Michael Bartnik: Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen

MICHAEL BARTNIK Von der Privat- zur Staatsbahn – und wieder zurück? Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Colloquium Ina Ulrike Paul, 22. November 2007Colloquium Ina Ulrike Paul | 22. November 2007 | Folie 1

1 Michael Bartnik: Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen

VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE EISENBAHN Agricola: Grubenhunt 1530

Kohle

Schiene Eisen/Stahl Trevithick-Dampfwagen 1801

Dampf- Rad maschine Stockton–Darlington 1825

Kapital

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2 Michael Bartnik: Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen

PREUSSEN IM 19. JAHRHUNDERT 1797 1814/15

1838 Erste Bahn Berlin–Potsdam 1840 Friedr. Wilhelm III.

1848/49

1861 Friedrich Wilhelm IV. 1864/66

Wilhelm I. 1870/71 1888

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3 Michael Bartnik: Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen

EUPHORIE EISENBAHN „Eisenbahnen, Riegel oder Schienenwege sind fahrbare Straßen mit festen Gleisen von Eisenschienen oder von mit Eisen beschlagenem Holz und Steinen, auf denen die Räder der Wagen laufen, wodurch der Widerstand […] so weit aufgehoben wird, dass beinahe nur die Reibung an der Achse noch zu überwinden bleibt.“

„Die Vortheile sind allgemeine und so ausgedehnte, daß sie sich gar nicht vollständig übersehen lassen. Reisende können für den dritten Theil der bisherigen Kosten viermal so schnell und noch viel schneller weiter kommen, als mit den jetzigen Schnellposten, ja die engl. Eisenbahnbaumeister halten es für sehr gut ausführbar, die Schnelligkeit bis auf etwa 22 dt. Meilen in der Stunde zu steigern.“

„Man wird künftig nicht mehr die an schiffbaren Strömen und Kanälen gelegenen Gegenden um ihren […] Wohlstand beneiden, sondern die Eisenbahnen werden diesen Wohlstand gleichmäßiger über das Binnenland verbreiten, indem sie einen vollständigern Austausch der hier oder dort im Überflusse vorhandenen Dinge möglich machen und vielen erst durch die eröffneten Absatzwege einen Werth verleihen werden.“ QUELLE: BROCKHAUS BILDER-CONVERSATIONS-LEXIKON. BD. 1, S. 643-645. LEIPZIG, 1837. (FAKSIMILE. BERLIN, 2006). LINK: WWW.ZENO.ORG/BROCKHAUS-1837/A/EISENBAHNEN.

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WEGBEREITER DER EISENBAHN FRIEDRICH LIST (1789-1846) „ Wirtschaftstheoretiker „ Überwindung innerdeutscher Zollschranken und Eisenbahnbau seien „siamesische Zwillinge“ „ 1835 Entwurf eines deutschen Eisenbahnnetzes

DEUTSCHER ZOLLVEREIN (ab 1834) „ Ziele: Schaffung eines Binnenmarktes ohne Handelsschranken „ sowie Vereinheitlichung der fiskalisch- ökonomischen Rahmenbedingungen „ Einigung und Modernisierung Deutschlands

W. HENDERSON: FRIEDRICH LIST. REUTLINGEN, 1989. DEUTSCHER ZOLLVEREIN C.M. CIPOLLA: EUROP. WIRTSCHAFTSGESCHICHTE III. 1983. Colloquium Ina Ulrike Paul | 22. November 2007 | Folie 5

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DIE ERSTEN EISENBAHNEN IN DEUTSCHLAND 1831 STEELE–VOHWINKEL 1835 NÜRNBERG–FÜRTH

27 km 6 km

„ „Prinz-Wilhelm-Bahn“ „ „Bayerische Ludwigsbahn“ „ Pferdebahn zum Kohletransport „ Erste Bahn mit Dampfbetrieb „ Personenverkehr „des „ Spurweite 1435 mm Vergnügens wegen“

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DIE ERSTEN EISENBAHNEN IN DEUTSCHLAND 1837-39 LEIPZIG–DRESDEN 1838 BRAUNSCHW.–WOLFENB.

20 km 117 km

„ Leipzig: Lists Eisenbahnzentrum „ Herzoglich Braunschweigische „ Offensive Sachsens zum Netzbau Staatseisenbahn „ Private Gesellschaft mit „ Rohstofftransport Harz–Seehäfen staatlicher Unterstützung „ Konkurrenz der Staaten

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DIE ERSTE EISENBAHN IN PREUSSEN 1838 BERLIN–POTSDAM

Konkurrenzsituation N Chausseen, Kanäle, Postnetz

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DIE BERLIN–POTSDAMER EISENBAHN-ACTIENGESELLSCHAFT

Erdarbeiten Brücken 160.000 Thaler 57.000 Thaler Grunderwerb Investitions- Gleisbau 155.000 Thaler volumen 285.000 Thaler Fahrzeugpark 1 Mio. Thaler Gebäude, 220.000 Thaler Bahnhöfe Entwurf, Bauüberwachung, 120.000 Thaler Sonstiges 30.000 Thaler

1844 190.000 Thaler Umsatz REICHSBAHNDIREKTION (HRSG.): 100 JAHRE 50.000 Thaler Gewinn EISENBAHN BERLIN-POTSDAM. BERLIN, 1938. | PETER BLEY: 150 JAHRE EISENBAHN BERLIN-POTSDAM. 7,5 Prozent Dividende DÜSSELDORF 1988. | WWW.EPILOG.DE

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FRIEDRICH WILHELM III. UND DIE EISENBAHN „Alles soll Karriere gehen, Ruhe und Gemütlichkeit leidet aber darüber. Kann mir keine große Seligkeit davon versprechen, ein paar Stunden früher von Berlin in Potsdam zu sein. Die Zeit wird‘s lehren.“ (wohl anlässlich der Eröffnung 1838) „Se. Maj. geruhten Ihre allerhöchste Zufriedenheit über diese Fahrt sowohl, wie über die ganze Anlage, in den huldreichsten Ausdrücken zu erkennen zu geben.“ (Vossische Zeitung 9. 5. 1839)

VERKEHRSGESCHICHTLICHE BLÄTTER. NUMMER 1/2007. 34. JAHRGANG. PETER BLEY: 150 JAHRE EISENBAHN BERLIN-POTSDAM. DÜSSELDORF 1988.

VEREINIGTER ANSTOSS ZUR MODERNISIERUNG LANDTAG 1848 Zustimmung des Landtags notwendig zur Aufnahme von Staatsanleihen für den Bahnbau

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ZWISCHEN LIBERALISIERUNG UND VERSTAATLICHUNG

1814/15 1835 List: Deutsches Bahnnetz

1838 Erste Bahn Berlin–PotsdamSkepsis und

Friedr. Wilhelm III. Preußisches Eisenbahngesetz fehlende 1848/49 1848 August von der Heydt Finanzen Privatbahnen unterstützt

RUNG. STUTTGART, 1996. RUNG. STUTTGART, und erste Staatsbahnen

Friedrich Wilhelm IV. 1862 Heinrich Friedrich von Itzenplitz 1864/66

1870/71 Vorfahrt fürLiberalisierung Privatbahnen

Wilhelm I. 1873 Heinrich von Achenbach DIETER ZIEGEL: EISENBAHNEN UND STAAT IM ZEIT- ZIEGEL: DIETER INDUSTRIALISIE ALTER DER

Colloquium Ina Ulrike Paul | 22. November 2007 | Folie 11 Verstaatlichung

11 Michael Bartnik: Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen

BAHNSTADT BERLIN

1882 2006

POTSDAMER 1838 ANHALTER 1841 STETTINER 1842 SCHLESISCHER 1842 HAMBURGER 1846

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EXPLOSION DES EISENBAHNNETZS . ZEIT DER ZÜGE. BERLIN, 1985. DER ZÜGE. BERLIN, . ZEIT

1848 1871

ENTWICKLUNG IN PREUSSEN: 12.474 4.918 3.374 368 km Mio Mio Mio 2.718 112 Mio tkm 346 Mio pkm 27 Mio Mark km tkm pkm Mark 1848 1871 1848 1871 1848 1871 1848 1871 M. JEHLE ET. AL.: ZUG DER ZEIT DER AL.: ZUG M. JEHLE ET.

STRECKENNETZ GÜTERVEREHR PERSONENVERKEHR EINNAHMEN SERVER KARTEN:FÜR DIGITALE WWW:IEG-MAPS.UNI-MAINZ.DE.

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13 Michael Bartnik: Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen

WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG MOTOR DER INDUSTRIALISIERUNG

VERGLEICH PERSONEN- UND GÜTERVERKEHR 40 km/h 40 km/h 4,4 Pf/pkm 16,9 Pf/tkm

16 km/h 16 km/h 5,3 Pf/pkm 27 Pf/tkm

15 km/h 15 km/h 6 Pf/pkm 8,5 Pf/tkm

Ø PREIS FÜR WEIZEN STEINKOHLEFÖRDERUNG STAHLPRODUKTION 1851-60: 1891-00: 1850: 1870: 1850: 1870: 211,- M/t 165,- M/t 5 Mio t 23 Mio t 130.000 t 950.ooo t MANFRED JEHLE ET. AL.: ZUG DER ZEIT. ZEIT DER ZÜGE. BERLIN, 1985.

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14 Michael Bartnik: Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen

MILITÄRISCHE BEDEUTUNG DER EISENBAHN Militärtransporte Bahnbau

„ 1839 erster Truppentransport „ 1851 Ostbahn Berlin–Königsberg „ 1855 Krimkrieg „ 1875 Königlich-Preußische Militär- „ 1866 Deutscher Krieg eisenbahn Berlin–Sperenberg „ 1870 Deutsch-Französ. Krieg „ 1883 „Kanonenbahn“ Berlin–

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15 Michael Bartnik: Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen

BLICK ÜBER DIE LANDESGRENZEN DEUTSCHLAND 0,9 km/ Jeder gegen Jeden: Kon- 1835 1885: 39.100 km 1000 Ew. kurrierende Kleinstaaten

GROSSBRITANNIEN 1,0 km/ Vorreiter: Privates Risiko, 1825 1885: 30.200 km 1000 Ew. allgemeiner Nutzen

FRANKREICH 0,7 km/ 1830 Privates Sternennetz 1885: 29.600 km 1000 Ew. (1837) mit Staates Hilfe

RUSSLAND 0,3 km/ Breitspur aus 1837 1885: 25.200 km 1000 Ew. militärischen Gründen

ÖSTERREICH-UNGARN 0,6 km/ k.+k. Staatsbahnen 1837 1885: 21.800 km 1000 Ew. zurückgekauft

SCHWEIZ 1,0 km/ 1847 Verspätetes Vorbild 1885: 2.900 km 1000 Ew.

VEREINIGTE STAATEN 2 km/ Mit der Eisenbahn 1829 1885: >100.000 km 1000 Ew. in den Westen MARKUS KLENNER: EISENBAHN UND POLITIK 1758-1914. VOM UND POLITIK MARKUS KLENNER: EISENBAHN STAATEN ZU IHREN EUROPÄISCHEN DER VERHÄLTNIS EISENBAHNEN. WIEN, 2002.

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DIE BAHNWELT WIRD BUNTER

PE12

PEG (1 Linie) S-BAHN BERLIN OE25 OE36 OE60 ODEG (3 Linien) INTERCONNEX NE26 MR33 NE27 NE27 NEB+MR (4 Linien ) DB FERNVERKEHR RE1 RE3 RE6 RB13 RE1 RE4 RE7 RB14 RE2 RE5 RB10 RB55 DB REGIO (12) DIV. NACHTZÜGE 1 LINIENKASTEN = STUNDENTAKT. STAND FAHRPLAN 2008. EIGENE DARSTELLUNG

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… UND WIEDER ZURÜCK?

Private Initiative Staatliche Liberalisierungspolitik

1850: 15 Privatbahnen in Preußen 1994+1999: Bahnreformen I+II

ab 1851: Preuß. Staatseisenbahnen 2007: 370 Bahnunternehmen

Staatsquote steigt Staatsquote sinkt Bürokratischer Staat Entbürokratisierung Technische Innovation Bahntechnik ausgereift Protektionspolitik Europäische Harmonisierung Infrastruktur verstaatlicht Infrastruktur privatisiert Integration Betrieb–Netz Trennung Betrieb–Netz Bevölkerungswachstum Bevölkerungsrückgang Expansion Konzentration Verkehrskonkurrenz gering Starke Verkehrskonkurrenz Motor der Industrialisierung Verbund von Verkehrsträgern

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Von der Privat- zur Staatsbahn – und nicht wieder zurück Die Entwicklung der Eisenbahn in Preußen Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Freie Universität Berlin Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften Friedrich-Meinecke-Institut Colloquium Prof. Ina Ulrike Paul Michael Bartnik, Matrikelnummer 3679577 Student der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Neueren Geschichte (Magister) [email protected], www.michael.bartnik.de/studium

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