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Karin Wolfsbauer (Hrsg./Ed.)

HANS WOLFSBAUER-SCHÖNAU Gemälde und Grafi ken – Paintings and Drawings MEINEM VATER GEWIDMET DEDICATED TO MY FATHER

Karin Wolfsbauer, Wien

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© 2009 Springer-Verlag/Wien Printed in SpringerWienNewYork is a part of Springer Science + Business Media springer.at

Lektorat | Lectorship: Sabine Wiesmühler, Wien

Übersetzung | Translation: Andrea Lyman, Wien, Julie Draper-Duruz, Nizza

Fotos | Photographs: Archiv Wolfsbauer, Mark Wolf, West Palm Beach, Stephan Daum, Innsbruck, Etienne Strebel, Zuchwil

Covergestaltung | Cover Design: Mark Wolf, West Palm Beach

Umschlag | Cover Illustration: Hans Wolfsbauer-Schönau – „Salzburg“, 1998

Grafi sche Gestaltung | Graphic Design: Martin Völker, Wien

Druckk | Printed by: Holzhausen Druck & Medien GmbH, 1140 Wien

Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier – TCF | Printed on acid-free and chlorine-free bleached paper

SPIN: 12617562 Mit zahlreichen farbigen Abbildungen | With numerous fi gures in colour

*Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek* Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-211-98121-4 SpringerWienNewYork INHALTSVERZEICHNIS TABLE OF CONTENTS

Zitat von Zaha Hadid 6 Quote by Zaha Hadid

Widmung von Donald Kahn 7 Dedication by Donald Kahn

„Salzburg – Motiv und Szene“, Heinz Nußbaumer 8 „Salzburg – Themes and Scenery“, Heinz Nußbaumer 10

„Salzburg im Künstlerblick“, Karin Wolfsbauer 13 „Salzburg as seen through the eyes of an artist“, Karin Wolfsbauer 14

Biografi sches Vorwort, Karin Wolfsbauer 16 Biographical preface, Karin Wolfsbauer 27

SALZBURG 38

DIE SALZBURGER FESTSPIELE 132 THE SALZBURG FESTIVAL

DAS LAND SALZBURG UND SEINE MENSCHEN 160 THE REGION OF SALZBURG AND ITS PEOPLE

Nachweis der Gemälde und Grafi ken 204 List of paintings and drawings

Biografi en 206 Biographies

Dank 208 Acknowledgements 6

Die Malerei bot mir eine kritische Grundlage am Beginn meiner Karriere als Ausdrucksmittel, das Zaha Hadid Architects eine intensive Beschäftigung – sowo hl mit der Form als auch mit der Bewegung – gestattete und zu unserer radikalen Au ff assung in der Entwicklung einer neuen Sprache der Architek- tur führte.

Painting formed a critical part of my early career as the design tool that allowed Zaha Hadid Architects the intense experimentation in both form and movement that lead to our radical approach – developing a new language for architecture. Zaha Hadid 7

Vor hundert Jahren galt es, ein Kunstwerk zu schaff en, das vollendet und schön war. Heut- zutage ist Kunst von dem Wunsch geprägt zu schockieren, aufzurütteln oder die Grenzen zu überschreiten. Oder albern zu sein (man denke da nur an eingelegte Haie!). Und, nicht zu ver- gessen, kommerziellen Erfolg zu haben.

Aus der Sicht des „Konsumenten“ kommt die Vorliebe für solche Objekte (oder besser gesagt „Performances“) dem Vorsatz gleich, diese provokatorische Ironie zu teilen.

Welch eine Freude ist es, im Gegensatz dazu auf einen Maler wie Hans Wolfsbauer-Schönau zu treff en. Seine Werke haben nichts mit solch albernen Motiven gemein. Wie ich das beurteilen kann, hat er solche Motive nicht nur abgelehnt, sondern sie sind ihm nicht einmal in den Sinn gekommen.

Für mich spiegeln seine Werke eine absolute innere Überzeugung wider; die aufrichtige Intention, die Erfahrung des Betrachters zu bereichern. Mehr kann man sich nicht wünschen.

Es war mir eine große Freude, an der Verwirklichung dieses wunderschönen Kunstbuches, das sein Schaff en beleuchtet, teilzuhaben.

One hundred years ago, it might be said, the aspiration in art was to create an object of refi ne- ment and beauty. In our day, too much of it is merely the desire to ‘shock’ or ‘disturb’ or ‘transgress’. Or to be silly (pickled sharks indeed!). And by no means should I omit, to score commercially.

From the standpoint of the “customer”, the taste for such objects (or better, performances) must be an intention to be complicit in some provocative irony.

What a pleasure then, to encounter such a painter as Hans Wolfsbauer-Schönau. His work has nothing to do with these silly motives. If I am any judge, he did not so much reject such motives, as that they never even occurred to him.

What I see in his work is complete conviction, the sincerity of purpose that elevates the viewer’s experience. Nothing more can be asked.

Holding these opinions as I do, it has been a great pleasure to participate in this splendid memorial to his career. Donald Kahn 8 SALZBURG – MOTIV UND SZENE

Sie wird uns in den Bildern von Hans Wolfsbauer-Schönau durch dieses Buch begleiten: Salzburg, die Stadt, die ihre hymnischen Attribute mit der Gelassenheit einer schönen Frau trägt, die um die Unsterblichkeit ihres Mythos‘ weiß – ungeachtet aller Kosmetik und Kommerzialisierung, die ihre Reize verewigen und vermarkten sollen. Längst schon ist sie verklärt: zur „schönen“, zur „malerischen“, zur „einzigartigen“ Stadt. Zum „Deutschen Rom“ und „Rom des Nordens“. Zur „Bühne der Welt“ und „Stein gewordenen Musik“. Zur „Mozartstadt“ vor allem – und damit zur prägenden Metapher für das „Kulturland Österreich“. Auch zur viel besungenen „unüberbietbaren Symbiose von Landschaft, Architektur und Kultur“. Zum „Weltkulturerbe“ natürlich. Und zum „Herz vom Herzen Europas“.

Wie so manche schöne, selbstbewusste Frau war und ist sie von Schwärmern, Liebhabern und Schmeichlern um lagert, die ihrer Anmut und Einmaligkeit zahllose öff entliche Liebesbriefe gewidmet haben. „Salzburg war schon Mozart, bevor er noch geboren war. Er hat es nur erlauscht. Er hat es nur erklingen lassen“, hofi erte ihr der Dichter Hermann Bahr vor einem Jahrhundert. Und opferte der so Angebeteten auch gerne die Logik: „Es ist die geheimnisvollste Stadt auf deut- scher Erde, das schönste Denkmal unserer ewigen Sehnsucht nach Form ... Und wenn Mozart in Lüneburg geboren wäre, Salzburg bliebe doch die Mozartstadt.“ Bahrs Freund Hugo von Hofmannsthal, Mitbegründer der Salzburger Festspiele, erwählte sie 1920 sogar zum „Symbol der Versöhnung einer vom Krieg zerrissenen und entzweiten Generation“.

Die inszenierte Stadt

Salzburg, das große Gesamtkunstwerk. „Die ganze Stadt inszenieren“ war der Gründungsauftrag der Festspiele. Alles – Festung, Kirchen, Plätze, Gärten –, alles war nun Kulisse, Bühne, ästhetisch aufgeladenes Standbild. War Postkarten- motiv – einst von zugereisten Erzbischöfen und Architekten geschaff en; später von Künstlern, Sponsoren und Touris- musmanagern zum kulturellen Andachtsort von bleibender Schönheit stilisiert und verfestigt – um Jahr für Jahr von Millionen Besuchern bewundert und konsumiert zu werden. „Die Einheimischen waren dabei immer nur staunende Zaungäste“, schreibt der Kunsthistoriker Thomas Zaunschirm.

Auch Salzburgs Künstler? Ausgerechnet diese verzaubernde Stadt war und bleibt off enkundig ein schwieriger Boden für heimische Künstler, für malende jedenfalls. Warum? Vielleicht ist sie einfach zu schön, zu dominant, um der eigenen künstlerischen Kreativität den notwendigen Spielraum zu lassen. Vielleicht auch ist in ihren Mauern die Verlockung zu groß, sich dem Gängigen, der Stereotype unterzuordnen und im Gefälligen zu verharren – wie es von „fl iegenden Galerien“ an so vielen Ecken der Stadt den durchziehenden Touristenströmen angepriesen wird. Die Kunsthistorikerin Hemma Schulz über diese besondere Salzburger Bedrohung: „Im negativsten Fall werden nur noch ‚Selbstläufer‘ produziert.“

In Sorge um die Ikonografi e

Aber das ist, so scheint es, nur die eine Seite der Gefährdung, der sich die bildende Kunst Salzburgs immer wieder aus- gesetzt fühlt. Die andere, nicht weniger bedrängende ist das Wissen um die gerade in Salzburg immer latente Sorge, die Freiheit des Künstlers könnte die etablierte, recht statische Ikonografi e des Stadt-Bildes verletzen. Immer wieder ist von der Kulturkritik in diesem Kontext das „konventionell anmutende Verständnis der Bürger und ihrer Repräsen- tanten“, das „anachronistisch fi xierte Selbstbild“ und eine verengte Wahrnehmung moderner Kunst als „Störfaktor ei- ner vorwiegend kommerziell ausgerichteten Ästhetisierung Salzburgs“ beklagt worden. Was off enkundig eine lokale 9

Atmosphäre meint, in der Künstler im Blick auf die großen Motive – Festung, Kirchen, Paläste, Gärten – tunlichst die Grenzen der Verfremdung nicht überschreiten und der Kostbarkeit Salzburg keinen riskanten Traditionsbruch zumuten sollten, schon gar keine künstlerische Provokation.

Immer wieder haben sich diese Vorbehalte innerstädtisch aufgeladen, wenn das Gewohnte missachtet wurde; immer von auswärtigen Künstlern übrigens – und nie aus der durchaus lebendigen lokalen Szene. Die weiß sehr genau – und oft leidvoll – um die heimischen Erwartungen an die Kunst, aber auch um die weit geöff nete Schere zwischen künstler ischen Ambitionen und kommerziellen Lebensnotwendigkeiten.

Wie viel Distanz – wie viel Nähe?

Die Folgen dieses schwierigen Umgangs der heimischen Kunstszene mit dem Endlos-Hymnus von der „verwunschenen, von Mozart geigen und Glockenspielklängen widerhallenden Bischofsstadt“ (so der Salzburger Kunstgeschichtler Niko- laus Schaff er) lassen sich im Rückblick recht durchgängig festmachen: Wer sich als Salzburger Maler nicht mit einer rein regionalen Bedeutung zufrieden geben konnte und wollte, der suchte seine künstlerischen Motive und Bewährungs- felder immer wieder anderswo: Hans Makart etwa in Wien, Rudolf Hradil in Italien, Herbert Breiter in der Toskana und in Griechenland, Wilhelm Kaufmann in Amerika und Afrika, Anton Steinhart in Frankreich und England, Johann Weyringer in Afrika, Amerika und Asien, Gottfried Salzmann in Frankreich …

Ohne aus den hier genannten – und vielen anderen – künstlerischen Lebenswegen gleich eine Theorie schmieden zu wollen, sei doch die Frage gestellt, ob sich nicht Künstler von außen im Umgang mit dieser Stadt und ihrem starken, oft als biedermeierlich kritisierten Bürgergeist leichter getan haben – und es noch immer tun. Ob sie ein wenig mutiger mit den so fest etablierten Stadtbildern umgehen konnten. Die These lautet: „Wer in der rückständigen, sich durch die Festspiele als Weltstadt düngenden Provinz den Erfolg suchte, musste auswärtige Kräfte mobilisieren.“ (Thomas Zaunschirm)

Der Maler und Architekt Hans Wolfsbauer-Schönau, dem dieses eindrucksvolle Werk gewidmet ist, hat dieses beschrie- bene Dilemma auf doppelte Weise menschlich glückhaft und künstlerisch imponierend bewältigt:

Menschlich glückhaft durch ein reizvolles biografi sches Wechselspiel von Distanz und Nähe. Salzburg – seine Heimatstadt – hat er aus dem berufl ich notwendigen Abstand als Wahl-Tiroler in unzähligen Annäherungen immer wieder neu ergrün- det und erobert – künstlerisch und menschlich. Nahe genug, um ihr Flair und ihre Poesie zu erspüren – und doch aus jener „kleinen Ferne“ zu ihr pilgernd, die ihm ersparte, von ihr ganz in Besitz und in die Pfl icht genommen zu werden.

Und künstlerisch imponierend, weil er aus der Sicherheit dieser Distanz und Nähe, aus der präzisen Kenntnis im Umgang mit Linien, Formen und Flächen und aus der Kraft seiner lebensfrohen Persönlichkeit zu einer ganz eigenen, erstaunlich kühnen und doch authentischen Bildsprache gefunden hat. Einer Sprache, die dem „Mythos Salzburg“ nichts von seiner zeitlosen Schönheit streitig gemacht hat; die ihm aber eine enorme Freiheit und Eigenständigkeit in Farbe und Form geschenkt hat.

So hat Hans Wolfsbauer-Schönau – fern von allen gewohnten Ansichten, Veduten und Panoramen – off enbar genau j enen magischen Punkt zwischen Außen- und Innenschau gefunden, der den hohen Ansprüchen dieser so schwie- rigen, einmaligen Stadt gerecht wird. Und der es ihm dennoch erlaubt hat, das geliebte Salzburg mit seinem eigenen Blick und seiner Kunst ganz neu zu entdecken. Heinz Nußbaumer 10 SALZBURG – THEMES AND SCENERY

Hans Wolfsbauer-Schönau’s paintings in this book refl ect one central theme: Salzburg, the city that welcomes admiration with the equanimity of a beautiful woman who is aware of her eternal appeal – regardless of cosmetics and attempts of commercialization that seek to eternalize and market her allure. Since early on in its history, Salzburg has been revered as a “beautiful”, “picturesque” and “unique” city. Glorifi ed as the “German Rome” and “Rome of the North”, the city was compared with a “stage for the world whose cobblestones resonate with music” - the “city of Mozart” and a metaphor for “Austria as the land of culture.” Further attributes include “unparalleled symbiosis of landscape, architecture and culture.” And of course a “World Heritage” site and the “heart of the heart of Europe.”

Much like a beautiful and confi dent woman, it has attracted countless enthusiasts, afi cionados and fl atterers who have publicly declared their love for this unique place. “Salzburg was Mozart before he was even born. He simply captured its sound, translating it into music,” praised poet Hermann Bahr a century ago, foregoing all logic with regard to the object of his admiration: “It is the most enigmatic city on Germanic territory, the most beautiful memorial that eternalizes our desire for form …. Even if Mozart had been born in Lüneburg, Salzburg would still be the city of Mozart”. Bahr’s friend Hugo von Hofmannsthal, co-founder of the Salzburg Festival, even called the city in 1920 a “symbol of the reconciliation of two generations torn apart by war.”

Mise-en-scène of the city

Salzburg is a comprehensive work of art. “To stage a mise-en-scène of the entire city“ was the founding objective of the Festival. Everything – the fortress, churches, squares, gardens, even the stage itself – became a setting and backdrop infused with aestheticism, as well as the central theme of postcards. Originally created by archbishops and architects who moved there, it was later proclaimed by artists, sponsors and tourism managers a cultural place of worship that refl ects an eternal beauty which still dazzles millions of visitors each year. “The locals have always been an audience merely observing the spectacle from afar,” writes art historian Thomas Zaunschirm.

Was it the same for the artist community in Salzburg? Especially this enchanting city has always been and still remains a diffi cult playground for local artists, especially for painters. Why is that? Perhaps it is too beautiful or too dominant to allow room for individual creativity. Maybe it is too tempting to submit oneself to stereotypes in an attempt to please as it is claimed by countless “Fliegende Galerien” (temporary art galleries in the historical center of Salzburg) that attempt to lure large crowds of tourists passing through. Art historian Hemma Schulz commented on the danger this poses for Salzburg’s art scene, “In the worst case this phenomenon will breed only art that sells.”

Concerns about iconography

However, this is only one part of the threat that fi ne art in Salzburg is faced with. The other, equally dangerous aspect is being aware of the latent worry that in Salzburg the freedom of the artist could interfere with the established, rather static iconography of the city’s image. Cultural critics bemoan the “conventional understanding of the bourgeoisie and its representatives,” the “anachronistically anchored self-image” and narrow view of modern art as an “interfering factor that seeks to aesthetisize Salzburg with a view to commercial success.” This statement obviously refers to a climate where the artist respects the limits of distortion with regard to major themes – the fortress, churches, palaces, gardens – without disrupting traditions or inciting provocation with art. 11

Similar concerns have surfaced repeatedly in the city whenever conventions were disregarded; incidentally, always by artists from somewhere else and never by the vibrant local scene that is painfully aware of local expectations toward art as well as of the confl cti between artistic ambitions and commercial necessities.

How near – how far?

The consequences of the delicate relationship between the local art scene and the romanticized ideal of the “enchan- ted city of bishops which echoes with the sound of violins playing Mozart and the melody of the glockenspiel” (accor- ding to the Salzburg-based art historian Nikolaus Schaff er) can well be explained in retrospect. The local painters who did not content themselves with regional recognition always looked for artistic themes and challenges further afi eld; for example, Hans Makart in Vienna, Rudolf Hradil in , Herbert Breiter in Tuscany and Greece, Wilhelm Kaufmann in the USA and Africa, Anton Steinhart in France and England, Johann Weyringer in Africa, America and Asia, Gottfried Salzmann in France …

Without presuming to craft a theory based on the artistic paths of the aforementioned luminaries, as well as others not cited here, the question arises whether it has perhaps always been easier for artists from somewhere else to face the city and its often criticized bourgeois Biedermeier mentality. Whether such artists are able to approach the established ideals of the city in a much bolder manner. The theory is as follows: “Those who sought to achieve success in this unpro- gressive province, which considers itself to be a cosmopolitan city on account of the Salzburg Festival, had to mobilize external resources” (Thomas Zaunschirm).

Painter and architect Hans Wolfsbauer-Schönau, to whom this impressive publication is dedicated, skillfully mastered this dilemma in two ways, which further attests to his artistic brilliance:

On a personal level, as a result of his intriguing biography, which was characterized by a dynamic interplay of distance and proximity. After moving to Tyrol, he continued to explore Salzburg – his hometown – on an artistic and personal level but with a certain degree of professional distance. He remained close enough to sense its fl air and poetry, yet having to go on a “short pilgrimage” to get there prevented him from being completely absorbed by it.

And in an artistically impressive way: the safety aff orded by distance and proximity, combined with his familiarity of lines, forms and surfaces, and rounded off by his buoyant personality, resulted in him being able to develop a very unique and surprisingly bold, yet authentic style. A style that did not compromise the eternal beauty of the “myth of Salzburg”, yet allowed an enormous freedom and individual choice in terms of colors and forms.

Reaching beyond conventional views, veduta and panoramas, Hans Wolfsbauer-Schönau apparently arrived at the magical formula between inspiration from the outside and introspection, which satisfi ed the high expectations of this diffi cult, yet unique city. This also allowed him to rediscover his beloved Salzburg through his own eyes and his art.

Heinz Nußbaumer HANS WOLFSBAUER-SCHÖNAU blickt über die Salzach Richtung Altstadt The artist is looking above the Salzach River in the direction of the Old Town SALZBURG IM KÜNSTLERBLICK 13

Die Grafi k ist in der bildenden Kunst die Kunst des Augenblicks. Jeder Strich vermittelt in seiner Spontanität und Ursprünglichkeit – mehr als in jedem Ölgemälde – die Handschrift des Künstlers. Wolfsbauer-Schönau ist in seinen „gezeichneten Bildern“ eine einzigartige Verbindung von Grafi k und Ölmalerei eingegangen. In der Architektur- und Ölgrafi k ist Hans Wolfsbauer-Schönau ein Monolith. Dieses Salzburg-Buch gibt Einblick in seine Meisterschaft.

Salzburg – das Herz vom Herzen Europas –, wie Hugo von Hofmannsthal die reiche mittelalterliche Stadt an der Salzach defi nierte. Salzburg, die Mozart- und Festspielstadt. Jenes Salzburg, das Musiker, Maler und Dichter über Jahrhunderte gleichwohl fasziniert wie inspiriert hat und täglich Menschen aus aller Welt anzieht. Viele kennen Salzburg, haben die Stadt mit eigenen Augen gesehen oder wenigstens Filme und Bilder davon. Sie alle haben sich „ein Bild von Salzburg“ gemacht.

Wolfsbauer-Schönau malte und zeichnete die Stadt Salzburg von frühester Jugend an durch sämtliche Schaff ens- perioden hindurch bis kurz vor seinem Tod im Juli 2005. Musik und Schauspiel waren dem Künstler immer wic htiges Thema. Die Salzburger Festspiele inspirierten ihn zu zahlreichen der Oper und dem Theater gewidmeten Werken. Vor dem „Mozartjahr“ 2006 entstand das Portrait „Idealer Mozart“ mit einem Mozart, der vergeistigt und abgeklärt in die Welt blickt.

Die lebenslange Entwicklung eines Künstlers an einem Objekt – hier Salzburg – zu beobachten und zu verfol- gen ist an und für sich eine faszinierende Aufgabe. Faszinierend ist dabei vor allem, die Stadt an der Salzach „im Künstlerblick“ von Hans Wolfsbauer-Schönau neu zu entdecken. „So“ haben wir Salzburg noch nie gesehen. Das Bild, das sich jeder von uns von Salzburg gemacht hat, erstrahlt kaleidoskopisch um viele Nuancen, Facetten und Farben bereichert.

Der Künstler drückt sich mit seinem Medium aus. Wolfsbauer-Schönau ist Architekt, Grafi ker und Maler. Das Salzburg, das er uns zeigt, ist mehr als Grafi k, Malerei, künstlerischer Strich, Einheit von Form und Farbe. Es ist Sinnbild der Essenz dieser Stadt. Wolfsbauer-Schönaus Blick auf Salzburg trägt das Geheimnis und die Geschichte des gewachsenen, mittelalterlichen wie barocken Salzburg in sich, genauso wie die Poesie, die Schönheit, die Musikalität, die Harmonie und mediterrane Ausstrahlung der Stadt und den Puls des heutigen Lebens.

„Die Gegenden von Salzburg, Neapel und Konstantinopel halte ich für die schönsten der Erde“, schrieb der Welt- reisende und Forscher Alexander von Humboldt. Gemeinsam mit dem Künstler staunen wir erneut und immer wieder über die Schönheit Salzburgs. Schönheit und Lebensfreude zu vermitteln war immer ein großes Anliegen des Malers – gerade deshalb ist die Wahl, sich mit seiner Kunst Salzburg zu widmen, so glücklich, kohärent und stimmig, vermittelt die Stadt an der Salzach eben diese Werte.

Salzburg im Künstlerblick von Wolfsbauer-Schönau zu sehen ermöglicht es uns, unsere Liebe zu Salzburg neu zu defi nieren und unseren Blick auf die Mozartstadt zu vertiefen. Der Künstler Hans Wolfsbauer-Schönau hat dies zeitlebens getan, und das ist sein Vermächtnis an Salzburg und an alle, die Salzburg lieben.

Karin Wolfsbauer 14 SALZBURG AS SEEN THROUGH THE EYES OF AN ARTIST

Within the world of fi ne arts, graphic art is the art of the moment. The spontaneity and originality of each line conveys the individual style of the artist more so than oil paintings can. With his “drawn images”, Hans Wolfsbauer-Schönau creates a unique link between graphic art and oil painting. Wolfsbauer-Schönau is a luminary within the domain of architectural and oil graphics and this book provides an inside look at the mastery of his art.

Hugo von Hofmannsthal once described the medieval city of Salzburg as “the heart of the heart of Europe.” Renowned for its festivals and as the birthplace of Mozart, Salzburg has fascinated and inspired musicians, painters and poets for hundreds of years and it attracts countless visitors from around the world every day. Many people are familiar with Salzburg, having seen the city either with their own eyes or simply in pictures or fi lms. One thing is certain, however: everyone has his or her own “conception” of Salzburg.

Wolfsbauer-Schönau began to draw and paint the city of Salzburg at a very young age and continued to do so throug- hout his career until shortly before his death in July 2005. Music and drama were particularly important themes for the artist and the annual Salzburg Festival inspired him to create numerous works dedicated to opera and theater. Prior to the “year of Mozart” in 2006, the artist produced the portrait “Idealer Mozart” (Ideal Mozart) which illustrates the com- poser looking soulfully and serenely out into the world.

The observation and study of an artist’s lifelong development of one particular subject – in this case, Salzburg – is in itself an intriguing task. What is truly fascinating, however, is to discover this city on the Salzach River all over again but this time through the eyes of the artist Hans Wolfsbauer-Schönau. We have never seen Salzburg in this way before as the image we have of the city has been enhanced by a multitude of nuances, facets and colors.

The artist expresses himself through his medium. Wolfsbauer-Schönau is an architect, graphic artist and painter. The Salzburg that he shows us is so much more than just an artistic representation that has been put down on a piece of pa- per or a canvas with its balance of colors and shapes. Instead, he captures the essence of the city. Wolfsbauer-Schönau’s vision incorporates the mysteries and history of an evolved, medieval and baroque Salzburg. It also refl ects the poetry, beauty, musicality, harmony and Mediterranean vibrancy of the city as well as the pulse of contemporary life.

“I consider Salzburg, Naples and Constantinople to be the most beautiful places in the world,” wrote world-traveler and researcher Alexander von Humboldt. Together with Wolfsbauer-Schönau, we rediscover and marvel again and again at the loveliness of Salzburg. Conveying beauty and a zest for life was always of particular importance to the artist. As Salzburg embodies these attributes, the artist’s choice to devote his art to the city on the Salzach was both fi tting and logical.

Seeing Salzburg through the eyes of Hans Wolfsbauer-Schönau enables us to redefi ne our appreciation of the city as well as expand our view of it. This is what the artist did throughout his life and it has become his legacy to the city of Salzburg and all those who love it.

Karin Wolfsbauer f l o rk W rk a © M

HANS WOLFSBAUER-SCHÖNAU vor seinem Gemälde „Festspielhaus“ The artist in front of his painting "Festspielhaus" 16 BIOGRAFISCHES VORWORT

Kindheit und Jugend in Schönau, Bad Gastein und Salzburg

Hans Wolfsbauer-Schönau wurde am 28. 12. 1925 in Schönau an der Triesting in Niederösterreich geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Schönau auf dem Hof der Großeltern väterlicherseits. Der gutmütige Großvater, der stets eine große Pfeife rauchte, besaß eine Pferde- und Schweinezucht und fuhr ger- ne mit seinem Enkel auf dem Schoß auf den Pferdemarkt. Man erzählte, er hatte Bärenkräfte, und der kleine Hans tat es ihm nach und war zeitlebens äußerst kräftig. Diese fast „körperliche Kraft in der Malerei“ sollte Jahre später ein Charak- teristikum von Hans Wolfsbauer-Schönaus Kunst werden. Das 1983 entstandene Bild „Bauer mit Enkel“ ist wohl eine Hommage des Malers an den geliebten Groß- vater. Die Großmutter hingegen war strenger als der Großvater, aber sie machte großartige gebratene Enten und backte duftende Kuchen.

Im Alter von drei Jahren kam Hans zu den Eltern nach Salzburg, die tüchtige Geschäftsleute in Bad Gastein waren. Bad Gastein war damals ein Weltkurort und beliebter Treff punkt der reichen und bedeutenden Gesellschaft jener Zeit. Es gab Luxushotels wie das „Bellevue“ oder das berühmte Hotel „Grüner Baum“, Kurkonzerte und elegant gekleidete Damen mit zierlichen Sonnenschirmchen, die in Begleitung von Herren in dunklem Anzug und Hut auf der Kurpromenade spazierten, und auch arabische Ölscheichs mit persönlichem Harem waren darunter. Der Vater, Hans Wolfsbauer, war Fotograf und besaß das führende Fotoge- schäft am Gasteiner Wasserfall. Mit dem um fünf Jahre jüngeren Bruder Franz wurde Hans streng und zur Arbeit erzogen. Auch im Geschäft musste er mitarbeiten und ihm entspre- chende Aufgaben mit größter Sorgfalt und Genauigkeit erledigen. Bei Verfehlungen gab es nicht selten Züchtigungen.

Als eines Tages Sara Delano Roosevelt, die Mutter des amerikanischen Präsidenten Fran- klin D. Roosevelt, zur Kur in Badgastein weilte, durfte der kleine Hans der ehrwürdigen wie freundlichen Dame die bestellten Fotos ins Hotel bringen. Frau Roosevelt fand derart Gefal- len an dem höfl ichen Jungen, dass sie ihm auftrug, sich bei ihr zu melden, sollte er jemals in die Vereinigten Staaten kommen. Sie schenkte dem kleinen Hans neben köstlicher Kon- fi serie ein persönliches Schreiben für ihren Sohn, den Präsidenten. Die Kindheit in Gastein war aufregend, wenn auch hart, aber immer reich an interessanten Begegnungen. Der viele Schnee machte selbst den Schulweg zu einem beschwerlichen täglichen Abenteuer. Im Elternhaus verkehrten viele bekannte Künstler, darunter interessante wie eigenwillige und manchmal skurrile Persönlichkeiten. Der Dichter Karl Heinrich Waggerl war ein Freund der Familie, ebenso die Maler Luigi Kasimir, Alberto Hacker und Alfons Walde. Aus dieser Zeit

f stammen ein wunderschönes Portrait der schwarzhaarigen Mutter, Magdalena Wolfsbauer, im Mohnblumenfeld und ein Ölgemälde vom achtjährigen Hans im grünen Samtanzug, Mark Wol Mark

© gemalt von Alberto Hacker.

Hans im Alter von acht Jahren – Ölgemälde von Alberto Hacker Der Großvater und Hans auf dem Pferd Hans at the age of eight – oil painting by Alberto Hacker Grandfather and Hans on the horse 17

Frühe Kontakte zur Kunst

Diese ersten Kontakte zur Kunst und die Begegnung mit Malern und Dichtern im Elternhaus prägten Wolfsbauer- Schönau und vermittelten ihm schon früh ein Gefühl für künstlerische Vollziehung und für künstlerische Qualität. So war es unausbleiblich, dass der junge Hans Wolfsbauer die Malerei für sich entdeckte. Der Künstler erinnerte sich: „Ich habe schon sehr früh zu malen und zeichnen begonnen. Als Gymnasiast führte ich ein ,Tagebuch in Bildern’, in dem ich meine täglichen Eindrücke nicht mit dem Medium der Sprache, sondern mit dem Zeichen- stift festhielt.“ Dieses Tagebuch ist leider verschollen. In seiner Jugend machte Wolfsbauer-Schönau ausgedehnte Wanderungen in der Gasteiner Bergwelt, und immer beobachtete er die Natur mit aufmerksamen Augen und hielt sie bildlich fest. Die Liebe und Verbundenheit zur Natur, zu den Bergen und ihren Menschen, die den Künstler zeitlebens prägen sollten, hatten in dieser Zeit ihren Ursprung. Als Reminiszenz an diese Gasteiner Wanderungen entstanden die Gemälde vom „Malerwinkel“.

Neben seiner Tätigkeit als Fotograf war der Vater, Hans Wolfsbauer, auch Kunstmaler. Aus diesem Grunde fügte Hans Wolfsbauer Sohn in den 70er Jahren den Namen seines Geburtsortes, Schönau, zu seinem Namen hinzu, um sich als Künstler vom ebenfalls malenden, gleichnamigen Vater zu unterscheiden. Er signierte seine Werke fortan mit H. W-S. Der Vater hatte nie das geringste Interesse für die künstlerischen Ambitionen des Sohnes gezeigt und würdigte sie we- der mit Lob noch mit Tadel. Wenn der Sohn und angehende Maler ihm Bilder zeigen wollte, wandte er sich einfach ab.

Die Beschäftigung mit der Malerei war für Wolfsbauer-Schönau von frühester Kindheit an vor allem auch ein men- taler Prozess. In seinem bewegten Leben, als junger Soldat und Funker 1943 im Zweiten Weltkrieg, während der späteren, oft aufreibenden berufl ichen Tätigkeit als Architekt und Bauingenieur, kam es mehrfach zu Schaff en- spausen, in denen er weder einen Zeichenstift noch Pinsel anrührte. Wenn er nach längeren Pausen ins Atelier kam, entlud sich die geballte, aufgestaute Gedankenfl ut in Gemälden und Grafi ken, die während der mentalen Phase gewachsen, künstlerisch gereift und zunächst völlig im Geiste entstanden war. Der Künstler beschrieb dies so: „Auch in den ,Ruhepausen’ überlege ich mir meine Bilder, sehr oft in der Nacht. Ich male sie ,im Kopf’, und das erleichtert meine Arbeit im Atelier.“ Die so nach dieser geistigen Inkubationszeit eruptiv entstandenen Gemälde, Zeichnungen und Grafi ken kennzeichnen den Werdegang des Künstlers und dessen konstante Entwicklung über sämtliche Schaff ensperioden hinweg.

Das erste Atelier in Nonntal

Wolfsbauer-Schönau absolvierte eine Architektenausbildung und studierte Hoch- und Tiefbau in Salzburg, Kreuz- berg und Wien. Sein erstes Salzburger Atelier hatte er im Erhardt Gässchen in Nonntal. Dass es den jungen Archi- tekten zur Malerei zog, sah man an den immer künstlerisch angelegten Details, den eingefügten Figuren, Büschen und Landschaften, die jeden noch so nüchternen Bauplan zierten. Aus dieser Zeit stammen auch die Zeichnungen des Schmiedeeisengitters vom Friedhof St. Peter, die der junge Architekt mit freier Hand und akribischer Genau- igkeit ausführte. Er studierte die Proportionen und Statik der Altstadthäuser, der steinernen Mauern und Treppen, die auf den Mönchsberg führen, wie der Türme und Kuppeln der barocken Kirchen und jene des Salzburger Doms. Zwischen den engen Gässchen der Altstadt, am Residenz-, Kapitel- und Mozartplatz, am Mönchs- und Kapuziner- berg, in Mülln, im Mirabellgarten, von der Salzachpromenade, Leopoldskron oder aus entdeckte er immer neue Ausblicke und Perspektiven der Stadt. 18 Der junge Architekt vor seinem Atelier in Nonntal The young architect in front of his studio in Nonntal

Neben seiner Tätigkeit als Architekt zeichnete Hans Wolfsbauer-Schönau ständig. Unter diesen frühen Ar- beiten sind Skizzen, Portraits, Stillleben und zahlreiche Karikaturen, die zum Großteil verschollen sind. Karika- turen und Portraits von Kameraden zu zeichnen war schon beim Militär eine Lieblingsbeschäftigung von Wolfsbauer-Schönau, mit der er sich als junger Soldat meist etwas Essbares dazuverdient hatte. Die Karikatur entsprach besonders dem humorvollen Wesen wie auch der Fähigkeit des Malers, mit wenigen sparsamen Strichen eine Person oder Situation charakteristisch darzustel- len, die auch des Humors nicht entbehrte.

Humor spielte in seinem Leben immer eine ganz große Rolle. „Mit Humor geht alles leichter!“, war seine Devise. Er war ein meisterhafter Erzähler von Witzen und Anekdoten und hatte an die tausend ihrer Zahl auswendig im Repertoire, darunter natürlich viele „Malerwitze“. Mit seinen Salzburger Freunden und Bekannten, von denen ei- nige bei den Salzburger Festspielen engagiert waren, verbrachte er zur Festspielzeit gesellige Sommerabende. Er besaß eine hervorragende, kernige Baritonstimme – schon die Mutter Magdalena hatte eine schöne Sopranstim- me und liebte es zu singen –, und viele fragten ihn, warum er sich nicht zum Opernsänger ausbilden lassen wolle, doch er wehrte stets lachend ab.

Wolfsbauer-Schönau blieb also seiner wahren Bestimmung – dem Zeichnen und dem Malen – treu. Salzburg war ihm stets treue Muse, beschäftigte ihn, überraschte ihn mit den vielen schönen wie geheimnisvollen Ansichten, Aussichten und Blickwinkeln. Doch das Leben des jungen Architekten war damals ziemlich karg und das Atelier spärlich geheizt. Er erzählte von seinem ersten Weihnachtsfest im neuen Atelier, wo er mit dem Papierschneide- messer den „Weihnachtsbraten“ in hauchdünne Scheiben aufschnitt. Es war ein kleines Stück einer eingetrockne- ten Salami.

Aber der junge Architekt war tüchtig und in kurzer Zeit erfolgreich. Zum ersten Bau kam er zu Fuß, zum zweiten mit dem Fahrrad, und zum dritten fuhr er mit einem der ersten Sportwagencoupes, die es auf Österreichs Straßen gab, vor. Seine Tätigkeit als Architekt führte ihn nach Wien, München und in die Schweiz nach St. Moritz, wo er das Architekturbüro Rietmann leitete und u.a. Herbert von Karajans Ferienvilla umbaute. Zur Olympiade 1964 sollte in Innsbruck ein neuer Flughafen entstehen, und Wolfsbauer-Schönau übersiedelte aus diesem Grund 1960 mit seiner Frau Gertraud in die Tiroler Landeshauptstadt und beteiligte sich an der Werkplanung des Innsbrucker Al- penfl ughafens.

Architekt und Maler

Wolfsbauer-Schönau baute sein neues Atelier am Waldrand in Igls nahe Innsbruck. Dafür hatte er nicht nur das dazugehörige Wohnhaus geplant, sondern jedes innenarchitektonische Detail von den Türbeschlägen bis zum Zeichentisch nach eigenen Vorstellungen selbst entworfen und spezialanfertigen lassen. Von nun an gab er der Malerei langsam aber beständig immer größeren Raum in seinem Leben. Schicksalshaft war die Begegnung mit Univ.-Prof. Dr. Heinz Mackowitz. Wolfsbauer-Schönau hatte bereits völlig im Stillen, und ohne je an eine Ausstel- lung zu denken, ein beachtliches Werk geschaff en. Mackowitz war Professor an der Kunstakademie in Innsbruck 19

und wurde ein glühender Mentor des Künstlers. Die Fülle und Reife der in der Stille und fern aller Öff entlichkeit entstandenen Werke des Malers bewegten ihn und machten ihn zunächst sprachlos. Er beteiligte sich an der Or- ganisation der ersten Einzelausstellung des Künstlers – einer Großausstellung mit dem Titel „Welt und Weltall“, 1977 im Kongresshaus in Innsbruck –, die von 10.000 Besuchern gesehen wurde. Die verschiedenen Stile, in denen Wolfsbauer-Schönau zu jener Zeit arbeitete, fanden in der Kunstszene große Beachtung und ließen erkennen, dass hier ein Künstler am Werk war, der nicht nur zu beeindruckenden Ergebnissen gelangt war, sondern auch extrem entwicklungsfähig auf Zukünftiges hoff en ließ.

Wolfsbauer-Schönau hatte in dieser Ausstellung erfolgreich neue, von ihm eigens entwickelte Malverfahren – den „Stereoismus“ und die „Plastische Malerei“ – vorgestellt. Der Maler war am allgemeinen Kunstgeschehen seiner Zeit sehr interessiert. Er beobachtete die vielfältigen Äußerungen der so genannten Modernen Kunst, experimen- tierte mit verschiedenen Malverfahren und eignete sich als Autodidakt klassische wie moderne Maltechniken an. Immer aber ließ er eigenständige und neue Überlegungen in seine Werke einfl ießen und besaß schon damals einen eigenwilligen, nicht akademisch gebändigten Strich, der seine künstlerisch unverkennbare Handschrift aus- machte.

1977 war ein äußerst produktives Jahr, in dem der Künstler zahlreiche Ölge- mäde schuf, die von einer authentischen „Schaff enswut“ zeugten wie auch von einer inneren, tiefen und befreienden Überzeugung des Malers, nach langem Kampf „seinen Weg“ gefunden zu haben. Es entstehen pastose Öl- gemälde von ungeheurer Kraft, Ansichten von Salzburg, der Côte d’Azur und zahlreiche plastische Gemälde wie „Spiralnebel“, „Sonnenkorona“ oder das großformatige „Fressen und gefressen werden“.

Frank Lloyd Wright, den amerikanischen Architekten und Erbauer des Gug- genheim Museums in New York, schätzte Wolfsbauer-Schönau seit jeher als Berufskollegen sehr ob der modernen Konzeption seiner „organischen“, in die Landschaft integrierten Architektur und zollte dem berühmten Archi- tekten als Maler im Gemälde „Dächer nach Frank Lloyd Wright“ eine aufrich- tige Hommage.

Wolfsbauer-Schönau blieb sich nach dem großen Erfolg dieser Ausstellung treu und suchte weder Öff entlichkeit noch Ruhm und Geld in der Malerei. Er zog sich in die Abgeschiedenheit des Ateliers zurück und arbeitete weitge- hend für sich selbst. In seinem Atelier fand sich nach seinem Tod auf einen Karton geklebt ein Zeitungsauschnitt mit dem Titel „Der einsame Gigant“, was wohl kein Zufall war, sondern dem Gefühlszustand des in völliger Selbs- tisolation Schaff enden nahe kam.

Dächer nach F. L. Wright, 1977, plastisches Ölgemälde auf Holz Rooftops of buildings designed by F. L. Wright, 1977, sculptural oil painting on wood f l o rk W rk a © M 20

Immer eigene Wege gegangen

Der Maler fühlte sich keiner „Stilrichtung“ verpfl ichtet und war weder jemals Teil einer Gruppe oder Künstlerschaft, noch ließ er Sammler, Galeristen oder Kunstmanager außer in kurzen, sporadischen Kontakten in seine Nähe und die seiner Kunst: „Ich bin immer Wege gegangen abseits modischer Tendenzen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mir irgendwie ein gewisses ‚Ziel‘ gesetzt habe, sondern ich habe meinen Stil immer verfeinert und verbessert und mich nie nach dem ‚Zeitgeist‘ gerichtet.

Zunächst arbeitete ich expressionistisch und im Laufe der Jahre an einer weiteren Verfeinerung des Expressionis- mus. Das Ganze ist entstanden wie in einem Garten, wo alles langsam wächst. Ich kann nicht sagen, dass ich gleich so gemalt habe wie jetzt. Ich habe ja mit dem 8. Lebensjahr zu zeichnen und zu malen begonnen. Da bin ich in den Bergen und in den Wäldern umhergestrichen und habe mir die Motive angeschaut, habe mir bei einem Wasserfall überlegt, wie man Wasser darstellen kann. Das alles habe ich in die Seele aufgenommen, und heute gebe ich es wieder. Es ist eine ‚gereifte Kunst‘, die durch Jahrzehnte erst ‚gewachsen‘ ist.

Ich spüre beim Malen eine ‚Urkraft‘. Ich ‚sauge das jeweilige Motiv auf‘ wie ein Schwamm. Beim Malen lebe ich mich in mein Vis-à-vis hinein, ob Landschaft, Architektur oder Portrait; dann ‚presse ich den Schwamm aus‘ und gebe die Eindrücke wieder. Ich achte beim Zeichnen oder Malen gar nicht mehr auf den Pinsel oder Zeichen- griff el, sondern er wird zum ‚Seelenschreiber‘. Ich versuche darzustel- len, was in mir ‚drinnen‘ ist. Jede wahre Kunst ist Ausdruck der Seele.

Das merkt man ganz stark bei der Portraitmalerei. Da geht es nicht dar- um, Details zu zeichnen, sondern das zu ‚erfüh- len‘, was den Menschen, den man portraitiert, in seinem Innersten aus- macht. Das heißt aber nicht, dass man die Grundregeln der Anato- mie, des Zeichnens und Malens und der Farben- lehre nicht beherrschen muss.

Berghöfe im Oberengadin, 1989, Öl auf Karton Alpine farms in Upper Engadin, 1989, oil on cardboard 21

Planeil in Südtirol, 1988, Öl auf Karton Planeil in South Tyrol,1988, oil on cardboard

So wie andere Menschen singen, male ich. Das ist ein Bedürfnis von Natur aus, im Körper und im Geist drinnen. Der Beruf des Künstlers ist mir ‚Berufung‘. Ein Wort, das ich überhaupt nicht mag, ist ‚Du musst‘. Ich muss gar nichts. Aber ich folge dem, was ich innerlich empfi nde. Die ‚Gier‘ ist das Schrecklichste für einen Künstler. Ich bin gegen die ‚Verkommerzialisierung‘ der Kunst. Ein Künstler, der nur ans Geld denkt, ist in meinen Augen kein Künstler.“

Trotzdem malte Wolfsbauer-Schönau nicht für sich allein. Der Betrachter war ihm stets wichtig, auch wenn er sich als Künstler niemals in dessen Abhängigkeit begab. Immer war er selbst sein schärfster Kritiker, und gelegentlich wurde ein Bild von der Leinwand gekratzt, noch bevor die Ölfarbe getrocknet war. „Einem Künstler muss egal sein, ob seine Bilder ‚gefallen‘ oder nicht. Kunst muss nicht gefällig und schön sein, aber eine persönliche Beziehung zum Werk muss man spüren. Bei einem Künstler sollen Geist, Herz und Seele zusammenpassen.“

Beim Akt des Malens war sich der Künstler auch immer einer metaphysischen Komponente bewusst, die sich der Kontrolle des Malers entzog. Über den Entstehungsprozess eines Bildes sagte er: „Bei der Malerei ist es ja so, dass man zuerst den Untergrund malt, und der ist sehr wichtig, weil der Untergrund das spätere Werk bestimmt. Mit einem schlechten Untergrund kann man nicht arbeiten. Daraufhin kommt die Form, also das, was man darstellen will, ob Stillleben, Landschaft, Portrait oder Architektur, und dann kommt erst die Ausarbeitung. Ich arbeite gerne mit breiten Pinseln, weil damit schon von vornherein eine andere ‚Kraft‘ drinnen ist. Und ganz am Schluss sieht man, da fehlt noch manches, dann kommt der ‚Schlussakkord‘, und das ist, wie wenn man eine Maschine einschal- tet. Es beginnt innerlich zu ‚rattern‘ ..., und auf einmal ist das Bild fertig. Dann dreht man es auf den Kopf, schaut es verkehrt an und sieht die Fehler. Man dreht es wieder zurück, und jetzt ist das Bild fantastisch, und zum Lohn gefällt es dem Betrachter wie dem Künstler. Mir gelingt eigentlich jedes Werk auf den ersten Anhieb, selten, dass ich ein Blatt weggeben muss.“ Die physisch-emotionale Anstrengung des Malaktes selbst wurde dadurch deutlich, dass Wolfsbauer-Schönau bei intensiver Maltätigkeit immer die Sprechstimme verlor. 22

Von Tirol aus machte der Maler gemeinsam mit seiner Frau Gertraud viele Streifzüge durch die Nord- und Südtiro- ler Berge, durch das Tessin und die Gegend um den Lago Maggiore. Unzählige Grafi ken mit Motiven aus dem Al- penraum sind daraus entstanden. Darunter sind alte Dorfansichten und Motive aus Planeil, das kurz nach seinem Besuch durch einen Brand zerstört wurde und heute nur mehr in den Grafi ken des Künstlers erhalten ist. Zahl- reiche Ausstellungen waren in den 80er und 90er Jahren in Nord- und Südtirol der Architektur des Alpenraumes gewidmet.

Reise nach Italien und Afrika und die Explosion der Farbe

Eine Italienreise, die den Künstler bis nach Nordafrika führte, prägte ihn tief und führte ihn zur Begegnung mit der Farbe, die zu einem wahren Farbenrausch wurde und einen intensiven Gebrauch der Farbe in der Malerei zur Folge hatte. Kritiker bescheinigten Wolfsbauer- Schönau sofort die Wirkung der Farbe in seinem Werk und beti- telten Rezensionen mit „Ein Maler lehrt Lebenskunst und Glücklichsein“. Die Farbe wurde fortan in seiner Malerei zu einem wichtigen Gestaltungs- und Kompositionselement. „Das Betrachten des Farbigen kann überhaupt nicht geschehen, ohne in das Seelische heraufgehoben zu werden ... Das Ich selber ist in der Farbe drinnen“, äußerte sich der Anthroposoph Rudolf Steiner über das Erleben der Farben für den Menschen. Wolfsbauer-Schönau schlägt in dieselbe Kerbe, wenn er sagt: „Die Kraft und Lebensfreude, die in meinen Bildern zum Ausdruck kommt, habe ich in mir. Das ist für mich das Um und Auf. Ich verwende gerne satte Farben, nicht nur die Primärfarben, Rot, Blau, Gelb, sondern auch die Komplementärfarben Grün, Orange und Violett. Wenn man die beiden mischt, kann man sie wunderbar kraftvoll nebeneinander setzen. Die Bilder müssen eine positive Stimmung verbreiten. Sie zeigen die Kraft der Individualität. Ich male nicht nur für mich, das habe ich vielleicht am Anfang betrieben. Jetzt bin ich daran interessiert, dass ich den Menschen, die meine Bilder sehen, eine Freude bereite. Ich möchte den Anderen auch die Freude an der Schönheit unserer Landschaft nahe bringen. Gerade in der schlechten Jahreszeit, wenn es bei uns im November draußen kühl und trostlos ausschaut, wirken meine Bilder auf den Betrachter wie eine ‚Energiespritze‘ und geben Lebensfreude. Sammler, die meine Bilder besitzen, bestätigen mir immer wieder, dass sie auf ihre Seele wirken und ihnen Kraft und Energie geben.“

Salzburg, das große „Thema mit Variationen“

Obwohl Wolfsbauer-Schönau nach fertig gestellter Planung des Alpenfl ughafens in Innsbruck in Tirol geblieben war, blieb Salzburg in seinem Herzen und ein immer wiederkehrendes Thema seiner Kunst. Er besuchte es regelmä- ßig und arbeitete an neuen Salzburg-Motiven. Bereits die in der ersten Innsbrucker Großausstellung präsentierten Salzburg-Werke, „Festspielhaus“, „Blick vom Kapuzinerberg“ und „Residenzbrunnen“ hatten großen Eindruck hin- terlassen. Univ.-Prof. Dr. Heinz Mackowitz, der an der Universität Innsbruck Kunstgeschichte unterrichtete, schrieb 1977 dazu: „Zwischen den beiden Bereichen, dem topografi sch richtig Erfassen und dem Ausgerichtetsein auf die großen Formen und Farben liegt nun der Bereich jener Bilder, in denen der Künstler nicht nur die Wirklich- keit zugunsten der Bildwirkung verändert, wo er also mehr vermag, als ein naturalistisches Bild zu schaff en, und dem Kunstwerk eine Autonomie zuweist. Wir können also hier von expressionistischen Formulierungen sprechen wie in den Bildern mit der Ansicht von Salzburg. Salzburg, die barocke Stadt, in der die Einfl üsse aus dem Süden kommen mit Vincenzo Scamozzi, dem Schüler von Andrea Palladio, wo also italienische Formen – nach „Palladios Gesetz der Harmonischen Proportionen in der Architektur“ – sich jetzt noch in den Architekturen der Bauwerke 23

Salzburgs manifestieren. Wolfsbauer-Schönau betont nun diese Seite, er zeigt gleichsam eine farbenfrohe, fast südlich anmutende Stadtlandschaft, die uns dadurch etwas fremd erscheint, zugleich aber auch auf Grund der bekannten Formen etwas Vertrautes.“

Als Architekt und Maler ist Wolfsbauer-Schönau in gleichem Maße von Salzburg eingenommen. So stilisiert ein Brunnen oder so fl üchtig die Ansicht der Kuppeln und Dächer der Salzburger Altstadt auch hingeworfen scheinen, immer stimmen die Proportionen, die das geschulte Auge des Architekten und Malers verinnerlicht hat. Wolfsbau- er-Schönau erklärt dies selbst: „Ich habe den sicheren Blick für das Wesentliche, und als Architekt konnte ich in der Malerei meine Material- und Konstruktionskenntnisse gut verwenden. Die Darstellung ,gewachsener Architektur’ in Verbindung mit dem Zeitgeist – unter Einbringung eigener Ideen – hat mich immer interessiert. Architektur und Malerei sind eine Einheit für mich. Wir haben in unserem Land wunderbare Motive, und als Künstler bräuchte man drei Leben statt eines, diese darzustellen. Salzburg ist eine wahre ,Kunststadt’ mit herrlicher Architektur und Umgebung und besitzt eine besondere Ausstrahlung. Österreich ist für mich eines der schönsten Länder der Welt, es hat mich immer inspiriert.“

Künstlerischen Abschluss und gleichzeitigen Höhepunkt der Salzburg gewidmeten Werke von Hans Wolfsbauer- Schönau bilden 2004, ein Jahr vor seinem Tod, die modernen, zu höchster Reife gewachsenen Darstellungen des Mirabellgartens, die großfl ächig mit starken, kräftigen Farben und einem off enen, mediterranen Himmel angelegt sind, der an die Weite der Bilder der italienischen Renaissance erinnert.

Grafi sch, modern und reduziert, mit wenigen Strichen in klarer, geometrischer Unterteilung in Weiß-Orange ist die Darstellung der „Festung mit Untersberg“ aus dem Jahre 2003. Über seine neue „Kompositionstechnik“, in der zur gleichen Zeit auch zahlreiche moderne Stillleben entstehen, schreibt Wolfsbauer-Schönau: „Ein Bild soll stets Realität eigener Gesetzlichkeit sein. Nicht das real Dargestell- te ist wichtig, sondern die ,Komposition’, das heißt die Gegenüberstellung von Flächen, Linien und Farben. Charakteristische Bestandteile des Motivs werden als ,Kompositionselemente’ verwendet. Die Farbe wird vollkommen von der Zeichnung getrennt, das ergibt Bewegung und intensive Dynamik. Farbige oder wei- ße Bänder, aber auch die Polychromie des Grundes erhöhen die Kontrastwirkung. Beim Betrachter fördert dies das kreative Denken. Es war immer mein Bestre- ben, Neues in die Kunst einfl ießen zu lassen.“ So tragen diese letzten Werke des Künstlers erneut eine unver- kennbare Handschrift, sind gleichsam „komponiert“ – im Strich kraftvoll und sparsam, werden Raum, Struk- tur und Farbe zu einer Einheit.

Stillleben, 1996, Öl auf Karton Still life, 1996, oil on cardboard 24 Mit dem Enkel Benjamin in Anif With grandson Benjamin in Anif

Die Salzburger Festspiele

„Denn wenn hier Musik und Festspiele beginnen, so wird nichts Fremdes und Neues gewaltsam der Stimmung der Stadt aufgepfropft, sondern der in Stein eingegrabene Gedanke ihrer einsti- gen Herren erst wahrhaft erfüllt, die gleichsam eingefrorene Musik ihres Wesens gerät ins Tönen und weiß wunderbar in ihren Zauber mitzureißen ...“, schrieb Stefan Zweig in „Salzburg, die Stadt als Rahmen“. Der Maler Wolfsbauer-Schönau nahm eben diese Schwingungen Salzburgs auf und setzte sie künstlerisch um. Farben werden zu Akkorden, zu Klängen, zu einer Symphonie der Farben. Sie vereinen sich mit Linien, Formen und Flächen zu einem kompositorischen Gesamtkunstwerk. Wie in der Mozart‘schen Musik fi nden sich in Wolfsbauer-Schönaus Schwarz-Weiß-Grafi ken scharfe Kontraste zwischen Hell und Dunkel, zwischen Licht und Schatten. Die sensible Behandlung von Licht und Schatten und die daraus resultierende Zeitlosigkeit, ja Ewigkeit des Dargestellten erinnern an Rembrandt. Doch bei aller Lust, ein Kunstwerk zu durchleuchten und zu analysieren, gemahnt es uns, dabei innezuhalten. Ein Teil eines wahren Kunstwerkes muss immer Mysterium – unerklärt, wie unerklärlich – bleiben. In der Musik wie in der Malerei.

Seit seiner Jugend war Wolfsbauer-Schönau viel mit Festspielkünstlern in Kontakt, erlebte Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ am Domplatz und hörte Mozarts „Don Giovanni“ unter . Seinen jahrelangen Vor- satz, den großen Maestro zu malen, hat er leider nicht mehr umgesetzt. Dafür malte er den „Jedermann“ mit Will Quadfl ieg und den von Helmut Lohner. Der Tod auf diesem Bild ist Peter Simonischek, und er trägt gleichzeitig die verklärten und gütigen Züge des Künstlers im Alter selbst. „Ich bin nicht wild; sollst sanft in meinen Armen schlafen“, singt der Tod in Franz Schuberts „Der Tod und das Mädchen“, vom Maler 1977 in einem ausdrucksstarken Gemälde bildnerisch umgesetzt.

Die Salzburger Festspiele, die Musik, das Schauspiel und die großen Sänger und Schauspieler, die in Salzburg auf- traten, waren Wolfsbauer-Schönau Inspiration für zahlreiche Werke. „Wie sieht es aus in einer Seele?“, fragte er sich zu Arthur Schnitzlers „Das weite Land“. Die famose „Don Giovanni“-Inszenierung von Martin Kusej unter Nikolaus Harnoncourt mit Thomas Hampson in der Titelrolle und Anna Netrebko als mitreißender „Donna Anna“ inspirierten ihn zum Portrait „Don Giovanni“ mit den beiden Protagonisten. Den ungestümen Ausbruch der ganzen Verzweif- lung des Spinat fressenden und blutüberströmten „Woyzeck“ von Georg Büchner verewigte Wolfsbauer-Schönau in einem plastischen Gemälde von großer Expressivität. Die „Festspielmasken“ malte er in zwei Versionen, wobei jene aus dem Jahre 2003 neben einer lachenden und einer traurigen auch eine Maske mit undurchdringlichen Zügen zeigt. Die legendäre Produktion von Giuseppe Verdis „Macbeth“ in der Felsenreitschule setzte der Künstler in einer monochromen Version und einer grafi sch strukturierten Auff assung mit starken Farben um. Verdi selbst hatte ganz präzise Angaben gemacht, dass er mit jeder seiner Opern eine bestimmte „Farbe“ assoziierte. Wolfs- bauer-Schönau hatte eine Antenne und ein Gefühl für „die Farben der Musik“. Er hörte beim Malen mit Vorliebe die große Maria Callas, die wunderbare Elisabeth Schwarzkopf und den unvergleichlichen Carlos Kleiber und immer wieder auch Mozartarien und -lieder, die er besonders liebte, oft in der Interpretation seiner beiden Kinder, der Tochter Karin und des Sohnes Markus, beide ausgebildete Opernsänger. 25

Das Land Salzburg und seine Menschen

Dem Land Salzburg und seinen Menschen trug Wolfsbauer-Schönau in zahlreichen Landschaftsgemälden und Grafi ken Rech- nung wie auch in fi gurativen Darstellungen der Salzburger Bauern ihrem arbeitsamen Leben und ihrem Brauchtum. Gemälde und Grafi ken wie „Bergmahd auf steilen Hängen“, „Holzfäller“, „Im Dorf“, „Bauer mit Enkel“, „Der Hias“ und „In der Dorfschank“ gehören zu dieser Gruppe.

Den geliebten Gegenden von Bad Gastein mit dem „Malerwinkel“ und dem Wallersee, wo der Künstler gerne in Henndorf, auf der Marieninsel und in Straßwalchen den Som- mer verbrachte, sind stimmungsvolle Grafi - ken gewidmet. Der Wallersee ist ein eiszeit- licher, äußerst malerischer See, dessen Ruhe und wunderschöne Morgen- und Abend- stimmungen den Künstler zu zahlreichen Öl- grafi ken inspirieren. Dort, wo der berühmte Opernsänger Richard Mayr spazierte, der unvergessene Interpret des Baron Ochs von Lerchenau im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss, und wo der Dichter Carl Zuckmayer wohnte und arbeitete, suchte Wolfsbauer-Schönau Erholung wie In- spiration. Das spezielle Licht in den Morgen- und Abendstimmungen, das alle Farbnuancen vom Grau-Grün ins Blau-Violett bis zum strahlenden Silber- und Goldschimmer enthält, begeisterte den Künstler immer aufs Neue.

Er machte gerne ausgedehnte Spaziergänge durch das Wenger Moor und fi ng malerische Motive ein, den einsamen Hof vom Prager Fischer, den Bach und den See mit dem Schilfgürtel. Ein idealer Schauplatz für Schuberts „Winter- reise“ tat sich in der Gegend um den Wallersee auf, wenn im Herbst die Nebel über den See und die Wälder zogen, die schwarzen Krähen zwischen goldgelben Stoppeln auf den Äckern und in den nackten Zweigen der entlaubten Bäume hockten und im ersten Novemberfrost Bach und Seeufer zufroren. Diese Stimmung hielt der Künstler in seiner Ölgrafi k „Novemberimpression am Wallersee“ in kühlen und faszinierenden Blau-Grau-Weißtönen fest.

Ölgemälde zeigen den Salzburger Winter in seiner weißen Schneepracht in den Werken „Häuser am Berg“, „Schifahrer“, „Weißer Rausch“ und „Winterwald“.

Ronchamp von Le Corbusier, plastisches Ölgemälde auf Holz Ronchamp by Le Corbusier, sculptural oil painting on wood Wolken und Leben ziehen schnell dahin ...

„Das letzte Werk ist immer mein Lieblingswerk“, sagte der Künstler. „Das ist wie bei einer Mutter, die das kleinste Kind am liebsten hat.“ Der Ma- ler interessierte sich zeitlebens für Architektur, Philosophie und Astronomie. „Das All und unser Planet, das ist alles eine Einheit. Deshalb sind auch die Mineralien, die aus unserem Erdinne- ren kommen, für mich so interessant.“ Er sam- melte die verschiedenen Gesteine aus aller Welt und die Meteoriten aus dem All, deren Formen und Farben er bewunderte und die ihn inspi- rierten. Er schätzte die kräftigen, farbenfrohen Gemälde von Paul Gauguin, die leuchtenden Aquarelle Emil Noldes, die visionäre Ästhetik der Architektur von Zaha Hadid, ebenso wie die Ideen und Arbeiten des Architekten, Malers und Bildhauers Le Corbusier, dessen berühmter Wallfahrtskirche „Notre Dame-du-Haut in Ron- champ“ er ein plastisches Gemälde widmete.

„Architektur ist das weise, richtige und wunder- volle Spiel der Körper unter dem Licht“, schrieb Le Corbusier. Wolfsbauer-Schönau war in seiner Kunst ein ewig Suchender nach dem ,wunder- vollen Spiel’ von Farben, Formen und Licht. Er hat, wie er selbst von sich sagte, „mit Ölfarben gezeichnet, so wie andere mit Kohle oder Blei- stift zeichnen“. Die Liebe zum Detail, die er aus der Architektur naturgemäß mitbrachte, ver- einte sich in seiner Kunst mit dem Blick auf das große Ganze. Der Künstler ließ sich stets selbst von seinen eigenen Bildern überraschen und überraschte uns bis zuletzt mit immer neuen Arbeiten. Sein Lebensmotto war: „Wolken und Leben ziehen schnell dahin. Glücklich ist, wer etwas schaff t und trotzdem Zeit hat zu leben.“ Diese „Lebensfreude“ wollte Hans Wolfsbauer- Schönau in jedem seiner Werke vermitteln.

Karin Wolfsbauer

Wolkenstimmung über Innsbruck, fotografi ert von Hans Wolfsbauer-Schönau Cloudy sky above Innsbruck, photographed by the artist BIOGRAPHICAL PREFACE 27

Childhood and adolescence in Schönau, Bad Gastein and Salzburg

Hans Wolfsbauer-Schönau was born on December 28, 1925 in Schönau an der Triesting in . He spent the fi rst years of his life at his paternal grandparents’ farm in Schönau. His kind, pipe-smoking grandfather owned a horse and pig-breeding farm and enjoyed taking his grandson with him to the horse market. He was a man of great strength and Hans took after him and was especially robust all his life. Years later, this “physical strength” refl ected in his paintings would become a distinguishing quality of his art. The 1983 painting, “Bauer mit Enkel” (Farmer with grandchild), is most likely an homage to the artist’s beloved grandfather. His grandmother, however, was stricter than his grandfather was but he recalled her preparing delicious roasted duck and baking savory cakes.

At the age of three, Hans moved to Salzburg to be with his parents who were skilled business people in Bad Gastein. At that time, Bad Gastein was considered to be a prestigious health resort and a favored meeting place for the rich and im- portant people of that era. There were luxury hotels like the “Bellevue” and the renowned “Grüner Baum”, spa concerts, Arabian oil sheiks accompanied by their personal harems, and elegantly dressed women with dainty parasols escorted by men in dark suits and hats strolling along the resort’s promenade. The artist’s father, Hans Wolfsbauer, was a photo- grapher who owned the leading photography shop on the Gastein waterfall. Hans and his younger brother Franz were raised in a strict manner and taught to work hard. He was even required to help in the shop and had to complete the tasks he was given with extreme care and precision. Any mistakes he made most often meant some sort of punishment Der kleine Hans could be expected. im Arm der Großmutter Little Hans in the arms One day, Sara Delano Roosevelt, the mother of American president Franklin D. Roosevelt, was sojourning in Bad Gastein of his grandmother and Hans had the opportunity to bring the distinguished, friendly woman the photographs she had ordered. Mrs. Roosevelt took such a liking to the courteous young boy that she asked him to contact her if he ever came to the United States. In addition to giving him some delec- table sweets to enjoy, she also entrusted Hans with a personal letter for her son, the President. Although Hans’ childhood in Bad Gastein was not an easy one, it was certainly exciting and full of interesting en- counters. Even the large amount of snowfall in the region made the daily walk to school an arduous adventure. Many prominent artists frequented his parents’ home; some of them were fascinating and opinionated while still others were crude. Poet Karl Heinrich Waggerl was a friend of the family as were painters Luigi Kasimir, Alberto Hacker and Alfons Walde. Mementos from this period include a beauti- ful portrait of Hans’ raven-haired mother, Magdalena Wolfsbauer, in a poppy fi eld as well as an oil painting of eight year-old Hans in a green velvet suit painted by Alberto Hacker.

Der Künstler vor dem Ölgemälde der Mutter von Alberto Hacker The artist in front of the oil painting of his mother by Alberto Hacker 28

Early exposure to art

This initial introduction to art and the opportunity to meet painters and poets at his parents’ home left an impression on Wolfsbauer-Schönau and provided him with a precocious feel for artistic talent and aesthetic quality. For this reason, it was ultimately inevitable that the young Hans Wolfsbauer would discover painting eventually. The artist recalled, “I began painting and drawing at a young age. When I was in high school, I kept a ‘diary of images’ where I would record my impressions of the day, not with words but rather by sketching them out.” The diary however was unfortunately lost. In his youth, Wolfsbauer-Schönau would go on lengthy hikes in the mountains of the Gastein region. During the- se excursions, he would observe nature attentively and illustrate what he saw. It was during this time that the artist’s appreciation of and connection to nature, the mountains and their inhabitants fi rst originated. These elements would continue to infl uence him all of his life. The paintings created in the “Malerwinkel” (painter’s corner) were reminiscent of these earlier treks through the Gastein region.

In addition to his job as a photographer, the artist’s father, Hans Wolfsbauer, was also a painter. For this reason, Hans Wolfsbauer added the name of his birthplace, Schönau, to his name during the 1970s in order to distinguish himself within the art world from his identically named father. From that point on, he signed his artworks with H. W-S. His father never showed the slightest interest in his son’s artistic aspirations nor did he acknowledge them with either praise or criticism. Whenever his budding artist son wanted to show him his compositions, he would just turn away.

Painting was always a primarily mental process for Wolfsbauer-Schönau. Throughout the course of his eventful life, there were occasions when he did not draw or paint for an extended period of time - for example, during his stint as a soldier and radio operator in World War II and later when he had a stressful job as an architect and civil engineer. When he would fi nally come back into the studio after a long hiatus, the pent-up, intense fl ood of thoughts and ideas would erupt in the form of paintings and drawings that had only been cultivated in his mind up to that point. The artist described this mental process as follows: “Even during the ‘break periods’ I think about my paintings, very often at night. I paint them ‘in my head’ and that makes my work in the studio that much easier.” The artworks created following these periods of mental incubation are indicative of the artist’s constant evolution and creative development throughout all stages of his life.

The fi rst atelier in Nonntal

Wolfsbauer-Schönau was trained as an architect and studied civil engineering in Salzburg, Kreuzberg and Vienna. His fi rst studio in Salzburg was located on Erhardt Gässchen in the district of Nonntal. The young architect would add artistic details such as fi gures, shrubs and scenery to every building plan, hinting at his fascination with art. The artist’s precise, free-hand drawings of the wrought iron fence at St. Peter’s cemetery also emerged du- ring this time. He studied the proportions and statics of the houses in the old town, the stone walls and stairs that led up to Mönchsberg, as well as the turrets and cupolas of the baroque churches and the Salzburg Cathedral. Whether he was in a narrow alleyway, on Mozartplatz, atop Kapuzinerberg, in Mirabell Garden, or on the Salzach Promenade, Wolfs- bauer-Schönau was always discovering new perspectives of the city.

Im Atelier At the studio 29

Guggenheim Museum N. Y. von F. L. Wright, 1977, Filzstift auf Papier Guggenheim Museum N. Y. by F. L. Wright, 1977, felt pen on paper

In addition to his job as an architect, Hans Wolfsbauer-Schönau was constantly drawing on the side. Included among his early works were sketches, portraits, still lifes and numerous caricatures, most of which have since been lost. Dra- wing caricatures and portraits of his colleagues had already become one of his favorite pastimes during his military days as it generally earned the young soldier a little something to eat. Caricatures in particular corresponded with the painter’s comic nature and talent; with just a few, simple lines, he could depict a person or situation both characteris- tically and humorously.

Humor always played a signifi cant role in his life. His motto was that “everything is a bit easier with a bit of humor!” He was highly skilled at telling jokes and anecdotes and had an endless repertoire that naturally also included several wise- cracks about artists. During the annual Salzburg Festival, he spent numerous summer evenings socializing with friends and colleagues, some of whom were involved in the festival itself. Like his mother Magdalena who had a beautiful soprano voice and loved to sing, Hans possessed a rich baritone voice. Many people asked him why he had not trained to become an opera singer and he would always respond by laughing it off .

Wolfsbauer-Schönau thus remained faithful to his true callings – drawing and painting. Salzburg was a genuine muse for the artist; its many striking and enigmatic facets engaged and awed him. However, at that time, the young architect was scraping out a relatively meager existence and the studio was barely heated. He would later recount the story of the fi rst Christmas he ps ent in his new studio when he used the blade from the paper cutter to carve the “Christmas roast” into razor-thin slices. As it turned out, the “roast” was nothing more than a small piece of dried out salami.

The young architect was talented, however, and achieved success within a short period of time. He arrived on foot to his fi rst building site, on his bicycle to the second, and in one of the fi rst sports cars that ever graced the streets fo Austria to the third. His job as an architect took him to Vienna and Munich as well as to St. Moritz, Switzerland where he managed the Rietmann architecture offi ce and reconstructed Herbert von Karajan’s vacation home. A new airport was to be built in Innsbruck in preparation for the 1964 Olympic Games. For this reason, Wolfsbauer-Schönau and his wife Gertraud relocated in 1960 to the Tyrolean capital where he was then involved in the construction design of the new alpine Innsbruck airport. 30 Bauplan mit künstlerischen Details Building plan with artistic details

Architect and painter

Wolfsbauer-Schönau built his studio on the edge of a forest in Igls, near Innsbruck. He did not only design the house itself, but every interior detail, from the door fi ttings to the drawing board, was custom made according to his ideas and designs. From this point on, painting began to play an increasingly important role in his life. A chance encounter with university professor Dr. Heinz Mackowitz would change his life. Withdrawn from the outside world, Wolfsbauer-Schönau had already produced an impressive body of works, without ever having con- templated an exhibition of them. Mackowitz, who was a professor at the Academy of Fine Arts in Innsbruck, became an enthusiastic mentor of the artist. He was deeply touched and initially speechless when confronting the breadth and level of maturity refl ected by the works that the painter had created in his quiet solitude. In 1977, he helped to organize the fi rst individual exhibition for the artist – a major art show titled “Welt und Weltall” (The World and the Universe) at the Innsbruck Convention Center. The exhibition was viewed by 10,000 visitors. The diff erent styles that Wolfsbauer-Schönau employed attracted a great deal of attention within the art world as they demonstrated that he was an artist who had not only achieved astounding results but who also had signifi cant poten- tial for further development.

Within the scope of this exhibition, Wolfs- bauer-Schönau was able to introduce two new painting techniques that he had developed – “stereoism” and “sculp- tural painting”. The painter displayed an avid interest in the art scene of his time. He studied the diverse styles of so-called modern art, experimented with various painting techniques and taught himself traditional and modern methods of pain- ting. Nonetheless, he always developed his own ideas and incorporated them into his works of art. Even back then, he already had a unique style that was un- bridled by academic study and this in fact became his trademark as an artist.

1977 was a very productive year for the painter. He created numerous oil pain- tings that refl ected his “creation frenzy” along with an inner, deep and liberating acknowledgement of having found his

Spiralnebel, Plastisches Ölgemälde auf Holz Spiral fog, sculptural oil painting on wood f © Mark Wol Mark © Nagglburg in Hall in Tirol, 1991, Öl auf Leinwand 31 Nagglburg in Hall in Tyrol, 1991, oil on canvas

way after a long struggle. He created magnifi cent pastose oil paintings, views of Salzburg and the French Ri- viera as well as a number of sculptural paintings like “Spiralnebel“ (Spiral fog), “Sonnenkorona” (The sun‘s corona) and the large-scale “Fressen und gefressen werden” (To eat and be eaten).

Wolfsbauer-Schönau had always admi- red Frank Lloyd Wright, the American architect who built the Guggenheim Museum in New York, in particular be- cause of Wright’s attempt to fuse his modern “organic” architecture with the surrounding landscape. Consequent- ly, the artist paid homage to the great architect with a painting titled “Dächer nach Frank Lloyd Wright” (Rooftops de- signed by Frank Lloyd Wright).

Even after his successful exhibition, Wolfsbauer-Schönau remained true to himself and did not aspire to achie- ve fame or wealth through his art. He withdrew to his studio and worked mostly for himself. After his death, a newspaper clipping titled “The lonely giant” was found glued to a cardboard box in his studio. This was probably not a coincidence but rather a refl ection of the emotional state of isolation imposed yb the artist himself.

Always in pursuit of his own path

The painter did not adhere to one particular style. He was never a member of any group or association of artists and rarely allowed collectors, gallery owners or art managers to approach him or his works of art: “I have always pursued my own path, while rejecting short-lived trends. I cannot recall having set a particular goal for myself but rather I honed my own style without being dictated by the zeitgeist.

Initially, I painted employing an expressionist style and later I sought to perfect expressionism. My art has evolved like a garden where everything grows over time. I cannot say that I painted the same way then as I do now. I began to paint and draw when I was 7 years old. When I explored the mountains and forests, I observed themes. Once while contemp- lating a waterfall, I refl ected upon how to illustrate water. I absorbed everything deep into my soul and now I express it. It is an art that has matured over decades. Côte d‘Azur – Le Cap Ferrat, 1977, Öl auf Leinwand Côte d‘Azur – Le Cap Ferrat, 1977, oil on canvas

I feel an inner drive when I paint. I soak up every sub- ject like a sponge, perceiving the object that I paint in an emphatic way, whether it is a landscape, a portrait or architecture, then ‘I squeeze out the sponge’ and reveal my impressions. I hardly even notice the brush or pen when I paint as these tools become a mere extension of my soul. I attempt to portray that which is in me. True art is always an expression of the soul.

This is most clearly noticeable in portrait painting, where it is not about capturing details but rather about ‘perceiving’ the person’s true inner self. This does not mean however that the basic guidelines of anatomy, drawing, painting and color can simply be ignored.

Just like others sing, I paint. It is a natural instinct implanted in my body and soul. Being an artist is my callingOne ex- pression I deeply dislike is “you must.” I don’t have to do anything, but rather I follow my inner guidance. ‘Greed’ is the downfall of an artist. I am against the commercialization of art. An artist who only focuses on accumulating wealth isn’t an artist at all in my eyes.”

Nevertheless, Wolfsbauer-Schönau did not only paint for himself. What people felt when they viewed his art was im- portant to him, but he never allowed himself to be dictated by their beliefs. He was always his own fi ercest critic and sometimes a painting was removed from the canvas before the paint had even dried. “It shouldn’t be important to an artist whether his works are liked or not. Art does not need to please or be appealing; what is important is to sense one’s personal connection to the work. The intellect, heart and soul of an artist should always be in accord.”

When he painted, the artist was always aware of a metaphysical aspect that he was unable to control. He once said about the creation of a painting, “First, you paint the background, which is extremely important, because the back- ground defi nes the resulting artwork. It is impossible to work with an inadequate backgroundThen you add the form, or the object you wish to depict, be it a still life, a landscape, a portrait or architecture, and only then do you insert the details. I prefer to work with a thick brush that automatically adds more vigor to the painting. When you look at the com- position after completing it, you discover things that are still missing and then you add the fi nal touches. It is similar to when a machine is turned on, it begins to operate ... and then all of a sudden the painting is completed. Next, you turn it upside down, look at it and detect any fl aws that might be present. Oncey ou put it back in its upright position, the painting looks amazing and it is extremely rewarding when it appeals to both the artist as well as the beholder. I usually succeed with every composition at the fi rst try; it is rare that I need to throw away a painting.” The physical-emotional eff ort of painting became apparent whenever Wolfsbauer-Schönau would temporarily lose his voice after an intensive work session.

Together with his wife Gertraud, the painter explored the mountains of North and South Tyrol, the Ticino and the area around Lago Maggiore. A large number of drawings were inspired by themes from the alpine region, including views of villages such as Planeil, which burnt down shortly after his visit and is only preserved in artworks by the artist. Many ex- hibitions in the 1980s and 1990s were dedicated to the alpine architecture found throughout North and South Tyrol. 33

Journeys to Italy and Africa and the explosion of colors

His trips to Italy and North Africa left a profound impression on the artist and led to his experimentation with color, which then culminated in an explosion of colors in his paintings. Critics attested to the impact of color in Wolfsbau- er-Schönau‘s works in reviews titled, “A painter teaches the art of living and of happiness.” Color became an impor- tant theme in his paintings. “We cannot perceive color without touching the soul ... color refl ects our true self,” said anthroposophist Rudolf Steiner regarding humans’ perception of color. Wolfsbauer-Schönau continued along the same line of thought when he said: “The energy and zest for life refl ected in ym paintings is something that I feel inside. It is extremely important to me. I like using bright colors, not only primary colors such as red, blue and yellow but also complementary colors including green, orange and purple. Both types of color mixed together create a marvelously strong impact. The painting must express joie de vivre and individuality. I paint not only for myself as I used to in the beginning, but rather I also wish to bring happiness to the people who view my paintings. I seek to share with others the joy I feel when marveling at the beauty of our region. Particularly during the cold season, in the dark and dreary month of November, my paintings can be like an energy boost. Collectors who own my compositions confi rm that they revitalize and recharge them, having indeed a positive eff ect on their souls.”

Salzburg, a variable central theme

Although Wolfsbauer-Schönau remained in Tyrol even after completing the cons- truction plans for the alpine Innsbruck airport, Salzburg still held a special place in his heart and was a recurring subject in his artwork. He visited the city regularly to work on new motifs and ideas. The Salzburg-themed works “Festspielhaus”, “Blick vom Kapuzinerberg” and “Residenzbrunnen” that were exhibited at the fi rst big In- nsbruck exhibition left a lasting impression on visitors. In 1977, Dr. Heinz Mackowitz, a professor of art history at the University of Innsbruck, wrote the following about the artist’s work: “Aside from rendering the topography in a precise manner and fo- cusing on large shapes and bold colors, the artist alters reality not only to enhance the eff ect of the painting or to create something beyond a natural representation of reality, but rather he grants each artwork its own unique autonomy. Consequently, here we can address expressionist representations like those seen in the pictures depicting views of Salzburg. The baroque city of Salzburg was notably infl uenced by great southern minds like Andrea Palladio’s pupil, Vincenzo Scamozzi. Even today, Italian architectural forms that adhere to Palladio’s laws of harmonic proportions can be seen in the buildings throughout Salzburg. Wolfsbauer-Schönau accentuates this aspect. The colorful cityscapes Mit der Gattin Gertraud he presents seem reminiscent of the south and thus feel somewhat foreign to us. However, at the same time, due to the in Salzburg recognizable architectural forms, there is also an element of familiarity about them.” With wife Gertraud in Salzburg Wolfsbauer-Schönau was equally captivated by Salzburg both as an architect and as a painter. For this reason, no matter how stylized or heedlessly a fountain or rooftops might appear to have been sketched out, the proportions were always accurate due to his internalized training as an architect and painter. Wolfsbauer-Schönau described this skill as follows: “I have a keen eye for the fundamentals of things. Thanks to my background in architecture, I can put my knowledge of materials and construction to good use when I paint. The portrayal of gradually developed architecture in relation 34

Hof in Graun, Südtirol, 1989, Öl auf Leinwand Farm in Graun, South Tyrol, 1989, oil on canvas

to the zeitgeist has always been of interest to me. In my case, architecture and painting go hand in hand. There are so many wonderful motifs to paint in this country. An artist would need three lives, not just one, to interpret them all. Salz- burg is a veritable ‘city of art’ with its splendid architecture, ambiance and distinctive vibrancy. In my opinion, Austria is one of the most beautiful countries in the world and it has always been a source of inspiration for me.”

In 2004, one year before his death, Hans Wolfsbauer-Schönau created a number of large-scale, sophisticated, modern paintings depicting Mirabell Garden. These would ultimately serve as both a capstone to his Salzburg-themed artworks as well as something of an artistic fi nale. With their bold colors and expansive Mediterranean skylines, these artworks are reminiscent of Italian Renaissance paintings with the expansive sky which symbolizes infi nity.

“Festung mit Untersberg” is a colorful, modern, minimalist work from 2003 that features few brushstrokes and a distinct, geometric subsection in white and orange. Around the same time, Wolfsbauer-Schönau also produced numerous mo- dern still lifes. He wrote the following about his new “technique”: “A painting should always respond to the inherent pro- perties of its medium. It isn’t what is actually depicted that is important but rather the ‘composition’, or in other words, the union of surfaces, lines and colors. Characteristic components of the motif are used as ‘composition elements’. Color is separated completely from the drawing, resulting in a sense of movement and an intense dynamic quality. Colored or white bands, as well as a polychromatic background, serve to intensify the contrast eff ect. This prompts the viewer to think creatively. It has always been my ambition to introduce something new into the art world.” Consequently, Wolfs- bauer-Schönau’s fi nal artworks manifest his distinctive style once more. They are quasi “composed” with pronounced yet sparing brushstrokes that unite space, structure and color. 35

The Salzburg Festival

“The music and the festival do not attempt to impose anything new or unfamiliar that changes the feel of the city, but rather they endea- vor to live up to the ideals of the city’s founding fathers and awaken forgotten sounds that captivate the senses...,” wrote Stefan Zweig in “Salzburg, die Stadt als Rahmen”. Wolfsbauer-Schönau embraced this vibrant quality about Salzburg and exploited it artistically. Colors were transformed into chords, tones and fi nally into a symphony of variegated hues. When combined with lines, forms and surfaces, a complete compositional artwork emerged. Similar to Mozartian music, Wolfsbauer-Schönau’s black and white compositions refl ect sharp contrasts between light and shadow, brightness and darkness. The deliberate usage of light and shadow as well as the resulting timelessness of the compositions is reminiscent of Rembrandt. However, as tempting as it might be to scrutinize and analyze an artwork, we are reminded that at least some element of any true masterpiece, whether in art or music, must always remain a mystery.

Ever since his youth, Wolfsbauer-Schönau was in frequent contact with festival artists. He had the opportunity to see Hugo von Hofmannsthal’s “Jedermann” on the Domplatz as well as hear Mozart’s “Don Giovanni” as conducted by Herbert von Karajan. His longtime ambition of pain- ting the great maestro however unfortunately never came to fruition. Alternately, he painted themes of “Everyman” with Will Quadfl ieg and Helmut Lohner in the title role. The actor portraying the character “Tod” (Death) in this picture is Peter Simonischek. The image also simultaneously refl ects the artist himself as an old man. “I am not cruel: you will sleep peacefully in my arms,” sings Death in Franz Schubert’s “Der Tod und das Mädchen” (Death and the Maiden). A striking painting from 1977 refl ects the artist’s pictorial interpretation of this musical composition.

The Salzburg Festival, music, drama, the great singers and actors who came to Salzburg to perform – all of these elements served as major sources of inspiration for countless Wolfsbauer-Schönau artworks. “What does it look like inside someone’s soul?” he asked himself, in re- ference to Arthur Schnitzler’s “Das weite Land”. The outstanding production of “Don Giovanni” by Martin Kusej and Nikolaus Harnoncourt with Thomas Hampson in the title role and Anna Netrebko as the very convincing “Donna Anna” motivated him to paint a portrait of both protagonists together entitled “Don Giovanni”. Wolfsbauer-Schönau immortalized Georg Büchner’s spinach-eating, blood-covered “Woy- zeck” and the abrupt onset of the title character’s despair in a highly expressive sculptural painting. He also painted two variations of the “Festspielmasken” (Festival masks). Next to the comedy and tragedy masks the version from 2003 shows another mask with inscrutable features whose intentions remain open for interpretation. The legendary production of Giuseppe Verdi’s “Macbeth” in the Felsenreitschule Theater incited the artist to create both a monochrome interpretation as well as a graphical- ly structured, boldly colored version. Even Verdi himself was said to have associated one particular “color” with each of his operas. Wolfsbauer-Schönau had a feel for and was receptive to the “colors of music”. While painting, he took great pleasure in listening to the brilliant Maria Callas, the marvelous Elisabeth Schwarzkopf and the unequaled Carlos Kleiber. He was also particularly fond of arias and other vocal compositions by Mozart. As his daughter Karin and son Markus are both trained opera singers, he would often listen to their interpretations of these works.

Der Künstler in seinem Atelier The artist in his studio 36

The region of Salzburg and its people

Wolfsbauer-Schönau depicted the Salzburg countryside and its inhabitants in numerous landscape paintings, drawings and fi gurative illustrations showing the arduous lives and traditions of Salzburg farmers. Included in this group of works are paintings and drawings such as “Bergmahd auf steilen Hängen”, “Holzfäller”, “Im Dorf”, “Bauer mit Enkel”, “Der Hias” and “In der Dorfschank”.

The treasured Bad Gastein region with its “Malerwinkel” was a source of inspiration for a number of works. There are also striking compositions devoted to locations near Wallersee, like Henndorf, Marieninsel and Straßwalchen, where the artist enjoyed spending his summers. The tran- quility and ambiance of picturesque Wallersee incited the creation of several oil paintings. Wolfsbauer -Schönau sought to fi nd relaxation in addition to inspiration in the same place where poet Carl Zuckmayer had lived and worked as well as where the famous opera singer Richard Mayr, renowned for his unforgettable performance as Ba- ron Ochs von Lerchenau in Richard Strauss’ “Rosenkava- lier” (The Knight of the Rose), had once strolled. The light that fi lled the morning and evening sky spanned a full spectrum of nuances, from gray-green and blue-purple to shimmering silver and gold. This captivating display of colors never ceased to amaze and enchant the artist.

He enjoyed taking long, sprawling walks through the Wenger Moor to fi nd subjects for his paintings – the se- cluded Prager Fischer courtyard, the creek, and the lake with its patch of reeds. In autumn, a perfect setting for Schubert’s “Winterreise” (Winter Journey) would unfold near Lake Waller. Fog covered the lake and permeated the woods, black crows could be found resting atop the golden stubble left in the fi elds and perched on barren tree branches, and the creek and shore froze over. With his use of cool shades of blue, gray and white, the artist captured precisely this mood with his oil painting titled “Novemberimpression am Wallersee”.

The oil paintings “Häuser am Berg”, “Schifahrer”, “Weißer Rausch” and “Winterwald” depict the snow-covered, winter wonderland side of Salzburg.

Ronchamp von Le Corbusier, Ölkreide auf Papier Ronchamp by Le Corbusier, oil pastel on paper Clouds, like life itself, dissipate quickly...

“My most recent work is always my favorite one”, claimed the artist. “It’s like when a mother has a special fondness for her youngest child.” Throughout the entirety of his life, the artist took an interest in architecture, philosophy and astronomy. “The universe and our planet, it’s all connected. That’s why even the minerals that come from the Earth’s interior are so interesting to me.” He collected rocks from all over the world and meteorites from space; their various shapes and colors intrigued and inspired him. He appreciated Paul Gauguin’s bold, colorful paintings as well as Emil Nolde’s luminous watercolors. He also admired the visionary aesthetics of the architecture of Zaha Hadid and the ideas and works of the architect, painter and sculptor Le Corbusier; Wolfsbauer-Schönau devoted a sculptural painting to his famous pilgrimage church Notre Dame-du-Haut in Ronchamp.

“Architecture is the wise game, correct and magnifi cent, of forms assembled in the light,” wrote Le Corbusier. It was this marvelous game of colors, forms and light that Wolfsbauer-Schönau sought after relentlessly in his art. He once said about himself, “I draw with oil paint, much like others use charcoal or pencils.” His attention to detail, drawn instinctively from his background in architecture, merged fl awlessly in his art with his conception of the big picture. The artist always allowed himself to be surprised by his own creations. Moreover, he continued to dazzle us with new artworks up until the very end. His life philosophy was: “Clouds, like life itself, dissipate quickly. The fortunate ones are those who manage to accomplish something and still have time to enjoy themselves.” It was this zest for life that Hans Wolfsbauer-Schönau wanted to convey in each of his artworks.

Karin Wolfsbauer Wolkenstimmung über Innsbruck, fotografi ert von Hans Wolfsbauer-Schönau Cloudy sky above Innsbruck, photographed by the artist