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- Fraktionssitzung: 11.06.1963
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11. Juni 1963: Fraktionssitzung
AdsD, SPD-BT-Fraktion 4. WP, Ord. 7. 5. 63 – 10. 12. 63 (alt 1034, neu 10). Überschrift: »Kurzprotokoll der Fraktionssitzung vom Dienstag, 11. Juni 1963 15.00 Uhr«. Anwe- send: 121 Abgeordnete. Prot.: List. Beginn: 15.00 Uhr.
Tagesordnung s. Anlage.1 1. Politischer Bericht 2. Vorschau auf die letzten Plenarsitzungen vor der Sommerpause. 3. Vorlagen aus den Arbeitskreisen: a) Antrag betr. Studienkommission zur Ausarbeitung von Vorschlägen für das Beamtenrecht. b) Große Anfrage betr. Auswärtige Kulturpolitik c) Kleine Anfrage betr. Erzbergbau e) Änderungen des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes IV/997
4. Veranstaltung in der Paulskirche 5. Ausschußumbesetzungen und Neubesetzungen.
Vermittlungsausschuß G. Jahn wird ordentl. Mitglied (anstelle von K. Wittrock), Gen. Reischl wird Stellv. für den Gen. Jahn. Gen. W. Seuffert wird Stellv. für den Genossen Alex
Möller.
Ausschuß für Inneres Die Genossen Anders und Lautenschlager werden ordentl. Mitgl. (Plätze sind durch Ausscheiden des Gen. Neubauer und Tod des Gen. Lünenstraß frei). Ausschuß für Kulturpolitik Die Gen. D. Lösche und der Gen. Schmitt-Vockenhausen sollen stellv. Mitglieder werden (Plätze sind frei). Integrationsältestenrat Es sollen benannt werden: Karl Mommer, Heinrich Deist, Käte Strobel, Ernst
Paul, Helmut Rohde und Franz Seume.
6. Nachfolger für Karl Wittrock im Fraktionsvorstand. 7. Die nächsten Termine:
Dienstag, d. 18.6. um 11.00 Uhr Vorstandssitzung
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- 15.00 Uhr Fraktionssitzung
8. Verschiedenes.
Vor Eintritt in die Tagesordnung übermittelt Fritz Erler allen erkrankten Fraktionsmitgliedern herzliche Genesungswünsche der Fraktion und begrüßt die neu eintreten-
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TO »für die Fraktionssitzung am Dienstag, d. 11. 6. 1963«.
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den Fraktionsmitglieder Maibaum und Bäuerle.2 Im weiteren Verlauf der Fraktionssitzung hält Fritz Erler den Nachruf für den verstorbenen Genossen Lünenstraß. Zu Punkt 1 der TO: Fritz Erler gibt den politischen Bericht (vgl. hierzu Pressemeldung der SPD-Fraktion vom 11. Juni 1963).3 Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion begrüßte heute die Ankündigung von Gesprächen in Moskau über einen Atomversuchsstopp als einen neuen Anlauf und als Zeichen, daß die Sowjetunion den Gesprächsfaden zum Westen nicht abreißen lassen wolle.4 Zu den Gesprächen des britischen Oppositionsführers Wilson in Moskau sagte Erler, es sei erfreulich, daß Wilson es Chruschtschow gegenüber eindeutig abgelehnt habe, Berlin einen anderen Status aufzuzwingen und eine etwaige Anerkennung des Zonenregimes kein Gesprächsthema für ihn gewesen sei.5 Erler berichtete dann über die Deutsch-französische Parlamentarierkonferenz, die klärend gewirkt habe.6 Die deutschen Teilnehmer aller Fraktionen hätten deutlich gemacht, daß die Bundesrepublik den Deutsch-französischen Vertrag getreu der vom Bundestag beschlossenen Präambel handhaben werde. Auch in der WEU-Versammlung sei das Drängen spürbar geworden, die europäischen Probleme in einer Ministerratssitzung zu erörtern.7 Erler sprach sich in diesem Zusammenhang für eine europäische Beteiligung an der strategischen Planung über das Gesamtpotential der Allianz [aus]. Zur Diskussion über die Ausbildungshilfe an Entwicklungsländer kündigte Fritz Erler an, daß die SPD in der heutigen Besprechung von der Bundesregierung die Veröffentlichung aller Einzelheiten verlangen werde.8 Über die Sache selbst soll im Einvernehmen
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Wilhelm Maibaum war am 22. 5. als Nachfolger für Lünenstraß und Willi Bäuerle am 31. 5. 1963 als Nachfolger für Wittrock eingetreten.
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Folgendes aus: »Die SPD-Fraktion teilt mit« Nr. 168/63 vom 11. 6. 1963, überschrieben »Betr.: Fraktionssitzung«. Präs. Kennedy hatte am 10. 6. 1963 in einer Rede vor der Universität von Washington erklärt,
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Chruschtschow, Premierminister Macmillan und er hätten verabredet, in Kürze in Moskau auf hoher Ebene über einen Atomteststoppvertrag zu verhandeln; vgl. AdG 1963, S. 10620-16222, bes. 16222. Zur Beurteilung dieser Rede durch den gerade in den USA weilenden Brandt vgl. ders., Begegnungen und Einsichten, S. 77 f. – Zu diesen Verhandlungen siehe Averell W. HARRIMAN, America and Russia in a Changing World. A Half Century of Personal Observation, Garden City (N.Y.) 1971, S. 90 ff. und Marty M. LEPPER, Foreign Policy Formulation. A Chase Study of the Nuclear Test Ban Treaty of 1963, Columbus (Ohio) 1971, passim.
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Wilson besuchte vom 8.-14. 6. 1963 Moskau und führte dort u. a. Gespräche mit Chruschtschow, Ministerpräsident Alexej Kossygin und Außenminister Andrej Gromyko; vgl. AdG 1963, S. 10650; zur Beurteilung des Auftretens Wilsons durch Brandt und Ollenhauer vgl. »Sitzung des Parteivorstandes am 27. 6. 1963«, in Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963.
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Vgl. Nr. 57, bes. Anm. 27. Gemeint sein dürfte jedoch eher die deutsch-französische Konferenz vom 24.-26. 5. 1963 in Bad Godesberg, auf der auch Erler gesprochen hatte. Vgl. Bulletin Nr. 93 vom 29. 5. 1963, S. 819-822.
7
Zur Tagung der 9. Session der Versammlung der WEU vom 4.-7. 6. 1963 in Paris, an der von der SPD u. a. C. Schmid und Erler teilgenommen hatten, und den von ihr ausgesprochenen Empfehlungen vgl. AdG 1963, S. 10617-10619.
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Zum Problemkomplex dieser militärischen Ausbildungshilfe vgl. Nr. 61, TOP 7. Mit der »heutigen Besprechung« war zweifellos eine informelle Besprechung im kleinen Kreis gemeint und nicht die konstituierende Sitzung des Beirats für Entwicklungshilfe am 11. 6. 1963. Zu letzterem siehe Bulletin Nr. 93 vom 29. 5., S. 818 und Nr. 103 vom 15. 6. 1963, S. 913.
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mit dem Abgeordneten Kalbitzer dann in der nächsten Fraktionssitzung beraten werden.9 Die Verhaftung von Zonenjournalisten sei außerordentlich problematisch.10 Wegen ihrer politischen Bedeutung dürfe sie nicht einzelnen Staatsanwälten überlassen bleiben. In solchen Fällen müsse vielmehr die Bundesanwaltschaft die Sache an sich ziehen. Das wirkliche Problem liege aber in einer Reform des 1951 geschaffenen politischen Strafrechts.11 Diese Reform des politischen Strafrechts müsse daher der allgemeinen Strafrechtsreform vorgezogen werden. Beim Schlesiertreffen in Köln sei es durch überspitzte Reden zu Ausbrüchen gekommen, die der Sache der Vertriebenen und der Sache des deutschen Volkes keinen Dienst erwiesen hätten. Die SPD habe großes Verständnis für die Probleme der Heimatvertriebenen. Ihnen stehe auch selbstverständlich das Recht der Kritik an Fernsehsendungen zu. »Die Kritik an Sendungen muß frei bleiben, aber es muß auch kritische Sendungen geben«, rief Erler aus.12 Auf den Weg der Meinungsunterdrückung dürfe man sich nicht begeben. Erler umriß noch einmal die Grundsätze sozialdemokratischer Ostpolitik, die sich mit dem im Bundestag einstimmig angenommenen Jaksch-Bericht13 decken. So wie die Bundesrepublik ihr Verhältnis zu Frankreich in Ordnung gebracht habe, so müsse das mit dem Verhältnis zu Polen geschehen. Die Vertreter des freien Deutschland würden am Konferenztisch nach einem Wort Kurt Schumachers mit friedlichen Mitteln um jeden Fußbreit deutschen Bodens ringen.
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Vgl. Nr. 61, TOP 7. Kalbitzer hatte nach »Der Spiegel« Nr. 24 vom 12. 6. 1963, S. 21 deswegen schon am 8. 6. einen Offenen Brief an Entwicklungshilfeminister Scheel geschrieben.
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Am 13./14. 5. 1963 waren in der Bundesrepublik und Berlin (West) 26 Journalisten verhaftet worden, darunter 4 Bürger der DDR, die für Medien der DDR tätig waren. Vgl. AdG 1963, S. 10634 sowie Nr. 61, TOP 7. Zur Wiederherstellung und Neufassung des politischen Strafrechts vorrangig durch das 1. Straf-
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rechtsänderungsgesetz vom 30. 8. 1951 und begleitenden weiteren Gesetzesänderungen vgl. SCHIF- FERS, Bürgerfreiheit, bes. S. 206-286 und 347-361. Beim Schlesiertreffen in Köln vom 10. 6. 1963 war es u. a. zu verbalen Ausfällen von Erich Schell-
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haus, dem Sprecher der Landsmannschaft Schlesien, und zu tätlichen Angriffen auf den FernsehReporter Jürgen Neven-du-Mont gekommen, der für eine Fernsehsendung vom 7. 5. 1963 über Breslau verantwortlich zeichnete. Vgl. »Der Spiegel« Nr. 25 vom 19. 6. 1963: »Bonn. Vertriebene. Zorn im Fackelschein«, S. 17 f. Wenzel Jaksch erklärte in einem Schreiben an das Parteipräsidium vom 28. 6. 1963 (AdsD, Präsidium vom 8. Januar 1962 bis 8. Juli 1963) zu diesem Vorgang, »daß die protestierenden Schlesier Opfer einer geplanten Provokation geworden« seien. Er verwahrte sich dagegen, daß »völlig verantwortungslose Fernsehstars wie Neven-du-Mont«, der von den Veranstaltern gar »nicht eingeladen war«, zu »Parteiheiligen« erhoben würden. Hans Stephan, Referent für Vertriebenenfragen im Parteivorstand, schilderte den Vorfall so: Als Schellhaus in seinem Referat »falsche Tö- ne in die Kundgebung brachte«, sei vergeblich »versucht worden, ihm das Manuskript wegzuziehen«. Es sei dann eine »Erregung« entstanden, die in den »Angriff auf Neven-du-Mont ausgeartet sei«. Dieser könne jedoch »auch nicht völlig freigesprochen werden, weil er ›ständig grinsend‹ auf einem Fernsehturm im Blickfeld der Kundgebungsteilnehmer gestanden habe«. Sitzung des Parteivorstandes am 14. 6. 1963, AdsD, Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963.
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Zum sog. Jaksch-Bericht, der am 14. 6. 1961 einstimmig vom Bundestag angenommen wurde (BT Sten. Ber. 49, S. 9367), vgl. Otmar MAIER-HARLOFF, Die Entwicklung einer ostpolitischen Konzeption in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands von 1945-1961, Wiso. Diss. (Fotodr.), Darmstadt 1975, S. 149 ff.
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Außerdem unterrichtet er die Fraktion, daß zur Vorbereitung der SPD-Erwiderung auf die Regierungserklärung von Ludwig Erhard14 folgende Termine vorgemerkt sind: 1. Oktober ganztägige Fraktionsvorstandssitzung, 2. Oktober ganztägige Fraktionssitzung.
In der Diskussion, an der sich die Genossen Börner, Jaksch, Rehs, Höhmann, Blach- stein, Jacobi, Lohmar beteiligen, werden die Vorkommnisse auf dem Schlesier-Treffen
kritisiert bzw. von den Genossen Jaksch und Rehs dazu Stellung genommen.15 Dabei spielt das von Wenzel Jaksch gegebene Interview eine erhebliche Rolle; Fritz Erler fordert Wenzel Jaksch auf, diese Äußerungen zu überdenken. Als Ergebnis der Diskussion wird vorgesehen, daß die angeschnittenen Fragen in einer gemeinsamen Sitzung der Arbeitskreise Außenpolitik und Vertriebene unter Hinzuziehung von Herrn Dr. Hupka16 geklärt werden sollen. Zu Punkt 2 der TO Fritz Schäfer berichtet über die Plenarsitzungen vor der Sommerpause; dazu unter anderem: Vorschläge des Vermittlungsausschusses betr. Haushaltsgesetz 1963 und Steuerverteilungsgesetz sowie Eisenbahnkreuzungsgesetz: Zustimmung der Fraktion17;
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Erhard gab nach seiner Wahl zum Bundeskanzler seine Regierungserklärung ab. Siehe BT Sten. Ber. 53, S. 4192-4208. Vgl. auch Nr. 66, TOP 1.
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Wenzel Jaksch, MdB (SPD) 1953-1966, war Vizepräsident, ab 1. 3. 1964 Präsident des Bundes der Vertriebenen und Vors. des Ausschusses für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegssachbeschädigte beim Parteivorstand der SPD, Reinhold Rehs, MdB (SPD; ab 16. 5. 1969 CDU/CSU), 2. Vizepräsident des Bundes und stellv. Vors. des Vertriebenen-Ausschusses beim Parteivorstand. – In dem in Anmerkung 12 zitierten Schreiben ging Jaksch auch auf die Diskussion in der Fraktionssitzung ein. Er beschuldigte Blachstein einer gezielten Einseitigkeit »um die nötige Erinnerung zu erzeugen«, und einer Unkollegialität, wie sie ihm in seiner »langen Laufbahn nicht begegnet« sei. »Schlimmer noch war, daß niemand an dieser Vorgehensweise Anstoß nahm«. Börner bezeichnete er als »Anführer meiner Kritiker« und hielt ihm vor, daß er seine Verdienste nie gewürdigt habe. Jaksch verwahrte sich dagegen, daß das »Verhalten von einigen Dutzend Hitzköpfen« zum Beurteilungskriterium gemacht und nicht gewürdigt werde, daß Brandt und Adenauer »zu einer Kundgebung von 100 000 disziplinierten und aufgeschlossenen Schlesiern sprechen konnten«. Die Behandlung durch die Fraktion habe man »nur einem vertriebenen Abgeordneten bieten« können, während diese »sonst mit Scherbengerichten durchaus sparsam ist, auch wenn dazu Anlaß wäre«.
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Herbert Hupka (im Or. fäschlich Huppka), Mitbegründer der Landsmannschaft Schlesien, seit 1959 Pressechef des Kuratoriums Unteilbares Deutschland, seit 1960 Mitgl. im Vertriebenenausschuß beim Parteivorstand; MdB 1969-1987 (SPD; seit 29. 2. 1972 fraktionslos und ab 3. 3. 1972 CDU/CSU). – Bei dem Interview handelte es sich um einen Artikel Jakschs im »Ostdienst«, den er in seiner Eigenschaft als Vizepräsident des BdV geschrieben hatte. Jaksch nahm darin die Teilnehmer des Schlesiertreffens in Schutz und stellte vor allem heraus, daß der BdV mit seiner entscheidenden »heimatpolitischen« Rechtsauffassung ein Bollwerk gegen rechtsradikale Bewegungen in der Bundesrepublik sei und damit der deutschen Demokratie eine neue Dolchstoßlegende erspart habe. – Jaksch machte der SPD den Vorwurf, in dem »optischen Bündnis und einem auf Selbstvertrauen bedachten intellektuellen Anarchismus« könne sie »nicht um die Führung des Volkes ringen« und setze »ohne Not die Sympathien jener Schichten aufs Spiel, die sich ihr in den letzten Jahren vertrauensvoll genä- hert haben«. Vgl. das in Anm. 12 zitierte Schreiben. – Im Anschluß an die Fraktionssitzung führte Erler noch »ein persönliches Gespräch mit Jaksch«, bei dem »dieser erklärte, daß er sich von den Vorfällen distanziere und sie nicht billige« und zusagte, »einen Brief zu schreiben, worin er das auch schriftlich zum Ausdruck bringen wolle«. Vgl. Sitzung des Parteivorstandes am 14. 6. 1963, AdsD, Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963.
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Betraf die Bundestagssitzungen vom 19., 20., 21. sowie 26., 27. und 28. 6. 1963; für das am 19. 6. verhandelte Eisenbahnkreuzungsgesetz siehe BT Sten. Ber. 53, S. 3784 f. und für die am 21. und 27. 6.
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für die Kriegsopferdebatte sind vorgesehen als Sprecher: Bazille, Glombig und Riegel18; zum Baustoppgesetz empfiehlt Holger Börner der Fraktion Stimmenthaltung und evtl. eine konjunkturpolitische Sachdebatte, falls Zusatzanträge gestellt werden.19 Von H. G. Ritzel wird die Frage der Neueinteilung der Wahlkreise angeschnitten und vorgeschlagen, daß evtl. ein eigener SPD-Entwurf ausgearbeitet werden soll.20 Darauf erwidert Fritz Erler, daß Untersuchungen beim PV darüber bereits durchgeführt wurden, mit dem Ergebnis, daß der vorliegende Entwurf der neutralen Sachverständigenkommission als fair und für die SPD akzeptabel anzusehen sei. Angesichts der bestehenden Mehrheitsverhältnisse sollte durch einen eigenen SPD-Initiativgesetzentwurf eine Diskussion nicht ausgelöst werden. Zu Punkt 3 der TO a) Antrag betr. Studienkommission zur Ausarbeitung von Vorschlägen für das Beamtenrecht. H. Rohde weist darauf hin, daß die Kommission nicht durch die Bundesregierung, sondern z. B. durch den Bundestag oder den Bundespräsidenten eingesetzt werden sollte. Der Vorschlag wird von der Fraktion aufgegriffen, der Arbeitskreis Inneres um Neuformulierung gebeten; im Grundsatz wird die Vorlage akzeptiert.21 b) Große Anfrage betr. auswärtige Kulturpolitik Die Fraktion stimmt der Vorlage zu.22 c) Kleine Anfrage betr. Erzbergbau Die Fraktion stimmt der Vorlage zu. Als Antragsteller sollen namentlich genannt werden: Abg. Arendt, Frau Seppi und Fraktion.23 d) Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz Drs. IV/99724
beratenen Berichte des Vermittlungsausschusses ebd. S. 3770-3874 und 3970-3977; vgl. ferner Nr. 61 und 62. Vgl. BT Sten. Ber. 53 (Sitzung vom 19. 6. 1963), S. 3795-3797 (Bazille), S. 3803-3807 (Glombig) und S. 3809 (Riegel; oben im Or. fälschlich Riedel). Vgl. ferner Nr. 58, Anm. 23 und Nr. 59, Anm. 3.
18 19
Bei der 2. und 3. Lesung des Gesetzentwurf der CDU/CSU zur »Verlängerung der Geltungsdauer des Gesetzes zur Einschränkung der Bautätigkeit« am 20. 6. 1963, zu dem Matthöfer (SPD) den Ausschußbericht erstattete, sprach für die SPD-Fraktion Börner. BT Sten. Ber. 53, S. 3846 und S. 3852- 3855.
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Die seit dem Bundeswahlgesetz vom 7. 5. 1956 eingerichtete ständige Wahlkreiskommission hatte in ihrem »Bericht« vom 4. 9. 1962 eine Neueinteilung der Wahlkreise vorgeschlagen. BT Anl. 81, Drs. IV/741. Ein von der BReg vorgelegter Gesetzentwurf zur neuen Wahlkreiseinteilung war am 3. 5. 1963 vom Bundesrat beraten worden und wurde am 21. 6. dem Bundestag vorgelegt. BT Anl. 85, Drs. IV/1376. – Der Parteivorstand der SPD hatte am 24. 5. 1963 eine Wahlrechtskommission eingesetzt, deren Leitung Horst Ehmke übernahm. Mitglieder waren Klaus von Dohnanyi, Fritz Scharf, Fritz Schäfer, Günther Schubert und Prof. Rudolf Wildenmann. Sitzung des Präsidiums am 6. Mai 1963, AdsD, Präsidium vom 8. Januar 1962 bis 8. Juli 1963; Sitzung des Parteivortandes am 11. Mai 1963, am 24. 5. [in Or. versehentlich 6.] 1963; in Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963; SPD-Pressemitteilungen Nr. 158/63 vom 24. 5. 1963. Der vorgelegte Entwurf mit Datum vom 14. 5. – in der Anlage zum Prot. – wurde nach der Überarbeitung am 19. 6. 1963 eingebracht; BT Anl. 85, Drs. IV/1351. Die Große Anfrage – Vorlage mit Datum 16. 5. in der Anl. – wurde am 12. 6. 1963 eingebracht; BT Anl. 85, Drs. IV/1315.
21 22 23
Die vom 5. 6. 1963 datierte Vorlage von Arendt – Anl. zum Prot. – war daneben noch hs. von Matt- höfer unterzeichnet. – Die Kleine Anfrage wurde in der obigen Form am 12. 6. eingebracht; BT Anl. 85, Drs. IV/1316.
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Die Vorschläge von Helmut Bazille zur Verbesserung des Entschädigungsgesetzes werden von der Fraktion zur Vertretung im Ausschuß gebilligt.25 Zu Punkt 4 der TO Fritz Schäfer unterrichtet die Fraktion über die beabsichtigte Veranstaltung in der Paulskirche Frankfurt/M., in der US-Präsident Kennedy vor u. a. 200 Bundestagsabgeordneten sprechen wird.26 Bis jetzt liegen mehr Wünsche auf Teilnahme als vorhandene Plätze vor; er bäte um Zurückstellung der endgültigen Auswahl bis zur nächsten Fraktionssitzung. Zu Punkt 5 der TO Die Vorschläge für den Vermittlungsausschuß, den Ausschuß für Inneres und den Ausschuß für Kulturpolitik werden unverändert angenommen. Für den neu zu schaffenden Integrationsältestenrat27, dessen Funktion von Fritz Schäfer erläutert wird, wird eine Änderung der Vorschläge angenommen, so daß nunmehr als Mitglieder von der Fraktion benannt werden: Karl Mommer, Heinrich Deist, Käte Strobel, Ernst Paul, Helmut
Rohde und Walter Seuffert.28
Zu Punkt 6 der TO Als Nachfolger für Karl Wittrock wird vom Fraktionsvorstand Hermann Schmitt- Vockenhausen als neues Mitglied vorgeschlagen. Die Fraktion wird gebeten, weitere Vorschläge unter Fristwahrung bei der Fraktionsgeschäftsführung einzureichen. Die Wahl soll in der nächsten Fraktionssitzung stattfinden.29 Zu Punkt 7 der TO Fritz Schäfer gibt die nächsten geänderten Termine bekannt: Mittwoch, 19. Juni [m1/]9 Uhr Fraktionsvorstand [p1/]11 '' Fraktionssitzung. Zu Punkt 8 keine Bemerkungen.
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Der von der BReg eingebrachte Entwurf eines 3. »Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes« war nach der 1. Lesung im Plenum dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen überwiesen worden. Vgl. BT Sten. Ber. 52, S. 2952. Nicht in der Anlage.
25 26
Zur Ansprache von Präsident Kennedy in der Paulskirche am 25. 6. 1963 siehe den deutschen Wortlaut u. a. in AdG 1963, S. 10652-10655. – Die Veranstaltung in der Paulskirche war anstelle des gescheiterten Auftretens vor dem Bundestag konzipiert worden. Vgl. Nr. 59, Anm. 4; ferner Prot. der Sitzung des Ältestenrates am 11. 6. 1963. Parl. A., 4. WP, Ältestenrat, Bd. 1.
27
Durch Vereinbarung im Ältestenrat vom 7. und 14. 5. 1963 werde ein »Integrationsältestenrat« mit der Aufgabe gebildet, als Hilfsorgan des Ältestenrates alle das Europäische Parlament betreffenden Informationen entgegenzunehmen, Grundsatzfragen des Europäischen Parlaments zu erörtern und entsprechende Informationen an die Fachausschüsse weiterzuleiten. Siehe Prot. der Sitzungen des Ältestenrates am 7. und 14. 5. 1963, Parl. A., 4. WP, Ältestenrat, Bd. 1; ferner den in Bd. 2 beiliegenden »Vermerk« des Parlamentsarchivs vom 22. 10. 1975 »Betr. Integrationsältestenrat«. Zur Einrichtung des Integrationsältestenrats vgl. auch den »Vermerk« des Direktors beim Deutschen Bundestag vom 20. 3. 1963 ebd. »Betr. Integrations-Ältestenrat. Vorschlag an den Herrn Bundestagspräsidenten gemäß Anweisung«.