1 60 11. Juni 1963: Fraktionssitzung

1 60 11. Juni 1963: Fraktionssitzung

<p></p><ul style="display: flex;"><li style="flex:1">SPD – 04. WP </li><li style="flex:1">Fraktionssitzung: 11.06.1963 </li></ul><p></p><p><strong>60 </strong><br><strong>11. Juni 1963: Fraktionssitzung </strong></p><p><strong>AdsD, SPD-BT-Fraktion 4. WP, Ord. 7.&nbsp;5. 63 – 10.&nbsp;12. 63 (alt 1034, neu 10). Überschrift: »Kurzprotokoll der Fraktionssitzung vom Dienstag, 11. Juni 1963 15.00 Uhr«. Anwe- send: 121 Abgeordnete. Prot.: List. Beginn: 15.00 Uhr. </strong></p><p>Tagesordnung s. Anlage.<sup style="top: -0.2099em;">1 </sup>1. Politischer Bericht 2. Vorschau auf die letzten Plenarsitzungen vor der Sommerpause. 3. Vorlagen aus den Arbeitskreisen: a) Antrag betr. Studienkommission zur Ausarbeitung von Vorschlägen für das Beamtenrecht. b) Große Anfrage betr. Auswärtige Kulturpolitik c) Kleine Anfrage betr. Erzbergbau e) Änderungen des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes IV/997 <br>4. Veranstaltung in der Paulskirche 5. Ausschußumbesetzungen und Neubesetzungen. <br>Vermittlungsausschuß G. <em>Jahn </em>wird ordentl. Mitglied (anstelle von K. <em>Wittrock</em>), Gen. <em>Reischl </em>wird Stellv. für den Gen. <em>Jahn</em>. Gen. W. <em>Seuffert </em>wird Stellv. für den Genossen Alex </p><p><em>Möller</em>. </p><p>Ausschuß für Inneres Die Genossen <em>Anders </em>und <em>Lautenschlager </em>werden ordentl. Mitgl. (Plätze sind durch Ausscheiden des Gen. <em>Neubauer </em>und Tod des Gen. <em>Lünenstraß </em>frei). Ausschuß für Kulturpolitik Die Gen. D. <em>Lösche </em>und der Gen. <em>Schmitt-Vockenhausen </em>sollen stellv. Mitglieder werden (Plätze sind frei). Integrationsältestenrat Es sollen benannt werden: Karl <em>Mommer</em>, Heinrich <em>Deist</em>, Käte <em>Strobel</em>, Ernst </p><p><em>Paul</em>, Helmut <em>Rohde </em>und Franz <em>Seume</em>. </p><p>6. Nachfolger für Karl <em>Wittrock </em>im Fraktionsvorstand. 7. Die nächsten Termine: <br>Dienstag, d. 18.௔6. um 11.00 Uhr Vorstandssitzung </p><ul style="display: flex;"><li style="flex:1">'' </li><li style="flex:1">'' </li><li style="flex:1">15.00 Uhr Fraktionssitzung </li></ul><p>8. Verschiedenes. </p><p>Vor Eintritt in die Tagesordnung übermittelt Fritz <strong>Erler </strong>allen erkrankten Fraktionsmitgliedern herzliche Genesungswünsche der Fraktion und begrüßt die neu eintreten- </p><p>1</p><p>TO »für die Fraktionssitzung am Dienstag, d. 11. 6. 1963«. <br>Copyright © 2017 KGParl Berlin </p><p>1</p><p></p><ul style="display: flex;"><li style="flex:1">SPD – 04. WP </li><li style="flex:1">Fraktionssitzung: 11.06.1963 </li></ul><p></p><p>den Fraktionsmitglieder <em>Maibaum </em>und <em>Bäuerle</em>.<sup style="top: -0.2098em;">2 </sup>Im weiteren Verlauf der Fraktionssitzung hält Fritz <em>Erler </em>den Nachruf für den verstorbenen Genossen <em>Lünenstraß</em>. Zu Punkt 1 der TO: Fritz <strong>Erler </strong>gibt den politischen Bericht (vgl. hierzu Pressemeldung der SPD-Fraktion vom 11. Juni 1963).<sup style="top: -0.2101em;">3 </sup>Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion begrüßte heute die Ankündigung von Gesprächen in Moskau über einen Atomversuchsstopp als einen neuen Anlauf und als Zeichen, daß die Sowjetunion den Gesprächsfaden zum Westen nicht abreißen lassen wolle.<sup style="top: -0.2098em;">4 </sup>Zu den Gesprächen des britischen Oppositionsführers <em>Wilson </em>in Moskau sagte <em>Erler</em>, es sei erfreulich, daß <em>Wilson </em>es <em>Chruschtschow </em>gegenüber eindeutig abgelehnt habe, Berlin einen anderen Status aufzuzwingen und eine etwaige Anerkennung des Zonenregimes kein Gesprächsthema für ihn gewesen sei.<sup style="top: -0.2098em;">5 </sup><em>Erler </em>berichtete dann über die Deutsch-französische Parlamentarierkonferenz, die klärend gewirkt habe.<sup style="top: -0.2099em;">6 </sup>Die deutschen Teilnehmer aller Fraktionen hätten deutlich gemacht, daß die Bundesrepublik den Deutsch-französischen Vertrag getreu der vom Bundestag beschlossenen Präambel handhaben werde. Auch in der WEU-Versammlung sei das Drängen spürbar geworden, die europäischen Probleme in einer Ministerratssitzung zu erörtern.<sup style="top: -0.2098em;">7 </sup><em>Erler </em>sprach sich in diesem Zusammenhang für eine europäische Beteiligung an der strategischen Planung über das Gesamtpotential der Allianz [aus]. Zur Diskussion über die Ausbildungshilfe an Entwicklungsländer kündigte Fritz <em>Erler </em>an, daß die SPD in der heutigen Besprechung von der Bundesregierung die Veröffentlichung aller Einzelheiten verlangen werde.<sup style="top: -0.2098em;">8 </sup>Über die Sache selbst soll im Einvernehmen </p><p>2</p><p>Wilhelm <em>Maibaum </em>war am 22. 5. als Nachfolger für <em>Lünenstraß </em>und Willi <em>Bäuerle </em>am 31. 5. 1963 als Nachfolger für <em>Wittrock </em>eingetreten. </p><p>3</p><p>Folgendes aus: »Die SPD-Fraktion teilt mit« Nr. 168/63 vom 11.&nbsp;6. 1963, überschrieben »Betr.: Fraktionssitzung«. Präs. <em>Kennedy </em>hatte am 10.&nbsp;6. 1963 in einer Rede vor der Universität von Washington erklärt, </p><p>4</p><p><em>Chruschtschow</em>, Premierminister <em>Macmillan </em>und er hätten verabredet, in Kürze in Moskau auf hoher Ebene über einen Atomteststoppvertrag zu verhandeln; vgl. AdG 1963, S. 10620-16222, bes. 16222. Zur Beurteilung dieser Rede durch den gerade in den USA weilenden <em>Brandt </em>vgl. ders., Begegnungen und Einsichten, S. 77 f. – Zu diesen Verhandlungen siehe Averell W. HARRIMAN, America and Russia in a Changing World. A Half Century of Personal Observation, Garden City (N.Y.) 1971, S. 90 ff. und Marty M. LEPPER, Foreign Policy Formulation. A Chase Study of the Nuclear Test Ban Treaty of 1963, Columbus (Ohio) 1971, passim. </p><p>5</p><p><em>Wilson </em>besuchte vom 8.-14.&nbsp;6. 1963 Moskau und führte dort u. a. Gespräche mit <em>Chruschtschow</em>, Ministerpräsident Alexej <em>Kossygin </em>und Außenminister Andrej <em>Gromyko</em>; vgl. AdG 1963, S. 10650; zur Beurteilung des Auftretens <em>Wilsons </em>durch <em>Brandt </em>und <em>Ollenhauer </em>vgl. »Sitzung des Parteivorstandes am 27. 6. 1963«, in Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963. </p><p>6</p><p>Vgl. Nr. 57, bes. Anm. 27. Gemeint sein dürfte jedoch eher die deutsch-französische Konferenz vom 24.-26. 5. 1963 in Bad Godesberg, auf der auch <em>Erler </em>gesprochen hatte. Vgl. Bulletin Nr. 93 vom 29. 5. 1963, S. 819-822. </p><p>7</p><p>Zur Tagung der 9. Session der Versammlung der WEU vom 4.-7. 6. 1963 in Paris, an der von der SPD u. a. C. <em>Schmid </em>und <em>Erler </em>teilgenommen hatten, und den von ihr ausgesprochenen Empfehlungen vgl. AdG 1963, S. 10617-10619. </p><p>8</p><p>Zum Problemkomplex dieser militärischen Ausbildungshilfe vgl. Nr. 61, TOP 7. Mit der »heutigen Besprechung« war zweifellos eine informelle Besprechung im kleinen Kreis gemeint und nicht die konstituierende Sitzung des Beirats für Entwicklungshilfe am 11. 6. 1963. Zu letzterem siehe Bulletin Nr. 93 vom 29. 5., S. 818 und Nr. 103 vom 15. 6. 1963, S. 913. </p><p>Copyright © 2017 KGParl Berlin </p><p>2</p><p></p><ul style="display: flex;"><li style="flex:1">SPD – 04. WP </li><li style="flex:1">Fraktionssitzung: 11.06.1963 </li></ul><p></p><p>mit dem Abgeordneten <em>Kalbitzer </em>dann in der nächsten Fraktionssitzung beraten werden.<sup style="top: -0.2097em;">9 </sup>Die Verhaftung von Zonenjournalisten sei außerordentlich problematisch.<sup style="top: -0.21em;">10 </sup>Wegen ihrer politischen Bedeutung dürfe sie nicht einzelnen Staatsanwälten überlassen bleiben. In solchen Fällen müsse vielmehr die Bundesanwaltschaft die Sache an sich ziehen. Das wirkliche Problem liege aber in einer Reform des 1951 geschaffenen politischen Strafrechts.<sup style="top: -0.2099em;">11 </sup>Diese Reform des politischen Strafrechts müsse daher der allgemeinen Strafrechtsreform vorgezogen werden. Beim Schlesiertreffen in Köln sei es durch überspitzte Reden zu Ausbrüchen gekommen, die der Sache der Vertriebenen und der Sache des deutschen Volkes keinen Dienst erwiesen hätten. Die SPD habe großes Verständnis für die Probleme der Heimatvertriebenen. Ihnen stehe auch selbstverständlich das Recht der Kritik an Fernsehsendungen zu. »Die Kritik an Sendungen muß frei bleiben, aber es muß auch kritische Sendungen geben«, rief <em>Erler </em>aus.<sup style="top: -0.2099em;">12 </sup>Auf den Weg der Meinungsunterdrückung dürfe man sich nicht begeben. <em>Erler </em>umriß noch einmal die Grundsätze sozialdemokratischer Ostpolitik, die sich mit dem im Bundestag einstimmig angenommenen <em>Jaksch</em>-Bericht<sup style="top: -0.2099em;">13 </sup>decken. So wie die Bundesrepublik ihr Verhältnis zu Frankreich in Ordnung gebracht habe, so müsse das mit dem Verhältnis zu Polen geschehen. Die Vertreter des freien Deutschland würden am Konferenztisch nach einem Wort Kurt <em>Schumachers </em>mit friedlichen Mitteln um jeden Fußbreit deutschen Bodens ringen. </p><p>9</p><p>Vgl. Nr. 61, TOP 7. <em>Kalbitzer </em>hatte nach »Der Spiegel« Nr. 24 vom 12. 6. 1963, S. 21 deswegen schon am 8. 6. einen Offenen Brief an Entwicklungshilfeminister <em>Scheel </em>geschrieben. </p><p>10 </p><p>Am 13./14. 5. 1963 waren in der Bundesrepublik und Berlin (West) 26 Journalisten verhaftet worden, darunter 4 Bürger der DDR, die für Medien der DDR tätig waren. Vgl. AdG 1963, S. 10634 sowie Nr. 61, TOP 7. Zur Wiederherstellung und Neufassung des politischen Strafrechts vorrangig durch das 1. Straf- </p><p>11 </p><p>rechtsänderungsgesetz vom 30.&nbsp;8. 1951 und begleitenden weiteren Gesetzesänderungen vgl. SCHIF- FERS, Bürgerfreiheit, bes. S. 206-286 und 347-361. Beim Schlesiertreffen in Köln vom 10.&nbsp;6. 1963 war es u. a. zu verbalen Ausfällen von Erich <em>Schell- </em></p><p>12 </p><p><em>haus</em>, dem Sprecher der Landsmannschaft Schlesien, und zu tätlichen Angriffen auf den FernsehReporter Jürgen <em>Neven-du-Mont </em>gekommen, der für eine Fernsehsendung vom 7. 5. 1963 über Breslau verantwortlich zeichnete. Vgl. »Der Spiegel« Nr. 25 vom 19.&nbsp;6. 1963: »Bonn. Vertriebene. Zorn im Fackelschein«, S. 17 f. Wenzel <em>Jaksch </em>erklärte in einem Schreiben an das Parteipräsidium vom 28. 6. 1963 (AdsD, Präsidium vom 8. Januar 1962 bis 8. Juli 1963) zu diesem Vorgang, »daß die protestierenden Schlesier Opfer einer geplanten Provokation geworden« seien. Er verwahrte sich dagegen, daß »völlig verantwortungslose Fernsehstars wie <em>Neven-du-Mont</em>«, der von den Veranstaltern gar »nicht eingeladen war«, zu »Parteiheiligen« erhoben würden. Hans <em>Stephan</em>, Referent für Vertriebenenfragen im Parteivorstand, schilderte den Vorfall so: Als <em>Schellhaus </em>in seinem Referat »falsche Tö- ne in die Kundgebung brachte«, sei vergeblich »versucht worden, ihm das Manuskript wegzuziehen«. Es sei dann eine »Erregung« entstanden, die in den »Angriff auf <em>Neven-du-Mont </em>ausgeartet sei«. Dieser könne jedoch »auch nicht völlig freigesprochen werden, weil er ›ständig grinsend‹ auf einem Fernsehturm im Blickfeld der Kundgebungsteilnehmer gestanden habe«. Sitzung des Parteivorstandes am 14. 6. 1963, AdsD, Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963. </p><p>13 </p><p>Zum sog. <em>Jaksch</em>-Bericht, der am 14.&nbsp;6. 1961 einstimmig vom Bundestag angenommen wurde (BT Sten. Ber. 49, S. 9367), vgl. Otmar MAIER-HARLOFF, Die Entwicklung einer ostpolitischen Konzeption in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands von 1945-1961, Wiso. Diss. (Fotodr.), Darmstadt 1975, S. 149 ff. </p><p>Copyright © 2017 KGParl Berlin </p><p>3</p><p></p><ul style="display: flex;"><li style="flex:1">SPD – 04. WP </li><li style="flex:1">Fraktionssitzung: 11.06.1963 </li></ul><p></p><p>Außerdem unterrichtet er die Fraktion, daß zur Vorbereitung der SPD-Erwiderung auf die Regierungserklärung von Ludwig <em>Erhard</em><sup style="top: -0.2097em;">14 </sup>folgende Termine vorgemerkt sind: 1. Oktober ganztägige Fraktionsvorstandssitzung, 2. Oktober ganztägige Fraktionssitzung. </p><p>In der Diskussion, an der sich die Genossen <strong>Börner</strong>, <strong>Jaksch</strong>, <strong>Rehs</strong>, <strong>Höhmann</strong>, <strong>Blach- stein</strong>, <strong>Jacobi</strong>, <strong>Lohmar </strong>beteiligen, werden die Vorkommnisse auf dem Schlesier-Treffen </p><p>kritisiert bzw. von den Genossen <em>Jaksch </em>und <em>Rehs </em>dazu Stellung genommen.<sup style="top: -0.2097em;">15 </sup>Dabei spielt das von Wenzel <em>Jaksch </em>gegebene Interview eine erhebliche Rolle; Fritz <strong>Erler </strong>fordert Wenzel <em>Jaksch </em>auf, diese Äußerungen zu überdenken. Als Ergebnis der Diskussion wird vorgesehen, daß die angeschnittenen Fragen in einer gemeinsamen Sitzung der Arbeitskreise Außenpolitik und Vertriebene unter Hinzuziehung von Herrn Dr. <em>Hupka</em><sup style="top: -0.2099em;">16 </sup>geklärt werden sollen. Zu Punkt 2 der TO Fritz <strong>Schäfer </strong>berichtet über die Plenarsitzungen vor der Sommerpause; dazu unter anderem: Vorschläge des Vermittlungsausschusses betr. Haushaltsgesetz 1963 und Steuerverteilungsgesetz sowie Eisenbahnkreuzungsgesetz: Zustimmung der Fraktion<sup style="top: -0.2099em;">17</sup>; </p><p>14 </p><p><em>Erhard </em>gab nach seiner Wahl zum Bundeskanzler seine Regierungserklärung ab. Siehe BT Sten. Ber. 53, S. 4192-4208. Vgl. auch Nr. 66, TOP 1. </p><p>15 </p><p>Wenzel <em>Jaksch</em>, MdB (SPD) 1953-1966, war Vizepräsident, ab 1.&nbsp;3. 1964 Präsident des Bundes der Vertriebenen und Vors. des Ausschusses für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegssachbeschädigte beim Parteivorstand der SPD, Reinhold <em>Rehs</em>, MdB (SPD; ab 16.&nbsp;5. 1969 CDU/CSU), 2. Vizepräsident des Bundes und stellv. Vors. des Vertriebenen-Ausschusses beim Parteivorstand. – In dem in Anmerkung 12 zitierten Schreiben ging <em>Jaksch </em>auch auf die Diskussion in der Fraktionssitzung ein. Er beschuldigte <em>Blachstein </em>einer gezielten Einseitigkeit »um die nötige Erinnerung zu erzeugen«, und einer Unkollegialität, wie sie ihm in seiner »langen Laufbahn nicht begegnet« sei. »Schlimmer noch war, daß niemand an dieser Vorgehensweise Anstoß nahm«. <em>Börner </em>bezeichnete er als »Anführer meiner Kritiker« und hielt ihm vor, daß er seine Verdienste nie gewürdigt habe. <em>Jaksch </em>verwahrte sich dagegen, daß das »Verhalten von einigen Dutzend Hitzköpfen« zum Beurteilungskriterium gemacht und nicht gewürdigt werde, daß <em>Brandt </em>und <em>Adenauer </em>»zu einer Kundgebung von 100 000 disziplinierten und aufgeschlossenen Schlesiern sprechen konnten«. Die Behandlung durch die Fraktion habe man »nur einem vertriebenen Abgeordneten bieten« können, während diese »sonst mit Scherbengerichten durchaus sparsam ist, auch wenn dazu Anlaß wäre«. </p><p>16 </p><p>Herbert <em>Hupka </em>(im Or. fäschlich <em>Huppka</em>), Mitbegründer der Landsmannschaft Schlesien, seit 1959 Pressechef des Kuratoriums Unteilbares Deutschland, seit 1960 Mitgl. im Vertriebenenausschuß beim Parteivorstand; MdB 1969-1987 (SPD; seit 29.&nbsp;2. 1972 fraktionslos und ab 3.&nbsp;3. 1972 CDU/CSU). – Bei dem Interview handelte es sich um einen Artikel <em>Jakschs </em>im »Ostdienst«, den er in seiner Eigenschaft als Vizepräsident des BdV geschrieben hatte. <em>Jaksch </em>nahm darin die Teilnehmer des Schlesiertreffens in Schutz und stellte vor allem heraus, daß der BdV mit seiner entscheidenden »heimatpolitischen« Rechtsauffassung ein Bollwerk gegen rechtsradikale Bewegungen in der Bundesrepublik sei und damit der deutschen Demokratie eine neue Dolchstoßlegende erspart habe. – <em>Jaksch </em>machte der SPD den Vorwurf, in dem »optischen Bündnis und einem auf Selbstvertrauen bedachten intellektuellen Anarchismus« könne sie »nicht um die Führung des Volkes ringen« und setze »ohne Not die Sympathien jener Schichten aufs Spiel, die sich ihr in den letzten Jahren vertrauensvoll genä- hert haben«. Vgl. das in Anm. 12 zitierte Schreiben. – Im Anschluß an die Fraktionssitzung führte <em>Erler </em>noch »ein persönliches Gespräch mit <em>Jaksch</em>«, bei dem »dieser erklärte, daß er sich von den Vorfällen distanziere und sie nicht billige« und zusagte, »einen Brief zu schreiben, worin er das auch schriftlich zum Ausdruck bringen wolle«. Vgl. Sitzung des Parteivorstandes am 14.&nbsp;6. 1963, AdsD, Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963. </p><p>17 </p><p>Betraf die Bundestagssitzungen vom 19., 20., 21. sowie 26., 27. und 28.&nbsp;6. 1963; für das am 19.&nbsp;6. verhandelte Eisenbahnkreuzungsgesetz siehe BT Sten. Ber. 53, S. 3784 f. und für die am 21. und 27. 6. </p><p>Copyright © 2017 KGParl Berlin </p><p>4</p><p></p><ul style="display: flex;"><li style="flex:1">SPD – 04. WP </li><li style="flex:1">Fraktionssitzung: 11.06.1963 </li></ul><p></p><p>für die Kriegsopferdebatte sind vorgesehen als Sprecher: <em>Bazille, Glombig </em>und <em>Riegel</em><sup style="top: -0.2098em;">18</sup>; zum Baustoppgesetz empfiehlt Holger <strong>Börner </strong>der Fraktion Stimmenthaltung und evtl. eine konjunkturpolitische Sachdebatte, falls Zusatzanträge gestellt werden.<sup style="top: -0.2099em;">19 </sup>Von H. G. <strong>Ritzel </strong>wird die Frage der Neueinteilung der Wahlkreise angeschnitten und vorgeschlagen, daß evtl. ein eigener SPD-Entwurf ausgearbeitet werden soll.<sup style="top: -0.2099em;">20 </sup>Darauf erwidert Fritz <strong>Erler</strong>, daß Untersuchungen beim PV darüber bereits durchgeführt wurden, mit dem Ergebnis, daß der vorliegende Entwurf der neutralen Sachverständigenkommission als fair und für die SPD akzeptabel anzusehen sei. Angesichts der bestehenden Mehrheitsverhältnisse sollte durch einen eigenen SPD-Initiativgesetzentwurf eine Diskussion nicht ausgelöst werden. Zu Punkt 3 der TO a) Antrag betr. Studienkommission zur Ausarbeitung von Vorschlägen für das Beamtenrecht. H. <strong>Rohde </strong>weist darauf hin, daß die Kommission nicht durch die Bundesregierung, sondern z. B. durch den Bundestag oder den Bundespräsidenten eingesetzt werden sollte. Der Vorschlag wird von der Fraktion aufgegriffen, der Arbeitskreis Inneres um Neuformulierung gebeten; im Grundsatz wird die Vorlage akzeptiert.<sup style="top: -0.2099em;">21 </sup>b) Große Anfrage betr. auswärtige Kulturpolitik Die Fraktion stimmt der Vorlage zu.<sup style="top: -0.2099em;">22 </sup>c) Kleine Anfrage betr. Erzbergbau Die Fraktion stimmt der Vorlage zu. Als Antragsteller sollen namentlich genannt werden: Abg. <em>Arendt</em>, Frau <em>Seppi </em>und Fraktion.<sup style="top: -0.2099em;">23 </sup>d) Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz Drs. IV/997<sup style="top: -0.2099em;">24 </sup></p><p>beratenen Berichte des Vermittlungsausschusses ebd. S. 3770-3874 und 3970-3977; vgl. ferner Nr. 61 und 62. Vgl. BT Sten. Ber. 53 (Sitzung vom 19.&nbsp;6. 1963), S. 3795-3797 (<em>Bazille</em>), S. 3803-3807 (<em>Glombig</em>) und S. 3809 (<em>Riegel</em>; oben im Or. fälschlich <em>Riedel</em>). Vgl. ferner Nr. 58, Anm. 23 und Nr. 59, Anm. 3. </p><p>18 19 </p><p>Bei der 2. und 3. Lesung des Gesetzentwurf der CDU/CSU zur »Verlängerung der Geltungsdauer des Gesetzes zur Einschränkung der Bautätigkeit« am 20. 6. 1963, zu dem <em>Matthöfer </em>(SPD) den Ausschußbericht erstattete, sprach für die SPD-Fraktion <em>Börner</em>. BT Sten. Ber. 53, S. 3846 und S. 3852- 3855. </p><p>20 </p><p>Die seit dem Bundeswahlgesetz vom 7. 5. 1956 eingerichtete ständige Wahlkreiskommission hatte in ihrem »Bericht« vom 4.&nbsp;9. 1962 eine Neueinteilung der Wahlkreise vorgeschlagen. BT Anl. 81, Drs. IV/741. Ein von der BReg vorgelegter Gesetzentwurf zur neuen Wahlkreiseinteilung war am 3.&nbsp;5. 1963 vom Bundesrat beraten worden und wurde am 21. 6. dem Bundestag vorgelegt. BT Anl. 85, Drs. IV/1376. – Der Parteivorstand der SPD hatte am 24.&nbsp;5. 1963 eine Wahlrechtskommission eingesetzt, deren Leitung Horst <em>Ehmke </em>übernahm. Mitglieder waren Klaus <em>von Dohnanyi</em>, Fritz <em>Scharf</em>, Fritz <em>Schäfer</em>, Günther <em>Schubert </em>und Prof. Rudolf <em>Wildenmann</em>. Sitzung des Präsidiums am 6. Mai 1963, AdsD, Präsidium vom 8. Januar 1962 bis 8. Juli 1963; Sitzung des Parteivortandes am 11. Mai 1963, am 24.&nbsp;5. [in Or. versehentlich 6.] 1963; in Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963; SPD-Pressemitteilungen Nr. 158/63 vom 24. 5. 1963. Der vorgelegte Entwurf mit Datum vom 14. 5. – in der Anlage zum Prot. – wurde nach der Überarbeitung am 19. 6. 1963 eingebracht; BT Anl. 85, Drs. IV/1351. Die Große Anfrage – Vorlage mit Datum 16.&nbsp;5. in der Anl. – wurde am 12.&nbsp;6. 1963 eingebracht; BT Anl. 85, Drs. IV/1315. </p><p>21 22 23 </p><p>Die vom 5. 6. 1963 datierte Vorlage von <em>Arendt </em>– Anl. zum Prot. – war daneben noch hs. von <em>Matt- höfer </em>unterzeichnet. – Die Kleine Anfrage wurde in der obigen Form am 12. 6. eingebracht; BT Anl. 85, Drs. IV/1316. </p><p>Copyright © 2017 KGParl Berlin </p><p>5</p><p></p><ul style="display: flex;"><li style="flex:1">SPD – 04. WP </li><li style="flex:1">Fraktionssitzung: 11.06.1963 </li></ul><p></p><p>Die Vorschläge von Helmut <strong>Bazille </strong>zur Verbesserung des Entschädigungsgesetzes werden von der Fraktion zur Vertretung im Ausschuß gebilligt.<sup style="top: -0.2097em;">25 </sup>Zu Punkt 4 der TO Fritz <strong>Schäfer </strong>unterrichtet die Fraktion über die beabsichtigte Veranstaltung in der Paulskirche Frankfurt/M., in der US-Präsident <em>Kennedy </em>vor u. a. 200 Bundestagsabgeordneten sprechen wird.<sup style="top: -0.2102em;">26 </sup>Bis jetzt liegen mehr Wünsche auf Teilnahme als vorhandene Plätze vor; er bäte um Zurückstellung der endgültigen Auswahl bis zur nächsten Fraktionssitzung. Zu Punkt 5 der TO Die Vorschläge für den Vermittlungsausschuß, den Ausschuß für Inneres und den Ausschuß für Kulturpolitik werden unverändert angenommen. Für den neu zu schaffenden Integrationsältestenrat<sup style="top: -0.2098em;">27</sup>, dessen Funktion von Fritz <strong>Schäfer </strong>erläutert wird, wird eine Änderung der Vorschläge angenommen, so daß nunmehr als Mitglieder von der Fraktion benannt werden: Karl <em>Mommer</em>, Heinrich <em>Deist</em>, Käte <em>Strobel</em>, Ernst <em>Paul</em>, Helmut </p><p><em>Rohde </em>und Walter <em>Seuffert</em>.<sup style="top: -0.2099em;">28 </sup></p><p>Zu Punkt 6 der TO Als Nachfolger für Karl <em>Wittrock </em>wird vom Fraktionsvorstand Hermann <em>Schmitt- Vockenhausen </em>als neues Mitglied vorgeschlagen. Die Fraktion wird gebeten, weitere Vorschläge unter Fristwahrung bei der Fraktionsgeschäftsführung einzureichen. Die Wahl soll in der nächsten Fraktionssitzung stattfinden.<sup style="top: -0.2097em;">29 </sup>Zu Punkt 7 der TO Fritz <strong>Schäfer </strong>gibt die nächsten geänderten Termine bekannt: Mittwoch, 19. Juni [m1/]9 Uhr Fraktionsvorstand [p1/]11 '' Fraktionssitzung. Zu Punkt 8 keine Bemerkungen. </p><p>24 </p><p>Der von der BReg eingebrachte Entwurf eines 3. »Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes« war nach der 1. Lesung im Plenum dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen überwiesen worden. Vgl. BT Sten. Ber. 52, S. 2952. Nicht in der Anlage. </p><p>25 26 </p><p>Zur Ansprache von Präsident <em>Kennedy </em>in der Paulskirche am 25. 6. 1963 siehe den deutschen Wortlaut u. a. in AdG 1963, S. 10652-10655. – Die Veranstaltung in der Paulskirche war anstelle des gescheiterten Auftretens vor dem Bundestag konzipiert worden. Vgl. Nr. 59, Anm. 4; ferner Prot. der Sitzung des Ältestenrates am 11. 6. 1963. Parl. A., 4. WP, Ältestenrat, Bd. 1. </p><p>27 </p><p>Durch Vereinbarung im Ältestenrat vom 7. und 14.&nbsp;5. 1963 werde ein »Integrationsältestenrat« mit der Aufgabe gebildet, als Hilfsorgan des Ältestenrates alle das Europäische Parlament betreffenden Informationen entgegenzunehmen, Grundsatzfragen des Europäischen Parlaments zu erörtern und entsprechende Informationen an die Fachausschüsse weiterzuleiten. Siehe Prot. der Sitzungen des Ältestenrates am 7. und 14. 5. 1963, Parl. A., 4. WP, Ältestenrat, Bd. 1; ferner den in Bd. 2 beiliegenden »Vermerk« des Parlamentsarchivs vom 22. 10. 1975 »Betr. Integrationsältestenrat«. Zur Einrichtung des Integrationsältestenrats vgl. auch den »Vermerk« des Direktors beim Deutschen Bundestag vom 20. 3. 1963 ebd. »Betr. Integrations-Ältestenrat. Vorschlag an den Herrn Bundestagspräsidenten gemäß Anweisung«. </p>

View Full Text

Details

  • File Type
    pdf
  • Upload Time
    -
  • Content Languages
    English
  • Upload User
    Anonymous/Not logged-in
  • File Pages
    7 Page
  • File Size
    -

Download

Channel Download Status
Express Download Enable

Copyright

We respect the copyrights and intellectual property rights of all users. All uploaded documents are either original works of the uploader or authorized works of the rightful owners.

  • Not to be reproduced or distributed without explicit permission.
  • Not used for commercial purposes outside of approved use cases.
  • Not used to infringe on the rights of the original creators.
  • If you believe any content infringes your copyright, please contact us immediately.

Support

For help with questions, suggestions, or problems, please contact us