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Wilnsdorf von Rolf Betz

I. Lage und Entwicklung baches weist unterhalb von Rudersdorf alluviale Luftbild der Gemeinde und diluviale Aufschüttunsen auf. Das Gebiet der Gemeinde Wilnsdorf, im Südosten des Altkreises gelegen, wird Eine gute überregionale Anbindung im von großen Reliefunterschieden und einer stark Schienenverkehr ist durch den Verlauf der gegliederten Topographie geprägt. Während zweigleisigen elektrifizierten Eisenbahnstrecke sich die Täler des Weiß-, Hecke- und Wildenba- Hagen-Siegen-Gießen gewährleistet, deren ches, deren Verlauf die Lage der Siedlungen Trasse durch das Weißtal führt. Gleichwohl be- Einwohner: 21.288 weitgehend bestimmt, nach Westen zur Sieg sitzt die A 45 Sauerlandlinie mit der Fläche: 72,00 km2 bzw. Heller öffnen, bildet im Südosten die Kalt- zentral gelegenen Anschlußstelle Wilnsdorf eine Einwohnerje km2: eiche mit einer Höhe von über 550 m ü. NN eine größere Bedeutung für die Erschließung und naturräumliche Grenze. Dieser Gebirgsrücken, Entwicklung dieses Raumes. Wilnsdorf selbst der vom Rothaargebirge in nordöstlich-südwest- liegt im Schnittpunkt der B 54 (Siegen- licher Richtung verläuft, trägt die Wasserschei- mit Anschluß über den Westerwald in den Raum de zwischen den Flußkammern von Sieg und Koblenz/Limburg) und der L 122, die sowohl Lahn bzw. Dill und ist gleichzeitig die Landes- als Autobahnzubringer fungiert als auch den grenze zu Hessen: auf 7,6 km ist die Gemeinde- Raum Betzdorf/Kirchen und die Orte im grenze zugleich Landesgrenze. Weißtal mit Wilnsdorf verbindet. sowie der L 907 und K 25; es verfügt somit über eine gute Die geologische Struktur wird im wesentli- überregionale Anbindung. Ergänzend sorgt ein chen von den oberen Schichten des mittleren System von Landes- und Kreisstraßen trotz teil-

Unterdevons bestimmt; Bänder- und Flaser- weise schwieriger topographischer Verhältnisse 264,OO schiefer mit Einlagerungen von Grauwacke sind insgesamt für eine ausreichende regionale Er- vorherrschend. Ledislich die Talaue des Weiß- schließung. (LDS, Stdd:30.06.94)

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Grundzentrum in einer Der Raum um Wilnsdorf war aufgrund ober- Tabefle I Bevölkeruns 1970 - 1994 ländlichen Zone mit flächennaher Erzvorkommen bereits in frühge- 10.000 bis 25.000 E. Jahr Einwohner Jahr Einwohner schichtlicher Zeit bewohnt, der selbst wird und Teilfunktion eines Ort 9',70 (YZ 6.109 1984 19.404 Mittelzentrums im Vsr- 1185 erstmals urkundlich erwähnt. Als nach jahr- sorgungsbereich hundertelanger nassauischer Herrschaft Wilns- 9',72 1.054 l 986 t9.896 dorf 1815 Preußen zugeteilt wurde, erwuchs dem 916 7.94r 1981 (VZ 19.814 Ort wegen seiner Grenzlage zum Herzogtum 918 8.655 l 988 t9.929 Nassau und daraus Emichtung 1969 wurden die Ort- der resultierenden 980 9.126 1990 )-0.397 schaften Anzhausen, eines Zollamtes für kurze Zeit (bis zur Gründung 982 9.332 1994 l1 .288 Flammersbach, Gerns- des Zollvereins) eine gewisse zentrale Bedeu- dorf, Niederdielfen, tung. Dennoch behielt Quelle: Stat. Jahrbuch NRW; LDS NRW (1994) Oberdielfen, Obersdorf, Wilnsdorf seinen ländli- Rinsdorf, Rudersdorf, chen Charakter trotz nachhaltiger historischer Wilden und Bezüge zum Erzbergbau - die Grube Ratzenstein gleich zu den übrigen Ortschaften überdurch- eingemeindet. wurde 1298 als erste Siegerländer Grube urkund- schnittliche Zunahmen ^) verzeichnen hatte. lich erwähnt -, da die vorindustrielle Weiterver- Nach einer Abschwächung des Wachstumstem- arbeitung des Eisenerzes sich im Siegerländer pos in den 80er Jahren werden derzeit über

Einwohner in Ortsteilen: Kernraum auf die dortigen Blas- und Hammer- 2 1 .000 Einwohner registriert. hütten konzentrierte. Auch die einsetzende Indu- Wilnsdorf 3.543 strialisierung ging an Wilnsdorf vorbei, so daß Insgesamt verfügt Wilnsdorf neben Niederdielfen 2,857 die Bewohner. soweit sie nicht in der Landwirt- über die höchsten Zuwachsraten im Kreis Sie- Wilgersdorf 2.Us schaft beschäftigt waren, in den industrialisierlen gen-Wittgenstein, in erster Linie resultierend aus Rudersdorf 2.706 Haupttälern ihrer Arbeit nachgingen, zunächst in Nahwanderungen aus dem Siegerländer Kern- Obersdorf 1.939 den Eisenerzgruben, später in Industrie, Hand- raum, aber auch begünstigt durch eine gezielte Wilden 1.776 werk und Dienstleistungsunternehmen. kommunale Entwicklungsplanung mit der Aus- Oberdielfen 1.442 weisung großfl ächiger Neubaugebiete. Anzhausen 1.347 1844 wurde Wilnsdorf Amtssitz und behielt Cernsdorf 1.309 diese Funktion bis zur kommunalen Neugliede- Auch auf wirtschaftlichem Sektor setzten Flammersbach 1.181 rung des Kreises Siegen, als 1969 aus dem nach der kommunalen Neuordnung nachhaltige Rinsdorf 1.053 Wilnsdorf und den im Weißtal gelegenen Ge- Veränderungen ein. Auf der neu geschaffenen In- (Ang. d. Gem., Stmd: 31. 12.94) meinden des damaligen Amtes Netphen die heu- dustrie- und Gewerbefläche im Heckebachtal er- tige Gemeinde Wilnsdorf mit insgesamt 1l Ort- folgte nicht zuletzt wegen des unmittelbaren Auto- schaften entstand. Die Ausgangslage der neuen bahnanschlusses an die damals neu errichtete A45 Geträude- u. Freiflächen: Gemeinde war gekennzeichnet durch eine eher eine rasche Ansiedlung von Betrieben unter- 6,21kmz (8,6 Eo) disperse Siedlungsstruktur mit vier nahezu gleich schiedlichster davon Art, die überwiegend aus Siegen großen Altgemeinden von jeweils 66,5 9o Wohnbaufläche ca.2. 100 Ein- wegen dort fehlender Expansionsmöglichkeiten 15,1 7o Gewerbefläche wohnern (Wilnsdorf, Wilgersdorf, Rudersdorf, verlagert worden sind. Zu der Schaffung von na- 0,5 7o Mischnutzung Niederdielfen), einen geringen Industrialisie- hezu 3.000 neuen Arbeitsplätzen zwischen 1970 (St0di 1989) rungsgrad, hohen Auspendleranteil (fast 3/4 aller und 1989 trug aber auch wesentlich die neu gestal- Erwerbspersonen) und unzureichende Infrastruk- tete Ortsmitte von Wilnsdorf mit ihren vielftiltigen turausstattung. Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben bei. Wenngleich Wilnsdorf bei der Zunahme der Be- Die Einwohnerzahl der Gemeinde stieg von schäftigten landesweit einen absoluten Spitzen- knapp 16.000 zum Zeitpunkt der Kommunalre- platz innerhalb der Gemeinden gleicher Größen- form bis 1980 mit einer Rate von l,Jo/o p.a. auf ordnung einnimmt, liegt seine Industriebesatz- und über 19.000 an, wobei Wilnsdorf selbst im Ver- Dienstleistungsbesatzziffer von 169,9 bzw. 105,6

Tabelle 2 Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren

Sektor Beschäffigte Veränderungen

r910-78 1918-87 1970 l 978 1981 abs. I qo abs. I so Land- und Forstwirtschaft 432 2ll 2l -221 -51 ? - 190 -90,0 Produzierendes Gewerbe 1.335 t.902 3.311 561 /11 < 1.475 775 Dienstleistungen 186 t.263 2.100 A1a 60.1 837 66,2 Insgesamt 2.553 3.376 5.498 823 2.122 62,8 Quelle: VZ 19701 IHK Siegen, Beschäftigtenanalvse 1981l,VZ 1987, Arbeitsstätrenzählung

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(Beschäftigte im sekundriren bzw. tertiären Sektor Wilnsdorf wird heute als Grundzentrum in Erwerbstätige 1987: je 1.000 Einwohner) unter dem Landes- und einer ländlichenZone mit 10.000 bis 25.000 Ein- 4.665 Kreisdurchschnitt. Dies wie auch der weiterhin ne- wohnern und Teilfunktionen eines Mittelzen- |,lVo gative Pendlersaldo resultieren in erster Linie aus trums ausgewiesen (LEP I/II) - zweifelsohne ist der räumlichen Nähe zum Oberzentrum Siesen. dies Ausdruck der dynamischen Entwicklung ''ry,,,, der letzten Jahrzehnte. Dominierend mit einem Beschäftigtenanteil von rd. 60Vo ist das produzierende Gewerbe, ins- Außerdem verfügen die im Weißtal gelege- Erwerbstätige 1993: über besondere die metallverarbeitende Industrie. nen Ortsteile Rudersdorf und Niederdielfen 6.775 Dazu zählt auch der größte Einzelbetrieb mit ein ausreichendes Grundangebot sowohl im me- 0,9% über 700 Beschäftigten, die Fa. Siegenia in Nie- dizinischen Bereich als auch zur Deckung des *w,," derdielfen, die Fenster- und Türbeschläge produ- täglichen Bedarfs. Sie sind auch Standorte von ziert und weltweit exportiert. Alle anderen Unter- Grund- und Hauptschule bzw. Realschule. nehmen sowohl der traditionell stärker vertreten- den Branchen, wie Baugewerbe und Maschinen- In dem ausgewiesenen Siedlungsschwerpunkt bau, als auch der in jüngster Zeit erfolgten Neu- Wilnsdorf liegen auch die wesentlichen Neubau- Land- und gründungen aus dem Hochtechnologiebereich gebiete sowie weitere Flächen für zukünftige Forstwirtschaft weisen demgegenüber deutlich geringere Be- Wohnungsbauvorhaben. Sie schließen sich östlich 7 Produzierendes schäftigtenzahlen auf. und nordöstlich des im Flächennutzungsplan Gewerbe (FNP) als Mischgebiet dargestellten alten und 7 neuen Ortszentrums an. Der l3,2ha umfassende Dienstlei$tungen II. Gefüge und Ausstattung Neubaukomplex "Hoheroth" wurde kurz nach der W (Qu€llen: Volksz?ihlung I 987; Eine wesentliche Ursache für die ursprüng- Kommunalreform geplant; die ersten Häuser von Erueüstätigenrehnutrg I 993) lich unzureichende Infrastrukturausstattung der insgesamt 200 Wohneinheiten konnten zu Beginn neuen Gemeinde war das Fehlen eines gemeind- der 70er Jahre bezogen werden, und der gesamte lichen Zentrums, da lediglich Wilnsdorf mit zwei Bereich wurde innerhalb kurzer Zeit besiedelt. Es Berufs- Berufs- ihm zugeordneten Altgemeinden über einen klei- handelt sich nahezu ausschließlich um freistehen- einpendler auspendler nen überörtlichen Einzugsbereich verfügte. Da- de Einfamilienhäuser in ein- und zweigeschossi- 2.018 her entschloß sich die Gemeinde, etwa 300 m ger Bauweise, die häufig mit einer zusätzlichen (VZ 25.05.87) nordöstlich des alten Ortskerns ein neues Ge- Einliegerwohnung versehen sind. Den nördlichen schäfts- und Ortszentrum mit einer Vielzahl von Abschluß des Bereiches bildet das Schulzentrum, Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben zu welches ab dem Schuljahr 95196 von dem 1990 schaffen, dessen zentraler Punkt ein ebenfalls neu gegründeten Gymnasium allein genutzt wird. Im zu errichtendes Rathaus sein sollte. Das dafür Schulkomplex sind auch eine Großturnhalle und vorgesehene 3,5 ha große Areal wurde zum Sa- die für Theateraufführungen genutzte Aula unter- nierungsgebiet erklärt. Nach Abriß mehrerer gebracht. Das andere Baugebiet, mit 7,5 ha klei- Wohngebäude und einer Omnibushalle konnte ner dimensioniert und für eine Kapazität von 100 1976 das Rathaus eingeweiht werden, dem suk- Wohneinheiten vorgesehen, ist ebenfalls inzwi- zessive weitere Gebäude folgten, in denen insge- schen nahezu vollständig mit freistehenden Einfa- samt 15.000 qm gewerbliche Flächen zur Verfü- milienhäusern bebaut. gung stehen. Neben zwei Lebensmittelmärkten und mehreren Fachgeschäften des kurz- und mit- Überdies hat jede Altgemeinde in der zweiten telfristi gen Bedarfs runden Dienstlei stungsbetrie- Hälfte der 60er Jahre Bebauungspläne aufge- be, wie Krankenkasse, Ingenieurbüros, Rechtsan- stellt, um dem gewachsenen Bedarf an Wohnei- waltspraxen, Einrichtungen aus dem medizini- gentum entsprechen zu können. An die jeweili- schen Bereich, eine Sparkassenfiliale, das Post- gen alten Ortskerne mit ihren typischen Fach- amt sowie einige kleine gastronomische Betriebe, werk- und Schieferhäusern schließen sich somit das Angebot des Ortes ab. mehr oder weniger große Neubaubereiche an. Dies hat zwar zu einer erheblichen Ausweitung Das neue Zentrum hat eine erhebliche Ver- des Wohnungsbestandes und zu einer Erhöhung besserung des Konsumgüter- und Dienstlei- der Einwohnerzahl geführt, aber letztendlich stungsangebotes bewirkt. Zwar haben einige Ge- auch eine Überformuns der alten dörflichen schäfte im nur 300 m entfernt gelegenen ehemali- Strukturen bewirkt. gen zentralen Bereich an der Hagener Straße/ Frankfurter Straße/Mainzer Straße ihren Betrieb Der aus der stetigen Bevölkerungszunahme eingestellt oder in das neue Zentrum verlagert, erwartete Bedarf an Wohnraum bzw. Wohnun- doch ist eine vollständige Verlagerung der in- gen kann vor allem im Siedlungsschwerpunkt nerörtlichen Standortgunst nicht zu beobachten. Wilnsdorf sowie in Rudersdorf. Niederdielfen

95 Kartengrundlage: Kreiskart€ 1 :50 000 Kreis Siegen-Wittg€nstein,4. Aullag€ 1987 (Verkteinerung). Vervielfältigt mit Genehmigung des Landesvermessungsamtes Nordrhein-Westlalen vom 9.10.1989, Nr.468/89

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und Wilgersdorf durch Vorhaltung entsprechen- dungen haben die Standortentscheidung zugun- der Baugebiete befriedigt werden. Der FNP sieht sten Wilnsdorf beeinflußt. Zahlreiche Großhan- dabei die Weiterentwicklung dieser drei letztge- delsbetriebe und Industriefirmen der unterschied- nannten Ortschaften als Nebenzentren mit dem lichsten Branchen, ein Busdepot sowie eine Um- Schwerpunkt "Wohnen" vor, nachdem der ur- spannanlage haben sich dort angesiedelt und sor- sprüngliche Wunsch, Rudersdorf und Niederdiel- gen insgesamt für eine ausgewogene Struktur, in fen als zusätzliche Siedlungsschwerpunkte aus- der der traditionell metallverarbeitende Betrieb zuweisen, von der übergeordneten Planungsin- ebensowenig fehlt wie Firmen aus dem Bereich stanz abgewiesen wurde. der Zukunftstechnologien.

Die Industrie- und Gewerbegebiete konzen- Die drei wesentlich kleineren Flächen im trieren sich im wesentlichen auf drei Standorte Weifital verfügen lediglich im Bereich Anzhau- im Weißtal und auf das Heckebachtal westlich sen noch über eine Reservefläche in der Größen- von Wilnsdorf. Dieses zusammenhängende Ge- ordnung von etwa 10 ha. Die im FNP in diesem biet "Lehnscheid", mit 53 ha das größte innerhalb Bereich ursprünglich vorgesehene Gewerbe- der Kommune, hat die Entwicklung der Großge- fläche wurde aus Gründen des Landschafts- meinde wesentlich bestimmt. Erst zu Beginn der schutzes um über 30 ha reduziert. Eine kleine 70er Jahre in dem früher rein landwirtschaftlich Fläche im dritten Abschnitt des Gewerbegebietes genutzten Wiesental geplant und erschlossen, Lehnscheid ist ebenso an Interessenten verkauft waren die einzelnen Grundstücke in relativ kur- wie der größte Teil des Areals im Weißtal, so daß zer Zeit u. a. auch an Industrie- und Handel'- der Kommune nahezu keinerlei Reserveflächen betriebe aus dem Siegerländer Kernraum ver- mehr für gewerbliche oder industrielle Nutzung kauft. Insbesondere die für expansionswillige zur Verfügung stehen. Firmen verfügbaren Flächen, aber auch der zeit- gleich erfolgte direkte Anschluß an die A 45 mit Mit 9 Allgemein- und 8 Zahnärzten sowie 4 Wallfahrtskapelle Ere- der dadurch einhergehenden maßgeblichen Ver- Apotheken, die sich auf den Gemeindehauptort mltage, besserung der überregionalen Verkehrsverbin- und die Nebenzentren Niederdielfen und Ruders- ObersdorfTRödgen dorf verteilen, ist die medizinische Grundversor- gung gewährleistet. Das Vorhandensein von le- diglich drei Fachärzten hingegen deckt partielle Mängel in diesem Sektor auf. Im schulischen Be- reich ist mit 7 Grundschulen eine Dezentralisie- rung innerhalb der Flächengemeinde zu verzeich- nen, die zu insgesamt kurzen Erreichbarkeiten führt. Mit jeweils einer Hauptschule, Realschule und dem Gymnasium verfügt Wilnsdorf auch über eine gute Ausstattung mit weiterführenden Schulen. Als zusätzliches Angebot ist eine evan- gelische Privatschule mit Sekundarstufe I anzu- sehen, deren Standort Rudersdorf ist. Die Enich- tung des Gymnasiums in Wilnsdorf 1990 hat zu einer nachhaltigen Veränderung der Schulstan- dorte geführt. Die ursprünglich im Schulzentrum Wilnsdorf angesiedelten Haupt- und Realschule sind ins Weißtal verlagert worden; die Realschu- le steht nun in Niederdielfen. Die vormals 3 Hauptschulen wurden in Rudersdorf zusammen- gefaßt - der Neubau wird zum Schuljahr 95/96 eingeweiht.

Das Angebot an Sport- und Freizeiteinrich- tungen umfaßt die Grof3turnhalle und den Sport- platz im Schulzentrum sowie 12 weitere Turn- und Gymnastikhallen, Sportplätze in allen Orts- teilen, l0 Tennisplätze und eine Reitanlage. Ein in privater Regie betriebenes Freizeitzentrum mit Tennishalle, Gelegenheit zum Squashspielen, Kegeln oder Saunabesuch lockt nicht nur Besu-

98 WILNsooRt cher aus Wilnsdorf, sondern auch aus Siegen an. len. Im Wohnungsbau 2.B., für den seit Bildung Lediglich die Schwimmbadbesucher kommen in- der Großgemeinde 160 ha in 35 Bebauungsplä- nerhalb der Gemeindegrenze nicht auf ihre Ko- nen ausgewiesen wurden, sind zunächst die noch sten, fehlt doch sowohl ein Freibad als auch ein offenen Grundstücke zu bebauen. Einige noch im Hallenbad. Die im FNP vorgesehene Errichtung Verfahren befindliche Bebauungspläne sollen zu eines Hallenbades in Nachbarschaft zur Tennis- einer Abrundung der vorhandenen Bebauung bei- halle wird wahrscheinlich nicht zum Tragen tragen. Weil weitere gewerbliche Ansiedlungen kommen, obwohl ein entsprechender Bebauungs- wegen fehlender Reserveflächen nicht realisiert plan existiert; schließlich baut die Nachbarge- werden können, ist auch hier an eine Arrondie- meinde ein neues Hallenbad. Auf rung bzw. Erweiterung bestehender Flächen ge- kulturellem Sektor sind insbesondere die in der dacht. Darüber hinaus ist beabsichtigt, nördlich Aula der Realschule stattfindenen Veranstaltun- von Wilden in der Nähe der Autobahn ein größe- gen des "Kulturkreises um die Wasserscheide" res Gewerbegebiet auszuwersen. hervorzuheben, an dessen Trägerschaft Wilns- dorf zusammen mit anderen Kommunen beteiligt Mit einer behutsamen Erweiterung des Orts- ist. Des weiteren hat die Gemeinde in einer ehe- kerns ist indes bereits begonnen worden. Geplant maligen Fabrikhalle ein örtliches Museum für ist ein ca. 3 ha großes Areal, westlich der Ha- Volkskunde und eine kulturhistorische Begeg- gener Straße gegenüber dem jetzigen Ortszen- nungsstätte eingerichtet; mit Festhalle, Biblio- trum gelegen, mit zusätzlichen Geschäften und thek und Jugendmusikschule in einem Gebäude- Dienstleistungsbetrieben sukzessive zu bebauen. komplex untergebracht, hat sich dort ein kulturel- ler Schwerpunkt etabliert. Die Entlastung der Ortslage Niederdielfen durch eine Umgehungsstraße, die den gewerbli- Insgesamt hat sich Wilnsdorf durch die ziel- chen Zielverkehr aus dem Weißtal zur Autobahn strebige Ausrichtung auf den Siedlungsschwer- aufnehmen soll, ist auf dem Verkehrssektor die punkt von einer ländlich strukturierten, unterver- dringlichste Aufgabe; die entsprechende Trasse sorgten Kleingemeinde zu einem voll ausgestat- ist im FNP dargestellt. Ansonsten setzt die Ge- teten Grundzentrum gewandelt. Da die wesentli- meinde Prioritäten bei Maßnahmen zur Dorfer- che Angebotsverbesserung im Einzelhandels- neuerung und Wohnumfeldverbesserung in den und Dienstleistungsbereich teilweise auch den Ortskernen der Altgemeinden. mittelfristigen Bedarf einschließt, können sogar Teilfunktionen eines Mittelzentrums wahrge- nommen werden, wenngleich in einigen Teilbe- Literatur reichen durchaus noch Mängel festzuhalten sind Duckwitz, G (1974): Möglichkeiten der strukturellen Verän- (u.a. in der medizinischen Versorgung mit derung im Verdichtungsraum Siegen. In: Raumforschung und Fachärzten). Die Gemeinde hat stark vom Subur- Raumordnung, 32. Jg., S. 61 -16 banisierungsprozeß profitiert, der sich sowohl in Gopa - Gesellschaft für Organisation, Planung und Aus- einer deutlichen Zunahme der Einwohnerzahl als bildung ( I 973): Gemeindeentwicklungsplan für die Gemein- de Wilnsdorf. Bad Homburg auch in einer entscheidenden Verbesserung des IHK Siegen (Hg.) (1987): Auf dem Wege von der Industrie- Arbeitsplatzangebotes im produzierenden Ge- zur Dienstleistungsgesellschaft? Beschäftigtenanalyse für den werbe und bei den Dienstleistunsen nieder- Wirtschaftsraum Siegen-Wittgenstein/Olpe 1 985 gegenüber schlägt. 1978. Siegen Kluczka, G. (1971): Südliches Westfalen in seiner Gliede- rung nach zentralen Orten und zentralörtlichen Bereichen. III. Perspektiven und Planung Bonn-Bad Godesberg (= Forschungen zur deutschen Landes- kunde. Bd. 182) Die mittelfristigen Planungen sehen aufgrund 800 Jahre Wilnsdorf 1185-1985 (1985): Festschrift der Ar- der in der jüngsten Vergangenheit außerordent- beitsgemeinschaft 800 Jahre Wilnsdorf. Wilnsdorf . lich dynamischen Entwicklung in erster Linie Flächennutzungsplan der Gemeinde Wilnsdorf von 1987 Maßnahmen zur Bestandspflege und einer vor- und Erläuterungsbericht sichtigen Weiterentwicklung vor, wobei keinerlei Gebietsentwicklungsplan Reg.-Bez. Amsberg, Teilabschnitt großflächige Vorhaben durchgeführt werden sol- Siegen-Wittgenstein/Olpe (Entwuo, I 985

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