc. Wirtschafts-, Berufsverbände 20 Beruf & Reintegration 19 Vermittlung von Kontakten 22 und Gewerkschaften Erwachsenenbildung 18 Gemeinwesen und 16 ehrenamtliches Engagement 17 Sozialraum der MA in deren Freizeit Forschung 16 Gender & Diversity 13 Freistellung der MA in der 14 Arbeitszeit Internationale Aktivitäten 14 Sucht 10 Bereitstellung zusätzlicher 13 Beschäftigungsmöglichkeiten Katastrophenschutz und - 13 Psychosozialer Bereich 10 Beratung, Schulung 12 hilfe Tierschutz 12 Obdachlosigkeit 9 Lobbying 12 Politische Organisationen 10 Materielle Sicherung 8 Gemeinsame 10 Engagementeinsätze mit der Belegschaft Alten- und Pflegeheime 8 Straffälligkeit & 7 Entsenden von 8 Resozialisierung Führungskräften in Vorstände Religionsgemeinschaften 7 Fundraising 4

Psychische Gesundheit und 5 Vergabe von Förderpreisen 3 Krisenintervention Einrichtung von Stiftungen 2 und Fonds

Naturgemäß sind die Ursachen und Hintergründe für diese unterschiedlichen Ergebnisse von großem Interesse, werden aber in dieser Studie nicht explizit erörtert. Es lassen sich daraus aber Schlussfolgerungen ziehen, die jedoch einer empirischen Untersuchung bedürfen. Eine naheliegende Vermutung ist, dass sich die geringe Anzahl von Umsetzungen bei den Kooperationsformen Vergabe von Förderpreisen und der Einrichtung von Stiftungen und Fonds dadurch erklären lassen, dass für diese Kooperationsformen eher große Unternehmen infrage kommen, da dazu größere Kapitalressourcen nötig sind, und sich der Großteil der österreichischen Unternehmen dabei aus Kleinunternehmen zusammensetzt. Dass die meisten Unternehmen intersektorale Kooperationen mit Organisationen eingehen, die sich mit der Zielgruppe Kinder und Jugendliche befassen, ist wenig verwunderlich, da auch bei

82 Untersuchungen zum Spendenverhalten diese Zielgruppe an erster Stelle kommt (vgl. Fundraising Verband Austria 2017: 13).

Naturgemäß ist nicht nur ein Motiv für das Eingehen intersektoraler Kooperationen ursächlich verantwortlich, sondern die Verbindung verschiedener Gründe. In dieser Studie wurden insgesamt 18 verschiedene Einzelmotive den drei Kategorien moralische, relationale und instrumentelle Motive zugeordnet. Die drei Einzelmotive mit der höchsten Zustimmung sind dabei die eigene Überzeugung, Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens und Nachhaltigkeit für zukünftige Generationen. Die von Aguilera et al. (2007: 842) und Lohmeyer (2017: 48f) postulierte Ansicht, dass bei Vorliegen moralischer Motive, ökonomische Aspekte in den Hintergrund treten, kann in Hinblick auf die Resultate dieser Studie bestätigt werden. Es zeigt sich nämlich, dass moralische Motive klar an erster Stelle vor relationalen und instrumentellen Motiven liegen.

Bei Betrachtung der einzelnen moralischen Motive herrscht eine durchgängig hohe Zustimmung vonseiten der Unternehmen, wobei die eigene Überzeugung dabei für acht von zehn Unternehmen als wesentlich angegeben wird. Die Entscheidung intersektorale Kooperationen einzugehen hängt infolgedessen maßgeblich mit der dafür entscheidungsbefugten Person eines Unternehmens zusammen. In Bezug auf die einzelnen relationalen Motive zeigt sich, dass diese sehr unterschiedlich bewertet werden: Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens und die Verbesserung der Beziehung zu Stakeholdern werden am häufigsten genannt, während die Motive Wunsch der Gesellschaft und langfristige Sicherung des Standorts die höchste Ablehnung innerhalb der Kategorie erhalten. In Bezug auf die instrumentellen Gründe lässt sich feststellen, dass diese teilweise hohe Zustimmung erhalten – so stimmt etwa jedes zweite Unternehmen zu, dass die Motive Image und positive Berichterstattung, Investition in die Zukunft, Vorreiterrolle und Herstellen einer Win-Win Situation ausschlaggebend für das Eingehen von intersektoralen Kooperationen sind. Dagegen sehen nur wenige die Ursachen dafür in Risikoabsicherung und Wettbewerbsvorteil.

6.2 Folgerungen 6.2.1 Praxisanwendungen für den Dritten Sektor Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine große Bereitschaft vonseiten privatwirtschaftlicher Unternehmen besteht intersektorale Kooperationen mit dem Dritten Sektor einzugehen. Acht von zehn Unternehmen waren in den vergangen fünf Jahren im großen Feld intersektoraler Kooperationen bereits aktiv. Mit sämtlichen Handlungsfeldern und

83 Zielgruppen werden weniger Kooperationen umgesetzt, als für privatwirtschaftliche Unternehmen insgesamt vorstellbar sind.

Für Organisationen des Dritten Sektors zeigen die Ergebnisse, dass grundsätzlich alle von ihnen für intersektorale Kooperationen infrage kommen können – egal in welchem Handlungsfeld und mit welcher Zielgruppe sie sich beschäftigen. Es zeigt sich jedoch, dass in manchen Themenbereichen mehr Umsetzungen erfolgen als in anderen – es diesbezüglich somit Unterschiede gibt. Meist widmen sich Organisationen nicht nur einem Handlungsfeld bzw. einer Zielgruppe - gerade im Bereich des Dritten Sektors existieren viele Hybridformen.

Eine mögliche interpretative Schlussfolgerung – die zusätzlicher wissenschaftlicher Überprüfung bedarf – ist, dass aus den Ergebnissen eine mögliche Strategie für die Suche nach privatwirtschaftlichen Kooperationspartnern abgeleitet werden kann. Hierbei rückt die Schwerpunktsetzung in Hinblick auf die Kommunikation in den Mittelpunkt. Anhand Tabelle 11 kann dies am Beispiel einer Organisation, die mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen arbeitet, wie folgt veranschaulicht werden: Aufgrund der hohen Affinität von privatwirtschaftlichen Unternehmen die Zielgruppe Kinder und Jugendliche zu unterstützen und eher wenigen bereits realisierten Kooperationen im Handlungsfeld psychische Gesundheit und Krisenintervention, ergibt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit Kooperationspartner aus der Privatwirtschaft zu finden, wenn die Organisation in der Kommunikation das Thema Kinder und Jugendliche stärker betont. Ein Fußballverein für Flüchtlinge sollte diesem Schema folgend, bei der Suche nach intersektoralen Kooperationspartnern, den Fokus auf das Handlungsfeld Sport und Freizeit und weniger auf die Zielgruppe Migration legen. Der Grund hierfür ist, dass beinahe jedes zweite Unternehmen bereits intersektorale Kooperationen im Handlungsfeld Sport und Freizeit realisiert hat, bei der Zielgruppe Migration jedoch nur ein Fünftel der Unternehmen.

In Bezug auf die Kooperationsformen zeigt sich, dass Spenden und Sponsoring die am weitest verbreiteten Maßnahmen intersektoraler Kooperation sind. Ist eine Organisation des Dritten Sektors also auf der Suche nach einer dieser beiden Kooperationsformen, so ist theoretisch – ohne auf die komplexeren Zusammenhänge einzugehen – jedes zweite privatwirtschaftliche Unternehmen dafür zu gewinnen. Bringt man dazu die Erkenntnis, dass vor allem moralische Motive, und hier besonders die eigene Meinung, ausschlaggebend sind für das Eingehen von intersektoralen Kooperationen, so kann es für Organisationen des Dritten Sektors beispielsweise durchaus Sinn machen, scheinbar willkürlich auf Unternehmen zuzugehen, um nach potentiellen Kooperationspartner für diese Kooperationsformen zu suchen. Geht es aber

84 um andere Maßnahmen, wie etwa eine Zurverfügungstellung von Räumlichkeiten, Gerätschaften, etc., dann sind andere Strategien und Kommunikationswege zielführender.

6.2.2 Potential intersektoraler Kooperationen Ein besonders interessanter Aspekt der Ergebnisse dieser Studie ist, dass es für eine beachtlich höhere Anzahl an Unternehmen vorstellbar bzw. möglich wäre, intersektorale Kooperationen einzugehen, als tatsächlich in den vergangenen fünf Jahren realisiert wurden. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, wird in dieser Untersuchung davon ausgegangen, dass eine bereits realisiserte Kooperation darauf schließen lässt, dass Kooperationen in diesen Handlungsfeldern, mit diesen Zielgruppen und in diesen Formen grundsätzlich vorstellbar sind.

Geht man nun einen Schritt weiter und fasst bereits realisierte und mögliche Kooperationen zusammen, dann ergibt sich daraus der Anteil, für wieviele Unternehmen Kooperationen im jeweiligen Bereich insgesamt vorstellbar wären – demzufolge ein grundsätzliches Potential für intersektorale Kooperationen. Betont werden muss hinsichtlich dieser Interpretation jedoch, dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass jedes Unternehmen, für das eine Kooperation vorstellbar ist, auch tatsächlich eine Kooperation realisiseren würde. Der Ausdruck Potential trägt diese Undeterminiertheit jedoch bereits in sich und ist in diesem Sinne zu verstehen.

Abbildung 20, Abbildung 22 und Abbildung 24 geben über dieses mögliche Potential Aufschluss: Es lässt sich als Summe von hell- und dunkelblauen Balken ablesen. Die hellblauen Balken alleine stehen in diesem Zusammenhang für den Anteil der (noch) nicht realisierten Kooperationen, also das nicht ausgeschöpfte Potential während die dunkelblauen für das ausgeschöpfte Potential stehen. In diesem Sinne lassen sich die drei nachfolgenden Formeln bilden:

= + ö

𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺 ö 𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑖𝑖𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠 𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾= 𝑚𝑚 𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔ℎ𝑒𝑒 𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾

𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎 ℎ 𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝ö 𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃 𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟= ö 𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟𝑟 𝐾𝐾 𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾

Dieser Intepretation𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛ℎ𝑡𝑡 𝑎𝑎 𝑎𝑎folgend𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎ℎ 𝑝𝑝ergibt𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝 𝑃𝑃sich,𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃 dass 𝑚𝑚in 𝑔𝑔Bereichen𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔ℎ𝑒𝑒 𝐾𝐾𝐾𝐾 𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜mit einem hohen nicht ausgeschöpften Potential etliche Unternehmen existieren, die im jeweiligen Bereich noch keine Kooperationen haben, es sich aber grundsätzlich vorstellen können.

Betrachtet man nun die Befunde der Untersuchung durch diese Brille, lassen sich etliche Schlussfolgerungen ziehen. Nachfolgend wird exemplarisch auf einige interessante Aspekte in Hinblick auf dieses Potential intersektoraler Kooperationen eingegangen:

85 Sowohl für Handlungsfelder als auch Zielgruppen und Kooperationsformen fällt das Gesamtpotential deutlich höher als der Anteil der bereits realisierten Kooperationen aus. Daraus lässt sich schließen, dass in sämtlichen Bereichen deutlich mehr Unternehmen bereit wären, intersektorale Kooperationen zu schließen, als derzeit tatsächlich realisisert werden. Erwähnenswert ist, dass auch Handlungsfelder und Zielgruppen mit denen vergleichsweise wenige Kooperationen bereits umgesetzt werden, auf ein deutlich höher ausfallendes Gesamtpotential kommen. Außerdem ändert sich die Reihung der einzelnen Ausprägungen intersektoraler Kooperation bei Handlungsfeldern, Zielgruppen und Kooperationsformen; besonders interessant ist dieser Gesichtspunkt bei den Kooperationsformen: Spenden und Sponsoring werden zwar am häufigsten realisiert, betrachtet man jedoch die Reihung hinsichtlich des Gesamtpotentials, so zeigt sich, dass Spenden auf Platz vier rücken und sich geschäftliche Partnerschaften sowie Vermittlung von Kontakten auf die Ränge zwei und drei verschieben. Eine mögliche Interpretation hierfür ist, in Bezugnahme auf Austins (2000a) Collaboration Continuum, dass sich intersektorale Kooperationen tendenziell vermehrt in Richtung transaktionale Stufe bewegen (vgl. Kapitel 3.2.1). Interessant hinsichtlich Spenden und Sponsoring ist außerdem, dass diese beiden Maßnahmen zwar insgesamt ein hohes Potential haben, das sich allerdings, anders als bei den meisten anderen Formen, aus einem vergleichsweise hohen Anteil bereits realisierter Kooperationen und einem geringen Anteil vorstellbarer Kooperationen zusammensetzt. Daraus kann abgeleitet werden, dass es hier relativ wenig Potential gibt, Unternehmen, die in diesen Bereichen noch nicht aktiv sind, dafür zu gewinnen. Im Gegensatz dazu ist bei allen anderen Kooperationsformen zu beobachten, dass der Anteil der bereits realisierten Maßnahmen bedeutend geringer ist, als jener der vorstellbaren Maßnahmen – das nicht ausgeschöpfte Potential ist hier demnach bedeutend höher.

Zu erwähnen ist bei dieser Interpretation des Potentials intersektoraler Kooperationen, dass es naturgemäß unwahrscheinlich ist, dass das Gesamtpotential tatsächlich in Form von intersektoralen Kooperationen umgesetzt wird. Besonders interessant ist aber das Ergebnis, dass für eine große Anzahl an Unternhemen Kooperationen in sämtlichen Handlungsfeldern, mit sämtlichen Zielgruppen und in sämtlichen Formen grundsätzlich möglich und vorstellbar sind. Die Frage, die sich hieraus ergibt, ist, wie man Unternehmen, für die eine intersektorale Kooperation im entsprechenden Bereich grundsätzlich vorstellbar ist, dafür aktivieren kann. Eine Chance liegt hierbei vermutlich in der Kommunikation sowie der Analyse der ausschlaggebenden Faktoren, Kooperationen einzugehen.

86 7 Schlussbetrachtungen

Die nachfolgenden Ausführungen bilden den Abschluss dieser Untersuchung. Dazu wird in Kapitel 7.1 in einem ersten Schritt die vorliegende Untersuchung zusammengefasst und die Herangehensweise zur Beantwortung der Forschungsfrage umrissen. Im Anschluss daran befasst sich Kapitel 7.2 mit einer kritischen Reflexion von Methode und Ergebnissen. Abschließend gibt Kapitel 7.3 einen Ausblick auf resultierende und mit dieser Studie in Zusammenhang stehende Fragestellungen für weiterführende Untersuchungen.

7.1 Resümee Die Literatur zeigt, dass intersektorale Kooperationen eine vielschichtige und komplexe Materie sind. In Hinblick auf die wissenschaftliche Untersuchung dieses Phänomens in Österreich gibt es wenige wissenschaftliche Arbeiten. Diese Studie versucht über vorhandene theoretische Konzepte zu intersektoralen Kooperationen, die vor allem aus dem angelsächsischen Sprachraum stammen, hin zu einer konkreten quantitativen Untersuchung der Umsetzung intersektoraler Kooperationen in Österreich, einen breiten Bogen zu spannen. In der Literatur manifestieren sich verschiedene Betrachtungswinkel, von denen aus intersektorale Kooperationen betrachtet werden können, die zum Teil auch kontroversiell sind. In dieser Untersuchung wird aufgrund des Erkenntnisinteresses einer deskriptiven Darstellung intersektoraler Kooperationen in Österreich der Weg gewählt, sich zuerst mit den beiden Akteuren Privatwirtschaft und drittem Sektor auseinanderzusetzen, um daran anschließend eine tiefergehende Analyse verschiedener Konzepte zur Annäherung an intersektorale Kooperationen vorzunehmen.

Um sich der Thematik intersektoraler Kooperationen zu nähern, findet im ersten Teil dieser Arbeit eine Auseinandersetzung mit den daran beteiligten Akteuren, also dem privatwirtschaftlichem und dem Dritten Sektor, statt. Damit ein umfassendes Bild erarbeitet werden kann, wird in einem ersten Schritt bei der Konstitution des Verständnisses von Sektoren angesetzt und darauf aufbauend der privatwirtschaftliche und der Dritte Sektor einer näheren Analyse unterzogen. Dabei stehen die jeweiligen Charakteristika im Vordergrund und werden in Bezug zu Österreich gesetzt.

Im zweiten Schritt wird das Phänomen der intersektoralen Zusammenarbeit von verschiedenen Perspektiven betrachtet. Angesetzt wird dabei bei der Typologisierung von Kooperationen hinsichtlich der verschiedenen Phasen, die sie durchlaufen können und der unterschiedlichen

87 Ressourcen und Kompetenzen, die diesbezüglich eingesetzt werden. Anschließend werden Mikro, Meso- und Makrofaktoren vorgestellt, die die Zunahme von intersektoralen Kooperationen begünstigen sowie die Etappen von Zusammenarbeit – Entstehung, Auswahl, Implementierung und Institutionalisierung – erörtert. Darauffolgend rücken Motive in den Blickwinkel, die ausschlaggebend für das Eingehen von intersektoralen Kooperationen sind und in moralische, relationale und instrumentale Motive gegliedert werden. Abschließend wird das Konzept des Collaborative Value Spectrum erörtert und damit der Fokus auf den Nutzen, der sich durch intersektorale Kooperationen für verschiedene Ebenen und Stakeholder ergeben kann, gelegt.

Aufbauend auf die Auseinandersetzung mit der Literatur wird das Forschungsdesign erarbeitet, anhand dessen die Datenerhebung und anschließende Auswertung durchgeführt wird. Bei der Darstellung der Ergebnisse stellt sich heraus, dass ein Großteil der Unternehmen intersektorale Kooperationen bereits umsetzt und sich die Kooperationen über alle Handlungsfelder des Dritten Sektors, sozialwirtschaftlichen Zielgruppen und Kooperationsformen verteilen. Die Verteilung ist dabei jedoch keineswegs gleichmäßig – es zeigen sich klare Unterschiede hinsichtlich der verschiedenen untersuchten Aspekte. In Bezug auf die Motive ergibt sich, dass die meisten Unternehmen moralische Gründe für das Eingehen von intersektoralen Kooperationen nennen.

Auf die Darstellung der Ergebnisse folgt ihre Diskussion, wobei dabei die zentralen Befunde interpretiert und in Bezug zur Literatur gesetzt werden. Außerdem wird versucht Praxisanwendungen für den Dritten Sektor aus den Resultaten abzuleiten und das Potential für intersektorale Kooperationen zu definieren.

7.2 Kritik am methodischen Vorgehen Mit 287 Unternehmen wird eine im Bezug zur Grundgesamtheit etwas zu kleine Stichprobe untersucht. Es ergibt sich daraus ein Stichprobenfehler von knapp 5,9 Prozent. Ideal wäre eine Anzahl von mindestens 400 Studienteilnehmenden, um einen Stichprobenfehler von fünf Prozent zu gewährleisten, um ein valides Ergebnis zu erhalten. Eine sehr geringe Rücklaufquote von nur etwa vier Prozent ist hierbei in Zusammenhang zu bringen. Die Rücklaufquote könnte durch folgende beiden Maßnahmen erhöht werden: Erstens mehr Zeit zur Beantwortung des Fragebogens zur Verfügung stellen, anstatt der knapp bemessenen knapp drei Wochen und zweitens einen günstigeren Zeitpunkt für die Befragung wählen, der nicht unmittelbar vor bzw. um Feiertage liegen sollte. Sinnvoll zur Steigerung der Rücklaufquote wären auch sogenannte E-Mail-Reminder.

88 Bezüglich des Erhebungsinstruments ist anzumerken, dass es sich dabei um keinen validierten Fragebogen handelt, sondern die einzelnen Items anhand der Quellenrecherche selbst erarbeitet werden. Die Antwortkategorien werden wenig verändert aus der Literatur übernommen, wodurch sich bei den Untersuchungsteilnehmenden mitunter Verständnisprobleme ergeben. Ein Pretest wird zwar durchgeführt, um dem entgegenzuwirken, garantiert aber auch keine absolute Sicherheit. Als Beispiel ist hierfür die Frage welche Rolle Organisationen des Dritten Sektors in Bezug auf die befragten Unternehmen einnehmen: Anstatt die einzelnen Rollenbilder direkt im Fragebogen anzuführen, wäre es zielführend, Items zu entwickeln, aus denen das jeweilige Rollenverständnis abgeleitet werden kann.

In Bezug auf die Antwortkategorien bereits realisiert, vorstellbar und nicht vorstellbar wäre sinnvoll eine Bezeichnung zu finden, die eindeutig einem ordinalen Datenniveau entspricht, da dies bei der gewählten Form nicht augenfällig klar ist. Ein ordinales Skalenniveau ist in Bezug auf die weiterführende Auswertung der Daten im Sinne der Inferenzstatistik hilfreich, da damit mehr Tests durchgeführt werden können, als mit nominalen Daten. Auch die Interpretation bezüglich des Potentials intersektoraler Kooperationen hängt mit diesen Antwortkategorien zusammen und ist diesbezüglich kritisch zu betrachten. Diese Studie geht von zwei Annahmen aus: Erstens lässt sich aus einer bereits realisierten Kooperation ableiten, dass Kooperationen mit dem jeweiligen Handlungsfeld, der Zielgruppe und der Kooperationsform grundsätzlich für das Unternehmen vorstellbar bzw. möglich sind. Zweitens kann aufgrund der Annahme, dass eine Kooperation grundsätzlich vorstellbar ist, nicht automatisch abgeleitet werden, dass sie auch realisiert wird. Bezüglich der Schlussfolgerungen, welche das Potential intersektoraler Kooperationen betreffen, sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich auf diese Aspekte hingewiesen.

7.3 Ausblick Diese Untersuchung leistet einen Beitrag zur Forschung hinsichtlich intersektoraler Kooperationen zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor, indem in einem ersten Schritt anhand einer systematischen Quellenaufarbeitung Spezifika herausgearbeitet werden, um intersektorale Kooperationen in einem zweiten Schritt quantifizierbar zu machen.

Die dabei erhobenen Daten haben einen sehr hohen Informationsgehalt, der im Rahmen dieser Studie nur zu einem geringen Teil ausgewertet werden kann und sich somit weiterführende Analysen anbieten. Wie die Ergebnisse zeigen, werden intersektorale Kooperationen in unterschiedlichen Bereichen und Formen umgesetzt. Die deskriptive Darstellung der Ergebnisse dieser Untersuchung können den Grundstein für eine tiefergreifende Analyse der

89 erhobenen Daten hinsichtlich einer inferenzstatistischen Auswertung bilden. Eine grundlegende Annahme in Hinblick auf die Ergebnisse ist, dass es Zusammenhänge zwischen den Merkmalen eines privatwirtschaftlichen Unternehmens, also dem Unternehmensprofil, und den eingegangenen intersektoralen Kooperationen gibt. Um Hypothesen ableiten zu können, wurden der für diese Forschungsarbeit wesentliche Untersuchungsgegenstand, seine Begrifflichkeiten und Konstrukte im Zuge einer theoretischen Auseinandersetzung in den Kapiteln 2 und 3 näher definiert und durch die Datenerhebung gewonnen. Demzufolge lassen sich in Bezug auf weiterführende Forschungsarbeiten folgende, in Tabelle 12 aufgelistete, ungerichtete Hypothesen (vgl. Raab-Steiner/Benesch 2015: 42) ableiten:

Tabelle 12: Hypothesen

H1 Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Branche eines privatwirtschaftlichen Unternehmens und… H2 Es gibt einen Zusammenhang zwischen der MitarbeiterInnenanzahl eines privatwirtschaftlichen Unternehmens und… H3 Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Rechtsform eines privatwirtschaftlichen Unternehmens und… H4 Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Gründungszeitraum eines privatwirtschaftlichen Unternehmens und… H5 Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem geografischen Absatzmarkt eines privatwirtschaftlichen Unternehmens und… H6 Es gibt einen Zusammenhang zwischen der KundInnenstruktur eines privatwirtschaftlichen Unternehmens und… H7 Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Herkunft der KundInnen eines privatwirtschaftlichen Unternehmens und… H8 Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Einwohneranzahl des Hauptsitzes eines privatwirtschaftlichen Unternehmens und… H9 Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Standorte eines privatwirtschaftlichen Unternehmens und… H10 Familienunternehmen unterscheiden sich von Nicht-Familienunternehmen hinsichtlich… H11 Transnationale Unternehmen unterscheiden sich von nicht-transnationalen Unternehmen hinsichtlich…

a … dem Handlungsfeld des Kooperationspartners b … der Zielgruppe des Kooperationspartners c … der gewählten Kooperationsform d … den Motiven für intersektorale Kooperationen e … der Anzahl der eingegangenen intersektoralen Kooperationen f … der Bedeutung des geografischen Wirkungsbereichs des Kooperationspartners g … ihrem Rollenverständnis von Organisationen des Dritten Sektors

Interessant ist demzufolge, einen tieferen Blick darauf zu werfen, ob und worin Zusammenhänge bzw. Unterschiede zwischen Unternehmensprofilen und intersektoralen

90 Kooperationen bestehen, um so u.a. weitere Rückschlüsse für die Praxis ableiten zu können. Möglich wäre außerdem Querverbindungen zur Literatur herzustellen, wie etwa die erhobenen Daten in Zusammenhang mit Austins (2000a) Collaboration Continuum zu bringen und die privatwirtschaftlichen Unternehmen dementsprechend den einzelnen Phasen der philanthropischen, transaktionalen, integrativen oder transformativen Kooperation zuzuordnen.

Darüber hinaus lassen sich aus dieser Studie andere weiterführende Themen und Fragestellungen für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung ableiten – sowohl für quantitative als auch qualitative Ansätze.

Es zeigt sich, dass intersektorale Kooperationen in deutlich mehr Bereichen vorstellbar sind, als tatsächlich umgesetzt werden. Es stellt sich hierbei die Frage, welche Schritte zwischen einer bloßen passiven Vorstellbarkeit und der aktiven Realisierung liegen - wo also Hemmschwellen bestehen bzw. worin die Attraktivität von intersektoralen Kooperationen liegt, die tatsächlich umgesetzt werden und welche Faktoren ausschlaggebend verantwortlich für das Eingehen von Kooperationen sind. Damit gehen diese Fragen in Richtung einer optimalen Ausnutzung des Potentials intersektoraler Kooperationen.

Ein Ergebnis dieser Studie ist, dass privatwirtschaftliche Unternehmen kein einheitliches Rollenverständnis vom Dritten Sektor haben. Das von Dresewski und Koch (2011) dargestellte Modell der vier grundsätzlichen Beziehungsoptionen (1) Partner, Mitstreiter, Verbündete, (2) Geschäftspartner, Kundenbeziehung, (3) Wettbewerber und (4) Gegner trifft in dieser Untersuchung auf mehr Ablehnung als Zustimmung. Interessant ist in diesem Zusammenhang, die Gründe dafür herauszufinden. Interessant erscheint auch ein Blick über den nationalen Tellerrand: Wie werden intersektorale Kooperationen in anderen Ländern umgesetzt? Hängen eventuelle Unterschiede mit dem politischen System bzw. der Ausprägung des Wohlfahrtsstaats zusammen?

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Thematik intersektoraler Kooperationen spannend bleibt und viele weitere Fragen diesbezüglich auf ihre Beantwortung warten. Für die Forschung geht es also weiter darum, Brücken zu bauen.

91

92 8 Verzeichnisse

8.1 Abkürzungen bzw. beziehungsweise B2B business to business B2C business to consumers ca. circa CC Corporate Citizenship CSR Corporate Social Responsibility EPU Ein-Personen-Unternehmen EU Europäische Union Eurostat Statistisches Amt der Europäischen Union GesmbH Gesellschaft mit beschränkten Haftung ISIC International Standard Industrial Classification KMU kleine und mittlere Unternehmen NACE Nomenclature Générale des Activités Économiques NGO non-governmental-organization NPO non-profit-organization OECD Organization for Economic Co-operation and Development ÖNACE Österreichische Nomenclature Générale des Activités Économiques PPP Public Private Partnerships Rev. Revision UN United Nations v.a. vor allem vgl. vergleiche VGR volkswirtschaftliche Gesamtrechnung WKO Wirtschaftskammer Österreich z.B. zum Beispiel

93 8.2 Literatur Aguilera, Ruth / Rupp, Deborah / Williams, Cynthia / Ganapathi, Jyoti (2007): Putting the S Back in Corporate Social Responsibility: A Multilevel Theory of Social Change in Organizations. In: The Academy of Management Review, 32/3/836–863 AL-Tabbaa, Omar (2014): Collaboration between nonprofit and business sectors: A framework to guide strategy development for nonprofit organizations. In: Voluntas: International Journal of Voluntary and Nonprofit Organizations, 25/3/657–678 Anheier, Helmut / Salamon, Lester (1992): In Search of the Nonprofit Sector I. Baltimore: The Johns Hopkins University Institute for Policy Studies Austin, James E. / Seitanidi, Maria May (2012a): Collaborative value creation: A review of partnering between nonprofits and businesses. Part 2: Partnership processes and outcomes. In: Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly, 41/6/929–968 Austin, James E. / Seitanidi, Mary May (2012b): Collaborative value creation: A review of partnering between nonprofits and businesses. Part 1: Value creation spectrum and collaboration stages. In: Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly, 41/5/726–758 Austin, James E. (2000a): Strategic collaboration between nonprofits and businesses. In: Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly, 29/1/69–97 Austin, James E. (2000b): The collaboration challenge: How nonprofits and businesses succeed through strategic alliances. New York: John Wiley & Sons Badelt, Christoph (2002): Handbuch der Nonprofit Organisationen. Strukturen und Management. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Bertelsmann Stiftung (2006): Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Detailauswertung. Dokumentation der Ergebnisse einer Unternehmensbefragung der Bertelsmann Stiftung. Gütersloh: Eigenverlag Blossfeld, Hans-Peter / Becker, Rolf (1989): Arbeitsmarktprozesse zwischen öffentlichem und privatwirtschaftlichem Sektor. In: Allmendinger, Jutta (Hrsg.): Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 22/2. Stuttgart: Kohlhammer, 233–247 BMWFW (2015a): Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich. Jahrgang 2015. Teil II. 191. Verordnung: Änderung der Unternehmensdemographieverordnung. Wien: Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft BMWFW (2015b): Wirtschaftsbericht 2015. Wien: Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

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99 8.3 Tabellen Tabelle 1: Phasen des Forschungsprozesses nach Raithel (2008: 27) mit entsprechenden Kapiteln dieser Arbeit ...... 14 Tabelle 2: Leistungs- und Strukturdaten 2015; Ergebnisse der Produktions- und Dienstleistungsbereiche ÖNACE 2008 B bis N und S95 (vgl. Statistik Austria 2017b: 58ff) ...... 19 Tabelle 3: Schwellenwerte für Beschäftigungsgrößenklassen (vgl. EU Kommission 2003) .. 20 Tabelle 4: Beschäftigungsgrößenklassen österreichischer Unternehmen im Jahr 2015 (Quelle: Statistik Austria 2017b: 12; 24f) ...... 21 Tabelle 5: Überblick über Klassifikation der ICNPO (vgl. Salamon/Anheier 1996; Heitzmann 2001) ...... 27 Tabelle 6: Beschäftigte im Dritten Sektor im Jahr 2013 (vgl. Leisch et al. 2016: 379) und Anzahl ehrenamtlicher MitarbeiterInnen im Jahr 2014 (vgl. Pennerstorfer et al. 2015: 29) ...... 29 Tabelle 7: Mögliche Ressourcen und Kompetenzen von intersektoralen Kooperationen (vgl. Dresewski/Koch 2011: 454) ...... 38 Tabelle 8: Motivkategorien und Motive (vgl. Lohmeyer 2017: 130) ...... 45 Tabelle 9: Collaborative Value Creation Spectrum (Eigene Darstellung in Anlehnung an Austin/Seitanidi 2012b: 745) ...... 49 Tabelle 10: Übersicht über die Anteile der einzelnen Handlungsfelder, Zielgruppen und Kooperationsformen an der Summe der bereits realisierten intersektoralen Kooperationen ...... 81 Tabelle 11: Übersicht über die Prozent von Unternehmen, die in den einzelnen Handlungsfeldern, Zielgruppen und Formen intersektorale Kooperationen umsetzen .. 82 Tabelle 12: Hypothesen ...... 90

100 8.4 Abbildungen Abbildung 1: Mögliche Konstellationen intersektoraler Kooperationen (eigene Darstellung nach Seitanidi/Crane 2009: 414) ...... 32 Abbildung 2: Grundsätzliche Beziehungsoptionen zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor (eigene Darstelltung nach Dresewski/Koch 2011: 452) ...... 34 Abbildung 3: Kooperationskontinuum (Quelle: Austin/Seitanidi 2012b: 736) ...... 35 Abbildung 4: Branchenzugehörigkeit der Stichprobe (n=287 ungewichtet) ...... 62 Abbildung 5: Beschäftigtenanzahl (n=287 ungewichtet) ...... 63 Abbildung 6: Rechtsform (n=283 ungewichtet) ...... 63 Abbildung 7: Familienunternehmen (n=284 ungewichtet) ...... 63 Abbildung 8: Zeitraum der Unternehmensgründung (n=287 ungewichtet) ...... 64 Abbildung 9: Hauptsitz der Unternehmen nach Bundesländern (n=287 ungewichtet) ...... 64 Abbildung 10: Anzahl der Standorte in Österreich (n=286 ungewichtet) ...... 64 Abbildung 11: Unternehmensstandorte im Ausland (n=282 ungewichtet) ...... 64 Abbildung 12: Unternehmen, die einem ausländischen Mutterkonzern angehören (n=287 ungewichtet) ...... 64 Abbildung 13: Einwohneranzahl am Hauptsitz des Unternehmens (n=286 ungewichtet) ...... 65 Abbildung 14: KundInnenstruktur (n=287 ungewichtet) ...... 65 Abbildung 15: Herkunft der KundInnen in Bezug zum Unternehmensstandort (n=286 ungewichtet) ...... 65 Abbildung 16: Anzahl umgesetzter intersektoralen Kooperationen innerhalb der letzten 5 Jahre (n=287 gewichtet) ...... 66 Abbildung 17: Relevanz des geografischen Wirkungsbereichs des Kooperationspartners in Bezug zum Unternehmensstandort (n=287 gewichtet) ...... 67 Abbildung 18: Rollenverständnis (n=277 gewichtet) ...... 68 Abbildung 19: Prozentueller Anteil bereits umgesetzter Kooperationen der letzten 5 Jahre nach Handlungsfeld des Dritten Sektors (n=287 gewichtet) ...... 68 Abbildung 20: Handlungsfelder der Kooperationspartner (n=287 gewichtet) ...... 70 Abbildung 21: Prozentueller Anteil bereits realisierter intersektoraler Kooperationen der letzten fünf Jahre nach Zielgruppen (n=283 gewichtet) ...... 71 Abbildung 22: Zielgruppen der Kooperationsparter (n=283 gewichtet) ...... 72 Abbildung 23: Prozentueller Anteil realisierter Kooperationsformen in den letzten 5 Jahren (n=287 gewichtet) ...... 73 Abbildung 24: Kooperationsformen intersektoraler Zusammenarbeit (n=287 gewichtet) ...... 74

101 Abbildung 25: Motive zusammengefasst (n=287 gewichtet) ...... 76 Abbildung 26: Moralische Motive (n=287 gewichtet) ...... 77 Abbildung 27: Relationale Motive (n=287 gewichtet) ...... 77 Abbildung 28: Instrumentelle Motive (n=287 gewichtet) ...... 78

102 Anhang

A Operationalisierungstabellen

Konstrukt Unternehmensprofil Merkmal Branche Größe Rechtsform Ausprägung Klassifizierung nach ÖNACE 1-9 AG 10-19 GmbH 20-49 Genossenschaft 50-249 Personengesellschaft 250 + Einzelunternehmen Verein Andere:

Konstrukt Unternehmensprofil Merkmal Familienunternehmen Gründungsjahr KundInnen Herkunft KundInnen Ausprägung • Ja • Vor 1945 • V.a. Privatpersonen • Unmittelbare • Nein • 1946 - 1999 • V.a. Firmen Umgebung • 2000 - 2009 • Beides • Bezirk • Nach 2009 gleichermaßen • Bundesland • Österreich • EU • Weltweit

Konstrukt Unternehmensprofil Merkmal Bundesland Einwohner Hauptsitz Standorte in Standorte Tochter eines Österreich außerhalb ausländischen Österreichs Konzerns Ausprägung • Burgenland • 1-5000 • 1 • Ja • Ja • Kärnten • 5.001 – 10.000 • 2 – 9 • Nein • Nein • Niederösterreich • 10.001 – 50.000 • 10 – 49 • Oberösterreich • 50.001 – 100.000 • 50 oder mehr • Salzburg • 100.001 – 1.000.000 • Steiermark • 1.000.000 und mehr • Tirol • Vorarlberg • Wien

103 Konstrukt Intersektorale Kooperationen allgemein Merkmal Beziehungsverständnis zu Organisationen Anzahl von Geografischer Wirkungsbereich des Dritten Sektors Kooperationen der Kooperationspartner Ausprägung • PartnerInnen / Verbündete • 0 • Unmittelbare Umgebung • Geschäftspartner / • 1 • Bezirk KundInnenbeziehung • 2 oder mehr • Bundesland • Wettbewerber • Österreich • Gegner • EU • Weltweit

Konstrukt Handlungsfelder des Dritten Sektors Merkmal Handlungsfeld Anspruchsgruppen der Sozialwirtschaft Ausprägung • Kunst und Kultur • Kinder und Jugendliche • Sport und Freizeit • Ältere Menschen • Erwachsenenbildung • Sucht • Forschung • Obdachlosigkeit • Alten- und Pflegeheime • Psychosozialer Bereich • Psychische Gesundheit und Krisenintervention • Familie • Sozialwesen • Beruf und Reintegration • Katastrophenschutz und Katastrophenhilfe • Materielle Sicherung • Umweltschutz • Migration • Tierschutz • Straffälligkeit und Resozialisierung • Lokale Entwicklung • Gemeinwesen und Sozialraum • Berufliche Integration und Weiterbildung • Gesundheit / Krankheit • Politische Organisationen • Menschen mit Behinderung • Internationale Aktivitäten • Gender und Diversity • Religionsgemeinschaften • Wirtschafts-, Berufsverbände und Gewerkschaften

104 Konstrukt Kooperationsformen, Entwicklungsstufen, Corporate Citizenship Mix Merkmal Finanzmittel Dienstleistungen, Zeit, Knowhow, Wissen Kontakte und Einfluss Produkte und Logistik Ausprägung • Geldspenden • Kostenlose oder • Unterstützung des • Vermittlung von • Sponsoring kostengünstige Engagements von Kontakten (z.B. zu • Zinslose Kredite Dienstleistungen MitarbeiterInnen in Lieferanten, Kunden, • Förderpreise • Kostenlose oder deren Freizeit etc.) • geschäftliche kostengünstige • Freistellung in der • Lobbying für Partnerschaften Bereitstellung von Arbeitszeit Organisationen des (Aufträge, Produkten und • Engagement-Einsätze Dritten Sektors Produktentwicklung) Sachleistungen von Teams oder der • Fundraising für die • Beteiligung an • Nutzung von gesamten Organisationen Bürgerstiftungen, Räumen, Gelände, Belegschaft Förderfonds, Geräten, • Entsenden von Spendenparlamente Werkstätten, Führungskräften in n Material, Vorstände von Werbeflächen, etc. gemeinnützigen • Bereitstellung Vereinen, etc. zusätzlicher • Beratung, Schulung, Praktikums-, Qualifizierung Beschäftigungs-, sozialer Qualifizierungsmöglic Organisationen, z.B. hkeiten z.B. für im Bereich PR, IT, benachteiligte Controlling, etc. Jugendliche

Konstrukt Motive der Privatwirtschaft für intersektorale Kooperationen Merkmal Instrumentelle Motive Relationale Motive Moralische Motive Ausprägung • Wettbewerbsvorteil • Verbesserung des • Nachhaltigkeit für zukünftige • Investition in die Zukunft gesellschaftlichen Generationen • Risikoabsicherung Zusammenlebens • Eigene Überzeugung • Win-Win-Situation • Verbesserung der Beziehung • Moralische Verpflichtung • Image, positive zu Stakeholdern • Unternehmenskultur Berichterstattung • Erhöhte gesellschaftliche • Verantwortung gegenüber • Vorreiterrolle Akzeptanz Gesellschaft • Kundengewinnung • Wunsch der Gesellschaft • Altruismus • Langfristige Sicherung des • Ethos Standortes

105

106 B Gewichtungstabelle

Branche (Schicht) Anteil in Anteil in Gewichtungsfak Anteil in Stichprobe (n in Grundgesamthe tor (wh) Stichprobe %) it (N in %) gewichtet (%) B - Bergbau 3,14 0,11 0,03 0,09 C - Herstellung von Waren 14,29 7,71 0,54 7,71 D - Energieversorgung 5,57 0,73 0,13 0,72 E - Wasserversorgung und 5,23 0,62 0,12 0,63 Abfallentsorgung F - Bau 7,67 10,52 1,37 10,50 G - Handel, Instandhaltung und 6,62 23,71 3,58 23,70 Reparatur von Kraftfahrzeugen H - Verkehr und Lagerei 4,18 4,28 1,02 4,26 I - Beherbergung und Gastronomie 8,71 14,40 1,65 14,37

J - Information und Kommunikation 15,68 5,64 0,36 5,64

K - Finanz- und Versicherungsleistungen 5,23 1,92 0,37 1,93

L - Grundstücks- und Wohnungswesen 4,53 5,45 1,20 5,44

M - Freiberufliche, wissenschaftliche und 7,67 19,90 2,60 19,93 technische Dienstleistungen

N - Sonstige wirtschaftliche 9,06 4,59 0,51 4,62 Dienstleistungen S95 - Reparatur von Gebrauchsgütern 2,44 0,43 0,18 0,44

Gesamt 100,00 100,00 100,00

107

108 C Fragebogen

109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119

120 D Über den Autor Florian Hadatsch, geboren am 25. Oktober 1985 in Tirol. Matura 2004 am Bischöflichen Gymnasium Paulinum in Schwaz. 2009 Bachelor of Arts in Bildungswissenschaften an der Universität Wien und Innsbruck. Diverse berufliche Erfahrungen in der Privatwirtschaft und im Sozialbereich. Längere Auslandsaufenthalte. Seit 2011 für die Stadt Wien, Amt für Jugend und Familie, tätig – derzeit im Krisenzentrum für männliche Jugendliche.

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