Die Uniformierung Der B-Gendarmerie
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Oberleutnant dRes OFR Dipl.- Ing. Hermann Hinterstoisser Die Uniformierung der B-Gendarmerie Foto: Lex Gendarmerie und Militär standen in puppt sich bei näherer Betrachtung als anstelle der früheren Distinktionssterne nor- Österreich seit jeher in einer engen Wech- nicht haltbar. Es sei daher vor der eigentli- mierten Sternrosetten der Dienstgradabzei- selbeziehung. Als mit dem „Gendarmerie- chen Behandlung des Themas ein kurzer chen manifestierte. Erst 1933 wurden für Sonderprogramm“ 1951/52 die, den Zeit- Rückblick gestattet, um die in vielem die Gendarmerieoffiziere wieder die alt- umständen gemäß getarnte, Wiederer- durchaus erstaunliche Kontinuität, selbst bekannten Sterndistinktionen vorgeschrie- richtung militärischer Strukturen in Öster- über die Tage des Zweiten Weltkrieges ben; für die eingeteilten und dienstfüh- reich begann, stellte dies zumindest uni- hinweg, darzustellen. renden Gendarmeriebeamten verblieben formkundlich keineswegs einen völligen (bis heute) die Sternrosetten1). Neubeginn dar. Vielmehr war dieses Gen- Die Vorgeschichte Seit 1921 wird an der linken Seite der darmerie-Sonderprogramm, das später die Gendarmeriekappen, zeitweise auch der Bezeichnung „B-Gendarmerie“ erhalten Die Gendarmerie war in Österreich als Helme, das „Korpsabzeichen“, die gelb- sollte, zunächst bezüglich der Unifor- Landessicherheitswache 1849 nach dem metallene flammende Granate, getragen - mierung in den allgemeinen Werdegang Muster des seit den Tagen Napoleons in der von ähnlicher Form übrigens, wie die 1917 der österreichischen Bundesgendarmerie Lombardei und Venetien bestandenen (seit für die Feldgendarmerie des k. u. k. Hee- eingebunden und entwickelte eher zöger- 1816 österreichischen) Gendarmeriere- res normierte. 1925 wurde die eisengraue lich am Bedarf orientierte Besonderheiten. gimentes aufgestellt worden. Bis zum Un- Grundfarbe für die Gendarmerieuniformen Die landläufige Meinung, das Ende des tergang der Monarchie 1918 war sie stets eingeführt , gleichzeitig mit der vorne mit- Zweiten Weltkrieges hätte zur Begründung Teil des k. k. Heeres bzw. seit 1868 der k. tels 6 Knöpfen zu schließenden Rockbluse, einer völlig neuen Tradition geführt, ent- k. Landwehr gewesen. Mit dem Gendar- die uns später bei der B-Gendarmerie und meriegesetz vom 27. November 1918 wur- den provisorischen Grenzschutzabteilun- Autor: Oberleutnant dRes Univ.-Lektor Ober- de die Gendarmerie in der jungen Repu- gen des Bundesheeres wieder begegnen forstrat Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser; blik Deutsch - Österreich vom Teil der Ar- wird. Sie kann die ab 1917 in der k. u. k. Jahrgang 1956. 1974 Einjährig-Freiwilliger bei AusbR8, Fernmeldeausbildung bei FMTS, bis mee zum uniformierten, bewaffneten, Armee beliebte „Karlsbluse“ als ihr unmit- 1987 FMO/JgB24. „nach militärischem Muster uniformierten“ telbares Vorbild nicht verleugnen. Das Ende Referatsleiter beim Amt der Salzburger Lan- Zivilwachkörper umgewandelt und dem der Ersten Republik 1938 bedeutete freilich desregierung. Autor zahlreicher militär- Staatsamt für Inneres unterstellt. Seit 1920 auch das vorläufige Ende der österreichi- historischer und uniformkundlicher Publika- wurde sie als „Bundesgendarmerie“ be- schen Bundesgendarmerie. tionen; Mitglied im Redaktionsstab der zeichnet. Ihre Angehörigen waren damit 1) Vgl. dazu: Hermann Hinterstoisser: Die Uni- militärhistorischen Zeitschrift „Pallasch“; formierung der österreichischen Gendarmerie Mitarbeit an historischen Ausstellungen. keine Soldaten mehr, sondern sie erhielten 1849-1999; in: Hesztera/Hörmann (Hg.): Zwischen Beamtenstatus, was sich u. a. in den 1920 Gefahr und Berufung; Werfen 1999; S. 275 - 311. TRUPPENDIENST 4/2002, Beilage 15 Neubeginn 1945 diverse Unterlagen im Gendarmerie- Verwendung von Pistolen, den übrigen museum Wien belegen. Fallweise wur- Gendarmen aber nur das Führen von Ge- Das Kriegsende 1945 stellte die Gen- den als „nicht deutsch“ und „nicht alli- wehren erlaubt wurde. darmerie vor die wohl härteste Bewäh- iert“ klar erkennbare alte Uniformsorten Noch im Mai 1945 wurden die Dienst- rungsprobe seit ihrem Bestehen. Es ist des Ersten Österreichischen Bundes- vorschriften, die vor 1938 galten, wie- vor allem dem Pflichtgefühl, Mut und heeres verwendet. Mancher 1938 zwangs- derum in Kraft gesetzt, im Wesentlichen Beharrungsvermögen vieler einzelner pensionierte Gendarm meldete sich in sei- galt dies auch für die Adjustierung - nach österreichischer Gendarmeriebeamter zu ner alten österreichischen Gendarmerie- Maßgabe der Möglichkeiten. Mit dem verdanken, dass ein polizeilicher Ord- uniform wieder zum Dienst. Grundsätz- Behörden-Überleitungsgesetz vom 20. nungs- und Sicherheitsdienst selbst in lich war auch in Fragen der Adjustierung Juli 1945 wurde schließlich die Wieder- der Phase des Umbruches im Mai 1945 zunächst das Einvernehmen mit den errichtung der österreichischen Verwal- zum Schutz der Zivilbevölkerung in jeweils örtlich zuständigen Kommandan- tungs- und Justizbehörden rechtlich ver- weiten Gebieten aufrecht erhalten wer- ten der Besatzungsmacht herzustellen2). ankert. Dies betraf auch die formelle den konnte. Viele Gendarmen Wiedererrichtung der Gendar- haben, vor allem in Ost- und merie als „militärisch organisier- Südösterreich, ihren Einsatz ter bewaffneter Wachkörper“. mit dem Leben bezahlt. Sofern nicht alte österreichi- Die allgemeine Not jener sche Uniformen vorhanden wa- Tage war natürlich auch für ren, nähte man zumindest die die Gendarmen groß. Zwar österreichischen Kragendistink- hatte die provisorische Staats- tionen auf die requirierten deut- regierung unter Dr. Karl Ren- schen Monturen. Das Dienst- ner schon am 27. April 1945 gradschema entsprach zunächst die Unabhängigkeit Öster- jenem von vor 1938. Da mangels reichs proklamiert und kurz ausreichenden Personalstandes darauf auch bereits in Wien eine größere Anzahl an „Hilfs- ein Gendarmeriezentralkom- gendarmen“ vorläufig in den mando eingerichtet, doch man- Gendarmeriedienst aufgenom- gelte es - abgesehen von den men wurde, musste für diese ein politischen Wirrnissen - an al- eigenes Distinktionsschema ge- lem, auch an Uniformen und schaffen werden. Noch 1945 Ausrüstung. So wurde hin- wurde den Hilfsgendarmen eine sichtlich der Adjustierung an- silberne Sternrosette als Distink- geordnet, dass entweder noch tion zuerkannt. 1946 wurde fest- vorhandene alte Uniformen gelegt, dass alle Hilfsgendarmen der Bundesgendarmerie vor - einwandfreies Verhalten vor- 1938 oder reichsdeutsche Uni- ausgesetzt - bei einer effektiven formen verwendet werden soll- Gendarmeriedienstzeit von mehr ten, von denen natürlich die als zwei Jahren 2, bei mehr als nationalsozialistischen Em- vier Jahren 3 silberne Sternro- bleme zu entfernen waren. setten am Kragenspiegel zu tra- Außerdem waren zunächst gen hätten. Diese Praxis entfiel rot-weiß-rote Armbinden mit aber mit der Konsolidierung des der Aufschrift „Österreichi- Personalstandes, die eine silber- Foto: Hinterstoisser scher Gendarm“ - in deutsch Rockbluse für Gendarmen, 1952. ne Sternrosette verblieb für den und der jeweils erforderlichen provisorischen Gendarmen3), erst „Zweitsprache“, also Englisch, Franzö- Sonstige Ausrüstung oder gar Bewaff- in der B-Gendarmerie wurden wieder 1- sisch oder Russisch, zu verwenden. nung war kaum vorhanden, ihre Verwen- 3 silberne Sternrosetten für Hilfsgen- Häufig waren jedoch keine brauchbaren dung von der Willkür der örtlichen Be- darmen und Aspiranten III. und II. Klas- Uniformen vorhanden, sodass der Si- satzungsmacht abhängig. So konnten se getragen. cherheitsdienst in Zivilkleidung absol- teilweise bereits knapp nach Kriegsende Trotz der außerordentlich schwierigen viert werden musste. Auch Mischfor- auf einzelnen Posten wieder Pistolen oder Verhältnisse konnten im Jahre 1946 dann men von zivilen Röcken und deutschen Karabiner geführt werden, während die die ersten grauen Gendarmerieuniformen Uniformhosen, Wehrmachtsblusen und Gendarmen anderer Posten höchstens ei- aus Nachkriegsproduktion ausgegeben Zivilhosen etc. waren nicht selten, wie nen Holzstock zur Verfügung hatten. Erst werden. Sie glichen in Schnitt und Aus- das spärliche aber aussagekräftige, er- am 10. April 1946 wurde durch einen Be- stattung jenen von vor 1938. Die Uniform haltene Bildmaterial jener Tage und schluss des Alliierten Rates die allgemei- bestand aus hochgeschlossener Rock- ne Wiederbewaffnung der österreichi- bluse (mit abweichend von vor 1938 gel- 2) Erlass des GZK Zl. 4012/V/45 vom 10. Mai 1945. 3) vgl. Uniformierungsvorschrift für die Bundes- schen Polizei und Gendarmerie gestattet, ben gekörnten Metallknöpfen) und lan- gendarmerie 1952, S. 116 f. wobei den Gendarmerieoffizieren die gen, rot passepoilierten Hosen für die 16 TRUPPENDIENST 4/2002, Beilage die Gendarmen im Alpindienst. Zu den schwarzen „Salonhosen“ oder den da- mals, ganz nach Vorbild der früheren k. u. k. Armee, gestatteten licht - drap- farbenen Sommerhosen durften schwar- ze „einfach ausgeführte“ Halbschuhe ge- tragen werden, die allerdings ebenso pri- vat zu beschaffen waren wie die dazu vorgeschriebenen schwarzen Socken.7) Ebenfalls 1949 wurde die graue Teller- kappe, in gefälligerer Form als in der Ersten Republik, wieder allgemein ein- geführt, womit für die Gendarmerie- offiziere die graue steife Kappe, eine der letzten altösterreichischen Reminiszen- zen, entfiel. Die Tellerkappe war annä- hernd in Sattelform geschnitten, hatte Foto: Lex einen kurzen, außen schwarz lackierten Bajonettexerzieren mit dem britischen Gewehr Enfield No.1MK-III in geschlossener Formation. Beachte den kurzen Gendarmeriesäbel (an