Die Chemische Industrie Herausgegeben Von Der Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie Nachrichten-Ausgabe 62

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Die Chemische Industrie Herausgegeben Von Der Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie Nachrichten-Ausgabe 62 DIE CHEMISCHE INDUSTRIE HERAUSGEGEBEN VON DER WIRTSCHAFTSGRUPPE CHEMISCHE INDUSTRIE NACHRICHTEN-AUSGABE 62. Jahrgang_________________________ BERLIN, t. APRIL 1939 Nr. 13 — 281 NACHDRUCK NUR MIT GENAUER QUELLENANGABE GESTATTET Deutschland und Rumänien, ein Wirtschaftsraum. wischen Deutschland und Rumänien ist am europäischen Kapitalgeber und unter dem Einfluß 23. März 1939 ein Wirtschaftsvertrag geschlos­ der Preisschwankungen am Weltmarkt. Je nach­ Zsen worden, der in vieler Hinsicht bemerkenswertdem, ob die Preise herauf- oder heruntergingen, ver­ ist, wegen der politischen Umstände und wegen sei­ mehrte oder verringerte sich die rumänische Aus­ ner richtunggebenden Bedeutung. Er ist geradezu fuhr. Stiegen die Ausfuhrerlöse, dann konnte die ein Vorbild, wie durch einen Vertrag die Wirt­ rumänische Wirtschaft auch größere Gewinne an schaftsbeziehungen zwischen einem hochentwickel­ ihre Kapitalgeber abführen, dann waren diese auch ten, aber rohstoffarmen Industrieland und einem wiederum bereit, noch weiter mit Krediten auszu­ mit Rohstoffen aller Art reich gesegneten, aber un- helfen und ein neues Stück rumänischen Naturreich­ erschlossenen Agrarland zum beiderseitigen Nutzen tums zu erschließen. Fielen dagegen die Preise, geregelt werden können. Deutschland verpflichtet dann sank die Ausfuhr, und Rumänien konnte kaum sich durch diesen Vertrag zu nichts mehr und nichts der Verpflichtung, Schulden und Zinsen zu zahlen, weniger, als die brachliegenden Möglichkeiten der nachkommen. Es mußte dann um politische An­ rumänischen Volkswirtschaft beschleunigt inner­ leihen bitten. halb von wenigen Jahren zur Entwicklung zu brin­ Die westeuropäischen Länder waren weder ge­ gen, Das Reich stellt dabei seine technischen und willt noch in der Lage, selbst die Ueberschüsse der wirtschaftlichen Erfahrungen sowie die fehlenden rumänischen Wirtschaft aufzunehmen. Sie wollten Sachgüter und Produktionsmittel zur Verfügung. Es nur Gold und Bardevisen sehen. Lediglich im Han­ erhält dafür im Austausch einen Teil der durch diese delsverkehr mit Großbritannien hatte Rumänien deutsche Wirtschaftshilfe überhaupt erst hervor­ einen Aktivsaldo, der allerdings nur gerade aus­ gebrachten Mehrerzeugung. Der Wortlaut des neuen reichte, um die finanziellen Verpflichtungen Rumä­ Abkommens sieht vor: niens gegenüber Großbritannien zu bestreiten. Es wird ein mehrjähriger Wirtschaftsplan auf­ Frankreich und die Vereinigten Staaten dagegen gestellt werden, bei dem der Ausgleich des gegen­ haben ihre Warenbezüge aus Rumänien so stark seitigen Wirtschaftsverkehrs grundsätzlich erhalten gedrosselt, daß Rumänien 1938 nicht nur seine bleiben soll. Die wichtigsten Ziele dieses Wirt­ schaftsplanes sind: 1, Die Entwicklung und Lenkung tinanzschulden an diese Länder in Bardevisen zu zahlen hatte, sondern sogar noch einen erheblichen der rumänischen landwirtschaftlichen Erzeugung. 2. Die Entwicklung bestehender und die Gründung Teil seiner Wareneinfuhr von dort. Der in der neuer landwirtschaftlicher Industrien und Verede­ zweiten Hälfte 1937 einsetzende Rückschlag in der lungsbetriebe. 3. Die Entwicklung der rumänischen Weltwirtschaft hatte sogleich dazu geführt, daß die Holz- und Forstwirtschaft, 4. Die Lieferung von rumänische Ausfuhr im Jahre 1938 um ein Drittel Maschinen und Anlagen für rumänische Bergbau­ gegenüber 1937 zurückging, und zwar von 31,5 auf betriebe durch Deutschland, 5, Die Gründung von 21,5 Mrd. Lei, Die rumänische Einfuhr dagegen gemischten deutsch-rumänischen Gesellschaften zur konnte nur von 20,3 auf 18,5 Mrd, Lei gedrosselt Erschließung und Verwertung von Kupferkies in der werden, so daß der Ausfuhrüberschuß, mit dessen Dobrudscha, von Chromerzen im Banat, von Man­ Hilfe Rumänien seine FLnanzverpflichtungen gegen­ ganerzen in der Gegend von Vatra Dornei-Rosteni, über den ausländischen Kapitalgebern zahlt, von ferner zur Verwertung von Bauxit Vorkommen und 11,3 auf 3 Mrd. Lei zusammenschmolz. gegebenenfalls zum Aufbau einer Aluminiumindu­ Im Gegensatz zu diesen Ländern hat sich strie. 6, Die Gründung einer gemischten .deutsch- Deutschland als ein sehr beständiger Handelspartner rumänischen Gesellschaft, die sich mit der Erfor­ erwiesen. Unser Anteil am gesamten Außenhandel schung von Erdöl und der Durchführung eines Bohr- Rumäniens ist von etwa 27% im Jahre 1937 auf und Verarbeitungsprogramms befassen soll. 7. Die annähernd 40% 1938 gestiegen, was nicht zuletzt Lieferung von Kriegsmaterial durch Deutschland, eine Folge der Wiederangliederung der Ostmark und Die Unterzeichnung des neuen Abkommens war des Sudetenlandes ist. Nunmehr ist die Bedeutung mit einer Londoner Falschmeldung als politisches des Reiches für Rumänien noch größer geworden, Vorspiel und mit Schimpfkanonaden in den west­ nachdem auch Böhmen und Mähren in den deut­ lichen Demokratien verknüpft. Und doch kann gar schen Wirtschaftsbereich gekommen sind. Das nicht geleugnet werden, daß Großdeutschland der Schwergewicht des rumänischen Außenhandels mit natürliche Ergänzungsraum Rumäniens ist. Sogar der ehemaligen Tschecho-Slowakei lag in Böhmen die französische Wirtschaftszeitung „La Journée In­ und Mähren, auf die etwa 85% der tschecho-slowa- dustrielle" muß in ihrer Ausgabe vom 25. März 1939 kischen Ausfuhr nach Rumänien entfielen. Nach wörtlich zugeben: „Rumänien befindet sich in einer den Ergebnissen der letzten Jahre entfallen auf das Situation, die ganz eindeutig ist. Seine Wirtschaft Großdeutsche Reich einschließlich Böhmen und kann nicht ohne die Mitarbeit des großen Deut­ Mähren etwa 50% der rumänischen Einfuhr und schen Reiches leben,“ zwei Drittel der rumänischen Ausfuhr, während der Der Grund des westeuropäischen Unbehagens zweitgrößte Partner, Großbritannien, nur mit 8% an ist sehr durchsichtig. Rumäniens Wirtschaft stand der rumänischen Einfuhr und mit 10% an der Aus­ bisher vollständig unter dem Einfluß seiner west­ fuhr beteiligt war. 282 - N r. 13 DIE CHEMISCHE INDUSTRIE 1. April 1939 Die chemische Industrie nimmt im Rahmen der Schädlinge hervorgerufenen Ernteausfall zu be­ deutschen Ausfuhr einen bevorzugten Platz ein. Im kämpfen, dann wird man Werte retten können, die vergangenen Jahr betrug der Chemieanteil an der nicht nur dem rumänischen Bauern, sondern auch deutschen Gesamtausfuhr nach Rumänien 15,5%, im der deutschen Volkswirtschaft zugute kommen Jahre 1937 waren es sogar 19,5%. Im Durchschnitt werden. der Jahre 1933 bis 1937 erreichte der deutsche An­ Große Hilfe kann die deutsche chemische Indu­ teil an der rumänischen Chemieeinfuhr rund 40%. strie Rumänien bei der Ausbeutung der rumänischen Zusammen mit dem österreichischen Anteil waren Bergbauschätze leisten. Rumänien verfügt über es sogar 45%. Aus der Angliederung des böhmisch­ große Vorräte an Mangan, die auf etwa 9 Mill, t mährischen Protektorats ergibt sich noch eine wei­ geschätzt werden und deren Qualität dem russi­ tere Erhöhung des großdeutschen Anteils. schen Mangan aus dem Kaukasus entsprechen soll, Die Ausfuhr der deutschen chemischen Indu­ Hinreichend erforscht sind die Manganerzlagerstät­ strie nach Rumänien umfaßt in den beiden letzten ten im Banat, die auf 1,5 Mill. t geschätzt werden; Jahren folgende Erzeugnisse (in 1000 Ml): ihr Mangangehalt beträgt jedoch nur 14%, ihr Eisen­ 1937 1938 gehalt 14,3%. Reicher sind die Erze in der Buko­ S ch w erch em ik alien .................................... 3 813 3 334 wina, besonders um Brosteni und Vatra Dornei. Stickstoffdüngemittel............................... 94 85 Phosphordüngemittel................................ Größere Bedeutung kommt jetzt dem letzteren Vor­ Teerfarben und Zwischenprodukte . 7 137 5 206 kommen zu, dessen Abbau im Sinne des neuen Mineralfarben ....................................... 853 713 F a r b w a r e n ................................................... 78 188 Wirtschaftsabkommens in beschleunigtem Tempo Firnisse, Lacke, K i t t e ............................ 148 145 durchgeführt werden soll. Die Manganerzgewinnung Sprengstoffe usw .......................................... 405 728 Arzneimittel ................................................ 5 113 5 628 v/ird für 1937 mit 51 000 t angegeben gegen 34 000 t Aetherische Oele, Riechstoffe .... 254 185 1936. Auch die Erschließung der zahlreichen Körperpflegemittel................................... 14 17 Leim und G e la t in e .................................... 49 36 Chromerzlagerstätten, die zur Zeit fast gar nicht Gerbstoffextrakte ................................... 38 101 abgebaut werden, wird eine große Rolle spielen. K u n s ts e id e ................................................... 1 795 1 195 Zellwolle ....................................................... 88 65 Gefördert wurden im letzten Jahr an Chromerzen Plastische M a s s e n .................................... 528 43S rund 10 000 t. Die zur Zeit stilliegenden Lager bei Sonstige K u n s ts to ffe ................................ 458 417 Photochemische Erzeugnisse ................ 1 346 1 429 Dubrowa werden allein auf 2 Mill. t geschätzt, ihr Ferrolegierungen ....................................... 28 103 Chromoxydgehalt wird mit 38—52% angegeben. Kautschukwaren ........................... 1 1 276022 Seifen und W aschmittel........................ 430 336 Unvollkommen abgebaut wurden auch bisher die in Wachs- und Stearinwaren .................... 58 159 Siebenbürgen, im Banat und im Distrikt Tulcea be­ Erdöl- und Teerprodukte (ohne Kraft- und Schmierstoffe) ............................ 634 277 findlichen Kupferkieslager, mit deren systemati­ Sonstige chemische Erzeugnisse . 949 966 schen Erschließung
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