400 Jahre Pfarrei Hergiswil
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400 Jahre Pfarrei Hergiswil Autor(en): Schwyzer, Pius Objekttyp: Article Zeitschrift: Heimatkunde Wiggertal Band (Jahr): 63 (2006) PDF erstellt am: 03.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-718684 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch 400 Jahre Pfarrei Hergiswil I •tH J3 Pius Schwyzer & S Vor 400 Jahren erreichten die Hergiswi- messen zu erweitern und zu dekorieren. ler mit bewundernswertem Einsatz und Dann gelang es ihnen, den Bischof mit diplomatischem Geschick, dass ihre von Konstanz, Johannes Georg von Gemeinde von Willisau abgetrennt und Hallwyl [2], der eine Reise nach Luzern zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben plante, nach Hergiswil einzuladen. Am wurde. Das Jubiläumsjahr fordert uns 2. September 1603 weihte der Bischof auf zurückzublicken; vielleicht verstehen die erweiterte Kapelle ein, stellte sie unter wir dann die Gegenwart besser und den Schutz des heiligen Johannes sehen gelassener in die Zukunft. des Täufers und erhob sie in den Status einer Pfarrkirche. (Zwei Glocken der Eine Kirche für Hergiswil heutigen Kirche tragen die Jahreszahl l603.) Anwesend waren Melchior Sutter, Das Gebiet der heutigen Gemeinde Leutpriester in Luzern, Junker Hans Hergiswil war im späten Mittelalter Teil Helmlin, Kleinrat in Luzern, Andreas der grossen Pfarrei St. Peter und Paul zu Schwendimann, Leutpriester in Willisau, Willisau. Weil der Kirchweg lang und Gallus Zehnder [31, Schultheiss in beschwerlich war, wünschten sich die Willisau. Ob alle diese Herren mit dem Hergiswiler eine eigene Kirche. Vorerst Vorgehen des Bischofs einverstanden reichten die Mittel nur für eine kleine waren, wissen wir nicht. Für die Hergiswiler Kapelle. Sie wurde im Dorf, auf der war es aber ein froher Tag, der sie linken Wiggerseite, um 1577 erbaut; denn ihrem Ziel näher brachte. Zwei Jahre die älteste Glocke der heutigen Kirche später erreichten sie dann endlich die trägt diese Jahreszahl. Leider fehlen rechtliche Trennung von der Mutterpfarrei weitere Zeugen jener Zeit. Aktenkundig Willisau. Denn am 19. März 1605 ist aber, dass am 20. Oktober 1593 ratifizierte der Rat von Luzern den Balthasar Würer, Weihbischof von Konstanz, Teilungsvertrag zwischen Willisau und die renovierte oder neu erbaute Hergiswil. Entscheidend war, dass der Kapelle einweihte. St. Ludwig war der Leutpriester von Willisau, Andreas Schutzheilige. Neun Jahre später Schwendimann [4], am 15. Juni desselben erlaubte die Regierung, eine so genannte Jahres, am Tag der Heiligen Vitus Kuratkaplanei [1] zu errichten. Der und Modestus, sich mit der Verselbst- Kaplan war aber schlecht bezahlt, nur an ständigung von Hergiswil schriftlich bestimmten Tagen anwesend und völlig einverstanden erklärte. Im ältesten abhängig von den Weisungen des Leut- Jahrzeitbuch [51 der Pfarrei Willisau steht: priesters in Willisau. Die unzufriedenen Hergiswiler opferten Zeit, Geld und «Ich, Andreas Schwendimann, der zytt Baumaterial, um ihre Dorfkapelle ange¬ pfarrherr zu Willisauw, thun kuntt 89 ewiglichen hiemitt, nach dem dann die Bis 1657 bildeten die Pfarreien Hergis- kilchen zu Hergisswill, vor der zytt in wil und Willisau einen Pfarrverband. der Pfarr Willisauw gelägen, auch von Die junge Pfarrei blieb also in verschiedenen derselben ein filial gewässen, nun aber Belangen abhängig von der von selbigen kilchgenossen kurtz ver- Mutterpfarrei Willisau. Auch später verbanden schinner zytt ernüweret und wider uff viele gemeinsame Interessen die erbuwen, auch mit zuolassen und be- beiden Pfarreien (Feiertage, Heilig-Blut- willigung beider hochen oberkeiten Verehrung, Bruderschaften usw.). durch zugethane stühr und contribution ir, der kilchgenossen, uss erhofften Der plötzliche Tod und beweglichen Ursachen zu einer eines Pfarrers pfarr uffgerichtt und gestifftet worden; und nun sich gebühren wollen, sitten- Am 28. Herbstmonat (September) 1783 mahll diese kirch zu hergisswylll, wie verstarb in Hergiswil Pfarrer Bernhard ermeldet in die pfarr Willisauw vormalen Dub. Er war mit dem Sigristen unterwegs gehört, und einfilial von derselbigen gewesen, um einem kranken gewässen, der hochen geistlichen oberkeit, Pfarreiangehörigen die Sterbesakramente wie das in söllichenfählen sich gebührt, zu spenden, als ihn der Schlag traf. Er schriftlichen schynfürzuleggen, das ich war sofort tot. alls ordenlicherpfarrherr zu Willisauw Die traurige Nachricht verbreitete sich in söliche stifftung und uffrichtung dis- in Windeseile. Ein Bote ritt nach Willisau, ser nüwen pfarr bewilliget, und mich um den Landvogt, Josef Ulrich Ignaz derpfarrlichen rechten, so wyt sich die von Sonnenberg, zu orientieren. Dieser nüwe pfarr erstrecken thutt, verzigen setzte die Beerdigung fest und habefür mich und mine nachkommen, benachrichtigte die gnädigen Herren und Oberen da so hab ich, wie billich, und in an- in Luzern. Das Schreiben an die sächen der bedenklichen und erheblichen Regierung ist erhalten geblieben. Es lautet: Ursachen, so mich zu derglychen bewilligung und verzychung bewegtt, «Hochgeachte, hochwohlgebohrne, hierin nit manglen, sondern dieselbige, gestrenge, fromm, vornehm, vorsichtig, dass dem allso sigi, mit gegenwärtigem hoch- und wohlweisen, insonderssgrossgünstig, offnen und under minem uffgetruckten gnädig gebiethende: Meinen secret und Signatur miner hand gever- herren und oberen. tigten brieff bezügen und bestätigen wollen. Da dem Allerhöchsten, dem Herren Beschächen uff St. Viti et Modesti tag, über leben und todt gefallen, den anno 1605.» wohlehrwürdigen, wohlgelehrten geistlichen 90 herren Bernard Dub, pfarrer zu Hergis- Euer gnaden und herrlichkeitten! wyl von dissem zeittlichen hoffentlich Meinen gnädig gebiethenden herren zu denen eewigen freuden nach uner- und obern! forschlichen urtheillen abzuruoffen. Als Schloss Willisau, 28. Herbstmonath, erforderet meine ambthen-pfliehten dis- 1783. ser zufahl, euer gnaden und weissheiten, meinen gnädig gebiethendten Huld- undgehorsamst, underthänigster herren und oberen, laut hochoberkeitli- diener, Josef Ulrich Ignaz von Sonnenberg, cher raths-erkantnuss von dem 30. Merzen Landvogt.» 1781, in huldigster ehrenbietigkeit zu notificieren. Diese über zweihundert Jahre alte Habe die sondere ehre, mich zu behar- Todesanzeige gibt uns ein farbiges Bild lich-vätterlich-gnädigem wohIwollen von den politischen Verhältnissen des underthänigst zu entpfehlen, und mit 17. und 18. Jahrhunderts. In Luzern respectuosister ehrfurcht und unsterblicher regierten «die gnädigen Herren und Oberen». submission allstäths zu zeharren. Die Patrizier (das sind die An- Grussformel am Ende des Briefes, den LandvogtJosef Ulrich Ignaz von Sonnenberg 1783 an die Regierung sandte. 91 V A str u sAoMniIfrispf mifcf A iu fonftuni, k$£.9î.3teMtëSûrfï, Pert bec 9ïcic(xniut, tmb stiOe* u « Tj ningen, beê J?o()en Soljannitcr« Oi'bcirê in Stfaltlxt ©roß freuf, imb <U protector. 2c. 2c. Entbieten «Uen unb jeben "Jlbbteit, SDecanen O £ecten Pr4l«ten, peibflen, Priort », pfar' rem, Picarien, mid) alien anbecen prieflcrn,unb Seclforgcrn, tuae Würben,unb <3t«nbe jîc feynb, In biefcmölftumRonftanj, Unfern (Sruê, unballeo ©ut» Reich gestalteter Briefkopfeines Hirtenbriefes des Fürstbischofs zu Konstanz, Maximilian Christoph von Rodt. Er residierte von 1775 bis 1799. gehörigen jener grossbürgerlichen sar in Luzern und von diesem zum Familien, die im Ancien régime das Generalvikar, der dann den Bischof «Sagen» hatten) teilten unter sich die Ämter informierte. auf und sorgten für Ruhe und Ordnung Das Bistum Konstanz, das von einem in der Stadt und in den Untertanengebieten Fürstbischof geleitet wurde, existierte auf dem Land. Auch die rund 1200 Jahre. 1821 wurde es durch Landvögte, die im Auftrag des Rates die Vog- Staatsvertrag von Papst Pius VII. formell teien verwalteten, stammten aus den aufgehoben. Es umfasste Süddeutschland vornehmen Familien der Stadt Luzern. und beinahe die ganze In Willisau residierten sie ab 1695 auf deutschsprachige Schweiz, mit 64 Dekanaten, dem Schloss. gegen 17000 Priestern und fast 350 Wenn in Hergiswil (oder in Willisau) ein Klöstern. Nach der Aufhebung wurde neuer Pfarrer eingesetzt werden musste, das Gebiet auf mehrere Bistümer pochten «die gnädigen Herren und verteilt. Der Kanton Luzern gehört rechtlich Oberen» in Luzern auf ihre alten Rechte seit 1828 zum Bistum Basel, dessen und präsentierten dem Bischof den Bischof in Solothurn residiert. Nachfolger.