Juni 2006 08 Museumsblätter

Mitteilungen des Museumsverbandes

> Die Neue Stadt Ein Verbundprojekt Brandenburger Museen

Neue Stadt und Neues Museum

Die Neue Stadt

Museum Neuruppin

Stadtmuseum Wittenberge

Heimatmuseum

Kreismuseum Finsterwalde

Städtisches Museum Eisenhüttenstadt

Kulturhistorisches Museum Prenzlau Die Autoren:

Hansjörg Albrecht Leiter des Museums Neuruppin Heidrun Derks Leiterin des Museums und Parks Kalkriese. Mitglied der Jury zur Vergabe des Initiativpreises der Ostdeutschen Sparkassenstiftung zur Förderung innovativer Konzepte im Brandenburger Museumswesen Axel Drieschner Kurator der Ausstellung „Planstadt- Stalinstadt“ Dr. Rainer Ernst Leiter des Kreismuseums Finsterwalde Renate Fritz-Haendeler Referatsleiterin im Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg Dietmar Fuhrmann Koordinator des Verbundprojektes “Die Neue Stadt“ Dr. Simone Hain Bauhaus-Universität Weimar, Gropius-Professur Gabriele Helbig Leiterin des Heimatmuseums Falkensee Dr. Oliver Hermann Leiter des Eigenbetriebes Kultur, Sport und Tourismus Wittenberge, 1. Vorsitzender des Museumsverbandes des Landes Brandenburg e.V. Heidemarie Hölters Journalistin, Mitglied im Verein der Freunde und Förderer des Heimatmuseums Falkensee Dirk Keil Leiter des Kulturzentrums Dominikanerkloster Prenzlau (bis 15.05.2006) Dr. Susanne Köstering Geschäftsführerin des Museumsverbandes des Landes Brandenburg e.V. Dr. Andreas Ludwig Leiter des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR, Eisenhüttenstadt, Vorstandssprecher des Museumsverbandes des Landes Brandenburg e.V. Dr. Lars Scharnholz Geschäftsführer des Institutes für Neue Industriekultur, INIK Forst/Lausitz Michael Schmitt Institut für vergleichende Städtegeschichte Münster Dr. Reinhard Schmook Leiter des Oderlandmuseums und des Schlosses Bad Freienwalde Patrick Schuchert Institut für vergleichende Städtegeschichte Münster

Abbildungsnachweis:

Titelseite: Rüdiger Südhoff, Eisenhüttenstadt S. 4: Rüdiger Südhoff, Eisenhüttenstadt S. 12 - 17: Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg/Landesluftbildsammelstelle Potsdam S. 22 - 23: Museum Neuruppin, alle Außenaufnahmen Lorenz Kienzle, S. 28 - 29: Stadtmuseum „Alte Burg“ Wittenberge S. 34 - 35: Zeichnungen aus: Sommer- und Ferienhäuser „Der Woche“, August Scherl GmbH, Berlin 1911. Außenaufnahmen Lorenz Kienzle, Berlin S. 40 - 41: historische Aufnahmen: Kreismuseum Finsterwalde, aktuelle Aufnahmen: Jürgen Hohmuth, Berlin S. 46 - 47: Druckgraiken: Städtisches Museum Eisenhüttenstadt, Fotos: Stadtarchiv Eisenhüttenstadt S. 52 - 53: Dominikanerkloster Prenzlau S. 54: Lorenz Kienzle, Berlin S. 56: Eva Zimmermann S. 57: Rüdiger Südhoff, Eisenhüttenstadt S. 58: Reinhard Schmook, Bad Freienwalde S. 59: Monika Strehlow, Uckermark Kurier S. 63: Dietmar Fuhrmann, Berlin Inhalt 5

Inhalt

Forum Die Neue Stadt Ein Verbundprojekt Brandenburger Museen

6 Neue Stadt und Neues Museum Renate Fritz-Haendeler

8 Die Neue Stadt Ein Verbundprojekt des Museumsverbandes Brandenburg Susanne Köstering

18 Neuruppin Stadtbrand und Wiederaufbau um 1800 Hansjörg Albrecht

24 Wittenberge Von Nähmaschinen und Abrissbirnen Oliver Hermann

30 Falkensee Acht Eigenheime in Neu-Finkenkrug Gabriele Helbig, Heidemarie Hölters

36 Finsterwalde Mikrokosmos brandenburgischer Baugeschichte Rainer Ernst

42 Eisenhüttenstadt Planstadt Stalinstadt Axel Drieschner

48 Prenzlau Zwischen Backsteingotik und Plattenbau Dirk Keil

Fundus

54 Arena 57 Schatztruhe 58 Porträt 60 Lesestoff 30 Forum Falkensee

Falkensee Acht Eigenheime in Neu-Finkenkrug Gabriele Helbig, Heidemarie Hölters

Am Anfang steht der Traum von einem Sommer- und aufstrebenden Mittelstand ansprechen. Daher legt die Ferienhaus im Grünen zu erschwinglichem Preis. Ausschreibung besonderen Wert auf die Gestaltung Der Großstädter träumt ihn und der Berliner Verleger der Gemeinschaftslächen im Erdgeschoss. Weiterhin August Scherl hat ihn erkannt. soll jedes Haus charakteristisch für die Bauweise einer bestimmten Landschaft Deutschlands sein. In seiner Zeitschrift „Die Woche“ lobt er 1906 einen Damit prägt der Architekturwettbewerb neue Bilder deutschlandweiten Architekturwettbewerb aus. Preis- vom reformorientierten Bauen im Deutschen Reich, werte Ferien- und Sommerhäuser samt Inneneinrich- vielfältig nach Landschaften, heimatorientiert und tung im Grünen an einem frei zu wählenden iktiven zugleich, dem Geist der Zeit entsprechend, Ausdruck Standort in Deutschland lautet die Aufgabenstellung. deutschen Selbstverständnisses. Besonderes Augen- Dieses Preisausschreiben erhöht die Aulage seiner merk gilt der Harmonie zwischen Architektur und Zeitschrift sprunghaft.1 Landschaft. „Die Erscheinung der Häuser soll zu der Größe und Schönheit der umgebenden Natur im Der Wettbewerb richtigen Verhältnis stehen. Statt Prätention der `Villa` soll eher ein Anschluß an die Motive der ländlichen Die näheren Ausschreibungsgrundlagen werden Bauüberlieferung gesucht werden.“ von Hermann Muthesius (1861 – 1927) formuliert. Der Architekt und Geheime Regierungsrat ist in den Die Resonanz ist enorm. 1528 Entwürfe werden von Jahren zuvor kaiserlicher Attache für Bauwesen an Architekten aus Darmstadt, Düsseldorf, Breslau, der Deutschen Botschaft in London gewesen. Dort Hamburg, Charlottenburg, Wismar, München, Stutt- hat er sich intensiv mit der Arts & Crafts-Bewegung gart und anderen Orten eingereicht. Die meisten, auseinandergesetzt und 1904 eine Schrift über „Das nämlich 929, beziehen sich auf die Kategorie der englische Haus“ publiziert. 1907 gehört er zu den 5.000-Mark-Häuser, in der die höchsten Preisgelder Gründern des Deutschen Werkbunds. Muthesius zu gewinnen sind. prägt nachhaltig eine neue Art des Landhausbaus in Deutschland. Die Vorort-Häuser, die schon Ende des Eine Jury, bestehend aus dem Chefredakteur der 19. Jahrhunderts für gut betuchte Großstädter zum Zeitschrift „Die Woche“ Paul Dobert und – außer Aufenthalt in der Sommerfrische entstanden sind, Muthesius – vier weiteren Architekten des reformierten beschreibt er als „nichtsnutzige(s), kokettschäbige(s) Landhausbaus, wird zusammengerufen: Professor Zuckerbäckerhäuschen“. Sein Credo: Der moderne, Theodor Fischer, Richard Riemerschmidt, Professor bürgerliche Mensch braucht auch im Wohnbereich Paul Schulze-Naumburg und Bruno Paul, der Direktor Einfachheit, Sachlichkeit und die Einbindung der Archi- der Unterrichtsanstalt am Königlichen Kunstgewer- tektur in den bestehenden Landschaftsraum. bemuseum in Berlin. Die Jury prämiert 21 Entwürfe, davon 15 aus den beiden unteren Preiskategorien. Entsprechend fordert er die Architekten auf, Funkti- onalität der Bauweise und optimale Ausnutzung des Da laut Ausschreibungsunterlagen die „Verfasser Raumes für die Bedürfnisse einer Großstadtfamilie mit der preisgekrönten und angekauften Entwürfe ... der Kindern zu gewährleisten. Die Häuser dürfen nicht zu Verlagsbuchhandlung August Scherl GmbH alle Urhe- teuer werden: Die Ausschreibung schreibt gestaffelte berrechte an den Beiträgen auf unbeschränkte Zeit Bausummen in Höhe von 5.000, 7.500, 10.000 und abtreten“, stehen dem geschäftstüchtigen Verleger alle 20.000 Mark vor, wobei die Kosten der Inneneinrich- Türen zur weiteren Vermarktung der Entwürfe offen. tung im Budget enthalten sein müssen. Er gibt ein Sonderheft der „Woche“ heraus, in dem alle preisgekrönten Entwürfe beschrieben sind. In kurzer Der Architektenwettbewerb von 1906 verbreitet Zeit werden 110.000 Exemplare des Sonderheftes in die Idee einfachen, aber hochwertigen Wohnens ganz Europa verkauft. Eine Auswahl von 40 preisge- im Grünen als Ausdruck bürgerlichen Lebensstils. krönten Hausentwürfen lässt Scherl als Modelle durch Insbesondere sollen die Häuser Familien aus dem die Kunstgewerbemuseen von 31 deutschen Städten Falkensee Forum 31

wandern. Das wichtigste Werbemittel aber werden Häuser nicht direkt nebeneinander stehen. In Wandlitz zwei Musterhaussiedlungen in der Nähe von Berlin. dagegen entsteht auf engstem Raum ein kunterbuntes Potporri der Baustile. Die Musterhaussiedlungen Die meisten Architekten haben sich für Landschaften In diesen Musterhaussiedlungen werden insgesamt 18 entschieden, welche im Kaiserreich als besonders der besten Entwürfe realisiert. Scherl indet Bauträger charakteristisch und ausdrucksstark gelten. Das Haus und geeignete Grundstücke mit guter Anbindung an “Umranket von Reblaub die Fensterlein“ steht für die Straße und Bahn nahe Berlin: Wandlitzsee und Neu- Weinbaugebiete am Main und Neckar, „Feiertag“ soll Finkenkrug. In Wandlitzsee ist eine Kolonie mit zehn ein schwäbisches Haus darstellen, „N.S.“ (für Nieder- Sommerhäusern der Preiskategorie 5.000 bis 7.500 sachsen) gehört in die Hamburger Vierlande, „Ein Mark geplant. Sie sollen als reine Ferienhäuser ohne Traum am Bodensee“,„Im Riesengebirge“ und „Insel zentrale Heizung auf Grundstücken der Eisenbahn- Poel“ stehen für die bezeichneten Landschaften, „Am gesellschaft Becker & Co. gebaut werden. In Neu- Fluss“ bezieht sich auf alle bedeutenden deutschen Finkenkrug werden auf dem Terrain der Deutschen Ströme zugleich. Viele der romantisierenden Namen Ansiedlungsbank acht Häuser gebaut, die für dauer- der Häuser verweisen deutlich auf die Aktualität haftes Wohnen eingerichtet sind. der Heimatschutz-Bewegung und die Überhöhung der deutschen Landschaften als identitätsstiftende Beide Orte sind zu jener Zeit beliebte Auslugsziele Symbole nationaler Identität. der Berliner. Nach Neu-Finkenkrug fahren die Züge am Wochenende im Halbstundentakt. Vom Bahnhof Trotz aller formaler Verschiedenheit sind die Grund- aus, der über einen Tanzsaal und Gästezimmer risse strukturell ähnlich: helle Wohnzimmer mit verfügt, führt ein Wanderweg durch den Wald zum vorgelagerter Veranda, mehrere Schlafräume im Biergarten-Gasthof Alt Finkenkrug. Am Weg stehen Obergeschoss, große Räume für Geselligkeit, kleinere bereits vereinzelte Landhäuser. Tief im Wald liegt das für die Zweckmäßigkeit. Hinter dieser Ähnlichkeit steht noch unbebaute Gelände des alten Ritterguts Seege- das Konzept der Ausschreibung, das auf Häuser für feld, das ein Kaufmann als Landsitz gekauft hat, das moderne mittelständische Familien zugeschnitten er aber bald wieder verkauft, dieses Mal zum Zweck ist. Der Wohnbereich ist in allen Häusern, selbst den der Parzellierung und Bebauung mit Landhäusern an kleinsten, besonders ausgeprägt und durchgestaltet. die Deutsche Ansiedlungsbank. Aus dem Auslugsge- biet wird nach und nach ein Wohngebiet im Grünen. Sämtliche Musterhäuser sind in konsequenter Fort- Das Landidyll wird zur Gartenstadt vor den Toren der setzung der Idee von einer neuen „Formkultur“ im Metropole, und zwar in einer ungesteuerten, allein Geiste des neuen Lebensstils mit Reformmobiliar dem Markt überlassenen Entwicklung. Das dafür ausgestattet, wie es auch der Deutsche Werkbund vorgesehene Territorium ist zu jener Zeit größer als proklamiert. Dessen Mitbegründer Bruno Paul, der das der Stadt Berlin. Einen Bebauungsplan erstellt die auch Mitglied der Jury ist, hat es entworfen. Für seine Gemeinde erst 1934. typisierten Gebrauchsmöbel bester handwerklicher Qualität ist er mit internationalen Preisen ausge- Die Musterhäuser zeichnet worden. Bruno Paul lässt Stühle, Tische, Bänke, Wandschränke, Regale, Öfen und Accessoires Die Musterhäuser in Neu-Finkenkrug orientieren von den „Vereinigten Werkstätten für Kunst im Hand- sich, der Ausschreibung gemäß, an ländlichen werk Berlin-München“ herstellen, schlicht, funktional Baustilen unterschiedlicher deutscher Regionen. und zweckmäßig: schmückende Details sucht man Auf die konkrete Umgebung, in der sie nun erstmals vergebens. Alles Mobiliar ist so gestaltet, dass es gebaut werden, nehmen sie in keiner Weise Bezug. auch von einem Dorftischler mit einfachen Werk- Der dadurch entstehende artiizielle Eindruck wird zeugen ohne Schwierigkeit hergestellt werden kann. in Neu-Finkenkrug dadurch abgemildert, dass die Die Möbel sind farbig lackiert, oft weiß. Um auch 32 Forum Falkensee

innen eine ansprechende Atmosphäre zu erzeugen, privaten Nutzung verkauft, leider an eine Familie, sind die Tische mit Geschirr gedeckt und die Regale die in der Nachkriegszeit die Inneneinrichtung samt mit Keramikobjekten bestückt. Fußböden verheizte. Seit 1963 hat das Haus neue Besitzer. Diese Familie ging 1996 auf zweiwöchige Alle fest eingebauten Möbel müssen vom Käufer Spurensuche, denn sie hatte gehört, dass ihr Haus am als Bestandteil des Hauses übernommen werden, Nordufer des Bodensees noch einmal stehen würde. die beweglichen Einrichtungsgegenstände kann der Mit gechartertem Boot und alten Karten suchten sie Eigentümer frei auswählen. In jedem Fall werden sie ihr „Zwillingshaus“, leider vergebens. So leben sie zusätzlich zum Kaufpreis berechnet. Dieser entspricht ihren „Traum vom Bodensee“ weiterhin in Falkensee – ohne jeden Aufschlag – den wirklichen Herstellungs- am Elsterplatz. Vielleicht indet sich das Zwillingshaus kosten, die einschließlich Grundstück und Neben- ja eines Tages doch noch – oder weitere Zwillings- kosten für Neu-Finkenkrug zwischen 23.000 und häuser der Musterhauskolonien in Wandlitz und Neu- 39.000 Mark liegen, also erheblich über den geplanten Finkenkrug. Kosten. Neu-Finkenkrug war nie als Künstlerkolonie gedacht. Am 31. Mai 1908 wird die Musterhaussiedlung in Aber diese Idee lackerte kurz auf, als die Lyrikerin Neu-Finkenkrug als Sonderausstellung der „Woche“ Maria Benemann und ihr Ehemann 1912 das Haus für zwei Monate eröffnet. Für die Besichtigung der „Insel Poel“ bezogen. Das Paar wollte in Neu-Finken- acht Ferien- und Sommerhäuser in Neu-Finkenkrug krug eine Künstlerkolonie nach dem Muster von und der zehn in Wandlitzsee hat Verleger Scherl Worpswede initiieren. Berühmte Maler und Dichter mächtig die Werbetrommel gerührt. An zahlreichen des Kaiserreichs wie Heinrich Vogeler, Richard Stellen in Berlin kann man die Karten kaufen, inklusive Dehmel und Walter Gropius gingen in ihrem Haus Fahrkarte. Das Interesse ist riesengroß. Ein langer ein und aus. Der Traum endete jäh, als der Ehemann Menschenstrom pilgert täglich zu den Musterhäusern, schon im ersten Kriegsjahr an einer Kriegsverletzung die Damen elegant gekleidet mit Sonnenschirm, die starb. 1915 gab Maria Benemann das Haus auf. In Herren in Gehrock und Zylinder, ein interessantes ihren Lebenserinnerungen „Leih mir noch einmal die Schauspiel für die alteingesessenen Bewohner. Mit leichte Sandale“ nimmt die Zeit im Haus“Insel Poel“ festgelegten Öffnungszeiten und gestaffelten Eintritt- breiten Raum ein. spreisen versucht man, den Strom der Besucher zu regeln. Nach kurzer Zeit sind alle Musterhäuser Zu DDR-Zeiten teils in Privatbesitz, teils unter kommu- verkauft. naler Wohnungs-Verwaltung, haben die Häuser teilweise erhebliche bauliche Veränderungen durch- Acht Häuser – acht Geschichten gemacht. Manche sind an- und umgebaut worden, denn sie stehen nicht unter Denkmalschutz. Nach Alle acht Häuser sind bis heute bewohnt. Jeder Eigen- der Wende hat man viel investiert. In Rekonstruk- tümer weiß um die Geschichte seines Eigenheims. tion beindet sich zur Zeit das Haus „Am Fluss“. Die Eigentümer haben sich mit erheblichem inanziellen Die meisten Häuser haben mehrfache Besitzer- Engagement 2006 zu einer fast originalgetreuen wechsel erlebt. Eine bewegte Geschichte hat das Restaurierung entschlossen. Sie scheuten nicht den Haus „Traum am Bodensee“ hinter sich. Seine Aufwand, um einen Handwerker zu inden, der nach umlaufende Terrasse und die Garage machten es alten Unterlagen ein ovales Fenster mit ungewöhnli- wohl gewerblich attraktiv. Schon 1914 wurde es cher Sprossung herstellen konnte. Das originale ovale zur Schankwirtschaft umgewandelt. Während des Fenster ist übrigens in der Ausstellung zu sehen. Ersten Weltkriegs genoss diese einen anrüchigen Ruf, da dort vorwiegend Militärangehörige weibliches Ist Wohnen 2006 nach den Plänen von 1906 möglich? Personal aufsuchten. 1926 richteten neue Eigen- Orientieren sich heutige Bewohner noch daran? tümer eine Bäckerei ein. 1941 wurde es wieder zur Ist die Raumaufteilung noch zweckmäßig? Ist der Falkensee Forum 33

Platz ausreichend? Ist ein modernes Design möglich und wie viel muss man dafür vom ursprünglichen Charakter des Hauses aufgeben? Das Haus „Im Riesengebirge“ erlaubt uns gegenwärtige Einblicke in das Wohnumfeld der Besitzer. Farbige Fotograien von Lorenz Kienzle setzen es in Szene und lassen uns sehen, wie man Altes mit Neuem geglückt verbinden kann.

Ende des 19. Jahrhunderts leben auf dem Gebiet des heutigen Falkensee 1500 Einwohner.2 2006 sind es 40.000, mit steigender Tendenz. Falkensee gehört zu den am raschesten wachsenden Gemeinden in der Bundesrepublik. 75 % der Einwohner leben in Ein- und Zweifamilienhäusern.

Die Ausstellung im Heimatmuseum Falkensee erzählt die Geschichte des Wettbewerbs, der Musterhaus- siedlungen und Geschichten der acht Eigenheime mit Fotos und Dokumenten, mit Hörtexten, Original- Bauteilen, Modell, Grundrissen und Lageplänen. Die Ausstellung wird durch Busrundfahrten ergänzt.

1 Die Woche, Ausgabe vom 8.September 1906, Nr.36, Berlin 1906; Sommer- und Ferienhäuser, Sonderausgabe „Die Woche“, Berlin 1911, Verlag von August Scherl; Helmut Engel, Baugeschichte Berlin, Bd.II, Jovis Verlag, 2004. 2 Die Gemeinde Falkensee wurde 1923 aus Seegefeld und gebildet. Erst 1961 erhielt sie Stadtrecht. Richard Wagner, Illustrierte Geschichte von Falkensee, hg. vom Förderverein des Heimatmuseums Falkensee, Falkensee 2003.

Der Text entstand unter Verwendung der Ausstellungstexte von Kai Langhans

Acht Eigenheime in Neu-Finkenkrug 29. April bis 10. September 2006 Heimatmuseum Falkensee, Falkenhagener Straße 77, 14612 Falkensee Di und Mi 10.00 – 16.00 Uhr, Do und So 14.00 – 18.00 Uhr Tel.: 03322/22288, email: [email protected] Internet: www.falkensee.net/heimatmuseum 34 Forum Falkensee

Haus „Insel Poel“, Zeichnung, 1911 Haus „Insel Poel“, 2006

Haus „Dulce Domum“, Zeichnung, 1911 Haus „Dulce Domum“, 2006 Falkensee Forum 35

Haus „Feiertag“, 2006 Haus „Feiertag“, Zeichnung, 1911

Haus „Im Riesengebirge“, 2006 Haus „Im Riesengebirge“, Zeichnung 1911