Comics Und Alte Geschichte. Versuch Einer
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Historische Sozialkunde Geschichte – Fachdidaktik – Politische Bildung 2/2016 Comics und Alte Geschichte Versuch einer Kontextualisierung Verein für Geschichte und Sozialkunde 46. Jg./Nr. 2 April–Juni 2016 AU ISSN 004-1618 Historische Sozialkunde. Geschichte – Fachdidaktik – Politische Bildung. Zeitschrift für Lehrerfortbildung. Inhaber, Herausgeber, Redaktion: Verein für Geschichte und Sozialkunde (VGS) in Kooperation mit dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien. Chefredaktion: Eduard Fuchs/Andrea Schnöller (Wien) Fachdidaktik: Zentrale Arbeitsstelle für Geschichtsdidaktik und Politische Bildung, FB Geschichte/ Universität Salzburg, Rudolfskai 42, 5020 Salzburg ([email protected]) Preise Jahresabonnement o 17,– (Studenten o 12,50), Einzelheft o 6,–, Sondernummer o 7,– zuzügl. Porto. Bankverbindungen: Raiffeisenbank Oberes Waldviertel eGen IBAN AT21 3241 5000 02424570, BIC RLNWATWWOWS Herausgeber (Bestelladresse): Verein für Geschichte und Sozialkunde, c/o Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, Universitätsring 1, A-1010 Wien Tel.: +43-1-4277/41330 (41301), Fax: +43-1-4277/9413 Aboverwaltung: +43-1-4277/41330 (Marianne Oppel) E-mail: [email protected] http://vgs.univie.ac.at Trotz intensiver Bemühungen konnten nicht alle Inhaber von Text- und Bildrechten ausfindig gemacht werden. Für entsprechende Hinweise ist der Verein für Geschichte und Sozialkunde dankbar. Sollten Urheberrechte verletzt worden sein, werden wir diese nach Anmeldung berechtigter Ansprüche abgelten. Titelbild: Wandbild des Malers der Grabkammer des Ramose, Theben (ca. 1411–1375 v. Chr.). Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/8/89/Maler_der_Grabkammer_des Ramose_001.jpg (bearbeiteter Ausschnitt) Heftredaktion: Wolfgang Hameter Layout/Satz: Marianne Oppel AutorInnen: Stefan Brenne, Dr., Promotion in Alter Geschichte in Tübingen, seit 2005 Leitung der medienpädagogischen Arbeitsstelle, FB 04 der Justus-Liebig-Universität Gießen. Lilia Diamantopoulou, Dr., Universitätsassistentin am Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien. For- schungsschwerpunkte unter anderem: Visuelle und konkrete Poesie, Intermedialität und intersemiotische Übersetzung. Wolfgang Hameter, Dr., Assistenzprofessor am Institut für Alte Geschichte der Universität Wien, seit 2007 Studienprogramm- leiter Altertumswissenschaften. Forschungsschwerpunkte: Chronologie und Kalenderwesen, Rezeptionsgeschichte. Antje Kuhle, M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Althistorischen Seminar der Universität Göttingen. Forschungsschwer- punkte: Mythosforschung, Transfergeschichte, Ideengeschichte, Geschlechtergeschichte. Oliver Näpel, Studienrat im Hochschuldienst, Institut für Didaktik der Geschichte, Historisches Seminar, WWU Münster. Die wissenschaftliche Redaktion der „Historischen Sozialkunde“ wird auch im Jahr 2016 durch eine Förderung der Magistrats- abteilung 7, Gruppe Wissenschaft, unterstützt. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, Plus.Zeitung 06Z036815P Inhaltsverzeichnis Wolfgang Hameter 2 Editorial Stefan Brenne 4 Ente, Maus und Altertum Lernen mit Micky Maus? – Schätze aus der Vergangenheit – Reisen in die Vergangenheit – Bild und Vorbild – Antike Gebäude – Kunstwerke – Schrift und Sprache – Spaß mit dem Wissen über die Vergangenheit – Manchmal … Antje Kuhle 13 Iolaos und Batman – Greise Helden? Warum Comics und antike Tragödien so gut zusammenpassen – Alte Menschen - Ein Problem der Gesellschaft? – Iolaos und Batman Wolfgang Hameter 20 Antikenbezug bei ausgewählten Superheldencomics von Alan Moore Lilia Diamantopoulou 26 Illustrierte Klassiker „Die spannendsten Geschichten der Weltliteratur“ – in der griechischen Version Fachdidaktik Oliver Näpel 33 Geschichtskultur, Comics, Geschichtsunterricht Weiteres Material zu diesem Thema finden Sie auf unserer Homepage: http://vgs.univie.ac.at/TCgi/TCgi.cgi?target=home&P_KatSub=13&B=196 setzung in diesem Bereich befindet sich aber erst in den Anfängen. Editorial Die Superhelden stehen, chronologisch ge- sehen, am Anfang der Tradition der Comic- Wolfgang Hameter Hefte (comic books). Davor erschienen Co- mics hauptsächlich als comic strips in Zei- tungen; meist auf eigenen Seiten oder als Sonntagsbeilagen. Diese Comic-Hefte vari- ieren im Umfang von 16 bis 64 Seiten und enthalten mehrere Geschichten, die häufig als Fortsetzungsgeschichten zum Kauf des Alte Geschichte und Comics in der Schule nächsten Heftes anregen sollen. Seit den 30er und an der Universität? Wie und in welcher Jahren des 20. Jahrhunderts ist dies bis heute Form wird mit diesem Medium im Bildungs- die Form, in der die meisten Comics erschei- betrieb umgegangen, welche Möglichkeiten nen. Im Juni 1938 erschien im Heft Action bieten sich? Diesen Fragen versucht sich un- Comics 1 die erste Geschichte von Superman ser Heft zu nähern. von Jerry Siegel (1914–1996) und Joe Shus- Comics werden auch heute – vor allem ter (1914–1992). Dies wird als der Beginn der im deutschsprachigen Raum – immer noch Superheldencomics allgemein angesehen. Bei als eine Kunstform verstanden, die haupt- der Konzeption des ersten Superhelden stan- sächlich von Kindern und einigen wenigen den für Jerry Siegel (natürlich) auch antike „Freaks“ gelesen wird. In letzter Zeit ver- Vorbilder wie Herkules und Samson Pate. Su- sucht man vermehrt, dieses Medium durch perman selbst hat im Laufe seiner Geschichte ‚ernste‘ Themen wie „Der Mann ohne Eigen- wenig mit antiken Elementen zu tun. Ganz schaften“ (Mahler 2013) oder Berichte über anders Wonder Woman, die 1941 zum ersten aktuelle Kriege (Sacco 2015), bzw. durch den Mal auftrat. Sie ist als Tochter der Amazonen- Begriff graphic novel einem größeren Pub- königin Hippolyta eine echte antike Amazo- likum als anspruchsvolle literarisch/visuelle nin und in allen Geschichten werden immer Gattung näherzubringen. In Österreich exis- wieder Elemente der griechisch-römischen tiert erst seit dem 24.9.2014 ein Comicblog Mythologie verwendet. Eine ausführliche in einer Tageszeitung (http://derstandard. Analyse von Wonder Woman im Kontext der at/2000005714548/Evolution-im-Comic-For- Antikenrezeption ist ein großes Desiderat. mat). Dennoch werden Comics weiterhin am 1939 erfolgte der erste Auftritt Batmans in häufigsten mit sogenanntenfunnies , wie z.B. Detective Comics 27. Er ist wohl neben Su- Donald Duck, Mickey Mouse, aber auch Aste- perman der bekannteste Superheld in den Co- rix, der in Europa einen Sonderstatus hat und mics. Obwohl ursprünglich als Detektiv kon- zu den bestverkauften Comics zählt, oder mit zipiert, wurden er und seine Gegner im Lau- Superheldencomics assoziiert. fe der Zeit zwar immer fantastischer, Reisen Jeder kennt Donald Duck und Mickey in die Vergangenheit und in die Antike waren Mouse und ihre Welt(en). Seit den 1930er aber nur durch Hypnose möglich. Diese weni- Jahren erscheinen bis heute Comic-Hefte mit gen Geschichten warten noch auf eine Analy- den Geschichten dieser Helden. Viele davon se im Bereich der Antikenrezeption. spielen in der Vergangenheit oder greifen Mo- Das Jahr 1986 markiert einen Meilenstein tive aus der Antike auf. Der Beitrag von Ste- in der Comicgeschichte. Drei außergewöhn- fan Brenne bringt eine gut aufbereitete Ein- liche Comicgeschichten erschienen in diesem führung in alle unser Thema betreffenden As- Jahr. Als erstes zu nennen ist „Maus. Die Ge- pekte. Zusätzlich findet sich im Anhang eine schichte eines Überlebenden“ von Art Spie- übersichtliche Liste aller Geschichten mit gelmann, die in einer teilweise autobiogra- Antikenbezug, mit kurzen Inhaltsangaben phischen Geschichte den Holocaust und sei- und bibliographischen Hinweisen. Dies eig- ne Überlebenden behandelt. Besonders be- net sich besonders gut durch die übersicht- merkenswert ist die graphische Darstellung liche Gliederung als rasche Nachschlagmög- der Protagonisten als Tiere. Juden werden als lichkeit für jedes relevante Thema. Mäuse, die Deutschen als Katzen, die Franzo- Es ist eigentlich sehr naheliegend, Super- sen als Frösche usw. dargestellt. helden mit antiken Helden in Verbindung zu Neben diesem zeitgeschichtlich bewegen- setzen. Die wissenschaftliche Auseinander- den und beeinflussenden Comic erschienen noch zwei Superheldencomics, die in unse- (Illustrierte Klassiker 59, 1995) oder histori- rem Heft behandelt werden. schen Themen wie „Der Kampf um Salamis“ Mit der „Rückkehr des Dunklen Ritters“ (Illustrierte Klassiker 194, 2001). Diaman- von Frank Miller setzte ein bis heute an- topoulou widmet sich der Reihe „Illustrier- dauernder Batman-Boom ein, der sich auch te Klassiker“, die im modernen Griechen- in diversen Verfilmungen äußert (aktueller land veröffentlicht wurden. Hier wurden ne- Film „Batman v Superman: Dawn of Justi- ben Heften mit Bearbeitungen antiker Texte ce“, 2016). In diesem Comic wird Batman auch mittelalterliche und frühneuzeitliche zum ersten Mal als alter Mann gezeigt. Ant- Geschichten publiziert. Alle Texte der Co- je Kuhle nimmt diese Darstellung zum Aus- mics wurden in der einfachen Volkssprache, gang ihrer vergleichenden Untersuchung des Dimotiki, veröffentlicht und trugen dadurch alternden Helden in der griechischen Tragö- zur neuen Identitätsfindung der Griechen im die und im Comic von Frank Miller. Hier wird 20. Jahrhundert bei. der Versuch unternommen, gesellschaftliche In Schulbüchern fanden sich schon im- Muster in der antiken und der modernen Li- mer Cartoons (Einbildwitze, häufig auch mit teratur zu vergleichen. Kuhle gelingt es zu Sprechblasen),