Bürger Aus Jena Und Umgebung Im Widerstand Gegen Das Naziregime 1933–1945 Eine Übersicht
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Heinz Grün Bürger aus Jena und Umgebung im Widerstand gegen das Naziregime 1933–1945 Eine Übersicht ROSALUXEMBURGSTIFTUNG THÜRINGEN E.V. JENA 2005 Heinz Grün Bürger aus Jena und Umgebung im Widerstand gegen das Naziregime 1933–1945 Eine Übersicht ROSA-LUXEMBURG-STIFTUNG THÜRINGEN E.V. JENA 2005 Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbiographie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-935850-32-8 Herausgeber: Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen e.V. Käthe-Kollwitz-Str. 6 07743 Jena Redaktion: Dr. Claus Remer Drucktechnische Herstellung: Saale Betreuungswerk der Lebenshilfe Jena gGmbH Am Flutgraben 14 07743 Jena Inhalt Vorwort .......................................................................................................... 5 I. Abschnitt: Die Überführung der politischen Arbeit in die Illegalität (1933 bis etwa 1936) ..................................................................... 9 Unterbezirk Jena der KPD .............................................................................. 9 Wohnbezirke in Jena und Ortsgruppen im Landkreis ..................................... 9 Roter Frontkämpferbund (RFB) .................................................................... 29 Rote Hilfe Deutschlands (RHD) .................................................................... 33 Kommunistischer Jugendverband (KJVD) .................................................... 35 Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) ............................... 37 Kommunistische Partei Deutschlands-Opposition (KPD-O) ........................ 38 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ......................................... 42 SPD-Ortsgruppen in Jena, Kahla und Eisenberg ......................................... 45 Jenaer Jungsozialisten .................................................................................. 48 SAJ-Gruppe „Marx“ ..................................................................................... 55 Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK) ......................................... 55 Gruppe „Neubeginnen“ ................................................................................. 56 Sozialistische Arbeiterpartei (SAPD) – Sozialistischer Jugendverband (SJV) ............................................................ 58 Antifaschistischer Jugendausschuß, Jena ...................................................... 63 Zu Arbeitersportvereinen in Jena und Kahla ................................................ 65 Volkschöre in Jena ........................................................................................ 70 Arbeiter-Gesangverein Lobeda und Umgebung ........................................... 70 Jenaer Arbeiterkapellen ................................................................................. 71 Opposition und Widerstand christlicher Hitlergegner .................................. 71 Der Widerstandskreis .................................................................................... 77 Die Schwarze Front ....................................................................................... 78 II. Abschnitt: Der Weg zum gemeinsamen Handeln von Nazigegnern im Jenaer Raum (1937 bis 1945) ................................................................ 81 Zur Formierung und Tätigkeit illegaler Gruppen in Orten und Betrieben .... 82 Pfarrer der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Auseinandersetzungen mit den Deutschen Christen ................................... 102 Aktivitäten der kleinen katholischen Gemeinde in Jena ............................. 107 Zu jüdischen Bürgern in Jena und zum Antisemitismus ............................. 109 Geheimbund „COTE“ ................................................................................. 110 Bund technischer Angestellter und Beamter (ButAB) ................................ 111 Zum runden Tisch von Ricarda Huch ......................................................... 111 Aktivitäten von Widerstandskämpfern gegen den totalen Krieg ................ 113 Abschließende Bemerkungen ................................................................... 125 Wirkungsorte der KPD und ihre Verbindungen in Thüringen (1942) 129 Mahnende Worte ....................................................................................... 130 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................... 132 Verzeichnis der in der Publikation erwähnten Personen ............................. 133 Vorwort „Die deutsche Widerstandsbewegung hat es schwerer gehabt als jede andere. In den besetzten Ländern war das Ziel die Befreiung vom äußeren Feind. Darauf ei- nigte sich nahezu die Gesamtheit. Eine innere Gewalt, die nur dem äußeren Feind ihr Dasein verdankt, war offenkundig verräterisch. Wer widerstand, mußte vieles überwinden, nicht aber sich selbst. Er handelte zweifellos richtig. Er konnte elend leben und tief leiden, er vergoß das Blut seiner Landsleute. Aber er rettete das Land, das gerettet werden wollte. Deutsche, die widerstanden, hatten soviel Grund wie andere, sogar mehr als sie. Zerrüttet war auch ihr Land. In Gefahr unterzuge- hen ist es während aller zwölf Jahre gewesen; der Krieg war nur der offene Aus- bruch der Gefahr. Ja, aber niemand hielt es besetzt, kein Fremder, nur eine innere Gewalt, die es sich, nach dem Bewußtsein der meisten, selbst gegeben hatte. Wer ihr widerstand, auch nur sie ablehnte, hatte nicht ohne weiteres ein Volk, sich dar- auf zu berufen, ein Volk, dessen Atem er in seinem Rücken fühlt. Er war ganz und gar angewiesen auf seine Erkenntnisse, auf die Wurzeln seines Herzens. Jeder Kämpfer gegen die überwältigende Herrschaft im Lande hat sich selbst geschaffen, war nur sich allein verantwortlich, keine Mehrheit half ihm oder kannte ihn, er mußte sich vor ihr hüten. Wurde er entlarvt und getötet, um so schlimmer für ihn. Beklagt wurde er we- nig, auch diese lange Zeit nur heimlich. Aber das haben die Mutigen voraus ge- wußt, haben es mit eingerechnet in ihr Opfer. Ihre Sendung: das Gewissen des Landes zu sein. Ihr Geschick: gebrandmarkt zu sterben. Das ist mehr als die Tap- fersten sonst ertragen, geschweige herausfordern. Ihre innere Verpflichtung muß unwiderruflich gewesen sein. Sie war stärker als jeder Zweifel, als die Angst, allein zu bleiben, zu irren; ihre Verpflichtung war gewisser als der sichere Tod. Hier ge- schieht etwas außerordentliches. Seltene Stunden der Geschichte, in ihrer höchsten Steigerung der Kräfte und Gegenkräfte, des Bösen und des Guten, der blöden Ruchlosigkeit und des Eifers, ein Mensch zu bleiben, zeitigen auch dies: Helden ei- nes Widerstandes, wie es der deutsche war.“1 Die Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen e.V. (bisher: Thüringer Forum für Bildung und Wissenschaft e.V.) hat bereits in den Jahren 2000 und 2003 zwei Dokumentationen von Heinz Grün zum Antifaschismus im Raum Jena veröf- fentlicht,2 denen weitere folgen sollen. Nun liegt vom Autor eine Darstellung 1 Heinrich Mann: Zur Geschichte der Deutschen Antifaschistischen Widerstandsbewegung, Berlin 1957, S. 10. 2 Gegen Faschismus und Krieg. Auseinandersetzung, Opposition und Widerstand im Raum Jena von September 1929 bis Mai 1945, Dokumente. Teil 1: September 1929 bis Januar 1933, Jena 2000, 483 S.; Teil 2: Februar 1933 bis Juli 1933. Jena 2003, 401 S. 6 vor, die für die Jahre von 1933 bis 1945 überblicksartig erschließt, wie aufrechte Kommunisten, Sozialdemokraten, liberale Vertreter des Bürgertums und andere Nazi-Gegner in Jena und im Umland antifaschistisch dachten und handelten, welche Gruppierungen nach dem 30. Januar 1933 zunächst erhalten blieben, die meisten aber von der Nazi-Diktatur zerschlagen wurden. Andere Wege und Formen der Opposition und des Widerstandes mußten gefunden werden. Dafür waren viele Opfer zu bringen, Schwierigkeiten und Rückschläge zu überwinden. Die Darstellung bezeugt, daß Zivilcourage, zahlreiche antifaschistische Aktivitä- ten, Widerstand „von unten“ auch im Jenaer Raum nachzuweisen sind. Die vorliegende Publikation ist als ein Angebot zur Diskussion und als Anre- gung zu verstehen, anhand dieser und anderer Quellen die Thematik von Antifa- schismus und Widerstand besonders auf regionaler Ebene weiter zu untersuchen und darzustellen. Faschistischer Terror sowie Resignation und Anpassung an die Nazidiktatur erschwerten zwar die Entwicklung einer breiten Widerstandsbewe- gung außerordentlich, aber dennoch fanden sich Kräfte, die ihrer antifaschisti- schen Haltung in den 12 Jahren treu blieben, ihr aktives Wirken unter den neuen Bedingungen in anderen Formen fortsetzten und auch weitere Mitstreiter zu ge- winnen suchten. Deshalb bleibt der antifaschistische Widerstand in Deutschland, so auch in Jena und Umgebung, ein zwar opferreiches, aber ermutigendes Vorbild für den Antifaschismus in der Gegenwart und Zukunft. Allein im Jahre 1942 sind in Deutschland 9.916 Kommunisten und 697 Sozialdemokraten verhaftet, viele von ihnen ermordet worden.3 Das Netz des antifaschistischen Widerstandes in Thü- ringen basierte nicht zuletzt auf der umsichtigen und klugen Führungsarbeit sol- cher Kommunisten wie Dr. Theodor Neubauer (Tabarz) und Magnus Poser (Je- na),4 die bis zu den großen Verhaftungswellen von 1942 bis 1944 eine aufopfe- rungsreiche und verantwortungsbewußte Widerstandsarbeit im Rahmen von Gruppen und Einzelaktivitäten leisteten und so hoffnungsvolle Alternativen ei- nes anderen, eines demokratischen Deutschland aufzeigten.