Wilnsdorf Von Rolf Betz

Wilnsdorf Von Rolf Betz

Wrr-Nsoonr' Wilnsdorf von Rolf Betz I. Lage und Entwicklung baches weist unterhalb von Rudersdorf alluviale Luftbild der Gemeinde und diluviale Aufschüttunsen auf. Das Gebiet der Gemeinde Wilnsdorf, im Südosten des Altkreises Siegen gelegen, wird Eine gute überregionale Anbindung im von großen Reliefunterschieden und einer stark Schienenverkehr ist durch den Verlauf der gegliederten Topographie geprägt. Während zweigleisigen elektrifizierten Eisenbahnstrecke sich die Täler des Weiß-, Hecke- und Wildenba- Hagen-Siegen-Gießen gewährleistet, deren ches, deren Verlauf die Lage der Siedlungen Trasse durch das Weißtal führt. Gleichwohl be- Einwohner: 21.288 weitgehend bestimmt, nach Westen zur Sieg sitzt die Autobahn A 45 Sauerlandlinie mit der Fläche: 72,00 km2 bzw. Heller öffnen, bildet im Südosten die Kalt- zentral gelegenen Anschlußstelle Wilnsdorf eine Einwohnerje km2: eiche mit einer Höhe von über 550 m ü. NN eine größere Bedeutung für die Erschließung und naturräumliche Grenze. Dieser Gebirgsrücken, Entwicklung dieses Raumes. Wilnsdorf selbst der vom Rothaargebirge in nordöstlich-südwest- liegt im Schnittpunkt der B 54 (Siegen-Haiger licher Richtung verläuft, trägt die Wasserschei- mit Anschluß über den Westerwald in den Raum de zwischen den Flußkammern von Sieg und Koblenz/Limburg) und der L 122, die sowohl Lahn bzw. Dill und ist gleichzeitig die Landes- als Autobahnzubringer fungiert als auch den grenze zu Hessen: auf 7,6 km ist die Gemeinde- Raum Betzdorf/Kirchen und die Orte im grenze zugleich Landesgrenze. Weißtal mit Wilnsdorf verbindet. sowie der L 907 und K 25; es verfügt somit über eine gute Die geologische Struktur wird im wesentli- überregionale Anbindung. Ergänzend sorgt ein chen von den oberen Schichten des mittleren System von Landes- und Kreisstraßen trotz teil- Unterdevons bestimmt; Bänder- und Flaser- weise schwieriger topographischer Verhältnisse 264,OO schiefer mit Einlagerungen von Grauwacke sind insgesamt für eine ausreichende regionale Er- vorherrschend. Ledislich die Talaue des Weiß- schließung. (LDS, Stdd:30.06.94) 93 WnNsnonp Grundzentrum in einer Der Raum um Wilnsdorf war aufgrund ober- Tabefle I Bevölkeruns 1970 - 1994 ländlichen Zone mit flächennaher Erzvorkommen bereits in frühge- 10.000 bis 25.000 E. Jahr Einwohner Jahr Einwohner schichtlicher Zeit bewohnt, der selbst wird und Teilfunktion eines Ort 9',70 (YZ 6.109 1984 19.404 Mittelzentrums im Vsr- 1185 erstmals urkundlich erwähnt. Als nach jahr- sorgungsbereich hundertelanger nassauischer Herrschaft Wilns- 9',72 1.054 l 986 t9.896 dorf 1815 Preußen zugeteilt wurde, erwuchs dem 916 7.94r 1981 (VZ 19.814 Ort wegen seiner Grenzlage zum Herzogtum 918 8.655 l 988 t9.929 Nassau und daraus Emichtung 1969 wurden die Ort- der resultierenden 980 9.126 1990 )-0.397 schaften Anzhausen, eines Zollamtes für kurze Zeit (bis zur Gründung 982 9.332 1994 l1 .288 Flammersbach, Gerns- des Zollvereins) eine gewisse zentrale Bedeu- dorf, Niederdielfen, tung. Dennoch behielt Quelle: Stat. Jahrbuch NRW; LDS NRW (1994) Oberdielfen, Obersdorf, Wilnsdorf seinen ländli- Rinsdorf, Rudersdorf, chen Charakter trotz nachhaltiger historischer Wilden und Wilgersdorf Bezüge zum Erzbergbau - die Grube Ratzenstein gleich zu den übrigen Ortschaften überdurch- eingemeindet. wurde 1298 als erste Siegerländer Grube urkund- schnittliche Zunahmen ^) verzeichnen hatte. lich erwähnt -, da die vorindustrielle Weiterver- Nach einer Abschwächung des Wachstumstem- arbeitung des Eisenerzes sich im Siegerländer pos in den 80er Jahren werden derzeit über Einwohner in Ortsteilen: Kernraum auf die dortigen Blas- und Hammer- 2 1 .000 Einwohner registriert. hütten konzentrierte. Auch die einsetzende Indu- Wilnsdorf 3.543 strialisierung ging an Wilnsdorf vorbei, so daß Insgesamt verfügt Wilnsdorf neben Netphen Niederdielfen 2,857 die Bewohner. soweit sie nicht in der Landwirt- über die höchsten Zuwachsraten im Kreis Sie- Wilgersdorf 2.Us schaft beschäftigt waren, in den industrialisierlen gen-Wittgenstein, in erster Linie resultierend aus Rudersdorf 2.706 Haupttälern ihrer Arbeit nachgingen, zunächst in Nahwanderungen aus dem Siegerländer Kern- Obersdorf 1.939 den Eisenerzgruben, später in Industrie, Hand- raum, aber auch begünstigt durch eine gezielte Wilden 1.776 werk und Dienstleistungsunternehmen. kommunale Entwicklungsplanung mit der Aus- Oberdielfen 1.442 weisung großfl ächiger Neubaugebiete. Anzhausen 1.347 1844 wurde Wilnsdorf Amtssitz und behielt Cernsdorf 1.309 diese Funktion bis zur kommunalen Neugliede- Auch auf wirtschaftlichem Sektor setzten Flammersbach 1.181 rung des Kreises Siegen, als 1969 aus dem Amt nach der kommunalen Neuordnung nachhaltige Rinsdorf 1.053 Wilnsdorf und den im Weißtal gelegenen Ge- Veränderungen ein. Auf der neu geschaffenen In- (Ang. d. Gem., Stmd: 31. 12.94) meinden des damaligen Amtes Netphen die heu- dustrie- und Gewerbefläche im Heckebachtal er- tige Gemeinde Wilnsdorf mit insgesamt 1l Ort- folgte nicht zuletzt wegen des unmittelbaren Auto- schaften entstand. Die Ausgangslage der neuen bahnanschlusses an die damals neu errichtete A45 Geträude- u. Freiflächen: Gemeinde war gekennzeichnet durch eine eher eine rasche Ansiedlung von Betrieben unter- 6,21kmz (8,6 Eo) disperse Siedlungsstruktur mit vier nahezu gleich schiedlichster davon Art, die überwiegend aus Siegen großen Altgemeinden von jeweils 66,5 9o Wohnbaufläche ca.2. 100 Ein- wegen dort fehlender Expansionsmöglichkeiten 15,1 7o Gewerbefläche wohnern (Wilnsdorf, Wilgersdorf, Rudersdorf, verlagert worden sind. Zu der Schaffung von na- 0,5 7o Mischnutzung Niederdielfen), einen geringen Industrialisie- hezu 3.000 neuen Arbeitsplätzen zwischen 1970 (St0di 1989) rungsgrad, hohen Auspendleranteil (fast 3/4 aller und 1989 trug aber auch wesentlich die neu gestal- Erwerbspersonen) und unzureichende Infrastruk- tete Ortsmitte von Wilnsdorf mit ihren vielftiltigen turausstattung. Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben bei. Wenngleich Wilnsdorf bei der Zunahme der Be- Die Einwohnerzahl der Gemeinde stieg von schäftigten landesweit einen absoluten Spitzen- knapp 16.000 zum Zeitpunkt der Kommunalre- platz innerhalb der Gemeinden gleicher Größen- form bis 1980 mit einer Rate von l,Jo/o p.a. auf ordnung einnimmt, liegt seine Industriebesatz- und über 19.000 an, wobei Wilnsdorf selbst im Ver- Dienstleistungsbesatzziffer von 169,9 bzw. 105,6 Tabelle 2 Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren Sektor Beschäffigte Veränderungen r910-78 1918-87 1970 l 978 1981 abs. I qo abs. I so Land- und Forstwirtschaft 432 2ll 2l -221 -51 ? - 190 -90,0 Produzierendes Gewerbe 1.335 t.902 3.311 561 /11 < 1.475 775 Dienstleistungen 186 t.263 2.100 A1a 60.1 837 66,2 Insgesamt 2.553 3.376 5.498 823 2.122 62,8 Quelle: VZ 19701 IHK Siegen, Beschäftigtenanalvse 1981l,VZ 1987, Arbeitsstätrenzählung 94 Wrr-Nsoonp (Beschäftigte im sekundriren bzw. tertiären Sektor Wilnsdorf wird heute als Grundzentrum in Erwerbstätige 1987: je 1.000 Einwohner) unter dem Landes- und einer ländlichenZone mit 10.000 bis 25.000 Ein- 4.665 Kreisdurchschnitt. Dies wie auch der weiterhin ne- wohnern und Teilfunktionen eines Mittelzen- |,lVo gative Pendlersaldo resultieren in erster Linie aus trums ausgewiesen (LEP I/II) - zweifelsohne ist der räumlichen Nähe zum Oberzentrum Siesen. dies Ausdruck der dynamischen Entwicklung ''ry,,,, der letzten Jahrzehnte. Dominierend mit einem Beschäftigtenanteil von rd. 60Vo ist das produzierende Gewerbe, ins- Außerdem verfügen die im Weißtal gelege- Erwerbstätige 1993: über besondere die metallverarbeitende Industrie. nen Ortsteile Rudersdorf und Niederdielfen 6.775 Dazu zählt auch der größte Einzelbetrieb mit ein ausreichendes Grundangebot sowohl im me- 0,9% über 700 Beschäftigten, die Fa. Siegenia in Nie- dizinischen Bereich als auch zur Deckung des *w,," derdielfen, die Fenster- und Türbeschläge produ- täglichen Bedarfs. Sie sind auch Standorte von ziert und weltweit exportiert. Alle anderen Unter- Grund- und Hauptschule bzw. Realschule. nehmen sowohl der traditionell stärker vertreten- den Branchen, wie Baugewerbe und Maschinen- In dem ausgewiesenen Siedlungsschwerpunkt bau, als auch der in jüngster Zeit erfolgten Neu- Wilnsdorf liegen auch die wesentlichen Neubau- Land- und gründungen aus dem Hochtechnologiebereich gebiete sowie weitere Flächen für zukünftige Forstwirtschaft weisen demgegenüber deutlich geringere Be- Wohnungsbauvorhaben. Sie schließen sich östlich 7 Produzierendes schäftigtenzahlen auf. und nordöstlich des im Flächennutzungsplan Gewerbe (FNP) als Mischgebiet dargestellten alten und 7 neuen Ortszentrums an. Der l3,2ha umfassende Dienstlei$tungen II. Gefüge und Ausstattung Neubaukomplex "Hoheroth" wurde kurz nach der W (Qu€llen: Volksz?ihlung I 987; Eine wesentliche Ursache für die ursprüng- Kommunalreform geplant; die ersten Häuser von Erueüstätigenrehnutrg I 993) lich unzureichende Infrastrukturausstattung der insgesamt 200 Wohneinheiten konnten zu Beginn neuen Gemeinde war das Fehlen eines gemeind- der 70er Jahre bezogen werden, und der gesamte lichen Zentrums, da lediglich Wilnsdorf mit zwei Bereich wurde innerhalb kurzer Zeit besiedelt. Es Berufs- Berufs- ihm zugeordneten Altgemeinden über einen klei- handelt sich nahezu ausschließlich um freistehen- einpendler auspendler nen überörtlichen Einzugsbereich verfügte. Da- de Einfamilienhäuser in ein- und zweigeschossi- 2.018 her entschloß sich die Gemeinde, etwa 300 m ger Bauweise, die häufig mit einer zusätzlichen (VZ 25.05.87) nordöstlich des alten Ortskerns ein neues Ge- Einliegerwohnung versehen sind. Den nördlichen schäfts- und Ortszentrum mit einer Vielzahl

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