Der General Der K.U.K
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DISSERTATION DER GENERAL DER K.U.K. ARMEE UND GEHEIME RAT MAXIMILIAN CSICSERICS VON BACSÁNY Verfasser Ing.Mag.Hans Eder Angestrebter akademischer Grad Doktor der Philosophie (Dr. phil.) Wien 2010 Studienkennzahl lt. Studienblatt A 092 312 Dissertationsgebiet lt. Studienblatt Geschichte Betreuer O.Univ. Prof. Dr. Horst Haselsteiner Abb. 1: Ölgemälde des Generals Maximilian Csicserics von Bacsány (Quelle: József Prohászka, Budapest 1917, Historisches Museum, Zagreb) 1 Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 Familie und Abstammung mit Šipoš Biographie 5 Kindheit im Elternhaus 1865-1878 20 In der Militäroberrealschule 1878-1881 32 In der Militärakademie zu Wr. Neustadt 1881-1884 41 Leutnant beim Infanterieregiment Nr. 38 1884-1887 57 In der Kriegsschule 1888-1889 81 Im Generalstab Allgemeines 1889-1911 90 Zugeteilt dem Generalstab 1889-1892 103 Abkommandiert nach Kazan' 1895-1896 110 Im Evidenzbüro des Generalstabes 1893-1897 177 Kompaniekommandant IR Ritter von Kees Nr. 85 1897-1898 189 Truppendienst beim IR Nr. 46 1902-1904 196 Militärattaché im russisch-japanischen Krieg 1904-1905 204 Oberst zur Disposition des Chefs des Generalstabes (und die Zeit bis zum Kriegsbeginn) 1907-1908 213 Der erste Weltkrieg 1914-1918 230 Die letzte Audienz beim alten Kaiser 1916 243 Emissär des Herrschers in Brest-Litovsk 1917-1918 245 Das Ende der Karriere (oder: der k.u.k. Zusammenbruch) 251 1918. Die Zäsur. Der General ohne Armee 258 (aber mit Familie). Gabriele von Csicserics 268 Schlusswort 276 Bibliografie . 284 Bildnachweis 288 Ortsnamenkonkordanz 290 Namensliste 293 Abkürzungen militärischer Ränge 296 2 Anhang 1) Bildtext für das Csicserics –Bild 289 2) Verwertung 295 3) Offiziersränge und ihre Abkürzungen 314 4) Stammbaum der Familie Mollinary, Blatt 1 315 Stammbaum der Familie Mollinary, Blatt 2 316 5) Handschriftliche Erinnerungen der Gabriele Csicserics an ihren Mann 317 6) Lebensdaten von General Max Csicserics de Bacsány 319 7) Ansuchen um Aufnahme in den Maria Theresien Orden und Ablehnung durch Boroević 321 8) Lebenslauf von Gabriele Csicserics 334 9) Zwei Beurteilungen über Max Csicserics 336 10) Karte: Der asiatische Kriegsschauplatz 337 11) Tischrede von 1929 339 12) AkademischerLebenslauf 340 13) Zusammenfassung 343 14) Abstract 345 3 Vorwort Das Ende der Monarchie hinterließ viele neue Kleinstaaten, was auch dieser Biographie gewisse Probleme schuf. Das Wissen über Max Csicserics endet – offenbar wegen der Kriegswirren auch in der noch "intakten" Heeresverwaltung – mit der zweiten Hälfte des Jahres 1917. Danach gibt es für den General im Österreichischen Kriegsarchiv keine Qualifikationslisten mehr. Nach Auflösung der k.u.k – Monarchie und der damit einhergehenden Entlassung aller "ausländischen" Mannschaften gemäß ihres Nationalitätenvotums aus der Armee, fing für den Verfasser eine mühsame Suche nach den Spuren in vier Nachfolgestaaten an. Wissenschaftliches Ziel der vorliegenden Biographie war es, neben seiner militärischen Bedeutung besonders die Jahre nach dem Krieg bis zu seinem Tod zu erforschen. Aus den Archivquellen Zagreb (Nachlässe Csicserics1, Sarkotić) und Wien (Nachlässe Csicserics und Ing. Hans Mailáth Pokorny) ergaben sich immerhin Anhaltspunkte. Nicht dokumentiert sind in diesen Archiven die Verehelichung mit seiner Frau Gabriele Jagodics de Kernyécsa und deren Personalia, sowie das Schicksal seines Stiefsohnes Stephan Szabadhegyi, späterer Oberst der Königlich Ungarischen Armee und dessen Nachkommen. Insgesamt aber erhellen die Nachlässe nicht das zivile Leben des Generals. Der Schriftennachlass gibt als einziger spärliche Auskunft wenigstens über den Entstehungsort der Schriften. Was das Archivmaterial betrifft, schulde ich Herrn Dr. Peter Broucek großen Dank für die Anregung zu dieser Arbeit so wie für seine wertvollen Beratungen und laufenden Hinweise. Leider gibt es in Serbien, Kroatien oder Rumänien keine lebenden Verwandten des Generals mehr, die alt genug wären, noch Auskunft aus persönlicher Kenntnis geben zu können. Herr Univ. Prof. Dr. Horst Haselsteiner – ein über seine Mutter entfernter Verwandter des Generals – kannte ihn ebenfalls nicht persönlich. Im ungarischen Kriegsarchiv in Budapest schließlich hat dessen Leiter Dr. György Ratz – auf meine Nachforschungen hin – die betagten Enkel Dénes (82) und Ilona (79) Szabadhegyi namhaft machen können. Ein Treffen mit ihnen in Budapest und in Balatonalmádi, Balaton, 1 Der Archiv Akt 752 ist im Kroatischen Staatsarchiv (KAZ) mit dem Eingangsdatum 1970 versehen und enthält den Originalnachlass von Csicserics, den seine Witwe, Frau Gabriele zur Gänze seiner Familie in Vinkovci übergab. Es war offensichtlich ein Notverkauf durch die Familie an dieses Archiv. Der Nachlass sollte urprünglich und nach dem Willen seines Stiefsohnes und von Prof. Dr. Horst Haselsteiner, nach Wien gehen, was aber nicht gelang. 4 hat dem Verfasser das Wissen geschenkt, das zum ziemlich vollständigen Lebensbild des Generals und seiner Gattin führte und so die vorliegende, durchgehend dokumentierte Biographie ermöglichte. Besonders diesen beiden Herrschaften bin ich wegen ihrer Bereitschaft, mir ihre Familiengeschichte samt den noch vorhandenen Dokumenten und Bildern anzuvertrauen zu herzlichem Dank verpflichtet. Ohne ihren Beitrag müsste die Biographie mit Kriegsende im November 1918 enden und wäre nicht sehr aufschlussreich geworden. Im Zusammenhang mit dem Nachlaß von General Sarkotić, einem Freund von Max Csicserics, danke ich Herrn Dr. Marc Stefan Peters (dzt. Mitglied der Deutschen Bundeswehr am Balkan), der mir in großzügigster Weise seine Sarkotić-Transkriptionen aus dem genannten Nachlass zugänglich machte und sich auch sonst als stets hilfreich erwies. Wann immer sich diese Biografie in Zitaten direkt oder indirekt auf den General Csicserics bezieht, verwendet sie die von ihm benützten deutschen Ortsbezeichnungen, wie zum Beispiel Agram, Laibach, Brünn, Zips usw. In seinen wörtlichen Zitaten wird die damalige Orthografie (ß, th, C in Corps...) angewendet, ansonsten gilt die neue Rechtschreibung. Mit dem Zusatz "(sic!)" soll angezeigt werden, dass auch nach der alten Orthographie Fehler vorliegen, die nicht korrigiert wurden. Oder erstaunliche Fakten vorliegen, auf die aufmerksam gemacht werden sollte. Dem Autor Csicserics muß man generell bescheinigen, dass sein Deutsch (von verständlichen Flüchtigkeitsfehlern in den Tagebüchern aus dem Felde abgesehen) vorbildlich ist und von der ausgezeichneten Bildung der k.u.k. Offiziere zeugt. Für das Korrekturlesen des Textes danke ich meiner Frau Maria, sowie unserem bewährten Freund und Buchhersteller Herrn Gerhard Kellinger, für Fragen des Scannens und der Bildedition schulde ich den Herren Harri Skrach und Manuel Hiptmair Dank und Lob. Ing. Mag. Hannes Eder Wien im Dezember 2009 5 Familie und Abstammung2 Dieses erste Kapitel will das Max Csicserics prägende Umfeld beleuchten und den Hintergrund für seine spätere Entwicklung anreißen. Man wird hoffentlich verstehen, aus welchen Erbfaktoren sich sein Handeln und Werden zusammenfügt. Auch seine Denkweise geht schon aus diesem ersten Vortasten klar hervor. Die Traditionen seiner beiden Elternfamilien setzen ihn fast schon auf Schienen. Sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits entstammt Max Csicserics aus Familien der k.k Militärgrenze, die er eine "altbewährte Institution" nennt, welche über Jahrhunderte dem Habsburgerreich nicht nur große und wichtige Dienste geleistet hat, sondern auch dem Kaiser und König ergebene verdienstvolle Männer geschenkt hatte. Er schildert seinem Adoptivsohn diese Institution in einem Brief wie folgt3: "Die Militärgrenze, welche aus kleinen im 16.Jh. entstandenen Grenzschutzmaß- nahmen gegen die Türkengefahr entstanden war, umfasste zur Zeit ihrer größten Ausdehnung (bis 1850) einen Streifen Landes längs der damaligen türkischen Grenze, d.h. von Dalmatien (damals noch venezianisch) bis zur Bukowina, also bis zur russischen Grenze, Die gesamte Grenze war in Regimentsbezirke eingeteilt, wobei auch die gesamte Verwaltung in den Händen des Militärs lag mit der höchsten Militärbehörde – zuletzt das Reichskriegsministerium – als höchster Verwaltungsbehörde. Es herrschte von Beginn an allgemeine Wehrpflicht, dagegen gab es für die Bevölkerung der Militärgrenze keine Leibeigenschaft, wie im übrigen Reich. Alle Grenzer waren Landbauern, der Grund und Boden aber erbliche Militärlehen. Nur die Bürger einzelner Städte – sogenannter Militärkommunitäten – hatten in Erfüllung ihrer militärischen Pflichten Erleichterungen. Eine wichtige Einrichtung in der Militärgrenze waren die "Hauskommunionen"4, der zugewiesene Grund und Boden samt Bauten war im Besitze der Familien, der Hauskommunion5 und nicht Einzelner. Dadurch war 2 Originalquelle verfasst von Max von Csicserics im März 1927 in Cârnecia, Rumänien. 3 Vgl. Österreichisches Kriegsarchiv B198/1. 4 Vgl. auch Ausstellungskatalog "Die österreichische Militärgrenze" zur Gedächtnisausstellung, 1971, S. 6. 5 Ebd., S. 17: Im Patent vom 7. August 1807, gab Kaiser Franz I. diesem Teil der Militärgrenze ein neues Grundgesetz. Neben dem Stammgut gab es nun auch ein Überland, das frei verfügbar war. Aber nur den Grenzern war Landbesitz erlaubt, Der vierte Abschnitt regelt die militärischen Pflichten. Jeweils nur ein Teil der Mannschaft hatte aktiven Dienst zu leisten. Die genau definierte Dienstpflicht konnte durch Geld abgelöst werden. 6 erreicht, daß bei Einrückung des männlichen Elementes zur Dienstleistung die Bewirtschaftung der Bodendienste durchgeführt werden konnte. Dieses System entsprach einer alten slawischen Volkssitte,