Technische Universitat Dresden - Fakultat Bauingenieurwesen Institut far Wasserbau und Technische Hydromechanik Dresdner Wasserbaukolloquium 2010 alIWD „Wasserbau und Umwelt - Anfoiderungen, Methoden, Lasungen"

Neubau des Hochwasserriickhaltebeckens Mulda in Verbindung mit dem Hochwasseriiberleitungs- stollen von der Freiberger

Torsten Kropp Erhard Winkler, Rudiger Koch Walter Wittke, Dieter Schmitt Hermann Stopsack, Karla Spindler, Kent Schiffner

Das katastrophale Hochwasser der und iker Nebenflusse im August 2002 richtete auch im Einzugsgebiet der zahlreiche Schaden an. Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen beabsichtigt den Neubau des HRB Mulda in Verbindung mit einem Hochwasseraberleitungsstollen von der Freiberger Mulde zzim HRB Mulda im Tal des Chemnitzbaches. Bei der Planung war zu berucksich- tigen, dass sich das Vorhabensgebiet innerhalb eines Vorrang- bzw. Vorbehalts- gebietes far Naturund Landschaft befindet.

Augusthochwasser 2002, HRB Mulda, Uberleitungsstollen, Voirang- bzw. Vor- behaltsgebiet far Natur und Landschaft.

1 HochwasserschutzmaBnahme Mulda

Das Vorhaben HochwasserschutzmaBnabme Mulda umfasst folgende MaBnah- men:

- Bau des Hochwasserruckhaltebecken Mulda/Chemnitzbach mit einem ge- wohnlichen Hochwasserruckhalteraum von 5,41 Mio. m' und einer zweistu- figen Regelabgabe von 6,5 bzw. 12,4 m'/s. Das Einzugsgebiet des - & baches umfasst an der Sperrenstelle eine Flache von rd. 46 km2.

- Bau des Hochwasseruberleitungsstollen: Mittels des geplanten Oberleitungs- stollens k6nnen schadbringende Hochwasser der Freiberger Mulde gesteuert und anteilig in das HRB Mulda gefithrt werden.

Zielstellung des Gesamtkonzeptes ist es, einen Hochwasserschutz far die besie- delten Gebiete im Einzugsgebiet der Freiberger Mulde bis Dl beln zu erreichen: Nenbau des Hochwasserrackhaltebeckens Mulda in Verbindung mit dem 398 Hochwasseruberleitungsstollen von der Freiberger Mulde

- oberhalb Pegel Nossen Hochwasserschutz der Ortslagen entlang der und der Freiberger Mulde mit Schutz gegen schadbringende Hochwasser

- unterhalb Pegel Nossen Reduzierung des Hochwasserscheitelabflusses in der Freiberger Mulde am Pegel Nossen um 30% als zwingende Voraussetzung filr die Erreichung des Hochwasserschutzziels flir die Sttidte RoBwein und Dabeln.

2 Schutzgebiete und 8kologische Situation

Okologische Situation

Das Vorhabensgebiet befindet sich im Naturraum Osterzgebirge und ist durch die Lage im Freiberger Muldetal und Chemnitzbachtal sowie die sie durchflie- Benden gleichnamigen Bache gepragt. Es herrscht eine groile Vielfalt hinsicht- lich der Landschaftsstruktur, der vorkommenden Arten und hochwertiger Le- bensraume. Beide Taler sind auf Grund ihrer Vemetzungsfunktion und Lebens- raumfunktion far das Bachneunauge, die Groppe und den Fischotter von hoher naturschutzfachlicher Bedeutung. Der uberwiegende Anteil der FlieBgewasser- abschnitte der Freiberger Mulde und des Chemnitzbachtals befinden sich in der freien Landschaft und weisen eine naturnahe bis maBig veranderte Gewasser- struktur aus grobem silikatischen Geschiebe und wenigen submersen Makrophy- ten au£ Einige Bachabsclmitte befinden sich in Siedlungsbereichen und sind dort teilweise durch begradigte Linienfahrung und kunstlich befestigte Uferab- schnitte gepragt.

Planungsrechtliche Vorgaben zu Natur und Landschaft

Das Chemnitzbachtal und das obere Freiberger Muldetal wurden im Regional- plan Chemnitz-Erzgebirge als Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiet far Natur und Landschaft und fitr Landschaftsbild und Landschaftserleben ausgewiesen. Im Regionalplan ist das HRB Mulda als geplantes regionalbedeutsames Hochwas- sel:rackhaltebecken als Vorranggebiet (ZieD Technischer Hochwasserschutz ausgewiesen (Plankapitel 4.1) und in der Karte nachrichtlich dargestellt. Des- weiteren sieht der Regionalplan Bereiche des Vorhabensgebietes als Natur- schutzgebiet „Chemnitzbachtal", Naturschutzgebiet „Tal der Freiberger Mulde zwischen Mulda und Rechenberg-Bienenmithle" und Landschaftsschutzgebiet „Osterzgebirge" vor. DresdnerWasserbaukolloquium2010: „Wasserbau und Umwelt" 399 Dresdner Wasserbadiche Mitteilungen, Heft 40

Durch das Vorhaben sind Flachen folgender Schutzgebiete betroffen. Das besta- tigte Flora-Fauna-Habitat-Gebiet Nr. DE 4945-301 „Oberes Freiberger Muldetal", das Landschaftsschutzgebiet (LSG) Nr. c52 „Osterzgebirge", der Na- turpark „Erzgebirge/ Vogtland" und die geplanten Naturschutzgebiete (NSG) „Mittleres Chemnitzbachtal" und „Tal der Freiberger Mulde zwischen Mulda und Rechenberg-Bienenmuhle".

Ebenso bedhrt sind nach § 26 Sachsisches Naturschutzgesetz geschatzte oder wertvolle Offenland- und Forstbiotope und nach § 100 Sachsischem Wasserge- setz ausgewiesene Oberflutongsflachen. Trinkwasserschutzausweisungen kom- men nicht im Plangebiet vor.

Der folgende Planausschnitt aus der Raumnutzungskarte (Karte 2) des Regio- nalplanes Chemnitz-Erzgebirge gibt die rtiumliche Situation wieder.

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Abbildung 1: Auszug aus der Raumnutzungskarte (Karte 2) des Regionalplanes Chemnitz- Erzgebirge Neubau des HochwasseIruckhaltebeckens Mutda in mit dem 400 Verbindung Hochwassemberleimngsstollen von der Freiberger Mulde

3 Hochwasserrackhaltebecken Mulda

Das Hochwasserriickhaltebecken ist als gesteuertes Trockenbecken mit 6kologi- scher Durchglingigkeit konzipiert. (Abbildung 2)

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f 3 f Abbil(lung 2: Lageplan DAmm

Dammbauwerk

Unter Beachtung der Talform und der Ergebnisse der Baugrunderkundungen wurde der gunstigste Dammstandort far die Ausarbeitung im Genehmigungs- entwurf festgelegt. Der Damm eIreicht eine maximale Hahe von 27 m uber der Talsohle, Die Kronenh6he liegt bei 470,15 m u. NHN. Die Kronenlange betragt ca. 230 m. Die wasserseitigen Dammb6schungen sind mit einer Regelneigung von 1:2 vorgesehen. Die luftseitigen Dammbaschungen variieren zwischen 1:2 und 1:3. Die Dammoberflache wird mit einer Schotterrasenflache begrant. Fur den Dammaufbau ist ein Zonendamm mit mittig angeordneter Asphaltbetonin- nendichtung vorgesehen. Die Asphaltbetoninnendichtung wird auf einem Kont- Dresdner Wasserbaukolloquium 2010: „Wasserbau und Umwelt" 401 Dresdner Wasserbauliche Mitteilmigen, Heft 40

rollgang aus Stahlbeton gegrundet. Das Dammschuttvolumen betragt rd. 286.000 In'. (Abbildung 3) Das Material hr den Dammbau wird aus einer dammnahen Seitenentnahme auf der linken Talseite des Stauraumes gewonnen. Die Seitenentnahmestelle wird abschlieBend wiederverfallt und landschaftsge- recht gestaltet.

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-- ..t A----&. e.' Abbildling 3: Regelquerschnitt Damm

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. Cot.. I. -- VT#e Efe % R 11 1. 1 Tf..1 1+1= Trm-= --'I T Abbildung 4: Langsschnitt Okostollen

Durchlassbauwerk als Okostollen

Das Durchlassbauwerk ist im Talgrund im Gewasserlauf des Chemnitzbaches angeordnet. Bei der erforderHchen Absperrbauwerkshohe von rd. 28 m uber der Gewassersohle ergibt sich an der Dammbasis eine Baziwerksliinge von rd. 118 m. Durch beidseitig angeordnete Flugelwan(ie wird der Okostollenbereich auf rd. 64 m deutlich verklirzt. Der Okostollen erittlk die Funktionen durchgiin- giger Grundablass und Betriebsauslass. Hierfor sind zwei Auslassdffnungen an- geordnet. Abflusse bis m 10,6 m'/s (entspricht HQs) werden ohne Einstau in einem naturnah gestalteten Gerinne durch den Okostollen abgef rt. Abflusse grOBer 10,6 m /s werden uber die zweite Auslassoffnung, dem Betriebsauslass, 402 Neubau des Hochwasserruckhaltebeckens Mulda in Verbindung mit dem Hochwasseraberieitongsstollen von der Freiberger Mulde

auf die zweistufige Regelabgabe von 6,5 bzw, 12,4 m'/s gedrosselt bis HQ 100. Statistisch betrachtet wird das Hochwasserruckhaltebecken ca. alle 5 Jahre eingestaut. Abbildung 4 zeigt einen Langsschnitt durch den Okostollen.

Hochwasserentlastungsanlage

Die Hochwasserentlastungsanlage ist als Uberfall in Form eines Kelches konzi- piert. Der Kelchuberfall ist an der linken Hangseite angeordnet. Die Hochwas- serentlastungsanlage besteht aus folgenden Bauwerksteilen: Kelchuberfall, senk- rechter Fallschacht, Krummer, Ablaufstollen als Freispiegelstollen und anschlie- Bendem Ablaufgerinne sowie Tosbecken zur Energieumwandlung. Der kreis- runde Kelchuberfall mit AuBendurchmesser von 22,8 m liegt genau auf Hahe des Vollstauziels von 467,73 m 11 NHN.

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4 Hochwasseruberleitungsstollen von der Freiberger Mulde

Durch den Hochwasseruberleitungsstollen, bestehend aus den Teilen: Einlauf- bauwerk an der Freiberger Mulde, Stollen und Auslaufbauwerk zum Chemnitz- bach, sollen im Hochwasserfall bis zu maximal 36 m'/s Wasser im Freispiegel- abfluss zum Hochwasserruckhaltebecken Mulda ubergeleitet werden.

Stollen Abmessungen und Untergrundverhaltnisse

Der geplante Stollen ist ca. 4.325 m lang und soil als Freispiegelstollen ausge- fiihrt werden. Er kommt uberwiegend in Gneisen zu liegen. Die maximale Ober- deckung des Stollens betragt ca. 117 m (Abbildung 6). Dresdner Wasserbaukolloquium 2010: „Wasserbau und Umwelt" 403 Dresdner Wasserbautiche Mitteitungen, Heft 40

Westen Osten Chemnitzbach Freiberger H [mNHN] 598 mNHN Mulde 4e00.00 -558 mNHN / 540 mNHN '.- +550,00 -117m i =037% +500,00 \1

+450,00 Station Mi 1 M M 1 1 1 m 1 11

- 4325 m 1. ..1 Abbildung 6: Langsschnitt Stollen

Das Grundgebirge ist aufgebaut aus Gneisen, die eine vergleichsweise hohe Fes- tigkeit aufweisen mid grundsatzlich gut far das Auffahren des Stollens geeignet sind. Das Trennflachensystem ist gekennzeichnet durch flach einfallende Schieferungsflitchen und zwei etwa senkrecht aufeinander stehenden Kluftscharen (Abbildung 7). Der Grundwasserspiegel steht ca. 5 bis 10 m unter- halb der Gelindeoberflache an (Abbildung 6).

W/NW Kluftschar Kl (Auslaufbauwerk) Kluftschar K2

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- - -· - Stollen - 1-·/- -# ac hse f/ schieferung E/SE Schieferungsfuge (Einlaufbauwerk) i Abbildung 7: Foto und Gefagemodell des Gneises

Gegenwartig wird davon ausgegangen, dass der Stollen konventionell im Sprengvortrieb aufgefahren wird. Auch ein maschineller Vortrieb wird fit mag- lich gehalten. Allerdings sind for die zuverlassige Planung eines Vortriebs mit einer Tunnelbohrmaschine weitere Baugrunderkundungen notwendig. Entspre- chende Untersuchungen sind far das Frahjahr und den Sommer 2011 vorgese- hen. 404 Neubau des Hochwasserrilckhaltebeckens Mulda in Verbindimg mit dem Hochwasseraberleitungsstollen von der Freiberger Mulde

Aus statischen und hydraulischen Grunden soll der Stollen einen annahernd kreisfi rmigen Querschnitt erhalten. Aus wirtschaftlichen Uberlegungen wird auBerdem angestrebt, den Stollen dort, wo es die Gebirgsverhaltnisse zulassen, ohne eine dauerhafte Auskleidung herzustellen. Unter Berucksichtigung der Rauheit der Stollenwandung und des hydraulischen Gefalles (Abbildung 6) wurde im Rahmen von Wasserspiegellagenberechungen far den ausgekleideten Querschnitt ein lichter Durchmesser von 3,9 m ermittelt. Der erforderliche Durchmesser des unausgekleideten Stollens betragt 4,8 m (Abbildung 8).

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1 Sp,tzbeton C20/25| 2.30 Tri. ".'= 425 (a' 18,4 ··/ I tempo,Em 6B.63' Fahrsohle .* INIZ Sohlauffallung 15-25 cm T ';'%%.1. Ir#:*Fist,*GY. Sprit:beton C20/25 Baudranage 3,90 m 4,80 m - .1 1-• -1 Abbildung 8: Regeiquerschnitt Stollen mit Auskleidung und Vortriebsklasse VKL 4-1

Beim Bau kann es in Bereichen, in denen wasserftihrende GroBkl fte oder Sta- rungszonen angefahren werden, zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels bis zum Stollenniveau kommen. Stark wasserfahrende Stollenabschnitte werden ausgekleidet, so dass der Wasserspiegel im Endzustand wieder auf das ursprting- liche Niveau ansteigen wird.

Einlaufbauwerk

Bei der Gestaltung des Einlaufbauwerkes zur Fassung und Einleitung des Was- sers in den Stollen waren folgende funktionale Anforderungen zu berucksichti- gen:

1. Walll eines geeigneten Standortes mit einer groBen Hahendifferenz zum Aus- lauf, bei dem die Flussauen am geringsten beeintrachtigt werden; 2. Erhalt der 6kologischen Durchglingigkeit in der Freiberger Mulde bei Nor- malablluss; Dresdner Wasserbaukolloquium 2010: „Wasserbau und UmweE' 405 Dresdner Wasserbadiche Mitteilungen, Heft 40

3. Moglichst geringer zusatzlicher Aufstau in der Freiberger Mulde im Hoch- wasserfall durch das Einlaufbauwerk; 4. Sicherer, einfacher Betrieb der Anlage. Der geplante Standort fitr das Ein- laufbauwerk zum Oberleitungsstollen befindet sich im Bereich einer Talenge der Freiberger Mulde sudlich des Haltepunktes Nassau. (Abbildung 9)

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11/ 1 1/3 )+ 1 ... m 1 LI Abbildung 9: Lageplan des Einlaufbauwerkes Fur die Uberleitung steht damit eine H6hendifferenz zwischen dem Hochwas- li serspiegel am Einlaufbaziwerk und dem geplanten Auslauf am Chemnitzbach von ca. 25 m zur Verfiigung. Das regelbare Einlaufbauwerk zum Uberleitungs- i stollen wird als Seitenentnahmebauwerk mit Geschiebeabweisung und einem 6kologisch durchlassigen Querbauwerk in der Freiberger Mulde ausge thrt. Das Querbauwerk besteht aus dem Querdamm und einer Wehranlage, die zum Auf- stau des Abflusses bei Hochwasser dienen. (Abbil(lung 10) Der Querdamm ist uberstr6mbar ausgebildet, um bei Hochwasserereignissen gr6Ber HQioo eine Entlastung zu garantieren. Die Wehranlage untergliedert sich in ein Hochwas- serwehr mit Tosbecken und in ein mit natumaher Gewassersohle gestaltetes des Hochwasserruckhaltebeckens Mutda in mit dem 406 Neubmi Verbindung Hochwasseruberleitungsstollen von der Freiberger Mulde

Oko-Wehr. Beide Wehre sind je 6 m breit. Um den Fischen auch bei geringen Abflussen einen Auf- bzw. Abstieg in der Freiberger Mulde zu erm8glichen, wird in der Gewassersohle des Oko-Welires eine Niedrigwasserrinne angeord- net. (Abbildung 11) Bei Normalabfluss ist das Hochwasserwebr geschlossen und das Oko-Wehr voll geaffnet. Ab einem Abfluss von ca. HQ,0 -22 m'/s in der Freiberger Mulde wird das Oko-Wehr geschlossen und das Hochwasserwehr teilweise geaffnet und so ein Aufstau erzeugt. Abflusse ilber 22 m /s werden dem Oberleitungsstollen zugefohrt, bis ein Maximalabfluss von 36 m /s im Oberleitungsstollen erreicht ist. Das Hochwasserwehr mit unter- und uberstr6mbarem Schittz ubemimmt die Hochwasserableit:ung und ermaglicht so einerseits die Abfithrung von Treibgut und andererseits die Aufrechterhaltung des nattirlichen Geschiebetransportes bei Hochwasser. Ein 60 m langer und 5 m breiter Zuleitungskanal als Tunnelbauwerk leitet das Wasser aus der Freiberger Mulde zum Oberleitungsstollen. Die Feinregulierung des Abflusses erfolgt am Einlauf des Zuleitungskanals uber zwei je 3,30 m breite uberstrumbare Senk- schutze. Die Steuerungstechnik und die Pegelmesseinrichtung flir die Oberlei- tung werden in einem Betriebsgebaude angeordnet.

Not,rerschluss

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Abbildling 10: Ansicht Querbauwerk Abbildung 11: Quersclmitt Okowehr

Auslaufbauwerk

Durch das Auslaufbanwerk muss sichergestellt werden, dass das ubergeleitete Wasser schadlos in den Chemnitzbach eingeleitet werden kann, ohne dass dieser ausgebaut werden muss. Die Gesamtltinge des Auslaufbauwerks betragt 210 m. Das Auslaufbauwerk gliedert sich in einen Massivbauteil nach dem Stollen und in ein anschlieBendes Erdbaugerinne mit einem Trapez- / Muldenquerschnitt, dessen Oberflache mit einem Steinsatz als Ober tichensicherong ausgefalirt und landschaftsvertraglich gestaltet wird. Im massiven Bauteil mit 5 m Breite wird nach einem Sohlabsturz in einem ebenen Tosbecken die Energieumwandlung sichergestellt. Dresdner Wasserbaukolloquium 2010: „Wasserbau und Umwelt'· 407 Dresdner Wasserbautiche Mitteitungen, Heft 40

5 Resiimee der Umweltuntersuchungen

Die Planungsgebiete beider Teilvorhaben umfassen u. a. auch die Okologisch sensiblen Bereiche der Talauen des FFH-Gebietes „Oberes Freiberger Muldetal". Die technischen Planungen far das HRB und den Oberleitungsstollen werden deshalb durch umfangreiche Untersuchungen der Umweltbelange be- gleitet. Vor dem Hintergrund der Umwelt- und Landschaftsplanung inkl. der ge- nehmigungsrechtlich relevanten Fachbeitrage zu FFH-Vertraglichkeit und Ar- tenschutz erfolgt neben den erforderlichen 6kologischen Kartierungen zur Beur- teilung der Bestandssituation hinsichtlich Biotopausstattung, Flora und Fauna u. a. Untersuchungen zu Auswirkungen der Oberleitung auf das Abflussregime in der Freiberger Mulde. Durch die beiden Bauvorhaben wird es zu erheblichen und nachhaltigen Eingriffen in Naturhaushalt und Landschaftsbild kommen. Den Grundsatzen der Vermeidung und Minderung wird durch das enge Zusam- menspiel von technischer Planung und Landschaftsplanung Rechnung getragen, da einerseits grundsatzliche technische und konstruktive Aspekte in der Opti- mierung des Entwurfs berucksichtigt sind und andererseits eine Vielzaht von Vermeidungs- und MinderungsmaBnahmen magliche bau-, anlage- und be- triebsbedingte Beeintrachtigungen reduzieren. Geeignete Gestaltungs- und Aus- gleichsmaBnahmen sorgen im unmittelbaren Umfeld der BazimaBnahmen %r die landschaftsgerechte Einbindung der baulichen Anlagen und Wiederherstellung bzw. Schaffung von Biotopstrikturen, die daruber hinaus zur Verbesserung der 6kologischen Bodenfunktionen und Grundwasserverhaltnisse sowie der mikro- klimatischen Situation beitragen und der Biotopvernetzung und Strukturierung der Landschaft dienen.

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Abbildung 12: Ausschnitt MaBnahmenplan LBP Oberleitungsstollen Auslaufbereich Stollen Neubau des Hochwasserdickhaltebeckens Mulda in Verbindimg mit dem 408 Hochwassertiberleitungsstollen von der Freiberger Mulde

Auswirkungen der Oberleitung aufdas Abflussregime in der Freiberger Mulde

Die Hochwasseruberleitung des Hochwasseritberleitungsstollens von der Frei- berger Mulde zum Hochwasserrackhaltebecken Mulda Rhrt dazu, dass alle Hochwasserereignisse etwa ab einem HQg uber die Freiberger Mulde in redu- zierter Gr6Be abilieBen. Durch die zusiitzliche Ruckhaltewirkung des HRB Mulda und die gezielte Abgabe in den Chemnitzbach reduzieren sich die Hoch- wasserabflusse ab der Mundung des Chemnitzbaches ab etwa einem HQ5

Auf Basis einer Datenauswertung werden die Reichweiten der Rfickhaltewir- kung, d. h. die Station, ab welcher die ursprunglichen Ist-Abflussscheitelwerte wieder erreicht oder uberschritten werden, far die unterschiedlichen Hochwas- serereignisse ermittelt.

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Abbildung 13: Reduziening der Hochwasserabflusse in der Freiberger Mulde vom Abschnitt Uberleitungsstollen bis Mun(lung und ab Mandung des Chemnitzbaches

Fur das HRB und den Uberleitungstollen ergibt sich zusammen eine Reichweite der geplanten Ruckhalteauswirkungen von maximal 7,5 km.

Um die Auswirkungen auf die flussabwitrtigen Biotope und LRT im Wirkraum der Reduzierung der Abflussspitzen zu prufen, wird mittels kartogratischer Dar- stellungen gegenubergestellt, wie sich die Oberflutung der Aue der Freiberger Dresdner Wasserbaukolloquium 2010'. „Wasserbau und Umwelt" 409 Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen, Heft 40

Mulde im Ist- und Planzustand darstellt. Aus der Lage zu den Hochwasserlinien der unterschiedlichen Abflusse wird zum einen erkennbar, wie uberflutungsab- hangig das jeweilige Biotop ist und ob bzw. ab welchem Hochwasserereignis mit einem Ausbleiben der Uberflutungen zu rechnen ist. Die Betrachtungen er- folgen fik die Lebensraumtypen (LRT) nach Anhang I der FFH-RL sowie Rir die ausgewiesenen gesetzlich besonders geschutzten Biotope (SBK 2), da hier von einer besonderen Empfindlichkeit auszugehen ist und die Ergebnisse stell- vertretend far alle ubrigen Biotoptypen der FlieBgewasseraue sprechen. Erst ab dem HQ2s wird eine geringe Reduzierung der uberfluteten Flachen anhand der Untersuchungen erkennbar. Nach den Untersuchungen sind keine erheblichen Auswirkungen durch die Reduzierung der Hochwasserspitzen auf die FFH- Lebensraumtypen des FFH-Gebietes „Oberes Freiberger Muldetal" zu prognos- tizieren.

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Abbildung 14: Planausschnitte zur Betroffenheit des potentieller LRT ,Yeuchte Hochstau- denfluren" (6520) gem. SBK (Code 5146U271)

6 Literatur / INGE Hochwasseruberleitungsstollen Mulda (07/2009): Neubau des Hochwasseruber- leitungsstollens von der Freiberger Mulde zum HRB Mulda im Einzugsgebiet des Chemnitzbaches, Baugrunduntersuchung Stollen Phase 1, unveraffentlichtes Gutachten, Dresden 17.07.2009 INGE Hochwassediberleitungsstollen Mulda (11/2009): Neubau des Hochwasseruber- leitungsstollens von der Freiberger Mulde zum HRB Mulda im Einzugsgebiet des Chemnitzbaches, Entwurfsplanung, unveroffentlichtes Gutachten, Dresden 11.11.2009 Neubau des Hochwasseickhaltebeckens Mulda in Verbindung mit dem 410 Hochwasseriberleitungsstollen von der Freiberger Mulde

Ingenieurbito Winkler und Partner GmbH (11/2009): Neubau Hochwasserruck- haltebecken Mulda/Chemnitzbach, Entwurfsplmung, unveraffentlichtes Gutachten, Stuttgart, 16.11.2009 Wittke, W.; Pierau, B.; Erichsen, C. (2002): Statik und Konstruktion der Spritzbetonbauweise. WBI-PRINT 5, Verlag Glackauf GmbH, Essen 2002. W. Wittke, R. Druffel, C. Erichsen, J. Gattermann, J. Kiehl, D. Schmitt, M. Tegelkamp, M. Wittke, P. Wittke-Gattermann, B. Wittke-Schmitt (2006): Statik und Konstruktion maschineller Tunnetvortriebe, WBI-PRINT 6, Veriag Gluckauf GmbH, Essen 2006.

Autoren:

Dipt.-Ing. Torsten Kropp Dipl.-Ing. Erhard Winkler Dipl.-Ing. Rudiger Koch

Landestalsperrenverwaltung des Ingenieurburo Winkler und Partner GmbH Freistaates Sachsen, SchloBstraBe 59 A Betrieb Freiberger Mulde/ Rauenstein 6 A 09514 Lengefeld 70176 Stuttgart

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Prof. Dr.-Ing. Walter Wittke Dr.-Ing. habit. Herman Stopsack Dipl.-Ing. Dieter Schmitt Dr. rer. nat. Karla Spindler Dipl.-Ing. Kent Schiffner

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