Ausg. Nr. 187 • 7. August 2019 Das unparteiische, un ab hängige Ma ga - zin für Österreicherinnen und Österrei- cher in aller Welt erscheint zehn Mal im Jahr in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at

Barockspektakel »Caravaggio & Bernini« ab Herbst im Kunsthistorischen Museum Michelangelo Merisi, gen. Caravaggio, Knabe, von einer Eidechse gebissen, 1595 (ab der Seite 91) © Florenz, Fondazione Roberto Longhi

Sie sehen hier die Variante A4 mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Landsleute,

als Folge des Auseinanderbrechens der ÖVP/FPÖ-Koalition nach dem Miß- trauensantrag am 28. Mai 2019 im Parlament wählen wir am 29. September einen neuen Nationalrat. Für unsere nächste „Österreich Journal“-Ausgabe werden wir – wie gewohnt – die landesweit antretenden Parteien dazu einla- den, Ihnen auf einer von uns kostenlos zur Verfügung gestellten Seite ihre Wahlziele zu präsentieren.

Staatsbesuch aus Italien 3 Bis dahin wünschen wir Ihnen einen möglichst erholsamen restlichen Sommer! Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 187

Staatsbesuch aus Italien 3 Taufe von sieben Rottweiler- Einstimmigkeit für Hahn ist Welpen im Militärhundezentrum 55 Signal für Österreich und EU 7 Ordentliche Tagung 2018/19 56 ParlamentspräsidentInnen »Digital Hub Ost« 57 Niederösterreich übernimm LH-Vorsitz 48 treffen einander in Bregenz 9 Faszinierende Naturkulisse Aktuelle Außenpolitik aus Bundes- im Blickpunkt 58 kanzleramt und Außenministerium 11 Stadt- wird zum Regionalbus 60 BMEIA-International Visitor In enger Verbundenheit mit Leadership Program 16 Diözese Eisenstadt 61 Transitgipfel: Gute Gespräche 200 Jahre Kirche Stinatz – Basis sinnvoller Maßnahmen 17 Bischof spendete neue Glocke 62 Doskozil als erster burgen- » is(s)t innovativ« 63 ländischer LH in Slowenien 19 Land erwirbt Schloß Tabor 64 Regional- und Umweltpolitik, ——————————————— Umgang mit Euroskeptikern 21 Konjunkturabschwächung bremst Österreichs Wachstum gebremst 66 Österreich-Delegation bei Österreichs Wachstum 66 Ministerpräsident Laschet 23 Bruttoinlandsprodukt: +0,3% 68 OÖ Sauti Kuu Foundation-Projekt 24 Mehr Qualität und mehr Salzburg übernahm Vorsitz Platz für Reisende 69 der Alpenländer 25 100.000 Besucher Bio.Garten.Eden 71 Hessen trifft Steiermark an der Goethe-Universität Frankfurt 26 Der Großglockner wird weiblich! 72 Jugendbegegnung Maximilian – Die Seestadt ist weiblich 74 The Power of Media 27 Lauda-Airbus auf den Namen Network Vorarlberg 28 »Salzburg« getauft 75 So kocht Österreich 76 »Urban Summer Social« in Brüssel 29 So kocht Österreich 76 Smart-Region Wien-NÖ 30 G’spritzter: Wasser & Wein aus Emotionen im Konflikt 33 Österreich. Mehr braucht es nicht. 77 EU-Außengrenze an der Personalia 78 Savein Kroatien gut gesichert 34 Abtweihe im Stift Lilienfeld 81 Regionaler Außenhandel 2018 35 Bischofstreffen in Graz 82 »Kindertransport« – Gedenkreise Neue Ära für Krebsbehandlung nach 80 Jahren 37 mit Kohlenstoffionen 83 Pol Roger Austrian Polo Open 39 Mechanismus für Entstehung 22 Nationen bitten zu Tisch 41 allergischer Immunreaktionen 84 Österreichisch-Amerikanische Der VSC-4 ist Österreichs Gesellschaft stellt sich neu auf 42 neuer Supercomputer 85 Albertina im Oö. Landesmuseum 96 Terra Technica zeigt die Geschichte Nachhaltige Solarzellen 86 von Jukeboxhero & Pinball-Wizard 44 Computer liest Uromas Handschrift 87 Niederösterreich hat Vorsitz der ÖBB: Coole Schienen 89 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Landeshauptleutekonferenz 48 Virtueller Blindenstock 90 Scho ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Nationalratswahl am 29. 9. 2019 52 Barockspektakel Caravaggio & Heraus geber und Chefredakteur: Michael Mössmer. »Burgenland Journal« Bernini im KHM 91 Fotos S. 1: Michelangelo Merisi, Knabe, von einer Starkes Auffangnetz für die Die Albertina im Oberöster- Eidechse gebissen, 1595, © Florenz, Fondazione Roberto Longhi; HBF / Carina Karlovits und Peter BurgenländerInnen 53 reichischen Landesmuseum 96 Lechner; NLK / Reinberger; UniCredit Bank Innenminister Wolfgang Peschorn Neufassung von Mozarts ; Getty Images / PeopleImages; Land OÖ / auf Besuch im Burgenland 54 c-Moll-Messe 99 Lisa Schaffner

In Zusammenarbeit mit PaN – Partner aller Nationen http://www.dachverband-pan.org/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 3 Österreich, Europa und die Welt Staatsbesuch aus Italien

Bundespräsident Alexander Van der Bellen empfing Italiens Staatspräsidenten Sergio Mattarella zum zweitägigen Staatsbesuch in Österreich – Treffen mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka – Besichtigung der Stadt Salzburg Fotos: HBF / Carina Karlovits und Peter Lechner/ Fotos: HBF Begrüßung Sergio Mattarellas durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Inneren Burghof mit militärischen Ehren

m 1. Juli trafen der Präsident der Italie- Anischen Republik, Sergio Mattarella, und seine Frau Laura zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Wien ein. Bundespräsident Alexander Van der Bellen empfing die ho - hen Gäste im Inneren Burghof militärischen Ehren. Dann zogen sich die beiden Staats- oberhäupter zu einem Vier-Augen-Gespräch in der Präsidentschaftskanzlei zurück, um an - schließend den wartenden internationalen JournalistInnen über dessen Inhalt zu berich- ten. Themen der gemeinsamen Pressekonfe- renz waren die guten bilateralen und wirt- schaftlichen Beziehungen, Südtirol und die Situation der Europäischen Union nach den Wahlen. Der Bundespräsident dankte Präsi- dent Matarella für sein Engagement in der Klimakrise und dafür, daß er einer der ersten Unterstützer der gemeinsamen Klimainitiati- ve war und auch die aktuelle Fortsetzung der Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und seine Tochter Laura (l.) und Bundespräsident Initiative unterstützt. Alexander Van der Bellen mit Gattin Doris Schmidauer in der Präsidentschaftskanzlei

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 4 Österreich, Europa und die Welt

Der Bundespräsident äußerte sich auch zur Kontroverse um die in Italien verhaftete Kapitänin des Flüchtlings-Rettungsschiffes „Sea Watch 3“, Carola Rackete: „Die genau- en Umstände des Falles sind mir nicht per- sönlich bekannt. Nur grundsätzlich scheint mir schon: Wenn ich in Österreich an einem Binnensee ein Boot in Not sehe und nicht zu Hilfe eile, dann werde ich bestraft wegen un - terlassener Hilfeleistung – aber ich werde nicht dafür bestraft, wenn ich diese Hilfe lei- ste.“ Mattarella hatte die handelnden Personen im Konflikt um das Flüchtlings-Rettungs- schiff „Sea Watch 3“ dazu aufgerufen, „sich etwas im Ton zu mäßigen“, um das tatsäch- liche Problem besser lösen zu können und das Migrationsproblem müsse von Europa

„gemeinsam, mit Intelligenz – und mit Afri- / Carina Karlovits und Peter Lechner/ Foto: HBF ka“ angegangen werden. Was die verhaftete Sergio Mattarella und Alexander Van der Bellen bei der gemeinsamen Pressekonferenz Kapitänin der „Sea Watch 3“ betrifft, ver- wies Staatspräsident Mattarella auf die in der Konstitution seines Landes verankerte „ab - solute“ Gewaltentrennung: „Die italienische Justiz, die nun am Zug ist, ist völlig unab- hängig, ich habe großes Vertrauen in sie.“ „Wir wissen um die demografische Ent- wicklung Afrikas Bescheid, wir wissen auch über die Bedingungen und Voraussetzungen von Migrationsbewegungen Bescheid“, er - gänzte Alexander Van der Bellen: Die EU sei aber „über Jahre nicht bereit gewesen, die Konsequenzen daraus zu ziehen“. Daher stellten die südlichen EU-Grenzen nach wie vor „einen Weg für jene Menschen dar, die zu Hause keine Perspektive finden“. Die Eu- ropäische Union sei daher in den kommen- den Jahren gut beraten, „sich dieses Pro- blems wirklich anzunehmen – nicht nur durch

reden“, appellierte der Bundespräsident. Parlamentsdirektion / Thomas Topf Foto: Der italienische Staatspräsident im Gespräch mit Nationalratspräsideint Wolfgang Sobotka Sobotka und Mattarella unter- streichen Vorbildwirkung der kunft in jeder Hinsicht zu garantieren, be - bemühungen dieser Länder zu unterstützen“, Autonomie Südtirols in Europa kräftigte Mattarella. unterstrich der Nationalratspräsident. Die Nach seinem Besuch in der Hofburg traf Vor dem Hintergrund der sehr positiven Europäische Union müsse sich auf große der italienische Staatspräsident mit National- Wirtschaftsbeziehungen würdigte der Natio- Fragen wie Migration, Sicherheit, Außenpo- ratspräsident Wolfgang Sobotka im Parla- nalratspräsident Italien als einen der wichtig- litik und Digitalisierung konzentrieren und ment zu sammen. Beide Seiten unterstrichen sten Handelspartner Österreichs. Die engen ihr internationales Gewicht festigen. Dafür die Vorbildwirkung der Autonomie Südtirols nachbarschaftlichen Beziehungen würden brauche es ein stärkeres und geeintes Euro- für den Minderheitenschutz in Europa. „Süd - sich jedoch nicht nur in einem wachsenden pa. „Dieses geeinte Europa ist ohne die Län- tirols Autonomie ist beispielhaft für die Um - Handelsvolumen ausdrücken, so Sobotka, an der des Westbalkans jedoch noch nicht voll- setzung des europäischen Grundsatzes ,In einem Strang ziehe man mit Rom auch in der ständig“, so Sobotka. Beide Seiten stimmten Vielfalt geeint‘. Wir wollen diesen Weg mit Frage der Heranführung des Westbalkans an darin überein, die Integration der südost - Italien partnerschaftlich weitergehen und die Europäische Union. europäischen Länder auch weiterhin forcie- uns gemeinsam verantwortungsvoll für die „Unsere gemeinsame geografische Nähe ren zu wollen. Entwicklung Südtirols einsetzen“, sagte So - sowie die kulturellen und historischen Ver- Nach den offiziellen Gesprächen in Wien botka in Übereinstimmung mit dem italieni- bindungen zu Südosteuropa machen Öster- führte der zweite Tag des Staatsbesuches den schen Staatspräsidenten. Italien sei entschlos - reich und Italien zu idealen Kooperations- Italienischen Staatspräsidenten Sergio Mat- sen, die Autonomie Südtirols auch in Zu - partnern, um die Entwicklung und Reform- tarella nach Salzburg.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 5 Österreich, Europa und die Welt

er Sergio Mattarella, seine Tochter Laura und Außenminister Enzo Moavero Milanese.

Freundschaftliche Beziehungen Die guten Verbindungen zwischen Salz- burg und Italien unterstrich die Übergabe einer Ordensrosette des Großkreuzes des Ver - dienstordens der italienischen Republik an Landeshauptmann Haslauer und des entspre- chenden Großoffizierskreuzes an Salzburgs Bürgermei ster Harald Preuner. „Tatsächlich verbindet Salzburg und Ita- lien sehr viel, von Kultur über die Architektur im ‚Rom des Nor dens‘ bis hin zur begehrten Tourismusdestination. Und daß die beiden Länder, genaugenommen der Pinzgau und Südtirol bei der Birnlücke auf rund neun Kilometern direkt aneinandergrenzen, ist selbst manchen Salzburgern kaum bewußt“, Foto: Land Salzburg / Neumayr Leo Foto: Sergio Mattarella wird von Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer begrüßt. so Haslauer.

Italienischer Staatspräsident Flughafens auf. Es war dies der erste offi- Präsidententreffen über den in Salzburg gelandet zielle Besuch eines italienischen Staatsober- Dächern der Altstadt Ganz sicher setzte die Maschine, ein Air- haupts in der jüngeren Vergangenheit. Im Konvoi ging es dann in die Innenstadt, bus A319, des amtierenden italienischen Mit allen protokollarischen Ehren und zu wo der italienische Präsident mit seinem ös - Präsidenten Sergio Mattarella aus Wien den Klängen des Rainermarsches, gespielt terreichischen Amtskollegen Alexander Van kommend und von Eurofightern begleitet, von der Salzburger Militärmusikkapelle, der Bellen vor dem Museum der Moderne auf der nagelneuen Rollbahn des Salzburger empfing Landeshauptmann Wilfried Haslau- auf dem Mönchsberg zusammentraf. Foto: HBF / Carina Karlovits und Peter Lechner/ Foto: HBF Spaziergang durch Salzburg, das „Rom des Nordens“ (v.l.): Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Staatspräsident Sergio Mattarella, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Gattin Doris Schmidauer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 6 Österreich, Europa und die Welt Alle Fotos: Land Salzburg / Neumayr Leo Vor der beeindruckenden Kulisse der Stadt Salzburg (v.l.); Bürgermeister Harald Preuner, Doris Schmidauer mit Bundespräsident Alexander van der Bellen, Staatspräsident Sergio Mattarella und Tochter Laura Mattarella, Christina Haslauer und Landeshauptmann Wilfried Haslauer Eine Stippvisite in Mozarts Geburtshaus stand am Beginn des Spaziergangs von von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bürgermeister Harald Preuner durch die Alt- stadt, die aufgrund ihrer an italienische Vor- bilder angelehnten Architektur auch als „Rom des Nordens“ bezeichnet wird. Matta- rella besichtigte Mo zarts Originalgeigen und trug sich in das Ehrenbuch der Internationa- len Stiftung Mo zarteum ein.

Café, Prunk und barocke Baukultur Auch ein Besuch des Traditionscafés To - maselli durfte nicht fehlen. In der Salzburger Residenz wurde der Staatsgast durch die Prunkräume geführt und ließ von der Aus- sichtsterrasse beim Nordturm des Doms den

Alle Fotos: Land Salzburg / Neumayr Leo Blick auf das als UNESCO-Weltkulturerbe Sergio Mattarella ließ sich von Johannes Honsig-Erlenburg, dem Präsidenten der Stiftung geschützte barocke Ensemble des Dombe- Mozarteum,Wolfgang Amadeus Mo zarts Originalgeigen zeigen. zirks schweifen.

Musikgenuß im Dom Im Salzburger Dom, 1628 nach Plänen des italienischen Architekten Santino Solari vollendet, standen die Besichtigung des Ru - pertuskreuzes im Dommuseum sowie im Bei - sein von Erzbischof Franz Lackner ein klei- nes Konzert auf zwei Orgeln der Kathedrale auf dem Programm. Zum Aufbruch aus der Mozartstadt gab es noch eine Wegzehrung in Form eines Brot - laibs aus der Stiftsbäckerei St. Peter. Flankiert von einem Ehrenspalier des Bundesheers verabschiedete Landeshaupt- mann Wilfried Haslauer den hohen Staats- gast anschließend auf dem Salzburger Flug- hafen. Zwei Eurofighter geleiteten die Son - dermaschine des Präsidenten bis zur Staats- grenze. n Alle Fotos: Land Salzburg / Neumayr Im Dom zu Salzburg wurde – im Beisein von Erzbischof Franz Lackner – dem Staatsgast zu Quellen: Hofburg, Parlamentskorrespondenz, Landes- Ehren ein kurzes Konzert auf den zwei Orgelns der Kathedrale gegeben, pressedienst Salzburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 7 Österreich, Europa und die Welt Einstimmigkeit für Hahn ist Signal für Österreich und EU

Der Hauptausschuß des Nationalrats stimmt einhellig für die Nominierung von Johannes Hahn als EU-Kommissar – Abgeordnete würdigen Expertise und Erfahrung des Kandidaten Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner v.l.: Bundeskanzlerin , Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und EU-Kommissar Johannes Hahn er Hauptausschuß des Nationalrats gab terparität gewünscht hätte. Auch die Liste schaftspolitik und Erweiterungsverhandlun- Dam 18. Juli einhellig seine Zustimmung Jetzt signalisierte, eine Kandidatin für die gen einen ausgezeichneten Ruf erworben zum Vorschlag der Bundesregierung, Johan- Funktion der EU-Kommissarin unterstützen und seine Befähigung unter Beweis gestellt. nes Hahn neuerlich als österreichisches Mit- zu wollen, falls die EU-Kommissionspräsi- Hahn habe sich stets mit aller Kraft für die glied der künftigen EU-Kommission zu no - dentin wünsche, daß Österreich eine Frau EU-Erweiterung eingesetzt, aber auch in kri- minieren. Für Hahn wäre es die dritte Amts- vorschlägt. tischen Fragen der EU-Nachbarschaftspoli- periode als EU-Kommissar, falls die neue tik stets klare Worte gefunden. Daher habe EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Abgeordnete würdigen ihn die Bundesregierung als den geeigneten Leyen ihn in ihren Personalvorschlag auf- Hahns Qualifikationen Kandidaten als österreichischen Vertreter in nimmt. In weiterer Folge wird sich Hahn In einem einleitenden Statement unter- der EU-Kommission vorgeschlagen. dann noch einer Anhörung vor dem EU-Par- strich Bundeskanzlerin Bierlein, daß der SPÖ-Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner lament stellen müssen. Bundeskanzlerin Bri- Dialog und die Suche nach dem konstrukti- dankte der Bundeskanzlerin für den guten gitte Bierlein begründete den Vorschlag der ven Gespräch mit allen Seiten das Leitmotiv Austausch im Vorfeld der Nominierung. Die Bundesregierung damit, daß seine erwiese- der von ihr geführten Bundesregierung sei. erhöhte Wahlbeteiligung bei den letzten EU- nen Qualifikationen eindeutig für Hahn spre- Die Bundesregierung wolle in der derzeiti- Wahlen habe gezeigt, daß bei den BürgerIn- chen. Zudem sei er der einzige Kandidat ge - gen Ausnahmesituation die Amtsgeschäfte nen das Verständnis für Europa im Steigen wesen, der eine derart breite Zustimmung gewissenhaft weiterführen und die Hand- begriffen ist. Sie hoffe, daß die neue EU- von allen politischen Seiten gefunden habe. lungsfähigkeit Österreichs wahren. Die Kommissionspräsidentin Ursula von der In ihren Statements betonten die Abge- Nominierung eines EU-Kommissars sei eine Leyen den Weg der Demokratisierung fort- ordneten im Hauptausschuß, daß Hahn sich große Entscheidung für Österreich. Auch für setzen werde. Die EU habe große Aufgaben in seinen bisherigen Amtsperioden interna- diesen Fall biete die Bundesverfassung einen vor sich, sei es in der Klimapolitik, bei der tionale Anerkennung erworben und Öster- klaren Weg. In diesem Sinne habe sie viele Frage der Bekämpfung sozialer Ungerech- reich daher mit ihm einen guten Kandidaten Gespräche geführt, bei denen sich bald abge- tigkeit oder bei Steuergerechtigkeit und vorzuweisen habe. Leise Kritik wurde von zeichnet habe, daß nur Johannes Hahn auf Rechtsstaat. Gefordert sei daher eine mutige einigen Abgeordneten am Nominierungsver- eine breite Mehrheit hoffen kann. Er habe Europapolitik zur Umsetzung einer nachhal- fahren selbst geübt. Von Seiten der SPÖ und sich in seinen bisherigen Funktionsperioden tigen Reformagenda, betonte Rendi-Wagner. NEOS wurde erneut unterstrichen, daß man als Kommissar für Regionalpolitik sowie als Was die Nominierung selbst betreffe, so sich einen Zweiervorschlag mit Geschlech- Kommissar für Europäische Nachbar- hätte sich die SPÖ einen Zweier-Vorschlag

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 8 Österreich, Europa und die Welt gewünscht, der zumindest mit einem Kandi- In Hinblick auf die Frage von Abgeord- Sobotka geht von breiter Zustimmung daten und einer Kandidatin als Vorschlag für neter Rendi-Wagner betonte Bundeskanzle- des EU-Parlaments aus den Posten besetzt wäre. Johannes Hahn ver- rin Bierlein, daß auch ihr die Herstellung Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, füge unbestritten über große Expertise und von Geschlechterparität ein großes Anliegen auch Vorsitzender des Hauptausschusses, langjährige Erfahrung, die SPÖ werde ihn sei. Was die Nominierung betreffe, so habe bezeichnete den Tag als besonderes Signal für daher unterstützten. Wichtig für diese Ent- Österreich allerdings bisher nie zwei Kandi- Österreich und Europa. Wie auch Bierlein scheidung sei aus ihrer Sicht auch, daß Hahn daten vorgeschlagen. Sollten sich die Ver- hob Sobotka die im Vorfeld stattgefundenen bereits zugesagt habe, die von der SPÖ ge - hältnisse ändern, müsste man natürlich neue Gespräche und den Austausch zwischen Re - stellte Bedingung, die gesamte Periode EU- Überlegungen anstellen. In der derzeitigen gierung und Parlament sehr positiv hervor. Kommissar zu bleiben, erfüllen zu wollen. Situation habe sich Hahn jedoch als der ein- Zum einen werde den ÖsterreicherInnen da - Rendi-Wagner verwies außerdem darauf, zige Kandidat erwiesen, der eine Mehrheit mit vermittelt, daß die Parteien durchaus zu - daß Kommissionpräsidentin von der Leyen finden könne, unterstrich die Bundeskanzle- sammenstehen, wenn es um wesentliche Fra - eine nach Geschlechtern ausgewogene Beset - rin nochmals. gen geht. Darüber hinaus setze Österreich zung der Kommission wünsche. Sie wollte Nach der einstimmigen Zustimmung der damit, geschlossen hinter dem Kandidaten zu daher wissen, ob Bundeskanzlerin Bierlein Abgeordneten zur neuerlichen Kandidatur stehen, auch ein Zeichen in der EU. Sobotka im Fall, daß von Österreich die Nominierung von Johannes Hahn für die EU-Kommission geht davon aus, dadurch auch vom Europäi- einer Frau gewünscht werde, einen neuen gab der Nominierte ein kurzes Statement ab. schen Parlament eine entsprechend breite Namen nennen werde. Dieser Frage schloß Er dankte für das breite Vertrauen, das ihm Zustimmung für den Vorschlag erwarten zu sich auch Wolfgang Zinggl von der Fraktion seitens des Nationalrats ausgesprochen wur - dürfen, zumal Johannes Hahn mit seiner her- JETZT an. de. Er wolle selbstverständlich für eine volle vorragenden Expertise bereits über zwei Ihre Zustimmung gaben auch die NEOS. Funktionsperiode zur Verfügung stehen. Im Funktionsperioden weit über die Grenzen Seine Fraktion wäre allerdings für ein Hea- Fall, daß er erneut als Kommissar bestellt hin aus Beachtung gefunden habe. Der Natio- ring mit mehreren KandidatInnen gewesen, wird, werde er dem österreichischen Parla- nalratspräsident wies ebenso wie die Bun - sagte NEOS-Abgeordneter Douglas Hoyos- ment, wie auch bisher schon, selbstverständ- deskanzlerin auf den besonderen Einsatz des Trauttmansdorff. Zudem habe man sich die lich gerne für Gespräche und Auskünfte zur österreichischen EU-Kommissars zur Her- Nominierung einer Frau gewünscht. Mit der Verfügung stehen. anführung der Westbalkanstaaten hin. Öster- Politikwissenschafterin Verena Ringler wäre reich setze mit Hahns Nominierung insge- eine gute Kandidatin zu Verfügung gestan- Statements samt auch ein Signal für ein Europa, das wir den. Letztlich könne man Hahn aber auf- Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka alle brauchen, so Sobotka. grund seiner unbestrittenen Qualifikationen sowie Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und selbstverständlich unterstützen. Johannes Hahn gaben nach dem Hauptaus- Hahn: Einhelligkeit ist starke demokratische Legitimation Uneingeschränkte Zustimmung zu Hahn schuss des Nationalrats ein Pressestatement als Kandidaten für eine neuerliche Periode im Parlament ab: Von „Schamesröte“ ob all des Lobs als EU-Kommissar bekundete Reinhold Lo - sprach EU-Kommissar Johannes Hahn ein- patka seitens der ÖVP. Was die geforderte Bierlein: Hahn hat Ruf gangs seines Statements. Es werde jedenfalls Geschlechterparität betreffe, so zeige die als hervorragender Experte nicht viele Nominierungen in der EU geben, erstmalige Wahl einer Frau zur Kommis- Als „überzeugte Anhängerin eines breiten die eine Einhelligkeit verzeichnen können – sionspräsidentin, daß sich in der EU bereits Dialogs“ zeigte sich Bundeskanzlerin Brigit- was zugleich eine starke demokratische Le - einiges in diese Richtung bewegt habe. Was te Bierlein sehr erfreut über die Einhelligkeit gitimation für ihn darstelle. Die Politik der die Entscheidung für den österreichischen im Hauptausschuß zur Nominierung von Jo - neu gewählten EU-Kommissionspräsidentin Kandidaten betreffe, so seien die Reaktionen hannes Hahn. Bereits im Vorfeld habe es Ursula von der Leyen könne er nur 100%ig der öffentlichen Meinung auf die Nominie- einen konstruktiven Austausch mit allen unterschreiben, so Hahn, der entgegen et wai - rung Hahns durchwegs positiv. Hahn könne Fraktionen zur Nominierung des EU-Kom- ger gesundheitlicher Gerüchte unterstrich, eine eindrucksvolle Bilanz aus seinen beiden missars gegeben, unterstrich Bierlein. Alle die gesamte Legislaturperiode ausführen zu bisherigen Perioden als EU-Kommissar vor- seien sich darüber einig, daß Hahn die Vor- wollen. Er pflichtete der Einschätzung bei, legen. Österreich habe mit ihm einen starken aussetzungen hervorragend erfülle. Der ös - daß Österreich gerade in seiner derzeitigen Kandidaten vorzuweisen, der die breite Zu - terreichische EU-Kommissar habe sich sei- politischen Situation international signalisie- stimmung des Nationalrats verdiene. Damit nen Ruf als Experte weit über die Grenzen re, auch zu einer einstimmigen Entscheidung stärke man zudem die Position Österreichs des Landes hinaus erworben. So setze er sich kommen zu können. Hahn erachtet eine in der EU. seit Jahren für die Heranführung der West- „gute Mischung“ aus Mitgliedern mit Erfah- Lopatka wertete das Votum für Hahn balkanstaaten an die EU ein, immer auch im rung und neuen Mitgliedern in der Kommis- auch als Unterstützung für EU-Kommis- Hinblick auf Rechtsstaatlichkeit und kon- sion als wichtig. Im Hinblick auf seine bis- sionspräsidentin von der Leyen. struktiven Dialog. Daß mit Ursula von der herige Arbeit in der Außenpolitik zeigte er Reinhard Bösch schloß sich seitens der Leyen erstmals eine Frau an der Spitze der sich überzeugt, daß gerade in diesem Be - FPÖ den Aussagen über die hervorragenden EU-Kommission stehen wird, bezeichnete reich Kontinuität sehr viel zähle. n Qualifikationen des Kandidaten an. In der Bierlein als historisches Ereignis. Die Beset- http://www.parlament.gv.at derzeitigen Situation sei die Nominierung zung mit Frauen sei ihr ein wichtiges Anlie- https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Hahn_(Politiker) Hahns zweifellos für Österreich der richtige gen, Johannes Hahn sei aber außer Streit https://ec.europa.eu/commission/commissioners/2014-2019/hahn_de Weg. gestanden. Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 9 Österreich, Europa und die Welt ParlamentspräsidentInnen treffen einander in Bregenz

Auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka tauschte man sich über aktuelle Formen des Antisemitismus und Maßnahmen zu seiner Bekämpfung aus. Foto: VLK / A. Serra Foto: VLK / Im Rahmen eines Empfangs des Landes Vorarlberg begrüßte Landeshauptmann (Mitte) die deutschsprachigen Parlaments- präsidentInnen (v.l.): Wolfgang Schäuble (Deutschland), Wolfgang Sobotka, Albert Frick (Liechtenstein), Fernand Etgen (Luxemburg), Karl- Heinz Lambertz (Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens) und Marina Carobbio Guscetti (Schweiz)

ationalratspräsident Wolfgang Sobotka tionalrates der Schweiz teil. Impulsreferate sidentInnen. Die Antisemitismus-Studie 2018 Nlud am 24. und 25. Juli die Parlaments- hielten der Koordinator der Antisemitismus- im Auftrag der Parlamentsdirektion habe präsidentInnen der deutschsprachigen Län- studie des österreichischen Parlaments, Tho- Handlungsbedarf in Österreich aufgezeigt. der zu einem zweitägigen Treffen in Bregenz. mas Stern, Monika Schwarz-Friesel vom In - Nun gehe es um einen Austausch, wie seine Aktuelle Formen des Antisemitismus und stitut für Sprache und Kommunikation der AmtskollegInnen die Situation in ihren Län- Maßnahmen zu seiner Bekämpfung standen Technischen Universität Berlin und Felix dern einschätzen. Die informellen Treffen im Fokus des informellen Austauschs, der Klein, Beauftragter der Bundesregierung für der ParlamentspräsidentInnen der deutsch- heuer erstmals in Österreich stattfand. Ne - jüdisches Leben in Deutschland und den sprachigen Länder haben sich seit 2016 zu ben Nationalratspräsident Sobotka nahmen Kampf gegen Antisemitismus. einer guten Tradition des Austausches ent- der Präsident des Parlaments der Deutsch- wickelt, so der Nationalratspräsident. Zur Be - sprachigen Gemeinschaft Belgiens Karl- Sobotka: Antisemitismus ist demo- kämpfung von Antisemitismus in jeder Form Heinz Lambertz, der Präsident des Deut- kratiegefährdende Einstellung könne er sich dieses Treffen als Möglichkeit schen Bundestages Wolfgang Schäuble, der „Antisemitismus ist nicht nur eine Frage vorstellen, eine gemeinsame Haltung einzu- Präsident des Landtags Liechtensteins Albert des Hasses oder der Verachtung, sondern nehmen. Frick, der Präsident der Abgeordnetenkam- eine demokratiegefährdende Einstellung“, Um gegen Antisemitismus vorzugehen, mer Luxemburgs Fernand Etgen sowie Ma - unterstrich Sobotka sein Anliegen zur Dis - brauche es einen gesamtgesellschaftlichen rina Carobbio Guscetti, Präsidentin des Na - kussion des Themas mit den Parlamentsprä- An satz.

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Impulsreferate verdeutlichen Situation betreffend Antisemitismus Der Koordinator der Antisemitismusstu- die des österreichischen Parlaments, Thomas Stern, wies darauf hin, daß es zwar durchaus historische Erfolge und einen Rückgang des Antisemitismus gebe. Einstellungen könnten geändert werden, sagte Stern, und Bildung wirke. Jedoch gebe es auch im Jahr 2018 bei 10 Prozent der Bevölkerung manifesten und bei 30 Prozent latenten Antisemitismus. Der Experte sprach in diesem Zusammenhang von einem „importierten“ Narrativ, der bei manchen Gruppen stark ausgeprägt ist. Manifester Antisemitismus wird der Studie zufolge vor allem in den Einstellungsdimen- sionen des rassistischen Antisemitismus und der Holocaust-Leugnung sichtbar. Monika Schwarz-Friesel vom Institut für Sprache und Kommunikation der Techni- Parlamentsdirektion / Foto Serra Foto: Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (l.) mit Parlamentsdirektor Harald Dossi schen Universität Berlin berichtete aus ihrer langjährigen Analyse über aktuellen Antise- Felix Klein, Beauftragter der Bundesre- neu geschaffen. Außerdem habe die deutsche mitismus im digitalen Zeitalter. Die öffentli- gierung für jüdisches Leben in Deutschland Bundesregierung die Einsetzung einer Bund- che Verbreitung von multi-modalen Antise- und den Kampf gegen Antisemitismus, in - Länder-Kommission zur Bekämpfung von mitismen über das Web 2.0 nehme weltweit formierte über aktuelle Maßnahmen der deut - Antisemitismus und zum Schutz jüdischen zu, so Schwarz-Friesel. Dabei zeige sich, daß schen Bundesregierung zur Bekämpfung des Lebens beschlossen. Ein zentrales Projekt alte, feindselige Stereotype sich mit aktuel- Antisemitismus. Deutsch land sehe sich auf- sei auch ein Meldesystem zur Erfassung len Konzeptualisierungen verbinden. grund der deutschen Geschichte in einer be - antisemitischer Vorfälle unterhalb der Straf- Es komme dabei auch zu einer semanti- sonderen Verantwortung gegenüber ihrer jü - barkeitsschwelle. schen Radikalisierung, wobei die „gefühlte“ dischen Bevölkerung, unterstrich Klein. Die Am Abend des 24. Juli folgten die Parla- Wahrheit operationalisiert werde. Die virtu - Bekämpfung von Antisemitismus in all sei- mentspräsidentInnen auch der Einladung des elle Welt spiegle sich auch in der realen Welt nen Facetten und Erscheinungsformen sei Vorarlberger Landeshauptmanns Markus wider. Vor Jahren habe eine Prognose bereits dementsprechend eine Priorität der gesamten Wallner zu einem gemeinsamen Abendessen gelautet: Wenn dem Israel-bezogenen Anti- Bundesregierung. in Bregenz. Auch ein gemeinsamer Besuch semitismus nicht entschiedener entgegenge- So wurde etwa im April des vergangenen der Oper „Rigoletto“ bei den Bregenzer Fest - treten werde, würden auch andere Formen Jahres das Amt des Beauftragten der Bun - spielen stand auf dem Programm. n vermehrt und dreister auftreten. Genau das des regierung für jüdisches Leben in Deutsch - https://www.parlament.gv.at bewahrheite sich heute, so die Expertin. land und den Kampf gegen Antisemitismus Quelle: Parlamentskorrespondenz Foto: Parlamentsdirektion / Foto Serra Die Konferenz der ParlamentspräsidentInnen: ein Blick auf die TeilnehmerInnen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 11 Österreich, Europa und die Welt Aktuelle Außenpolitik

Aus Bundeskanzleramt und Außenministerium Foto: BKA / Andy Wenzel Foto: Am 5. Juli nahm Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein am Westbalkan-Gipfel in Posen teil.

EU-Westbalkan-Gipfel in Polen ie enge Anbindung und die Aufrechter- Dhaltung der europäischen Perspektive für die Staaten des Westbalkans sind wichti- ge Anliegen Österreichs. Aus vollster Über- zeugung sind wir Gründungsmitglied des Berlin-Prozesses, der mit konkreten Initiati- ven die Region unterstützt und einen uner- läßlichen Beitrag zu bedeutenden Fortschrit- ten, insbesondere im Bereich der Rechtstaat- lichkeit, geleistet hat“, sagte Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein am 5. Juli beim EU-West- balkan-Gipfel in der polnischen Stadt Posen. Die sechste Westbalkan-Konferenz im Rah men des Berlin-Prozesses, zu der Regie- rungschefs aus mehreren EU-Staaten mit ihren AmtskollegInnen der Westbalkan-Län- der zusammenkommen, beschäftigte sich mit Konnektivität auf allen Ebenen. Hier setze Österreich bereits wichtige Initiativen, die als Anregung für entsprechende Arbeiten im Rahmen des Berlin-Prozesses dienen könn- ten, so die Bundeskanzlerin. „In diesem Zu - Foto: BKA / Andy Wenzel Foto: sammenhang möchte ich besonders die par- Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein mit dem polnischen Premierminister Mateusz Morawiecki lamentarische Zusammenarbeit zwischen Österreich und den Westbalkan-Staaten als zen, Vertrauen zu schaffen und den Dialog Staaten an die EU“ ein. Im Bereich der EU- einen wesentlichen Grundpfeiler unserer zu vertiefen“, sagte Bierlein. Erweiterung wird die Regierung dem bishe- Partnerschaft hervorheben. Als Bundeskanz- Die Bundeskanzlerin trat bei der Konfe- rigen Kurs Österreichs folgen und die Her- lerin werde ich mich auf nationaler und renz „entsprechend der österreichischen Tra- anführung der Region an die Europäische europäischer Ebene weiterhin dafür einset- dition“ für eine „Anbindung der Westbalkan- Union weiter forcieren.

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Europa und der Rechtsstaat Bei der Konferenz „Europa und der Rechtsstaat“ im Wiener Justizpalast hat Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein am 15. Juli in ihrem Vortrag über die europäische Ko - operation von Verfassungsgerichten zu Ver- nunft, Dialog und einem Eintreten für Rechtsstaatlichkeit aufgerufen: „Ich appel- liere aus voller Überzeugung an alle, den Dialog in den Mittelpunkt unseres Tuns zu stellen und die Rechtsstaatlichkeit auf dem Schild zu tragen.“ Die Bundeskanzlerin erinnerte daran, daß die Konferenz „an einem denkwürdigen Tag“, dem 92. Jahrestag des Justizpalast-Brandes, stattfinde. Die Vernunft in den Mittelpunkt der Demokratie zu stellen, habe sich vor allem in den letzten Wochen bewährt und

zum Reflektieren angeregt. BKA / Andy Wenzel Foto: Bierlein sprach sich in ihrer Rede dafür Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein bei der Veranstaltung „Europa und der Rechtsstaat“ aus, den Höchstgerichten in Ländern wie Po - len und Ungarn „den Rücken zu stärken“. ten Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu trauen als Grundpfeiler der Organisation bil- Das österreichische Höchstgericht sei dies- sichern“, so die Bundeskanzlerin abschlies- den die Voraussetzung für die Entschärfung bezüglich ein „Brückenbauer“. Gleichzeitig send. von Spannungen und das Verhindern der mahnte die Regierungschefin auch zu einem Entstehung weiterer Krisen“, betonte der Aus- gesamtgesellschaftlichen Einsatz für den Schallenberg bei Informellem OSZE- senminister im Vorfeld des Treffens. Rechtsstaat in Österreich. Zwar ruhe dieser Ministerrat in der Slowakei „Als Sitzstaat der Organisation hat Öster- „gottlob auf gefestigten nationalen und euro- Auf Einladung des slowakischen OSZE- reich ein besonderes Interesse an einer gut päischen Fundamenten, ungeachtet dessen Vorsitzes nahm Außenminister Alexander funktionierenden OSZE.“ müssen wir aber wachsam bleiben“. Es Schallenberg am 9. Juli am informellen Mi - Schallenberg nutzte das Ministertreffen gelte, den Rechtsstaat zu stützen und „in dem nistertreffen in der Hohen Tatra teil. Im Zen- zu dem für bilaterale Gespräche mit seinen einen oder anderen Punkt allenfalls nachzu- trum des informellen Austausches der Aus- Amtskollegen aus Rußland und aus einigen schärfen“. Gerade das Vertrauen in die kor- senminister der 57 Teilnehmerstaaten stand Staaten Südosteuropas. Im Gespräch mit dem rekte und von außen unbeeinflußte Wahrneh- der Beitrag der Organisation zu Stabilität, russischen Außenminister, Sergei Lawrow, mung seiner Aufgaben sei das größte Kapital Friedenssicherung und Menschenrechts- waren insbesondere die Fortsetzung des im eines jeden Gerichtes. Darauf könne man schutz in Europa. Mai dieses Jahres gestarteten Sotschi-Dia- „bauen, wenn es einmal gelten sollte, in poli- „Mehr denn je brauchen wir eine starke logs und die Beziehungen der Europäischen tisch oder gesellschaftlich schwierigen Zei- OSZE. Transparenz, Kooperation und Ver- Union zu Rußland Gesprächsthemen. Der Foto: BMEIA / Eugénie Berger Foto: BMEIA Außenminister beim Familienfoto beim Informeller Ministerrat des Slowakischen OSZE-Vorsitzes in der Hohen Tatra

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österreichische Außenminister unterstrich dabei die Wichtigkeit der OSZE für Frieden und Stabilität in Europa. Im Mittelpunkt der Treffen mit dem amtierenden Außenminister Albaniens, Gent Cakaj, und dem amtsfüh- renden Außenminister Nordmazedoniens, Nikola Dimitrov, standen der EU-Erweite - rungsprozeß und das österreichische Enga- gement für die Öffnung von Beitrittsver- handlungen. Auch im Gespräch mit dem ser- bischen Außenminister Ivica Dačić bildete der serbische EU-Beitrittsprozeß das zentra- le Gesprächsthema. Schallenberg bekräftige dabei die Unterstützung Österreichs für den EU-Integrationsprozeß dieser drei Westbal- kan-Staaten.

Rat für Auswärtige Beziehungen in Brüssel Außenminister Schallenberg (l.) mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow… Beim Rat für Auswärtige Beziehungen am 15. Juli standen Spannungen zwischen der Türkei und Zypern auf der Tagesordnung. Außenminister Alexander Schallenberg be - kräftigte bei seiner Ankunft in Brüssel die eu - ropäische Solidarität mit dem EU-Mitglieds - staat: „Wir stehen absolut hinter Zypern. Wir werden heute eine Reihe von Maßnahmen beschließen, unter anderem weniger EU- Gel der für die Türkei, weniger Kreditverga- be durch die EIB, Aussetzung der Verhand- lungen zum Luftverkehrsabkommen.“ Im Verlauf des Treffens erörterte der Rat der 28-EU-AußenministerInnen zudem die neuersten Entwicklungen in Bezug auf das Atomabkommen (JCPOA) mit dem Iran. Schallenberg kritisierte dabei die jüngste Ankündigung Teherans, Uran über das ver- einbarte Maß hinaus anzureichern: „Eine Politik, die wir momentan am wenigsten … und mit dem serbischen Außenminister Ivica Dačić (l.) brauchen, ist eine ,less for less‘ Politik, bei der sich die eine Seite vom Abkommen zu - rückzieht, während die andere beginnt Uran anzureichern. Weitere Tagesordnungspunkte waren jüngste Entwicklungen im Sudan und im Irak sowie das Thema Migration. Die EU- AußenministerInnen nutzen zudem ein ge - meinsames Arbeitsmittagessen, um sich mit ihrem neuen moldauischen Amtskollegen, Nicolae Popescu, austauschen. Im Anschluß an den Rat für Auswärtige Beziehungen nahm dann Schallenberg an der Ordensverleihung an Botschafter Tho- mas Mayr-Harting teil: er verlieh dem vor- mals langjährigen Politischen Direktor des Außenministeriums und EU-Spitzendiplo- maten das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik / Eugénie Berger Alle Fotos: BMEIA Österreich. Alexander Schallenberg und Botschafter Thomas Mayr-Harting

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der uns bewegt und zur Auseinandersetzung zwingt. Er ist ein Autor, der es versteht ge - sellschaftliche Debatten vom Zaun zu bre- chen. Wäre dies sein einziges Verdienst, in sei - nen Romanen unsere Gegenwart zur Kennt- lichkeit überspitzt, übertrieben und zu Ende gedacht zu haben, so hätte er allein dafür die sen Preis mehr als verdient“, sagte Schal- lenberg abschließend.

Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur Der Österreichische Staatspreis für Euro- päische Literatur wird jedes Jahr für das lite- rarische Gesamtwerk einer europäischen Autorin beziehungsweise eines europäi- schen Autors verliehen, das international besondere Beachtung gefunden hat. Das Werk muß auch in deutschsprachiger Über- setzung vorliegen, der Preis ist mit 25 000 Euro dotiert. Zuletzt erhielten Patrick Modi- ano (2012), John Banville (2013), Ljudmila Ulitzkaja (2014), Mircea Cărtărescu (2015), Andrzej Stasiuk (2016), Karl Ove Knaus- gård (2017) und Zadie Smith (2018) diese Auszeichnung.

Die Begründung der Jury Die Jury begründete die Wahl wie folgt: „Als Schöpfer eines höchst eigenwilligen

Fotos: BKA / Andy Wenzel / Fotos: BKA literarischen Werks ist Michel Houellebecq Alexander Schallenberg überreicht in Brüssel das Große Silberne Ehrenzeichen mit Stern für eine der einflußreichsten Stimmen der euro- Verdienste um die Republik Österreich an Botschafter Thomas Mayr-Hartingin päischen Gegenwartsliteratur. Seine Texte Österreichischer Staatspreis Forensiker der Gesellschaft, die den Men- verraten ein besonderes Sensorium für Fra- für Europäische Literatur schen auf ihre Art vor Augen führen, daß gen von gesellschaftlicher Sprengkraft, „Der Sinn und Zweck des Österreichischen nichts selbstverständlich sei. Keine Genera- wobei er den Konjunkturen des Feuilletons Staatspreises für Europäische Literatur ist es, tion könne sich einfach ausruhen, sie müsse stets vorausgeeilt ist – ob es um die moderne ganz besondere schriftstellerische Persön- um den Erhalt ihrer Werte kämpfen. Gerade Arbeitsrealität geht, die Möglichkeiten und lichkeiten auszuzeichnen. Seine Absicht war hier kämen Autoren wie Michel Houellebecq Gefahren der Gentechnik, die Erscheinungs- und ist es, nicht nur die Schöpfer bedeuten- ins Spiel. formen des religiösen Fanatismus, die Kehr- der literarischer Werke zu würdigen, sondern Nicht alles, was Michel Houellebecq seite der sogenannten sexuellen Revolution auch einen Beitrag zur kulturellen Verständi- schreibe, würde immer und jeder Person ge - (ein Monopolkapitalismus des Sex) oder den gung und zum kulturellen Austausch in Eu - fallen. Aber das solle es auch nicht. Schal- Verfall des ländlichen Raumes. Die zum Teil ropa zu leisten. Dies ist eine Zielsetzung, die lenberg betonte, daß dessen Werke „zum extrem provokanten Diagnosen Houelle- nie an Gültigkeit verliert. Ich gratuliere Mi - Nachdenken, zur Reflexion und Selbstrefle- becqs setzen jene Übertreibungskunst fort, chel Houellebecq sehr herzlich“, sagte xion anregen sollen. Unerbittlich, klar, kom- die in der Literatur des 20. Jahrhunderts die Kunst- und Kulturminister Alexander Schal- promisslos, nüchtern und manchmal ernüch- Grenzen zwischen Biografie und Werk, lenberg in seiner Rede anläßlich der Verlei- ternd nimmt sich Michel Houellebecq in sei- Kunst und Leben systematisch überschritten hung des Österreichischen Staatspreises für nen Romanen und Essays jener Themen an, hat. Seine drastischen Plots verblüffen durch Europäische Literatur 2019 an den französi- die uns bewegen. Themen wie Biotechnolo- krasse Überzeichnungen, verquere Peripe- schen Schriftsteller Michel Houellebecq im gie, der Traum vom ewigen Leben, politi- tien und sprachlichen (Wahn)Witz; der ent- Solitär der Universität Mozarteum Salzburg. scher Radikalismus und Terror, Erotik und täuschte Idealismus seiner gebeutelten, Hel- „In einer herausfordernden Zeit wie die- Massentourismus, die Auswirkungen von den schlägt in grellen Zynismus um. Die ser, in der unser europäisches Lebensmodell Turbokapitalismus, Entsolidarisierung und Auszeichnung gilt einem Werk, das das ver- im Inneren sowie im Äußeren unter zuneh- Vereinzelung.“ Seine Werke hätten wesent- störende Potenzial von Literatur exempla- mendem Druck steht und zum Teil von ande- lich zur Erweiterung der literarischen Welt- risch zeigt und weitaus komplexer ist als die ren Gesellschaftsmodellen herausgefordert wahrnehmung beigetragen. medialen Debatten, die sein Autor mitange- wird, braucht es Vordenker und Mitdenker“, „Michel Houellebecq ist ein Schriftstel- facht hat.“ so Schallenberg. Es benötige gewissermaßen ler, der niemanden kalt läßt, ein Romancier, https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Houellebecq

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Humanitäre Hilfe für die Menschen in sowie Maßnahmen der Abfallbeseitigung in region, und insbesondere in Mali, ist weiter- den syrischen Flüchtlingslagern den überfüllten Lagern zur Verfügung hin kritisch und wird durch die Auswirkun- Im Ministerrat vom 31. Juli beschloß die gestellt. gen des Klimawandels wesentlich ver - Bundesregierung die Auszahlung humanitä- Seit Dezember 2018 haben gewaltsame schärft. „In Zusammenarbeit mit der lokalen rer Mittel in Höhe von insgesamt 2,5 Millio- Auseinandersetzungen um die Befreiung der Rotkreuzgesellschaft sollen die Mittel ge - nen Euro. „Österreich setzt sein humanitäres letzten vom IS kontrollierten Gebiete auch nutzt werden um die betroffene Bevölkerung Engagement konsequent fort. Organisatio- zu einer massiven Zunahme von Flüchtlings- mit Nahrungsmitteln und anderen Versor- nen wie das Internationale Komitee vom Ro - strömen in die Lager in Nordost-Syrien ge - gungsgütern zu unterstützen sowie den Zu - ten Kreuz und die Weltgesundheitsorganisa- führt. Die Anzahl der Bewohner z.B. im al- gang zu sauberem Trinkwasser sicherzustel- tion sind dabei wichtige Partner“, so Bun - Hol Flüchtlingslager ist auf etwa 74.000 Per- len“, so der Außenminister. deskanzlerin Brigitte Bierlein. sonen angestiegen, geschätzte 90 Prozent Die Zahl der durch Konflikte und Gewalt „Mit jeweils einer halben Million Euro davon sind Frauen und Kinder. Aktuell sind Vertriebenen ist in Zentral- und Nordmali leisten wir dringend benötigte Hilfe und gemäß Angaben der Vereinten Nationen nach dramatisch angestiegen, seit Beginn des Jah- unterstützen die wichtige Arbeit des IKRK acht Jahren Krieg in Syrien über 13 Millio- res gibt es laut Bericht des Humanitären Bü - und der WHO in den Flüchtlingslagern im nen Menschen im Land auf humanitäre Hilfe ros der Europäischen Kommission (ECHO) Nordosten Syriens. Damit können die Hilfs- und Schutz angewiesen, davon 5,6 Millionen 133.000 neue Binnenvertriebene. Gemäß leistungen in Lagern wie al-Hol weiter ver- Kinder. ECHO sind rund 3,2 Millionen Menschen in stärkt werden“, so Außenminister Alexander Weitere 1,5 Mio. Euro aus dem Auslands- Mali von Nahrungsmittelunsicherheit und Schallenberg. katastrophenfonds sind für das IKRK zur interkommunalen Konflikten betroffen. n Unter anderem werden Nahrungsmittel, Linderung der humanitären Krise in Mali https://www.bundeskanzleramt.gv.at/ Zelte, saubere Wasser, mobile Hilfseinheiten vorgesehen. Die Sicherheitslage in der Sahel - https://www.bmeia.gv.at/

Das neue Konsulargesetz

Am 23. Mai 2019 ist das neue Konsulargesetz (kurz: „KonsG“) in Kraft getreten. Damit besitzt Österreich erstmals ein Gesetz, mit dem die Wahrnehmung konsularischer Aufgaben durch die österreichischen Vertretungsbehörden im Ausland umfassend gere- gelt wird. Der erste Teil des Gesetzes (§§ 1–9 KonsG) enthält allgemeine Bestimmungen über die Wahrnehmung der konsularischen Aufga- ben und die Gewährung konsularischen Schutzes. Konsularische Aufgaben sind all jene Aufgaben, die in der Wiener Konsular- rechtskonvention 1969 beschrieben werden. Dazu zählen etwa der Schutz der Interessen des Entsendestaats und seiner Staatsange- hörigen im Empfangsstaat, die Ausstellung von Pässen und Reiseausweisen oder die Hilfeleistung in Rechtsschutz- und Notsitua- tionen. Dazu gehört die Unterstützung von Österreicherinnen oder Österreichern, die im Ausland festgenommen oder inhaftiert werden, einer Straftat zum Opfer fallen, einen schweren Unfall oder eine schwere Erkrankung erleiden, versterben oder nach Österreich zurückgeführt werden müssen. Österreich gewährt konsularischen Schutz allen österreichischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern, konsularisch nicht vertrete- nen Unionsbürgerinnen und Unionsbürgern sowie sonstigen Personen, wenn eine völker- oder unionsrechtliche Verpflichtung oder die Ausübung einer völkerrechtlichen Schutzfunktion dies vorsieht. In bestimmten Fällen können die Konsularbehörden (Außen- ministerium, Berufsvertretungsbehörden und gegebenenfalls Honorarkonsulinnen und Honorarkonsuln) die Gewährung konsulari- schen Schutzes jedoch auch einschränken (z.B. wenn die betroffene Person nicht selbst in ausreichendem Maße die zumutbare finanzielle Vorsorge für einen Auslandsaufenthalt, die medizinische Behandlung im Notfall oder die Heimreise getroffen hat) oder ablehnen (etwa wenn die betroffene Person nur unter Gefährdung des Lebens oder der Gesundheit anderer Personen oder der öffentlichen Ordnung und Sicherheit geschützt werden könnte). Im zweiten Teil des Konsulargesetzes (§§ 10–19 KonsG) werden bestimmte Sonderregelungen getroffen, die im behördlichen Ver- fahren vor den Vertretungsbehörden gelten. Diese betreffen beispielsweise die Parteistellung, die Stellung von Anträgen, das Recht auf Akteneinsicht, die Durchführung des Ermittlungsverfahrens und die Zustellung behördlicher Dokumente. Mit dem dritten Teil (§§ 20–30 KonsG) wird die EU-Richtlinie über den konsularischen Schutz von nicht vertretenen Unionsbür- gern in Drittländern (Richtlinie 2015/637) in das österreichische Recht umgesetzt. Nach dem dort verankerten Grundsatz gewäh- ren die österreichischen Berufsvertretungsbehörden Unionsbürgerinnen und Unionsbürgern, deren EU-Heimatmitgliedstaaten in einem bestimmten Drittland keine dauerhaft eingerichteten Vertretungsbehörden unterhalten, konsularischen Schutz unter densel- ben Bedingungen, wie sie für Österreicherinnen und Österreicher gelten.

Ein Beitrag der Abteilung für Rechtsschutz und Allgemeine Rechts- angelegenheiten im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Ú

https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/leben-im-ausland/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 16 Österreich, Europa und die Welt International Visitor Leadership Program

Wie das BMEIA-Unternehmensservice weltweites Networking für Österreich betreibt Foto: BMEIA / Marko Mestrovic Foto: BMEIA Ein Highlight für die ausländischen Führungskräfte sind Besuche bei einem österreichischen Unternehmen, hier bei Doppelmayr in Vorarlberg

as „International Visitor Leadership tionalen Akteur und Kulturnation kennen. gängen der Vorjahre kooperierte das BMEIA DProgram“ (IVLP), internationales Aus- Neben Wien – Hauptstadt und Amtssitz zahl- mit Pioneers‘, Europas größtem Start-up tauschprogramm des US-State Department, reicher internationaler Organisationen – Festival, das jährlich 2.500 Gäste in die Wie- ist vielen ein Begriff. Als man im Jahr 2015 wird jeweils auch ein weiteres Bundesland ner Hofburg zieht. Teil des mit der WKO im österreichischen Außenministerium be - vorgestellt. Bisher waren dies Niederöster- ausgearbeiteten Drei-Tages-Programms war schloß, ein internationales Besuchspro- reich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, neben der traditionellen Podiumsdiskussion gramm für Österreich einzurichten, diente Tirol und Vorarlberg. im BMEIA und der Teilnahme am Pioneers‘ das IVLP als Ideengeber. Seit dem ersten Bei der Zusammenstellung des Pro- Start-up Festival auch ein Besuch im Tech- Durchgang der „Austrian Leadership Pro- gramms kooperiert das BMEIA mit Partnern, nopol Wiener Neustadt (NÖ) inkl. einer Prä- grams“ (kurz: ALPS – in Anlehnung an die allen voran der Wirtschaftskammer Öster- sentation der High-Tech Firma Enpulsion Alpen) im Frühjahr 2016 sind nunmehr elf reich (WKO) und der Industriellenvereini- (Antriebsysteme für Nano-Satelliten) sowie Durchgänge erfolgreich über die Bühne gung (IV). Die Diplomatische Akademie ein Nachmittag im Wiener Innovationszen- gegangen. fungiert als Reisebüro. Logistische Unter- trum weXelerate. Fazit eines ALPS-Teilneh- Für jeden ALPS-Durchgang lädt das stützung gewähren Firmen wie Austrian Air- mers: „Austria is a quiet powerhouse with Bundesministerium für Europa, Integration lines, Blaguss und A1, oder die Schlumber- hidden gems“. und Äußeres (BMEIA) etwa 20 bis 25 auf- ger Kellerwelten. Langfristig verfolgen die Austrian Lea- strebende internationale Führungskräfte aus Für österreichische Unternehmen stellt dership Programs das Ziel, ein internationa- Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Kultur, For- ALPS eine exzellente Möglichkeit dar, sich les Netzwerk an „ehrenamtlichen“ Werbeträ- schung und Innovation nach Österreich. Sie hochkarätigen internationalen Führungskräf- gern für Österreich aufzubauen. Viele der kommen aus 50 Ländern außerhalb der EU, ten zu präsentieren. Zu den Unternehmen, mittlerweile 250 ALPS- Alumni tragen aktiv die für Österreich mittel- bzw. langfristig so - die sich bisher präsentierten, zählen u.a. Red das Bild des modernen Österreich hinaus in wohl wirtschaftlich als auch außenpolitisch Bull, Doppelmayr, Rauch, AT&S oder Rupp. die Welt, sind wertvolle Fürsprecher öster- besonders relevant sind. Der jüngste ALPS-Durchgang führte nach reichischer Anliegen und unterstützen die Während ihres Kurzaufenthalts in Öster- Wien und Niederösterreich. Die 21 hochka- österreichischen Vertretungen im Ausland wo reich lernen die internationalen Gäste im Al - rätigen Führungskräfte aus Asien, Südameri- immer sie können. Das Besuchsprogramm ter zwischen 25 und 45 Jahren unser Land als ka, Afrika und den USA kamen diesmal aus des BMEIA wird von den Alumni im inter- modernen, wettbewerbsfähigen Wirtschafts- den Tätigkeitsbereichen IT, Blockchain nationalen Vergleich als „herausragend“ be - und Innovationsstandort mit starkem Stand Technologie, Start-ups und Social Entrepre- wertet. n in Zentral- und Osteuropa sowie als interna- neurship. Wie bereits bei den Mai-Durch- http://www.bmeia.gv.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 17 Österreich, Europa und die Welt Transitgipfel: Gute Gespräche Basis sinnvoller Maßnahmen

Verkehrsminister Reichhardt zieht positive Bilanz – Landeshauptmann Platter: Werden Deutschland an der Entlastung der Bevölkerung messen! Foto: phototek GBR / Thomas Köhler Foto: Ein Blick auf die TeilnehmerInnen des Transitgipfels in Berlin m Vorfeld des Gesprächs zur Transit-Bela- Zentrale Anliegen Reichhardts waren ei - grenzübergreifende Verkehrssteuerung in Istung am Brenner-Korridor am 25. Juli nerseits eine Anhebung der Förderung der Echtzeit. „Mit so einem System könnte man hatte Tirols Landeshauptmann Günther Plat- Rollenden Landstraße (ROLA) und anderer- schon auf deutscher Seite vor einem erhöh- ter festgehalten, daß er nur nach Berlin rei- seits ein länderübergreifendes, intelligentes ten Verkehrsaufkommen bzw. Stausituatio- sen werde, um über echte, kurzfristige Maß- LKW-Leitsystem. nen in Tirol warnen und den Verkehr etwa nahmen zur Entlastung der Tiroler und Bay- Kurzfristig ist die ROLA ein unabdingba- durch automatisch aktivierte Geschwindig- rischen Bevölkerung zu sprechen. Auch bei rer Lösungsansatz für die Reduktion der keitsbregenzungen flüssig halten. Auch hin- der Pressekonferenz mit Österreichs Ver- Transitbelastung auf der Brennerachse. Ös - sichtlich der Verkehrssicherheit wäre so eine kehrsminister Andreas Reichhardt, Deutsch- terreich investiert bereits jetzt erheblich in technologische Hilfe ein durchaus sinnvolles lands Verkehrsminister Andreas Scheuer und diesen Verkehrsträger – die Förderung pro Instrument.“ Bayerns Staatsminister Hans Reichhart blieb Jahr beläuft sich auf gut 10 Mio. Euro. „Ich Zudem wird von Seiten des Bundesmini- Platter hart: „Wir weichen keinen Millimeter bin bereit, hier noch mehr Geld in die Hand steriums für Verkehr, Innovation und Tech- von unseren Notmaßnahmen ab. Egal, ob das zu nehmen und die Fördermittel bis zum nologie (BMVIT) eine Arbeitsgruppe sämt- die LKW-Blockabfertigungen, die Nacht- Jahr 2022 zu verdreifachen und auf 30 Mio. licher deutscher wie auch österreichischer In - fahrverbote, Wochenendfahrverbote, Abfahr - Euro anzuheben“, erläutert Reichhardt eine frastrukturbetreiber von Schiene und Straße verbote, das Sektorale Fahrverbot oder das seiner präsentierten Maßnahmen. Würde es initiiert, um die gemeinsam definierten Maß- Euroklassen-Fahrverbot betrifft“, erklärte der von Seiten der Europäischen Kommission zu nahmen zügig auf den Weg zu bringen. Landeshauptmann zu Beginn der Pressekon- einer Anhebung der festgelegten beihilfe- Abschließend appellierte Reichhardt ferenz. rechtlichen Obergrenzen, könnte dieser För- nochmals an alle beteiligten Parteien, die derbetrag noch weiter steigen. Bis dato dür- nun gefundene gute und konstruktive Ge - Reichhardt mit positiver Bilanz fen die externen Kosten nur zu 50 Prozent sprächsbasis nicht abreißen zu lassen und auch Verkehrsminister Andreas Reichhardt zog gefördert werden, Österreich will eine Anhe- in den Arbeitsgruppen der Europäischen positive Bilanz: „Von allen Seiten sind bung auf 100 Prozent. „Ich bin mit meinem Kommission weiter an einer langfristigen, durchaus konstruktive Vorschläge auf den Amtskollegen Andreas Scheuer übereinge- gemeinsamen Problemlösung zu arbeiten. Tisch gelegt und diskutiert worden. Am En - kommen, daß wir bei diesem Thema gemein - de des Tages konnte eine gemeinsame, zehn sam an die Europäische Kommission heran- Platter: Bisher nur Versprechungen Punkte starke Willenserklärung ausverhan- treten werden“, sagte Reichhardt. Für Landeshauptmann Günther Platter delt werden. Ich bin zuversichtlich, daß Straßenseitig setzt Reichhardt allen voran haben Italien und Deutschland seit Jahrzehn- durch diese neue Gesprächsbasis durchaus auf ein intelligentes und automatisches ten nur Versprechungen gemacht. Tirol und langfristige Lösungen gefunden werden.“ LKW-Leitsystems. Die Idee dahinter ist eine Österreich waren die Einzigen, die sich dar -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 18 Österreich, Europa und die Welt an gehalten haben. Mit dem Ergebnis, daß der LKW-Transit immer weiter angestiegen ist und die Belastungsgrenze für die Bevöl- kerung in Tirol und Bayern endgültig er - reicht und überschritten wurde. „Tirol mußte deshalb zur Selbsthilfe und Notmaßnahmen greifen – nach dem Prinzip: Mehr Verkehr bedeutet mehr Notmaßnahmen – nur weni- ger Verkehr kann weniger Maßnahmen be - deuten“, so der Landeshauptmann.

10 Punkte zur kurzfristigen Entlastung der Bevölkerung Im intensiven Dialog zwischen dem Büro von Landeshauptmann Günther Platter und dem Deutschen Verkehrsminister Andreas

Scheuer sind in den letzten Tagen zehn phototek GBR / Thomas Köhler Foto: Punkte zur kurzfristigen Entlastung der Be - Beim Pressegespräch nach dem Transitgipfel in Berlin (v.r.): Tirols Landeshauptmann Günther Platter, Österreichs Verkehrsminister Andreas Reichhardt, Deutschlands Verkehrsminister völkerung am Brenner-Korridor vereinbart Andreas Scheuer und Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart worden. „Meine Diagnose: Deutschland bewegt tuellen Blockabfertigungen bleiben wird, bis Verkehrsministerium: Gemäß Entschließung sich. Wir konnten uns auf Maßnahmen eini- dieses neue, permanente System so funktio- des Österreichischen Nationalrates vom 3. gen, die wir seit langem eingefordert haben“, niert, daß sie sich erübrigt haben. In der Pra- Juli wird das BMVIT bis 31. Oktober einen urteilt der Landeshauptmann. Im Kern der xis sollen beide Systeme so lange parallel Bericht zum Umgang mit der Vignetten- Einigung steht für den Landeshauptmann die arbeiten – einerseits die neue, automatisierte flucht im grenznahen Bereich wie Kiefers- langjährige Forderung Tirols nach einer Blockabfertigung und andererseits die ak - felden/Kufstein-Süd vorlegen. „Die Bayri- höheren LKW-Maut am gesamten Brenner- tuelle Tiroler Blockabfertigung – bis das sche und Tiroler Seite stellte heute fest, daß Korridor: „Deutschland bekennt sich erst- neue System das aktuelle ersetzen kann“, so das Ziel eine Mautbefreiung sein soll“, ist mals zu einem System, das es möglich ma - der Landeshauptmann. Platter überzeugt und richtete auch zwei For- chen wird, bei besonders belasteten Ver- Deutschland bekennt sich zudem dazu, derungen an die Europäische Kommission: kehrs-Räumen Aufschläge auf die LKW- sämtliche planungsrechtlichen und gesetz- „Einerseits muß die Kommission Maßnah- Maut zu verrechnen. Hier werden Österreich lichen Gestaltungsmöglichkeiten auszu- men setzen, um eine faire, ausgeglichene Ver - und Deutschland mit einer gemeinsamen Po - schöpfen, um den Ausbau der Nordzulaufs teilung des Transit-Verkehrs über alle Alpen- sition in das bereits angesetzte Treffen mit des Brenner-Basis-Tunnels zu beschleuni- übergänge zu erreichen. Andererseits muß der Europäischen Union Ende August gehen. gen. „Deutschland ist massiv in Verzug und die Kommission alles daran setzen, um ihre Die Europäische Kommission hat sich hier- es ist zu hoffen, daß endlich etwas vorwärts eigenen Ziele des EU-Weißbuches zu errei- für bereits bereit erklärt, Südtirol und Trenti- geht“, urteilt der Landeshauptmann. chen: Minus 30 Prozent Schwerverkehr auf no auch – mit Deutschland ist damit der der Straße bis 2030 und minus 50 Prozent nächste Partner an Bord, um unser Ziel zu Zahlreiche Verbesserungen bis 2050.“ erreichen: Den Korridor von München bis bei der rollenden Landstraße Verona teurer und damit unattraktiver zu Mit einer mehr als Verdopplung der Keine Euphorie – Deutschland an der machen. Eine lange Forderung Tirols, der Kapazitäten bei der ROLA geht Österreich Entlastung der Bevölkerung messen sich Deutschland mit dem heutigem Tag mit den Österreichischen Bundesbahnen in Am Ende der Pressekonferenz hielt Plat- anschließt.“ deutliche Vorlage: Bis 1. April 2020 sollen ter fest: „Verzeihen Sie mir, daß ich heute Bei den LKW-Blockabfertigungen wird die Kapazitäten auf 400.000 LKW pro Jahr trotz dieser teilweise großen Bewegung von Deutschland sich nun einer langen Idee und bis 1. Jänner 2021 auf 450.000 LKW pro Deutschland und Bayern nicht in Euphorie Tirols anschließen und gemeinsam mit Ös - Jahr erhöht werden. Deutschland hat sich im ausbreche: Zu oft und zu lange schon wur- terreich eine intelligente, automatisierte Gegenzug dazu bekannt, die Verladetermi- den der Tiroler Bevölkerung Versprechun- Blockabfertigung bis München umsetzen: nals München-Riem und in Regensburg ka - gen gemacht.“ Tirol wird laut Platter weiter- „Wir haben uns heute darauf verständigt, pazitativ zu erweitern und in ihrer Anbin- hin an seinen Maßnahmen festhalten, bis die diesen Weg gemeinsam zu gehen: Mit 1. dungseffizienz zu verbessern. Ein weiterer Effekte dieser heute in Aussicht gestellten Jänner 2020 wollen wir in enger technischer Terminalstandort für die ROLA und den Maßnahmen greifen und die transitbelastete Kooperation bis München eine intelligente kombinierten Verkehr soll in Süddeutsch- Bevölkerung entlastet wird. „Wir werden aber und automatisierte Blockabfertigung umset- land gefunden werden. alle an den Taten gemessen. Ich kann erst zen. Sie soll die Auswirkungen in Bayern dann sagen, daß ich mit dem heutigen Ergeb- durch eine bessere Steuerung in Bayern re - Vignettenflucht Kiefersfelden nis zufrieden bin, wenn eine echte Entla- duzieren und in Tirol zum selben Effekt wie bis Kufstein Süd stung für die Tiroler und Bayrische Bevölke- die aktuelle Blockabfertigung führen. Ich Eine langjährige Forderung von Tirol und rung spürbar ist“, so der Landeshauptmann habe heute klargestellt, daß Tirol bei den ak - Bayern prüft wiederum das österreichische abschließend. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 19 Österreich, Europa und die Welt Doskozil als erster burgen- ländischer LH in Slowenien

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil reiste an der Spitze einer burgenländischen Delegation als erster burgenländischer Politiker nach Slowenien und traf dort unter anderem auf Staatspräsident Borut Pahor.

s ist besonders wichtig, daß man zu sei- Enen Nachbarn – dazu zählt Slowenien – gute Kontakte pflegt, daß man sich aus- tauscht, daß man weiß, wie denkt der Nach- bar, um hier, in dieser zentralen Lage Euro- pas, gut miteinander umgehen zu können“, erklärte Landeshauptmann Hans Peter Dos - kozil am 24. Juli. Obwohl Slowenien sich mit dem Burgenland eine immerhin 15 Kilome- ter lange Grenze teilt, war Doskozil seit min- destens 25 Jahren der erste burgenländische Politiker, der diesem südlichen Nachbarland einen offiziellen Besuch abstattete. „Nach- dem ich heute erst erfahren ha be, daß es min - destens 25 Jahre her ist, daß ein burgenländi- scher Politiker offiziell in Slo wenien war, kann ich nur sagen: Es war höchste Zeit.“ Staatspräsident Borut Pahor betonte sei- Sloweniens Staatspräsident Borut Pahor (m.) empfing Burgenlands Landeshauptmann Hans nerseits, man sei sich sehr wohl der wichti- Peter Doskozil (r.) und Landesrat Christian Illedits. gen Rolle bewußt, die Österreich im Prozeß der Unabhängigwerdung Sloweniens ge spielt habe und fühle sich Österreich deshalb in be - sonderer Weise verbunden. Landesrat Chri - stian Illedits erklärte in diesem Zusammen - hang: „Daß wir als erste burgenländische Delegation hier in Slowenien sind, ist wich- tig und stärkt die Beziehung zu Slowenien.“ Neben grenzüberschreitender Zusammen - arbeit und EU-Positionen sowie verkehrspo- litischen Maßnahmen, Pflege und Gesund- heit war die illegale Migration, gegen die Slowenien verstärkt vorgehen will, ein Hauptthema der Gespräche im Präsidenten- palast in der slowenischen Hauptstadt Ljubl- jana. Dazu erklärte Doskozil: „Wenn wir

über Migration diskutieren, dann wiederholt Bgld. Landesmedienservice Fotos: sich für mich vieles aus der Zeit vor 2015. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil traf auch Sloweniens Parlamentspräsidenten Dejan Das bestätigt mich in der Ansicht, daß man Židan zu einem Arbeitsgespräch. sehr wenig aus dieser Migrationskrise ge - Nach Staatspräsident Pahor traf sich „Diese Projekte sind eine Bereicherung für lernt hat – europäisch gesehen, aber auch in Doskozil auch mit Parlamentspräsident De - den slowenischen Arbeitsmarkt. Daher freue Österreich – wenn man hier in nationalen jan Židan sowie der Staatssekretärin im Ge - ich mich umso mehr, daß auch das Burgen- Mechanismen denkt und nicht das große Ge - sundheitsministerium, Simona Repar Born - land hier seinen Teil beitragen kann.“ meinsame in Europa vorantreibt.“ Für Dos - šek, und informierte sich über die Interreg- kozil habe sich in den Gesprächen weiters Projekte INNOVET, das die duale Ausbil- Kontakte zu Slowenien bestätigt, „wie wichtig es ist, auf europäi- dung von Fachkräften in der Metallverarbei- weiter intensivieren scher Ebene dafür zu sorgen, daß es eine tung, und EUREVIT, das die Wiederbele- Am zweiten Tag ihrer Slowenienreise be - klare und deutliche Sprache in Sachen bung alten Handwerks zum Ziel hat und sich suchte die burgenländische Delegation mit Außenbeziehungen gibt.“ an ältere Arbeitslose richtet. Illedits dazu: den Technologiepark Ljubljana und traf Ko -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 20 Österreich, Europa und die Welt häsionsminister Iztok Puriè sowie Justizmi- nisterin Andreja Katiè zu Arbeitsgesprächen. Landeshauptmann und Landesrat infor- mierten sich gemeinsam mit Puriè vor allem über die Interreg-Projekte „Digital Life for Central Europe“ und „Coop4Healthcare“, die sich mit der Digitalisierung und techni- schen Ausstattung von Pflegeheimen be - schäftigen und an denen die Fachhochschule (FH) Pinkafeld als wissenschaftlicher Part- ner maßgeblich beteiligt ist. Der Technologiepark Ljubljana gilt im wirtschaftlich stark wachsenden Slowenien als Vorzeigeprojekt und beherbergt auf 65.000 Quadratmetern rund 300 Unterneh- men und Labore und erwirtschaftet jährlich über 9 Millionen Euro. Gemeinsam mit sei- nen Partnern – darunter auch die Fachhoch- schule Burgenland, die hier an zwei Projek- v.l.: der Wirtschaftsdelegierte Peter Hasslacher vom AußenwirtschaftsCenter Ljubljana, Lan- deshauptmann Hans Peter Doskozil, Österreichs Botschafterin in Slowenien, Sigrid Berka, ten beteiligt ist – ist er an rund 25 nationalen Landesrat Christian Illedits und Projektmanager Paul Olynec und internationalen Projekten im Wert von rund 4,5 Millionen Euro beteiligt. Doskozil zeigte sich beeindruckt: „In die- sem Technologiepark, wo sich auch die Fachhochschule Burgenland als Partner an einzelnen Projekten beteiligt, sieht man die Verbindung zwischen Forschung und jungen Unternehmen – das kann auch innovations- und beispielgebend für das Burgenland sein.“ Auch Illedits betonte: „Wir wollen hier Kontakte intensivieren – das kann sowohl Slowenien als auch das Burgenland wirt- schaftlich weiter voranbringen.“ Doskozil hob in diesem Zusammenhang auch die besondere Rolle der FH Burgenland hervor: „Durch die Aktivitäten und die Be- teiligung der Fachhochschule an Forschungs - projekten und die klaren Forschungsergeb- nisse ist wirtschaftlichen Kooperationen Tür Der Landeshauptmann mit Sloweniens Justizministerin Andreja Katiè … und Tor geöffnet. Sie müssen aber durch Wirtschaftspartner konkret mit Leben erfüllt werden. Diese Türen wollen wir öffnen ge - meinsam mit unseren Partnern, aber es gehört natürlich beiderseits auch in der Wirt- schaft guter Wille dazu.“ Nach einem Arbeitsgespräch mit Justiz- ministerin Andreja Katiè, das den Abschluß des Slowenienbesuchs bildete, zog der Doskozil Bilanz: „Es waren gute Ge spräche. Kontakte konnten geknüpft, aber auch erneu- ert werden. Es hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, mit den Nachbarn zu reden, ihnen gege- benenfalls auch Pläne, die sie be treffen, weiterzugeben und mit ihnen zu diskutieren – konkret etwa verkehrspolitische Pläne. Wir werden sicher unsere Bemühungen weiter-

führen und noch verstärken, um Kontakte Bgld. Landesmedienservice Fotos: und Kooperationen zu intensivieren.“ n … und mit (v.l.) Kohäsionsminister Iztok Puriè, Acies Bio-Gründer Štefan Fujs und Landesrat http://www.burgenland.at Christian Illedits im Technologiepark Ljubljana

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 21 Österreich, Europa und die Welt Regional- und Umweltpolitik, Umgang mit Euroskeptikern

Landeshauptmann Peter Kaiser traf EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Kommissar Johannes Hahn in Brüssel – und es gab Lob für Kärnten.

m Rahmen der 24. SEDEC-Sitzung (Fach- Ikommission für Sozialpolitik, Bildung, Beschäftigung, Forschung und Kultur) in Brüssel war Kärntens EU-Referent Landes- hauptmann Peter Kaiser am 12. Juli zu einem Arbeitsgespräch bei Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zu Gast. Zentrale The- men waren u.a. die Regionalpolitik, die Er - füllung Kärntens in Bezug auf die Natura- 2000-Gebiete sowie der Umgang mit Recht- spopulisten und Euroskeptikern. Auch ein Treffen mit EU-Kommissar Johannes Hahn brachte eine wichtige Übereinstimmung. Im gemeinsamen Gedankenaustausch un - terstrichen sowohl Kaiser als auch Juncker die für eine funktionierende EU an Bedeu- tung gewinnende Regionalpolitik. Kaiser hob dabei vor allem jene Projekte in Kärnten hervor, die ohne die finanzielle Unterstüt- Landshauptmann Peter Kaiser (r.) mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker … zung der EU nicht umsetzbar wären. „Das Jahrhundertprojekt Koralmtunnel, die zweite Röhre des Karawankentunnels, aber auch der Verschiebebahnhof Fürnitz, der zu einem internationalen Drehkreuz im Alpen-Adria- Raum werden soll, sind Großprojekte, die in Kärnten von großer wirtschaftlicher Bedeu- tung sind“, unterstrich Kaiser und wies nicht zuletzt darauf hin, daß sich Kärnten von einem Tourismusland zu einem internationa- len Forschungsstandort im Hochtechnolo- giebereich entwickelt hat. „Die Forschungs- achse Süd – Burgenland, Steiermark, Kärn- ten – der Joanneum Research, die Silicon Austria Labs und die Infineon-Rekordinve- stition von 1,6 Milliarden Euro in den For- schungsstandort Villach werden zum Turbo für den gesamten Forschungs- und Entwik- klungsstandort Kärnten. Bereits jetzt scheint Fotos: VBB / Teirlinck Kärnten in diesem Bereich unter den Top-15 … und bei seinem Gespräch mit Österreichs EU-Kommissar Johannes Hahn in Brüssel der 276 EU-Regionen auf“, berichtete Kai- ser dem Kommissionspräsidenten. dende Kommissionspräsident Kärnten als Kommissionspräsidenten einmal mehr, wie eine der Vorzeigeregionen in Bezug auf pro- wichtig beispielsweise verbindliche Klima- Lob von Präsident Juncker europäische Politik, die auch durch positive und Umweltschutzmaßnahmen seien. „Kärn- Juncker lobte im Gespräch die positive Finanzgebarung ihren Beitrag zu Stabilität ten werde seinerseits z.B. den Anteil erneu- Entwicklung Kärntens besonders seit der Be - leistet. erbarer Energie von aktuell schon weit über wältigung der Hypo-Heta-Krise. Wohlwis- Kaiser berichtete, daß man in Kärnten 50 Prozent noch deutlich erhöhen. Auch was send, daß Kärnten gerade durch diese Ban- besonders bemüht sei, eine enkelverantwort- Umweltschutz betrifft, sollten andere Regio- ken-Pleite einen schweren Rucksack an Ver- liche Politik zu betreiben. In diesem Sinne nen und die EU Kärnten folgen und das bindlichkeiten zu tragen hat, sieht der schei- betonte der Landeshauptmann gegenüber dem wahrscheinlich krebserregende Pflanzengift

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 22 Österreich, Europa und die Welt Foto: VBB / Teirlinck v.r.: Landeshauptmann Peter Kaiser, VBB-Leiterin Martina Rattinger, Karl-Heinz Lambertz, Präsident des Ausschusses der Regionen (AdR) und Österreichs Botschafterin in Belgien, Elisabeth Kornfeind, beim Empfang anläßlich des Kärntner Abends im Verbindungsbüro in Brüssel Glyphosat so schnell wie möglich aus den mandem weiter aufs Spiel gesetzt werden“, des Landes statt. Landeshauptmann Peter Regalen und von Europas Ackerflächen ver- waren sich Juncker und Kaiser einig. Kaiser und , hielten Ansprachen, gekommen bannen. Weiters verwies Kaiser auf die Be - waren u.a. auch Österreichs Botschafterin in mühungen, den Schutz und Erhalt des öf - Gespräch mit Kommissar Hahn Belgien, Elisabeth Kornfeind, sowie Europa- fentlichen Trinkwassers in den Verfassungs- Abseits des Gespräches mit Juncker gab parlamentarierin Bettina Vollath. Ein ganz rang zu heben. „Dem Schutz des Trinkwas- es die Möglichkeit, über die zukünftigen besonderer Abend war es für Anneliese und sers muß sich die EU mit viel größerer Auf- Aufgaben von Johannes Hahn in der EU- Erwin Brunner. Die beiden Döbriacher hat- merksamkeit widmen und den Ausverkauf Kommission zu sprechen. Kaiser sprach in ten beim Landesmagazin „kärnten.magazin“ an und durch Private unterbinden“, so Kai- diesem Zusammenhang auch über die not- eine Brüs selreise gewonnen und durften auch ser. Lob gab es von Juncker für die vielen wendigen Änderungen mit dem derzeitigen am Empfang teilnehmen. Nachmeldungen von Natura 2000-Gebieten Vorschlag der Kommission zu der EU-Re - Kaiser betonte, daß sich Kärnten in Form in Kärnten. In diesem Punkt sprach sich Kai- gionalpolitik, mit deren Agenden er aktuell eines Standortmarketings gerade unter einer ser für eine rasche Einstellung des Vertrags- betraut ist. „Grenzregionen dürfen durch neuen Marke positioniert und unterstrich verletzungsverfahrens aus – etwas mehr als eine 25-Kilometer-Linie als Kriterium für sämtliche wirtschaftlich relevanten Kenn- zwei Wochen später, am 25. Juli, gab die die Höhe der EU-Förderungen nicht benach- zahlen, die allesamt steil nach oben zeigen. EU-Kommission bekannt, daß das seit 2013 teiligt werden. Kärnten hat im speziellen im „Wir sind auf einem guten Weg, Kärnten ist laufende Vertragsverletzungsverfahren ge - Bereich der INTEREG-Mittel im großen Aus - großartig, arbeiten wir gemeinsam an unse- gen eingestellt worden sei. Grund für das maß profitiert und wichtige Projekte umge- rer Zukunft“, rief er alle zum Mittun auf. Im Verfahren war übrigens eine von Kärnten zu setzt“, so Kaiser, der bei Hahn auf Zustim- festlichen Rahmen dankte er auch dem Team geringe Anzahl an gemeldeter und ausgewie- mung stieß. Mitten im Gespräch kam die des Verbindungsbüros Kärnten um Leiterin sener Natura 2000-Flächen. Nachricht, daß Bundeskanzlerin Brigitte Martina Rattinger: „Ihr seid eine ganz wich- Bierlein Johannes Hahn für eine dritte Amts- tige Anlaufstelle für die vielen Kärntner in Der EU-Grundidee gerecht werden zeit vorgeschlagen habe. „Dem schließe ich Brüssel.“ Diskutiert wurde auch zum Thema Popu- mich an, er macht eine sehr gute Arbeit“, so Karl-Heinz Lambertz unterstrich die lismus, Rechtspopulismus und EU-Skepti- Kaiser. (Am 18. Juli hatte der Parlamen - Wichtigkeit der Regionen in einem vereinten ker. Sowohl Juncker als auch Kaiser mahnen tarische Hauptausschuß Juli Hahn als Mit- Europa. „Ohne Dörfer, Städte, Regionen gibt vor einem noch weitergehenden rechtspopu- glied der Europäischen Kommission und da - es kein vereintes Europa. Sie zu stärken und listischen Ruck in Europa, das seine Weltof- mit für seine dritte Amtszeit in dieser Funk- ihnen bei ihrer Entwicklung als Partner zur fenheit verliert. „Es sind alle politischen Par- tion nominiert, Anm.). Seite zu stehen, ist unsere Aufgabe“, so der teien gefordert, der Grundidee der Europäi- AdR-Präsident. n schen Union gerecht zu werden. Dauerhafter Kärnten-Empfang in Brüssel https://www.ktn.gv.at/ Frieden und der freie Waren-, Personen- und Mit über 100 Gästen fand dann am Abend https://cor.europa.eu/de/ Kapitalverkehr dürfen von nichts und nie- ein Kärnten-Empfang im Verbindungsbüro http://vbb.ktn.gv.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 23 Österreich, Europa und die Welt Österreich-Delegation bei Ministerpräsident Laschet

Wolfgang Sobotka und Martin Eichtinger: »Wollen ökologischen Gartenbau in Europa noch stärker verankern!«

ie österreichische Delegation rund um DWolfgang Sobotka, Nationalratspräsi- dent und Initiator der Aktion „Natur im Gar- ten“, Niederösterreichs Landtagspräsident Karl Wilfing und Landesrat Martin Eichtin- ger, folgte der Einladung des Ministerpräsi- denten von Nordrhein-Westfalen Armin La - schet in die Staatskanzlei nach Düsseldorf. Kern der Gespräche waren Digitalisierung, Sicherheit sowie „Natur im Garten“. Die österreichische Delegation besuchte auf der Reise die Bundesländer Nordrhein- Westfalen und Niedersachsen. Neben Wirt- schaftsthemen stand der Umweltschutz im Be reich des Gartenbaus auf der Agenda.

„Mit ‚Natur im Garten‘ wurde vor 20 Jahren Land NRW Foto: eine Bewegung ins Leben gerufen, durch die v.l.: Karl Wilfing, Präsident des niederösterreichischen Landtags, Peter Huber, österreichi- bereits in sechs weiteren Nationen wertvolle scher Botschafter in Deutschland, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, und Landesrat Martin Eichtinger in Düsseldorf Partnerschaften – nicht nur im Gartenbau – entstanden sind. Mit der ‚European Garden reich“ unter Führung von Elisabeth Koppen- Es ist soweit! Association – Natur im Garten International‘ steiner die Arbeitsgrup pe „Garten“. Zum Mit der Genehmigung eines EU-Life Pro- wollen wir die Idee des ökologischen Gar- Anderen startete das Pilotprojekt „Naturnahe jektes mit den Inhalten der Naturgartenak- tenbaus in der Europäischen Union noch stär - Grünräume in der Ge meinde Maria Lanzen- tion und dem Engagement Sobotkas wurde ker verankern“, so Wolfgang Sobotka und dorf“ – eine gemein same Initiative von die Aktion 1999 mit den entsprechenden fi - Martin Eichtinger. Johanna Leutgöb (Gemeinde Maria Lanzen- nanziellen und strukturellen Mitteln des Lan- Die Beziehungen von Nordrhein-Westfa- dorf), Peter Santner (Koordinierungsstelle des ausgestattet. Der Aktionstitel „Natur im len zu Österreich sind eng und vor allem auf für Umweltschutz beim Amt der Nieder- Garten – gesund halten, was uns gesund wirtschaftlicher Ebene stark ausgeprägt. Ös - österreichischen Landesregierung) und Chri- hält“ wird gefunden, die Marke kreiert und terreich ist einer der wichtigsten Handels- stian Steiner (Niederösterreichische Agrar- die grundlegende Struktur des Erfolgskon- partner Deutschlands und liegt auf Rang neun bezirksbehörde). Bei ersten Treffen wurde zeptes geschaffen, die bis heute Gültigkeit der Handelspartner Nordrhein-Westfalens. ein gemeinsames Ar beitsprogramm ausgear- hat. Als wichtigste erste Schritte standen fest: Rund 700 österreichische Firmen mit ca. beitet. Eine Ratgeber-Sammelmappe informierte 28.000 Arbeitsplätzen haben ihren Sitz in die ersten Interessierten umfangreich. Ein Nordrhein-Westfalen. Insgesamt leben dort Das gemeinsame Ziel Gartentelefon für alle Gartenfragen wurde ca. 22.000 ÖsterreicherInnen. In diesem Programm einigten sich die aufgebaut und eine Beratung in den Gärten drei Träger der Aktion, die Koordinierungs- vor Ort organisiert. »Natur im Garten« – Das Konzept stelle für Umweltschutz, „die umweltbera- Erste Möglichkeiten für eine „Naturgar- tung“ und die Agrarbezirksbehörde auf ein Heute tenaktion“ wurden ab 1996 ausgelotet. Das gemeinsames Ziel: die Bedeutung und die Heute ist „Natur im Garten“ ein breites Land Niederösterreich, „die umweltberatung“ Vorteile einer naturnahen Gestaltung und um - Netzwerk von Partnerbetrieben, Schaugärten und die NÖ Agrarbezirksbehörde erarbeite- weltschonenden Bewirtschaftung von Gärten und Gartenplanern, die das Bewußtsein für ten ein Konzept: „unsere Gärten – natürlich und Grünräumen bewußt zu machen, inter- naturnahes Gärtnern einer breiten Bevölke- lebendig“. Den Durchbruch zur landeswei- essierte KundInnen am Telefon und vor Ort rung vermittelt. In Niederösterreich wurden ten Aktion schafften die Genehmigung eines zu beraten, Praxisbeispiele mittels Schaugär- schon über 15.000 „Natur im Garten“-Pla- EU-Life-Projektes mit den Inhalten der Na - ten und Modellprojekten zu präsentieren und ketten an private HausgartenbesitzerInnen turgartenaktion und das Engagement des da - am Gartenmarkt umweltfreundliche Initiati- verliehen. Sie werden auch in Deutschland, maligen nö. Umweltlandesrates Wolfgang ven zu setzen. Das Projekt erhielt einen Na - Schweiz, Südtirol, Tschechien und Slowa- Sobotka im Jahr 1999. Zum Einen formierte men: „Unsere Gärten – natürlich lebendig“ kei an Naturgärtner vergeben. n sich bei der „Umweltberatung Niederöster- und der Igel wurde zum Wappentier. https://www.naturimgarten.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 24 Österreich, Europa und die Welt Sauti Kuu Foundation-Projekt

Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landerat Max Hiegelsberger über- reichten den TeilnehmerInnen des Bildungsprojekts zum Abschluß Zertifikate. Foto: Land OÖ / Denise Stinglmayr Landeshauptmann Stelzer und Landesrat Hiegelsberger mit den TeilnehmerInnen des Bildungsprojektes und Mitwirkenden am Projekt

TeilnehmerInnen aus Ostafrika und 16Ghana haben während einiger Wochen in Oberösterreich einen von der der Sauti Kuu – Auma Obama Foundation organisier- ten Lehrgang in den Oö. Landwirtschaft- lichen Fachschulen absolviert. Nach zahlrei- chen theoretischen Weiterbildungen sowie Schnuppertagen bei oberösterreichischen Landwirtschaftsbetrieben wurden ihnen nach Abschluß des Lehrgangs durch Landes- hauptmann Thomas Stelzer und Landesrat Max Hiegelsberger am 5. Juli im Linzer Landhaus Zertifikate verliehen. „Oberösterreich engagiert sich seit über 50 Jahren in der internationalen Entwick - lungszusammenarbeit: Ein Projekt wie die- ses, das die Bekämpfung von Armut durch Foto: Land OÖ / Denise Stinglmayr Landeshauptmann Thomas Stelzer bei der Verleihung der Zertifikate im Linzer Landhaus Hilfe zur Selbsthilfe fördert, trägt nicht nur zur Förderung einer nachhaltigen wirtschaft- darin, Marktchancen aufzuspüren und zu nut - Ziel des Lehrgangs war es, daß die Teilneh- lichen und sozialen Entwicklung in den Her- zen. Von dieser Erfahrung können auch die merInnen durch ihre Weiterbildung Projekte kunftsländern der Teilnehmer bei, sondern Projekt-Teilnehmerinnen und -teilnehmer in ihrer Heimat umsetzen. Die theoretische auch zu einer verstärkten Bewußtseinsbil- aus Afrika profitieren. Das macht den Wert Weiterbildung und die Schnuppertage in dung in Oberösterreich“, so Stelzer. des Bildungsprojektes aus“, so Hiegelsber- ausgewählten oberösterreichischen Betrie- „Obwohl die Ausgangsbedingungen für ger. ben sollten zur selbständigen Führung einer die Landwirtschaft in Ostafrika und in Ober- Der Lehrgang für 16 landwirtschaftliche Landwirtschaft beitragen. österreich sehr unterschiedlich sind, stehen MultiplikatorInnen aus Ostafrika und Ghana Das Land Oberösterreich unterstützte wir vor derselben Herausforderung. Die zen- wurde von der Oikocredit Austria und der dieses Projekt nicht nur mit dem Wissen und trale Frage ist, wie aus der Landwirtschaft Sauti Kuu – Auma Obama Foundation orga- Know-How der Landwirtschaftlichen Fach- ein genügendes Einkommen erwirtschaftet nisiert. Die Landwirtschaftlichen Fachschu- schulen Mauerkirchen, Burgkirchen, Otter- werden kann. In Oberösterreich haben wir len und die Landesregierung Oberösterreich bach und Ritzlhof, sondern auch finanziell in viel Erfahrung darin gesammelt, uns auf ver- machten die Durchführung des Projektes der Höhe von knapp 24.000 Euro. n schiedene Marktbedingungen einzustellen durch die Unterstützung in finanzieller so - http://www.land-oberoesterreich.gv.at/ und unsere bäuerlichen Betriebe sind stark wie in organisatorischer Hinsicht möglich. https://sautikuufoundation.org/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 25 Österreich, Europa und die Welt Salzburg übernahm Vorsitz der Alpenländer

Ländlichen Raum stärken – Verkehr auf die Schiene verlagern – »Interessenvertretung« für den Alpenraum Foto: Land Südtirol Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer wollen den ländlichen Raum stärken und den Verkehr auf die Schiene verlagern.

ie Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft innovativen Lebensraum im Mittelpunkt. gierungschefs fordern Kostenwahrheit zwi- DAlpenländer, kurz Arge Alp, wollen den „Da zu wird es gemeinsam mit externen Part- schen Straße und Bahntransport, um eine Ver - ländlichen Raum stärken und den Verkehr nern neue Projekte zu Themen wie Alpines lagerung auf die Schiene attraktiver zu ma - auf die Schiene verlagern. Sie beschlossen Bauen, Heilkraft der Alpen, Mobilität in der chen. Nach wie vor bestehe „ein großer Un - dazu am 5. Juli in Toblach im Südtiroler Pu - Urlaubsregion oder regionaler Kulinarik terschied im Preisgefüge der beiden Trans- stertal zwei Resolutionen. Bei der 50. Kon- geben“, so Haslauer. Geplant ist auch ein portmodi“, heißt es darin. „Diese Themen ferenz der Arge Alp-Regierungschefs über- Kompositionswettbewerb mit der Vergabe werden uns auch in den kommenden Jahren nahm Salzburg von Südtirol nun für ein Jahr des Arge Alp-Preises 2020. beschäftigen. Die Wolfs-Resolution aus dem den Vorsitz. „Wir gehen zentrale Herausfor- Vorjahr wurde nochmals bekräftigt. Die Re - derungen gemeinsam an“, so Salzburgs Lan- Zwei Resolutionen verabschiedet gulierung des Wolfsbestands soll ermöglicht deshauptmann Wilfried Haslauer. Als Sym- Beim Treffen in Toblach setzten sich die werden“, so Kompatscher bol übergab Südtirols Landeshauptmann Ar - Regierungschefs mit zwei zentralen Themen no Kompatscher seinem Amtskollegen eine auseinander, die für die Bevölkerung in den Zehn Mitglieder aus vier Staaten Glocke. Alpen von Bedeutung sind: Eine Resolution Seit ihrer Gründung 1972 ist die Arge Alp „Gemeinsamkeiten kommen klar zum verfolgt das Ziel, den ländlichen Raum als ein wichtiges Netzwerk der grenzüberschrei- Ausdruck. Die Themen Verkehr, Stärkung hochwertigen Lebens-, Arbeits-, Wirtschafts-, tenden Zusammenarbeit, wenn es um Anlie- des ländlichen Raums und der Umgang mit Kultur, Erholungs- und Naturraum zu si - gen des Alpenraumes geht. Insbesondere auf dem Wolf beschäftigen uns alle. Wir bleiben chern und zu entwickeln. Darin geht es um ökologischem, kulturellem, sozialem und da dran. Es sind mit der neuen Website und flexible Arbeitsformen ebenso wie um die wirtschaftlichem Gebiet. In der Arge Alp ar - auch mit dem Bündeln der Kräfte der Regio- Stärkung der kleinen und mittelständischen beiten in den vier Staaten Deutschland, Ita- nen Salzburg, Tirol, Südtirol und Trentino Unternehmen, die Belebung der Ortskerne, lien, Österreich und Schweiz folgende Län- auf EU-Ebene wichtige Weichenstellungen Barrierefreiheit, Green Mobility oder kurze der, Provinzen und Kantone mit einer Ge - gelungen. Danke an Südtirol für die umsich- Wege zu den Diensten der Grundversorgung, samtbevölkerungszahl von rund 26 Millio- tige und inhaltsreiche Vorsitzführung“, sagte Kinderbetreuung, Bildung und Kulturange- nen Menschen zusammen: Bayern, Grau- Haslauer bei der Übergabe. boten für alle Generationen. bünden, Lombardei, Salzburg, St. Gallen, Süd tirol, Tessin, Tirol, Trient und Vorarl- Salzburger Projekte im Vorsitzjahr Von der Straße auf die Schiene berg. n Im Salzburger Vorsitzjahr steht der Tou- Eine zweite Resolution beschäftigt sich https://www.salzburg.gv.at/ rismus als Motor für einen nachhaltigen und mit dem brisanten Thema Verkehr. Die Re - https://www.argealp.org/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 26 Österreich, Europa und die Welt Hessen trifft Steiermark an der Goethe-Universität Frankfurt

Bundesländer Hessen und Steiermark intensivieren die Kooperation in Wissenschaft, Wirtschaft, Gesundheit und Kultur

ie Steiermark und das deutsche Bundes - Dland Hessen verbindet bereits seit Jahr- zehnten eine langjährige Freundschaft. Die - se wird nun intensiviert und durch neue Ko - operationen in den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft verstärkt. Auftakt dafür war am 8. Juli der Besuch einer rund 20köpfigen Delegation von VertreterInnen der steirischen Hochschulen, der Forschungsgesellschaft Jo anneum Research und der Wirtschaftsför- derungsgesellschaft SFG im Zuge des Som- merfestes der Goethe-Universität Frankfurt am Main, das im heurigen Jahr unter dem Motto „Hessen trifft Steiermark“ stand. Angeführt wurde die steirische Delegation von Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Landesrat Christopher Drexler. Goethe-Universität Frankfurt / Uwe Dettmar Foto: Landesrat Christopher Drexler und Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl mit der Präsidentin Steirische Forschungsprojekte der Goethe-Universität, Birgitta Wolff Landesrätin Eibinger-Miedl betonte: „Der Regierungsmitglieder, wie der Besuch des viele prominente Vertreterinnen und Vertre- Steiermark-Auftritt beim Sommerfest der Hessischen Ministers für Finanzen, Thomas ter zum gemeinsamen Austausch einzuladen. Goethe-Universität Frankfurt war ein voller Schäfer, Ende Juni in Graz gezeigt hat. Un - Dies ist nur möglich auf Basis unserer lang- Erfolg. Uns ist es einmal mehr gelungen, die sere Reise nach Frankfurt und Wiesbaden jährigen, freundschaftlichen und höchst er - beiden Länder Hessen und Steiermark auf bot die Möglichkeiten im Rahmen eines stei- folgreichen Partnerschaft auf sehr vielen persönlicher und fachlicher Ebene zusam - risch-hessischen Netzwerktreffens auch Ge - Ebenen. Ich hoffe, daß so viele neue Ideen menzubringen, um in den Bereichen Wissen- spräche über eine verstärkte Zusammenar- und Projekte entstehen. Ich danke unseren schaft und Wirtschaft gemeinsame Projekte beit in den Bereichen Gesundheits- und Kul- steirischen Freunden, daß sie diesen intensi- zu entwickeln. Es gibt erfreulicherweise turpolitik zu sprechen, wo vor allem unsere ven und offenen Austausch möglich machen schon jetzt Kooperationen zwischen einzel- Reformen im Gesundheitsbereich auf großes und unser Sommerfest so großartig berei- nen Hochschuleinrichtungen. Und es gilt, Interesse stoßen. Ein Schwerpunkt der Ge - chern.“ diese Projekte wei terwachsen zu lassen. Wir spräche waren die Herausforderungen im Be - sind in der Steiermark gerade dabei, in neuen reich der qualitätsvollen Pflegeversorgung Umfangreiche Präsentation Bereichen, so zum Beispiel Cybersecurity und ihrer Finanzierung. Dieses Thema be - Anlaß für das Vernetzungstreffen war das und Mikroelektronik, Schwerpunkte zu bil- wegt beide Länder gleichermaßen. Ich freue Sommerfest der Goethe-Universität auf dem den. Das könnte auch für Frankfurt mit sei- mich auf die Fortsetzung dieses fruchtbrin- Campus Westend, das heuer unter dem ner Bankenlandschaft interessant sein.“ genden politischen Austauschs.“ Motto „Hessen trifft Steiermark“ stand. Die Begrüßt wurde die prominente Runde Steiermark präsentierte sich dabei an mehre- Verstärkte Zusammenarbeit in den Be- nach einem Besuch in der Hessischen Staats- ren Informationsständen mit wissenschaft- reichen Gesundheits- und Kulturpolitik kanzlei von Birgitta Wolff, Präsidentin der lichen und technischen Errungenschaften, wie Für Landesrat Drexler war der Aufenthalt Goethe-Universität, sowie von Uni-Vizeprä- zum Beispiel einem von Studierenden der in Hessen eine willkommene Gelegenheit, sident Manfred Schubert-Zsilavecz, verant- FH-Joanneum konstruierten Rennfahrzeug. die seit Jahrzehnten bestehenden politischen wortlich für „Third Mission“ und selbst ge - Ebenfalls prominent vertreten war der Stand und freundschaftlichen Beziehungen zwi- bürtiger Steirer. Dieser betonte: „Das Vernet- von Steiermark Tourismus, an dem die hes- schen der Steiermark und Hessen weiter zu zungstreffen anläßlich unseres Sommerfests sischen Gäste des Sommerfestes sich ein Bild vertiefen: „Der Austausch zwischen der mit dem Landesschwerpunkt Steiermark ist von den kulinarischen Köstlichkeiten und Steiermark und Hessen findet regelmäßig ein zutiefst europäisches Projekt. Die Goe- touristischen Angeboten der Steiermark ma - aktiv statt – ob zwischen Landeshauptmann the-Universität ist international bestens ver- chen konnten. n Hermann Schützenhöfer und Ministerpräsi- netzt. Ich bin froh, daß es gelungen ist, mit http://www.steiermark.at/ dent Volker Bouffier als auch auf Ebene der dem diesjährigen Partnerland Steiermark so http://www.uni-frankfurt.de/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 27 Österreich, Europa und die Welt Jugendbegegnung Maximilian – The Power of Media

Tirols LRin Zoller-Frischauf traf Jugendliche aus Tirol, Südtirol und Belgien Foto: Land Tirol / Brandhuber Foto: Land Tirol Jugendlandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf traf sich mit den Jugendlichen zum gemeinsamen Austausch.

pannende Workshops und Diskussionen Gespräch mit jungen Flüchtlingen IZ – Österreichische Nationalagentur Srund um „Fake-News“, die Aufzeich- Unter den Jugendlichen waren einige für Erasmus+ Jugend in Aktion & nung einer Live-Radiosendung oder den Teil nehmer mit Fluchthintergrund, die ohne Europäisches Solidaritätskorps Um gang mit den unterschiedlichsten Medien ihre Familien in Tirol leben, hier in die Schu- „IZ – Verein zur Förderung von Vielfalt, erlernen – das bot die einwöchige „Jugend- le gehen und Deutschkurse absolvieren. „Im Dialog und Bildung“ ist im Auftrag des begegnung Maximilian – The Power of Rahmen der Jugendbegegnung konnten auch Bundeskanzleramts (BM für Frauen, Fami- Media“, die von 7. bis 14. Juli im Bildungs- sie neue Freundschaften knüpfen, ihre Me - lien und Jugend) als österreichische Nationa- haus St. Michael in Matrei am Brenner an - dien kompetenz stärken und dabei ihre lagentur verantwortlich für die Umsetzung läßlich des Maximilianjahres stattfand. „Das Sprachkenntnisse vertiefen. Besonders in Er - der beiden EU-Jugendförderprogramme Motto ‚The Power of Media‘ spannt einen innerung wird mir ein persönliches Gespräch Erasmus+ Jugend in Aktion und Europäi- Bogen von der Erfindung des Buchdrucks mit einem sehr engagierten afghanischen sches Solidaritätskorps in Österreich. um 1517 zu Zeiten Kaiser Maximilians I. – Jugendlichen bleiben“, betonte LRin Zoller- Erasmus+ Jugend in Aktion fördert Pro- dem Beginn der ‚Massenmedien‘ – bis zur Frischauf. jekte aus dem außerschulischen Jugendbe- heutigen Medienlandschaft“, erklärt Jugend- Das Engagement und die teilweise schon reich, wie z. B. die Begegnung von Jugend- landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf. fortgeschrittenen Deutschkenntn isse hätten gruppen aus verschiedenen Ländern, die Neben der Besprechung von Themen wie sie beeindruckt, so die Landesrätin „Das Mobilität von Fachkräften aus der Jugendar- Identität, Toleranz und Demokratie gingen macht mich zuversichtlich, daß diese Ju - beit sowie Projekte, die den Dialog zwischen die Jugendlichen aus Tirol, Südtirol und Bel- gendlichen einen wertvollen Platz in unserer Jugendlichen und PolitikerInnen forcieren. gien auch auf die sozialen Medien mit ihrem Gesellschaft einnehmen können, wenn sie Das Europäische Solidaritätskorps (ESK) Potential sowie ihren Tücken und Gefahren beispielsweise eine Ausbildung oder Lehre ist ein neues Förderprogramm der Europäi- ein. Historische Hintergrundinformationen beginnen.“ schen Union (seit Oktober 2018). Es fördert zur Regentschaft Kaiser Maximilians I. ein soziales und vielfältiges Europa sowie erhielten die TeilnehmerInnen durch eine Internationales Partnerprojekt den gesellschaftlichen Zusammenhalt, in dem Stadtführung in Innsbruck mit Besuchen in Die „Jugendbegegnung Maximilian“ wur - das Engagement junger Menschen in ge - der Hofkirche und im Schloss Ambras. de vom Land Tirol gemeinsam mit den Part- meinnützigen Projekten unterstützt wird. Ge - Zum Abschluß der Bildungswoche trafen nern Jugendbüro Belgien und Arge Jugend- fördert werden unter anderem internationale sich die TeilnehmerInnen mit LRin Zoller- dienste Südtirol veranstaltet. Finanziert wur - Freiwilligeneinsätze, lokale Solidaritätspro- Frischauf zum gemeinsamen Austausch. Da - de die Bildungswoche aus Mitteln des EU- jekte sowie Jobs und Praktika in ganz Euro- bei konnten sie über ihre zahlreichen Erfah- Programms Erasmus+ Jugend in Aktion und pa. n rungen berichten und der Landesrätin Fragen des Landes Tirol. https://www.iz.or.at zu ihrer politischen Arbeit stellen. https://www.tirol.gv.at/ http://www.jugendinaktion.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 28 Österreich, Europa und die Welt Kompetenzen und Erfahrung von Landsleuten im Ausland

12. Auflage von Network Vorarlberg Foto: Land Vorarlberg / Frederick Sams Foto: Land Vorarlberg 25 „Auslandsvorarlberger“ trafen sich zum diesjährigen Network Vorarlberg in Bregenz, auch heimische Unternehmer nahmen daran teil.

orarlberg kann sich als innovativer Pro- starke Nachfrage nach Produkten und sen wir auch die Investitionsquote weiterhin Vduktions- und Wirtschaftsstandort na - Dienstleistungen aus Vorarlberg“. hoch halten“. tio nal wie auch am Weltmarkt sehr erfolg- reich behaupten. Aktuelle Konjunkturbaro- Abgeschwächte Konjunktur Network-Treffen als meter prognostizieren allerdings internatio- als Herausforderung bewährtes Diskussionsforum nal eine gewisse Abkühlung. Geopolitische In der zweiten Jahreshälfte 2018 hat die Mit diesen Fragen und Themen beschäf- Entwicklungen sind dabei ein Faktor, den Weltwirtschaft merklich an Schwung verlo- tigte sich das diesjährige „Network Vorarl- auch die heimische Wirtschaft spüren wird. ren und expandierte im Jahr 2019 nur verhal- berg“-Treffen. „Für die weitere strategische Wie kann sich der Wirtschaftsstandort Vor- ten. Die Wachstumsabschwächung in China Ausrichtung des Landes ist die Einbeziehung arlberg angesichts dieser sich abzeichnenden und Ostasien bremst die weltweite Konjunk- der Perspektive von außen äußerst nützlich Entwicklungen auch in Zukunft fit halten? tur- und Handelsentwicklung. Mit der Anhe- und hilfreich“, begründete Wallner die neu- „Diese und andere Fragen wurden im Rah- bung bzw. Einführung von gegenseitigen erliche Auflage der Veranstaltung. Alle zwei men des diesjährigen Network-Vorarlberg- Strafzöllen erreichte der Handelskonflikt Jahre werden diese Treffen von Landesseite Treffens in Bregenz erörtert“, informierten zwischen den USA und China im Mai 2019 organisiert. Die TeilnehmerInnen kommen aus Landeshauptmann Markus Wallner und Lan- seinen bisherigen Höhepunkt. Darüber hin- der Forschung, aus staatlichen bzw. staatsna- desstatthalter Karlheinz Rüdisser in einem aus bremsten im Jahr 2018 die anhaltenden hen Einrichtungen und aus verschiedenen Pressegespräch am 23. Juli. Schwierigkeiten der deutschen Automobilin- Wirtschaftszweigen, die Kontakte reichen in Trotz schwieriger Bedingungen im inter- dustrie die Wirtschaftsentwicklung in Euro- fast alle Kontinente. Gemeinsam – viele von nationalen Umfeld – die Weltwirtschaft hat pa. Auch der potentielle Austritt des Verein- ihnen sind bereits Stammgäste bei den Tref- merklich an Schwung eingebüßt – setzte sich igten Königreichs aus der EU führte zu einer fen – sind ihnen allen die Vorarlberger Wur- die erfreuliche Wirtschaftsentwicklung für Verunsicherung am europäischen Markt. „In zeln. Vorarlberg fort. Mit einem Volumen von diesem unklaren Umfeld wird eine voraus- Teilnehmende des aktuellen Treffens 10,5 Milliarden Euro im Außenhandel, das schauende und sichere Planung für unsere kommen unter anderem aus China, Malay- entspricht einem Plus von 2,7 Prozent ge - Unternehmen mit einigen Ländern zuneh- sia, Singapur, Russland und Mexiko. „Den genüber 2017, verbuchte die stark exporto- mend schwieriger“, merkte der Landes- Erfahrungsschatz und das Knowhow der im rientierte Vorarlberger Wirtschaft im Vorjahr hauptmann an. Mit Blick auf diese globalen Ausland lebenden Landsleute wollen wir für einen neuen Allzeitrekord. Für Wallner spie- Herausforderungen stellte er klar: „Um un - die Weiterentwicklung Vorarlbergs nützen. geln sich darin Wettbewerbsfähigkeit, Inno- seren Standort weiterhin wettbewerbsfähig Aus der zusätzlichen Perspektive lassen sich vationskraft und Stärke der heimischen Wirt- zu halten, müssen wir auf Landesebene wei- wichtige Schlüsse ziehen“, zeigte sich Lan- schaft: „Hierzulande wird Qualität produ- ter in die Bildung, die duale Ausbildung und desstatthalter Rüdisser überzeugt. n ziert. Genau sie ist auch der Grund für die die Forschung investieren. Gleichzeitig müs- https://vorarlberg.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 29 Österreich, Europa und die Welt »Urban Summer Social« im Wien-Haus in Brüssel

»Alte« und »neue« Abgeordnete des Europäischen Parlaments im Austausch mit AkteurInnen der EU-Städtepolitik

enige Wochen nach den Wahlen zum WEuropäischen Parlament lud das Wien- Haus in Brüssel am 11. Juli zu einem „Urban Summer Social“, bei dem VertreterInnen zahlreicher Städte- und Regionalbüros sich mit „alten“ und „neuen“ Mitgliedern des Eu - ropäischen Parlaments austauschen konnten, u.a. mit den Abgeordneten Jens Geier, Moni- ka Vana und Bettina Vollath. Auch die Gene- ralsekretärin des Netzwerks der großen euro- päischen Städte, Eurocities, Anna Lisa Boni, nahm an der Veranstaltung teil.

Michaela Kauer Die Leiterinnen des Verbindungsbüros der Stadt Wien, Michaela Kauer, sowie der Bü - ros der Wirtschaftsagentur Wien, Susanne Strohm, und der Wiener Stadtwerke, Elisa Schenner, informierten über aktuelle The- Foto: Wien-Haus Brüssel men aus der Sicht der Stadt Wien. Michaela v.l.: MEP Monika Vana, MEP Jens Geier, Michaela Kauer, MEP Bettina Vollath, Anna Lisa Boni, Susanne Strohm und Elisa Schenner im Wien-Haus in Brüssel Kauer führte aus, daß nach der Konstituie- rung des Europaparlaments nun auch in der Anna Lisa Boni neue Mehrjährige Finanzrahmen und die da - Kommission viele Entscheidungen inhaltli - Anna Lisa Boni, Generalsekretärin von mit verbundenen Förderinstrumente städte- cher und personeller Art anstehen. „Als Städ - Eurocities, das mit seinen 144 Mitglieds- tauglich ausgestaltet werden: die EU-Förde- te fordern wir hier, daß es in der Europäi- städten 130 Millionen BürgerInnen vertritt, rungen müssen direkt von Städten genutzt schen Kommission eine klare Verantwortung erinnerte danach an die Forderungen der werden können.“ Die städtische Dimension für Städtepolitik gibt. Ein Mitglied der künf- Städte an die EU-Institutionen: „Wir hoffen müsse aber in allen Politikbereichen berück - tigen Kommission muß das Thema weiter sehr, daß das Europäische Parlament wieder sichtigt werden, denn die Ziele der EU, etwa vorantreiben.“ Nur so könne ein „urban eine parlamentarische Arbeitsgruppe zu bei der Bekämpfung des Klimawandels und mainstreaming“ von EU-Politik gelingen. städtischen Angelegenheiten einsetzen wird, dem Aufbau einer Sozialunion, können nur „Dies ist letztlich die Voraussetzung, daß die so, wie es die BürgermeisterInnen der gros- gemeinsam mit den Städten erreicht werden. Ergebnisse der thematischen Partnerschaften sen europäischen Städte in ihrem Manifest der EU-Städteagenda, die nun vorliegen, fordern, und wir bieten unsere Expertise als Jens Geier umgesetzt werden.“ Immerhin leben zwei Städte in allen inhaltlichen Bereichen an, Jens Geier, schon bisher Abgeordneter Drittel der EU-Bevölkerung in Städten – Ten - denn die Zukunft Europas ist urban.“ Dies und nun neuer Delegationsleiter der SPD im denz steigend. betreffe alle Bereiche, vom Klimawandel und Europaparlament und Mitglied des Aus- Das Wien-Haus wird im Herbst einige Energieeffizienz, Frauen- und Gleichstel- schusses für Industrie, Forschung und Ener- wichtige Themen auf der Tagesordnung ha - lungspolitik sowie Integration über die Kreis - gie, ging auf die Notwendigkeit ein, noch ben, etwa die kollaborative Wirtschaft und laufwirtschaft bis zu Smart Cities oder der stärker gemeinsam mit der Wirtschaft in ihre Auswirkungen auf Wohnungsmärkte, Umsetzung der UNO-Nachhaltigkeitsziele Nachhaltigkeit zu investieren, und hier auch Arbeits- und Lebensbedingungen, die Her- auf lokaler Ebene. gute Beispiele aus den Städten und Regionen ausforderung der städtischen Produktion und vor den Vorhang zu holen. Die neue österrei- den Beitrag der Städte am Übergang zur Monika Vana chische Abgeordnete Bettina Vollath infor- Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit. In Abgeordnete Monika Vana, Delegations- mierte, daß sie sich v.a. für Menschenrechte der Klima- und Energiepolitik wird die Fra - leiterin der österreichischen Grünen im Eu - und im Rechtsausschuß des Europaparla- ge im Vordergrund stehen, wie die bessere ropaparlament, betonte, daß sie als Wienerin ments engagieren werde; für die Anliegen Zusammenarbeit einzelner Sektoren – Elek- auch weiterhin auf die Interessen der Städte der Städte zeigte sie sich offen. n trizität – Wärme – Mobilität – helfen kann, achten werde: „Gerade im Regionalausschuß https://www.wien.gv.at/ Emissionen kosteneffizient zu verringern. haben wir uns stark dafür eingesetzt, daß der https://www.wien.gv.at/wirtschaft/eu-strategie/wien-haus/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 30 Österreich, Europa und die Welt Smart-Region Wien- Niederösterreich

Ein dynamischer und vernetzter Wirtschaftsraum für internationale Betriebe Foto: ecoplus / David Klammer v.l.: Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, Markus Schermann, Geschäftsführer von Great Wall Motor, Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, Jasmin Haider-Stadler, Geschäftsführerin in der Whisky-Erlebniswelt, Niederösterreichs Wirtschafts- landesrätin Petra Bohuslav, Jochen Danninger, kaufmännischer Geschäftsführer von ecoplus und Helmut Miernicki, Geschäftsführer von Niederösterreichs Wirtschaftsagentur ecoplus

ie dynamische Region Wien-Nieder- terreich bringt sich vor allem als Standort für konnten im Vorjahr 253 internationale Be - Dösterreich mit der Bundeshauptstadt innovative Betriebe im produzierenden Be - triebsansiedlungen und -erweiterungen be - Wien ist das pulsierende Zentrum im Osten reich in Stellung. Damit hat die Region für treuen, was über 3.200 neue Arbeitsplätze Österreichs. Beide Bundesländer bilden Unternehmen jeder Größe und Branche das geschaffen hat. Im Umfeld dieser Unterneh- einen eng vernetzten Wirtschaftsraum mit richtige Angebot. Unser Ziel ist es, mehr in - men ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten mehr als 3,5 Mio. EinwohnerInnen. Mehr als ternationale Betriebe in unseren Wirtschafts- für Kooperationen und auch für Neugrün- ein Drittel des gesamten österreichischen raum zu locken, die hier Arbeitsplätze schaf- dungen. Pro Jahr werden in Niederösterreich Bruttoinlandsprodukts wird hier erwirtschaf- fen und so zum Wohlstand unserer Bundes- und Wien etwa 16.000 Unternehmen ge grün - tet. Die Metropole und die umliegenden Re - länder beitragen“, betonten Hanke und Bo - det, das sind mehr als 40 Prozent aller Unter- gionen bereichern einander in vielen Aspek- huslav. nehmensgründungen in ganz Österreich. ten. Im Rahmen des Besuchs einer Wirt- „In unserer Region haben wir ganz ent- schaftsdelegation in Nordrhein-Westfalen Fokus auf hochqualitative Arbeits- scheidende Vorteile: Wir verfügen über viele präsentierten der Wiener Wirtschaftsstadtrat plätze in Zukunftsbranchen sehr gut ausgebildete Fachkräfte, hohe Le - Peter Hanke mit Niederösterreichs Wirt- Wien und Niederösterreich sind eng ver- bensqualität und Investitionssicherheit sowie schaftslandesrätin Petra Bohuslav, gemein- bunden. „Beide Bundesländer legen einen ein breit aufgestelltes Ökosystem an Wirt- sam mit den Geschäftsführern der Wirt- starken Fokus auf hochqualitative Arbeits- schaft, Wissenschaft und verlässlicher Ver- schaftsagenturen von Wien und Niederöster- plätze in Zukunftsbranchen. Damit sind wir waltung“, sagte Hanke. Wien ist mit knapp reich (ecoplus) Gerhard Hirczi und Helmut als gemeinsame Wirtschaftsregion sehr at - 195.000 Studierenden der größte Universi- Miernicki am 10. Juli das Erfolgsmodell der traktiv für internationale Betriebe, vor allem tätsstandort im deutschsprachigen Raum. gemeinsamen Smart-Region. „Wien positio- die Lage unserer Regionen im Herzen Euro- Insgesamt verfügen die beiden Bundesländer niert sich als innovativer Headquarterstand- pas wird von zahlreichen exportorientierten über 29 Universitäten und Fachhochschulen. ort insbesondere für den wissensintensiven Betrieben geschätzt“, unterstreicht Bohus - Im Studienjahr 2017/18 gab es insgesamt Bereich, das Flächenbundesland Niederös - lav. Beide Wirtschaftsagenturen zusammen 215.804 Studierende in der Region. Auch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 31 Österreich, Europa und die Welt deshalb ist die Metropole ein Magnet für in - ternationale Ansiedlungen.

Hohe Lebensqualität, vernetzter Arbeitsmarkt, gute Verkehrs- infrastruktur Wien und Niederösterreich bieten eine einmalige Kombination von Lebens- und Standortqualität. Wien führt die Rankings als lebenswerteste Stadt der Welt an und punktet als Smart City im Wettbewerb mit den großen Metropolen. In der wirtschaft- lichen Struktur der Bundeshauptstadt weisen wissensintensive Dienstleistungen mit 5,8 Prozent ein besonders starkes Wachstum auf. Auch Niederösterreich ist ein sehr attraktiver Lebensraum und bietet vielfältige Freizeit- angebote vor eindrucksvoller Naturkulisse,

unter anderem in der Wachau. Mit einem Wirtschaftsföderung / Bundesstadt Bonn Foto: starken produzierenden Bereich – etwa 30 Bonns Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe, Stadtdirektor Wolfgang Fuchs und Stefan Wag- Prozent der Wirtschaft des Bundeslandes ner, Leiter des Amtes für Internationales und globale Nachhaltigkeit, empfingen Landesrätin zählen dazu – kann Niederösterreich viele Petra Bohuslav (2.v.l.) und Kommerzialrat Peter Hanke (2.v.r.) im Alten Rathaus. Unternehmen versorgen, die nach Ost- und Mitteleuropa exportieren. Täglich pendeln etwa 190.000 Menschen nach Wien in die Arbeit. Aber auch in die andere Richtung ist mit 90.000 PendlerInnen ein starker Austausch zu verbuchen. Die Ver- kehrsinfrastruktur ist dafür und auch als in - ternationale Drehscheibe sehr gut ausgebaut. Das beginnt beim Flughafen Wien-Schwe- chat mit 27 Millionen Passagieren pro Jahr, geht über die Wasserstraße Donau und reicht bis zu einem engmaschigen Nahverkehrsan- gebot wie Tram, Bus und U-Bahn.

Forschung und Entwicklung – Von den Grundlagen bis zur Anwendung Im Raum Wien-Niederösterreich arbeiten zusammen rund 50.000 Personen in For- Stdt Düsseldorf / Wilfried Meyer Foto: schung und Entwicklung. Das Spektrum Düssseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel empfing die österreichische Wirtschaftsdele- gation, angeführt von den Landesräten Petra Bohuslav (rechts neben OB) und Peter Hanke reicht dabei von der Grundlagenforschung (links neben OB), im Jan-Wellem-Saal des Rathauses. bis hin zu stark anwendungsorientierten Ak - tivitäten. Inhaltlich ist die Palette ebenfalls Drucken, nachwachsende Rohstoffe oder Förderung und haben zusätzlich mit unserem sehr breit: Life Sciences, Umwelt und Ener- Industrie 4.0 entwickelt. Expat Center auch eine eigene Anlaufstelle gie, Informations- und Kommunikations- für alle weiteren Fragen geschaffen.“ Auch technologien, Mobilität, Stadtforschung & Wirtschaftsagenturen legen be- Helmut Miernicki, Geschäftsführer von eco- Stadttechnologien, Wirtschaftswissenschaf- sonderen Wert auf Exportorientierung plus, Niederösterreichs Wirtschaftsagentur ten oder auch Creative Industries sind nur Die Wirtschaftsagenturen von Wien und unterstreicht: „Wir wollen in Nordrhein- einige der Themen. Kooperation ist dabei Niederösterreich unterstützen Unternehmen Westfalen ein Kontaktnetzwerk aufbauen, gelebte Praxis: Einrichtungen wie das Au - und Initiativen in vielen Belangen. Gerhard um Leads für unsere Standorte zu generie- strian Institute of Technologie (AIT), die Hirczi, der Geschäftsführer der Wirtschafts- ren. Das geht bei einem Bundesland mit Technische Universität und die Universität agentur Wien: „2018 haben sich 221 interna- knapp 18 Millionen Einwohnern aber nur, für Bodenkultur sind übergreifend in der tionale Betriebe in Wien angesiedelt. Das ist wenn man Schwerpunkte setzt. Darüber hin- gesamten Region tätig. Unternehmen, Aus- ein neuer Rekord! Dadurch wurden alleine aus wollen wir aber auch unsere Services als bildungs- und Forschungseinrichtungen der im Vorjahr 232 Millionen Euro Investitionen Wirtschaftsagentur ecoplus interessierten Smart-Region arbeiten in verschiedenen in Wien ausgelöst. Wir unterstützen Unter- Betrieben anbieten, so bieten wir Mietobjek- Clustern eng zusammen. In diesen Netzwer- nehmen sehr gerne bei der Suche nach dem te und Grundstücke nach Maß in unseren 18 ken werden konkrete Anwendungen für 3D- geeigneten Standort sowie der passenden Wirtschaftsparks im ganzen Bundesland

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 32 Österreich, Europa und die Welt oder mit unseren Clustern branchenspezifi- gionalen Zusammenarbeit informiert. Ein der Wirtschaftsagentur Wien mit unter- sche Wirtschaftsnetzwerke mit über 550 gemeinsames Thema ist zum Beispiel Beet- stützt wurde. Mitgliedern an.“ hoven, unser größter Sohn der Stadt Bonn, https://wirtschaftsagentur.at/ der in Wien die Wiener Klassik mitbegrün- m Wien ist auch für Expats, also internatio- »Standortbotschafter« betonen det hat, in Niederösterreich seine Sommerur- nale Fach- und Führungskräfte, hochat- Fachkräfteangebot und Infrastruktur laube verbrachte und dabei unter anderem traktiv und einsteigerfreundlich. Schät- als größte Assets die 9. Symphonie komponierte“, so der Bon- zungen zufolge beherbergt Wien ca. Als „Standortbotschafter“ für Wien und ner Stadtdirektor Wolfgang Fuchs. 25.000 Expats. Vier von fünf in Wien an - Niederösterreich fungieren zwei Wissen- Für die Bonner Wirtschaftsförderung sieht sässige Expats geben an, einen guten oder schafter und ein Unternehmer einer Zu - Victoria Appelbe, Leiterin des Amts für Wirt - sehr guten Start in Wien zu haben. 94 kunftsbranche, die die Teilnehmer bei der schaftsförderung – Öffentliche Verwaltung, Prozent bestätigen der Stadt eine hohe Rei se begleiteten. Markus Schermann, Ge - hier auch die Möglichkeit zu konkreten Ko - internationale Attraktivität, 89 Prozent schäftsführer von Great Wall Motors Au - operationen: „Als Mitvorstand des Cyber würden Wien als Expat-Ziel weiteremp- stria, ist für eine der größten internationalen Security Cluster Bonn werde ich mich dafür fehlen. Betriebsansiedlungen der letzten Jahre in einsetzten, daß diese beiden Cluster in einen m In Niederösterreich gibt es Technopole Niederösterreich verantwortlich. Der chine- engen Austausch eintreten werden.“ für Gesundheitstechnologien (Krems), sische Automobilriese Great Wall Motors Auch für Düsseldorfs Oberbürgermeister natürliche Ressourcen und biobasierte errichtet in Kottingbrunn seinen ersten For- Thomas Geisel hat der Besuch der österrei- Technologien (Tulln), Medizin- und Ma - schungs- und Entwicklungsstandort in Euro- chischen Delegation einen hohen Stellen- terialtechnologien (Wiener Neustadt) so - pa für Elektromotoren, in Summe sollen so wert: „Wenn es um Lebensqualität und Woh- wie Bioenergie, Agrar- und Lebensmittel- 150 Arbeitsplätze entstehen. „Das Gebiet nen geht, ist Wien immer vorne dabei. Wir technologie (Wieselburg). hier in Niederösterreich nahe Wien ist ideal freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit auf https://www.ecoplus.at/technopole für unsere Entwicklungspläne. Vor allem dem gemeinsamen Weg zur Smart City.“ Zusätzlich fungiert das virtuelle Haus der profitieren wir vom gut entwickelten Fach- Erst im Mai dieses Jahres hatte sich Gei- Digitalisierung als Anlaufstelle. kräftemarkt, von dem naheliegenden Flug- sel mit dem Wiener Bürgermeister Michael https://www.virtuelleshaus.at hafen sowie der ausgezeichneten Anbindung Ludwig zu einem Gespräch über Themen wie m Die Schwerpunkte der Cluster in Nieder- an das Autobahnnetz“, so Schermann. sozialer Wohnungsbau, Digitalisierung und österreich sind: Bau.Energie.Umwelt, Le - „Whisky ist ein Getränk mit internationa- Elektromobilität getroffen. bensmittel, Kunststoff, Mechatronik, E- lem Charakter, das wir mit enormen Erfolg – Mobility. auch über die Landesgrenzen hinaus – im Ergänzende Informationen https://www.ecoplus.at/cluster Waldviertel produzieren. In den letzten fast m In Summe macht die Wirtschaftsleistung m ecoplus betreibt 18 Wirtschaftsparks in 25 Jahren, konnten wir unsere Whiskylager von Wien und Niederösterreich 34,68 Pro - ganz Niederösterreich und unterstützt mit stetig ausbauen was uns jetzt erlaubt ver- zent des österreichischen BIP aus. den Services bei Förderfragen und der stärkt in den Export zu gehen. Der mit Ab - m Eindrucksvoller Beleg für die Standort- Standortsuche. stand wichtigste Markt ist dabei Deutsch- qualität Wiens ist die Entscheidung von https://investinloweraustria.at/ n land, der gleichzeitig auch ein Sprungbrett in Boehringer Ingelheim, seine neue bio- Weitere Links: die restliche Welt ist“, betont Jasmin Haider- pharmazeutische Produktionsanlage in https://www.ecoplus.at/ Stadler, Geschäftsführerin in der Whisky- der Stadt zu errichten. Damit werden rund http://www.gwm.at/ Erlebniswelt. 500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Mit https://www.whiskyerlebniswelt.at Niklas Grimm vom neuen „Vienna Cy - 700 Millionen Euro ist das die größte https://www.viennaregion.at/ bersecurity and Privacy Research Center“ Einzelinvestition seit 40 Jahren, die von https://www.bonn.de/ erläutert, daß das neue Forschungszentrum nicht nur die wissenschaftliche Exzellenz am Standort noch weiter stärken wird, sondern ecoplus International unterstützte im ein Magnet für dynamische Start-ups und für internationale Firmen sein wird. „Die Part- ersten Halbjahr 195 NÖ Unternehmen nerorganisationen TU Wien, Universität Wien und IST Austria werden ihre Ausbil- aren und Dienstleistungen aus Nieder- „Der Export ist in einer kleinen Volks- dungsangebote, ihre Forschungsprogramme Wösterreich sind auch im Ausland hoch wirtschaft wie der unseren ein wichtiges und ihre internationalen Marketingaktivitä- geschätzt. Doch der Schritt in neue Märkte Standbein. Es ist uns daher auch ein großes ten bündeln und die Innovationkraft der kann gerade für KMU sehr herausfordernd Anliegen, die niederösterreichischen Expor- Vienna Region im Bereich Cybersecurity in - sein. Hier bietet ecoplus International, eine teure bestmöglich zu unterstützen und dank ternational noch besser sichtbar machen, um Tochtergesellschaft von ecoplus, der Wirt- der Aktivitäten von ecoplus International, die besten Talente zu begeistern. schaftsagentur des Landes Niederösterreich, die in unseren Top Exportmärkten vor Ort und der RLB NÖ-Wien, professionelle Un - für die heimischen Unternehmen da sind, Bonn und Düsseldorf terstützung. 195 heimische Unternehmen ha - sind wir hier auch ganz hervorragend aufge- „Wir freuen uns, daß die Delegation aus ben in den ersten sechs Monaten 2019 mehr stellt“, freut sich Wirtschaftslandesrätin Wien und Niederösterreich sich hier in Bonn als 400 Dienstleistungen in Anspruch ge - Petra Bohuslav. n über unsere Erfahrungen im Bereich der re - nommen. https://www.ecointernational.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 33 Österreich, Europa und die Welt Emotionen im Konflikt

Emanzipation in Zeiten von Ressentiments – 36. ASPR-Sommerakademie auf Burg Schlaining Foto: ASPR Schlaining Foto: Die TeilnehmerInnen, Gäste und ReferentInnen der 36. Sommerakademie vor der Burg Schlaining

ie diesjährige Sommerakademie wurde ten. Sie dienten allen voran dem Finden 17. Juli ein. Am Plan stand die Beschäfti- Dam 15. Juli mit Begrüßungs- und Dan- einer gemeinsamen Sprache in Bezug auf die gung mit Möglichkeiten und Bedingungen kesworten vom ASPR-Präsidenten Norbert verschiedenen Konzepte. Die als Abendver- für eine emanzipatorische Konfliktbearbei- Da rabos, sowie von LAbg. Christian Dro- anstaltung durchgeführte Paneldiskus sion tung. Dabei wurden konkrete und abstrakte bits, ASPR-Direktorin Gudrun Kramer und versuchte im Speziellen den komplexen Res- Konzepte im jeweiligen Kontext des Ressen- Gerhard Benetka, Dekan für Psychologie an sentimentbegriff und seine Bedeu tung mit timents oder Konflikts vorgestellt, wie etwa der Sigmund Freud Universität Wien, eröff- Nietzsche, Schoppenhauer, Kant, Scheler die Entwicklung eines weltbürgerlichen Be - net. In fünf Tagen hielten rund 40 Referen- und Amery zu ergründen. wußtseins, von Eckpunkten einer Politik des tInnen samt ModeratorInnen spannende Vor- Diese Aufarbeitung der Grundlagen war radikalen Humanismus, einer Friedens- und träge und aufschlußreichen Diskussionen aus essentiell für die Vorträge und Diskussionen Medienpädagogik oder anderen konflikt- philosophischen, politik- und medien-wissen - am 16. Juli, in denen Forschungsergebnisse transformatorischen Zugängen. schaftlichen, soziologischen und/oder sozial- gegenwärtiger identitätspolitischer Bewegun- Zu Ende ging die ASPR-Sommerakade- psychologischen Perspektiven. gen und aus der Mitte entstehender Ressenti- mie 2019 am 18. Juli mit einem Vortrag, in - Eingeläutet wurde die Sommerakademie ments prä sentiert wurden. Als Beispiele da - wiefern Österreich eine Nation des Ressenti- amdurch Thomas Macho, der eine tiefgrün- für standen (Rechts)Populismus, Antifemi- ments sei, bevor in einem Round Table der dige Festrede über die Politik des Ressenti- nismus, antimuslimischer Rassismus und wei - Frage nachgespürt wurde, was Politik, Me - ments und über Julien Bendas „Verrat des tere rassistische, libertäre oder nationalkon- dien und Zivilgesellschaft tun könnten, um Intellektuellen“ aus dem Jahr 1927 hielt und servative Mobilisierungen auf der Tagesord- Ressentiments abzubauen. Nach einer kur- abschließend Bobbio mit den Worten zitier- nung, wodurch die Frage nach Anerkennung zen Lesung mit dem Titel „Wer sich verant- te: „Ich habe gelernt, die Ideen anderer zu und Status, Verletzlichkeit und Leid Betrof- wortlich fühlt, der handelt“, bildete den respektieren, vor dem Geheimnis innezuhal- fener in den Fokus rückte. Im internationa- Schlußpunkt ein allumfassender Rückblick ten, das jedes individuelle Bewußtsein birgt, len Kontext lag der Fokus einerseits auf der auf die Sommerakademie und Ausblick für zu verstehen bevor ich diskutiere, und zu Situation Nordirlands im Zusammenhang die weitere Friedens- und Konfliktforschung. diskutieren bevor ich verurteile.“ der Brexit-Frage, und andererseits auf der Am Ende stand das Ergebnis einer erfolgrei- Die Vorträge und Fishbowls der ersten Situation in Israel-Palästina. Eine bildgewal- chen wissenschaftlichen Veranstaltung, in beiden Panels am 15. Juli waren hauptsäch- tige Veranstaltung über Emotionen in der der aufgeworfene Fragen intensiv abgehan- lich theoriegeleitet und behandelten vorweg me dienjournalistischen Produktion, Distribu - delt und neue Fragen darauf aufbauend ge - die Themen Angst und Ressentiments so wie tion und Vermittlung leitete am Abend noch stellt wurden. n Emotionen und ihre Dynamiken in Konflik- den lösungsorientieren Themenkomplex am https://www.aspr.peacecastle.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 34 Österreich, Europa und die Welt EU-Außengrenze an der Save in Kroatien gut gesichert

Der IRE-Vorsitzende und Sonderberater der EU-Kommission für den Westbalkan, Franz Schausberger, besuchte die Region Brod-Posavina an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina.

ie kroatische Grenze zu Bosnien-Her - Dzegovina ist seit 2013 auch die Außen- grenze der Europäischen Union und hat eine Gesamtlänge von 932 km. Die Region Brod- Posavina ist seit vielen Jahren Mitglied des Instituts der Regionen Europas (IRE) mit Sitz in Salzburg und liegt im südlichen Sla- wonien am Fluß Save, der eine natürliche Grenze zu Bosnien-Herzegowina bildet. Der IRE-Vorsitzende und Sonderberater der EU-Kommission für den Westbalkan, Franz Schausberger, traf sich mit dem Re - gionalpräsidenten Danijel Marušić und über- reichte ihm in Anerkennung der langen, gu - ten Zusammenarbeit den IRE den Freund- schaftsbecher des Instituts. Gemeinsam besuchten die beiden danach die Grenzpolizei-Station sowie den Grenz-

übergang Stara Gradiska und besprachen mit Foto: der dortigen Grenzpolizei die Probleme der Der IRE-Vorsitzende Franz Schausberger (r.) überreicht dem Regionalpräsidenten der Region steigenden Migration über die Save nach Brod-Posavina, Danijel Marušić, in Anerkennung der langjährigen guten Zusammenarbeit den Kroatien. Freundschaftsbecher des Instituts der Regionen Europas.

Neue Balkanroute über Bosnien-Herzegowina in die EU Nach Auskunft der kroatischen Grenzpo- lizei hat sich die Migrationsroute im Verhält- nis zu 2015 wesentlich verändert: Während die Route 2015 von Griechenland bzw. Bul- garien über Nordmazedonien und Serbien/ Kroatien (Slawonien) nach Österreich und Deutschland verlief, kommen die MigrantIn- nen 2018/2019 von Griechenland bzw. Bul- garien über Nordmazedonien/Serbien nach Bosnien-Herzegowina (alle nach Bihac) und versuchen über Kroatien (Karlowatz) nach Slowenien und dann nach Österreich und Deutschland zu kommen. Es handelt sich inzwischen kaum mehr um Kriegsflüchtlinge, sondern vor allem um Foto: junge, männliche Wirtschaftsflüchtlinge al - Kroatische Polizeibeamte an der Grenze Kroatien/Bosnien-Herzegowina in der Region Brod- len voran aus Pakistan und Afghanistan. Das Posavina mit Franz Schausberger und dem Regionalpräsidenten Danijel Marušić. Schlepperunwesen blüht, indem den Migran - Seite her sehr gut unter Kontrolle. Zahlrei- von der EU finanziert. Die Grenzbeamten ten gegen Bezahlung Boote über die Save che Schlepper wurden bereits verhaftet und werden zudem von der Frontex ausgebildet. oder Autos für die kroatische Autobahn an - vor Gericht gestellt. Jede der Grenzstationen hat ein eigenes, von geboten werden. Auch frühere MigrantInnen Allein in der Region Brod-Posavina gibt der EU finanziertes Motorboot, das Tag und bieten sich als Schlepper an. Die Grenze an es drei moderne und bestens ausgestattete Nacht patrouilliert. n der Save ist allerdings von der kroatischen Grenzpolizei-Stationen – im Wesentlichen http://www.institut-ire.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 35 Österreich, Europa und die Welt Regionaler Außenhandel 2018

Die stärksten Zuwächse konnte die Steiermark verzeichnen.

ie der gesamtösterreichische Außen- 2,53 Mrd. Euro. Das deutlichste Passivum Bedeutendste Waren: Maschinen und Whandel entwickelte sich auch der Aus- verzeichnete Wien mit 18,63 Mrd. Euro. Erzeugnisse der chemischen Industrie senhandel in den einzelnen Bundesländern In den meisten Bundesländern dominierte 2018 dynamisch: Laut vorläufigen Ergebnis- Mehr als ein Viertel der Ausfuhren sowohl ein- als auch ausfuhrseitig der Aus- sen von Statistik Austria erzielten alle neun entfiel auf Oberösterreich senhandel mit Maschinen (Warenkapitel 84, Bundesländer in der Ausfuhr höhere Ergeb- Die Ausfuhren von Waren aus Österreich 85 und 87 der Kombinierten Nomenklatur). nisse als im Vorjahr. Die stärksten absoluten beliefen sich 2018 nach vorläufigen Ergebnis - In Tirol überwogen die Einfuhren von orga- Ausfuhrzuwächse gab es in der Steiermark sen auf insgesamt 150,00 Mrd. Euro. Mehr nischen chemischen Erzeugnissen (Kapitel (+3,02 Mrd. Euro) und in Oberösterreich als ein Viertel davon (38,19 Mrd. Euro bzw. 29) mit einem Anteil von 15,1 % und die (+1,67 Mrd. Euro), die größten relativen Zu - 25,5 %) entfiel auf Oberösterreich. Die Ausfuhren von pharmazeutischen Erzeug- wachsraten in dieser Verkehrsrichtung er - Steiermark war mit 24,75 Mrd. Euro bzw. nissen (Kapitel 30) mit einem Anteil von zielten ebenfalls die Steiermark (+13,9 %), 16,5 % das Bundesland mit den zweithöch- 15,5 % an den gesamten Importen und Ex - Salzburg (+9,0 %) und Kärnten (+7,5 %). sten Ausfuhrwerten und überholte Nieder- porten des Bundeslandes. In Niederösterreich Bei der Einfuhr wiesen die Steiermark österreich (23,15 Mrd. Euro bzw. 15,4 %). belegten traditionell die mineralischen (+13,2 %), Kärnten (+8,3 %) sowie Nieder- Die gesamtösterreichischen Warenimporte Brennstoffe (Kapitel 27) den ersten Rang bei österreich (+8,1 %) die dynamischsten lagen im Jahr 2018 bei 155,71 Mrd. Euro. den Einfuhren (Anteil: 20,4 %); in Wien Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr auf. Mit einem Wert von 38,13 Mrd. Euro waren pharmazeutische Erzeugnisse (Kapi- Tirol war das einzige Bundesland mit einer hatte Wien den einfuhrseitig höchsten Anteil tel 30) mit einem Anteil von 20,4 % ausfuhr- leicht negativen Importentwicklung (-1,2 %). (24,5 %), gefolgt von Oberösterreich (28,88 seitig am wichtigsten. Den höchsten Anteil Wie 2017 verbuchten auch 2018 fünf Bun - Mrd. Euro bzw. 18,5 %) und Niederöster- eines einzelnen Warenkapitels am gesamten desländer einen Handelsbilanzüberschuß; das reich (26,69 Mrd. Euro bzw. 17,1 %). Ge - Handel eines Bundeslandes hatte einfuhrsei- heißt, es wurden mehr Waren von diesen Bun - messen an der Handelsintensität (Summe tig das Kapitel 87 (Zugmaschinen, Kraftwa- desländern aus- als eingeführt. Das höchste aus Einfuhren und Ausfuhren) waren Ober- gen und dergleichen) in Salzburg (38,4 %) Aktivum entfiel dabei auf Oberösterreich österreich, Wien und Niederösterreich die und ausfuhrseitig das Kapitel 84 (Kessel, mit 9,31 Mrd. Euro, gefolgt von der Steier- Bundesländer mit den höchsten Außenhan- Maschinen, mechanische Geräte) in Ober- mark mit 5,45 Mrd. Euro und Vorarlberg mit delswerten. österreich (29,0 %).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 36 Österreich, Europa und die Welt

Wichtigster Handelspartner bleibt Union unter den drei wichtigsten Partnerlän- ren verkehrs mit Drittstaaten (EXTRASTAT) Deutschland dern zu finden. Niederösterreich ist das ein- und der Primärstatistik der Warenverkehre Wie im Jahr 2017 war auch 2018 zige Bundesland, dessen Top 3-Handelspart- mit den EU-Mitgliedstaaten (INTRASTAT) Deutschland für alle österreichischen Bun - ner in beiden Verkehrsrichtungen aus- sowie Zuschätzungen zu den erhobenen desländer sowohl bei den Ein- als auch bei schließlich aus Mitgliedsländern der Europä- INTRASTAT-Daten, die den Antwortausfall den Ausfuhren der wertmäßig bedeutendste ischen Union bestehen. Der stärkste absolute der Erhebung sowie schwellenbedingt nicht Handelspartner (siehe Tabelle 3). Bis auf Zuwachs auf der Exportseite mit einem Land erhobene Werte abdecken. Salzburg und Niederösterreich (-2,3 % bzw. außerhalb der Europäischen Union wurde in Die Außenhandelsstatistik berücksichtigt -1,7 % im Import) konnten alle Bundeslän- der Steiermark mit den Vereinigten Staaten in der Regel den physischen Warenverkehr, der den Außenhandel mit Deutschland in erzielt (+20,7 % auf 2,26 Mrd. Euro). bei dem die österreichische Grenze über- beiden Verkehrsrichtungen steigern. Ein- schritten wird. fuhrseitig verzeichneten Vorarlberg und die Methodik und Definitionen Die Regionalisierung der Außenhandels- Steiermark mit +6,1 % bzw. +5,5 % die Statistik Austria führt im Auftrag der daten nach Bundesländern wird durch Ver- größten relativen Zuwächse mit diesem Wirtschaftskammerorganisation und der neun knüpfung mit weiteren statistischen Daten- Nachbarland. österreichischen Landesregierungen seit quellen (u. a. Konjunkturstatistik, Leistungs- Anteilsmäßig kamen im Jahr 2018 mehr dem Berichtsjahr 2010 eine Auswertung zur und Strukturstatistik) und durch Einbezie- als 45 % aller Einfuhren in Salzburg und Regionalisierung des österreichischen Aus- hung von Registerinformationen (u. a. Regi- 41,6 % aller oberösterreichischen Einfuhren senhandels nach Bundesländern durch. Da - ster der statistischen Einheiten) auf Detail- aus Deutschland. Ausfuhrseitig erzielten bei wird auf bestehende statistische Daten- satzebene erzielt. Wien (+11,0 %) und Kärnten (+9,7 %) die quellen zurückgegriffen, um durch Verknüp- Als Grundlage für die Erfassung in der größten relativen Zuwächse mit diesem Part- fung und Neuzuordnung auf Detailsatzebene Außenhandelsstatistik sowie für die Präsen- nerland. Mit einem Anteil von 37,5 % war statistisch zuverlässige regionale Außenhan- tation der Ergebnisse dient die achtstellige Deutschland für Oberösterreich der mit Ab - delsdaten zu erhalten, die den Grundsätzen Kombinierte Nomenklatur, die zolltarifliche stand wichtigste Exportpartner. der amtlichen Statistik entsprechen. und statistische Nomenklatur der EU, die auf Sowohl import- als auch exportseitig ist Das vorliegende Ergebnis der Außenhan- der Warensystematik des Harmonisierten bei sieben von neun Bundesländern zumin- delsstatistik enthält Daten der mit der Zoll- Systems (HS) aufbaut. n dest ein Land außerhalb der Europäischen anmeldung verbundenen Statistik des Wa - http://www.statistik.at

Regionale Außenhandelsdaten 2018 nach Bundesländern (vorläufige Ergebnisse)

Q: STATISTIK AUSTRIA. – Auswertung finanziert durch die neun Landesregierungen und die Wirtschaftskammerorganisation. – Werte werden nicht aus den tabellarischen Einzelwerten ermittelt. *) vorläufige Ergebnisse.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 37 Österreich, Europa und die Welt Gedenkreise nach 80 Jahren

… organisiert von der »Kindertransport Association« New York für eine Gruppe von »Kindern« (heute im Alter von Ende 80/Anfang 90) bzw. deren Nachkommen Foto: JWS / Trauneck Die Gruppe mit Melissa Hacker, Präsidentin der »Kindertransport Association New York«, vorne mit Brille

n einer Zeitspanne von 9 Monaten – von IDezember 1938 – bis August 1939 – wur- den fast 100 Zugreisen von einer Anzahl tap- ferer, Menschen organisiert, die 1938/39 in Deutschland, Österreich, der ehemaligen Tschechoslowakei und in Polen, zehntau- send Kindern – hauptsächlich jüdischen – halfen, der Tötungsmaschinerie des Nazi-Re - gimes zu entkommen und ihr Überleben zu sichern. Die Kinder, bis zum vollendeten 16 Lebensjahr, konnten unter der Schirmherr- schaft des Central British Fund aus ihren Geburtsländern in Sicherheit gebracht wer- den. Helfer waren auch die Quäker und die Christadelphians. Und Sir Nicolas Winton ist für die Rettung aller Kinder der ehemali- gen Tschechoslowakei zu bedanken. Damit der erste Transport aus Wien am 10. Dezember 1938 abfahren konnte, verhan - Foto: JWS / Trauneck delte Geertruida Wijsmuller-Meyer, eine Zur feierlichen Enthüllung der Bronzefigur »Für das Kind« am Westbahnhof am 14. März 2008 war auch Sam Morris anwesend. Seine Urgroßmutter Sara Schreiber konnte durch christliche niederländische Bankiersfrau, mit einen Kindertransport gerettet werden – und Sam saß der Londoner Bildhauerin Flor Kent Adolf Eichmann in Wien und erreichte mit (links im Bild) Modell.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 38 Österreich, Europa und die Welt

chaela Huber, Vorstandsmitglied von ÖBB Personenverkehr, und Traude Kogoj von der ÖBB Holding verabschiedet.

Zur Skulptur »Für das Kind« Den geretteten Kindern der „Kindertran- sporte“ und ihren Rettern widmete die Lon- doner Bildhauerin Flor Kent ihre Skulptur „Für das Kind“. Die Skulptur stellt einen etwa siebenjährigen Buben dar, der auf einem Koffer sitzt. Der Koffer der Bronze- skulptur entspricht der Größe des einzigen Gepäckstücks, das die Kinder auf ihre Reise mitnehmen durften. Vorbild für das in der Skulptur dargestell- te Kind ist Sam Morris, der Urenkel eines der durch einen Kindertransport 1938 geret- teten Kinder. Er war gemeinsam mit seiner Urgroßmutter Sara Schreiber bei der Enthül- lung am 14. März 2008 anwesend. Flor Kent, in Venezuela geboren, schloß ihr Post-Graduate Studium in den USA ab, lebte danach einige Zeit im mittleren Osten und ging danach nach London wo sie einen Abschluß als Master of Science für „Site Specific Sculpture“ auf der Wimbledon School of Art erhielt. Sie kann auf mehrere internationale Ausstellungen verweisen. Heu - te lebt und arbeitet sie in London. Die Skulptur „Für das Kind“ steht zur Erinnerung und Gedenken am Westbahnhof in Wien, dem Bahnhof von dem alle österrei- chischen Kinder (ca. 2400) damals nach Großbritannien abgefahren sind. Die Aufstel - lung der Skulptur geht auf die Initiative von Milli Segal und Flor Kent zurück und wurde Foto: M.S. / M. Foto: mit Unterstützung der ÖBB-Holding AG und Die Skulptur „Für das Kind“ steht zur Erinnerung und zun Gedenken am Westbahnhof in Wien. des Bundesministeriums für Verkehr, Inno- einer Zahlung für die ersten 600 Kinder die läum für eine Gruppe von „Kindern“ (heute vation und Technologie (BMVIT) ermög- Erlaubnis für diese Transporte, allerdings un - im Alter von Ende 80/Anfang 90) bzw. deren licht. ter strengen Auflagen: Die Kinder durften Nachkommen eine Gedenkreise, um die keine Wertsachen, sondern nur einen kleinen damaligen Transport Reise nachzufahren. Die Inschrift am Denkmal Koffer, nur ein Spielzeug und zehn Reichs- Die Reise führte von 1. bis 14. Juli 2019 per Gewidmet dem britischen Volk in tiefster mark (vergleichbar mit ~ 40 €) mitnehmen. Zug von Wien nach Berlin, weiter nach Dankbarkeit. Sie haben die Leben von Die Kinder kamen, von den Eltern ge - Amsterdam und Den Haag, dann per Fähre 10.000 jüdischen und nicht-jüdischen Kin- trennt, mit dem Zug nach Holland, dann mit nach Harwich und schließlich nach London dern gerettet, die zwischen 1930 und 1939 der Fähre von Hook/Holland nach Harwich – Liverpool Station. vor der Verfolgung der Nazis nach Grossbri- und wieder weiter mit dem Zug nach Lon- Der Aufenthalt in Wien wurde in Koope- tannien fliehen konnten, den sogenannten don Liverpool Station. ration mit dem Jewish Welcome Service „Kindertransporten“. Für die meisten Kin- „Kindertransport“ nannte sich diese her- Vienna organisiert. Und natürlich standen der begann ihre Reise am Wiener Westbahn- vorragende Rettungsaktion. auch der Besuch des Museums zu Erinne- hof. Die meisten dieser Kinder sahen ihre El - rung „Für das Kind“ eine Führung im Jüdi- „Wer ein einzigen Menschenleben rettet, tern nie wieder und überlebten oft als einzige schen Museum (Palais Eskeles und Juden- ist als hätte er die ganze Menschheit geret- ihrer Familien den Holocaust. Viele Kinder platz), eine Einladung des Filmmuseums zu tet“. blieben in England und viele gingen auch in Ruth Beckermanns „Waldheims Walzer“, Talmud Sanhedrin n andere Länder, wie in die USA, Kanada und eine Sightseeingtour durch Wien, sowie ein https://jewish-welcome.at/ Israel. Heurigenbesuch auf dem Programm. https://www.kindertransport.org/ Die „Kindertransport Association“ (KTA) Am Hauptbahnhof wurden die Gäste vor https://konzern.oebb.at/de/vielfaeltige-oebb/verdraengte-jahre New York organisierte zum 80jährigen Jubi- ihrer Weiterfahrt nach Berlin offiziell Mi - https://www.millisegal.at/copy-of-seite-auf-den-spuren-eines-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 39 Österreich, Europa und die Welt Pol Roger Austrian Polo Open in Ebreichsdorf

Argentiniens Nationalsport Pferde-Polo zu Gast im Drasche-Schloßpark Foto: Christian Prandl / www.perfectshot.at Nach einstimmiger Meinung der Poloexperten handelte es sich bei die sem Pol Roger Austrian Polo Open um einen hochrangigen Bewerb.

ereits zum zweiten Mal fand dieses eli- Btäre Pferde-Polo-Turnier im Beisein der Österreichisch-Argentinischen Freundschafts - gesellschaft-PaN statt. In Österreich gilt ge - meinhin ein Event, welches bereits zum zweiten Mal stattfindet, als „anhaltender Er - folg“ und wird ab dem dritten Mal gar schon als traditionell bezeichnet – was durch die Ankündigung, das Pol Roger Austrian Polo Open auch 2020 stattfinden zu lassen, unter- strichen wurde. Nach dem großartigen Polo- Ereignis in Niederweiden im Vorjahr mit einem echten argentinischen Assado (Span- ferkel, Anm.), wurde das diesjährige zweite Pol Roger-Polo-Cupfinale am schönsten Po - lofeld Österreichs im Drasche-Schloßpark in Ebreichsdorf bei Wien ausgetragen.

Es war ein großes internationales gesell- Foto: Christian Prandl / www.perfectshot.at schaftliches Ereignis an dem beinahe 400 v.l.: Kurt Tiroch (Präsident ABS-PaN), SE Robert Leigh Turner (Botschafter United Kingdom) Polo-Enthusiasten aus der Diplomatie, Poli- mit Gattin, Senator Walter J.Gerbautz (GS ÖAG-PaN), SE Jose Antonio Marcondes De Car- valho (Botschafter Brasiliens), Baron Richard von Drasche-Wartinberg, SE Rafael Mariano tik, Wirtschaft, Sport, Kunst und Kultur so - Grossi (Botschafter Argentinien), Christian J. Koidl (Präsident ÖAG-PaN) und Pol Roger wie den bilateralen Freundschaftsgesell- Austrian Polo Open-Organisator Jérémie Huillet

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 40 Österreich, Europa und die Welt schaften von PaN (Partner aller Nationen) mit Begeisterung teilgenommen haben. So waren zur Begrüßung standesgemäß auch der Schloßherr, Baron Richard von Drasche- Wartinberg, der Schirmherr des Turniers, Ar - gentiniens Botschafter in Österreich SE Ra - fael Mariano Grossi, sowie der Organisator und selbst begeisterter großartiger Pferde- Po lospieler Jeremie Huillet präsent, sodaß nach ihren launigen Begrüßungsstatements das Pol Roger Austrian Polo Open-Finale 2019 starten konnte. Die Österreichisch-Britische-Freund - schaftsgesellschaft-PaN lud zu einem „ABS- Polo Picknick“, an dem zahlreiche Mitglie- der und anglophile FreundInnen der Gesell- schaft teilnahmen. Es kam auch zu einem re - gen Gedankenaustausch während des Fina- Foto: Christian Prandl / www.perfectshot.at les zwischen ABS-Präsident Kurt Tiroch und v.l.: Jeremie Huilet, SE Botschafter Rafael Mariano Grossi mit Gattin, Schloßherr Baron Richard von Drasche-Wartinberg und das siegreiche Team „Pol Roger-Le Salzgries“ ÖAG-Präsident Christian J. Koidl sowie den Vorstandsmitgliedern der argentinischen und britischen Freundschaftsgesellschaften im märchenhaften Schloßpark. Jochen Ressel, ABS-Vorstandsmitglied und einst selbst sehr erfolgreicher Polo Spie- ler, begleitete das Pologeschehen mit Sach- kenntnis und Verve am Mikrophon in Deutsch sowie auch in Englisch, die Hoch- achtung der BesucherInnen war ihm gewiß! Es nahmen vier Teams teil: das Team Pol Roger-Le Salzgries, Team Bodega DiamAn- des, Team Hämmerle und das Team Happy Horse, wobei die exzellenten Spieler aus Argentinien, der Slowakei, Indien und Österreich kamen. Nach einem an Spannung kaum mehr zu überbietenden Finalgame zwischen dem Team Pol Roger-Le Salzgries und dem Team Hämmerle stand am Ende der ABS / Wolfgang M. Buchta Foto: etwas glücklichere Gewinner mit dem Team v.l.: ÖAG-PaN-Geschäftsführer Felix Ratcliffe, ÖAG-PaN-Vizepräsident Walter J. Gerbautz, Pol Roger-Le Salzgries fest (Golden Goal „Prima la Musica“-Lady Angelika Persterer und ABS-Präsident Kurt Tiroch von Santiago Ma rambio in Extra Chukker). Die Siegerehrungen nahmen Argentiniens Bot- schafter SE Rafael Mariano Grossi, Baron Richard Drasche-Wartinberg (Polo Club Schloß Ebreichsdorf) und Jérémie Huillet (Champagne Pol Roger) vor. Nach einstimmiger Meinung der anwe- senden Poloexperten handelte es sich bei die - sem Polo Open um einen hochrangigen Be - werb, was auch das packende Endspiel mit einem hauchdünnen Sieg des glücklichen Gewinnerteams Pol Roger-Le Salzgries ein- drucksvoll unter Beweis ge stellt hat. n http://www.austria-argentina.at/ http://oebrg.nu-media.at/ http://www.dachverband-pan.org/ https://www.poloclub.at/ http://www.derksen.at/ Foto: Christian Prandl / www.perfectshot.at http://www.polroger.com/ Pol Roger Austrian Polo Open-Organisator Jérémie Huillet gratuliert den Siegern „LeSalzgries“.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 41 Österreich, Europa und die Welt 22 Nationen bitten zu Tisch

Kulinarisches und künstlerisches Fest im Wiener Sigmund Freud-Park

ereits zum zwölften Mal fand heuer an - Bläßlich des UNESCO-Welttages für den interkulturellen Dialog im „Sigmund Freud Park“ unmittelbar vor der Votivkirche das Fest der Kulturen „Kulturen bitten zu Tisch“ statt. Bereits kurz nach der Eröffnung der Veran- staltung durch den Präsidenten des Vereins „Kulturen bitten zu Tisch“, Walter Schwim- mer und den Grußworten des Generalsekre- tärs von PaN – Partner aller Nationen – Sena - tor h. c. Walter J. Gerbautz war der Park rund um den PaN-EU-Erweiterungstisch dicht von zahlreichen BesucherInnen ge säumt. Das internationale Kulturprogramm star- tete mit der indischen Tanzgruppe „Indra As - sociation Austria“, welche die Gäste rasch in Begeisterung versetzte. Ab 18 Uhr wurde beim traditionellen Din- v.l.: Moderator Raimund Fabi, Präsident Walter Schwimmer, Diana Orlova von DOC und PaN- Generalsekretär Walter J. Gerbautz ner den BotschafterInnen und diplomatischen VertreterInnen am granitenen PaN-EU-Er - weiterungstisch (2004 errichtet im Jahr) von den mehr als 20 aufkochenden Na tionen köst - liche Nationalgerichte am laufen den Band serviert. Hier stellten die Ehrengäste auf kulinarisch-diplomatischer Ebene ihre Freu- de am kulturellen Austausch und ihre Dia- logbereitschaft eindrucksvoll unter Be weis. Dann folgte ein dichtes Bühnenprogramm, wo unter anderen auch die „Hula O Hawai‘i“ Tanzgruppe, die indischen Solotänzerinnen Angeli, Tami, Tabi und Rodela, sowie weitere Tanz- und Musikgruppen aus Bosnien, Ecua - dor, Kroatien, Peru, Argentinien, Brasilien, Bangladesch und Paraguay die Stimmung und Festtagslaune stets neu entfachten und nicht Die farbenprächtigen Tänzerinnen von „Indra Association Austria“ begeisterten die Zuseher. abklingen ließen. Nach 21 Uhr unterhielt die Swingband „Bernhard und Sir Phil“ bis zur Sperrstunde um 22 Uhr die noch immer zahlreichen Gäste im Sigmund Freud Park. Der Bogen der kulturellen Vielfalt spann- te sich über 22 Nationen, wie Argentinien, Bangladesch, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Cap Verde, Chile, Dominikani- sche Republik, Ecuador, Hawaii/USA, In - dien, Irak, Italien, Jordanien, Kenya, Kolum- bien, Kroatien, Mexiko, Paraguay, Peru, Ru - mänien, Türkei bis Venezuela, die den wie- der rund 5000 BesucherInnen ihre verschie- denen Kulturen, kulinarischen Schmankerln und musikalisch tänzerische Vielfalt ein- drucksvoll präsentierten. n Alle Fotos: KBZT / Norbert Meister https://kbzt.at/ Zum ersten Mal unter dem Schirm von PaN nahm die Österreichisch-Kenianische Freund- http://www.dachverband-pan.org/ schaftsgesellschaft am Fest der Nationen teil – diese drei jungen Damen betreuten die Stände-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 42 Österreich, Europa und die Welt Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft stellt sich neu auf

Vertiefung wechselseitiger Beziehungen

ie Österreichisch-Amerikanische Gesell - Dschaft (ÖAG) – älteste zwischenstaatli- che Gesellschaft Österreichs – fungiert nun wieder verstärkt als Plattform zur Vertiefung wechselseitiger Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Republik Österreich. Die 1946 gegründete ÖAG verfolgt seit über 70 Jahren das Ziel eines interkulturellen Austausches zwischen den Vereinigten Staa- ten von Amerika und der Republik Öster- reich. Sie fungiert als „Meeting-point“ all je - ner, die Interesse an den speziellen Beson - derheiten des „American way of life“ haben. Weiters dient sie als Plattform für diejeni- gen, die an einer Vertiefung des Austausches zwischen den USA und Österreich interes- siert sind. Dazu werden regelmäßig Veran- staltungen sowie Treffen aus den Bereichen Kultur, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Medien etc. organisiert. Speziell in der Zeit bis zur amerikanischen Präsidenten- wahl wird es zahlreiche Diskussions- und In - formationsevents geben, die alle Bereiche, die auch für Österreich von Interesse sind, miteinbeziehen. Außenminister Alexander Schallenberg freut sich über den Neustart der ÖAG: „Ge - rade in politisch und wirtschaftlich bewegten Zeiten ist es wichtig, eine Organisation zu haben, die allen Bereichen der internationa- len Kooperation Aufmerksamkeit gibt. Das war und wird eine der Hauptaufgaben der ÖAG sein. Ich freue mich auf eine gute Zu - Foto: Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft ÖAG-Generalsekretär Rainer Newald (l.) und ÖAG-Präsident Philipp Bodzenta sammenarbeit.“ US-Botschafter Trevor Traina beglück- diese Funktion über ein Jahrzehnt innehatte dem kürzlich ausgeschiedenen Vizepräsident wünscht die ÖAG zum bisher Erreichten: und leider heuer verstorben ist. Die operati- Gert Riesenfelder für ihren jahrelangen Ein- „Seit ihren Anfängen im Jahr 1946 ist die ven Agenden wurden in der Funktion des satz für die ÖAG. ÖAG eine wichtige Säule des bilateralen Generalsekretärs durch Rainer Newald über- Ab Herbst 2019 erstrahlt nicht nur die Engagements. Wir danken allen Funktionä- nommen, der Andreas Salcher 2019 nach- Gesellschaft, sondern auch die Niederlassung rinnen und Funktionären für ihre Bemühun- folgte. in Wien in neuem Glanz. Veranstaltungen gen um das wechselseitige Verständnis zwi- Neu im Präsidium sind Nina Kaiser und Diskussionsrunden zu aktuellen Themen schen den Vereinigten Staaten von Amerika (Gründerin des 4Gamechanger Festivals) und werden Mitgliedern und Gästen die Möglich - und Österreich. Ich wünsche der ÖAG alles Christian Horak (Partner EY Österreich). Sie keit geben, in entspanntem Rahmen zusam - Gute für einen erfolgreichen Relaunch und verstärken als Vizepräsidenten die ÖAG zu - menzukommen. freue mich auf weitere produktive Zusam - sätzlich zu den bisherigen Mitgliedern, menarbeit!“ Georg Unger (NGS-global) und Richard Die Geschichte der ÖAG 2018 hat die Neuaufstellung der ÖAG Donnenberg (Unternehmensberater). Präsi- Die ÖAG wurde am 6. Jänner 1946 im begonnen. Als Präsident folgte Philipp Bod- dent Bodzenta und Generalsekretär Newald Rah men einer festlichen Veranstaltung im zenta Botschafter Albert Rohan nach, der danken ausdrücklich Andreas Salcher sowie Großen Saal des Wiener Musikvereins ge -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 43 Österreich, Europa und die Welt

die Zukunft zu blicken. Im Rahmen eines großen Wettbewerbs wurden vier Kinder im Alter zwischen 10 und 14 Jahren ausgewählt, die als „Junior Ambassadors“ von den Wahl- parteitagen zur US-Präsidentschaftswahl be - richteten. Medienpartner waren die die ORF- Mini-ZiB und die „Kronen-Zeitung“, die für große Öffentlichkeit sorgten. Gleichzeitig lud die ÖAG vier junge Amerikaner von der Kinderzeitung „Children’s Express“ ein, die über das moderne Österreich berichteten. Der Höhepunkt der Geburtstagsfeier war eine große „Kids Party“ mit 2000 TeilnehmerIn- nen am Stock-im-Eisen-Platz in Wiens Stadt - zentrum. Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Foto: U.S. Department of State Trevor D. Traina, Botschafter der Vereinigten Außenminister Alexander Schallenberg Staaten von Amerika in Österreich die ÖAG seit den 1990er-Jahren bei der wirt- gründet. Auf dem Programm standen Stücke schaftlichen und politischen Zusammenar- von Wolfgang A. Mozart und Johannes beit mit PolitikerInnen, BotschafterInnen und Brahms. Die Eröffnung erfolgte durch eine Institutionen wie der Amerikanischen Han- Ansprache des ersten Präsidenten der Ge delskammer. sellschaft, Univ. Prof. Otto Kauders. Der Nach der zehnjährigen Amtszeit von Bot- Preis einer Eintrittskarte war zur damaligen schafter Albert Rohan wurde Philipp Bod- Zeit „50 Groschen“. zenta im Jahr 2018 zum neuen Präsidenten Im Mai 1946 kam die erste Klubzeitung der ÖAG gewählt. Zusammen mit Rainer heraus. Auf der Titelseite war eine Grußbot- Newald, der im Frühjahr 2019 zum General- schaft von des US-amerikanischen Generals sekretär gewählt wurde und Andreas Salcher Mark W. Clark, zu lesen. Er war nach dem nach 33 Jahren ablöst, steht die Modernisie- Krieg von 1945 bis 1947 US-Hochkommis- rung der ÖAG sowie eine Intensivierung der sar für Österreich und wurde 1946 als bis österreichisch-amerikanischen Beziehungen dato jüngster Offizier der US-Armee zum im Vordergrund. n © Official U.S. Navy Photograph / National Archives © Official U.S. Navy Photograph / National General befördert. General Mark W. Clark, war von 1945 bis http://www.oag.at/ Die wichtigste Aufgabe der Gesellschaft 1947 US-Hochkommissar für Österreich; http://www.dachverband-pan.org/ in den Nachkriegsjahren bestand in der Or - im Bild an Bord der USS Ancon während der Landung in Salerno, Italien, am ganisation der „CARE-Paket“-Hilfslieferun- 12. September 1943 gen, die heute noch vielen ÖsterreicherInnen in sehr positiver Erinnerung ist. In der Ära des langjährigen Präsidenten In den folgenden Jahren entwickelte sich Prof. Dr. h. c. Manfred Mautner Markhof ge - die ÖAG zu einer der führenden zwischen- lang es, hervorragende Beziehungen zu den staatlichen Freundschaftsgesellschaften mit jeweiligen US-Botschaftern aufzubauen, die einem reichen Veranstaltungsprogramm. Der oft über deren offizielle Tätigkeit in Öster- Campus der „Salzburg Summer School“ im reich hinaus andauerten. Als Würdigung für Schloß Kleßheim war viele Jahre für junge seine Verdienste wurde der ÖAG-Klubraum AmerikanerInnen eine beliebte Möglichkeit, „Prof. Dr. Manfred Mautner Markhof Room“ die österreichische Kultur kennenzulernen benannt. Nach seinem Tod Anfang 2008 und die deutsche Sprache zu erlernen. Bis in wurde der Generalsekretär des Außenmini- die 1990er-Jahre war die ÖAG einer der füh- steriums a. D., Albert Rohan, zum neuen renden Anbieter von Sprachkursen in Öster- Präsidenten gewählt. reich. Seit 1956 kümmert sich Ludwig (Vic) Zur 200-Jahr-Feier der USA stiftete die Huber um die Veranstaltungen der ÖAG. Im ÖAG gemeinsam mit dem österreichischen Rahmen des „Art & Music Forum“, das re - Bundeskanzleramt zwei Lehrstühle an den gelmäßig in den Clubräumen der ÖAG statt- Universitäten von Stanford und Minnesota. findet und unzählige BesucherInnen anzie- © Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft Im Jahr 1996 feierte die ÖAG ihren 50. hen, übernimmt der langjährige Programm- Im Mai 1946 kam die erste Klubzeitung her- Geburtstag. Die Idee des Jubiläums-Projekts direktor die musikalische und kulturelle Ge - aus. Auf der Titelseite war eine Grußbot- war, nicht in die Vergangenheit sondern in staltung der Events. Zusätzlich unterstützt er schaft von General Mark W. Clark zu lesen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 44 Österreich, Europa und die Welt Terra Technica

Das Museum Terra Technica in der Excalibur City im tschechischen Chvalovice–Hatě nahe der Grenze zu NÖ zeigt die Geschichte von Jukeboxhero & Pinball-Wizard. Foto: Terra Technica / Lubomir Budny Technica Foto: Terra Das weltweit größte Museum für Jukeboxes und Pinballs hat ein Zuhause an der österreichisch-tschechischen Grenze bei Kleinhaugsdorf.

er Niederösterreicher Ronald Seunig ist Ronald Seunig – Jukebox Hero mit einem Stapel Schellackplatten und einem Derfolgreicher Unternehmer und Samm- und die Welt der Jukebox. Grammophon. Um sich die Platten besser an - ler von Jukeboxes. Günter Freinberger aus Ronnie Seunig ist Sammler aus Leiden- hören zu können, hat er seine erste Jukebox dem Mostviertel ist Technikfreak und ein schaft. Begonnen hat alles vor fast 20 Jahren gekauft, eine AMI Modell : B aus dem Jahre echter Pinball-Wizard. Die beiden haben sich vor zwei Jahren ganz zufällig kennengelernt und jeder erzählte von seiner Sammlung. In Australien, bei einem guten Glas Wein, ent- stand dann die Idee, die beiden Sammlungen zu vereinen und einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Nur manchmal schickt einem das Schicksal diese kurzen Augenblicke die Großes möglich machen. Ro nald Seunig und Günter Freinberger ha - ben diesen Augenblick erkannt und genützt und Ihre Idee auch in die Tat umgesetzt. Das weltweit größte Museum für Jukeboxes und Pinballs hat mit der Eröffnung am 23. Ok - tober 2018 ein Zuhause an der österreichisch- tschechischen Grenze bei Kleinhaugsdorf ge - funden. Und es das Terra Technica – Juke-

box & Pinball Time Travel Museum ist nur / Josef Hess Technica Foto: Terra eine Autostunde von Wien entfernt! Die beiden Sammler Günter Freinberger (l.) und Ronald Seunig in der Terra Technica

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Entgeltliche Einschaltung ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 45 Österreich, Europa und die Welt

1947. Die Freude über das neue Gerät war allerdings nur von kurzer Dauer. Leider hat die Jukebox nicht funktioniert. Also machte sich Ronald Seunig daran, diese Jukebox zu reparieren. Leider ohne Erfolg. So mußte eine neue Jukebox her und er erstand seine erste Wurlitzer 700 Jukebox aus dem Jahre 1938. Dieses Gerät war auf amerikanische Volt- und Hertzzahlen eingestellt und klang daher beim Abspielen sehr müde. Er mußte das Getriebe völlig umbauen und so folgten viele Stunden des Schraubens an Jukeboxes.

Highlights der Sammlung Bei den Jukeboxes ist er besonders stolz auf die „Gable Kuro“ und die „Rock Ola Präsident“. Diese beiden Geräte sind unter Sammlern sicher als Highlight zu bewerten. Aber unter den 850 Exponaten der Ausstel- / Lubomir Budny Technica Foto: Terra lung sind auch viele Einzelstücke und Rari - Ronald Seunigs Sammelleidenschaft begann mit einem Grammophon und Schellackplatten täten, sowie unterbewertete Prototypen. Jede Jukebox ist ein Highlight für sich und sollte sehr individuell betrachtet werden. So findet jeder sein Lieblingsmodell im Museum.

Die weltgrößte Sammlung an Jukeboxes Mehr als 850 Maschinen aus der Zeit um 1900 bis in die 90er-Jahre präsentieren eine lückenlose Zusammenfassung der Entwick - lung des automatischen Musikapparats. Erste münzbetriebene Edison Zylinder Pho- nographen ebneten den Weg für eine fast 100 Jahre andauernde Erfolgsgeschichte. Große Namen wie Wurlitzer, Seeburg, Rock-Ola, AMI und Mills sind wohl die be - kanntesten Vertreter ihres Genres. Aber auch John Gabel beispielsweise baute 1906 die erste Maschine, die Schallplatten abspielen konnte.

Die Geschichte der Tonaufnahme / Florian Stürzenbaum Technica Foto: Terra Mehr als 850 Maschinen aus der Zeit um 1900 bis in die 90er-Jahre präsentieren eine lücken- Die Zeitreise beginnt im Museum um lose Zusammenfassung der Entwick lung des automatischen Musikapparats. 1880 und endet in der Gegenwart. Erzählt wird die Geschichte vor der Zeit vor der Ju - Edison ermöglichte 1878 die Aufzeichnung deckte auch die Filmindustrie den Tonfilm kebox. Es war die Sehnsucht der Menschen von Sprache und Musik. Mit dem Phonogra- für sich. Viele Exoten versuchten sich auf nach automatisierter Musik, die den Erfin- phen begann ein neues Zeitalter der Tonauf- diesem neuen Markt. Das Tefifon Schallband dergeist geschürt hat. Ein großes Orchestrion nahme. Anfänglich wurde auf Wachswalzen ist heute ebenso vergessen wie das Selecto- im 1. Zeitsektor beispielsweise sollte eine geschrieben, später wurde das Wachs durch phon oder das Schaub Musikcenter und dut- Big Band mit 10 bis 15 Musikern simulieren. das widerstandsfähigere Amberol (Kunst- zende andere. Die BesucherInnen dürfen dieses Orchestrion stoff) abgelöst. Emile Berliners Schellack hatte damals auch mit einer Wunschplatte aktivieren. 1890 erfand Emile Berliner die Schellack - noch 78 Umdrehungen, eine Single wird nur Schon sehr früh hat man sich mit dem platte, die sehr bald den Zylinder von Edison mit 45rpm abgespielt. Langspielplatten be- Aufzeichnen von Tönen beschäftigt. Am An - vom Markt verdrängt hatte. Aufnahmegeräte nötigten gar nur noch 33 1/3 rpm. Heute kön - fang waren es Stiftwalzen, die Spieluhren für Büro und Heimgebrauch wurden benö- nen wir auf einem einzigen Ipod mehrere zum Klingen brachten. Stift-Blechplatten, tigt. Die Erfindung des Magnettons kam hier Tonnen Schellackplatten speichern. In dieser die Polyphonen als Tonträger dienten und wie gerufen. Anfänglich wurde noch auf Ausstellung erlebt man interaktiv hunderte Papier-Lochrollen, die Klaviere und Orche- hauchdünnem Draht aufgenommen, der spä- von Geräten und ihre Tonträger, die Besu- strions ertönen ließen. Erst Thomas Alva ter durch Tonbänder ersetzt wurde. Jetzt ent- cher zum Spielen bringen.

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Entgeltliche Einschaltung ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 46 Österreich, Europa und die Welt Foto: Terra Technica / Lubomir Budny Technica Foto: Terra Sammler und Techniker Günter Freinberger ist ist stolz auf die 250 schönsten und seltensten Flipper seiner 570 Stück umfassenden Sammlung.

Günter Freinberger: »Pinballwizard und seine Welt der rollenden Silberkugeln« Günter Freinberger ist Techniker und Sammler. Stolz ist er auf die 250 schönsten und seltensten Flipper seiner 570 Stück um - fassenden Sammlung, die in der Ausstellung zu bewundern sind. Er erzählt die bald hun- dertjährige Geschichte der manuell gesteuer- ten Geschicklichkeitsautomaten, oder „wie die Silberkugeln das Rollen lernten“. So gibt es auch alle Einzelstücke, also jene Flipper- Automaten, von denen tatsächlich nur je ein Stück gebaut wurde und Raritäten mit nur kleinen Produktionsstückzahlen, die soge- nannten Super-Limits. Terra Technica ist auch das einzige Museum, welches über zwei Herkules-Flipper verfügt. Diese heißen des- halb Herkules, weil sie die größten Flipper der Welt sind, die je gebaut wurden. Das be - / Josef Hess Technica Foto: Terra deutet, bei diesen Geräten ist alles doppelt so Whoa Nellie Flipper von Stern / Chicago – moderner, seltener Flipper im „Oldie-Stile“ auf einer Transportkiste groß wie bei herkömmlichen Flippern und ein Erwachsener kommt sich beim Spielen vor Höhepunkte der Flipper in den 50er- wurden Anfangs 3.000 bis 5.000 Flipper pro wie ein Kind, wenn er davorsteht. und 60er-Jahren Modell gebaut. Das steigerte sich dann mit Es gibt aber auch eine Kinderecke mit Die Ausstellung umfaßt neun Jahrzehnte den berühmten Flippern wie „Captain Fanta- speziell tiefergelegten Geräten, wie den „Bugs Pinballgeschichte. Die Blütezeit des Flippers stic“ auch als „Elton John Flipper“,bezeich- Bunny Birthday Flipper“, der aber auch sehr war sicher die 50er- und 60er-Jahre. Dann net von denen 18.000 Stück gebaut wurden – gerne von Erwachsenen gespielt wird. Gami - kamen die langen Flipperfinger ab den 70er- aufgrund der spannenden Story auf der fication at is`s best. Jahren oder die „Early Electronics“. 1978 Buntglasscheibe.

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Entgeltliche Einschaltung ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 47 Österreich, Europa und die Welt

1991 wurden vom „Adams Family Flip- Computer- und Spielefreaks ein buntes det dann eine funktionale Nachbildung eines per“ schon 20.000 Stück gebaut. Er war Leuchten auf die Augen. Denn früher war Ton/Radiostudios aus den 1980er Jahren“, einer der ersten mit Dot Matrix Graphik. Der natürlich alles besser. Außer vielleicht die sagt Marketingleiterin Blanka Kasparova. Flipper hat auch einen tollen Sound aus der Spielegrafik. „Zusammen mit Sound & Vision haben wir berühmten Fernsehserie. Es gibt auch ein den neuen Sektor Europa eröffnet. In diesem „Eis kaltes Händchen“, welches die Kugel Sound & Vision und Sektor Europa Teil des Museums Terra Technica kann man stiehlt und einem tollen „Multiball“, der beim Im Oktober 2018 wurde eine neue Aus- die Reise durch den alten Kontinent erleben. Erreichen mit dem Sound „Showtime“ be - stellung die Sound & Vision im Museum Hier können die Besucher viele Jukeboxes lohnt. Terra Technica geöffnet. Sie erzählt die Ge- aus Deutschland, Schweiz, Frankreich, Ös - schichte der Entwicklung von Tonträgern und terreich, Italien und andere europäische Län- Space & Super Heros – der Sektor 5 Musikgeräten. „Dieser Weg fängt zu Beginn der sehen. Das Terra Technica Jukebox & im Untergeschoß – ist eine eigene des 18. Jahrhunderts mit der Entwicklung Pinball Museum ist eine Zeitreise, die Inspi- Museumswelt von den ersten Drehorgeln an, dann folgt die ration und Vision liefert, die aber auch Men- Hier beginnt die Reise ab dem Jahre 1969. erste mechanische Tonerfassung und es en - schen zusammenbringt und ihnen Werte und Begrüßt wird man gleich im Space-Eck mit det bei den heutigen digitalen Geräten. Die Kulturgeschichte auf spielerische, informati- den Flippern „Star Trek „ und „Apollo 13“. Besucher finden hier die wichtigsten Ent- ve und musikalische Weise näherbringt. Dieser Flipper hat 13 Kugeln im Spiel und wicklungen der phonographischen Industrie. Terra Technica ist eine riesige Museums- der Space-Mission Oldie ist dem Weltraum- Von Papierwalzen, über die Blechloch-Plat- welt, die es in dieser Form noch nicht gege- Rendezvous im Jahre 1975, zwischen dem ten, Schellack- und Vinylschallplatten, Pho- ben hat. Viele Besucherinnen und Besucher russischen Sojus mit dem amerikanischen nographen und Grammophonen, Magnet- kommen ein zweites und drittes Mal aus Apolloraumschiff, gewidmet. Mit Dolby Tonbändern bis zu modernen MP3-Playern purer Begeisterung“, schließt Kasparova. n Surround Sound aus dem Lucas Film wer- und Smartphones. Das Sahnehäubchen bil- https://www.terratechnica.info/ den die STAR WARS Kinohelden im „Star Wars Eposode Nr. 1 “ verewigt.

Pixelworld Noch vergleichsweise jung, wenn auch der Jugendkultur schon längst entwachsen, sind Video- und Computerspiele. Vom Klas- siker „Pong“ aus den 1970er-Jahren über Pac Man und Space Invaders bis zu den VR Ga - meconsolen. Hunderte Video- und Compu- terspiel-Klassiker warten hier auf Sie. Da - von können Sie viele noch einmal selbst spielen und sich dabei an durchgemachte Nächte mit Freunden erinnern. Oder einfach nur den Fortschritt der Technik bewundern. Natürlich dürfen hier auch moderne Spiele- konsolen wie die X-Box nicht fehlen. Doch

gerade Computermarken wie Atari, Philips, / Gabor Varga Technica Foto: Terra Colecovision, Intellivision, Vectrex, Nes, Bild oben: Beat Time Flipper den Beatles gewidmet aus 1967 aus Sektor 4 Beatles Corner Com modore, Amiga, Sega, IBM und viele Bild unten: American Diner Vinyl Restaurant Cafe in der Terra Technica mit einzigartiger Vinyl- mehr zaubern nicht nur eingefleischten bar. Sie ist – bei freiem Eintritt – täglich geöffnet. Foto: Terra Technica / Florian Stürzenbaum Technica Foto: Terra

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Entgeltliche Einschaltung ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 48 Innenpolitik Niederösterreich hat Vorsitz der Landeshauptleutekonferenz

Bierlein: Landeshauptleutekonferenz ist besonders wichtige, gestalterische Kraft – Kaiser: Kärntens Vorsitz war arbeitsreich und konstruktiv – Mikl-Leitner: Länder sind Orte der Stabilität, Garant der Sicherheit und Motor der Weiterentwicklung Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein bei ihrer Rede beim Festakt anläßlich der Übernahme des Vorsitzes Niederösterreichs von Kärnten im Bundesrat und in der Landeshauptleutekonferenz im Palais Niederösterreich

iederösterreich hat für das zweite Halb- für die Gemeinschaft sind das Rückgrat un - werfe, seien „Bürgernähe und das damit Njahr 2019 den Vorsitz in der Landes- seres Landes. Der Wunsch nach Stabilität zusammenhängende Vertrauen der Bürgerin- hauptleutekonferenz von Kärnten übernom- und Verläßlichkeit verbindet uns auf allen nen und Bürger äußerst bedeutsam“, betonte men. Im Rahmen eines Festaktes im Palais Ebenen. Für mich als Bundeskanzlerin ist die Bierlein. Herausforderungen könne man Niederösterreich in der Wiener Herrengasse daher klar: Die Regierung wird die Dienst- nicht alleine bewältigen, sondern nur ge - wurde am 12. Juli der Vorsitz an Landes- leistungen für die Bürgerinnen und Bürger in meinsam. Daher sei Österreich aus Überzeu- hauptfrau Johanna Mikl-Leitner durch Lan- vollem Umfang gewährleisten. Wir wollen gung seit bald 25 Jahren Teil der Europäi- deshauptmann Peter Kaiser übergeben. Nie - für Verlässlichkeit stehen, gute Arbeit leisten schen Union. „In den Bundesländern und derösterreich wird den Vorsitz in der Landes- und um Vertrauen werben“, sagte die Bun - Gemeinden lebt der europäische Geist. Es hauptleutekonferenz bis Ende des Jahres deskanzlerin beim Festakt. lebt der Wille zu gestalten, und einen akti- innehaben. Gleichzeitig erfolgte die Überga- Die Landeshauptleutekonferenz sei in Ös - ven, positiven Beitrag für unsere Zukunft zu be des Vorsitzes im Bundesrat an Karl Bader. terreich „eine besonders wichtige, gestalteri- leisten.“ Bundesrat und Landeshauptleute- Er übernimmt die Funktion des Bundesrats- sche Kraft“ und von gegenseitigem Respekt, konferenz würden diese Kraft vertreten. Sie Präsidenten in den kommenden sechs Mona- Dialog und gelebter Bürgernähe geleitet. seien tragende Säulen der Demokratie und ten von Ingo Appé (Kärnten). Die se Prinzipien bringen auch das Motto des Garant für den Erfolg des Föderalismus so - kommenden niederösterreichischen Vorsit- wie ein Vorbild für ein konstruktives Mitein- Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein zes auf den Punkt: „Nah an den Menschen. ander. „Dieser Bundesregierung ist es besonders Bereit für die Zukunft.“ „Österreich kann nur erfolgreich sein, wichtig, sich auf starke Gemeinden und Län- Besonders in Zeiten des gesellschaftli chen wenn wir einander zuhören und bestrebt der verlassen zu können. Die Menschen vor Wandels, der viele Lebensbereiche berühre sind, gemeinsame Lösungen zu finden. Ich Ort, ihr Engagement, ihr Wissen und ihr Sinn und zahlreiche Fragen für die Zukunft auf- freue mich, in den nächsten Monaten einen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 49 Innenpolitik Foto: NLK / Reinberger v.l.: Bunesratspräsident a.D. Ingo Appé mit seinem Nachfolgter Karl Bader, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser Beitrag zur ausgezeichneten Partnerschaft könnten sich sehen lassen, erklärte Kaiser. nen und gemeinsam auf allen Ebenen Abhil- zwischen Bund, Ländern und Gemeinden Es seien sämtliche Beschlüsse einstimmig fe schaffen“, so der Landeshauptmann. leisten zu dürfen“, so die Bundeskanzlerin ge faßt worden. So sei auf Kärntens Initiative Mit dem Symbol des Staffelstabs an Lan- Bierlein. hin die Absicht beschlossen worden, den deshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gebe er Schutz des heimischen Trinkwassers in der sowohl Verantwortung als auch Vertrauen LH Peter Kaiser Verfassung zu verankern. Ein klares Be - weiter. „Wir vertrauen einander, weil wir „Der Vorsitz hat viele Herausforderungen kenntnis gab es von den Länderchefs auch alle auf dieselbe Verfassung angelobt sind gestellt, aber er hat auch eine enge Koopera- zur Beibehaltung der Gebührenfinanzierung und gemeinsame Aufgabenstellungen für ein tion mit allen Instanzen der Politik auf allen des ORF und damit zur Unabhängigkeit des Österreich zu bewältigen haben“. Kaiser be - Ebenen gebracht - so etwa eine enge Abstim- Österreichischen Rundfunks sowie zur endete seine Rede mit drei Wünschen, die mung mit den Gemeinden und dem österrei- Transparenzdatenbank. Auch zur Breitband- auch Absichtserklärungen implizieren wür- chischen Bundesrat“, so Kärntens Landes- strategie 2030 gaben die Bundesländer eine den: „Pfeiler unserer Gesellschaft – wie die hauptmann Peter Kaiser. Er sei von einer für den Bund inhaltlich aufzunehmende Stel- Sozialpartnerschaft und das Kommunizieren engen Abstimmung und Zusammenarbeit lungnahme ab, gemeinsam wurde auch das auf Augenhöhe zwischen Bund, Ländern, zwischen den Landeshauptleuten geprägt ge - dringliche Thema des zunehmenden Hasses Gemeinden und der europäischen Ebene – wesen. Um für die Menschen in Österreich im Netz behandelt worden. Die Landes- sollen unsere zukünftige Arbeit leiten und das Beste zu erreichen, seien auch mit der hauptleute hätten auch deutlich Position zur lenken. Ich wünsche mir zweitens, daß wir Bundesregierung laufend Gespräche geführt Steuerreform und zur Kompetenzentflech- als Politik Enkelverantwortlichkeit im Sinne worden. Auch die europäische Ebene sei von tung bezogen. „Damit haben wir Sicherheit, der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Na - immer größerer Bedeutung. „Im vergange- Stabilität und Verläßlichkeit vermittelt“, so tionen wahrnehmen. Mein dritter Wunsch: nen Halbjahr sind Referententagungen in noch Kaiser bezugnehmend auf die turbulenten in - Die Demokratie, das höchste unserer Güter, nie dagewesener Dichte abgehalten wor- nenpolitischen Entwicklungen, die sich nur muß täglich neu erkämpft und erarbeitet den“, so Kaiser. In insgesamt 14 Landesrefe- einen Tag nach der LH-Konferenz ereigne- werden“, so Kaiser, der ein klares Bekennt- rentInnenkonferenzen faßten die Bundeslän- ten. nis zum Föderalismus ablegte. „Es lebe die dervertreterInnen wichtige und richtungswei - Zum Schluß seiner Rede richtete Kaiser Republik Österreich in einem vereinten und sende Entscheidungen. Eine außerordentli- einen Appell an die anwesenden Gäste: Sein friedlichen Europa“, schloß Kaiser. che LH-Konferenz beschäftigte sich im März letzter Tag als Vorsitzender am 30. Juni habe mit den möglichen Folgen eines „Brexit“. ihn sehr geprägt. Die Gewinnerin des Bach- LH Johanna Mikl-Leitner Hier seien ein gemeinsames Vorgehen und mannpreises, Birgit Birnbacher, habe in Für Mikl-Leitner ist die Landeshauptleu- Po sitionen für jede Situation erarbeitet wor- ihrem siegreichen Werk dargestellt, wie mit- te-Konferenz „ein gelungener Ausdruck den, erklärte Kaiser. ten in unserer wohlhabenden Gesellschaft Ar - eines föderalen Österreichs“. Föderalismus Auch die Ergebnisse der Landeshauptleu- mut vorherrsche. „Wir dürfen vor Armut nicht heiße für sie „voneinander lernen, miteinan- tekonferenz in Taggenbrunn am 16. Mai zurückscheuen, sondern müssen ihr begeg- der reden und füreinander da zu sein“. In

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 50 Innenpolitik einem Zeitabschnitt, „in dem bundespolitisch einiges aus der Spur ist“, sei es umso wichti- ger, daß die „Länder Kurs halten“. Die Län- der seien mehr denn je „als Ort der Stabilität, als Garant der Sicherheit und als Motor der Weiterentwicklung“ gefordert. Das Motto des niederösterreichischen Vorsitzes lautet „Nahe an den Menschen. Bereit für die Zukunft“. In die Zeit des niederösterreichischen Vorsitzes falle auch der 29. September, der Tag der Nationalratswahl. Mikl-Leitner: „Ich hoffe, daß wir so rasch wie möglich von einer Übergangs-Regierung ohne Mehrheit zu einer Zukunfts-Regierung mit einer stabi- len Mehrheit kommen.“ Die von ihrem Vor- gänger in der Vorsitzführung begonnenen und begleiteten Themenfelder Kompetenz- bereinigung und Digitalisierung müssten

„nahtlos fortgesetzt werden“, so die Landes- Foto: NLK / Reinberger hauptfrau. Ein moderner Bundesstaat brau- Landeshauptmann Peter Kaiser übergab – neben dem LH-Vorsitz – Landeshauptfrau Johanna che eine klare Zuordnung von Aufgaben und Mikl-Leitner auch einen Geschenkkorb, gefüllt mit Kärntner Spezialitäten Kompetenzen. Das mache den Staat schlan- von St. Pölten in die Regionen Niederöster- hang seinem Besuch in Slowenien bei, wo ker, transparenter und effizienter. „Dranblei- reichs hinaus.“ Dadurch profitierten die die Trinkwasserversorgung bereits in den ben“ müsse man auch bei der Digitalisie- Regionen mit Arbeitsplätzen vor Ort, die Ver fassungsrang erhoben wurde. rung. „Gerade wir Länder wissen, wie wich- BürgerInnen, die sich Zeit und Fahrtkosten Als einen der Höhepunkte seiner Präsi- tig der Breitbandausbau für die ländlichen sparten und auch die MitarbeiterInnen im dentschaft sieht Appé zudem die parlamenta- Regionen ist“, betonte Mikl-Leitner. Landesdienst, die einen wohnortnahen Ar - rische Enquete zum Thema „Trinkwasser- Neue Akzente müsse man auch im Be - beitsplatz erhalten würden. versorgung“ vor dem Hintergrund des Kli- reich Gesundheit und Soziales setzen, so mawandels, die zur Erarbeitung eines Maß- Mikl-Leitner weiter. Die größten Herausfor- Bundesratspräsident a.D. Ingo Appé nahmenkatalogs zum Schutz des österreichi- derungen lägen hier in finanzieller und orga- Der ehemalige Bundesratspräsident Ingo schen Trinkwassers geführt hat. nisatorischer Hinsicht. Niederösterreich neh - Appé bezeichnete es als große Ehre, daß er Dem Kampf gegen das Vergessen war der me die Herausforderungen an und werde diese Funktion sechs Monate lang ausüben diesjährige Gedenktag gegen Gewalt und Gesundheit und Pflege zukünftig unter dem durfte. Zum einen habe diese Funktion Bela- Rassismus am 3. Mai 2019 gewidmet, bei Dach der neuen niederösterreichischen Lan- stungen mit sich gebracht, zum anderen habe dem Appé in seiner Begrüßungsansprache da - desgesundheitsagentur „gemeinsam denken, er aber auch Eindrücke erlebt, „die man nie zu aufrief, die Demokratie gegen Populis - planen und steuern“. Die neue Landesgesund - vergißt“. Er widmete seine Amtszeit dem mus und den Mißbrauch von Worten zu ver- heitsagentur vereine alle 27 Klinikstandorte Schutz und der Sicherung des Trinkwassers. teidigen. „Am Anfang stand das Wort – zu - Niederösterreich, alle 48 Pflege- und Betreu- Österreich sei noch in der glücklichen Lage, erst am Papier, dann in Reden und danach ungszentren und zwei Pflege- und Förder- über genügend Wasserressourcen zu verfü- wurden Worte zu Taten. Es sind vor allem zentren mit insgesamt 26.850 MitarbeiterIn- gen, der Klimawandel werde das Land aber Worte, die die Wegbegleiter zu schlechten nen. in Zukunft vor neue Herausforderungen stel- Taten sind“, lautete die mahnende Botschaft Ein besonderes Problemfeld sei auch der len, gab der Kärntner Bundesrat zu beden- Appés. Ärztemangel. In Österreich würden Jahr für ken. Oberstes Anliegen sei es ihm bei seinem Eine Lanze für das Zweikammersystem Jahr „weniger Mediziner ausgebildet als Schwerpunktthema deshalb gewesen, dem als Trumpfkarte für Bürgernähe, Kontrolle benötigt werden“, sagte Mikl-Leitner. Hand- Grundrecht auf Zugang zu sauberem Trink- und Ausgleich brach Appé in seiner Rede bei lungsbedarf bestehe hier auch deshalb, weil wasser zum Durchbruch zu verhelfen und der 20. Konferenz der Vereinigung der Sena- in den nächsten zehn Jahren jeder zweite nie - das heimische Wasser vor jeglichen Privati- te Europas am 14. Juni 2019 in Paris. Der dergelassene Arzt in Pension gehen werde. sierungstendenzen zu schützen. Bundesratspräsident hob dabei die Rolle des Damit der ländliche Raum und das Leben Auch in den zahlreichen Gesprächen mit österreichischen Bundesrats als Schnittstelle am Land attraktiv bleibe, brauchte es die nationalen und internationalen ExpertInnen, zwischen der Europäischen Union und den ärztliche Versorgung im stationären und im die Appé im Rahmen seiner Präsidentschaft BürgerInnen hervor und unterstrich dabei das niedergelassen Bereich sowie eine Dezentra- führte, sowie bei den Auslandsbesuchen – hohe Maß an Mitbestimmung im Rahmen lisierungs-Offensive. Niederösterreich gehe etwa in Brüssel, Würzburg, Paris, in Kasach- der Subsidiaritätskontrolle. Als Garant die- bei der Dezentralisierung mit gutem Beispiel stan, Kirgistan und China – waren Trinkwas- ser besonderen Bürgernähe sei der Bundes- voran, unterstrich Mikl-Leitner. „In den serschutz, Wasserversorgung und Wasser- rat nicht nur Europakammer, sondern auch kommenden Jahren verlagern wir insgesamt aufbereitung zentrale Aspekte. Große Be - Zukunftskammer, betonte Appé vor seinen 500 Arbeitsplätze aus dem NÖ Landesdienst deutung mißt Appé in diesem Zusammen- eu ropäischen AmtskollegInnen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 51

Bundesratspräsident Karl Bader Mit dem Generalthema „Masterplan länd- licher Raum“ will der neue Bundesratspräsi- dent Karl Bader der Länderkammer ein kon- tinuierliches Profil geben, wie er am 11. Juli in seiner Antrittsrede im Bundesrat betonte. Jedes Bundesland soll daraus während der Zeit seines Vorsitzes ein Spezialthema wäh- len. Für die niederösterreichische Präsident- schaft hat Bader vor, sich insbesondere dem Thema „Dezentralisierung“ zu widmen, und schlägt vor, Bundeseinrichtungen in den Re - gionen anzusiedeln. Die Idee eines Leitmotivs für die Schwer- punktsetzung über den halbjährlichen Wech- sel an der Spitze des Bunderats hinaus soll nicht nur die Kontinuität im Staat durch die zweite Kammer des österreichischen Parla- ments unterstreichen, sondern auch deren Wiedererkennbarkeit stärken. Den Bundes- Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: 896. Sitzung des Bundesrates: Antrittsrede von Bundesratspräsident Karl Bader rat selbst sieht Bader – insbesondere auch in der gegenwärtigen bewegten politischen ge an Agenden, die heute in der EU oder in Der Festveranstaltung im Palais Nieder- Phase und in einer „kaum zu überbietenden der Bundeshauptstadt wahrgenommen wer- österreich wohnten unter anderem zahlreiche Dynamik in der Gesetzgebung“ – als einen den, in den Regionen besser aufgehoben wä - Vertreter der gesetzgebenden Körperschaf- „stabilen Faktor der Republik“. Eine Bundes - ren“, so Bader. Vorort wisse man am besten, ten und des diplomatischen Corps bei. verfassung ohne Länderkammer ist für ihn was gut für die BürgerInnen ist. Deshalb müs - nicht denkbar. se man mit Verwaltungsdezentralisierung Der Bundesrat Als langjähriger Vertreter des ländlichen und Digitalisierung dem ländlichen Raum Im Gegensatz zum Nationalrat wird der Raums – Bader ist schon lange Bürgermei- noch mehr Chancen zur Entwicklung einräu- Bundesrat nicht direkt gewählt. Seine Mit- ster von Rohrbach an der Gölsen – wisse er, men. glieder werden von den Landtagen entsandt, mit welchen Herausforderungen dieser zu In diesem Zusammenhang forderte Bader und zwar nach dem Stärkeverhältnis der Par- kämpfen habe. Obwohl zwei Drittel der ös - die Ansiedlung von Bundeseinrichtungen in teien im jeweiligen Landtag. Wie viele Man- terreichischen Bevölkerung im ländlichen den Regionen als wirksames Instrument der datarInnen ein Bundesland entsendet, hängt Raum leben und dessen Fläche 90 Prozent Strukturpolitik. Die regionale Innovationsfä- von der Zahl seiner BürgerInnen ab. Das des Staatsgebiets umfaßt, seien die Entwick - higkeit würde dadurch gestärkt, die wirt- größte Land stellt zwölf, das kleinste wenig- lungschancen zwischen Stadt und Land sehr schaftliche Entwicklung positiv beeinflußt stens drei VertreterInnen. unterschiedlich. Die Abwanderung, insbe- und Kompetenzen sowie qualifizierte Ar - Wenn sich die Relation der Bürgerzahlen sondere von jungen Frauen, wirke sich auf beitsplätze würden in die Bundesländer zu - der Länder untereinander verändert, dann das gesamte Sozial- und Wirtschaftsgefüge rückgebracht, zeigte er sich überzeugt. Einen än dert sich auch die Zahl der Mandate im negativ aus. Deshalb sehe er es als eine der entscheidenden Standortfaktor stelle dabei Bundesrat. Eine neue Berechnung der Man- zentralen Aufgaben, durch Dezentralisierung die Digitalisierung und der Ausbau von E- date erfolgt also alle zehn Jahre auf Grund und Digitalisierung mehr Fairness für den Government dar. des Ergebnisses der Volkszählung. Danach ländlichen Raum zu schaffen. Bader bekräf- Vor diesem Hintergrund kündigte Bader setzt der/die BundespräsidentIn in einer Ent- tigte dabei, daß es um ein Miteinander und für den Herbst unter anderem eine Enquete schließung fest, wie viele VertreterInnen je - keineswegs um ein Gegeneinander zwischen zum Thema „Nah bei den Menschen. Bereit des Land in den Bundesrat entsenden kann. Stadt und Land gehe. für die Zukunft – Chancen der Dezentralisie- Somit gibt es keine fix vorgeschriebene „Die Dezentralisierung ist ein größerer rung“ an. Er will auch eine Gesetzesinitiati- Gesamtzahl der Mitglieder des Bundesrates. Initiator für den sozialen Wandel, als man es ve starten, daß zumindest bei der Einrich- Derzeit hat der Bundesrat 61 Mitglieder. sich auf den ersten Blick träumen läßt“, tung neuer Bundesdienststellen eine ausge- Sie werden von den Landtagen für die Dauer zitierte der Bundesratspräsident den ameri- wogene Verteilung der Standorte auf das ge - der jeweiligen Landtagsgesetzgebungsperio- kanischen Prognostiker John Naisbitt. Um samte Bundesgebiet sichergestellt wird. Nach de gewählt. Änderungen in der Zusammen- dem Rechnung zu tragen, habe Niederöster- dem Motto „Bundesrat im Bundesland“ wird setzung des Bundesrates sind daher nach reich die Präsidentschaft im Bundesrat und der Bundesrat auch in die Länder hinausge- jeder Landtagswahl möglich. n den Vorsitz in der Landeshauptleutekonfe- hen. So werde man sich am 16. September in https://www.bundeskanzleramt.gv.at/ renz unter das gemeinsame Motto „Nah an Stift Göttweig und Krems besonders mit https://www.ktn.gv.at/ den Menschen. Bereit für die Zukunft“ ge - dem Thema „Wissenschaft und Forschung im http://www.noel.gv.at/ stellt und ziele damit auf den Ausbau und die ländlichen Raum“ beschäftigen, informierte https://www.parlament.gv.at/ Vertiefung des Subsidiaritätsprinzips. Denn Bader über einige seiner geplanten Initiati- Quellen: Bundeskanzleramt, Land Kärnten, Land „wir haben längst festgestellt, daß eine Men - ven. Niederösterreich, Parlamentskorrekspondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 52 Innenpolitik Nationalratswahl am 29. 9. 2019

Am 2. August um 17 Uhr gab das Bundesministe- rium für Inneres die kandidierenden Parteien be - kannt, denn zu diesem Zeitpunkt war der letztmögli- che Zeitpunkt für die Einbringung von Landeswahl- vorschlägen bei den einzelnen Landeswahlbehörden. Bis zum angeführten Zeitpunkt haben nachstehen-

Quelle: Mitteilungen der Landeswahlbehörden de wahlwerbende Gruppen in allen Landeswahlkrei- sen Wahlvorschläge eingebracht (mit Kurzbezeich- nungen): m Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei ÖVP m Sozialdemokratische Partei Österreichs SPÖ m Freiheitliche Partei Österreichs FPÖ m NEOS – Das Neue Österreich NEOS m JETZT – Liste Pilz JETZT m Alternative Listen, KPÖ Plus, Linke und Unab- hängige KPÖ m Die Grünen – Die Grüne Alternative GRÜNE m Wandel – Aufbruch in ein gemeinwohlorientier- tes Morgen mit guter Arbeit, leistbarem Wohnen und radikaler Klimapolitik. Es gibt viel zu gewinnen. WANDL

Die Parteibezeichnungen sind, sofern sich diese nicht auf bei der Nationalratswahl 2017 angetretene wahlwerbende Parteien beziehen, in alphabethischer Reihenfolge angeführt.

Weiters haben nachstehende wahlwerbende Par- teien in einzelnen Landeswahlkreisen Landeswahl- vorschläge eingebracht: im Burgenland: m Christliche Partei Österreichs CPÖ in Kärnten: m Allianz der Patrioten BZÖ in Oberösterreich: m Sozialistische LinksPartei – SLP SLP in Tirol und Vorarlberg: m

mit der endgültigen Zahl Wahlberechtigten Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 Jede Stimme GILT: Bürgerparlamente & Exper- tenregierung GILT in Wien: m BPÖ – Bierpartei Österreich BIER Gegenüberstellung der vorläufigen Zahl Wahlberechtigten Nationalratswahl am 29. September 2019

In der Zusammenstellung sind nur jene wahlwer- benden Gruppen angeführt, die dem Anschein nach einen gültigen Wahlvorschlag eingebracht haben. Die Landeswahlbehörden werden die überprüften und für gültig befundenen Wahlvorschläge spätestens am 8. August 2019 veröffentlichen. Die Reihenfolge der Veröffentlichung ist dann ausschlaggebend für die Reihung der Parteibezeichnung auf den einzelnen Stimmzetteln. n

© Bundesministerium für Inneres – Stand: 2. August 2019 © Bundesministerium für Inneres – Stand: 2. https://www.bmi.gv.at/412/Nationalratswahlen/Nationalratswahl_2019/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 53 »Burgenland Journal« Starkes Auffangnetz für die BurgenländerInnen

LH Doskozil, LR Eisenkopf und LH-Stv. Tschürtz: Burgenland übernimmt Vorreiterrolle: Land regelt Hilfszahlungen für Katastrophenschäden neu!

ie Wetterlage in unseren Breiten wird Dimmer unbeständiger. Etliche Unwet- terkapriolen mit Starkregen und Überflutun- gen in den vergangenen Jahren haben ge - zeigt, wie hilflos der Mensch gegenüber na - türlichen Gewalten ist. Das Land Burgen- land fördert über die Katastrophenbeihilfe seit Jahren die Behebung von Schäden, die durch Hochwasser, Erdrutsch, Vermurung oder Hagel entstehen. Aktuell werden Aus- zahlungen aus dem Katastrophenfonds des Landes – der mit jährlich 500.000 € do tiert ist – so gestaltet, daß einkommensabhängig zwischen 20 und 30 Prozent der vom Land Burgenland geschätzten Schadenssumme nach Abzug der Versicherungsleistung aus- gezahlt werden. Die maximale Entschädi- gungshöhe liegt derzeit bei 30.000 €. Mit einer grundlegenden Reform wird das

Burgenland jetzt eine Vorreiterrolle im Bun - Foto: Bgld. Landesmedienservice desländer-Vergleich übernehmen und das Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz (r.) und Umweltschutzlandesrätin Astrid Eisenkopf präsentierten die Neuregelung der Hilfszahlun- finanzielle Auffangnetz speziell für Privat- gen des Landes bei Katastrophenschäden haushalte verstärken. Vor allem bei existenz- bedrohenden Schäden werden betroffene „Klimawandelbedingte Naturkatastro- bzw. Schadenserhebung durch die Versiche- BürgerInnen deutlich profitieren, weil Schä- phen und massive Folgeschäden werden wei - rung – besteht eine sechswöchige Frist zur den bis zu einer Obergrenze von 70.000 € – ter zunehmen. Das zwingt uns, uns mit dem Meldung des Schadenseintrittes beim Amt unter Abzug der Versicherungsleistung bzw. Thema Klimawandelanpassung verstärkt der Bgld. Landesregierung. Vom Land wer- eines Versicherungsselbstbehaltes – zur auseinanderzusetzen. Die Neustrukturierung den danach 20, 25 bzw. 30 Prozent der ge - Gänze vom Land abgedeckt werden. Die der Katastrophenhilfe ist ein erster Schritt. schätzten Schadenssumme unter Abzug der Eckpunkte stellten Landeshauptmann Hans Ich sehe es als unsere Aufgabe, Betroffenen Versicherungsleistung zur Anweisung ge- Peter Doskozil, die zuständige Landesrätin Unterstützung seitens des Landes zu garan- bracht. Die Entschädigungshöhe liegt bei max. Astrid Eisenkopf und LH-Stellvertreter tieren“, sagte Eisenkopf. Hinsichtlich der 30.000 €. Die derzeit geltende Regelung ent- Tschürtz am 2. August vor. Kulanz und der Höhe der Unterstützung sei spricht weitgehend auch den Regelungen in „Wir zahlen sehr hohe Beträge im Be - man mit dieser Neuregelung österreichweit anderen Bundesländern, wo bis zu 20 Pro- reich der Hagelversicherung – jährlich sind Vorreiter, so die Landesrätin. „Das ist eine zent oder 25 Prozent (NÖ bzw. Kärnten) es rund 5,5 Millionen €. Für Schäden im Bürgerpolitik, die sich sehen lassen kann, oder höhere Beihilfesätze gelten (z.B.: OÖ: Bereich der Privathaushalte werden hinge- die zeigt, daß die Regierung schnell und un - 40 Prozent, Stmk: 30 bis 50 Prozent, Sbg: gen bislang aus dem Katastrophenfonds, mittelbar reagiert, wo es die Situation erfor- 30 Prozent). quasi mit der ‚Gießkanne‘, 150.000 € im dert. Im Bereich der Sicherheit, und speziell Dieses System sei dringend reformbe- Jahr ausgeschüttet. Das hat immer wieder zu im Bereich des Katastrophenschutzes und dürftig, weil in einer Vielzahl von Fällen nur einer Enttäuschung und Unzufriedenheit bei der Katastrophenhilfe, darf es keine Kom- geringe Beiträge zur Auszahlung kommen, den Betroffenen geführt. Daher haben wir promisse geben, denn hier geht es nicht sel- ist sich die Landesregierung einig. Eine Neu - uns entschlossen, dem Katastrophenfonds für ten um existenzbedrohende Fälle“, betonte regelung bringt jetzt weitreichende Verbes- die Bedeckung der Schäden im Bereich der Tschürtz. In diesem Zusammenhang müsse serungen für die Betroffenen, soll aber auch privaten Haushalte neue Richtlinien zu ge - auch im Bereich der Feuerwehren eine ange- die Eigenverantwortung in Form von Versi- ben. Ziel ist, daß – von Versicherungsleistun - messene Ausrüstung sichergestellt sein. cherungsvorsorge erhöhen. Die wesentli - gen abgesehen – in der Regel die Restschä- Der Status Quo bei Katastrophenschäden chen Neuerungen: den zur Gänze vom Land getragen werden“, sieht für hilfsbedürftige BürgerInnen so aus: m Die Richtsätze zur Bewertung von Kat- erklärte Doskozil. Nach Schadenseintritt – und Besichtigung astrophenschäden, die seit 2009 unverän-

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dert sind, werden für Unternehmen und Gebieten nicht mehr gebaut werden kann. rückwirkend ab 1. Jänner 2019 gelten. Privathaushalte generell um 20 Prozent m Das Land sorgt mit dieser Lösung dafür, Das heißt: Auch alle im bisherigen Jah- erhöht. Das entspricht in etwa der Erhö- daß alle von Umweltkatastrophen betrof- resverlauf bereits gemeldeten Unwetter- hung des Baukostenindex seit 2010 (17 fenen Menschen bei existenzbedrohen- schäden – z.B. bei der Überschwemmung Prozent). den und elementaren Schäden umfassend im Bezirk Mattersburg im Mai – werden m Bei Privathaushalten wird das Land Bur- und effektiv finanziell unterstützt wer- neu kalkuliert. genland die maximale Entschädigungs- den. Man lasse keine Burgenländerin und höhe von derzeit 30.000 auf 70.000 € keinen Burgenländer im Stich. Fallbeispiele: anheben. m Gleichzeitig wird die Eigenverantwortung m Schaden 70.000 €, Versicherung zahlt m Liegt eine Versicherung vor, wird diese der Privathaushalte gefördert, indem – 12.000 €: 58.000 € (70.000 € Höchstbei- von der Schadenssumme abgerechnet; durch den Abzug eines „Versicherungs- tragsgrenze minus 12.000 € Versiche- generell werden jedoch 10.000 € als selbstbehaltes“ bei Nichtversicherten – rungsleistung) werden vom Katastro- angenommene Versicherungsleistung in zum Abschluß einer Versicherung animiert phenfonds des Landes gedeckt. Abzug gebracht. werden soll. m Schaden 70.000 €, keine Versicherung: m Diese Schwelle ist bewußt so angesetzt, m Entschädigungszahlungen werden vom 60.000 € (Höchstbeitragsgrenze 70.000 € weil alle gängigen Versicherungsunter- Land – wie bisher – auch in Zukunft nur minus 10.000 € fiktive Versicherungslei- nehmen bis zu diesen Schadenssummen einmal für ein gleichgeartetes Schadense- stung) werden vom Katastrophenfonds an die Versicherten ohne Selbstbehalt und reignis geleistet. des Landes gedeckt. in alle HQ-Zonen – mit Ausnahme der m Die Gesamtkosten sind bei Naturkata - m Schaden 18.000 €, Versicherung zahlt sogenannten „roten Zonen“ – auszahlen. strophen schwer abzuschätzen. Es ist bei 12.000 €: Differenz zwischen Schaden m Für alle Schäden, die über dieser Ein- dieser Neuregelung aber davon auszuge- und Versicherungsleistung, d.h. 6.000 €, stiegsschwelle liegen, wird das Land Bur- hen, daß von Landesseite jährlich allein werden vom Katastrophenfonds des Lan- genland in Zukunft bis zur Höhe von für Privathaushalte das Zwei- bis Dreifa- des gedeckt. 70.000 € die Restsumme zur Gänze che der bisherigen Entschädigungssum- m Schaden 18.000 €, keine Versicherung: abdecken. men ausbezahlt wird – also zwischen 10.000 € fiktive Versicherungsleistung m Bauten in den „roten Zonen“ – die nicht 400.000 und 500.000 €. Die Kofinanzie- werden vom Schaden abgezogen – vom versicherbar sind, aber über eine Baube- rung von 60:40 zwischen Bund und Land Katastrophenfonds des Landes erfolgt willigung verfügen – werden gesondert ist gesetzlich geregelt. eine Entschädigung iHv. 8.000 €. betrachtet und je nach Sachverhalt bis zu m Die entsprechende Verordnung wird in m Schaden 8.000 €, keine Versicherung: 100 Prozent entschädigt. Für die Zukunft der Sitzung der Landesregierung am 10. keine Entschädigung durch Katastro- soll aber sichergestellt sein, daß in diesen September 2019 beschlossen werden und phenfonds des Landes. n Innenminister Wolfgang Peschorn auf Besuch im Burgenland

einen offiziellen Antrittsbesuch bei Lan- Sdeshauptmann Hans Peter Doskozil ab - solvierte der Bundesminister für Inneres, Wolfgang Peschorn, am 30. Juli 2019. Im Mittelpunkt des freundschaftlichen Ge - sprächs stand das Thema Sicherheit. Dosko- zil hob die gute Zusammenarbeit zwischen dem Innenministerium und dem Burgenland hervor. Wolfgang Peschorn wurde 1965 in Wien geboren. Nach der Matura am Realgymna- sium in Wien und der anschließenden Absol- vierung des Grundwehrdienstes begann er im Oktober 1984 mit dem Studium der Rechts- wissenschaften an der Universität Wien, das er 1988 abschloß. Im Jahr 1991 trat er in den Anwaltsdienst der Finanzprokuratur ein und legte 1995 die Rechtsanwaltsprüfung sowie 1997 die Prokuraturprüfung erfolgreich ab. Foto: Bgld. Landesmedienservice Seit Mai 2006 leitet er die Finanzprokuratur, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Innenminister Wolfgang Peschorn der die anwaltliche Vertretung und Beratung der Republik Österreich und jener Rechtsträ- sondere im Bereich des Wirtschafts- und In - am 3. Juni 2019 von Bundespräsident Ale- ger obliegt, die im Finanzprokuraturgesetz solvenzrechts, des Vertragsrechts, der Ver- xander Van der Bellen als Innenminister der aus dem Jahr 2008 genannt sind. Peschorn waltungs- und Unternehmensorganisation Republik Österreich angelobt. n war anwaltlich und als Vortragender insbe- sowie im Amtshaftungsrecht tätig. Er wurde http://www.bmi.gv.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 55 »Burgenland Journal« Dienstantritt für Enox, Evita und ihre Geschwister

Taufe von sieben Rottweiler-Welpen im Militärhundezentrum Kaisersteinbruch Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Frauenministerin Ines Stilling, Verteidigungsminister Thomas Starlinger, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Generalmajor Alexander Platzer mit ihren Schützlingen im Militärhundezentrum Kaisersteinbruch

m 29. Juli bekam das Österreichische besondere Rolle als Zentrum für die Ausbil- an der Sicherheit unseres Landes haben. Bei ABundesheer wieder süßen Zuwachs: Im dung von Militärhunden ein – sei es nun als Gelegenheiten wie dieser zeigt sich, welche Rahmen der traditionellen Militärhundetaufe Schutzhunde, Spürhunde oder Spezialhunde. Leistung die Hundeführer bei ihrer Arbeit wurden sieben Rottweiler-Welpen im Mili- Diese Hunde werden zu kompetenten Dienst - mit den Hunden bringen, und daher freut es tärhundezentrum Kaisersteinbruch getauft. hunden ausgebildet, die einen großen Anteil mich besonders, wieder für einen Welpen die Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein sowie Ver - Patenschaft übernehmen zu können.“ teidigungsminister Thomas Starlinger, Frau- Die sieben Rottweiler-Welpen namens enministerin Ines Stilling und Landeshaupt- Enox, Ella, Emma, Eiko, Exit, Enzo und Evita mann Hans Peter Doskozil übernahmen die werden derzeit noch spielerisch trainiert und Patenschaft der kleinen Vierbeiner. Mit dem gehen in die Welpenschule. Wenn sie ein Umhängen der Hundedienstmarke traten die Jahr alt sind und die Abschlussuntersuchun- drei Monate alten Welpen im Rahmen des gen sowie ein Wesenstest abgeschlossen sind, militärischen Festaktes offiziell ihren Dienst werden sie einem fixen Hundeführer zuge- beim Bundesheer an. wiesen. „Ich bin zum ersten Mal bei einer Militär- Das Militärhundezentrum Kaiserstein- hundetaufe und bin beeindruckt, von der Lei - bruch züchtet Diensthunde und bildet sie für stung der Hundeführer, aber auch der bereits das Bundesheer aus. Auf rund acht Hektar ausgebildeten Hunde“, zeigte sich Bundes- bereiten die TrainerInnen ihre Hunde für den kanzlerin Brigitte Bierlein, die neue Patin Einsatz vor. Aktuell trainieren 128 Militär- der Welpen Enox und Ella, angesichts einer hundeführer an 21 Dienststellen ihre Schütz- Vorführung aus dem Training der Schutz- linge für den Einsatz im In- und Ausland. und Spürhunde begeistert. 172 Militärhunde versehen derzeit ihren Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Dienst im Österreichischen Bundesheer, der 2017 bereits die Patenschaft für Militär- davon sind 44 Spürhunde, fünf Spezialhunde hündin Bella übernommen hat und dieses des Jagdkommandos, ein AFDRU-Rettungs- Mal als Taufpate für Rottweiler-Mädchen Foto: Bgld. Landesmedienservice hund, 70 Schutzhunde, zehn Jagdhunde und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil n Evita fungierte, betonte: „Das Militärhunde- schloß bereits Freundschaft mit seinem 46 Jung- bzw. Zuchthunde. zentrum Kaisersteinbruch nimmt eine ganz Patenkind, dem Rottweiler-Welpen Evita. http://www.bundesheer.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 56 »Burgenland Journal« Ordentliche Tagung 2018/19

Landtagspräsidentin Dunst präsentierte Zahlen der vergangenen Monate und blickte in die Zukunft – Doris Fennes-Wagner als Projektmanagerin der Demokratie-Offensive vorgestellt

andtagspräsidentin Verena Dunst prä- Lsentierte am 12. Juli Zahlen über die ordentliche Tagung 2018/19 und blickte im Rahmen einer Pressekonferenz in die Zu - kunft. Von September 2018 bis Juli 2019 wurden insgesamt 16 Sitzungen abgehalten, in denen 154 Tagesordnungspunkte behandelt wurden, berichtete Dunst. „Ich habe viele Menschen hier im Landtag begrüßen dür- fen“, bilanzierte sie. Im heurigen Jahr rechne sie mit einem Besucherrekord. Im gesamten Jahr 2018 seien 2.764 Personen gezählt wor- den. 2019 kamen bisher insgesamt 1.907 Besucher – davon vorwiegend SchülerIn- nen – ins Landhaus. Die Führungen werden aktuell adaptiert und sollen künftig auf ver- schiedene Zielgruppen maßgeschneidert sein. Das ist ein Teilbereich der bereits angekün- digten Demokratie-Offensive, deren Projekt- managerin Doris Fennes-Wagner heute vor- gestellt wurde. „Die Demokratie soll erleb- barer für die Burgenländerinnen und Bur- genländer werden“, so Fennes-Wagner. In der ordentlichen Tagung 2018/19 wur- den von den Mitgliedern der Landesregie- rung insgesamt 50 Fragen der Abgeordneten beantwortet. Außerdem wurden laut Dunst acht Dringlichkeitsanträge abgeschlossen sowie 48 Gesetzesbeschlüsse und 30 Be - schlüsse – darunter beispielswiese 15a-Ver- einbarungen – gefaßt. 62 Entschließungen wurden behandelt und drei Aktuelle Stunden durchgeführt. Außerdem wurde im Jänner Foto: Bgld. Landesmedienservice eine Parlamentarische Enquete zum Thema Rückblick und Ausblick des Landtages: Projektmanagerin Doris Fennes-Wagner (l.) und Landtagspräsidentin Verena Dunst „Kinder und Jugendliche mit Behinderung im Burgenland: Gleichbehandlung von Be - bereits vor einigen Wochen die Demokratie- Führungen neu gestaltet hinderten und Nichtbehinderten in allen Offensive gestartet, die ab Herbst noch mehr Aktuell erarbeiten StudentInnen der pä - Bereichen des täglichen Lebens“ abgehalten. Menschen einbinden soll. dagogischen Hochschule zielgerichtete Füh- Bildung solle als Hebel für eine demokra- rungsprogramme für Kindergarten- und Besonderer Tag tische Gesellschaft eingesetzt werden, kün- Volksschulkinder sowie für SchülerInnen der Den 28. Februar, jenen Tag, als Dunst als digte Projektmanagerin Doris Fennes-Wag- Sekundarstufe. Ab Oktober sollen die Stu- Landesrätin aus- und als Landtagspräsiden- ner an. Noch in den Sommerferien werde es dentInnen dann auch als Guides unterwegs tin eingestiegen sei, bezeichnete sie als „be - eine Online-Umfrage und eine Fokusgruppe sein, kündigte Dunst an. sonderen Tag“. „Ich freue mich sehr über die zum Thema Jugend und Politik geben. Die Für alle anderen BesucherInnen des Land - rege Tätigkeit im Landtag. Die Abgeordnete Ergebnisse sollen in die Herbstarbeit und in tages werden außerdem spezielle Themen- sind direktes Sprachrohr der Bevölkerung“, eine neue Homepage einfließen, berichtete führungen über demokratische Prozesse, die sagte die Landtagspräsidentin, die „unglaub- sie. Weiters wird für SchülerInnen ab dem Aufgaben des Landtages und die geschichtli- lich viel Freude“ am neuen Amt habe. nächsten Schuljahr der LMS-Kurs „Demo- che Entwicklung des Burgenlandes angebo- kratie und Du“ angeboten. Sechs Module ten. n #politik-er-leben beschäftigen sich mit den Themen der politi- http://www.bgld-landtag.at/ Unter dem Titel #politik-er-leben wurde schen Mitbestimmung in Österreich. https://www.ph-burgenland.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 57 »Burgenland Journal« »Digital Hub Ost«

Landesrätin Astrid Eisenkopf unterstützt das Projekt der Forschung Burgenland gerne: »Die Digitalisierung stellt für die Wirtschaft unsers Landes eine große Herausforderung aber auch Chance dar.«

ie Forschung Burgenland sicherte sich Din einer österreichweiten Ausschrei- bung die Teilnahme an einem von drei „Digital Innovation Hubs“. Ab September können dann Klein- und Mittelbetriebe ver- stärkt auf die Expertise der Forschung Bur- genland – ein Tochterunternehmen der FH Burgenland – bauen und sich im Rahmen von Schulungen für Digitalisierungsprojekte höher qualifizieren. „Wir konnten im Rahmen der nationalen Ausschreibung unsere Kompetenzen eindeu- tig unter Beweis stellen. Nun werden burgen - ländische Klein- und Mittelbetriebe davon noch stärker profitieren“, sagte Landesrätin Astrid Eisenkopf. An den Standorten der Forschung Bur- genland in Eisenstadt und Pinkafeld ballt sich Know-How rund um Zukunftsthemen wie unter anderem die Digitalisierung. „Wir

wickeln aktuell mehrere laufende For- Foto: Bgld. Landesmedienservice schungsprojekte zum Thema Digitalisierung Landesrätin Astrid Eisenkopf mit Forschung Burgenland Geschäftsführer Marcus Keding und ab“, sagte Forschung Burgenland Geschäfts- Christian Heschl, Leiter des Center for Building Technology an der Forschung Burgenland führer Marcus Keding. Thermenschwer- punkte sind dabei der Einsatz von Drohnen mit ist die Forschung mittlerweile auch ein mittlere Unternehmen viele Chancen, stellt im Weinbau, die Nutzung von digitalen wichtiger Arbeitgeber im Burgenland.“ sie aber auch vor große Herausforderungen“, Technologien im Produktionsbereich oder Das Bewußtsein für das Thema Digitali- so Elisabeth Udolf-Strobl, Bundesministerin im Energiesektor. sierung ist unter österreichischen KMU ge - für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort. „Dieses Projekt ist sicherlich ein weiterer stiegen, aber viele Unternehmen schätzen „Mit den ,Digital Innovation Hubs‘ gibt es wichtiger Beitrag zur nachhaltigen und er - sich selbst noch nicht als reif genug für die künftig attraktive Innovations- und For- folgreichen Entwicklung unseres Landes. entsprechenden Herausforderungen ein. Ge - schungs-Netzwerke, die KMU gezielt bei Ich bin seit kurzem für den Bereich For- nau hier kann dieses Projekt des „Digital ihren Digitalisierungsvorhaben unterstützen. schung im Land Burgenland zuständig. Wir Innovation Hubs“ entgegenwirken. Sie können damit die digitale Transforma- ha ben im Bereich der Bildung und For- Christian Heschl, Leiter des Center for tion aktiv gestalten, das nützt der ganzen schung schon einiges geschafft. Die For- Building Technology an der Forschung Bur- Wirtschaft und dem heimischen Standort ins - schung Burgenland – ein Tochterunterneh- genland, wird das Projekt aus burgenländi- gesamt.“ Das von der Österreichischen For- men der FH Burgenland – hat sich zu einer scher Sicht leiten und sieht in der Digitalisie- schungsförderungsgesellschaft (FFG) abge- wichtigen Innovations- und Forschungs- rung eine große Chance für Unternehmen: wickelte Programm war erstmals ausgeschrie - drehscheibe für das Burgenland entwickelt“, „Im ersten Schritt geht es darum, Bewusst- ben, von der Experten-Jury wurden drei so die Landesrätin. sein für die neuen technologischen Möglich- Hubs ausgewählt. Sie umfassen verschiede- Im Geschäftsjahr 2017/2018 wurden ins- keiten und kollaborativen Arbeitsmethoden, ne Einrichtungen (Universitäten, Fachhoch- gesamt 68 Forschungsprojekte mit einem die KMU durch den digitalen Fortschritt zur schulen, außeruniversitäre Einrichtungen, Auftragsvolumen von mehr als 8,75 Millio- Verfügung stehen, zu bilden.“ Kompetenzzentren, Unternehmen, Non-Pro- nen Euro durchgeführt. Die Umsatzerlöse Neben Schulungen und fachlicher weite- fit-Organisationen) und werden nach einer betrugen 2,26 Millionen Euro in diesem Zei- rer Begleitung werden die Experten der For- entsprechenden Aufbauphase jeweils in traum, eine Steigerung von 22 Prozent im schung Burgenland ihren Unternehmenspart - mehreren Bundesländern ihre Leistungen in Vergleich zum Jahr 2016/2017. Die Anzahl nern auch in Sachen Förderungen und För- Digitalzentren anbieten. Gesamt stehen drei der MitarbeiterInnen stieg kontinuierlich, derverträgen beratend zur Seite stehen. Millionen Euro Budget zur Verfügung. n waren es im Jahr 2014 noch zehn Mitarbei- https://www.forschung-burgenland.at/ ter, so sind es heute 33 – zurückführend auf BMDW investiert drei Millionen Euro https://www.ffg.at/dih/ eine erfolgreiche Projekt-Akquisition. „So - „Die Digitalisierung bringt für kleine und https://www.bmdw.gv.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 58 »Burgenland Journal« Faszinierende Naturkulisse im Blickpunkt

Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel soll zu einer starken Marke weiterentwickelt werden Foto: Österreich Werbung / Popp-Hackner Foto: Österreich Werbung Faszinierender Sonnenuntergang im Nationalpark Neusiedler See bei Apetlon

usgedehnte Wiesen, Hutweiden, salz- lichkeitsarbeit sowie Umweltbildung ver- tische Rückschau und eine aktive Bestands- Ahaltige, periodisch austrocknende Lak- stärkt werden und sich der Nationalpark zu aufnahme genommen, denn seit der Grün- ken, eine reiche Fülle an Tieren und Pflan- einem grenzüberschreitenden Erfolgsprojekt dung vor 25 Jahren unterliegt die National- zen: Der 1993 gegründete Nationalpark Neu - entwickeln“, betonte Natur- und Umwelt- parkgesellschaft sich stetig ändernden Rah- siedler See – Seewinkel, Österreichs einziger schutzlandesrätin Astrid Eisenkopf, Vor- menbedingungen. Tätigkeitsbereiche und Steppen-Nationalpark, zählt zu den faszinie- standsmitglied der Nationalparkgesellschaft, Aufgabeninhalte der MitarbeiterInnen sind rendsten Naturräumen Europas. Mittlerweile am 17. Juli in einer gemeinsamen Presse- durch die sehr unterschiedlichen Erwar- bietet der Nationalpark das ganze Jahr über konferenz mit Landesrat Christian Illedits, tungshaltungen der Zielgruppen und Stake- ein vielfältiges Besucherprogramm mit zahl- Obmann LAG nordburgenland plus, und Na - holder vielschichtiger geworden. Daher sind reichen Exkursionen an. „Der Nationalpark tionalparkdirektor Johannes Ehrenfeldner im interne, aber auch externe Anpassungen er - Neusiedler See – Seewinkel und unser Informationszentrum Nationalpark Neusied- forderlich, um Änderungen, neuen Heraus- grenzüberschreitendes Welterbe sind nicht ler See – Seewinkel in Illmitz. forderungen und Zukunftsfeldern offensiv nur ein Lebensraum für verschiedene Tier- Die Verwirklichung dieses Erfolgspro- begegnen zu können. und Pflanzenarten, der Nationalpark ist auch jekts war aber nur möglich, weil hier sehr Deshalb wurde in Kooperation mit dem ein Ort, an dem durch zahlreiche Projekte viele AkteurInnen mitgewirkt haben. Sie und „Verein nordburgenland plus“, der seit 2007 Wissen und Emotionen vermittelt werden. die Verantwortlichen haben den Blick aber für die Umsetzung des EU-Förderprogram- Dadurch konnte die Zusammenarbeit in den nicht nur in die Vergangenheit, sondern viel mes LEADER im Nordburgenland verant- Bereichen Forschung und Monitoring, Flä- mehr in die Zukunft gerichtet. So wurde das wortlich ist, das Projekt „Blickpunkt Natio- chenmanagement, Ökotourismus und Öffent - Jubiläumsjahr 2018 zum Anlaß für eine kri- nalpark“ initiiert. Dazu Obmann Landesrat

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Christian Illedits: „Dieses Projekt wurde im Jubiläumsjahr 2018 gestartet und endet im Juli 2020. Die Gesamtkosten, die zu 85 Pro- zent aus dem LEADER-Programm gefördert werden, belaufen sich auf 300.000 Euro. Das Projekt verfolgt im Wesentlichen das Ziel, den Nationalpark Neusiedler See – Seewin- kel zu einer starken Marke weiterzuentwik- keln und ein hohes Maß an Bekanntheit bzw. die Wahrnehmung der Marke und die Identi- fikation mit dieser zu erreichen. Die Auftei- lung des Projektes in drei Teilbereiche er - leichtert zielgerichtete Maßnahmen, um die Akzeptanz und das positive Bewußtsein – für den durch das ‚Unternehmen Nationalpark‘ aktiv geleisteten Naturschutz – langfristig in nerhalb der eigenen Strukturen, als auch bei Partnern und externen Zielgruppen zu sichern.“ Foto: Bgld. Landesmedienservice Nationalparkdirektor Johannes Ehrenfeldner (l.) Natur- und Umweltschutzlandesrätin Astrid Projektteil 1: Markenentwicklung: Eisenkopf und Landesrat Christian Illedits, Obmann LAG nordburgenland plus, präsentierten das LEADER-Projekt „Blickpunkt Nationalpark“ Corporate Identity – Corporate Design Die Unternehmensphilosophie, also Cor- pen attraktiv zu bleiben, ist eine Überarbei- Bereichen Wirtschaft und Tourismus soll die porate Identity, besteht bewußt oder unbe- tung und Neuausrichtung dringend erforder- positive Wahrnehmung des Nationalparks in wußt zu jeder Zeit und ist aus der Geschichte lich. Vor allem ist die Anpassung und Über- der Region und die nachhaltige Identifika- des Nationalparks, dem Zweck, den Normen nahme des im Projektteil 1 entwickelten Cor - tion der regionalen Bevölkerung und der und Einstellungen und nicht zuletzt aus den porate Designs zum Zweck des einheitlichen Stakeholder mit dem Nationalpark stärken. Visionen der handelnden MitarbeiterInnen Auftritts im Print-, wie auch im Online-Be - Die authentische Kommunikation, das heißt hervorgegangen. Mithilfe einer externen Be - reich und dem dadurch garantierten Wieder- die Personifizierung und Emotionalisierung rateragentur sollen die Unverwechselbarkeit erkennungswert notwendig. Die digitale der Marke Nationalpark mit den dazugehöri- und die Werte des Nationalparks Neusiedler Kommunikation der Marke ist Teil des ganz- gen „Gesichtern“, die gemeinsamen Akti- See – Seewinkel für die Mitarbeiter bewußt- heitlichen Kundenerlebnisses und Mittel vitäten und Interaktionen, schaffen einen gemacht werden. Gleichzeitig transportiert einer gezielten stärkeren Kundenorientierung. Mehrwert für den Kunden und das Unterneh - die passende Kommunikation die Philoso- men Nationalpark. Primäres Ziel der geplan- phie, den Sinn und Zweck, also die Identität Projektteil 3: Brand Content – Image- ten Aktivitäten ist die nachhaltige Integra- des Nationalparks, nach außen und macht stärkung, Aufbau und Vermittlung tion des Schutzgebietes in das regionale Be - diese für Dritte verständlich und nachvoll- des Markenbewußtseins wußtsein und die Erhöhung der Akzeptanz ziehbar. Daher ist die Weiterentwicklung und Eine ganztägig ausgerichtete Auftaktver- für die sensiblen Lebensräume. n Anpassung eines stimmigen Corporate De - anstaltung für die regionale Bevölkerung in http://www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at/ signs erforderlich, das unverkennbar die Kooperation mit lokalen Partnern aus den https://www.nordburgenlandplus.at/ Unternehmensphilosophie und die Charak- tereigenschaften widerspiegelt. Das überar- beitete Corporate Design garantiert ein ein- heitliches Bild der Wahrnehmung in der Öf - fentlichkeit, sowohl über die handelnden Per - sonen, als auch über die Printmedien. Ein Bildband vermittelt Eindrücke der Region, symbolisiert die Werte des Nationalparks und ist ein weiteres Werkzeug in der Kommuni- kation des Images und des Leistungsspek- trums.

Projektteil 2: Markenkommunikation – Umgestaltung der Unternehmens- Website Die aktuelle Website des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel entspricht nicht mehr den gestellten Anforderungen im Onli- / Diejun Foto: Österreich Werbung ne-Bereich. Um für UserInnen und Zielgrup- Klatschmohn im Seewinkel bei St. Andrä am Zicksee

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 60 »Burgenland Journal« Stadt- wird zum Regionalbus

Kommunale Zusammenarbeit für mehr Mobilität im Raum Eisenstadt

er Eisenstädter Stadtbus ist seit seiner DEinführung im Dezember 2016 ein wah - res Erfolgsprojekt. Denn durch diesen Bus ist es gelungen, die Bevölkerung quer durch alle Alters- und Berufsschichten für den öf - fentlichen Nahverkehr zu begeistern. Ge- meinsam mit den drei Umlandgemeinden Os - lip, St. Margarethen und Schützen am Gebir- ge sowie dem Verkehrsverbund Ostregion wird der Stadtbus für zwei Wochen zum Re - gionalbus: Von Montag, 19. Bis Freitag, 30. August wird der Eisenstädter Stadtbus auf die Gemeinden Schützen, Oslip und St. Mar- garethen erweitert und so zu einem Regio- nalbus. Dieser Pilotversuch soll entsprechen - de Erfahrungen bringen, um für die Zu kunft zu einer neuen Qualität der Mobilität zu kommen. „Wir müssen dafür sorgen, daß künftig jede Burgenländerin und jeder Burgenländer Foto: Zugang zu öffentlichen Verkehr hat. Zu Bei der Präsentation des Pilotversuchs für den Regionalbus (v.l.): die Bürgermeister Stefan Bubich (Oslip), Thomas Steiner (Eisenstadt), Roman Zehetbauer (Schützen) und Eduard einem öffentlichen Verkehr, der leistbar ist, Scheuhammer (St. Margarethen) der flächendeckend ist und die Möglichkeit schafft, daß niemand ein eigenes Auto Dennoch ist da noch viel Luft nach oben. umgesetzt werden“, so VOR-Geschäftsfüh- braucht, um mobil zu sein“, zeigt sich Bür- Zusätzliche, schnelle Busanbindungen nach rer Thomas Bohrn. germeister Thomas Steiner von dem Projekt Wulkaprodersdorf und vermehrt auch Rich- Für die Fahrgäste aus diesen drei Ge - überzeugt. tung Familypark wären für unsere Gemeinde meinden wird es möglich sein, sowohl inner- eine Bereicherung“, weiß St. Margarethens halb der jeweiligen Gemeinde mobil zu sein, Erfolgsmodell mit Vorbildcharakter Bürgermeister Eduard Scheuhammer. aber auch zwischen den Gemeinden, ein- Vor mehr als zehn Jahren ist der Versuch, Auch Schützens Bürgermeister Roman schließlich der Stadt Eisenstadt, St. Georgen einen sogenannten Stadt-Land-Bus zu eta- Zehetbauer schlägt in dieselbe Kerbe: „Von und Kleinhöflein. Und natürlich können blieren, gescheitert. Seit Ende 2016 ist der Schützen aus haben wir bereits eine gute auch die Eisenstädter mit dem Bus in die Eisenstädter Stadtbus Realität und das Sy - bestehende Bus- und Bahnverbindung nach genannten drei Ortschaften fahren. stem funktioniert hervorragend. Mittlerweile Eisenstadt. Der neue Regionalbus ist aber nützen fast 1.500 Menschen täglich den eine tolle Ergänzung und kann neue Akzente Kostenlos während des Pilotversuchs Stadtbus, somit also über 350.000 jährlich. für die Bevölkerung setzen.“ Die Benützung all dieser Buslinien ist in Mit einer positiven, einzigartigen Marketin- Die Osliper Bevölkerung werde vom diesen beiden Wochen gratis, da es sich ja goffensive konnte die Stadt Eisenstadt die Regionalbus besonders profitieren, ist Bür- lediglich um einen Pilotversuch handelt. Bevölkerung für die Benutzung öffentlicher germeister Stefan Bubich überzeugt: „Durch Auch innerhalb der Stadt Eisenstadt kann Verkehrsmittel begeistern. den Regionalbus gibt es eine noch bessere man das gesamte Stadtbusangebot gratis Bereits vor über einem Jahr wurden Ge - Verbindung zum Bahnhof Schützen und in testen. Beim Einsteigen wird von den Chauf- spräche mit Bürgermeistern aus dem Bezirk die Landeshauptstadt. Besonders freut es feuren eine Gutscheinkarte ausgegeben, die betreffend die Erweiterung des Stadtbusses mich, daß die Osliper Bevölkerung auch St. für die gesamten zwei Wochen gilt und auch geführt. „Mit dem zweiwöchigen Pilotver- Margarethen und den Familiypark mit öf - in den VOR Regionalbussen 285 und 286 such wollen wir jetzt die Bevölkerung aus fentlichen Verkehrsmittel wieder erreichen anerkannt wird. Und das Parkticket der Ei - Schützen, Oslip und St. Margarethen für Fra - kann. Die Verbindung, Oslip – St. Margare- senstädter Tagesparkplätze gilt am selben Tag gen des öffentlichen Verkehrs sensibilisieren then, wurde ja vor einigen Jahren vom VOR als Gratis-Tagesfahrschein für den Stadtbus. und im Echtversuch überprüfen, ob die Men- aufgelassen!“ Wer eine Fahrkarte für den VOR Linien- schen ein solches Angebot annehmen. „Die Aktion ist ein gutes Beispiel für eine bus oder den Zug nach Eisenstadt kauft, Gleichzeitig dient er als Werbemaßnahme gelungene Kooperation der Verkehrsverbun- kann in Eisenstadt mit dem Stadtbus gratis für den Stadtbus“, erläutert Steiner. des Ost-Region mit Partnern in der Region, weiterfahren. n „Das bestehende Angebot des VOR zwi- wo auch neue Ansätze ausprobiert und un - https://www.eisenstadt.gv.at/ schen St. Margarethen und Eisenstadt ist gut. kompliziert zum Vorteil der Menschen http://www.stadtbuseisenstadt.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 61 »Burgenland Journal« In enger Verbundenheit mit Diözese Eisenstadt

Die Burgenländische Gemeinschaft in ihrer Brückenfunktion zwischen Amerika und dem Burgenland kam bei einem herzlichen Empfang im Eisenstädter Haus der Begegnung zusammen Foto: Diözese Eisenstadt / Gerald Gossmann Dominik Orieschnig (Mitte), Bischöflicher Sekretär der Diözese Eisenstadt, empfing in Vertretung von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics die Burgenländische Gemeinschaft im Rahmen eines sehr herzlichen Treffens im Haus der Begegnung. Die Burgenländische Gemeinschaft bildet seit Jahrzehnten eine wichtige Brücke zwischen dem Burgenland und Amerika. Im Oktober wird Bischof Zsifkovics mit einer kleinen Delegation der burgenländischen Community in New York, Chicago und Toronto einen Besuch abstatten.

as wäre meine Erzdiözese Chicago Zusammengehörigkeit durch genländerInnen betont, und eine kleine De - Wohne die Gläubigen aus dem Burgen- Glaube, Kultur und Sprache legation aus dem Burgenland werden eine land?“, stellte einst Kardinal Joseph Bernar- Dominik Orieschnig, Bischöflicher Se - Einladung der Burgenländischen Gemein- din von Cincinnati und Chicago im Audienz- kre tär, Kenner und guter Freund der Com- schaft von New York annehmen und die Bur- zimmer von Papst Johannes Paul II. gegen - munity der AuslandsburgenländerInnen, genländerInnen in New York, Chicago und über dem damaligen Eisenstädter Diözesan- sorgte für den herzlichen Empfang. Auch Toronto besuchen. bischof Stefan László in den Raum. In eben HdB-Direktor Engelbert Marakovits begrüß- diesem Raum befand sich auch ein junger te die Gäste sehr herzlich. Für den Erfolg, Achtung, Offenheit und fleißige Hände Sekretär des damaligen Bischofs, der nun das Zusammengehörigkeitsgefühl und die seit Bischof Zsifkovics, der wegen der diöze- selbst Bischof ist: Ägidius J. Zsifkovics. Die über 60 Jahren betriebene Identitätspflege sanen Pilgerreise nach Bulgarien selbst nicht 1956 gegründete Burgenländische Gemein- seien Glaube, Kultur und Sprache sowie das beim Treffen der Burgenländischen Gemein- schaft pflegt seit eh und je eine sehr enge eindrucksvolle persönliche Engagement schaft dabei sein konnte, würdigte immer Verbindung zur Diözese Eisenstadt. Alljähr- ganz entscheidende Faktoren, so Orieschnig. wieder die tiefe Verwurzelung der Auslands- lich kommt sie auf Einladung der Diözese Besonders freue er sich auf das Wiedersehen burgenländerInnen in den USA und Kanada Eisenstadt und Bischof Zsifkovics im Bur- mit der Community im Oktober in den USA. im Glauben. Die von ihnen gelebte Offen- genland zusammen – heuer im Eisenstädter Bischof Zsifkovics, der immer wieder seine heit, Vielfalt, Gastfreundschaft und Solida- Haus der Begegnung (HdB). enge Verbundenheit mit den Auslandsbur- rität seien eindrucksvolle Kennzeichen der

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Gemeinschaft und ihres religiösen Lebens. Ihre Pflege der burgenländischen Identität zeige, daß nicht Abgrenzung und Abwertung des bzw. der anderen, sondern die Liebe zum Eigenen und das Schätzen und Achten des anderen der richtige Weg sei. „Unsere ausge- wanderten Landsleute haben ihre fleißigen Hände immer wieder zum Gebet gefaltet, aber auch zum Aufbau ihrer neuen Existenz eingesetzt. Sie waren gesuchte Handwerker und Facharbeiter, die zum Aufbau und Wohl- stand Amerikas ihren Beitrag geleistet ha - ben“, zitierte Orieschnig den Bischof.

Miss Burgenland New York Im Rahmen des Treffens wurde auch die „Miss Burgenland New York“, die alljähr- lich im November in New York gewählt wird, vorgestellt. Kristen Szoldatits ist die aktuelle Foto: Diözese Eisenstadt / Gerald Gossmann Wie die Mutter, so die Tochter: Kristen Szoldatits bekommt als neue Miss Burgenland ein Miss Burgenland, und das 26 Jahre, nach- Kreuz der Diözese überreicht und läßt für Bischof Zsifkovics ein Portrait als Andenken da. Vor dem bereits ihre Mutter Linda Szoldatits zur 26 Jahren war ihre Mutter Linda (links im Bild) Miss Burgenland New York. Walter Dujmovits Miss Burgenland New York gewählt worden (rechts im Bild) kann als Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft auf diese Zeitspanne war. zurückblicken. ter und neuer Heimat, die sich für die Pflege genland, das mit Abstand häufigste Zielland Burgenländische Gemeinschaft und Förderung der Heimatverbundenheit der waren die USA. Jene rund 20.000 Emigran- Die 1956 gegründete Burgenländische Landsleute in aller Welt einsetzt. Der Verein ten, die vor 1880 auswanderten, konnten sta- Ge meinschaft ist als Interessensvertretung hat Sitze in mehr als zehn Staaten, die mei- tistisch nie erfaßt werden. n der ins Ausland ausgewanderten Burgenlän- sten in den USA. Rund 66.000 Menschen https://www.martinus.at/ derInnen eine wichtige Brücke zwischen al - emigrierten im 20. Jahrhundert aus dem Bur- http://www.burgenlaender.com/

200 Jahre Kirche Stinatz – Bischof spendete neue Glocke ls ‚Kind dieser Pfarre‘ möchte ich eine A200 Jahre alte Lücke schließen und die nun generalsanierte Kirche meiner Heimat- pfarre, den Altar und auch eine vierte Glocke weihen, die mein persönliches Geschenk an meine Heimatpfarre Stinatz ist“: Was Bi - schof Ägidius J. Zsifkovics im Rahmen der großen Feier „200 Jahre Kirche Stinatz“ am 1. Juli sehr schlicht und bescheiden zusam - menfaßte, war nichts weniger als ein denk- würdiges historisches Ereignis für die Pfarr- kirche Stinatz und zugleich das Resultat um - fassender persönlicher Bemühungen des Bi - schofs, die die Renovierung der Kirche aller- erst möglich gemacht haben. Bischof Zsif- kovics war es auch, der das Jubiläum seiner Heimatpfarre im Auge hatte und die Pfarrge-

meinde daran erinnerte. Foto: Diözese Eisenstadt / Dominik Orieschnig Die dafür notwendigen Gelder in der Bischof Ägidius J. Zsifkovics legt die von ihm organisierten Reliquien der Heiligen Petrus und Höhe von rund 900.000 Euro – vom Land Paulus in die dafür vorgesehene Ausnehmung beim Altar – eine zentrale Handlung der nach Burgenland, der Diözese Eisenstadt, der 200 Jahren nachgeholten Kirchweihe mit der der Bischof der Stinatzer Kirche ihre volle wei- herechtliche Würde gibt. Pfarre und dem Bundesdenkmalamt – kamen allererst auf Initiative und dank des Engage- einem Quartett: „Die neue Glocke und das Gemeinde, die von der Einheit in der Vielfalt ments von Bischof Zsifkovics zustande. Die gesamte Geläut sind eine Einladung an uns lebt“, so Bischof Zsifkovics in seiner Pre- 230 kg schwere neue Glocke, gespendet vom zum Hinhören auf Gott, zum Auftanken in digt. n Bischof, erweitert das bestehende Trio zu der Kirche und zum Zusammenwirken in der https://www.martinus.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 63 »Burgenland Journal« »Burgenland is(s)t innovativ«

Erstmals wird der Innovationspreis der Landwirtschaftskammer für innovative Ideen vergeben

nnovation ist einer der Schwerpunkte, die Ivom Präsidenten der Burgenländischen Landwirtschaftskammer, Nikolaus Berlako- vich, seit Beginn seiner Amtszeit auf der Ta - gesordnung stehen: „Innovation macht unsere Land wirtschaft zukunftsfit und wettbewerbs- fähig. Sie ist eine Chance für unsere klein- strukturierten Betriebe. Unsere Landwirte kre ieren neue Produkte und schaffen damit neue Absatzmöglichkeiten“, so Berlakovich. Burgenländische Bauern sind kreativ und in - novativ. Um ihre Ideen zu würdigen, wird dieses Jahr zum ersten Mal der Innovations- preis der Landwirtschaftskammer „Burgen- land is(s)t innovativ“ vergeben. Die burgen- ländischen Landwirte sollen einerseits prä- miert werden, andererseits sollen sie mit ihren Ideen andere Betriebe motivieren, neue Wege in der Landwirtschaft zu gehen. Neben Beratungsveranstaltungen zu die- sem Schwerpunkt wurde eine Social Media Foto: LK Burgenland / Magdalena Kaiser Foto: Kampagne ins Leben gerufen und eine eige- Präsident Nikolaus Berlakovich und die Innovationsbeauftragte Tanja Eisenbarth präsentieren ne Innovationsbeauftragte, Tanja Eisenbarth, den Innovationspreis der LK „Burgenland is(s)t innovativ“. eingesetzt, um „Innovation in der Landwirt- schaft“ aufzubauen. Ihre Aufgabe ist es, die 500 Euro Preisgeld ausgezeichnet. Die Aus- auch ein Onlinevoting, bei dem jeder einge- erste Anlaufstelle in der Burgenländischen zeichnung wird von der Raiffeisenlandes- laden ist mitzumachen. zu finden. Hier gibt Landwirtschaftskammer für Betriebe zu bank Burgenland, Pioneer, Die Österreichi- es schon vorab nähere Infos zu den 25 Be - sein, die innovative Ideen haben und diese sche Ha gelversicherung und der Burgenlän- trieben. Neben Beratungsveranstaltungen zu umsetzen möchten. Landwirte sollen ermu- dischen Landwirtschaftskammer gesponsert. diesem Schwerpunkt wurde eine Social Me - tigt werden, neue Wege zu gehen und neue Die Gewinner werden anhand eines Publi- dia Kampagne ins Leben gerufen und mit Betriebszweige zu finden. kumvotings auf der Inform (28.8. bis 1.9.) Tanja Eisenbarth eine eigene Innovationsbe- „Ich sehe mich als zentrale Anlaufstelle und eines Onlinevotings (30.7. bis 1.9.) auftragte eingesetzt, um „Innovation in der zwischen Landwirt und der Idee. Im letzten gekürt. Landwirtschaft“ aufzubauen. n halben Jahr haben wir innovative Betriebe https://bgld.lko.at/innovation im Burgenland ausfindig gemacht, die An - 25 innovative Betriebe reiz für unsere Landwirte liefern sollen, neue stehen zur Auswahl Die Inform Oberwart Wege zu gehen. Ziele dieser Netzwerkkoor- Bei der Inform im Innovationsbereich des Seit fast einem halben Jahrhundert liefert dination sind es, eine Vorbildwirkung und Messestands der LK präsentieren sich 25 die Inform Oberwart Antworten auf unzähli- Mo tivation für Landwirte zu schaffen und Betriebe mit ihren kulinarischen Produktin- ge Fragen, vernetzt Geschäftspartner mitein- mehr Wertschöpfung für die Landwirtschaft novationen. BesucherInnen können mit den ander, bringt KundInnen zum richtigen im Burgenland zu generieren“, so Tanja Ei - ProduzentInnen der landwirtschaftlichen Fachmann und Feierlustige ins Partyzelt. Die senbarth. Betriebe in Kontakt treten, sich über die Pro- Inform findet heuer schon zum 49. Mal statt Der nächste große Schritt ist die Aus- dukte informieren und diese verkosten. Hier und hat sich im Laufe der Jahrzehnte als zeichnung innovativer Ideen der Landwirte: gibt es auch das Publikumvoting. Die Besu- Königin aller Messeveranstaltungen im Bur- „Der Preis ist auch eine Maßnahme, um die cherInnen können für ihre Favoritin/ihren genland etabliert. Wer durch die Ausstel- Betriebe vor den Vorhang zu holen und den Fa voriten abstimmen. Unter allen Teilneh- lungshallen der Inform flaniert, findet am En - Konsumenten die Vielfalt burgenländischer merInnen des Publikumvotings wird ein de immer eine Antwort, hat Spaß und macht agrarischer Produkte zu zeigen“, so der Prä- Schmankerlkorb der innovativen burgenlän- ein gutes Geschäft. Kein Wunder, bei diesem sident. Beim Innovationspreis der LK wer- dischen Bauern verlost. Mix an Branchen, Angeboten und Ausstel- den drei Plätze vergeben: Der erste Platz ist lern. Auch 2019 wieder ein fixer Bestandteil mit 1.000 Euro dotiert, der zweite Platz wird Voten auf LK Online der Inform: die Sicherheitsmesse! n mit 750 Euro geehrt und der dritte Platz mit Zusätzlich zum Publikumvoting gibt es http://www.inform-oberwart.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 64 »Burgenland Journal« Land erwirbt Schloß Tabor

Bezirk Jennersdorf bekommt eigenständiges Landes-Kulturzentrum – LH Doskozil: Großer Wurf für die Region – alle Bürgermeister ziehen mit Foto: jOPERA / Valentin Blüml / Valentin Foto: jOPERA Szenische Freilichtaufführung auf Schloß Tabor in Neuhaus am Klausenbach, einem der schönsten romantischen Plätze des Burgenlandes: Unser Bild zeigt das Ensemble von Friedrich von Flotows Opernrarität „Martha“.

inen kultur- und regionalpolitischen LH Doskozil treibt als Kulturreferent werden sich unsere Festivals und Kulturstan- EPaukenschlag präsentierte Landeshaupt- eine grundlegende Neuordnung der burgen- dorte dann noch besser in Szene setzen kön- mann Hans Peter Doskozil am 1. August – ländischen Kultur- und Festivallandschaft nen – mit allen damit verbundenen positiven wenige Stunden vor der heurigen „jOPERA- voran. Nach der Einigung mit Esterhazy und Effekten auf den Tourismus und die regiona- Premiere“ – gemeinsam mit Intendant Diet- der damit verbundenen Wiederaufnahme der le Wirtschaft“, so Doskozil. mar Kerschbaum und politischen Vertretern Opernfestspiele in St. Margarethen, dem lau- der Region: Das Land Burgenland erwirbt fenden Um- bzw. Neubau des KUZ Matters- Schloß hat sich mit Festival über die BELIG das Schloß Tabor in Neu- burg, dem Ankauf der Synagoge Kobersdorf »jOPERA« als herausragender haus am Klausenbach – der Bezirk Jenners- und der bevorstehenden Sanierung der Burg Kulturstandort etabliert dorf bekommt damit ein eigenständiges Lan- Schlaining ist der Ankauf von Schloß Tabor Das Schloß Tabor habe sich mit dem Fe - des-Kulturzentrum. „Wir haben diese Lösung eine weitere Etappe. Generell gehe es auch stival „jOPERA“ als herausragender Kul- gründlich vorbereitet und intensiv mit allen darum, Standorte und Betriebe in die Kultur- turstandort etabliert. „Das Festival hat sich Partnern – vor allem mit den Bürgermeistern betriebe Burgenland (KBB) einzubringen in den letzten 15 Jahren unter der Intendanz des Bezirks – ausdiskutiert. Ich bin über- oder mit ihnen Kooperationsvereinbarungen von Dietmar Kerschbaum einen Spitzenplatz zeugt, daß wir damit einen großen Wurf ge - zu schließen. Das soll gemeinsames Auftre- unter den europäischen Opernfestivals erar- schafft haben, von dem die burgenländische ten im Marketing, Ticketing und im Vertrieb beitet. Es wird mit der Übernahme des Kultur, der Festival-Standort Schloß Tabor erleichtern und grundsätzlich zu einer zielge- Schlosses durch das Land gesichert und ge - und die gesamte Region profitieren werden.“ nauen Abstimmung führen. „Unterm Strich stärkt“, betonte der Landeshauptmann. Dar-

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 65 »Burgenland Journal« Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (Mitte) mit Intendant Dietmar Kerschbaum (4.v.r.) sowie den Bürgermeistern aus der Region.

über hinaus soll das Schloß in der Verant- wortung des Landes ganzjährig für Kultur- veranstaltungen genutzt werden, die KBB ar - beite bereits an einem entsprechenden Kon- zept. „Das wird das kulturelle Leben des Be - zirks bereichern – und auch für Impulse im Tourismus sorgen“, ist der Landeschef über- zeugt. Die Liegenschaft umfaßt eine Fläche von 16.613 Quadratmeter, von denen 1.411 Qua- dratmeter verbaut sind. Eigentümer war bis- her die EFIS-Stiftung. Die BELIG erwirbt das Schloß – auf der Basis eines Wertgutach- tens – zum Kaufpreis von 850.000 Euro. „Der Kauf ist am Mittwoch (31. Juli, Anm.) über die Bühne gegangen. Das Schloß Tabor wird Teil der KBB und wird nun ganzjährig bespielt. Danke an die Bürgermeister der Re -

gion, die das positiv mittragen“, ergänzte Foto: Bgld. Landesmedienservice Doskozil. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mit Lebensgefährtin Julia sowie Frank Hoffmann und Intendant Dietmar Kerschbaum (v.l.) Reinhard Jud-Mund, Bürgermeister von Neuhaus am Klausenbach, spricht von einem „KUZ“-Saal seit geraumer Zeit baubehörd- ganz besonderer Tag. Es sind heute fast 20 „Riesengewinn“ für seine Gemeinde und lich gesperrt ist und nur mit Millionenauf- Jahre, wo wir versuchen, im Südburgenland den Bezirk: „Das Raabtal mit im Verbund des wand saniert werden könnte – werde umge- Kultur zu schaffen und zu bieten. Schloß Ta - Dreiländernaturparks Örseg-Goricko-Raab kehrt durch eine geplante neue Mehrzwek- bor ist ein Ort der Begegnung und kulturel- lebt vom sanften Tourismus. Dieses Projekt khalle für Veranstaltungen aufgewertet. „Da len Besinnung geworden. Dieses ‚Kind‘ ist unterstützt diese Ausrichtung und stärkt die bin ich mit dem Landeshauptmann in kon- in den letzten Jahren groß geworden. Nun ist Region. Ich freue mich schon auf eine gute struktiven Gesprächen über eine Unterstüt- mit der KBB alles in einer kontrollierten Zusammenarbeit.“ zung durch das Land. Es soll vorrangig eine Einheit – und es ist sehr wichtig, daß wir Auch der Bürgermeister des Bezirksvor- Sport- und Vereinsstätte sein. Ich hoffe, daß auch die Gemeinden des Bezirks weiter mit orts Jennersdorf, Reinhard Deutsch, steht wir das Projekt gemeinsam mit dem Land an Bord haben.“ n hinter der Zukunftslösung für das Schloß umsetzen können.“ https://www.jopera.at/ Tabor. Die Stadt Jennersdorf – in der der frü- Intendant Dietmar Kerschbaum zeigte https://kulturbetriebe.at/ here, im Gemeindeeigentum befindliche sich zufrieden: „Für mich persönlich ist es ein https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Tabor

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 66 Wirtschaft Konjunkturabschwächung bremst Österreichs Wachstum

Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzt nach der Verschnauf- pause im Juni mit einem Rückgang auf 1,6 Punkte seine Talfahrt fort

ach einer kurzen Pause im Vormonat Nsetzt sich die Eintrübung der Konjunk- turstimmung in Österreich zur Jahresmitte 2019 sogar wieder mit beschleunigtem Tem - po fort. „Der UniCredit Bank Austria Kon- junkturindikator ist im Juni auf 1,6 Punkte gesunken, den niedrigsten Wert seit März 2016 und unter dem langjährigen Durch- schnitt“, erläutert UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und er - gänzt: „Nach dem aktuellen Rückgang steht die Konjunkturampel in Österreich erstmals seit drei Jahren nicht mehr uneingeschränkt auf Grün. Politische Unsicherheiten und schwelende Handelskonflikte erhöhten zur Jahresmitte 2019 die Herausforderungen im Exportgeschäft. Die gestiegenen Konjunk- tursorgen weltweit belasten die Stimmung in der heimischen Wirtschaft immer stärker.“ mungsindikator ist im Juni auf den niedrig- für Autos aus der Europäischen Union nicht Der Optimismus der sten Wert seit dem Herbst 2012 zu rück - vom Tisch. KonsumentInnen nimmt ab gegangen. Während sich im Handelsstreit Die exportorientierte heimische Industrie Der aktuelle Rückgang des UniCredit zwischen den USA und China mit der etwas ist unter diesen Bedingungen unter Druck Bank Austria Konjunkturindikators ist vor- verbesserten Aussicht auf ein Abkommen geraten und das Neugeschäft nimmt ab. Das dringlich einer erneuten Verschlechterung eine leichte Entspannung andeutet, haben zweijährige Stimmungshoch in der österrei- des globalen Wirtschaftsumfelds zur Jahres- die globalen Konjunktursorgen durch stei- chischen Industrie ist vorüber und der lang- mitte geschuldet. gende politische Unsicherheiten im Na hen jährige Durchschnitt wird mittlerweile unter- Der auf Basis der österreichischen Aus- Osten zugenommen. Zudem ist auch die Ver- schritten. „Je länger die heimische Industrie senhandelsanteile ermittelte Ex portstim - hängung von zusätzlichen US-Importzöllen unter den globalen Unsicherheiten leidet,

Prognose Österreich Konjukturprognose 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,8 2,9 0,7 0,0 0,7 1,1 2,0 2,6 2,7 1,4 1,3 Industrieproduktion (real, Vdg. z. Vorjahr) 7,0 6,7 0,1 0,8 1,1 2,4 2,5 4,2 3,8 2,5 2,0 Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,0 1,3 0,5 -0,1 0,3 0,4 1,4 1,4 1,6 1,5 1,3 Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) -2,6 6,6 0,9 1,6 -0,4 2,3 4,3 3,9 3,4 2,5 1,2

Inflationsrate (Vdg. zum Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 0,9 2,1 2,0 1,7 1,9 Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,1 8,5 7,7 7,4 7,4 Beschäftigung (Vdg. zum Vorjahr in %) **) 0,8 1,9 1,4 0,6 0,7 1,0 1,6 2,0 2,5 1,8 0,8 Öff. Haushaltssaldo (in % des BIP) ***) -4,4 -2,6 -2,2 -2,0 -2,7 -1,0 -1,6 -0,8 0,1 0,1 0,2 Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) 82,7 82,4 81,9 81,3 84,0 84,7 83,0 78,2 73,8 71,4 69,0

*) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen ***) eigene Schätzung Quelle: UniCredit Research

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 67 Wirtschaft umso höher ist das Risiko, daß die Schwäche Jahre aufgrund der schwächeren globalen Vor neuer Runde geldpolitischer auch auf andere Bereiche der Wirtschaft Konjunktur nicht mehr halten. Die Inlands- Lockerung in den USA und im Euroraum übergreift. Noch zeigt sich der Bau- sowie der nachfrage, angetrieben vom privaten Kon- Die niedrigen Inflationserwartungen und Dienstleistungssektor gestützt auf die gute sum, wird jedoch für ein anhaltendes die gestiegenen konjunkturellen Unsicher- Stimmung der Konsumenten aber wider- Wachstum von 1,4 Prozent im Jahr 2019 und heiten in den vergangenen Wochen haben standsfähig“, meint UniCredit Bank Austria 1,3 Prozent 2020 sorgen. Damit wird die den geldpolitischen Ausblick für das zweite Ökonom Walter Pudschedl. österreichische Wirtschaft weiterhin etwas Halbjahr 2019 sowie 2020 verändert. In den Am Bau ist die Stimmung aufgrund vol- besser in Schwung sein als der Euroraum, USA steht der Beginn eines geldpolitischen ler Auftragsbücher weiterhin gut, allerdings für den wir einen Anstieg des BIP um jeweils Lockerungszyklus nunmehr unmittelbar be - ist der Höhepunkt auch hier mittlerweile klar 1 Prozent erwarten“, meint Pudschedl. Der vor. Noch in der zweiten Jahreshälfte 2019 überschritten. Auch die österreichischen private Konsum wird in den kommenden könnte eine Senkung der Fed Funds Target KonsumentenInnen sind Mitte 2019 weiter Jahren voraussichtlich die wichtigste Stütze Rate in sogar drei Schritten von jeweils 25 sehr optimistisch. Aber die aktuellen Umfra- der heimischen Wirtschaft sein, befeuert von Basispunkten auf 1,75 Prozent erfolgen. Für geergebnisse zeigen eine zukünftige Eintrü- einer höheren Lohndynamik, dem hohen Be - 2020 sind weitere Zinsschritte der US- bung der Stimmung, weil unter anderem die schäftigungswachstum und fiskalischen Im - Notenbank im Gesamtausmaß von 50 Basis- Sorgen um den Arbeitsplatz wieder zuneh- pulsen, wie dem Familienbonus Plus oder punkten wahrscheinlich. men. der Verringerung der Sozialversicherungsbei- Die Konjunktursorgen und das Risiko, träge für Geringverdiener. Dagegen ist auf - daß die Lockerung in den USA zu einer Das Wirtschaftswachstum verlor grund der hohen Unsicherheiten von einer ungewollten Stärkung des Euros gegenüber im Vergleich zum Jahresbeginn Abschwächung der Investitionen, insbeson- dem US-Dollar beitragen könnte, hat die etwas an Schwung dere für Ausrüstungen auszugehen. Aufgrund EZB einen gemäßigteren Ton anschlagen las - Die bisher vorliegenden realen Wirt- des demographisch bedingten weiterhin sen, der eine Lockerung der Geldpolitik auch schaftsdaten und der Rückgang des UniCre- wachsenden Wohnbedarfs werden die Bau- im Euroraum erwarten läßt. „In der Zinspo- dit Bank Austria Konjunkturindikators auf investitionen vorläufig kaum an Kraft verlie- litik sehen wir für die EZB wenig Hand- durchschnittlich 1,9 Punkte von April bis Ju - ren. lungsspielraum und gehen deshalb auch wei - ni lassen für das zweite Quartal auf eine terhin von keiner Änderung des Reposatzes leichte Verlangsamung der Wachstumsdyna- Inflation sinkt 2019 auf bis Ende 2020 aus. Allerdings erwarten wir mik gegenüber dem Jahresbeginn schließen. durchschnittlich 1,7 Prozent eine Senkung des Einlagenzinssatzes der „Nach einem Anstieg des BIP um 0,4 Pro- Nach durchschnittlich 2 Prozent im Jahr EZB, eine Verbesserung der Konditionen der zent zum Vorquartal in den ersten drei Mo - 2018 hat die geringere Preisdynamik von angekündigten TLTROs und ein Wiederauf- naten des Jahres gehen wir von einer etwas Erdöl die Inflation seit Jahresbeginn ge - leben des Wertpapierkaufprogramms“, meint geringeren Dynamik von 0,3 Prozent für das dämpft. Im ersten Halbjahr 2019 betrug die Bruckbauer und präzisiert: „Wir gehen zweite Quartal aus. Im Jahresvergleich wird durchschnittliche Inflation in Österreich nur davon aus, daß die EZB in den kommenden der BIP-Anstieg mit 1,4 Prozent damit etwa noch 1,7 Prozent. Der Auftrieb durch den Monaten den Einlagenzinssatz um 10 Basis- gleich hoch wie zu Jahresbeginn ausfallen. Ölpreis wird in den kommenden Monaten punkte auf minus 0,5 Prozent senken dürfte. Damit hat sich das Wirtschaftswachstum im voraussichtlich weiter abnehmen. Gleichzei- Zur Förderung der Ausnutzung könnte eine ersten Halbjahr 2019 jedoch gegenüber 2018 tig wird als Folge des hohen Beschäftigungs- Verbesserung der Konditionen der für Sep- halbiert“, meint Pudschedl. wachstums und der gestiegenen Lohndyna- tember angekündigten gezielten längerfristi- mik der nach oben gerichtete, nachfragesei- gen Refinanzierungsgeschäfte erfolgen. Wachstum stabilisiert sich auf tige Druck auf die Preise in den kommenden Falls das Wirtschaftswachstum im Euroraum Höhe der ersten Jahreshälfte 2019 Monaten tendenziell etwas zunehmen. Diese weiter unter Potential bleibt, ist darüber hin- Der geringere Schwung der Weltwirt- beiden Einflußfaktoren werden sich weitge- aus im Rahmen des Wertpapierkaufpro- schaft ist auch in der zweiten Jahreshälfte hend kompensieren, so daß die Inflation in gramms mit Beginn 2020 wieder mit der 2019 sowie im Jahr 2020 verantwortlich für der zweiten Jahreshälfte 2019 unverändert Aufnahme von Nettokäufen zu rechnen.“ die im Vergleich zu 2018 moderateren moderat ausfallen wird. Um den Handlungsspielraum zu erwei- Wachstumsaussichten der österreichischen „Nach dem Rückgang der Inflation im tern, wäre dazu wohl eine Anhebung des Wirtschaft. Die Exportdynamik wird trotz ersten Halbjahr erwarten wir aufgrund des zulässigen Maximalanteils der EZB an den erster Anzeichen einer Stabilisierung im glo- ruhigeren Energiepreisanstiegs in den kom- Schulden eines Staates von derzeit 33 Pro- balen Handel in der zweiten Jahreshälfte menden Monaten weiterhin nur eine modera- zent nötig. n 2019 verhalten bleiben. Das geringere te Teuerung. Im Jahresdurchschnitt 2019 wird https://www.bankaustria.at/ Wachstum in einigen wichtigen Handels- die Inflation mit 1,7 Prozent den Vorjahres- partnerländern wird den Wachstumsbeitrag wert unterschreiten“, so Bruckbauer. Damit des Außenhandels, der 2018 noch rund ein wird die Inflation in Österreich bereits das Drittel betragen hat, spürbar senken. Dazu elfte Jahr in Folge höher sein, als in der Eu - trägt auch der nur wenig verringerte Import- rozone, für die ein Wert von durchschnittlich bedarf bei, der von der soliden Inlandsnach- 1,4 Prozent zu erwarten ist. Sie liegt damit frage gestützt wird. aber ebenso unter dem Inflationsziel der „Die österreichische Wirtschaft kann die Europäischen Zentralbank von knapp unter besonders hohe Dynamik der vergangenen zwei Prozent.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 68 Wirtschaft Bruttoinlandsprodukt: +0,3%

WIFO: weiterhin moderater Konjunkturverlauf im II. Quartal 2019

emäß der aktuellen Schnellschätzung Das Wachstum wurde sowohl von der sich um 0,5 % (nach +0,9 % im I. Quartal). Gdes WIFO wuchs das Bruttoinlandspro- Binnennachfrage als auch von der Außen- Bei einer leicht schwächeren Zunahme der dukt (BIP) in Österreich im II. Quartal 2019 wirtschaft getragen, wobei die Konsumaus- Importe (+0,4 % nach +0,7 %) trug der um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Die gaben den stärksten positiven Wachstums- Außenhandel jedoch abermals positiv zum Konsumnachfrage erwies sich abermals als beitrag verzeichneten. Die private Konsum- gesamtwirtschaftlichen Wachstum bei. stabile Wachstumsstütze. Neben den Unter- nachfrage (einschließlich privater Organisa- Spiegelbildlich zur nachlassenden Export - nehmensinvestitionen trug auch der Außen- tionen ohne Erwerbszweck) erhöhte sich im dynamik verlor auch die Industriekonjunktur handel positiv zum gesamtwirtschaftlichen II. Quartal kräftig (+0,5 %), die öffentlichen weiterhin an Fahrt. Wachstum bei, wobei die Dynamik an Konsumausgaben expandierten mit 0,3 % Die Wertschöpfung in der Sachgüterer- Schwung verlor. Parallel dazu schwächte etwas schwächer. Insgesamt stieg die Kon- zeugung sank um 0,1 % (I. Quar tal +0,1 %). sich auch die Industriekonjunktur weiter ab. sumnachfrage wie bereits im I. Quartal mit Die Bauwirtschaft verzeichnete hingegen Das österreichische BIP wuchs im II. 0,4 %. weiterhin eine gute Konjunktur. Die Wert- Quartal 2019 um 0,3 % gegenüber der Vor- Die Investitionstätigkeit der Unterneh- schöpfung stieg um 0,3 %, nach +0,5 % im periode. Damit setzte sich die moderate kon- men wurde ausgeweitet, wenngleich sich hier I. Quartal. junkturelle Dynamik der Vorquartale leicht das Tempo verlangsamte. Die Nachfrage Positive Impulse ka men auch von den abgeschwächt fort (I. Quartal 2019 +0,4 %, nach Bruttoanlageinvestitionen, welche Aus- Dienstleistungsbereichen. Die Marktdienst- IV. Quartal 2018 +0,5 %). Das unbereinigte rüstungen, Bauten und sonstige Anlagen leistungen wuchsen um 0,6 %, der Bereich BIP lag um 1,7 % über dem Niveau des Vor- umfassen, expandierte um 0,5 % (I. Quartal Beherbergung und Ga stronomie expandierte jahres. Die saison- und arbeitstagsbereinigte +0,8 %). mit 1,1 % stark. Im Handel wurde die Wert- BIP-Veränderungsrate (Kennziffer laut Eu - Auch in der Außenwirtschaft ließ die schöpfung um 0,4 % ausgeweitet. n rostat-Vorgabe) betrug 0,2 %. Dynamik zuletzt nach. Die Exporte erhöhten https://www.wifo.ac.at

WIFO-Schnellschätzung zur vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Quelle: WIFO-Berechnungen 1) Trend-Konkunktur-Komponente. 2) Saison- und arbeitstagsbereinigt 3) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbs- zweck 4) Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie, Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsleistungen, Grundstücks- und Woh- nungswesen, Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (ÖNACE G bis N).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 69 Wirtschaft Mehr Qualität und mehr Platz für Reisende

Mit einer Großinvestition von rund € 500 Mio. bis 2023 werden Terminal 2 und Pier Ost des Flughafens Wien-Schwechat modernisiert sowie ein 70.000 m² großes © Flughafen Wien AG © Die Süderweiterung ist das Herzstück des Flughafen-Terminalentwicklungsprogramms: In einem eigenen Gebäude werden komfortable Aufent- halts- und Lounge-Bereiche, zusätzliche Bus-Gates sowie zahlreiche neue Shopping- und Gastronomieflächen mit 30 neuen Outlets entstehen.

uverlässigkeit und Komfort sind essen- Ztiell für zufriedene Flugreisende, vor al - lem wenn die Passagierentwicklung so boomt wie derzeit am Standort Wien. Qua- lität und Sicherheit haben für uns höchste Priorität. Mit den Großinvestitionen soll die Terminallandschaft schöner und komfortab- ler werden, unsere Passagiere werden eine völlig neue Aufenthaltsqualität erleben. Bis der Flughafen Wien 2023 schließlich in neuem Glanz erstrahlt und hoffentlich den 5. Stern gewinnt, wird er aber eine Großbau- stelle sein, wofür wir unsere Passagiere und Kunden schon jetzt um Verständnis bitten“, erläuterten die Vorstände der Flughafen Wien AG, Julian Jäger und Günther Ofner, am 11. Juli anläßlich des gemeinsamen Spaten- stichs mit Niederösterreichs Landeshauptfrau Foto: Flughafen Wien AG Foto: Johanna Mikl-Leitner und Wiens Bürger- v.l.: Julian Jäger (Vorstand Flughafen Wien AG), Johanna Mikl-Leitner (Landeshauptfrau NÖ), meister Michael Ludwig. Michael Ludwig (Wiener Bürgermeister) und Günther Ofner (Vorstand Flughafen Wien AG)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 70 Wirtschaft © Flughafen Wien AG © Zwischen den Terminals 1 und 3 gelegen wird der Terminal 2 künftig eine zentrale Funktion für den Betrieb einnehmen.

„Die Terminalmodernisierung und -erwei - den B-, C- und D-Gates. Für dort ankom- weiterung zu finden sein – damit entsteht terung am Flughafen Wien-Schwechat ist ein mende Passagiere entsteht ein eigener auch mehr Aufenthaltsfläche im Terminal 3. logischer Schritt, um bestehende Wachstums- Gepäcksausgabe-Bereich mit drei Ausga- Beginn der Bauarbeiten ist für Mitte 2020 und Zukunftsperspektiven optimal zu nut- bebändern. Die Inbetriebnahme wird aus vorgesehen, Mitte 2023 soll die neue Süder- zen. Vor allem aber werden weitere wichtige heutiger Sicht bis Jahresende 2020 erfolgen. weiterung in Betrieb gehen. Investitionen in Hinblick auf die 3. Piste gesetzt. Ich bin davon überzeugt, daß die Pier Ost neu: Großzügige Steigerung der Qualität für Passagiere geplanten Investitionen die richtigen Maß- Gate-Bereiche und komfortable und der Gesamtrentabilität des Unter- nahmen sind, um die Bedeutung des Flugha- Aufenthaltsqualität nehmens fens als wichtige internationale Drehscheibe Der Pier Ost mit den D-Gates wird eben- Mit dem Terminalentwicklungsprogramm in der Ostregion weiter zu stärken“, erklärt falls komplett modernisiert. Künftig werden wird die Aufenthaltsqualität und das Servi- Mag. Johanna Mikl-Leitner, Landeshaupt- Passagiere dort weitläufige Aufenthaltsbe- ceerlebnis für Passagiere am Wiener Airport frau von Niederösterreich. reiche mit hochwertigen Shopping- und deutlich gesteigert werden. Nach dem Errei- „Wien ist eine der beliebtesten Touris- Gastronomieangeboten vorfinden, die bishe- chen der 4-Stern-Zertifizierung durch Sky- musdestinationen weltweit, die Nächti- rigen Trennwände und dezentralen Sicher- trax in 2015 verfolgt der Flughafen Wien mit gungszahlen legen stetig zu. Mehr als die heitskontrollen werden abgebaut. Der Start den geplanten Modernisierungs- und Erwei - Hälfte unserer Gäste kommt mit dem Flug- der Umbauarbeiten im Pier Ost ist für Jah- terungsmaßnahmen nun das klare Ziel, der zeug und der Flughafen Wien ist damit eine resbeginn 2021 vorgesehen, der Passagier- nächste 5-Stern-Airport Europas zu werden. wichtige Visitenkarte für die Stadt. Die betrieb wird während der Bauarbeiten auf Dafür investiert das Unternehmen viel: Als Schönheit der Stadt, ihre Tradition und Kul- andere Gate-Bereiche umgeleitet werden. Zu Budget für das Gesamtprojekt Terminalent- tur spiegeln sich in den geplanten Terminal- Jahresbeginn 2023 werden die Arbeiten wicklung wurden vom Aufsichtsrat € 500 modernisierungs- und Erweiterungsmaßnah- abgeschlossen sein und der neu gestaltete Mio. beschlossen. Dabei wird durch die um - men wider. Bereits heute ist der Flughafen Pier Ost in Betrieb gehen. fangreiche Erweiterung der Shopping- und Wien ein wichtiges Drehkreuz für den ge - Gastronomieangebote die Rentabilität des samten Wirtschafts- und Tourismusstandort Neues Zusatzgebäude : 70.000 m² Unternehmens deutlich gesteigert werden. Wien und mit den geplanten Investitionen Aufenthaltsfläche und Non-Schengen- stellt der Airport wichtige Weichen für die Verbindung Nachhaltigkeit – andere reden, der Zukunft“, sagte Michael Ludwig, Bürger- Herzstück des Flughafen-Terminalent- Flughafen Wien-Schwechat handelt meister der Stadt Wien. wicklungsprogramms ist die geplante Süder- Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind weiterung: In einem eigenen Gebäude wer- wesentliche Bestandteile der Terminalpro- Terminal 2: Zentrale Sicherheits- den auf rund 70.000 m² komfortable Aufent- jekte: So wird die neue Süderweiterung auf kontrolle und zusätzliche Gepäcks- halts- und Lounge-Bereiche, zusätzliche aktivierten Bohrpfählen errichtet, wodurch ausgabe-Station Bus-Gates sowie zahlreiche neue Shopping- Erdwärme genutzt wird. Modernste Gebäu- Startschuß ist die Erneuerung der gesam- und Gastronomieflächen mit über 30 neuen detechnik-Lösungen, eine optimierte Wär - ten Gebäudeinfrastruktur des Terminal 2, Outlets entstehen. Dabei wird ein besonderer me-Dämmung und moderne Fassadengestal- Wände, Fußböden und Beleuchtung werden Schwerpunkt auf österreichischer Kulinarik tung kommen zum Einsatz. Dabei werden die erneuert und die Dachkonstruktion umfassend und lokalen Marken liegen, unter anderem Projekte von der TU Wien klima- und ener- saniert. Erbaut in den 60er-Jahren zählt der sollen die bekanntesten Gastronomiebetrie- gietechnisch über die gesamten Planungs- Terminal 2 zu den ältesten Gebäuden am be Wiens und Österreichs hier vertreten sein. und Errichtungsphasen begleitet. Die Nach- Flug hafen-Standort. Zwischen den Terminals Um die richtigen Partner zu finden, startet haltigkeitsstrategie beschränkt sich nicht auf 1 und 3 gelegen wird der Terminal 2 künftig der Flughafen Wien Anfang 2020 mit den schöne Worte, sondern hat konkrete Erfolge eine zentrale Funktion für den Be trieb ein- Ausschreibungsverfahren. Das neue Gebäu- vorzuweisen: Seit 2012 wurden die CO2- nehmen: Von dort gelangen Passagiere über de schafft auch eine bequeme Transferver- Emissionen (pro Passagier) um rund 70 Pro- eine neue zentrale Sicherheitskontrolle in den bindung zwischen den F-, G- und D-Gates. zent und der Stromverbrauch um über 40 dahinter liegenden Einkaufs- und Gastrono- Die zentrale Sicherheitskontrolle aus dem Prozent gesenkt. n mie-Bereich, sowie zur Grenzkontrolle und Terminal 3 wird künftig in der neuen Süder- https://www.viennaairport.com/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 71 Chronik 100.000 Besucher im Bio.Garten.Eden

Nach knapp Wochen konnte die 100.000ste Besucherin begrüßt und von Oberösterreichs LH Thomas Stelzer und LR Max Hiegelsberger geehrt werden. Foto: Land Oberösterreich / Thomas Keplinger v.l.: Abt emeritus Stift Schlägl Martin Felhofer, Bgm.in von Aigen-Schlägl Elisabeth Höfler, Landesrat Max Hiegelsberger, die beiden 100.000sten Besucherinnen Ulrike Dubischar und Marianne Reischl, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Niederösterreichs Landesrat Martin Eichtinger, Landesgartenschau-Geschäftsführerin Barbara Kneidinger und Kämmerer Markus Rubasch aß bereits im Juli die 100.000-Besu- desgartenschau in Aigen-Schlägl mit ihrem auch Inhalte rund um das Thema „Bio.Gar- Dchermarke geknackt wurde, zeigt, daß breiten Angebot trotz ihrer etwas größeren ten.Eden“ zu bieten. „Erfreulicherweise stos- die heurige Landesgartenschau mit ihrem in - Entfernung vom Zentralraum so gut an - sen wir mit den Themen Bio und Nachhal- novativen Bio-Schwerpunkt die Oberöster- kommt: „Bei der Landesgartenschau wurden tigkeit auf sehr breites Interesse“, so Knei- reicherinnen und Oberösterreicher anspricht. bewußt viele Dinge neu und anders ge macht. dinger. Das einzigartige Konzept ökologisch gestal- Sie fügt sich wunderbar in die schöne Land- teter Lebensräume und Grünzonen sowie schaft des Mühlviertels ein, verbindet Land- Schwerpunktwochen deren nachhaltige Nutzung trifft den Nerv wirtschaft und Gartenkunst und ist ein Vor- »Granit&Getreide« der Zeit – ich wünsche auch den nächsten reiter in punkto Ökologie. Und das kommt Noch bis zum 13. Oktober ist es möglich, 100.000 Besucherinnen und Besuchern einen bei den Besucherinnen und Besuchern rich- die OÖ Landesgartenschau in Aigen-Schlägl schönen Aufenthalt hier bei der Landesgar- tig gut an, wie mir bereits viele Besucherin- mit allen Sinnen zu genießen. Derzeit dreht tenschau in Aigen-Schlägl“, so Landes- nen und Besucher persönlich bestätigt ha - sich in den Schwerpunktwochen „Granit&Ge - hauptmann Thomas Stelzer am 19. Juli. ben. Mit den wechselnden Schwerpunktwo- treide“ alles um die Themen „Fruchtbarer Zwei Freundinnen aus Rohrbach waren chen lädt die Landesgartenschau immer wie- Boden“, Schlägler Roggen und Granit. gerade dabei, ein Feierabendticket zu kaufen, der dazu ein, Neues zu entdecken“, so Lan- Auch Handwerkskunst kommt zum Vor- als sie mit einem schönen Blumenstrauß und desrat Max Hiegelsberger. schein inmitten der blühenden Gartenkunst. einem großen Schluck Heimat Bio-Bier von „Es ist ein sehr gutes Zeichen, daß wir Eine Gruppe österreichischer Steinmetze der Stiftsbrauerei Schlägl überrascht wurden. schon vor der Halbzeit die 100.000ste Besu- überlegte, wie sich der Granit im Paradies Ulrike Dubischar und Marianne Reischl wa - cherin begrüßen durften. Das beweist einmal wohl von seiner besten Seite zeigen könnte ren schon öfter bei der Landesgartenschau in mehr, daß wir mit dem Themenschwerpunkt und schuf einen einzigartigen Skulpturen- Aigen-Schlägl und haben erst am Vormittag den Puls der Zeit getroffen haben und daß rundgang mit dem Titel „Eine Million spontan beschlossen, einen weiteren Ausflug den Besuchern der Bio.Garten.Eden gefällt“, Gramm Granit, die (sich) bewegen“. ins Blumenmeer zu unternehmen. Die bei- sagt Geschäftsführerin Barbara Kneidinger, Das Besondere an den Schwerpunktwo- den Damen haben sich riesig gefreut über die sich während der letzten Wochen – ge - chen ist die praktische Wissensvermittlung die tolle Überraschung. „Bei einem Ausflug meinsam mit ihren MitarbeiterInnen – über und Informationsweitergabe von Experten. mit dir ist immer was los“, versicherten sie viel positives Feedback freuen durfte. „Wissenswertes bekommt man bei uns nicht sich gegenseitig. Das Konzept der OÖ Landesgartenschau nur an den Infotafeln vermittelt. n Auch für Landesrat Max Hiegelsberger in Aigen-Schlägl hatte das Ziel, nicht nur https://www.biogarteneden.at/ ist es eine besondere Freude, daß die OÖ Lan - optisch viel zu bieten, sondern vor allem https://www.land-oberoesterreich.gv.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 72 Chronik Der Großglockner wird weiblich!

Der Kampf der Frauen um Wahlrecht, Gleichberechtigung und Gipfelsiege Foto: grossglockner.at / Franz Neumayr Foto: grossglockner.at Ausstellungsansicht »Berg, die (Substantiv, feminin) – Frauen im Aufstieg«

uf 2.400 m Seehöhe wurde am 6. Juli Das Kuratoren-Team der Ausstellung – damit von der Öffentlichkeit nicht beachtete Adie neue Dauerausstellung „Berg, die Sibylle Kampl, Andreas Zangl und Markus Frauen am Gipfel gestanden sein dürften. (Substantiv, feminin) – Frauen im Aufstieg“ Meierhofer – versuchte auch in enger Zu - Unter den prominenten Eröffnungsgä- auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe eröffnet. sammenarbeit mit dem Österreichischen sten: Die österreichische Ausnahme-Alpini- 300 Ehrengäste, allen voran Gerlinde Kal- Alpenverein (ÖAV) der Frage auf den Grund stin Gerlinde Kaltenbrunner, die als erste tenbrunner, waren bei diesem großartigen Er - zu gehen, welche Geschichte(n) sich hinter Frau der Welt alle 14 (!) Achttausender ohne eignis mit traumhaften Ausblicken auf einen den Leistungen der beiden ersten Glockner- zusätzlichen Sauerstoff und Hochträgerun - strahlenden Großglockner mit dabei. Bezwingerinnen verbargen – und kam zu terstützung bewältigt hat. Im Gespräch mit dem Schluß, daß vermutlich schon viel früher Bergsteiger-Legende Sepp Forcher relati- Die Frauen auf dem Großglockner – andere Frauen den Gipfel des Großglockners viert sie ihre alpinistischen Erfolge: „Viele erstmals gewürdigt! bezwungen hatten. War die erste Frau am Leute sagen, ich hätte damit Geschichte ge - Anlaß für die neue Dauerausstellung war Großglockner am 30. Juni 1868 die unbe- schrieben. Aber ich bin der Meinung, daß es das 150jährige Jubiläum der ersten doku- kannte Einheimische – und deshalb als nicht da noch ganz andere Frauen vor mir gegeben men tierten Besteigung/en des Großglockners „dokumentierenswert“ erachtete – Kalserin hat, auf die diese Behauptung viel eher zu - durch eine Frau im Jahr 1869, die durch die Elisabeth Hanser? Oder war es gar schon im trifft! Damals, vor 150 Jahren, als eine Frau Alpinistin Mary Whitehead aus England (am September 1857 Sidonia Theres Schmidl aus ausschließlich eine gute Ehefrau und Mutter 24. Juli) und die Salzburgerin Anna von Frey Heiligenblut? Sie sei übrigens, so ist es über- zu sein hatte, haben einige unerschrockene (aller Wahrscheinlichkeit nach am 25. Au - liefert, von den (männlichen) Bergführern nur Pionierinnen mit ihrer Tapferkeit und ihrer gust) erfolgte/n. Ein entsprechendes Jubi- bis zum Kleinglockner begleitet worden, um enormen Beharrlichkeit andere Frauen er - läum wurde – im Gegensatz zu allen „männ- einer Frau den Triumph der Erst-besteigung mutigt, ihren eigenen Weg zu gehen.“ lichen Erstbesteigungen“ – nie gefeiert, wes- des Großglockners zu verwehren. Einträge Und diese eignen Wege waren oft be - halb dies im Jahr 2019, in dem auch 100 in Gipfelbüchern und andere Aufzeichnun- schwerlich und gefährlich, wie die Geschich - Jahre gelebtes Frauenwahlrecht begangen gen legen jedenfalls nahe, daß bereits vor ten der Alpinistinnen in der Ausstellung ver- wird, nun nachgeholt werden sollte. Whitehead und von Frey Einheimische und deutlichen. Auch Salzburgs Landeshaupt-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 73 Chronik Foto: grossglockner.at / Franz Neumayr Foto: grossglockner.at v.l.: Andreas Zangl (Ausstellungsgestalter), Sepp Forcher ( Bergsteiger-Legende), Gerlinde Kaltenbrunner (Ausnahme-Alpinistin), LH Wilfried Haslauer (Aufsichtsrats-Vorsitzender, Nicole Slupetzky (Vizepräsidentin ÖAV) und Johannes Hörl (Vorstand GROHAG) mann Wilfried Haslauer zeigt sich ange- Frauen im Aufstieg“ einen Blick auf die natürlich nicht dokumentiert und diese Frau- sichts der weiblichen berg-steigerischen Lei- weib-liche Seite des Bergsteigens und möch- en bleiben bis heute unerkannt und unbe- stungen beeindruckt: „Damals wie heute, ten damit einen Beitrag zur Füllung dieser kannt. sind es oft die so wichtigen Leistungen der historischen Lücke leisten.“ Ein weiterer Abschnitt der Ausstellung Frauen, die zu wenig oder mitunter über- Ausstellungskuratorin Sibylle Kampl: widmet sich ebenjenen Frauen – von gekrönt haupt nicht gewürdigt werden. Schön, daß „Besonders spannend war es für uns, im Zu - und adelig über bürgerlich und wohlhabend mit dieser Ausstellung die Bergsteigerinnen, ge der Vorbereitung für diese Ausstellung bis hin zu einheimisch und arm – die als Pio- die Alpinistinnen, die Kletterinnen vor den der Frage auf den Grund zu gehen, mit wel- nierinnen des Alpinismus gelten. Angefan- Vorhang der Geschichte und damit aus der chen gesellschaftlichen Vorurteilen und Hin- gen bei der Magd bzw. Kellnerin Marie Pa - Vergessenheit geholt werden.“ Auch die dernissen all diese Frauen zu kämpfen hat- radis, die 1808 überredet worden sein soll, Kärntner Nationalpark- und Frauenreferen- ten. Welchen Ungerechtigkeiten und Schwie - auf den Mont Blanc zu steigen bis hin zu den tin Landesrätin Sara Schaar betont die Rolle rigkeiten zum Trotz sie dann dennoch die Französinnen, Britinnen oder Amerikanerin- der Frauen als Vorreiterinnen im Gebirge: Berge für sich – und damit auch für alle nen, die aus den starren Konventionen ihrer „Die Alpen sind weiblich und Frauen im nachkommenden Frauen – erobert haben.“ Zeit ausbrachen und begannen, die Berge an Aufstieg! Es ist eine große Freude, zu sehen, der Seite ihre Ehemänner, aber auch durch- daß endlich einmal auch die sensationellen Zur Ausstellung aus allein, zu erobern. Leistungen alpiner Pionierinnen in den Fo - Der Rundgang durch die Ausstellung im Oft nehmen diese Pionierinnen auch in kus der Aufmerksamkeit gerückt werden. 2. Obergeschoß des Besucherzentrums ent- gesellschaftlicher Hinsicht eine Vorreiterrol- Die Geschichten dieser mutigen, zielstrebi- führt die Gäste in die weibliche Welt des le ein: Sei es als Kämpferinnen für das Frau- gen Frauen, egal ob sie privilegiert oder we - Alpinismus vor rund 150 Jahren: enwahlrecht, als Gründerin von sozialen niger privilegiert waren, werden durch diese Zu Beginn der Ausstellung geht es um die Einrichtungen oder als Autorinnen in Zeit- Ausstellung lebendig. Und sie ermutigen Frage, ob es damals überhaupt Frauen in den schriften. Mädchen und junge Frauen dazu, ihren Weg Bergen gab. Und ja, die gab es durchaus! Al - Vielen Bergsteigerinnen wurde früher vor - zu gehen – auch abseits überholter Rollen- lerdings handelte es sich bei den ersten Al - geworfen, sie seien unfähig zu wahrer bilder.“ pinpionierinnen beinahe ausschließlich um Freundschaft und Kameradschaft und daher Nicole Slupetzky, Vizepräsidentin des privilegierte Frauen aus aristokratischen und nicht in der Lage, alpine Leistungen zu voll- Österreichischen Alpenvereins (ÖAV), zeigt großbürgerlichen Kreisen – Frauen wie Kai- bringen. Auch heute noch haben sowohl Frau - sich erfreut: „Der Großglockner, der höchste serin Elisabeth, Hortense de Beauharnais en aber auch Männer in den unterschiedlich- Berg Österreichs, blickt auf eine eindrucks- oder Marie von Preußen wurden zu promi- sten Lebensbereichen mit Vorurteilen zu volle alpinistische Geschichte zurück –es ist nenten Vorbildern. Die alpine Bevölkerung kämpfen. An einer interaktiven Station kön- höchste Zeit geworden, daß auch einmal die dagegen hatte zu dieser Zeit wenig Verständ- nen die BesucherInnen unter dem Motto weibliche Geschichte des Glockners unter nis für die Abenteuer dieser wohlhabenden „Schlag das Vorurteil!“ anhand verschiede- die Lupe genommen wurde!“ Damen, die in nobler Bekleidung mit Rock, ner Fragen herausfinden, wie es denn so um Johannes Hörl, Vorstand der Großglock - Bluse und Hut in die Berge gingen. Denn für die eigenen Vorurteile bestellt ist. Man darf ner Hochalpenstraßen AG (GROHAG), freut viele einheimische Frauen war das Begehen auf die Ergebnisse gespannt sein! sich über das große Interesse an der Ausstel- der Berge ganz alltäglich. Sie verdienten ihren Ingried Runggaldier, die Autorin des lung: „Wie wir wissen, ist die Geschichts- Lebensunterhalt als Sennerin, als Botin, als Buches „Frauen im Aufstieg“, hat die Aus- schreibung oft eine rein männliche – und Schmugglerin oder als Ehefrau eines Berg- stellung insbesondere mit Fotorechten unter- genauso verhält es sich auch mit der Ge - führers oder Hüttenwirt. So manche wurde stützt und ist „Namensgeberin“ der Ausstel- schichte des Alpinismus. Darum werfen wir dabei als Lastenträgerin ungewollt zur Erst- lung. n in unserer neuen Ausstellung „Berg, die – besteigerin – aber diese Leistungen wurden https://www.grossglockner.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 74 Chronik Die Seestadt ist weiblich

Wiens Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal: Straßen, Plätze und Parks sind prägenden Frauen gewidmet Foto: PID / Martin Votava Foto: PID / Martin Votava v.l.: HoHo Wien-Projektleiterin Caroline Palfy, Seestadt-Apothekerin Sylvia Schlagintweit, Künstlerin Milu Löff-Löffko, „Science Buster“ und aspern 3420-Beirat-Mitglied Elisabeth Oberzaucher mit Stadträtin Kathrin Gaal und Bezirksvorsteher-Stellvertreter Karl Gasta

ie Winer Seestadt geht in vielerlei Hin- starke Frauen und ihre herausragenden Lei- setzt und die weibliche Seestadt vielfältig Dsicht neue Wege, so auch bei der Be– stungen. Damit holen wir Frauen vor den sichtbar macht“, betonen Doris Moser, Be - nennung von Straßen, Plätzen und Parks: Vorhang“, so Frauen- und Wohnbaustadträ- zirksrätin in der Donaustadt und Vorsitzende Diese werden im neuen Stadtteil in der Do - tin Gaal. „Ich freue mich besonders, daß die der Kulturkommission, und Bezirksvorste- naustadt fast ausschließlich nach Frauen be - Barbara-Prammer-Allee das künftige Quar- her-Stellvertreter Karl Gasta. Seit dem Ent- nannt. 54 Namenspatroninnen gibt es in der tier ,Am Seebogen‘ erschließt. Als erste Frau schluß der Stadt Wien und der Bezirksvertre- Seestadt inzwischen. Die Promenade am See - an der Spitze des Parlaments hat Barbara tung Donaustadt, die Straßen in der Seestadt park ruft Rock-Ikone Janis Joplin ins Ge - Prammer Herausragendes geleistet. Als Frau - vorwiegend nach Frauen zu benennen, konn- dächtnis. Der renommierten Psychiaterin enpolitikerin hat sie sich für Gleichstellung te der Anteil weiblicher Straßennamen in ganz Lydia Sicher wurde eine Gasse gewidmet, und Gleichberechtigung von Frauen und Män - Wien von 5 auf 7 Prozent gesteigert werden. der ersten afrikanischen Friedensnobelpreis- nern eingesetzt. Barbara Prammer war eine trägerin Wangari Maathai ein Platz. echte Pionierin“, so die Stadträtin. Frauenpower in der Seestadt Einblick in Leben und Werk der 54 gros- Nicht nur auf Straßenschildern sind star- Straßennamen erinnern an Barbara sen Frauen gibt die Broschüre „Die Seestadt ke Frauen im neuen Stadtteil präsent. Power- Prammer, Zaha Hadid, Ilse Buck ist weiblich“, die von der Wien 3420 neu frauen prägen mit ihrem Einsatz Tag für Tag Quer durch das künftige Quartier „Am aufgelegt und am 7. Juli von Gaal präsentiert die Seestadt. Eine von ihnen ist Caroline Seebogen“ erstreckt sich die Barbara-Pram- wurde. In der Broschüre finden sich auch Palfy, Projektleiterin des HoHo Wien, dem mer-Allee – die nach der ersten österreichi- Porträts der Seestadt-Pionierinnen, die von mit 24 Geschoßen und 84 Metern Bauhöhe schen Nationalratspräsidentin Barbara Pram - Milu Löff-Löffko und Claudia Kozak gestal- zurzeit höchsten Holzhochaus der Welt. mer (1954-2014) benannt ist. Eine Straße tet wurden. Die Biografien in der interakti- 2014 hatte die Baumeisterin die Idee, in der weiter erinnert die Ilse-Buck-Straße an die ven Online-Version führen zudem direkt Seestadt einen hölzernen Hotel- und Büro- legendäre Radiomoderatorin und „Vorturne- zum jeweiligen Ort auf der Seestadt-Karte. turm zu errichten. Im Herbst 2016 erfolgte rin der Nation“. Nach der berühmten Archi- der Spatenstich im Seeparkquartier für das tektin Zaha Hadid ist ein Platz am Nordufer Immer mehr Frauen prägen Stadtbild: multifunktionale Leuchtturmprojekt in Holz- des Sees benannt. Die Käthe-Recheis-Gasse Anteil von 5 auf 7 Prozent gestiegen Hybrid-Bauweise. „Das HoHo Wien ist ein ehrt die österreichische Kinder- und Jugend- Insgesamt gibt es aktuell, laut der zustän- Pionierprojekt in vielerlei Hinsicht. Daß es buchautorin, der Trude-Mally-Weg die Wie- digen Kulturabteilung der Stadt (MA 7), an der Janis-Joplin-Promenade steht, einer ner Volksliedsängerin. Astrid Lindgrens Hel- 6.768 Verkehrsflächen in Wien. Davon sind Pionierin auf ihrem Gebiet, paßt gut ins din Pippi Langstrumpf ist Namensgeberin 492 Straßen, Gassen und Plätze nach großen Bild“, so HoHo Wien-Projektleiterin Palfy. eines Parks. Frauen benannt. 4.002 Verkehrsflächen erin- Eine weitere Seestadt-Pionierin ist Apo- nern an bekannte Männer. Das restliche Drit- theken-Mitinhaberin Sylvia Schlagintweit. Gaal: »Straßennamen in der Seestadt tel ist geschlechterneutral betitelt, wie etwa Die Seestadt-Unternehmerin machte sich aber machen starke Frauen sichtbar« der Burggarten oder der Graben. auch als Initiatorin des „Denkraums Donaus- „Wir wollen Frauen sichtbar machen. Die „Wir freuen uns, daß die Wien 3420 AG tadt“, einer Institution für Kultur- und Wis- Straßennamen in der Seestadt erinnern an als Entwicklungsgesellschaft dieses Zeichen sensvermittlung, einen Namen im Bezirk.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 75 Chronik

Außerdem rief sie den „Club der kleinen dinator Kurt Hofstetter erleben. Das nordöst- hybridgebäude. Noch teilweise in Bau im Löwen“ ins Leben – und damit ein Angebot lich des Sees entstehende Quartier „Am See- Business-Zentrum des Stadtteils sind 700 an Eltern, deren Kinder während des Ein- bogen“ nimmt eine wichtige Rolle im Rah- frei finanzierte Eigentumswohnungen, Büro- kaufens in der Seestadt Apotheke betreut men der Internationalen Bauausstellung und Gewerbeflächen für mehr als 1.500 Ar - werden können. Die als „Science Buster“ be- Wien (IBA) ein. „Im künftigen Quartier,Am beitsplätze, Coworking Spaces, 140 Woh- kannt gewordene Verhaltensforscherin Elisa- Seebogen‘ werden mit neuen Mischformen nungen für GastprofessorInnen der Univer- beth Oberzaucher kümmert sich als neues aus Wohnen und Arbeiten neue Wege be - sitäten Wien, Baugruppen, Heimplätze für Mitglied im aspern Beirat um die Qualitäts- schritten“, so die Stadträtin. Studierende und 900 PKW-Stellplätze in sicherung bei der Entwicklung des Stadtteils. Sammelgaragen. „Die Frauenpower in der Seestadt ist un - Ausblick: Die Seestadt wächst Seit Ende 2018 bis 2023 wächst die See- übersehbar und als Entwickler des Stadtteils Mit Beginn 2019 war bereits mehr als ein stadt ausgehend von der U-Bahnstation sind wir überzeugt, daß darin auch eine be - Viertel der Gesamtfläche der Seestadt be - „Seestadt“ in Richtung Norden. Mit dem sondere Qualität liegt. Umso wichtiger ist baut. Mehr als 7.000 Menschen leben heute künftigen Quartier „Am Seebogen“ entsteht uns, daß das Netzwerk engagierter, tatkräfti- in den bisher über 3.000 bereits übergebenen ein funktional stark durchmischtes Wohn- ger Frauen ständig wächst“, so Gerhard Wohnungen bzw. in drei Studierendenwohn- quartier, das auch ein zentraler Hotspot der Schuster, CEO der Wien 3420 AG. heimen mit 700 BewohnerInnen. Mehr als IBA_Wien 2022. Es besticht durch neue 2.000 Menschen (exklusive der auf den Bau- Kombinationen von Wohnen und Arbeiten Virtueller Rundgang in stellen Beschäftigten) haben ihren Arbeits- mit Microbüros, Arbeitsateliers, zumietba- den neuen Quartieren platz in der Seestadt. ren Arbeitsräumen usw. Wo die neuen Namenspatroninnen in Zu - Bis 2021 entstehen im Seeparkquartier 14 Ein Virtual-Reality-Rundgang zeigt die kunft zu finden sein werden und wie die See- innovative Projekte auf einer Bruttogrund- Zukunft der Seestadt im Seeparkquartier und stadt weiter wächst, konnten Gäste im Rah- fläche von 230.000 m² – darunter das HoHo „Am Seebogen“. n men einer Führung durch IBA_Wien-Koor- Wien als eines der weltweit höchsten Holz- https://www.aspern-seestadt.at/virtueller_rundgang Lauda-Airbus auf den Namen »Salzburg« getauft eierlich wurde am 8. Juli der Lauda-Air- Fbus mit der Kennung OE-LOO am Salz- burg Airport in Empfang genommen. Lan- deshauptmann Stellvertreter Christian Stöckl, Lauda CEO Andreas Gruber und Flughafen- bereichsleiter Aviation & Sales, Prokurist Christopher Losmann, waren „Taufpaten“ für den Jet von Lauda. „Ein großer und moderner Airbus A320 wird künftig den Namen Salzburg in die Welt hinaustragen – das ist eine tolle Visiten- karte für die berühmte Stadt und das schön- ste Bundesland Österreichs. Als Aufsichtsrats - chef des Salzburger Flughafens und als Ver- treter des Mehrheitseigentümers Land Salz- burg freut mich aber besonders das Bekennt-

nis von Lauda zum Standort Salzburg. Die Foto: Salzburger Flughafen GmbH Verbindung auf die Baleareninsel Palma de Prokurist Christopher Losmann (2.v.l.), Laudamotion-Geschäftsführer Andreas Gruber (Mitte) Mallorca, die beliebteste Ferieninsel der und Landeshauptmann-Stv. Christian Stöckl (2.v.r.) mit der Crew des Airbus „Salzburg“ Salzburger und Bayern, ist für den Standort Andreas Gruber, CEO Lauda: „Es freut gesellschaft Lauda nicht an Salzburg! Viele Flughafen Salzburg von enormer Bedeu- mich sehr, auch heuer wieder allen Salzbur- Urlauber aus Österreich und dem benachbar- tung“, so Landeshauptmann-Stellvertreter gerinnen und Salzburgern eine tägliche Di - ten Bayern lieben die Baleareninsel und ver- Stöckl. rektverbindung auf meine Lieblingsinsel mit bringen gerne ihren Urlaub auf Mallorca. Ich Der Flughafen Salzburg ist neben Wien einem unschlagbaren Preis-/Leistungs-Ver wünsche mir, daß die professionelle Zu - der zweite Standort für Lauda in Österreich hältnis anbieten zu können. Uns ist es sehr sammenarbeit mit Lauda und Andreas Gru- und somit ist die Mozartstadt ein würdiger wichtig, mit einem zweiten österreichischen ber in der Zukunft noch mehr Früchte trägt Namensträger des A320. Lauda – Öster- Standort – neben Wien – in Salzburg vertre- und bedanke mich im Namen des Flughafens reichs Low Fare Airline Nr. 1 – bietet auch ten zu sein. Die heutige feierliche Taufe unse - für diese Auszeichnung – ein Flugzeug mit heuer wieder täglich eine komfortable Di - res neuesten Flottenmitglieds auf den Na - dem Namen Salzburg ist eine Botschaft für rektverbindung von Salzburg auf die Balea- men ,Salzburg‘ soll diese Signifikanz einmal Europa,“ so Flughafenprokurist Christopher reninsel Mallorca an und setzt somit ver- mehr unterstreichen.“ Losmann. n stärkt auf das Bundesland Salzburg und das „An Lauda kommt man im österreichi- https://www.salzburg-airport.com/ benachbarte Bayern. schen Luftverkehr nicht vorbei und die Flug- https://www.laudamotion.com/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 76 Gastronomie & Kulinarisches So kocht Österreich

iSi Kochstudie 2019: Einfach, kreativ und mit viel Liebe

it der „iSi Kochstudie 2019“ präsen- Mtiert der heimische Hersteller von Whips und Siphons eine aktuelle repräsenta- tive Studie zum Kochverhalten der Österrei- cherInnen. Das Ergebnis zeigt: Hierzulande wird häufig und mit viel Liebe gekocht. 68 Prozent der ÖsterreicherInnen finden Ko - chen sehr wichtig. Sie sehen darin die Mög- lichkeit, sich gesünder, preiswerter und viel- seitiger zu ernähren; 82 Prozent kochen selbst, weil sie wissen wollen, was auf den Tisch kommt. Die Studie bestätigt, daß Ko - chen aber weit mehr als „nur“ Essenszube- reitung ist. Jedem Zweiten geht es darum, Freude zu bereiten – zu besonderen Anlässen gehört ein liebevoll gekochtes Essen für die meisten dazu. Unabkömmlich für die Zube- reitung von Speisen sind Rezepte, denn nur

6 Prozent kochen ganz ohne Anleitung. Getty Images / PeopleImages Foto: „Unsere Kochstudie zeigt, daß Österreich Die große iSi Kochstudie bestätigt, daß 59 Prozent aller Kochenden mit Leidenschaft kochen. eine echte Kochnation ist, die viel Leiden- schaft in die Zubereitung ihrer Gerichte stek- de stehen länger in der Küche, machen sich durch eine geplante Vorgehensweise bei Ein- kt. Ein Drittel kocht sogar täglich, obwohl mehr Gedanken zum Menü und bereiten zu - kauf und Zubereitung sowie durch ihren all- ein moderner Lifestyle wenig Zeit dafür bie- sätzliche und aufwändigere Gänge vor. gemein entspannten Zugang zum Thema Es - tet.“, so Maria Fürnhammer-Rosskopf, Ge - sen aus. Was sie zu sich nehmen, ist ihnen schäftsführerin von iSi Culinary Holding Österreichs Eß- und Koch- aber äußerst wichtig und sie schätzen am GmbH. Das weltweit bekannte Traditions- gewohnheiten im Überblick Selbstkochen, daß es preiswerter und gesün- unternehmen mit Sitz in Wien unterstützt und Mehr als die Hälfte der ÖsterreicherInnen der ist. begleitet seit jeher Kochbegeisterte auf der (58 %) folgt keinem besonderen Ernährungs - „JungköchInnen“ sind bei ihren Speisen ganzen Welt mit kreativen Kochideen und stil – dementsprechend ausgewogen verteilt experimentierfreudiger unterwegs, geben innovativer Küchentechnik und zeigt so, wie werden Fleischspeisen, Salate, Suppen, sich aber in Bezug auf „richtiges Kochen“ selbst ausgefallene Gerichte einfach und Reis- und Gemüsegerichte zubereitet. Einzig ein wenig unsicher. Sie benötigen mehr Rat schnell zubereitet werden können. „Die Um - Pasta nimmt mit 91 Prozent eine numerische und Unterstützung in der Küche und halten frage bestätigt auch, daß in den heimischen Sonderstellung am heimischen Speiseplan sich häufiger strikt an Rezepte. Unter ihnen Küchen einfache Klassiker, allen voran Pa- ein. Geschmacklich führt die mediterrane findet man mehr VeganerInnen und Vegeta- sta, sehr beliebt sind. Neue, aufwendigere Re - Küche noch vor „neuer“ Hausmannskost und rierInnen als in anderen Altersklassen. Die zepte werden aber sehr gerne ausprobiert – exotischen Gerichten die österreichische Be - jüngere Generation ist es auch, die Essen vor allem wenn sich Besuch ankündigt.“ liebtheitsskala an. Betreffend der Kochge- gerne fotografiert, teilt und postet. „Singles“ Nahezu alle ÖsterreicherInnen (94 %) wohnheiten lassen sich unterschiedliche unterscheiden sich in ihrem Koch- und Eß - kochen mindestens einmal wöchentlich, ge - „Koch-Typen“ ausmachen. verhalten deutlich von den anderen Gruppie- backen wird dabei seltener (18 %). Obwohl 59 Prozent sind „KöchInnen aus Leiden- rungen: Alleinlebende investieren unter- hierzulande nur 7 Prozent „Kochen“ als Frau - schaft“. Sie bereiten ihre Speisen generell durchschnittlich Zeit mit der Zubereitung ensache betrachten, zeigen die Ergebnisse, passionierter und aufwändiger, aber auch von Speisen. Dafür finden 48 Prozent von daß 89 Prozent aller Frauen täglich oder traditioneller zu, legen größten Wert darauf, ihnen, daß Essen unbedingt mit Liebe ge - mehrmals pro Woche und somit häufiger daß mit Liebe gekocht wird und sind über- macht werden muß. Auf ihrer Zubereitungs- kochen als Männer (71 %) – unter den täg- zeugt, daß „Selbstkocher“ gesünder leben. In liste stehen vergleichsweise weniger Fleisch - lichen Kochenden befinden sich sogar 70 dieser Gruppe befinden sich vorwiegend gerichte, Kuchen, Torten und Snacks und Prozent Frauen. Durchschnittlich eine halbe Personen im Alter zwischen 30 und 39 rund 4 von 10 geben als Koch- und Essens- bis eine Stunde investieren Kochende in die (30 %) beziehungsweise über 50 (31 %) Jah- vorsatz an, abnehmen zu wollen. Zubereitung ihrer alltäglichen Mahlzeiten. ren. Bei Besuch (60 %), an Wochenenden (52 %) „Koch-Routiniers“ machen die Hälfte de - Auf der Suche nach Inspiration und anderen Festivitäten (40 %) steigen die rer aus, die täglich kochen. Sie bringen viel Für die Rezeptsuche ist das klassische Kochambitionen der meisten noch: Kochen- Küchenerfahrung mit und zeichnen sich Kochbuch über alle Altersgruppen hinweg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 77 Gastronomie & KulinarischesPersonalia die Nummer 1. Die Hälfte aller Kochenden sucht online nach passenden Rezepten. Die 30 bis 39jährigen nutzen bereits häufiger Online-Rezept-Plattformen als Kochbücher. Inspiration für Gerichte holen sich die mei- sten Kochbegeisterten im Bekannten- und Familienkreis – weitere Ideengeber sind un - ter anderem Restaurants, Kochmagazine und TV-Sendungen. „Die Herausforderung beim Kochen liegt heute darin, daß wir anlassbe- zogen mit den passenden Gerichten aufwar- ten wollen. Oft wird dafür bereits per Smart- phone nach neuen Inspirationen gesucht. Während es im Alltag meistens eher schnell gehen muß, wollen wir unsere Gäste aber auch mit ausgefalleneren Kreationen überra- schen. iSi Culinary hat sich zur Aufgabe ge - macht, Menschen jeden Tag aufs Neue für das Kochen zu begeistern und sie dabei best- möglich zu unterstützen. Denn für selbstge- machte Speisen mit Wow-Effekt braucht es weniger als viele denken: Raffinierte und ge - lingsichere Rezepte mit wenigen Zutaten, viel Freude am Experimentieren und ‚smar- te‘ Küchengeräte reichen dafür eigentlich schon aus“, zeigt sich Maria Fürnhammer- Rosskopf überzeugt. Kostenlose iSi Rezepte-Sammlung Foto: iSi GmbH Auf der Website von iSi finden Kochbe- Gegrillte Apfelringe mit iSi Beerenschaum -Zubereitung mit dem iSi Dessert Whip geisterte eine umfassende und kostenlose Re - zepte-Sammlung mit ausführlichen Schritt- Accessoires, mit denen sich köstliche Krea- ktails, Mocktails u.v.m. einfach und schnell für-Schritt-Kochanleitungen mit Produkten tionen wie beispielsweise locker-leichte Espu - zubereiten lassen. n des iSi-Systems wie Whips, Chargers und mas, Saucen, Cremesuppen, Desserts, Cok- https://www.isi.com/kulinarik/rezepte/

G’spritzter: Wasser & Wein aus Österreich. Mehr braucht es nicht.

Anlässe, um einen guten G’spritzten zu Lust & Laune: G’spritzter-Sortenvielfalt vtrinken, gibt es unzählige: mit Freunden Welche Sorte ins Glas kommt, variiert beim Stamm&Wirt, zum Füße-Hochlegen am nach Lust, Laune und manchmal auch nach Feier&Abend, in trauter Zweisamkeit beim Lokalpatriotismus: Während der Grüne Velt- Pick&Nick, beim Heurigen zur Brettl&Jause liner mit seiner würzigen Frische ein absolu- sowieso. Kein anderer Drink begleitet die ter G’spritzter-Allrounder ist, schwören schönsten Sommermomente so versiert und viele Burgenländer auf den knackig-stram- unkompliziert wie die puristische Mischung men Welschriesling – eine Sorte, die neben aus 50 Prozent Soda- oder Mineralwasser dem feinblumigen Weißburgunder auch bei und 50 Prozent österreichischem Wein. den steirischen Nachbarn großen G’spritzter- Durst auslöst. Für mehr Pfiff im Glas greifen No & Go: fehlerhafter Wein die Steirer – und inzwischen auch viele Keinesfalls verträgt der G’spritzte lasche andere Österreicher – immer öfter auch Weine ohne Säurerückgrat – oder noch gerne zum aromatischen Muskateller. schlimmer: unsaubere Weine. Die Kohlen- Das alles lässt die Wiener recht unbe- säure wirkt wie ein Geschmacksverstärker rührt: In der Landeshauptstadt nimmt man und beendet den Genuß abrupt, wenn der für den Spritzer traditionell einen klassi- Wein Fehltöne aufweist. Daher gilt auch beim schen Gemischten Satz. Alles, was man G’spritzten ganz besonders: Qualität zuerst! sonst zum G’spritzten wissen muß, findet Ein leichter österreichischer Qualitätswein sich auf der Website der Österreich Wein mit rotweißroter Banderole ist somit die ide- Foto: ÖWM Marketing GmbH (ÖWM). n ale Wahl: „Mei G’spritzter is net deppat!“ Mehr G‘spritzter, mehr Sommer http://www.oesterreichwein.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 78 Personalia Bürgermeisterin a.D. Andrea Fraunschiel ist verstorben n großer Trauer muß die Freistadt Eisen- Anglistik und Geschichte an der Universität Istadt die Nachricht über den Tod von Bür- Wien. Beruflich war sie in der Erwachsenen- germeisterin a.D. Andrea Fraunschiel be - bildung tätig. kanntgeben. Sie ist am 4. August im Kreise Andrea Fraunschiel startete nach der ihrer Familie verstorben. Das Mitgefühl gilt Gemeinderatswahl am 10. November 1992 ganz besonders der Familie, der die Stadt viel ihre kommunalpolitische Laufbahn als Kraft in dieser schweren Stunde wünscht. Gemeinderätin der Freistadt Eisenstadt und Tief betroffen zeigt sich Landeshaupt- über 19 Jahre Mitglied des Eisenstädter mann Hans Peter Doskozil vom Ableben von Gemeinderates. In dieser Zeit war sie Mit- Andrea Fraunschiel. Er habe sie „als kompe- glied des Stadtsenates, 1. Vizebürgermeiste- tente und engagierte Politikerin mit Hand- rin und am 24. Jänner 2007 wurde sie als schlagqualität kennengelernt, die auch einen erste Frau in das Amt des Eisenstädter Bür- sehr menschlichen Zugang zur Politik hat - germeisters gewählt, das sie bis November te“. In allen ihren politischen Ämtern, be - 2011 ausübte. Neben ihren kommunalpoliti- sonders als Bürgermeisterin von Eisenstadt, schen Funktionen war Andrea Fraunschiel als Landtagsabgeordnete und als Bundesrä- auch Mitglied des Bundesrates und Abge- tin, sei für sie das Wohl der Menschen an ordnete des Burgenländischen Landtages, im erster Stelle gestanden. Als Bürgermeisterin November 2015 wurde ihr die Ehrenbürger- der Landeshauptstadt habe sie sehr zukunfts- schaft der Landeshauptstadt Freistadt Eisen- weisende Schwerpunkte gesetzt, ist Dosko- Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt stadt verliehen. zil überzeugt. „Meine aufrichtige Anteilnah- Bürgermeisterin a.D. Andrea Fraunschiel Bürgermeister Thomas Steiner: „In all me und mein Mitgefühl gehören in diesen diesen Funktionen hat Andrea der Stadt und Stunden der Trauer der Familie von Andrea gen Initiativen entscheidend zur positiven den Bürgerinnen und Bürgern gedient und Fraunschiel.“ Entwicklung ihrer Heimatstadt beigetragen. viele Initiativen gesetzt, die zu der hohen 19 Jahre lang prägte Andrea Fraunschiel Andrea Fraunschiel wurde am 8. Mai Lebensqualität in Eisenstadt entscheidend als Kommunalpolitikerin die burgenländi- 1955 in Eisenstadt geboren. Nach dem Ende beigetragen haben.“ n sche Landeshauptstadt und hat mit unzähli- ihrer Schullaufbahn studierte die bis 1978 https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_Fraunschiel »Gold« für Landes-Feuerwehrkommandant a.D. Kronsteiner olfgang Kronsteiner prägte lange WJahre hindurch das Bild des Oö. Lan- des-Feuerwehrverbandes. Seit 2009 war er als stv. Landes-Feuerwehrkommandant tätig, ab Juni 2011 als oberster Feuerwehrkomman- dant über knapp 94.000 Feuerwehrleute im ganzen Bundesland. Für sein Engagement und seinen Einsatz dankte ihm Landeshaupt- mann Thomas Stelzer mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes. „Wolfgang Kronsteiner hat seine beson- nene und ruhige Art, auch in brenzligen Situ- ationen, seine Fachkompetenz, sein kame- radschaftliches Verhalten und seine Füh- rungsqualität sowie Menschlichkeit ausge- zeichnet. Was er sagte, hatte Gewicht. Mit Dis ziplin, Mut, Einsatzbereitschaft, Loyalität sowie Zuverlässigkeit und Beständigkeit hatte er über Jahre hinweg die Verantwor- tung für den Oö. Landes-Feuerwehrverband Foto: Land OÖ / Sabine Liedl übernommen und diese positiven Eigenschaf - v.l.: Landesrat Wolfgang Klinger, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Wolfgang Kronsteiner mit Gattin und Landesrätin Birgit Gerstorfer ten an alle Kameradinnen und Kameraden im Bundesland weitergegeben“, so der Lan- läums stellte der Verband sein um fassendes Der Landeshauptmann nutze auch die deshauptmann bei der Auszeichnungsfeier. Können bei großen Festveranstaltungen Chance, neben Wolfgang Kronsteiner auch Für den Landes-Feuerwehrverband war unter Beweis und rückte seine Einsatzbereit- stellvertretend allen Feuerwehrmitgliedern das Jahr 2019 ein von Feierlichkeiten ge - schaft und das hohe Engagement seiner Mit- in Oberösterreich seinen großen Dank aus- prägtes Jahr: Anläßlich seines 150-Jahr-Jubi- glieder in die Mitte der Gesellschaft. zusprechen. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 79 Personalia Österreichisches Ehrenkreuz für Karl-Markus Gauß as Österreichische Ehrenkreuz für Wis- Dsenschaft und Kunst 1. Klasse über- reichte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am 27. Juli an den Salzburger Welt- bürger und Schriftsteller Karl-Markus Gauß bei einem Festakt in der Salzburger Resi- denz. Unter den Ehrengästen war auch Salz- burgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der dem Schriftsteller, Essayisten, Literatur- und Kulturkritiker Gauß erst im Juni zu des- sen 65. Geburtstag gratuliert hatte. „Karl- Markus Gauß belegt mit seinem Werk und seiner eigenen Biografie, wie vielschichtig Europa ist. Er beschreibt, er lebt diesen Kon- tinent mit Salzburg im Herzen. Wir dürfen uns glücklich schätzen, einen kritischen Be - obachter wie ihn zu haben“, betonte der Lan- deshauptmann bei seiner Geburtstags-Lau- datio im Juni. Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr v.l.: Landeshauptmann Wilfried Haslauer mit Gattin Christina, Maresi und Karl-Markus Gauß Reiseberichte aus Europas Rändern und Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Ehefrau Doris Schmidauer Gauß wuchs als Kind donauschwäbischer anfangs der Wiederentdeckung und Neube- erreichte vor allem mit seinen Reisebüchern Eltern in der Landeshauptstadt auf und stu- wertung vergessener Autoren und Intellek- über wenig bekannte Gegenden Europas und dierte hier Germanistik. Er widmete sich tueller. Der Schriftsteller und Feuilletonist deren Bewohner ein größeres Publikum. n Land ehrt langjährige Chefdirigentin der Philharmonie Salzburg ür ihr beherztes Engagement für die Or - Fchestermusik und die Generationen über - greifende Musikvermittlung wurde die lang- jährige Chefdirigentin der Philharmonie Salzburg Elisabeth Fuchs am 17. Juli mit dem Großen Verdienstzeichen des Landes ausgezeichnet. Bei der Ehrung dankte Lan- deshauptmann Wilfried Haslauer dem „Phä- nomen“ Elisabeth Fuchs für ihr „großartiges künstlerisches Wirken, das einen Bogen von der Jungen Philharmonie über die Philhar- monie Salzburg, die Kinderfestspiele bis hin zur Salzburger Kulturvereinigung spannt.“ Es sei ihr gelungen, Salzburg mit erfolg- reicher Musikvermittlung für alle Generatio- nen von Klassik über Romantik bis hin zur Moderne und zum Crossover „zu rocken“. Land Salzburg / Neumayr Probst Elisabeth Fuchs und Landeshauptmann Wilfried Haslauer Insbesondere hob er ihre Verdienste um die Musikerziehung für Kinder und Jugendliche infiziert aber nicht nur das junge Publikum men der Salzburger Festspiele die Opernpro- hervor. Mit den von ihr gegründeten Kinder- binnen weniger Minuten mit dem ‚positiven duktion „Bastien & Bastienne“ und „Der festspielen hat Fuchs tausende Kinder und Virus‘ der klassischen Musik“, streute der Schauspieldirektor“. 2007 folgte die Grün- Jugendliche mit Workshops und Konzerten Landeshauptmann der Künstlerin Rosen. dung der Kinderfestspiele Salzburg, von an die klassische Musik herangeführt und 1976 in Kirchdorf an der Krems geboren, Anfang 2009 bis Oktober 2017 war sie bei vielen ein nachhaltiges Interesse gewec- studierte Elisabeth Fuchs in Salzburg Musik künstlerische Leiterin der Salzburger Kultur- kt. Neuland betrat sie mit den Lehrlingskon- und Mathematik für das Lehramt und nahm vereinigung. zerten und ermöglicht dieser Bevölkerungs- Dirigierunterricht bei Herbert Böck, Karl Elisabeth Fuchs ist Trägerin des Irma- gruppe einen ersten – und vielleicht entschei - Kamper und Dennis Russel Davies. 1998 von-Troll-Borostyáni-Preises und des Ehren - denden – Konzertbesuch im Großen Fest- gründete sie die Junge Philharmonie Salz- zeichens des Bundesministeriums für Unter- spielhaus. „Ihre ansteckende Begeisterung burg. Im Mozartjahr 2006 leitete sie im Rah- richt, Kunst und Kultur. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 80 Personalia Kärnten: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Milan Predan u einem Abschiedsempfang für den Zscheidenden slowenischen Generalkon- sul Milan Predan lud Landeshauptmann Pe - ter Kaiser am 30. Juli in den Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung. Als Zeichen der Anerkennung für seine Tätigkeit als Gene- ralkonsul in Kärnten überreichten der Lan- deshauptmann und einige Regierungsmit- glieder das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten an Predan. Kaiser strich in seiner teils zweisprachi- gen Laudatio Predans Ambitionen als Gene- ralkonsul hervor und dankte ihm für die Zu - sammenarbeit in den vergangenen vier Jah- ren. Er bezeichnete die Verabschiedung und Ehrenzeichenverleihung als „ein trauriges, aber gleichzeitig bedeutendes Ereignis“.

Kaiser würdigte Predans Verdienste rund um Foto: LPD/Peter Just die slowenische Volksgruppe, die Kärntner Konsul Milan Predan hatte auch für Landeshauptmann Peter Kaiser ein kleines Geschenk… Bevölkerung und die Republik Slowenien. Als sichtbares Zeichen des Dankes werde Predan bedankte sich sehr herzlich für Klima des gegenseitigen Vertrauens stattge- ihm das Große Goldene Ehrenzeichen des die se, wie er es nannte, „doch etwas uner- funden. Predan äußert in seiner Rede den Landes verliehen. Predans Amtszeit sei von wartete“ Ehrung. Der Journalismus habe ihn Wunsch, daß die gute Stimmung gegenüber der ständigen Stärkung der nachbarschaft- gelehrt, daß man nur mit Dialog und Ver- der Volksgruppe für immer bestehen bleiben lichen Beziehungen geprägt gewesen und ständnis für die anderen gemeinsame Ziele möge. „Ich wünsche Kärnten alles Gute für von gemeinsamen Lösungen für die sloweni- erreiche. Dieser Zugang habe ihm auch in die Zukunft“, schloß der scheidende slowe- sche Volksgruppe. der Diplomatie geholfen, sie habe in einem nischen Generalkonsul. n Henzinger: EATCS-Preis für bisheriges Informatik-Lebenswerk em Präsidenten des Institute of Science Kepler-Universität in Linz und sein Doktorat Dand Technology Austria (IST Austria) in an der Stanford Universität in San Francisco, Klosterneuburg, Thomas A. Henzinger, wur - USA, ab. Henzinger bekleidete bereits viele de der diesjährige Preis der „European Asso- Top-Positionen auf der ganzen Welt, unter ciation for Theoretical Computer Science“ anderem war er Direktor des Max-Planck- verliehen. Der würdigt seine „bedeutenden Institut für Informatik in Saarbrücken, Pro- Beiträge zur Theorie und Praxis der forma- fessor an der EPFL Lausanne in der len Verifikation und Synthese von reaktiven, Schweiz, sowie Professor an der University Echtzeit- und Hybrid-Computersystemen so - of California in Berkeley, USA. wie zur Anwendung von formalen Methoden 2009 wurde er zum ersten Präsidenten in biologischen Systemen.“ Der Preis gilt als des IST Austria ernannt, welches er nun eine der höchsten Auszeichnungen, die im bereits in seiner dritten Amtszeit erfolgreich Bereich der theoretischen Informatik verge- leitet: Erst im Juni 2019 wurde das IST ben werden. Die offizielle Preisverleihung Austria von der Zeitschrift Nature Index in fand am 12. Juli im Rahmen des „46. Inter- einem normalisierten Ranking auf Platz zwei national Colloquium on Automata, Langua- der weltbesten Forschungsinstitute gereiht. ges and Programming (ICALP 2019)“, der Die aktuellen Forschungsschwerpunkte Hauptkonferenz im griechischen Patras statt. von Professor Henzinger liegen im Design Henzinger über die Würdigung seiner Foto: IST Austria / Johannes Zinner und der Verifikation von zuverlässiger Soft- Leistungen durch den EACTS Preis: „Es ist Prof. Tom Henzinger, Präsident des Institute ware, Hardware und Embedded Systems. Er of Science and Technology Austria eine ganz besondere Ehre, durch die Fach- erhielt u.a. den Milner Award der Royal kollegeInnen ausgezeichnet zu werden. Die und Rechenmodellen voranzutreiben. Ich Society in Großbritannien, den Wittgenstein Europäische Vereinigung für theoretische möchte an dieser Stelle auch all meinen Stu- Preis des Österreichischen Wissenschafts- Computerwissenschaften EACTS ist die dentInnen und KooperationspartnerInnen fonds (FWF) und einen Advanced Investiga- wichtigste Europäische Organisation, wenn der letzten 30 Jahre danken.“ tor Grant des European Research Council es darum geht, die Forschungsberichte wie Henzinger wurde in Linz geboren, schloß (ERC). n Algorithmen, rechnerischer Komplexität sein Diplom in Informatik an der Johannes http://www.ist.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 81 Religion und Kirche Abtweihe im Stift Lilienfeld

LH Johanna Mikl-Leitner: Gemeinsamen Weg in enger Verbundenheit fortsetzen Foto: NLK / Filzwieser v.l.: Bürgermeister Wolfgang Labenbacher, Landeshauptmann a. D. Erwin Pröll, Diözesanbischof Alois Schwarz, Abt Pius Maurer, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Bundesratspräsident Karl Bader und Vizebürgermeister Manuel Aichberger

as Zisterzienserstift Lilienfeld steht sei von großer wirtschaftlicher und touristi- 1989 in das Zisterzienserstift Lilienfeld ein, Dunter neuer Leitung: Generalabt Mauro- scher Bedeutung und „es ist natürlich auch wo er am 19. August 1990 sein Ordensgelüb- Giuseppe Lepori spendete am 28. Juli die ein Zentrum der Bildung“, meinte sie. „Pius de (Profess) ablegte. Er absolvierte sein Abtweihe an Pius Maurer. Der Festgottes- Maurer ist ein guter Hirte, der uns den Weg Philosophie- und Theologiestudium in Heili- dienst fand in Anwesenheit von Niederöste- zeigt. Und diesem gemeinsamen Weg wollen genkreuz, Jerusalem und Rom. Am 22. Juni reichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leit- wir in enger Verbundenheit zwischen Land 1996 erhielt Maurer im Stephansdom vom ner statt. Pius Maurer tritt die Nachfolge von und Kirche fortsetzen. Für diese große und späteren Kardinal Erzbischof Christoph Matthäus Nimmervoll an. herausfordernde Aufgabe wünsche ich viel Schönborn die Priesterweihe und feierte am „Heute ist ein ganz besonderer Tag für Kraft, Gesundheit und Gottes Segen“, unter- 7. Juli 1996 in seiner Heimatpfarre Unter- das Stift Lilienfeld, für die Gemeinde, für strich Mikl-Leitner. dürnbach die Primiz. den Bezirk Lilienfeld und auch für das Bun - Der Wahlspruch des neuen Abtes lautet Abt Pius Maurer ist auch Pfarrer von desland Niederösterreich“, sagte die Landes- „Deus meus, in te confido“ (Mein Gott, auf Traisen und Lilienfeld, beide Aufgaben wird hauptfrau. „Die Stiftsbasilika ist voller Men- dich vertraue ich). Der 1971 in Eggenburg er weiter behalten. n schen und wir sehen und spüren, daß mit Abt (Bezirk Horn) Geborene trat am 19. August https://www.cisto.at/stift/ Pius Maurer eine gute und richtige Wahl ge - troffen wurde. Er steht für Konstanz, für Ver- trauen, Orientierung und für Stabilität“, so Mikl-Leitner weiter. „Es braucht Persönlich- keiten wie Abt Pius für das Bundesland, für das Stift und für die Menschen in Land. Denn er ist durch seinen Lebenslauf und durch seine Werte fest mit dem Stift und mit den Menschen im Land verbunden“, betonte die Landeshauptfrau und bedankte sich bei dessen Vorgänger, Matthäus Nimmervoll, „für all das, was er geleistet hat.“ „Mit dieser Amtsübergabe öffnet sich ein Zeitfenster, in dem der neue Abt Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit ge - ben kann“, hielt sie fest. Die Landeshaupt- frau zeigte sich überzeugt, daß Abt Pius „dieses Stift in eine gute Zukunft führen und

die Erfolgsgeschichte fortschreiben wird“, Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at hob die Landeshauptfrau hervor. Dieses Stift Das Stift Lilienfeld gilt als so etwas wie ein »Geheimtip« für Österreich-TouristInnen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 82 Religion und Kirche Bischofstreffen in Graz

Treffen von 60 katholischen Bischöfen, Kardinälen und kirchlichen Würdenträgern aus aller Welt in Schloss Seggau

n die 60 katholischen Bischöfe, Kardi- Anäle und kirchliche Würdenträger aber auch Laien aus aller Welt, die der Fokolar- Bewegung nahestehen, sind von 2. bis 10. August in Schloss Seggau versammelt. Und zwar, um das Charisma der Einheit zu vertie- fen und den Austausch unter Bischöfen auf Weltebene in ökumenischem Gedanken zu pflegen und einige Tage in brüderlicher Ge - meinschaft zu verbringen.

Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl »schaute vorbei« „Diese Woche in der Südsteiermark dient dem geistlichen Austausch aber auch der Erholung“, erklärte der steirische Diözesan- bischof Wilhelm Krautwaschl beim Besuch der Delegation bei Bürgermeister Siegfried Nagl im Gemeinderatssaal des Rathauses. Stadt Graz / Fischer Foto: Die kirchlichen Würdenträger aus aller Welt waren zu Gast im Grazer Rathaus „Auf gut steirisch g’sagt, gehört es sich ein- fach, in der Landeshauptstadt vorbeizu- Zweite Weltkrieg stellte sie vor die Frage: m sie arbeiten für eine immer größere Ein- schauen.“ Wie schnell sich ein Bürgermei- „Was bleibt?" Während sich ihr Bruder Gino heit innerhalb der jeweils eigenen Kirche, stersessel in einen Bischofsstuhl verwandeln im kommunistischen Widerstand engagierte, m sie pflegen persönliche Beziehungen zu kann, zeigte Krautwaschl schließlich vor, in fand sie ihre Antwort in der Bibel. Schnell Christen unterschiedlicher Kirchen und dem er flugs den Vorsitz auf der Regierungs- scharte sich eine Gruppe junger Frauen um setzen sich mit ihnen für den ökumeni- bank übernahm. Chiara Lubich. Die Bevölkerung nahm No - schen Dialog ein, tiz davon und nannte die Gruppe bald „foco- m sie suchen durch gemeinsame Initiativen Nagl: Haben ja die selbe »Kundschaft« lare“. Der Begriff „focolare“ heißt so viel im Sinn der „goldenen Regel" die größt- Die Parallelen zwischen Religion und Po - wie Herdfeuer und beschreibt die Atmosphä- mögliche Einheit in Gott mit allen Glau- litik strich Nagl dabei besonders hervor: re von Wärme und Geborgenheit. benden, „Wir haben ja die selbe ,Kundschaft‘: Men- m sie teilen die Werte, die hinter dem Ein- schen, die bei uns und unter uns leben. Mit Spiritualität satz auch derer stehen, die eine nicht reli- all ihren Wünschen, Interessen und Bedürf- Der Fokolar-Bewegung ist die „Spiritua- giöse Weltanschauung haben und arbei- nissen. Unser Ziel ist, daß das Miteinander lität der Einheit“, auch „Spiritualität der Ge - ten mit ihnen für das Gemeinwohl zu - und die Gemeinschaft gelingen. Politik wie meinschaft“, zu eigen. Deren erster Schwer- sammen und auch Religion sind dabei Stifter und Garan- punkt ist die Wiederentdeckung Gottes als m sie geben ihren Beitrag in den verschie- ten für friedliches Zusammenleben – oder Liebe. Es geht weiter vor allem darum, die denen Bereichen der Kultur und des sollten es zumindest sein. Der interreligiöse „gegenseitige und beständige Liebe, die die menschlichen Wirkens. Dialog, wie ihn die Menschenrechtsstadt Graz Einheit und die Gegenwart Jesu in der Ge - seit Jahren pflegt – im neuen Stadtteil Rei- meinschaft ermöglicht“ zu leben. Durch die Zugehörigkeit in Zahlen ninghaus soll künftig dafür sogar ein eigener Verwurzelung im Evangelium entsteht so ein Weltweit sind rund zwei Millionen Men- Platz geschaffen werden – gehört da ebenso Lebensstil, der zu Einheit und Frieden in der schen in Verbindung, davon sind 140.000 dazu, wie Wissen, Bildung und Forschung.“ Welt beiträgt. Mitglieder. Und weil bekanntlich Essen Leib und Besonderes Ziel: Es geht um einen Bei- Neben den katholischen Christen gehören Seele zusammenhält, lud Nagl anschließend trag zur Verwirklichung des Gebetes Jesu zu 50.000 Christen aus über 350 Kirchen und zum Mahl in den Rathaus-Räumlichkeiten. Gott, seinem Vater, „Alle sollen eins sein" kirchlichen Gemeinschaften, 30.000 Ange- (Joh 17,21) im Sinn der weltweiten Ge - hörige der großen Religionen wie Judentum, Die Fokolar-Bewegung schwisterlichkeit. Um dieses Ziel zu errei- Islam, Buddhismus und Hinduismus, sowie Anfänge chen, sind die Angehörigen der Fokolar-Be - 70.000 Menschen ohne religiöses Bekennt- Die Fokolar-Bewegung begann 1943 im wegung offen für den Dialog mit Menschen nis in 194 Ländern dazu. n norditalienischen Trient. Dort lebte die 22jäh - und Gruppierungen aller Richtungen und https://www.fokolar-bewegung.at/ rige Grundschullehrerin Chiara Lubich. Der Kulturen: https://www.graz.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 83 Wissenschaft & Technik Neue Ära für Krebsbehandlung mit Kohlenstoffionen Ab sofort steht bei MedAustron für PatientInnen auch die Therapie mit Kohlenstoffionen zur Verfügung. ie Partikel- oder Ionentherapie als eine DForm der Strahlentherapie ermöglicht es, die Strahlenbelastung im gesunden Ge - webe rund um den Tumor zu senken und damit auch das Risiko für Nebenwirkungen und Spätfolgen zu reduzieren. Das gilt so - wohl für Protonen als auch Kohlenstoffio- nen – jene beiden Teilchenarten, die dabei zur Anwendung kommen. Kohlenstoffionen bieten aber zusätzliche Vorteile gegenüber Protonen, weil sie über eine höhere biologi- sche Wirksamkeit verfügen. Das bedeutet, daß eine höhere biologische Strahlendosis im Tumor verabreicht werden kann und da - durch mehr Zerstörungskraft in den Tumor- zellen entfaltet wird. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sprach am 23. Juli bei der Pressekonferenz bei MedAustron von einem überaus bedeu- MedAustron / Franz Baldauf Foto: v.l.: Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Schneeberger, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, tenden Meilenstein für das niederösterreichi- MedAustron Geschäftsführer Alfred Zens, Ärztlicher Direktor Prof. Eugen B. Hug und Direktor sche Therapie- und Forschungszentrum: Kohlenstfoffionenprogramm Piero Fossati bei MedAustron in Wiener Neustadt „Mit der neuen und innovativen Methode der Kohlenstoffionen-Therapie setzen wir ganz ist. Deshalb ist es unser erklärtes Ziel und le Indikationen wie Pankreas- oder Rektum- bedeutende Akzente in der nationalen und un sere Pflicht, auch die klinische Forschung karzinome und Sarkome. internationalen Krebsforschung. Und damit mit diesen Teilchen zu intensivieren, um Im täglichen Ablauf der Behandlungen ist MedAustron nunmehr eines von sechs mehr Evidenz zu schaffen. Wir möchten neue macht es für die PatientInnen übrigens kei- Zentren weltweit, das ,kombinierte Ionenthe- Behandlungskonzepte entwickeln und neue nen Unterschied, ob sie mit Protonen oder rapie‘ anbietet. Wir sind sehr stolz, daß wir Indikationen erschließen. Ich bin sehr froh, Kohlenstoffionen behandelt werden. Die Be - mit MedAustron eines der mo dernsten Zen- daß wir mit Dr. Fossati einen Mediziner für strahlung erfolgt meist an fünf Tagen der tren für Ionentherapie und Ionenforschung uns gewinnen konnten, der über die notwen- Woche über einen Zeitraum von mehreren bei uns in Niederösterreich haben.“ dige Expertise verfügt und bereits viel Er - Wochen. In beiden Fällen werden die Thera- MedAustron-Aufsichtsratsvorsitzender fahrung auf diesem Gebiet mitbringt.“ piekosten von den österreichischen Sozial- Klaus Schneeberger, selbst einer der „Ge - Piero Fossati ist seit Herbst 2017 bei Med versicherungsträgern übernommen. burtshelfer“ des Zentrums, strich hervor: Austron tätig. Er hat zuvor am italienischen Mit dem Erreichen dieses so signifikan- „Wir können stolz und dankbar sein, daß wir Ionentherapiezentrum CNAO in Pavia maß- ten Meilensteins ist der Ausbau des Krebsbe- über ein Zentrum wie MedAustron verfügen. geblich am Aufbau der Kohlenstoffionenthe- handlungs- und Forschungszentrums aber Trotz einiger Hindernisse, denen wir im Ver- rapie mitgewirkt und hat in Japan an den noch lange nicht abgeschlossen. Neben den lauf dieses ehrgeizigen Projekts begegnet Pionierzentren für Kohlenstoffionen Erfah- erwähnten klinischen und wissenschaft- sind, sind wir den Weg mit der einzigartigen rung gesammelt. Er brachte die Vorteile die- lichen Zielen liegt auch auf technischer Seite Unterstützung des Landes Niederösterreich ser Teilchen auf den Punkt: „Durch die Be - noch einiges an Arbeit vor dem Team. So konsequent gegangen – und der Erfolg gibt strahlung mit Kohlenstoffionen gelingt es, muß ein weiterer Raum auch „fit“ für die uns recht. Mit dem Start der Behandlung mit selbst bei sehr komplizierten Tumoren so - Anwendung der neu hinzugekommenen Teil - Kohlenstoffionen erreichen wir nun vollstän - wohl die körperlichen Funktionen als auch chen gemacht werden und der letzte – dritte dig unser ehrgeiziges Ziel, Krebstherapie auf die Lebensqualität der Patientinnen und – Behandlungsplatz in Betrieb genommen weltweitem Spitzenniveau für die Be trof - Patienten zu erhalten.“ werden. Nicht zuletzt soll durch die laufende fenen anbieten zu können.“ Zu Beginn liegt der Fokus der Behand- Weiterentwicklung der Anlage die hohe Der ärztliche Direktor Prof. Eugen B. lung mit Kohlenstoffionen vor allem auf Tu - Qualität der Behandlung noch weiter verbes- Hug ergänzte, daß „die Partikeltherapie mit moren im HNO Bereich und an der Schädel- sert werden und die Therapie künftig noch Kohlenstoffionen weltweit gesehen eine der basis. Das Spektrum wird laufend erweitert mehr PatientInnen ermöglicht werden. n am seltensten verfügbaren Therapieformen werden, so zum Beispiel um gastrointestina- https://www.medaustron.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 84 Wissenschaft & Technik Mechanismus für Entstehung allergischer Immunreaktionen

Eine aktuelle Forschungsarbeit aus der Univ.-Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der Medizin Uni Innsbruck beleuchtet einen neuen Mechanismus, der bestimmten allergischen Immunreaktionen zugrunde liegt.

enn es darum geht, das Immunsystem Wgegen Krankheitserreger oder Aller- gene zu aktivieren, stehen die Dendritischen Zellen an vorderster Front. Die Aufgabe die- ser Immunzellen ist es, Alarm zu schlagen, in dem sie Bestandteile (Antigene) des Aller- gens aufnehmen, verarbeiten und sie in einer charakteristischen und für die T-Zellen er - kennbaren Form präsentieren. „Dendritische Zellen sind zur Stimulation von T Zell-ab - hängigen Immunantworten hochspezialisiert und entscheidend an der Aktivierung der Helfer T-Zellen Th1 und Th2 beteiligt“, weiß Christine Heufler, die an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie (Direktor Matthias Schmuth) bereits seit vielen Jahren zur Immunbiologie von Dendritischen Zellen forscht. Foto: MUI / Heidegger Foto: Th2-Zellen sind Lymphozyten (weiße Nahmen FPR3 unter die Lupe (vl.l): Beate Posch, Christine Heufler und Erstautor Dominik Klaver Blutkörperchen), die den Botenstoff Inter- leukin-4 produzieren und als Effektorzellen trum konnte Beate Posch aus dem Team um len von IL12 während der Aktivierungspha- auch allergische Reaktionen vermitteln kön- Heufler bereits in einer vorangegangenen se von T-Helferzellen verhindert wiederum nen. Auch wenn Allergien ein großes For- Arbeit zeigen, daß dendritische Zellen als die Entwicklung von Th1 und führt zur Akti- schungsfeld bedienen, blieb der molekulare Antwort auf allergene Lipocaline Th2 Zellen vierung von Th2 Zellen und somit zu allergi- Mechanismus, der zur Aktivierung der Th2- aktivieren, auf nicht-allergene Lipocaline je - schen Reaktionen. „Mit dieser Reaktionsket- Zellen als Reaktion auf Allergene führt, bis- doch Th1 Zellen. Die Wechselwirkung von te von Allergen-Aufnahme, Produktion von lang unentdeckt. Dem Team um Heufler ge - dendritischen Zellen mit dem Allergen ist FPR3 bindenden Peptiden in der dendriti- lang es nun, diesen Mechanismus für eine also ausschlaggebend für die Art der einge- schen Zelle, Blockade der IL12 Produktion Klasse von Protein-Allergenen – die Lipoca- leiteten Immunantwort. „Aus dieser Arbeit und der Entwicklung von Th2 Zellen konn- line – in der Zellkultur aufzuklären und da - stammte auch ein erster Hinweis, daß der ten wir erstmals die Entstehung Lipocalin- mit einer potentiellen Therapie-Option einen Formylpeptid Rezeptor (FPR) 3 dabei eine spezifischer allergischer Reaktionen nach- Schritt näher zu kommen. Das renommierte herausragende Rolle spielen könnte“, so weisen“, bestätigt Erstautor Dominik Klaver. Fachjournal Journal of Allergy and Clinical Heufler. In einem nächsten Schritt manipulierten Immunology berichtet über die weitreichen- die ForscherInnen FPR3 in Allergen-behan- den Erkenntnisse. Rezeptor als Weichensteller delten dendritischen Zellen und konnten da - für die Immunantwort durch die therapeutische Angriffsfläche des Entscheidend: Wechselwirkung In der aktuellen Forschungsarbeit wurde Rezeptors sichtbar machen. „Durch Gen- von dendritischer Zelle mit Allergen die Funktion des FPR3 genauer analysiert. Silencing oder die Zugabe eines Antagoni- Zu den Lipocalinen gehören die meisten Dabei stellten die ForscherInnen fest, daß sten läßt sich die Funktion des Rezeptors Inhalationsallergene von Säugetieren, wie et - beim Abbau der allergenen Lipocaline in den ausschalten, wodurch wir sehen konnten, daß wa Can f 1, ein Speichelprotein und das dendritischen Zellen Peptide (Protein- die Entwicklung von Th2 Zellen tatsächlich Haupt-Allergen bei Hundehaarallergie oder Bruchstücke) entstehen, die an FPR3 binden verhindert wird. Stattdessen kommt es zur Fel d 4, ein Allergen bei Katzenallergie. Sie können, während die Peptide, die beim Ab - Ausreifung von T-Helferzellen, die das anti- umfassen aber auch menschliche nicht-aller- bau der nicht allergenen Lipocaline entste- inflammatorische Zytokin IL10 produzieren gene Proteine wie das in der Tränenflüssig- hen, nicht an den Rezeptor binden. Die Bin- und damit die Immunantwort behindern – eine keit vorkommende Lipocalin-1. Im Rahmen dung an den Rezeptor bewirkt, daß die Pro- durchaus gewünschte Reaktion bei Aller- einer Kooperation mit dem Lipocalin-Exper- duktion des Botenstoffs Interleukin-12 in der gien“, so die Biologin Christine Heufler. n ten Bernhard Redl vom Innsbrucker Biozen- dendritischen Zelle behindert wird. Das Feh- https://www.i-med.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 85 Wissenschaft & Technik Der VSC-4 ist Österreichs neuer Supercomputer

Als Gemeinschaftsprojekt mehrerer Universitäten wird nun Österreichs größter Computer eingerichtet: Der VSC-4 schafft es auf Platz 82 der Weltrangliste.

er „Vienna Scientific Cluster 4“ (VSC-4) Dist der leistungsfähigste Computer, der je in Österreich in Betrieb genommen wur - de. Es handelt sich dabei um ein Gemein- schaftsprojekt von fünf österreichischen Universitäten – TU Wien, Universität Wien, Universität für Bodenkultur Wien, TU Graz und Universität Innsbruck – finanziell maß- geblich unterstützt durch das Bundesmini- sterium für Bildung, Wissenschaft und For- schung. Installiert wurde der Großrechner an der TU Wien. Nun ist er funktionstüchtig, bis der Abnahmeprozeß vollständig abgeschlossen ist, werden allerdings noch einige Wochen vergehen. Im Spätherbst soll der Großrech- ner von der Firma Lenovo dann für wissen- schaftliche Berechnungen zur Verfügung stehen. Mit einer Leistung von 3,7 Petaflops (ein Petaflop ist eine Million Milliarden Re - chenoperationen pro Sekunde) ist der VSC-4 mehr als fünfmal so leistungsstark wie das Vorgängermodell VSC-3. Damit wurde erst- mals in Österreich die Petaflop-Schallmauer durchbrochen. In der Weltrangliste der Su - Alexander Gigl / EDV-Design Informationstechnologie GmbH Foto: percomputer schafft es der VSC-4 damit auf Der „Vienna Scientific Cluster 4“ (VSC-4) ist der leistungsfähigste Computer, der je in Öster- reich in Betrieb genommen wurde. Platz 82. nalen Spitzenplatz einnehmen kann“, sagt eine Spitzenleistung von 3,7 Petaflops (im Gemeinsam mehr Leistung Bundesministerin . Dauerbetrieb 2,7 Petaflops). Um Energie zu „Die Strategie der VSC-Partneruniver- Der VSC-4 wurde im Dezember 2018 be - sparen, erhielt der VSC-4 eine speziell de - sitäten, gemeinsam einen Supercomputer auf stellt und am 18. Juni 2019 vorläufig in Be - signte effiziente Wasserkühlung. internationalem Spitzenniveau zu betreiben, trieb genommen. „Er ist nun im Prinzip hat sich in den vergangenen Jahren bestens funktionstüchtig, allerdings dauert es bei Vom Urknall bis zur Medizin bewährt“, freuen sich Prof. Regina Hitzen- solchen Großrechnern immer einige Zeit, bis Wie schon seine Vorgänger VSC, VSC-2 berger, Vizerektorin für Infrastruktur an der die Abnahme fertig durchgeführt ist und das und VSC-3 wird auch der VSC-4 für eine Universität Wien, und Prof. Johannes Fröh- Gerät den Regelbetrieb aufnehmen kann“, Vielzahl ganz unterschiedlicher Forschungs- lich, Vizerektor für Forschung und Innova- sagt Prof. Herbert Störi, Leiter des VSC-Re - bereiche genutzt werden: Für Simulationen tion an der TU Wien, als Vertreter der VSC- search Centers. „Die Abnahme macht sehr des frühen Universums kurz nach dem Ur - Eigentümer. „Mit Unterstützung des Wissen- gute Fortschritte. Wir sind sehr zuversicht- knall wird der Supercomputer genauso ein- schaftsministeriums können wir gemeinsam lich, daß der VSC-4 wie geplant ab Herbst gesetzt werden wie für Bioinformatik oder unseren Forschungsgruppen ausgezeichnete für wissenschaftliche Berechnungen genutzt medizinische Simulationen. Quantenphysi- Infrastruktur im Bereich High-Performance- werden kann.“ Benchmark-Tests gab es be - kalische Berechnungen für die Entwicklung Computing zur Verfügung stellen. Für eine reits – und die Resultate sind sehr erfreulich: neuer Materialien spielen genauso eine Rolle Universität alleine wäre das in dieser Qua- Der VSC-4 schaffte es – eben – auf Platz 82 wie Modelle zum optimalen Management lität nicht möglich.“ der Weltrangliste der Supercomputer. öffentlicher Verkehrsmittel. In vielen ver- „Mit dem VSC-4 ist sichergestellt, daß Insgesamt verfügt der VSC-4 Supercom- schiedenen Forschungsbereichen sind Groß- die Forschung am Wissenschaftsstandort puter über 790 Knoten zu je 2 Prozessoren rechner mit extrem hoher Rechenleistung Österreich im Bereich High-Performance- mit je 24 Kernen – also insgesamt 37.929 heute unverzichtbar. n Computing auch in Zukunft einen internatio- Prozessorkerne. Damit erreicht der VSC-4 https://www.tuwien.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 86 Wissenschaft & Technik Nachhaltige Solarzellen

ForscherInnen der Joanneum Research entwickeln neue Solarzellen, die um bis zu 50 Prozent effizienter Energie erzeugen als herkömmliche Solarzellen.

er ein Haus baut, muß sich mit Be - Wstimmungen auseinandersetzen, u.a. mit der Richtlinie der EU zur Gesamtenergi- eeffizienz von Gebäuden. Diese hat zum Ziel, den Energieverbrauch von Häusern zu senken und besagt, daß Energie verstärkt aus erneuerbaren Quellen genutzt werden soll. Ab 31. Dezember 2020 gilt das auch für Pri- vatbauten. Hier schließen die Experten von „Materials“, dem Institut für Oberflächen- technologien und Photonik der Joanneum Research, an und entwickeln nachhaltige neue Solarzellen für die Zukunft. Sie werden nicht nur mehr Strom erzeugen, sondern auch gleichzeitig bei geringeren Produktionsko- sten den Strom für die Endverbraucher gün- stiger machen. Diese neue Photovoltaiktech- nologie verspricht im Vergleich zu derzeit eingesetzten Produkten ein deutliches Ein- sparungspotential in Bezug auf ihren Res- sourcenverbrauch. Der technische Physiker und Experte in optischen Technologien, Projektleiter Roman Foto: Joanneum Research / Buchgraber Foto: Trattnig, über die Herausforderung: „Die Projektleiter Roman Trattnig mit Solarzellen vor dem Institutsstandort „Materials“ in Weiz Herstellung der Solarzellen muß hoch quali- tativ, effizient und kostengünstig sein, um Halbleitern, die in einem anderen Bereich erhalten wir im Vergleich bis zu 50 Prozent schließlich mehr Leistung herauszubekom- effizient absorbiert. „Durch diese Bauweise mehr Effizienz als bei herkömmlichen Solar- men. Das schaffen wir an unserem Standort zellen und wir haben noch über ein Jahr For- in Weiz. Die Kontakte werden bei uns in schungsarbeit vor uns“, freut sich der techni- schmalen Strukturen unter 100 Mikrometern sche Physiker Roman Trattnig, der gemein- (= 0,1 Millimeter) mit dem Tintenstrahldruk- sam mit Materialwissenschafterin Nastaran ker aufgetragen und anschließend mittels Hayatiroodbari und der Masterstudentin Ca - Laser verschmolzen, so daß sich die Nano- rina Hendler die Forschungen vorantreibt. partikel zu einem gut leitenden metallischen Das Projekt beschäftigt sich neben der Kontakt verbinden.“ Solarzellenproduktion mit der gesamten „Die Herausforderung ist, die Frage zu Wert schöpfungskette, wie mit den benötig- beantworten, welchen Lichtanteil die Solar- ten Ressourcen, einem life cycle assessment zelle tatsächlich effizient in Energie umwan- (LCA), den ökologischen Auswirkungen, deln kann.“ Für Solarzellen gilt generell, daß Kosten, geringem Strompreis pro Kilowatt- die Fläche, die von Kontakten bedeckt ist, so peak (kWp) und vielem mehr. klein wie möglich gehalten werden soll, um Im „Horizon 2020“ geförderten Projekt einen größtmöglichen Anteil des Lichts in arbeiten führende europäische Partner aus die Zelle zu bekommen. Mittels Anti-Re - den Bereichen siliziumbasierter Photovoltaik flex-Schicht soll so wenig Sonnenstrahlung und III-V Halbleiter zusammen. Abgesehen wie möglich reflektiert werden. Daraus vom Fortschritt in der Photovoltaik unter- resultiert im Übrigen die typische schwarz- stützt das Projekt SiTaSol damit die Wettbe- bläuliche Farbe von Solar-Modulen. werbsfähigkeit der europäischen Industrie Der eigentliche Vorteil der von Joanneum durch innovative Lösungen zur Senkung der Research entwickelten Solarzellen besteht Herstellungskosten von III-V-Werkstoffen, darin, daß eine Silizium-Zelle, aus der her- Joanneum Research / Buchgraber Foto: die in vielen Produkten wie Laptops, Senso- Mit einem Aerosol-Jet-Drucker können n kömmliche Solarzellen bestehen, kombiniert elektronische Komponenten aufgedruckt ren und LEDs Anwendung finden. wird mit einer zweiten Solarzelle aus III-V werden. https://www.joanneum.at/materials/referenzprojekte/sitasol/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 87 Wissenschaft & Technik Computer liest Uromas Handschrift

Erfolg für Entzifferungssoftware: Transkribus wurde im Rahmen des Horizon- 2020-EU-Forschungsprojekts READ von der Uni Innsbruck in Zusammenarbeit mit führenden Forschungsgruppen aus ganz Europa entwickelt. Foto: Screenshot von Transkribus

ie neue europäische Genossenschaft rufen. „Das weltweite Interesse an der Er - Genossenschaftexperte der RLB Tirol. „Hier DREAD-COOP trägt bereits in ihrem kennung von Handschriften hat uns dazu werden Forschung und Unternehmertum Na men einen zentralen Aspekt der Platt- ermutigt, das Projekt in ein Unternehmen zu zeitgemäß und nachhaltig zusammengeführt, form: Kooperation. Die Europäische Union überführen. Die Gründung einer Europäi- kooperieren Universitäten und Archive in bietet mit dem Modell der Europäischen Ge - schen Genossenschaft schien uns dafür die einem europäischen Netzwerk. Mit dieser nossenschaft, kurz SCE für Societas Coope- geeignetste Variante. Die Erschließung der Ge nossenschaft wird ein europäisches För- rative Europaea, ausgezeichnete Rahmenbe- riesigen Archivbestände kann nur in einer ge - derprojekt mustergültig ins Wirtschaftsleben dingungen, die eine Zusammenarbeit über meinsamen Anstrengung verwirklicht wer- übergeführt. Das funktioniert nur mit Weit- Länder- und Fachgrenzen hinweg ermög- den“, verdeutlicht Mühlberger. „Wir wur den blick, Kooperationswillen, Professionalität lichen. „Es handelt sich dabei um eine demo- hier von Raiffeisen sehr gut beraten und in und Mut. Gratulation dazu!“ kratisch organisierte Organisation, die offen der Gründungsphase in allen Bereichen Die Gründungsversammlung fand am 1. für neue Mitglieder ist, die wiederum durch kompetent betreut. Besonders danken möch- Juli im Salon des Rektors statt, Gründer der den Erwerb von Anteilen zu Miteigentümern ten wir Dr. Daniel Wibmer von der Stabsstel- READ COOP sind Tilmann Märk für die werden. Zugleich bietet eine SCE die Mög- le Innovative Genossenschaften der Raiffei- Universität Innsbruck, Frank Schütte für die lichkeit, geschäftlich tätig zu werden und so sen-Landesbank Tirol sowie Prof. Markus Universität Greifswald, Andy Stauder für die die weitere Zukunft und Weiterentwicklung Dellinger vom Raiffeisenverband Wien.“ Innsbruck University Innovations GmbH der Transkribus-Plattform abzusichern“, er - Auch vonseiten des Raiffeisenverbands und Günter Mühlberger. klärt Günter Mühlberger. Er leitet die Grup- wird das Projekt geschätzt: „Die READ- pe für Digitalisierung und Elektronische COOP SCE ist die innovativste Form der Interesse aus aller Welt Archivierung an der Universität Innsbruck Genossenschaft, die ich in meiner Funktion Daß sich die Plattform und ihr Können in und hat mit seinem Team federführend die als Genossenschaftsberater und -ermöglicher den letzten Jahren so hervorragend ent- Serviceplattform Transkribus ins Leben ge - bis dato begleiten durfte“, so Daniel Wibmer, wickelt hat, führt Günter Mühlberger vor

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 88 Wissenschaft & Technik Foto: Universität Innsbruck In Innsbruck fand die Gründungsversammlung für die neue europäische Genossenschaft READ COOP SCE mit Vertretern des Raiffeisen- verbands Österreich, der Raiffeisen-Landesbank Tirol, der Transferstelle Wissenschaft-Wirtschaft-Gesellschaft und den Betriebsräten für das allgemeine und wissenschaftliche Personal statt. allem auf die gute Zusammenarbeit zurück. „Von Historikerinnen und Historikern, Infor- matikern und Informatikerinnen über Perso- nen aus Institutionen wie Bibliotheken oder Ar chiven bis hin zu interessierten Privatper- sonen: Alle haben zusammengearbeitet und somit dazu beigetragen, daß sich das selbst- lernende System auf allen Ebenen rasch und gut weiterentwickeln konnte. Denn: Je inten- siver die Plattform genutzt wird, desto schnel - ler ‚lernt‘ sie“, so Mühlberger. Der Erfolg kam auch für die Projektverantwortlichen an der Uni Innsbruck überraschend. „Als wir 2016 begonnen haben, war eines unserer Zie - le, daß die Handschrift der Urgroßmutter durch den Computer ausgelesen werden kann. Dieses Ziel haben wir nun erreicht, sowohl die Erkennung der Schrift als auch die Ana- lyse des Layouts – wie etwa das automati- sche Erkennen von Zeilen – haben sich dra-

matisch verbessert. Die Kollegen aus Ro - Foto: Universität Innsbruck stock und Valencia, die für die Entwicklung v.r.: Frank Schütte (Kanzler Universität Greifswald), Tilmann Märk (Rektor Universität Inns- der eigentlichen Texterkennung verantwort- bruck), Günter Mühlberger und Andy Stauder (Innsbruck University Innovations GesmbH) sind die vier Gründer lich sind, konnten die Fehlerquote von 15 Pro - zent auf 3 Prozent senken. Wir haben mittler- enorm: „Bisher sind maximal ein bis zwei schaften und Europäische Ethnologie. KaTi- weile knapp 25.000 registrierte Benutzerin- Prozent der Archivbestände in Europa und digital befaßt sich mit dem Franziszeischen nen und Benutzer, 300 davon als aktive Nut- weltweit digitalisiert. Mit der Erschließung Kataster des Bundeslandes Tirol und hat die zerinnen und Nutzer pro Tag. Das ist mehr dieser Bestände durch die automatisierte Digitalisierung, Handschriftenerkennung und als eine Verzehnfachung innerhalb von drei Texterkennung werden diese Bestände nun Aufbereitung für die Öffentlichkeit zum Jahren.“ nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch Ziel. Der Franziszeische Kataster war der er - Der Erfolg des Projekts läßt sich auch am für interessierte Familienforscher zugäng- ste vollständige österreichische Liegen- Interesse an der READ-COOP ablesen: Zu- lich“, meint Mühlberger. Zwei Pilotprojekte, schaftskataster und entstand zwischen 1810 sammen mit der Universitäten Innsbruck und bei denen die Erkennung großer Archivbe- und 1870. Er ist von großer historischer Be - Greifswald werden die Universitäten Ro - stände aus Finnland und den Niederlanden deutung, da er das damalige Staatsgebiet de - stock, Erlangen-Nürnberg, Edinburgh, sowie erprobt werden, sind bereits in Vorbereitung tailliert geodätisch erfaßt hat und Eigen- das Staatsarchiv Zürich, das Nationalarchiv und werden 2019 und 2020 bereits von der tumsverhältnisse abbildet. Im Rahmen des Finnland, das Archiv des Bistums Passau, READ-COOP durchgeführt werden. Projekts sollen die Aufzeichnungen für Tirol die British Library, aber auch der Verein der READ-COOP SCE ist auch bereits Teil aufgearbeitet und öffentlich zugänglich ge - ComputerGenealogie Deutschland zu den eines Projekts, das im Rahmen der Leucht- macht werden. KaTi-digital läuft bis Ende Gründungsmitgliedern gehören. turmprojekte im Bereich Digitalisierung des 2020, das Tiroler Landesarchiv und das Landes Tirol eine Förderzusage erhalten hat. Bundesamt für Eich- und Vermessungswe- Projekt: KaTi-digital Tirol „KAtaster TIrol digital“ lautet der Titel des sen arbeiten ebenfalls mit. n Das Potential in der automatisierten Er - Projekts unter der Leitung von Prof. Kurt https://read.transkribus.eu/ kennung von historischen Schriften ist Scharr vom Institut für Geschichtswissen- https://de.euronews.com/2018/10/29/computer-lernen-alte-handschriften-zu-lesen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 89 Wissenschaft & Technik Coole Schienen

ÖBB färben Streckenabschnitte in Vorarlberg weiß ein, um die Temperaturen in der Schiene um circa fünf bis acht Grad Celsius zu verringern. Foto: ÖBB / Christina Olsacher Beim Brazer Bogen in der Nähe von Bludenz erstrahlen die Schienen der ÖBB nun auf circa fünf Kilometer Länge in weißer Farbe.

ool sehen sie aus, die mit weißer Farbe denn beim Auftragen der Farbe gelangt diese Mitarbeiter der ÖBB Infrastruktur gedacht Cüberzogenen Schienen der ÖBB – und weder in den Untergrund noch aufs Gleis- und daraufhin dieses Testprojekt ins Leben das im wahrsten Sinne des Wortes: Denn bett. gerufen. Untersuchungen haben ergeben, daß weiß „Angesichts der immer heißer werdenden Mitte Juli 2019 war es dann so weit, die angestrichene Schienen die Temperaturen in Sommer freuen wir uns über die Initiative ÖBB führten einen ersten größeren Test auf der Schiene um circa fünf bis acht Grad Cel- unserer Mitarbeiter und Lehrlinge, die an einer über fünf Kilometer langen Strecke bei sius verringern können. So soll dem durch diesem Projekt voller Engagement arbeiten. Bludenz durch. Die Schienen sind dort zur den Klimawandel vermehrt auftretenden Auf - Das Projekt ist sehr vielversprechend und wir Gänze weiß angestrichen. Und erste Ergeb- heizen der Schienen bei starker Sonnenein- erhoffen uns dadurch eine wirksame Maß- nisse werden ab sofort analysiert. Ganz neu strahlung vorgebeugt und Schäden in Form nahme gegen die Auswirkungen des Klima- ist die Idee zu den weißen Schienen nicht. von Schienenverdrückungen oder Gleisver- wandels, um auch weiterhin pünktlich und Denn diese gibt es beispielsweise auch in der werfungen verringert werden. Solche Maß- sicher unterwegs zu sein“, so ÖBB Infra- Schweiz oder etwa in Italien, wo sich die nahmen sind der beste Beweis dafür, daß der struktur-Vorstand, Franz Bauer. Wirksamkeit der weißen Farbe bei intensiver Klimawandel längst Einzug hält und wir Beim Brazer Bogen in der Nähe von Blu- Sonneneinstrahlung bereits bestätigt hat. dringend aktiver werden müssen. Wer jetzt denz erstrahlen die Schienen der ÖBB nun Die ÖBB befinden sich aktuell in der die Bahn statt den PKW für die Reise in den auf circa fünf Kilometer Länge in weißer Far - Evaluierungsphase. Es wird untersucht, ob wohlverdienten Sommerurlaub in Österreich be. Dabei arbeiten die ÖBB an einer Lösung, sich die Schienen in der Praxis tatsächlich wählt, halbiert den CO2-Ausstoß der gesam- die die klimafreundlichen Schienen, bei den weniger stark verformen. Bewährt sich diese ten Reise auf einen Schlag. Als größtes Kli- hierzulande immer heißer werdenden Som- Methode, werden weitere Streckenabschnit- maschutzunternehmen des Landes wollen die mern, abkühlen soll. Eigentlich logisch, te mit der weißen Schiene geplant. n ÖBB daher noch mehr Menschen für die denn helle Oberflächen nehmen Temperatu- https://www.oebb.at/ Bahn begeistern. Je mehr sich für die Bahn ren weniger leicht auf – das haben sich auch https://youtu.be/Vku5r85Rf1cv entscheiden, desto mehr CO2 können wir re- duzieren. Das Pilot-Projekt der ÖBB setzt genau hier an. Experten der ÖBB Infrastruktur ha - ben in Vorarlberg gemeinsam mit Lehrlingen der Lehrwerkstätte Feldkirch ein Fahrzeug entwickelt, mit dem Schienen weiß einge- färbt werden können. Mit einem umgebau- ten Oberbauwagen, können mehrere Kilo- meter Schiene in nur wenigen Stunden von „Kopf bis Fuß“ lackiert werden. Bei der Ent- wicklung des Prototypens wurde besonders

auf Umweltaspekte geachtet, um einen um - Foto: ÖBB / Christina Olsacher weltfreundlichen Einsatz sicherzustellen, Das in der Lehrwerkstätte Feldkirch entwickelte Fahrzeug färbt die Schienen weiß ein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 90 Wissenschaft & Technik / Europa Virtueller Blindenstock hilft bei der Orientierung

Dank neuer radargestützter Systeme der Ruhr-Universität Bochum können sich Sehbehinderte wie Fledermäuse in ihrer Umgebung zurechtfinden.

m nahen Umfeld bietet der Blindenstock Je intuitiver desto beliebter IInformationen über die Umwelt, aber wo Das Forscherteam entwickelte für das in einiger Entfernung der Durchgang zwi- Projekt unterschiedliche Sensoren und Sy - schen Häuserfronten ist, zeigt er nicht. Das steme und testete sie gemeinsam mit Betrof- können radargestützte Systeme, die das Kon- fenen. „Das Erstaunliche war, daß es vor al - sortium des Projekts Ravis-3D entwickelt hat. lem die einfachen, intuitiven Systeme waren, Die Systeme, die intuitiv benutzbar sind, er - die das positivste Nutzer-Feedback erga- fassen die Umgebung und setzen sie in Au - ben“, berichtet Prof. Nils Pohl, Inhaber des diosignale um, die über ein halboffenes Hör- Lehrstuhls für Integrierte Systeme der RUB. gerät ausgegeben werden. Drei Lehrstühle Das wiederum interessierte die am Pro- der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sowie jekt beteiligten Firmen Kampmann Hörsy- mehrere Industriepartner haben das dreijäh- steme und „Sensorbasierte Neuronal Adapti- rige Projekt abgeschlossen, das von der Eu - ve Prothetik“, kurz Snap, besonders. Ihre ropäischen Union und dem Land Nordrhein- Aufgabe war es, die Systeme mit Betroffe- Westfalen gefördert wurde. nen zu testen sowie Hörgeräte zur Audioaus- gabe zu integrieren. Dabei hat sich vor allem Sensoren, Antennen, Audio ein System positiv hervorgetan: Ein relativ Das Konsortium machte sich zunächst einfaches Sensorsystem, das man wie eine dar an, das technisch Machbare zu entwik- Taschenlampe in eine Richtung halten kann, keln. So bauten sie unterschiedliche Radar- um die Entfernung zum nächsten Hindernis systeme, die von rotierenden 360-Grad-Sen- als Ton ausgegeben zu bekommen. „In Ver- soren über spezielle Antennen, welche das bindung mit der Audioausgabe über Hörge- Gesichtsfeld des Nutzers erfassen, bis hin zu gerichteten Sensoren reichten, die die Ent- fernung eines Fokuspunkts messen.

Auch für die Audioausgabe der Umge- RUB / Kramer Foto: bung griffen die ForscherInnen in die Trick- Man hält den virtuellen Blindenstock kiste: Beispielsweise analysierte das System wie eine Taschenlampe. die Geräuschumgebung und blendete dann räte ergibt sich damit ein intuitiv zu bedie- die Hindernisse aus, die selbst Töne von sich nender virtueller Blindenstock, der in größe- geben. rer Reichweite funktioniert“, erläutert Corin- na Weber von der Firma Snap. Akkurat in die akustische Umgebung eingliedern Großes Vermarktungspotenzial „Akustisch aktive Hindernisse, wie etwa Die Mitglieder des Konsortiums sind si - ein sprechender Mensch, sollte das System cher, daß die Ergebnisse von Ravis-3D ein nicht als Hindernis begreifen, da der Nutzer großes Vermarktungspotenzial haben. „Ein sie ja ohnehin schon wahrnimmt“, erläutert solches System ist bisher am Markt noch Prof. Rainer Martin vom Lehrstuhl für Kom- nicht vorhanden“, sagt Dirk Kampmann von munikationsakustik der RUB. Durch Ver- der Firma Kampmann Hörsysteme, die das messungen des individuellen Hörvermögens Konsortium leitet. „Wir müssen nun daran von Nutzern wurde die räumliche Ortung arbeiten, daß die Komponenten kleiner und von Quellen weiter verbessert. „Damit woll- günstiger werden und daß das System sich in ten wir erreichen, daß sich die Vertonung von weitere IT-basierte Blindenhilfsmittel zum realen Hindernissen beziehungsweise Navi- Beispiel auf dem Smartphone gut eingliedert. gationshinweisen möglichst akkurat in die Wenn das gelingt, können wir den Markt an Foto: RUB / Kramer Foto: natürliche akustische Wahrnehmung der Blindenhilfsmitteln in den kommenden Jah- So funktioniert das System: Per Radar wird Nutzer eingliedert“, so Prof. Gerald Enzner die Umgebung abgetastet, der Ton dem ren bereichern.“ n aus der RUB-Kommunikationsakustik. Nutzer wird über ein Hörgerät präsentiert. https://www.ruhr-uni-bochum.de/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 91 Kultur Barockspektakel Caravaggio & Bernini

Die Entdeckung der Gefühle – #barockstars im Kunsthistorischen Museum Wien von 15. Oktober 2019 bis 19. Jänner 2020 © KHM-Museumsverband Michelangelo Merisi, gen. Caravaggio (1571 Mailand – 1610 Porto Ercole), David mit dem Haupt des Goliath, um 1600/01, Pappelholz, 91,2 × 116,2 cm, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie

ie Ausstellung präsentiert von 15. Okt- Was sie verbindet, ist eine neue Aufmerk- ger außerhalb Italiens besitzt, hat in Öster- Dober 2019 bis 19. Jänner 2020 ein gros- samkeit für die wirklichkeitsnahe Naturdar- reich bislang noch keine Ausstellung zu die- ses und überwältigendes visuelles Barock - stellung und für das Pathos großer Gefühle. sem Maler und seiner Zeit stattgefunden. spektakel im Kunsthistorischen Museum. Im Die Entdeckung der menschlichen Regun- Zentrum stehen dabei die bahnbrechenden gen als theatralisches Anliegen des Barocks Erstmals große Caravaggio & Werke des Malers Michelangelo Merisi da ist dann auch das zentrale Thema der Aus- Bernini-Ausstellung in Österreich Caravaggio (1571‒1610) und des Bildhauers stellung, die – von Caravaggio bis Bernini – Werke des um eine Generation jüngeren Gian Lorenzo Bernini (1598‒1680). Erst- über siebzig Meisterwerke römischer Male- Bildhauers Gian Lorenzo Bernini, dessen mals sind die beiden weltberühmten Prota- rei und Skulptur in einen einzigartigen Dia- gonisten, die jeweils auf ihre Art stilbildend log setzt. Zum Bild auf der folgenden Seite: für die europäische Kunst des 17. Jahrhun- Obwohl das Kunsthistorische Museum den Michelangelo Merisi, gen. Caravaggio, Rosenkranzmadonna, um 1601, Leinwand derts werden sollten, gemeinsam in einer Aus - umfangreichsten und wertvollsten Bestand 364,5 × 249,5 cm; Kunsthistorisches stellung vereint. an Werken Caravaggios und seiner Nachfol- Museum Wien, Gemäldegalerie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreich- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 92 Kultur © KHM-Museumsverband ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 93 Kultur

Kunst auch für den österreichischen Barock prägend werden sollte, waren hierzulande bisher ebenfalls kaum zu sehen. Die Ausstel- lung spürt dem Phänomen des aufblühenden Barockzeitalters nach und stellt die revolu- tionäre Kunst im Rom dieser Zeit vor. Der Maler Caravaggio und der Bildhauer Bernini waren dabei die führenden Persönlichkeiten, die mit ihrer neuartigen Ausdrucksweise ebenso wie mit ihrem unkonventionellen Le - bensstil in Rom für Furore sorgten.

Rom zu Gast in Wien In sehr kurzer Zeit wurde Rom zu einem blühenden Zentrum innovativer Ideen und Erfindungen. Die Ausstellung konzentriert sich auf die künstlerischen Umwälzungen, die in der heiligen Stadt zwischen 1600 und 1650 stattfanden und weitreichende Auswir- kungen auf ganz Europa hatten. In diesen Jahrzehnten wurde die Stadt zu einem An - © KHM-Museumsverband ziehungspunkt für zahlreiche talentierte Bild oben: Michelangelo Merisi, gen. Caravaggio, Dornenkrönung Christi, um 1601, Leinwand, 127 × 166,5 cm Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie Künstler, die aus Florenz, Neapel und der Lombardei, aber auch aus Frankreich, Bild unten: Artemisia Gentileschi (1593 Rom – um 1653 Neapel), Maria Magdalena, Deutschland, Flandern und den Niederlan- um 1613, Leinwand, Privatsammlung den kamen. Sie alle experimentierten mit © KHM-Museumsverband

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den neuen Bildthemen und kompositori- sik und Theater kann man die vier Jahrzehn- die Gründung einer gemeinsamen Akademie schen Lösungen. Es entstanden faszinieren- te von 1600 bis 1650 als Geburtsmoment (Accademia di San Luca) oder die persön- de Werke voller Dramatik und Leidenschaft, einer Kunst der Affekte bezeichnen. Plötzli- lichen Freundschaften belegen. Maler und die sich durch Darstellung exzentrischer wie ches Erschrecken, wie beispielsweise bei Bildhauer arbeiteten zusammen an der Aus- starker Bewegung und Gefühlsregung sowie Caravaggios Knabe, von einer Eidechse ge - stattung kostspieliger Familienkapellen und durch eine theatralisch inszenierte Farbregie bissen, zeugen von dem regen Interesse an großer Galeriesäle, in denen sich die Medien auszeichnen. Die Figuren zeigen in ihrer der Darstellung wirkmächtiger Gefühle. ergänzten, gegenseitig in der Wirkung stei- ausholenden Gestik, ihrer starken Mimik gerten, ja mitunter so nebeneinander erschie- und in ihrem Handeln intensive Gefühle. Es #barockstars nen, daß ihre Grenzen fließend wurden ‒ ein wurde regelrecht zur künstlerischen Aufga- Charakteristisch für diese Epoche, die weiteres Merkmal barocken Ausdrucks: be, das Publikum emotional zu berühren. man später als Frühbarock bezeichnen wird, Skulpturen können geradezu malerische Nicht nur in der bildenden Kunst, sondern ist auch eine zunehmende Bereitschaft zur Qualitäten aufweisen, während umgekehrt auch in Dichtung und Literatur sowie in Mu - Zusammenarbeit unter den Künstlern, wie die Malerei illusionistisch Architektur und Skulptur hervorzubringen vermochte.

Neue Perspektiven Die Ausstellung erhofft sich durch die Zusammenschau von Malerei und Skulptur neuartige Perspektiven auf die römische Kunstlandschaft des frühen 17. Jahrhun- derts. Eine vergleichbar groß angelegte Aus- wahl herausragender Kunstwerke dieser Zeit hat es außerhalb Italiens bislang nicht ge - geben. Hauptwerke des römischen Frühba- rocks werden zu einem einzigartigen Schau- zusammenhang verdichtet, der erstmals die „Entdeckung der Gefühle“ als künstlerische Herausforderung thematisiert und die Besu- cherInnen zugleich auf eine Reise in die Ewige Stadt mitnimmt: Ganz direkt begeg- nen BetrachterInnen den zentralen Impulsen Caravaggios und Berninis, die begleitet wer- den von einem Kaleidoskop an Meisterwer- ken: von Malern wie Artemisia Gentileschi, Annibale Carracci, Nicolas Poussin, Mattia Preti, Guido Reni oder Pietro da Cortona und von Bildhauern wie Francesco Mochi, Giuli- ano Finelli, Alessandro Algardi oder Franço- is Du Quesnoy.

Die Highlights Zu den Highlights der Ausstellung zählen neben den Gemälden aus dem Kunsthistori- schen Museum weitere Schlüsselwerke Ca - ravaggios wie der Narziss, der Knabe, von einer Eidechse gebissen, der berühmte Jo - hannes der Täufer und das Porträt des Malte- ser Ritters Antonio Martelli. Aus dem Œuvre Berninis werden die Medusa, ein Modell des Elefanten mit Obelisk, eine Büste des Kardi- nal Richelieu, eine Statue des heiligen Seba- stian und ein Modell für die Skulptur der Verzückung der heiligen Theresa von Ávila in Wien zu sehen sein. Vier kleine, bisher nie gezeigte Bronzeköpfe, die einst die Kutsche des Bildhauers zierten und sich bis heute im Besitz der Bernini-Erben befinden, werden

Foto: Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid ebenso nach Wien reisen. Zu den weiteren Gian Lorenzo Bernini (1598 Neapel – 1680 Rom), Hl. Sebastian, Marmor, Privatsammlung Highlights der Schau zählen Guido Renis

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Bethlehemitischer Kindermord und das erst 2011 wiederaufgetauchte Werk Maria Mag- dalena von Artemisia Gentileschi, der einzi- gen Künstlerin, die es in den Kreis der italie- nischen Meistermaler des frühen 17. Jahr- hunderts geschafft hat. Erstmals wird das Gemälde aus Privatbesitz im Zuge der Aus- stellung der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Internationale Museen und Privatsammlungen als Leihgeber Die bedeutenden Leihgaben stammen u. a. aus dem Rijksmuseum in Amsterdam, dem Metropolitan Museum of Art in New York, dem Louvre in Paris, den Uffizien in Flo- renz, dem Victoria and Albert Museum in London, der National Gallery in London, der Eremitage in Sankt Petersburg, dem Art In - stitute in Chicago, der Sammlung Thyssen- Bornemisza in Madrid, den Staatlichen Mu - seen zu Berlin, dem Getty Museum in Los Angeles, der Pinacoteca Vaticana im Vatikan und von privaten Leihgebern.

Kooperation mit dem Rijksmuseum Amsterdam Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Rijksmuseum Amsterdam, wo sie von 14. Februar bis 7. Juni 2020 zu sehen sein wird. Kuratiert wird die Ausstellung von Gudrun Swoboda, Kuratorin für Südeu- ropäische Barockmalerei am Kunsthistori- schen Museum, Stefan Weppelmann, Direk- tor der Gemäldegalerie des Kunsthistori- schen Museums, und Frits Scholten, leiten- der Kurator für Skulptur am Rijksmuseum.

Timeslot-Ticket und

erweiterte Öffnungszeiten Andrea Jemolo © Sovrintendenza Capitolina, Musei Capitolini – Pinacoteca, Rom / Foto: Um das Besuchserlebnis so angenehm Gian Lorenzo Bernini (Neapel 1598 – 1680 Rom), Medusa, Rom, 1638–1640, Marmor mit Spuren einer ursprünglichen Patina, Höhe 46 cm; Rom, Musei Capitolini, Palazzo dei Conser- wie möglich zu gestalten, ist für den Besuch vatori, Inv.-Nr. S/1166 der Sonderausstellung die Buchung eines fixen Timeslots (Zeitfenster) erforderlich. tag, Samstag und Sonntag von 9 bis 21 Uhr Aufgrund seines virtuosen Umgangs mit Der Einlaß in die Sonderausstellung ist nur geöffnet. n Ölmalerei und der Verbindung von Realis - während des gebuchten Timeslots möglich – https://caravaggio-bernini.khm.at mus mit brillanten Farben gilt Jan van Eyck die Dauer des Aufenthalts in der Ausstellung (um 1390-1441), der bevorzugte Hofmaler ist jedoch nicht beschränkt. Herzog Philipps des Guten von Burgund Darüber hinaus werden den BesucherIn- Jan van Eyck (1396–1467), als bahnbrechender Künstler. nen, z. B. mit einem Premium-Ticket oder »Als Ich Can« Bereits zu Lebzeiten zu höchstem Ruhm Freitag-Abend-Special, unterschiedliche gelangt, wurde er bald in ganz Europa als Möglichkeiten geboten, Caravaggio & Ber- 10. Juli bis 20. September 2019 Begründer der niederländischen Malerei nini genießen zu können. ie Kabinettausstellung ders KHM zeigt gefeiert. Jan van Eyck gilt als einer der Damit den BesucherInnen des Kunsthi- Ddrei von rund 20 erhaltenen Werken Jan ersten Künstler nördlich der Alpen, der seine storischen Museums mehr Zeit für dieses van Eycks und bietet den BesucherInnen Werke signierte und datierte. Besonders kulturelle Highlight bleibt, wurden die Öff- einen Einblick in die Kunst zur Zeit Herzog beachtlich ist seine Devise. Im frühen 15. nungszeiten der Sonderausstellung erwei - Philipps des Guten, als die Burgundischen Jahrhundert war es ganz und gar nicht üblich tert: Von 15. Oktober 2019 bis 19. Jänner Niederlande im 15. Jahrhundert eine einma- für einen Maler, dessen Tätigkeit als Hand- 2020 ist sie Montag, Dienstag, Mittwoch lige Blütezeit der höfischen und städtischen werk galt, ein Motto zu führen. n und Freitag von 9 bis 18 Uhr sowie Donners- Kultur erlebten. https://www.khm.at/besuchen/ausstellungen/jan-van-eyck/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 96 Kultur Die Albertina im Oberöster- reichischen Landesmuseum

Warhol bis Rauschenberg: Amerikanische Kunst aus der Albertina – von 19. November 2019 bis 29. März 2020 im Schlossmuseum Linz Albertina, Wien – Dauerleihgabe aus Privatbesitz © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Bildrecht, Wien 2019 Arts, Inc. / Bildrecht, Wien Foundation for the Visual Andy Warhol – Dauerleihgabe aus Privatbesitz © The Albertina, Wien Andy Warhol, Mercedes-Benz Formel Rennwagen W125, 1987 ie Idee wurde Anfang des Jahres gebo- und die rasche Umsetzung dieser Ausstel- der Realitäten schaffen, Wahrheit von ‚Fa ke Dren, im November soll sie bereits ver- lung“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer. News‘, Tatsachen von ‚Alternative Facts‘ wirklicht werden: Ein Gastspiel der Alberti- Klaus Albrecht Schröder sagt dazu: „Wäh - kaum zu unterscheiden sind, ist es wichtig, na im Schlossmuseum in Linz mit Werken rend wir die Eröffnungsausstellung der Al - jener Kunst, die aus dem Geist der Massen- von Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Robert bertina modern. Museum der Gegenwart ex - medien entsprungen ist, eine große Ausstel- Rauschenberg, Tom Wesselmann, Alex Katz, klusiv der österreichischen Kunstgeschichte lung zu widmen. Für mich persönlich ist die - Robert Longo, Cindy Sherman, Nan Goldin, von 1945 bis 1980 widmen werden, basiert se Ausstellung fast 50 Jahre nach meiner Sherrie Levine u.a. dieses Gastspiel in Linz allein auf unserer Übersiedlung nach Wien auch eine Rück - Der Generaldirektor der Albertina, Klaus Sammlung amerikanischer Kunst. Gerade in kehr in meine Heimatstadt und ein Dank für Albrecht Schröder, kuratiert diese Ausstel- Zeiten, in denen emotional aufgeladene Bil- das, was mir hier als Startkapital für meine lung selbst. Er hat über 200 Werke ausge- wählt und gibt damit noch vor der Eröffnung des zweiten Standorts der Albertina im März 2020 eine erste Vorstellung von der histori- schen Breite ihrer Sammlungen. Die Aus- stellung wird am 18. November 2019 eröff- net werden. „Oberösterreich, als Land der Möglich- keiten, hat ein klares Ziel: das OÖ. Landes- museum soll ein Museum für alle Oberöster- reicher/innen sein. Diese Ausstellung ist ein erster Schritt und darüber hinaus eine große Auszeichnung! Daß eine weltweit bekannte Institution wie die Albertina mit dem OÖ. Landesmuseum zusammenarbeitet, große Künstler wie Andy Warhol, Roy Lichten- stein oder Alex Katz nach Linz bringt, ist eine Bereicherung für das Kulturland Ober- österreich und die Besucherinnen und Besu- cher. Ich danke Klaus Albrecht Schröder, Land OÖ / Lisa Schaffner Foto: v.l.: Bernhard Prokisch (Int. Wissenschaftlicher Direktor OÖ. Landesmuseum), Prof. Klaus seinem gesamten Team und dem Team des Albrecht Schröder (Generaldirektor Albertina), Landeshauptmann Thomas Stelzer und OÖ. Landesmuseums für das Engagement Heinrich Schaller (Generaldirektor Raiffeisenlandesbank Oberösterreich)

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spätere Karriere als Museumsdirektor mitge- geben wurde. Als Linzer freut mich be son - ders, daß ich mein deklariertes Ziel, unsere reichhaltigen Sammlungen vermehrt in den Bundesländern zu zeigen, erstmals in Ober- österreich im großen Maßstab verwirklichen kann!“ „Ein Jahrzehnt nach der Errichtung des Südflügels im Linzer Schlossmuseum kommt es nun erstmals in der Geschichte des Lan- desmuseums zu einer Kooperation mit der Albertina im Rahmen einer Großausstellung. Sie setzt das breit angelegte Themenspek- trum unserer Sonderausstellungen im Schlossmuseum fort und bereichert es um einen stark international ausgerichteten, hochaktuellen Aspekt, den das Landesmu- seum mit dem eigenen Sammlungsbestand nicht darzustellen vermag. Die Ausstellung ‚Amerikanische Kunst aus der Albertina‘ stellt ein überaus attraktives Angebot an das Publikum dar, bedeutende Werke der Pop Art im Original zu rezipieren und damit Kernthemen der zeitgenössischen Kunst bes- ser zu verstehen. Aus der Sicht des Landes- museums ist es sehr zu begrüßen, daß Be - stände der Bundesmuseen verstärkt auch vor Ort gezeigt werden“, erklärt Bernhard Pro- kisch, Int. Wissenschaftlicher Direktor des OÖ. Landesmuseums. Heinrich Schaller, Generaldirektor der RLB OÖ, ergänzt: „Wir freuen uns sehr, daß wir als Partner des Oberösterreichischen Lan - desmuseums in Kooperation mit der Alberti-

na mehr als 200 Werke derart großer Künst- © Albertina, Wien. Sammlung Batliner ler nach Oberösterreich holen können. Die Roy Liechtenstein, Glas und Zitrone vor einem Spiegel, 1974

Ausstellung im Oberösterreichischen Lan- desmuseum zeigt mit Andy Warhol nicht nur echte Ikonen der Pop-Kultur, sondern ver- deutlicht vor allem auch, wie präsent die amerikanische Bildkultur seit den 1960ern auch in Europa ist.“

Warhol bis Rauschenberg: Amerikanische Kunst aus der Albertina Unser Bild von Amerika bestimmen die Bilder der Unterhaltungsindustrie: vom Film und Fernsehen bis zur Werbung und Zeitung, von den Ikonen Hollywoods bis zum Cover vom Time-Magazine mit dem Elektrischen Stuhl. Keine andere Nation hat so sehr auf die Macht und Wirkung von Bildern und Symbolen gesetzt wie die USA. Mit über 200 Werken der amerikanischen Kunst von 1960 bis heute wird die groß an - gelegte Ausstellung verdeutlichen, wie sehr

© The Apple Tree Collection sich unsere Vorstellungen von Wahrheit und Eric Fischl, The Krefeld Project: The Bedroom. Scene 1, 2002 Wirklichkeit, von Tatsachen und Fake News,

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der Bildkultur Amerikas und dem neuen Um - gang mit all diesen Images verdanken. Künstler von Andy Warhol und Robert Rau- schenberg über Alex Katz bis Robert Longo und Cindy Sherman begleiteten und kom- mentierten diesen Wandel der Gesellschaft mit radikal neuen ästhetischen Strategien und künstlerischen Techniken. Nachdem 100 Jahre lang Paris als die Kunsthauptstadt der Welt galt, löst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs New York Pa - ris als Leitstern für die Kunst ab. Für einen kurzen historischen Augenblick schien es, als ob mit dem Siegeszug des Abstrakten Ex - pressionismus die Realität und mit ihr jegli- che Form der gegenständlichen Kunst für immer abgedankt hätte. Die Pop Art wendet sich jedoch in den 1960er Jahren auf völlig neue Weise wieder den Themen des amerikanischen Alltags zu, seinen Mythen, Desastern und Projektionen. Es ist dies sowohl eine Reaktion auf die Rea- litätsverweigerung der ungegenständlichen Malerei wie eine Antwort auf die neue Un - terhaltungsindustrie und den konsumorien- tierten „American Way Of Life“ nach dem Weltkrieg. Die breit angelegte Schau der Albertina veranschaulicht, wie sehr die Pop Art und ihre Folgen sowohl die Traumata und Kat- astrophen der amerikanischen Gesellschaft verarbeitet, als auch die kommerzielle Bild- produktion der Werbung, ja selbst die Low Art der Cartoons für ihre Zwecke adaptiert. Die Bilder Rauschenbergs und Longos er - zählen von der Ermordung Kennedys und dem Vietnam Krieg, vom Watergate-Skandal oder der Verherrlichung der „Guns“ als töd- liches Werkzeug der Freiheit und Unabhän- gigkeit. Die Ausstellung „Amerikanische Kunst aus der Albertina“ führt von Warhol und Lichtenstein über Alex Katz – mit seinem plakativen Realismus der Erfinder des Cool Painting – bis zu Eric Fischls psychologi- schen Schilderungen einer sexuell verstörten Middle-Class. Der wichtige Beitrag von ame - rikanischen Künstlerinnen wird durch Cindy Shermans Rollen-Selbstbildnisse repräsen- tiert. Nan Goldin dokumentiert schonungs- los das Leben und Sterben ihrer Freunde an Aids, jener als „Schwulen-Pest“ bezeichne- ten tödlichen Krankheit, die in den 1980er- Jahren zehntausende Männer hinweggerafft hat. Kunst will hier die Wirklichkeit nicht nur zeigen. Kunst will die Wirklichkeit verän- dern! n

© Albertina, Wien. Sammlung Batliner https://www.albertina.at/ Kenton Nelson, Observance, 2007 http://www.landesmuseum.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 99 Kultur Neufassung von Mozarts c-Moll-Messe

Stiftung Mozartzeum Salzburg: Ein neuer Zugang zu einem großen Werk, ausgehend vom Ort der Uraufführung

aum ein Werk von Wolfgang Amadé KMozart übt heute noch auf Kenner wie Liebhaber eine so große Faszination aus wie die sogenannte c-Moll-Messe KV 427 von Wolfgang Amadé Mozart. Sie verdient nicht nur wegen ihrer Monumentalität und musi- kalischen Schönheit Bewunderung, sondern wird auch immer mit der Aura des Unvoll- endeten und Mysteriösen behaftet bleiben. Ungeklärt sind bis heute die genauen Um - stände der Entstehung als eine Votivmesse, die Gründe für den Abbruch der Komposi- tion sowie viele Details zur Erstaufführung, die nach gegenwärtigem Kenntnisstand am 26. Oktober 1783 in der Stiftskirche St. Peter in Salzburg stattgefunden hat. Dabei ist die Messe zugleich ein berüh- Internationale Stiftung Mozarteum / wildbild Rohrer Foto: rendes Zeugnis für Mozarts Liebe zu Cons- v.l.: Wolfgang Thein (Bärenreiter-Verlag) mit Ulrich Leisinger (wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Mozarteum) und Johannes Honsig-Erlenburg (Präsident der Stiftung Mozarteum) vor tanze Weber, die er gegen den Wunsch sei- Mozarts legendärem Zauberflötenhäuschen im Garten des Mozarteums. nes Vaters geheiratet hatte und für die er wenn wir einen Eintrag im Tagebuch seiner reiter-Verlag in Kassel wird nun eine Neu- retten‘. Dabei standen neben der Mozart- Schwester Maria Anna (genannt Nannerl) ausgabe vorgelegt, die den aktuellen For- Expertise durch die Arbeit an der Stiftung richtig deuten die Sopransoli geschrieben schungsstand und anders als dies eine wis- Mozarteum auch die Erkenntnisse, die die hat. Bemerkenswert ist, daß die Messe, ob - senschaftliche Gesamtausgabe kann auch die hi storisch-informierte Aufführungspraxis be - wohl sie ein Torso geblieben ist, überhaupt Bedürfnisse der Praxis berücksichtigt. Erar- reithält, immer mit im Blick“, erklärt Ulrich bei Mozarts letztem Besuch in Salzburg auf- beitet hat diese behutsame Neufassung Ul - Leisinger. geführt werden konnte. rich Leisinger, der wissenschaftliche Leiter Bei der c-Moll-Messe haben wir es gleich der Stiftung Mozarteum. Mit der Präsenta- Grundsätze der Rekonstruktion auf mehreren Ebenen mit einem Fragment tion des Werks bei den Salzburger Festspie- Die jüngere Mozart-Forschung hat sich zu tun: Mozart hat nicht alle Teile des Ordi- len unter der Leitung von Andrew Manze mit immer wieder mit der c-Moll-Messe be - narium missae vertont; es fehlen große Teile der Camerata Salzburg, dem Bachchor Salz- schäftigt und dabei bemerkenswerte Neuer- des Credo und das ganze Agnus Dei. Zudem burg und einem exzellenten Solistenquartett kenntnisse erzielt: Wolfgang Amadé Mozart sind Teile von Mozarts Originalhandschrift wird die Messe nun in der Stadt der Urauf- hatte offenbar zum Zeitpunkt der Komposi- frühzeitig verloren gegangen. Nur für die Sät - führung von 1783 der Öffentlichkeit vorge- tion über Gottfried van Swieten Zugang zur ze Kyrie und Gloria stehen Mozarts Intentio- stellt. Die Neufassung, die alle von Mozart h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, nen dank der vollständig erhaltenen Origi- vertonten Teile enthält (aber auf eine Neu- die für ihn eine wichtige kompositorische nalpartitur eindeutig fest. Vor mittlerweile komposition der fehlenden Teile des Credo Anregung war. Nur eine einzige frühe Quel- 35 Jahren wurde in der Neuen Mozart-Aus- und eines Agnus Dei aus Respekt vor dem le enthält die bei der Erstaufführung erklun- gabe, die an der Stiftung Mozarteum erarbei- Genius verzichtet), ist beim Bärenreiter-Ver- genen Sätze Kyrie, Gloria, Sanctus und Be - tet wurde und beim Bärenreiter-Verlag im lag voraussichtlich ab Dezember 2019 mit nedictus. Diese Partiturabschrift von Pater Druck erschienen ist, eine Edition der Messe Partitur, Stimmen, Klavierauszug und Chor- Matthäus Fischer geht zwar auf die Salzbur- getreu nach den Quellen erstellt. Auf eine partitur käuflich erhältlich. ger Originalstimmen zurück, die nach dem Rekonstruktion, wie sie für eine Aufführung „Über viele Jahre habe ich die Quellen zu Tod Leopold Mozarts an das Stift Heilig erforderlich wäre, hat man im Rahmen der Mozarts c-Moll-Messe und die Kirchenmu- Kreuz zu Augsburg gelangt waren. Sie ist Neuen Mozart-Ausgabe bewusst verzichtet. sik aus seiner späten Salzburger Zeit einge- aber eine Bearbeitung, mit der Fischer für hend studiert. Die Rekonstruktion ist der eine Augsburger Aufführung unter seiner Die Neuausgabe Versuch einer behutsamen Annäherung mit Leitung um 1800 den ursprünglich bis zu In Zusammenarbeit zwischen der Stif- dem Ziel, auch die fragmentarisch überlie- achtstimmigen Vokalstimmensatz für vier- tung Mozarteum Salzburg und dem Bären- ferten Sätze für Konzertveranstaltungen ‚zu stimmigen Chorsatz eingerichtet hat.

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Diese Erkenntnisse haben wichtige Kon- sequenzen für ein Verständnis der von Mo - zart intendierten Klanggestalt. Während Kyrie und Gloria in Mozarts Originalpartitur erhalten geblieben sind, ist Mozarts Partitur der Singstimmen (Doppelchor) und Streicher für das Sanctus (mit „Hosanna“) und Bene- dictus verloren gegangen; hier galt es, durch genauen Vergleich, den vierstimmigen Chor- satz, wie er in Fischers Bearbeitung überlie- fert ist, wieder auf zwei Chöre zu verteilen und die scheinbar fehlenden Chorstimmen unter Rückgriff auf die Instrumentalstimmen zu rekonstruieren. Von besonderer Bedeu- tung für die Rekonstruktion ist die Beobach- tung, daß in den wenigen Salzburger Kir- chenkompositionen des 18. Jahrhunderts für Doppelchor die drei Posaunen stets mit den Vokalstimmen des ersten Chores geführt werden. Für die ersten beiden Teilsätze des Credo hat Mozart einen vollständigen Partiturent- wurf angefertigt, der alle Vokalstimmen, den instrumentalen Bass und die wichtigsten In - strumentalstimmen enthält. Es versteht sich dabei von selbst, daß Mozart am Beginn des Credo Trompeten und Pauken vorgesehen hatte. Für eine dezente, stilgerechte Ergän- zung der Streicherbegleitung in der Soprana- rie „Et incarnatus est“ bietet wie seit Langem bekannt ist vor allem die Arie „Deh vieni non tardar“ aus Le nozze di Figaro sichere Anhaltspunkte.

Stimmen Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Stiftung Mozarteum Salzburg: „Der Wer - Foto: Internationale Stiftung Mozarteum / wildbild Rohrer Foto: mutstropfen, daß die traditionelle Auffüh- Eine beeindruckende Aufnahme von der Generalprobe von Mozarts c-Moll-Messe in Salzburg rung von Mozarts c-Moll-Messe im Rahmen der Salzburger Festspiele heuer wegen der menden Mozartwoche am 30. Januar 2020 Denkanstöße in der Auseinandersetzung mit Renovierungsarbeiten nicht in der Stiftskir- um 19.30 Uhr im Großen Saal aufgeführt, dem Komponisten ermöglicht werden. che von St. Peter stattfinden kann, wird ehr vom La Cetra Barockorchester unter der Lei- als wettgemacht. Wir freuen uns, daß die tung von Andrea Marcon. Bärenreiter-Verlag Kassel spannende Neubearbeitung der Messe, die un - „Bärenreiter Urtext“ ist das Qualitätssie- ser wissenschaftlicher Leiter Ulrich Leisin- Stiftung Mozarteum Salzburg gel des Bärenreiter-Verlags, der 1923 in Kas- ger erstellt hat, erstmals bei uns im Großen Die Stiftung Mozarteum Salzburg, die mit sel gegründet wurde, für Notenausgaben, un - Saal der Stiftung Mozarteum erklingt. Der ihrem Vorgänger, dem Dommusikverein und ter dem nach klar formulierten Editionsricht- passende Ort, um der Mozartwelt die ‚Lei- Mozarteum seit mehr als 175 Jahren besteht, linien Werke in ihrer authentischen Textge- singer-Fassung‘ der c-Moll Messe vorzustel- sieht es als ihren Auftrag, allen Menschen stalt ediert werden. Stellvertretend seien len.“ und Generationen den Zugang zur Musik hierfür die Gesamtausgaben der Werke von Rolando Villazón, der Intendant der Moz- von Wolfgang Amadé Mozart (1756-1791), Schütz, J. S. Bach, Händel, Telemann, Gluck, artwoche, fügt hinzu: „Die c-Moll-Messe ist zu seinem Leben und zu seiner Persönlich- Mozart, Schubert und Berlioz genannt. Bä - für mich Mozarts Liebeserklärung an Cons- keit zu eröffnen. Als Non-Profit-Organisation renreiter, erste Wahl für alle, die sich als tanze. Deshalb wollen wir dieses Werk wirk- geschieht dies in immer zeitgemäßer Form Laien oder Profis mit Musik beschäftigen, lich jedes Jahr spielen lassen. Das wird auch durch vielfältige Aktivitäten in den drei Be- verbindet wissenschaftliche Seriosität, ge - unsere Liebeserklärung an das Publikum der reichen Konzerte, Wissenschaft und Museen. stalterisches wie drucktechnisches Know- Mozartwoche sein.“ Damit wird eine Brücke zwischen Tradition how und hochwertige Ausstattung. n Die c-Moll-Messe in der Fassung von Ul - und zeitgenössischer Kultur geschaffen, http://www.mozarteum.at/ rich Leisinger wird im Rahmen der kom- womit wechselnde Perspektiven und neue https://www.baerenreiter.com/

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